Werner knechtli, Sie haben Hotels in

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Werner knechtli, Sie haben Hotels in
Mein
Werner Knechtli am «Wine
Tower» im Radisson Blu Hotel im
Flughafen Zürich. Der 64-jährige
General Manager liebt vor allem
Weine aus Frankreich. In Bordeaux
hat er 2006 ein Luxushaus der Marke
«The Regent» eröffnet.
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9I2013
Hotelier-talk Werner knecHtli
GESPRÄCH MIT WERNER KNECHTLI,
GASTGEBER IM RADISSON BLU ZÜRICH-AIRPORT
Leben
als Business-Hotelier
TEXT Hans R. Amrein
PORTRÄT-BILDER Tanya Hasler
W
erner knechtli, Sie haben Hotels in
kuwait, london, Wien, Brüssel, kopenhagen, Berlin, Mombasa, riyadh und
Bordeaux geführt. Wie kommt man als
Hotelier ausgerechnet in den Flughafen Zürich?
Nach über 33 Jahren im Ausland war es mein
Wunsch, wieder in die Schweiz, in meine Heimat, zurückzukehren. Das teilte ich Kurt Ritter,
dem früheren CEO der Rezidor-Gruppe, mit. Im
Herbst 2007 fragte mich dann Kurt Ritter, ob ich
nicht Lust hätte, hier im Flughafen dieses ganz
spezielle Haus zu eröffnen.
War es denn für Sie ein besonderes Highlight,
ein Flughafen-Hotel zu eröffnen?
Absolut. Man eröffnet nicht jeden Tag ein Hotel
in dieser Grösse mit 330 Zimmern und Suiten,
Top-Infrastruktur, hochwertigem Design und
einem Tagungs- und Konferenzbereich, der in
der Schweiz einzigartig ist.
es gibt Hoteliers, die sagen etwas abschätzig:
Wie kann man nur ein Businesshotel in einem Flughafen führen.
Das sehe ich völlig anders! Erstens: Das Haus
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Er führt seit fünf Jahren das grösste Tagungs- und
Konferenzhotel der Schweiz. Direkt im Flughafen
Zürich. Mit 330 Zimmern und Suiten ist das Radisson
Blu – gestaltet vom Star-Architekten Matteo Thun –
eines der führenden Viersterne-Superior-Businesshotels
von Zürich. An der Spitze des Hauses: Werner Knechtli
(64), ein Hotelier mit 48 Jahren Berufserfahrung.
Worin liegt die besondere Herausforderung, ein Kettenhotel zu führen?
steht direkt im Flughafen und
nicht neben dem Flughafen. Das
ist einzigartig in der Schweiz!
Zweitens: Es handelte sich um
ein ganz neues Haus mit einem
völlig neuen Konzept. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Meine Aufgabe bestand
2008 darin, das Haus in kurzer
Zeit zu etablieren.
Wem gehört die liegenschaft?
Das Gebäude ist derzeit im
Besitz einer Familie aus Katar.
Die gleichen kreise aus katar,
die das Bürgenstock resort, den
Schweizerhof Bern und das Savoy
in lausanne besitzen?
Nein.
Und trotzdem: Sie haben luxushäuser in Saudi-arabien, kuwait,
kopenhagen, Brüssel, london
oder Wien geführt – und jetzt ein
Businesshotel im Flughafen Zürich.
Glauben Sie mir: Das ist eine echte Herausforderung. Und es macht mir unheimlich Spass.
Wie lange arbeiten Sie schon für rezidor?
Mehr als 30 Jahre. Immer als General Manager.
eine erstaunliche karriere!
Ich habe mit 12 Jahren angefangen.
Wie bitte!
Als zwölfjähriger Bub habe ich im Bahnhöfl i in
Schöftland im Aargau nachmittags Teller gewaschen. Damit verdiente ich mir während drei Jahren Tag für Tag mein Mittagessen.
Das tönt nach amerikanischer tellerwäscher-karriere.
Mein Vater sagte: Werner, mach eine Kochlehre,
denn die Leute haben immer Hunger. So ging ich
dann mit 15 Jahren nach Neuenburg und begann
die Lehre zum Koch, im Wissen, dass ich später
einmal in der Hotellerie arbeiten wollte.
Sie machten dann die Hotelfachschule luzern.
Richtig. 1972 schloss ich die Schule mit dem ›
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Hotel-Diplom in der Tasche ab. Dann ging es direkt ins Ausland.
In Rimini war ich sechs Monate lang Reiseleiter.
