Kultur - Camping Villar

Transcrição

Kultur - Camping Villar
COPERTINA tedesco
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INFO
Fremdenverkehrsamt A.T.L. del Cuneese
Via Vittorio Amedeo II, 8 A - 12100 Cuneo
Tel. +39.0171.690217 - fax +39.0171.602773
[email protected] - www.cuneoholiday.com - www.autunnocongusto.com
HOTELINFORMATIONEN UND RESERVIERUNGEN
CONITOURS – CUNEO
TEL. +39.0171.698749 - FAX +39.0171.435728 - [email protected]
CONSORZIO ALTA VAL TANARO TURISMO - GARESSIO
TEL. +39.347.9156791 - FAX +39.0174.81981 - [email protected]
CONSORZIO TURISTICO ALPI DEL MARE - VICOFORTE M.VÌ
TEL. +39.0174.569016 - FAX +39.0174.565928 - [email protected]
IN TERRE DI GRANDA - CUNEO
TEL. +39.0171.67575 - FAX +39.0171.649728 – [email protected]
TERRE DI EMOZIONI - MONDOVÍ / FRABOSA SOTTANA
TEL./FAX +39.0174.44343 - [email protected]
TURGRANDA / BLUPIEMONTE - CUNEO
TEL. +39.0171.697668 - FAX +39.0171.699224 – [email protected]
V.A.L. BED & BREAKFAST - CUNEO
TEL. +39.0171.437220 - +39.347.7730489 - [email protected]
Die
okzitanischen Täler
in der Provinz von Cuneo
NUOVO, DA SEMPRE.
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Die grüne Linie zeigt das Gebiet
des A.T.L. von Cuneo
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Für Informationen über die Kultur, Sprache und Literatur Okzitaniens, sowie die ländlichen Traditionen,
Kino, Bücher und Zeitschriften, wenden Sie sich bitte an:
Espaci Occitan - Via Val Maira, 19 - 12025 Dronero - Tel. 0039.0171.904075/904158
www.espaci-occitan.org - [email protected]
Chambra d’òc - Strada Arnaud Daniel, 18 - 12020 Roccabruna
Tel. 0039.0171.918971 - 0039.328.3129801
www.chambradoc.it - [email protected]
Coumboscuro Centre Prouvençal
Sancto Lucìo de Coumboscuro - 12020 Monterosso Grana - Tel. und Fax 0039.0171.98707
www.coumboscuro.org - [email protected]
Verein Lou Soulestrelh - Via Roma, 27 - 12020 Sampeyre
Kulturverein La Cevitou - Frazione San Pietro, 89 - 12020 Monterosso Grana
Tel. und Fax 0039.0171.988102 - www.lacevitou.it
Internetseite der okzitanischen Täler im Piemont: www.ghironda.com
Für weitere Informationen über kulturelle Stätten und Ort, Museen, Kunstausstellungen, kulturelle
Veranstaltungen und Feste Okzitaniens wenden Sie sich bitte an:
Verein Marcovaldo - Via Cappuccini, 29 - 12023 Caraglio
Tel. 0039.0171.618260 – Fax 0039.0171.610735 - www.marcovaldo.it - [email protected]
Provinz von Cuneo - Internetseite über die Museen http://musei.provincia.cuneo.it
Laboratorio Ecomusei - Via Nizza, 18 - 10125 Torino - Tel. 0039.011.4323845
www.ecomusei.net - [email protected]
Informationen über die Feste im Piemont: www.atlantefestepiemonte.it
Für Informationen über die Parks und Naturschutzgebiete:
Naturpark der Seealpen - Piazza Regina Elena, 30 – 12010 Valdieri - Tel. 0039.0171.97397
www.parcoalpimarittime.it - [email protected]
Amt für die Verwaltung der Parks und Naturschutzgebiete in der Region Cuneo
Via S. Anna, 34 - 12013 Chiusa Pesio - Tel. 0039.0171.734021
www.parks.it/parchi.cuneesi - [email protected]
Park des Po Cuneese - Via Griselda, 8 – 12037 Saluzzo - Tel. 0039.0175.46505
[email protected] - www.parcodelpocn.it
Park der Flüsse Gesso und Stura - Piazza Torino, 1 – 12100 Cuneo - Tel. 0039 0171.444501
www.parcofluviale.cuneo.it - [email protected]
Internetseite der Parks, Reservaten und Schutzgebiete in Italien: www.parks.it
Internetseite der Region Piemont über Parks, Schutzgebiete und der Zeitschrift
Piemonte Parchi:
www.regione.piemonte.it/parchi - www.piemonteparchiweb.it
Ein großer Teil, der hier in diesen Reiseführer genannten Gemeinden, verfügt über eine Internetseite mit
Informationen über thematische Wege.
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INHALT
Okzitanien
Willkommen in den okzitanischen Tälern von Cuneo!
Zu Fuß durch Okzitanien
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DIE TÄLER DES PO, BRONDA, INFERNOTTO
Die Namen des Monviso
Vom Mombracco zum Buco di Viso
Entdecken Sie die Hochtäler
Wandernde Maler
Religiöser Glaube und Überlieferungen
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VARAITA-TAL
“Sonnige” Handwerkskunst
Unterhalb des Alpenpasses Colle dell’Agnello
Casteldelfino und der Wald von Alevé
Poesie und farbige Bänder
Lilien und Delfine
“Mistà e danza”
Der Klang der Täler
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MAIRA-TAL
Eine Engländerin in Dronero
Große Meister
Die ciciu der Heiligen
Museen des Tals
Im Ort von Matteo Olivero
Essen d’oc
Okzitanien par Excellenze
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GRANA-TAL
Der Käse Castelmagno
Die Walfahrtskirche von Castelmagno
Novè
Feste in Coumboscuro
Auf den Spuren von Pietro
Caraglio: Seide, Musik und Kunst
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STURA-TAL
Museum in luftiger Höhe
Bewegtes Vinadio
Verschwimmende Grenzen
Gedenken an den Krieg
Die Wunder von Pedona
Literarische Wege und Überlieferungen
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GESSO-TAL
Der Bär und das Roggen
Königliche Erinnerungen in Valdieri und Entracque
Auf den Spuren von Wölfen und Bartgeiern
Le Parlate, das Teatro d’oc
Die Gastronomie in den Tälern
Geschichten von wandernden Schäfern
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VERMENAGNA-TAL
Die Festungen von Tenda
Ubi stabant cathari
Pinocchio in Vernante
Die Pioniere von Nòto und Jòrs
Heu, Poesie, Worte
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DIE TÄLER AM FUßE DES BISALTA
Botanikzentrum
Die Kartause in den Wäldern
Fotosammlung im Park
Berühmte Männer von Peveragno
Neue Musik mit den Gai Saber
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KYÈ-TÄLER
Weg der Partisanen
Löcher in den Bergen und alte Berufe
Die Kunst von Giovanni Mazzucco
Kultur und Geschmack der Alpen
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BRIGASCO
Ein Wallfahrtsort aus der Jungsteinzeit
Wälder und archaische Dörfer
Paradies der Höhlenforscher und Botaniker
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Wichtige Adressen
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Texte:
Einleitung und Texte zu den Tälern des Po, Bronda, Infernotto, Varaita, Maira und Gesso
von Leda Zocchi (Ass. Arealpina); Texte zu den Tälern des Stura, Grana, Vermenagna, Bisalta,
Kyè und Brigasco von Fredo Valla (Ass. Arealpina)
Bildmaterial:
A.T.L. del Cuneese, C.M. Valli Po, Bronda, Infernotto, C.M. Valle Varaita, C.M. Valle Maira,
C.M. Valle Stura, C.M. Valli Monregalesi, C.M. Alta Val Tanaro, Ass. Culturale Il Marcovaldo,
Chambra d’Oc, Coumboscuro Centre Prouvençal, Espaci Occitan, Parco Naturale Alpi Marittime,
Parco Naturale Alta Valle Pesio e Tanaro, Terme di Vinadio, Tiziana Aimar, Elisa Bono,
Massimiliano Fantino, Roberto Gaborin, Laura Martinelli, Daniela Salvestrin, Marco Toniolo
Grafik: Madisonadv - Cuneo - www.madisonadv.it
Druck: TEC Arti Grafiche - Fossano - www.tec-artigrafiche.it
Übersetzung: Verena E. Bauer - E-Mail: [email protected]
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Okzitanien
Okzitanien ist einer der größten linguistischen Gebiete in Europa.
Das Territorium erstreckt sich über drei Länder: Frankreich, Spanien und
Italien. Auf einer Oberfläche von circa 200.000 km2 leben mehr als 10
Millionen Einwohner.
In Italien findet man außerhalb der okzitanischen Täler des Piemonts, der
Regionen Cuneo und Turin auch okzitanische Gemeinden in Ligurien,
Triora und Olivetta San Michele.Eine “Insel”okzitanischer Sprache mit sehr
altem Emigrationshintergrund findet man auch in Kalabrien und in
Guardia Piemontese.
Der Name Okzitanien ist sehr alt und geht mindestens auf das 14.
Jahrhundert zurück, wo diese Bezeichnung in verschiedenen Dokumenten vorkam. Im Mittelalter kam die Lingua d’oc dank der Troubadoure zu
Ruhm und somit wurde sie auch außerhalb des Gebietes bekannt: in
Galizien, Katalonien, Italien, Deutschland und Ungarn.Dante Alighieri, zum
Beispiel, schätzte diese Sprache sehr: in seinem Convivio (I, 13) verwendet
er die “geschätzte Sprache der Provence”und in seiner Divina Commedia
(Purgatorio, Canto XXVI) lässt er den Troubadour Arnaud Daniel in
Okzitanisch parlieren, geschätzt als “bester Verfechter der Muttersprache”
In den modernen Zeiten bekam Frederi Mistral (1830-1914),
provenzalische Dichter, für sein Werk in okzitanischer Sprache den
Literaturnobelpreis (1904).
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Willkommen in den okzitanischen
Tälern der Provinz von Cuneo!
Wie befinden uns im äußersten, östlichen Teil von Okzitanien, einem
linguistischen Gebiet, dass sich über den größten Teil von Südfrankreich bis
zum kleinen Tal von Aran in Katalonien (Spanien) erstreckt. Bei uns erkennt
man die Unterschiede von Okzitanien im Vergleich zu den anderen Teilen
dieses Gebietes. Diese Gegend im Piemont, die sich auf 13 Täler erstreckt, hat
eine raue und bergige Landschaft. In den Tälern der Poebene ankommend,
öffnen sich die Täler fächerförmig nach Western: Gipfelkronen prägen den
Horizont und erleuchten rosafarben die frühen Morgenstunden und
verschwinden im Gegenlicht des Abendhimmels.
Für lange Zeit war diese Gegend schwer zugänglich und somit haben die Täler
einige Charakteristiken entwickelt, sowohl linguistisch als auch traditionell
gesehen. Aber wer denkt, dieser Ort wäre wie eine isolierte Insel, irrt: die Wege
und Straßen wurden, seit dem Mittelalter, von einer Seite zur anderen stark
frequentiert, sowohl im heutigen italienischen Gebiet, als auch im
französischen Gebiet. Beweis hierfür ist die Lingua d’Oc, die diese Völker
miteinander verbindet, die künstlerischen Hinterlassenschaften der Maler, die
dort arbeiteten, die beruflichen Wanderer, die die Menschen vom Mittelmeer
in die Berge oder von einem Tal zum anderen und in die Berge der Poebene
oder anderen Ebenen brachten. Die Berge wollen einen langsamen und
konstanten Schritt, wenn man auf ihre Gipfel gelangen möchte. So bedarf es
Geduld, um in den Ortschaften, Gemeinden und Nebentälern die Schönheiten
dieses Landes zu erkunden. Diese Einzigartigkeiten wollen ohne Hektik, mit
wachsamen Blick und bedächtigen Schritten erkundet werden, um die Natur
des Ortes und die Zeichen der Menschen, die dort gelebt haben zu entdecken.
Die 13 Täler sind Hüter der Schönheiten der Natur, Geologie, Karstenerscheinungen, Flora, Fauna, architektonischer Kultur, Musik, Literatur und
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kulinarischen Traditionen. Leider, auf Grund der Abwanderung am Ende des
Zweiten Weltkrieges, wurde der Erhalt dieses Reichtums einem vielen zu
kleinen Personenkreis anvertraut. Oft werden Wiesen zu Niederwäldern,
Ziegen und Wildschweine nehmen den Platz ein, der eigentlich für Gärten
bestimmt war.
Aber das neue Bewusstsein, dass man sowohl die Natur, als auch die
Traditionen mit Respekt behandeln soll, haben dazu geführt, dass Naturparks
und somit auch Museen über das Gebiet errichtet wurden, damit die
Erinnerung an das Vergangene erhalten bleibt und uns die Tatsache im
Gedächtnis bleibt, dass das Gebirge ein Reichtum ist, den man nicht aus der
Hand geben darf (Info: www.chambradoc.it/cmgv/progettocmgv.page).
Zu Fuß durch Okzitanien
Im September 2008 wurde ein Weg mit 60 Etappen eingeweiht. Dieser trägt
den Namen Occitania a pè (Zu Fuß durch Okzitanien). Start ist in Vinadio im
Stura-Tal und am Ende kommt man in Vielha im Aran-Tal an. Auf diesem Weg
überquert man die Alpen und die Pyrenäen, man kommt an Hügeln und
Tälern vorbei, erlebt historische Stätten und erahnt die Poesie der
Troubadoure und dieser Sprache, die ein Weltkulturgut ist. (Info:
www.chambradoc.it/LeAdesioni.page).
Die Fahne Okzitaniens
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Die Täler des Po, Bronda, Infernotto
Das Po-Tal ist eines der kürzesten okzitanischen Täler. In der Mitte der
fächerförmig angeordneten Täler, erreicht man in wenigen Kilometern eine
Höhe von 3.841 Metern über dem Meeresspiegel und kommt auf dem Gipfel
des Monviso an, der den Horizont in westlicher Richtung dominiert.
Hier findet man den höchstgelegensten Teil des Parks Parco del Po von Cuneo.
Dieser Park ist als Schutz der Quelle des Pos und der Flora und Fauna gedacht,
die diese Berggegend charakterisieren.Aber auch die Gewässer sollen hierdurch
geschützt werden, mit den Torfgruben, die einige dieser Hochebenen
dominieren.
Schon in vergangen Zeiten ließen sich in diesen Tälern Menschen nieder und
noch heute erkennt man durch die felsigen Einschnitte die Vermachenschaften
der Frauen und Männer,die ihre Gebete an die Sonne,den Mond und die Sterne
richteten.Einige der wichtigsten Stellen findet man auf dem Mombracco,einem
Gebirge mit einzigartiger runder Form,das am untersten Teil,das Tal abschließt.
Andere Zeugnisse (Kappellen) findet man auf der anderen Seite des Tals in Bric
Lombatera.
Zahlreiche Stätten erzählen uns von Bauern und Hirten,von religiösen Kämpfen,
die auch vor dem Po-Tal nicht halt gemacht haben,von religiöser Frömmigkeit,
die Pfähle, Kapellen und Kultstätten in den schönsten Punkten der Täler
hinterlassen haben, wie die Walfahrtskirche San Chiaffredo.
Das mittelalterliche Mönchstum im Po-Tal hat zwei Stätten von besonderem
Wert: Staffarda und Rifreddo.
In der Geschichte findet man diese Orte auch bereits in früheren Epochen, in
den Zeiten des Partisanenkriegs,der im Tal Infernotto und im oberen Teil des PoTals sofort nach dem 8.September 1943 begann.Einige der zugänglichen Wege
wurden auch in heutiger Zeit noch von Partisanen benutzt, wie auch in
Vergangenheit von den Salzkarawanen, den Emigranten, den Pilgern und den
Steinklopfern.
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Die Namen des Monviso
Der Monviso hat schon immer den Völkern, die ihn von Weitem und von
Nahem bewunderten eine gewisse Erfurcht eingeflösst. Soweit sogar, dass die
Menschen in der Antike glaubten, der Monviso sei der höchste Berg der Welt.
Von Vergil wird er in der Äneis als Vesulus bezeichnet. Auch Dante, Petrarca
und Leonardo da Vinci erzählen uns von der Schönheit des Monviso. G.
Chaucer erwähnt ihn in den “Geschichten von Canterbury” und Stendhal in
“Die Kartause von Parma”.
Der Monviso wurde zum ersten Mal von dem Engländer Matthews im Jahre
1861 bestiegen und dann im Jahre 1863 von Quintino Sella, der dann die C.A.I.
gründete.Heute eröffnen sich durch die Wiederentdeckung der antiken Wege
durch die Wälder und Ortschaften, die Weiden und Hütten miteinander
verbinden, neue Horizonte für einen maßgeschneiderten Tourismus.
Der Weg “Orizzonte Monviso” ist ein Rundgang im hochgelegenen Teil
des Po-Tals mit Abstechern, um die Geschichte und die versteckten
Kunstschätze zu entdecken (Info: Ufficio Turistico Valle Po / Comunità Montana
- www.vallipo.cn.it - www.chambradoc.it/paesana/paesana.page).
Der Monviso
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Vom Mombracco zum Buco di Viso
Von den Gemeinden Sanfront, Rifreddo, Paesana, Barge, Envie und Revello
gelangt man zum Mombracco.
Diese besondere, geologische Formation in Form einer Kuppel, die dieses
Gebirge charakterisiert, wird auch Montagna di Leonardo genannt, da das
italienische Volk mit Bewunderung über seine Steinhöhlen sprach. Auch heute
gewinnt man in diesen Bergen den berühmten Rosenquarz, dessen Abtragung
man auf dem Gipfel betrachten kann. Ein Rundgang mit dem Namen “Sentiero
di Leonardo”, auf dem man auf den Massiven,die dieses Tal prägen,prähistorische
Gravuren und Kapellen findet. In der Tat wurde der Mombracco bereits seit der
Jungsteinzeit bewohnt, auch wegen den Grotten und Schutzmöglichkeiten
unter dem Felsen, die den Hirten und deren Familien als Zuflucht dienten. Die
letzte dieser Zufluchtstätten, die bis in die 60er Jahre bewohnt wurde, ist Balma
Boves in der Gemeinde Sanfront.Die dortigen Häuser sind erst vor kurzem in ein
örtliches Museum ungewandelt worden. Hier findet man Werkzeuge und
Instrumente, die von der bäuerlichen Bevölkerung, die von Schafen und
Kastanien lebten, verwendet wurde und man sieht die kleinen Gärten, die auf
den abschüssigen Wiesen angelegt wurden. (Info: www.marcovaldo.it).
Am Po entlang gehend steigen Sie das Tal hinunter.Der Po fließt hier noch ungehindert und bekommt seinen ersten Zufluss,den Lenta,der von Oncino kommt.
So kommt man zum letzten Ort des Tals: Crissolo. Eine gewundene Straße (im
Sommer teilweise geschlossen, um zu vermeiden, dass zu viele Fahrzeuge auf
dem oberen Teil des Parco del Po fahren.Der Weg ist aber mit einem Shuttlebus
gut zu erreichen) führt bis zum Pian del Re. Das Torfmoor in dem der Po seine
ersten Meter zurücklegt, nachdem er aus dem Massiv des Monviso entsprang,
fließt durch das Habitat des schwarzen Salamanders, dem Symbol dieser
Gegend.
Vom Pian del Re führen viele Pfade auf die umliegenden Gipfel: Den Monviso,
Punta Roma, Punta Udine und Granero und zu den Seen, die vor Ihnen liegen.
Ausgehend vom Pian del Re, führt ein Weg zum Buco di Viso, den ersten Tunnel
in den Alpen, erbaut im Jahre 1478 als der Markgraf von Saluzzo entschied, für
den Salzhandel, der vom Delta des Rodano kam, den Weg für die Karawanen zu
erleichtern und einen Weg zu bauen, der sicherer und kürzer unter dem
Alpenpass Colle delle Traversette durchführt. Die Bauarbeiten für den Tunnel
waren nach wenigen Jahren abgeschlossen.
Leider war der Tunnel Buco del Viso, der erst vor kurzem wieder eröffnet wurde,
dann durch den Verfall der Markgrafschaft und den rauen Wintern in den
folgenden Jahrhunderten nicht mehr stark frequentiert. Die Eröffnung war auf
der französischen Seite durch einen nicht vollkommen entfernten Erdrutsch sehr
schwierig.
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Entdecken Sie die Hochtäler
In Crissolo erhebt sich die Wallfahrtskirche von San Chiaffredo, in okzitanisch
Chafre, Jaufre im Mittelalter.
Im September feiert man ein Fest zu Ehren dieses Heiligen. Laut der
Überlieferung ist Chiaffredo ein römischer Soldat der tebäischen Legion, wie
auch seine Kameraden Maurizio, Magno, Ponzio, Dalmazzo, Costanzo, Mauro,
Pancrazio, typische Heilige der okzitanischen Gebirge.
Einige flohen in die Täler des Monviso, wo Chiaffredo, verfolgt von den
Partisanen, den Martyertod starb. Die zahlreichen Votivgaben, die in der
Wallfahrkirche ausgestellt sind, erzählen von den Kriegen, Geschichten und
Hoffnungen der Bevölkerung dieser Berge.
Der Zyklus des Lebens, die Arbeiten auf den Feldern, in den Ställen, Schulen
und die Traditionen sind im völkerkundlichen Museum Civico Museo
Etnografico von Ostana (Info: Comune di Ostana - Tel. 0039.0175.94915 –
www.reneis.org) zu sehen. Dort sind Werkzeuge, Gegenstände und
Rekonstruktionen der Gegend, sowie Fotografien mit Beschriftungen in
Okzitanisch und in Italienisch ausgestellt. In Juni sollte man die Vorstellung
der thematischen Gemälde des Museums, die von der Vereinigung “I Rënéis”
organisiert wird, nicht verpassen.
In Ostana sind die gemeindlichen Innovationen voll im Gange: ländliche Feste,
Koraalgesänge, Literaturwettbewerbe, Treffen von Bergsteigern, Ausstellungen von Fotografien und Pflege der Umwelt. Durch sorgfältige Arbeiten
wurde der Ort in ein Laboratorium alpiner Architektur umgewandelt und
durch diese Charakteristik hat Ostana den Preis “I Borghi più belli d’Italia”(Die
schönsten Orte Italiens) erhalten.
Auf der rechten Seite der Tälerachse war Oncino über Jahrhunderte hinweg
dank der Weiden und der großen Anzahl von Rindern der wichtigste Ort der
Hochtäler. Im Mittelalter brachten die Mönche von Staffarda ihre Herden zum
Hüten dorthin. Beim See von Alpetto steht die erste Schutzhütte des Club
Alpino Italiano, heute um ein neues Gebäude erweitert. Auf den
Gebirgskämmen ist das Buco delle Fantine, kleine und haarige Feen, die aber
arbeitsam und sehr sauber sind und am Morgen die Wäsche machten und die
Gebirgler sahen von ihren Häusern aus, wie ihre Wäsche zum Trocknen
aufgehängt war. Von Oncino gehen viele Wege aus, die jeden Gebirgskamm
in Richtung des Varaita-Tals überqueren.
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Wandernde Maler
Die Ortschaften des Po-Tals verbergen kleine Schätze der volkstümlichen Kunst. Ein ursprünglicher Künstler arbeitete zwischen dem 18. und dem
19. Jahrhundert: er signierte seine Werke mit Giors Boneto pitore di Paizana,
herrührend von dem Namen seines Geburtsortes. Er war ein Wanderkünstler
und somit Teil der ländlichen Künstlergilde, die heilige Gegenstände auf
Pfählen und Hausmauern gegen ein paar Münzen oder oft nur gegen
Gastfreundschaft restaurierten.
Giors Boneto malte zwischen dem Anfang des Po-Tals bis zu den Abhängen
von Bisalta. Er beherrschte die Freskentechnik und dies schlug sich in der
Vielfalt seiner bearbeiteten Gegenstände nieder: Heilige, Madonnen, Christus
am Kreuz, Grablegungen, Cherubine, Seraphine… Sein naiver, aber persönlicher Stil ist auch nach langer Zeit noch wiederzuerkennen.
Im Hochtal kann man die Werke von Boneto in Crissolo, Oncino, Ostana und
Paesana bewundern: 44 signierte oder zugeschriebene Fresken seit dem
Jahre 1780. Noch zahlreicher sind die zugänglichen Werke im tiefgelegenen
Teil des Po-Tals und in den nahegelegenen Tälern Varaita und Maira. Die
Zählung und Katalogisierung der Werke dieses Künstlers verdanken wir Gianni
Aimar.
Ein Maler der guten akademischen Schule war hingegen Giovanni Borgna
“Netu”(1854-1902).In Martiniana Po befindet sich das Geburtshaus, mit einer
Gedenktafel auf der Vorderseite und sein Familiengrab, dass von ihm
persönlich mit Fresken versehen wurde.
Aufgewachsen auf den Schulbänken der Akademie der Schönen Künste von
Turin, erschuf Borgna in den Kapellen und Kirchen der Täler, der naheliegende
Ebene bis zum ligurischen Westen, komplexe und aufwändige Fresken.
