Im Osten viel Neues - Harz Guss Zorge GmbH

Transcrição

Im Osten viel Neues - Harz Guss Zorge GmbH
glückauf
Die Zeitung für Freunde,
Kunden und Mitarbeiter der
Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe
1/2010
EDITORIAL
1
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn es mal gar nicht gut läuft, ist „Dranbleiben!“ das Gebot der Stunde. Sie haben im
Moment keine Ideen mehr, um Arbeitsabläufe
zu optimieren? Dranbleiben! Ein potenzieller
Kunde ist schwierig zu überzeugen? Dranbleiben! Die Kolleginnen und Kollegen lassen
sich nicht für Gesundheitsprojekte begeistern?
Dranbleiben! Ihre Energiesparreserven scheinen ausgereizt? Dranbleiben! Denn manchmal
führt eben nur Beharrlichkeit zum Ziel.
Ihr Redaktionsteam
I N H A LT
HOL DING _________________________
Stützpunkte. Die Unternehmen der
GMH-Gruppe können sich bei ihren Exportbemühungen auf zwei weitere Auslandsbüros
stützen. Wer für die neuen Repräsentanzen in
St. Petersburg und Sao Paulo verantwortlich
ist, berichtet Iris-Kathrin Wilckens auf Seite 3
STAHL _____________________________
Klebehauben. Einen echten Qualitätssprung hat das Stahlwerk Bous zu verzeichnen. Denn dank neuer Haubenklebetechnik
lassen sich Blockköpfe leichter und kostengünstiger isolieren denn je. Wie leicht, weiß
Dr. Arne Treppschuh
auf Seite 16
SCHMIE DE _______________________
Schützenhilfe.
Wer mehr Gesundheit für
die Belegschaft will, muss systematisch etwas
dafür tun. Diese Erfahrung macht derzeit die
Energietechnik Essen. Dabei hilft ihnen ein
Programm der NRW-Landesregierung. Was es
damit genau auf sich hat, beschreiben Projektmitglieder
auf Seite 21
GUSS ______________________________
Lobeshymne. In ihrer Wärmebehandlung
hat Pleissner Guss einen „neuen“ Vergüteofen
in Betrieb. Der Neue beherrscht nicht nur
diverse Wärmebehandlungstechniken, sondern ist auch extrem umweltfreundlich – lobt
Pleissner-Mitarbeiter Magnus Duda
auf Seite 26
ENGINEERING ___________________
Messeauftritt. Russland hat bis zum Jahr
2030 allerhand vor. Es will seine Bahninfrastruktur ausbauen und deshalb 310 Mrd. Euro
investieren. Grund genug für Windhoff, sich
auf der Exporail zu präsentieren. Über die
Messe berichtet Georg Lohle
auf Seite 33
RE CY CLING _______________________
Erholung.
Eine Prognose kann man zwar
noch nicht abgeben. Aber eins ist sicher: Der
Schrottmarkt hat seinen Tiefpunkt hinter sich.
Was Dr. Knut Schemme (Rohstoff Recycling
Osnabrück) darüber hinaus auf dem Schrottforum referierte, lesen Sie
auf Seite 35
SERVICE ___________________________
Feinschliff.
Die Schleiferei des Edelstahl
Service Centers Burg kann stolz zurück- und
optimistisch nach vorne schauen. Noch vor
Jahren war sie der Konkurrenz aus den westlichen Bundesländern hoffnungslos unterlegen. Jetzt mischt sie ganz vorne mit. Wie sich
alles entwickelt hat, berichtet Ralf Lapke
auf Seite 38
Im Osten viel Neues
2
Unternehmen der GMH-Gruppe präsentieren sich auf der Technical Fair in St. Petersburg.
N
eue Märkte erschließen und
Vertriebschancen nutzen
– unter dieser Maßgabe haben
vierzehn Unternehmen der
Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe Mitte März an der
Technical Fair in St. Petersburg
teilgenommen. Diese technische Industriemesse gilt als
internationale Fachmesse und
wendet sich an Kunden aus den
Bereichen Metallverarbeitung,
Maschinenbau, Gießerei, Werkzeuge, Metallurgie und Automatisierungstechnik.
Und genau dieser Zielgruppe
stand das Messeteam der GMHGruppe drei Tage lang Rede und
Antwort zu Fragen nach Werkstoffen, Produktentwicklung,
Produktion und Wertschöpfungskette, Zertifizierungen
und Vertriebskompetenz. Diverse ausgestellte Exponate aus
den Bereichen Stahlherstellung
und -verarbeitung, Schmiede
und Guss untermauerten die
Leistungsfähigkeit der Unternehmen auf dem Stand.
„Unsere Messeteilnahme in
St. Petersburg folgt der langfristigen Unternehmensstrategie,
dort vor Ort Präsenz zu zeigen,
wo wir durch Marktentwicklung
und -zuwachs langfristig neue
Kunden und Vertriebschancen
sehen“, untermauert Hartwig
Kockläuner, Geschäftsführer
Markt der Georgmarienhütte
Holding, das Engagement. „Unsere Märkte sind längst nicht
mehr auf Westeuropa begrenzt:
Als global agierende Unternehmensgruppe entwickeln wir zusammen mit unseren Kunden
Foto: Jörg Meinhardt
Eyecatcher: der Messestand der GMH-Gruppe auf der Technical Fair in St. Petersburg.
intelligente Lösungen, wo immer sie dies von uns erwarten.“
Russland ist eines der Länder mit einem großen Entwicklungspotenzial in diversen
Segmenten. So auch in der Automobil- und Zulieferindustrie,
dem Anlagen- und Maschinenbau. Diese strategischen Wachstumsbranchen Russlands haben
die besondere Aufmerksamkeit
der russischen Regierung.
Die nordrussische Metropole St. Petersburg – sie ist direkt
an dem Fluss Newa gelegen – ist
eine der wachstumsstärksten
Regionen Russlands. So ist die
Wirtschaft in und um St. Petersburg in den letzten Jahren im
Durchschnitt um rund 10 Prozent gewachsen. Zudem gehört
die Region zu den Gebieten
Russlands mit einem besonders guten Investitionsklima.
Mit über 300 ansässigen Forschungsinstituten hat sich die
alte Zarenstadt auch als Wissenschaftszentrum etabliert.
Grund genug für 14 Unternehmen der Georgsmarienhütte
Gruppe, sich auf der Technical
Fair auf einem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Einen
ausführlichen Bericht lesen Sie
auf den Seiten 4 und 5.
ikw
Gesunder Ansatz
Gesunder Ehrgeiz
Rasten heißt rosten – gerade auch, wenn man
Stillstehen heißt den Anschluss verlieren –
zu den älteren Mitarbeitern des Betriebs zählt.
gerade auch, wenn es um neue Märkte geht.
D
E
er Begriff klingt unspektakulär: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Der Ansatz,
der dahintersteckt, hat es
allerdings in sich. Denn
Ziel der Initiative ist
es, Gesundheit und
Arbeitskraft der
Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
zu erhalten. Inzwischen wird das
Projekt in der gesamten GMH -Gruppe
gelebt: In der GMHütte beispielsweise absolvierten Azubis
BKK -Gesundheitstage (Seite 12:
Jungsein schützt vor Krankheit
nicht). Bei der Energietechnik
Essen wurde nach einer langen
systematischen Vorbereitung
als erste Stufe ein Gesundheitstag durchgeführt (Seite 21: Gesundheit auf hohem Niveau).
Die RAFIL will mit dem Gesundheitsprogramm ihre Gesundheitsquote
verbessern (Seite 23:
Gesundheit fängt im
Kopf an). Bei Walter
Hundhausen stand
diesmal rückengesundes Arbeiten im
Fokus (Seite 28: Rückenschule). Und bei
RRO und Ellermann versuchte
man, mit Hilfe eines Familientages und eines AktivCenters
die Belegschaft in Schwung zu
bringen (Seite 35: Gesundheit
gibt es fast zum Nulltarif).
pkm
s verleiht dem Unternehmertum einen Schuss Abenteuer und weckt den sportlichen
Ehrgeiz der Vertriebsleute: das
Erobern neuer Märkte. Wenn
man überzeugende Protdukte und Dienstleistungen mit im
Gepäck hat, fällt
das Akquirieren
natürlich leichter. Dennoch ist
es
Schwerstarbeit und erfordertt
eine
ausgeklügelte
Strategie. Dies zeigt sich auch
bei dem Bemühen vieler Unternehmen der GMH-Gruppe,
neue Geschäftspartner aus dem
Osten für GMH -Produkte zu
gewinnen. Die Messen im rus-
sischen St. Petersburg (Seite
4/5) und in Moskau (Seite 33:
Russland will bis 2030 310 Mrd.
Euro investieren) zeigen: Ohne
das Engagement
der Mitarbeig g
ter läuft nichts. Und
K
Kranbau
Köthen hat
eerlebt, dass selbst
g
gute Kontakte aus
ver
vergangenen
Tagen
nic
nicht
automatisch
zu Aufträgen führen
(Seit 31: Zeichen ste(Seite
gu Dagegen konnhen gut).
ten der Bochumer Verein in
China (Seite 14: Im Rausch der
Geschwindigkeit) und die Friedrich Wilhelms-Hütte in Usbekistan (Seite 29: Goldene Zeiten)
bereits punkten.
pkm
HOLDING
Neue Erkenntnisse, neue
Freunde und neue Horizonte
GMH-Gruppe · Abenteuer MBA: Wie die GISMA Beruf und Privatleben auf den Kopf stellt.
Torsten Niemann
Henrik Schönstedt (Personalabteilung) und Torsten Niemann
(Markt) von der Georgsmarienhütte Holding durchlaufen derzeit das MBA -Programm der GISMA . Während Henrik bereits voll
im Studium steckt, hat Torsten
gerade erst mit dem Zusatzstudium begonnen. Hier ihre Erfahrungsberichte:
Der Jetlag steckt mir noch in den
Knochen.
Vor zwei Tagen erst bin ich von
der einwöchigen Einführungsveranstaltung an der Krannert School
of Management in West Lafayette,
Indiana in den USA zurückgekommen. Sie ist neben der GISMA in
Hannover eine von sechs Hochschulen, an denen die Präsenzveranstaltungen des „International
Master’s in Management“-Programms stattfinden.
Darüber hinaus wird das Programm mich und meine 30 Mit-
Henrik Schönstedt
Volodymyr, Peter, György, Olesya
und David.
Ebenso wenig wie ich einige der
oben stehenden Namen vor einem
Jahr hätte aussprechen können,
hätte ich etwas zu sagen gewusst
über Themen wie Financial Accounting, Managerial Accounting,
Finance, International Economics
oder auch Micro- oder Macroeconomics.
Das hat sich schlagartig im März
2009 geändert. Denn seitdem bin
ich Student des berufsbegleitenden
MBA -Programms der GISMA , habe
vier zweiwöchige Präsenzzeiten in
vier Ländern auf zwei Kontinenten
hinter mich gebracht, mein Bücherregal komplett ausgetauscht,
mein Telefonverhalten vollkommen verändert und eine neue innere Uhr.
Nachmittägliche Telefonate
wurden in meinem GISMA -Leben
durch Conference Calls zu nächtlichen Zeiten ersetzt, um die verschiedenen Zeitzonen meiner
Teammitglieder unter einen Hut
bringen zu können. Kurz gesagt:
Die GISMA hat mein Leben auf
den Kopf gestellt und die Frequenz
gewaltig erhöht.
Seit einer Woche habe ich nun
die erste fünf Wochen lang dauernde Unterbrechung ohne Hausaufgaben, ohne Conference Calls
und Ähnlichem. Endlich heißt es
mal: abschalten, Zeit mit der Fa-
streiter aus aller Welt in den
nächsten 18 Monaten an Business
Schools ins niederländische Tilburg, nach Budapest sowie nach
Mexico City und Shanghai führen.
Was bei meinem Kollegen Henrik
Schönstedt bereits zur Routine geworden ist, steht mir nun bevor:
Am Ende eines Arbeitstages oder
einer Arbeitswoche den Schalter
umzulegen und sich – allein oder
zusammen mit meiner internationalen Arbeitsgruppe – dem Verfassen von Hausaufgaben und Klausuren oder dem Studium von Fachliteratur zu widmen.
Mitstudierende vieler Kulturen
und sehr unterschiedlicher Ausbildungshintergründe sorgen für einen einzigartigen Wissensaustausch und ein Netzwerk, das mir
auch bei der Erledigung meiner alltäglichen Aufgaben in der Holding
zugute kommen wird. Insgesamt
also eine sehr arbeitsintensive, aber
gewiss auch sehr aufregende Zeit.
Ich freue mich, dass ich diese
Chance bekomme.
MBA-Programm gibt
es in drei Varianten
Foto: vl
Henrik Schönstedt (links) und Torsten Niemann
milie verbringen, die Bundesliga
mit dem HSV verfolgen und nichts
vom Studium hören.
Aber Moment mal, da war doch
noch was? Richtig. Am Wochenende wollen ja Peter und David zu
Besuch kommen, damit sich unsere Familien kennenlernen! Neben
einem unvorstellbaren Wissenssprung hat die GISMA mir noch
etwas beschert: neue Freunde von
überall auf der Welt.
Die GISMA Business School in Hannover ging 1999 aus einer Initiative von
Unternehmen und der niedersächsischen Landesregierung hervor und ist
privatwirtschaftlich organisiert. Führungskräfte, die in internationalem Umfeld arbeiten, können zu
unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Karriere eine Managementausbildung
an der GISMA absolvieren. Die Programme orientieren sich an den höchsten Anforderungen global operierender Unternehmen.
Zahlreiche Partner und Sponsoren aus Politik und Wirtschaft stehen hinter diesem Konzept und haben dazu beigetragen, dass die GISMA zu den
führenden Business Schools in Europa gehört.
Das Angebot umfasst drei „Master of Business Administration“-Programme (MBA): ein 11-monatiges Vollzeit-Programm, ein 22-monatiges
berufsbegleitendes Executive-Programm und ein 24-monatiges berufsbegleitendes Programm für Young Professionals. Darüber hinaus bietet die
GISMA Business School firmenspezifische Managementseminare an.
Für ihre Programme kooperiert die Schule mit der Krannert School of
Management der Purdue University (USA) und der Leibniz Universität
Hannover. Weitere Kooperationen bestehen mit der TiasNimbas Business
School, Tilburg University & Technischen Universität Eindhoven (Niederlande) und der CEU Business School der Central European University
(Ungarn).
Bis heute haben mehr als 800 Menschen aus 68 Nationen an der
GISMA ihren MBA gemacht.
R E I S E T I P P S – V O R G E S T E L LT V O N A N T J E K U N I S C H
3
USA-Reisende müssen sich in Geduld üben
HH · Mehr Sicherheit in den USA, mehr Ansprüche bei der Bahn und mehr Service in London
DB: Prozente bei Verspätung.
USA-Einreise:
Bahnreisende können neue Ansprüche
geltend machen: Wenn absehbar ist, dass der gewählte Zug eine Verspätung
von mehr als 60 Minuten haben wird, können Sie von der Reise zurücktreten
und sich den gesamten Fahrpreis erstatten lassen oder zu einem späteren Termin die geplante Reise nachholen. Bei einer Ankunftsverspätung von 60 bis 119
Minuten erstattet Ihnen die Bahn 25 Prozent des Fahrpreises (für eine einfache
Fahrt), bei Verspätungen ab 120 Minuten sogar 50 Prozent des Fahrpreises. Ist
eine Fortsetzung der Fahrt am selben Tag nicht zumutbar, werden Ihnen angemessene Übernachtungskosten erstattet. Diese Ansprüche gelten im gesamten
Eisenbahnverkehr (also von S-Bahn bis zum ICE) – aber nur, wenn die Verspätung von dem Bahnunternehmen verschuldet wurde. Um Ihre Ansprüche geltend zu machen, müssen Sie (natürlich) ein entsprechendes Formular ausfüllen
(erhältlich im verspäteten Zug, am DB-Service Point, in den DB-Reisezentren
und den entsprechenden Fahrkartenverkaufsstellen der teilnehmenden Bahnen).
Nicht vergessen: ESTA ist Pflicht. Ob geschäftlich oder
privat: Wenn Sie per Flugzeug oder Schiff in die USA einreisen wollen, müssen
Sie ab sofort spätestens 72 Stunden vor Abflug eine elektronische Einreisegenehmigung einholen. Sie ist maximal zwei Jahre gültig (vorausgesetzt ist die
Gültigkeit des Reisepasses) und erlaubt in dieser Zeit mehrmaliges Einreisen
in die USA . Wir raten: Notieren Sie sich die zugeteilte Registrierungsnummer.
Aktualisieren Sie die hinterlegten Daten vor jeder neuen Reise über das ESTA Formular.
USA-Einreise:
Werksfoto
Flughafen London: Check-in am Bahnhof. Wenn Sie vom Flughafen
Heathrow abfliegen und mit dem Heathrow-Express zum Airport fahren, können
Sie schon im Bahnhof Paddington Station einchecken. Die Check-in-Automaten finden Sie in
der Nähe des Ticket-Schalters für den Flughafenzubringer. Falls Sie mit Gepäck reisen: am Flughafen einfach nur am Gepäckschalter Ihrer Airline abgeben und dann direkt zum Gate gehen.
glück auf · 1/2010............ 2
Noch mehr Sicherheit. Wer in die USA einreisen will, muss
nochmals verschärfte Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen (Grund
dafür ist der vereitelte Anschlag auf eine Northwest-Maschine in Detroit).
Planen Sie deshalb längere Wartezeiten an den Flughäfen ein. Und achten Sie
darauf, in Koffer und Handgepäck keine verbotenen Gegenstände mitzunehmen.
Wir informieren Sie gerne ausführlich und freuen uns auf Ihren Anruf!
SENATOR Reisen GmbH, Gertrudenstraße 3, 20095 Hamburg,
Tel.: 040-32 32 070, Fax: 040 – 33 13 47, [email protected],
www.senatorreisen-hamburg.de
HOL DI NG
4
L E I TA R T I K E L
Stillstand geht nicht
Gerade auch in schwierigen Zeiten gilt: Die Unternehmenskultur
ist der Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg.
Liebe Leserinnen und Leser,
war die Krise schon gestern oder sind wir noch mittendrin?
Zumindest scheint der freie Fall beendet. Die Anzeichen der
wirtschaftlichen Erholung mehren sich zwar, ob sich der
Aufwärtstrend stabilisiert, ist allerdings noch ungewiss. Die
Wirtschaft wird in diesem Jahr nur sehr langsam wieder Fahrt
aufnehmen und sich auf einem weitaus geringeren Niveau
einpendeln als in den Vorjahren. Nach wie vor beherrschen die
Folgen des beispiellosen Absturzes der Weltwirtschaft unser
Tagesgeschäft – auch im Personalbereich.
In der Krise stellen sich höchste Anforderungen: Flexibilität,
Qualität und Kostenbewusstsein. Dazu sind qualifizierte und
motivierte Belegschaften unabdingbar. Die Kurzarbeit ermöglicht uns, Personalkosten zu senken, ohne Mitarbeiter zu verlieren. Eingespielte Teams bleiben an Bord. In einigen Betrieben,
die nicht nur von der Konjunktur gebeutelt sind, sondern
Strukturprobleme lösen müssen, wird über Vereinbarungen
mit den Betriebsräten und der IG Metall erreicht, dass verbleibende Arbeitsplätze abgesichert werden und ausscheidenden
Mitarbeitern eine neue Perspektive eröffnet wird.
Es beißt die Maus keinen Faden ab: Die Krise greift tief
in die Einkommen der Beschäftigten ein. Ein abgesicherter
Arbeitsplatz bietet aber die für unsere Unternehmensgruppe
selbstverständliche Perspektive, dass die Belegschaften am
zukünftigen Gewinn beteiligt werden. Der spektakulär lautlose
Tarifabschluss in der Metallindustrie wird sicher dazu beitragen, schnell wieder nach vorne kommen. Im Vordergrund
steht auch hier die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Das Krisenmanagement bindet Kräfte, aber es bedeutet
nicht, dass wir unsere Personalstrategien über Bord werfen:
Uns bieten sich auch Chancen, besser aus dem Tal herauszukommen als wir hineingegangen sind. Wer die Zeit der
Kurzarbeit für Qualifizierungsmaßnahmen und Qualitätsoffensiven nutzt, ist besser gerüstet, wenn die Konjunktur wieder anzieht.
Unsere Wettbewerbsvorteile sind Flexibilität, Schnelligkeit,
Zuverlässigkeit und hohe Qualität. Jeder trägt an seinem Platz
Verantwortung dafür, dass dies auch so bleibt. Diese Werte
sind auch die Richtschnur einer zukunftsorientierten Personalpolitik. Wollen wir in einem globalen Wettbewerb weiter in der
ersten Liga mitspielen, brauchen wir vor allem qualifizierte,
leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter. Und die fallen
bekanntlich nicht vom Himmel.
Foto: Axel Zajaczek
Harald Schartau
Menschen handeln kreativ, wenn sie es können, wollen und
dürfen. Wo Verantwortung und Freiraum für die Gestaltung
der Arbeitsabläufe zugelassen werden, da werden sie auch
wahrgenommen. Das entfaltet erst recht Dynamik, wenn sie
auf Mitarbeiter treffen, die für verschiedene Arbeitsplätze im
Team qualifiziert sind. Hier sind die Führungskräfte besonders
gefragt.
Gute Arbeitgeber bieten nicht nur Sicherheit, sondern
Zukunftsperspektiven. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sind für uns von wettbewerbsentscheidender Bedeutung. Sie dürfen während einer Rezession nicht aus dem Blick
geraten und erst recht nicht danach. Der demografische
Wandel macht in der Krise keine Pause. Der Fachkräftemangel
wird kommen. Unsere Antwort darauf ist eine hohe Ausbildungsquote. Mit Stand Ende des letzten Jahres hatten wir 722
Auszubildende unter Vertrag. Das entspricht einer Quote von
acht Prozent und ist ein Wert, der sich allemal sehen lassen
kann und den wir auch halten wollen. Gerade in Unternehmen
der klassischen Schwerindustrie sind eigene Ausbildungsanstrengungen überlebensnotwendig.
Nachhaltige Nachwuchsförderung kann gar nicht früh
genug beginnen. An vielen Standorten sind die Kontakte zu
Schulen in der Region intensiviert worden, oft münden sie in
Kooperationsvereinbarungen. Auch das ist ein wichtiger Beitrag, für die Zukunft vorzusorgen. Ein weiteres Aktionsfeld sind
die Hochschulen. Hier gilt es, sich gezielt und systematisch
als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Der Wettbewerb
um die besten Talente ist in vollem Gange. Kontinuierliche
Zukunftssicherung verfolgen wir auch mit unserem eigenen
Nachwuchskräfteprogramm: Seit 2005 haben insgesamt
83 Teilnehmer aus 25 Gruppenunternehmen diese Chance
zur persönlichen Weiterentwicklung genutzt, darunter waren
42 Ingenieure und Techniker. Wir werden auch das Weiterbildungsprogramm für unsere Führungskräfte in Zusammenarbeit mit unserer Berufsbildungsgesellschaft und der GISMA
Business School in Hannover weiter ausbauen.
Eine besondere Seite des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ist die Knappheit an Ingenieuren beziehungsweise
praxisorientierten Naturwissenschaftlern. Hier bemühen wir
uns, mit antizyklischer Einstellungspolitik und langfristig angelegten Hochschulkontakten gegenzusteuern.
Im Gesundheitsmanagement wird die Projektphase 2010
abgeschlossen. Es muss jetzt laufen lernen und als selbstverständlicher Bestandteil einer nachhaltigen Personalpolitik
praktiziert werden. Nicht alle im Geleitzug sind mit derselben
Geschwindigkeit unterwegs. Dort, wo es noch Nachholbedarf
gibt, werden die guten und erfolgreichen Beispiele in der
Gruppe Ansporn sein, aufzuschließen.
Die Unternehmenskultur ist der Schlüsselfaktor für den
Unternehmenserfolg. Offene Kommunikation, Kooperation,
Beteiligung und ein wertschätzender Umgang müssen weiter
gestärkt werden. Das ist auch die zentrale Botschaft in allen
Unternehmensleitbildern unserer Gruppe. Das geht auch in
schwierigen Zeiten, weil wir das Leitbild ernst nehmen, uns
nicht von Krisen lähmen lassen und jeder etwas bewegen kann
und soll.
5
Noch mehr
Kundennähe
D
as Leitbild der Georgsmarienhütte Holding nimmt auch
Stellung zu den internationalen
Interessen der GMH-Gruppe. So
heißt es unter der Überschrift
„Verantwortung übernehmen“:
„Unternehmerisches Engagement
im Ausland betrachten wir als sinnvolle Ergänzung zur Produktion
in Deutschland.“ Es ist also nicht
erstaunlich, dass die GMH-Gruppe
zwei weitere Repräsentanzen eröffnet hat: ein Büro in St. Petersburg
(Russland) und ein Büro in Sao Paulo (Brasilien). Beide Standorte werden unter Koordination der GMHHolding neue Marktchancen vor
Ort aufbauen und die Exportbemühungen der GMH-Gruppenunternehmen wirkungsvoll unterstützen.
Dass ein Engagement im Ausland auch ethische Verpflichtungen
mit sich bringt, ist für die GMHGruppe selbstverständlich. Wie
heißt es in dem Leitbild weiter?
„Die respektvolle Zusammenarbeit
mit Menschen anderer Nationen
betrachten wir als kulturellen
Gewinn.“
Foto: vl
Werksfoto
einer Neuausrichtung ihrer Repräsentanz in
Brasilien. Mit
Brasilien will sich die GMH-Gruppe den Wachs-
auch im Osten neue Märkte zu erschließen
Russland. Um
und bestehende Vertriebsaktivitäten weiter aus-
tumsmarkt Südamerika weiter erschließen. Die GMH do Brasil Ltda. wird
zum 1. April 2010 gegründet. Ihr Leiter wird Jan Veltel. Seit sechs Jahren ist
der 39-jährige Jurist bereits in Brasilien tätig – die letzen zwei Jahre im Stahlwerk der ThyssenKrupp CSA Companhia Siderúrgica in der Bucht von Sepetiba. Mit diesem Hintergrund und seinen Erfahrungen aus verwandten Industrien will er bestehende Geschäftskontakte festigen und neue Geschäftsfelder
eröffnen und entwickeln. Sein Büro hat Veltel bereits im Haus der deutschbrasilianischen Industrie- und Handelskammer in Sao Paulo bezogen. Nach
einer Reise durch verschiedene Unternehmen der Gruppe in Deutschland
und Österreich macht er sich nun vor Ort an die Arbeit. Die Marktchancen
in Brasilien für Produkte aus der Unternehmensgruppe sehen nicht schlecht
aus: 2014 richtet das Land die Fußballweltmeisterschaft aus, 2016 finden
dort die Olympischen Spiele statt. Alleine der Bedarf zum Ausbau der entsprechenden Infrastruktur ist hoch.
ikw
zubauen, entschied die Holding im vergangenen Jahr, eine Repräsentanz
in St. Petersburg aufzubauen. Eröffnet wurde sie im Dezember 2009.
Repräsentant ist Klaus Dill, ehemaliger Mitarbeiter der Schmiedewerke
Gröditz. Hintergrund für die Entscheidung waren die guten Erfahrungen,
die man bisher mit den bereits existierenden Repräsentanzen der GMHGruppe gemacht hat. Der russische Markt gilt als Wachstumsmarkt und
bietet insbesondere Chancen für diejenigen Gruppenunternehmen, die der
Automobilindustrie und dem Energiemaschinenbau zuliefern. Aber auch für
andere Geschäftsbereiche können sich dort Chancen eröffnen. Klaus Dill,
der schon seine Studienjahre an der Moskauer Universität verbrachte, lebt
seit neun Jahren mit seiner russischen Frau in St. Petersburg. Er spricht die
Sprache fließend und ist nicht nur mit russischen Gepflogenheiten vertraut.
Durch seine bisherige berufliche Tätigkeit kennt er sich auch bestens in der
Schwerindustrie aus.
ikw
glück auf · 1/2010............ 3
HOLDING
Gemeinsamer Schritt
in die richtige Richtung
6
takt zu den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern zu finden. Und die
zweisprachig gestalteten Informationstafeln sorgten für einen regen
Austausch über Sprachbarrieren
hinweg.
Apropos Sprachbarrieren: Englisch als Geschäftssprache hat sich
in Russland noch nicht durchgesetzt. Glücklicherweise war Klaus
Dill mit auf dem Stand, der neue
Repräsentant der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe in St.
Petersburg. Er dolmetschte ebenso
bei Bedarf wie drei weitere russisch
sprechende Kollegen der GMHGruppe. Sie alle waren nicht nur
tagsüber während der Messe unentbehrliche Ansprechpartner.
So unterschiedlich die Produkte
der einzelnen Unternehmen sind,
so unterschiedlich waren auch ihre
Erwartungen an die Messe. Nicht
alle konnten letztlich erfüllt werden. Doch für einen ersten gemeinsamen Schritt in Richtung Osten
war die Teilnahme sicherlich das
geeignete Mittel.
Nun gilt es, die entstandenen
Kontakte zu festigen und die möglichen Geschäftsbeziehungen auszubauen. Hierfür wird nicht zuletzt
auch Klaus Dill in St. Petersburg
vor Ort sorgen.
Marcus Wolf
GMH-Gruppe · 14 Unternehmen zusammen auf Technical Fair 2010 in St. Petersburg
D
ie Vielfalt der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe
repräsentierte der Messestand 1 in
Pavillon IV auf der Technical Fair
2010 in St. Petersburg. 14 Unternehmen der Gruppe waren in Russland mit dabei, um einen ersten
Auftritt auf dem dortigen Markt
gemeinsam zu nutzen. Ihr gemeinsamer Messestand zählte mit zu
den größeren der Veranstaltung.
Unter einem sich drehenden
Signet präsentierten sich
Unsere Messeerfahrungen lassen vermuten:
die Unternehmen unter
GMHütte-Produkte sind für klassische russische
den Rubriken Automotive,
Pkw-Hersteller noch „überqualifiziert“. Das
Energy, Railway systems
Verhältnis zwischen Kunden und Lieferanten ist
und Crane systems. Jedes
dort so eng, dass es nicht leicht ist, Kontakte
von ihnen informierte mit
aufzubauen. Aber wir haben ja bereits russische
kurzen Fakten auf einer
Kunden. Diese Beziehung werden wir intensiInformationstafel über Leivieren. Und wir setzen auf Joint Ventures, die
stungsspektrum und Prowestliche Zulieferer in Russland eingerichtet
dukte – ergänzt durch grohaben oder einrichten werden.
ße und kleine Exponate.
Die offene StandgestalJÖRG MULTHAUPT, GMHÜTTE
tung machte es den Besuchern einfach, den Kon-
„
“
7
Weshalb sich ein
Engagement lohnt
Akquisitionsschwerpunkte für die Schmiedag bzw. Wildauer Schmiedewerke sind die Märkte für Großmotorenkomponenten (Pleuelstangen und Kurbelwellen für Diesellokmotoren, Schiffsmotoren bzw.
stationäre Anlagen), Oberbaumaterialien und Nutzfahrzeug-Industrie (Achs-/Lenkungsteile und Getriebeteile). Olaf Wiertz von der
Schmiedag beschreibt, weshalb auch die anderen Unternehmen der
GMH-Gruppe gute Gründe haben, sich in Russland zu engagieren:
Kontinuierliches und überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum in den
letzten sieben Jahren macht Russland zu einem der attraktivsten Märkte
weltweit. Die hohen Rohstoffpreise sorgen dafür, dass dieser Trend sich
auch noch fortsetzt.
Russland gehört teilweise zu Europa. Das macht die Entfernungen,
sowohl die geografischen als auch die kulturellen, für Europäer leicht
überbrückbar. Die politische und wirtschaftliche Situation des Landes hat
sich erheblich stabilisiert.
144 Millionen konsumfreudige Einwohner wollen nachholen, was sie in
70 Jahren Mangelwirtschaft verpasst haben. Die Nachfrage nach Gütern
ist enorm und wird weiter steigen.
Die Sanierung der Infrastruktur und der Industriestrukturen erzeugen
eine hohe Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen. Dabei sind
deutsche Qualität und Know-how besonders geschätzt. Dies gilt auch
beim Vergleich zu den bestehenden russischen Gesenkschmieden und
Gießereien.
Geschäftschancen eröffnen die anstehenden Milliarden-Projekte beim
Bau von Häfen und Airport-Terminals, Logistikzentren, Schienen und Straßennetzen sowie der allgemeinen Versorgungssysteme.
Günstig dürfte sich auch auswirken, dass sich Russlands Wirtschaft
noch im Transformationsprozess befindet und Branchenstrukturen nebst
Wettbewerb noch nicht so ausgeprägt sind.
Auch für den russischen Automotive-Markt von Interesse: Pleuel.
Foto: Udo Rick
Die Messebesucher informierten sich auf
dem GMH-Stand über die Gruppe und
knüpften erste Kontakte.
Erwartungen mehr als erfüllt
GVG Kladno · Sehr viele Anfragen und ein exzellenter Kontakt
D
er „Markt Russland“ ist für die
Gröditzer Vertriebsgesellschaft
in Kladno ein potenzieller Zukunftsmarkt. Denn die Produkte und
Dienstleistungen aus den Schmiedewerken Gröditz sind für viele
russische Branchen attraktiv: Automotive-Industrie, Energetik, Maschinenbauindustrie usw.
Versprochen hatten sich die Vertriebsspezialisten von der Technical Fair Sankt Petersburg vor allem
neue Kontakte auf dem russischen
Markt. Und obwohl die Messebeteiligung – sowohl was die Ausstellerals auch was die Besucherzahlen
betrifft – nicht so groß wie erhofft
war, haben sich diese Erwartungen
erfüllt. Denn die Vertriebsgesellschaft konnte viele interessierte
„
In Russland muss immer jemand
vor Ort sein, der die persönliche Verbindung zu den Einkaufsentscheidern hält.
“
OND ŘEJ KOS ŇOVSKÝ
Gespräche führen und viele potenzielle Kunden für die Produkte aus
Gröditz interessieren.
Interessant und aufschlussreich
war vor allem das Gespräch mit
Mjasitov Migdat Miasarowitsch.
Ein Hauptgrund dafür war, dass er
sehr gute persönliche Kontakte zu
den meisten Einkaufsbüros aus der
Automotive-, Energie- und Maschinenbauindustrie hat.
Der Russland-Experte präsentierte vor Ort eine Marketingstudie
für ganz Russland. Und er konnte
Hartwig Kockläuner (Geschäftsführer Markt der GMH -Holding) erläutern, wie man den Verkauf von
SWG- bzw. GMH-Produkten zukünftig fördern könnte – was auf
sehr positive Resonanz stieß.
Deutlich wurde auch, wie wichtig es ist, dass man in Russland vor
Ort verlässliche Ansprechpartner
hat – eine Notwendigkeit, auf die
man bereits mit dem neuen Büro
in St. Petersburg reagiert hat.
Fazit: Die Messe war hervorragend organisiert und sehr gut
vorbereitet. Die neu gewonnenen
Kontakte sind sehr interessant und
wichtig für die zukünftigen Lieferungen.
Ondřej Kosňovský
„
Auf der Messe konnte wir unter
anderem wichtige Marktdaten sammeln. Im Fokus hatten wir Zulieferer
Automotive im speziellen Lenkungsbereich – also westliche Hersteller in
Russland, Bedarf russischer Lenkungs/Automobilhersteller, Kontakt- und
Akquise-Möglichkeiten und so weiter.
Auf dieser Basis werden wir jetzt eine
kurz-, mittel- und langfristige Marktstrategie ausarbeiten.
“
GERNOT TRAUSNER,
METALLVERARBEITUNG OSTALB
Foto: Gernot Trausner
Foto: Gernot Trausner
In Reih’ und Glied: Zahnstangen von der Metallverarbeitung Ostalb
glück auf · 1/2010............ 4
HOL DI NG
Messe als Türöffner
GVG · Es gab reichlich Kontakte mit ernst zu nehmenden Gesprächspartnern.
Nicht allein die
Menge macht’s
Jetzt muss man sehen, wie man die Kontakte weiterentwickeln kann.
WH · Gussmarkt Russland: Schwerter hatten
D
ie Gröditzer Kurbelwelle Wildau und die Schmiedewerke
Gröditz hatten ihre Spezialisten
auf die Technical Fair nach St. Petersburg geschickt: die Gröditzer
Vertriebsgesellschaft mbH. Sie sahen die Messeteilnahme als „Door
opener“ für eine ganz spezielle Region des russischen Marktes.
Was sind eigentlich …
die B R IC -Staaten?
BRIC steht für Anfangsbuchstaben der vier Staaten Brasilien,
Russland, Indien und China.
Wirtschaftlich interessant sind
diese Staaten vor allem deshalb,
weil sie lange Zeit jährliche
Zuwachsraten von 5 bis 10 Prozent hatten (zum Vergleich:
EU etwa 2 Prozent). In den BRIC Staaten leben etwa 40 Prozent
der Weltbevölkerung. Ihr Anteil
am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von etwa 33 Billionen
Euro beträgt derzeit etwa 10 10
Prozent.
„Die Messe entsprach meinen
Erwartungen. Ich sehe sie als fruchtbaren Einstieg in einen Teil der
BRIC-Staaten, der in naher Zukunft
auch für deutsche Exporteure sehr an
Bedeutung gewinnen wird.
“
KARL-HERMANN LAU
Denn Sankt Petersburg ist eine
Küsten- und Hafenstadt mit zahlreichen schifffahrtsnahen Produktionsbereichen, die mittelfristig
interessieren müssen. Dazu zählen
Werften und ein beträchtlicher Anteil der Motorenindustrie – mit der
Verbindung zu Generatoren und
Nebenaggregaten der Energie erzeugenden Sparten.
Um diese Potenziale näher aus
auszuloten, bot die Messe erste ernst
zu nehmende Kontaktmöglichkeiten, auch wenn das Messegelände
deutlich kleiner war als erwartet.
Ohne russische Sprachkenntnisse lief allerdings nichts (was auch
für zukünftige Kontakte gelten
wird). Umso erfreulicher war,
erstmals die Möglichkeit, Chancen auszuloten.
dass Klaus Dill und weitere Kollegen russisch sprachen und auch
die kyrillischen Buchstaben von
Beschriftungen und Schildern entziffern konnten.
Ganz besonders angenehm
empfanden die Gröditzer Vertriebsspezialisten die kollegiale
Stimmung der Messemannschaft.
Sie trug erheblich zum Gelingen
der Messe bei. Zudem konnten
nach Feierabend Themen kollegial
diskutiert werden, für die im normalen Geschäftsalltag leider oft zu
wenig Zeit bleibt.
Und wie sind die Gespräche mit
den Messebesuchern einzuschätzen? Welche den Anfang einer zukünftigen Kooperation markierten, muss sich noch herausstellen.
Denn was für Werbung gilt, gilt
auch für Messen, wenn es darum
geht, deren Erfolg zu bewerten:
„Ich weiß, dass die Hälfte meiner
Messekosten zum Fenster hinausgeworfen sind. Ich weiß nur nicht,
welche Hälfte.“
Karl-Hermann Lau
Faszinierendes Objekt: eine Kurbelwelle der Gröditzer Kurbelwelle Wildau.
Foto: Gernot Trausner
F
ür Walter Hundhausen war
der russische Markt bislang
Neuland. Deshalb kam die Messe
gerade recht. Denn der Gemeinschaftsstand der GMH-Gruppe bot
die ideale Gelegenheit, sich professionell zu präsentieren und diesem
riesigen Land zu zeigen, was man
alles leisten kann.
Als „größte Industriefachmesse
im Nordwesten Russlands“ war sie
angekündigt. Dass sie hinter diesem Anspruch etwas zurückblieb,
war den Gussspezialisten nicht so
wichtig. Denn bekanntlich ersetzt
Quantität nicht immer Qualität.
Gespräche mit Interessenten
gab es dennoch reichlich, gedol-
Was heißt eigentlich …
Local Sourcing?
Beim Local Sourcing bezieht ein
Unternehmen Produkte oder
Dienstleistungen auf dem Heimatmarkt – also aus unmittelbarer
Nähe und nicht von weit entfernt
liegenden internationalen Quellen. Dieser Beschaffungsprozess
ist überschaubarer, ermöglicht
sicherere Just-in-time-Lieferungen,
erzeugt weniger Transportkosten,
erleichtert die Lieferanteneinschätzung und reduziert das
Beschaffungsrisiko.
„
Auch wenn wir die Messe im Vorfeld etwas „überschätzt“ hatten:
Gießer und GMH-Gruppe haben
sich gut verkauft und Aufmerksamkeit erregt. Das war ein guter
Einstieg!
“
AXEL GÖLLNITZ
metscht von Mitarbeitern der
GMH-Gruppe, die des Russischen
mächtig waren. Dabei wurden die
WH-Mitarbeiter manchmal zu potenziellen Kunden. Denn einige Interessenten wollten ihre eigenen,
russischen Produkte oder Dienstleistungen an den Mann bringen.
Im Gegenzug gab es Interesse an
den Schwerter Produkten und auch
Nachfragen zu einer Kooperation
in Form eines Joint Venture.
Dennoch: Ein „Gussmarkt Russland“ existiert. Schließlich siedeln
sich in Russland (auch rund um
St. Petersburg) immer mehr potenzielle Automotive-Kunden an. Sie
benötigen qualitativ hochwertige
Gussteile – was Marktkennern zufolge ansässige Gießereien noch
nicht leisten können. So gesehen
bestehen für Hundhausen und
andere GMH-Unternehmen gute
Absatzchancen. Allerdings: Dauerhaft wird man diese Kunden nicht
von Deutschland aus bedienen
können. Gefragt sind dann „Local
sourcing“-Strategien.
Axel Göllnitz
Vergangenheit könnte
Zukunft erleichtern
KBK · Große Erwartungen an den russischen Markt
Aller Anfang ist schwer
8
GMH-Ringvertrieb · Newcomer knüpft interne und externe Kontakte.
B
islang war Russland für die
„Ringwalzer“ der Unternehmensgruppe von wenigen Ausnahmen abgesehen ein weißer Fleck
auf der Landkarte. Umso mehr
wussten der Bochumer Verein Verkehrstechnik, die Schmiedewerke
Gröditz und die Bahntechnik
Brand-Erbisdorf zu schätzen, dass
sie bei ihren „ersten Schritten“ in
Richtung Russland von den Ringvertriebs-Mitarbeitern begleitet
und unterstützt wurden.
Für die GMH Ringvertriebs
GmbH wiederum war die Messe
in St. Petersburg ihr erster „offizieller“ Auftritt. Dies erklärt auch
ihre „Doppelstrategie“: Zum einen
kontaktierten sie ihre Kollegen aus
den verschiedenen Unternehmensbereichen inklusive der Vertriebsbüros St. Petersburg und Kladno
(Tschechien), um Informationen
und Erfahrungen auszutauschen.
Zum anderen führten sie Vertriebsgespräche mit interessierten Unternehmen bzw. potenziellen Kunden.
Darunter war auch die Ata Gears
Ltd aus Finnland. Das Unternehmen hat bereits von der Bahntechnik Brand-Erbisdorf nahtlos gewalzte Ringe und Freiformschmiedestücke bezogen. Zudem konnten
einige Kontakte zu kleineren Unternehmen im Maschinen- und
Anlagenbau geknüpft werden.
Ein weiterer potenzieller Kunde
ist die Straßenbahn St. Petersburg.
Sie wurde bereits mit Radreifen
der Schmiedewerke Gröditz beliefert. Die Vertriebsgesellschaft will
so schnell wie möglich Kontakt zu
dem Unternehmen aufnehmen.
Fazit: Die Messe hat gezeigt,
dass Potenziale in den Bereichen
Maschinen- und Anlagenbau und
Bahnindustrie stecken. Jetzt muss
man die Kontakte ausbauen.
Dominik Butter
K
ranbau Köthen hat in Russland
gute Referenzen vorzuweisen –
wenn auch größtenteils aus längst
vergangenen sozialistischen Zeiten.
Damals war das Unternehmen in
das DDR-Kombinat TAKRAF eingebunden, das für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen
stand (siehe auch Seite 30).
Der Aufwand ist mehr als gerechtfertigt.
Denn
Kranbau
Köthen schätzt den russischen
Markt ausdrücklich als einen Zielmarkt mit guten Chancen ein. Potenzielle Kunden sind vor allem
international ausgerichtete Unternehmen aus der Stahlindustrie,
Werftindustrie und Logistik. Diese
Unternehmen haben Zugang zu
Förderprogrammen, verfügen in
Die Messe war von der GMH-Gruppe
der Regel über hohe Qualitätsperfekt organisiert und der Messestand
standards und suchen internatioder Eyecatcher. Auch wenn sich keine
nal renommierte Kranhersteller.
konkreten Projekte ergeben haben:
Auch die Strategie der KranUnser professioneller Auftritt wird den
bauer steht: Man will den EinBekanntheitsgrad der GMH-Gruppe
stieg in den russischen Markt
erhöhen.
mit den projektabhängig besten
UWE HARNACK
lokalen Partnern vorantreiben.
Wenn es um die Suche nach adäquaten Projekten geht, wird die
neue Vertretung der GMH-GrupKontakte zur und Projekte für pe in St. Petersburg eine große Hildie russische Stahlindustrie gibt fe sein.
es immer noch. Sie werden seit
Wie hoch das Marktvolumen
geraumer Zeit auch intensiviert. sein könnte, ist noch unklar. DesBereits im vorigen Jahr war Kran- halb werden sich die Kranbauer
bau Köthen beispielsweise in die mittelfristig vor allem projekt-oriVorplanung einer Schiffswerft im entiert engagieren. Die InfrastrukRaum St. Petersburg involviert, de- turentwicklung Russlands und das
ren Finanzierung aber noch nicht momentane Investitionsklima ergesichert ist. Zudem hat man bei fordern jedoch einen langen Atem.
Besuchsreisen Kontakte zu Firmen
Uwe Harnack
in der Ural-Gegend wiederbelebt.
„
“
Neues „Familienmitglied“
Am 1. Januar 2010 wurde die GMH Ringvertriebs GmbH mit Sitz in Willich
gegründet. Sie ist für den Vertrieb nahtlos gewalzter Ringe der GMHGruppe zuständig – ein Produkt, das die Schmiedewerke Gröditz, der
Bochumer Verein Verkehrstechnik und die Bahntechnik Brand-Erbisdorf
herstellen. Die Ringvertriebsmitarbeiter konzentrieren sich darauf, die Vertriebsaktivitäten noch effizienter zu gestalten. Zudem versucht man, die
naheliegenden Synergie-Potenziale zwischen den einzelnen Werken intensiver zu nutzen. So sind bereits die ersten Aufträge gebucht worden, die
einzig darauf zurückzuführen sind, dass man besagte Synergien zwischen
den Standorten bzw. Vertriebsaktivitäten bündeln konnte.
glück auf · 1/2010............ 5
HOLDING
9
HIER SPRICHT DER GESELLSCHAFTER
Auch die GMH-Gruppe
muss in die Welt hinaus
Der Aufbruch in internationale Märkte beginnt im Kopf.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Georgsmarienhütte
Unternehmensgruppe, liebe Leserinnen und Leser der glück auf,
in der Krise gab es zwar mal kurze Pausen, in denen für den
Kauf nationaler Produkte geworben wurde oder sogar – wie
in Frankreich und den USA – nur für heimische Produkte Förderungen bezahlt wurden. Dennoch: Die Welt wächst weiter
zusammen.
Diese Erkenntnis ist ebenso simpel wie zutreffend. Jeder von
uns kann das nachvollziehen. Das T-Shirt aus China, die Hose
aus Ungarn, die Schuhe aus Italien. Fotofreunde beispielsweise
wissen: War einst Japan das Produktionsland Nummer eins für
die Kameras, lassen die japanischen Weltmarktführer längst in
China und anderswo fertigen.
