NOVA Juli, August 2014 - Astronomische Gesellschaft Luzern
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NOVA Juli, August 2014 - Astronomische Gesellschaft Luzern
Juli / August 2014 / Nummer 521 Monatliche Vereins-Informationen der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL) • • • • Demonstratorenausflug Konjunktion Jupiter - Venus Live-Cam von der ISS Rosetta im Endanflug NOVA * Juli / August 2014 Inhaltsverzeichnis Veranstaltungen ........................................................... 3 Sternwarte Hubelmatt ............................................ 3 Zusammenkünfte ................................................... 3 Hinweise............................................................... 3 Vorschau .............................................................. 3 Lohnende Beobachtungen Juli ........................................ 4 Lohnende Beobachtungen August ................................... 5 Monatliche Zusammenkunft ........................................... 6 Grosse Konjunktion am Morgenhimmel ............................ 7 Demonstratorenausflug nach Basel ................................. 8 Web-Cam von der ISS .................................................10 Pannenhilfe - eine un-glaubliche Geschichte ....................12 Rosetta – die Spannung steigt .......................................14 Impressum .................................................................15 Zum Titelbild: Wir sind es gewohnt, Livecams zu konsultieren, um zu sehen, wie das Wetter am Skiort ist, oder ob es Stau hat auf der Autobahn, bevor wir von der Arbeit heimfahren. Wir Astronomen beobachten so auch mal eine Sonnenfinsternis oder suchen nach Polarlichtern. Und nächstens können wir auch live schauen, ob der Himmel über der Hubelmatt wolkenbedeckt ist oder nicht. Neustens ist aber auch die Internationale Raumstation mit Livecams ausgestattet. Das Titelbild entstand am 24. Juni, als sie im Morgenlicht Australien überflog. Mehr zu den Livebildern aus dem Erdorbit lesen sie ab Seite 10. 2 NOVA * Juli / August 2014 Veranstaltungen Sternwarte Hubelmatt Datum Jeden Dienstag 20:00-22:00 DO 24. Juli / 7. Aug. / 14. Aug. FR 25. Juli / FR 22. August, abends Was Bemerkungen Geöffnet für alle Ferienpass in der Sternwarte Hubelmatt Praxis-Treff Mehr auf Seite Bei schlechtem Wetter nur bis 21 Uhr Anmeldung über das Ferienpasszentrum! Kurzfristige Ankündigung per E-mail Zusammenkünfte MO 7. Juli 19:00 Uhr DO 24. Juli, 14:30 Uhr Monatshöck Restaurant Schützenhaus, Allmend Nachmittagstreff Restaurant Hermitage 6 Hinweise SA 26. Juli, 18:00 Uhr 23. Zumsteins Teleskoptreffen 22. bis 24. August swiss STAR PARTY 29. bis 30. August Teleskoptreffen Melchsee-Frutt / Tannalp Berghaus Gurnigel Das Amateurastronomen-Treffen unter alpinem Sternenhimmel Ein Teleskoptreffen für Astronomie-Amateure und alle AstronomieInteressierten www.fotozumstein.ch/ www.telesk optreffen.ch http://www .planetenw elt.ch Vorschau MO 8. September 20:00 Uhr Monatshöck FR 12. und FR 26. Sept. 19:30 Uhr Jugendprogramm 18. bis 21. September DO 25. September, 14:30 Uhr FR 26. September, abends MI 1. Oktober, 18:00 Uhr Restaurant Schützenhaus, Allmend Details auf unserer Webpage und auf Facebook! Mirasteilas Astronomietage in Falera / Graubünden Nachmittagstreff Restaurant Hermitage Kurzfristige Ankündigung per E-mail Film und Podiumsdiskussion im Technorama Winterthur Praxis-Treff Particle Fever 3 6 www.telesk optreffen.ch Infos hier NOVA * Juli / August 2014 Lohnende Beobachtungen Im Juli 2014 am Himmel zu sehen: Merkur: Er hat seine untere Konjunktion mit der Sonne hinter sich und strebt westwärts weg