Hypnose und Kinesiologie

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Hypnose und Kinesiologie
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Der Fachverlag für Complementär-Medizin
Der nachfolgende Artikel ist mit freundlicher Genehmigung entnommen aus
EVfK
Dr. paed. Werner Weishaupt
Hypnose und Kinesiologie
Eine ideale Kombinationstherapie (Teil 2)
Im ersten Teil dieses Artikels hatte ich dargestellt, wie beide Methoden, die Hypnose
und die Kinesiologie, mit dem Bewussten und dem Unbewussten unserer Klienten und
Patienten arbeiten und auf welche Prinzipien sie dabei zurückgreifen. Im Folgenden
sollen nun verschiedene Kombinationsmöglichkeiten im Einzelnen vorgestellt werden.
Dabei geht es im Wesentlichen um drei Möglichkeiten: Austesten der besten Therapiestrategie (in Hypnose), Überprüfen des Erfolgs der Hypnosebehandlung und Nutzung hypnotischer Sprachmuster in der Kinesiologie.
Austesten der besten Therapiestrategie (in Hypnose)
Die Möglichkeiten sind hier natürlich abhängig von dem Wissen und den schon erlernten
Fähigkeiten der beiden Beteiligten – des Therapeuten genauso wie des Klienten. Denn
nicht nur das Wissen und die Fähigkeiten des
Therapeuten, sondern auch die Erfahrungen
des Klienten z. B. mit früher erlebten Trancen
fließen in die Testung mit ein. Deshalb kann
man z. B. fragen (verbal wie nonverbal über
die Muskeln):
Was ist die beste Form für die Einleitung?
•
•
•
•
Fixationsmethode
Körperreise
Armlevitation
etc.
Was ist der beste Weg für die Vertiefung?
•
•
•
•
rückwärts zählen
eine Treppe hinuntersteigen
durch verschiedene Räume führen
etc.
Was ist die beste therapeutische Strategie?
•
•
•
•
•
•
•
Arbeit mit Affirmationen
Fantasiereisen
Altersrückführung
Zukunftsvorversetzung
Ankern von Fähigkeiten
Dialog mit dem Symptom
etc.
Je nach erhaltenen Antworten kann man dann
ein therapeutisches „Menü“ zusammenstellen bzw. eine Hypnosesitzung „komponieren“,
die wirklich maßgeschneidert ist und optimale Wirkung erwarten lässt. Ob diese nun auch
erreicht worden ist, lässt sich dann wiederum
kinesiologisch überprüfen.
02/08
Überprüfen des Erfolgs
Nach dem Aufwecken / Wachwerden des
Klienten und einem kurzen Austausch im Gespräch können wir mit dem Muskeltest noch
einmal Folgendes überprüfen:
• Hat die Behandlung so gewirkt, wie sie wirken sollte?
• Ist der Klient zu 100 % bereit, den Gewinn
dieser Behandlung anzunehmen, positiv
und sanft umzusetzen?
• Gibt es noch irgendetwas, was der Umsetzung seines Ziels im Wege steht? – Hier
sollte der Klient (sofern nicht schon während der Trance geschehen) seinen Zielzustand bzw. den ersten Schritt der Umsetzung noch einmal visualisieren, was ihm
jetzt mühelos gelingen sollte!
• Falls nicht: Gemeinsam überlegen, besprechen, austesten, wo das Hindernis
liegt und was zu tun ist, um es aus dem
Weg zu räumen! Eventuell weitere therapeutische Schritte planen.
• Gibt es noch sinnvolle Hausaufgaben, um
das Ergebnis der Behandlung zu stabilisieren? (z. B. Selbsthypnose, Arbeit mit Affirmationen, kinesiologische Methoden ...)
Um für die zukünftige Arbeit zu lernen, dürfen
wir zum Abschluss auch ein Feedback erbitten: Wie hat der Klient den Ablauf der Arbeit,
besonders der Hypnose empfunden? Was ist
gut gelungen? Wo gab es eventuell Irritationen? Was ist zu verändern oder zu verbessern?
Nutzung hypnotischer
Sprachmuster in der
Kinesiologie
Auch wer nicht mir Hypnose, sondern
ausschließlich mit kinesiologischen Me-
EVfK - Europäischer Verband für Kinesiologie
Cunostr. 50 - 52
D-60388 Frankfurt- Bergen
E-Mail: [email protected]
www.kinesiologie-verband.de
Dr. paed. Werner
Weishaupt
ist Dozent und Heilpraktiker für Psychotherapie
und Kinesiologie. Er ist
Leiter des „Zentrums für
Angewandte Kinesiologie, Psychotherapie und
Körpertherapie” in Salzgitter. In seiner eigenen therapeutischen Tätigkeit liegt der
Schwerpunkt bei der Psychosomatischen Kinesiologie für Erwachsene und Kinder sowie
der Gruppenarbeit und Supervision. Dr. Weishaupt ist vielen Kollegen bekannt durch seine Vorträge und Seminare bei den regelmäßig stattfindenden Psychotherapie-Symposien des „Verbandes Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und
Psychologischer Berater e.V.“, dessen Präsident er seit 2003 ist. Darüber hinaus ist er
Mitglied im erweiterten Vorstand des Europäischen Verbandes für Kinesiologie (EVfK).