Und weiter: Wo „Made in Germany“ draufsteht, ist häufig
Internationalität drin: Autos, Maschinen, Lokomotiven – die
Reihe ließe sich fortsetzen. Auch Informationen, Know-how,
Bildung und Weiterbildung finden ihre Wege – sogar über
die Weltmeere hinweg. Diese Entwicklung ist nicht zurückzudrehen. Deshalb müssen wir schauen, das Beste daraus zu
machen und neue Chancen zu nutzen.
Nach wie vor stehe ich persönlich zum Industriestandort
Deutschland – wir brauchen Produktion, wir brauchen Energieerzeugung, wir brauchen eine industriefreundliche Politik
an unserem international vergleichsweise teuren Standort.
Aber: Auch die Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe
muss in die Welt hinaus, wollen wir in Deutschland Erfolg und
damit Arbeitsplätze sichern. Die ersten Schritte in die richtige
Richtung sind in den vergangenen Jahren schon gegangen
worden: mit der Produktion in Österreich und Belgien, mit
den Vertretungen in vielen weiteren Ländern. Jetzt kommen
Russland und Brasilien als neue Repräsentanzen dazu.
Das macht Sinn, denn auch die GMH -Gesellschaften müssen neue Abnehmer auf der Welt finden und für die Produkte
begeistern. Der Aufbruch in diese Märkte beginnt im Kopf.
Und die eigenen Widerstände sind meist schwerer zu überwinden als Handelshemmnisse, Logistikprobleme und unsinnige Zollabkommen. Es geht ums Wollen – nicht ums Können.
Ich freue mich deshalb, dass sich unsere Unternehmensgruppe weiter auf den Weg der Internationalität macht – nicht
vorschnell, aber auch nicht mit der roten Laterne in der Hand.
Alle können dabei nur lernen – und müssen das auch. Vor
Jahren titelte die glück auf einmal so schön, und das gilt für
Sie wie für mich, das galt gestern genauso wie heute: „Alter
schützt vor Bildung nicht.“
Ihr
Werksfoto
Kurzarbeit will man weiterhin
kreativ und produktiv nutzen
GMH-Holding/GMHütte · Expertentreff von GMH-Gruppe und Arbeitsagentur
B
Foto: vl
Zusammenarbeit zwischen WirtKooperation. Die
schaftsunternehmen und Schulen hat
für die Unternehmen der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe eine
enorme Bedeutung. Dies belegen unter anderem die zahlreichen Kontakte und der häufig enge Informationsaustausch zwischen den Unternehmen und den jeweiligen ortsansässigen Bildungseinrichtungen. Von
Interesse sind dabei vor allem sowohl Grundschulen und weiterführende
allgemeinbildende Schulen als auch technische Fachschulen. Mitte Januar kamen zwölf Lehrerinnen und Lehrer, drei Elternvertreter und zwei
Schülervertreter des Osnabrücker Gymnasiums Carolinum zur GMH ütte,
um weitere Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Sie wurden von Felix
Osterheider (GMH ütte-Geschäftsführer Personal) in Empfang genommen.
Nach einem Betriebsrundgang trafen sie sich mit weiteren Geschäftsführern aus der GMH -Gruppe zur Diskussion. Mit dabei waren Harald Schartau (GMH-Holding), Frank Koch (GMH ütte), Christian Bloom (Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte), Dr. Wolfgang Zimmermann
(Rohstoff Recycling Osnabrück) und Jan-Peter Nissen (IAG MAGNUM ).
Ziel des Gedankenaustauschs war, weitere Möglichkeiten zu finden, die
enge Zusammenarbeit zwischen der Schule und den drei Gruppenunternehmen in und um Osnabrück voranzutreiben. Aus ersten Ideen sind
bereits konkrete Projekte geworden. So sollen zukünftig gemeinsam praxisorientierte Facharbeiten, Praktika, in den Schulunterricht eingebettete
Betriebsbesichtigungen, Workshops zur Berufsorientierung und anderes
mehr umgesetzt werden. Bei der Werksbesichtigung hatten die Gäste
Gelegenheit, erste praktische Eindrücke zu sammeln: Wilfried Anders
(3. von links) aus der Werkstoffprüfung der GMH ütte führte die
Besucher/-innen durch das Werk.
Wiebke Budde
ei dem Expertentreff wollte
man sich nicht nur persönlich
kennenlernen, die guten Kontakte
vertiefen und Erfahrungen austauschen. Es ging vor allem auch darum, die Weiterbildungsförderung
bei Arbeitsausfall zu diskutieren,
die die Bundesagentur für Arbeit
und der Europäische Sozialfonds
bieten.
Mit dabei waren Harald Schartau
(Arbeitsdirektor GMH -Holding),
Prof. Dr. Felix Osterheider als Arbeitsdirektor der GMHütte und deren verantwortliche Personalmitarbeiter bzw. -fachleute. Ihnen gegenüber saß ein Team der Agentur
für Arbeit der Stadt Osnabrück unter der Leitung von Heiko Peters,
Vorsitzender der Geschäftsführung
der Arbeitsagentur.
Vor allem die Unternehmen der
GMH -Gruppe am Standort Georgsmarienhütte/Osnabrück haben im
letzten Jahr sehr erfolgreich Mittel
zur Qualifizierung in der Kurzarbeit eingesetzt. Dabei standen bedarfsgerechte Schulungen im Vordergrund, natürlich zugeschnitten
auf die speziellen Anforderungen
der Stahlindustrie.
Die Qualifizierung zur „Fachkraft für Stahlbau“ hatte es zum
Beispiel den Mitarbeitern des Stahlwerks ermöglicht, weiterhin im
Werk zu arbeiten – und gleichzeitig
die Anforderungen zu erfüllen, die
ihre teilweise neuen Arbeitsplätze
stellten. Die Beantragung der Maßnahmen inklusive Schriftverkehr
glück auf · 1/2010............ 6
Werksfoto
Zum gemeinsamen Abschlussfoto stellten sich gut gelaunt (von links nach rechts
sitzend): Heiko Peters (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit, Osnabrück), Gisela Lünnemann (Geschäftsführerin operativ, Agentur für Arbeit, Osnabrück),
Johannes Sudhof (Teamleiter Arbeitgeberleistungen, Agentur für Arbeit, Osnabrück)
und Matthias Sall (Teamleiter Arbeitgeberservice, Agentur für Arbeit, Osnabrück). Von
links nach rechts stehend: Harald Schartau (Arbeitsdirektor, Geschäftsführung Personal
GMH-Holding), Bernhard Lüttmann (Personalleiter GMH-Holding), Henrik Schönstedt
(Personalreferent GMH-Holding), Christian Bloom (Geschäftsführer BGG Berufsbildungsgesellschaft), Ralf Cordes (Leiter Personalservice GMHütte) und Felix Osterheider
(Arbeitsdirektor, Geschäftsführung Personal GMHütte).
ging aufgrund der guten Kontakte
reibungslos über die Bühne.
Und das Thema bleibt aktuell.
Denn auch 2010 müssen die Unternehmen der GMH -Gruppe die
Kurzarbeit und deren Qualifizierungsmöglichkeiten nutzen. Wie,
wurde im Detail ebenfalls auf dem
Arbeitstreffen erörtert. Schon im
Februar 2009 hatte Harald Schar-
tau die Personalverantwortlichen
der GMH -Gruppe zu einem Arbeitstreffen eingeladen, um über
„Kurzarbeit und Qualifizierung“ zu
diskutieren. Man sprach nicht nur
über Förderungsmöglichkeiten,
sondern auch darüber, wie die verschiedenen Standorte sie optimal
nutzen (Stichwort: Best practise).
Bernhard Lüttmann
HOL DI NG
Mit viel Liebe fürs Detail
kunstimwerk
In unserer Serie kunstimwerk wollen wir Künstler vorstellen, deren
Arbeiten in den Unternehmen der
GMH -Gruppe ausgestellt oder auf
andere Weise präsent sind – und
dabei nicht nur Kolleginnen und
Kollegen, sondern auch Kunden
und andere Werksbesucher erfreuen. Zu diesen Kunstschaffenden
zählen wir allerdings nicht nur
Kunst-Profis, sondern auch Mitarbeiter der GMH -Gruppe mit
künstlerischen Ambitionen. In dieser Ausgabe porträtieren wir den
passionierten Fotografen Matthias
Krych (RRO ).
Blick fürs Detail: Matthias Krych fotografiert analog mit einer Leica M6, digital
mit einer Leica M8.
D
ie Leidenschaft für die Fotografie muss Matthias Krych wohl
schon in die Wiege gelegt worden
sein. Denn bereits als Knirps bekam er seinen ersten Fotoapparat
geschenkt. Schon mit sechs Jahren
faszinierte ihn die Möglichkeit, seine Umwelt in Bildern festzuhalten.
Seitdem ist – und das ist kein Klischee – der Fotoapparat sein fast
ständiger Begleiter.
Kein Kleid: Die Schrottfotos von Matthias Krych sprechen eine ungewohnte Bildsprache. Weil nur noch Form, Farbe, Proportion, Kontrast und Struktur herrschen. Weil Ausschnitte, Vergrößerungen, Verfremdungen den eigentlichen Gegenstand nicht mehr erkennen
lassen. Weil das Gefühl für Proportion, Größe und Maßstab verloren geht. Weil plötzlich Scharten, Kratzer, Beulen, Muster, Ecken
und Flecken in den Vordergrund treten. Weil das Auge auf seiner immerwährenden Suche nach Bedeutung in die Irre geführt wird.
Foto: Anton Krych
Früh übt sich: Die Leidenschaft für die
Fotografie packte bereits den 6-Jährigen.
Als Jugendlicher begann Matthias Krych,
sich intensiv mit dem Entwickeln und Vergrößern von Schwarz-Weiß-Aufnahmen
zu befassen.
Als Mitglied des Fotoklubs Essen-Borbeck bekam er in den 80er
Jahren erstmals Gelegenheit, seine Fotos auszustellen. Auch lokale
Zeitungen veröffentlichten einige
seiner Motive.
1989 zog er von Mülheim an
der Ruhr nach Frankfurt am Main.
Dort belegte er Kurse bei Victor
von Brauchitsch. Das für ihn eindrucksvollste Thema hieß: „Weg
vom schönen, hin zum interessanten Bild“. Sein fotografischer Blick
wurde dadurch nachhaltig geschult; zudem förderten die Kurse
die Beschäftigung mit ausgewählten Themen.
Anfang der 90er Jahre sammelte er erste Erfahrungen mit der
Schrottfotografie. Als Angestellter
von Thyssen Sonnenberg unternahm er gemeinsam mit Victor
von Brauchitsch Exkursionen auf
dem größten Schrottplatz Frankfurts. Schon 1992 kam es zu kleineren Ausstellungen, wo er seine
Ergebnisse präsentierte, unter anderem im Verwaltungsgebäude von
Thyssen Sonnenberg.
„Faszination Schrott“ hieß die
erste große Ausstellung, in der er
1994 Schrottfotos gemeinsam mit
zwei befreundeten Fotografen
präsentierte. Die Eröffnungsrede
hielt ein Mitarbeiter des Landesfilmdienstes Hessen e. V., der damals Krychs eigenwillige Arbeiten
ebenso eigenwillig kommentierte:
„Matthias Krych – wie ich höre
mitgeprägt von Victor von Brauchitsch – übersetzt seine Faszination für Schrott, glaube ich, durch
den Kreis. Sämtliche seiner Bilder
– ich frage: Ist das Zufall? – haben
den Bogen und den Kreisausschnitt
und den Abschnitt, das heißt die
Faszination der Mitte im zentrischen Weltbild. Man kann es an
entsprechender Stelle nachlesen:
Kreise sind archetypische Symbole von Mitte – Mutter – Kraft. Das
wird dann besonders klar, wenn
noch die Zahnräder dazukommen,
das heißt sein energetischer Ansatz
in der symbiotischen Situation als
Fotograf schafft bei mir den Begriff
der Konstruktion als Autor.“
Im Laufe der Jahre haben sich
die Motive, die Matthias Krych
mittlerweile meist bei der RRO am
Osnabrücker Hafen findet, verändert: Er lichtet auch mal was Eckiges ab. Immer nur harmonisch
runde Dinge zu fotografieren, entspricht ja auch nicht unbedingt
dem wahren Leben – das ja auch
nicht immer rund und harmonisch
verläuft.
1995 wurde Krych Mitglied des
„Fotografie Forums International,
Frankfurt“. Trotz seines Umzugs
von Frankfurt nach Spenge bei Bielefeld im Jahr 2001 hält er dem Fotografie-Forum bis heute die Treue.
1998 gründete er gemeinsam mit
Dr. Heidrun Schröder-Kehler und
Wolfgang Schug den „Frankfurter
Photo Kreis – FPK “.
Wenn es die Zeit zulässt, bildet
er sich immer ein Stückchen weiter.
Unter anderem nahm er an Workshops von Anders Petersen, einem
schwedischen Fotografen („InsideSpontaner Bildjournalismus“), und
von Bruce Gilden, einem amerikanischen Fotografen („Streetphotography“), teil.
Neben der Schrottfotografie kristallisierte sich ein zweites
Lieblingsthema heraus. Seit 2004
besucht er jeweils vier Tage im
November eines jeden Jahres die
„PARIS PHOTO “ – ein Zusammentreffen internationaler Fotogalerien im Carrousel du Louvre. Dort
wird der „Fotografenblick“ beim
Betrachten Hunderter exzellenter
Fotos geschult. Diese Parisaufenthalte nutzt er, um mit seiner Leica
– wie einst Henri-Cartier Bresson
– durch die Straßen von Paris zu
schlendern und die Pariser Atmosphäre auf Schwarz-Weiß-Film oder
neuerdings auch auf Speicherchips
einzufangen.
Aber wann geht er seiner Leidenschaft nach?
Krych: „Im beruflichen Alltag
als RRO -Einkäufer, wo ich viele
Schrottplätze unserer Lieferanten
sehe, wird diese Leidenschaft nicht
geweckt. Da ist Schrott für mich
eine Ware, die hinsichtlich der
Tauglichkeit für das Einschmelzen
im Stahlwerk oder in den Gießereien der Georgsmarienhütte begutachtet wird. Schrott inspiriert
mich nur, wenn ich mir am Wochenende mehrere Stunden am
Stück dafür Zeit nehme und wenn
ich die unendlichen Facetten der
verschiedenen Farben und Formen
des Schrotts auf mich wirken lassen kann.“
Wolfgang Schug
DER KÜNSTLER
Matthias Krych
Geboren 1962 in Lünen, Abitur in
Mülheim/Ruhr, Ausbildung zum
Groß- und Außenhandelskaufmann
bei Thyssen Sonnenberg in Duisburg. Nach der Ausbildung Umzug
nach Frankfurt am Main. Bei Thyssen Sonnenberg zunächst tätig als
Händler im Bereich Schrottexport
nach Frankreich, später Betriebsleiter Kühlgeräteentsorgung und
Foto: mk
Elektronikschrottverwertung. Studium zum Betriebswirt an der VWA ,
Frankfurt. Mitte der 90er Jahre Wechsel zur R-plus GmbH in Eppingen.
2001 Umzug von Frankfurt nach Spenge bei Bielefeld. Seit 2004 Angestellter bei RRO im Bereich Ein- und Verkauf Stahl- und Gießereischrotte.
Einzel- und Gruppenausstellungen
1983
1992
1992
1994
2000
2002
2003
2003
2004
2007
2007
Wanderausstellung im Ruhrgebiet
„Fotografien des Zerfalls“, Verwaltung Thyssen Sonnenberg,
Frankfurt/Main
„Menschen – betrachtend, tanzend, porträtiert“, Rotlint-Café,
Frankfurt/Main
„Faszination Schrott“, Deutscher Gewerkschaftsbund,
Frankfurt/Main
„orte – momente“, Dresdner Bank, Offenbach
„orte – momente“, Ladenlokal, Spenge
„orte – momente“ IIa“, Rathaus Werther
„Architektur – Natur“, Rathaus Spenge
„blickpunkte“, Galerie Moosgasse, Kempten
„1/3 Sekunde Paris“, Rathaus Spenge
„Schrott en détail“, „Tag des offenen Hafens“, RRO
glück auf · 1/2010............ 7
Idee dazu kam am
Doppelbelichtung. Die
„Tag des offenen Hafens“
2007. Damals präsentierte Matthias Krych gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Treppschuh Schrottfotos. Aufgrund der guten Resonanz fragten
sich die beiden: Weshalb nicht einen Kalender mit Schrottfotos für Kunden und Lieferanten drucken? Gemacht, getan. Da das Echo auf den
ersten Kalender 2009 so positiv ausfiel, veröffentlichten sie in diesem Jahr
bereits den zweiten. Bei dem Gemeinschaftsprojekt gibt Matthias Krych
seine jahrelangen Erfahrungen mit viel Enthusiasmus an den „Nachwuchs“ weiter. Wer mehr davon sehen möchte: Anfang 2010 wurde im
Verwaltungsgebäude der Rohstoff Recycling Osnabrück eine „Dauerausstellung“ mit Schrottfotos der beiden eingerichtet.
pkm
STAH L
Stahlerzeugung: Georgsmarienhütte GmbH · Stahlwerk Bous GmbH · ESB SPRL Engineering Steel Belgium · Mannstaedt GmbH · J. Adolf Bäuerle GmbH & Co. KG · GMH Blankstahl GmbH
Stahlverarbeitung: Heinrich Geissler GmbH Blankstahlwerk · WISTA Stahlhandel Witten GmbH · Stahl Judenburg GmbH · VTK Krieglach GmbH · SAW Blankstahl GmbH
· MVO GmbH Metallverarbeitung Ostalb
10
GESCHÄFTSJAHR 2009 UND AUSBLICK 2010
Vorerst kein nachhaltiges
Wachstum zu erwarten
GMHütte · Die Georgsmarienhütte hat sich im Krisenjahr 2009 trotz Absatz- und
Umsatzeinbruch gut behauptet. Verbesserung der Nachfrage im 1. Halbjahr.
D
Versand in 1.000 t
ie Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers hat
im Herbst 2008 die internationalen Finanzmärkte erschüttert und damit die schwerste Rezession der Nachkriegszeit
ausgelöst. Flankierende Maßnahmen der Notenbanken und
unterschiedliche Konjunkturprogramme in den Ländern wurden zur Stützung der Wirtschaft herangezogen. Fallende Rohstoffpreise (insbesondere der Rohölpreis) sorgten dafür, dass
die Produktionskosten nicht weiter anstiegen. Ab Mitte 2009
kam es zu einer leichten Erholungsphase mit unterschiedlichen
Ausprägungen auf den Weltmärkten. In den süd- und ostasiatischen Ländern setzte bereits frühzeitig im Sommer eine
starke Aufschwungphase ein.
Auch die deutsche Wirtschaft musste diesen scharfen Einbruch Ende 2008/Anfang 2009 verkraften. Staatliche Stabilisierungsmaßnahmen in verschiedenen Konjunkturpaketen
sorgten dafür, dass dem Abwärtstrend der Wirtschaft Einhalt
geboten werden konnte. Bereits im 2. Quartal kam es zu Aufhellungen in der wirtschaftlichen Entwicklung. Nach Aussagen
des Statistischen Bundesamtes ist die gesamtwirtschaftliche
Leistung in Deutschland im Jahre 2009 um etwa 5 Prozent
gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Das wirtschaftliche Krisenszenario ließ die Nachfrage nach
Stahlprodukten abrupt abbrechen. Diese Entwicklung ist eine
Folge des Einbruchs der wichtigsten Branchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau und Bauindustrie. Weltweit sank
die Stahlproduktion von 1.326 auf 1.220 Mio. t. Einzige Ausnahmen waren China und Indien. Beide Länder konnten trotz
Rezession die Jahresstahlproduktionen steigern – China von
502 auf 568 Mio. t. In Deutschland führte der massive Einbruch
der Auftragseingänge zu einer starken Rücknahme der Stahlerzeugung von 45,8 auf 32,7 Mio. t.
Die Wirtschaftskrise prägte 2009 auch die wirtschaftliche
Lage der GMH ütte. Die stark rückläufigen Produktionsmengen
in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie wirkten sich
700
Produktion in 1.000 t
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
600
500
400
300
200
100
Rohstahl
2008
0
Walzstahl
Rohstahl
Walzstahl
2009
katastrophal auf Produktion und Absatz aus. Besonders stark
betroffen war das erste Halbjahr. Obwohl bereits deutliche
Mengenabschläge im Budget vorgenommen worden waren,
reichten diese bei Weitem nicht aus. So blieben Produktion
und Versand im ersten Halbjahr um etwa 50 Prozent zurück.
Leichte Erholungstendenzen zeichneten sich erst in der zweiten Jahreshälfte ab, womit wir aber immer noch deutlich unter
unseren kapazitativen Möglichkeiten lagen.
Es galt, den veränderten Marktbedingungen durch verschiedene Maßnahmen entgegenzuwirken und die Produktion
der Nachfrage anzupassen. Das bedeutete, dass Produktionsschichten nicht verfahren werden konnten und die Personalkosten entsprechend angepasst werden mussten – über den
Wegfall von Mehrarbeit, den Abbau von Arbeitnehmerüberlassung und die Nutzung der flexiblen Arbeitszeitkonten. Darüber
hinaus wurde für 2009 Kurzarbeit angemeldet und verstärkt
in Anspruch genommen. Die Anpassung auf der Kostenseite
erfolgte weiterhin über ein restriktives Ausgabencontrolling
verbunden mit einem Investitionsstopp für Neuprojekte. Deutlich konnte eine Anpassung des working capital an das niedrigere Versandniveau vorgenommen werden. Die zu Beginn
des Jahres weltweit starke Unterauslastung der Stahlindustrie
Mit Schnelligkeit punkten
11
2009 mit einer guten, motivierten
Belegschaft, wichtigen und richtigen Entscheidungen und letztlich
daraus resultierenden positiven
Entwicklungen gemeistert haben.
Dennoch müssen wir wachsam
bleiben, dürfen uns nicht zu früh
in Sicherheit wiegen – es gibt zu
viele Einflüsse, die 2010 speziell in
der zweiten Jahreshälfte noch zu
einem anspruchsvollen Jahr werden lassen können.
Nachfrage 2010: Wie sahen die ersten Monate des Jahres aus?
Frank Koch: Die GMHütte hatte
grundsätzlich einen guten Start,
besser als wir es im letzten Quartal
noch eingeschätzt haben. Dennoch
müssen wir die Nachfrage mit mindestens zwei Kriterien bewerten:
Die generelle Nachfrage nach Kraftfahrzeugen – speziell in Deutschland – entwickelt sich durch die
eben genannten Effekte negativ.
Stabilisierend wirkt sich jedoch der
Effekt des Exports von Fahrzeugen
und Komponenten aus.
Das zweite Kriterium ist die sogenannte „technische“ Erholung
oder Stabilisierung: Hier müssen
vorher entleerte Lager der Wert-
Kunden: Wie hat sich (neben der gesunkenen Nachfrage) deren Verhalten
verändert?
Frank Koch: Grundsätzlich haben
sich für alle Zulieferer der Automobilindustrie die Rahmenbedingungen der Geschäftstätigkeit massiv
verändert! In Zeiten wie diesen
kann sich kein Unternehmen der
Wertschöpfungskette zu viel gebundenes Kapital durch Bestände
leisten. Jeder Beteiligte der Produktionskette muss das alte Schlagwort
der „Just-in-time“-Lieferung für
sich und sein Unternehmen neu
definieren. Nur wer heute in der
Lage ist, kurzfristig und mit hoher
Flexibilität die stark schwankenden Abrufveränderungen der Auto-
auf die Krise: Die Hütte muss sich den neuen Herausforderungen stellen.
Nachfrage 2009: Wie hatte sich die
Nachfrage krisenbedingt verändert?
Frank Koch: Die Nachfrage unserer Kunden fiel 2009 erheblich
geringer aus als in den Vorjahren.
Hatten wir im Vergleich zu 2008 in
den ersten Monaten des Jahres einen Rückgang um fast 70 Prozent,
zog die Nachfrage ab Jahresmitte
wieder etwas an. Im Schnitt halbierte sich 2009 der Auftragseingang. Dies hat vor allem mit dem
Nachfragerückgang in der Automobilindustrie zu tun, an deren Zulieferer 80 Prozent unserer Produkte
gehen. Nach Boomjahren sind die
Neuzulassungszahlen in Deutschland und Europa deutlich eingebrochen.
Die Abwrackprämie hat diese
Negativentwicklung zwar deutlich
positiv beeinflusst – allerdings sind
zunächst die Läger der gesamten
Wertschöpfungskette vom Stahl
über die Komponenten bis hin
zum fertigen Pkw geleert worden.
Eine deutlich erhöhte Stahlnachfrage äquivalent zu den hohen
Neuzulassungen ist dadurch bei der
GHütte leider ausgeblieben. Der Effekt der Abwrackprämie ist zudem
ein Vorzieh-Effekt: Dass gerade im
stückzahldominanten Kleinwagensegment Pkw-Neuanschaffungen
vorgezogen wurden, ist aktuell an
den gesunkenen Neuzulassungen
im deutschen Markt zu sehen.
Man darf auch nicht vergessen: Die Lkw-Produktion 2009 ist
um zwei Drittel zurückgegangen.
Dies liegt zum einen an dem geringen Transportaufkommen und
damit verbunden einer geringeren
Nachfrage für Neufahrzeuge. Zum
anderen ist zu bedenken, dass es
im Lkw- im Gegensatz zum PkwBereich keine Stützung der Nachfrage durch Subventionen gab. Die
allgemeinen Finanzierungsprobleme für neue Nutzfahrzeuge kamen
neben den genannten Aspekten
noch hinzu. Für die Lkw-Produktion sind weiterhin wenige positive
Impulse spürbar. Ich bin froh, dass
wir das immens schwierige Jahr
Glückauf!
schöpfungskette zum etwas erweiterten Produktionsaufkommen
wieder aufgefüllt werden. Wir sollten mit einer Portion gesundem
Optimismus davon ausgehen, dass
die aktuelle Nachfrage- und Beschäftigungssituation mit den bekannten typischen Schwankungen
wenigstens für die ersten beiden
Quartale 2010 anhält. Die zweite
Jahreshälfte ist schwer einzuschätzen, weil wir für eine weitere positive Entwicklung der Beschaffung
auf positive Einflüsse außerhalb
Deutschlands angewiesen sind.
Noch ist kein nachhaltiges Wachstum zu erkennen. Wir dürfen aber
annehmen, dass wir den Tiefpunkt
der Rezession speziell in der Automobilindustrie hinter uns haben.
Wir arbeiten alle daran, 2010 positiver zu gestalten als 2009.
GMHütte · Für Geschäftsführer Frank Koch gibt es nur eine einzige Antwort
Die Wirtschaftskrise zwang viele
Unternehmen, ihren alten Kurs
aufzugeben und einen neuen
einzuschlagen. Frank Koch, Geschäftsführer Vertrieb und Logistik der GMHütte, beschreibt, wie
die Hütte auf die Krise reagiert
hat und wie es weitergehen soll.
brachte eine Beruhigung der Rohstoffmärkte. Folge: Bei den
Rohstoffen wie Erzen, Koks, Schrott und Legierungen kam es
zu hohen Preisabschlägen. Mit 157,20 Euro/t erreichte der
Schrottpreis der Richtsorte 2 den niedrigsten Wert seit Juni
2005. Bis Mitte des Jahres war auch im Legierungsmarkt dieser
Abwärtstrend zu beobachten. Mit der Erholungstendenz im
zweiten Halbjahr, insbesondere durch das starke Anziehen des
chinesischen Marktes, erfolgte eine Trendumkehr der Preise auf
den Rohstoffmärkten.
Für 2010 rechnet der EZB -Rat (Europäische Zentralbank)
mit einem moderaten Wachstum, das jedoch weiterhin mit
Unsicherheiten behaftet ist. Die Entwicklung auf den globalen
Stahlmärkten wird auch 2010 durch den Wachstumsmotor
China bestimmt werden. Entsprechend sind Einflüsse auf den
Rohstoffmärkten zu erwarten. Nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung wird sich die Stahlproduktion gegenüber
dem Vorjahr zwischen 10 und 15 Prozent erhöhen. Das hohe
Niveau der Vorjahre von über 40 Mio. t. wird bei Weitem nicht
erreicht werden.
Die Beschäftigung der GMH ütte wird durch die Entwicklung auf dem Straßenfahrzeugmarkt bestimmt werden. Der
Verband der Automobilindustrie prognostiziert für 2010 einen
Rückgang der Pkw-Zulassungen. Auch für den Nutzfahrzeugsektor und für den Maschinenbau wird für 2010 kein nachhaltiges Wachstum erwartet. Unsere Kunden werden sich an
dem jeweiligen Bedarf orientieren. Die leichte Erholung in den
ersten Monaten ist wahrscheinlich in erster Linie „technisch“
bedingt durch Lagerveränderungen bei unseren Kunden.
Wir gehen für das bereits begonnene Geschäftsjahr von
einer unveränderten Nachfrage nach unseren Produkten aus
und haben entsprechend vorsichtig das neue Geschäftsjahr
budgetiert. Die eingetretenen positiven Effekte in den ersten
Monaten werden wir nutzen. Das zweite Halbjahr wird im
Wesentlichen durch die Konjunktur und die Entwicklung auf
dem Fahrzeugmarkt bestimmt.
Wir gehen davon aus, dass wir auch 2010 unter unseren
kapazitativen Möglichkeiten produzieren werden und unsere
Beschäftigung den veränderten Marktbedingungen anpassen
müssen. Sämtliche Möglichkeiten sind zu nutzen, um das
Ergebnis für 2010 durch Senkung von Verbräuchen an Roh-,
Hilfs- und Betriebsstoffen, Energien sowie durch Effizienzsteigerungen zu verbessern. Wir werden wie 2009 höchst flexibel
für unsere Kunden agieren und produzieren und weiterhin
unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. Der Erfolg
unserer Hütte gründet auf Solidarität, Flexibilität und hohem
persönlichen Einsatz jedes Einzelnen.
glück auf · 1/2010............ 8
mobilindustrie zu begleiten, kann
in dem ohnehin sehr wettbewerbsintensiven Umfeld bestehen. Das
bestätigt noch einmal nachdrücklich unseren langjährigen Weg, alle Prozessabläufe in unserem Werk
permanent zu optimieren und zu
hinterfragen. Die Vision „morgens
schmelzen, mittags gießen, nachmittags walzen, abends konfektionieren und am nächsten Tag versenden“ wird fast schon geforderte
Realität. Schnelligkeit, verbunden
mit präzisem Agieren ist heute für
uns Voraussetzung, um bestehen
zu können – und schafft in unserem Wettbewerbsumfeld ein deutliches Alleinstellungsmerkmal.
Zukunft: Wie reagiert die GMHütte
intern auf diese Anforderungen?
Frank Koch: Unser Anspruch ist,
unseren Kunden ihren Stahl in der
geforderten Qualität zum gewünschten Zeitpunkt zu liefern –
und zwar permanent. Dies erfordert eine enge Verzahnung von
Produktion, deren Planung und allen zum Markt gerichteten Aktivitäten. Um uns den weiter gestiegenen Anforderungen zu stellen, haben wir im letzten Jahr die Bereiche
Technische Kundenberatung, Produktionsplanung und -steuerung,
Verkauf und Marketing restrukturiert, indem wir sie in einem Ressort gebündelt haben. Mit weiter
verkürzten Entscheidungswegen
und deutlichen Effizienzsteigerungen über alle Prozesse agieren und
reagieren wir kurzfristiger auf die
Bedürfnisse unserer Kunden.
STAHL
Ein völlig neues Gesicht
GMHütte · Will auch visuell Zeichen setzen: Stahlwerk setzt als erstes
Unternehmen vollständig das neue Corporate Design der GMH-Gruppe um.
N
ichts ist beständiger als der
Wandel“ – das wusste schon
der griechische Philosoph Heraklit. Auch bei der GMHütte hat
sich einiges gewandelt. Als eines
der ersten Unternehmen setzt das
Stahlwerk das neue Corporate Design der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe komplett um. Die
Gründe für die schnelle Übernahme liegen allerdings nicht nur in
der Optik. Das Stahlwerk reagiert
damit auch auf die Anforderungen
des Marktes und kommuniziert seine entsprechend ausgerichtete Unternehmensphilosophie.
Die vergangenen eineinhalb Jahre hat die GMH ütte die Wirtschaftskrise mit einem kompetenten
Team gut durchschritten. Gerade
in diesen schwierigen Zeiten war es
besonders wichtig, über die aktuellen Probleme hinauszuschauen,
neue Strategien zu entwickeln und
sich für die Zukunft zu positionieren. Abgeschlossene Investitionen,
neue Techniken, Umweltansprüche, steigende Anforderungen an
Werkstoffe – diese und andere Faktoren verändern die Ansprüche der
Kunden und somit auch die Möglichkeiten des Stahlwerks.
A
Als Erstes wurde die Produktbrosch
schüre
der GMH ütte aktualisiert
und an das neue Corporate Design
ang
angepasst. Dieses Printmedium ist
nach wie vor ideal geeignet, um im
nac
Kun
Kundenkontakt bzw. bei der Akquise von Neukunden (zum Beispiel
auf Messen) das gesamte Leistungsund Produktspektrum der GMHüt-
PRODUKTIONSANLAGEN
PRODUKTION
NSAN
NLA
AGEN
N
ELEKTROLICHTBOGENOFEN
ELEKTROLICHTBOGENO
OFEN
■
■
SEKUNDÄRMETALLURGIE
SEKU
UNDÄRM
STRANGGIESSANLAGE
WALZWERK
Einsatz 100 % Schrott
■
2 Pfannenöfen
■
6 Stränge
■
160-t-Hubbalkenofen
Abstichgewicht von 140 t
■
Vakuumanlage
■
10 m Radius
■
130 MVA UHP
■
Feinkonditionierun
Feinkonditionierungsanlage
Halbkontistraße mit Präzisionswalzblöcken
nach dem Kocks-Verfahren für Rundstahl
mit Walztoleranzen bis zu 1/4 DIN EN
10060 Tabelle 1 Normal
■
Knüppel 70 bis 120 mm vkt
■
■
240 x 240 mm und 165 x 165 mm
■
Wassergekühlte Wände
■
Binäres Kühlsystem
■
Sauerstoff-Gas-Brenner (Jet-stream)
■
Elektromagnetische Rührtechnik
■
Kohle-/Staub-Injektion
■
Schlackenfrüherkennungssystem
BLOCKGIESSANLAGE
■
Rohblöcke für Freiformschmieden
von 3,5 t bis zu 44 t
■
54 bis < 70 mm vkt nach Vereinbarung
■
Sondermaße nach Vereinbarung
■
Temperaturgeregeltes Walzen
■
Integrierte Fließadjustage
FINALBETRIEB
BLANKSTAHLFERTIGUNG
Integrierte Richt- und Prüfstrecken
Prüfung auf:
Unsere Blankstahlfertigung erfolgt in der
GMH Blankstahl GmbH in Georgsmarienhütte.
■
Spektrometermessungen
■
Schleiffunkenprüfungen
ST
TABST
TAH
HL, H
ALBZ
STABSTAHL,
HALBZEUG
UND BLANKSTAHL
AU
US QU
UAL
LITÄT
TS- U
AUS
QUALITÄTSUND EDELBAUSTÄHLEN.
■
Ultraschallmessung
Oberflächenfehler durch
■
Hochenergiestreuflussverfahren
■
Magnetpulverfahren
■
4 Rollenherddurchlauföfen
■
2 Anlassöfen
2 Spitzenlos-Rundschleifmaschinen
(20 bis 125 mm)
■
Weiterhin: Sägeanlagen, Fasanlage,
Identitätsprüfung
Weitere Informationen zu unseren Blankstahlprodukten finden Sie in unserer separaten
Produktbroschüre.
3
SICHERHEIT, DIE ANKOMMT
Stahl aus Georgsmarienhütte wird überall dort eingesetzt, wo die
Belastung am größten ist, wo Kraft erzeugt oder übertragen wird und wo
es auf sicheren und verschleißfesten Betrieb ankommt. Unsere Kunden
verarbeiten den Stahl zu Motor-, Getriebe-, Fahrwerks- und Lenkungsteilen,
zu Kugel- und Flanschlagern sowie zu Stabilisatoren. Rund 80 Prozent des
Umsatzes erzielen wir heute mit der Automobilindustrie und ihren
Zulieferern. Darüber hinaus liefern wir den Stahl für Ketten, Maschinenbauteile und Hydraulikkomponenten.
STAHL NACH MASS
Die neue Produktbroschüre
der GMHütte wirkt hell,
freundlich und übersichtlich.
Oben: Titelseite. Rechts: Auszug aus dem Innenteil.
2 Fertigungslinien mit Schäl-, Polier-,
Richt- und Prüfmaschinen
(20 bis 125 mm)
■
Innenflächenfehler durch
ZÄHLT
ZÄ
ÄHLT
L ZU
ZU DEN
N FÜHRENDEN
FÜH
EU
UROPÄ
ÄIS
SCHE
EN AN
EUROPÄISCHEN
ANBIETERN FÜR
■
Materialidentität durch
WÄRMEBEHANDLUNG
GEORGSMARIENHÜTTE
GE
EOR
RGS
SMARI
GMBH
te kompakt, übersichtlich und verständlich zu präsentieren.
Auch die neue Homepage der
GMH ütte ist unter www.gmh.de
online. Dort finden Kunden, Lieferanten und Interessenten zahlreiche Informationen rund um das
Stahlwerk, den Produktionsprozess
und die Produkte des Unternehmens. Der Onlineauftritt erscheint
aber nicht nur im neuen Look. Er
bietet auch neue Informationsquellen, darunter ein Downloadcenter,
in dem der Nutzer Broschüren und
Informationsmaterial als PDF -Datei auf seinen Rechner laden kann.
Zudem wurde die Funktionalität
der einzelnen Seiten optimiert. Ein
Beispiel dafür ist die überarbeitete
Navigation. Sie ist übersichtlicher
als zuvor und auf kurze Mauswege
hin ausgerichtet. Zudem erlaubt
die übersichtliche und informative
Startseite einen schnellen Einstieg
in untergeordnete Themen.
Das neue Design strahlt
nicht nur Offenheit und
Modernität aus. Es zeigt
auch, dass sich das Unternehmen auf die Bedürfnisse der Kunden einstellt.
Auf die neuen Herausforderungen des Marktes
geht die GMH ütte mit ihrem neuen Anzeigenmotiv
ein: „Schnelligkeit ist die
Fähigkeit, in maximal kurzer Zeit mit höchster Präzision zu agieren“, lautet
der Slogan und „Fordern
Sie uns“ die Botschaft an
die Leserinnen und Leser.
Ihre Anforderungen an unsere Produkte sind vielfältig. Entsprechend differenziert sind die Verarbeitungstiefen, die wir Ihnen anbieten: Gezielte Behandlung des Vormaterials oder Wärmebehandlung und Oberflächenverfeinerung
des Fertigmaterials – beides führt zu Produkteigenschaften, die eine optimale
Weiterverarbeitung sicherstellen:
■
gute Oberflächenbeschaffenheit und enge Abmessungstoleranzen
■
enge Grenzen bei der chemischen Zusammensetzung und der Härtbarkeit
■
sehr gute Mikro- und Makroreinheitsgrade
12
Bei Silikose greifen
weltweite Standards
GMHütte · Internationale Bewertungsmaßstäbe gelten auch für GMHütte.
A
us einem Kasten mit der Aufschrift „ILO “ holt Oliver Müller, Betriebsarzt der GMHütte, einige Röntgenaufnahmen und hängt
sie an das Sichtgerät. Was für den
Laien kaum erkennbar ist, ist für
den Mediziner eindeutig: Das Bild
zeigt die Lunge eines Patienten mit
Silikose – umgangssprachlich auch
Staublunge genannt.
Die Aufnahmen entstammen
aber nicht einer Krankenakte. Es
sind Vergleichsbilder, die von der
International Labour Organization
(ILO ) kommen, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen
mit Sitz in Genf. Mit ihrer Hilfe
kann Müller Krankheitsstadien der
Silikose klassifizieren und bewerten.
„Allerdings ist die Krankheit
heute bei Weitem nicht mehr so
verbreitet wie noch vor Jahren“,
erklärt der Mediziner. „Ursache
ist das Einatmen quarzhaltigen
Feinstaubes. Im Gegensatz zu grobem Staub wird der nicht von den
Bronchien abgehalten und wieder
ausgehustet. Er lagert sich in der
Lunge ab, speziell in den Lungenbläschen.“
Foto: vl
Fingerzeig: GMHütte-Werksarzt Oliver Müller vor einer Vergleichsaufnahme des ILO:
Links ist die gesunde Lunge, rechts die kranke Lunge zu sehen.
Im Laufe der Zeit wird das befallene Gewebe zerstört. Das Röntgenbild zeigt dann punktförmige
Schatten, sogenannte Tüpfelschatten. Je stärker sie sind, desto fortgeschrittener ist die Krankheit. Und
wie man den aktuellen Krankheits-
stand einschätzen und klassifizieren muss, zeigt dann ein Vergleich
mit den ILO -Muster-Röntgenaufnahmen.
Die werden übrigens weltweit
für einen Vergleich herangezogen.
Oliver Müller: „Egal ob Arbeiter in
glück auf · 1/2010............ 9
Auch die Website der GMHütte hat das neu entwickelte Corporate Design der
GMH-Gruppe übernommen. Sie wirkt offener und kommunikativer als zuvor.
Diese Schnelligkeit erwarten die
Kunden heute von der GMH ütte,
das heißt: höchste Flexibilität und
tatsächliche Schnelligkeit in den
Produktionsprozessen bei vorausgesetzten hohen technischen Anforderungen an das Produkt. Denn
langfristige Lagerhaltung ist passé.
Was zählt, sind kurze Bestellzeiten
und schnellste Lieferung. Dieser
Herausforderung stellt sich das
Stahlwerk bei jedem Auftrag.
Die GMH ütte zählt heute zu den
führenden europäischen Anbietern
für Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl. Daran lässt auch das neue
Corporate Design keine Zweifel
aufkommen. Die Kunden können
sicher sein: Sie beziehen hochwertige Werkstoffe und Produkte,
gefertigt auf modernsten Anlagen
und Maschinen von qualifizierten
Mitarbeitern in kürzester Zeit.
Marcus Wolf
den Diamantminen Südafrikas, den
Erzbergwerken Australiens oder bei
meinen Untersuchungen auf der
Hütte: Überall gelten die gleichen
Standards.“ Im schlimmsten Fall
sind sie Grundlage für die Beurteilung der Leistungseinschränkung,
der Minderung der Erwerbsfähigkeit und damit für die Höhe der
Berufskrankheitenrente des Versicherten.
„Bei uns im Unternehmen sind
heute im Wesentlichen nur noch
die Feuerfestmaurer gefährdet,
denn sie arbeiten mit entsprechendem Material“, berichtet der Betriebsarzt. Aber auch beim Umgang
mit Gießpulver werden quarzhaltige Stäube freigesetzt.
Da man möglichst grobkörniges
Material verwende und selbstverständlich Schutzmasken trage, sei
das Gesundheitsrisiko auf ein Minimum reduziert: „In Sachen Arbeitsschutz hat sich eben einiges
getan.“
Da eine Staublungenkrankheit
erst nach jahrelangem Kontakt
mit dem Gefahrstoff schleichend
beginnt, ist eine regelmäßige Kontrolle zur Früherkennung wichtig.
Alle drei Jahre kommen die gefährdeten Mitarbeiter zur Untersuchung. Dann werden Lungenfunktion, Kondition und der allgemeine Gesundheitszustand überprüft.
Oliver Müller betont, wie wichtig diese Untersuchungen sind:
„Regelmäßige Vorsorge und gelebte Arbeitssicherheit sind immer
noch der beste Schutz.“
Marcus Wolf
LEISTUNGSSPEKTRUM
Zum ersten Mal ist eine Broschüre der
GMH Blankstahl GmbH erschienen. Sie
präsentiert die komplette Produktpalette des Unternehmens. Der interessierte
Kunde kann sich damit gezielt einen
schnellen Überblick verschaffen.
Energiefresser.
Besuch für
GMHütte-Mitarbeiter Stephan
Kleinert. Vor seiner Haustür standen Jens Hübschmann von den
Stadtwerken Georgsmarienhütte
und Ralf Kübeck, Ideenmanager
der GMHütte. Kleinert hatte
eine kostenlose Energieberatung
gewonnen, weil sein Vorschlag
im Rahmen der Sonderaktion
„Energiefresser gesucht“ prämiert
worden war. Energieberater Jens
Hübschmann nahm nicht nur
Bauphysik, Anlagentechnik und
Heizung des Hauses unter die
Lupe, sondern auch Haushaltsgeräte, Weißgeräte, Unterhaltungselektronik und Beleuchtung. Tipps
zum sparsamen Energie- und
Wasserverbrauch gab es gratis mit
dazu. Zudem überreichte er Infomaterial und stellte für 14 Tage
ein Energiekostenmessgerät zur
Verfügung. Auf Wunsch wollen
die Stadtwerke die Messergebnisse auswerten. Die Sonderaktion
„Energiefresser gesucht“ wird
übrigens in diesem Jahr verstärkt
fortgesetzt. Die Geschäftsführung
ruft alle Mitarbeiter auf, sich weiterhin fleißig daran zu beteiligen.
Im vergangenen Jahr waren über
90 Vorschläge eingereicht worden. Ein Großteil der Ideen ist
noch in der Umsetzungsphase.
Ralf Kübeck
STAHL
Aufstieg in die A-Klasse
13
A-Lieferanten
B-Lieferanten
C-Lieferanten
GMHütte · Was vor Jahrzehnten noch undenkbar war, ist heute in Unternehmen gang und gäbe: dass
Lieferanten von ihren Kunden beurteilt werden. Die meisten sehen es als Chance, wenn sie auf dem
Prüfstand stehen. Denn sie können mehr über ihre Schwachstellen erfahren und besser werden.
D
ie GMHütte beurteilt im Zweijahres-Rhythmus ihre Lieferanten qualitätsrelevanter Produkte. Dieses Jahr war es wieder
so weit. Insgesamt 65 Lieferanten
wurden für die Jahre 2008 und
2009 auf Herz und Nieren geprüft.
In die Bewertung ging nicht nur
ein, inwieweit die vereinbarten
Termine, bestellten Mengen und
vorgegebenen Versandvorschriften
eingehalten worden waren. Wich-
Lieferanten mit Maximalpunktzahl 300
48 %
%
50
Der Trend ist unübersehbar: A-Lieferanten
sind im Kommen.
40 %
40
34 %
30
27 %
20
16 %
5%
1997
5%
1999
10
2001
2003
0
2005
2007
2009
6%
9%
tig war vor allem
auch, ob und wie
vom Lieferanten
eReklamationen abgeese
wickelt wurden. Diese
ppelt
Messgröße wird doppelt
gensatz
gewichtet im Gegensatz
nderer Bezu der Kennzahl anderer
urteilungskriterien.
Erfreulich war die Entwicklung
der Anzahl der A-Lieferanten mit
der Maximalpunktzahl. Diese Zahl
stieg in den letzten Jahren stetig.
Diesmal konnten 48 Prozent der
bewerteten Lieferanten in diese Kategorie eingeordnet werden.
Wie immer gibt es auch branchenabhängige Unterschiede. Die
punktbesten Partner kommen aus
den Bereichen Feuerfest, Grafitelektroden, Kokillen, Kohle, Messtechnik, Sägeblätter, Rollen und
Walzen.
Leider haben sich aber auch einige Lieferanten in der Klassifizierung verschlechtert. Sie rutschten
von Status A oder Status B in den
85 %
Auch wenn sich einige Lieferanten bei
der Beurteilung 2008/2009 verschlechtert
haben: Die überwiegende Mehrheit konnte
nach wie vor als A-Lieferant eingestuft
werden.
Status C. Ursache waren Lieferungen, die nicht dem Qualitätsstandard der GMHütte entsprachen.