Was tut ein reiseleiter in rimini, wo die touristen ja bloss am
Sandstrand an der Sonne liegen?
Die machen auch Tagesausflüge. Ich führte jeden Tag mindestens
fünfzig Leute mit dem Bus durch die Gegend. Das war 1974.
Und was folgte dann?
In Florenz besuchte ich eine italienische Sprachschule.
Warum italienisch?
Eine wunderbare Sprache! Ich liebe das Südliche, auch das Tessin,
wo ich seit vielen Jahren ein kleines Ferienhaus habe. Meine erste
Stelle als Koch hatte ich übrigens in Ascona.
Wann wurden Sie General Manager eines Hotels?
1977. Ich war damals 28 und führte ein Hotel für den African Safari
Club in Mombasa/Kenia. Das war ein Ferienhotel mit 250 Zimmern.
Ich war der einzige Weisse.
Fünf Jahre Radisson Blu Hotel Zürich-Airport (v.l.n.r.): Markus Conzelmann
(GM Radisson Blu, Luzern), Werner Knechtli, Kurt Ritter (ehemaliger CEO der Rezidor
Hotel Group) mit Gattin Lara Ritter, Felix Hauser (GM Radisson Blu Basel),
Dany Lützel (bis Juni 2012 GM Radisson Blu St. Gallen) und Paul Franz (GM Park
Inn by Radisson Zürich-Airport).
Dann kehrten Sie aber für kurze Zeit in die Schweiz zurück …
… ja, ich ging dann für ein Jahr nach Genf, wo ich Vizedirektor eines
Businesshotels war. Und dann folgte Saudi-Arabien. Dort wirkte ich
als F&B-Manager in einem Leading-Hotel. Bereits zwei Jahre später wurde ich zum General Manager ernannt.
Ich habe MIch In den
30 Jahren nIe alS KonZernhotelIer Gefühlt.
eines tages erhielten Sie ein telefon von kurt ritter.
Genau. Kurt weilte damals in Kuwait und rief mich wegen eines
Küchenchefs an. Und ich wollte mich berufl ich verändern und weg
von Saudi-Arabien. So kam ich zu Rezidor.
in kuwait haben Sie dann als nachfolger von kurt ritter die Führung
des radisson Blu Hotels übernommen.
Korrekt. Doch drei Jahre später stand die Eröffnung eines Hauses in Peking an.
Da gingen Sie also schnell mal nach china …
… ja, aber die Eröffnung erfolgte erst zwei Jahre später. Meine
nächste Station war dann Kopenhagen. Das liegt ja gleich neben
Peking (lacht)!
in kopenhagen haben Sie das erste radisson-Hotel geführt.
Damals noch ein SAS Hotel, die Marke Radisson kam erst später.
Das Haus wurde 1960 vom weltberühmten Designer Arne Jacobsen gestaltet und eingerichtet. Noch heute ein Hotel-Klassiker.
Zwischenbilanz: Wie viele Hotels haben Sie eigentlich weltweit
als General-Manager eröffnet und geführt?
(Denkt lange nach.) Wenn ich das wüsste! Vielleicht waren das
dreizehn. Oder mehr?
Worin liegt der reiz, ein neues Hotel zu eröffnen?
Man ist vom ersten Tag an dabei – und macht viele Fehler, aus denen
man eine Menge lernen kann.
Fehler?
Die passieren vor allem im personellen Bereich. Man hat die falschen Leute, das falsche Management-Team.
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In der Lobby des Radisson Blu Zürich-Airport sorgt seit dem 4. Februar 2009 der
spektakuläre, 16 Meter hohe und 27,5 Tonnen schwere Wine Tower für Staunen und
Begeisterung. Nach Las Vegas und London ist der gläserne Weinturm erst der dritte
seiner Art weltweit. Rund 4 Millionen Franken hat der Turm gekostet. Bestückt ist
er mit 4000 Flaschen Wein und Champagner sowie fliegenden Wine Angels, die den
Restaurantgästen die edlen Tropfen schwebend aus der Höhe herunter balancieren.
Der Wine Tower gilt inzwischen als grosse Attraktion im Flughafen.
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Hotelier-talk Werner knecHtli
Sie mussten als General Manager laufend leute
entlassen und ersetzen.
Nein, so schlimm war es nicht. Das kam ja eher
selten vor. Alles in allem hatte ich fast immer hervorragende Teams in meiner Nähe.
nochmals: Worin liegt für Sie die grosse Herausforderung, wenn Sie ein neues Hotel eröffnen?
