Werner knechtli, Sie haben Hotels in
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Werner knechtli, Sie haben Hotels in
Mein Werner Knechtli am «Wine Tower» im Radisson Blu Hotel im Flughafen Zürich. Der 64-jährige General Manager liebt vor allem Weine aus Frankreich. In Bordeaux hat er 2006 ein Luxushaus der Marke «The Regent» eröffnet. 28 9I2013 Hotelier-talk Werner knecHtli GESPRÄCH MIT WERNER KNECHTLI, GASTGEBER IM RADISSON BLU ZÜRICH-AIRPORT Leben als Business-Hotelier TEXT Hans R. Amrein PORTRÄT-BILDER Tanya Hasler W erner knechtli, Sie haben Hotels in kuwait, london, Wien, Brüssel, kopenhagen, Berlin, Mombasa, riyadh und Bordeaux geführt. Wie kommt man als Hotelier ausgerechnet in den Flughafen Zürich? Nach über 33 Jahren im Ausland war es mein Wunsch, wieder in die Schweiz, in meine Heimat, zurückzukehren. Das teilte ich Kurt Ritter, dem früheren CEO der Rezidor-Gruppe, mit. Im Herbst 2007 fragte mich dann Kurt Ritter, ob ich nicht Lust hätte, hier im Flughafen dieses ganz spezielle Haus zu eröffnen. War es denn für Sie ein besonderes Highlight, ein Flughafen-Hotel zu eröffnen? Absolut. Man eröffnet nicht jeden Tag ein Hotel in dieser Grösse mit 330 Zimmern und Suiten, Top-Infrastruktur, hochwertigem Design und einem Tagungs- und Konferenzbereich, der in der Schweiz einzigartig ist. es gibt Hoteliers, die sagen etwas abschätzig: Wie kann man nur ein Businesshotel in einem Flughafen führen. Das sehe ich völlig anders! Erstens: Das Haus 9I2013 Er führt seit fünf Jahren das grösste Tagungs- und Konferenzhotel der Schweiz. Direkt im Flughafen Zürich. Mit 330 Zimmern und Suiten ist das Radisson Blu – gestaltet vom Star-Architekten Matteo Thun – eines der führenden Viersterne-Superior-Businesshotels von Zürich. An der Spitze des Hauses: Werner Knechtli (64), ein Hotelier mit 48 Jahren Berufserfahrung. Worin liegt die besondere Herausforderung, ein Kettenhotel zu führen? steht direkt im Flughafen und nicht neben dem Flughafen. Das ist einzigartig in der Schweiz! Zweitens: Es handelte sich um ein ganz neues Haus mit einem völlig neuen Konzept. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Meine Aufgabe bestand 2008 darin, das Haus in kurzer Zeit zu etablieren. Wem gehört die liegenschaft? Das Gebäude ist derzeit im Besitz einer Familie aus Katar. Die gleichen kreise aus katar, die das Bürgenstock resort, den Schweizerhof Bern und das Savoy in lausanne besitzen? Nein. Und trotzdem: Sie haben luxushäuser in Saudi-arabien, kuwait, kopenhagen, Brüssel, london oder Wien geführt – und jetzt ein Businesshotel im Flughafen Zürich. Glauben Sie mir: Das ist eine echte Herausforderung. Und es macht mir unheimlich Spass. Wie lange arbeiten Sie schon für rezidor? Mehr als 30 Jahre. Immer als General Manager. eine erstaunliche karriere! Ich habe mit 12 Jahren angefangen. Wie bitte! Als zwölfjähriger Bub habe ich im Bahnhöfl i in Schöftland im Aargau nachmittags Teller gewaschen. Damit verdiente ich mir während drei Jahren Tag für Tag mein Mittagessen. Das tönt nach amerikanischer tellerwäscher-karriere. Mein Vater sagte: Werner, mach eine Kochlehre, denn die Leute haben immer Hunger. So ging ich dann mit 15 Jahren nach Neuenburg und begann die Lehre zum Koch, im Wissen, dass ich später einmal in der Hotellerie arbeiten wollte. Sie machten dann die Hotelfachschule luzern. Richtig. 