Die Einkäufer der GMHütte sind
aber zuversichtlich, dass das letzte
Wort noch nicht gesprochen ist –
und dass man in gemeinsamer Arbeit mit den Partnern diesen Trend
wieder umkehren kann. Zudem:
Die Zuwächse in der A-Kategorie
machten diese Ausrutscher mehr
als wett.
Christian de Veen
Leichtsinn kommt vor dem Fall
GMHütte · Ob zu Hause oder im Betrieb: Leitern sind äußerst tückisch.
K
ennen Sie das auch? Man
muss „mal eben schnell“ eine
Glühlampe wechseln oder an eine
Stelle, die ohne Hilfsmittel nicht zu
erreichen ist. Ob im Betrieb oder zu
Hause – die Versuchung ist groß, auf
eine Getränkekiste, einen Stuhl oder
einen alten, wackeligen Hocker zu
steigen. Die Bilanz: Fast 90.000 Personen verunglücken in Deutschland
jedes Jahr bei riskanten Aufstiegsmanövern dieser Art.
Geprüfte, funktionstüchtige Leitern zu nutzen, ist Grundvoraussetzung, um unfallfrei an exponierten
Stellen zu arbeiten. Aber auch die
sichere Benutzung einer Leiter will
gelernt sein, damit Unfälle vermieden werden. Deshalb hat die
GMH ütte im Dezember 2009 in den
Räumen der BGG ein Seminar für
Leiternbeauftragte durchgeführt.
Dozent der Inhouse-Schulung
war Dipl.-Ing. Wolfgang John von
der Berufsgenossenschaft Metall
Nord Süd. Teilnehmer waren 19
Mitarbeiter, die zuvor von ihren
Betriebsleitungen als Leiternbeauftragte ausgewählt worden waren.
Bekanntlich führt erst das räumliche und zeitliche Zusammentreffen
von Mensch und Energie in Verbindung mit einem technischen,
organisatorischen und/oder persönlichen Mangel zu einem Unfall. Auf
dem Hintergrund dieser Erkenntnis
wurde ein Leiterunfall analysiert, bei
dem sich der Verletzte eine komplizierte Fersenbeinfraktur zugezogen
hatte. Unfallkosten: etwa 250.000
Euro.
Was war die Ursache für den
Sturz? Fazit der Teilnehmer: wie
in fast allen Fällen das persönliche
Fehlverhalten – im konkreten Fall
der falsche Anstellwinkel einer Anle-
Foto: Norbert Kölker
Leiternkunde im Detail: Sascha Klare
(links) und Wolfgang Schröder.
geleiter. In einer kleinen Leiterkunde
wurden dann die Bestandteile von
Leitern thematisiert. Der Dozent
hatte einige Leiterabschnitte/-teile
mitgebracht, um verschiedene Arten
von Mängeln, Beschädigungen und
Unzulänglichkeiten aufzuzeigen,
die an Leitern vorkommen können.
Natürlich spielt auch der verwendete Werkstoff eine bedeutende
Rolle. Schon der Vergleich von Holz
und Aluminium zeigte die Vor- und
Nachteile des jeweiligen Werkstoffes.
Eine Leiter – so die Vorschrift –
darf immer nur von einer Person
Sicher ist sicher
Die erforderliche Beschaffenheit und technische Ausführung
von Leitern und Tritten wird in
einschlägigen Normen näher
beschrieben (DIN EN 131 , Teil
1 und 2 – Leitern –, und DIN EN
14183 – Tritte).
bestiegen werden. Und die Belastung ist auf 150 kg je besteigbarem
Leiterschenkel begrenzt. Aber wie
feststellen, ob das Arbeitsgerät der
Belastung noch gewachsen ist?
Dazu hatte die Abteilung Arbeitssicherheit je zwei Steh- und Anlegeleitern beschafft und zu Übungszwecken mit einer Vielzahl von Mängeln
versehen. Die Teilnehmer mussten
mit Hilfe eines Kontrollblatts die Leitern begutachten (Sicht- und Funktionsprüfung) und danach ihr Urteil
fällen: „Kann noch benutzt werden“
oder „Muss aus dem Verkehr gezogen werden“.
Die Entscheidung darüber, ob
eine Leiter noch benutzt wird oder
nicht, liegt aber letzten Endes beim
betrieblichen Vorgesetzten. Er
entscheidet anhand des Prüfergebnisses, was damit geschieht. Er muss
auch – abhängig von der betrieblichen Beanspruchung der Leiter
– im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung die Prüffristen festlegen. Und
er muss die Ersatzteilbeschaffung bei
defekten und nicht mehr benutzbaren Leitern regeln.
Die zukünftigen Leiternbeauftragten waren mit der Schulungsveranstaltung sehr zufrieden. Sie fühlen
sich für ihre zukünftige Aufgabe gut
vorbereitet. Die Abteilung Arbeitssicherheit hat ihnen bereits Kontrollblatt, Prüfaufkleber und die berufsgenossenschaftlichen Informationen
(z. B. „Leitern sicher benutzen“)
zugestellt. Ihre Arbeit kann damit
beginnen.
Fazit der Abteilung Arbeitssicherheit: Die Schulung kann man allen
Unternehmen der GMH -Gruppe
wärmstens empfehlen.
Norbert Kölker
glück auf · 1/2010.......... 10
Foto: Axel Wesselmann
sofort werden die WerksRadreparaturen. Abfahrräder
der GMHütte in der
Ausbildungswerkstatt instand gesetzt. Ein festes Team von Azubis kümmert sich um die Beschaffung der Ersatzteile und eine zügige Reparatur.
Ansprechpartner sind Wolfgang Beushausen und Axel Wesselmann, die bei
der Reparatur auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Arbeit für die Azubis
gibt es reichlich, denn Ende November 2009 hatten Heinz und Ralf Calmer von der Zweiradtechnik Calmer alle 134 Werksfahrräder der GMHütte
systematisch überprüft. Arbeitssicherheitsfachkraft Markus Beckmann dokumentierte dabei die Mängel in einem Prüfprotokoll. Im Rahmen der Aktion
erhielten alle Räder Speichenreflektoren, zur Hälfte gesponsert von der
3M Deutschland GmbH und PIEL – Die Technische Großhandlung GmbH.
Zudem wurden sie mit einem gelben Aufkleber nummeriert zwecks Zuordnung und Nachverfolgung auf dem Prüfprotokoll. Übrigens: Defekte Lichtanlagen und abgenutzte Bremsen waren die häufigsten Mängel. Die Prüfprotokolle wurden schließlich an die jeweiligen Betriebsleitungen verschickt
mit der Bitte, die Mängel beheben zu lassen. Inzwischen wurde ein großer
Teil der Defekte repariert, und im Werk sind wieder sichere Fahrräder unterwegs. Die Fahrradprofis Heinz und Ralf Calmer haben übrigens auch die
beiden Azubis Christian Baasch (links) und Marcel Rolf eingewiesen. Die
wissen inzwischen genau, wie man defekte Räder mit dem Spezialwerkzeug
reparieren muss.
Norbert Kölker
STAHL
Winterfreuden, Winterleiden
Ministerbefragung
GMHütte · Den Mitarbeitern bringt der Winter mehr Leid als Freud. Denn beim
GMHütte · Zu dem Thema „Frauen und Technik“
Thema Sicherheit und Transport hört der Spaß auf – und fängt die Arbeit an.
haben auch die Azubis der Hütte etwas beizutragen.
Foto: Markus Schulte to Bühne
Völlig legale Schiebung: Verlader Christian Jeschke (Finalbetrieb) bereitet mit dem
Schneeschieber einen DB-Waggon für die Verladung vor.
S
o einen frostigen Winter mit
viel Schnee, Eis und Kälterekorden hat die Region schon lange nicht mehr gesehen und erlebt.
Was Kinderherzen erfreut und Jung
und Alt auf die Rodelpisten treibt,
birgt im Alltag so manche Unannehmlichkeit. Ob der Wagen vor
der Fahrt zur Arbeit enteist oder die
Einfahrt vom Neuschnee befreit
werden musste: Die eine oder andere halbe Stunde eher aufstehen
war schon angesagt.
Auch die Kollegen der GMHütte
stellte der Winter vor so manche
Bewährungsprobe. Denn bevor sie
ihre Arbeit aufnehmen konnten,
mussten sie zunächst mal Schnee
räumen. Viele Transporte finden
im Außenbereich statt. Da müssen
Staplerstraßen und Transportwege
im Werk schnee- und eisfrei sein.
Ein gut organisierter Winterdienst
ist da Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Betriebsablauf.
Schon ein vereistes Stabstahlbund
birgt Gefahren beim Transport und
bei der Einlagerung – und fordert
alle Konzentration des Transporteurs.
Anderes Beispiel: Bundesbahnwaggons. Um sie für die Verladung
vorzubereiten, war erst einmal
Schneeschieben angesagt. Denn
vor allem die Flächen des Waggonbodens, auf denen die Unterlagen
für die Ladungssicherung ausgelegt
werden, müssen eis- und schneefrei sein. So gehörten in diesen Tagen Schneeschieber und Eiskratzer
zum täglichen Handwerkszeug.
Ein weiteres Problem: das Aufbringen von Klebeetiketten auf
vereisten Stirnflächen von Blöcken und Stabstahlstäben. Unter
solchen Bedingungen können sie
nur mit kleinen Tricks und Kniffen
sicher und haltbar fixiert werden.
Doch mit viel Erfahrung und entsprechender Vorsicht haben die
Kollegen diese und andere Situationen, die der Winter in diesen Tagen als Überraschung parat hielt,
gemeistert.
Überhaupt – sie nahmen es gelassen. Die meisten haben schon
den einen oder anderen Winter
auf der Hütte miterlebt und wissen: Mit den ersten kräftigen Sonnenstrahlen schmelzen frostige
Temperaturen und weiße Pracht
schnell dahin. Dann können sie
wieder unter Normalbedingungen
das Material auf den Weg zu den
GMHütte-Kunden bringen.
hgr
BK K – DER PART NER
Keine Zuzahlung für
Vertragsarzneimittel
Ab sofort entfällt für sogenannte Generika, die aufgrund eines mit
Apotheken geschlossenen Rabattvertrages abgegeben werden, die Zuzahlung.
S
eit 2007 bestehen für die
BKK DER PARTNER Verträge,
die die Apotheke dazu verpflichten,
ein sogenanntes Vertragsarzneimittel abzugeben. Bedingung: Es ist
eindeutig gegen das bisherige Arzneimittel austauschbar, und der Arzt
hat den Austausch nicht aus medizinischen Gründen ausdrücklich ausgeschlossen. Die Austauschbarkeit
wird ständig behördlich überwacht
und gesetzlich festgelegt.
Was ist eigentlich …
ein Vertragsarzneimittel?
Bei den Vertragsarzneimitteln
handelt es sich um sogenannte
„Generika“. Generika befinden
sich auf dem Markt, wenn der
Patentschutz für das ursprüngliche Originalpräparat ausgelaufen ist, und müssen dieselben
therapeutischen und qualitativen
Voraussetzungen wie das Original erfüllen. Lediglich der Preis
ist niedriger, da nach Auslaufen
des Patentschutzes ein intensiver
Wettbewerb besteht.
Die aktuelle Rechtslage hat die
BKK DER PARTNER nun dazu verpflichtet, einzelne Wirkstoffe auszuschreiben. Durch derartige Verträge
erhält die BKK DER PARTNER einen
günstigeren Preis. Sie kann die
dabei erzielten Einsparungen nutzen, um neue Angebote für ihre
Kunden zu entwickeln und Zusatzbeiträge zu vermeiden – und dies
trotz jährlich steigender Kosten für
Arzneimittel.
Bislang erhielten Sie als Patient
überwiegend Medikamente der
Firmen Ratiopharm, Dura (vormals
Merck, Darmstadt), Wörwag
und Krewel-Meuselbach. Ab dem
1. März kann es vorkommen, dass
das Arzneimittel, das Sie in der
Apotheke erhalten, anders aussieht
als gewohnt. Die therapeutische
Gleichwertigkeit und Qualität ist
jedoch in jedem Falle sichergestellt
und wird behördlich überwacht.
Die Vorteile der Neuregelung liegen auf der Hand:
Sie sparen die Zuzahlung für
alle Vertragsarzneimittel: Ab dem
1. März sind alle Vertragsarzneimittel der BKK DER PARTNER von den
gesetzlichen Zuzahlungen befreit.
Überwiegend vier verschiedene
Hersteller stehen zur Wahl.
Ihre Arzneimittel sind lieferbar. In
eiligen Notfällen kann der Apotheker aber auch auf andere Hersteller
ausweichen.
Eine wirtschaftliche Verwendung
Ihrer Beitragszahlungen wird durch
bevorzugte Verordnung von Vertragsarzneimitteln gewährleistet.
Nähere Infos erhalten Sie unter
www.bkk-der-partner.de (Rubrik:
Leistungen\PILLEN & PARTNER )
oder von Ihrem persönlichen Kundenberater.
Dr. Thorsten Wolf
glück auf · 1/2010.......... 11
INTERVIEW
Werksfoto
Abschiedsgeschenk: Zum Abschluss übergab Laura Sander Wirtschaftsminister Lutz
Stratmann eine selbst gefertigte Tischuhr aus der Azubi-Werkstatt der GMHütte.
Sie standen auf dem Bahnsteig
in Osnabrück und warteten auf
den ICE , der sie nach Hannover
bringen sollte: Gunda Rachut,
Geschäftsführende Gesellschafterin der gemeinsam mit Agnes
Bünemann gegründeten cyclos
GmbH, Prof. Dr. Sandra Rosenberger, Professorin für Nachhaltige Energietechnik und Verfahrenstechnik an der Fachhochschule Osnabrück, und Laura
Sander, Azubi im 1. Ausbildungsjahr als Mechatronikerin bei der
GMH ütte. Und obwohl die Bereiche des Wirtschaftsleben, aus
denen die drei Damen kommen,
so unterschiedlich sind, hatten
sie eins gemeinsam: eine Verabredung mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Lutz Stratmann.
Der wollte nämlich im Rahmen
des Projektes „Technik ist weiblich. Karriere in Wirtschaft und
oder Wissenschaft“ Genaueres
über die Entwicklungschancen
von Frauen in Männerberufen
wissen. Laura Sander berichtet
im glückauf-Interview, was sie
dabei erlebt hat.
glückauf: Wie war es beim Minister?
Laura Sander: Sehr aufregend. Zunächst wurden wir natürlich von
ihm begrüßt. Danach haben wir
uns kurz vorgestellt, woher wir
kommen und was wir so machen.
Mit dabei war auch ein Kamerateam, das alles aufgenommen hat.
Haben Sie sich speziell auf das Gespräch vorbereitet?
Sander: Wir bekamen vorher eine
Liste mit Fragen, die der Minister
uns stellen wollte. Die habe ich mir
natürlich angeschaut.
Und was hat er Sie gefragt?
Sander: Eine der Fragen war, wie
ich auf die Idee gekommen bin, eine Ausbildung als Mechatronikerin
zu absolvieren?
Das wollen wir jetzt auch wissen.
Sander: Das fing eigentlich schon
in der Schule an. Im Physikunterricht haben wir mit Stromkreisen
experimentiert. Das fand ich schon
ganz toll, das alles selbst zu bauen und auszuprobieren, ob es auch
funktioniert. Damals wäre ich gerne Elektrikerin geworden. Aber es
kam noch was anderes hinzu: Mein
Vater arbeitet in einer Werbemittelfirma. Die haben eine eigene
Schweißerei, und da durfte ich mal
was schweißen. Das hat mich für
Schlosserarbeiten begeistert.
Also Elektriker oder Schlosser?
Sander: Da ich mich nicht entscheiden konnte, kam der Beruf
des Mechatronikers gerade recht,
weil der eben beides verbindet. Also habe ich ein Praktikum bei KME
Kabel Metall gemacht. Und danach
stand mein Entschluss fest: Ich
wollte Mechatronikerin werden.
Wie ich gehört habe, war das nicht
Ihre erste Ausbildung?
Sander: Ich habe schon eine Ausbildung als gestaltungstechnische
Assistentin abgeschlossen. Das ist
eine Art Grafikerin. Aber wie sich
herausstellte, war das leider doch
nichts für mich. Ich wollte nicht
im Büro vor dem Computer enden,
sondern irgendetwas mit meinen
Händen machen und bauen.
Zurück zu Ihrem Besuch in Hannover: Welchen Eindruck hatten Sie vom
Wirtschaftsminister?
Sander: Also der war während des
gesamten Gesprächs total freundlich und locker.
Und Sie?
Sander: Na ja, vor allem die Kamera war unangenehm. Ich wusste
nie, wohin ich gucken sollte. Zudem hatte ich Angst, beim Sprechen zu stammeln oder immer
„Hmmm“ zu sagen.
Was passierte eigentlich mit den Filmaufnahmen?
Sander: Daraus wurde ein 5-Minuten-Kurzfilm. Er wurde Anfang Februar auf dem Workshop „Technik
ist weiblich“ in Osnabrück gezeigt.
Wie lange dauerte das Treffen?
Sander: Alles in allem etwa eine
Stunde. Aber das ging schnell vorbei. Zudem benötigte das Filmteam
schon jede Menge Zeit mit der
technischen Vorbereitung, also bis
Kamera, Ton und Licht so weit waren, dass gedreht werden konnte.
Und was gibt es sonst noch Besonderes
zu berichten?
Sander: Am Ende des Treffens habe ich dem Minister ein Geschenk
überreicht: eine in unserer AzubiWerkstatt gefertigte Tischuhr.
Vielen Dank für das Gespräch.
STAHL
AZUBI-ECKE
Frühe Einsicht: Jungsein
schützt vor Krankheit nicht
Neue Horizonte
GMHütte · Jugend und guter Wille reichen nicht aus, um gesund zu bleiben.
Drei Auszubildende der GMHütte
hatten das große Glück, einen
Teil ihrer Ausbildung im Ausland
zu absolvieren: Daniel Borgelt im
Rahmen des Leonardo-da-VinciProgramms der Europäischen Union sechs Wochen bei der Firma Linak in Dänemark, Lukas Altevogt
vier Wochen bei der ESCO Salt
Company in den Niederlanden
und Lisa Schulte – ebenfalls im
Rahmen des Leonardo-da-VinciProgramms – drei Wochen in Eastbourne in England:
Man muss auch wissen, wie. Die Azubis des 2. Lehrjahres haben dazugelernt.
GMHütte · Auslandsaufenthalte sind anzuraten.
Daniel Borgelt,
Linak, Dänemark
Foto: Magnus Blömer
Foto: Peter Leimbrink
Muskelkater: Die Step-Aerobic-Übungen hatten es in sich und setzten den Azubis ganz schön zu.
W
ie ernähre ich mich richtig? Wie
halte ich mich fit? Wie lebe ich
gesund? Diese Fragen und mehr beantworteten die „Gesundheitstage“,
die die BKK DER PARTNER für die
Azubis (2. Lehrjahr) der GMHütte Ende November 2009 organisiert hatte.
Schon zum Auftakt erwartete die
Azubis ein reichliches, aber ebenso gesundes Frühstück mit Obst,
Vollkornbrötchen, Müsli und unterschiedlichen Getränken. Danach
ging es in medias res. Eine Studentin
der Universität Osnabrück machte
in Kurzvorträgen deutlich, was es
heißt, sich gesund zu ernähren,
wie man Stress vermeidet oder
in stressigen Situation die Ruhe
bewahrt, wie Alkohol und Nikotin
die Gesundheit beeinträchtigen und
welche Sportarten zu einem gesunden Leben beitragen können.
Natürlich gab es nicht nur
Theoretisches, sondern auch viel
Praktisches. Beispielsweise einen
Lungenfunktionstest. Dabei konnten
die Azubis selbst erproben, welches
Lungenvolumen sie haben und was
ihre Lungen leisten können. Wie es
um das Idealgewicht steht, beantwortete ein BMI-Test (Body Mass
Index), bei dem der Körperfettanteil
gemessen wird. Und ein Rauchertest
ergab Aufschlüsse darüber, welche
Folgen Zigarettenkonsum mit sich
bringt. Alles in allem absolvierten
die Azubis damit einen kleinen
Fitness-Check.
Wichen die Ergebnisse von der
Norm ab, händigte man den Azubis Informationsmaterial aus. Dort
konnten sie nachlesen, wie sie ihre
Werte optimieren oder wo sie sich
beraten lassen können.
Zum Abschluss ging es für die
fast 40 Azubis in die glückauf-Sporthalle. Angeleitet von einer Trainerin
des SF Oesede standen FitnessÜbungen auf dem Programm. Und
die hatten es in sich. Denn bei der
Step-Aerobic-Gymnastik wurde
jeder einzelne Muskel trainiert – sehr
anstrengend, konditionsfördernd
und gesund. Kein Wunder, dass dem
einen oder anderen Azubi die Zunge
aus dem Hals hing. Darüber hinaus
gab es einen kleinen Einblick in das
Sportangebot des SF Oesede.
Am Ende war allen klar: „Gesundheitstage“ können kein gesundes
Leben ersetzen, sondern nur (Denk-)
Anstöße geben. Denn um gesund
zu bleiben, muss man Tag für Tag
daran arbeiten – mit Sport, gesunder Ernährung und klarem Kopf.
Tobias Schoo
„Die Firma Linak stellt Linearantriebe
her, die unter anderem in Krankenhausbetten und höhenverstellbaren
Schreibtischen bzw. Werkbänken
verbaut werden. Mein Arbeitsplatz
war in der Instandhaltung der ‚Bearbeitung’, wo Gehäuse und Spindeln
maschinell gefertigt werden. Dort
wurde ich in Wartungs- und Reparaturarbeiten und in den Umbau
einiger Maschinen mit einbezogen.
Dazu gehörten neben elektrischen
auch mechanische Arbeiten – was
für mich aber kein Problem war. Mit
den Mitarbeitern konnte ich mich
auf Englisch und sogar auf Deutsch
verständigen. Ich habe gelernt,
selbstständiger zu arbeiten, weil ich
bei kleineren Projekten vollkommen
freie Hand hatte. Ich kann einen
Auslandsaufenthalt nur empfehlen.“
Lukas Altevogt,
ESCO, Niederlande
„In den ersten zwei Wochen arbeitete ich bei den Elektrikern. Anfangs
war ich für den Austausch von
Leuchtstofflampen, später für das
Umlegen von Zuleitungen für einen
Roboter zuständig. Ich durfte auch
Werksfoto
einen S5-Programmierer bei seiner
Arbeit unterstützen, da die Schaltpläne der Anlagen größtenteils auf
Deutsch waren. Anschließend war
ich zwei Wochen bei den Mechanikern. Hauptaufgabe war, alte Pumpen auszutauschen, zu reinigen, zu
demontieren, Lager auszutauschen
und die Pumpen wieder zusammenzusetzen. Im Großen und Ganzen
habe ich sehr gute Erfahrungen
gemacht. Das Arbeitsklima war ein
ganz anderes als auf der Hütte, und
die holländische Mentalität ist auch
nicht zu vergleichen mit der deutschen. Ich würde so ein Angebot
jedem anderen empfehlen. Nur der
Arbeitsweg – es waren 45 km pro
Weg – war ein bisschen lang.“
Lisa Schulte,
Charity-Shop, England
„Wir waren insgesamt zehn Azubis.
Unsere Gasteltern entpuppten sich
als Glücksgriff, da unsere Zimmer
super und teilweise sogar mit Meerblick waren. Der einwöchige Sprachkurs fand in einer kleinen, aber
schönen Schule statt. Dort wurden
wir von ,very British teachers‘ auf
die englische Kultur und unser zweiwöchiges Praktikum vorbereitet.
Beim Praktikum erlebten wir einen
kleinen ,Kulturschock‘, denn wir verbrachten es in einem Keller, der zu
einem der zahlreichen CharityShops in Eastbourne gehörte. Er
stellte sich aber als guter Arbeitsplatz heraus. Unsere Arbeit war, dort
Schaufenster zu dekorieren, Secondhand-Kleidung ein- und auszusortieren und zu verkaufen. Durch die
Arbeit der Charity-Shops werden in
England viele soziale Projekte unterstützt und finanziert. Die Zeit in
Eastbourne wird uns als ein super
Erlebnis und eine tolle Erfahrung in
Erinnerung bleiben.“
Foto: Marcus Wolf
Abschluss ihrer Ausbildung erwartete 28 Azubis der GMHütte eine besondere
Rückblick. Zum
Lehrstunde: Auf Einladung des Museums Villa Stahmer erhielten sie Einblicke in die
Geschichte der Stadt Georgsmarienhütte – und damit auch in die Vergangenheit des Stahlwerks. „Das Wissen über
die Geschichte der Stadt, in der man lebt, und das Werk, in dem man arbeitet, halte ich für junge Menschen für
besonders wichtig“, erklärte Museumsleiterin Inge Becher. „Zukunft braucht Herkunft. Nur wer seine Geschichte
kennt, kann auch seine Zukunft positiv gestalten.“ Und Betriebsratsvorsitzender Wilfried Brandebusemeyer betonte:
„Viele Kolleginnen und Kollegen stammen aus Familien, in denen bereits Vater und Großvater auf der Hütte gearbeitet haben. Die meisten wohnen maximal zehn Kilometer von der Hütte entfernt. Grund genug, einen Blick auf
die Historie von Stadt und Werk zu werfen.“ Die Industriemechaniker Produktion und Instandhaltung, Mechatroniker, Elektroniker, Zerspanungsmechaniker und Werkstoffprüfer – hier mit Inge Becher (vorne), Wilfried Brandebusemeyer (links) und Ausbildungsleiter Christian Bloom (rechts) – erhielten zunächst ein befristetes Arbeitsverhältnis.
Marcus Wolf
glück auf · 1/2010.......... 12
Werksfoto
Ausflug nach London (von links nach rechts): Lisa Mäscher (Stadtwerke OS), Carina
Hoppe (RWE Osnabrück), Anna Albers (Stadtwerke OS), Lisa Elena Saure (Elster Kromschröder), Barbara Schaefer (RWE Osnabrück) und Lisa Schulte (GMHütte).
STAHL
„Unglück für die Gegend“
erwies sich als Glücksfall
hat es nach der Hannoverschen
Landgemeindeordnung das alleinige Stimmrecht. Nun sind Werk
und Gemeinde nicht nur untrennbar verbunden, sie sind eigentlich
eins.
Wer mag schon auf einen
Uhrmacher verzichten
Als 1856 das Eisenhüttenwerk auf Malberger Gemeindegrund gebaut wird, herrscht Chaos. Denn in
die 400 Einwohner zählende Gemeinde Malbergen strömen zu Beginn der Bauarbeiten etwa 1.000
Handwerker – und in die umliegenden Gemeinden noch einmal 600 bis 800 Bergleute.
D
ie Einheimischen sind überhaupt nicht glücklich über
König Georgs Idee, ausgerechnet
hier die „vaterländische Industrie
zu heben“ und Arbeitsplätze zu
schaffen. Sie bezeichnen das Werk
als „Unglück für die Gegend“.
Und renitente Oeseder versuchen
sogar, einen Schornstein umzuwerfen.
Den aus dem Harz stammenden Fremden gewähren sie zwar
Kost und Logis – aber nur zu völlig überzogenen Preisen. Denen
bleibt nichts anderes übrig, als den
Wucher zu akzeptieren, denn der
Bau werkseigener Wohnungen verzögert sich. In Hannover hat man
vergessen, den Ausbau der Arbeiterkolonie im Finanzplan einzukalkulieren. Lediglich eine Hauszeile
auf dem Osterberg, auf Oeseder
Gemeindegrund, wird in aller Eile
hochgezogen.
Als König Georg einen weiteren
Zuschuss für den Aufbau des Werkes gewährt, kann auf der anderen
Seite der Anlagen weitergebaut
werden. Es entstehen 32 Häuser
mit 98 Wohnungen. Dort finden
die ersten Arbeitskräfte der Georgsmarienhütte eine Bleibe.
Doch es kehrt keine Ruhe ein.
Bei den Gemeindevorstehern von
Malbergen, Oesede, Kloster Oesede, Hasbergen, Hilter und Hagen
gehen pausenlos Beschwerden ein.
In Hagen bleibt die (evangelische)
Leiche des Bergmanns Arndt über
der Erde. Die Hagener weigern
sich, ihn in katholisch geweihter
Erde zu bestatten. Auch die Wegeund Wassernutzung führt zu Konflikten. Es werden Holzdiebstahl,
Bettelei und Hausiererei gemeldet.
In Malbergen kommt es zu Beschwerden über die Störung der
Sonntagsruhe. Denn die Hochöfen
dürfen nicht ausgehen und arbeiten bei Tag und bei Nacht und an
allen Sonn- und Feiertagen – eine
Zeiteinteilung, die bei der katholischen Landbevölkerung auf Unverständnis stößt.
Ehemaliges Krankenhaus
Wer mag schon sitzen
gebliebene Frauen heiraten
Überhaupt: diese protestantischen
Arbeiter! Dass sie über Land ziehen und Mädchen von den umliegenden Höfen zur Frau nehmen,
die nicht erbberechtigt und daher
sitzen geblieben sind, macht sie
auch nicht beliebter. Menschen
ohne Land, die nur von ihrer Hände Arbeit leben, traut man nicht
zu, eine Familie zu ernähren.
Werksfoto
Alte Kolonie
Werksfoto
Das sehen die Gemeindevorsteher genauso. Sie erteilen den
Arbeitssuchenden nur ungern das
Wohnrecht. Der Verwaltungsrat
des Werkes muss mehrfach einschreiten. Denn Arbeitskräfte werden in der Aufbauphase händeringend gesucht.
Noch öfter verweigern sie aber
Heiratswilligen den Trauschein,
ohne den kein Paar die Ehe eingehen konnte. Zu groß ist die Sorge,
sich Menschen in die Gemeinde zu
holen, die später der Armenkasse
zur Last fallen. Schließlich könnte
eine Kündigung wegen Unpünktlichkeit, Trunksucht oder Arbeitsunfähigkeit hohe Kosten für die
Gemeindekasse nach sich ziehen
– Kosten, an denen sich das Werk
nicht beteiligt. Die Angst der umliegenden Gemeinden ist nicht
unbegründet und ihre finanzielle Belastung während der Gründungsphase nicht von der Hand zu
weisen.
Das Werk wirft nämlich während der Aufbauphase keinerlei
Gewinne ab. Aber selbst wenn es
schwarze Zahlen geschrieben hätte, es „lebt“ Mitte des 19. Jahrhunderts in einem wahren Steuerparadies. Da das Steuerrecht den
Typ Industrieunternehmen noch
nicht kennt, wird es nach Fläche
veranlagt. So zahlt es bis zur Gemeindegründung 14 Reichstaler,
3 Groschen und 7 Pfennige pro
Jahr. Dies entspricht dem Brotbedarf einer fünfköpfigen Familie im
Monat.
Als der Verwaltungsrat des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins am 10. Juli 1857 ein
„Gehorsamstes Gesuch auf Bildung einer eigenen Gemeinde“
stellt, sind sich in der Sache alle
einig: Um die zahlreichen Konflikte leichter lösen zu können, muss
eine eigene Gemeinde her.
Aber die Sache zieht sich hin.
Ämter, Landdrostei, Gemeinden
und das Werk legen ihr Interesse
an der Gemeindebildung vor dem
Innenministerium mehrfach dar.
Aber nichts geschieht. Möglicherweise wartet man in Hannover
auch nur ab, bis das Werk auf einigermaßen sicheren Füßen steht.
glück auf · 1/2010.......... 13
Doch dann bringt ein Brief Bewegung in die Sache.
Wer mag schon „unzüchtigen
Verkehr“ fördern
Am 21. September 1859 schreibt
der
Iburger
Schlossprediger
Schmerfeld an das königliche Konsistorium, das die Gemeindebildung bearbeitet: „Unter den moralischen Uebelständen, welche bei
den protestantischen Arbeitern des
Georgs-Marien-Hütten- und Bergwerksvereins sichtbar hervorgetreten sind, ist die Unzucht eine der
vorzüglichsten.“
Dahinter steckte Folgendes: Bekamen zwei von der zuständigen
Gemeinde keinen Trauschein, weil
die Gemeinde Angst hatte, dass
Verdienst und Arbeitsfähigkeit des
Arbeiters nicht ausreichten, um
eine Familie zu ernähren, dann
gingen die beiden eben eine außereheliche Verbindung ein. Das hieß:
Sie trieben „unzüchtigen Verkehr“
und heirateten später, sobald die
Gemeinde bereit war, den Trauschein auszustellen. Nicht selten
traten Paare dann aber mit Nachwuchs vor Schmerfelds Traualtar.
Der „moralische Uebelstand“
verlangte sofortige Abhilfe – und
trieb die Sache voran: Entwürfe für
ein Gemeindestatut wurden über
Land geschickt, verbessert, ergänzt
und schließlich verkündet. Am
1. Mai 1860 trat das Statut in Kraft.
Nun hatte das Werk ein eigenes Industriedorf. Aber mit den
steuerparadiesischen Zuständen
war es vorbei. Steuerrechtlich
wird es ab jetzt veranlagt wie ein
„Gutsbezirk“. Das heißt, es hatte
alle Pflichten und finanziellen Lasten der Gemeinde zu tragen. Die
belaufen sich auf etwa 1.500 bis
1.800 Reichstaler, die direkt aus der
Werkskasse beglichen wurden. An
Einnahmen verzeichnet die junge
Gemeinde etwa 90 Reichstaler aus
der Hundesteuer und den Gebühren für den Tanzschein des Gastwirtes.
Aber das Werk hatte auch alle
Rechte. Da ihm Grund und Boden und bis auf zwei Privathäuser
auch alle Immobilien gehören,
Der vergleichsweise (noch) kleine
Ort entwickelt sich nach den Bedürfnissen des Werkes und seiner
Arbeitnehmer. Zahlreiche Gewerbe
werden zugelassen: zwei Ärzte, eine Apotheke, sieben Schankwirtschaften (zwei davon mit Bäckerei), vier Schneider, vier Schuster,
zwei Anstreicher, ein Uhrmacher
(für die Schichtarbeiter besonders
wichtig), ein Maurermeister, ein
Schlachter, ein Barbier, ein Sattler,
zwei Bäcker, ein Holzhändler und
ein Kaufmann.
Viele Vereine werden gegründet.
Sie kümmern sich vor allem um eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung
der Menschen im Ort. Von diesen
Vereinen existieren heute noch der
TVG aus dem Jahre 1870, der Männergesangverein Liedertafel, der
Orchesterverein von 1862 und der
Verschönerungsverein.
Das Schulwesen wird ausgebaut.
Noch vor 1900 entsteht sogar ein
Verein, der sich um Zusatzunterricht für Kinder kümmert, die auf
eine weiterführende Schule gehen
wollen. Aus diesem Verein entsteht
1914 die Mittelschule, aus der später die Realschule am Carl-Stahmer-Weg hervorgeht.
Wer mag schon auf einen
Pastor verzichten
Ein eigener evangelischer Pastor
wird eingestellt, 1873 eine eigene
Kirchengemeinde ins Leben gerufen. Die Beerdigungen muss nicht
länger Hauptlehrer Brandt vornehmen. Der neue Pastor will natürlich auch eine neue Kirche. Sie
wird 1878 geweiht.
Der Knappschaftsarzt Dr. Wimmer sorgt 1872 für die Einrichtung
eines kleinen Krankenhauses mit
18 Betten. Es ist heute das Diakoniekrankenhaus mit Spezialaufgaben im Suchtbereich.
1872 wird der Park im Stil eines
englischen Landschaftsgartens angelegt. Die beiden Teiche haben
allerdings mehr als nur dekorative
Funktion: Sie werden als Kühlwasserreservoir benutzt. Dass man sie
auch als Karpfenzuchtbecken für
das Restaurant im ebenfalls 1872
gebauten Gesellschaftshaus nutzen konnte, tut dem ursprünglichen Zweck keinen Abbruch.
Um die Jahrhundertwende ist
Georgsmarienhütte ein vitaler Ort
mit einer gut funktionierenden Infrastruktur. Die Konflikte mit dem
Umland lösen sich in dem Maße,
wie das Werk Arbeitgeber auch für
die einheimische Bevölkerung des
verarmten Gebietes wird.
Damit erlischt zunehmend das
Interesse des Werkes an der Gemeinde. Als 1918 die Gemeindeordnung geändert wird, entlässt
das Werk die Verwaltung in die
Selbstständigkeit. Allerdings bleibt
eine enge Verbindung bestehen,
denn die Verwaltung bezieht als
erstes Quartier ein werkseigenes
Gebäude.
Ob mit der Gründung der Gemeinde dem „moralischen Uebelstand“ ein Ende bereitet wurde,
sei dahingestellt. Aber dass aus der
kleinen Arbeiterkolonie heute eine
Stadt mit fast 34.000 Einwohnern
geworden ist, das steht fest.
Inge Becher
STAHL
Sinnvolle Erweiterung
Die Kooperation mit der Sophie-Scholl-Hauptschule wird um Grundschulen
und einige Unternehmen erweitert. Damit wollen die Beteiligten den
Schülerinnen und Schüler den Wechsel in die Hauptschule erleichtern.
Foto: Michael Münch
Besiegelten das Projekt mit großer Freude und ihrer Unterschrift: die Kooperationspartner und Förderer der Schul- und Unternehmenszusammenarbeit.
U
m Schülerinnen und Schülern
den Übergang von der Schule
ins Berufsleben zu erleichtern, besteht bereits seit rund anderthalb
Jahren die Kooperation zwischen der
Sophie-Scholl-Schule Kloster Oesede
und der GMHütte – ein Projekt, das
die Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte bisher mit rund 50.000 Euro
gefördert hat.
Jetzt wurde das erfolgreiche Bildungsprojekt in zwei Richtungen
erweitert: Zum einen schlossen
Hauptschule und Stahlwerk eine
Kooperationsvereinbarung mit den
regionalen Grundschulen; zum
anderen beteiligen sich zukünftig
neben der GMHütte auch andere
Unternehmen an dem Projekt. So
können die Aufgaben auf mehrere
Schultern verteilt und die Aktivitäten
ausgebaut werden.
Es gibt gute Gründe, Grundschulen mit einzubeziehen: „Nicht nur
der Wechsel ins Berufsleben, sondern auch in eine neue Schule ist für
Schülerinnen und Schüler ein gewaltiger Schritt. Deshalb wollen wir
den Übergang von der Grundschule
zur Hauptschule erleichtern“, so
Schulleiterin Dr. Anne Ferié von der
Sophie-Scholl-Schule. Zudem solle
deutlich werden, dass die Hauptschule keine „Restschule“ sei. Und
so kooperiert ihre Schule zukünftig
mit der Dröperschule, der Freiherrvon-Stein-Schule, der Graf-LudolfSchule, der Grundschule Harderberg
und der Michaelisschule.
Eine Reihe flankierender Maßnahmen soll helfen, die Übergänge
noch effektiver zu gestalten: Lehrerinnen und Lehrer der abgebenden
und der aufnehmenden Schule
hospitieren gegenseitig im Unterricht, Lerninhalte des 4. Schuljahres
werden auf die Anforderungen des
5. Schuljahres abgestimmt, ElternInformationsabende und ein „Tag
der offenen Tür“ sollen Viertklässlern
und ihren Eltern Einblicke in die
Hauptschule und Ganztagsschule
geben, Entwicklungen der Schüler
sollen für den Unterricht ausgewertet werden und Sozialarbeiterinnen
und Sozialarbeiter sollen Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein, Lernund Arbeitshaltung der Jugendlichen stärken.
Die bisherigen Erfahrungen der
Stiftung zeigen: Eine enge Kooperation im Vorfeld der betrieblichen
Ausbildung wirkt sich für alle Beteiligten positiv aus. Sie erleichtert den
Schülerinnen und Schülern den Start
in der neuen Schule und den Start
ins Berufsleben.
Marcus Wolf
Foto: vl
Freude bei der Stiftung Stahlwerk
Club-Beitrag. Große
Georgsmarienhütte. Als großzügiges
Dankeschön für eine ausgedehnte und lehrreiche Werksführung für 47 Mitglieder des Osnabrücker Clubs übergab Dr. Fritz Brickwedde, Präsident des
Clubs und Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, einen
Scheck über 2.000 Euro. Der Osnabrücker Club ist der älteste Verein im
über 1.200 Jahre alten Osnabrück. Ihm gehören alle wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur der Region an. Hermann Cordes,
Vorstandsvorsitzender der Stiftung, dankte für die Spende. Sie wird für
Förderschwerpunkte eingeplant, die darauf abzielen, die Vernachlässigung
junger Menschen zu mildern, deren Bildung zu fördern und sie sozial
stärker zu integrieren. Bei der Scheckübergabe (von links nach rechts):
Dr. Henning Schliephake (Geschäftsführer Technik GMHütte), Hermann
Cordes und Dr. Fritz Brickwedde.
bmz
Videobotschaften aus Sibirien
Die Globalisierung bringt die Menschheit näher – wirtschaftlich. Aber was
wissen Jugendliche aus Osnabrück schon über Jugendliche aus Sibirien?
W
ie Jugendliche mit ihrer globalen Umwelt verknüpfen? Dieser
Frage widmet sich das Medienkunstprojekt „lokal-global: Die Lebenswelt
der Jugendlichen“ des European
Media Art Festivals. Unterstützt mit
4.000 Euro der Stiftung Stahlwerk
Georgsmarienhütte, werden sich
zwei Schulklassen miteinander
austauschen: die Johannes-VinckeSchule in Belm und eine Schulklasse
aus der sibirischen Stadt Murawlenko – und zwar per Video.
Die Jugendlichen sollen selbst
kurze Videofilme über sich und ihre
Fähigkeiten drehen. Mit dabei sind
die Lehrer/-innen Sonja Wielebinski,
Marianne Hellmann, Bernd Sieker
und Irina Schönfeld, die lange in
Murawlenko tätig war. Sie wird den
Schülern über den Ort berichten
und für die Übersetzung sorgen. Ihr
ist es auch zu verdanken, dass der
Kontakt zu einer sibirischen Schule
geknüpft werden konnte.
Wichtig ist, dass die Schülerinnen
und Schüler an allen Projektphasen
beteiligt sind. Über die Ausarbeitung
der Filmideen, den Umsetzungsprozess und das Filmschneiden bestimmen sie selbst die Themen der
Videobotschaft. Dabei werden sie
darüber informiert, welche Dinge sie
zu ihrem eigenen Schutz im Internet
beachten sollten. Dass die beiden
Schulen nicht nur geografisch, sondern auch kulturell sehr weit voneinander entfernt sind, liegt ganz in
der Absicht des Projektes. Denn Ziel
ist, dass die Schüler/-innen interkulturelle Kompetenz erlernen.
Für die Jugendlichen, die in
einer immer stärker globalisierten
Gesellschaft leben, wird es immer
wichtiger, sich mit fremden Kulturen
auseinanderzusetzen. So können
sie ihre eigene Alltagskultur direkt
mit der Alltagskultur Gleichaltriger
vergleichen, die aus einem ganz
anderen Kulturkreis kommen. Nur
dadurch lernt man, sich in andere
hineinzuversetzen.
Spannend wird sein zu erleben,
was die unterschiedlichen Lebenswelten der Jugendliche verbindet
oder trennt, was sie voneinander
wissen (wollen) und was sie einander zu sagen haben.
bmz
Gedankenaustausch: Schüler/-innen der
Johannes-Vincke-Schule in Belm dokumentieren per Video, wie sie leben und
was ihnen wichtig ist.
Foto: Corinna Laumeyer
glück auf · 1/2010.......... 14
Foto: vl
entspricht das Schullandheim MenTeam-Work. Endlich
trup-Hagen den ökologischen und modernen Erfordernissen eines Hauses für Kinder und Jugendliche. Gelungen ist
dies mit Hilfe der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte – sie hatte 50.000
Euro beigesteuert –, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU ), der
Sparkassenstiftung, der Stadt Osnabrück, der Gemeinde Hagen a.T.W. und
weiteren Förderern. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit der Bausubstanz
wurden vier neue Räume mit Nasszellen geschaffen. Der Spitzboden beherbergt einen zusätzlichen Tagesraum, der Platz für Seminare, Workshops und
Projektgruppen von Schulen bietet. Bei allen Arbeiten wurden umweltschonende und energiesparende Maßnahmen verwirklicht. Verglichen mit 2006
konnte der Jahresprimärenergiebedarf von 420 auf 120 kWh/m²a gesenkt
werden – was einer Einsparung von 72 Prozent entspricht. Viele Arbeiten
hatten Vereinsmitglieder und Freunde in Eigenleistung übernommen, was
die Baukosten in Grenzen hielt. Zeigten sich nach der Ortsbesichtigung
sehr zufrieden (von links nach rechts): Dr. Beate-Maria Zimmermann
(Geschäftsführerin Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte), Wilhelm Steinkamp (Förderverein Schullandheim), Boris Pistorius (Oberbürgermeister
Osnabrück), Dr. Fritz Brickwedde (DBU), Hermann Cordes (Vorsitzender
Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte), Christel Pohlmann (Förderverein),
Dieter Eickholt (Bürgermeister Hagen) und Johannes Heinrich Rahe (Sparkassenstiftung).
pkm
STAHL
Sturmerprobter Steuermann
GMHütte · Hans-Jürgen Reddehase geht von Bord: über 40 Jahre erfolgreiche Personalarbeit.
H
ans-Jürgen Reddehase – gelernter Industriekaufmann –
begann seine berufliche Laufbahn
in der Stahlindustrie im Juli 1968
bei den Klöckner-Werken in Osnabrück. Bereits nach einem halben
Jahr – am 1. Januar 1969 – wechselte er zur GMHütte und wurde hier
nach drei Monaten als Lohnschreiber in die Personalabteilung für
Lohnempfänger übernommen.
Ab diesem Zeitpunkt, das heißt:
Mit seinem Wechsel in den Personalbereich, hatte HJR dann die Tätigkeit gefunden, die ihm wie auf
den Leib zugeschnitten war – und
die er fortan bis zu seinem Ausscheiden ausübte: „Personaler für
die Hütte“.
1973 wurde er zum Gruppenleiter in der Personalabteilung und im
Juli 1984 zum Abteilungsleiter für
die Personal- und Sozialabteilung
ernannt. Im Oktober 1991 übernahm er zunächst kommissarisch
die Leitung des gesamten Personalwesens, ehe er für diesen Bereich
mit Wirkung vom 1. Januar 1992
zum Hauptabteilungsleiter berufen
wurde.
Als im Juli 2003 für die GMHütte
und die GMH-Holding jeweils die
Geschäftsführungen neu bestellt
und der Arbeitsdirektor in Doppelfunktion für beide Gesellschaften
zuständig wurde, kam weitere Verantwortung hinzu. Unter anderem
war die Entlastung des Arbeitsdirektors vom „Personal-Tagesgeschäft“ vonnöten, das dadurch
noch mehr von HJRs Handschrift
mitgeprägt wurde. Um die „arbeitsdirektoralen“ Aufgaben effektiver
wahrnehmen zu können, nahm er
fortan auch an den turnusmäßig
einmal pro Woche stattfindenden
Geschäftsführungssitzungen teil.
Ab 31. Januar 2010 genießt
Hans-Jürgen Reddehase nunmehr
die Ruhephase der Altersteilzeit.
Damit ist ein „sturmerprobter Steuermann“ von Bord gegangen, der
sich während seines gesamten Berufslebens engagiert für die Hütte
eingesetzt hat.
Seine geplanten Aktivitäten im
Ruhestand: Reisen durch die weite Welt, mehr Zeit für Familie und
Enkel, sportlichen Ausgleich beim
Radfahren …
glückauf wünscht alles Gute.
hg
Zeitzeugen – Hier einige Stimmen von Kollegen, die HansJürgen Reddehase auf seinem
beruflichen Lebensweg begleitet
haben:
Foto: Roman Mensing
Foto: pkm
Hans-Jürgen Reddehase
Peter van Hüllen
Vorsitzender der Geschäftsführung
der GMH-Holding:
Hans-Jürgen Reddehase war lange
Zeit der heimliche Arbeitsdirektor
der Hütte. Er ist ein Urgestein der
Hütte, der alle Krisen die letzten
40 Jahre mithalf zu bewältigen.
Seine Kenntnisse über einzelne
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
waren so detailliert, dass ich immer wieder nur darüber staunen
konnte.