Am Tag X, wenn der erste Gast das Haus betritt,
muss alles klappen: Serviceabläufe, Logistik, Infrastruktur, Management, Küche – einfach alles.
Der Gast soll ja nicht spüren, dass er in einem
soeben eröffneten Hotel abgestiegen ist.
Sie hatten also nie grössere Probleme bei
der eröffnung, auch in arabischen ländern nicht?
In Saudi-Arabien läuft das ein wenig anders als in
Frankreich, klar. Heikel war die Eröffnung eines
Hauses in Brüssel, wo die Bauarbeiter in der Lobby
noch Bodenplatten verlegten, als die ersten Gäste
eincheckten. 1978, als wir in Saudi-Arabien ein
Hotel eröffnen wollten, hatten wir während vier
Monaten keinen Strom. Wir mussten also das
gesamte Mobiliar für das Hotel ohne Lift ins achte
Stockwerk hinauf tragen – und das bei 45 Grad.
Welches Hotel haben Sie am liebsten geführt?
Das Palais Hotel in Wien. Ein geschichtsträchtiges Haus mit vielen Antiquitäten. Ich liebe antike
Möbel und Kunst. Mein Hobby. Zudem mag ich
die Wiener. Das Haus mit 280 Zimmern liegt mitten im ersten Bezirk am Ring. Beste Lage.
Franken in eine Skulptur aus Glas
investiert, um darin 4000 Flaschen
Wein zu lagern. Wer hatte denn
diese verrückte idee?
Kurt Ritter. Er liebt Weine und
Frankreich.
Und die jungen, fliegenden Wine
angels, die wie Zirkus-artistinnen die Flaschen aus den regalen holen.
Nicht nur Frauen, es gibt auch
Männer! Der «Wine Tower»
ist inzwischen zu einer echten
Attraktion geworden. Ein Markenzeichen des Hotels.
Zwischenfrage: Warum sind Sie
eigentlich Hotelier geworden?
Hotelier ist kein Beruf, sondern
eine Leidenschaft. Zu Ihrer
Frage: Ich mag die Menschen.
Dienen, servieren, den Leuten
etwas Gutes tun – ich liebe das.
Ich heisse ja auch Knechtli. Das
kommt von Knecht – dem Bauern dienen, helfen …
Sie haben das Palais Hotel während acht
Jahren geführt.
Ja, da war ich am längsten.
Werner knechtli, der knecht seiner 176 Mitarbeitenden …
… wann immer ich kann, helfe
ich meinen Leuten im Service.
Delegieren ist das eine, vormachen das andere. Wenn der Chef
krumm läuft, laufen auch seine
Leute krumm.
als Hotelier waren Sie in Wien eine prominente Persönlichkeit. Sie sind ja nach wie vor ehrenmitglied
auf lebzeiten der Handelskammer Schweiz-Öster-
Sie führen ein kettenhotel im auftrag einer globalen Hotelkette
(carlson rezidor). Das bedeutet:
MIt 28 wurde Ich General ManaGer
und führte eIn hotel für den afrIcan
SafarI club In KenIa.
reich und -liechtenstein. Zudem wurden Sie mit dem
titel «Beliebtester Hotelier von Wien» geehrt. Stolz?
Sicher!
nach Wien haben Sie 2003 das heutige radisson
Blu in Berlin am alexanderplatz eröffnet.
Ja, zu DDR-Zeiten war das ein Hotel des Staatssicherheitsdienstes. Das Haus war damals total
verwanzt. Man hat es dann abgebrochen und
durch das heutige Hotelgebäude mit 427 Zimmern und Suiten ersetzt. Das Besondere: In
der Lobby steht das weltweit grösste zylindrische Aquarium, gefüllt mit einer Million Liter
Salzwasser und viertausend Meerfischen. Man
wollte damit dem Hotel eine besondere Emotionalität geben.
ihr «Wine tower» im radisson Blu am Flughafen ist
nicht weniger spektakulär. Da hat man vier Millionen
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Fast alles im Hotel ist standardisiert. Für individualität bleibt da
wenig raum. kein Problem, oder
wie sehen Sie das?
Ja, Sie haben grundsätzlich
recht. Das hat aber auch Vorteile. Denken Sie an die Qualitätsstandards oder an die weltweite Vernetzung der Häuser.