Seine Werke können im Po-Tal in den Ortschafen Pratoguglielmo, Paesana,
Sanfront, Envie, Calcinere und Rocchetta bewundert werden. Wenn man die
Liste der Orte seines Wirkens und seiner Werke durchgeht, die er in seiner
kurzen Laufbahn besucht oder erschaffen hat, ist man von der stürmischen
Aktivität dieses Malers erstaunt. Er wirkte in mehr als 40 Ortschaften in den
Provinzen von Cuneo, Imperia, Savona, Turin und Asti, die die Fresken des
Künstlers beherbergen.
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Religiöser Glaube und Überlieferungen
Staffarda, Rifreddo, Revello und Barge beherbergten Abteien, die heute Teil
der bedeutungsvollsten Monumente aus dem Mittelalter sind und deren
Besuch uns in die goldene Zeit des Markgrafen von Saluzzo entführt.
Noch älter ist das Kloster von Pagno, das von den Langobarden gegründet
wurde und Asyl für Beatrice, der Tochter des König Desiderio, war. Für sie
schrieben die Mönche eine Grabinschrift, die von den Versen des Vergil
inspiriert wurde.Im Jahre 825 nahm die Bedeutung des Ortes Pagno ab, als die
Abtei von Valsusa der Novalesa anvertraut wurde.
Nach dem Jahr 1000, am Ende des Überfalls durch die Sarazenen, trugen die
markgrafischen Familien zur Gründung von neuen Klöstern bei. Im 12.
Jahrhundert holte Manfred von Saluzzo die Zisterzienser nach Staffarda,
zwischen Saluzzo und Revello. Die Abteil sammelt immer mehr Besitz an: eine
Inventarliste des scriptorium aus der zweiten Hälfte des 12.Jahrhunderts deckt
auf, dass sich in ihm 12 wichtige Kodexe in Miniatur befanden. Danach
gründeten die Markgrafen in Rifreddo das Frauenkloster Santa Maria della
Stella, von dem man die Vorderansicht der Kirche und eine Mauer mit
wertvollen Manufakturen aus Terrakotta sehen kann. In Revello, im Jahre
1291, gründeten Tommaso I von Saluzzo und seine Frau Aloisia von Ceva, das
Dominikanerkloster Santa Maria Nova. Ein Kloster (der Konvent) entstand im
13. Jahrhundert dank der Kartäuser auf dem Mombracco.
Das Vermächtnis der Klöster aus der Zeit des Markgrafen sind im neuen
Kloster der Zisterzienser von Pra d’ Mill, das in dem Kastanienwäldern des
Berges Bagnolo Piemonte, versteckt ist, vereint (Info: www.dominustecum.it).
Die Christianisierung der Gegend, die in den Kirchen, Kapellen und Klöstern so
offensichtlich ist, verbirgt die eher archaischen Glaubensrichtungen. Die
Mythologie der alten Gesellschaften der Bauern und Hirten wurde mündlich
weitergetragen und erzählte von übernatürlichen Wesen, einige gütig und
andere erschreckend. Außer den fantine (Feen) des Hochtals, die jeder Frau
lernten zu weben und zu nähen, und den haarigen und frechen masche aus
den Grotten des Mombracco, erzählen die Legenden auch von einem
fantastischen Zoo mit dem Kater pitois, mit Augen aus Feuer, der
wellenförmigen Schlange von Envie, dem Vogel pitapenas der Orte des
Infernotto, und des schrecklichen ravas, einem Menschenfresser, der in einer
Grotte in den Wäldern von Barge lebt, an einem Ort an dem im Mittelalter
eine Kapelle mit dem Namen Madonna della Rocca stand.
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Varaita-Tal
Eine alte Straße durch das Varaita-Tal von Piasco nach Chianale führt nach
Frankreich und zum Alpenpass Colle dell’Agnello.
Den Mittelpunkt des Tals bildet Sampeyre, das heißt San Pietro, abgeleitet
von Peire in okzitanisch.
Eine große Veranstaltung ist das Baia von Sampeyre: alle fünf Jahre gedenkt
man im Karneval an die Jagd der Sarazenen im Varaita-Tals, gemäß der Überlieferung circa im Jahre 1000. An dem Umzug nehmen Hunderte von Statisten
mit Fahnen teil, aufgebaut wie ein Heer mit Kommandant, Wachen, Kavallerie,
Infanteristen und den sapeurs, die Blockaden aus Baumstämmen wegräumen,
die die Sarazenen auf deren Flucht hinterlassen haben (Die Fahnen sind im völkerkundlichen Museum ausgestellt - Info: www.comune.sampeyre.cn.it). Auch
die weiblichen Personen werden von Männern gespielt. All das wird unterstrichen von, mit Blüten, Rosen und Kokarden aus Seide bestickten Bannern und
Musik und Tänzen Okzitaniens.
In Bellino,Blins,höher gelegen im Varaita-Tal,feiert man das baia alle drei Jahre.
Die Feierlichkeiten gehen auf die Mythen des Frühlings und der Sonne zurück,
die in den archaischen Bauerngemeinschaften ein Symbol für Fruchtbarkeit
waren, während der militärische Kontext, den wir beim baia von Sampeyre
finden, fast gänzlich fehlt.
Eine kleinere baia feiert man auch in San Maurizio von Frassino.
In Sampeyre, Casteldelfino und Pontechianale hat die Entwicklung des
Tourismus in den 60er Jahren die historischen Bauwerke der Gegend teilweise
verändert. Aber man findet an den historischen Gebäuden der Ortschaften
und der Bergdörfer noch architektonische Zeichen der Vergangenheit. In der
Ortschaft Tè-nòu, oberhalb von Torrette di Casteldelfino, nahe einem
Lärchenwald, steht die einzige Ortschaft deren Häuserdächern teilweise mit
Schindeln abgedeckt wurden (Latten aus Lärchenholz).
Im Tal befindet sich die Wallfahrtskirche von Valmala, die der Madonna della
Misericordia gewidmet ist und Ziel von Pilger ist. Laut der Überlieferung
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sprach dort die Madonna am 6. August 1834 mit einigen unschuldigen
Hirtenmädchen in okzitanischer Sprache. Sie erschien als “weinende Frau”.
Anlaufstelle für Touristen ist die Porta di Valle (Info: Via Provinciale - 12020
Brossasco - Tel. 0039.0175.689629 - www.segnavia.piemonte.it), mit einer
Cafeteria, einem Buchladen, der auf die örtliche Literatur spezialisiert ist und
in der man Karten der Gegend kaufen kann. Dort findet man typische
Produkte der Gegend und die Einrichtung ist auch Sitz der Agentur Segnavia,
die Reisepakete für das Varaita-Tal und für die anderen okzitanischen Täler
und die Täler von Saluzzo vorschlägt.
“Sonnige” Handwerkskunst
Bezeichnend für die Talbewohner ist die Herstellung von rustikalen Möbeln,
deren Stil von der Vergangenheit inspiriert wird und die “val Varaita”genannt
werden, da die Verzierungen auf die ursprünglichen Sonnen- und Wasserkulte
zurückgehen, die im ganzen Alpenraum gemein waren und von allen alten
Völkern des Mittelmeerraums umgesetzt wurden. Backtröge, Truhen und
andere in Queyras im Varaita-Tal gefundene Gegenstände sind heute in den
Museen von Grenoble, Gap und Cuneo, sowie in Antiquitätensammlungen
Europas und Amerikas zu finden.
Typische Architektur in Chianale
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Unterhalb des Alpenpasses Colle dell’Agnello
Chianale, wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt, ist das
höchstgelegenste Dorf des Tals, das vom Colle dell’Agnello (2.748 m)
dominiert wird.Der Ort gehört zu den “I borghi più belli d’Italia”(Die schönsten
Orte Italiens). Die alpine Architektur erkennt man durch die Steinhäuser mit
den besonderen Dächern, der römischen Brücke, die die beiden Teile der
Ortschaft miteinander verbindet und über den Fluss Varaita führt, und den
Kirchen, aus den Jahren des Dauphinè.
In Chianale lebten Katholiken und Hugenotten friedlich miteinander: neben
der romanischen Kirche von Sant’Antonio befindet sich ein mittelalterliches
Haus, das als protestantischer Tempel verwendet wurde.
Das Ort trägt seine okzitanischen Charakteristika mit Stolz, den Ortsnamen
und die Sprache der Bewohner. Im Mittelalter erfuhr man in der Gegend um
Briançon, zusammen mit anderen Gemeinden des Hochtals, dem Hochtal Val
Chisone, dem Oulx-Tal und dem Queyras-Tal und der Republik der Escartons,
eine Autonomie bis zum Jahre 1713, als die Gebiete auf der anderen Seite der
Alpen in den Besitz der Savoyer übergingen. Heute haben diese Gegenden,
durch die wunderbare Zusammenarbeit der Berggemeinschaft, den
Gemeinden und dem Park von Queyras durch kulturelle, touristische und
wirtschaftliche Projekte an Bedeutung gewonnen.
Ein typisches Gericht aus Chianale und dem Varaita-Tal sind die Ravioli,
die aus Kartoffeln und Toma, einem Frischkäse aus Kuhmilch, gemacht
werden. Hier das Rezept: Kochen Sie 1,5 kg Kartoffeln, passieren Sie sie
und mischen Sie 500 gr. Toma unter. Geben Sie ein Ei dazu und
vermengen Sie die Masse gut. Danach fügen Sie 500 gr. Mehl hinzu bis
Sie eine feste Masse erhalten. Teilen Sie die Masse in Scheiben à 3 cm.
Bemehlen Sie den tornoira (Holztisch mit hohen
Seiten) und formen Sie Röllchen mit einem
Durchmesser von 2 cm. Schneiden Sie
dann kleine Stücke und rollen Sie diese
mit der Handfläche aus, so dass Sie die
typische Form der raviòlas erhalten. Legen Sie
sie auf dem Tisch aus und bestreuen Sie sie mit Mehl. Kochen Sie sie in
kochendem Wasser bis sie nach oben kommen. Nehmen Sie sie dann
mit einem Schöpflöffel aus dem Wasser. Gegessen werden die raviòlas
mit Sahne und flüssiger Butter.
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Casteldelfino und der Wald von Alevé
Der Zirbelkieferwald trägt den Namen Alevé, elvo in okzitanisch, und befindet
sich auf den Bergen von Casteldelfino und Sampeyre,bis auf 2.700 Meter Höhe:
er ist einer der weitläufigsten Zirbelkieferwälder der Alpen und ist durchlaufen
von Wegen, die an den See Bagnour, wo eine kleine Schutzhütte für Wanderer
steht,führen.Bereits im Jahre 1387 verboten die Statuten von Casteldelfino die
Ausbeutung des Waldes.Bei einem Spaziergang im Alevè treffen wir auf Füchse,
Gämse, Murmeltiere und Hasen. Ein typisches Tier, auch wenn es schwierig zu
finden ist,ist die großköpfige Eule und während der warmen Stunden des Tages
kann man den Mäusebussard langsam vorbei fliegen sehen.
Die Nadeln (garilhs) der Zirbelkiefer isst man oder man macht daraus
Laternenöl. Mit den Knospen macht man Inhalationen für die Atemwege und
aus dem Harz werden medizinische Cremes und Pastillen hergestellt. Das Holz
der Zirbelkiefer eignet sich für die Herstellung von Sohlen (seps) davon
Holzschuhen, die gerne von Klein und Groß getragen werden, da sie so leicht
und warm sind.Vor Allem werden daraus Möbel gefertigt:Backtröge,Kästchen,
Tische, Stühle und Truhen. In das weiche Holz konnte man wunderbare
traditionelle Motive aus den primitiven Sonnenkulten schnitzen: Rosen,
Schlangen und Spiralen.
Im Möbelmuseum “Museo del Mobile”, in Castello di Pontechianale (Info: Tel.
0039.348.7125650 – 0039.349.1466050), das in einem traditionellen Haus
untergebracht ist, findet man Beispiele von Möbel und Verziehrungen der
Bauern des Varaita-Tals, sowie auch die Entwicklung dieser über die
Jahrhunderte hinweg.Noch heute gibt es im Varaita-Tal eine große Anzahl von
Handwerksbetrieben,die sich auf die rustikalen Möbel,unter Berücksichtigung
der traditionellen Formen und nicht der modernen, spezialisiert haben.
In Casteldelfino, dem Besucherzentrum von Alevè (Info: Parco del Po - Tel.
0039.0175.46505), kann man ein Stück Wald mit den typischen Tieren
bewundern: Uhu, Zicklein, Murmeltier, Hasen, Wildschwein. Darüber hinaus
wird man auf seinen Ausflug in den Zirbelkieferwald vorbereitet. Der Winter
ist die beste Zeit um die dortige Stille zu genießen, die nur durch die Schreie
des Tannenhähers, dem Vogel, der seine Lagerplätze für Pinien vergisst und
somit den Fortbestand des Waldes sichert, durchbrochen wird. Neben dem
Besucherzentrum ist die Einrichtung Escartons, wo man geschichtliche
Informationen bekommen kann.
In der Kirche Sant’Eusebio, am Fuße der Burg gelegen, findet man das religiöse
Museeum Museo della Religiosità popolare, das den Heiligen der
okzitanischen Täler gewidmet ist.
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Poesie und farbige Bänder
Das Varaita-Tal hat der Literatur des Okzidents zwei Dichter geschenkt: Tavio
Cosio von Melle und Antonio Bodrero (Barba Tòni Baudrier) von Frassino (Info:
www.chambradoc.it/melle/melle.page).
Die Gemeinde von Melle widmet Tavio Cosio einmal in Jahr eine Veranstaltung
mit literarischen Spaziergängen zu den Orten, die ihn zu seiner Poesie und
seinen Geschichten inspiriert haben. Sein Werk kann in den örtlichen
Buchhandlungen erworben werden.
Antonio Bodrero war ein Poet und ein Verfechter Okzitaniens und des
Piemonts. Er erstaunte durch seinen Antikonformismus. Wer ihn kennen
gelernt hat, beschreibt ihn als weisen Mann (barba eben), hypnotisch in seiner
Art von Sprache, Religion, Politik, sowie den Ursprüngen und der Geschichte
von Worten zu reden.
Die Einfachheit der Verse kreuzt eine wahre Tiefe der Gedanken. Es sind Verse,
die an die Mysterien der Berge, der Urgöttlichkeit und der natürlichen Welt
gedenken. Poet der Landschaft, legte unter die barme die Rast der sarvanòts
(Faune); in den Kirschblüten sah er die leuchtenden Heiligenscheine Gottes,
in den Sternen, die Lichter der Hütten von einst…:
“Que de quiar, benèit i ouèi, quouro n’er’un per meiro
e la nouèch e i vitoun treiàven a fa’ stéle;
dihen encàa i estéle quouro grinoùr i bòouco:
Bafarà, mé pa tro; qui crè pa vène a vèire: nous sén i quiàr di meire, nove, di
vosti rèire”.
(Wie viele Lichter, gesegnet die Augen, als es noch eines auf jedem Berg
gab / und in der Nacht spielten die Bergleute mit den Sternen; / es
erzählen sich noch die Sterne von diese Liebe: / “Lacht laut, aber nicht
zuviel; wer nicht glaubt, soll kommen um zu sehen: / wir sind die Lichter
der Berge, die neuen eurer Vorfahren”.)
Über Bodrero ist gerade ein Buch seiner gesammelten Werke in Vorbereitung.
An besonderen Festtagen tragen die Frauen von Casteldelfino, Pontechianale,
Bellino und Sampeyre Kostüme mit geklöppelten Hauben, Schultertüchern
und Schürzen aus Seide auf schweren, schwarzen Kleidern in der Art einer
Nonnentracht.Das Gewand ist mit bindels (Bändern) verziert.In Sampeyre und
in Frassino trägt man auf der Haube oft ein Tuch (mochet de la testa).
Charakteristisch ist Gewand des Hochtals, gonela genannt, mit drei Falttüchern
hinten. Der Goldschmuck, der das Gewand vervollständigt, besteht aus einer
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langen Kette von liebevoll vergoldeten Körnern oder einem Goldkreuz. Selten
tragen auch die Männer diese alten Kostüme: ein schwarzes Gewand mit
Jacken mit Schoß, weißen Kniestrümpfen und Zweispitz.
Lilien und Delphine
Diese Symbole findet man in den Steinmalereien, auf den Brunnen, Kapitellen,
auf den Torbögen der Orte der Castellata: Casteldelfino, Pontechianale, Bellino.
Der Delfin erinnert an die Zeit in der das Hochtal von Varaita Teil des
Dauphinès war, während die Lilie für die darauffolgende Zeit steht, dem
Königreich von Frankreich.
Casteldelfino - Chateau Dauphin war in der Zeit des Dauphinès die
Hauptstadt des Escarton des Varaita-Tals.Aus der Zeit des Dauphinès stammen
die Grundmauern der Burg, die Fresken der Pfarrei und, entlang des
Hauptweges, edle Häuser und ein mittelalterlicher Brunnen. Das Dorf, das
auch heute noch Confine heißt, erinnert mit der alten Grenze an die
Markgrafschaft von Saluzzo.
Die okzitanische, rurale Architektur findet ein Beispiel in der Wallfahrtskirche
von Bellino, Blins in okzitanisch, einem der eindruckvollsten Ortschaften.
Runde Pfeiler, megalithische Säulenbalken, zweibogige Fenster, überdachte
Straßen, Sonnenuhren aus Fresken, Dächer und têtes coupées erinnern an die
Kunstfertigkeit von damals. Aber Blins ist auch das Dorf der Schriftsteller. In
den Buchhandlungen des Tals findet man Werke von Janò di Vielm, mit
richtigem Namen Giovanni Bernard, Autor von “Steve”(Erstes in okzitanischer
Sprache verfasstes Werk der Täler) und “Lou Saber”, enzyklopädisches
Wörterbuch mit mehr als 12 Tausend Einträgen in okzitanisch über Blins. Ein
weiteres, wichtiges Buch ist “Nosto Modo” von Jean-Luc Bernard, das erste
Werk, in dem auf systematische Weise die materielle und orale Kultur von
Okzitanien beschrieben wird.
In der alten Grundschule von Celle di Bellino findet man das Museum Museo
del Tempo e delle Meridiane
(Info:Tel. 0039.0175.95110 - [email protected] ). Der Besuch ist eine
Einführung in den Rundweg zwischen den Sonnenuhren aus Fresken an den
Häusern und den religiösen Gebäuden in der ganzen Ortschaft, von denen
einige Werkstätten von Sonnenuhrherstellern waren. Fotoleinwände
entführen Sie in die Vergangenheit, während ein Film den Lauf der
Jahreszeiten mit 12 Sprichwörtern in Okzitanisch zeigt.
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“Mistà e danza“
Im 15. Jahrhundert hat das gute Verhältnis zwischen der Markgrafschaft von
Saluzzo und den Dauphiné das Erblühen der Künste positiv beeinflusst.
Kirchen, Malereien und Skulpturen sind mit dem künstlerischen Weg, Mistà
genannt, verbunden. Der Name bedeutet in Okzitanisch “heiliges Bild”.
Die Kunst der Bildhauerei wurde von der Schule der Zabreri des Maira-Tals
mit Taufbecken und Türen mit kleinen Säulen und Kapitellen hervorgehoben.
Bedeutungsvoll sind hierbei auch die Kirchen von Sampeyre, Villar,
Casteldefino und Bellino. Die Kunstschulen “del brianzonese” beeinflusste
die Kunst von Castellata wo man in Bellino, Casteldelfino und Chianale viele
aus Stein gehauenen Köpfe findet, die aufgrund der keltisch-ligurischen
Gepflogenheit entstanden sind, die Köpfe der im Kampf getöteten Feinde in
der Nahe der eigenen Häuser aufzuhängen. Ein
eingeständiger Fall ist das schöne Portal aus dem 15.
Jahrhundert im Stil flamboyant der Pfarrkirche von
Sant’Andrea in Brossasco. Die Kapelle von San Rocco
in Brossasco ist aus dem 16. Jahrhundert und
verbunden mit der Erinnerung an die Pest.
Die Brüder Tommaso und Matteo Biasacci aus Busca
hinterlassen zahlreiche Fresken im Varaita-Tal.Das Werk
dieser Familie von wandernden Malern, die zwischen
dem südlichen Piemont und dem westlichen Ligurien
aktiv waren, kann man in der Pfarrkirche von
Sampeyre (Stillende Madonna, Blutbad der
Unschuldigen, Flucht nach Ägypten, Verherrlichung der Magier, Passion und
Wiederauferstehung Christi), in der Kirche von Casteldelfino und Valmala
bewundern. Der Stil ist archaisch, zwischen romantisch und gotisch, wie die
Malereien in der Pfarrkirche von San Massimo in Isasca, und an der
Vordermauer der Pfarrkirche von Rossana, mit einem schönen gotischen
Portal mit Blumen aus Terrakotta. Die Malereien von Rossana sind besonders
interessant, da sie engelsgleiche Figuren zeigen, die traditionelle Instrumente
aus dem Mittelalter spielen, wobei einige von diesen Instrumenten durch eine
Wiedergeburt der okzitanischen Musik am Ende der 60er Jahre des letzten
Jahrhunderts wieder auf dem Höhepunkt kamen. In Wirklichkeit wurde die
Musik im Varaita-Tal niemals wirklich vergessen. Das Repertoire von Tänzen
zu Festen oder einfach zur Unterhaltung umfasst Dutzende von Tänzen. Die
bekanntesten sind: corenta, giga, contradança, borea, mescla, sposin… Es
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handelt sich hierbei um Figurtänze, die auch Dutzende von zeitgenössischen
Tänzern begeistert. Das Angebot von öffentlichen Tanzkursen für die
okzitanischen Tänze der Alpen ist zahlreich.
Der Klang der Täler
In Venasca, historisch gesehen, der wichtigste Ort der Talsohle, mit einer
schönen Barockkirche und einem berühmten Markt für Kastanien, befindet
sich die Fabbrica dei Suoni (Fabrik der Töne), der erste italienische
Themenpark, der sich auf Töne und Musik konzentriert. Das Ziel der Fabrik ist
es, den Kindern und Jugendlichen die Welt der Musik mit Hilfe von Spielen
und Möglichkeiten zum Mitmachen näher zu bringen. So sollen Neugierde
und Fragen geweckt werden. Die Arbeitskreise, die man auf den
Besucherwegen findet, erlauben es, zwischen Ton und Lärm zu unterscheiden
und die Bedeutung der einzelnen Töne mit konkreten, visuellen und eigenen
Aktivitäten zu erkennen. Die Vibrationen der Töne und die Verteilung der
Tonwellen im Raum können so erlebt werden. Eine Abteilung ist den
Musikinstrumente gewidmet, die aus fünf Kontinenten stammen.
Um die wichtigsten Instrumente der okzitanischen Kultur kennen zulernen,
ermöglicht die Fabrik Arbeitskreise mit der Laier, diatonischer Orgel, galobet,
tamburin und fifre, mit Informationen über deren Herstellung, eine LiveKostprobe und Gesänge und Tänze aus Okzitanien (Info:Tel.0039.0175.567840
- www.lafabbricadeisuoni.it)
Vor dem Hintergrund des großen Schlosses der Herrscher von Sampeyre, in
Piasco, wenige Kilometer von Venasca, befindet sich das Harfenmuseum (Info:
Tel. 0039.0175.270511 - www.museodellarpavictorsalvi.it) wo von Victor Salvi
gesammelte, historische Harfen ausgestellt sind. Victor Savi spielte als
begabter Harfenist unter der Leitung des Maestros Arturo Toscanini und war
Gründer einer Einrichtung für den Erhalt der handwerklichen Traditionen von
Holzbearbeitungen im Varaita-Tal und dem Tal von Saluzzo. Die Harfenfabrik,
die von ihm gegründet wurde, deckt heute circa 90 Prozent des
professionellen Marktes ab. Die Sammlung umfasst 86 Stücke, die teilweise
von 1700 bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus Europa, Afrika und
Asien stammen. So kann man die Entwicklung der Technik und des Ausdrucks
eines wenig bekannten Instruments verfolgen.
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Maira-Tal
Im Maira-Tal ist die okzitanische Sprache in den Gesängen der Troubadoure
verankert, aber am wichtigsten sind die Landschaft und die Kunst.Seit einigen
Jahren wird diese Landschaft als Bühne für ausgezeichnete Kinofilme und
Fernsehproduktionen ausgewählt, der Film “Il vento fa il suo giro” (in
Okzitanisch L’aura fai son vir) des Regisseurs Giorgio Diritti wurde dort
vollständig gedreht.
Das Tal folgt dem Verlauf des Flusses Maira, von dem beeindruckende Täler
und Orte, wie die von Albaretto und Celle, Marmora, Preit, Unerzio und Elva, die
man mit Wegen und militärischen Strassen, zu den Kämmen, Pässen und
Gipfeln, erkunden kann und so eintaucht in die Welt der verschiedenen Felsen
und Pflanzen. In einigen sonnigen Plätzen, blühen sogar mediterrane
Pflanzen, wie der Lavendel.