von ihr. Dabei lässt er sich nach Mitte Monat bis etwa am 22. am Morgenhimmel über einem tiefen Osthorizont in der Dämmerung mit einem Feldstecher auffinden. Venus: Sie behauptet ihre Stellung am Morgenhimmel und wandert durch den Stier und für einige Tage sogar durch den nördlichsten Zipfel des Orion, der ausserhalb der Ekliptik liegt und den Planeten selten berühren. Am 2. zieht Venus 4° nördlich an Aldebaran und am 18. knappe 40’ südlich am Sommerpunkt vorbei. Die Venushelligkeit bleibt mit -3.9m konstant. Mars: Nach seinem auffälligen Frühlingsauftritt wird der rote Planet rasch schwächer. Seine Helligkeit sinkt auf 0.4m ab und seine Dm. auf 8“. Er wandert rechtläufig durch die Jungfrau und passiert am 12. zum dritten und letzten Mal in diesem Jahr Spica, diesmal 1,3° nördlich. Seine Untergänge verfrühen sich von kurz nach 1 Uhr im Monatsverlauf auf die Zeit vor Mitternacht. Jupiter: Der Planetenriese kommt am 24. in den Zwillingen in Konjunktion mit der Sonne. Er hält sich mit ihr am Taghimmel auf und bleibt nachts unsichtbar unter dem Horizont. Saturn: Der Ringplanet ist im Juli immer noch das Schaustück unter den Planeten, verlegt aber seine Präsenz in die erste Nachthälfte. Er beendet am 21. die rückläufige Oppositionsschleife und wird stationär. Seine Helligkeit nimmt leicht auf 0.5m ab. Er geht zu Beginn um 02.30h MESZ unter, am Ende bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht. Mond: Zu Beginn sehr schmale Sichel in der Abenddämmerung im Westen. Am 5. erstes Viertel unweit von Mars. Am Abend des 7. nähert sich der Mond Saturn. Vollmond nahe Nunki im Schützen am 13., wobei er sich in Erdnähe befindet und nahe des Horizonts sehr gross erscheinen wird. Letztes Viertel in den Fischen am 19. und Neumond in den Zwillingen am 26. Quelle: Kosmos-Himmelsjahr 2014, Red JBarili 4 NOVA * Juli / August 2014 Lohnende Beobachtungen Im August 2014 am Himmel zu sehen: Merkur: Der flinke Götterbote eilt der Sonne nach und holt sie am 8. in oberer Konjunktion ein. Danach gewinnt er bis Ende Monat 20° östlichen Abstand von ihr, was aber zu keiner Abendsichtbarkeit reicht, denn er steht fast 9° südlicher als die Sonne und versteckt sich in der Dämmerung. Venus: Sie lässt sich noch am Morgenhimmel tief im Osten auffinden, aber ihre Sichtbarkeitsdauer schwindet rasch. Am 1. erscheint sie kurz vor 4 Uhr über dem Horizont, am Monatsende aber erst um 5 Uhr, was sie in der Morgenhelle verblassen lässt. Im Fernrohr zeigt sie ein nur noch 10“ grosses, zu 97% beleuchtetes Scheibchen. Ihre Konjunktion jenseits der Sonne steht bevor. Am frühen Morgen des 18. zieht Venus mit nur 0,2° Abstand sehr nahe an Jupiter vorbei, was sich bei niedrigem Osthorizont im Feldstecher verfolgen lässt. Mars: Der rote Planet steht am Abendhimmel, aber seine Präsenzzeit nimmt erheblich ab. Am 10. wechselt er aus der Jungfrau in die Waage. Zu Beginn sinkt er kurz vor Mitternacht, am Ende schon um 22 Uhr unter den Horizont. Mit nur noch 7“ Dm. lohnen sich teleskopische Beobachtungen nicht mehr. Er steht unweit von Saturn und überholt ihn am 26. 3° südlich. Mars zieht sich nun wieder für fast zwei Jahre in die Unscheinbarkeit zurück. Jupiter: Der Planetenriese hat seine Konjunktion mit der Sonne hinter sich und taucht allmählich am Morgenhimmel auf. Treffen mit Venus am 18., s. dort. Saturn: Beim Einnachten hat der Ringplanet den Meridian längst überschritten und steht im Südwesten. Sein Untergang verfrüht sich von knapp nach Mitternacht auf 22.30h MESZ. Mars steht in seiner Nähe und überholt ihn am 26. Mond: Am 1. steht die schmale Sichel des zunehmenden Mondes am Abendhimmel in der Jungfrau. Am Abend des 