Wir alle profitieren vom Knowhow der Gruppe, von neuen
Technologien und Konzepten,
von Personal- und Trainingsangeboten. Natürlich gibt es Vorgaben aus der Konzernzentrale,
doch jedes Hotel wird individuell vom jeweiligen General
Manager geführt. Kein Radisson Blu sieht gleich aus!
›
persönlich
Wer iSt Werner knecHtli?
Der gebürtige Schweizer Werner Knechtli (64) ist seit fünf Jahren General Manager des Radisson Blu im Flughafen Zürich.
Das Haus wurde am 1. August 2008 eröffnet. Knechtli ist
bereits seit 1984 bei der Rezidor Hotel Group tätig. Er arbeitete unter anderem als General Manager in Radisson Blu
Hotels in Kuwait, Kopenhagen, Brüssel, London, Wien und
Berlin sowie zuletzt als Pre-Opening-General-Manager im
luxuriösen The Regent Bordeaux, das Anfang 2008 eröffnet
wurde und damals ebenfalls zu Rezidor gehörte.
knechtli wuchs im aargauischen Schöftland auf und startete seine Hotelkarriere mit einer Ausbildung zum Koch und
dem anschliessenden Besuch der Hotelfachschule Luzern,
die er 1972 als diplomierter Hotelier abschloss. Nach diversen Stationen in führenden Hotels im In- und Ausland und
dem Besuch der renommierten Cornell Universität in den USA
übernahm er 1977 seine erste Position als General Manager
im Kenia Beach Hotel in Mombasa und dann 1981 als General Manager im Hotel Al Jubail International Hotel in Al Jubail
(Saudi-Arabien).
1984 führte ihn die Stelle als General Manager nach Kuwait
ins Fünfsterne-Radisson-Blu-Kuwait-Hotel, das 1986 von
Radisson die Auszeichnung «Hotel des Jahres» erhielt. Von
1987 bis 1988 arbeitete Knechtli als General Manager im von
Arne Jacobsen gestalteten Radisson Blu Royal Hotel Kopenhagen. Danach führte ihn die Position als Opening General
Manager und Managing Director nach Brüssel ins FünfsterneRadisson-Blu-Royal-Hotel. 1992 erlangte das bekannte hoteleigene Restaurant Sea Grill zwei Michelin-Sterne, und das
Haus wurde «Radisson Hotel des Jahres».
Zwischen 1993 und 1994 leitete Werner Knechtli als General Manager den Umbau im Radisson Blu Portman Hotel in
London und wechselte dann im September des gleichen Jahres als Managing Director ins Fünfsterne-Radisson-Blu-Palais-Hotel Wien. Für seine Erfolge in dieser Position erhielt er
1995, 1996, 1997 und 1998 den «President's Award» von
Radisson.
im Dezember 1998 wurde Werner Knechtli von Radisson
zusätzlich zum District Director für Prag ernannt. Somit war er
nebst dem Radisson Blu Palais Hotel Wien auch für das Fünfsterne-Radisson-Blu-Alcron-Hotel Prag verantwortlich. 1999
erhielt dieses Hotel von Radisson den «Advocates Award»
sowie 2000 die Auszeichnung «Hotel des Jahres».
2003 leitete Werner Knechtli interimistisch das Radisson Blu
Portman Hotel in London und wurde dann am 1. August 2003
zum Project-Opening-General-Manager und General Manager des neuen Radisson Blu Hotel Berlin ernannt, eine Position, die er bis zu seinem Wechsel im Mai 2006 als Pre-Opening-Manager des The Regent Bordeaux innehielt. Dort war
Knechtli bis Ende 2007 dafür zuständig, alle nötigen Aktivitäten und Schritte für die prestigeträchtige Eröffnung des Hotels
vorzubereiten, die Anfang 2008 erfolgte.
als international erfolgreicher Hotelier mit über 48 Jahren
Berufserfahrung bildete sich Werner Knechtli laufend weiter
und belegte Kurse an der Columbia University (USA) und am
Ashridge Management College in London. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er Englisch, Französisch, Italienisch
und Schwedisch. Zu seinen Hobbys zählen Tauchen, Oldtimer-Autos, Antiquitäten und Geschichte. Ferner ist er Mitglied
in zahlreichen Vereinigungen wie zum Beispiel bei Rotary,
Skal, Chaîne des Rôtisseurs und der European Hotel Manager's Association. 2003 wurde Knechtli ausserdem von der
Handelskammer Schweiz-Österreich und -Liechtenstein zum
Ehrenmitglied auf Lebzeiten ernannt.
