“Glaube - groß wie ein Senfkorn” Lukas 17, 5+6 7. Januar 2007

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“Glaube - groß wie ein Senfkorn” Lukas 17, 5+6 7. Januar 2007
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Lukas 17, 5+6
7. Januar 2007
“Glaube - groß wie ein Senfkorn”
Predigt zur Begrüßung der Vorkonfirmandinnen und Vorkonfirmanen
Pastor Dietmar Adler
I.
Liebe frisch-gebackene Vorkonfirmandinnen und Vorkonfirmanden,
liebe Eltern, Paten und Angehörige, liebe Gemeinde!
Da gibt’s in der Bibel eine ganz kurze Szene, eine Frage, eine Antwort.
Da waren sie mal wieder mit Jesus zusammen, seine Freunde, die wir ja auch sein
Jünger nennen, oder Apostel, es heißt da im Lukasevangelium, Kapitel 17:
Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben!
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt, so groß wie ein Senfkorn,
dann könntet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Reiß dich aus und
versetze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.
Das ist der heutige Predigttext. Für jeden Sonntag gibt’s einen Predigttext, alle
sechs Jahre wiederholt sich das dann.
Dass der Glaube stärker wird, das wollen sie von Jesus, seine Jünger, ... ein verständlicher Wunsch, grad in Zeiten, in denen einem ganz schön Wind ins Gesicht
weht als Glaubenden.
II.
Auch für Euch, liebe Vorkonfirmandinnen und Vorkonfirmanden beginnt jetzt ein
neues Kapitel des Glaubens. Wenn ihr jetzt zum Konfer kommt, erwarten wir auch
irgendwie, dass in Euch der Glaube gestärkt wird.
-einige haben das gestern beim Begrüßungstag Nord ja auch aufgeschrieben.
Die meisten von Euch sind getauft, mit einigen tun wir das nächstes Jahr, eure Eltern, manchmal auch Großeltern haben euch etwas von Gott erzählt, vielleicht gab’s
auch eine Kinderbibel von den Paten. Im Kindergarten oder im Religionsunterricht
habt ihr etwas von Gott und seinem Sohn Jesus erfahren, Geschichten von Noah
und Abraham. Manche waren auch im Kindergottesdienst. Weihnachten, bei den
Schulgottesdienste und bei anderen Gelegenheiten waren viele von Euch hier in
der Kirche.
Jetzt beginnen nun 1 3/4 Jahre, in denen ihr das mit dem Glauben noch einmal
gründlich erfahren sollt, jetzt, wo die Kinderzeit so nach und nach von der Jugendzeit abgelöst werden wird, da soll auch euch ein Weg gezeigt werden aus dem Kinderglauben in einen Jugendglauben.
Einiges werdet ihr lernen, noch mehr werden wir miteinander erfahren, durch Rollenspiele uns ähnliches, insbesondere wollen wir mit Euch erleben, wie das ist:
miteinander an Jesus und seinen Gott glauben. Und dass das dem Verstand nicht
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widerspricht: Man kann sehr wohl kritisch denken und glauben.
III.
Wenn ihr Glauben habt, so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem
Maulbeerfeigenbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!, und
er würde euch gehorchen.
Worauf Jesus uns hinweist:
es kommt gar nicht auf die Menge an Glauben an, als ob ein Papst mehr Glauben
hätte als ein Kind oder ein Jugendlicher, es kommt überhaupt auf den Glauben an:
Und wenn der Glaube so klein wie ein winziges Senfkorn ist - heute hätte Jesus
vielleicht gesagt: so klein wie ein Atom oder ein Elementarteilchen - , also ein Glaube so groß wie ein Senfkorn oder ein Elementarteilchen .... so ein Glaube reicht
aus....
.. reicht aus, um einen Maulberbaum zu versetzen, einen Baum so alt, so fest verwurzelt, wie man sich das nur vorstellen konnte, 600 Jahre wurde er alt, und man
konnte ihn mit Menschenkraft nicht ausreißen.
Einen solchen Baum ins Meer zu verpflanzen - was für eine idiotische Vorstellung:
ein Maulbeerbaum im Meer, aber so war Jesus, manchmal hat er ganz schön verrückte Bilder mit Worten gemalt und auch ganz schön verrückte Dinge getan.