3. ergibt sich ein hübsches Bild mit dem Mond zwischen Mars und Saturn. Erstes Viertel am 4. in der Waage und Vollmond am 10. im Steinbock. Letztes Viertel am 17. im Widder. Am 23. am Morgenhimmel schmale Sichel bei Venus und Jupiter. Neumond am 25. im Löwen. Am Abend des 30. steht der zunehmende Mond sehr nahe bei Saturn (Bedeckung in Afrika und den Amerikas). Quelle: Kosmos-Himmelsjahr 2014, Red JBarili 5 NOVA * Juli / August 2014 Monatliche Zusammenkunft Montag, 7. Juli 2014, 19:00 Uhr, Restaurant Schützenhaus Thema: Gemütlicher Sommeranlass, gemeinsames Nachtessen Auch dieses Jahr findet unser Sommeranlass im Restaurant Schützenhaus / Allmend Luzern statt. Bei schönem Wetter sind wir auf der Terrasse, bei schlechtem drinnen. Eine Voranmeldung mit Menüvorwahl ist nicht nötig. Bis bald an diesem gemütlichen Anlass! Vorschau auf die monatlichen Vorträge der zweiten Jahreshälfte 2014 Liebe Sternfreunde und solche, die es werden möchten Vor bald 20 Jahren konnten interessierte AGL-Mitglieder den Kurs „Atome, Elemente, Teilchen, Kräfte, Relativität, Sterne, Kosmologie“ besuchen. Autor und Referent war Max Spindler, Mitglied der Astronomischen Gesellschaft Luzern. Der Kurs kam bei den Kursteilnehmern sehr gut an und so wurde wiederholt der Wunsch nach einem weiteren ähnlichen Kurs geäussert. Bei einem Kurs ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Es freut mich aber, für die zweite Jahreshälfte 2014, eine Trilogie von Vorträgen ankündigen zu können. Referent ist wieder Max Spindler und die Vorträge richten sich gleichermassen an Einsteiger/Laien wie auch an astronomisch Fortgeschrittene. Reservieren Sie sich deshalb unbedingt die folgenden Termine: Montag, 8. September 2014 (Zweiter Montag des Monats weil am 1. September ein FCL-Spiel stattfindet!) Themen: Griechen, Apollonius, Aristoteles, Ptolemäus, Kopernikus, Tycho Brahe, Kepler, Galilei, Newton, Asteroiden, Oortsche Wolke, Kometen, Rosetta Montag, 6. Oktober 2014 Themen: Galaxien, Sterne, Supernovae Typ I und II, Messung von Entfernungen Montag, 3. November 2014 Themen: Das Periodensystem der Elemente, Radioaktivität, Elementarteilchen, moderne Kosmologie Die Vorträge sind öffentlich, freier Eintritt! Guido Stalder, Organisator AGL 6 NOVA * Juli / August 2014 Grosse Konjunktion am Morgenhimmel Am 18. August wird Jupiter von der Venus überholt. Der minimale Abstand der beiden Planeten beträgt dabei bloss 13 Bogenminuten. Wer sich an diesem Augustmorgen früh auf die astronomische Lauer macht, kann dabei ganz in der Nähe des -1.8 mag hellen Jupiters und der noch deutlich helleren Venus auch noch den Sternhaufen Krippe (M44) gleich daneben beobachten. Vier, fünf Tage später gesellt sich dann sogar noch die schmale abnehmende Mondsichel dazu, was die Himmelsfotografen unter uns sicher animieren wird, diese astronomische Konjunktion auf den Chip zu bannen. Natürlich wird im NOVA sehr gerne davon ein Foto präsentiert, zumal der Mond gut eine Woche zuvor als dann noch „Fast-Vollmond“ das Beobachten des Sternschnuppenschwarms der Perseiden doch sehr erschweren wird. Beat Bühlmann 7 NOVA * Juli / August 2014 Demonstratorenausflug nach Basel Am 14. Juni ging die Hubelmatt-Demonstratorengruppe wieder auf Reise. Nach all den Jahren ist es fast nicht mehr nötig, zu erwähnen, wie das Wetter war. Es meint es ja immer gut mit uns bei diesem Anlass. Per Zug ging‘s Richtung Nordwesten, Basel war das heurige Ziel. Nach der Ankunft im HB stiegen wir auf das Tram um, das uns zu den Rheinsalinen bei Nein, nicht verschneite Alpengipfel sondern Schweizerhalle brachte. Salzberge im Lager Schweizerhalle. Während einer knapp zweistündigen