[email protected]
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Hotelier-talk Werner knecHtli
Mal ganz ehrlich: Wie leben Sie als individualist in
der Schweiz mit den vielen Vorgaben aus Brüssel?
Ganz gut, denn die Ideen und Konzepte des Konzerns bewähren sich. Carlson Rezidor ist eine der
erfolgreichsten Hotelgruppen der Welt.
ein eigenes, privates Hotel ohne konzern im rücken.
War das nie ein thema?
Natürlich habe ich mir solche Gedanken auch
schon gemacht. Aber glauben Sie mir: Ich habe
alle «meine» Hotels stets wie meine eigenen Häuser geführt. Ich fühlte mich nie als Konzernhotelier.
als angestellter Hotelmanager tragen Sie kein risiko.
ende Monat erhalten Sie ihr Gehalt aus Brüssel.
Wunderbar!
Ich gebe zu, das ist bequem. Doch auch als Hotelmanager müssen Sie Ihren Betrieb erfolgreich
führen und gute Zahlen ausweisen. Sonst haben
Sie ein Problem. So gesehen, trägt man auch als
angestellter Manager ein beträchtliches Risiko.
Hypothetische Frage: Wenn Sie als Privathotelier ein
Haus auf eigenes risiko führen müssten …
… dann wäre das ein Stadthotel in Zürich oder
Bern. Vier Sterne.
Warum kein Ferienhotel in ascona oder Brissago?
Ich bin ein Stadthotelier.
Stadthotellerie. Das ist doch immer dasselbe! Da
checken am abend diese uniformierten, gestressten
Businessleute mit ihren aktenköfferchen ein, dann
übernachten sie, duschen, trinken schnell einen kaffee – und weg sind sie. in der Ferienhotellerie hingegen können Sie die Gäste echt verwöhnen!
Auch der Businessgast ist ein individueller Gast.
Auch der Businessgast verlangt Service, Qualität
und Herzlichkeit. Ob Business- oder Feriengast –
als Hotelier sind Sie immer Gastgeber. Ich mache
da keinen Unterschied.
Sind Sie als Manager in einem Businesshotel überhaupt an der Front, bei den Gästen?
Aber sicher! Ich stehe zwar nicht den ganzen
Tag in der Lobby, aber ich bin präsent. Auch am
Wochenende, oder morgens um drei, wenn mich
kein Mensch erwartet. Das ist wichtig, denn die
Mitarbeiter sollen wissen: Der Chef ist da.
Wenn Sie heute 30 oder 40 wären, würden Sie
auf eigenes risiko ein privates Hotel übernehmen
und führen?
Ja. Warum nicht.
trotz «krise» in der Schweizer Hotellerie?
Krisen sind da, um bewältigt zu werden. Krisen
sind immer auch Chancen.
Sie haben das radisson Blu im Flughafen im august
2008, zwei Monate vor Beginn der weltweiten
Finanzkrise, eröffnet.
Die ersten sechs Monate waren in der Tat hart.
Wir hatten damals noch keine Firmenverträge,
sondern nur individuelle Hotelgäste. Wir haben
dann unsere Strategie angepasst – und es ging
aufwärts. 2010 war sogar ein Spitzenjahr.
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Und 2012, das schlechteste Jahr
für die Schweizer Hotellerie seit
fünfzig Jahren?
Wir haben ganz gut gearbeitet.
Viele Hoteliers und tourismusexponenten sprechen derzeit von
«Flaute» oder gar «krise». Wie
sehen Sie das?
So schlimm sehe ich das nicht.
Natürlich, man ist verwöhnt
und will immer noch mehr –
mehr Gäste, mehr Umsatz. Von
einer Krise in der Schweizer
Hotellerie würde ich aber nicht
sprechen. Das Problem sind die
hohen Erwartungen und Prognosen. Wobei: Ich spreche jetzt
von Zürich und von der Stadthotellerie. In Berg- und Ferienregionen sieht das vielleicht
anders aus.
Wie sind Sie mit den ersten acht
Monaten des laufenden Jahres
zufrieden?
Ganz gut, wir bewegen uns auf
dem Niveau von 2012. Wichtig ist, dass man die Kosten im
Griff hat.
Sie verdienen hier im radisson
Blu am Flughafen gutes Geld.
Ja.
ihre Prognosen für 2013 und
2014?
Der Hotelmarkt wird auf heutigem Niveau stagnieren, also
kein Wachstum. Wichtig für
den einzelnen Hotelier ist, dass
er seinen Marktanteil behalten
kann und nicht an die Konkurrenz verliert. Vor allem in Zürich
ist das ein Thema.