Kontakt:
Verband Freier Psychotherapeuten für
Heilpraktiker für Psychotherapie
und Psychologischer Berater e.V.
Lister Str. 7, D-30163 Hannover
[email protected], www.vfp.de
thoden arbeitet, sollte sich Folgendes
vor Augen führen:
Lernen geschieht ständig –
bewusst und unbewusst.
Auch in kinesiologischen Sitzungen lernen wir
mit allen Ebenen. Alles, was wir als Berater
oder Therapeuten sagen, kann von den Klienten als Suggestion verstanden und aufgenommen werden. Deshalb ist es gut und wichtig, unsere Sprache gezielt und kontrolliert
einzusetzen – und zwar vor allem in den „diagnostischen“ Phasen. Wie im ärztlichen oder
klinischen Kontext befinden sich unsere Klienten in diesen Momenten in aller Regel in einer
inneren Ungewissheit und Anspannung. Sie
sind darauf ausgerichtet, wichtige Botschaften mit großer persönlicher Bedeutung von einer Autoritätsperson zu empfangen und aufzunehmen, nichts Entscheidendes zu verpassen usw. – kurz: sie sind in einer höchst
suggestiblen Verfassung. Wenn sie nun eine
Diagnose eröffnet bekommen, prägt sich die
meist tief ein – und wirkt von innen weiter ….
Ob das nun eine Krankheitsbezeichnung ist,
eine Ursachenerklärung, eine Schuldzuwei-
1
EVfK
sung oder eine scheinbare Nebenbemerkung:
all das prägt das Bild des Klienten von sich
selbst, seiner gesundheitlichen Verfassung,
seinen Heilungschancen, Zukunftsaussichten
usw. Ich habe schon manche Sitzung für einzelne Klienten gebraucht, um solche Verfestigungen und Entmutigungen wieder aufzulösen, die durch Kommentare von Ärzten oder
anderen Therapeuten entstanden waren,
durch Sprüche wie: „Sie haben die XY-Erkrankung – damit müssen Sie jetzt leben!“ oder
„Das ist Verschleiß – da kann man nichts mehr
machen!“ Aber auch wir Psychotherapeuten
und Kinesiologen unterschätzen manchmal
die suggestive Wirkung unserer eigenen Aussagen, wenn wir z. B. auf bestimmte Kindheitserfahrungen als „Ursache“ für die Entstehung eines Gegenwartsproblems hinweisen. Nicht selten wird das von den Klienten als
eine Art Schuldzuweisung verstanden, womit
dann der Problemberg aber eher erhöht statt
abgetragen wird!
nau ausdrücken – sei es aus Unsicherheit, sei
es aus Gewohnheit. Denn in alltäglichen Gesprächen sind wir alle meist nicht besonders
präzise. So haben wir als Berater gerade am
Anfang eines Gesprächs häufig die Aufgabe,
nach konkreten Details zu fragen, um ein einfaches Beispiel zu bitten usw. – damit wir annähernd verstehen, d. h. uns ein Bild machen
können von dem, was der Klient schildert: von
den äußeren Lebensumständen und seinen inneren Reaktionen, Empfindungen usw.
tiv unspezifisch. Wenn man sagt „Du kannst
lernen ... ”, so bleibt eben offen, wie du lernst,
und du kannst deine eigenen Erfahrungen von
„lernen” benutzen.
Wenn ein Klient z. B. sagt, er habe immer wieder „Schwierigkeiten mit seinem Selbstbewusstsein”, so wissen wir eigentlich noch gar
nichts über ihn. Um ihn annähernd zu verstehen, müssten wir z. B. erfragen
• Du hörst meine Stimme und kannst beginnen, loszulassen.
• welcher Art diese „Schwierigkeiten” sind,
• Während du so bequem ausruhst, wirst du
gleich beginnen zu träumen.
Ein achtsamer Umgang mit unserer Sprache
ist jedoch nicht nur in den „Gesprächsphasen“, sondern gerade auch in den „Behandlungsphasen“ bedeutsam. Während wir z. B.
die Stresslösepunkte auf der Stirn oder andere Reflexpunkte halten, gehen unsere Klienten
ohnehin meist in eine leichte Trance, so dass
hier der richtige Zeitpunkt für hypnotische
Sprachmuster und Interventionen ist, die die
Therapieergebnisse optimieren!
• was er unter „Selbstbewusstsein” versteht,
Pacing und Leading
Das erste Prinzip, nach dem wir hier vorgehen, wird auch als „Pacing” und „Leading” bezeichnet: Wir passen uns in bestimmter Weise der Situation, der Sprache, dem Rhythmus, den Erwartungen unseres Klienten an.