1972 schloss ich die Schule mit dem › 29 Hotel-Diplom in der Tasche ab. Dann ging es direkt ins Ausland. In Rimini war ich sechs Monate lang Reiseleiter. Was tut ein reiseleiter in rimini, wo die touristen ja bloss am Sandstrand an der Sonne liegen? Die machen auch Tagesausflüge. Ich führte jeden Tag mindestens fünfzig Leute mit dem Bus durch die Gegend. Das war 1974. Und was folgte dann? In Florenz besuchte ich eine italienische Sprachschule. Warum italienisch? Eine wunderbare Sprache! Ich liebe das Südliche, auch das Tessin, wo ich seit vielen Jahren ein kleines Ferienhaus habe. Meine erste Stelle als Koch hatte ich übrigens in Ascona. Wann wurden Sie General Manager eines Hotels? 1977. Ich war damals 28 und führte ein Hotel für den African Safari Club in Mombasa/Kenia. Das war ein Ferienhotel mit 250 Zimmern. Ich war der einzige Weisse. Fünf Jahre Radisson Blu Hotel Zürich-Airport (v.l.n.r.): Markus Conzelmann (GM Radisson Blu, Luzern), Werner Knechtli, Kurt Ritter (ehemaliger CEO der Rezidor Hotel Group) mit Gattin Lara Ritter, Felix Hauser (GM Radisson Blu Basel), Dany Lützel (bis Juni 2012 GM Radisson Blu St. Gallen) und Paul Franz (GM Park Inn by Radisson Zürich-Airport). Dann kehrten Sie aber für kurze Zeit in die Schweiz zurück … … ja, ich ging dann für ein Jahr nach Genf, wo ich Vizedirektor eines Businesshotels war. Und dann folgte Saudi-Arabien. Dort wirkte ich als F&B-Manager in einem Leading-Hotel. Bereits zwei Jahre später wurde ich zum General Manager ernannt. Ich habe MIch In den 30 Jahren nIe alS KonZernhotelIer Gefühlt. eines tages erhielten Sie ein telefon von kurt ritter. Genau. Kurt weilte damals in Kuwait und rief mich wegen eines Küchenchefs an. Und ich wollte mich berufl ich verändern und weg von Saudi-Arabien. So kam ich zu Rezidor. in kuwait haben Sie dann als nachfolger von kurt ritter die Führung des radisson Blu Hotels übernommen. Korrekt. Doch drei Jahre später stand die Eröffnung eines Hauses in Peking an. Da gingen Sie also schnell mal nach china … … ja, aber die Eröffnung erfolgte erst zwei Jahre später. Meine nächste Station war dann Kopenhagen. Das liegt ja gleich neben Peking (lacht)! in kopenhagen haben Sie das erste radisson-Hotel geführt. Damals noch ein SAS Hotel, die Marke Radisson kam erst später. Das Haus wurde 1960 vom weltberühmten Designer Arne Jacobsen gestaltet und eingerichtet. Noch heute ein Hotel-Klassiker. Zwischenbilanz: Wie viele Hotels haben Sie eigentlich weltweit als General-Manager eröffnet und geführt? (Denkt lange nach.) Wenn ich das wüsste! Vielleicht waren das dreizehn. Oder mehr? Worin liegt der reiz, ein neues Hotel zu eröffnen? Man ist vom ersten Tag an dabei – und macht viele Fehler, aus denen man eine Menge lernen kann. Fehler? Die passieren vor allem im personellen Bereich. Man hat die falschen Leute, das falsche Management-Team. 30 In der Lobby des Radisson Blu Zürich-Airport sorgt seit dem 4. Februar 2009 der spektakuläre, 16 Meter hohe und 27,5 Tonnen schwere Wine Tower für Staunen und Begeisterung. Nach Las Vegas und London ist der gläserne Weinturm erst der dritte seiner Art weltweit. Rund 4 Millionen Franken hat der Turm gekostet. Bestückt ist er mit 4000 Flaschen Wein und Champagner sowie fliegenden Wine Angels, die den Restaurantgästen die edlen Tropfen schwebend aus der Höhe herunter balancieren. Der Wine Tower gilt inzwischen als grosse Attraktion im Flughafen. 