Hans-Jürgen Reddehase ist ein
Freund klarer Worte, auch wenn
es mir nicht immer passte. Er war
einer der wenigen Mitstreiter,
die auch heftige Auseinandersetzungen mit dem Gesellschafter
nicht scheuten. Einen besseren
Personalkollegen habe ich mir in
meiner Zeit als Betriebschef und
auch danach als Geschäftsführer
nicht wünschen können. Meistens
Foto: Axel Zajaczek
wusste er mehr als ich, da seine Antenne für den „Hüttenfunk“ wohl
besser als meine war.
Harald Schartau
Arbeitsdirektor GMH-Holding:
Klare Kante, aufrechter Gang, bloß
kein langes Brimborium. Hans-Jürgen Reddehase verabschiedet sich
so in den wohlverdienten Ruhestand, wie wir ihn in seiner aktiven
Zeit erlebt haben. Er war der Mann
für alle Fälle im Personalbereich. In
über 40 Jahren Arbeit für die Georgsmarienhütte hat er maßgeblich
daran mitgewirkt, der Personalarbeit Ziel und Richtung zu geben.
In seinen Anfangszeiten stand
zunächst die Aufbauarbeit im Vordergrund. Dazu gehört auch, dass
die Personalverwaltung reibungslos
und effizient funktioniert. Nicht
nur diese Aufgabe hat er hervor-
Foto: vl
ragend gemeistert. Es ist ihm viel
mehr gelungen:
Er hat auch eine Unternehmenskultur gelebt, die in der Montanindustrie eine gute Tradition hat.
Mitbestimmung ist für Hans-Jürgen
Reddehase keine leere Worthülse.
Mitbestimmung heißt: gemeinsam
mit Arbeitnehmervertretern im
Betrieb und im Aufsichtsrat nach
zukunftsfähigen Lösungen zu suchen – in guten wie in schlechten
Zeiten. Der fundamentale Wandel
in der Georgsmarienhütte ist wegen und nicht trotz der Mitbestimmung sozialverträglich bewältigt
worden. Hans-Jürgen Reddehase
hat vieles in Bewegung gebracht,
weil er die Durchsetzungskraft
hatte, Stillstand und Beharrung zu
überwinden. Mit klaren Worten
und wenn nötig auch mit der gebotenen Deutlichkeit.
Der Wille und die Fähigkeit zu
konstruktiven Lösungen ist allerdings nicht mit einem Kuschelkurs
zu verwechseln. In Unternehmen,
die über eine partnerschaftliche
Kultur verfügen, in der die Mitbestimmung als Chance gesehen und
deshalb auch innerlich akzeptiert
wird, sind die Möglichkeiten, auch
Konflikte auf Augenhöhe auszutragen, einfach besser eingespielt.
Hans-Jürgen Reddehase hat sich
darauf bestens verstanden und ist
damit auch Vorbild für die nachfolgende Generation von Personalverantwortlichen geworden.
Der Neustart der Hütte ist auch
deshalb gelungen, weil Management, Betriebsräte und Belegschaft
eng kooperiert haben – und zwar
ohne unterschiedliche Interessen
unter den Teppich zu kehren. Am
Ende stand ein glaubwürdiges Konzept, dessen Umsetzung von allen,
auch von den Personalverantwortlichen, Kreativität und höchsten
Einsatz abverlangte. Viele alte Zöpfe waren abzuschneiden und ein
neues Wir-Gefühl zu entwickeln.
Führungskraft zeigen und zugleich den Menschen Orientierung
in Zeiten der Unsicherheit geben,
das zeichnet Hans-Jürgen Reddehase aus. Er ist dabei bescheiden geblieben, eine ehrliche Haut.
Verlässlich, pragmatisch und mit
Bodenhaftung hat er personalpolitische Spuren hinterlassen. Sein
Beitrag, eine beteiligungsorientierte, mitarbeiterbezogene Arbeitsorganisation aufzubauen, kann gar
nicht hoch genug bewertet werden.
Wir haben allen Grund, ihm für
seine großartige Arbeit zum Wohle
der Georgsmarienhütte zu danken.
Von links nach rechts:
Peter van Hüllen
Harald Schartau
Wilfried Brandebusemeyer
Hermann Cordes
Roger Meurer
glück auf · 1/2010.......... 15
Wilfried Brandebusemeyer
Betriebsratsvorsitzender:
Kollege Jürgen Reddehase war immer erster Ansprechpartner des Betriebsrates – der heimliche Arbeitsdirektor.
• Ein Mensch mit sehr gutem Namensgedächtnis.
• Hart, aber fair in den Verhandlungen. Ein Mann, ein Wort – es
brauchte nicht immer die Schriftform zu sein.
• Der Mitarbeiter beziehungsweise
die Mitarbeiterin stand stets im
Mittelpunkt.
• Sozial eingestellter Mensch – Mitbestimmung war ihm sehr wichtig.
Fazit: Für den Betriebsrat der
Georgsmarienhütte geht ein Personalleiter in den verdienten Ruhestand, der immer gemeinsam mit
dem Betriebsrat nach Lösungen gesucht hat.
Vielen Dank und für die Zukunft
alles Gute!
Hermann Cordes
Ehemaliger Arbeitsdirektor und
langjähriger Wegbegleiter:
Personalwesen Georgsmarienhütte,
das war über 40 Jahre auch Jürgen
Reddehase.
Jürgen Reddehase hat das Personalwesen in dieser Zeit ganz wesentlich geprägt.
Über 30 Jahre lang hat er aus
meiner Sicht in hervorragender
Weise in verschiedenen Positionen
Führungsverantwortung übernommen.
Jürgen Reddehase steht für
Selbstdisziplin, Zielstrebigkeit,
Durchsetzungsvermögen und Einsatzwillen. Er hat sich in dieser Zeit
nie und durch niemanden verbiegen lassen.
Die Zusammenarbeit mit Jürgen
Reddehase war für mich stets angenehm, intensiv und zielführend.
Ich freue mich auf gemeinsame
Stunden im „Unruhestand“.
Roger Meurer
Personalleiter GMHütte:
HJR hat nicht allein die GMHütte,
sondern in den vier Jahren unserer
Zusammenarbeit auch mich persönlich geprägt.
Seine offene, ehrliche und gradlinige Art, verbunden mit großem
Einsatz, hat mich beeindruckt und
den richtigen „Hütten-Weg“ beschrieben.
Immer in Hans-Jürgens Blick:
Das Interesse der Hütte als Ganzes
und die Mitarbeiter als Menschen.
Dafür nochmals herzlichen
Dank!
Werksfoto
Foto: Axel Zajaczek
STAHL
15
A U F E I N FA C H W O R T
14
Hauben bekommen
in Bous eine geklebt
SB · Neuer Ansatz zur Blockkopfisolierung: Statt
mit Riegelketten und Schussnägeln zu hantieren,
arbeitet das Stahlwerk mit geklebten Hauben.
D
as Stahlwerk Bous fertigt eine Vielzahl von Blockformaten. Dazu werden Kokillen im steigenden Guss mit Flüssigstahl gefüllt. Wenn der
Werkstoff erstarrt, schrumpft er um ein bestimmtes Maß. Dabei kann sich
ein Hohlraum bilden. Das rührt daher, dass die Blockoberfläche bereits
erstarrt ist, während im Inneren des Blocks die Schrumpfung durch die
Erstarrung erst beginnt.
Durch das Wasserdeckeln bzw. Blockkopfisolieren wird die Form und
Lage des Hohlraums, genannt Lunker, wesentlich beeinflusst. Vor allem
Schmiedekunden benötigen einen gut isolierten Blockkopf, damit der
entstehende Lunker mit flüssigem Stahl ausgefüllt wird und möglichst viel
vom Block als gutes Material verwendet werden kann.
Bisher wurden zu diesem Zweck Riegelketten mit Hilfe von Schussnägeln in den Kokillen bzw. Aufsatzringen befestigt – was mit vielen Nachteilen verbunden war:
• Die Riegelketten mussten beim Einbau teilweise mit einer Kreissäge
zurechtgeschnitten werden.
• Die Schussapparate waren wegen der benötigten Munition und ihrer
Reparaturanfälligkeit kostenintensiv.
• Die Reste der Hauben mussten aufwendig von den Blockköpfen entfernt
werden, da sie das Feuerfestmaterial der Aufwärmöfen beim Kunden
angreifen.
• Die Befestigungsnägel mussten per Hand aus den Kokillen entfernt werden.
• Die Riegelketten waren zudem empfindlich gegenüber mechanischer
Belastung (Kokillenhandling) und nahmen Feuchtigkeit auf.
Was tun? Temperaturfestes Fasermaterial wäre eine ideale Alternative gewesen – war aber lange Zeit gesundheitsschädlich. Das hat sich
inzwischen geändert. Jetzt gibt es Fasern, die biolöslich und damit
gesundheitsunbedenklich sind. Die daraus hergestellten Matten hat das
Stahlwerk Bous versuchsweise eingesetzt. Die Matten werden einfach mit
einem Klebstoff in den sauberen Kokillen befestigt.
Die geklebten Hauben haben viele Vorteile. Beispielsweise ist der
Zuschnitt auf die Kokille denkbar einfach – ein Messer reicht aus. Zu diesem Zweck wurde ein stahlwerksgerechter „Tapeziertisch“ gebaut, auf
dem Halterungen für die verschiedenen Arbeitshilfen angebracht wurden.
Durch die einfache Anwendung ist der Verschnitt deutlich geringer, da
Reststücke ebenfalls verwendet werden können. Die Anzahl der benötigten Mattenformate wurde auf nur drei reduziert, was logistische Vorteile
birgt.
Weiterer Vorteil: Das neue Haubenmaterial zerfällt beim Strippen der
Kokillen. Dadurch entfällt die Reinigung der Blockköpfe. Die Nagelgeräte
müssen nicht mehr repariert und die Nägel nicht mehr aus den Kokillen
entfernt werden.
Da die geklebten Hauben einen halb so großen Wärmeleit-Koeffizienten haben wie die Riegelketten, fällt die Isolierwirkung deutlich besser
aus. Zudem sind die Matten spaltfrei verlegt – ganz im Gegensatz zu den
Riegelketten. Denn die haben aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften
Spalten für das Verlegen in Rundkokillen, die wie Kältebrücken wirken.
Nach einer kurzen Testphase hat das Stahlwerk Bous die geklebten
Hauben in die normale Produktion übernommen. Die Vorteile im Werk
und die Kundenrückmeldungen sind derart überzeugend, dass alle Blockkopfisolierungen – bis auf einige Sonderformate – mit Klebehauben gelöst
werden. Vom ersten Versuch bis zur Produktionseinführung vergingen
fünf Monate.
Dr. Arne Treppschuh
Vorher und nachher: Die Blöcke mit
„eingefallenem“ Kopf und seitlichen
Stahlstegen wurden mit Riegelketten
isoliert (Foto oben). Der optisch saubere Block mit sehr flacher Ausbildung
des Lunkers mit den neuen Klebehauben (großes Foto).
Am Safety Day steht allein
die Sicherheit im Mittelpunkt
ESB · Bereits zum zweiten Mal hat die ESB für ihre gesamte Belegschaft einen
„Tag der Sicherheit“ organisiert. An diesem Tag bleibt die Arbeit außen vor.
D
er Safety Day ist ein besonderer Tag, denn am Safety Day
nimmt das Thema Sicherheit einen
Ehrenplatz ein. Schließlich ist die
Engineering Steel Belgium (ESB)
ein Stahlwerk, in dem überall und
allzeit Gefahren lauern. Die eigene
Sicherheit und die Sicherheit der
Kollegen sind äußerst wichtig.
Und so konnte sich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen Tag lang ohne Stress und ohne Arbeitsdruck unterschiedlichen
Sicherheitsthemen widmen, Neues
lernen, alte Kenntnisse auffrischen
und sich darüber mit Kollegen austauschen.
Die Belegschaft wurde in acht
Gruppen nach Berufen eingeteilt.
Jede Gruppe nahm nacheinander
an „Schulungs-Workshops“ teil,
die über die ganze Fabrik verteilt
waren. Jeweilige Dauer: ungefähr
eine Dreiviertelstunde. Die Workshops waren in erster Linie praktisch ausgerichtet, will sagen: Es
gab nur ein Minimum an Theorie.
Was an Informationen vermittelt
wurde, sollte bei Übungen sofort
umgesetzt werden.
Dieses Jahr hatte man folgende
Themenschwerpunkte: Lastenanschlag, Sauerstoffschneiden, Persönliche Schutzausrüstung, Beförderung, Erste-Hilfe-Maßnahmen
bei Verletzungen (Wiederholung)
und Verbandskasten-Check.
Während die eine Hälfte des Personals an den Workshops teilnahm,
machte jeweils die andere Hälfte
bei einer intern organisierten Evakuierungsübung mit. Hauptziel
dieser Übung war, beim Evakuieren
Schwachstellen im Evakuierungsplan und bei den Rettungshelfern
aufzudecken und abschließend
bessere Lösungen zu finden.
Foto: Bernard Marcin
Erste Hilfe mit dem Defibrillator: ein ESB-Mitarbeiter in Aktion.
Sobald das Warnsignal (Sirene
des Ofens) ertönte, ordneten die
Meister an, das Werk zu verlassen.
Die Belegschaft musste sich zu den
beiden Sammelpunkten begeben,
wo ihre Vollständigkeit überprüft
wurde. Parallel dazu wurde ein Unfall mit einer Opferpuppe simuliert.
Die geschulten Rettungshelfer benutzten bei der Erste-Hilfe-Übung
einen automatischen Defibrillator,
den ESB Anfang 2009 angeschafft
hatte.
Der Gebrauch des Defibrillators
ist übrigens sehr einfach. Das Gerät
spricht und teilt dem Nutzer mit,
was er zu tun hat: Als Erstes muss
er die Elektroden des Defibrillators
auf der Brust des Opfers befestigen.
Der Defibrillator analysiert automatisch, ob eine Defibrillation geboten ist oder nicht. Wenn nicht, löst
das Gerät keinen Stromstoß aus. Es
gibt daher keinerlei Gefahr – weder
für den Benutzer, etwas falsch zu
machen, noch für das Opfer, falsch
behandelt zu werden.
Lastenanschlag
Täglich werden in den verschiedenen Bereichen des
Werkes zahlreiche Lasten angehoben. Deshalb musste
unter der Anleitung von Ausbildern mit einer Steuerbirne die Kranbrücke bedient werden. Bei diesen
Übungen ging es um die Grundregeln für eine gute
Befestigung von Lasten, um Schwerpunkt und Einhaltung von Hebewinkeln, um Gurte, Kabel und andere
Hilfsmittel und wie man sie so wenig wie möglich
belastet.
Sauerstoffschneiden
Ein Ingenieur eines Zulieferers demonstrierte, welche
Gefahren im Allgemeinen lauern, wenn man mit Sauerstoff hantiert. Zum Beispiel beim Sauerstoffschneiden. Jean-Claude Gosset und Philippe Rots, zwei erfahrene ESB-Mitarbeiter, führten dieses Verfahren vor.
Freiwillige durften ebenfalls die Sauerstofflanze bedienen, um Bloomstücke zu zerschneiden. Dabei wurde
darauf hingewiesen, welche persönliche Schutzausrüstung für diese Arbeit angemessen ist.
Persönliche
Schutzausrüstung (PSA)
Fotos: Dr. Arne Treppschuh
ESB stellt zahlreiche Schutzausrüstungen, aber die
Belegschaft kennt sie nicht immer gut. In der Tat
kommt es bei ESB zum großen Teil zu Arbeitsunfällen,
weil keine PSA verwendet oder die PSA falsch benutzt
wird. Augenverletzungen zum Beispiel machten 2009
glück auf · 1/2010.......... 16
Am Ende des Tages trafen sich
alle Beteiligten in der „train à fil“
genannten Halle. Dort hatten die
Organisatoren der Evakuierungsübung die Gelegenheit, den Ablauf
zu kommentieren, Positives hervorzuheben und verbesserungswürdige Aspekte anzusprechen. Dank
der Übung können jetzt Evakuierungsplan und Personalschulung
verbessert werden.
Alle Teilnehmer mussten zwecks
Einschätzung am Ende des „Safety
Day“ noch einen Fragebogen ausfüllen. Daraus ging hervor: Für 83
Prozent der Mitarbeiter war dieser
Tag ein Gewinn. Der größte Teil
fand den Tag zudem interessant
und die Themen dem Betriebsalltag angemessen.
Am Ende war aber auch klar:
Sicherheit ist mehr als der Safety
Day. Sicherheit ist eine Geisteshaltung bzw. Verhaltensdisposition,
die jederzeit „aktiviert“ sein muss.
Michel Baillet
allein schon 37 Prozent der Unfälle aus. Deshalb
präsentierte ein Zulieferer die komplette SicherheitsProduktpalette. Dabei erläuterte er für jede Schutzausrüstung die empfohlene Verwendung. Jetzt weiß
jeder Mitarbeiter, dass es bei ESB selbst für besondere
Aufgaben eine passende Schutzausrüstung gibt, die
im Magazin erhältlich ist.
Manuelle Beförderung
von Lasten
Zunächst wurde erklärt, wie die Wirbelsäule aufgebaut
ist und welchen Belastungen sie beim Anheben von
Lasten ausgesetzt ist. Danach kam der praktische Teil.
Der Ausbilder übte mit den Teilnehmern, wie man
Lasten korrekt hochhebt, trägt und absetzt. Besprochen wurde: Was passiert, wenn man dabei Fehler
macht? Welche Verletzungen können entstehen? Der
Ausbilder gab zudem Tipps, um zu Hause und bei der
Arbeit beim Heben Verletzungen zu vermeiden.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Ein Rettungsausbilder rief den Teilnehmern in Erinnerung, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen gefragt sind,
wenn es zu einem Unfall kommt. Außerdem führte
er vor, wie die einzelnen Bestandteile des Verbandskastens verwendet werden. Den Schwerpunkt setzte
er dabei auf die Versorgung von Brandwunden nach
Verbrennungen, die bei ESB zu den größten UnfallRisiken zählen.
STAHL
Z U R L A G E D E R S TA H L J U D E N B U R G G M B H
15 Monate im Orkan
S
tanden in den Jahren 2004 bis 2008 die Erhöhung der
Maßnahmen war nur bedingt erfolgreich, da es für einen
Kapazitäten und die Flexibilität zur Versorgung des laufend Absturz von mehr als 50 Prozent bei Menge und Umsatz kein
steigenden Kundenbedarfs mit allen Mitteln im Vordergrund,
wirksames Mittel gibt, wenn man an die geordnete Fortfühso musste ab Oktober 2008 kurzfristig umgedacht werden.
rung des Unternehmens denkt.
Waren bis dahin neben Investitionen vor allem die Erhöhung
Trotz der hohen Investitionsausgaben im Jahre 2009, die
des Personalstandes, das Ausreizen der Schichten, Überstunvor allem das im Frühjahr 2008 beschlossene Ausbauproden und die Ausbildung zur Kapazitätserhöhung und die gesigramm des Walzwerkes betrafen, ist es durch den konsecherte Beschaffung von Rohmaterial auf der Tagesordnung, so
quenten Bestandsabbau und die Absicherung der Kreditlinien
musste ab dem 4. Quartal 2008 rasch umgedacht und reagiert gelungen, die Liquidität zu sichern.
werden. Wir mussten Auftragsstornierungen und massive AbZum einen erfolgte eine Verringerung des Working Capisatzeinbrüche bewältigen.
tals von rund 11,5 Mio. auf 3,0 Mio. Euro
Die sich abzeichnende massive Konjunk– was überwiegend auf den Abbau der
turkrise erfasste in Folge alle Produkt- und
Vorräte zurückzuführen ist. Zum anderen
Marktsegmente, in denen Stahl Judenburg
erhöhten sich die Sachanlagen durch die
tätig ist. Beginnend mit dem Bereich
Investitionstätigkeit. Die Eigenkapitalquo„Nutzfahrzeug“ folgten die Bereiche „Pkw“
te konnte aber trotzdem über 50 Prozent
und „Werkzeugstahl“. Im 1. Quartal 2009
gehalten werden.
zeichnete sich dann auch ein Rückgang im
Der Einbruch der Umsatzrendite resulBereich „Hydraulik“ ab.
tiert vor allem aus dem Umsatzrückgang
Der starke Einbruch des Absatzes erforaufgrund der Wirtschaftslage und der sinderte massive Maßnahmen im Fertigungskenden Produktions- und Absatzmengen.
bereich. Es wurden die im zweiten Halbjahr
Zusätzlich mussten wegen der sinkenden
2007 eingeführten neuen FertigungsweiSchrottzuschläge und der zu erwartenden
sen (Schichtmodelle) sowohl im Walzwerk
sinkenden Vormaterialpreise Abwertungen
als auch im Blankbetrieb und in der Wärdurchgeführt werden. Trotz dieser dramamebehandlung zurückgenommen und
tischen Situation wurde in Abstimmung
die Schichten deutlich reduziert. Auf der
mit Holdingvorstand und Aufsichtsrat an
Walzstraße haben wir wieder die 5-Tageder eingeschlagenen Strategie in Juden8-Stunden-Schicht eingeführt. Im Wärmeburg und der Stahlverarbeitungsgruppe
behandlungsbereich, im Blankbetrieb und
festgehalten.
Werksfoto
in der Kolbenstangenfertigung wurden die
Wir haben das Nutzwasserkonzept
Geschäftsführer Ewald Thaller
Schichten drastisch zurückgenommen und
weitergeführt und die Kiesfilteranlage
die Fertigung dem niedrigen Niveau angebestellt. Sie wird im 1. Halbjahr 2010
passt.
geliefert und installiert. Damit kann das
Überstundenstopp, Abbau von Zeitguthaben, Urlaub und
Projekt abgeschlossen werden. Die im November 2008 gelieReduktion von Leihpersonal waren die ersten Maßnahmen.
ferte automatische Richtanlage wurde im Blankbetrieb im
Dann kamen erste einvernehmliche Auflösungen von DienstFebruar 2009 in Betrieb genommen.
verhältnissen und Pensionierungen. Mit Zunahme der AusDie Erneuerung des Walzwerkes wurde mit der Investition
wirkungen der Wirtschaftskrise mussten im 1. Quartal 2009
in einen neuen Hubherdofen und eine neue Knüppeltrennzusätzliche Maßnahmen eingeleitet werden. Im Wesentlichen
anlage weitergeführt. Mitte des Jahres konnte diese Investition
waren dies die Bildungskarenz und die Kurzarbeit, die das
in Betrieb genommen werden und läuft seither ohne nennensUnternehmen im Zeitraum vom 1. März 2009 bis zum
werte Probleme. Damit wurde ein sehr wesentlicher Beitrag
30. Dezember 2009 durchgeführt hat. Die sehr gute Zusamzur Sicherung des Walzwerkes und damit der Stahl Judenburg
menarbeit zwischen Geschäftsführung, Belegschaftsvertretung geleistet.
und Arbeitsmarktservice war für die Bewältigung dieser AufIm Mai 2009 fand die Fusion von Umformtechnik Bäuerle
gaben von höchster Bedeutung.
GmbH und Franz Maier Mechanische Werkstätte GmbH zur
Obwohl die Zeichen der Krise bei Stahl Judenburg bereits
Metallverarbeitung Ostalb GmbH (MVO) statt. In diesem
zu Beginn des 4. Quartals 2008 erkennbar waren, konnte zu
Zusammenhang wurden zwei Schleiflinien zur Herstellung
diesem Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden, wie lange und
von präzisionsgeschliffenen Zahnstangenrohlingen für den
wie intensiv sich diese auf das Unternehmen auswirken wird.
Lenkungsbau nach Judenburg in die Kolbenstangenhalle überIntensität und Dauer waren größer und länger als angenomstellt. Sie haben dort Mitte 2009 den Betrieb aufgenommen.
men. Die massive Gegensteuerung mit unterschiedlichen
Im März ist die Entscheidung für die Ablöse des fast 20 Jahre
alten Produktions- und Auftragssystems JUPIS gefallen. Es
wurde durch die SAP-Module SD und PP ersetzt. Zum
1. Januar 2010 ging das System nach umfassender Projektarbeit produktiv.
Bereits Mitte 2009 zeichnete sich eine Bodenbildung beim
Auftragseingang ab. Seit dem 4. Quartal 2009 ist wieder ein
Aufwärtstrend festzustellen. Aufgrund der reduzierten Kapazitäten und des steigenden Kundenbedarfs wurde Ende 2009
die Kurzarbeit vorzeitig beendet.
Ziel für 2010 ist es, auf die Volatilität des Marktes (kurzfristige Auftragseingänge) rasch reagieren und eventuell entstehende Produktionslücken ausgleichen zu können. Darum
wurde im Januar 2010 die Arbeitszeitflexibilisierung im Rahmen der erweiterten Bandbreite eingeführt.
Die Umstellung des Auftrags- und Produktionssystems JUPIS
auf SAP wird weiter umgesetzt und die Performance erhöht.
Im Bereich Forschung und Entwicklung wird 2010 schwerpunktmäßig an einem speziellen System des thermomechanischen Walzens gearbeitet und die Forschungsanlage installiert.
Der vorhandene Finanzierungsrahmen und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Firmen der Stahlverarbeitungsgruppe sollten es ermöglichen, die noch anhaltende Krise zu
überstehen.
Neben der forcierten Projektarbeit im Rahmen der Marktbearbeitung wurde durch die Fusion von Umformtechnik Bäuerle
und F. Maier zur MVO die Basis für einen noch schlagkräftigeren Partner der Stahl Judenburg gelegt. Damit ergeben
sich für MVO und Stahl Judenburg zusätzliche Marktchancen.
Sorge bereitet die entstehende Preis-Kosten-Schere aufgrund
der Marktentwicklung einerseits und der Rohstoffpreisentwicklung andererseits. Weiter ist fraglich, ob wir derzeit mit einer
dauerhaften oder nur temporären Erholung der Konjunktur
konfrontiert sind.
Rückblickend auf die letzen 18 Monate gibt es eine Fülle
von Erfahrungen und Erkenntnissen. Von der Geschwindigkeit
und der Größenordnung des wirtschaftlichen Einbruches wurden wir ziemlich überrascht, die Flexibilität in der Größenordnung von etwa 20 – 25 Prozent war dafür zu gering. Der Einbruch gepaart mit der Finanzkrise führte zu großen Problemen
im Rahmen der außenstehenden Forderungen.
Hier zeigte sich der Vorteil eines hocheffizienten Forderungsmanagements und des Informationsaustauschs innerhalb der Gruppe. Durch die Stärkung der Unternehmen in
guten Jahren konnte aber dieser Tsunami einigermaßen gut
überstanden werden. Überhaupt war die Zusammenarbeit
innerhalb des Bereiches – aber auch mit der Holding insgesamt – geprägt durch raschen Informationsfluss, Offenheit und
Vertrauen sowie hohe Professionalität und Souveränität im
Umgang mit dieser Krise.
Sparen mit Köpfchen und System
STJ · Angewandte Optimierung: Assessment soll Energiemanagement noch effektiver machen.
INTERVIEW
Energie sparsam einzusetzen, ist
für Unternehmen doppelt bedeutsam: aus wirtschaftlichen
und ökologischen Gründen.
Und weil der Produktionsfaktor
„Energie“ so bedeutsam ist, soll
er mit einem Energiemanagement gesteuert werden: Es legt
Abläufe, Verantwortlichkeiten,
Strukturen und Mittel zum effizienten und effektiven Einsatz
von Energieträgern fest. Es optimiert ständig das AufwandNutzen-Verhältnis (Verbesserung
des spezifischen Energiebedarfs
je Produkteinheit). Und es setzt
kurz-, mittel- und langfristige
Ziele hinsichtlich Art und Menge der eingesetzten Energien und
der verwendeten Technologien.
Die Stahl Judenburg geht dabei
neue Wege, wie Thomas Krenn
(Leitung Managementsysteme)
weiß:
glückauf: Die Stahl Judenburg hat
ein sogenanntes EnergiemanagementAssessment durchgeführt. Was muss
man sich darunter vorstellen?
Thomas Krenn: Bei dem Assessment ging es darum, unser Energiemanagement zu optimieren.
Wir haben es im Übrigen zusammen mit dem Lehrstuhl für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der Montanuniversität Leoben
durchgeführt.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Krenn: Das Projekt verlief in drei
Phasen. Phase eins umfasste die
Projektvorbereitung und die Erhebung der Ist-Situation. Dafür stellte
uns die Uni einen Fragebogen zur
Verfügung, mit dem wir unser energetisches Unternehmensprofil
erstellen sollten. Wir haben ihn
zunächst der spezifischen Situation des Standortes Judenburg angepasst. Dann organisierten wir
einen Workshop. Vertreten waren
Standortverwaltung, Beschaffung,
Controlling, Produktion, Instandhaltung und Personalwesen. Gemeinsam beurteilten wir die Ist-Situation und identifizierten mögliche Umsetzungshemmnisse. In der
zweiten Phase organisierten wir
einen weiteren Workshop …
ben wir festgelegt, bis wann eine
Maßnahme umgesetzt werden soll
und wer dafür verantwortlich ist.
… mit den gleichen Teilnehmern?
Krenn: … mit den gleichen Teilnehmern. Sie erarbeiteten gemeinsam
einen Soll-Zustand für unser Energiemanagement, das heißt: Für alle
Aspekte jeder Managementdimension wurde der ideale Soll-Wert
diskutiert und festgelegt – und wie
man ihn erreichen will. Dann folgte in einem weiteren Arbeitskreis
die Maßnahmenkonsolidierung …
Welche Maßnahmen stehen an?
Krenn: Zunächst haben wir zweierlei eingerichtet: einen operativen Energiemanager und einen
Planungsausschuss für strategische
Energieplanung – was wir beides
mit dem vorhandenen Personal
abdecken. Der Energiemanager soll
die Energieplanung koordinieren,
Energieziele wie zum Beispiel spezifische Verbräuche, Medienströme
etc. festlegen, den Planungsausschuss organisieren und koordinieren sowie sich um die Maßnahmenumsetzung kümmern.
… also die Bewertung der Ziele und
Vorschläge.
Krenn: Wir haben die Maßnahmen
hinsichtlich ihrer Kosten, ihres
Nutzens, ihrer Umsetzungsdauer
und ihrer Amortisationszeit beurteilt und ausgewählt. Zudem ha-
Und wer sitzt im Planungsausschuss?
Krenn: Geschäftsführung, Mitarbeiter des Energieeinkaufs und
der Energieverteilung, Produktion, Standortverwaltung und Instandhaltung. Der Ausschuss stellt
die strategische Koordination der
glück auf · 1/2010.......... 17
Ewald Thaller
Energieplanung sicher – von der
strategischen Beschaffung und Verteilung bis hin zur Verifizierung
konkreter Projekte zur Energieeinsparung und Optimierung aller
Medienströme.
Was passierte im dritten Workshop?
Krenn: Da stand die Produktion
im Fokus, unser größter Energieverbraucher. Im Workshop saßen
Abteilungsleiter der verschiedenen Produktionsbereiche, deren
Instandhalter und Vertreter der
Medienverteilung. Das Ergebnis:
Bei unserem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess setzen wir den
Schwerpunkt „Energiesparen“, und
wir werden Mitarbeiter im effizienten Umgang mit Energie schulen.
Zeitgleich haben wir zusammen
mit der Montanuniversität eine
Diplomarbeit ausgeschrieben. Thema: Erfassung und Auswertung unserer Medienströme.
Gab es auch schnelle Ergebnisse?
Krenn: Wir haben bereits Steuerung
bzw. Einschaltdauer der Kompressoren zur Drucklufterzeugung optimiert. Das Einsparungspotenzial
liegt bei etwa 15.000 Euro pro Jahr.
Vielen Dank für das Gespräch.
STAHL
Offizieller Aufstieg
in die Königsklasse
Fundierte Informationen
und erstaunte Gesichter
STJ · Vorausgegangen war eine Prüfung auf Herz
MA · Vertreter von VDEh-Mitgliedsunternehmen diskutierten
und Nieren. Jetzt sind die Judenburger weltweiter
zwei Tage lang aktuelle Themen des Fachausschusses in Troisdorf.
Zulieferer des Volkswagen-Konzerns.
D
ie kürzlich aufgebauten (Präzisions-) Schleiflinien in der neuen Kolbenstangenhalle der Stahl
Judenburg (siehe glückauf 4/2009)
laufen auf Hochtouren. Produziert
werden dort Präzisionswellen als
Halbfabrikat für Zahnstangen der
neuesten Generation der Elektrolenkung. Abnehmer sind die Volkswagen AG und die INA Schaeffler
AG (A-Lieferant).
Die jährliche Produktionskapazität der Fertigungslinien liegt bei
etwa zwei Millionen angearbeiteten Zahnstangen. Nicht nur diese
Stückzahl zu erreichen, ist für die
Mitarbeiter eine große Herausforderung. Auch die Direktlieferung
an die Kunden erfordert eine perfekte logistische Abwicklung.
Schwarz auf weiß: Die Urkunde beweist,
dass Stahl Judenburg auf sehr hohem
Niveau arbeitet.
Natürlich muss sich auch Stahl
Judenburg einem Prozess-Audit
ihrer Kunden stellen, um ihre
Prozess- und Qualitätsfähigkeiten
nachzuweisen. Dies ist Voraussetzung, um überhaupt die präzisionsgeschliffenen und mechanisch
angearbeiteten Zahnstangen liefern zu dürfen.
Das Audit der INA Schaeffler AG
hatte man bereits erfolgreich absolviert. Im August letzten Jahres
stand ein Prozess-Audit des VWKonzerns auf dem Programm. Zwei
Tage lang ließen die Judenburger
ihre gesamten Prozesse durchleuchten, um die Formel-Q-Fähigkeit zu
erlangen.
Die Messlatte hing hoch: Erfüllt
werden mussten Anforderungen
an die Fertigungs-, Qualitäts-,
Umwelt- und Managementprozesse, die Volkswagen als
weltweiter Garant für Prozessund Qualitätskonzern auch an
sich selbst stellt. Doch dank
hausinternem Qualitätsmanagement und stabiler systematischer Abläufe konnte
Stahl Judenburg das Audit mit
Bravour bestehen. Das Unternehmen erfüllt das FormelQ-Fähigkeitszertifikat zu 94
Prozent und darf nun weltweit
Volkswagen beliefern.
Beeindruckt war der Auditor
vor allem von den hausinternen Qualitätsansprüchen und
Anlagen sowie der Motivation
und dem Qualitätsbewusstsein
der Mitarbeiter. Fazit: Das neue
und die bereits bestehenden
Zertifikate (ISO 9001, TS 16949,
ISO 14001) beweisen, dass die
Kunden auf einen kompetenten
Zulieferer vertrauen können.
Dr. Jürgen Feyerl
Einer guten Tradition folgend
lud Mannstaedt als Gastgeber am
Abend zu einem „Fachschaftsabend“ ein. Dieser fand im Bürgerhaus Troisdorf bei einem Rheinischen Buffet statt. Dabei bot sich
auch Gelegenheit, persönliche
Kontakte zu vertiefen und das lokale obergärige Bier zu testen.
Am zweiten Sitzungstag genossen die Teilnehmer bei einer ausgiebigen Werksbesichtigung eine
detaillierte technische Vorstellung
der Mannstaedt-Walzstraßen. Die
große Zahl verschiedenster Geometrien und Kundenapplikationen von warmgewalzten Profilen,
die Mannstaedt zu bieten hat, ist
weltweit einmalig – und verursachte bei vielen Teilnehmern erstaunte Gesichter. Der beeindruckende
Rundgang sorgte beim Abschiedssnack für reichlich positiven Gesprächsstoff.
Foto: Bernd Krist
Vor der Mannstaedt-Hauptverwaltung (von links nach rechts): VDEh-Vertreter
Tilo Reichert mit den Mannstaedt-Mitarbeitern Andreas Falck und Tobias Lademacher.
Beide hatten das VDEh-Treffen organisiert.
D
er Unterausschuss „Halbzeug
und Profile“ des VDEh (Verein Deutscher Eisenhüttenleute)
lädt seine Mitglieder halbjährlich
zu einer Fachausschusssitzung ein.
Zuletzt traf man sich Anfang November 2009 zu einem zweitägigen
Fachaustausch bei Mannstaedt –
und verzeichnete eine zahlreiche
und rege Teilnahme.
Am ersten Tag wurden abgeschlossene Forschungsprojekte des
BFI (Betriebsforschungsinstituts des
VDEh ) vorgetragen und diskutiert.
Dabei ging es um „Effektive Walzenkühlung“ und „Einsatz effektiver Kühlschmierstoffe zur Standzeiterhöhung von Profilwalzen“.
Danach stellt die SMS GmbH das
Mittelstahlwalzwerk vor, das man
2008 bei Steel Dynamics (USA) in
Betrieb genommen hatte. Im Fokus
standen die Vorteile der neuesten
Compact-Stands-Gerüste und das
sogenannte „roll kissing“ (erhöhte
Anstellgenauigkeit).
Eine weitere, sehr emotional geführte Diskussion löste das Thema
„Neue Norm für die Sicherheitsanforderungen bei der Produktion
von Langprodukten“ aus. Das Thema soll bei der Hoesch Schwerter
Profile GmbH im Herbst 2010 zu
Ende diskutiert werden – praxisbezogen am Beispiel der neuen Walzgerüste des Unternehmens.
Andreas Falck und
Tobias Lademacher
Was ist eigentlich …
der VD Eh?
Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) will die technische,
technisch-wissenschaftliche und
wissenschaftliche Zusammenarbeit von Ingenieuren bei der
Weiterentwicklung der Stahltechnologie und des Werkstoffs Stahl
fördern. Mitgliedsunternehmen
sind alle namhaften deutschen
und österreichischen Stahlhersteller, Walzwerke und Lieferanten
von Walzwerkstechnik. Ziel der
Sitzungen ist neben der Behandlung von fachlichen Themen auch
der Erfahrungsaustausch zwischen
den Unternehmen.
Optimal gerüstet für die
nächsten Rüstprozesse
MA · „Rationalisieren, was möglich ist!“ – Diese Maxime ist ständiger
Begleiter jedes Unternehmens, das in der globalen Welt überleben will.
W
enn Spezialprofile auf den
Walzstraßen von Mannstaedt
gewalzt werden sollen, müssen in
den benachbarten Umbauwerkstätten jeweils fünf Walzgerüste umgebaut werden. Das bedeutet für die
Mitarbeiter: alle profilbezogenen
Werkzeuge wie Walzen, Einführer,
Abstreifer und Ausführer des gewalzten Profils demontieren und
die gleichen Teile für ein neues
Profil sorgfältig einbauen, montieren und ausrichten.
Damit Mannstaedt auch kleinere
Losgrößen kostendeckend produzieren kann, ist vor allem eins
erforderlich: den Zeitaufwand für
diesen Rüstprozess so gering wie
möglich zu halten. Die Frage war
nur: Welche Mittel und Wege bieten sich dazu an?
Ein Team aus Kollegen der Bereiche Produktion, Instandhaltung
und Werkzeugbau nahm sich der
Frage an. Sie hatten sich bereits im
Rahmen des „Mannstaedt-Verbesserungs-Programms“ (MVP) dem
Ziel verschrieben, in den Umbauwerkstätten beider Walzstraßen
Zeitfresser aufzuspüren – und wenn
möglich durch geeignete Maßnahmen auszuschalten.
Ausgangspunkt war eine ausführliche Dokumentation des
Ist-Zustandes. Dabei wurde jeder
Handgriff jedes Mitarbeiters der
Umbaumannschaft akribisch erfasst. Auch die Transporte aller
Teile mit verschiedenen Kranen
und Staplern wurden aufgezeichnet – inklusive aller Wege, die dabei durch die Werkshallen zurückgelegt werden mussten.
Jetzt hatte man die erforderliche
Grundlage erarbeitet. In den darauf folgenden Workshops wurden
die aufgezeichneten Arbeitsschritte
und Wege analysiert. Dabei ergaben sich eine Vielzahl von Ideen,
wie man zukünftig beim Umrüsten Zeit sparen oder auch Arbeitsschritte eliminieren oder verlagern
könnte.
Diese Ideen wurden in kleineren
Teams ausgearbeitet und bewertet.
Das Ergebnis war eine Sammlung
von konkreten kleinen und gro-
glück auf · 1/2010.......... 18
Foto: Marcel Grooters
Den Zeitfressern auf der Spur: Georgios Chatzikonstantinidis (links) und Frank Ufer
auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten.
ßen Maßnahmen – von der Schaffung zusätzlicher Ablageflächen
für Werkzeuge über Umkonstruktionen der Walztische bis hin zur
Beschaffung zusätzlicher Säulenschwenkkrane, um Parallelarbeiten
zu ermöglichen.
Als Nächstes wird Mannstaedt
die besten Maßnahmen umsetzen.
Doch damit nicht genug: Danach
sollen in angemessenem Abstand
weitere Workshops dieser Art folgen. Schließlich wollen die Mitarbeiter auch zukünftig dem Mannstaedt-Verbesserungs-Programm
gerecht werden.
Dr. Franz-Dieter Philipp
STAHL
100 Jahre heißes
Eisen an der Sieg
AZUBI-ECKE
MA · Eine Neuerscheinung erzählt die spannende Entwicklung Mannstaedts
bis zum Jahre 1923. Eine Fortsetzung bis heute ist in Vorbereitung.
M
atthias Dederichs
ichs ist der Geiber der Stadt
schichtsschreiber
n war er präTroisdorf. Insofern
destiniert, die spannende
nnende Gegen Mannschichte der heutigen
inem Buch
staedt GmbH in einem
n. Es kam
zusammenzufassen.
im vergangenen Dezember
rkt.
auf den Büchermarkt.
hte
Buch und Geschichte
m
beginnen mit einem
Mann, der auszog,
um mit viel Mut,
Selbstbewusstsein
und gesundem
Ehrgeiz am Siegbogen eine Eisenhütte zu bauen:
Johann Wilhelm
Windgassen.
265 Seiten später
weiß man, was
die ehemalige
Eisenhütte mit
der Zuckerfabrik
Pfeiffer und Langen aus Köln zu
tun hatte. Außerer
dem wird dem Leser
der Namensgeber
Louis Mannstaedt
cht.
etwas näher gebracht.
Seite für Seite wird dem
Leser deutlich, wie sich
die Produktion auf dem
ndert
Werksgelände verändert
hat – aber auch,
wie sich Mannstaedt für das
Wohl seiner
Belegschaft
einsetzte.
Am Ende des
Geschichtsabschnittes gibt
es einen
kurzen
Anriss
über die Übernahme durch Peter
Klöckne
Klöckner im Jahre 1923. Im Folgeband w
will Matthias Dederichs ausführlicher über die Klöckner-Ära
führlich
berichte
berichten: vom Zweiten Weltkrieg
über die ereignisreiche Zeit danach
bis in d
die heutigen Tage.
Matthias Dederichs wurde 1927
Matt
in Trois
Troisdorf-Spich geboren. Als Zeitzeuge h
hat er einen großen Teil der
Entwick
Entwicklung des Troisdorfer Unternehmen
nehmens, aber auch der einschneidenden Ereignisse der deutschen
Geschic
Geschichte miterlebt. Sein leidenschaftli
schaftliches Interesse an Stadt- und
Heimatgeschichte wurde bereits
Heimat
im Alter
Alte von 13 Jahren geweckt.
Se
Seitdem hat er schon viele
Schriften und Bücher über
die verschiedensten historischen Themen der
Region verfasst. Nach
seiner Amtszeit als Beigeordneter der Stadt
Troisdorf war er Mitgründer des Heimat- und
G
Geschichtsvereins und arbeit
beitet noch heute einige Stunden d
die Woche ehrenamtlich im
Stadtar
Stadtarchiv.
Foto: Monika Hansen
Matthias Dederichs: Der 82-Jährige mit
der jugendlichen Ausstrahlung präsentiert
sein jüngstes Werk: die Geschichte der
Mannstaedt GmbH.
MA · Wie man selbst in der Krise Chancen beim Schopf packt.
as Wort „Krise“ setzt sich im
Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen: Das eine Zeichen bedeutet „Gefahr“ und das
andere „Gelegenheit“ oder auch
„Chance“.
Dass diese Bedeutungs-Interpretationen keine reinen Wortspielereien, sondern durchaus brauchbar
für die Praxis sind, zeigte sich bei
Mannstaedt in Troisdorf. Denn in
der Tat bieten sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer wieder Chancen, Wege aus der
Krise zu finden. Man muss sie nur
am Schopf zu packen wissen. So
befassten sich
Meister und
Investition in Wissen bringt noch
Azubi-Award. „Eine
immer die besten Zinsen“, wusste
schon Benjamin Franklin. Elena Weber, die derzeit eine duale Ausbildung
(Studium „Industriemanagement“ plus Ausbildung zur Industriekauffrau)
bei Mannstaedt absolviert, ist ein gutes Beispiel dafür. Als beste Auszubildende der GMH-Gruppe im Bereich Stahlerzeugung schloss sie den
Ausbildungsteil zur Industriekauffrau mit der Traumnote „sehr gut“ ab.
Als erste Verzinsung durfte sie auf der letzten Betriebsversammlung von
Geschäftsführer Dieter Wilden den begehrten „Azubi-Award“ der GMHGruppe entgegennehmen. Belohnt wurde sie zudem mit einem Wochenendtrip nach München.
Ute Pellenz
Monika Hansen
Das Beste herausholen
D
Foto: Dieter Bergmann
Schichtverantwortliche unter Mithilfe eines externen Trainers sehr
erfolgreich mit der Frage, wie man
die reine Produktionszeit der KGMWalzstraße signifikant erhöhen
könne. Eingedenk der Zielsetzung
„Heute walzen, morgen
richten, übermorgen
versenden“ entwickelten die Teil-
nehmer sehr vielschichtige, äußerst
pragmatische Lösungsansätze. Bei
der Präsentation ihrer Ergebnisse
ließen sich neben Geschäftsführer Dieter Wilden auch der Leiter
Produktion und die Betriebsleitung
von diesen Vorschlägen überzeugen. Fazit: höher, schneller, weiter
– da geht noch was!
Ute Pellenz
Foto: Monika Hansen
Gemeinschaftsgefühl innerhalb der GMHTeamgeist. Das
Gruppe hautnah erleben – diese Möglichkeit
hatten Morten Barfels (links) und Sebastian Thron, zwei hoch engagierte
Mannstaedt-Azubis (Werkstoffprüfer). Sie absolvierten im November 2009
bei der GMHütte ein eigens für sie konzipiertes mehrtägiges Ausbildungsund Unterweisungsprogramm in Sachen Werkstofftechnik. Neben einer
Besichtigung standen Blaubruchproben, das Arbeiten mit dem Rasterelektronenmikroskop und ein Blick über den Tellerrand auf dem Programm.
Nicht zu vergessen: die „Völkerverständigung“ zwischen Rheinländern und
Niedersachsen. Mit vielen tollen Eindrücken und einem gigantisch guten
Gemeinschaftsgefühl kamen die beiden zurück: „Unsere Erwartungen
wurden bei Weitem übertroffen!“ – und das eben nicht nur auf fachlicher
Ebene. Ihre Erkenntnis: Gemeinschaftsgefühl kommt nicht von selbst, es
muss gehegt und gepflegt werden.
Ute Pellenz
PERSONALIA
Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010
Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen
Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für
die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.