Führung erfuhren und sahen wir viel Wissenswertes über die rund 180 jährige Geschichte der Salzgewinnung in Basel. Natürlich wurde uns auch vermittelt, wie der Salzabbau heute vonstatten geht. Tröstlich dabei, dass in der Schweiz noch Salzvorkommen für rund 500 Jahre vermutet werDem wunderbar dekorierten Salzladen konnte nieden. Auch die grossen mand wiederstehen! Salzberge in der Lagerhalle machten allen Eindruck! Nach einem Abstecher in den Salzladen, den wir natürlich nicht ohne das eine oder andere Präsent verlassen konnten, ging es mit dem Tram wieder zurück nach Basel. Bei der Schiffslände bestiegen wir das Rundfahrtschiff, um Basel und Umgebung von der Wasserseite aus zu betrachten. Danach nahte das eigentliche Ziel unserer Reise, die Basler Sternwarte St. Margarethen. Diese erreichten wir nach einer Blick in die Fernrohrwerkstatt. weiteren Tramfahrt und einem kurzen Fussmarsch. 8 NOVA * Juli / August 2014 Wir wurden von den beiden Demonstratoren Peter Fischlewitz und Beat Fischer begrüsst und als erstes mit den geschichtlichen Eckpfeiler der Sternwarte vertraut gemacht. Danach wühlten wir uns durch die gut bestückte Bibliothek und begutachteten die Werkstatt, bevor wir die eigentlichen Teleskopgebäude in Augenschein nahmen. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Sternwarten kann man da wirklich in Mehrzahl schreiben, denn nicht nur unter der grossen Hauptkuppel ist ein Merz-Refraktor aufgestellt, sondern in mehreren Nebengebäuden sind noch weitere Teleskope daheim. Wir Demonstratoren nehmen ja von jedem Ausflug Ideen, Wünsche und Visionen mit nach Hause. Diesmal gefielen uns die beiden Teleskophäuschen, die in der Mitte zum Öffnen sind und in auseinandergefahrenem Zustand je ein Teleskop Der grosse Merz-Refraktor unter der grossen Kuppel. freigeben. Bei der Vision einer vergrösserten Sternwarte könnte ein solcher Schutzbau ein zusätzliches Teleskop draussen auf dem Schulhausdach beherbergen. Unter dem Schutzbau wünschten wir uns allerdings modernere Optiken, Montierungen und Steuerungen, als wir sie in Basel gesehen haben. Bevor uns die SBB wieder sicher in die Zentralschweiz zurück brachte, genossen wir noch ein gemeinsames Nachtessen, nach dem bestimmt niemand mit leerem Magen auf den Heimweg musste… Durch das Auseinanderschieben der Gebäudehälften kommt ein Newton Teleskop zum Vorschein. Bericht: Beat Bühlmann Fotos: Markus Burch, Beat Bühlmann 9 NOVA * Juli / August 2014 Web-Cam von der ISS Die Internationale Raumstation ISS filmt rund um die Uhr die Erde. Vier handelsübliche Kameras liefern die Live-Aufnahmen, die sofort zur Erde gefunkt und im Internet gezeigt werden. Wer die Erde gern aus der Perspektive eines Astronauten beobachten will, kann dies jetzt über vier Videokameras an Bord der Internationalen Raumstation ISS tun. Für das Experiment "High Definition Earth Viewing" (HDEV) hat die Nasa vier handelsübliche HD-Videokameras in eine Box montiert, die am Columbus-Modul der Raumstation befestigt ist. Eine Kamera ist nach vorn gerichtet, eine senkrecht nach unten, zwei blicken nach hinten. Der Videostream zeigt zyklisch Aufnahmen aller vier Kameras. Es gibt damit nun eine Webcam, die theoretisch rund um die Uhr Live-Bilder der Erde zeigt. Im Erdschatten ist es allerdings stockdunkel und beim Wechsel von der einen zur anderen Kamera kann schon mal eine graue Pause entstehen. Zu hören ist dann lediglich der Audio-Livestream der Raumstation ISS mit dem Funkverkehr zur Erde. Link: http://eol.jsc.nasa.gov/HDEV/ Die Bilder der Kameras werden nicht auf der ISS gespeichert - sondern direkt zur Erde gefunkt und dann live im Internet ausgestrahlt. Die vier