9I2013 Hotelier-talk Werner knecHtli Sie mussten als General Manager laufend leute entlassen und ersetzen. Nein, so schlimm war es nicht. Das kam ja eher selten vor. Alles in allem hatte ich fast immer hervorragende Teams in meiner Nähe. nochmals: Worin liegt für Sie die grosse Herausforderung, wenn Sie ein neues Hotel eröffnen? Am Tag X, wenn der erste Gast das Haus betritt, muss alles klappen: Serviceabläufe, Logistik, Infrastruktur, Management, Küche – einfach alles. Der Gast soll ja nicht spüren, dass er in einem soeben eröffneten Hotel abgestiegen ist. Sie hatten also nie grössere Probleme bei der eröffnung, auch in arabischen ländern nicht? In Saudi-Arabien läuft das ein wenig anders als in Frankreich, klar. Heikel war die Eröffnung eines Hauses in Brüssel, wo die Bauarbeiter in der Lobby noch Bodenplatten verlegten, als die ersten Gäste eincheckten. 1978, als wir in Saudi-Arabien ein Hotel eröffnen wollten, hatten wir während vier Monaten keinen Strom. Wir mussten also das gesamte Mobiliar für das Hotel ohne Lift ins achte Stockwerk hinauf tragen – und das bei 45 Grad. Welches Hotel haben Sie am liebsten geführt? Das Palais Hotel in Wien. Ein geschichtsträchtiges Haus mit vielen Antiquitäten. Ich liebe antike Möbel und Kunst. Mein Hobby. Zudem mag ich die Wiener. Das Haus mit 280 Zimmern liegt mitten im ersten Bezirk am Ring. Beste Lage. Franken in eine Skulptur aus Glas investiert, um darin 4000 Flaschen Wein zu lagern. Wer hatte denn diese verrückte idee? Kurt Ritter. Er liebt Weine und Frankreich. Und die jungen, fliegenden Wine angels, die wie Zirkus-artistinnen die Flaschen aus den regalen holen. Nicht nur Frauen, es gibt auch Männer! Der «Wine Tower» ist inzwischen zu einer echten Attraktion geworden. Ein Markenzeichen des Hotels. Zwischenfrage: Warum sind Sie eigentlich Hotelier geworden? Hotelier ist kein Beruf, sondern eine Leidenschaft. Zu Ihrer Frage: Ich mag die Menschen. Dienen, servieren, den Leuten etwas Gutes tun – ich liebe das. Ich heisse ja auch Knechtli. Das kommt von Knecht – dem Bauern dienen, helfen … Sie haben das Palais Hotel während acht Jahren geführt. Ja, da war ich am längsten. Werner knechtli, der knecht seiner 176 Mitarbeitenden … … wann immer ich kann, helfe ich meinen Leuten im Service. Delegieren ist das eine, vormachen das andere. Wenn der Chef krumm läuft, laufen auch seine Leute krumm. als Hotelier waren Sie in Wien eine prominente Persönlichkeit. Sie sind ja nach wie vor ehrenmitglied auf lebzeiten der Handelskammer Schweiz-Öster- Sie führen ein kettenhotel im auftrag einer globalen Hotelkette (carlson rezidor). Das bedeutet: MIt 28 wurde Ich General ManaGer und führte eIn hotel für den afrIcan SafarI club In KenIa. reich und -liechtenstein. Zudem wurden Sie mit dem titel «Beliebtester Hotelier von Wien» geehrt. Stolz? Sicher! nach Wien haben Sie 2003 das heutige radisson Blu in Berlin am alexanderplatz eröffnet. Ja, zu DDR-Zeiten war das ein Hotel des Staatssicherheitsdienstes. Das Haus war damals total verwanzt. Man hat es dann abgebrochen und durch das heutige Hotelgebäude mit 427 Zimmern und Suiten ersetzt. Das Besondere: In der Lobby steht das weltweit grösste zylindrische Aquarium, gefüllt mit einer Million Liter Salzwasser und viertausend Meerfischen. Man wollte damit dem Hotel eine besondere Emotionalität geben. ihr «Wine tower» im radisson Blu am Flughafen ist nicht weniger spektakulär. Da hat man vier Millionen 9I2013 Fast alles im Hotel ist standardisiert. Für individualität bleibt da wenig raum. kein Problem, oder wie sehen Sie das? Ja, Sie haben grundsätzlich recht. Das hat aber auch Vorteile. Denken Sie an die Qualitätsstandards oder an die weltweite Vernetzung der Häuser. Wir alle profitieren vom Knowhow der Gruppe, von neuen Technologien und Konzepten, von Personal- und Trainingsangeboten. Natürlich gibt es Vorgaben aus der Konzernzentrale, doch