Georgsmarienhütte GmbH
25 Jahre: Hans-Joachim Buss (Finalbetrieb), Andreas Balzerowski (Walzwerk), Martin Töffling (Stahlwerk), Ramazan Togan (Finalbetrieb) und
Norbert Wallenhorst (Stahlwerk)
35 Jahre: Leo Nöhring (Finalbetrieb), Helmut Lamkemeyer (Finalbetrieb), Heinrich Schnieders (Finalbetrieb) und Herbert Schlag (Stahlwerk)
Stahlwerk Bous GmbH
45 Jahre: Wolfgang Schemel (Labor) und Franz Winter (Stahlwerk/
Nebenbetriebe)
Mannstaedt GmbH
Foto: gettyimages/Simon Bruty
Foto: Monika Hansen
Usain Bolt hat vorexerziert, wie man Erfolge gestisch für jedermann sichtbar kommuniziert. Die Mannstaedt-Projektmitglieder traten
zumindest in dieser Hinsicht in die Fußstapfen des dreifachen Olympiasiegers und Weltrekordhalters über 100 m und 200 m (von
links nach rechts): Georgios Chatzikonstantinidis, René Sistig, José Palma und Günther Schoof freuen sich über die Ergebnisse. Nicht
auf dem Foto: die Projektmitglieder Bernd Andersen und Miguel Fernandez.
glück auf · 1/2010.......... 19
25 Jahre: Ioannis Christoforidis (Service & Versand)
35 Jahre: Gerd Düvelmeyer (Informationstechnologie) und Rainer
Schmitz (Walzwerk)
Heinrich Geissler GmbH
25 Jahre: Werner Fischer und Erol Sener
SCHMIEDE
Schmiedetechnik: Schmiedewerke/Elektrostahlwerke Gröditz GmbH · Gröditzer Kurbelwelle Wildau GmbH · Gröditzer Werkzeugstahl
Burg GmbH · Energietechnik Essen GmbH · Schmiedag GmbH & Co. KG · Wildauer Schmiedewerke GmbH & Co. KG
Bahntechnik: Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH · Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH · Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH
Besucherzahlen lassen keine
Krisenstimmung aufkommen
SWG/GWB · Auch wenn viele Unternehmen direkt und spürbar von der
Krise betroffen sind – wenn die Teilnahme an Messen ein verlässlicher
Konjunkturbarometer wäre, müsste es bald wieder kräftig aufwärts gehen.
Foto: Walter Grimm
Blickfang: Stoßfänger des Porsche Panamera, in Gröditzer Werkzeugstahl geformt.
D
ie Schmiedewerke Gröditz
( S W G ) und die Gröditzer
Werkzeugstahl Burg (GWB ) präsentierten sich in den vergangenen
Monaten gleich auf zwei Messen
mit einem Gemeinschaftsstand:
auf der EuroMold in Frankfurt und
der EUROGUSS in Nürnberg.
EuroMold: Positiver Auftritt
Die EuroMold ist die weltweit
größte Messe für den Werkzeugund Formenbau. Ausgerechnet im
Krisenjahr 2009 erlebte sie einen
unerwarteten Besucheransturm.
Annähernd 60.000 Fachbesucher
aus 86 Ländern waren in der ersten
Dezemberwoche nach Frankfurt
gekommen. Mit im Gepäck hatten sie ihre Neugier auf neu entwickelte Technologien, mit denen
immer anspruchsvollere Bauteile
aus Kunststoff hergestellt werden
können. Messe-Schwerpunkt war
die „Automobilindustrie“.
Ihrer stark gewachsenen Marktstellung angemessen, präsentierten sich SWG und GWB auf ihrem bislang größten Messestand
– zentral und auffällig in
der Haupthalle 8.0. Der
attraktive Stand war mit
zwei Großexponaten bestückt: einem schwarzen
Porsche Panamera und einem 3-Dvorbearbeiteten Schmiedeblock für eine PkwInstrumententafel.
Beide Exponate waren vielfach bestaunte Eyecatcher. Und sie
symbolisierten eindrucksvoll die
Kernkompetenz der GMH -Werkstoffspezialisten, die sich als Stahlpartner für den Großformenbau
profilieren konnten. So haben die
Gröditzer beispielsweise den Werkzeugstahl für den großen Stoßfänger des neuen Porsche Panamera
geliefert. Dieser aussagekräftige
Leistungsbeweis stieß bei den Besuchern auf viel Anerkennung.
Die Standbesetzung aus Gröditz, Burg und Willich hatte zu den
Hauptbesuchszeiten alle Hände
voll zu tun. Trotz des Besucheransturms haben sie es geschafft, einen
nachhaltig positiven Messeauftritt
zu absolvieren. Dazu trugen nicht
nur die kompetente Beratung, sondern auch guter Service am Stand
und Gastfreundschaft bei. Man hat
es zudem geschafft, auf dem Markt
für den Großformenbau Präsenz
Foto: Walter Grimm
Talkrunde: Gröditzer Werkzeugstahl war auch in Nürnberg Hauptgesprächsthema.
zu zeigen, seinen internationalen
Bekanntheitsgrad auszuweiten und
Werkstoffkompetenz zu demonstrieren.
Wieder einmal hat sich die EuroMold für den Werkzeugstahl aus
Gröditz als wichtigste Fachmesse
erwiesen. Deshalb wird man auch
dieses Jahr dabei sein – und hoffentlich wieder Exponate präsentieren können, die ein erfolgreiches
Geschäftsjahr widerspiegeln.
EUROGUSS:
Gelungene Premiere
Zur größten europäischen Fachmesse rund um LeichtmetallDruckguss-Erzeugnisse traf sich die
Fachwelt vom 19. bis 21. Januar
in Nürnberg. Unter den 364 Ausstellern der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Veranstaltung
waren erstmals auch die Gröditzer Werkzeugstahl Burg und die
Schmiedewerke Gröditz. Sie präsentierten sich auf einem Gemeinschaftsstand mit Fachberatern aus
Gröditz, Burg und Willich.
Die Kundschaft aus Formenbau
und Druckguss-Industrie hatte vor
allem eins im Blick: hochwertigen,
umgeschmolzenen Werkzeugstahl
für Gießwerkzeuge und vorvergütete Stähle für Formenrahmen.
Der größte Markt für den überwiegend aus Aluminium bestehenden Druckguss ist die Automobilindustrie. Die durchgängige Forderung, leichtere Autos zu bauen, gibt
der Branche wieder verstärkt Aufwind – was auch die gestiegene Zahl
der Messebesucher widerspiegelte.
Der erste Messeauftritt war für
SWG und GWB eine gelungene
Premiere. Er hat dazu beigetragen,
den Bekanntheitsgrad zu erhöhen,
Kundenkontakte zu stärken und
neue Geschäftsbeziehungen erfolgreich anzubahnen. Deshalb wird
man sicherlich auch 2012 als bedeutender Stahlpartner der Druckguss-Industrie auf der EUROGUSS
präsent sein.
Walter Grimm
Endlich Industriemeister
SWG/ESG · Durchhaltevermögen und Energie
Im September 2007 war bei den
Schmiedewerken/Elektrostahlwerken Gröditz ein Auswahlverfahren zur Ausbildung zum
Industriemeister Metall angelaufen. 30 Mitarbeiter hatten ihr
Interesse bekundet, 19 begannen
schließlich im Oktober mit der
berufsbegleitenden Ausbildung.
Wie es ihnen dabei ergangen ist,
schildert Ronny Gute:
Erster Prüfstein war die im Dezember 2007 abgelegte Ausbildereignungsprüfung. Dabei wurde den
Meisterschülern schon einiges an
Prüfungsmut abverlangt. Umso erfreulicher: Alle Teilnehmer konn-
ten nachweisen, dass sie zum Ausbilder befähigt sind.
Nun begann die Basisqualifikation. Die Prüfung, die man sechs
Monate später bei der Industrieund Handelskammer Dresden ablegen musste, warf allerdings von
Anfang an ihre Schatten voraus.
Das kann man verstehen, wenn
man bedenkt, dass so mancher Kollege seit der Lehrzeit keine Schulbank mehr gedrückt hatte. Im Juni 2008 nahmen 18 Teilnehmer
erfolgreich auch diese Hürde. An
zwei Prüfungstagen mussten sie ihr
Können unter Beweis stellen. Im
August 2008 folgte dann der letzte
Abschnitt der Ausbildung.
Emsig bereiteten sich alle Teilnehmer auf die Abschlussprüfung
vor. Während dieser Zeit wurde
unter anderem ein eigenes Tabellenbuch (spezielle Formelsammlung) mit viel Fleiß erarbeitet. Mit
einem dreitägigen Prüfungsmarathon beendeten 17 Meisterschüler
den Meisterlehrgang – und das mit
einem beachtlichen Klassendurchschnitt: Prädikat „gut“.
Die gemeinsame Zeit des intensiven Lernens schweißte uns zu
einem Superteam zusammen. Dazu
haben sowohl unsere Lerngemeinschaften als auch einige gemeinsame Kegelabende beigetragen.
Foto: Axel Kaminski
24. Januar fand das 11.
Knappes Finish. Am
Benefizschwimmen zum Erhalt
Foto: Kerstin Gute
Die neuen Industriemeister (von links nach rechts): Thomas Winkler, Enrico Zanetti, Reik Mönner, Thomas Schneider, Lutz
Zimmermann, Stefan Schoof, Thomas Jacobi, Doreen Hausmann, Thomas Börner, Stefan Kreher, Mirko Bierbaum, Ronny Gute,
Marco Thielemann, Ralco Voigt, Rico Sibilitz und Peter Schade (nicht auf dem Foto wegen Krankheit: Knut Grafe).
glück auf · 1/2010 ......... 20
der Gröditzer Schwimmhalle statt. Unter dem Motto „Gröditz schwimmt
für Demokratie und Vielfalt“ wetteiferten 23 Staffeln um Preise und
Medaillen. Dabei wurde bereits zum vierten Mal auch der Wanderpokal für Firmenmannschaften vergeben. Nachdem die Mannschaft der
Schmiedewerke Gröditz diesen Pokal dreimal in Folge erschwommen
hatte, musste sie sich diesmal knapp der Mannschaft der Schwimmhalle
geschlagen geben. So kamen Frank Kotscha (Betriebsrat), Franziska Jahn
(Auszubildende), Felix Pötsch (Auszubildender) und Uwe Jahn (Betriebsrat) als Zweite ins Ziel – ganz knapp vor der Mannschaft der Salzgitter
Mannesmann Rohr GmbH Sachsen. Neben der Freude über diese Platzierung machte sich auch Zufriedenheit breit, etwas für den Erhalt der
Schwimmhalle getan zu haben, die für Gröditz überaus wichtig ist. Der
Erlös von über 700 Euro kommt wie in den Vorjahren deren Unterhaltung
zugute. Unterstützt wurde der Wettkampf zudem mit Geld- und Sachspenden von einer Vielzahl Gröditzer Unternehmen.
Uwe Jahn
SCH M I EDE
16
Gesundheitsinitiative
auf höchstem Niveau
Werksfoto
ETE · Wie können kleine und mittelständische Unternehmen die
Arbeitsfähigkeit ihrer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig
sichern? Die ETE profitiert von einem breit angelegten Projekt.
Arrbe
A
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Arbeitsorgaanisa
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man sich
Handlungsfelder, denen
d
zukünftig widmen will: individuberufeller Gesundheitsstatus,
Gesundheitss
Arbeitsorgaliche Kompetenz, A
Arbeitsplatzsichernisation, Arbeitsp
Arbeitsplatzergonomie
heit, Arbeitsplatz
und Betriebsklima.
Aber was kann man in den
Handlungsfeldern
einzelnen Hand
Arbeitsfähigkeit zu
tun, um die Arbeit
fördern? Welche Maßnahmen
bieten sich an? Wer kann sie
umsetzen? Wie
W schätzen
Mitarbeiter/-innen
die Mitarb
Handlungsfeld ein?
das Handl
Maßnahme hat
Welche M
Priorität? Was
oberste P
will man
ma kurz-, mittellangfristig erreiund la
chen? Die Ergebnisse
dieser Überlegungen
diese
wurden in Aktionswurd
und Zeitplänen
un
festgehalten.
fes
In einem nächsten Treffen hat
st
d
der Steuerungskreis erarbeitet,
k
was beim Topw
1-Thema „Individueller
Gesundheitsstatus“ zu tun
ist. Hier waren
auch eine Reihe
von AnalyseErgebnissen
sehr hilfreich,
die bereits vorlagen. Die Ergebnisse dieser
Sitzung sind
in den Gesundh
heitstag eingefl
flossen (siehe:
Ge
Gesundheitstag).
Als Nächstes hat
Berufliche Kompe
om te
omp
tenz
e
en
Begriff Arbeitsfähigkeit entwickeln. Einer
klassischen
Definition
nach ruht die
Arbeitsfähigkeit auf vier
Säulen: individueller Gesundheit – Arbeitsinhalten
und Arbeitsumgebung
–
be ruflicherr
Kompetenz – Arrbeitsorganisation
on
und Führung. Über
die
Fragestellung
llung
„Was beeinflusst
st die
Arbeitsfähigkeitt jedes
Einzelnen bei der
er ETE?“
wurde geprüft, inwieweit
diese vier Aspekte
te sich auf
die Arbeitsfähigkeit
keit der Belegschaft auswirken.
irken. Hier
gebnisse eiflossen auch Ergebnisse
ner vorausgegangenen
ngenen Mitarbeiterbefragung
ng ein. Nach
d Sortierung
Auswertung und
Arbeitsinhal
a t & -umg
-um ebun
unng
er die Arbeitsfähigkeit seiner
Mitarbeiter sichern will, benötigt kompetente Partner. Da man
bereits beim betrieblichen Gesundheitsmanagement gut zusammengearbeitet hatte, beschlossen Energietechnik Essen (ETE ) und ktpBKK , bei diesem Projekt ebenfalls
zu kooperieren. Mit im Boot war
noch ein bewährter Partner der ktpBKK: die Team Gesundheit GmbH.
Im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW hatte
man bereits vereinbart, wie das
Projekt grundsätzlich ablaufen
sollte (siehe: Zum Hintergrund).
Jetzt ging es darum, das Projekt inhaltlich vorzubereiten und an die
ETE anzupassen.
Thematisiert und diskutiert wurde dies von einem Steuerungskreis.
Von Unternehmensseite nahmen
die Geschäftsführer, der Betriebsrat,
die Personalabteilung, die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die
Arbeitsmedizinerin teil. Für die
ktpBKK brachte sich die stellvertretende Abteilungsleiterin für Gesundheitsförderung ein.
Zunächst musste der Kreis ein
gemeinsames Verständnis für den
Individuelle Ges
Gesundh
undheit
eit
W
man vor, eine Arbeits-SituationsAnalyse durchzuführen. Hier spielen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Arbeitsbereiches die
Hauptrolle. Angeleitet von einem
Moderator der Team Gesundheit
GmbH werden sie versuchen he-
Was ist eigentlich ...
der ES F ?
Der ESF ist der Europäische Sozialfonds und einer der Strukturfonds
der Europäischen Union. Er dient
dazu, die Beschäftigung in der
EU zu fördern, und steht den Mitgliedsstaaten zur Seite, wenn es
darum geht, Europas Arbeitskräfte
und Unternehmen für die neuen
und globalen Herausforderungen
zu rüsten.
und die ktpB KK?
Die ktpBKK ist der Zusammenschluss der BKK Krupp Thyssen
Partner und der KarstadtQuelle
BKK . Das ktp im Namen stammt
aus Krupp Thyssen Partner.
Links: die vier Säulen der Arbeitsfähigkeit. Oben: Was beeinflusst die
Arbeitsfähigkeit bei der ETE?
rauszufinden, welche betrieblichen
Faktoren (zum Beispiel Lärm, Klima, körperliche Belastungen) die
Gesundheit eines Mitarbeiters negativ beeinflussen – und was man
tun könnte, um diese negativen
Faktoren zu entschärfen.
Im nächsten Schritt werden diese Verbesserungsvorschläge im Arbeitskreis Gesundheit diskutiert.
Der Arbeitskreis legt zudem fest,
welche Maßnahmen umgesetzt
werden sollen, um die Arbeitsfähigkeit nachhaltig zu sichern. (Hier
sollen auch bestehende Ansätze
zum Beispiel zum demografischen
Wandel oder zur Arbeitssicherheitsstrategie mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement synergistisch
verzahnt werden.)
Noch bleibt viel zu tun. Aber
eins steht schon jetzt fest: Von einer verbesserten Gesundheit und
erhöhten Arbeitsfähigkeit werden
Belegschaft, Unternehmen und
Krankenkasse gleichermaßen profitieren.
Carsten Gräf (Team
Gesundheit GmbH) und
Barbara Pöhlmann (ktpBKK )
Foto: Photodisc
Zum Hintergrund
„Integration der Arbeitsfähigkeitsberatung für KMU
in bestehende Beratungsstrukturen <intakt!>“ –
so lautet der etwas rätselhafte Titel des Projektes,
das vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales NRW und vom Europäischen Sozialfonds
(ESF-Mittel) gefördert wird. Zentrale Frage dabei
ist: Wie können Unternehmen die Arbeitsfähigkeit
ihrer älteren Arbeitnehmern sichern? In Kooperation mit Krankenkassen und Potenzialberatern wird
eine neue Beratungsform entwickelt, die auf Kleinunternehmen und mittelständische Unternehmen
übertragen werden soll. Praktisch geht es darum,
zwei Dinge zusammenzuführen: Beratungsansätze
der Krankenkasse aus dem Bereich der Gesundheitsförderung und die vom Land bereits geförderte
Potenzialberatung (bei der geht es darum, Unternehmen und Beschäftigte bei der Sicherung und dem
Ausbau von Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu
nehunterstützen). Mit der ktpBKK (und deren Trägerunternehndheit
men), der Energietechnik Essen GmbH, der Team Gesundheit
GmbH und dem BKK Landesverband NRW beteiligen sich gleich
vier Essener Einrichtungen bzw. Unternehmen an dem Projekt.
arinen,
Siehe dazu auch ein Interview mit Professor Juhani Ilmarinen,
einem Vorreiter der Arbeitsfähigkeits-Forschung, unter
en.html.
www.arbeitnehmerkammer.de/politik/interview-ilmarinen.html.
Der ETE-Gesundheitstag
Projekta
Projektauftakt
bei der Energietechnik Essen war ein Gesundheitstag. Auswertungen der ktpBKK hatten
gezeigt: Ein Schwachpunkt der Belegschaft ist die „Rückengesundheit“. Aber auch andere Gesundheitsaspekte wollte man thematisieren. Und nachdem man die Belegschaft bei einer turnusmäßigen
heitsasp
Betriebsve
Betriebsversammlung darüber informiert hatte, konnte es losgehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aus Produ
Produktion und Verwaltung stürmten geradezu die extra für diesen Zweck hergerichteten Räumlichkeiten. Zuerst wurden Blutdruck-, Zucker- und Cholesterinwerte bestimmt, danach die Kraft der
Rücken- un
und Bauchmuskulatur ermittelt. Wenn irgendwelche Werte von der Norm abwichen, nahmen
die Trainer die Abweichungen zum Anlass, um mit den entsprechenden Testpersonen Beratungsgespräche zu fführen.
Körperf
Die Körperfettmessung
(Body-Mass-Index) führte direkt in die Kantine, die ebenfalls in den Gesundheitstag ein
eingebunden war. Dort hatte man ein spezielles Aktionsessen zubereitet, das man gezielt weiterentwick
terentwickeln
will. Zudem hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gelegenheit, an sogenannten
„motiviere
„motivierenden Gesundheitsgesprächen“ teilzunehmen. In diesen Gesprächen – sie sollen im weiteren
Projektver
Projektverlauf wiederholt werden – konnten sie gemeinsam mit einem Coach über ihr Gesundheitsverhalten n
nachdenken. Und sie konnten einen individuellen Gesundheitsplan erstellen, zugeschnitten auf
realisier
realisierbare Ziele. Mehrere ktpBKK -Gesundheitskurse rundeten das Angebot des Gesundheitstages
ab. Der
De Auftakt war mehr als gelungen. Jetzt will man auf spezifische Gesundheitsprobleme in
einze
einzelnen Unternehmensbereichen eingehen. So wird für die etwa 20 Mitarbeiter des Schmelzbetrieb
triebes ein Arbeitsplatzprogramm „Wirbelsäule“ angeboten. Es zielt darauf ab, den Mitarbeitern
direk
direkt am Arbeitsplatz zu vermitteln, wie sie ihren Rücken bei der Arbeit schonen können.
Ein Trainer
T
wird in einem Seminar zunächst erläutern, wie der Rücken aufgebaut ist und funktioniert (Anatomie und Physiologie). Danach geht er zu jedem einzelnen Mitarbeiter an den Arbeitsplatz. Dort will er mit ihm gemeinsam vor Ort dessen Rückenbelastung analysieren und entsprechende Bewegungsmuster trainieren.
Katja Pardey und Volker Mielke
glück auf · 1/2010 ......... 21
SCH M I EDE
Neuland auch für Auditoren
AZUBI-ECKE
ETE · Ihr Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagement einzeln zu
auditieren, war für die Essener wie für andere auch Usus. Aber alle drei auf
einmal unter die Lupe zu nehmen, eine mit Spannung erwartete Premiere.
A
uch für die drei Auditoren der
DNV (Det Norske Veritas) war
das dreitägige Audit neu. Denn die
Energietechnik Essen war das erste Unternehmen seiner Branche,
dessen ArbeitsschutzmanagementSystem nach der Norm OHSAS
18001 ein akkreditiertes Zertifikat
im Rahmen eines Integrierten Managementsystems erhalten sollte.
Schwerpunkt war das Thema
„Energiemanagement“. Die Essener hatten sich dafür entschieden,
weil die Zertifizierung ihres Energiemanagement-Systems ebenfalls
demnächst ansteht.
Das bedeutete allerdings keineswegs, dass die Qualitäts-, Umweltund Arbeitssicherheitsaspekte der
auditierten Prozesse außen vor
blieben. Die energiebezogene Frage, die sich stellte, war vielmehr:
Wie sind die Elemente des Energiemanagements in den verschiedenen Prozessen verwirklicht?
Hier einige Beispiele: Für das
Qualitätsmanagement ist die
Überwachung und Dokumentation der Messmittel geradezu ein
klassisches Arbeitsfeld. Sowohl im
Management-Handbuch als auch
in Verfahrens- und Arbeitsanweisungen sind die spezifischen Abläufe zur Kalibrierung, Wartung
und Aufbewahrung von Mess- und
Prüfgeräten genauestens vorgeschrieben. Die Auditoren prüften
nun, inwieweit diese Regelungen
in der betrieblichen Praxis auch für
energiebezogene Mess- und Prüfeinrichtungen gelten.
Bei der Auditierung des Bereichs
Logistik/Einkauf wurde überprüft,
ob bei der Beschaffung von elektrischen Maschinen und Geräten systematisch die Energieeffizienz berücksichtigt wird. Und im Bereich
Technische Dienste / Werkserhaltung stand – ergänzend zur planmäßigen Wartung von Maschinen
und Anlagen – die detaillierte Erfassung und Analyse der Energienutzung im Fokus. Was den Auditoren besonders gefiel: Die Mitarbeiter hatten dort ein System zur
Erfassung außerplanmäßiger Reparaturen entwickelt. Es ermöglicht,
Wartungsintervalle und Ersatzteilbeschaffung bzw. Neuanschaffungen zu optimieren.
Da wir schon bei den positiven
Aspekten sind: Punkten konnte
die Energietechnik u. a. mit der
FMEA (Fehler-Möglichkeits- und
-Einfluss-Analyse), die sowohl im
Qualitäts- als auch im Umweltbereich durchgeführt wird. Aktuelles
Was ist eigentlich ...
ein akkreditiertes
Zertifikat?
Zertifizierungsstellen müssen
akkreditiert sein. So hat die DNV
für die Arbeitsschutznorm OHSAS
18001 : 2007 eine von der TGA
(Trägergemeinschaft für Akkreditierung) ausgestellte Akkreditierung. Bei der Erstzertifizierung des
Integrierten Managementsystems
im Jahre 2006 war die DNV für
eine Zertifizierung gemäß OHSAS
18001 noch nicht akkreditiert.
Beispiel ist eine bereichsübergreifende Abfall-FMEA , mit deren Hilfe das gesamte Abfallgeschehen bei
der Energietechnik analysiert und
verbessert werden soll. Die FMEA
erfasst die gesamte Abfallpalette –
vom anfallenden Altöl bei der Maschinenwartung über die Sammlung und Entsorgung von Brennund Filterstäuben bis hin zum Recycling von Reinschrotten.
Einen guten Eindruck auf die
Auditoren machten auch laufende Projekte zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter. Beispielhaft
steht dafür ein zusammen mit der
Betriebskrankenkasse angebotenes
Rückentraining. Auch die Zusammenarbeit von Betriebsrat und Geschäftsführung in allen Belangen
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes fand Gefallen.
Die Auditoren lobten zudem,
wie die Energietechnik einschlägige Rechtsvorschriften ermittelt
und die Rechtskonformität überprüft (Legal Compliance). Beispiel
dafür ist die Umsetzung der elektronischen Nachweisführung für
gefährliche Abfälle, auf die man
die Mitarbeiter durch entsprechende Schulungen vorbereitet hatte.
Kurz: Das Rezertifizierungsaudit
war ein großer Erfolg – und wurde
mit einem akkreditierten Zertifikat
belohnt. Es bestätigt die Übereinstimmung des Integrierten Managementsystems der Energietechnik mit dem Qualitäts- (ISO 9001),
Umwelt- (ISO 14001) und Arbeitsschutzmanagement-System ( OHSAS 18001).
Hermann Skotz
Foto: Ute Leifert
ohne Grund gehören AuszubildenPreiswürdig. Nicht
de des Bochumer Vereins immer wieder
zu den Prüfungsbesten im Kammerbezirk. Denn seit Jahren stellt der
BVV im Rahmen einer Verbundausbildung mit dem Technikzentrum der
Thyssen Krupp Steel AG eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicher.
So konnte es nicht überraschen, dass ein Auszubildender des BVV erneut
mit dem Azubi-Award als Prüfungsbester im Geschäftsbereich Schmieden/
Rollendes Bahnmaterial ausgezeichnet wurde. Um dem Stellenwert der
Auszeichnung gerecht zu werden, wurde die Urkunde im Rahmen der
letzten Belegschaftsversammlung an den Preisträger Christian Lehmann
(Zerspanungsmechaniker) überreicht. (Von links nach rechts): Dr. Günter
Köhler (Geschäftsführer), Norbert Klein (Geschäftsführer), Werner Schiecke
(Betriebsratsvorsitzender), Heinz-Jürgen Wolf (Betriebsrat und zuständiger
Meister), Michael Thamm (Geschäftsführer) und Christian Lehmann.
Robert Bienert
Licht und Schatten
BTBED · Nicht alles auf aktuellem Stand
Werksfoto
Gratulation zur bestandenen Prüfung (vorn von links nach rechts): Oliver Schmidt,
Ronny Schernitz (Ausbilder) und Sebastian Haubold. Hinten von links nach rechts:
Bernd Vogel (Leiter Produktion und Instandhaltung), Frank Andreas (Meister) und
Klaus Nagel (Betriebsratsvorsitzender).
Oliver Schmidt und Sebastian Haubold hatten bei der Bahntechnik
Brand-Erbisdorf ihre Lehre als Zerspanungsmechaniker am 1. September 2006 begonnen. Sie dauerte dreieinhalb Jahre. Partner bei der
praktischen Ausbildung (ab dem zweiten Lehrjahr) war die Berufsausbildungsstätte LTB Leitungsbau GmbH. Für die theoretische Ausbildung besuchten die beiden die Berufsschule in Freiberg (ein Jahr
lang) bzw. Mittweida (die restliche Ausbildungszeit). Hier schildern
sie, wie sie ihre Ausbildungszeit erlebt haben:
Werksfoto
auf, Ohren zu, Kittel an!“ hieß es für 15 Brandenburger Jugendliche Ende
Aufgeweckt. „Helm
Januar bei einer Betriebs- und Berufserkundung. Eingeladen hatten die Wildauer Schmiedewerke im Rahmen des Projekts „Unternehmen: Jugend“. So schnupperten die Neuntklässler echte
Arbeitsluft in der 135 Mitarbeiter starken Gesenkschmiede. Berufsausbilder Fritz Leszczynski und Detlef Beier
(Arbeit und Umweltschutz) führten durch die Werkhallen. Dabei wurden sie nicht müde, die Fragen der aufgeweckten Teilnehmer zu beantworten. Höhepunkt war die Besichtigung eines der größten Gegenschlaghämmer
Europas. Die Vielfalt der ausgeübten Berufe in den Wildauer Schmiedewerken ist groß. Ob Schmied, Schlosser,
Dreher, Fräser, Werkstoffprüfer, Konstrukteur, Programmierer oder Laborant – in Gesprächen mit Azubis erfuhren
die Jugendlichen auf Augenhöhe alles rund um die Ausbildungsinhalte. Abschließend trugen sie ihre Eindrücke
in Teamarbeit zusammen und werteten sie gemeinsam mit Mitarbeitern der Wildauer Schmiedewerke und der
Stiftung der Deutschen Wirtschaft aus. Die Stiftung hat das Modellprojekt „Unternehmen: Jugend“ initiiert. Das
Projekt will junge Menschen auf dem schwierigen Weg in den Beruf unterstützen und ihre Talente und Chancen
fördern. Foto: Fritz Leszczynski stellt den Jugendlichen die Wildauer Schmiedewerke vor.
Frank Ledderbohm
glück auf · 1/2010 ......... 22
Die Ausbildung war anspruchsvoll und vielseitig. Wir erwarben Fachwissen
bzw. Grundkenntnisse auf den Gebieten Metallkunde, mechanische Bearbeitung und Zerspanungsverfahren (im CNC -Bereich). Praxiserfahrungen
konnten wir in unserem Ausbildungsbetrieb sammeln.
Positiv ist anzumerken: Unser Ausbildungsbetrieb hat uns während
der ganzen Ausbildungszeit sehr gut betreut und tatkräftig unterstützt.
Das war sehr hilfsreich, da wir anfangs vom Ablauf im Betrieb oder vom
Zusammenspiel der Ausbildungsstätten keine Ahnung hatten. Meister und
Betreuer gaben uns immer das Gefühl, ein Teil des Ausbildungsbetriebes
zu sein. Dafür möchten wir allen Beteiligten danken.
Jetzt, am Ende der Ausbildungszeit, können wir einschätzen, wie gut
wir gerüstet und ausgebildet wurden. Uns ist aber auch bewusst, dass wir
unser Grundwissen in den nächsten Jahren ergänzen bzw. perfektionieren
müssen.
Trotzdem gibt es einige Aspekte, die das Bild trüben. Beispielsweise
dass Berufsschule und Ausbildungsbetrieb nicht immer auf dem aktuellen
Stand der IHK-Prüfungsanforderungen waren. So wurden mitunter in der
CNC -Ausbildung Programme gefordert, die uns entweder gar nicht oder
zu spät zugänglich gemacht worden waren. Hinzu kam: Waren Ausbilder
krank, gab es keine qualifizierte Vertretung. Trotzdem gilt unser Dank allen
Ausbildern.
Zukünftig möchten wir natürlich in unserem gelernten Beruf arbeiten.
Aber wenn nötig, lernen wir gerne dazu und setzen uns dort im Betrieb
ein, wo wir gebraucht werden.
SCH M I EDE
Gesundheit fängt im Kopf an
RAFIL · Vor zweieinhalb Jahren ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement in
Gang gekommen – ein Prozess, der von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
nur eins fordert: die Bereitschaft, etwas für die eigene Gesundheit zu tun.
INTERVIEW
Seit Herbst 2007 verfolgt die
Geschäftsführung der Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH (RAFIL)
– neben der Umsetzung des Integrierten Qualitätsmanagements
– auch das Projekt des Betrieblichen
Gesundheitsmanagements. Was mit ersten Informationen in der Leitungsebene mit
Unterstützung der AOK SachsenAnhalt begann, wurde dann im
Januar 2008 in einem Workshop
vertieft. Wie sich das Projekt seitdem entwickelt hat und wo man
heute steht, schildert der Geschäftsführer Jörg Villmann im
glückauf-Interview:
glückauf: Herr Villmann, worum
ging es bei dem Workshop?
Jörg Villmann: Um zwei Dinge.
Man wollte zum einen den Projektverantwortlichen, dem Betriebsrat
und den Mitarbeitern, die Ziele
und Aufgaben des Betrieblichen
Gesundheitsmanagements erläutern. Und man wollte zum anderen verdeutlichen, welch breiter
und durchaus messbarer Nutzen
sich zum einen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zum
anderen für das Unternehmen ergibt.
War für die RAFIL diese Art der Selbstreflektion neu?
Villmann: Im Gegenteil. Wir haben
zu diesem Zeitpunkt bereits sehr
aktiv das Leitbild der GMH -Bahntechnik diskutiert. Dabei wurde
auch schnell klar, was eine aktive
betriebliche Gesundheitspolitik
nützen kann. Und wie viel sie –
wenn die Belegschaft die vielfältigen Angebote rege nutzt – auch zur
Leistungsstabilisierung und Leistungssteigerung beitragen kann.
Aber auch die RAFIL hat in Sachen
„Mitarbeitergesundheit“ doch nicht
bei null angefangen?
Villmann: Ganz und gar nicht. Das
haben auch unsere ArbeitsplatzAnalysen und die Schlussfolgerungen gezeigt, als es darum ging,
die Belastungen am Arbeitsplatz
zu minimieren. Wir hatten die Zeit
davor keineswegs verschlafen. Arbeitsmedizinische Bewertungen
sind in der Vergangenheit regelmäßig eingeflossen, um Arbeitsplätze
zu optimieren. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen: Eine
so komplexe Bewertung wie durch
das Betriebliche Gesundheitsmanagement gab es noch nicht.
Entscheidend ist bekanntlich, was
hinten rauskommt. Welche Ziele hat
sich die RAFIL gesetzt?
tistik natürlich kritisch zu beurteilen. Denn ein paar Langzeiterkrankungen oder eine saisonale „Virenattacke“ reichen aus – und der
Aussagewert der Statistik ist nicht
mehr gegeben. Wichtiger ist deshalb unser zweites Ziel: Wir wollen
letztendlich die breite Zustimmung
der Belegschaft zum Gesundheitsmanagement.
Und wie steht es um diese Zustimmung?
Villmann: Unsere Eingangsanalysen 2008 haben gezeigt: Die Belegschaft interessiert das Thema
brennend. Immerhin haben über
80 Prozent bei einer Befragung
geantwortet, was man aus gesundheitlicher Sicht verändern sollte
und welche thematischen Schwerpunkte sie sehen. Diese Themen
waren Ausgangspunkt aller Maßnahmen, die zusammen mit Experten der Krankenkasse dann erarbeitet wurden.
Werksfoto
Geschäftsführer Jörg Villmann
Villmann: Eines unserer formalen
Ziele ist es, bis Anfang 2010 eine
Gesundheitsquote von vier Prozent
zu erreichen. Das kommt nicht von
allein, für dieses Ziel müssen sich
alle Mitarbeiter gemeinsam engagieren.
Sagt so eine Zahl wirklich alles aus?
Villmann: Sie haben recht. Bei
einem mittelständischen Unternehmen wie RAFIL mit etwa 225
Mitarbeitern einschließlich der
Auszubildenden ist solch eine Sta-
Welche Schwerpunkte waren das?
Villmann: Wir können auf vielen
Feldern etwas tun: Technik, Arbeitsschutz, Arbeitsbedingungen,
Gesundheitsangebote, Gesundheitserziehung und Gesundheitsverhalten, Kommunikations- und
Informationsmanagement sowie
Führungskräfte- und Personalentwicklung.
Und was wurde bislang in Angriff genommen und umgesetzt?
Villmann: Beispielsweise haben
wir unsere Bildschirmarbeitsplätze
analysiert und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Änderungsempfehlungen zukommen
lassen – verbunden mit ergonomischen Hinweisen für ein entspre-
RAFIL · Immer wieder ein besonderes Ereignis
Foto: Hagen Döbelt
Eine Feierstunde, über die sich alle freuen konnten (von links nach rechts):
Gunar-Erik Schreier, Ulrich Unbehaun, Christoph Hinneburg, Holger Mex,
David Rinke, Jürgen Brückner, Jörg Villmann und Ernst Ruhe.
D
onnerstag, 4. Februar. Offizielle
Freisprechung der Auszubildenden bei der Radsatzfabrik Ilsenburg.
Ein besonderes Ereignis, bei dem
sich alle Eingeladenen für die Azubis
freuen. Mit gutem Grund, denn
dreieinhalb Jahre Berufsausbildung
sind eine lange Zeit.
Diesmal standen Christoph Hinneburg und David Rinke im Mittelpunkt der Feier. Die beiden hatten
Mitte Januar ihre Abschlussprüfung
vor der IHK Magdeburg erfolgreich
absolviert.
Bei der praktischen Prüfung
gelang David Rinke ein besonders
guter Abschluss – eine außerordentliche Leistung, die bereits gewürdigt wurde. Der Rahmen dafür
war eine Feierstunde anlässlich der
Freisprechung der gewerblichen
Auszubildenden des TeutloffBildungszentrums in Wernigerode.
Dort durchlaufen auch RAFIL -Azu-
Haben Sie auch Misserfolge zu verzeichnen?
Villmann: In der Tat: Nicht alles,
was angedacht war, ließ sich immer so umsetzen, wie gedacht und
erhofft. Beispielsweise das Schwimmen zur Stärkung des Gelenksystems. Maßgeblich bleibt jedoch:
Wir müssen das gewonnene Wissen
aus den Analysen in die betrieblichen Arbeitsabläufe einbeziehen
und der gesamten Belegschaft vermitteln. Denn das Gesundheitsmanagement lebt erst, wenn unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
ein Gesundheitsbewusstsein entwickeln. Und aktiv etwas für ihre Gesundheit tun können sie nur, wenn
sie auch entsprechende Angebote
vorliegen haben und nutzen.
Ihr Zwischenfazit?
Villmann: Der Prozess, der im Kopf
begann, trägt langsam organische
Früchte – auch wenn dieses neue
Bewusstsein mitunter nicht bei
Eis und Schnee helfen konnte. So
manch einer fiel der Glätte zum
Opfer und auf die Nase – was natürlich die Statistik belastete. Aber
so ist das halt mit der Aussagekraft
von Statistiken …
Vielen Dank für das Gespräch.
Foto: em
AZUBI-ECKE
Doppel-Freispruch
chend entspanntes rücken- und augenfreundliches Arbeiten. Mehr als
50 Arbeitsplätze in Fertigung und
Verwaltung haben bereits davon
profitiert. Dabei wurden auch viele
„betagte“ Rechner ausgetauscht.
Ein anderes Beispiel ist das arbeitsplatzbezogene Rückentraining. Immerhin 40 Mitarbeiter haben sich
bereits beteiligt. Sie wissen jetzt:
Wenn’s hinten zwickt, ist es Zeit,
wieder etwas zu tun.
bis innerhalb des Ausbildungsverbundes ihre Grundausbildung.
Ein Blick auf den Ausbildungsstart zeigt: Ursprünglich hatten
am 1. September 2006 drei Azubis
ihre Berufsausbildung zum Zerspanungsmechaniker (Drehmaschinensysteme) aufgenommen. Der dritte
Azubi warf bedauerlicherweise kurz
vor Schluss die Flinte ins Korn – und
kündigte seinen Ausbildungsvertrag.
Die Freisprechung in der Radsatzfabrik Ilsenburg hat eine sehr
lange Tradition mit Symbolkraft.
Denn die Azubis erhalten ihren
Facharbeiterbrief aus den Händen
des Geschäftsführers. Diesmal war
es Jörg Villmann (Technik, Personal), der die beiden anschließend
offiziell dem Bereich Fertigung
„übergab“.
Ob Geschäftsführer, Fertigungsleiter, Personalleiter oder Ausbilder:
Sie alle meldeten sich zu Wort,
ließen die Ausbildungszeit Revue
passieren, erzählten Anekdoten und
gaben dem Nachwuchs Ratschläge
mit auf den Weg. Ihre einmütige
Meinung: Die beiden haben sich
während ihrer Lehrzeit bestens entwickelt. RAFIL kann also sicher sein,
einen Grundstein für erfolgreichen
Berufsnachwuchs gelegt zu haben.
Freudig und stolz nahmen die
Jung-Facharbeiter jede Menge
Glückwünsche und einen zunächst
befristeten Arbeitsvertrag entgegen
(gemäß Tarifvertrag der Metall- und
Elektroindustrie Sachsen-Anhalt).
Bei einem gemeinsamen Mittagessen klang die Feierstunde aus.
Sabine Dannhauer
glück auf · 1/2010 ......... 23
Schützenhilfe. Die Feuerwehr mit Martinshorn und Blaulicht ist seit jeher der Traum vieler Jugendliche. Schließlich dürfen sie schon ab 16, die
Zustimmung der Eltern vorausgesetzt, mit den
älteren Kameraden zum Einsatz, um Brände
zu löschen, Unfallhilfe zu leisten und anderes
mehr. Auch die Ilsenburger Freiwillige Feuerwehr ist gefragt. So gehören
zu der Jugendfeuerwehr gegenwärtig 14 Jungen und Mädchen, die sich
regelmäßig engagieren – eine Freizeitbeschäftigung, die viele Pflichten
mit sich bringt und von anderen manchmal belächelt wird. Für Ilsenburg
und die angeschlossenen Gemeinden Drübeck und Darlingerode ist die
Freiwillige Feuerwehr (Einsatzbereich: 30 km im Umland) nicht nur in
Bezug auf die Brandbekämpfung wichtig. Auch bei Hochwasser im Harz
oder Verkehrsunfällen ist sie zur Stelle, beispielsweise mit ihrer hydraulischen Rettungsschere, um eingeklemmte Unfallopfer zu befreien. Wer
Nachwuchs fördern will, muss allerdings auch Wissen vermitteln. Mit
einer Spende von 750 Euro hat jetzt die Radsatzfabrik Ilsenburg dazu beigetragen, dass man moderne Medien einsetzen kann. Mit dem Geld sollen für Schulungszwecke ein Beamer und eine Fotoleinwand angeschafft
werden. Jugendwart André Münzberg: „Gerade in Zeiten knapper Kassen
ist natürlich jeder Euro sehr willkommen.“ Bei der Spendenübergabe Ende
Februar (von links nach rechts): Uwe Oehlmann, RAFIL -Geschäftsführer
Jörg Villmann, André Münzberg, Fabian Gaede, Fabian Röder und RAFIL Geschäftsführer Michael Thamm.
em
SCH M I EDE
17
Im Rausch der Geschwindigkeit
BVV · Die chinesischen CRH3 -380-Züge werden in neue Geschwindigkeitsdimensionen vorstoßen – mit
Radsätzen „made by BVV “. Damit bietet sich eine weitere Chance, den asiatischen Markt zu erschließen.
B
ereits Ende Oktober vergangenen Jahres wurde es in
Peking mit den Unterschriften
der Vertragspartner offiziell besiegelt: Der Bochumer Verein (BVV )
wird an die Changchun Railway
Vehicles Co. LTD . Radsätze für 50
Hochgeschwindigkeitszüge liefern.
Dabei geht es um den CRH3-380 ,
eine Weiterentwicklung des ICE 3.
Seine Höchstgeschwindigkeit wird
380 km/Std. betragen. Verkehren
werden diese Züge auf der Strecke
Peking–Shanghai, deren Trasse derzeit gebaut wird.
Bereits Ende 2006 hatte der BVV
an einer ähnlichen Ausschreibung
teilgenommen, um auf dem chinesischen Markt für Hochgeschwindigkeitszüge Fuß zu fassen. Dabei
ging er aber leer aus. Jetzt zahlte
sich aus, dass man dennoch am
Ball geblieben war – und aus der
zweiten Reihe Markt und lokale
Problematiken vorsichtig beobachtet hatte.
Bei dem Auftrag kommen die
Kernkompetenzen des BVV voll
zum Tragen. Denn während in
Europa Radsätze nach Vorgaben
der Fahrzeughersteller gefertigt
werden, vertrauen das Ministerium
Foto: Hagen Döbelt
Vertragsunterzeichnung in Peking (erste Reihe von links nach rechts): Norbert Klein (BVV-Geschäftsführer), Mr. Ding Riguo
(Procurement Director Changchun Railway Vehicles Co. LTD.) und Yunsong Yang (Vize-Präsident XY-Group).
für Eisenbahnen (MOR ) und die
chinesischen Partner auf das Können der Bochumer: Sie bestellten
Radsätze, die vom BVV konstruiert
und berechnet werden.
Die Entscheidung des MOR
hat viele Gründe. So hat der BVV
seit 1991, dem Beginn des Hochgeschwindigkeits-Zeitalters, diese
technisch anspruchsvolle Radsatztechnologie federführend entwickelt. Weiterer Wettbewerbsvorteil:
Der BVV hat in langjähriger Partnerschaft mit der Zulieferindustrie
auch besondere Beschichtungssysteme zu bieten. Last, but not least:
Speziell entwickelte und patentierte
B V V -Hochgeschwindigkeitsräder
werden bereits in deutschen und
spanischen HS-Zügen eingesetzt.
Für die chinesische Regierung
hat die fristgerechte Fertigstellung
dieser Züge Priorität. Deshalb müssen sich alle Zulieferer an einen
– nach europäischem Verständnis
unglaublichen (fast irreal erscheinenden) – Lieferzeitplan halten:
Bis Ende 2012 sollen diese Züge auf
den neuen Trassen verkehren.
Derzeit arbeiten die dafür zuständigen Abteilungen des BVV
mit Hochdruck an der Umsetzung
des anspruchsvollen Auftrages.
Schließlich will man nicht nur fristgerecht, sondern auch in bekannter
Qualität ausliefern. Folgeprojekte
für weitere Hochgeschwindigkeitszüge sind bereits absehbar. Schon
jetzt arbeitet man daran, auch hier
der Technik aus Bochum zu Einsatz
und Erfolg zu verhelfen.
Thorsten Schürmann
Ein Glockenstreit in Es-Dur
BVV · Vor dem Rathaus der Stadt Bochum steht eine Glocke. Sie steht für ein
Stück Wirtschafts- und Technikgeschichte, die Bochum wesentlich geprägt hat.
D
ie Düsseldorfer Provinzial- und
Gewerbeausstellung 1852 hatte
es in sich: Ausgestellt waren sechs
Glocken aus Stahlguss, gestimmt
in Es-Dur. Hersteller: die Gußstahlfabrik von Mayer & Kühe aus Bochum, der Vorläufer der Bochumer
Vereins Verkehrstechnik.
Die Glocken waren ihrer Technik wegen eine absolute Sensation.
Denn der Stahlguss eröffnete eine
völlig neue Dimensionen. Selbst
für die Herstellung komplizierter
Stahlteile, die bislang ein mühseliges und langwieriges Ausschmieden
von Gussstahlblöcken erforderte,
gab es jetzt eine weitaus schnellere
Alternative: die Gussfertigung mit
geringer Nachbearbeitung.
Das Dumme war nur: Die Branche war nicht begeistert, sondern
empört. Von „Täuschung des Publikums“ war die Rede. Der Vorwurf:
Die Glocken seien nicht aus Stahl,
sondern nur aus Eisen. Kein Körper
von abwechselnden Dimensionen
könne aus Gussstahl kompakt gegossen werden.
Drei Jahre später, auf der Pariser Weltausstellung 1855, kam es
erneut zum Eklat. Alfred Krupp –
selbst dem Geheimnis des Stahlgusses auf der Spur – hatte die
Stahlqualität der dort ausgestellten, neu gegossenen Glocken anfechten lassen. Jetzt hatte Jakob
Mayer genug. Er war bereit, eine
seiner Glocken zu opfern, um der
Wahrheit ans Tageslicht zu verhelfen. Und so kam es, dass im Beisein
des „königlich-württembergischen
Herrn Oberregierungsrates“ Dr.
von Steinbeis eine der Glocken
zerschlagen und untersucht wurde. Das Ergebnis: vollkommener
Gussstahlbruch. Mayers Erfindung,
„
g
, kam einer
der „Facon-Stahlguss“,
Werksfoto
In memoriam: Machte die epochale
Erfindung des Stahlgusses und wird von
der Geschichte dennoch stiefmütterlich
behandelt: Jakob Mayer.