Die Grenzlinie, die Italien und Frankreich trennt, war der Pass für Emigranten
und Schmuggler. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Pass von den
italienischen Partisanen und den französischen Marquis, die zwischen Mai und
Juli 1944, am Col Sautron und in Saretto auf der Seite des Maira-Tal, und in
Barcelonnette in Frankreich, ein politisch-militärisches Abkommen im Kampf
gegen den Faschismus vereinbarten. Ein Erinnerungsstein erinnert heute
noch in Saretto daran.
Die Hauptstadt des Tals ist Dronero (Draonier in Okzitanisch),die seit 250 Jahren
als Stadt geführt ist.Um den okzitanischen Charakter zu erleben,sollte man am
besten am Markttag dorthin gehen, an den Verkaufständen, in den Bars den
Leuten, die aus San Damiano, Elva, Acceglio, aus dem nahegelegenen La Ròcha
(Roccabruna) kommen, lauschen, die ungezwungen auf Okzitanische reden.
Die Geschichte erzählt von Hugenotten und Waldensern, aber auch von
aristokratischen Familien, Philologen, Künstlern, Journalisten und Politikern,
unter denen Giovanni Giolitti, erster Minister des italienischen Königreichs,
besonders heraus tritt. Ihm wurde eine Studienzentrum gewidmet (Info:
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www.giovannigiolitti.it). Dronero ist reich an Monumenten, Gebäuden und
Kirchen, die an das florierende Mittelalter erinnern. Charakterisiert wird der
Ort durch die Kühnheit der mit Zinnen versehenen Brücke über den Maira
und durch das achteckige Kornloch aus der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts.
Eine Engländerin in Dronero
Die englische Forscherin und Schriftstellerin Freya Stark (1893-1993),
verbunden mit den bekanntesten Personen ihrer Zeit, wie Churchill und dem
legendären Lawrence von Arabien, verlebte in Dronero einen Teil ihrer Jugend
und kehrte im Jahre 1919 dorthin zurück. In ihrer Autobiografie beschrieb sie
Dronero so: “Stadt zwischen zwei Flüssen, in Mitten eines großen und schönen
Tals... Mit einer mittelalterlichen Kathedrale mit schönen Arbeiten in Terrakotta
in gotisch-lombardischen Stil…. Die Brücke, mit Zinnen versehen und sehr hoch,
umfasst sie das ganze Tal, dass weiter unten von weißen Felsen bedeckt ist, auf
denen zitternde Pappeln und Nussbäume weiche, hellblaue Schatten werfen”.
Traversado - Weg zum Passo della Gardetta
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Große Meister
Elva zu entdecken ist, wie eine geheime Tür aufzuschließen; die Zeichen,
dieser Welt von einst zu entdecken, ein Buch aufzufinden, das von einem
Leben erzählt, als die Ideen noch zu Fuß gingen und das Leben in der Höhe
keine Isolation von der Welt bedeutete.
Dort unten, an der Wasserscheide mit dem Varaita-Tal, scheint es so, als würde
Elva zwischen den gemähten Wiesen hängen, umgeben von den Gipfeln des
Pelvo, des Chersogno und der Marchisa, Berge, die höher als 3000 Meter sind.
Die der heiligen Jungfrau Maria gewidmeten Kirche thront auf einem
Feldvorsprung. Archaische Figuren schmücken das Portal: têtes coupées der
keltisch-ligurischen Tradition,Tiermasken, Atlas und die Sequenz Frau-KetteSchlange. Der Bogen des Hochaltarraums ist mit Zeichen des Tierkreises
verziert, eine romanische Sirene die die Gliedmaßen spreizt, der Hl. Georg und
der Drache, der Kessel mit den Verdammten, die darin wegen ihrer Sünden
leiden.
Im Inneren findet man die Fresken von Hans Clemer, dem flämischen Maler,
der zwischen dem Ende des 15. Jahrhunderts und 1508 in der Markgrafschaft
von Saluzzo wirkte. Danach brach er in die Provence auf, um dort in Tarascon,
Pertuis und Vinon… und anderen Gegenden Okzitaniens zu arbeiten.
Clemer heiratete in Saluzzo und hielt Werkstätten mit örtlichen Schülern ab.
Seine Fresken in der Pfarrei von Elva sind das Meisterwerk der okzitanischen
Elva - Die Kirche der Santa Maria Assunta
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Täler. Im Gebiet der Markgrafschaft, das zu dieser Zeit den künstlerischen
Tendenzen des spätgotischen Stils treu war, verkörperte der Stil von Hans
Clemer eine wahrhafte artistische Revolution für seine Zeit und die
Einführung von Elemente der zeitgenössischen italienischen Malerei.
Die Kreuzigung, die Geschichte Christi und der Heiligen Jungfrau der Kirche
von Elva zeigten einen starken Hang zur Dramatik und ein Augenmerk auf
eine psychologische Darstellung, zu sehen in den Gesichtern der frommen
Frauen und der Apostel, die am Grab der Madonna weinen. Andere Werke von
Clemer findet man in Saluzzo, Revello, Bernezzo, Pagno, aber hier im Maira-Tal
findet der Besucher in Celle Macra, in der Pfarrei, die dem Heiligen San
Giovanni Battista gewidmet ist, ein weiteres seiner Werke: das Altarbild mit
der Madonna auf eine Thron, umgeben von Heiligen, auf goldenem
Hintergrund, aus dem Jahr 1496, eine wunderbare Verschmelzung von
figurativer, provenzalischer, lombardischer Kultur und deutscher
Malereitechnik.
Zwischen den Wäldern, nahe dem Ort Celle Macra, in der Kapelle San
Sebastiano, findet man einen äußerst wichtigen Künstler des okzitanischen
15. Jahrhunderts, den Maler Giovanni Baleison (Johannes de Baleisonis),
ursprünglich aus Demonte in der Nähe des Stura-Tals kommend. Er arbeitete
in den Alpen, zwischen dem Piemont, Ligurien und Nizza. Der Freskenzyklus
umfasst den Strahlenden Gott, das Martyrium des Heiligen, den Limbus, die
Himmelskirche, die Tugenden, das Fegefeuer und die Hölle. Aus der gleichen
Hand stammen auch die Madonnenstatuen an der Außenmauer eines
Gebäudes von Bassura di Stroppo und die Fresken in der Kapelle von Santi
Sebastiano e Fabiano in Marmora, die den Strahlenden Gott, die Madonna
auf dem Thron zwischen San Sebastiano und San Costanzo, die Evangelisten,
die Geschichten der Kindheit Christi und des San Sebastiano darstellen.
Der Weg zu den Malereien im Hochtal Maira wird durch die Fresken Tommaso
Biazacis’ in der Pfarrkirche der Heiligen Giorgio und Massimo in Marmora
vervollständigt, die den Hl. Christoforus, San Girolamo und San Francesco, mit
Stigmata, zeigt. Sehr eindrucksvoll ist auch die Kapelle von San Peire in Macra,
wo man eine Danza Macabra mit Texten in Okzitanisch und altem Französisch
entdecken kann. Eine durchaus seltene Bilddarstellung für diese Gegend.
Ein Besuch, der das Gefühl für die Anordnung und die Proportionen des
romanischen Gebäudes vermittelt, ist die Kirche von San Peire in Stroppo,
einsam auf einem Ausläufer gelegen, mit Fresken in der Apsis und einer
wunderbaren Anbetung der Schäfer von einem anonymen Malers in der
Seitenkapelle. Der Weg endet an einer der ältesten Kirchen des Tals, San
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Salvatore von Stroppo, mit einem Glockenturm und Fresken aus dem
Frühmittelalter, die die Geschichte Genesis und den Tanz von Salomon
darstellen, sowie Fresken aus dem 15. Jahrhundert, mit dem segnenden
Christus, den Evangelisten, den Aposteln und den Heiligen Caterina und
Antonio.
Die Bildhauerei aus dem 15. Jahrhunderts im Maira-Tal kannte auch die Arbeit
der Brüder Zabreri (Chabrier in Okzitanisch), geboren in Pagliero, die ihre
Werke in zahlreiche Ortschaften der Markgrafschaft von Saluzzo brachten.
Die Brüder Zabreri bekamen den Auftrag für die Tore der Pfarrkirche von San
Damiano Macra. Kapitelle mit Figuren aus deren Werkstatt findet man in der
Pfarrkirche Sant’Antonio in Pagliero. Taufbecken von den Brüdern Zabreri
gibt es in Canosio und Pagliero im Maira-Tal und in zahlreichen Kirchen der
okzitanischen Täler. Sie haben eine kelchartige Form mit einem Knoten im
Zentrum des Schafts. Das Brunnenbecken ist polygonal, verziert mit
Inschriften am Rand. In den Stücken sind die Blätter mit den Wappen der
Auftraggeber verziert.
Aber die Kunst in diesem Tal findet man nicht nur in den religiösen
Bauwerken, sondern auch in den zivilen Gebäuden, wie dem Lazarett von
Caudano, Ortsteil von Stroppo, erst kürzlich restauriert, das auf der
segelförmigen Außenmauer, interessante zweibögige Fenster mit gehauenen
Köpfen hat und den charakteristischem Knoten von Salomon, der das Symbol
der örtlichen Bergbevölkerung ist.Verzierung,Werke von örtlichen Künstlern,
findet man in San Damiano Macra und Villar d’Acceglio, Veranstaltungsstätte unter anderen von einem der interessantesten archaischen Karnevale
in den okzitanischen Tälern. Herrschaftliche Gebäude aus dem Mittelalter mit
hohen Außenwänden und Einzelbogenfestern oder zweibögigen Fenstern
findet man in Castellaro, Combe, Vernetti, Unerzio, Preit. Dort verweilten die
Bourgeoisie der Bauern- oder Bergbevölkerung, deren Unterlagen man in
notariellen Aufzeichnungen aus den XV und XVI Jahrhundert findet.
Die ciciu der Heiligen
In der piemontesischen Region von Villar San Costanzo findet man
künstlerische Schätze und seltene Naturbegebenheiten. Im Naturschutzgebiet der ciciu (Puppen), erheben sich zwischen Kastanien, Pappeln
und Birken circa 400 pilzförmige, geologische Formationen mit einem
Durchmesser zwischen 2 und 7 Metern, sowie einer Höhe von in einigen
Fällen sogar 8 Metern. Die Bildung dieser Figuren begann vor 12.000 Jahren,
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am Ende der letzten Eiszeit.Die ciciu bildeten sich durch die Ausschwemmung
der Gewässer, die durch die Jahrtausende hinweg den Boden formten und
somit große Massen von Gneis hinterließen, kompakte Türme aus Erde, die
von großen Steinen überlagert wurden.
In der schönen Jahrezeit zeigen sich die ciciu rosafarben mit drolligen, dunklen
Hüten. Im Winter werden sie zu Graten, die aus dem Schnee ragen. Die
Erkundung der ciciu erfolgt entlang der eingerichteten Wege, während die
Gastfreundschaft durch das Besucherzentrum am Eingang des
Naturschutzgebiets gewährleistet ist. Das Außengebiet ist für bouldering
gemacht, aber das Erklettern der ciciu ist streng verboten, da man sie für
immer zerstören könnte (Info: Ente di Gestione dei Parchi e delle Riserve
Naturali Cuneesi, Tel. 0039.0171.734021).
Einer volkstümliche Überlieferung nach ist das Phänomen der ciciu ein
Wunder des Märtyrers Costanzo: die feindlichen Heiden, die
ihn verfolgte, um ihn zu töten,
wurden aus dem Willen Gottes
zu Steinen.
Costanzo, Heiliger der thebäischen Legion, ist in der
Überlieferung verankert. In
einer gemauerten Gedenktafel
in der Pfarrei sollen sich die
Reliquien des Märtyrers befinden. Auf dieser liest man auf
Lateinisch: “Hier liegt Costanzo, Märtyrer des Herrn, der zu der thebäischen
Legion gehörte”. Durch die Verehrung des Märtyrers entstand im Mittelalter
ein Kloster. Die Kirche San Costanzo al Monte, in den Wäldern oberhalb der
Ortschaft, wurde circa Anfang des 8. Jahrhunderts durch den Willen des
Langobardenkönigs Ariperto II errichtet und nach den Invasionen der
Sarazenen von lombardischen Herrschern wieder errichtet, die ihre Figuren
in die Altarnischen brachten, mit dünnen Lisenen skandiert und oben
geschmückt mit Galerien. Die Krypta ist eine richtige, kleine Kirche. Nachdem
der sumpfige Boden saniert war, errichteten die Benediktiner auf dem Platz
der Pfarrei die Abtei von Santi Pietro und Costanzo. Neben der Krypta mit
Fresken von Pietro da Saluzzo (Geschichten des Heiligen Georg, Madonna,
Heiligen und Evangelisten), verfügt die Kirche über einen Glockenturm mit
romanisch-gotischen Fries und Mauern aus gearbeitetem Stein.
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Museen des Tals
In Elva finden wir die Beweise dafür, dass in der Vergangenheit das Überleben
in den Bergen durch die Feldarbeit, die Viehzucht und die Milchverarbeitung
abhing. In den Jahren, in denen keine Landwirtschaft ausgeübt wurde,
bemühte sich die Bergbevölkerung um andere Arbeiten, die teilweise weit
weg auszuüben waren. Die Männer von Elva gingen im Herbst umher, um in
den Häusern Haare zu sammeln, die sie verarbeiten konnte. Diese verkauften
sie dann in Frankreich, Deutschland, England und auch in den USA, um daraus
Perücken zu machen. Zum Gedenken an diese Arbeit, wollte die Gemeinde in
der Nähe des “Hauses der Sonnenuhr”, Beispiel für die ländliche, seltene
Architektur, das Museums der Pelassiers gründen, das mit Hilfe der Werkzeuge,
Bildern und einem Film die Geschichte dieses Berufes erzählt, der die
Bewohner von Elva auf eine Reise um die Welt schickte.
Ein weiterer saisonaler Beruf, der für die Täler typisch war, war der
Sardinenverkäufer, die das Maira-Tal verließen, um Sardinen zu kaufen und
diese dann mit einem Wagen weiterverkauften. Den Sardinenverkäufern ist
das Seles in Celle di Macra gewidmet. Andere Museen, die von dem
damaligen Leben erzählen sind La misoun d’en bot von Borgata Chialvetta in
Acceglio (Info:Tel.0039.0171.99017), das Museum des Hanfs in Prazzo Inferiore
(via Nazionale, 22) und das L’escolo de mountanho von Borgata Paschero in
Stroppo (Info: Tel. 0039.0171.999220 - 999112).
Weiter unten im Tal, in Dronero, hinterließ Luigi Mallé, in Dronero geboren
und Direktor der Völkermuseen von Turin, der Gemeinde, Einrichtungstücke,
Fundgegenstände, Bücher, Schallplatten und Fotos. Das Museum wurde im
Juni 1995 eingeweiht (www.marcovaldo.it) und beherbergt eine Sammlung
antiker und zeitgenössischer Kunst mit Werken großer Meister, die den
verschiedenartigen Geschmack von Mallé wiederspiegeln: Man findet
Malereien und Zeichnungen von piemontesischen Künstlern des 18.
Jahrhunderts, religiöse Artefakte archaischen Stils, flämische Landschaften
und Abbildungen oder von Mallè auf Antiquitätenmärken erworbene Werke
und zeitgenössische Kunstwerke der abstrakten Kunst von: Lucio Fontana,
Umberto Mastroianni, Adriano Parisot.
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Im Ort von Matteo Olivero
In seinem berühmten Selbstbildnis zeigt sich Matteo Olivero mit einem roten
Tuch um den Hals, wachsamem Blick, schwarzem Hut und langem, schmalen
Bart.
Geboren in Acceglio, im Jahr 1879, in der Gemeinde von Pra Rotondo, war er
in der Moderne einer der berühmtesten Maler der okzitanischen Täler. An
Olivero erinnert man sich nicht nur als “Maler des Schnees” oder “tragisches
Sprachrohr seiner Berge“, so nannten ihn die Kunstkritiker auf den
Ausstellungen in Grenoble, Rom, auf der Biennale von Venedig und den
expositions von Paris, sondern auch als jemand der wusste, wie man die
originellen Ideen und die wirren Bruchstücke der Malerei um die
Jahrhundertwende zum 20. Jahrhunderts umsetzt.
Seine Werke sind in Sammlungen und Museen zu finden. Zahlreiche seiner
Bilder befinden sich im Rathaus von Saluzzo und werden demnächst im ihn
gewidmeten Museum ausgestellt. Hier im Maira-Tal kann man die Orte
entdecken, die ihn zu seiner Arbeit inspirierten. Aber in seinen Bildern finden
wir auch andere Abrisse der okzitanischen Berge in den Tälern Po, Grana und
Varaita. Für ihn waren die Wasserläufe, die Sonne, der Schnee, die
Morgenstunden und die Gipfel die Quelle der Inspiration.
Olivero traf im Jahre 1902, in der Schweiz, Segantini, mit dem ihn nicht nur
die Liebe zu den Bergen verband, sondern vor Allem auch die Fähigkeit, die
Malerei mit der Spaltung der Farben in deren einzelnen Komponenten
anzugehen. Gepackt von der Leidenschaft für den Pointillismus, unterhielt
Matteo Olivero, ab dem Jahr 1903, einen lebendigen Briefwechsel mit
Giuseppe Pellizza aus Volpedo, Autor des be-rühmten Werkes “Quarto Stato”.
Sein Vater starb, als er noch ein kleiner Junge war und seine Mutter Lucia
Rosano war für den Künstler die einzige Bezugsperson. Sie folgte ihm bei
seinen vielen Umzügen, von Turin (1896) nach Saluzzo (1906), nach Calcinere
(1923-26). Eines der berühmtesten Werke von Olivero war das großartige Bild
“L’attesa”, das das langsame Einherschreiten mit einer müden Geste der Mutter
darstellt. Als sie starb, entschied sich auch der Künstler seinem Leben ein Ende
zu setzen.
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Essen D’oc
Der landschaftliche und künstlerische Reichtum der Täler fördert den Tourismus
der Wanderer und Kulturbegeisterten (Info:www.percorsioccitani.it),der sowohl
aus den deutschsprachigen Ländern kommt, mit Touristen aus Deutschland,
Schweiz und Österreich, als auch mit Touristen aus den nahgelegenen
italienischen Regionen. So kamen auch viele junge Leute wieder in die Täler:
sowohl Kinder, als auch Enkel der Bergbevölkerung, die in den 60er Jahren
ausgewandert sind, als auch junge Leute aus der Stadt, die in das Maira-Tal
gezogen sind und somit ein weniger aufregendes Leben dem hektischen in
der Stadt vorzogen. Die Umkehrung der Tendenz, hat dazu geführt, dass die
junge Bevölkerung der Täler, die auswandern wollten, um ihr Glück in den
Städten zu finden, sich zum Bleiben entschied. So entwickelten sich neue
Berufe in der Landwirtschaft, im Handwerk und im Tourismus. Oft eigneten
sich die Neuankömmlinge die okzitanische Sprache an und hauchten somit
kulturellen Initiativen, Ausstellungen, Museen,Wanderwegen und Konzerten
Leben ein. Es gibt zahlreiche herausragende Restaurants, Bed&Breakfasts und
landwirtschaftliche Betriebe, die durch die Welle der neuen Landwirtschaft
entstanden. Somit wuchsen junge Betriebe mit Tierhaltung und
Käseherstellung, die in die Herstellung von hochwertigem Käse aus Kuh- und
Schafsmilch spezialisiert sind (in Elva, Podio di San Damiano Macra, La Morra
di Villar San Costanzo), handwerkliche Öfen (in Roccabruna, Villar San
Costanzo, Dronero, San Damiano Macra), Produktion von traditionellen
Speisen (in San Damiano Macra), Tees aus Bergkräutern, wie Beifuß und
Bisamgarbe (in San Damiano Macra), biologischer Wein, wie der Nebbiolo von
Dronero und andere Weine, die jetzt auf den Hügeln von Saluzzo angebaut
werden, und das Aussterben der alten Weinreben des Maira-Tals verhindert
haben. Unter den gastronomischen Glanzpunkten sind lo comaut
(Kürbiscreme), macarons e trifolas (Maccheroni und Kartoffeln mit Pilzen), los
fesqueiròls (Pastagericht mit Zwiebeln, Speck, Erbsen und Käse), los panets
(Apfeltaschen), la torta dels Techs aus Dronero. In einigen Restaurants kann
man an bestimmten Tagen komplette okzitanische Menüs verkosten.
Adressen und Kontaktinformationen der Restaurants, Betriebe, Bed&Breakfast,
sowie Informationen über die Produkte erhalten Sie bei der Berggemeinschaft,
www.vallemaira.cn.it oder beim Touristeninformationsbüro von Dronero:
[email protected] - Tel. 0039.0171.917080 - Fax 0039.0171.909784.
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Okzitanien par Excellenze
Espaci Occitan findet man in Dronero, in der Via Val Maira 19, in einer
ehemaligen Kaserne, die in ein modernen Kulturzentrum umgewandelt
wurde (Tel. und Fax 0039.0171.904075). Ins Leben gerufen von der
Berggemeinschaft des Maira-Tals, hat die Einrichtung den Wunsch, die
okzitanischen Gebiete Italiens mit den großen Sprach- und Kulturräumen der
Alpen zu verbinden, von den Pyrenäen zum Atlantik, bis zum Mittelmeer.
Darüber hinaus ist es die erste kulturelle Einrichtung, die sich Okzitanien in
Italien widmet.
Die Umsetzung, möglich gemacht durch die Anerkennung der linguistischen
Minderheit Okzitaniens seitens des italienischen Staates durch das Gesetz 482
von 1999, bedeutet eine historische Wende. Mit Espaci Occitan, haben sich die
öffentlichen Einrichtungen der Gegend zum ersten Mal den Schutz und die
Förderung der Sprache und der Kultur Okzitaniens zur Aufgabe gemacht.
Themen, die bis zu diesem Zeitpunkt nur von privaten Vereinen unterstützt
wurden.
Heute ist Espaci Occitan ein Zusammenschluss von öffentlichen Einrichtungen
des okzitanischen Gebiets der Alpen (Info: www.espaci-occitan.org) und
vereint ein Studieninstitut, ein Museum über die Sprache (Sòn de lenga), einen
linguistischen Workshop und eine Werkstatt über okzitanischen Produkte.
Das Museum über die Sprache, Museo Sonoro della Lingua Occitana, ist
multimedial aufgebaut, mit dynamischen Einflüssen, die für jedes Alter
geeignet sind, und es will die Besucher durch die Geografie, die Geschichte
und die Kultur Okzitaniens führen.
Literatur, Musik, Geschichte, Lebensart, Folklore und soziale Strukturen der
Gegend werden durch Audio-Videostücke zum Leben erweckt und begleiten
somit die interaktive und virtuelle Reise in die okzitanische Welt. Die
Begleittexte gibt es in Italienisch, Okzitanisch, Englisch und Französisch.
Die Mediathek von Espaci Occitan umfasst okzitanische Literatur und
multimediale Materialien über und in okzitanisch. Filme und Dokumentation,
CD-Rom, Audiokassetten und Musikcds können in den eingerichteten
Räumen eingesehen werden und sind thematisch unterteilt.
Das Institut zur Studie der okzitanischen Kultur wird immer weiter erweitert
mit neuen Serviceangeboten, Aktivitäten, die an die verschiedensten
Bedürfnisse angepasst sind,Verbreitungen über Internet. Die Einrichtung, die
zum Austausch und zur Begegnung mit den italienischen und europäischen
Minderheiten gedacht ist, bietet auch Platz für Kongresse, öffentliche
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Filmvorführungen, Ausstellungen, Buchvorstellungen und kulturelle
Veranstaltungen.
Es gibt einen linguistischen Raum online, mit Kursen für Alphabetisierung auf
verschiedenen Level, mit online Lektionen, bis zum Erreichen, sich in der
Lingua D’Oc auszudrücken.Produkte der Täler,Werke der lokalen Schriftsteller,
Handwerkskunst und touristische Informationen findet man ebenfalls dort.
Espaci Occitan befindet sich in einer Gegend, die die eigenen linguistischen
und kulturellen Charakteristika schätzt. Die Beschreibung eines Rundgangs
durch das Maira-Tal findet man auf der Internetseite www.percorsioccitani.it.
In der Ortschaft Roccabruna, wurden viele Straßen und Plätze
Persönlichkeiten der okzitanischen Gesellschaft gewidmet und die Schilder
sind in zwei Sprachen Italienisch/Lingua D’oc. Man erinnert an die Regionen
Okzitaniens, Provence, Dauphinè, Guascogne, die Künstler des gloriosen 15.
Jahrhunderts, wie den Maler Hans Clemer und die Bildhauer Zabreri,
vielseitige Persönlichkeiten wie Giacomo Inaudi di Roccabruna,
weltberühmter Kopfrechner, der auch in der französischen Enzyklopädie
Larousse erwähnt wird, der Nobelpreisträger Federico Mistral Sänger aus der
Provence, der humanistische Ideologe François Fontan und die berühmtesten
Troubadoure des Mittelalters, wie Arnaud Daniel, Peire Vidal, Marcabrun und
die Contessa de Dia.