Kameras ähneln einfachen Webcams: Man kann sie weder schwenken noch damit zoomen. Härtetest für die Technik Wo sich die ISS gerade befindet, wird auf dieser Esa-Webseite angezeigt - so kann man leicht herausfinden, wann die Raumstation über Regionen unterwegs ist, die von der Sonne beschienen werden. Sollte unterhalb der Station gerade Nacht sein, muss man nicht allzu lange warten. Bei einer Geschwindigkeit von 27.000 Kilometern pro Stunde umrundet die ISS die Erde in etwas mehr als 90 Minuten. Bei dem vom Johnson Space Center in Houston Texas durchgeführten Experiment wollen Wissenschaftler herausfinden, wie gut und wie lange handelsübliche Kameras unter den extremen Bedingungen im All funktionieren. Das Projekt läuft bis zum Oktober 2015. Es könnte auch helfen, durch den Einsatz günstiger Hardware Geld bei künftigen Missionen zu sparen. Die Kameras stecken in einem Gehäuse, das mit Stickstoff gefüllt ist und in dem Druckverhältnisse wie auf der Erde herrschen. Eine zusätzliche Wärmedämmung soll die Elektronik vor allzu großer Kälte schützen. Die Wissenschaftler sind gespannt darauf, wie die Elektronik mit der starken Strahlung im All zurechtkommt. Regelmäßig wollen sie Bilder der Kameras mit früheren Aufnahmen vergleichen, um etwaige Veränderungen zu erkennen. Spiegel Online 10 NOVA * Juli / August 2014 Natürlich wollte der NOVA Redaktor diese neue „ausserirdische“ Webcam testen. An einem wolkenlosen Abend entnahm ich der Webpage von „Heavens above“ die genaue Zeit eines Überflugs der Raumstation. Beim Blick auf die ISS Webcam-Page konnte ich so rechtzeitig den Anflug des Raumflugkörpers beobachten. Und tatsächlich, zur richtigen Zeit tauchte die Raumstation am Himmel auf. Im Erdorbit leuchtete den Astronauten noch immer die Sonne, während sie natürlich für mich schon untergegangen war. So war auch auf dem Livecam-Bild nicht viel mehr also dunkel zu sehen, allerding nur bei der Kamera, die gerade nach unten schaute. Nach grober Abschätzung hat die Bildbreite dabei wohl ein Ausmass von rund 450 km. Auf einer anderen Aufnahme war allerdings im Vordergrund eine Sojus Raumkapsel und ein Progress Frachtschiff zu sehen, die noch immer in der untergehenden Sonne hell erleuchtet waren. Und als dann auch diese Raumschiffe in der Nacht verschwanden, erlosch auch der „ISS-Punkt“ am Himmel. Fazit: Test bestens geglückt. ISS Bahn am Himmel ISS Bahn über Europa ISS Orbit auf der Weltkarte (dunkel =) Nacht) 11 Bild der Live Cam NOVA * Juli / August 2014 Pannenhilfe - eine un-glaubliche Geschichte von Walter Schwingruber Freitag, 4. Juli 1997: Die amerikanische Raumsonde „Pfadfinder“ ist nach einer Reise von 500 Millionen Kilometer weich auf dem Mars gelandet. „Sojourner“, ein kleines sechsrädriges Erkundungsfahrzeug, rollt über den roten Marsboden. Die ganze Welt sitzt vor dem Fernsehbildschirm und bestaunt die gesteins- und felsdurchsetzte Öde unseres Nachbarplaneten. 85 Tage später: Ich bin auf Entdeckungsreisen in der Mojavewüste. Gierig trinke ich einen Schluck aus der Wasserflasche. Über mir brennt die Sonne. Im gleissenden Licht flimmern Sand- und Gesteinsbrocken. Fliessspuren wie Gräben, Flusstäler und Gullys als auch die unterschiedliche Färbung der Erosion deuten darauf hin, dass hier vor langer Zeit einmal Wasser geflossen ist. Wie möglicherweise einst auf dem Mars vor vielen Millionen Jahren, als seine Atmosphäre dichter und wärmer gewesen sein muss. Am Horizont mache ich den Wall eines Kraters aus. Bei dieser Hitze werde ich wohl meinem Kreislauf zuliebe auf den Marsch dorthin verzichten. Schlapp setze ich mich auf einen Stein. Seltsame Spuren liegen im Sand. Irgendwie kommt