Da entstehen ja laufend neue
Hotels. 40 neue Hotels sollen bis
2030 in Zürich und Umgebung
entstehen. es zeichnen sich schon
heute Überkapazitäten ab. Fazit:
leere Betten und Preisdumping.
Gelingt es uns nicht, neue Kunden- oder Gästesegmente in die
Schweiz zu holen, werden wir in
Zürich schon bald Berliner Verhältnisse haben. Ich habe Berlin
hautnah erlebt. Da herrscht ein
ruinöser Preiskampf. Fast alle
verlieren Geld – und trotzdem
werden laufend neue Hotels
eröffnet. Ich hoffe, dass es in
Zürich nicht soweit kommt.
ihr lösungsansatz für Zürich?
Baustopp! Keine neuen Hotels
mehr! Aber das ist aus marktwirtschaftlichen und politi-
GrÖSSteS taGUnGS- UnD
konFerenZHotel Der ScHWeiZ
Nach einer ersten Erweiterung im Mai 2009 hat das Radisson
Blu Hotel im Zürcher Flughafen weitere Umbauten im
Konferenzzentrum durchgeführt und hat nun zusätzliche 512
Quadratmeter Tagungs- und Veranstaltungsräume auf der
8. Etage. Somit ist das Radisson Blu Hotel Zürich-Airport mit
insgesamt 4232 Quadratmetern das Hotel mit dem grössten
hoteleigenen Meeting- & Convention-Bereich der Schweiz.
Damit nicht genug: Das Radisson Blu ist das einzige Hotel,
das direkt auf dem Areal des Flughafens Zürich steht. Entworfen vom italienischen Star-Architekten Matteo Thun, bietet
das Haus (4 Sterne Superior) 330 Zimmer und Suiten in vier
verschiedenen Designs. Sämtliche Zimmer sind mit Klimaanlage, LCD-Fernseher mit Kabelanschluss, kostenlosem Breitband-Internetzugriff über Kabel und Wireless-LAN sowie mit
Safe, Wasserkocher, Hosenbügler, Bügeleisen und -brett und
einer Minibar ausgerüstet. Die Business-Class-Zimmer und
-Suiten verfügen zusätzlich über eine Nespresso-Kaffeemaschine, Free-Pay-TV, spezielle Badezimmer Amenities und eine
kostenlose Tageszeitung nach Wahl, das Frühstücksbuffet ist
in dieser Katergorie ebenfalls inbegriffen.
Zwei Restaurants, eine Bar sowie ein Fitness- und Wellbeing-Bereich runden das Angebot des Hotels ab. Die
gesamte Investitionssumme im Radisson Blu am Flughafen
betrug vor fünf Jahren 154 Millionen Franken. Eigentümer
ist die Al Maha Real Estate AG in Zug. Das Hotel beschäftigt
176 Mitarbeitende. Ein Standard-Zimmer ist ab 255 Franken
pro Nacht zu haben, die Presidential-Suite ab 1745 Franken.
Neben den bereits bestehenden Hotels in Basel, Luzern und
St. Gallen ist das Radisson Blu Zürich-Airport das vierte
Haus der Rezidor-Gruppe in der Schweiz.
www.radissonblu.de/hotel-zurichairport
schen Gründen wahrscheinlich nicht machbar.
Jeder kann ein Hotel eröffnen, egal, ob die Nachfrage vorhanden ist.
Sie zeichnen ein eher düsteres Bild, was die Zukunft
der Zürcher Hotellerie betrifft.
Das geplante neue Kongresshaus kommt nicht,
der Finanzmarkt bröckelt, der Franken macht
alles teurer, unsere Mitbewerber in Europa – Barcelona, Hamburg, Wien, Mailand – rüsten touristisch auf. Wir müssen uns in Zürich schon etwas
einfallen lassen!
Zürich soll im Jahr 2030 zu den fünf top-Städtedestinationen in europa gehören, so die Vision von
«Zürich tourismus».
Ich habe nichts dagegen. Visionen sind wichtig,
aber es geht darum, all die Hotels zu füllen. Zürich
ist nicht Berlin, London, Paris oder Rom. Zürich
ist eine Boutique-Stadt, klein, aber fein. Wir sollten vermehrt auf Qualität und Nachhaltigkeit setzen – und nicht auf Wachstum zu jedem Preis. H
Werner knechtli, vielen Dank für das Gespräch.
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