Poesie und Prosa haben die Einwohner des Maira-Tals immer begeistert,
besonders die Erzählungen und Reime fanden Applaus. Aus diesem Tal
kommen einige der besten Schriftsteller der okzitanischen Blüte in Italien, die
in den 60er Jahren des vorherigen Jahrhunderts stattfand. Ihre Werke, die von
örtlichen Verlegern veröffentlich wurden, findet man in den Buchhandlungen,
Bibliotheken und in der Einrichtung Espaci Occitan. Ein wiederkehrendes
Thema ist die Sehnsucht nach einer bevölkerungsreichen und florierenden
Vergangenheit, die zu der Gegenwart mit seinen verlassenen Dörfern steht.
Wichtige Namen sind hierbei: Pietro Ponzo di Preit, Pietro Antonio Bruna Rosso
(Tòni d’ l’Aura) Autor von Kurzgedichten und des Wörterbuches des
okzitanischen Dialekts von Elva,“Piccolo Dizionario del Dialetto Occitano di
Elva”, Piero Raina (Pietro d’Seze). Im Herzen dieses Dichters findet man die
Berge, Symbol und Archetyp: Unten die bekümmerte, verschmutze, dunkle
Welt, der Menschen, die in der Masse allein sind; oben die heile, reine, helle
Welt mit heiterer Einsamkeit, weil man in Kontakt mit den Erinnerungen und
dem Vergangen tritt. Für Raina starben die Berge, als der Mensch sie verließ.
Sein Gedicht “Cadranno le case dei villaggi” ist sehr berühmt:
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Toumbaren i casei di vilage
Sla mountagno abandounà
Un al bot senzo tapage
I casei dle noste ruà
Bouch d’erbo biancho, rousier sarvage
Enfoungaren le bianque rei
Ai pe da c’les muraie
Esquiapa da l’auro e dal soulei
…
Troup d’sarvan la sero
Saiaren dai bosq tenebrous
Per viroundar sle quintaine silenziouse
A escoutar le vous misteriouse
Que dousse ancaro dapé i lindal
Desert di meisoun
Countaren le storie di minà.
…
Die Häuser der Orte verfallen
Auf den verlassenen Bergen
Eins nach dem anderen, ganz leise.
Die Häuser unserer Orte
Wermutsträucher, wilde Rosensträucher
Verdecken die weißen Mauern
Am Fuße dieser Mauern
Vom Wind und der Sonne zerstört
…
Rudel am Abend
Kommen aus dem dunklen Wald
Um um die stillen Ecken zu schleichen
Um den unheimlichen Stimmen zu lauschen
Die wieder lieblich sind, an den Schwellen
Die verlassenen Häuser
Erzählen die Märchen der Kinder.
…
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Grana-Tal
Von allen Tälern ist das Grana-Tal Cuneo am nächsten gelegen.Am Eingang zu
diesem kleinen Tal, das noch durch eine lebhafte Landwirtschaft geprägt ist,
befindet sich Vignolo, mit Castelmagno und seine 13 Fraktionen und einer
der berühmtesten Wallfahrtskirchen der okzitanischen Alpen.
Man kann wunderbare Landschaften, die von dichten Wäldern von Kastanien,
Buchen und Nadelbäumen charakterisiert sind und in den höheren Lagen die
Weiden mit seltener, geschützter Fauna aufbieten, die den Käse von
Castelmagno berühmt gemacht haben, bewundern.
Ein wichtiges Wirtschaftszentrum in der Talsohle ist Caraglio, eine alte
römische Siedlung, die heute Sitz der kulturellen Initiative und Wiege der
neuen okzitanischen Musik von Lou Dalfin ist, die nach Italien und Europa
“exportiert” wurde.
Wichtig sind auch die Initiativen zur Förderung der okzitanischen Kultur, die
alljährlich in den Gemeinden von Monterosso Grana und Castelmagno
stattfinden.
So kann man in den Gemeinden der Täler Beispiele alpiner Architektur
bestaunen, die die Zeit überlebten, des Weiteren kann man das
ethnographische Museum von Sancto Lucìo de Coumboscuro besuchen und in
Castelmagno in der Fraktion Chiappi befindet sich das Muzeou dal travai d’isi
(Museum der Arbeit) und in der Fraktion Colletto das Pichot Muzeou, das sich
in einem Stall befindet.
Neben den historischen und künstlerischen Zeugnissen romanischer und
gotischer Ursprünge, kann man in den Fresken der Kapellen und Pfarreien die
Gönnerschaft der Markgrafen von Saluzzo erkennen, die hier über
Jahrhunderte hinweg regierten.
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Der Käse Castelmagno
Dieser Edelpilzkäse ist wegen seinem Aroma und der Erlesenheit einzigartig,
die er durch die besondere Ernährung des Viehs erhält. Diese ernähren sich
von der reichen Flora, den besonderen Kräutern, aromatischen Pflanzen und
duftendem Heu.
Der Käse hat einen sehr frühen Ursprung: Tatsächlich wird er zum ersten Mal
im Jahre 1277 als Tribut an die Markgrafen von Saluzzo in Tausch für das Recht
deren Weide zu bewirtschaften erwähnt.
Heute ist der Castelmagno das Symbol einer Bergwirtschaft, die die
Besonderheiten der Örtlichkeiten so gut wie möglich nutzt. Mit dem Ziel, die
Verbindungen zwischen Mensch, Land und Erinnerungen für die kommenden
Generationen beizubehalten, wurde das Öko-Museum “Terra del
Castelmagno” gegründet. Das Projekt soll die Produktion des Castelmagno
schützen und die Auswirkungen des Käses auf das örtliche Leben. Dieses
Projekt sieht auch eine Wiederherstellung der Wege vor, die in die
höhergelegenen Fraktionen führen und so einen Besuch der Käsereien, wo
man den Käse herstellt, ermöglichen. Durch dieses Programme werden die 4
wichtigsten Punkte der Gegend in Synergie gesetzt: der Käse Castelmagno,
die alpine Architektur, die Arbeit, die Landschaft.
Die Wallfahrtskirche von Castelmagno
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Die Wallfahrtskirche von Castelmagno
Der Name Castelmagno leitet sich von der quadratischen Form der Burg ab,
mit 4 Türmen an den Ecken, von denen wenige Spuren des Ortes Colletto
zurückbleiben. Wegen seiner strategischen Lage, wurde der Ort Opfer einer
römischen Besetzung. Es gibt tatsächlich noch Überreste einer “arula“, die
Mars gewidmet ist. Auf einer Höhe von 1.760 Metern befindet sich die
Wallfahrtkirche des San Magno. Sie ist eine Etappe am religiösen Weg, der bei
Sant’Anna von Vinadio anfängt, durch das Maira-Tal und das Varaita-Tal führt
(Wallfahrtskirchen von Valmala und Becetto) und dann im Hochtal des Po, an
der Wallfahrtskirche von San Chiaffredo endet.
San Magno ist ein Martyrer der thebäischen Legion. In den Anfängen der
Bekehrung dieser Gegend, die größtenteils in der ersten Hälfte des 3.
Jahrhunderts durchgeführt wurde, wurden 6.666 christliche Soldaten vom
Massimiano Erculeo aus Ägypten gerufen, um die Christianisierung in Gallien
aufzuhalten. Eine ganze Legion, die größtenteils aus Thebäern bestand, war in
der Zwischenzeit zum christlichen Glauben übergetreten. So weigerten sich
diese Soldaten, ihre Gleichgesinnten zu verfolgen und somit wurden sie aus
Rache hingerichtet. Auch heute findet man noch Spuren dieser Geschichte
an den Türmen und Pfählen in ganzen Alpenraum, sowohl auch in den Namen
der Talbewohner: Costanzo, Chiaffredo, Vittore, Magno, Dalmazzo, Maurizio,
Felice, Alessandro, Clemente, Vitale, Ottavio, Damiano, Defendente, Isidoro,
Mauro, Pancrazio.
Seit dem man sich erinnern kann, hat die Bevölkerung der Täler den Heiligen
Magno verehrt, der als Beschützer der Herden und Weiden der Alpen
galt. In Gedenken an den heiligen Schutzpatron, feiert man seit dem
Jahre 1700 am 19. August eine Prozession auf den Bergen: Die Staute des
Heiligen - in Kriegskleidung - wird von circa zehn Mitgliedern der baia,
mit Kleidern mit Schoß und Zweispitz, geschmückt mit Kokarden und
Seidenbändern in verschiedenen Farben (es livrees) verbunden mit den
Hellebarden, zur Wallfahrtskirche gebracht. Ein Unterschied zu den
anderen baias oder abadie der Täler mit volkstümlichen und manchmal
auch heidnischen Charakter mit Anspielungen auf die Jahreszeiten, wie der
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Frühlingsbeginn, ist bei dieser Prozession der christliche Aspekt (Info:
[email protected]).
Die Wallfahrtskirche von San Magno, wie man sie heute sieht, wurde zwischen
1704 und 1716 erbaut und es werden dort bedeutende künstlerische
Dokumente aus früherer Zeit aufbewahrt. Neben der Kapelle mit Fresken von
Pietro da Saluzzo, kann man auch die “Cappella Vecchia” der Wallfahrtkirche
besichtigen, in der man die Fresken Giovanni Botoneri di Cherasco aus dem
Jahre 1514 bewundern kann. Die Fresken findet man in 17 Fächern, die den
Triumphzug von Christus nach Jerusalem, die Verurteilung und die Passion
darstellen.
In Castelmagno finden wir das okzitanische Kulturzentrum “D. Dalmastro”, eine
Vereinigung, die sich seit mehr als dreißig Jahren, dem Schutz und der
Wertschätzung der okzitanischen Sprache widmet.Das Zentrum veröffentlicht
auch eine Zeitschrift mit dem Namen La vous de Chastelmanh. In den letzten
zehn Jahren erschienen so wieder handwerkliche Werkstätten, die sich auf die
Holzschnitzerei und die Herstellung von handgemachten Keksen spezialisiert
haben.
Das Gebirge um Castelmagno erzählt noch heute von der Abwanderung in
der Nachkriegszeit. Einige der Orte sind das Ziel von Liebhabern der alpinen
Architektur, da man sich dort ein wunderbares Bild des Lebens im letzten
Jahrhundert machen kann. Zu diesen Orten zählen auch die alten Dörfer
Narbona, Valliera, Battuira und Campofei, Bergdörfer mit imposanten
Rundsäulen und charakteristischen Schornsteinen mit Kochstellen, die mit
strahlenförmig angeordneten Steinen verziert sind.
Für die Liebhaber luftiger Höhen besteht die Möglichkeit, die Berge Tibert
und Tempesta entlang der ausgezeichneten Wege zu erklimmen, von denen
man an klaren Tagen, den einmaligen Ausblick auf die Alpen und das
piemontesische Tal bewundern kann. In der Nähe befindet sich die Grotte
“Lou Pertus d’la Patarasa”, mit Formationen aus Kristall, Kalk und ewigen Eis.
Der Name kommt von einer freundlichen Fee, die in den Höhlen leben sollte.
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Novè
In der okzitanischen Kultur haben die weihnachtlichen Gesänge eine
besondere Wichtigkeit.Die Feierlichkeiten und die öffentlichen Darstellungen,
die mit diesem Fest in Verbindung stehen, haben eine doppelte Bedeutung:
als religiöses Fest, aber auch als heidnisches Sonnenwendfest im Winter, das
das Wiedererwachen der Natur ankündigt. Die okzitanische Kultur war immer
sehr auf die Natur bedacht und hat so, mit eigenen Traditionen einen reichen
Schatz an Novè bewahrt, die bei diesen Gelegenheiten gesungen werden und
die Leute nicht nur zur Zuschauern sondern vielmehr zu Mitwirkenden macht.
Die Novè, inspiriert durch die Heilige Schrift, mit Bezug auch auf die
apokryphen Erzählungen und mit der Zeit angereichert mit originellen
Erweiterungen: Elemente des Alltags, lustige Begebenheiten, Zeitgenossen...
Diese werden auch heute noch in den Kirchen der Täler zur Weihnachtszeit
gesungen.
Die bekanntesten sind die Novè de Nòsta Dama dei Dòms von Avignon und
die Novè de Sabòli, geschrieben von Micolau Sabòli (1614-1675) im 17.
Jahrhundert.
Die echten Gesangsgruppen für die Musik sind L’Escabòt (Info: Tel.
0039.0171.986142), gegründet im Jahre 1999 mit neuen Sängern aus den
Tälern des Stura und Grana, und La Cevitou (Info: www.lacevitou.it - Tel.
0039.0171.988103), der älteste mehrstimmige Chor der okzitanischen Täler,
die Stücke aus der reichen Tradition Okzitaniens spielen, die direkt von den
Werken der Troubadoure inspiriert sind.
Sancto Lucio de Coumboscuro - Roumiage
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Feste in Coumboscuro
Wie ein Pilger geht man nach Sancto Lucìo di Coumboscuro. Am Anfang der
60er Jahre kam die Wiederbelebung, die man als “provenzalisch” bezeichnet
in dieser Fraktion von Monterosso Grana, durch die Leidenschaft von Sergio
Arneodo, Lehrer, Dichter,Theaterautor und charismatischer Redner.Wie auch
der Dichter Tòni Baudrier und der Denker François Fontan im Varaita-Tal, hat
auch Arneodo die Täler begeistert und somit ist herausgekommen, dass die
gesprochene Mundart ein Abkömmling der Sprache der Troubadoure und
der Lyrik von Frederì Mistral war. Auf diese Jahre gehen auch “Coumboscuro”
und die Entstehung einer der Werkstätten für Holzskulpturen zurück.
Coumboscuro brachte eine Generation von Dichtern hervor, die die
provenzalische Dichtung bewunderten. Die wichtigste Entstehung während
der Bewegung war die Zeit in der Coumboscuro die Schule besuchte, wo, auch
noch heute, die Lingua D’Oc unterrichtet wird. So werden unter den Schülern
neue kleine Dichter entdeckt:
Nuèch
Soufîo l’auro enrabià:
i-arbou soun tuchi coujà,
i fuéie vòlen desperà.
En chan japo aval,
elouégn envers lou bial.
Tout es quiét,
la luno espouncho sal sarét.
S’èstegnen i quiar ent’i ruà
e mi istou souléto a pensar…
Nacht
Der Wind bläst zornig:
die Bäume sind alle gebogen,
die Blätter fliegen verzweifelt umher.
Ein Hund bellt dort unten,
weit weg, beim Bach.
Alles ist still,
der Mond scheint auf uns nieder.
Die Lichter in den Dörfern gehen aus
Und bleibe allein mit meinen Gedanken zurück...
In Coumboscuro gibt es kulturelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel das
Festenal, eine Begegnung der europäischen Musik und den Traditionen, mit
Ausstellungen und Treffen über die Sprachen der Minderheiten. Am zweiten
Sonntag im Juli findet eine religiöse Prozession statt, die der Madonna
gewidmet ist. Besonders lehrreich, bezüglich der Materialien in den
okzitanischen Tälern, ist der Besuch im ethnographischen Museum (Info:
www.coumboscuro.org - Tel. 0039.0171.98707), mit Abteilungen, die den
Arbeiten auf dem Land, mit Hanf, mit Milch, Brot und dem Handwerkwerk
(Weber, Schreiner, Fassbauer, Schleifer, Schnitzer, Klöppler), gewidmet sind,
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sowie den Transporten, traditionellen Einrichtungen, Kleidungen und Freizeit.
Im ältesten Teil von San Pietro di Monterosso Grana, sollten man das nette
Freiluftmuseum nicht verpassen, dass immer offen für Besucher ist. Dort
werden Szenen aus dem häuslichen Leben und alte Berufe dargestellt. Die in
Dialekt babaciu genannten Personen sind dort in Lebensgröße ausgestellt.
Auf den Spuren von Pietro
In den Tälern findet man zahlreiche Werke von Pietro da Saluzzo, der gemäß
den Schriften aus der Familie der Pocapaglia stammt.
Von ihm stammen die Fresken in der Kapelle des San Magno, in der
Wallfahrtskirche von Castelmagno, zwischen 1475 und 1480, die in der
Kapelle von San Bernardo e Mauro in Valgrana (Die Madonna auf dem Thron,
Hl.Bernard aus Mentone, der Baptist, die Evangelisten, die Doktoren der Kirche
und die Verkündung) und die Fresken in der Kapelle des San Sebastiano in
Monterosso.
Als sensibler Maler mit einer zärtliche Ader, zeigt Pietro da Saluzzo keine
Dramen, sondern arrangiert mit Eleganz die Kleider, zeigt die Szenen ruhig
und detailgetreu und charakterisiert seine Figuren durch kontrollierte Gesten.
Zu seiner Zeit war er ein von den Markgrafen und den umliegenden Gegend
begehrter Künstler. Er hatte darüber hinaus zahlreiche Schüler. Er arbeitete
für Kirchen und Bruderschaften. In seine Malerei kann man sowohl
lombardische Einflüsse erkennen, aber auch dass er die Lektionen des
Jaquerio ablehnte, der in der Markgrafschaft viele bedeutende Werke schuf,
wie die Fresken im freiherrlichen Saal im Schloss Castello della Manta.
Wer dem Weg seiner Werke folgen möchte, außer dem Weg, der im Grana-Tal
beschrieben ist, geht von der Kapelle San Giorgio in Villar San Costanzo im
Maira-Tal zu der Kapelle San Ponzio in Castellar im Bronda-Tal, der Mariä
Verkündigung in San Bernardo di Ostana im Po-Tal, zur Heiligen Jungfrau in
Nives in Centallo, Mariä Verkündigung in San Giovanni Battista in Savigliano,
der Reihe der Kapellen der Heiligen Dreifaltigkeit in Scarnafigi, den Fresken in
der alten Pfarreien der Heiligen Filippo und Giacomo in Verzuolo, zu den
Malereien in der Kapelle Sant’Anna und San Giovanni in Piasco im Varaita-Tal,
der heiligen Cecilia in der Kapelle der Santa Maria della Spina in Revello, dem
Fresko in Stuck von San Nicola da Tolentino, das in Völkerkundemuseum von
Casa Cavassa in Saluzzo ausgestellt wird.
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Caraglio: Seide, Musik und Kunst
Caraglio zusammen mit der Ortschaft San Dalmazzo ist am natürlichen
Eingang des Tals in Richtung der landwirtschaftlichen Ebene das einzige
Städtchen der okzitanischen Alpen in der Provinz von Cuneo, wo man Spuren
aus der Römerzeit findet.
In der Fraktion San Lorenzo fand man Grundrisse von Thermalbädern,
Ziegelsteine, Schriften und Geldstücke.
Die urbanen Strukturen und die Architektur sind Hüter verschiedener
Epochen, vom romanisch-gotischen Mittelalter (Ruinen der Burg aus dem Jahr
1128 das sich auf dem Hügel befindet, der Palast des Alten Rathauses,
Wohnungen in der Via Brofferio, der Glockenturm der Kirche der Heiligen
Peter und Paul, die Kirche des San Giovanni Battista), zum Barock (die Kirche
der Santa Maria Assunta, Kirche der Kapuzinermönche), zum 19. Jahrhundert
mit aristokratischen Gebäuden, Brunnen und Monumenten.
Im Jahre 1198 trug der Aufstand der Einwohner von Caraglio gegen den
Markgrafen von Saluzzo dazu bei,dass Cuneo zwischen den Flüssen Gesso und
Stura gegründet wurde.Der Reichtum kam größtenteils von der Tatsache,dass
Caraglio ein Dreh- und Angelpunkt im Zentrum einer fruchtbaren
Agrargegend war und eine großartige industrielle Entwicklung mit 5
Spinnereien und Spinnmaschinen für die Herstellung von Seide durchlebte.
In den letzten Jahren wurde Caraglio Sitz der kulturellen Aktivitäten der
Avantgarde im süd-westlichen Piemont, die von der kulturellen Vereinigung
Marcovaldo organisiert und verwaltet werden.Das Veranstaltungskalender der
Vereinigung ist voll mit Ausstellungen der internationalen, zeitgenössischen
Kunst, Fotoausstellungen, geschichtlich-literarische Veranstaltungen und
themenbezogene Tagungen, die in den beeindruckenden Gebäuden
Convento dei Cappuccini und im Filatoio Rosso,restauriertes Bauwerk aus dem
17. Jahrhundert,eines der charakteristischsten in den okzitanischen Tälern,mit
zylinderförmigen Türmen, zwei Innenhöfen und Verziehrungen aus Stuck und
Terrakotta (www.marcovaldo.it - Tel. 0039.0171.610258).
Die Spinnerei, die von dem Industriellen Giò Gerolamo Galleani erbaut wurde,
war zu jener Zeit eine Fabrik und ein Aufenthaltsort zur gleichen Zeit, Zeugnis
für eine Epoche in der die Seide in Caraglio mehr als 600 Personen Arbeit gab.
Die kulturelle Lebhaftigkeit von heute scheint die große Ideenvielfalt
wiederzuspiegeln, die im 16. Jahrhundert dort florierte, als die Reform der
Protestanten sich im niedrigen Teil des Grana-Tals verbreitete und die
Bevölkerung von Caraglio zahlreich, von den örtlichen Adeligen beeinflusst,
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den Solaro di Villanova beitraten, deren einflussreichsten Mitglieder zum
waldensichen Glauben übergetreten waren.
In Caraglio lebt der berühmteste Musiker des italienischen Okzitaniens: Sergio
Berardo, Spieler der Drehleier, Drehorgel, fifre, Dudelsack und verschiedenen
elektrischen Instrumenten, Leiter der Gruppe Lou Dalfin, auf Deutsch “der
Delfin”.
Berardo, charismatischer Künstler, wusste die Tradition wiederzubeleben,
indem er Musik und verschiedenen Stile so mischte,dass er eine neue Richtung
erschuf, eine mitreißende musikalische Sprache, in der zeitgenössische und
archaische Töne, Discorhythmen, uralte Melodien und Volksweisen
zusammenspielen. Teilweise sind die Instrumente aus der Tradition der
okzitanischen Alpen: Drehleier, Drehorgel, Dudelsack, Violine, Maultrommel,
Pfeife, Bachtrompete. Andere wie den fifre, den galobet, das Tamburin aus der
Provence wurden zur Kultur jenseits der Alpen hinzugefügt und mit modernen
elektrischen Instrumenten des zeitgenössischen Rock vermischt.
Über Berardo sagt man, dass er die Drehleier spielt, wie Jimmy Hendrix seine
elektrische Gitarre.Seine Berühmtheit geht über die okzitanischen Täler hinaus
und die Liebhaber besuchen seine Konzerte (Tausende von Jugendlichen) und
hören die CD von Lou Dalfin (Info:www.loudalfin.it).So entdecken Sie die Kultur
der alten Musik mit dem Klang und der Sprache von Heute.
Berardo hat den Horizont der okzitanischen Musik erweitert, die das Risiko
lief, in den, durch die Tradition und der volkstümlichen Musik gesetzten
Grenzen zu bleiben.So hat er sie modernisiert.Zusätzlich zu seinen Konzerten,
unterstützt er auch didaktische Workshops und somit sind viele Spieler aus
seiner Schule hervorgegangen. Darunter Lou Seriol aus dem Stura-Tal, Lhi Jari
aus dem Vermenagna-Tal und die Gai Saber aus Peveragno, Les Fuines aus dem
Maira-Tal, die Chare Moulà und die Aire d’Oustano aus dem Po-Tal. In dieses
Bild passen auch andere Musikgruppen, wie Trobairitz d’òc,A fil de ciel,Senhal,
Troubaires de Coumboscuro, und darüber hinaus gibt es auch viele aktive
Ziehharmonikaspieler, Violinisten, Klarinettisten und Volksliedsänger.
Die Begegnung und der der Austausch von Erfahrungen mit den Musikern
Okzitaniens wurde in einem jährlichen Fest, dem Lou Dalfin in Castelmagno,
verankert. Bei dieser und anderen Gelegenheiten fehlt es nicht an den
Chorgesängen der Hymne Se Chanta, dem einzigen Lied, das von Liebe und
nicht von Krieg handelt, und das zu einer Art Volkshymne geworden ist und
an den 4 Winkeln Okzitaniens gesungen wird, vom Grana Tal bis zur weit
entfernten Gascogne.
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Se chanta
Denant de ma fenestra i a un aucelon
Tota la nuech chanta, chanta sa chançon
Se chanta, que chante
Chanta pas per iu
Chanta per m’amiga
Qu’es luenh de iu
Aquela montanhas que tant autas son
M’empachon de veire mieis amors ont son
Autas, ben son autas, mas s’abaissarèn
E mas amoretas vers iu tornarèm
Baissatz-vos montanhas, planas levatz-vos
Perqué pòsque veire mieis amors ont son
Übersetzung
Vor meinem Fenster sitzt ein Vogel / Er singt die ganze Nacht, singt sein Lied
/ Wenn er singt, singst Du / Er singt nicht für mich / Er singt für meine Freundin
Die weit weg ist / Diese Berge, die so hoch sind / Sie hindern mich daran, zu
sehen, wo meine Lieben sind / Hoch, oh so hoch, aber sie werden kleiner /Und
meine Lieben kehren zu mir zurück / Werdet kleiner Berge, hebt euch ihr
Ebenen / Bis ich sehen kann, wo meinen Lieben sind
Caraglio - Filatoio Rosso
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Stura-Tal
Das Stura-Tal ist eines der längsten und schönsten Täler Okzitaniens mit einer
alten römischen Straße in die Provence und nach Nizza, durch den Alpenpass
Colle della Maddalena (1.996 Meter über dem Meeresspiegel) und den Colle
della Lombarda (2.351 Meter über dem Meeresspiegel).