Wer will schon Bäume ins Meer setzen,
aber dafür würde ein Glaube ausreichen, groß wie ein Senfkorn.
IV.
So ein Glaube, groß wie ein Senfkorn ist uns genug.
Glaube heißt nicht, dass man alle möglichen Sätze für wahr hält: dass Jesus übers
Wasser ging, oder dass Adam und Eva die ersten Menschen waren.
Glaube an den Gott Jesu heißt: einfach Vertrauen haben, Vertrauen, dass es einen
gibt, der es gut mit mir meint, der mich ins Leben gerufen hat, der mich begleitet
der mich liebt, so wie Jesus geliebt hat, der uns immer wieder auffängt, der uns
auch begeistern kann.
Glaube heißt: ja, ich gehöre zu Gott, ja, Gott liebt mich.
Und darum wird es in den nächsten eindreiviertel Jahren gehen: Wir werden nicht
grad Maulbeerbäume ausreißen und ins Meer pflanzen, aber wir werden miteinander dem Geheimnis dieses Glaubens nachspüren, und sei er so klein oder so groß
wie ein Senfkorn, er hat doch die ganze Kraft in sich. miteinander entdecken, wie’s
Gott mit uns meint.
V.
Eine Zeitlang konnte man ja denken: überall wird die Welt religiöser. Einen richtigen Atheismus - also die Bestreitung , dass es Gott gibt, - gäb’s gar nicht mehr.
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Jetzt kommen sie aber doch wieder hervor: die Atheisten, die sagen: es gibt keinen
Gott. Und das ist auch ihr gutes Recht.
Ein in England außerordentlich erfolgreiches Buch ist am Dienstag, ausgerechnet
am 11. September, auch bei uns erschienen: Der Gotteswahn von dem Biologen
Richard Dawkins.
Na, ja, viel war drüber gesagt worden, nun ist die Enttäuschung doch groß, das
Buch ist wohl ziemlich platt - und nebenbei ziemlich unwissenschaftlich.
Aber sei’s drum:
- jeder darf seine Meinung sagen
Dawkins nennt den Glauben “Gotteswahn”.
Die für ihn irrige Idee des Glaubens an Gott habe sich durch die Generationen vererbt. Dabei habe Gott, wenn’s ihn denn gäbe, so viel Gewalttaten verschuldet, Menschen, die mit Berufung auf Gott andere Menschen umbringen, ihre Vorstellung mit
Gewalt durchsetzen wollten, von den Kreuzzügen bis zu den terroristischen Fanatikern - am 11. September usw.
Was der gute Dawkins anscheinend verwechselt:
Fanatiker,die sogar über Leichen gehen
und Glaubende...., denen der Glaube Vertrauen gibt
und die Stärke und Größe, auch andere neben sich zuzulassen.
Und was Dawkins auch vergisst: Die größten Mörder des letzten Jahrhunderts - Hitler und Stalin - waren nun wohl kaum als Menschen mit einem Glauben an den Gott
Jesu Christi oder an Allah zu bezeichnen.
Nein, wir brauchen keinen Glauben, den wir anderen mit Gewalt aufdrücken, keinen
Fanatismus. Unser Glaube - auch wenn er groß wie ein Senfkorn ist - hat eine ganz
andere Macht.
Aber wir brauchen auch kein Kräftemessen, wer den größten Glauben hat, und
wenn er klein wie ein Senfkorn ist oder noch kleiner wie ein Atom, wenn’s ein Vertrauen ist zu Gott und den Menschen dient, dann ist er gut und kräftig.
Diesem Glauben auf die Spur kommen, das wollen wir in den nächsten 1 3/4 Jahren
im Konfirmandenunterricht, und dazu laden wir aber auch alle Erwachsenen mit ein,
z.B. hier in den Gottesdiensten, begleiten Sie doch mal Ihre Kinder, Groß- oder Patenkinder, es lohnt sich.
Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben!
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt, so groß wie ein Senfkorn,
dann könntet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Reiß dich aus und
versetze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.
Amen