mir dieser von Felsbrocken übersäte Ort vertraut vor, obwohl ich noch nie zuvor in dieser unwirtlichen Gegend gewesen bin. Das muss wohl das erste Anzeichen eines Sonnenstichs sein. Ich drücke meinen verwitterten Strohhut tiefer in den Nacken und lösche das Brennen in der Kehle mit köstlichem Nass. Davon habe ich genug mitgeschleppt. Ein Geräusch schreckt mich aus meinen Gedanken auf. Sandfliegen? Hier draussen soll es Insekten und Reptilien geben. Erstaunlich, dass sich Tiere an dieses heisse Klima anpassen können. Die Spuren im Sand haben wohl Kriechtiere hinterlassen. Wieder höre ich das drohende Geräusch. Lauert irgendwo gar eine Schlange? Vorsichtig schaue ich mich um. Nichts. Srrrrrrrrrrrrrrrr. Hinter dem mannshohen Felsblock muss sie sein. Vorsichtig umgehe ich den Brocken. Klapperschlangen sind im Sand vorzüglich getarnt, können ihren Kopf blitzschnell vorschnellen und zuschlagen. Ihre Bisse sind tödlich. Doch was jetzt in meine Ohren dringt, tönt eher wie das Summen von Elektromotoren. Neugierig aber vorsichtig gehe ich weiter. Da, zwischen den Steinen bewegt sich etwas! Jetzt sehe ich das Ding. Verblüfft bleibe ich stehen. Zehn Meter vor mir steht ein kurioses Gefährt auf sechs Rädern, Grösse und Form ähnlich der eines Kinderwagens. An seinem hinteren Ende streckt es einen Fühler in den Himmel. Sein linkes vorderes Rad ist zwischen zwei Steinen festgeklemmt, die fünf anderen Räder spulen hilflos im Sand. Verzweifelt drehen sie mal vorwärts, mal rückwärts. Doch das Ding steckt fest. Entschlossen gehe ich auf das seltsame Gefährt zu, hebe es vorne hoch und befreie es aus der misslichen Lage. Noch immer traue ich meinen Sinnen nicht und schaue die Konstruktion genauer an. Das ist ja „Sojourner“, genau wie ich ihn in Zeitschriften und im Fernsehen gesehen habe! Jetzt fährt der Roboter langsam auf mich zu, seine starren kalten Augen auf mich gerichtet. Ein Metallarm fährt aus seinem Gehäuse und greift nach meinem Hosenbein. Im Kontrollzentrum schrillt jetzt bestimmt ein Alarm „Marsmensch gefunden!“ 12 NOVA * Juli / August 2014 Fünfzig Kilometer westlich von meinem Ausflugsziel am Hotelschwimmbecken und bei einem kühlen Bier lache ich noch immer über meine Entdeckung. Über dem Bartresen flimmert ein Bildschirm. Jetzt fällt es mir wieder ein: Im Fernseher habe ich diese Felsbrocken, an denen ich heute vorbei gekommen bin, schon einmal gesehen. Wie leicht man doch mit diesem Medium Millionen von Menschen hinters Licht führen kann! Kopfüber springe ich ins Wasser. Als ich auftauche, sind eben News angekündigt. Ich klettere aus dem Bassin, werfe mich auf einen Liegestuhl und warte gespannt. Erst gegen Ende der Nachrichten erwähnt der Sprecher in knappen Sätzen, dass „Sojourner“ nach 85 Tagen in der staubigen Marsatmosphäre die Verbindung zur Erde für immer abgebrochen habe. Nur ich weiss, dass es meine in der Mojavewüste geleistete Pannenhilfe gewesen ist, die zur grössten Panne in der Geschichte der unbemannten Raumfahrt geführt hat und das Ding für immer verstummen liess. Marsrover „Sojourner“ bei der Erforschung des Felsens „Yogi“, der sich nur in unserer Sommergeschichte in der Mojavewüste befindet. Auch wenn einem die Sommerhitze die Sinne leicht verschleiern sollte, „Yogi“ ist nur hier und heute kein Marsbrocken… PS: „Sojourner‘s“ Nachfolger „Curiosity“ beendete in den letzten Junitagen sein erstes Marsjahr auf dem Roten Planeten, was genau 669 Erdtagen entspricht. Auf dem Mars würde man jetzt also Geburtstag feiern… 13 NOVA * Juli / August 2014 Rosetta – die Spannung steigt Am 6. August 2014 soll die von der Europäischen Weltraumagentur ESA betriebene Raumsonde Rosetta