jedes Hotel wird individuell vom jeweiligen General Manager geführt. Kein Radisson Blu sieht gleich aus! › persönlich Wer iSt Werner knecHtli? Der gebürtige Schweizer Werner Knechtli (64) ist seit fünf Jahren General Manager des Radisson Blu im Flughafen Zürich. Das Haus wurde am 1. August 2008 eröffnet. Knechtli ist bereits seit 1984 bei der Rezidor Hotel Group tätig. Er arbeitete unter anderem als General Manager in Radisson Blu Hotels in Kuwait, Kopenhagen, Brüssel, London, Wien und Berlin sowie zuletzt als Pre-Opening-General-Manager im luxuriösen The Regent Bordeaux, das Anfang 2008 eröffnet wurde und damals ebenfalls zu Rezidor gehörte. knechtli wuchs im aargauischen Schöftland auf und startete seine Hotelkarriere mit einer Ausbildung zum Koch und dem anschliessenden Besuch der Hotelfachschule Luzern, die er 1972 als diplomierter Hotelier abschloss. Nach diversen Stationen in führenden Hotels im In- und Ausland und dem Besuch der renommierten Cornell Universität in den USA übernahm er 1977 seine erste Position als General Manager im Kenia Beach Hotel in Mombasa und dann 1981 als General Manager im Hotel Al Jubail International Hotel in Al Jubail (Saudi-Arabien). 1984 führte ihn die Stelle als General Manager nach Kuwait ins Fünfsterne-Radisson-Blu-Kuwait-Hotel, das 1986 von Radisson die Auszeichnung «Hotel des Jahres» erhielt. Von 1987 bis 1988 arbeitete Knechtli als General Manager im von Arne Jacobsen gestalteten Radisson Blu Royal Hotel Kopenhagen. Danach führte ihn die Position als Opening General Manager und Managing Director nach Brüssel ins FünfsterneRadisson-Blu-Royal-Hotel. 1992 erlangte das bekannte hoteleigene Restaurant Sea Grill zwei Michelin-Sterne, und das Haus wurde «Radisson Hotel des Jahres». Zwischen 1993 und 1994 leitete Werner Knechtli als General Manager den Umbau im Radisson Blu Portman Hotel in London und wechselte dann im September des gleichen Jahres als Managing Director ins Fünfsterne-Radisson-Blu-Palais-Hotel Wien. Für seine Erfolge in dieser Position erhielt er 1995, 1996, 1997 und 1998 den «President's Award» von Radisson. im Dezember 1998 wurde Werner Knechtli von Radisson zusätzlich zum District Director für Prag ernannt. Somit war er nebst dem Radisson Blu Palais Hotel Wien auch für das Fünfsterne-Radisson-Blu-Alcron-Hotel Prag verantwortlich. 1999 erhielt dieses Hotel von Radisson den «Advocates Award» sowie 2000 die Auszeichnung «Hotel des Jahres». 2003 leitete Werner Knechtli interimistisch das Radisson Blu Portman Hotel in London und wurde dann am 1. August 2003 zum Project-Opening-General-Manager und General Manager des neuen Radisson Blu Hotel Berlin ernannt, eine Position, die er bis zu seinem Wechsel im Mai 2006 als Pre-Opening-Manager des The Regent Bordeaux innehielt. Dort war Knechtli bis Ende 2007 dafür zuständig, alle nötigen Aktivitäten und Schritte für die prestigeträchtige Eröffnung des Hotels vorzubereiten, die Anfang 2008 erfolgte. als international erfolgreicher Hotelier mit über 48 Jahren Berufserfahrung bildete sich Werner Knechtli laufend weiter und belegte Kurse an der Columbia University (USA) und am Ashridge Management College in London. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er Englisch, Französisch, Italienisch und Schwedisch. Zu seinen Hobbys zählen Tauchen, Oldtimer-Autos, Antiquitäten und Geschichte. Ferner ist er Mitglied in zahlreichen Vereinigungen wie zum Beispiel bei Rotary, Skal, Chaîne des Rôtisseurs und der European Hotel Manager's Association. 