Werksfoto
W
erksfoto
technischen Revolution gleich. Er
ermöglichte, bereits ab 1859 Lokomotivräder, Eisenbahnreifen und
Eisenbahnscheibenräder aus Stahl
herzustellen. Stellte sich nur noch
die Frage: in welcher Qualität? Eine
25-köpfige Kommission, gespickt
mit Experten aus dem Eisenbahn-,
Bergbau- und Stahlbereich, nahm
die Räder besonders genau unter
die Lupe. Ihr Resultat: Es seien die
stärksten Räder, die ihnen bislang
bekannt geworden seien.
Kein Zweifel: Jakob Mayer hat –
der Konkurrenz Alfred Krupps zum
Trotz – ein wichtiges Kapitel deutscher Technikgeschichte geschrieben.
Oben: Lokomotivrad aus FaconStahlguss.
Rechts: Sie steht
vor dem Bochumer
Rathaus, ist
3,13 m „dick“ und
15.000 kg schwer.
Die Glocke wurde
für die 2. Pariser
Weltau
Wel
tausst
sstell
ellung
ung
Weltausstellung
gegossen
en.
(1867) gegossen.
em
Werksfoto
Bu
B
u
glück auf · 1/2010 ......... 24
Informationsquelle:
Otto-Schott-Arbeitskreis zur
Industriegeschichte Wittens
SCH M I EDE
Für die GMH-Gruppe einen
eigenen Standard entwickelt
BTBED · Gemeinsam mit der GMH Systems wurde in langer und harter Entwicklungsarbeit eine
Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung entwickelt. Der besondere Clou: Die von Theoretikern und
Praktikern gemeinsam erarbeitete Software ist neuer Standard für die gesamte GMH-Gruppe.
INTERVIEW
Der Begriff hört sich hochwissenschaftlich und kompliziert
an. Und er kommt – wie könnte
es anders sein – aus dem Englischen: Manufacturing Execution System, kurz MES. Theoretisch gesprochen: MES bezieht
sich in der Regel auf ein Gesamtsystem, das den Bereich zwischen
der Enterprise Ressource Planning (ERP) der Unternehmensleitebene und dem eigentlichen
Fertigungsprozess abdecken soll.
Praktisch gesagt: Es geht um Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung und deren Integration in
das SAP-System. Was es damit bei
der Bahntechnik Brand-Erbisdorf
auf sich hat, schildert Leiter IT
und Controlling Andreas Sobotta
im glück auf-Interview:
glück auf: Manufacturing Execution
System in Brand-Erbisdorf, heißt das
nicht, ein wenig mit Kanonen auf
Spatzen zu schießen? Sie haben doch
noch nicht einmal 100 Mitarbeiter im
Stammpersonal?
Andreas Sobotta: Das ist eine sehr
provokante Frage. Aber wie so oft
ist nicht alles so, wie es scheint.
Die Bahntechnik ist ein hochrationalisiertes und -automatisiertes
Unternehmen. Wir haben in der
Vergangenheit bewiesen, dass wir
auch mit wenig Personal ein enormes Leistungsvermögen entwickeln können. Da werden erfasste
Personalzeit- und Betriebsdaten zu
einem immens wichtigen Instrument. Wir können zum Beispiel
damit direkt Fertigung und Ne-
benprozesse steuern und sehr
flexibel reagieren. Das hat sich
im letzten Geschäftsjahr ausgezahlt. Denn trotz eines sehr
großen Auftragsrückgangs haben wir immer noch Gewinn erwirtschaftet. Gerade in solchen
Situationen sind alle zufrieden,
wenn man aufgrund verlässlicher Daten entscheiden und
treffsicher Korrekturen einleiten
kann. Ein riesiger Vorteil für alle
Mitarbeiter. So viel zu den Kanonen und Spatzen.
Weshalb wurde überhaupt eine
neue Personalzeit- und Betriebsdatenerfassung erforderlich?
Sobotta: Es gab mehrere AspekFoto: em
te. Zum Beispiel immer wieder
die Frage: Wie viel kann der Be- Andreas Sobotta, Leiter IT und Controlling
trieb wirklich leisten – messbar?!
Der wirtschaftliche Boom zwischen weiten Erfassungsstandard für die
2007 und 2008 hatte ja dazu verlei- Stahlbranche und insbesondere für
tet, manchen betriebswirtschaftli- die GMH-Gruppe entwickeln. Mit
chen Kompromiss zu machen, der denen taten wir uns zusammen.
sich in Abschwungzeiten nachteilig auswirken konnte. Zudem Da trafen sich sozusagen Theorie und
war die Betreuung für unser Brut- Praxis bzw. Software-Entwickler und
tolohnprogramm weggebrochen. Software-Anwender.
Wir brauchten Ersatz. Da das SAP- Sobotta: Sozusagen. In der UmsetSystem das führende System blei- zung war es harte Projektarbeit: Es
ben sollte, fiel die Entscheidung wurden Teams gebildet, Etats festfür den Personalbaustein. Die Fra- gelegt, Terminschienen erstellt,
ge war nur: Woher die Lohndaten Inhalte der Arbeitsschritte und Ernehmen, wenn man weiterhin gebnispunkte definiert, Verträge
Leistung und Qualität honorierend geschlossen.
lenken und die Frage nach der Leistungsfähigkeit nicht außer Acht Und wie lief die konkrete Projektlassen wollte.
arbeit?
Sobotta: Wie in jedem EntwickUnd wo wurden Sie fündig?
lungsprojekt dieser GrößenSobotta: Bei der GMH Systems ordnung gab es ein Ringen um
GmbH. Sie wollte nämlich zur glei- Wunsch und Realisierbarkeit, um
chen Zeit einen neuen gruppen- Machbarkeit, um Abstimmungen
zu betrieblich sinnvollen Abläufen. Es wurde um Inhalte und
Praktiken gestritten, es gab Höhen und Tiefen und ein Geben
und Nehmen. Man verlor sich
zwischendurch in Details oder
im großen Ganzen, argumentierte rational oder emotional,
erarbeitete gute und schlechte
Kompromisse, ging bis an seine
Belastungsgrenzen und durchlebte fruchtbare und frustrierende Phasen. Bei Projekten über
einen längeren Zeitraum gehört
das einfach auch dazu. Aber
letzten Endes ging es allen um
die Sache und den Erfolg.
Ihr Projektfazit?
Sobotta: Viele Erkenntnisse aus
der Praxis fanden sich in der
Programmierung wieder, und
so mancher rationale Gedanke der
Programmierer und Betreuer setzte
Akzente. Beide Seiten haben vieles
über sich und den anderen gelernt.
Das Projekt hat bei allen Beteiligten eine nachhaltige und erkenntnisreiche Wirkung hinterlassen.
Und unterm Strich?
Sobotta: Die Prozesse laufen. Damit ist ein Erfolg belegt.
Das Projekt ist also abgeschlossen?
Sobotta: Diese Frage ist eindeutig
mit einem „Ja“ und einem „Nein“
zu beantworten.
Sie sprechen in Rätseln.
Sobotta: Die Arbeit an diesem Projekt hat viele begleitende Prozesse
ausgelöst. Ob es um Zeiterfassung
ging, Schichtberichte, schnelle
und aussagefähige Auswertungen
für die Fertigungsleitung, die Darstellung und Funktionalität an den
Terminals oder die Bereitstellung
der Daten für die Lohnabrechnung.
Immer wieder wurden zusätzliche
Prozesse angestoßen, die ebenfalls
Veränderungen unterlagen und
teilweise auch aktualisiert werden
mussten. Das ist noch nicht vollständig gelöst.
Ich vermute, das strapaziert die Geduld in einigen Bereichen.
Sobotta: Das bleibt nicht aus. Hinzu kommt, dass auch äußere Einflüsse Nachbesserungen erzwingen
– zum Beispiel der Zusammenschluss von Krankenkassen oder
die Änderungen der tariflichen
Vereinbarungen. All dies muss verlässlich definiert und im Programm
abgebildet werden. Diese Restarbeiten vermischen sich zudem mit bereits funktionierenden „lebenden“
Bestandteilen. Die wiederum benötigen noch eine Feinjustierung,
die sich aus der Beobachtung der
neu installierten bzw. abgebildeten
Abläufe ergibt. Zudem müssen wir
noch ergänzende Softwareleistungen – zum Beispiel auch in Excel
oder Access – optimal dem ganzen
System anpassen. Damit werden
wir uns im ersten Halbjahr auseinandersetzen.
Da gibt es offensichtlich noch eine
Menge zu tun. Können Sie dennoch
ein Zwischenfazit ziehen?
Sobotta: Für ein fundiertes Fazit
ist es zu früh. Aber subjektiv gesehen: Es war ein schwieriges und
sehr komplexes Entwicklungsprojekt. Die Betonung liegt dabei auf
Entwicklung. Wir haben sehr viel
mehr Zeit benötigt als vorgesehen,
weil wir von Standardlösungen
ausgegangen waren. Und eine entwickelte Lösung ist damit nicht zu
vergleichen.
Hat sich der Aufwand dennoch gelohnt?
Sobotta: Auf jeden Fall – weil
nicht nur wir, sondern die gesamte
GMH-Gruppe davon profitiert. Immerhin steht nun am Ende unter
Mitwirkung der Bahntechnik ein
Gruppenstandard.
Vielen Dank für das Gespräch.
PERSONALIA
Betriebsjubiläen
1. Quartal 2010
Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren
den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige
Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die
Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.
Elektrostahlwerke Gröditz GmbH
20 Jahre: Peter Fischer
Foto: vl
ihre Frühjahrsausgabe traf sich die
Basisarbeit. Für
glück auf-Redaktion in der Radsatzfabrik
Ilsenburg. Bei dem Treffen ging es vor allem darum, Inhalt und Gestaltung der Ausgabe zu besprechen. Zuvor warfen die Redaktionsmitglieder
einen Blick in die Produktion. Schließlich ist die Bahntechnik der GMHGruppe regelmäßig Thema in glück auf. Und so verfolgten sie neugierig,
wie Räder und Achsen gedreht, gefügt und Radsatzlager montiert werden. In der Redaktionskonferenz sitzen Bereichskorrespondenten (BK) und
Autoren, die unterschiedliche Geschäftsbereiche der GMH-Gruppe repräsentieren. Unterstützt werden sie von einer externen Text-Grafik-Redaktion. Hier erläutert Eberhard Mehle einigen Gästen die Fertigung (von
links nach rechts): Matthias Krych (BK Recycling), Hartmut Gattmann (BK
Stahl), Eberhard Mehle (BK Bahn), Marcus Wolf (Autor GMHütte), HansGünter Randel (Autor GMHütte), Thomas Hesselmann-Höfling (Grafik),
Peter Karl Müller (Textredaktion) und Norbert Hemsing (BK Guss).
vl
Schmiedewerke Gröditz GmbH
20 Jahre: Dirk Raschke (Werkserhaltung)
und Hartmut Stumpp (Ringwalzwerk)
40 Jahre: Erika Enk (Werkserhaltung) und
Bernd Meyer (Finanzen/Controlling)
Gröditzer Vertriebsgesellschaft mbH
10 Jahre: Cecile Maret
Energietechnik Essen GmbH
25 Jahre: Jürgen Gehrsitz (Warmbehandlung) und
Herbert Wyes (Mechanische Bearbeitung)
35 Jahre: Paul Schmitz (Qualitätswesen)
Schmiedag GmbH & Co. KG, Homburg
35 Jahre: Klaus-Dieter Hans (Instandhaltung)
Wildauer Schmiedewerke GmbH & Co. KG
20 Jahre: Gabriele Bauer (Personal)
Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH
25 Jahre: Ralf Loehr und Werner Finke
(beide Warmformgebung)
35 Jahre: Norbert Baumann (Mechanische Bearbeitung Rollendes), Lothar Goertzen (Werksentwicklung/
Investitionen), Rolf-Peter Messerschmidt (Personal und
Soziales) und Aziz Tarkhani (Mechanische Bearbeitung
Rollendes)
Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH
10 Jahre: Jörg Haberland und Ive Halbauer
(beide Fertigung)
15 Jahre: Knut Dinesen (Technologie)
20 Jahre: Gerald Böttcher (Werkerhaltung), Ulrich Fest
(Vertrieb) und Andreas Schmidt (IT und Organisation)
30 Jahre: Manfred John (Fertigung), Ernst Kuhnert
(Fertigung), Karin Schilling (Auftragsmanagement) und
Volker Weitze (Fertigung)
35 Jahre: Olaf Wöhler (Werkerhaltung)
Schmiedag GmbH & Co. KG, Hagen
25 Jahre: Roland Himstedt (Endfertigung) und Daniel
Schwarzer (Endfertigung)
45 Jahre: Peter Schürmann (Schmiede)
glück auf · 1/2010 ......... 25
Bahntechnik Brand-Erbisdorf GmbH
35 Jahre: Beate Vogel (Labor)
GUSS
Eisenguss Automotive: Walter Hundhausen GmbH · Dieckerhoff Guss GmbH · Harz Guss Zorge GmbH · BA LO-MO TOR TEX GmbH
Eisenguss Maschinenbau: Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH · Pleissner GmbH Stahlguss Maschinenbau: Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss GmbH
· Pleissner Guss GmbH · Stahlguss Gröditz GmbH Aluminiumguss: MWK Renningen GmbH · MWK Schwäbisch Gmünd GmbH
Umweltfreundlich und
effizient wie noch nie
PG · Feuerprobe bestanden: Der Kammer-Vergüteofen zur Wärmebehandlung
von Stahlguss hat die Erwartungen der Verantwortlichen mehr als erfüllt.
Werksfoto
war also hochgradige Flexibilität.
Schließlich muss die Pleissner-Produktpalette in allen Punkten den
Anforderungen und Qualitätsstandards entsprechen, die aus so unterschiedlichen Wirtschaftsräumen
wie Europa, Amerika und Asien
kommen.
Der Ofen ist 5,5 m lang, 3,5 m
breit und 2,5 m hoch. Seine Nennbeladung liegt bei bis zu 15 t. Besonderes Augenmerk richteten
die Planer und Entwickler auf das
Thema Energie und Umwelt. Mit
gutem Resultat. Denn im Vergleich
zu seinen Vorgängern hat der neue
Ofen einen um fast 50 Prozent geringeren Wärmeverlust – bei einem
bis zu 30 Prozent verbesserten Wirkungsgrad.
Eingesetzt wurde auch die neueste FLOX -Brennertechnik. Lohn
der vorausschauenden Investition:
eine Reduzierung der NOx-Emissionen von bis zu 90 Prozent. Dies
ist ein beachtlicher Fortschritt im
Vergleich zu den Öfen älteren Datums. Sie können solche Bestmarken aus technologischen Gründen
noch nicht erreichen.
Mit dem neuen Kammer-Vergüteofen ist Pleissner Guss nun in
der Lage, einen größeren Anteil
an wärmebehandlungsintensiven –
und damit an höherwertigen – Produkten zu fertigen.
Magnus Duda
Der ganze Stolz der Projektbeteiligten: der neue Vergüteofen zur optimalen Wärmebehandlung der Gussteile. Im Vergleich zu den bereits im Einsatz befindlichen Öfen ein
Meilenstein in puncto Umweltwerte und Energie-Effizienz!
D
er neue Ofen steht in der zentralen Wärmebehandlung bei
Pleissner Guss. Dort reiht er sich
nahtlos in die Anordnung der drei
bereits bestehenden Kammer-Vergüteöfen ein. Seine zentrale Lage
ermöglicht den direkten Zugang zu
diversen Abkühlmedien/Anlagen
– was erlaubt, über die moderne
Steuerung fast alle denkbaren Wärmeführungen abzuwickeln.
Die Planung des Ofens erwies
sich als Spagat: Zum einen musste
er für bereits bestehende Produkte, zum anderen für zukünftige
Bauteile geeignet sein. Gefordert
Wärmebehandeln – wozu?
Die Wärmebehandlung von Stahlguss dient in erster Linie dazu, bestimmte mechanisch-technologische Eigenschaften des Materials zu erzielen.
Hintergrund: Heutzutage sind die Anforderungen an diese Eigenschaften
recht hoch. Je nach Einsatzbedingung (zum Beispiel wechselnde Belastung
und Belastungsrichtung in unterschiedlichen Temperaturbereichen) muss
das Gefüge des Stahls speziell ausgebildet oder in einem speziellen Eigenspannungszustand sein. Das ist für die Lebensdauer dieser Bauteile von
entscheidender Bedeutung. Erzielen kann man diese Ergebnisse nur mit
einer präzisen Wärmebehandlung.
Werksfoto
Lehrstück. Mitte
Januar waren Schüler der Haupt- und
Realschule Hattorf bei Pleissner
Guss zu Gast, begleitet von Linus
Rudolph, Fachberater für Berufsorientierung. Sie wollten sich
einen Eindruck von der Arbeitswelt und den Ausbildungsmöglichkeiten einer Gießerei verschaffen. Der Besuch begann mit der
Vorstellung des Unternehmens
und der dort möglichen Ausbildungsberufe. Anschließend führte
Magnus Duda (Werkstofftechnologe) die Gruppe durch den
Betrieb, unterstützt von mehreren
Azubis. Schüler und Lehrer waren
von der Größe der Gussstücke
beeindruckt. „Es ist kaum zu glauben, welches Know-how hinter
der Herstellung der Gehäuse und
Armaturen steckt“, resümierte
Linus Rudolph und schloss mit
der Aussicht: „Wir werden in der
Schule die Funktionsweise eines
Lichtbogenofens nacharbeiten.“
Der Kontakt zwischen Schule und
Betrieb geht auf die Ideen-Expo
2009 in Hannover zurück. Dank
finanzieller Hilfe von Pleissner
Guss hatten 123 Schülerinnen
und Schüler der Haupt- und Realschule nach Hannover reisen können, um dort das vielfältige Angebot zur Berufsfindung studieren
zu können. Dort waren sie auch
auf dem Stand der GMH-Holding
zu Gast. Bei Pleissner holten sie
sich jetzt weitere Anregungen für
ihre Berufssuche.
Ulrike Libal
Werksfoto
Modul-Krümmer (Auspuffkrümmer mit angegossenem TurbolaAbgestimmt? Hochkomplexe
der) sind die Hauptgussteile, die bei Dieckerhoff Guss in Gevelsberg hergestellt
ist bekanntlich die Mutter der PorzelAbgehakt? Vorsicht
lankiste: Schweinegrippe-Impfung bei Diecker-
werden. Dafür benötigt man sogenannte Kernpakete: sechs Einzelkerne, die wiederum aus unterschiedlichen
Rezepturen hergestellt werden. Mit Hilfe einer Montagelehre werden diese sechs Kerne zu einem einheitlichen
Kernpaket zusammengeschraubt und geklebt – wobei Genauigkeit und Sorgfalt gefragt sind. Sonst kommt es
zu fehlerhaften Gussteilen, die der Kunde nicht abnimmt. Deshalb muss alles Hand in Hand gehen. Und immer
wieder werden Präzision und Konzentration von den Mitarbeitern gefordert. Nur so ist machbar, was den Erfolg
im Automobil-Zuliefergeschäft ausmacht: Qualität und Liefertreue. Das weiß auch Kernmacherei-Mitarbeiter Mükkerem Topcu (links). Hier erhält er Instruktionen von Karl Heinz Riemenschneider, dem Leiter der Kernmacherei.
Achim Röder
hoff Guss in Gevelsberg. Hartmut Bechhaus (links) war einer von 38 Mitarbeitern, die sich von Werkarzt Dirk Martin gegen das H1N1-Virus hatten
impfen lassen. Gott sei Dank blieb die angekündigte „Pandemie“ (bislang)
aus. Auch wenn heute viele Gesundheitsexperten so tun, als wäre dies für
alle Welt absehbar gewesen: Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist
nachzuvollziehen. Denn schließlich waren es gerade jene Experten, die
dringend dazu geraten hatten.
Achim Röder
glück auf · 1/2010 ......... 26
GUSS
Migrationshintergrund
erschwert Berufsstart
WH · Chancengleichheit zu verwirklichen ist gar nicht so einfach. Dies bewies
der Besuch einer Projektgruppe türkisch-stämmiger Jugendlicher aus Lünen.
INTERVIEW
15 türkisch-stämmige Jugendliche aus Lünen waren Rosenmontag bei Walter Hundhausen
zu Gast. Zusammen mit ihrem
Projektleiter Ramazan Uygun
absolvierten sie eine etwa zweistündige Werksbesichtigung in
der Gießerei. Zuvor hatte ihnen
Kai Kmieciak im Konferenzraum
anschaulich Unternehmen und
Gussherstellung präsentiert –
und dabei mit viel Sachverstand
und Humor die vielen Fragen der
jungen Teilnehmer beantwortet.
Nach dem Werksrundgang fand
man sich wieder im Konferenzraum ein, um bei Kaffee und
Kuchen vor allem über die Möglichkeiten eines Praktikums bzw.
einer Ausbildungsstelle bei Walter Hundhausen zu sprechen. Mit
dabei war auch Norbert Hemsing
(Leiter Personal & Kommunikation).
glück auf: Herr Hemsing, Rosenmontag ist ein ungewöhnlicher Besuchstag.
Norbert Hemsing: Das kann man
wohl sagen. Aber Projektleiter Ramazan Uygun stimmte dem Terminvorschlag sofort zu. Er machte
deutlich, dass alle Jugendlichen eine Werksbesichtigung in der Gießerei dem Besuch eines Rosenmontagszuges vorziehen würden. Für
mich war das das erste Indiz dafür,
dass das Interesse an der Werksbesichtigung wirklich sehr groß war.
Audit. Ende vergangenen
Jahres wurde Dieckerhoff Guss
nach der ISO TS 16949 und
DIN EN ISO 14001 zertifiziert.
Diese Norm umfasst sowohl das
Qualitätsmanagement- als auch
das Umweltmanagement-System.
Das Audit führte die Deutsche
Gesellschaft für Qualitätssicherung (DQS ) durch. Dieses Unternehmen besteht bereits seit 55
Jahren und ist in ganz Deutschland mit Landesgeschäftsstellen
vertreten. Gemeinsam mit den
Auditoren Matthias Weiler und
Kurt Herskamp wurden die
Systeme von Dieckerhoff Guss
drei Tage lang gründlich unter
die Lupe genommen und bewertet. Bereits am Ende des dritten
Tages zeichnete sich ab, dass
das Audit erfolgreich verlaufen
würde. Am Ende stand fest:
Dieckerhoff Guss erfüllt die entsprechenden Umwelt- und Qualitätsmanagement-Normen. Lars
Burbulla (QualitätsmanagementBeauftragter), der stolz und ein
wenig erleichtert die Zertifizierungsurkunde entgegengenommen hatte: „Das Ergebnis wäre
ohne abteilungsübergreifende
Zusammenarbeit allerdings nicht
möglich gewesen.“
Achim Röder
Werksfoto
Besonders beeindruckt waren die Gäste von den zahlreichen Arbeitsschritten, die
erforderlich sind, um aus dem Ausgangsmaterial „Eisenschrott“ ein Gussteil für die
Automobilindustrie und die Maschinenbau-Produzenten zu fertigen. Zuvor wurden sie
von Gießerei-Ingenieur Kai Kmieciak (links), dem Leiter Personal & Kommunikation
Norbert Hemsing (Zweiter von links), den Betriebsräten Tasin Sancak (Dritter von links)
und Imdat Yilmaz (hintere Reihe, Fünfter von links) sowie dem Betriebsratsvorsitzenden
Reinhard Pilk (hintere Reihe, Sechster von links) begrüßt.
Das war auch an den Fragen zu erkennen, die die Jugendlichen im
Verlauf der Veranstaltung gestellt
haben.
Um welches Projekt geht es überhaupt,
an dem die Jungs teilnehmen?
Hemsing: Das Projekt „reGeneration now!“. Das ist ein Programm
für türkisch-stämmige Jugendliche,
die sich nach der Schule dem rauen
Wettbewerb um Praktikums- und
Ausbildungsplätze stellen müssen.
Viele haben Minderwertigkeitsgefühle wegen ihrer Herkunft und
fühlen sich oft deutschen Schulabgängern gegenüber benachteiligt.
An dieser Stelle setzt das Projekt
an. Es versucht, durch interessante
Projektarbeit den Jugendlichen bei
ihrer Identitätsfindung zu helfen.
Wie groß ist der politische Stellenwert
des Projektes? Wie wird es gefördert?
Hemsing: Das Projekt wird mit
Bundesmitteln und aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert.
Hinzu kommen am Projekt beteiligte Erwachsene, die – den Projektleiter eingeschlossen – ehrenamtlich
arbeiten und sich tatkräftig für die
Unterstützung dieser Jugendlichen
einsetzen.
Im Konferenzraum haben Sie ja über
diese Integrationsprobleme mit den
Jugendlichen diskutiert. Welchen Eindruck haben Sie dabei gewonnen?
Hemsing: Die Sorgen und Nöte der
Jugendlichen sind groß, da sie im
Grunde zwischen zwei Kulturen
aufgewachsen sind. Häufig fühlen sie sich weder in der Türkei
noch in Deutschland so richtig integriert und zu Hause. Das kann
natürlich wiederum deutliche
Nachteile für ihre persönliche und
schulische Entwicklung mit sich
bringen. Und so hilft es, wenn sie
in Betriebe gehen, in denen schon
ihre Väter und Großväter gearbeitet haben bzw. noch arbeiten. Das
vermittelt ihnen das Gefühl, dass
auch sie in Deutschland eine berufliche Chance haben und Anerkennung durch deutsche Arbeitgeber bekommen.
Sie selbst und der Betriebsrat konnten sicherlich viel zu diesem Thema
beitragen. Schließlich arbeiten viele
türkisch-stämmige Kollegen bei Walter Hundhausen.
Hemsing: Vor allem unsere beiden
Betriebsräte Tasin Sancak und Imdat Yilmaz. Sie konnten natürlich
einiges über die Integration von
türkischen Mitarbeitern bei Walter
Hundhausen berichten. Sie haben
den jungen Menschen auch Mut
gemacht, über Praktika und Ferienarbeit erste Kontakte zu deutschen
Betrieben aufzubauen. In vielen
Fällen hilft schon ein erster positiver Eindruck, den der Arbeitgeber
von Praktikanten oder Ferienarbeitern gewinnt, wenn man beispielsweise pünktlich, zuverlässig und
fleißig war. Das kann den Weg in
ein Ausbildungs- bzw. Beschäftigungsverhältnis ebnen.
Idee des Jahres 2009
ie erste Belegschaftsversammlung, die bei Walter Hundhausen im Jahr 2010 stattfand, bot für
Andreas Beck (Geschäftsführer/
Technik & Vertrieb) und Joachim
Speh (Werksleiter) die ideale Kulisse: Sie ehrten gemeinsam den stolzen Gewinner der „Idee des Jahres
2009“ – Markus Schickentanz aus
dem Schmelzbetrieb.
Geehrt wurde er für einen Verbesserungsvorschlag, der sich gleich
doppelt auszahlt: Er erhöht die Arbeitssicherheit und reduziert maßgeblich die Kosten, die das häufige
Austauschen defekter Frontscheiben des Hyster-16-Tonner-Staplers
schafft, der im Schmelzbetrieb zum
Einsatz kommt.
Markus Schickentanz hatte die
Idee, einfach eine zweite Plexiglasscheibe vor die eigentliche Frontscheibe des Staplers zu setzen –
und zwar so, dass sie jederzeit mit
einfachen Handgriffen wieder herauszuschieben ist. Ergebnis: Man
kann die Plexiglasscheibe leicht
von Staub und Schmutz reinigen,
schafft einen besseren Durchblick
und erhöht die Arbeitssicherheit.
Darüber hinaus schützt man die
eigentliche Frontscheibe vor Schäden.
Der Vorschlag kam bei der Bewertungskommission und Werksleitung sehr gut an und wurde zur
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kürtt.
„Idee des Jahres
2009“
gekürt.
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Markus Schickentanz
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tel, sondern natürlich
über die Prämiee von 2.000
Euro, die damit verbunden
war.
Geschäftsfüh-k
rer Andreas Beck
g
nahm die Ehrung
zum Anlass, alle
n
Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
aufzufordern,
verstärkt am
„IdeenmanagementProgramm“
teilzunehmen.
Er regte an, sich
vor allem zum
Thema „Enerm
gie-Effizienz“ im
Kleinen wie im
en
Großen Gedanken
zu machen.
glück auf · 1/2010 ......... 27
Und wie haben die Jugendlichen darauf reagiert?
Hemsing: Sie haben gespannt zugehört und danach lebhaft darüber
diskutiert. Das war für beide Seiten
sehr aufschlussreich und spannend. Am Ende der Veranstaltung
wusste man gar nicht mehr, wo die
Zeit geblieben war.
Wie geht es weiter für die Projektgruppe „reGeneration now!“?
Hemsing: Wir haben zum Abschied vereinbart, weiter in Kontakt zu bleiben. Eine Integration
von ausländischen Jugendlichen
und Mitarbeitern ist schließlich eine wichtige gesellschaftspolitische
Aufgabe. Dabei wollen wir uns gegenseitig und im Rahmen der zur
Verfügung stehenden Mittel unterstützen.
Und wie schätzen Sie das Projekt persönlich ein?
Hemsing: Ich hoffe sehr, dass es
gelingt, den jungen Menschen
neue Perspektiven, neues Selbstbewusstsein und neue Motivation zu
geben. Das könnte ihnen mit Unterstützung durch die Arbeitgeber
in der Wirtschaft und wichtigen
Personen aus der Gesellschaft neue
Lebenschancen eröffnen. Deshalb
wünsche ich dem Projekt alles Gute und viel Erfolg.
Vielen Dank für das Gespräch.
Geschäfts- und Werksleitung
hoffen sehr, dass in den nächsten
Wochen das IdeenmanagementProgramm intensiver genutzt wird
als in den zurückliegenden Monaten.
nh
WH · Geschäftsführung ehrt Gewinner des Ideenwettbewerbes.
D
Gilt das denn auch für andere Nationalitäten?
Hemsing: Aber natürlich. Unsere
beiden Betriebsräte haben auch
die vielen anderen ausländischen
Kollegen aus Italien, Spanien, Tunesien, Afrika und vielen weiteren
Ländern erwähnt. Sie alle haben
ein berufliches Zuhause bei Walter Hundhausen gefunden. Tasin
Sancak meinte sogar, mittlerweile habe sich eine richtige WalterHundhausen-Identität entwickelt.
Das käme besonders in dem jedem
Mitarbeiter bekannten Slogan „Wir
sind Walter Hundhausen“ zum
Ausdruck und werde gerade in Krisenzeiten auch hier so gelebt.
Überall finde man zu diesem Thema Ansatzpunkte. Nicht nur im
technisch-betrieblichen Bereich,
auch in der Verwaltung gebe es
Einsparpotenziale, die man mit
Cleverness und
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und
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könne. Andreas Beck: „Lieber
eine Idee zu viel als eine Idee
zu wenig einreichen!“
Die „Idee des Jahres 2009“ kam von
Markus Schickentanz (links) aus dem
Schmelzbetrieb. Er freute sich nicht nur
über die Ehrung, sondern auch über einen
Scheck von 2.000 Euro. Dieser wurde ihm
während
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Belegschaftsversammlung
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von Geschäftsführer Andreas Beck (Mitte)
und Werksleiter Joachim Speh (rechts) feierlich überreicht.
Foto: Katrin Hamann
GUSS
AZUBI-ECKE
Mit viel Eigeninitiative
knappe Kassen überlistet
HGZ · Neues Ausbildungszentrum für Azubis eröffnet
D
Werksfoto
Glatteis, Schneeverwehungen oder
Fahrsicher. Ob
Dunst und Nebel: Es gibt viele Gründe
dafür, weshalb sich gerade im Winter Wegeunfälle mit dem Auto häufen.
Dies nahmen acht Mitarbeiter von Walter Hundhausen zum Anlass, in
ihrer Freizeit an einem von dem Unternehmen und der Berufsgenossenschaft „gesponserten“ ADAC-Fahrsicherheitstraining in Recklinghausen
teilzunehmen. Innerhalb von acht Stunden lernten sie unter der kompetenten Anleitung von ADAC-Instrukteur Thomas Burger, bei witterungsbedingt schwierigen Verkehrssituationen und schlechten Straßenverhältnissen ihr Fahrzeug zu beherrschen. Vor der Fahrt auf der Teststrecke ging es
um die ideale Sitzhaltung und Lenkradeinstellung, auf der Teststrecke um
Vollbremsungen, Ausweichmanöver und das Verhalten auf glatten Fahrbahnoberflächen – ob mit oder ohne ABS (Anti-Blockier-System) und ESP
(Elektronisches Stabilitätsprogramm). So war bei manchem Teilnehmer
bei einigen Aktionen der Adrenalinspiegel in die Höhe geschnellt, als sein
Fahrzeug plötzlich ausbrach und er es ruhig und gekonnt wieder abfangen sollte. Am Schluss des Trainingstages waren sich alle einig: ein sehr
nützliches Training, bei dem man praktisch und theoretisch viel lernen
konnte. Zum Abschluss erhielt jeder Teilnehmer ein ADAC-Zertifikat. Für
April ist ein Training für Motorradfahrer geplant. Spannung vor dem Start:
Thomas Burger bespricht mit den Teilnehmern, was sie auf der Teststrecke
erwartet.
nh
ie betriebliche Ausbildung hat bei Harz Guss Zorge
traditionell einen hohen Stellenwert. Das Unternehmen ist mit derzeit etwa 420 Mitarbeitern einer der
größten Arbeitgeber im Landkreis Osterode. Und jedes
Jahr bildet es zahlreiche Industrie-, Gießerei- bzw. Modellbau-Mechaniker, Elektriker und Industriekaufleute
aus. Dabei hat sich die Anzahl der Azubis, denen man
den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht, in den letzten
fünf Jahren in etwa verdoppelt.
Diese sehr positive Entwicklung brachte allerdings
auch ein Problem mit sich: Die Platzkapazität in der
Ausbildungswerkstatt der Industriemechaniker stieß
langsam, aber sicher an ihre Grenzen. Umso gelegener
kamen Ende 2008 die Pläne eines Zulieferers, der auf
dem Gelände der Harz Guss Zorge ansässig war. Er
entschloss sich, die angemieteten Räumlichkeiten zu
verlassen.
Nach kurzer Überlegung war klar, wie man die
geräumige und fast neuwertige Halle sinnvoll nutzen
könnte: Es sollte dort eine neue Ausbildungswerkstatt
entstehen. Gegen Mitte des letzten Jahres wurde
schließlich mit dem Umbau begonnen.
Aber bekanntlich sind in Zeiten der Wirtschaftskrise
finanzielle Mittel nicht unbegrenzt verfügbar. Deshalb
war den Betriebsmittelbauern unter der Leitung von
Vorarbeiter Heiko Zimmer schnell klar: Beim Umbau
müssen auch die Mitarbeiter mit anpacken. Mit welch
außergewöhnlichem Enthusiasmus dies allerdings
geschah, war beeindruckend: in vielen ungezählten
Stunden, selbst in der Freizeit, voller Engagement und
Idealismus! So gelang es dem Team um Heiko Zimmer,
das Projekt trotz knapper Geldmittel erfolgreich abzuschließen.
Der Einsatz hat sich gelohnt. Harz Guss Zorge hat
nun ein modernes, geräumiges Ausbildungszentrum.
Glanzpunkte sind die Schweißlehrwerkstatt, der neue
Schulungsraum für den innerbetrieblichen Werksunterricht und die Lehrwerkstatt der Steuerungstechnik für
Elektronik, Pneumatik, Hydraulik und E-Pneumatik.
Auch Harald Schartau, Geschäftsführer Personal der
Werksfoto
Sind stolz auf das neue Trainingszentrum (von links nach
rechts): Arbeitsdirektor Harald Schartau, Benjamin Adam
(Azubi), HGZ-Geschäftsführer Carsten Weißelberg und
Vorarbeiter Heiko Zimmer.
GMH-Holding, konnte sich davon überzeugen, als er zu
einer Betriebsbesichtigung nach Zorge kam. Er war mit
dem Ergebnis der monatelangen Arbeit sichtlich zufrieden. Als er das Ausbildungszentrum seiner offiziellen
Bestimmung übergab, dankte er allen Beteiligten für
ihren unermüdlichen Einsatz.
So kann die Ausbildung der derzeitigen und zukünftigen Auszubildenden in den neuen Räumlichkeiten
beginnen. Dank der regen Nachfrage sind alle Ausbildungsplätze für das Jahr 2010 bereits besetzt. Wie in
jedem Jahr wird Harz Guss Zorge im Spätsommer die
nächsten Ausbildungsplätze vergeben. Das mehrstufige Auswahlverfahren für den Jahrgang 2011 beginnt
bereits im Herbst.
Markus Hoffmann
zweiten Mal
Azubi-Award. Zum
in Folge ging der
Werksfoto
junge Menschen
n
Bestanden. Fünf
0
haben im Januar 2010
Werksfoto
Arbeiten“ ist
Rückenschule. „Rückengesundes
bei Walter Hundhausen weiter auf
dem Vormarsch. Bereits im vergangenen Jahr hatte man damit begonnen,
betriebliche Führungskräfte zum Thema „Rückengesundes Verhalten am
Arbeitsplatz“ zu schulen. Sie sollten ihre neuen Kenntnisse dann an ihre
Mitarbeiter weitergeben. Nachdem eine Pilotgruppe aus der Endfertigung
gute Erfahrungen gemacht hatte, wurde die Fortbildung im Dezember
2009 auf Führungskräfte von Formanlagen und Trennband ausgeweitet.
Demnächst sollen sich die beteiligten Führungskräfte darüber austauschen, wie man seine neu gewonnenen Informationen noch besser am
Arbeitsplatz vermittelt. Man denkt sogar daran, die Beschäftigten selbst
in die Workshops einzubeziehen. So würde man gleichzeitig die Anzahl
der Mitarbeiter erhöhen, die ihren Kollegen zeigen können, wie man
beim Arbeiten den Rücken schont. Das Foto zeigt Führungskräfte aus den
Betrieben Formanlagen und Trennband zusammen mit Ute Heitzer von
„Gesund Arbeiten“.
Jörg Schneider
bei Walter Hundhausen ihre Ausbildung erfolgreich
beendet: Andre Richter, Mahmut Turan und Sven
Sengteller erlernten den Beruf des Gießereimechani-kers, Jan Poggel wurde zum Elektroniker und Janik
Molkenthin zum Industriemechaniker ausgebildet.
Sie alle werden von Walter Hundhausen übernommen. Auf ihren Lorbeeren ausruhen sollten sie sich
allerdings zukünftig nicht. Denn die Erfahrung
zeigt, dass sich Weiterbildung beim Aufstieg in der
Berufswelt lohnt. Deshalb sollten sie ihr Wissen
stets auf dem neuesten Stand halten. Zur bestandenen Prüfung gratulierten Geschäftsführung,
n
Belegschaft und Betriebsrat ganz herzlich. Die neuen
):
Facharbeiter mit Gratulanten (von links nach rechts):
Joachim Walas (Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender), Jan Poggel, Mahmut Turan, Andre Richter,
g
Sven Sengteller und Personalleiter Norbert Hemsing
(Janik Molkenthin fehlt auf dem Foto).
Azubi-Award für die Unternehmen der Guss-Gruppe
an einen Auszubildenden von Walter Hundhausen.
Als Prüfungsbester des Jahres 2009 wurde Tim Hamann ausgezeichnet, (nunmehr ehemaliger) Azubi zum
Gießereimechaniker. Mit einem Prüfungsergebnis von
90 Punkten reichte es allerdings nicht ganz zu einem
sehr guten Abschluss. Dennoch konnte er über die
Auszeichnung stolz sein, die von der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe bereits zum vierten Mal
vergeben wurde. Seine guten Leistungen haben sich
für ihn übrigens gleich doppelt ausgezahlt: Mit dem
Award war auch ein Gutschein für ein Wochenende
in München verbunden. Und sein MaschinenbauGießereitech
Studium (Fachrichtung Gießereitechnik),
das er
A
nach seiner Ausbildung
h wird von
begonnen hat,
der Stiftung Stahlwerk
Georgsm
Georgsmarienhütte
mit ein
einem Stipendium unterstützt.
Im Rahmen
Ra
von
Prakt
Praktika ist Tim
Hama
Hamann außerdem
auch weiterhin
Ze zu Zeit
von Zeit
bei Walte
Walter Hundhausen tätig – wie auf
dem Foto unschwer
erkenn ist. Hier
zu erkennen
überreicht ihm Norbert
Kauf
Klaas, Kaufmännischer
Geschäftsfü
Geschäftsführer
bei Walter Hundhausen,
Hund
Hu
dha
ter
offiziell
den Azubi-A
Azubi-Award.
Jörg Schneider
Jörg Schneider
Foto: Andrea Redman
glück auf · 1/2010 ......... 28
GUSS
Goldene Zeiten
Ein neuer Arbeitsplatz für Lars
FWHS · Der FC Bunyodkor ist das Top-Team der
HGZ · Soziale Verantwortung ist kein leeres Wort – jedenfalls nicht in Zorge.
1. Usbekischen Fußballliga, wird von Luiz Felipe
Dort hat man einen durch Arbeitsunfall behinderten Kollegen nicht nur fest
Scolari (!) trainiert und baut ein neues Stadion.
angestellt, sondern hat ihm auch einen völlig neuen Arbeitsplatz eingerichtet.
O
Werksfoto
KASACHSTAN
herei zur
Modelle aus der Kernmacherei
nannten
Gussvorbereitung der sogenannten
tadion„Ringseilknoten“ für die Stadiont.
Konstruktion in Taschkent.
USBEKISTAN
TURKMENISTAN
Taschkent
IRAN
AFGHANISTAN
ktober 2007. Ein Arbeitsunfall verändert das Leben von
Lars Reichelt von einer Sekunde
auf die andere. Die Ärzte diagnostizieren eine schwere Quetschung
seiner linken Hand. Sie versuchen
alles, doch sie können die Hand
nicht mehr retten. Für den jungen
Mann, der gerade erst seine Ausbildung zum Industriemechaniker
beendet hatte, bricht eine Welt
zusammen: „Das war ein unglaublicher Schock.“
Januar 2010. Heute ist Lars Reichelt wieder zuversichtlich und
schaut voller Optimismus in die
Zukunft. Auch dank der Unterstützung durch Harz Guss Zorge.
Seine Firma hat ihn während der
fast zweijährigen Genesungsphase
begleitet
einen
neuen
Arbegl
be
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und
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ihm
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neue
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beitsplatz eingerichtet.
Eine Halle auf dem Firmengelände wurde frei, weil ein externer
Mieter sie nicht mehr benötigte. Ideal für ein Hochregallager, um Kernkästen,
Formplatten oder sonstige Werkzeuge zu deponieren. Was bislang
an vielen verschiedenen Orten auch außerhalb des Firmengeländes zwischengelagert
wurde, ist nun zentral
auf 2.400 Stellplätzen in
fünf „Stockwerken“ bestens sortiert – 1.600
Quadratmeter groß
ist das neue „Reich von Lars Reichelt“.
Es war ein langer Weg, den er
gemeinsam mit dem Unternehmen zurückgelegt hat. „Wir hatten sofort nach dem Unfall engen
Kontakt zum Krankenhaus und zu
den behandelnden Ärzten aufgenommen“, sagt Günter Störmer,
Schwerbehindertenbeauftragter
bei der Harz Guss Zorge. „Die Berufsgenossenschaft schlug vor, dass
Lars umschulen sollte und notfalls
einen Arbeitsplatz in einer anderen
Region annehmen müsse. Doch
das kam für uns nicht in Frage. Uns
war sofort klar, dass wir für Lars einen Arbeitsplatz bei uns im Unternehmen einrichten werden.“
Als erste vertrauensbildende
Ma
Maß
aßnah
ßnahme
me wurde
wur
wurde
de sein
ssei
ein
n bis
bis dahin
dahi
da
hin
n
Maßnahme
noch befristeter Arbeitsvertrag in
einen unbefristeten umgewandelt.
Einige Monate suchte Günter
Störmer nach einer Arbeit,
die er der Behinderung
von Lars Reichelt an-
in Stadionneubau war dringend
nötig. Denn der FC Bunyodkor
ist seit 2008 zum Spitzenteam der
usbekischen und Asien-Liga gereift
– dank der Verpflichtung von StarTrainer Luiz Felipe Scolari und den
brasilianischen Auswahlspielern
Rivaldo, Victor und Ramos.
Dem Ansturm der vielen neuen Fans war das alte Stadion nicht
mehr gewachsen. Mit einem Fassungsvermögen von nur 10.000
Zuschauern hatte es allenfalls
Drittliga-Niveau. Das neue wird
50.000 Zuschauern Platz bieten,
verteilt auf 44 Ränge.
Der Neubau wurde von dem Architektenbüro gmp von Gerkan,
Marg und Partner konzipiert und
von der Werner Sobek Stuttgart
GmbH & Co. KG geplant. Es hat
ein 50 m breites, frei schwebendes Membrandach mit 64 Achsen.
Die Kräfte werden über untere und
obere Ringseile von 100 mm bzw.
120 mm Durchmesser und außen
liegenden Druckstabdiagonalen auf
einen gebogenen Hohlzugblechkasten übertragen. Für den nötigen
Dach-Lift-Up müssen die Druckstäbe abklappbar sein.
Alle dafür benötigten Gussteile
fertigt die Friedrich Wilhelms-Hütte
Stahlguss. Das Gesamtgewicht der eingesetzten Teile beträgt 270 t. Gefertigt werden sie aus dem Werkstoff
g 10 Mn 5 V (Mindeststreckgrenze
550 MPa). Er zeichnet sich durch
Voller Name
Gegründet
Vereinsfarben
Präsident
Trainer
Homepage
Liga
2008
KURZ NOTIERT …
Haiti-Spende. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
beweisen die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter von Walter Hundhausen Solidarität und Herz. Denn
trotz Kurzarbeit und angespannter
Wirtschaftslage spendeten sie
3.060 Euro für die Erdbebenopfer auf Haiti. Aufgerufen zu
der Aktion hatte der Betriebsrat.
Die Mitarbeiter der Personalabteilung (Entgeltabrechnung)
unterstützten die Aktion ebenfalls.
Sie bereiteten die Spendenlisten
vor, auf denen die Spender den
Betrag eintragen konnten, der am
Monatsende von ihrem Entgelt
einbehalten und auf das Spendenkonto von „terre des hommes“
überwiesen wurde. Bislang wurden allein in Deutschland über
30 Mio. Euro für die Erdbebenopfer auf Haiti gespendet.
Bunyodkor Professional
rofessional
Futbol Klubi
6. Juli 2005
blau, schwarzz
Isoq Akbarov
colari
Luiz Felipe Scolari
dkor.com
www.fcbunyodkor.com
Usbekische
ga
Profi-Fußballliga
Werksfoto
Meister
hohe Zähigkeitswerte (Kerbschlagarbeit von 120 J) und exzellente
Schweißeigenschaften (CEV -Wert:
0,20) aus. So können alle Querverbinder bei Raumtemperatur angeschweißt werden. Eine ähnliche
Konstruktion wurde bereits im
Frankfurter Commerzbankstadion
(ebenfalls mit FWH -Guss) von der
Firma Max Bögl verbaut.
Auch bei diesem Projekt hat
FWH Stahlguss alle 3-D-Daten
gusstechnisch aufbereitet, mit
dem Kunden abgestimmt und sowohl für die Modellerstellung als
auch für die Gussteil-Maßüberprüfung verwendet. Die dazugehörige
Formfüllung- und Erstarrungssimulation ist inzwischen Standard.
Sie wird mit dem Planungsbüro
und der Ausführungsfirma zur Gütesicherung benutzt.
VERBAND DER METALLINDUSTRIE
VE
NIEDERSACHSENS
Lars Reichelt
auf seinem
Gabelstapler
Oben: Die Gussteile aus der Friedrich
Wilhelms-Hütte müssen bis zu ihrem
Bestimmungsort in Taschkent eine lange
Reise zurücklegen. Rechts: Bislang ein
Nobody auf der Fußball-Landkarte – der
FC Bunyodkor. Unter dem weltberühmten
Trainer Luiz Felipe Scolari soll sich das
ändern.