in einen Orbit um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko einschwenken und diesen auf seinem weiteren Weg in das innere Sonnensystem 'begleiten'. Voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2015 soll der Komet dabei mit insgesamt 21 verschiedenen wissenschaftlichen Instrumenten eingehend untersucht werden. Unter anderem soll hierzu im November 2014 auch ein von der Raumsonde mitgeführter Lander auf der Oberfläche des Kometen abgesetzt werden. Alleine Philae, so der Name dieser Landeeinheit, ist mit zehn Instrumenten ausgestattet. Um erfolgreich in eine Umlaufbahn um ihr Ziel eintreten zu können muss Rosetta jedoch zuerst insgesamt zehn Kurskorrekturmanöver (engl. "Orbit Correction Manoeuvre", kurz "OCM") durchführen, mit denen die relative Geschwindigkeit der Raumsonde zu 67P/TschurjumowGerasimenko schrittweise reduziert und der Verlauf der Flugbahn der Raumsonde relativ zu dem Kometen angeglichen wird. Die ersten drei Kurskorrekturen wurden bereits in den vergangenen Wochen durchgeführt. Und auch bei dem am 18. Juni durchgeführten vierten OCM, bei dem es sich um den dritten und zugleich letzten der "Big Burns" handelte, traten keine Probleme auf. Die vier bei dem entsprechenden Manöver eingesetzten Kurskorrekturtriebwerke zündeten um 15:17 MESZ und waren - wie vorgesehen - über einen Zeitraum von 136 Minuten aktiv. Während des Manövers übermittelte die Raumsonde in Echtzeit aktuelle Telemetriewerte an die Erde. Diese Daten wurden nach einer Signallaufzeit von 24 Minuten und 22 Sekunden - immerhin betrug die Distanz zwischen der Erde und Rosetta während des Manövers etwa 434 Millionen Kilometer - empfangen und an das Rosetta-Kontrollzentrum am ESOC in Darmstadt weitergeleitet. In den kommenden Wochen - nämlich am 2., 9., 16. und 23. Juli sowie am 3. August - werden noch fünf weitere Korrekturmanöver erfolgen, durch welche allerdings jeweils deutlich geringere Veränderungen in der Geschwindigkeit der Raumsonde erreicht werden sollen. Im Rahmen dieser 'kleineren' Korrekturen sollen auch die zuvor aufgetretenen minimalen Abweichungen in den vorherigen "Big Burns" ausgeglichen werden. Mit einem letzten Manöver soll Rosetta schließlich am 6. August in einer Entfernung von 100 Kilometern in eine Umlaufbahn um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko eintreten. Es erwartet uns also ein spannender Sommer! Raumfahrer.net 14 NOVA * Juli / August 2014 Impressum Monatliche Vereins-Informationen der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL) Beiträge und Bildberichte bitte an: [email protected] Nächster Redaktionsschluss: Jeweils am 10. des Vormonates Anschrift: Sternwarte: Telefon Sternwarte: Homepage: Email: PC Konto: Bankverbindung: Astronomische Gesellschaft Luzern, 6000 Luzern Schulhaus Hubelmatt-West, Luzern 041 / 317 00 69 http://luzern.astronomie.ch [email protected] 60-10028-6 Raiffeisenbank Horw, 6048 Horw IBAN CH2481186000003572488 SWIFT-BIC: RAIFCH22B86 Präsident: Marc Eichenberger [email protected] Vizepräsident: Buchhaltung: Aktuar: Sternwarte: Jugendarbeit: Pascal Kaufmann Anita Schranz Pascal Kaufmann Joerg Lang Marc Eichenberger [email protected] [email protected] Webmaster: Administration: Technik und Praxis-Treff: Organisator: Öffentlichkeitsarbeit: Fernrohrverleih: Markus Burch Kurt Felder Roland Stalder Guido Stalder Piero Indelicato Kurt Felder [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Astroreisen: Redaktion NOVA: Druckerei: Auflage: Erscheinung: ISSN: Pascal Kaufmann Beat Bühlmann Kopiershop Alpnach 280 Exemplare 11x jährlich 1664-9079 15 [email protected] NOVA * Juli / August 2014 PP 6000 Luzern 16