2003 wurde Knechtli ausserdem von der Handelskammer Schweiz-Österreich und -Liechtenstein zum Ehrenmitglied auf Lebzeiten ernannt. [email protected] 31 Hotelier-talk Werner knecHtli Mal ganz ehrlich: Wie leben Sie als individualist in der Schweiz mit den vielen Vorgaben aus Brüssel? Ganz gut, denn die Ideen und Konzepte des Konzerns bewähren sich. Carlson Rezidor ist eine der erfolgreichsten Hotelgruppen der Welt. ein eigenes, privates Hotel ohne konzern im rücken. War das nie ein thema? Natürlich habe ich mir solche Gedanken auch schon gemacht. Aber glauben Sie mir: Ich habe alle «meine» Hotels stets wie meine eigenen Häuser geführt. Ich fühlte mich nie als Konzernhotelier. als angestellter Hotelmanager tragen Sie kein risiko. ende Monat erhalten Sie ihr Gehalt aus Brüssel. Wunderbar! Ich gebe zu, das ist bequem. Doch auch als Hotelmanager müssen Sie Ihren Betrieb erfolgreich führen und gute Zahlen ausweisen. Sonst haben Sie ein Problem. So gesehen, trägt man auch als angestellter Manager ein beträchtliches Risiko. Hypothetische Frage: Wenn Sie als Privathotelier ein Haus auf eigenes risiko führen müssten … … dann wäre das ein Stadthotel in Zürich oder Bern. Vier Sterne. Warum kein Ferienhotel in ascona oder Brissago? Ich bin ein Stadthotelier. Stadthotellerie. Das ist doch immer dasselbe! Da checken am abend diese uniformierten, gestressten Businessleute mit ihren aktenköfferchen ein, dann übernachten sie, duschen, trinken schnell einen kaffee – und weg sind sie. in der Ferienhotellerie hingegen können Sie die Gäste echt verwöhnen! Auch der Businessgast ist ein individueller Gast. Auch der Businessgast verlangt Service, Qualität und Herzlichkeit. Ob Business- oder Feriengast – als Hotelier sind Sie immer Gastgeber. Ich mache da keinen Unterschied. Sind Sie als Manager in einem Businesshotel überhaupt an der Front, bei den Gästen? Aber sicher! Ich stehe zwar nicht den ganzen Tag in der Lobby, aber ich bin präsent. Auch am Wochenende, oder morgens um drei, wenn mich kein Mensch erwartet. Das ist wichtig, denn die Mitarbeiter sollen wissen: Der Chef ist da. Wenn Sie heute 30 oder 40 wären, würden Sie auf eigenes risiko ein privates Hotel übernehmen und führen? Ja. Warum nicht. trotz «krise» in der Schweizer Hotellerie? Krisen sind da, um bewältigt zu werden. Krisen sind immer auch Chancen. Sie haben das radisson Blu im Flughafen im august 2008, zwei Monate vor Beginn der weltweiten Finanzkrise, eröffnet. Die ersten sechs Monate waren in der Tat hart. Wir hatten damals noch keine Firmenverträge, sondern nur individuelle Hotelgäste. Wir haben dann unsere Strategie angepasst – und es ging aufwärts. 2010 war sogar ein Spitzenjahr. 32 Und 2012, das schlechteste Jahr für die Schweizer Hotellerie seit fünfzig Jahren? Wir haben ganz gut gearbeitet. Viele Hoteliers und tourismusexponenten sprechen derzeit von «Flaute» oder gar «krise». Wie sehen Sie das? So schlimm sehe ich das nicht. Natürlich, man ist verwöhnt und will immer noch mehr – mehr Gäste, mehr Umsatz. Von einer Krise in der Schweizer Hotellerie würde ich aber nicht sprechen. Das Problem sind die hohen Erwartungen und Prognosen. Wobei: Ich spreche jetzt von Zürich und von der Stadthotellerie. In Berg- und Ferienregionen sieht das vielleicht anders aus. Wie sind Sie mit den ersten acht Monaten des laufenden Jahres zufrieden? Ganz gut, wir bewegen uns auf dem Niveau von 2012. Wichtig ist, dass man die Kosten im Griff hat. Sie verdienen hier im radisson Blu am Flughafen gutes Geld. Ja. ihre Prognosen für 2013 und 2014? Der Hotelmarkt wird auf heutigem Niveau stagnieren, also kein Wachstum. Wichtig für den einzelnen Hotelier ist, dass er seinen Marktanteil behalten kann und nicht an die Konkurrenz verliert. Vor allem in Zürich ist das ein Thema. Da entstehen ja laufend neue Hotels. 