E
passen konnte. „Die Lagerhalle
war ideal“, so Störmer heute. Fehlte nur noch ein Konzept. Zudem
mussten die Investitionen mit der
Geschäftsführung abgestimmt und
die öffentlichen Mittel beantragt
werden.
Heute erstrahlt die frisch renovierte Halle in neuem Glanz. Für
insgesamt 180.000 Euro wurden
Hochregale installiert. Gekonnt
steuert Lars Reichelt seinen Schubmaststapler mit einer Hand durch
die schmalen Gänge. Der Computer sagt ihm, wo sein Ziel ist. Ein
spezieller Kran hilft ihm, wenn er
wegen seiner Behinderung etwas
nicht alleine bewegen kann.
Lars Reichelt wirkt zufrieden. Er
hat sich schon nach wenigen Tagen
ge
n an seinem neuen Arbeitsplatz
eingele
eingelebt. Heute sagt er: „Das hätte
ich mi
mir vor zwei Jahren nicht träumen la
lassen.“
Werner Fricke
PERSONALIA
Betriebsjubiläen,
1. Quartal 2010
Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren
den Jubilaren und sagen Dank für die langjährige
Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für die
Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.
Walter Hundhausen GmbH
25 Jahre: Ulrich Dombrowski (Formerei) und Peter
Milde (Kernmacherei)
35 Jahre: Detlef Bohr (Instandhaltung), Reiner Dominik (Qualitätssicherung) und Helmut Schmidt (Produktionsplanung)
Dieckerhoff Guss GmbH, Gevelsberg
25 Jahre: Domenico Farraguto und Ali Oengel (beide
Endfertigung)
Karl-Josef Müller
glück auf · 1/2010 ......... 29
Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH
25 Jahre: Bruno Klumpers (Arbeitsvorbereitung)
35 Jahre: Udo Clees (Instandhaltung) und Ahmet
Kücükbicakci (ATZ)
45 Jahre: Hans-Hermann Marks (Verfrachtung)
Pleissner GmbH, Elze
25 Jahre: Peter Beckmann (Putzerei), Ibrahim Elci
(Putzerei) und Manfred Potthoff (Kernmacherei)
Pleissner Guss GmbH
25 Jahre: Uwe Dada (Putzerei GS), Haci Demirbas
(Qualitätsstelle), Michael Rüdiger (Auftragszentrum)
und Wolfgang Süß (Formanlage III)
40 Jahre: Wolfgang Huth (Instandhaltung) und HeinzDieter Kerl (Mechanische Bearbeitung)
ENGINEERING
Krantechnik: Kranbau Köthen GmbH · Alpha-Elektronik GmbH · KFT GmbH Kran- und Fördertechnik Nürnberg · Saalfelder Hebezeugbau
GmbH Anlagenbau: IAG MAGNUM GmbH · WeserWind GmbH Offshore Construction Georgsmarienhütte · EICKHOFF IndustrieAnlagenbau & Montagen GmbH · Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH
Bestes Mittel für Ist-Analyse bleibt
immer noch genaue Beobachtung
KBK · Die Analyse des Ist-Zustandes steht oft am Anfang aller Bemühungen, einen Zustand, der als
verbesserungswürdig gilt, zu verbessern. Was aber tun, wenn dieser Zustand komplex und selbst auf
den zweiten Blick nicht zu durchschauen ist? Wie wär’s mit einer „bildbasierten Durchlaufzeitanalyse“?
W
ie kann ich meine Kunden
noch besser bedienen und
noch schneller beliefern? Diese
Frage stellte sich auch Kranbau
Köthen. Antwort erhofften sich die
Kranbauer von einem Projekt, das
2009 an den Start ging und drei
Ziele im Visier hatte: die Durchlaufzeit nachhaltig zu reduzieren,
verdeckte Reserven im Fertigungsprozess zu aktivieren und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern zu verbessern.
Daran beteiligt war die gesamte
Fertigung, deren Führungskräfte
und der Betriebsrat. Der Fertigungsleiter übernahm die Projektleitung.
Die Geschäftsführung unterstützte
das Projekt tatkräftig mit einem
strukturübergreifenden Lenkungsausschuss.
Als Projektpartner konnten die
Kranbauer das Fraunhofer Institut
Magdeburg gewinnen – und holten sich damit wissenschaftlichen
Sachverstand ins Haus. Schützenhilfe war auch bitter nötig. Denn
zunächst einmal ging es darum,
Arbeitssituation und Arbeitsablauf
so genau wie möglich zu analysieren. Das war keine leichte Aufgabe.
Denn die Produktion lief auf Hochtouren und brachte entsprechend
Foto: Carsten Winkler
Info-Treff: Fertigungsleiter Lothar Schlünz (links) und Teamleiter Manfred Zabel begutachten die neu erstellten Teamtafeln.
komplexe Abläufe und vielfältige
Probleme mit sich.
Deshalb beschritt man gemeinsam mit den Wissenschaftlern einen völlig neuen Weg, und zwar
mit einer „bildbasierten Durchlaufzeitanalyse“. Konkret: An 16 Stellen der Fertigung wurden täglich
Daten und Fotos aufgenommen.
Sie wurden einmal wöchentlich in
einem kurzen Analysegespräch mit
den Beteiligten ausgewertet. Da-
durch hatte man die Grundlage geschaffen, Optimierungspotenziale
auszuloten und zu erfassen.
Sinnvolle Verbesserungen, die
kurzfristig realisierbar waren, wurden sofort umgesetzt. Wie wirksam sie waren, konnte in der Folgewoche beobachtet und bewertet
werden. Veränderungen, die nur
langfristig zu realisieren waren, kamen in ein Umsetzungskonzept.
Das Ergebnis präsentierte der Fer-
tigungsleiter bei einer Betriebsversammlung der Gesamtbelegschaft.
Im Vordergrund dabei stand, was
zukünftig verändert werden sollte
– Veränderungen, mit deren Umsetzung man inzwischen begonnen hat.
Erster Schritt: Bildung von vier
Stahlbauteams. Das jeweilige Team
vereint in den jeweiligen Fertigungsabschnitten Stahlbauschlosser und Schweißer unter einem
Teamleiter und bindet zudem jun-
ge Nachwuchskräfte ein. Es ist für
Qualität, Termintreue und Budgeteinhaltung verantwortlich. Und
es steht für seine entsprechende
Baugruppe und die damit verbundene Kundenzufriedenheit ein.
Alle Teams sind dem Fertigungsleiter direkt zugeordnet, unterstützt
durch eine Fertigungssteuerung
und der Planung der Arbeitsvorbereitung.
Zweiter Schritt: Verbesserung
des Austausches aktueller Informationen, Zielvorgaben und Ergebnissen in den Stahlbauteams. In
diesem Zusammenhang wurde die
Idee einer Teamtafel geboren. Diese
Tafel soll die wichtigsten Informationen über das jeweilige Team zusammenfassen. Zu sehen sind die
Fotos aller Teammitglieder, Kennzahlen, Infos zum aktuellen Stand
des Auftrags und anderes mehr.
Das Layout kam im Wesentlichen
von den Teamleitern.
Diese Teamtafeln stehen inzwischen an den Fertigungsorten in
der Halle. Hier gibt es wöchentlich
kurze Teamgespräche über Arbeitsfortschritte, Verbesserungsideen
und teamübergreifende Vorschläge.
Auch Kennzifferngestaltung und
Erfüllung sind Gesprächsthema.
Doch damit nicht genug. Der
Fertigungsprozess soll noch weiter
optimiert werden. Diese Veränderungen erfordern allerdings von
allen Beteiligten die Bereitschaft,
neue Wege zu gehen. Deshalb wurde das Motto „Das haben wir schon
immer so gemacht!“ ad acta gelegt
und kurzerhand auf den Kopf gestellt.
Die neue Herausforderung heißt:
„Für neue Lösungen offen bleiben
– auch wenn wir das noch nie so
gemacht haben!“
Lothar Schlünz
Von wegen stille Nacht
Zeichen stehen gut
KBK · Die Zeit des Jahreswechsels ist auch Umbau- und Instandhaltungszeit.
KBK · Alte „Druschba“ (Freundschaft) rostet nicht.
Foto: Ludger Billion
Kranmontage bei V & M Düsseldorf. Die Montage bei den beengten Platzverhältnissen
gestaltete sich äußerst schwierig, wurde aber vom Montageteam mit Bravour gemeistert.
A
lle Jahre wieder zur Weihnachtszeit sind die Kranbauer
aus Köthen mit ihren Montageteams unterwegs. Denn ob Stahlherstellung, Verarbeitung oder andere produzierende Bereiche: Viele
Kunden legen von Mitte Dezember
bis Mitte Januar eine Pause ein, um
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen oder auch
um neue Krane zu montieren oder
alte umzubauen.
Natürlich werden diese Umund Neubauten monatelang zuvor (oft über ein Jahr) geplant und
sehr sorgfältig vorbereitet. Und so
arbeiten auch in Köthen Projektierung, Konstruktion, Fertigung,
Montage und Qualitätskontrolle
daran, das vom Kunden vorgegebene, oft sehr enge Zeitfenster
einzuhalten – bei höchster Qualität, versteht sich. Abgeschlossen
sind die Projekte erst dann, wenn
die Um- oder Neubauten termingerecht übergeben, von Sachverständigen abgenommen, mit dem
Prüfsiegel versehen und fester Bestandteil der Produktion sind.
Auch zum vergangenen Jahreswechsel (Dezembertage 2009 bis in
die dritte Januarwoche) traten die
KBK -Montageteams auf mehreren
Baustellen wieder in Aktion. Im
Vorfeld hatte man mit den Kunden die nötigen Absprachen getroffen. So waren, wo erforderlich,
Hebezeuge zur Stelle, Autokrane in
Wartestellung, Spezialleistungen
gebucht oder auch Hallendächer
abgedeckt.
Erste Baustelle: Die Erneuerung
der Antriebstechnik eines Krans der
G. Siempelkamp GmbH & Co. KG
in Krefeld. Zuständig waren Thomas Kockejai und Thomas Rese. Ingenieur Sturme (Fa. Siempelkamp)
lobte besonders die termingerechte
Abwicklung bei höchster Qualität.
Zweite Baustelle: Die Lieferung
einer Katze für einen Chargierkran
an die ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi
GmbH in Riesa. Montiert wurde sie
in Teamarbeit mit ESF -Mitarbeitern
und den Kranbauern Frank Worm
und Thomas Jährling. Auch hier
Anerkennung für die Kollegen und
der Hinweis auf Neuinvestitionen,
die im Dezember anstehen.
Dritte Baustelle: Lieferung und
Montage einer neuen, komplizierten Kranbrücke für einen Tiefofenkran bei der V & M DEUTSCHLAND GmbH, dem weltbekannten
Hersteller von nahtlosen Röhren.
Auch diese Arbeit wurde fach- und
termingerecht beendet – unter anderem dank KBK -Bauleiter Reiner
Kasperski, Herbert Schrammek und
den mitwirkenden Teams.
Zugegeben: Das Lob der Kunden
und die Aussicht auf weitere Zusammenarbeit ersetzen keine „geruhsamen Festtage“. Aber sie sind
Ansporn genug, sich auch zukünftig mit aller Kraft zu engagieren.
Manfred Titze
glück auf · 1/2010 ......... 30
D
ie „CHTPZ Group“ ist einer der führenden russischen Hersteller von geschweißten und nahtlosen
Rohren für die russische und
internationale Öl- und Gasindustrie. Mehr als 70 Prozent
der in Russland installierten
Pipelines bestehen aus Rohren
dieses Unternehmens. Gegründet wurde das Werk
am südöstlichen Auslauf
des Ural-Gebirges bereits
1942. Heute produziert es
auf hochmodernen Anlagen
etwa 800.000 t Rohre pro Jahr.
Wer die wirtschaftlichen Verflechtungen aus der Nachkriegszeit kennt, weiß, dass dort auch
Krane der ostdeutschen TAKRAF
stehen (ehemals DDR -Kombinat.
TAKRAF steht für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen). Die hatte 1962 zwölf Krane
geliefert, die noch heute in einem
ausgezeichneten Zustand sind,
wie Kranfahrer, Instandhalter und
Technischer Direktor des Werkes
versicherten.
Dass nach 48 Betriebsjahren
eine Runderneuerung der Krane angesagt ist, kann niemanden
verwundern. Auf der Wunschliste
stehen neue Fahrantriebe und die
Installation von Funkfernsteuerungen – eine Aufgabe, die Kranbau
Köthen (als ehemaliges Mitglied
der TAKRAF ) schnell und effizient
umsetzen könnte.
St. Petersburg
Moskau
Chelyabinsk
Omsk
Ob es gelingt, die wirtschaftlichen Bande aus der
Vorwende-Zeit erneut zu knüpfen, muss sich noch zeigen. Bekanntlich haben nämlich die Götter vor den Erfolg den Schweiß
gesetzt. So bemüht sich Kranbau
Köthen derzeit darum, mit einem
wettbewerbsfähigen Angebot den
Auftrag an Land zu ziehen. Die Erwartungshaltung ist groß. Schließlich wäre ein Zuschlag ein wichtiger Schritt hin zum Export nach
Russland und Osteuropa.
Um die Krane zu begutachten
und die für die Ausschreibung erforderlichen Informationen einzuholen, reisten KBK -Mitarbeiter im
November 2009 nach Chelyabinsk.
In der pulsierenden Stadt an der
Westgrenze Asiens haben sie viele
freundliche Menschen kennenlernen dürfen, die mit ihrer Herzlichkeit vor allem eins verkörpert haben: Druschba.
Jörg Lange
ENGINEERING
Guter Nachwuchs
bleibt Mangelware
SHB · Geburtenrückgang macht sich bemerkbar.
Neue Fertigungsstätte
für Gründungsstrukturen
WW · Für tiefere Gewässer benötigt man komplexe Gründungsstrukturen.
Wer sie in Serie fertigen will, benötigt spezielle Produktionsbedingungen.
Deshalb errichtet WeserWind eine neue Fertigungsstätte in Bremerhaven.
Foto: Kirsten Müller
Hauptsache informativ (von links nach rechts): Torsten Schulze, Martin Mielke
(BA -Studenten im 3. und 5. Semester) und Tim Macheleidt (Elektroniker im
1. Lehrjahr). Daneben: Standbesucher.
Z
ur diesjährigen 14. Berufsmesse
in Saalfeld stellten Mitte Januar
rund 60 ortsansässige Unternehmen Interessenten ihre Angebote
für das kommende Ausbildungsjahr vor. Darunter war auch die
Saalfelder Hebezeugbau GmbH.
Das Unternehmen ist nahezu seit
Gründung der Veranstaltung mit
dabei und hat in den letzten Jahren
sein Spektrum ständig erweitert.
Während andere Anbieter aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage eher spärlich in
die Zukunft investieren, plant die
SHB vorausschauend. Sie will in
vier Ausbildungsberufen und zwei
Bachelor-Studiengängen der Metall- und Elektrotechnikbranche
jeweils ein bis zwei Stellen besetzen. „Natürlich hängt dies von der
Bewerberanzahl ab“, so Personal-
leiterin Kirsten Müller. Wie alle anderen Unternehmen beklagt auch
sie, dass bei ihr immer weniger Bewerbungsmappen eingehen.
Der Geburtenrückgang der 90er
Jahre machte sich auch auf der Berufsmesse bemerkbar: „Die großen
Menschenmassen blieben dieses
Mal aus“, so Torsten Schulze, BA Student im 5. Semester – was allerdings auch einen großen Vorteil
mit sich brachte.
Denn die SHB -Mitarbeiter konnten mit den Interessenten individuelle und intensive Gespräche in
ruhiger Atmosphäre führen und
Lehrstellensuchende aus eigener
Erfahrung über die Ausbildung im
Saalfelder Hebezeugbau informieren.
Martin Mielke (BA-Student)
INTERVIEW
dem erforderlichen Seetransport
zum Installationsort Rechnung.
Aktuelle deutsche OffshoreWindparks und Parks in britischen Gewässern sehen Windenergieanlagen in tieferen Gewässern vor – zumeist in über
20 m Wassertiefe. Dort werden
sogenannte aufgelöste OffshoreGründungsstrukturen benötigt –
Strukturen, die sich aus mehreren miteinander verschweißten
Rohren zusammensetzen. Sie
erreichen Gewichte von 450 bis
rund 700 t und werden je nach
Installationsort bis zu 60 m hoch.
Um sie zu fertigen, ist ein weitaus größerer Aufwand vonnöten
als bei Monopiles (siehe Kasten).
Deshalb baut WeserWind eine
neue Fertigungsstätte. glückauf
befragte dazu WeserWind-Mitarbeiter Remo Pelzer:
Der Bau der Halle wird mit öffentlichen Mitteln gefördert. Gibt es noch
weitere öffentliche Hilfen?
Pelzer: Das ist in der Tat so. Vorbereitet und begleitet wird das Projekt
durch ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, das vom Bundesministerium für Umweltschutz
und Reaktorsicherheit gefördert
wird. Ziel ist, die Fertigungsprozesse und Fertigungsstrategien für
geschweißte Konstruktionen bzw.
Sonder-Konstruktionen zu optimieren und daraus Maßnahmen für
den Aufbau einer Serienfertigung
für Offshore-Gründungsstrukturen
abzuleiten.
glückauf: Monopiles in Serie zu fertigen, war relativ einfach. Wie steht es
um die Serienfertigung von aufgelösten Offshore-Gründungsstrukturen?
Remo Pelzer: In unseren bisherigen Fertigungsstätten wäre das
nicht möglich gewesen, solche
Gründungsstrukturen zu fertigen.
Deshalb bauen wir in diesem Jahr
eine neue Fertigungsstätte in Bremerhaven. Dort soll die Endmontage der großvolumigen Bauteile in
Serie erfolgen.
Was hat WeserWind dazu bewogen,
den Schritt zu wagen und eine Serienproduktion aufzubauen?
Pelzer: Der politische Wille der
Bundesregierung, bis zum Jahr
2030 bis zu 25 GW Windenergie
offshore zu installieren. Der erste
Schritt auf dem Weg zu diesem ambitionierten Ziel ist bereits getan:
der Bau und die erfolgreiche Inbetriebnahme des Offshore-Testfelds
alpha ventus in der deutschen
Nordsee. Das war sozusagen der offizielle Startschuss. Diesem ersten
deutschen Offshore-Windparkprojekt folgen jetzt weitere Parks. Sie
sollen im Wesentlichen von namhaften Energieversorgern aus ganz
Europa gebaut und betrieben werden.
Foto: Heinrich Reiter
19. Januar zeichnete die HandJungmeister. Am
werkskammer im Bremer Rathaus die
besten Nachwuchskräfte des Landes Bremen aus. Zu den drei besten
Jungmeistern (Jahrgang 2008/2009) der Fachrichtung Feinwerkmechanik
gehörte auch der 29-jährige Jörn Reymers von WeserWind. Nach dreieinhalbjähriger Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker (Abschluss:
2002) hatte er 2004 berufsbegleitend die Meisterausbildung in vier Teilen
begonnen – eine Ausbildung, die er wegen Schichtarbeit bei seinem
vorherigen Arbeitgeber zeitweise unterbrechen musste. Seit dem
3. Dezember 2007 ist Jörn Reymers für WeserWind tätig und entwickelt
sich seitdem stetig weiter. Er begann als Schlosser bei den Projekten
„Variobase®Jacket Prototyp“ und „Alpha Ventus Trafostation“. Von September 2008 an war er als Vorarbeiter bei der „Tripile-Fertigung“ und
nach bestandener praktischer Meisterprüfung im März 2009 als Fertigungsmeister im Einsatz. Betriebsleiter Norbert Adamzyk (links) reichte
die Glückwünsche von Geschäftsführung und Betriebsleitung an Jungmeister Jörn Reymers weiter.
Norbert Adamzyk
Von welchen Zahlen in der Serienfertigung gehen Sie überhaupt aus, um
dem jetzt stark aufblühenden Offshore-Wind-Markt gerecht zu werden?
Pelzer: Mittelfristig gehen wir von
einem Ausstoß von bis zu 100 Offshore-Gründungsstrukturen pro
Jahr aus. Auf diese Weise könnten
wir einen relevanten Marktanteil in
der Branche erzielen.
Das ist keine Kleinigkeit. Wie will
WeserWind solche Stückzahlen überhaupt sicherstellen?
Pelzer: Diese Stückzahl ist mit traditionellen Fertigungsstrategien
und Fertigungsprozessen in keiner
Weise zu realisieren. Es geht schließlich um Sonderkonstruktionen
im Großanlagenbau. Erschwerend
kommt hinzu: Bei Gründungen in
flachen Gewässern hat sich sozusa-
glück auf · 1/2010 ......... 31
Werksfoto
Remo Pelzer
gen ein Bautyp durchgesetzt – der
Monopile. Anders bei aufgelösten
Gründungsstrukturen. Hier hat
sich noch kein Konzept durchgesetzt. Hier haben wir es mit Jackets,
Tripods und Bard-Tripiles zu tun.
Grundsätzlich muss man davon
ausgehen, dass all diese Konzepte
realisiert werden – und dass möglicherweise noch andere Konzepte
folgen.
Geht man in Großserie, muss man alle drei Typen bauen können – sofern
nicht exklusiv für einen Anlagenhersteller gebaut wird.
Pelzer: Richtig. Und auch dann ist
nicht sicher, ob das Konzept später
nicht wieder geändert wird. Wird
diese Flexibilität in der Fertigung
nicht von vornherein berücksichtigt, könnten später Kosten für eine Änderung des Fertigungsablaufs
entstehen.
Aber wie wollen Sie diese Flexibilität
sicherstellen? Und welche Rahmenbedingungen müssen für eine Produktion
dieser Art gegeben sein?
Pelzer: Wir haben bereits verschiedenste Fertigungskonzepte mit Hilfe von Simulationen untersucht.
Ausgearbeitet haben wir eine hinreichend flexible Lösung, die natürlich auch die örtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Installationslogistisch gesehen sind
wir in Bremerhaven ebenfalls optimal aufgestellt. So haben wir einen
Fertigungsstandort mit direktem
Zugang zur See. Folgerichtig ist der
Fertigungsfluss in Richtung Kaikante ausgerichtet. So tragen wir
Gibt es noch andere wichtige Punkte
des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens?
Pelzer: Neben den eigentlichen
Fertigungsabläufen werden auch
die zerstörungsfreie Prüfung, die
Vermessung von großvolumigen
Bauteilen und die Integration der
dabei erzeugten Daten in eine fertigungsintegrierte Dokumentation
untersucht. Dadurch wollen wir
bei WeserWind der Anforderung
gerecht werden, dass wir Bauteile
und ausgeführte Arbeiten hundertprozentig zurückverfolgen können.
Ziel ist, mit kleinstmöglichem Aufwand eine detaillierte, vollständige Dokumentation zu erzeugen.
Zudem werden effiziente Strahlschweißverfahren untersucht, mit
denen man mittelfristig die Fertigungskosten um bis zu 65 Prozent
reduzieren könnte.
Das klingt alles sehr interessant, aber
auch nach Zukunftsmusik.
Pelzer: Aber mit sehr realem Projekt-Hintergrund. Denn schließlich
werden die erforderlichen verfahrenstechnischen Schweißuntersuchungen wissenschaftlich begleitet – von thermischen Simulationen, metallografischen Untersuchungen, Dauerschwingversuchen
und Verfahrensprüfungen. Untersucht werden auch Verfahren der
zerstörungsfreien Prüfung, die bislang in der Offshore-Technik noch
nicht eingesetzt wurden. Gespannt
warten wir darauf zu erfahren, ob
diese Art der Prüfung als effizienteres Verfahren tauglich wäre.
Vielen Dank für das Gespräch.
Serien-Routine
Stehen Offshore-Windparks in relativ flachen Gewässern, „sitzt“ die Windkraftanlage zumeist auf einem sogenannten Monopile. Monopiles sind
Stahlrohre mit einem Durchmesser von bis zu 6 m, die im Meeresboden
verankert sind. Auf den Monopile wird ein sogenanntes Transition Piece
aufgesetzt und mit hochfestem Mörtel, dem sogenannten Grout, vergossen. Das Transition Piece ist der Übergang zum Turm der Windenergieanlage. Für relativ flache Gewässer bis etwa 15 m Tiefe war diese Art der
Gründung bislang die wirtschaftlichste Lösung. Deshalb sind für solche
Strukturen bereits Serienfertigungen von Großrohren entstanden, die sich
durchaus bewährt haben.
ENGINEERING
Trotz Startschwierigkeiten
herrscht größte Zuversicht
WW · Es hat lange gedauert, bis Politik und Wirtschaft das Potenzial der Windenergie für sich entdeckt
hatten. Jetzt werden die ersten großen Offshore-Windparks gebaut. WeserWind hat darauf rechtzeitig
reagiert und eine Betriebsstätte in Lubmin errichtet. Dort gehen Transition Pieces in Serienfertigung.
INTERVIEW
Der Auftrag war toll: Für den
Walney-Offshore-Windpark an
der Westküste Englands soll WeserWind insgesamt 51 sogenannte Transition Pieces fertigen. Die
Frage war nur: wo? Denn die vorhandenen Fertigungskapazitäten
reichten weder für die anliegende Serienfertigung noch für
andere zukünftige Projekte aus.
Also musste eine neue Fertigungsstätte her. Deshalb machte sich
WeserWind gemeinsam mit dem
Projektpartner Erndtebrücker Eisenwerk GmbH & Co. KG etwa vor
einem halben Jahr auf die Suche.
Was inzwischen daraus geworden
ist, schildert WeserWind-Mitarbeiter Torsten Döhren in einem
glückauf-Interview:
glückauf: Wo sind Sie bei Ihrer Suche
fündig geworden?
Torsten Döhren: In Lubmin in der
Nähe von Greifswald, auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes Greifswald, das heute Energiewerke Nord GmbH heißt.
Welche Gegebenheiten gaben den
Ausschlag, sich für den Standort zu
entscheiden?
Döhren: Zum einen der direkte
Anschluss an den dortigen Industriehafen. Denn direkt an der Pier
war ein attraktives, etwa 23.000 m2
großes Grundstück frei. Eine entscheidende Rolle spielte aber auch,
dass dort die Lubminer Korrosionsschutz GmbH angesiedelt ist, die
zur Unternehmensgruppe Krebs
gehört.
Was ist eigentlich …
ein Transition Piece?
Übergangsstück in der Wasserwechselzone zwischen dem in
den Meeresboden gerammten
Monopile und dem eigentlichen
Turm der Windenergieanlage.
Döhren: Mit dem sogenannten
Secondary Steel, das sind diverse
Plattformen, dem Boatlanding und
weiteren Ein- und Anbauten. Nach
der Fertigung beträgt das Gesamtgewicht jedes Transition Piece über
270 t. Danach werden die ausgerüsteten Transition Pieces in den Hallen der Lubminer Korrosionsschutz
GmbH konserviert und so für die
rauen Bedingungen ihres OffshoreStandortes in der Irischen See vorbereitet. Abschließend montiert
WeserWind noch weitere Anbau-
Das Zeitfenster bis zum Produktionsbeginn war ja denkbar knapp bemessen …
Döhren: Äußerst knapp. Uns blieben nur gut vier Monate Zeit, das
Grundstück zu erschließen, die
Baugenehmigung einzuholen und
die komplette 50 x 72 m große Halle zu bauen.
Sie haben es geschafft …
Döhren: In Rekordzeit. Trotz einiger Schwierigkeiten. Aber alle beteiligten Planer, Behörden und Unternehmen haben ihr Bestes gegeben, das Bauprojekt erfolgreich abzuwickeln. Am 22. Dezember war
die Produktionshalle fertig. Dann
begannen wir auf der 3.600 m2
großen Fläche auch sogleich
mit der Produktion.
Walney-OffshorehoreWindpark
Der Windpark liegt an der Westküste Englands, etwa 15 km von
der Insel Walney entfernt,
ernt, auf der
Höhe der Isle of Man. Insgesamt
51 Turbinen mit einer Gesamtkapazität von etwa 370 MW sollen
dort errichtet werden.. WeserWind
erlichen
liefert die dafür erforderlichen
Transition Pieces.
Foto: Andrej Reitenbach
Bei der Arbeit: Schweißer Olaf Hinrichs.
weitere Mitarbeiter aus der Region
einstellen, um Lubmin als Betriebsstätte auszubauen und gut für die
Anforderungen des Marktes aufzustellen.
War es nicht riskant, sich auf ein solches Projekt einzulassen?
Döhren: Was die Vertragstermine
mit dem Endkunden, der DONG
Energy aus Dänemark, angeht, hatten wir uns natürlich abgesichert
– und als Back-up-Lösung eine zusätzliche Hallenkapazität mit etwa
2.300 m2 angemietet. Dort haben
wir bereits Anfang Dezember die
Produktion gestartet.
Mit Mitarbeitern aus Bremerhaven?
Döhren: Die Start-Belegschaft kam
aus Bremerhaven. Zusätzlich haben wir aber auch viele lokale Arbeitnehmer ins Team geholt.
Das wird sicherlich ein positiver
Impuls für die ansonsten strukturschwache Region gewesen sein.
Döhren: Und sicher auch nicht
der letzte. Denn wir wollen noch
Foto: Andrej Reitenbach
Im Winterkleid: die neue WeserWind-Fertigungsstätte.
Was genau produzieren Sie jetzt in der
neuen Betriebsstätte?
Döhren: Das Ganze beginnt mit
Großrohren mit 5 m Durchmesser
und gut 24 m Länge. Das ist sozusagen unser Ausgangsmaterial.
Hergestellt werden diese Rohre in
Lubmin und Rostock von einem
unserem Partner. Diese Rohre werden von uns dann in Lubmin komplettiert.
Und womit genau werden diese Rohre
komplettiert?
Foto: Andrej Reitenbach
Vor der Endmontage: External-Plattform auf dem schneebedeckten Gelände.
glück auf · 1/2010 ......... 32
ten. Dazu gehören zum Beispiel
die etwa 9 x 11 m große ExternalPlattform und die Groutdichtung
zum Monopile. Dann erst können
die Transition Pieces ihre Reise
zum Walney-Offshore-Windpark
antreten.
Bei den arktischen Temperaturen der
vergangenen Wochen und Monaten
dürfte die Produktion in der mit Folie
bespannten Halle kein Honigschlecken gewesen sein.
Döhren: Das war schon eine besondere Herausforderung für die
Belegschaft. Wir hatten Außentemperaturen bis zu minus 15 Grad
Celsius und extreme Schneestürme. Dennoch haben wir die Arbeit
keineswegs eingestellt, sondern
der Kälte getrotzt und das Projekt
unbeirrt fortgesetzt. Unsere Devise
war: „Wenn es einfach wäre, dann
könnte es ja jeder.“
Und wie ist die derzeitige Stimmung?
Herrscht eher Pessimismus oder Optimismus unter Ihnen und den Mitarbeitern vor?
Döhren: Auf jeden Fall Optimismus
– trotz der üblichen Startschwierigkeiten, die eine neue Betriebsstätte und ein neues Projektes unweigerlich mit sich bringen. Bei
uns herrscht große Zuversicht. Wir
werden die Anforderungen des
Kunden an Qualität und Termine
zur vollsten Zufriedenheit erfüllen.
Und wir werden die hoffentlich
zahlreichen Folgeprojekte in dieser
Betriebsstätte ebenso erfolgreich
abwickeln können.
Vielen Dank für das Gespräch.
ENGINEERING
Russland will bis 2030
310 Mrd. Euro investieren
Windhoff · Ausbau des Bahnverkehrs verspricht Branche lukrative Aufträge.
oskau im März 2010. Vom 17.
bis zum 19. März präsentierte
sich die Windhoff Bahn- und Anlagentechnik auf der „4th International Railway Technology Exhibition-ExpoRail“ in Moskau. Die Exporail ist die führende internationale
Fachmesse für Bahntechniker in
Russland mit dem Themenschwerpunkt Bahntechnologie und stellt
neueste Entwicklungen in den
Mittelpunkt. Aussteller aus über
15 Ländern waren in das Expocentre Moscow gekommen, um ihre
Produkte und Dienstleistungen
dem Fachpublikum vorzustellen.
Der Windhoff-Messestand hatte
jede Menge Kompetenz zu bieten:
Aus Rheine war Georg Lohle angereist. Unterstützt wurde er von Andrey Omelchuk, dem Windhoff-Repräsentanten für die Ukraine. Verstärkung erhielt das Duo von Klaus
Dill, der dem neuen Vertriebsbüro
der GMH -Holding in St. Petersburg
vorsteht. So trafen Interessenten
auf dem Stand nicht nur auf Sachverstand, sondern auch auf eine
sehr internationale Atmosphäre.
Nachdem die G M H -Gruppe
2009 mit einem großen Gemeinschaftsstand vertreten war, präsentierte sich in diesem Jahr Windhoff
als alleiniges Gruppenunternehmen auf einem 15-qm-Stand. Die
ehemaligen „Mitaussteller“ hatten
sich nämlich – zusammen mit ei-
ner Reihe weiterer Unternehmen
der GMH -Gruppe – für einen gemeinschaftlichen Auftritt auf der
Technical Fair entschieden, die ei-
Foto: Georg Lohle
Windhoff · Bei der Wartung von Bahntechnik stellt sich immer die Frage: wie
Waggons oder auch Züge zielgenau bewegen? Ein neues Rangierkonzept für
Waggon-Verschiebe-Einrichtungen eröffnet jetzt neue Perspektiven.
E
in Standardprodukt von Windhoff in der Anlagentechnik ist
die Rangiertechnik. Darunter fallen
Rangierloks, Rangierfahrzeuge und
Seilrangieranlagen – mit offenen
Seilzügen oder mit geschlossenem
Seilzug inklusive eingebundener
Anschlagketten, Radsatzwagen
und Mitnehmerwagen oder Pufferwagen.
Für den Betrieb an UnterflurDrehbänken wurde jetzt ein System
neu entwickelt. Bestimmt waren sie
für zwei Betriebswerke der Société
Nationale des Chemins de fer français in Lyon und Paris. Dort wird
eine Rangiereinrichtung mit Radsatzwagen ohne Seilzug eingesetzt.
Es handelt sich dabei um eine Zugvorschubeinrichtung, die nur mit
Eigenantrieb Waggons oder Züge
bis 500 t Gesamtgewicht verfahren kann (Energieübertragung per
Kabelschleppkette). Sie kann dabei
unter dem Zug oder den Waggons
durchfahren, da der Radsatzwagen
nicht in das Lichtraumprofil hineinragt.
Bei dem System wird eine Zugvorschubeinrichtung mit vier Rädern, die im Gleisbett auf einem
separaten Hilfsgleis fahren, frequenzgeregelt angetrieben. Die
Traktion des Radsatzwagens wird
durch die Aufnahme einer Waggonachse erreicht, die über einen
Georg Lohle
Moskauer Treff: Auf der ExpoRail 2010 musste sich Windhoff ohne Schwesterunternehmen präsentieren.
System bewegt bis
zu 500 t huckepack
hydraulisch betätigten Stempel mit
zwei Aufnahmeprismen von der
Hauptfahrschiene abgehoben wird.
Somit wird ausreichend Gewicht
auf die Antriebsräder gebracht, um
einen ganzen Zug zu bewegen.
Durch die Anordnung von zwei
Radsatzwagen – jeweils einer vor
und einer hinter der UnterflurdrehFür eine Verwendung in bestebank – können Zugverbände im Pil- henden Gleisanlagen ist ein Radgerschrittverfahren getaktet und so satzwagen mit Eigenantrieb und
große Hübe realisiert werden. Da es berührungsloser Energieübertrasich bei dem Werkstattbetrieb um gung in Vorbereitung. Diese Auseinen Neubau handelt, wurde im führung ist gedacht für den Einsatz
Fahrbereich des Vorschubsystems
ndament benöein spezielles Fundament
tigt, sowohl für das Hauptfahrgleis als auch für das
agen
tzw
a
Vorschubsystem mit
ds
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eit
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Energiekette. Dachs
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mit konnten dann
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auch problemlos
die erforderlichen Toleranzen zwischen
den Gleisanlagen eingehalul
ten werden.
Hubmod
Werksfoto
Durchdachtes Konzept: Radsatz mit Eigenantrieb und Energieübertragung über Kabelschleppkette.
glück auf · 1/2010 ......... 33
Werkstattausrüstungen und Anbaugeräte zur Bahnbettbearbeitung
und Gleispflege.
Die Gesprächspartner kamen
vorwiegend aus dem Projektierungsbereich für Vollbahnen und
Industrieanschlussbahnen. Am ersten Messeabend, bei einem Ausstellerabend auf dem Messegelände,
hatte man erstmals Gelegenheit,
die anderen Messeteilnehmer kennenzulernen. Es war eine ideale
Gelegenheit, sich in entspannter
Atmosphäre über die Erfahrungen
am russischen Markt auszutauschen.
Etwa 310 Milliarden Euro sollen
bis zum Jahr 2030 in Russland investiert werden, um das bestehende Bahnnetz zu verbessern und zu
erweitern. Die Bahninfrastruktur
wird dabei im großen Maßstab modernisiert. Unter anderem sollen
20.500 km neues Gleis verlegt werden, wovon 1.500 km für Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken vorgesehen sind. Alte Bahnstrecken werden für höhere Geschwindigkeiten
ausgebaut und elektrifiziert.
Windhoff-Mitarbeiter Georg
Lohle war mit den Kontakten und
Gesprächen während der Messe
sehr zufrieden. Er sieht nicht nur
in dem russischen, sondern auch
auf dem gesamten osteuropäischen
Bahnmarkt viel Handlungsbedarf und Potenzial. Nicht zuletzt
deshalb hat auch Windhoff gute
Chancen, von der Modernisierung
und Neuplanung des Bahnnetzes
zu profitieren.
Se
illo
se
r
M
ne Woche zuvor in St. Petersburg
stattgefunden hatte.
Windhoff konnte sich daher alleine profilieren und präsentierte
seine Produkte für die Fahrzeuginstandhaltung (z. B. Unterflurhebeanlagen, Dacharbeitsbühnen und
Drehgestellmessstände), aber auch
Schienenfahrzeuge zum Bau und
zur Instandhaltung von Fahrleitungen und Gleisanlagen. Auf besonders großes Interesse stießen
bei den Fachbesuchern Zwei-WegeRangierfahrzeuge, Lokomotiven,
in vorhandenen Gleisen, die auf
Holzschwellen verlegt sind. Bei
dem System handelt es sich um
eine Zugvorschubeinrichtung, bei
der die Räder mit Servomotoren
angetrieben werden. Die Zugaufnahme erfolgt wie oben beschrieben.
Die Stromversorgung zwischen
stationärer Einspeisung und Vorschubsystem erfolgt berührungslos
über im Gleis verlegte Energiekabel,
die alle 50 m eingespeist werden.
Die Bauhöhe des Radsatzwagens
von nur etwa 200 mm ermöglicht
den Einsatz in einer bestehenden
Gleisanlage, ähnlich wie für seilgebundene Radsatzwagen. Auch dieser Radsatzwagen ist in der Lage,
Züge bis 450 t Gesamtgewicht zu
transportieren.
Georg Lohle
ENGINEERING
Altes Schlachtross
nochmals reanimiert
IAG MAGNUM · Die Fusion liegt erst ein gutes Jahr zurück. Seitdem wurde
jede Menge investiert. Einiges davon ist nicht zu übersehen.
E
nde 2009 wurde auf der neu
angelegten Außenfläche der
renovierte Bockkran montiert.
Die neue, 4.000 m2 große Fläche
wird genutzt, um Großbauteile
der Schweißtechnik, der Bearbeitung und des Service zu lagern. Das
schafft Platz in den Werkhallen.
Dass es vor langer Zeit Überlegungen gab, ihn zu verschrotten,
sieht ihm heute keiner mehr an –
nicht nur der neuen Farbe wegen.
Auch Motoren und Getriebe wurden überholt und der Katzfahrantrieb von Winden auf Elektromoto-
ren umgestellt. Jetzt ist er technisch
up to date und macht mit seinen
23 m Höhe und neuem Logo wieder eine gute Figur. Schon von der
Autobahn aus ist er zu sehen.
Der Kran ist Baujahr 1982 und
hat Firmengeschichte geschrieben: Über Jahre hinweg wurde er
für den Behälterbau auf Montage
eingesetzt – anfangs noch mit geliehenen Stützen und Hubwinden.
1990 bekam er eigene Stützen. Ab
1996 wurde die Brücke um 5 m auf
ein Spurmaß von 39,5 m verbreitert und eine zusätzliche Katze mit
Foto: Jörg Thesing
Montage des Bockkranes mit Hilfe von zwei Mobilkranen à 500 t
20-t-Hub eingebaut. Der Kran hat
eine Traglast von 70/20 t. Hakenhöhe: 16,5 m.
Er war auf vielen Baustellen zu
Hause, z. B. in Köln (LPG -Lagerbehälter, Flüssiggas), Emden, Karlsruhe, Bielefeld, Schwedt, Hamburg
und Gdansk (Polen). Wo immer er
eingesetzt war: Er wurde nach jedem Einsatz demontiert, per Lkw
zum nächsten Montageort transportiert und wieder aufgebaut.
Jetzt, bei der vermutlich letzten
Montage, kam diese Routine voll
zum Tragen. Denn obwohl die meisten der beteiligten Kollegen zum
ersten Mal dabei waren, leistete das
Team gute Arbeit. Sie konnten sich
nämlich auf die Erfahrungen von
Dieter Wächter, Eberhard Wandelt
und Nikolai Schumacher verlassen.
Die haben in ihrem Berufsleben
schon so einige Montage-Einsätze
mitgemacht.
Bei IAG MAGNUM hat es in den
letzten Monaten viele Veränderungen gegeben, die nicht sofort zu sehen sind. Demnächst steht die Fertigstellung weiterer größerer Projekte an, die wieder ins Auge fallen
werden: die Hallenerweiterung von
Halle 4, die neuen Büros und die
neuen Sozial- und Waschräume.
der EICKHOFF -Niederlassung (EIAB ) in
Einspritzer. InBitterfeld
wurden Ende letzten Jahres für
einen langjährigen Kunden zwei Chemical Injection Packages gefertigt
und montiert. Dabei handelte es sich um Kompakt-Rechtecktanks mit
außen liegenden Hochdruck-Dosierpumpen inklusive Verrohrung. Die
absoluten Abmessungen betragen 8 x 3 x 3 m bei einem Gesamtgewicht
von etwa 13 t. Die Tanks werden in zwei Bohrplattformen eines Gasfeldes
integriert, das etwa 100 km vor der iranischen Küste im Persischen Golf
liegt. Die Anlage besteht aus einem Grundrahmen, auf dem ein Rechtecktank aus dem Werkstoff 1.4404 (316L) aufgesetzt ist. Der Tank ist in
vier Kammern unterteilt, die später Korrosionsschutzmittel, Entschäumer,
Emulsionsspalter und Umkehr-Emulsionsspalter aufnehmen sollen. Alle
Einzelkammern mussten zu 100 Prozent den aufwendigen OffshoreRegelwerken entsprechen. So wurden sie zum Beispiel komplett auch von
innen gegengeschweißt – was aufgrund der beengten Verhältnisse von
den EICKHOFF-Schweißern großen körperlichen Einsatz abverlangte. Die
komplette Verrohrung wurde anschließend ebenfalls aus dem Werkstoff
1.4404 (316L) erstellt. Zum Liefer- und Leistungsumfang gehörten auch
die statische Berechnung der Rahmen- und Tankkonstruktion, alle erforderlichen Materialtests, der Tank-Dichtigkeitstest, der Drucktest der Verrohrung, der offshore-taugliche dreischichtige Oberflächenanstrich, die
Verkabelung der Steuerschränke mit den Messstellen und die seemäßige
Verpackung.
Michael Ulepic
Joachim Hindersmann
Fertigung konnte bei Auftrag
ihre Stärken voll ausspielen
EIAB · Das, was in den Rohren als Medium fließt, ist von entscheidender
Bedeutung für Material und Konstruktion einer Anlage. Dies gilt auch für das
Hydraulik-Modul, das mit schwer brennbaren Flüssigkeiten befüllt sein wird.
W
as lange währt, wird endlich
gut: Fast zwei Jahre lang hatte der Kunde geplant. Jetzt konnte
EICKHOFF mit dem Bau eines speziellen Moduls für den Betrieb mit
Hydrauliköl beginnen. Die Fertigung saß bereits ungeduldig in den
Startlöchern. Denn ob beim Stahlbau für Ölwanne und Gestell oder
bei den Verrohrungsarbeiten der
Leitungen aus 16Mo3 (Durchmesser: 15–170 mm): Sie konnte ihre
Stärken einer qualitätsorientierten
Schweißtechnik voll ausspielen.
Die Rohre waren für ein besonderes Medium bestimmt: schwer
brennbare Flüssigkeiten. Deshalb
durfte nur ultraschallgeprüftes
Vormaterial für alle Fittings wie
T-Stücke, Rohrbögen oder Flansche
verbaut werden. Auch was Geometrie und Materialgüte angeht, mussten die Fittings spezielle Kundenanforderungen erfüllen.
Bei der Montage der Rohrleitungen war eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten: Auf den Einbau
und die Schweißung des 170-mmRohrs (Durchmesser), das der Ölwanne die notwendige Steifigkeit
verschaffte, folgten Ölfilter, Steuer-
Foto: Norbert Grund
raturvorgabe der Spezifikation von
50 °C während der Druckprobe zu
erfüllen, hatten die Monteure die
mit Öl gefüllten Leitungen mit
Glühmatten umwickelt und erwärmt.
Das Medium erfüllt im Rohrleitungspool unterschiedliche Aufgaben. Um Ordnung zu schaffen, sind
die Leitungen mit unterschiedlichen Farben beschichtet – selbstverständlich unempfindlich gegen
schwer brennbare Flüssigkeiten.
Bevor die Anlage an den Kunden
übergeben wurde, musste EICKHOFF die elektrischen Komponenten noch komplett verdrahten.
Erst danach konnte das komplette
Modul fristgerecht ausgeliefert und
beim Kunden erfolgreich auf seine
Funktion getestet werden.
Mit dem Modul hat EICKHOFF
seine Referenzliste um ein attraktives Objekt erweitert – und kann
gelassen dem Produktionsstart der
Folgeanlagen entgegensehen.
Stefan Friedrichs
Foto: Werner Vanselow
Improvisation: Um bei der erforderlichen
Druckprobe auf die Temperaturvorgabe von 50 °C zu kommen, griffen die
EICKHOFF-Monteure in die Trickkiste.
Sie umwickelten die mit Öl gefüllten Leitungen mit Glühmatten und brachten sie
auf die geforderte Temperatur.
PERSONALIA
Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010
Foto: Werner Vanselow
Angewandte Farbenlehre: Bei dem Hydraulikmodul sollen unterschiedliche Farben
unterschiedliche Funktionen verdeutlichen.
Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen
Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für
die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.
Eickhoff Industrie-Anlagenbau und Montagen GmbH
blöcke und Folgekolbenbatterien.
Im nächsten Schritt wurden die
Rohrleitungen eingepasst, wobei
mit den größten Durchmessern begonnen werden musste. Nach dem
Schweißen stand eine Oberflächen-
riss- und Durchstrahlungsprüfung
auf dem Programm. Abschließend
mussten die Rohrleitungen wieder
ausgebaut werden, damit sie einer
Druckprüfung mit Öl unterzogen
werden konnten. Um die Tempe-
glück auf · 1/2010 ......... 34
30 Jahre: Alois Schady (Schlosser)
IAG MAGNUM GmbH
35 Jahre: Lothar Leimbrock (Betriebsrat) und Hans-Joachim Littmann
(Instandhaltung + Reparatur)
RECYCLING
Rohstoff Recycling: RRO Rohstoff Recycling Osnabrück GmbH · Adolf Ellermann GmbH
· RRD Rohstoff Recycling Dortmund GmbH
18
Talsohle durchschritten
Schrottmarkt: Erhebliche Unsicherheiten erschweren es, Prognosen abzugeben.