Dadurch fühlt er sich verstanden und kann
mehr und mehr Vertrauen zu uns gewinnen, so
dass er dann innerlich bereit wird, uns auch
dahin zu folgen, wo etwas Neues zu entdecken ist.
Beim „Pacen” fangen wir mit ganz offensichtlichen Beobachtungen an, die wir dem Klienten „spiegeln”, seine äußere Lage und Körperposition, die Temperatur und die Geräusche im Raum, die Dinge, die er (noch) in seinem Sichtfeld hat usw.
Je mehr wir dann „nach Innen” gehen, desto
vager müssen wir mit unseren Behauptungen
werden, denn wir wissen ja nicht genau, was
unserem Klienten durch den Kopf geht und ob
er vielleicht eher aufgeregt und ängstlich oder
nur neugierig und schon relativ locker ist.
Deshalb kommt hier das zweite Prinzip zur Anwendung:
Verwenden
unspezifischer Ausdrücke
Im üblichen Beratungsgespräch ist es oft so,
dass die Klienten sich sprachlich eher unge-
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• was er wann in welcher Umgebung als
„schwierig” empfindet,
Ursache-Wirkungs-Verkettungen: Vielfach
kann man allein durch sprachliche Verkettung
den Zuhörer einladen zu glauben, dass wegen
eines Phänomens notwendigerweise ein zweites folgt. Die einfachsten Verbindungen erfolgen durch ‚und’ oder ‚während’:
• Du atmest ruhig ein und aus und das bringt
dich immer weiter nach innen.
• Und während du träumst, taucht eine Lösung wie von selbst auf.
• woran er das für sich misst und nach welchen Kriterien,
Noch stärkere Wirkungen haben Verben der
Verursachung, wie z. B. machen,. lassen, bewirken, schaffen, helfen etc. Beispiele:
• wann er zufrieden mit sich ist und wann
nicht
• Der Klang meiner Stimme lässt dich noch
tiefer entspannen.
• usw.
• Die tiefe Ruhe bewirkt eine vollkommene Erholung.
Je mehr wir nachfragen, helfen wir in der Regel nicht nur uns zu verstehen, sondern auch
dem Klienten. Auch seine Wahrnehmung seiner „Schwierigkeiten” wird differenzierter. Entsprechend der „Minimax-Intervention” von
Manfred Prior „Immer stimmt nie!” (im Zusammenhang mit Symptomen) kann der Klient
durch unsere Erkundigungen meist auch „positive Ausnahmen” erkennen bzw. für sich herausfinden, was genau ihm eventuell noch
fehlt, um sich so „selbstbewusst” zu fühlen,
wie er möchte, oder ob sein Idealbild eines
„selbstbewussten” Menschen vielleicht einfach überhöht ist.
Beim „Miltonmodell” (den Sprachmustern, die
Milton Erickson in seiner Arbeit bevorzugt hat)
gehen wir jedoch genau umgekehrt vor! Wir
benutzen bewusst „Allgemeinplätze” und unspezifische Ausdrücke, um dem Klienten einen weiten Rahmen zu geben, den er innerlich
dann mit seinen konkreten Erfahrungen und
Empfindungen ausfüllen kann. Wir verwenden
z. B.:
Nominalisierungen: „Du weißt, dass du eine
gewisse Schwierigkeit hast, für die du gerne
eine Lösung finden möchtest, und mir ist nicht
klar, welche deiner persönlichen Fähigkeiten
du am besten benutzen kannst, um diese
Schwierigkeiten zu lösen. Aber du kannst deine Erlebnisse durchsuchen, um genau diese
benötigten Fähigkeiten zu finden.”
Unspezifische Verben und Ausdrücke:
Verben wie z. B. lernen, lösen, verändern, denken, wissen, erfahren, verstehen, erinnern,
erleben, sich bewusst machen usw. sind rela-
• Jedes Geräusch vertieft deine Entspannung.
• Je mehr du die Entspannung genießt, desto mehr hilft sie dir, genau die Erfahrungen
zu machen, die du jetzt brauchst.
Vorannahmen: Implikationen sind normalerweise unhinterfragte Aussagen, die wahr sein
müssen, damit der ganze Satz einen Sinn ergibt. Sie sind in der Regel unserer bewussten
Aufmerksamkeit entzogen. Beispiele solcher
Vorannahmen sind:
• Falls sich Erinnerungen einstellen, so ist
das ganz in Ordnung.
(--- Es gibt Erinnerungen!)
• Dein alter Glaube hat dich behindert.
(--- Es gibt einen neuen Glauben!)
• Auch wenn du gleich wieder ganz wach
bist, geht das Lernen weiter.
(--- Du hast schon etwas gelernt!)
Die konsequente Anwendung dieser Prinzipien
und Sprachmuster lässt uns als Kinesiologen
und Therapeuten immer erfolgreicher werden!
(--- Wir sind schon erfolgreich!)
Literaturhinweise
Weishaupt, Werner: Hypnose und Kinesiologie
(Teil 1). CO’MED Fachmagazin 2008; 1:116117
02/08