40 neue Hotels sollen bis 2030 in Zürich und Umgebung entstehen. es zeichnen sich schon heute Überkapazitäten ab. Fazit: leere Betten und Preisdumping. Gelingt es uns nicht, neue Kunden- oder Gästesegmente in die Schweiz zu holen, werden wir in Zürich schon bald Berliner Verhältnisse haben. Ich habe Berlin hautnah erlebt. Da herrscht ein ruinöser Preiskampf. Fast alle verlieren Geld – und trotzdem werden laufend neue Hotels eröffnet. Ich hoffe, dass es in Zürich nicht soweit kommt. ihr lösungsansatz für Zürich? Baustopp! Keine neuen Hotels mehr! Aber das ist aus marktwirtschaftlichen und politi- GrÖSSteS taGUnGS- UnD konFerenZHotel Der ScHWeiZ Nach einer ersten Erweiterung im Mai 2009 hat das Radisson Blu Hotel im Zürcher Flughafen weitere Umbauten im Konferenzzentrum durchgeführt und hat nun zusätzliche 512 Quadratmeter Tagungs- und Veranstaltungsräume auf der 8. Etage. Somit ist das Radisson Blu Hotel Zürich-Airport mit insgesamt 4232 Quadratmetern das Hotel mit dem grössten hoteleigenen Meeting- & Convention-Bereich der Schweiz. Damit nicht genug: Das Radisson Blu ist das einzige Hotel, das direkt auf dem Areal des Flughafens Zürich steht. Entworfen vom italienischen Star-Architekten Matteo Thun, bietet das Haus (4 Sterne Superior) 330 Zimmer und Suiten in vier verschiedenen Designs. Sämtliche Zimmer sind mit Klimaanlage, LCD-Fernseher mit Kabelanschluss, kostenlosem Breitband-Internetzugriff über Kabel und Wireless-LAN sowie mit Safe, Wasserkocher, Hosenbügler, Bügeleisen und -brett und einer Minibar ausgerüstet. Die Business-Class-Zimmer und -Suiten verfügen zusätzlich über eine Nespresso-Kaffeemaschine, Free-Pay-TV, spezielle Badezimmer Amenities und eine kostenlose Tageszeitung nach Wahl, das Frühstücksbuffet ist in dieser Katergorie ebenfalls inbegriffen. Zwei Restaurants, eine Bar sowie ein Fitness- und Wellbeing-Bereich runden das Angebot des Hotels ab. Die gesamte Investitionssumme im Radisson Blu am Flughafen betrug vor fünf Jahren 154 Millionen Franken. Eigentümer ist die Al Maha Real Estate AG in Zug. Das Hotel beschäftigt 176 Mitarbeitende. Ein Standard-Zimmer ist ab 255 Franken pro Nacht zu haben, die Presidential-Suite ab 1745 Franken. Neben den bereits bestehenden Hotels in Basel, Luzern und St. Gallen ist das Radisson Blu Zürich-Airport das vierte Haus der Rezidor-Gruppe in der Schweiz. www.radissonblu.de/hotel-zurichairport schen Gründen wahrscheinlich nicht machbar. Jeder kann ein Hotel eröffnen, egal, ob die Nachfrage vorhanden ist. Sie zeichnen ein eher düsteres Bild, was die Zukunft der Zürcher Hotellerie betrifft. Das geplante neue Kongresshaus kommt nicht, der Finanzmarkt bröckelt, der Franken macht alles teurer, unsere Mitbewerber in Europa – Barcelona, Hamburg, Wien, Mailand – rüsten touristisch auf. Wir müssen uns in Zürich schon etwas einfallen lassen! Zürich soll im Jahr 2030 zu den fünf top-Städtedestinationen in europa gehören, so die Vision von «Zürich tourismus». Ich habe nichts dagegen. Visionen sind wichtig, aber es geht darum, all die Hotels zu füllen. Zürich ist nicht Berlin, London, Paris oder Rom. Zürich ist eine Boutique-Stadt, klein, aber fein. Wir sollten vermehrt auf Qualität und Nachhaltigkeit setzen – und nicht auf Wachstum zu jedem Preis. H Werner knechtli, vielen Dank für das Gespräch. 9I2013