D
er Tiefpunkt auf dem Schrottmarkt ist durchschritten!“ Zu
dieser Einschätzung kamen die
Teilnehmer des 2. Schrottforums
des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (bvse),
das im Dezember 2009 in Düsseldorf stattfand. Mit dabei war auch
Dr. Knut Schemme (Geschäftsbereichsleiter Rohstoff Recycling).
In einem Vortrag referierte er über
den Schrottmarkt aus Sicht der
Stahlindustrie.
Dabei wies er die Teilnehmer
und Teilnehmerinnen darauf hin,
dass Stahlschrott als definierter
und qualitätsgesicherter Einsatzstoff eine besonders hohe Bedeutung für die Stahlindustrie hat. So
wurden in Deutschland im Jahre
2009 immerhin 47 Prozent des
gesamten Rohstahls auf Basis von
Stahlschrott erzeugt. Im europäischen Vergleich lag diese Quote
sogar bei 56 Prozent.
Die infolge der Finanz- und
Wirtschaftskrise stark reduzierte
Stahlproduktion hat entsprechend
Gesundheit gibt es
fast zum Null-Tarif
RRO/Ellermann · Mit ihrem Programm „RRO-
negativ auf die Schrottwirtschaft
abgefärbt. Der Schrottzukauf der
deutschen Stahlwerke brach 2009
um über 30 Prozent gegenüber
dem Vorjahr ein. Der Schrottexport
nach Asien konnte jedoch Schlimmeres – das heißt einen exzessiven
Preisverfall – verhindern.
Nach der Sommerphase hatte
sich die Auslastung der deutschen
Stahlwerke verbessert. Ab Oktober
wurden wieder Größenordnungen
von 80 Prozent erreicht. Nach Einschätzung von Dr. Schemme hängt
ein nachhaltiger Aufwärtstrend jedoch von der Entwicklung des realen Stahlbedarfes ab. Zwar steige
die Zahl der Auftragseingänge, es
sei aber noch nicht abzuschätzen,
wie sich der weitere Bestandsaufbau der Kundenbranchen entwickelt.
Zudem gebe es noch erhebliche
Unsicherheiten im Markt. So sei
beispielsweise noch unklar, wie
sich der Absatz in der Automobilindustrie nach Auslauf der Abwrackprämie tatsächlich entwickeln werund
de u
d ob das Bauhauptgewerbe
au auptge e be
dank der Konjunkturprogramme
Rückenwind erhalte. Von daher
sei eine Normalisierung der
Stahlindustrie frühestens
ab 2011 zu erwarten.
Für das Jahr 2010 prognostizierte Dr. Schemme bereits wieder
eine Verbesse-
Foto: bvse
Dr. Knut Schemme referierte beim 2. Schrottforum des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung über den Schrottmarkt aus Sicht der Stahlindustrie.
rung der Absatzmöglichkeiten für
Stahlschrott auf dem deutschen
Binnenmarkt. Zusätzlich sieht er
Chancen für den Schrottabsatz
auf dem Exportmarkt – stimuliert
durch das anhaltende Wachstum
der Stahlindustrie in Asien. Dies
erfordere aber, dass die Schrottwirtschaft noch globaler als bisher
agiert.
Dieser Aspekt werde die Konzentrationsbestrebungen in der
Schrottbranche weiter begünstigen
– zum Leidwesen der Abnehmer
in der Stahlindustrie, die in der
Regel eine Multi-Sourcing-Strategie
verfolgten. Im Hinblick auf die
Preisentwicklung in Deutschland
sei 2010 ein zunehmender Einfluss
der internationalen Märkte zu erwarten.
Nach dem Vortrag gab es eine Podiumsdiskussion mit Klaus
Hennemann (bvse, Chairman), Dr.
Karl Biedermann (Bundesumweltministerium), Dr. Christian Klinkenberg (SMS Siemag AG) und Dr.
Knut Schemme. Thema war vorwiegend die von der EU-Kommission
geplante Überführung der Stahlschrotte aus dem Abfallrecht in
den Produktstatus. Dies wird nicht
unerhebliche Verpflichtungen für
die Schrottwirtschaft mit sich bringen, um die REACH-Verordnung
zu erfüllen.
Die Branche wird sich in Zukunft deshalb auf die rechtlichen
Rahmenbedingungen sowohl für
Produkte als auch für Abfälle einstellen müssen, was – und da waren sich alle Diskutanten einig –
zwangsläufig zu einem erheblich
höheren bürokratischen Aufwand
führen werde.
Zudem besteht aus Sicht der
Stahlindustrie noch eine andere
Gefahr, nämlich dass die Einfuhr
von Stahlschrott in den EU-Raum
erschwert werde, während der Export ungehindert möglich wäre.
mk
Aktiv“ wollen beide Unternehmen mehr Schwung
in ihre Belegschaft bringen und deren Gesundheit
fördern. Die Aktion begann mit einem Familientag.
Foto: Jörg Boßmeyer
Individuelle Grenze: Friedhelm Möllenkamp testet die maximale Dehnbarkeit.
R
RO und Adolf-Ellermann kooperieren seit Kurzem mit dem
AktivCenter des Osnabrücker
Sportvereins SSC Dodesheide. Ziel
der Kooperation: Die Unternehmen wollen ihren Mitarbeitern
und Mitarbeiterinnen im Rahmen
ihres „Gesundheitsmanagements“
individuelle Gesundheitsangebote
machen, die von Fachkräften betreut werden.
Annähernd 40 verschiedene
sportliche Aktivitäten sind im
Angebot, darunter beispielsweise
Wirbelsäulengymnastik, Fitnessund Gerätetraining, Yoga, Nordic
Walking und Spinning. Aber auch
Ernährungsberatung und Stressbewältigung gehören dazu.
Wer das komplette Vereinsangebot inklusive AktivCenter nutzen
will, muss zwei Dinge tun: einen
Gesundheits-Check vornehmen
lassen und einen kleinen Unkostenanteil leisten (RRO und Ellermann
übernehmen die restlichen Kosten). Bei einer erfolgreichen Teilnahme am „RRO -Aktiv“-Programm
ist sogar ein Null-Tarif möglich –
wenn die Vorgaben der jeweiligen
Krankenkasse eine Rückerstattung
vorsehen.
Ende Februar hatten alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die
Gelegenheit, Örtlichkeiten und
Angebot des SSC Dodesheide kennenzulernen. Bei einem Familientag waren sie mit ihren Partnern
und Kindern ins AktivCenter eingeladen. Auf die mehr als 60 Gäste warteten unterschiedliche Aktivitäten in familiärer Atmosphäre,
angeboten von den Fachkräften des
AktivCenters, der BKK DER PARTNER und anderen Mitwirkenden.
So hatten sie Gelegenheit, ein
erstes Gerätetraining zu absolvieren. Wer wollte, konnte sich über
gesunde Ernährung informieren
oder sein Herz checken lassen.
Für Kinder gab es unter anderem
ein Quiz und Torwandschießen.
Die Mitarbeiter des AktivCenters
sorgten ferner für ein ausgiebiges,
leckeres und natürlich auch gesundes Buffet. Und da die BKK ebenfalls mit einem Info-Stand vertreten war, konnte man beispielsweise
gleich die Frage nach der Rückerstattung klären.
Der Familientag war gut besucht
– was alle Organisatoren freute.
Umso mehr hoffen sie, dass zukünftig möglichst viele RRO - und
Ellermann-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Angebot nutzen
werden. Denn nie war es einfacher,
seine Gesundheit aktiv zu fördern.
Steuerkreis
Gesundheitsmanagement
Foto: Berufsbildungszentrum
Ausklang des
Reloaded. Zum
Krisenjahres 2009 nutzten
die Mitarbeiter der Rohstoff Recycling Osnabrück die
Gelegenheit, ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse
aufzufrischen und zu vertiefen. Leiter des zweitägigen
Seminars „Bilanzanalyse“ war Hartmut Broer von der
GIMA Gesellschaft für innovatives Management mbH.
Er veranschaulichte die Themen mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Dabei ging es um statistische
Liquiditätsanalyse, Kapitalstruktur-/Finanzierungs-
Analyse, Selbstfinanzierungskraft und RentabilitätsAnalyse. Abgerundet wurde die Wissensauffrischung
mit der Anwendung der entsprechenden Kennzahlen
zu diesen Themen. So konnten die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen viele neue Einsichten mit nach Hause
nehmen. Von links nach rechts: Hartmut Broer, Ulrike
Hittmeyer, Felix Treppschuh, Cecilia Hentrich, Claudia
Marquardt, Petra Bartmann, Frank Koch, Sandra Papenbrock, Barbara Wellendorf und Waltraud Herrmann.
mk
Foto: Friedhelm Möllenkamp
Falscher Eindruck: Hartmut Budde hatte keine Berührungsängste vor dem „Startrac“.
glück auf · 1/2010 ......... 35
RECYCLI NG
Berufswahl: Einblick
bringt mehr Durchblick
GMHütte/RRO · Für Osnabrücker Gymnasiasten gab es Nachwuchsförderung der besonderen Art. Sie
konnten nicht nur zwei Präsentationen und zwei Werksbesichtigungen, sondern auch einen Besuch bei
der IdeenExpo erleben. Über Berufschancen in der Stahlbranche dürften sie jetzt bestens informiert sein.
Besser hätte es für die Schülerinnen und Schüler des Osnabrücker Gymnasiums „In der
Wüste“ nicht kommen können.
Denn nicht nur die Rohstoff
Recycling Osnabrück, sondern
auch die GMHütte und die GMHHolding setzten einiges in Bewegung, um ihnen Einblicke in ihre
Unternehmen, was sie beruflich
zu bieten haben und das Thema
„Stahl“ zu ermöglichen.
Als Erstes kamen Mitarbeiter
von RRO und GMHütte ins Gymnasium, um dort ihr Unternehmen zu präsentieren. Als Zweites
lud die GMH-Holding die Schüler
zur IdeenExpo nach Hannover
ein, wo sie unter anderem den
Stand der GMHütte besuchen und
sich genauer umsehen konnten.
Und als Drittes wurden die Gymnasiasten eingeladen, Stahlwerk
und Recyclingunternehmen bei
einer Betriebsbesichtigung noch
besser kennenzulernen.
Auslöser, sich mit dem Thema Stahl zu befassen, waren
Chemie-Intensivkurse unter der
Leitung von Dr. Gisbert Döpke,
Frau Jianfar und Herr Veith. Wie
die Schülerinnen und Schüler die
Betriebsbesichtigungen bei RRO
und GMHütte erlebt und den
Aufenthalt auf der IdeenExpo
genossen haben, schildern Jana
Steinmeier, Pauline Watermann
und Dr. Gisbert Döpke:
Anschließend hatten wir die
Möglichkeit, alleine oder in Gruppen über das IdeenExpo-Gelände
und dabei auf Entdeckungsreise zu
gehen. Denn viele Unternehmen
waren präsent und hatten das, womit sie zu tun haben, spannend
verpackt, sodass man in der Regel
etwas ausprobieren, gestalten, experimentieren oder sonstwie mitmachen konnte. Darunter waren
nicht nur Show-Experimente zu
verschiedenen Themenbereichen,
sondern auch sportliche Aktivitäten wie Klettern, Skateboarden
und anderes mehr.
Der Stand der GMHütte im Ausstellungsbereich „Produktion“ war
unser gemeinsamer Treffpunkt im
Messebereich. Er hat den Schülerinnen und Schülern sehr gut gefallen – weil er gut aufgebaut und
eingeteilt war und interessante Erklärungen zu bieten hatte.
Im Vergleich zu anderen Ausstellern hatte er auch viel Personal.
Es kannte sich mit den jeweiligen
Themenbereichen sehr gut aus und
war in der Lage, selbst schwierigere
Themen gut zu vermitteln.
Ein Highlight des Standes: Wer
wollte, konnte sich im Schweißen
versuchen – und dadurch die Welt
des Stahls im wahrsten Sinne des
Wortes mit Händen fassen.
Am Ende gab es jede Menge
Bewerbungschancen
Foto: Felix Treppschuh
Erfahren aus nächster Nähe, wie wertvoll Schrott ist: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums „In der Wüste“.
Ein Schrottplatz ist alles
andere als Schrott
„Stahl ist sexy“ – mit diesem prägnanten Slogan wurden wir bei unserem ersten Zusammentreffen von
Vertretern der GMH ütte und RRO
begrüßt. Um uns auf die Besichtigung gut vorzubereiten, haben Frau
Budde (Personalreferentin GMH üt-
te) und Herr Treppschuh (RRO )
umfassend über die beiden Unternehmen referiert. Dabei ging es
um den Aufbau der Unternehmen,
die unterschiedlichen Berufe beziehungsweise Ausbildungszweige
und natürlich die Herstellung von
Stahl. Zudem erfuhren wir etwas
über dessen Verwendung sowie die
Vielseitigkeit und Verschiedenheit
des Materials.
So haben wir beispielsweise erfahren, dass in fast jedem Auto
Bauteile mit qualitativ höchstwertigem Spezialstahl aus Georgsmarienhütte verbaut werden.
Danach war die RRO an der Reihe, die ja das Stahlwerk mit dem
Rohstoff „Schrott“ beliefert. Hier
wurden zunächst einmal die vielfältigen Abläufe erläutert und Vorurteile gegenüber Schrott ausgeräumt. Dabei wurde auch klar, wie
immens abhängig das Stahlwerk
von der zuverlässigen Lieferung
sortenreinen Schrotts ist.
Weiter wurden wir über die
verschiedenen Arten von Schrott
aufgeklärt. Was die meisten Leute mit wertlosem „Müll“ assoziieren, ist ganz schön viel wert. Fazit:
Ein Schrottplatz besteht weder aus
Dreck, Schmutz und Abfall, noch
ist er geringschätzig einzustufen.
Solch ein Schrottplatz ist ein Zwischenlager zur Sortierung hochwertiger Wertstoffe mit dem Zweck des
Recyclings.
Auf der IdeenExpo war
Stahl mit Händen zu fassen
Foto: Felix Treppschuh
Alles andere als Dreck, Schmutz und Abfall: Schrott, der recycelt werden soll.
Ein weiteres Highlight war der Besuch der IdeenExpo im September
letzten Jahres in Hannover. Als wir
auf dem Expo-Gelände ankamen,
wurden wir von Mitarbeitern der
GMHütte begrüßt und zu einem
Vortrag von Dr. Schliephake geführt. Titel: „Vom Schrott zum
Stahl”. Dr. Schliephake befasste
sich hauptsächlich mit den Berufs-
glück auf · 1/2010 ......... 36
chancen in der Stahlbranche, vor
allem dem Ingenieurberuf.
Dabei gab er uns immer wieder
Hinweise auf Studienorganisation
und verschiedene Hochschulen,
auf Aufstiegschancen und Möglichkeiten internationaler Beschäftigungseinsätze. Um dies exemplarisch zu verdeutlichen, griff Dr.
Schliephake oft auf seinen eigenen
vielseitigen Berufsweg zurück.
Ein Teil der Gruppe interessierte
sich auch für den Folgevortrag zum
Thema „Wie baue ich ein Rennauto?“, den Studierende der Fachhochschule Osnabrück vorbereitet
hatten. Auch hier gab es viele Fragen und reichlich Diskussionsstoff.
Die gesamte IdeenExpo kam bei
uns allen sehr gut an. Durch das
umfassende Angebot verschiedenster Themen wurde uns ein
abwechslungsreicher und spannender Aufenthalt geboten. Langeweile konnte dabei erst gar nicht
aufkommen.
Leider waren nicht alle Stände
so gut wie der der GMHütte auf uns
zugeschnitten. Es fiel auf, dass sich
die IdeenExpo und manche Aussteller eher an jüngere Schüler im
Alter von circa zwölf bis 14 Jahren
richteten und die Mitarbeiter nicht
ganz so kompetent auf unsere Fragen eingehen konnten.
Dennoch: Die IdeenExpo war
für uns ein tolles Erlebnis, und so
mancher von uns hatte auf der
Heimreise mehrere Aufforderungen
in der Tasche, sich nach der Schule
bei dem einen oder anderen Unternehmen zu bewerben.
Foto: mk
36 Jahren Tätigkeit bei der Rohstoff
Abschied. Nach
Recycling Osnabrück (vormals Klöckner Rohstoffhandel) verlässt Jürgen Heilmann „schweren Herzens“ das Unternehmen. Jetzt kann er den wohlverdienten Ruhestand genießen. Im
Kolpinghaus Georgsmarienhütte gab es ihm zu Ehren Ende Februar eine
bewegende kleine Feier. Das Foto zeigt ihn bei der Abschiedsrede von
Dr. Knut Schemme (von links nach rechts): Jürgen Heilmann, Gustav
Schreiber, Dr. Wolfgang Zimmermann und Thomas Schlösser.
mk
SERVICE
Dienstleistung: Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte mbH · GSG Georgsmarienhütte Service Gesellschaft mbH · GMH Engineering GmbH
· GMH Systems GmbH · Wärmebehandlung Osnabrück GmbH · ESC Burg GmbH · GMH Prüftechnik GmbH
„Türchen auf“ für einen Hauptgewinn
GSG · Ende 2009 kam die GSG auf eine findige Idee: Mit einem digitalen „Energie-Weihnachtskalender“
und einem Gewinnspiel wollte sie die Belegschaft der GMHütte fürs Energiesparen sensibilisieren.
I
nspiriert wurde die GSG bei ihrer Idee von den SchokoladenWeihnachtskalendern, die alle Jahre wieder Kinderherzen erfreuen.
Schokolade sollte allerdings nicht
locken. Dafür nützliche Tipps und
Motivationshilfen, die zum Energiesparen anhalten – und die
Aussicht auf Preise bei einem
Gewinnspiel.
Aber wie den „Energie-Weihnachtskalender“ möglichst vielen
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
zugänglich machen? Die Lösung
bot das Portal der GMH ütte, wo
der Kalender eingestellt und täglich aktualisiert werden konnte.
Umgesetzt haben die Idee Ramona
Hiestand und Martin Frankenberg,
abgestimmt mit Geschäftsführung
und Betriebsrat.
Sobald man das aktuelle Türchen
des Kalenders geöffnet hatte, wurde man mit einem neuen Spruch
übers Energiesparen konfrontiert:
„Weniger Verbrauch geht auch“,
„Energiesparen geht uns alle an“
oder „Energiesparen sichert die
Umwelt und unseren Arbeitsplatz“
sind nur einige Beispiele. Sie alle
wiesen darauf hin, dass Energiesparen ein globales und ernst zu nehmendes Thema ist.
Foto: vl
Glückliches Ende eines Weihnachtsrätsels (von links nach rechts): Reimund Laermann gratuliert den „bemützten“ Gewinnern Markus
Köhne, Bernhard Flaspöler und Josef Rolf. Dahinter stehen „Glücksfee“ Alexandra Linnemann und Betriebsrat Heinz Lietmann.
In jedem Spruch war zudem ein
Buchstabe markiert, der für das
Lösungswort des Weihnachtsrätsels benötigt wurde. Apropos Lösungswort: Es war alles andere als
leicht, den passenden Begriff zu
finden. Schließlich musste er nicht
nur zum Thema passen, sondern
auch nicht mehr und nicht weniger als 24 Buchstaben haben. Aber
die GSG wurde fündig. Das richtige Lösungswort lautete: Energiemanagementsysteme.
Wer in die Lostrommel kommen
wollte, musste bis Mitte Januar
das Lösungswort bei der GSG eingereicht haben. Die Auswertung
des Gewinnspiels hat gezeigt: Die
Teilnehmer und Teilnehmerinnen
kommen aus allen Bereichen des
Werkes.
Das lässt darauf schließen, dass
in allen Abteilungen und Bereichen
der GMH ütte der Kalender bekannt
war und genutzt wurde. Fazit für
die GSG : Sie hat ihr Ziel erreicht,
möglichst viele Beschäftigte für das
Thema zu sensibilisieren.
Ende Januar hat „Glücksfee“
Alexandra Linnemann im Beisein
der Betriebsräte Heinz Lietmann
und Ludwig Sandkämper die drei
Gewinner gezogen. Freuen durften
sich Josef Rolf, Bernhard Flaspöler
und Markus Köhne.
Gewonnen haben sie eine GMHütte-Tasche „Energiesparen“, gefüllt mit einem Energieverbrauchsmessgerät und einer Auswahl von
Energiesparleuchten.
Reimund Laermann
BGG: AUS- UND WEITERBILDUNG
18
Seminarangebote 1. Halbjahr 2010
Der stetige Wandel in Arbeitswelt und Gesellschaft führt täglich zu neuen Herausforderungen und erfordert permanentes Lernen. Deshalb bietet die Berufsbildungsgesellschaft Georgsmarienhütte (BGG) regelmäßig neue Fortbildungsprogramme an. Denn eine qualifizierte Erstausbildung und Weiterbildung der Fachkräfte ergeben Wettbewerbsvorteile, die Unternehmen zum Erfolg führen. Auch im 1. Halbjahr 2010 finden sich interessante Angebote
im Programm. Fast alle Seminare führt die BGG auch als Inhouse-Training durch – natürlich an die jeweiligen
betrieblichen Vorgaben angepasst. Wer sich für eine der Veranstaltungen interessiert, erhält unter der Telefonnummer (0 54 01) 39 47 51 oder 49 65 weitere Informationen. Im Mai gibt die BGG zudem das Aus- und Weiterbildungsprogramm für das 2. Halbjahr 2010 heraus. Sie finden es im Portal auf der Homepage der BGG (www.bgggmh.de) oder können es direkt über die Berufsbildungsgesellschaft anfordern.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
SEMINARTHEMA
DATUM
Betriebswirtschaftliches Grundwissen Teil 1 (Achtung Terminänderung)
19. – 20.04.2010
Word 2007 Fortgeschrittene, Textverarbeitung
22. – 23.03.2010
Rechtliche Fallstricke im Verkauf
22. – 23.04.2010
Praxisorientiertes Projektmanagement
25. – 27.03.2010
Grundlagen der Führung Teil 1
07. – 08.04.2010
Power Point 2007 Grundlagen
12. – 13.04.2010
Excel 2007 Grundlagen, Diagramme
14.04.2010
Excel 2007 Fortgeschrittene, Listen
19.04.2010
Power Point 2007 Fortgeschrittene
21. – 22.04.2010
Mitarbeiterführung für Meister und Vorarbeiter Teil 2
04. – 05.05.2010
Rhetorik Teil 2
10. – 11.05.2010
Access 2007 Grundlagen
25. – 27.05.2010
Gesunder Rücken
08. – 09.06.2010
Betriebswirtschaftliches Grundwissen Teil 2
21. – 22.06.2010
Grundlagen der Führung Teil 2
21. – 22.06.2010
Übrigens: Die BGG bietet auch eine komplette berufliche Grundbildung für Unternehmen an, die in den industriellen Metall- und Elektroberufen ausbilden bzw.
zukünftig ausbilden wollen. Nicht jeder Betrieb will oder kann aus den unterschiedlichsten Gründen alle Ausbildungsinhalte eines jeweiligen Berufsbildes vermitteln.
Die Verbundausbildung hilft, zeitliche und fachliche Engpässe zu überwinden. Eine
fachliche Qualifizierung in Modulen ist möglich. Der Ablauf der Ausbildung kann
somit individuell auf die Möglichkeiten des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten
werden.
glück auf · 1/2010 ......... 37
Foto: Rainer Schulz
Winter hielt „Väterchen Frost“
Frostschutz. Indiediesem
Mitarbeiter der Medientechnik
besonders auf Trab. Die hatten zwar alle Werksbereiche mit manuellen
und automatisierten Maßnahmen gegen die Eiseskälte gesichert – aber
dennoch kam es an verschiedenen Stellen im Werk zu Frostschäden: Rohrbrüche, geplatzte Schieber, festsitzende Ventile und anderes mehr. Um
die Anlagen wieder funktionstüchtig zu machen, war vor allem schnelle
Hilfe gefragt. Die tiefen Temperaturen, denen die Kollegen dabei ausgesetzt waren, haben die Arbeiten häufig erschwert und erzwangen eine
besonders hohe Sorgfalt in puncto Arbeitssicherheit. Umso erfreulicher,
dass bislang alles ohne Arbeitsunfall über die Bühne gegangen ist. Fachabteilungen, Betriebe und Verwaltungen haben das Thema Frostschutz
sehr ernst genommen und gemeinsam dafür gesorgt, dass sich die Folgen
in Grenzen hielten. Dass dabei auch Improvisation gefragt war, zeigt das
Foto: Die oberirdische Trinkwasserleitung konnte mit dem Umblasen von
heißer Luft wieder aufgetaut werden.
Reimund Laermann
SERVICE
Schleiferei im Aufwind
ESC · Neue und konkurrenzfähige Produkte bleiben nicht aus, wenn man
sich ständig weiterentwickelt und effiziente Fertigungsmethoden schafft.
Foto: Ralph Baiker
Zuwachs: Der Auftragseingang hat sich bei der ESC Burg in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Allein im letzten Jahr hat die Schleiferei etwa 350 t gefertigt. Auch für
Mitarbeiter Hans-Peter Langhammer gab es immer reichlich zu tun.
D
ie Schleiferei im Edelstahl Service Center Burg (ESC ) besteht
bereits seit 1969. Zu DDR -Zeiten
wurden dort Präzisionsbleche und
Pressbleche aus warmgewalzte
Edelstahl für die Möbelindustrie
und Konsumgüterproduktion gefertigt. Mit der Wende 1989 musste
sich auch die Schleiferei neu orientieren. Denn die Wettbewerber
in den alten Bundesländern hatten
so gute Produktionsmöglichkeiten,
dass der Betrieb nicht in der Lage war,
geschliffene Bleche von 0,8 – 8 mm
wettbewerbsfähig anzubieten.
Seitdem hat sich viel getan: In
den folgenden Jahren wurden
warmgewalzte Bleche in den Dicken von 8 bis maximal 15 mm in
verschiedenen Körnungen (K60–
K360 ) als Standardformat bis maximal 1.500 x 4.000 mm geschliffen. Gleichzeitig arbeitete man intensiv daran, die Produktpalette zu
erweitern – angeregt durch stetige
Marktanalysen, Fachgespräche und
Bedarfsanfragen bei den Kunden.
Logische Entwicklung: In Verbindung mit dem Konturenzentrum
hat man Möglichkeiten geschaffen,
auch Plasma-, Laser- und Wasserstrahl-Zuschnitte zu schleifen und
mechanisch zu polieren.
Zudem wurde in eine Zweibandschleifanlage investiert. Dadurch
kann die ESC Burg Bleche und
Blechzuschnitte im Trockenschleifverfahren bis 50 mm Dicke anbieten. Hinzu kam eine Richtpresse,
um die Ebenheit bei Quartoblechen sicherzustellen – Voraussetzung, um hochwertige Konturenzuschnitte in geschliffener Ausführung zu liefern.
In den letzten fünf Jahren konnte sich die ESC Burg – dank dieser
Investitionen – neue Absatzmärkte
erschließen. So fragen Unternehmen aus dem Maschinenbau und
Brückenbau spezielle Bleche nach,
deren Oberflächen Schliffqualität
und Ebenheit ganz spezielle Anforderungen erfüllen müssen.
Heute liefert die ESC Burg nach
Zeichnung gefertigte oberflächenveredelte Zuschnitte bis 50 mm
Blechdicke an namhafte Unternehmen aus der Vakuum- und Brückengleitlagertechnik.
Ralf Lapke
Stickstoffgas stoppt
Luftverschmutzung
ESC · Sauberer Verbesserungsvorschlag
Werksfoto
Er hatte die super Idee: René Friedrich an der Laserschneidanlage.
E
in wichtiger Geschäftszweig des
Edelstahl Service Centers Burg
ist der Zuschnitt von Edelstahl und
hitzebeständigen Blechen. Zwei
sehr wichtige Aggregate sind dabei
die beiden Laserschneidanlagen,
die gebündeltes Licht als Schneidwerkzeug einsetzen. Darum ist es
wichtig, dass alle optischen Bauteile in der Anlage sehr sauber sind
und nicht ständig verschmutzen.
Bislang wurden die Schneidanlagen unter Luft betrieben. Das
führte zu Verunreinigungen, da die
Luft nicht vollständig gefiltert und
gereinigt werden konnte. ESC-Mitarbeiter René Friedrich hatte die
Idee, deshalb die Laserschneidanlagen unter sehr reinem Stickstoffgas
zu betreiben. Dadurch hat sich die
Laserbündelung verbessert und die
Leistung erhöht. Denn da Linsen
und Spiegel nicht mehr verschmutzen, müssen sie weniger gereinigt
werden. Zudem vergrößern sich die
Intervalle, an denen die gesamte
Optik ausgetauscht werden muss.
Der Verbesserungsvorschlag wurde
mit 1.042 Euro prämiert.
Jessika Wittwer
AZUBI-ECKE
No Smoking. Werksfoto
Werksfoto
Nichtraucherschutz geht alle an
– auch die Azubis Marco Gellert
(links) und Marcus Schlüter vom
Edelstahl Service Center Burg.
Kürzlich haben sie dabei mitgeholfen, die Betriebsvereinbarung
zwischen Geschäftsführung und
Betriebsrat zum „Nichtraucherschutz“ umzusetzen. Die Aufgabe,
die sie dabei im Rahmen ihrer
Ausbildung erfüllt haben, beweist,
dass es nicht darum geht, Raucher
zu „verteufeln“. Denn damit diese
Mitarbeiter/-innen auf sogenannten „Raucherinseln“ ihrem „Rauchgenuss“ nachgehen können,
entwarfen und bauten die Azubis
Aschenbecher – wie man sieht,
natürlich aus Edelstahl inklusive
Regendach.
Lisa Sennhenn
Orientierung. Mitte Januar fand in den berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ die
Berufsorientierungsmesse statt. 42
Betriebe aus der Region rund um
Burg präsentierten dort 72 unterschiedliche Ausbildungsberufe.
Marco Gellert (links) und Marcus
Schlüter, Azubis des Edelstahl Service Centers, waren ebenfalls dabei,
um Jugendlichen und Eltern ihren
Betrieb und dessen Ausbildungsberufe zu präsentieren. Um sich optimal darauf vorzubereiten, hatten
sie mit ihren Azubi-Kollegen zuvor
Musterstücke in der Lehrwerkstatt
gefertigt, z. B. einen Schlitten und
einen Drachen. Bei den Besuchern
stieß der Drache auf große Resonanz. Er spiegelt symbolisch das
Leitbild des Unternehmens wider.
Marco Gellert /
Marcus Schlüter
glück auf · 1/2010 ......... 38
Werksfoto
Edelstahl Service Center Burg wurde die
Logistisch. Iminnerbetriebliche
Logistik optimiert. So hat
man mit der logistik in XXL Kraftverkehr Burg GmbH vereinbart, Versand
und Umschlaglager zu zentralisieren. Seit November 2009 werden alle
Wareneingänge und -ausgänge in bzw. über eine zentrale Lagerlogistikhalle geregelt. Hinzu kamen flexiblere Arbeitszeiten. Resultat: eine sehr
viel bessere Materialbereitstellung an den Produktionsanlagen. Ein Grund
sind erheblich verkürzte Transportwege; vorher betrug die Entfernung
zwischen den beiden Versandlagern 300 m. Regelmäßige Arbeitstreffen
helfen dabei, die Kooperation kontinuierlich zu verbessern. Unverändert
ist allerdings die Methode, Bleche und Materialien zu lagern. Hier holt
ESC-Mitarbeiter Michael Tränkler eine leere Palette aus dem Hochregal.
Michael Tränkler
PERSONALIA
Betriebsjubiläen, 1. Quartal 2010
Geschäftsführungen und Betriebsräte gratulieren den Jubilaren und sagen
Dank für die langjährige Betriebstreue. glück auf wünscht alles Gute für
die Zukunft, beste Gesundheit und viel Erfolg.
Edelstahl Service Center Burg GmbH
10 Jahre: Michaela Thiel (Qualitätswesen)
GSG Georgsmarienhütte Service Gesellschaft mbH
25 Jahre: Ulrich Bobbert (Zentrale Betriebe) und Peter Thiemeier
(Änderungsdienst/Pauserei)
VERMISCHTES
Wer ist eigentlich ELENA?
ELENA soll zunächst Agenturen für Arbeit bei Antragsbearbeitung entlasten.
Zum Jahreswechsel redeten vor
allem Personaler und Betriebsräte
von ELENA . Dahinter steckt kein
hübscher Frauenname, sondern
eine Abkürzung für ein neues gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren zur Übermittlung von Arbeitnehmerdaten.
Um das Geheimnis endgültig zu
lüften: ELENA steht für „Elektronischer Entgeltnachweis“. Mit diesem Verfahren sollen ab 1. Januar
2012 in Deutschland Entgeltnachweise elektronisch an empfangsberechtigte Behörden übermittelt
werden – mit Hilfe einer Chipkarte,
die die elektronische Signatur des
jeweiligen Arbeitnehmers trägt.
Noch füllt der Arbeitgeber für
seine Arbeitnehmer ein Formular
aus, das er bei der Agentur für Arbeit vorlegt. Mit ELENA werden
diese Daten einfach, schnell und
sicher elektronisch zur Behörde geleitet und dort entsprechend elektronisch weiterverarbeitet.
2012 soll ELENA komplett eingeführt sein. Deshalb melden Arbeitgeber seit dem 1. Januar 2010
bereits ihre Arbeitnehmerdaten an
die Zentrale Speicherstelle (ZSS ).
Das neue Verfahren verfolgt im
Grunde zwei wichtige Ziele: Bürokratieabbau, vor allem durch Beschleunigung und Vereinfachung
des Verfahrens; und eine KostenEntlastung für die Unternehmen
(laut einer Untersuchung kostet die
„Papier-Datenübermittlung“ mehr
als 85 Mio. Euro pro Jahr).
Aber wie den Missbrauch der
zentral gespeicherten Daten ver-
hindern? Der Zugriff auf die Daten
ist nur mit Zustimmung des betroffenen Arbeitnehmers möglich.
Der soll seine Zustimmung „elektronisch“ geben – mit einer elektronischen Signatur (Unterschrift),
gespeichert auf einer Chipkarte:
der sogenannten Signaturkarte.
Die Kosten für diese Karten soll
der Arbeitnehmer selbst tragen
(nach Aussage der Wirtschaft rund
3 Euro für drei Jahre). Auf Antrag
sollen Bürgern, die bereits Anspruch auf Sozialleistungen haben,
die Kosten erstattet werden.
Werden Daten zur Bearbeitung
eines Leistungsantrages abgerufen,
benötigt man zwei „Schlüssel“: die
Signaturkarte des Antragstellers/Arbeitnehmers und die Signaturkarte der bewilligenden öffentlichen
Stelle (z. B. Agentur für Arbeit). Erst
dann können die Entgeltdaten bei
der ZSS abgerufen werden.
Wird also ein Arbeitnehmer arbeitslos, so geht er mit seiner Signaturkarte zu seiner Agentur für
Arbeit. Dort werden mit dieser
Karte und der Signaturkarte des
Agenturmitarbeiters seine Arbeitnehmerdaten bei der ZSS angefordert. Bevor die ZSS die Daten
übermittelt, checkt sie die Karten
auf berechtigte Stelle, berechtigter
Sachbearbeiter, Einverständnis des
Antragstellers etc.
Übrigens ist die einmal angemeldete Chipkarte selbst kein
Speichermedium. Sie trägt nur den
Namen des Arbeitnehmers und die
Kartenidentifikationsnummer.
Was nützt aber den Arbeitnehmern
das ELENA-Verfahren? Wegen der
glück auf unterwegs
schnellen Datenübermittlung sollen sie im Versicherungs- bzw. Leistungsfall schneller die ihnen zustehenden Leistungen erhalten.
Man könnte im Übrigen ELENA
stufenweise auch auf andere Bereiche ausdehnen (z. B. Wohngeld,
Elterngeld). Dann wären nicht nur
arbeitslose und arbeitssuchende
Menschen, sondern alle sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und Beamte betroffen.
Aber birgt die millionenfache
Sammlung von Arbeitnehmerdaten bei der ZSS auch Gefahren hinsichtlich Datenschutz/Datenmissbrauch? Kritisiert wird, dass es sich
hier um eine mögliche unzulässige
Datenspeicherung auf Vorrat handelt, da zunächst nicht abzusehen
sei, ob wirklich alle Daten jemals
benötigt werden. Ursprünglich
sollte auch jeder Streikende in der
Datenbank erfasst werden (egal ob
genehmigter oder „wilder“ Streik).
Ebenso, ob jemand vom Arbeitgeber ausgesperrt worden sei. Aber
dies ist inzwischen vom Tisch.
Trotzdem: Viele haben Angst,
dass Unbefugte auf die gespeicherten Daten zugreifen könnten
– auch wenn das ELENA -Verfahrensgesetz eindeutig regelt, dass
die Daten nur für die im Gesetz
genannten Anwendungsbereiche
verwendet werden dürfen.
Alles in allem kann es also nicht
erstaunen, weshalb Personaler und
Betriebsräte zum Jahreswechsel so
sehr mit ELENA befasst waren.
Weitere Hinweise zu ELENA unter: www.das-elena-verfahren.de.
nh
Foto: vl
Stelen des Osnabrücker
Menschlichkeit. 25Künstlers
Volker-Johannes Trieb
standen von Mai 2008 bis November 2009 in Osnabrück, um Toleranz,
Menschlichkeit und Frieden anzumahnen. Jede Säule ist aus Stahl und
3 m hoch. Obenauf wächst ein Apfelbaum. In die Stelen sind – neben der
Inschrift „2000 Jahre Schlachten“ – Texte zum Thema Krieg und Frieden
mit dem Laser eingebrannt. Passagen aus Remarques Anti-Kriegsromanen
„Im Westen nichts Neues“ und „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ stehen neben umstrittenen Zitaten aus römischer Zeit – und schlagen einen
Bogen zwischen Krieg damals und heute. Nach dem Ende des Projektes,
das die GMH -Gruppe gefördert hatte, steht jetzt eine der Stelen am Eingang der BGG (von links nach rechts): Volker-Johannes Trieb, Peter van
Hüllen (Geschäftsführer GMH -Holding), Harald Schartau (Arbeitsdirektor
GMH -Holding) und Wilfried Brandebusemeyer (Betriebsratsvorsitzender)
mit Azubis, die sich um Stele und Apfelbaum kümmern werden.
Marcus Wolf
Alles was Recht ist
Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
lange haben wir gezögert, jetzt ist es so weit: Unsere
Werks- und Kundenzeitung hat ein Gewinnspiel –
unser Bilderrätsel „glückauf unterwegs“. Wir hoffen,
dass Ihnen unser kleines Ratespiel gefällt. Und dass
möglichst viele mitmachen – indem sie mitraten oder
auch ein Bilderrätsel einschicken. Schließlich haben
Sie die Chance, einen Artikel aus dem GMH-Fan-Shop
zu gewinnen. Viel Spaß und viel Glück wünscht Ihnen
Ihr glückauf-Redaktionsteam
Schauen Sie mal!
Wo ist diese Aufnahme aufgenommen worden? Einige Details
auf dem Foto verraten Ihnen, wo!
Senden Sie Ihre Antwort einfach an
[email protected] oder (mit
einer Postkarte) an Matthias Krych,
RRO GmbH, Rheinstraße 90 – 122,
49090 Osnabrück. Einsendeschluss
ist der 30. Mai 2010. Gehen
mehrere richtige Antworten ein,
entscheidet das Los. Der Gewinner
erhält ein T-Shirt aus dem GMHFan-Shop. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)
Foto: mk
Hatte nicht nur die Idee dazu, sondern auch das erste Bilderrätsel mit dem Selbstauslöser (!) inszeniert: glückauf-Bereichskorrespondent Matthias Krych (RRO).
Und wo bleibt Ihr Foto? Möchten
Sie auch ein Bilderrätsel einreichen?
Machen Sie einfach ein Foto mit
der glückauf im Vordergrund. Im
Hintergrund müssen genügend
charakteristische Details zu erkennen sein, um herausfinden zu können, wo das Foto geschossen
wurde. Mailen Sie Ihr Foto einfach
an [email protected].
glück auf · 1/2010 ......... 39
Mietmängel
verjähren nicht
F
ür alle Mieter eine gute Nachricht aus dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe: Mietmängel verjähren nicht (Grundsatzurteil
17.02.2010 Az.: Viii ZR 104/09).
In dem konkreten Fall ging es
um eine Geräuschbelästigung. Zu
hören waren Trittgeräusche und
die Toilettenspülung aus einer vor
Jahren ausgebauten Dachgeschosswohnung. Ursache: eine unzureichende Schallschutzdämmung.
Die Mieterin, die bereits seit über
50 Jahren in der darunter liegenden Wohnung lebt, fühlte sich
dadurch auf einmal belästigt.
Doch ein Gutachter hatte ebenfalls festgestellt: Tritt- und WCGeräusche waren definitiv zu laut.
Und obwohl dieser Mangel schon
längere Zeit vorlag, gaben die Richter der Seniorin recht: Sie muss die
daraus resultierende unzumutbare
Lärmbelästigung nicht hinnehmen.
Der Vermieter muss den Mangel
beheben – auch wenn er schon
lange besteht.
Das heißt konkret: Ein Vermieter
ist verpflichtet, den Wohnraum
ohne Mängel zu vermieten, nicht
nur zu Beginn, sondern während
der gesamten Dauer des Mietvertrages. Ob er nun eine Wohnung
oder ein Haus vermietet: Er ist
Was ist denn zu
laut laut Gesetz?
Für Wohnungen in Geschosshäusern, Einfamilien-Doppelhäusern
und Einfamilien-Reihenhäusern
gelten grundsätzlich die Regelungen der DIN 4109-Schallschutz
– als Mindestanforderungen für
den Gesundheitsschutz und das
Wohlbefinden der Menschen.
immer in der Pflicht. Nun ja, ob
dies dem Hausfrieden dient, sei
dahingestellt. Die Vermieter zumindest haben eindeutig schlechtere
Karten. Denn während der Mieter
gegenüber dem Vermieter etwas
einfordern kann, laufen die Nachbesserungsforderungen der Vermieter oft ins Leere. Hintergrund: Die
Ansprüche der Mieter gegenüber
dem Vermieter verjähren nicht.
Aber die Ansprüche des Vermieters
gegenüber dem Architekten und
dem Baugewerbe, die den Mangel
verursacht haben könnten.
Bleibt abzuwarten, wie sich das
Urteil in der Praxis auswirkt.
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DIE LETZTE SEITE
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Fleisch in seiner schärfsten Form
Rasant angebratenes Roastbeef auf Kräuterbett an einbalsam(ico)ierter Rauke und geöltem Püree
Zutaten für 4 Personen:
Wussten Sie schon, dass man Ihrer
Nasenspitze anfühlen kann, wie gar
Ihr Steak ist? Also: Wie prüfen Sie
während des Anbratens, wie gar Ihr
Fleisch ist? Mit zwei Fingern auf das
Fleisch drücken und „Widerstand“
ertasten: Fühlt es sich an wie Ihre
Stirn, dann ist es durch; fühlt es
sich an wie Ihre Nase, dann ist es
medium; und fühlt es sich an wie
Ihre Lippen, dann ist es roh (funktioniert nur, wenn Ihre Lippen nicht
aufgespritzt sind). Jetzt brauchen Sie
nur noch eine Edelstahl- oder Eisenpfanne – und es kann losgehen:
Und so bereiten Sie es zu:
• Teil der Kräuter in einer Auflaufform auslegen. Mit der Messerspitze platt gedrückte und halbierte
Knoblauchzehen dazugeben. Mit
etwas Olivenöl beträufeln. In den
Ofen stellen.
• Backofen auf 80 Grad vorheizen
(Umluft).
• Roastbeefs waschen und trocken
tupfen. Unmittelbar vor dem
Anbraten salzen und pfeffern.
• In einer Pfanne einige Kräuter und
eine halbierte Knoblauchzehe in
• 4 Scheiben Roastbeef (2–3 cm dick)
• frische hitzebeständige Kräuter
(z. B. Thymian, Rosmarin, Salbei)
• 2–3 Knoblauchzehen
• Olivenöl, Salz und Pfeffer
Beilage:
• mehlig kochende Kartoffeln
• Zitronensaft, Milch, Olivenöl
• Rauke
• Essenz von Balsamico-Essig
• Parmesankäse
Fotos: Thomas Hesselmann-Höfling
Krosse Schale, zarter Kern – Bevor Sie Ihr Roastbeef samt Beilage verspeisen können (großes Foto), müssen Sie ihm auf Kräuter und
Knoblauch gebettet zweimal eins überbraten: In der Pfanne wird es scharf angebraten und im Backofen sanft zu Ende gegart.
Olivenöl
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RoastOli
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beefs von jeder Seite 1,5 bis 2 Min.
scharf anbraten (je nach Dicke und
Pfanne). Dann in die Auflaufform
auf das Kräuterbett legen und im
Ofen etwa 8 Min. nachgaren.
• Aus dem Backofen nehmen und
kurz ruhen lassen.
• Dazu passt Kartoffelpüree (anstatt
Butter Olivenöl und zusätzlich zur
Milch den Saft einer halben oder
ganzen Zitrone nehmen, mit Salz
und Pfeffer würzen) mit Rauke
und Parmesan-Spänen. Nach dem
Anrichten mit Balsamico-Essenz
und gutem fruchtigen Olivenöl
beträufeln.
Guten Appetit!
glück auf · Rätsel
nach
Art von
(franz.,
2 Worte)
kleiner
Raum
poetisch:
Insel
englische
Schulstadt
aktiv,
beweglich,
munter
brauchbar,
fähig
Südeuropäer
Kfz-Z.:
ElbeElsterKreis
Domizil
regelmäßige
Wetterlage
mit Nadel
und
Faden
arbeiten
eine
Droge
(ugs.)
Tag-Idyll. Fremdwortteil:
entsprechend
geachtet
Stern-,
Himmelsforscher
V.i.S.d.P.:
Iris-Kathrin Wilckens
Hoheitszeichen
dt.
Komponist
† 1847
Foto: vl
Unmittelbar neben dem Werksgelände der GMHütte trieb das Winterwetter seltsame Schnee- und Eisblüten – zumindest so lange, bis die ersten Sonnenstrahlen durchkamen.
pkm
Herausgeber:
Georgsmarienhütte Holding GmbH
Neue Hüttenstraße 1
49124 Georgsmarienhütte
www.gmh-holding.de
an
Jahren
zunehmen
„hartes“
Tongeschlecht
Anschluss
FernseherDVD-Player
Höhenzug im
Weserbergland
Maßnahme
afrikanisches
Runddorf
stark
metallhaltiges
Mineral
kurzer
Augenblick
chem.
Zeichen:
Technetium
Herstellung:
STEIN BA CHER DRUCK GmbH,
Osnabrück; auf 100% Recyclingpapier
USNovellist
† 1849
Foto: vl
Mond ist aufgegangen ...“ Matthias
Nacht-Idyll. „Der
Claudius hätte seine helle Freude gehabt an
der Mondnacht über Georgsmarienhütte. Mondsüchtige und Schlafwandler hofften eher auf das Ende des Gedichtes: „Verschon uns, Gott, mit
Strafen, und lass uns ruhig schlafen – und unsern kranken Nachbar auch.“
pkm
glück auf · 1/2010 ......... 40
Textbearbeitung:
Peter Karl Müller (pkm)
Lektorat:
Dorothea Raspe, Münster
Sittenlehre
Geldstück
Redaktionsteam:
Hartmut Gattmann, Koordinator (hg),
Ina Klix (ik), Matthias Krych (mk),
Vera Loose (vl), Eberhard Mehle (em),
Norbert Hemsing (nh), Hans-Günter
Randel (hgr), Oliver Santelli (os),
René Surma (rs), Hubert Unland (hu),
Iris-Kathrin Wilckens (ikw), Dr. BeateMaria Zimmermann (bmz)
Produktion und Grafik:
elemente designagentur,
www.elemente.ms
Gauner,
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musikalisches
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Die glück auf erscheint
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