Als die Römer dieses Land eroberten, waren sie sich der ethnischen Bezüge
zwischen den Völkern beider Seiten bewusst: So wurde das Stura-Tal,
zusammen mit den Tälern von Gesso und Vermenagna, ein Teil der Provence,
die durch Antonomasie eine römische Provinz war. Indizien der
Ortsnamenkunde sind Piano Quarto und Piano Quinto in Gaiola,
Säulenstümpfe, Inschriften für Mars, Diana und alle Schutzgötter der Karren
und Straßen, deren Spuren man auf der römischen Straßen in die Provence
findet.
Die okzitanische Sprache ist in dieser Gegend bis zu den Toren der Ortschaft
Borgo San Dalmazzo noch weit verbreitet. In den hochgelegenen Orten ist
die okzitanische Sprache eine der archaischsten und am besten erhaltensten
in ganz Okzitanien.
In den Tälern gibt es raue und felsige Landschaften, mit sagenhaften
Nebentälern (Arma, Bagni, Lombarda, Neraissa, Ferriere), imposante
Militärfestungen wie die Festung Sabaudo aus dem 19.Jahrhundert in Vinadio
und strenge romanische Glockentürme in Aisone, Vinadio, Sambuco und
Pietraporzio.
Wegen des strategischen Charakters als Durchgangsstraße, wurde sie oft
beherrscht und sah viele Heere vorbeiziehen. Im Tal findet man auch viele
Beispiele des blockbau in San Bernolfo (Bagni di Vinadio), mit Strohdächern
im Tal von Neraissa und mit Schieferdächern in Ferriere.
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Museum in luftiger Höhe
Der Ruf des Stura-Tals ist heute auch mit dem Schaf von Sambuco verbunden,
mit der charakteristischen Stumpfnase,dessen Zucht vor einigen Jahren wieder
aufgenommen wurde.Es handelt sich hierbei um ein autochthones Schaf,dass
vor Allem wegen seinem Fleisch, Käse und der Wolle geschätzt wird.
Die Schafzucht mit Wechseln der Weiden war eine der wichtigsten Tätigkeiten.
Dies und andere Dinge werden auf dem Museumsrundgang Na draio per vioure
(Eine Straße des Lebens) erzählt, der aus dem Ökomuseum Ecomuseo della
Pastorizia von Pontebernardo in Pietraporzio besteht, das das kulturelle Erbe
und die Natur wertschätzt (Info:Tel. 0039.0171.955555 - www.vallestura.cn.it).
In Sambuco findet man neben der ehemaligen Grundschule das Centro di
Documentazione di Valle. Die Einrichtung, die seit dem Jahr 1988 besteht, hat
sich zum Ziel gemacht, das historische und kulturelle Erbe des Tals zu
dokumentieren und die lokalen Initiativen zu unterstützen. Das Zentrum
beherbergt eine dauerhafte Ausstellung von Kostümen und traditionellen
Objekten von “Le Abbadie della Valle Stura”, mit besonderem Augenmerk auf
Festiona und Sambuco, herausragende Beispiele “christianisierter” Orte. Das
Zentrum ist auch eine Anlaufstelle für Besucher und bietet die Möglichkeit
Bücher, Veröffentlichungen und verschiedene Objekte zu kaufen.
Pietraporzio - Gemeinde Pontebernardo, Ökomuseum der Viehzucht
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Bewegtes Vinadio
Dank des Einsatzes der Region Piemont, kann man in Vinadio die Festung
von Carlo Alberto bewundern, einem Meisterwerk der Ingenieurskunst und
der Technik, eines der bedeutensten Beispiele militärer Architektur in den
okzitanischen Alpen. An dem im Jahre 1834 begonnenen Bauwerk arbeiteten
bis zu 4.000 Personen und es wurde 14 Jahre später fertiggestellt. Im Inneren
befinden sich Rundgänge auf drei Ebenen, die interaktive Ausstellungen zum
Thema “Bewegte Berge” beherbergen und auf eine Aufsehen erregenden
Weise organisiert sind. Man könnte es fast als eine Reihe von multimedialen
Reisen durch die meridionalen Alpen betiteln. Eine Einladung, um die
Vergangenheit zu erleben, über die Gegenwart nachzudenken und die
Zukunft der alpinen Täler zu
entdecken. Die Berge sind also nicht
nur eine Grenze und ein Randgebiet,
sondern vielmehr ein Dreh- und
Angelpunkt des Austausches. Mittels
vierzig Schaubildern, mehr als sechzig
Videos und vierzehn interaktiven
Leseproben, wird uns das Bild eines
dynamischen und flexiblen Gebirges
vermittelt, wo der Mensch gekonnt die
Natur mit der Kreativität verbunden
hat (Info: Forte di Vinadio - Tel. 0039.0171.959151 - www.fortedivinadio.it).
Am letzten Sonntag im Oktober wird in Vinadio das traditionelle Fest Fiera
dei Santi abgehalten. Seite den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war die
Thematik des Festes der Verkauf von Kartoffeln (bòdis in okzitanisch), Rindern
und Schafen. Dann hat sich das Fest zu Ehren des Schafes von Sambuco
durchgesetzt, Mostra della Pecora Sambucana, mit Konzerten, Ausstellungen
und Aufführungen über die Welt der Schäfer, sowie die Verkostung des
Schafes von Sambuco, nach traditionellen Rezepten zubereitet (Info:
Berggemeinschaft Stura-Tal - Tel. 0039.0171.955555).
Im Ortsteil Bagni gibt es die Möglichkeit von Kuren in den Thermalbädern.
Das Wasser ist reich an Schwefel, hat eine Temperatur von 55° und wird für
Bäder, Aerosole und Inhalationen verwendet. Massagen, Fangopackungen
und Physiotherapien runden das Angebot ab (Info: Tel 0039.0171.959395 www.termedivinadio.com).
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Verschwimmende Grenzen
... ich war noch nicht mal 16 Jahre als, als ich mich nach Frankreich auf machte,
zu Fuß, über den Colle di Ciriegia; mit anderen marschierte ich bis nach San
Lorenzo del Var hinter Nizza, und von dort aus gingen wir nach Saint Raphaël,
auf gut Glück...
... ich war 12 Jahre alt, als ich das erste Mal nach Barcellonnette ging. Ein Wagen
mit Kindern drauf brachte mich von meinem Dorf dorthin…er brachte uns bis
nach Pianche. Von Pianche aus nach Barcellonnette gingen wir zu Fuß. In
Barcellonnette,war im April jeden Donnerstag der Markt der Kinder…Dann habe
ich mich entschieden nach Grasse zu gehen...
Dies sind zwei Aussagen aus dem Stura-Tal von einst, gefunden in dem Buch
“Il Mondo dei Vinti”(“Die Welt der Besiegten”) des Schriftstellers Nuto Revelli.
Die saisonale Emigration führte nach Marsaille,Tolone, Crau, Camargue, Nizza,
Arles, Aix, Nîmes und Avignon, selten führte der Weg in die andere Richtung,
in die Po-Ebene. Früher war es ganz normal, über die Berge zu reisen. Die
Kinder wurden zu den Festen gebracht, um sie dort, als Schafhirten zu
“vermieten”.
Eine Besonderheit im Stura-Tal waren die Wanderer, die an der Küste der
Provence die Murmeltiere tanzen ließen und ein paar Münzen im Gegenzug
für diese Unterhaltung verlangten. Die Grenzen verschwammen für
diejenigen, die die Wege über die Berge kannten und um nach Frankreich zu
gehen, reichte es einen Kalender in ein Dorf zu bringen, der den meisten
bekannt war und in dem man die gleiche Sprache sprach.
Das Kennen der Berge begünstigte den Schmuggel. Man transportierte Reis
und Tabak, man nahm Salz, das wenig kostete und sich in den Tälern 15 bis 20
Mal teurer verkaufen ließ. Dem Schmuggel hat die Berggemeinschaft des
Stura-Tal eine Museum in Ferriere gewidmet, in 1.900 Meter Höhe. Das
Museum befindet sich in einem restaurierten Gebäude, La mishoun de la
couòntrabando (Das Schmugglerhaus – Info: Tel. 0039.0171.96715). Es zeigt
die Praktiken an den Grenzen und zeigt so das Leben in den Ortschaften. Ein
Film mit Zeugnissen von denen, die, diese natürlich illegale aber
lebensnotwenige Aktivität durchführten, rundet das Angebot ab.
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Gedenken an den Krieg
Die Spuren des zweiten Weltkrieges in den Alpen – Krieg gegen Frankreich,
Widerstand und Rassenverfolgung – sind in einem grenzübergreifenden Netz
von Museen vereint (www.memoriadellealpi.net).
In der Provinz von Cuneo gibt es mehr als vierzig “Sentieri della Libertà”
(“Wege der Freiheit”), die bedeutende Orte und Wege verbinden, im
Gedenken an die Vergangenheit. Informationszentren findet man in Cuneo,
Borgo San Dalmazzo, Boves, Dronero, Roccabruna und Sambuco, Ormea, mit
Flächen, Initiativen und Material, um mit dem Geist und dem Herzen zu
erinnern. Gedanken, Projekte, Wahlen, Gefühle und Emotionen der
Hauptdarsteller in diesen Jahren werden dort erlebt. Man erinnert zum
Beispiel daran, dass im Jahr 1940 das Stura-Tal von zahlreichen Divisionen,
Infanteriegruppen, Kanonen und Truppen von Mussolini besetzt war, die von
ihm den Auftrag hatten, die französische Linie zu sprengen.Frankreich, bereits
von Deutschland besiegt, bezeichnete den italienischen Angriff als “Schlag in
das Genick”.
Eine Verteidigungsschrift an der Bahnstation von Borgo San Dalmazzo
erinnert an die Hebräer aus ganz Europa, die zu Fuß aus dem Vésubie-Tal
kamen. Vielen wurden von den Bewohnern aufgenommen, aber mehrere
Hunderte wurden gefangen und mit den Zügen in die Konzentrationslager
nach Deutschland geschickt.
In den Tagen nach dem 8. September 1943, bildeten sich in den okzitanischen
Bergen die ersten Widerstandsgruppen. Eine Gruppe von Antifaschisten,
geleitet von Duccio Galimberti, Dino Giacosa, Dante Livio Bianco, vereinte sich
in Madonna del Colletto, zwischen den Täler Stura und Gesso, und bildeten
so die Gruppe “Banda Italia Libera”. Da die Position in Madonna del Colletto
schwer zu verteidigen war, wechselte die Gruppe in den Ort Paralup, an der
Spitze des großen Tals Rittana zwischen den Täler Stura und Gesso. Heute gibt
es dort ein Projekt, zur Erhaltung der Architektur, inspiriert von der
Gründungsgeschichte durch den partisanischen Schriftsteller Nuto Revelli. a
(CN 12 P1)
camminare nella storia
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Die Wunder von Pedona
Die romanischen Ursprünge von Borgo San Dalmazzo sind ein faszinierendes Rätsel.
Noch immer fragt man sich,was die genaue Lage von Pedona “von den weißen
Türmen”war,municipium schon im ersten Jahrhundert n.C.und Sitz einer statio
doganale , die lange Zeit eine wichtige Rolle als Kontrollpunkt auf den Straßen
nach Ligurien und Frankreich hatte,aber dem Verfall und den Einmärschen der
Sarazenen im 10. bis 11. Jahrhundert nicht standhielt, wie man auch in der
“Planctus super Pedonam” (Weinen um Pedona) nachlesen kann.
Unter den archäologischen Fundstücken befindet sich ein Schriftstück, dass
die Existenz einer Station der Quadragesima Galliarum beweist, einer
Nekropole aus dem 2.-3. Jahrhundert, in der Nähe der heutigen Abtei und
Mittelstück von römischen Gräbern in anderen Teilen der Stadt. Von
besonderer Bedeutung ist der Fund eines Grabes zweier Eheleute (Mitte des
1. Jahrhunderts n.C.), das im Völkerkundemuseum von Cuneo ausgestellt ist
und die Stele Victorina aus feinem, weißen Marmor, die einer Frau gewidmet
ist, aber seltsamerweise mit Wappenschilden und Pfeilen beschmückt.
Zeugnis dieser Verbindungen mit dem Meer finden wir auch am Altar von
den piscatores, der Neptun gewidmet ist und in Mondovì neben dem
Bischofseminar.
Zum ersten Mal wird die Abtei von San Dalmazzo in einem Diplom von 902
erwähnt, in dem Ludwig III der Provence sie dem Bischof Eilulfo von Asti
übergibt.
Unsicher sind auch die Ursprünge von San Dalmazzo oder Dalmazio,
Schutzpatron der Stadt. Es gibt Personen, die ihn als Überbringer des
Evangelismus im alten Pedrona bezeichnen. Gemäß einer alten Version wurde
der Heilige und Soldat einer thebäischen Legion von den Hohepriester des
Apolls gepeinigt.
Die Kirche der Abtei von San Dalmazzo verfügt über eine große Krypta
mit wertvollen Verziehrungen in Stuck und Marmor, sowie Kapitellen aus
dem Frühmittelalter. In der sogenannten Cappella Angioina findet man
Fresken der Brüder Biasacci di Busca und von Giovanni Baleison aus
Demonte (Info: www.sandalmazzo.com und über das Museum der Abtei www.sandalmazzo.com/museo/index.htm).
Anfang Dezember wird dort die traditionelle Fiera Fredda gefeiert, die von
Emanuele Filiberto im Jahre 1569 ins Leben gerufen wurde. Sie wird so
genannt, da es die letzte Möglichkeit vor dem Frühling ist zu feiern. Die
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Ausstellung wurde berühmt durch die Verkostung und den Verkauf von
weißen Schnecken, Helix Pomatia Alpina, mit weißem Fleisch und von
Feinschmeckern sehr geschätzt. Der Lebensraum dieser Schnecke befindet
sich in den Alpentälern. Heute wird die Schnecke gezüchtet und in
verschiedenen traditionellen oder modernen Rezepten verarbeitet.
Literarische Wege und Überlieferungen
Eine der wichtigsten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts ist
Lalla Romano. Sie wurde in Jahre 1906 in Demonte geboren, in einer Familie,
die die Kunst und die Wissenschaft liebte.Während ihrer Studienjahre in Turin
lernte sie viele Schriftsteller und gelehrte Intellektuelle kennen, wie Vincenzo
Monti, Cesare Pavese, Mario Soldati, Franco Antonicelli, Arnaldo Momigliano.
Einer seiner Romane,“La penombra che abbiamo attraversato” (1964) wurde
durch ihre Kindheit im Stura-Tal inspiriert. Die in Demonte verbrachten Jahre
werden auch in einem besonderen Buch besprochen, “Lettura di
un’immagine”, das die Schriftstellerin ihrem Vater Roberto gewidmet hat und
Ferriere, Casa del Contrabbando (Schmugglerhaus)
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das mit schwarz-weiß Fotografien, die er zwischen 1904 und 1914 gemacht
hat, komplettiert wird.
Aber Lalla Romano (in Mailand im Jahre 2001 verschwunden) wurde auch als
Malerin gefeiert. Sie besuchte die Schule Felice Casorati in Turin und stellte
ihre Werke alleinigen Ausstellungen oder zusammen mit anderen Künstlern
aus. Zu ihrem Gedenken wurde ihr in Demonte ein Raum in dem Palazzo
Borelli aus dem 17. Jahrhundert gewidmet. Einem der wertvollsten Gebäude,
erbaut von den Visconti Bolleris, Herrschaften der Täler zu den Zeiten von
Johanno von Anjou (1376).
Der “Raum Lalla Romano” umfasst eine dauerhafte Ausstellung, die die
Landschaften, Atmosphären, Formen und Farben der Orte zeigt, die die
künstlerische Ader von Lalla Romano auf bedeutende Weise beeinflussten,
sowohl was ihre Bilder, auch die Zeichnungen aus der Jugend betrifft, und die
Orte die auch in ihre Büchern vorkommen. Neben der Ausstellung befinden
sich eine Bibliothek und eine didaktische Werkstatt, um das Bewusstsein und
die Kenntnis der literarischen Werke von Lalla Romano zu fördern. Dabei
werden auch die Schüler und Lehrer, angefangen von den lokalen
Einrichtungen und bis hin zu grenzübergreifenden Projekten, eingebunden.
Es handelt sich also um ein Studienzentrum, das die Funktion als dauerhafte
und aufgabenübergreifende Werkstatt hat und darüber hinaus die Beziehung
zwischen den verschiedenen artistischen Ausdrücken, der Literatur, der
Poesie, der Malerei, der Fotografie und der Landschaft miteinander verbindet
(Info: Tel. 0039.0171.618260 - [email protected]).
Anders hingegen ist die Geschichte eine Poeten der Lingu d’oc des Stura-Tals,
Giuseppe Rosso, Bep Rous dal Jouve. Er war einer der besten Poeten des 20.
Jahrhunderts in Okzitanien. Geboren in Borgo San Dalmazzo, in einer Familie
die wahrscheinlich aus dem mittleren Tal stammte, hatte er während seiner
Kindheit und Jungend die Möglichkeit, mit den Herden seiner Familie von
Stura-Tal zum Po-Tal zu ziehen. So bereicherte er sich mit vielen Erfahrungen,
die Bergbevölkerung betreffend und wusste, dass dann auch in seine Poesie
zu übertragen.
Als Lehrer und eklektischer Gelehrter, veröffentlichte Bep Rous dal Jouve
auch Studien über die Ortsnamenkunde, Architektur, Geschichte, religiöse
Kunst, Malerei, lokale Traditionen und Folklore. Er war ein überzeugender
Redner, geschätzter Kunstkritiker, Musikwissenschaftler und Chorleiter,
leidenschaftlicher Fotograf und darüber hinaus auch noch Holzschnitzer und
Poet in Piemontesisch.
Sein poetisches Werk enthält Verse in einem derart reichen Okzitanisch, sei es
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von der Wortwahl gesehen, als auch von den Ausdrücken seiner eigenen
Gefühle.Leider wurden seine Werke nie richtig gesammelt oder veröffentlicht,
so dass es wirklich eine Wohltat ist, dass sie wiedergefunden wurden und
somit erleichtern das genius loci der Täler zu verstehen. Diese wenigen Zeilen
sollen eine Hommage an einen Sänger der okzitanischen Berge sein. Wir
wünschen uns, dass die Leute der Täler und die Menschen aus anderen
Regionen die Lust verspüren seine Werke wieder zu entdecken.
Abou la chamiso bioncho
N’ai mec pus uno, de chamizo bioncho,
e ren la sortou per calar en villo.
Mi me la vestou per anar amount
entourn se làrguen i cavial di suco
trempà de sàouvo chardo énte l’erbasso,
adéou despoutentà di questaniha
que mouéren quiet dins lou darrìe bouòsc.
Mit dem weißen Hemd
Ich habe nur eins, ein weißes Hemd,
und ich trage es nicht, um in die Stadt hinab zu gehen.
Ich trage es um dort hinauf zu gehen,
wo sich die Weiden erstrecken
zwischen dem Gras triefend vor rotem Pflanzensaft,
leb wohl, verzweifelte Kastanien
die still im hintersten Teil des Waldes sterben.
Die Literatur und Poesie in dieser Sprache sind voller Mythen und Legenden.
Einer der poetisch wichtigsten, traditionellen Texte des Stura-Tals erzählt von
der Reise der Königin Johanna von Anjou nach Neapel: “Nòstra Rèina Jana,
tuchi corrion al siu passatge,tuchi venion a lhi far omatge.Viva la rèina de nòstra
montanha e tot lo monde qu’aicì l’acompanha! (Unsere Königin Johanna, alle
folgten ihr auf Schritt und Tritt, alle kamen um ihr Ehre zu erweisen. Es lebe die
Königin unserer Berge und alles was sie begleitet)”
Die Chroniken, die von der Figur der Königin von Neapel und der Herrscherin
der Provence erzählen, sagen aus, dass sie eine faszinierende Persönlichkeit
war, die jedoch ebenso resolut und grausam war. Johanna hatte 4 Ehemänner
und zahlreiche Liebhaber und im Jahre 1382 wurde des Mordes angeklagt
und erdrosselt.
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Hier im Tal erinnert man sich aber an sie als eine wohlwollende Dame und
eine kleine Ebene an der Enge der Barricate, Steinbarriere zwischen Bersezio
und Pontebernardo, wird auch heute noch als “Garten der Königin Johanna”
bezeichnet. Eine Ausnahme bildet die Überlieferung des Tieftals, in dem die
Rèina Jana zu der teuflischen Person wird, wie in den überlieferten
Chroniken des Mittelalters. Dort erzählt man sich, dass sich die schöne
Johanna, auf der Reise von Neapel in die Provence, auch auf einem Berg mit
besonders gesundem Klima und nahe einer frischen Quelle niederließ. Aber
von dort aus ging eine schreckliche Pestilenz aus, die von den Einwohnern
als göttliche Strafe für die Anwesenheit der Sünderin interpretiert wurde.
Das Volk bat also Johanna wieder zu gehen: die Königin stimmte zu, aber
im Tausch dafür verlangte sie nach einem Paar Schuhe, dass ihr passte. So
entdecke man, dass sie “Hühnerfüße” hatte, somit war die Rèina Jana als
Hexe entlarvt.
Entspannung pur in den Thermen von Vinadio in der Gemeinde Bagni
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Gesso-Tal
Der Naturpark der Seealpen, mit circa 29.000 Hektar um das Massiv von
Argentera, ist der größte im Piemont. Er grenzt an den französischen
Nationalpark Mercantour, mit dem er seit 1987 eine Partnerschaft unterhält.
Auf diese Weise werden 100.000 Hektar wertvollen alpinen Landes geschützt
und im Jahre 1993 hat er die europäische Auszeichnung der Natur
bekommen.
Der Park unterscheidet sich im Speziellen von anderen durch seine Nähe zum
Meer, obwohl er zahlreiche Gipfel mit einigen Gletschern hat, die die 3.000
Meter überschreiten. Im Park wurden circa 1.900 Pflanzenarten klassifiziert
mit zahlreichen wertvollen Pflanzen, die nur in bestimmten Regionen der Welt
vorkommen, 26 nur in der Gegend des Parks. Reich ist auch die Fauna, vor
Allem mit dem Steinbock, Gämsen, dem Mufflon aus Mercantour,Wölfe, Adler,
Bartgeier und Wanderfalken. Die Besucherzentren befinden sich in Entracque
und Terme di Valdieri.
Unter den seltensten Exemplaren finden wir die Grotten von Roaschia,
charakterisiert von der Felseninsel Dragonera, mit einem bis zu -35 Meter
erforschten Becken, und die Grotte del Bandito, am Ende des 19.
Jahrhunderts bekannt geworden für den Abbau von Gold, aber vor allem
bekannt wegen der Entdeckung von Knochen des Höhlenbär, einem Tier von
3 Meter Höhe und einem Gewicht von circa einer Tonne, der vor 15.000 Jahren
ausstarb. Am tiefsten Punkt des Tals des Rio Bedale entdeckt man einen tiefen
Einschnitt mit der Form eines Canyon und hohen felsigen Wänden.
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Der Bär und das Roggen
Den Bär findet man als Hauptfigur auch im alten Karneval der Alpen von
Valdieri. Ein angeketteter Bär aus Roggenheu wird von einem Dompteur
durch die Straßen der Altstadt geführt. Der Bär versucht die Frauen
anzugreifen und nachdem er sich befreit hat, wählt er eine zum Tanzen aus.
Am Ende flüchtet er weit weg von den Menschen und wird, ausgetauscht
durch eine Puppe aus Roggen, verbrannt. Es nehmen auch die Krakeeler
“peroulier”,“i frà”teil, die scherzhafte “epistule”und nette “magnin”verkünden.
Das Thema Roggen ist auch wichtig im Ökomuseum des Roggens, das sich
im alten Ort von Sant’Anna di Valdieri befindet: dort kann man die
Gewohnheiten, Besonderheiten des Alltags und die Arbeiten der Leute von
damals entdecken. Das Museumsprojekt umfasst einige Häuser und die
Dächer aus Roggen in den Orten Tetti Bartola und Tetti Bariau. Das
Dokumentationszentrum bietet ethnografische Rundgänge, wie den
kulturellen Weg “Lou Viol du Tàit”, Ausflüge, Werkstätten über die örtliche
Kultur und das Thema Roggen (Info: Comune Valdieri - Tel. 0039.0171.97109).
Pian del Valasco
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Königliche Erinnerungen in Valdieri und Entracque
Das Gebiet der Seealpen ist ein Ort wilder Schönheit.Im Jahre 1855 besuchten
die Savoyer das Gesso-Tal und Vittorio Emanuele II war so begeistert, dass die
Gemeinden Valdieri und Entracque, um die Vorteile der königlichen
Anwesenheit in diesen Orten wissend, dem zukünftigen König von Italien
Land für die Jagd und das Fischen überließen.
Vittorio Emanuele II entschied sich im Gesso-Tal während der Sommermonate
zu bleiben und somit entstand zwischen der königlichen Herrschaft und der
Bevölkerung ein privilegiertes Verhältnis. Der König stellte viele aus der
örtlichen Bevölkerung an:Wächter,Treiber und Häscher, die während der Jagd
die Gämsen vor das königliche Gewehr drängten. Des Weiteren beschäftigte
er eine große Anzahl von Dienern, Köchen und Kämmerer, die in den
Jagdschlösschen arbeiteten in denen der König die Monarchen aus halb
Europa mit deren Frauen, Freunden und Mätressen empfing.
In Erinnerung an die amourösen Ausrutscher des Königs, steht in den
Thermen von Valdieri, das kleine Chalet “Bela Rosin”, verziert mit durchbohrtem
Holz und Schnörkel im Schweizer Stil, das Vittorio Emanuele II erbauen ließ,
um die junge Frau aus dem Volk Maria Rosa Vercellana als Gast zu empfangen,
die später in den Adel erhoben wurde und den Titel Contessa di Mirafiori
erhielt.
Thermen von Valdieri - Chalet der Bela Rosin
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Um den Besuch der naheliegenden Thermen mit 25-29 Grad warmen Wasser
zu fördern, wurden viele Hotels erbaut und Vittorio Emanuele II selbst weihte
im Jahre 1857 das glorreiche Hotel Royal ein. Eine königliche Unterkunft für
die Jagd wurde in Sant’Anna di Valdieri erbaut, eine andere in San Giacomo di
Entracque. Hier beginnen verschiedene Wege die zur Hochebene Pian del
Rasur führen. Dabei hat man die Möglichkeit Gämsen und Murmeltiere zu
bewundern und die Gletscher des Monte Gelàs zu bestaunen.
Einer der schönsten Orte ist die Hochebene Piano del Valasco, eine weitläufige
Ebene, die von 1760 Meter hohen Gipfeln umrahmt ist und von einem Strom
mit zwei wunderschönen Wasserfällen durchzogen ist. Dort ließ Vittorio
Emanuele II eines der wichtigsten und speziellsten Jagdschlösschen errichten:
ein einzigartiges viereckiges Schloss mit Wachtürmen. Mit einer Gedenktafel
aus dem Jahr 1882, erinnert der Club Alpino Italiano an Vittorio Emanuele II,
der “jedes Jahr die königliche Herrschaft in diese Berge brachte, um dort der
Jagd zu frönen”.
Die Nachfolger Umberto I und Vittorio Emanuele III machten ihre Rechte auf
dieses Gebiet auch geltend und so wurde für mehr als 80 Jahre in diesem
königlichen Gebiet, auch wenn nur wegen der Jagd, die wilde Fauna mit
den großen Herden geschützt und in den Jahren 1920-22 der Steinbock
wieder in das Gebiet des Gran Paradiso gebracht. Nach der Monarchie
entstand viele Jahre später der heute bekannte Park der Seealpen (Info:
www.chambradoc.it/cmgv/progettocmgv2004. page).
Für weiterführende Informationen über das geschützte Gebiet und das GessoTal empfehlen wir einen Besuch in den Besucherzentren des Parks der
Seealpen an den Eingängen in Entracque und Terme di Valdieri (Info:
Centro Visita Entracque - Tel. 0039.0171.978616; Terme di Valdieri - Tel.
0039.0171.97208 - www.parcoalpimarittime.it).
Neben den Thermen wurde der Botanische Garten Giardino Botanico Valderia,
von dem Valdieri-Veilchen aus dieser Gegend, eröffnet. In diesem Garten
findet man mehr als 450 Arten aus der Natur dieser Gegend: Steine aus
Silizium oder Kalk, Wiesen, Tormoore, Kiesbetten, Wieden und Stauden.
Die Nekropolen von Valdieri, für Besucher geöffnet, und die Felsen am See
von Vei del Bouc sind Zeichen für eine prähistorische Bevölkerung der
Gegend.Das Tal war den Römern wegen den Thermalquellen bekannt und, im
Mittelalter wurde es von den Salzkarawanen durchzogen, die auf den Weg in
die Provence waren.
Die Fresken der Madonna del Gerbetto in Andonno und der Kapelle von San
Giovanni in Valdieri stammen aus dem Mittelalter. Der graue Marmor, der in
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der Nähe von San Lorenzo gewonnen wurde, wurde im Barock in den
Pfarrkirchen in Valdieri und Entracque verwendet. In Entracque steht das
Museo di Arte Sacra, das liturgische Gegenstände und Bilder aus der Schule
von Caravaggio ausstellt.
Die Orte und Bergdörfer haben zum Teil noch das Aussehen von damals
bewahrt und somit ist es möglich Spuren alter Dächer aus Stroh zu
betrachten. Charakteristisch sind die Almen mit Umgrenzungen aus Stein,
“parc”genannt, den “casot”aus Gestein, die die Wohnungen der Hirten waren
und die “truna” mit einem Dach aus Erde, wo man den Käse lagerte. All das
trägt den Namen “gias” vom Lateinischen “iacere” (liegen) und spiegelt den
rustikalen Lebensstil wieder.
Das Gesso-Tal ist nicht nur bekannt für die königlichen Episoden, die Natur,
Geschichte und die Kultur. Beeindrucken ist auch das Wasserkraftwerk von
Entracque, das im Jahr 1982 in Betrieb genommen wurde und das größte in
ganz Italien ist. Es besteht aus zwei Gefällen: Chiotas-Piastra und RovinaPiastra.
Die Erbauung, die im Jahre 1969 begann, dauerte 13 Millionen Arbeitsstunden
und auf der Baustelle arbeiteten 35 Firmen, Baufirmen oder Mechaniker, die
zum Teil in luftigen Höhen arbeiteten, um die Dämme von Chiotas (130 Meter
hoch) und des Colle Laura zu erbauen oder die Außenarbeiten durchzuführen.
Teilweise arbeiteten die Firmen auch an der Umsetzung der Tunnel für die
Leitungskanäle und die verstärkten Leitungen.
Im Laufe der Zeit wurde die imposante Mauer des Dammes von Piastra zu
einem unterhaltsamen und ungewöhnlichen Gesteinsgebilde für die
Liebhaber der Kletterei.Um die Neugier der Besucher zu befriedigen wurde an
der Straße nach San Giacomo di Entracque das Informationszentrum “Luigi
Einaudi”eingerichtet, wo man ein Modell des Kraftwerks auf dem Berg sehen
und mit einem kleinen Zug man auch in die Tunnel fahren kann, um
die gigantischen Leitungen und Turbinen zu bewundern (Info: Centro
Informazioni “Luigi Einaudi”- Tel. 0039.0171.978811 - Fax 0039. 0171.078811).
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Auf den Spuren von Wölfen und Bartgeiern
Im Park der Seealpen,der im Jahre 1993 die europäische Umweltauszeichnung
erhalten hat,findet man ein hohes Aufkommen von Gämsen und Steinböcken.
Darüber hinaus leben dort zwei seltene Tierarten, der Wolf und der Bartgeier,
die bis vor einigen Jahrzehnten als verschwunden galten.
Der Wolf kam etappenweise wieder in den Appenin und in das Gesso-Tal, in
Richtung der Grenze zum französischen Park des Mercantour. Es gibt dort
zahlreiche Anzeichen seiner Anwesenheit.Seine Rückkehr hat die Schäfer sehr
beunruhigt, da sie sich nun gezwungen sahen, die Herden vor den Angriffen
des Raubtiers zu schützen.
In Entracque, nahe dem Park der Seealpen, studieren die Forscher das
Verhalten der Neuankömmlinge. Nachdem sie die Exemplare in den Tälern
Vermenagna und Varaita gezählt haben, verfolgen sie ihre Spuren im Winter
im Schnee und im Sommer “heulen”sie in auf den Bergkämmen und imitieren
so den Ruf des Wolfes oder spielen aufgenommenes Heulen ab. Die Wölfe
antworten den Forschern und so können dieses feststellen, wie viele es sind
(Info: www.regione.piemonte.it/parchi /lupo/progetto/monitor.htm).
Einen Bartgeier im Flug zu beobachten ist sehr bewegend. Dieser Raubvogel
hat eine große Flügelspanne und kann sehr weite Strecken zurücklegen, von
den Seealpen zu den Kottischen Alpen und bis zum Meer nach Korsika.
Der Park, in dem viele Herden zu finden sind, liefert den Vögeln, die in der Lage
sind ganze Knochen zu verschlingen (auch den Oberschenkelknochen einer
Gämse) und diese mit Hilfe der starken Magensäure zu verdauen, viel
Nahrung.
Die Bartgeier verschwenden nichts. Sie ernähren sich von den Knochen und
Sehnen der toten Tiere und haben somit keine Feinde in der Nahrungskette.
Sie sind sehr intelligent: im späten Frühling fliegen sie über die Überreste der
Lawinen und der Erdrutsche, in der Hoffnung tote Tiere zu finden. Wenn die
Knochen zu groß sind, fliegen sie damit nach oben und lassen den Knochen
dann aus 50 Meter Höhe auf einen Felsen fallen.
Der Bartgeier tauchte im Jahr 1993 wieder in den Seealpen auf: von da an
wurden sie immer öfter gesehen und jedes Lebenszeichen wird in einer
Datenbank erfasst. Die Raubvögel haben einen Wiedererkennungswert und
so kann man sie durch die Federn an den Flügeln, Schwungfedern und
Steuerfedern, die heller sind, wiedererkennen. Ein Bartgeier aus den Seealpen
wurde in Holland gesehen und circa 3 Monate später im Alta Savoia.
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Le Parlate, das Teatro d’oc
Alle fünf Jahre kann man in Entracque der Vorstellung der “le Parlate“
beiwohnen (die letzte Veranstaltung war 2005). Diese Erinnerung an die
Passion und den Tod Christi wird von lokalen Schauspielern und Personen auf
einer Bühne neben der Bruderschaft von Santa Croce gespielt. Die ganze
Vorstellung, vom Gebet im Garten von Getzemane bis zur Grablegung wird im
örtlichen okzitanischen Dialekt gehalten.
Dieser Brauch geht bis in das Mittelalter zurück und wird in der Karwoche
gespielt, auch wenn eine besondere Bedeutung auf dem Karfreitag liegt,
wenn die lokalen Personen erscheinen: al Timbajer (der Bote) der seit den
frühen Morgenstunden durch den Ort geht und das Programm verkündet, al
Capitani (der Hauptmann), der am Palmsonntag von Prior in diesem Amt
gehoben wurde. Al Capitani zusammen mit dem al Tenenti (der Oberleutnant)
stellt die Personen dem Bürgermeister vor und bittet um
Autorisierung der Durchführung von
“le Parlate”. Nachdem er die
Genehmigung erhalten hat, spielt
man vor der Bruderschaft von Santa
Croce die Passion und den Tod Christi,
danach folgt eine Prozession durch,
die von Kerzen und Fackeln beleuchteten Straßen der Ortschaft,
begleitet von den Gesängen Miserere
und Stabat Mater.Begleitet wird das heilige Grab mit dem Körper Christus von
den Trëzë Cavajer (die dreizehn Ritter), in Frack und Zweispitz mit einer Fahne
mit silbernem Kreuz auf schwarzem Hintergrund. Sie verkörpern die dreizehn
Stadtviertel, angeführt von “al trezë“, ihrem Hauptmann. Die Prozession endet
mit der Niederlegung Christi in der Pfarrkirche, in der alle Dorfbewohner
zusammen gekommen sind.
Le Parlate, aus streng religiösem Hintergrund entstanden, verkörpern
Glauben, Geschichte und Tradition und fordern einen hohen Einsatz
von den Einwohner des kleinen Dorfes, das an den malerischen Kalkgesteinen gelegen ist und sich in der sehr felsigen Gegend befindet (Info:
www.chambradoc.it/cmgv/progettocmgv2004.page).
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Die Gastronomie in den Tälern
Die Rezepte der Täler basieren auf deren Produkte und typischen
Bewirtschaftungen: Spinatgnocchi, Milchreis mit Kartoffeln, Porrè und Kürbis,
Forelle mit frischen Steinpilzen, Zwiebeln, gefüllt mit Mangold und Würstchen,
Ricottatorte. In diesen Gerichten fehlt die Kartoffel nie, denn sie ist das
Hauptnahrungsmittel in den okzitanischen Alpen. In Wirklichkeit kam die
Kartoffel erst sehr spät in diese Berge, circa im 18. Jahrhundert. Sie hat
verschiedene Namen in Okzitanisch: trufa, tartifla, oder trifola und ein ganz
anderer Name ist bòdi, gebräuchlich in den Tälern Gesso und Stura.
Land, Höhe, Wasser und Klima machen aus der Bergkartoffel ein besonderes
Produkt. In der traditionellen Küche der Täler werden sie frittiert, gebraten,
mit der Schale gekocht, damit sie ihren Geschmack besser bewahren, als Pürrè
serviert oder als Hauptbestandteil von verschiedenen Gerichten, wie Gnocchi,
raviolas, calhetas, donderets,
tondirets verwendet, mit Reis
oder mit aioli serviert und für
verschieden pikante Torten
verwendet.
Einige traditionelle Werkzeuge
für den Anbau von Kartoffeln
sind auch heute noch oft im
Einsatz: die zweizackige Harke,
das magau, aus der Provence in
die okzitanischen Täler gebracht
und die picha oder bichard mit nur einer Zacke. Jedoch sieht man eine
schnellfortschreitende Mechanisierung der Produktion.
Unter den traditionellen Rezepten mit besonderem Geschmack finden wir
auch los talharins de Roascha, Taglierini nach Art von Roaschia, einer
handgemachten Pasta. Angemacht wird die Pasta mit 600 Gramm
geschnittenen Zwiebeln, die in 80 Gramm Butter, 4 Löffeln Olivenöl und 200
Gramm gewürfelten Speck angebraten werden.Wenn sie goldgelb sind, gibt
man 2 Gläser Rotwein hinzu und kocht das Ganze für 8 Minuten. Unter diese
Soße mischt man die gekochten Taglierini.
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Geschichten von wandernden Schäfern
Die Geschichten der Emigration sind die “großen Abenteuer” der
okzitanischen Täler.
“...ich war noch nicht mal 16 Jahre als, als ich mich nach Frankreich auf machte,
zu Fuß, über den Colle di Ciriegia; mit anderen marschierte ich bis nach San
Lorenzo del Var hinter Nizza, und von dort aus gingen wir nach Saint Raphaël,
auf gut Glück“ ist eine Geschichte, das von Nuto Revelli in seinem Buch “Il
Mondo dei Vinti” erzählt wird.
Die saisonale Emigration führte weit weg, ans Meer nach Marsaille, Tolone,
Crau, Camargue, an die Riviera von Nizza, nach Arles, Aix, Nîmes, Avignon und
Paris.
Die Schäfer von Roaschia gingen in die andere Richtung, in die Po-Ebene, sie
folgten dem Fluss Po. Männer, Frauen und Kindern gingen mit Hunderten von
Schafen fort, gefolgt von Karren mit dem Notwendigsten zum Leben, für ein
spartanisches Leben... sie gingen am Tag und in der Nacht.“Sie stahlen” das
Der Naturpark der Seealpen - Lago Valscura Inferiore
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Gras auf den Weiden entlang des Flusses, weswegen sie den Beinamen
“gratta”trugen, was im Dialekt Plünderer bedeutet. Im späten Frühling kamen
sie zurück und brachten in das Tal Gegenstände, Gebräuche, Lieder und guten
Wein von den Hügeln um Asti.
In einem gefilmten Interview aus dem Jahre 1996, im Archiv des Ousitanio
Vivo Film aufbewahrt (Info: via Marconi - 12020 Venasca – Tel.
0039.0175.567606 - [email protected]) erzählt Lorenzo Giraudo, Lencho
d’ Charùa von Roaschia genannt, seine Geschichte:
“Wir steigen mit der Herde, circa 180 Schafe, hinab und wir gingen zu Fuß
nach Fiorenzuola d’Arda in der Provinz von Parma. Mein Vater, meine Mutter
und die Familie. Wir kamen nach Cuneo, Bra, Alba, Asti, Alessandria, Tortona,
Voghera, und dann Casteggio und Stradella, wo wir Ziehharmonika spielten,
bis nach Castel San Giovanni, Piacenza und San Giorgio Piacentino”.
Die “gratta” waren sesshafte Nomaden. Sie mussten vorsichtig sein, damit sie
nicht als die Schäfer Roaschia erkannt wurden und so erfanden sie eine
Geheimsprache: la bartolina und lo bartolòt waren das Schaf und das Lamm,
la bëjja der Käse Toma, die Frau la tubera, das Mädchen la marmalha.
Die Frauen führten auch dieses sehr harte Leben: “Tag für Tag, bei Gewitter,
Regen und Schnee. Der Karren war unser Zuhause, die Frauen schliefen auf
der Truhe, die Männer unter dem Karren, zusammengerollt auf einem
Schafsfell”.
Naturpark der Seealpen: ehem.
Militärstraße zum Colletto di Valasco
Naturpark der Seealpen:
Monte Matto
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Vermenagna-Tal
Im Mittelalter war das Tal ein wichtiger Weg für die Salzkarawanen und
die Kommunikation vom Piemont zum westlichen Ligurien und nach
Nizza.
Das Vermenagna-Tal ist mit Sicherheit das Tal der Tänze und Gesänge. Im
Sommer gibt es Feste für die Schutzpatrone und auf Feldern, die großen
Anklang finden. Besonders in Robilante und Vernante zeigen die
Jungendlichen besonderes Interesse an den traditionellen Tänzen
Okzitaniens. Sowohl der Figurentanz, zu den Klängen des Akkordeons und
der Klarinette, als auch die Gesänge haben besondere, ortsabhängige
Formen angenommen. Mit einem wohlklingenden Stil, mit hohen Tönen
und schnellen Tänzen, die fast unmöglich nachzuahmen sind.
Das Tal ist heutzutage das Einzige in der Provinz von Cuneo, das sowohl von
einer Straße als auch von einer internationalen Eisenbahnlinie durchquert
wird, die Turin mit Cuneo und Nizza verbindet. Limone P.te, am Kopf des
Tals, ist das wichtigste Skizentrum der süd-westlichen Alpen. Die ersten
Skipisten stammen aus dem Jahre 1907. Im Jahr 1936 wurden die ersten
Skilifte und Hotels gebaut. In der Nachkriegszeit war dieses Gebiet das Ziel
von Skifahrern und Touristen aus der Gegend um Cuneo, Ligurien und Nizza
(Info: www.limonepiemonte.it).
Trotz der rasanten Entwicklung des Tourismus und der Infrastruktur, hat der
Ort seine besonderen Eigenschaften und den Dialekt mit einigen
erstaunlichen Phonetischen Eigenarten erhalten. Eine typisch okzitanische
Tradition ist die Baija, die im Sommer mit einer religiösen Prozession, gefolgt
von Musik und Tanz, abgehalten wird.
Der Straßentunnel von Tenda, der im Jahre 1883 für den Ostverkehr
ausgehoben wurde, hat eine Länge von 3,3 km und war einer der ersten in
den Alpen. Er begünstigte den Weg nach Nizza und in die Provence. Ein
derart entwickeltes Straßennetz erklärt auch das Vorkommen von
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Bergbaufirmen, die viele Arbeitsplätze garantieren und somit die
Abwanderung verringern.
Die Festungen von Tenda
Am Ende des 19. Jahrhunderts errichtet Italien in Tenda (1850 Meter Höhe),
zwischen den Tälern Vermenagna und Roya, ein System von Festungen, die
von Militärstraßen, die heute in Wanderwege mit großen naturalistischen
Wert umgewandelt wurden, verbunden waren. Die Festung Forte Colle Alto,
zwischen 1888 und 1891 erbaut, war die Stütze dieser Aufstellung gegen
Frankreich.
Von den Festungen von Tenda aus wurde niemals nur ein Schuss
abgefeuert: als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden die Artillerien
abgebaut und an der österreichischen Front eingesetzt. Im Jahre 1947, als
das Hochtal von Roya an Frankreich überging, wechselten auch die
Festungen von Tenda den Besitzer.
Ausflug auf dem MTB zu den Festungen von Tenda
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Ubi stabant cathari
Ad Rocavion, et est locus apud Cuneum, ubi stabant cathari qui venerant de
Francia ad habitandum... schrieb im 13. Jahrhundert der Inquisitor Anselmo
da Alessandria. Das Ankommen der Linguadoca der ersten katarischen Ketzer
in Roccavione geht auf das Jahr 1165 zurück. Diese überquerten, wie viele
Flüchtlinge die Berge von Tenda.
Roccavione liegt am Zusammenfluss mehrer Strassen zu einem Schloss aus
dem 1. Jahrhundert, von dem nur noch wenige Ruinen übrig sind. Von hier
aus predigten die Katarer im Piemont, der Lombardei, Toskana und dem
Veneto. Zahlreiche Personen erzählen davon: Troubadoure, Edelleute und
Ritter, unter denen auch die Hüter der Burg von Montsegur, in der das
Massaker der Katarer stattfand, jenes militärische Vorkommen in der
Geschichte Okzitaniens.
Im Juni leben die Grundsteine der katarischen Religion in Roccavione wieder
auf. Die Riten, das Drama der Verfolgung, das finale Opfer werden mit Musik
und Szenen aus dem Alltag des Hoch- und Spätmittelalters im Schein der
Fackeln nachgespielt. Hundert Menschen in den Kleidern der damaligen Zeit,
spielen die Ereignisse nach, die im Tractatus de heretici des Inquisitors Anselmo
beschrieben werden.
Dass das Vermenagna-Tal eine der ältesten Strassen über die Alpen ist, zeigen
die Funde einer Siedlung aus der Eisenzeit in der Nähe von Roccavione (Bec
Berciassa auf 962 Meter). Der Alpenpass Colle di Tenda wurde auch zu
Händlerzwecken überquert. Die Berufe, die mit dem Verkehr und den
Transporten verbunden waren, haben in Sant’Eligio einen Beschützer
gefunden. Auch heute gibt es in Limone P.te die traditionelle Baija ‘d sant Aloi,
Schutzherr der Wagenbauer, Eisenwarenhersteller, Hufschmiede und Sattler.
Gefeiert wird am letzten Sonntag im August: den Abbà, Hauptperson des Baij,
der den Schutzpatron einführt und seine Mitspieler schöne Kleidung aus
der Zeit von Napoleon vorführen und dabei reich geschmückte Wagen
mit Schleifen, Federbuschen und Rasseln führen, die von eleganten
Maultiertreibern mit einer Peitsche, die mit Bändern und Blüten geschmückt
sind, vorantreiben. Angekommen an der Pfarrkirche aus dem Jahr 1363, der
ältesten Kirche des Vermenagna-Tals mit einer Front aus Stein und einem Tor
mit Spitzbogen, wird der neue Abbà ins Amt gerufen.
Der Umzug findet zweimal am Tag statt und wird von den corenta e balet,
traditionellen Tänzen aus Okzitanien, und dem Wiederhall von Böllerschüssen
im Kastanienwald begleitet.
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Pinocchio in Vernante
Nur 6 km von Limone Piemonte entfernt befindet sich Vernante, mit
Hunderten von Wandmalereien, die Pinocchio gewidmet sind. In den 20er
Jahren kam, die aus Vernante stammende Margherita Martini in Turin in den
Dienst von Attilio Mussino, dem berühmten Zeichner von Pinocchio. Nach
dem Verlust seines Sohnes und seiner Frau, zog sich der Malern in Vernante
zurück und verbrachte dort die letzten Jahre seines Lebens. Im Jahre 1989
hatten Bruno Carlet und Meo Cavallera, die Idee, die Mauern der Häuser mit
der Geschichte von Pinocchio zu bemalen.
So wurde eine beindruckende Geschichte erschaffen, die sich durch den Ort
zieht. Am nördlichen Eingang wurde Pinocchio ein Denkmal errichtet, das das
Werk von örtlichen Künstlern ist (Info: www.comune.vernante.cn.it).
Im Mittelpunkt der Kunst von Vernante
stehen auch die seltenen “vernantins”,
Messer aus gehärtetem Stahl, mit Griffen
aus Rinderhorn und besonderen Nieten.
Davon gibt es sowohl gerade als auch
gebogene für die Arbeit auf dem Land.
Ein Teil der Gegend befindet sich im
Naturpark des Waldes und der Seen von
Palanfrè, im Park der Seealpen. Das
Naturschutzgebiet befindet sich im
hochgelegenen Teil des Val Grande,
überragt von Palanfrè, wo die Weiden von
den weißen Kalkgesteinen umrahmt sind. Obwohl das Gebiet nicht groß ist
(1070 Hektar circa) gibt es dort eine Vielfalt von Mikroklima, die zu einer
reichen Fauna, sowohl von Vögeln als auch von Säugetieren, wie Gämsen,
Murmeltiere, Marder und Dachse geführt hat.
Der kleine Ortsteil von Palanfrè mit seinem kleinen Buchenwald unterhalb
der Häuser, der seit dem 18. Jahrhundert geschützt ist, hat die Physiognomie
eines traditionellen Orts bewahrt. Die Häuser wurden unter Beachtung der
alpinen Architektur dieser Gegend wieder aufgebaut. Der Park der Seealpen
“Parco delle Alpi Marittime”, der sich bis hierhin hinzieht und der auch in
Vernante ein kleines Informationszentrum eröffnet hat, bietet einen
Naturweg, also einen Spaziergang durch den Buchenwald, der reich an alten
und gekrümmten Bäumen ist.
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Die Pioniere von Nòto und Jòrs
Der genius loci des Tals wird im “Museo della Fisarmonica, della Musica e
dell’Arte Popolare” von Robilante mit semitons Ziehharmoniken und der
Arbeitsbank von Giuseppe Vallauri (1896 in Robilante geboren, verstorben im
Jahre 1984), bekannt unter dem Namen Nòto Sonador.
Ziehharmonikaspieler und gekonnter Künstler des corenta e balèt, war Vallauri
auch Reparatur von Ziehharmoniken. Die Geschichte der okzitanischen
Folklore stellt ihn als einen der bedeutenden Vertreter des musikalischen
Erbes der Volkstänze dar.
Nòto Sonador wurde das Fest der Ziehharmonika gewidmet, das im Mai
gefeiert wird. Neben den Kleidungsstücken von früher und Fotografien,
bereichern auch Reproduktionen von Skulpturen des Bauers Giorgio Bertaina,
Jòrs de Snive (geboren 1902, gestorben 1976), der in den Bergen von Robilante
in der Nähe der Piagge wohnte, das Museum.
Jòrs schnitze mit dem Messer Figuren aus Holz. Sein Stil schien aus den Zeiten
der Römer zu stammen. Die Figuren sind durch seine eigene Welt inspiriert:
Haustiere und wilde Tiere,Weidekühe, Spieler von Ziehharmonika und Clarino,
die Gastwirtschaft, das tanzende Brautpaar.
Jòrs de Snive machte auch Dutzende von Gehstöcken, die mit Szenen aus dem
Alltag verziert waren, echte Geschichten, die sich um 360° über den Stock
zogen. Interessant sind auch einige Skulpturen, die die Strenge des Gesetzes
darstellen: berittene Polizisten, die Männer in Ketten abführen, vielleicht
Bergleute, die wegen Schmugglerei festegenommen wurden.
Eine wahre Geschichte ist die des Schmuggels in den Dörfern an der Grenze
zu Frankreich: sie brachten Reis und Tabak und nahmen Salz, das sie dort
wenig kostete. Es wurden aber auch Ziehharmoniken geschmuggelt; sie
kehrten mit Wolle, Kühen und Schafen zurück. Als es noch keine Polizisten
und Finanzbehörden gab, waren die Grenzen, für diejenigen, die die Berge
kannten, einfach nicht vorhanden!
Der Besuch des Museum bedeutet für die Gäste, zwischen Wegen
und Dörfern in die Welt und die Art der Leute einzutauchen, die ihre
Gegend für am nächsten an Marseille von den okzitanischen Täler
sahen (Info: Museum - Tel. 0039.0171.78101 - Fax 0039.0171.789103 www.chambradoc.it/cmgv/progettocmgv2004.page).
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Heu, Poesie, Worte
Den genius loci des Tales sieht man auch in der Bauart der Häuser: einige
Ortteile von Robilante (Tetti Rescasso, Snive und Merciandun) und von
Vernante (Tetto Serre und Val Grande di Palanfré) haben Dächer aus
Roggenheu. Diese sind auch in nahegelegenen Tälern Gesso und Stura
verbreitet. In Robilante gibt es charakteristische Dachstühle aus
Kastanienholz, wie man sie vergleichbar nur in England oder Deutschland
findet.
Genius loci ist die Lingua D’Oc.
Limone P.te, mit seiner Vergangenheit als landwirtschaftlich geprägter Ort,
wurde durch den Tourismus so beeinflusst, dass die neue urbane Struktur,
zusammen mit den okzitanischen Grundzügen, die Poesie D’oc des Giacomo
Bellone, Dzacolin Bortela inspirierte:
…
…
Lè turna dzurn:
Es wird wieder Tag:
gi ommi is disvaggiu,
die Menschen wachen auf,
i s’ sparu acol,
sie erschießen sich
i fan piurar li framme…
bringen die Frauen zum Weinen…
lè turna dzurn:
es wird wieder Tag:
li framme i gi an la smans
die Frauen tragen mit sich den Samen
cügiüya ‘nt la nöts,
gesammelt in der Nacht,
pur bröjar d’autri ommi…
um weitere Männer sprießen zu lassen…
Seit den 70er Jahren verdanken wir es der Arbeit von einigen spontanen Forschern, die okzitanische Sprache in ein Wörterbuch zusammenzufassen. Okzitanien zwischen Robilante und Roccavione ist
heute in einem Wörterbuch von 13.000 Einträgen zu finden (Info:
www.chambradoc.it/CatalogoGenerale.page).
Dieses Buch wurde durch die Leidenschaft einiger örtlicher Forscher
umgesetzt: Lorenzo Artusio, Piermarco Audisio, Gianni Giraudo, Eliano Macario.
Die Arbeiten hierzu dauerten circa 20 Jahre. Das Ergebnis dieser Studie zeigt,
dass die okzitanische Sprache gut verbreitet ist und auch interessante
Entsprechungen in Boves, Peveragno und Roccasparvera zu finden sind. Der
Einfluss des Piemontesischen ist sehr stark, aber man erkennt noch die
okzitanischen Wurzeln, die denjenigen, die sie alltäglich verwenden eine
wertvolle linguistische Eigenart verleihen.
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Die Täler am Fuße des Bisalta
Das Gebirge Bisalta, oder Besimauda, überragt die Stadt Cuneo, mit seinen
zwei Gipfeln, einer 2.231 Meter hoch, und der andere ein wenig niedriger. Am
Fuße des Gebirges liegen die Städtchen Boves, Peveragno, Chiusa Pesio und
den Flüssen folgendend Colla und Josina.
Die lokale Sprache hat piemontesische Einflüsse, in den letzten Jahrzehnten
durch die Abwanderung aus den Bergdörfern bedingt. Aber die Grundstöcke
der Sprache bleiben okzitanisch, wie die Welt der Legenden und der
mystischen Gestalten - u magu (der Magier), u dràà (der Drache), le mäsque
(de Masken), u servägn (der wilde Mann), le fäie (die Feen) – die man in allen
Gegenden der okzitnaischen Sprache im Alpenraum findet.
Die Karte der Wege “In der Gegend des Bisalta” beschreibt die Wege
durch das Gebiet, die man zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Mountain
Bike zurücklegen kann (Info: Berggemeinschaft - Tel. 0039.0171.339957 [email protected]; Naturpark der Hochtäler Pesio und Tanaro - Tel.
0039.0171.734021 - www.parks.it/parchi.cuneesi).
Im 19. Jahrhundert waren Chiusa Pesio, Peveragno und Boves Zentren der
Industrie: Spinnereien,Töpfereien,Wollwebereien, Ziegelein, Gerbereien und
die Industrie zur Gewinnung von Tannin. Das Museum Museo della Regia
Fabbrica dei Cristalli e della Ceramica, im alten Rathaus von Chiusa Pesio, hat
sich zum Ziel gemacht, die Rolle dieser Industrien in der Entwicklung
der Ortschaft hervorzuheben. Heute sind die drei Örtchen in den kulturellen
Sinn sehr lebhaft, mit Vereinigungen, die die lokalen Traditionen, soziale
Aktivitäten und die Geschichte fördern (Info: Schule des Friedens von
Boves - www.scuoladipace.it), sowie mit der Filmwissenschaftlichen Initiative
(Info: Vereinigung Ipotesi Cinema Piemonte - Tel. 0039.0171.735341).
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Botanikzentrum
Der höchste Teil der Gemeinde Chiusa Pesio, in Richtung des Kalkmassivs
von Marguareis, befindet sich im Naturpark der Hochtäler Pesio und Tanaro,
einem interessanten Gebiet wegen der vielseitigen Vegetation und dem
Vorkommen von Wölfen.
Die befahrbare Straße endet am Pian delle Gorre (1.032 Meter), wo sich auch
ein Besucherzentrum befindet. Von dort aus gehen Sie weiter zu der
Schutzhütte Garelli (weitere 900 Höhenmeter). Auf einem nahegelegenen
Hochplateau befindet sich ein Botanikzentrum, das den Gelehrten Clarence
Bicknell und Emile Burnat gewidmet ist.
Dieses Zentrum beherbergt eine Feuchtzone, mit Exemplaren der Drosera und
Pinguicola, faszinierende, fleischfressende Pflanzen der Alpen, die Insekten
“essen”, um Stickstoff aufzunehmen. Nach einem halbstündigen Marsch
erreicht man ein zweites Botanikzentrum, neben einem kleinen See gelegen,
der sich unterhalb des imposanten Marguareis (2651 Meter) befindet. Dort
blüht eine schöne Orchidee, der Marienfrauenschuh (Cypripedium calceolus),
gleichzeitig auch Symbol des Parks.
Die Kartause von Pesio
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Die Kartause in den Wäldern
In der Gemeinde von Chiusa Pesio trifft man auf die, im Jahre 1173
gegründete Kartause, als die Herrschaft von Morozzo dem Kartäuserorden
die Ländereien des Hochtals schenkte. Die Brüder bewahrten dort viele
Kunstwerke auf, so viele, dass die Kartause bereits im 16.Jahrhundert erweitert
werden musste. Im 17. Jahrhundert kamen der Laubengang dazu, der auch
heute noch durch seinen majestätischen Anblick beeindruckt und die
Prunktreppe. Die Brüder entschieden sich zum Bau von einigen Bauerhöfen,
um die Felder bestellen zu können. Im Jahre 1802 unterdrückte die
napoleonische Regierung die Kartause und die Schätze wurden verteilt.
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude zu hydrothermischen Therapien
verwendet, bis es dann 1915 gänzlich geschlossen wurde. Erst im Jahre 1934
begannen die Restaurierungsarbeiten, die dem bewundernswerten Gebäude,
Ort der Meditation und Pilger, zwischen Kastanien gelegen, den Glanz zurück
gaben (Info: www.certosadipesio.org).
Dem Kastanienbaum, der für die Bevölkerung dieser Gegend der
Lebensunterhalt war, wurde in Boves das Museum Museo della Castagna
gewidmet. Das im Jahre 2000 eingeweiht Museum, umfasst einen Teil des
Bauerhofes Martinengo Marquet. Das Museum entstand im Rahmen eines
internationalen Projekts zur Wertschätzung dieser Frucht. Im Inneren findet
man eine Ansammlung von Werkzeugen für den Anbau von Kastanien und
die traditionelle Landwirtschaft.Das Museum umfasst auch didaktische Wege,
um die Arbeit von früher näher zubringen (Info: Cascina Marquet - Via Roncaia,
24 - Boves - Tel. 0039.335.6777905).
Eine große Bedeutung in der örtlichen Gastronomie haben die verschiedenen
Pilzsorten, die man in den Wäldern am Fuße des Bisalta findet. Ihnen ist das
Museum Museo del Fungo e di Scienze Naturali von Boves gewidmet, das von
Dr. Mario Strani gegründet wurde. In den 8 Sälen des Museums kann man
mehre Tausend Pilze in Gips oder Harz bewundern, die die 250 Arten
darstellen, die man in der Gegend findet. Des Weiteren sind Fossile,
einbalsamierte Tiere, Muscheln, eine wertvolle Sammlung von mehr als 130
Schmetterlingsarten aus der Gegend um Cuneo und einige Instrumente aus
dem 19. und 20. Jahrhundert ausgestellt. Das Museum stellt auch Beweise
für die Gruben und Ziegeleien in der Provinz von Cuneo und eine Plastik
des Gebietes aus (Info: Gemeinde von Boves - Tel. 0039.0171.391834 - Fax
0039.0171.391856 - www.musei.provincia.cuneo.it).
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Fotosammlung im Park
In der Nähe des Naturparks Alta Valle Pesio und Tanaro von Chiusa Pesio
befindet sich eine dauerhafte Ausstellung, die dem großen zeitgenössischem
Künstler der Fotografien gewidmet ist: Michele Pellegrino, geboren in diesem
Ort.
Der Rundgang ist in acht Bereiche aufgeteilt mit 300 schwarz-weiß Fotos
bestückt: Orte des Wassers, Gewöhnliche Zauber, Visages de la Contemplation
(Leben der Mönche), Alta Langa, Szenen einer Ehe, ligurische Alpen, Kottische
Alpen, Seealpen, Mont Blanc und Spuren der Zeit. Die Bedeutung dieser
Sammlung ist vor Allem künstlerisch-dokumentarisch.
Pellegrino war ein Autodidakt und schaffte es, die Blicke der Leute und die
teilweise tragische Schönheit der Täler, vor der großen Abwanderung in den
60er Jahren, einzufangen. Im Jahre 1972 veröffentlichte Michele Pellegrino
sein erstens Buch mit Fotografien,
“Gente di Provincia”, gefolgt von
“Profondo Nord” über das Thema
der Abwanderung von den
Bergen.
Seine jüngsten Werke ab den 90er
Jahren sind: “Le Montagne della
Memoria”, “Il Tempo della Montagna”, “Il Silenzio Magico della
Montagna”, “Una Traccia nel
Tempo” und aus dem Jahre 2002
“Elva, un paese occitano”.
Auch eine Blume, ein Stein, das Wasser der Bäche gewannen seine
Aufmerksamkeit, da “es wichtig ist, nicht nur gefühlskalt und mechanisch zu
sehen, sondern auch mit dem Herzen”. Seine Bilder sind fast psychologische
Studien der Talbewohner, in denen er das Leben und die Traurigkeit zeigt.
Sie zeigen uns Freude, Sehnsucht, Würde und Armut einer gebeugten
Bevölkerung, “eine besiegte Welt”, wie Nuto Revelli schrieb, ein Randgebiet, das am Ende der 60er Jahre nach und nach seine Identität wieder
entdeckte (Naturpark Alta Valle Pesio und Tanaro - Tel. 0039.0171.734990;
www.vallepesio.it; www.chambradoc.it/cmgv/progettocmgv2004.page).
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Berühmte Männer von Peveragno
Straßen, Plätze und Monumente in Peveragno erinnern an die hiesigen
berühmten Männer. Unter ihnen Pietro Toselli, kolonialer Kriegsheld, und den
Schriftsteller Vittorio Bersezio.
Geboren im Jahre 1856, starb Toselli in Äthiopien in der berühmten Schlacht
von Amba Alagi im Jahr 1895. Mit ihm fielen 18 Offiziere und circa 2.000
Soldaten.
Seinen Offizieren, die ihm rieten, sich in Sicherheit zu bringen, antwortete er
unerschrocken, setzte sich und wartete auf den Angriff der feindlichen
Truppen. Er verdiente sich Gold mit dieser Begründung: “Er befand sich vor
20-25 Tausend Feinden, kämpfte unerbittert für gut sechs Stunden und durch
das heroische Opfer seines Lebens brachte er dem Fein enorme Verluste und
trug dazu bei, dass der Vormarsch verlangsamt wurde”.
Der Name Vittorio Bersezio glänzt in der piemontesischen Literatur. Er war
Journalist, Schriftsteller und Abgeordneter, Geboren 1828 und gestorben
1900, kämpfte er im Ersten Weltkrieg. Im Jahre 1865 gründete er die Zeitung
“Gazzetta Piemontese”, die zur Tageszeitung “La Stampa” wurde. Er verfasste
um die 40 Romane. Die Enzeclopädie Treccani beschreibt seine Werke als
“wirre und düstere Abenteuer, ein sentimentales Geflecht”. Unter seinen
Komödien in Dialekt verfasst, sticht die “Le miserie d’ monsú Travet” aus dem
Jahr 1863 heraus, Geschichte eines treuen Staatsdiener, der rebelliert, als seine
Würde angezweifelt wird.
Das Leben einer dritten Person der örtlichen Tradition ist eher von Legenden
umwoben. Charles de Gontaut, Herzog von Biron in Dordogna (1562-1602),
Birùn genannt, ist die tragische Hauptfigur in einem altem Lied, das in
Peveragno zur Zeit des Karnevals gesungen wird. Diese wurde wahrscheinlich
von den Leuten aus Peveragno überbracht, die sich auf den Wege zu den
Märkten für Kokons in Lyon und Marseille aufmachten.
Birùn, Feldwebel aus Frankreich, war ein schöner und tapferer Mann.Während
des gallisch-spanischen Kriegs freundete er sich mit dem König an. Später
wurde er wegen Verrat hingerichtet.
Die Ballade, die von der Compagnia di Birùn, einer Vereinigung in Peveragno,
gesungen und getanzt wird, erzählt, dass er nicht begnadigt wurde, weil der
Leitspruch galt unda a i è pa‘d faiansa a i è pa‘d pardun (wo keine Schuld, da
keine Gnade). Dem Henker legte er auf, ihn nicht zu berühren, es sei denn mit
dem Schwert (Info: www.compagniadelbirun.it).
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Neue Musik mit den Gai Saber
Sie sind eine okzitanische Musikgruppe aus Peveragno. Sie spielen in ganz
Okzitanien Konzerte. Sie haben sowohl in Italien als auch in Europa Fans.
Über sie sprechen auch die Fachzeitschriften.
Ihre Art der Musik hängt natürlich von ihrer Herkunft ab: die Leider sind
in der Lingua d’oc verfasst, aber der Perfektionismus endet hier. Die
Musiker der Gruppe Gai Saber sind der Meinung, dass die ihnen
weitergegeben Tradition eher steril ist und nichts mehr hervorbringt, somit
haben sie sich zur Aufgabe gemacht, sie neu zu erfinden, ohne sie jedoch
zu beleidigen.
Occitania que t’en vas ist der Leittitel des CD La fàbrica occitana aus dem Jahr
2007, in dem sie die Träume ihrer Gesellschaft, un pople mesquiat e bastard,
erzählen und so eine Hymne an die Einwohner dieses Teils der Welt schaffen,
die durch die Geschichte hindurch von Ligurer, Kelten, Römern, Westgoten,
Araber, Hebrärer, Italiener und Franzosen unterdrückt wurden. Ein Volk, das
in seiner Vielfalt und trotz der Verfolgung und der Ächtung der Staaten,
wusste, wie sie ihre linguistische Identität bewahren können.
In der Gruppe sind Instrumente aus der okzitanischen Tradition (semitons
Ziehharmonika, fifre, Drehleier, chabreta, Harfe, tamborin und galobet) und
zeitgenössische Klänge mit Schlagzeug, elektrische Gitarre und elektronischen Elementen vertreten. Das Repertoire mischt traditionelle Themen
mit sozialen Aspekten, die Lyrik der Troubadoure mit den Tänzen, Chansons
und heilige Musik mit den mediterranen Rhythmen, Street-Dance,
Drum’n’Bass und latine Einflüsse. Dank der Gruppe Gai Saber und Duzenden
anderen Musikgruppen, die heute in den okzitanischen Tälern aktiv sind, ist
die Musik ein wichtige Art der Begegnung, der Kreativität und der
Verbreitung der Sprache und Kultur Okzitaniens geworden. Heute sind die
Musikgruppen unter anderen die wichtigsten Botschafter Okzitaniens in
die Welt hinaus (Info: Kulturverein Gai Saber - via del Gavotto, 6 - 12026
Peveragno - www.gaisaber.it - [email protected]).
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Kyè-Täler
Das Gebiet umfasst die Gemeinden Roccaforte Mondovì mit Prea, Rastello
und Baracco, Villanova Mondovì in den Ausläufern der Berge, die beiden
Frabose, Sottana und Soprana, mit Miroglio im Maudagna-Tal und der Ort
Fontane im Corsaglia-Tal.
Dieses Gebiet mit einer gegliederten Orographie war schon in der
Jungsteinzeit bevölkert. Zeugnisse für die Siedlungen sind die Funde von
geschliffenen Klingen aus grünem Stein.
Der Name kommt von “kyé”, was“io”, also “ich” bedeutet und vielleicht aus dem
Lateinischen quid + ego kommt und die okzitanische Form “ieu” oder “iu”
angenommen hat. Die Abwanderung aus den Bergdörfern, hat dazu geführt,
dass die Sprache bewahrt wurde, die zum ersten mal Ende der 60er Jahre
studiert wurde und in den Verbänden wie “Artusin“ von Roccaforte und
Villanova Mondovì und “E Kyè“ von Fontane bewahrt wurde. Der letzte Verein
betreute die Veröffentlichung eines Buches über die Grammatik des kyé und ist
gleichzeitig ein wichtiges Zentrum für die etno-linguistische Dokumentation.
Eine weitere Art die Tradition aufrecht zu erhalten, ist das Erstellen von
lebenden Grippen, die die Arbeit in den Alpen von damals zeigen. Die
Handwerkskunst ist stark vertreten und orientiert sich an der Verarbeitung
von Holz, Keramik, Schmiedeeisen und “filet“. Ein Symptom der Rückkehr in
die Berge ist das Verschwinden der sehr hoch gelegenen Buchweizenfelder,
einem grundlegenden Produkt zur Zubereitung der typischen Polenta.
Diese Täler und einige Orte wie Frabosa Soprana, sind seit Jahren für einen
ganzjährigen Tourismus bekannt, der vor Allem aus Ligurien kommt.
Nicht verpassen sollte man auch die Grotten von Bossea im Corsaglia-Tal, die
zusammen mit dem Ecomuseo del Marmo di Frabosa Soprana, den
Mittelpunkt eines touristischen Angebots, das auf der Geologie des Gebiets
basiert, werden soll.
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Weg der Partisanen
Auf Grund eines Projekts des Istituto Storico della Resistenza von Cuneo,
verbindet dieser Weg Orte, Gebäude, Kapellen und Pässe miteinander, die vom
September 1943 bis zum April 1945 Schauplatz der Partisanenkämpfe waren,
miteinander.Auch die Orte, die die Detachement der Partisanen beherbergten
gehören zu diesem Weg. Es sind die Orte des Rückzugs des Kapitäns Cosa im
Frühling 1944 vom Pesio-Tal, des Gemetzels von Pellone oberhalb von
Miroglio, der ersten Begegnungen mit dem Feind der Truppe von Enrico
Martini Mauri im Dezember 1943 im Maudagna-Tal.
Man sieht die Orte der Autonomen “Rinnovamento” im den Tälern Ellero und
Corsaglia: Prea, Ausgangspunkt für die Brigata Valle Ellero im Sommer 44, und
Rastello, Sitz für den Kommandeur der 3. Division. Man kommt auch nach
Baracco, operative Basis der alliierten Mission, dann nach Fontane, Versteck
im Jahre 44 der Gruppe um Ignazio Vian. In der Gemeinde von Villanova
Mondovì kann man die Wallfahrtskirche von Santa Lucia besuchen, die den
Rebellen Asyl bot und die heimliche Druckerei der Zeitschrift “Rinascita
d’Italia” beherbergte.
Roccaforte Mondovì - Pieve di San Maurizio
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Löcher in den Bergen und alte Berufe
Die karstigen Abschnitte, die Grotten und Abgründe formen eine Gegend von
Höhlen in der Nähe der Gebirgsgruppe der Gipfel der Saline, von Mondolé,
Mongioie und Pizzo d’Ormea, die zusammen mit dem Gebirgskomplex des
Marguereis, eine der wichtigsten in ganz Europa ist und Hunderte von bereits
erforschten Tunneln umfasst. Aus dieser Unterwelt kommen auch die Quellen
von Ellero, Maudagna und Corsaglia.
In dieser Gegend gibt es auch Grotten, die von Touristen besucht werden
können und somit nicht nur den Forschern und Spezialisten vorbehalten sind.
In der Grotta dei Dossi, nahe Villanova M.vì, sieht man viele Wege,
verschiedenfarbige Konkretionen und farbige Nuancierungen. Zu dem findet
man auch Spuren von Bärenkrallen in den Höhlen der Grotte von Caudano im
Maudagna-Tal. Im Wnter entstehen durch die Temperaturunterschiede außen
und innen Stalaktiten und Eissäulen mit einem bemrkenswerten Lichtspiel.
Eine Besonderheit dieser Grotte ist die kleine Krippe in einem unterirdischen
Raum, die dort zu Weihnachten geschmückt wird. Aber die Königin der
Grotten in den Tälern von Kyé ist ohne Zweifel die in Bossea im Corsaglia-Tal,
in der Gemeinde von Frabosa Soprana, die seit dem Jahre 1874 öffentlich
zugänglich ist. Diese Grotte bietet touristisch alles was das Herz begehrt. Sie
ist reich an Wasser, mit einem nicht aufhören wollenden Fluss und Überreste
von Bären in den Höhlen. Bossea ist der Sitz der internationalen
wissenschaftlichen Forschung.
Ein Besuch zur Weihnachtszeit dieser Täler, bietet einem die Möglichkeit,
interessante Grippen, wie die von Prea, zu bestaunen, die in den kleinen
mittelalterlichen Strassen um die Pfarrkirche zum Leben erweckt werden.
Und die Grippe von Pianvignale. Bei beiden kann man Einblick in die alten
Berufe gewinnen: wie die Werkzeuge des früciau, des Sennen, der für die
Herstellung von Milch zuständig war, dem ciarbunè, oder den Köhlern, den
Maultiertreibern mit den fuet (Peitschen), die die Kohle zu Tal transportierten
und die Holzschnitzer, die füsere (Gießer) und die vindu (Spinnräder) für das
Spinnen von Hanf, die pîrò aus Kupfer (Kessel) um die Wäsche zu machen, den
cumandin und den sapin, Werkzeuge der Holzfäller um die Stämme zu
schleppen.
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Die Kunst von Giovanni Mazzucco
Unter den Zeugnissen der mittelalterlichen Malerei finden wir die Fresken von
Giovanni Mazzucco, Hauptfigur der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in
Monregale. Seine Lebensgeschichte ist unsicher. Im Jahre 1475 schickt er den
Sohn Domenico in die Werkstatt des Malers Roux in Aix-en-Provence. Eine
Geschichte, die auch die Verbindung zwischen den Künstlern dieser Gegend
und der Provence eine Bedeutung gibt. Als Maler kam Mazzucco öfter zu den
Dominikanern, ein Zeichen für eine enge Beziehung zu diesem Mönchsorden.
Sein künstlerischer Ausdruck ist klar und ausdrucksstark und ist geprägt von
gutmütiger und unschuldiger Physiognomie.In Roccaforte Mondovì in Pieve
von San Maurizio wurde ihm eine stillende Madonna aus dem Jahr 1486
zugeschrieben. Des Weiteren malte er unterhaltsame Szenen aus dem
bäuerlichen Leben mit religiösen Anspielungen in den Häusern der Mönchen
in der nähe von Bertini und der Kapelle des ehemaligen Konvents der
Dominikaner von Peveragno aus dem Jahr 1487, wo man auch heute noch
die Unterschrift von “Mazuchi” sieht.
Andere Werke, die mit Sicherheit aus seiner Hand stammte und aus der reifen
Phase seines Schaffens herrühren, findet man in den Gegenden der
umliegenden Täler und Ebenen: im Oratorium vom S. Sepolcro in Piozzo aus
dem Jahr 1481, die Madonna zwischen den Heiligen Pietro und Antonio in
der Kapelle von S. Pietro in Roncaglia in Bene Vagienna aus dem Jahr 1485, die
Werke in S. Bernardo von Castelletto Stura aus dem Jahr 1488. Im Jahre 1491
stellt er das Leben der Madonna in der Wallfahrtskirche von Brichetto in
Morozzo dar.Eine derart beindruckende Darstellung, wegen der unschuldigen
Anlehnung an den Stil von Giotto.
Die jungen Werke von Mazzucco sind hingegen die Madonna in der
Wallfahrtskirche von Pasco in Villanova Mondovì, die Jungfrau mit Kind der
Madonna di Guarene, die Fresken der Madonna della Neve in Pian della Gatta,
die des Kirchenschiffes und der Wand von S. Fiorenzo in Bastia Mondovì und
die Kreuzigung in der alten Sakristei der Pfarrkirche von Niella Tanaro.
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Kultur und Geschmack der Alpen
In Gedenken an die Vergangenheit in der Gegend von Kyè wurden
verschiedene Museen eingerichtet, die wie ein Netz untereinander
verbunden sind: das Museo Etnografico Cesare Vinaj, eröffnet im Jahr 1981
im Ortsteil Fontane-Serra in Frabosa Soprana, das dem ersten
Sprachwissenschaftler im Corsaglia-Tal gewidmet ist.Verschiedene Themen
sind illustriert: die Köhlerei, der Hanf, der Anbau von Kastanien, di Heuernte,
der Wald, die Küche und es gibt die Möglichkeit mit Hilfe von
monographischen Veröffentlichung des Museums einzelnen Thematiken zu
vertiefen.
Das Museo della Montagna von Miroglio in Frabosa Sottana bietet einen
Blick in den Alltag von damals, die harte Arbeit auf den Feldern und in den
Wäldern. Die Beziehung zwischen den Menschen und den Tieren und die
Handarbeit des Schusters wird hervorgehoben und die Herstellung von
Nussöl, die Waagen und die Werkzeuge zur Verarbeitung von Hanf werden
ausgestellt.
Im nahegelegenen Casotto-Tal findet man in der Ortschaft Serra di
Pamparato, das Museo degli Usi e Costumi della Gente di Montagna
(Museum der Bräuche der Bergleute), das sich in einem ehemaligen Konvent
aus dem 17. Jahrundert befindet. Dort findet man alte Steinböden und
Kassettendecken und man erhält einen Einblick in die Küche von damals,
sieht ein Schulzimmer und den Prozess der Verarbeitung von Hanf und
Leinen (Info: http://musei.provincia.cuneo.it/). Im Gebiet von Ormea steht
das Museo Etnografico Alta Val Tanaro, das eine naturgetreue Nachbildung
des Lebens und der Arbeit der Bauern bietet.
In diesen Tälern haben die Kastanien Generationen von Bergbewohnern
satt gemacht und die Basis für die Ernährung der Bauern dargestellt. Mit
Kastanien hat man die Häuser geheizt, hat Tannin für die Industrie
gewonnen und Futter für das Tier hergestellt.
Die Kastanien waren eine mögliche Alternative für Getreide, als
allgemeinstes Lebensmittel, da es leicht zu haben war. Später bekamen die
Kastanien den Namen “Brot der Armen”, da sie wenig Energie und Proteine
lieferten. Die Kastanien wurden geröstet oder in Wasser oder Milch gekocht,
mit Milch oder Wein als Suppe gegessen, gemahlen und zu Polenta, Püree,
Brot oder Eintopf weiterverarbeitet.
Auch heute noch haben die Kastanien einen großen Stellenwert in der
Landwirtschaft und haben das Siegel IGP erhalten. Zahlreiche Feste und
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Messen sind damit verbunden, vor allem mit der weißen Kastanie, deren
Mehl für viele Rezepte benötigt wird.
Ein so wichtiger Aspekt des Lebens konnte nicht vernachlässigt werden.
Und so wurde das Kastanienmuseum Ecomuseo del Castagno eröffnet, dass
sich auf 3 Orte erstreckt: Monastero di Vasco, Fontane di Frabosa Soprana,
Serra di Pamparato. In Monastero di Vasco findet man es in der Crusà,
einem religiösen Gebäude, das gerade renoviert wurde. Man kann
verschiedenen Arten von Kastanien und einige Arten von Waldbeeren wie
Johannisbeeren, Blaubeeren und Brombeeren ansehen. In Serra di
Pamparato konzentriert sich die Ausstellung auf die Gewinnung von Tannin
und zeigt die alten Fabriken, die ersten Beispiele für die Industrialisierung
der alpinen Täler.
Ein Model befindet sich im Museo degli Usi e Costumi della Gente di
Montagna. In Fontane führt ein Weg in den Kastanienwald und bringt uns
nach Case Ubbè, wo man die typischen Trockenböden für die Kastanien
sieht und sich über das Verhältnis Mensch-Natur informieren kann, in dem
man die Trockenmauern,Terrasierungen und alpine Architekturen bestaunt.
Synonyme für die Berge ist der Bergkäse, bekannt für seinen besonderen
Geruch und Geschmack. In den Tälern von Kyè, aus alter Tradition, stiegen
die Käsermeister Ende September hinab von den Weiden, um große Räder
Raschera auf Festen und Märkten zu verkaufen. Der Käse Raschera
d’Alpeggio wird aus Kuhmilch hergestellt, die aus mehr als 900 Metern Höhe
stammt. Es ist ein Halbfettkäse, der mindesten 30 Tage lang reift. Sein Geruch
und sein Aroma werden durch die Reifung in den “selle”, Erdlöcher für die
Reifung, charakterisiert. Mit der Zeit wurden auch Feste für den Raschera
und die anderen Bergkäse ins Leben gerufen, die in den Orten Frabosa
Soprana und Ormea im August und September gefeiert werden.
Ein anderes Produkt, das neben der Kartoffel das Leben dieser Landschaft
geprägt ist, ist der Buchweizen, von den Sarazenen am Ende des letzten
Jahrtausends in dieses Land gebracht. Man sät im Frühling und erntet am
Ende des Sommers, weswegen der Buchweizen auch in Höhen über 1.000
Metern reift. Aus Buchweizen oder furmentin, gewinnt man ein Mehl, das
man am besten für Polenta verwendet. Im Herbst findet in Pamparato das
Fest Fiera del Grano Saraceno statt. Die Fest für die Polenta aus
Buchweizenmehl findet in Garessio, Ormea und Barchi statt, wo die
Polenta nach traditionellem Rezept, mit Kartoffeln, Buchweizen- und
Weizenmehl, Milch, Sahne und getrockneten Pilzen, zubereitet wird.
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Brigasco
Als Italien und Frankreich im Jahre 1947 den Friedensvertrag unterschrieben, wurde das Brigasco, dass sich zuerst über die beiden Seiten der
Berge erstreckte, in zwei Seiten entlang des Gebirgskamms unterteilt: Das
Roya-Tal,Tenda wurde französisch mit der Hauptstadt Briga, das den Namen
La Brigue erhielt. Italien wurden die Orte Piaggia, Upega und Carnino
zugeschrieben, die die Gemeinde von Briga Alta, in der Provinz von Cuneo
bilden, während der Ort Realdo der Gemeinde Triora, in der Provinz von
Imperia, zugeteilt wurde.
Der Saccarello (2.200 m) ist das Hauptgebirge dieser rauen und wilden
Gegend, mit dem wunderschönen Wald Navette, weitläufiger Lärchen- und
Weißtannenwald, der sich an den Abhängen der Berge Bertand und Missun,
oberhalb der Ortschaft Upega am Kopf des Tanaro-Tals, befindet.
Im örtlichen Dialekt findet man die provenzalischen und ligurischen
Einflüsse wieder. Die Worte dieser Gegend, der Familien und der Schäferei,
die historisch gesehen, die wichtigste Beschäftigung war, sind mit Sicherheit
okzitanisch. Die Bevölkerung des Brigasco traf sich während der Pilgereisen
zum Wallfahrtsort Laghet, in der Nähe von La Turbie, und bei der Jungfrau
des Fontano (Nôtre Dame des Fontaines), mit der des nahegelegenen Nizzas.
Letztere Ort befindet sich oberhalb von La Brigue und wird, wegen den
Fresken von Giovanni Canavesio di Pinerolo, die aus dem Jahr 1492
stammen, die Sixtinische Kappelle der Alpen genannt. Neben den Fresken
von Canavesio, bewundert man auch die des Künstlers Giovanni Baleison
aus dem Stura-Tal, in memoriam an eine Epoche in der die Maler mit Farben
und Pinseln in ihren Säcken über die Berge gingen.
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Ein Wallfahrtsort aus der Jungsteinzeit
Die großen Wunderwerke dieser Orte sind die 40.000 Höhlenmalerein im
Berg Bego (2.872 m), der bereits in der Prähistorie besucht wurde. Ab dem
Jahr 1897 wurden diese vom englischen Botaniker und Archäologen
Clarence Bicknell (1842-1918) entdeckt. Man findet Figuren mit Hörnern,
Pflüge, Dolche, Sonnenräder, Karten, Tiere und antromorphe Figuren. Wer
mehr über diese grandiose Gegend erfahren möchte, sollte unbedingt das
Völkerkundemuseum von Cuneo und das Musée des Merveilles von Tenda
besuchen.
An den Hängen des Bego, im Ort Casterino (Ortsteil von Tenda), baute
Bicknell ein chalet für die Arbeit, das leider nur von außen besichtigt werden
kann. Bicknell zog sich hier für seine Forschungen zurück. Es gab wenig
Komfort, die Gastfreundschaft war nach der Art der Franziskaner und das
Leben war vom Sonnenlicht abhängig. Clarence dekorierte die Räume
persönlich, malte Blumenmotive, Feseln und Schriftrollen mit Sätzen in
Esperanto.
Briga Alta - Gemeinde Upega - Madonna della Neve
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Wälder und archaische Dörfer
Der Wald Bosco delle Navette, der von einer Militärstraße durchzogen ist, die
nach Tenda im Roya-Tal und nach Limone in Vermenagna-Tal führt, verdankt
seinen Namen möglicherweise den imposanten Lärchenbäumen, die für den
Bau von Schiffen verwendet wurden. Zahlreiche Wege führen auf die
Gebirgskämme und ermöglichen einen atemberaubenden Blick über die
ligurischen Alpen, die Seealpen und das Meer. Heute trägt der Bosco delle
Navette das Siegel SIC (Ort von gemeinschaftlichem Interesse) wegen den
naturalistischen Eigenschaften.Aber bereits in der “Statistique des provinces de
Savone, d’Oneille, d’Acqui”, aus der Zeit Napoleon schätze man dort 300.200
Lärchen und 23.700 Tannen.
Das Gebiet des Hochtals des Tanaro
bewahrt interessante kulturelle Aspekte:
Dörfer,gebaut aus Steinen und in Reihen
entlang der kurvenreichen Wege
liegend oder wie im Falle von Viozene,
hohe Häuser mit mehreren Stockwerken
und verschiedenen Balkonen. In
seltenen Fällen, wie zum Beispiel in
Carnino, sind die Dächer noch immer
mit Buchweizenstroh bedeckt, wie die
meisten Häuser zur damaligen Zeit.Viele
Jahrhunderte lang war die Hauptaktivität die Zucht der Ziegen von Brigasca.
Im Winter zogen die Herden Richtung
Ligurien, oft bis zur Küste. Hier findet
man Ortnamen, die an die Straßen des
Salzes und des Öls erinnern, Passo und Cima delle Saline, Pian dell’Olio…
In Viozene findet man Ziffernblätter von Sonnenuhren, die auf das Haus des
Pfarrers gemalt wurden und auf die Kirche von San Bartolomeo.
Eine Überlieferung betrifft Pian Ballaur (2.603 m),zwischen Upega und Carnino,
wo gemäß der Tradition Hexenzirkel abgehalten wurden. Ein Hirtenmädchen,
das ihren Vater nicht von der Schafweide zurückkommen sah, entschied sich
dafür, ihm entgegen zu gehen. Aber sie wurde von verkleideten Personen
entführt und zum Pian Ballaur gebracht, um dort an einem dämonischen Tanz
teilzunehmen. Einige Tage später wurde das Hirtenmädchen in einem
Heuboden gefunden, mit grünen Füßen, wegen des vielen Tanzens im Gras.
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Paradies der Höhlenforscher und Botaniker
Richtung Westen, zwischen Italien und Frankreich, schweift der Blick
vom Kamm des Berges Rocca dell’Abisso (2.755 m) zum imposanten
Kalksteingebirge des Marguareis (2.651 m). Diese Gegend der ligurischen
Alpen besteht aus massiven Steinschichten (Kalk und Stein), die, da sie
wasserlöslich sind, die Bildung von immensen, unterirdischen Gängen
möglich gemacht haben.
Es sind verschiedene Höhlensysteme bekannt: das von Marguareis oder
Carsene mit der Quelle des Pis del Pesio, von Mirauda, Masche, Mongioie, mit
einigen der wichtigsten Höhlen Italiens, wie das System von Piaggiabella mit
13 Eingängen und circa 40 km Länge. Es handelt sich hierbei meist um, im
ersten Teil vertikal steigende Höhlen, die somit nur für Höhlenforscher
zugänglich sind und ihren Anfang an der Capanna Morgantini finden,
Schutzhütte in 2.219 Meter Höhe. Einfach zu sehen sind die einzigartigen
äußerlichen Zeichen der Höhlen: Doline, zerfurchte Felder, Brunnen, Quellen.
Besonders beeindruckend sind die Vene del Tanaro.Ausgehend von Viozene,
vorbeikommen an Carnino inferiore, steigt man entlang des naturalistischen
Weges nach Colla di Carnino (1.597 m) hinauf und geht weiter bis zur
Grundwasserquelle, über der eine stabile tibetischen Brücke gebaut wurde.
In diesen Tälern, die nahe dem Meer oder in eine typische Berglandschaft
eingebetet sind, hat der englische Botaniker Clarence Bicknell eine seltene
Flora entdeckt, darunter die Rhaponticum scariosum bicnelli das schon in
Namen daran erinnern lässt, mit großen Köpfen, die an die Blüte der
Artischocke erinnern und mehr als 1 Meter hoch sind. Sie wachsen nur an 4
Orten auf der Welt, alle Orte befinden sich in den ligurischen Alpen: Am
Südhang des Berges Fronti, auf dem Berg Toraggio, am Salse di Mendatica, im
Norden von Monesi und im Tal von Carnino. In seinen Notizen zeichnete
Bicknell die Saxifraga florulenta, die für mehr als 15-20 Jahre die wichtigsten
Exemplare der Blumen enthält. Nachdem er die Vervielfältigung gesichert
hatte, starb er. Ihm ist der erste Fund in Italien der Sempervivum calcareum zu
verdanken, einer nur in den süd-westlichen Alpen vorkommenden Spezies,
die man neben der Capanna Morgantini bestaunen kann. Auf den
Kalkgesteinen wächst die Berardia subacaulis, eine sehr alte Spezies, die bis
auf die Zeit der Bildung der Alpen zurückgeht.
Guida occitania 2009 ted
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Wichtige Adressen
Für allgemeine Informationen über die Landschaft, historische oder künstlerische Stätten,
Naturschutzgebiete, Gastronomie, Unterkünfte, sowie für die Bestellung von Informationsmaterial,
wenden Sie sich bitte an:
A.T.L. DEL CUNEESE (Tourismusbüro für die Gegend um Cuneo – Alpine Täler und Kunststädte)
Via Vittorio Amedeo II, 8 A - 12100 Cuneo - Tel. 0039.0171.690217 – Fax 0039.0171.602773
www.cuneoholiday.com - www.autunnocongusto.com - [email protected]
GAL “Terre Occitane” - Valli Po, Varaita, Maira, Grana, Stura
Via Cappuccini, 29 - 12023 Caraglio (Cn) - Tel. 0039.0171.610325 - Fax 0039.0171.817981
www.tradizioneterreoccitane.com - [email protected]
Bergemeinschaft der Täler des Po, Bronda und Infernotto
Via Santa Croce, 4 - 12034 Paesana - Tel. 0039.0175.94273 - Fax 0039.0175.987082
Tourismusbüro: Tel. 0039.0175.94273 - www.vallipo.cn.it - [email protected]
Berggemeinschaft Varaita-Tal
Piazza Marconi, 5 - 12020 Frassino - Tel. 0039.0175.970611 - Fax 0039.0175.970650
www.vallevaraita.cn.it - [email protected]
Berggemeinschaft Maira-Tal
Via Torretta, 9 - 12029 San Damiano Macra - Tel. 0039.0171.900061 - Fax 0039.0171.900161
www.vallemaira.cn.it - [email protected]
Tourismusbüro des Maira-Tals: Dronero – Tel. 0039.0171.917080 - Fax 0039. 0171.909784 [email protected]
Berggemeinschaft Grana-Tal
Via San Paolo, 3 - 12023 Caraglio - Tel. 0039.0171.619492 - Fax 0039.0171.618290
www.vallegrana.it - [email protected]
Berggemeinschaft des Stura-Tals von Demonte
Via Divisione Cuneense, 5 - 12014 Demonte - Tel. 0039.0171.955555 - Fax 0039.0171.955055
www.vallestura.cn.it - [email protected]
Berggemeinschaft des Gesso-Tals und Vermenagna-Tals
Piazza Regina Margherita, 27 - 12017 Robilante - Tel. 0039.0171.78240 - Fax 0039.0171.78604
www.cmgvp.org - [email protected]
Berggemeinschaft Bisalta
Via Madonna dei Boschi, 76 - 12016 Peveragno - Tel. 0039.0171.339957 - Fax 0039.0171.338229
[email protected]
Berggemeinschaft der Täler von Mondovì
Via Mondovì Piazza, 1/d - 12080 Vicoforte - Tel. 0039.0174.563307 - Fax 0039.0174.569465
www.vallimonregalesi.it - [email protected]
Berggemeinschaft der Täler Mongia, Cevetta und Langa Cebana
Via Case Rosse, 1 - Reg. San Bernardino - 12073 Ceva - Tel. 0039.0174.705600 - Fax 0039.0174.705645
www.vallinrete.org - [email protected]
Berggemeinschaft Alta Val Tanaro
Via del Santuario, 2 - 12075 Garessio - Tel. 0039.0174.806721 - Fax 0039.0174.803714
www.cmaltavaltanaro.it - [email protected]
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COPERTINA tedesco
16-04-2009
13:48
Die grüne Linie zeigt das Gebiet
des A.T.L. von Cuneo
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Für Informationen über die Kultur, Sprache und Literatur Okzitaniens, sowie die ländlichen Traditionen,
Kino, Bücher und Zeitschriften, wenden Sie sich bitte an:
Espaci Occitan - Via Val Maira, 19 - 12025 Dronero - Tel. 0039.0171.904075/904158
www.espaci-occitan.org - [email protected]
Chambra d’òc - Strada Arnaud Daniel, 18 - 12020 Roccabruna
Tel. 0039.0171.918971 - 0039.328.3129801
www.chambradoc.it - [email protected]
Coumboscuro Centre Prouvençal
Sancto Lucìo de Coumboscuro - 12020 Monterosso Grana - Tel. und Fax 0039.0171.98707
www.coumboscuro.org - [email protected]
Verein Lou Soulestrelh - Via Roma, 27 - 12020 Sampeyre
Kulturverein La Cevitou - Frazione San Pietro, 89 - 12020 Monterosso Grana
Tel. und Fax 0039.0171.988102 - www.lacevitou.it
Internetseite der okzitanischen Täler im Piemont: www.ghironda.com
Für weitere Informationen über kulturelle Stätten und Ort, Museen, Kunstausstellungen, kulturelle
Veranstaltungen und Feste Okzitaniens wenden Sie sich bitte an:
Verein Marcovaldo - Via Cappuccini, 29 - 12023 Caraglio
Tel. 0039.0171.618260 – Fax 0039.0171.610735 - www.marcovaldo.it - [email protected]
Provinz von Cuneo - Internetseite über die Museen http://musei.provincia.cuneo.it
Laboratorio Ecomusei - Via Nizza, 18 - 10125 Torino - Tel. 0039.011.4323845
www.ecomusei.net - [email protected]
Informationen über die Feste im Piemont: www.atlantefestepiemonte.it
Für Informationen über die Parks und Naturschutzgebiete:
Naturpark der Seealpen - Piazza Regina Elena, 30 – 12010 Valdieri - Tel. 0039.0171.97397
www.parcoalpimarittime.it - [email protected]
Amt für die Verwaltung der Parks und Naturschutzgebiete in der Region Cuneo
Via S. Anna, 34 - 12013 Chiusa Pesio - Tel. 0039.0171.734021
www.parks.it/parchi.cuneesi - [email protected]
Park des Po Cuneese - Via Griselda, 8 – 12037 Saluzzo - Tel. 0039.0175.46505
[email protected] - www.parcodelpocn.it
Park der Flüsse Gesso und Stura - Piazza Torino, 1 – 12100 Cuneo - Tel. 0039 0171.444501
www.parcofluviale.cuneo.it - [email protected]
Internetseite der Parks, Reservaten und Schutzgebiete in Italien: www.parks.it
Internetseite der Region Piemont über Parks, Schutzgebiete und der Zeitschrift
Piemonte Parchi:
www.regione.piemonte.it/parchi - www.piemonteparchiweb.it
Ein großer Teil, der hier in diesen Reiseführer genannten Gemeinden, verfügt über eine Internetseite mit
Informationen über thematische Wege.
COPERTINA tedesco
16-04-2009
13:48
Pagina 1
INFO
Fremdenverkehrsamt A.T.L. del Cuneese
Via Vittorio Amedeo II, 8 A - 12100 Cuneo
Tel. +39.0171.690217 - fax +39.0171.602773
[email protected] - www.cuneoholiday.com - www.autunnocongusto.com
HOTELINFORMATIONEN UND RESERVIERUNGEN
CONITOURS – CUNEO
TEL. +39.0171.698749 - FAX +39.0171.435728 - [email protected]
CONSORZIO ALTA VAL TANARO TURISMO - GARESSIO
TEL. +39.347.9156791 - FAX +39.0174.81981 - [email protected]
CONSORZIO TURISTICO ALPI DEL MARE - VICOFORTE M.VÌ
TEL. +39.0174.569016 - FAX +39.0174.565928 - [email protected]
IN TERRE DI GRANDA - CUNEO
TEL. +39.0171.67575 - FAX +39.0171.649728 – [email protected]
TERRE DI EMOZIONI - MONDOVÍ / FRABOSA SOTTANA
TEL./FAX +39.0174.44343 - [email protected]
TURGRANDA / BLUPIEMONTE - CUNEO
TEL. +39.0171.697668 - FAX +39.0171.699224 – [email protected]
V.A.L. BED & BREAKFAST - CUNEO
TEL. +39.0171.437220 - +39.347.7730489 - [email protected]
Die
okzitanischen Täler
in der Provinz von Cuneo
NUOVO, DA SEMPRE.

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