FIFA Weekly
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NR. 35, 20. JUNI 2014 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 RUSSLAND FABIO CAPELLOS LAST UND LUST KROATIEN DAVOR SUKER PACKT MIT AN CHILE OFFENSIV IN DIE ACHTELFINALS Brasilien 2014 METROPOLE MANAUS W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY I N H A LT 6 19 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com “Rumble in the Jungle” Zurückhaltende Freundlichkeit, atemberaubende Natur und mitreissender Fussball – das ist Manaus während der WM. Unser Autor Thomas Renggli war in der Dschungelmetropole auf Erkundungstour und erzählt die Geschichte einer Stadt, in der die Hitze allgegenwärtig ist. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com Sepp Blatter: Grosses Offensivspektakel FIFA-Präsident Blatter schwärmt von dem torreichen Turnierstart, lobt die Trainer für ihren Mut, Risiken einzugehen, und ist überzeugt: “Der Höhepunkt kommt erst!” 29 M omentaufnahmen aus Brasilien Vier persönliche Eindrücke von der WM, vier Momente, welche die Redaktion beeindruckten: die WM-Splitter. 30 “ Ich möchte am liebsten eingreifen” Davor Suker zuckt es noch immer in den Beinen, wenn er ein Spiel sieht. Im Gespräch erzählt der kroatische Verbandspräsident von seiner Zeit als Spieler und von den Zielen des aktuellen Nationalteams. 14 Chile Alexis Sanchez und sein Team schickten Titelver teidiger Spanien mit einer 0:2-Nieder lage nach Hause. Metropole Manaus Unser Titelbild zeigt eine feiernde Brasilianerin. Die Euphorie im Land der Seleção ist ungebrochen. WM-Gruppen A–C Gruppe A The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag neu und in fünf Sprachen – und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar. 2 T H E F I FA W E E K LY Gruppe B Gruppe C Brasilien Spanien Kolumbien Kroatien Niederlande Griechenland Mexiko Chile Elfenbeinküste Kamerun Australien Japan Getty Images Guillaume Horcajuelo / EPA D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 24 Russland Trotz des verhaltenen Turnierstarts ist für Coach Fabio Capello die Achtelfinalqualifikation das Minimalziel. 14 Deutschland Thomas Müller fertigte Portugal quasi im Alleingang ab und feierte anschliessend mit Bundeskanzlerin Merkel in der Kabine. 17 Nigeria Stephen Keshi ist bekannt für Disziplin und Struktur. Nach dem 0:0 gegen Iran braucht sein Team diese Eigenschaften umso mehr. WM-Gruppen D–H Gruppe D Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H Uruguay Schweiz Argentinien Deutschland Belgien Costa Rica Ecuador Bosnien-Herzegowina Por tugal Algerien England Frankreich Iran Ghana Russland Italien Honduras Nigeria USA Korea T H E F I FA W E E K LY 3 WELCOME TO ©2014 THE COCA-COLA COMPANY. COCA-COLA® AND THE CONTOUR BOTTLE ARE REGISTERED TRADEMARKS OF THE COCA-COLA COMPANY. OFFICIAL SPONSOR UNCOVERED Das Herz am rechten Fleck Der WM-Spielort Manaus lebt seine Liebe zum Fussball. Im Fussball-Dschungel “R W D D umble in the Jungle!” Vier Gruppenspiele werden m itten im brasilianischen Dschungel ausgetragen – vier Begegnungen in Manaus. Was hat es mit dieser sagenumwobenen Stadt auf sich? Unser Autor Thomas Renggli hat sich in die Strassen der besonderen Metropole gestürzt und eine grosse Herzlichkeit erlebt. ie hohen Temperaturen sind Thema in der Kolumne von FIFA-Präsident Blatter. “Es wurde viel darüber spekuliert, dass die speziellen Bedingungen in Brasilien wie eine Handbremse wirken könnten.” Sepp Blatter fügt hinzu: “Doch jetzt erleben wir das Gegenteil.” U ir schauen in die Camps: Motiviert durch das Aufwachen des Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher aus dem Koma stürmte das deutsche Team zum 4:0-Sieg gegen Portugal. Chile ist bereits für die Achtelfinale qualifiziert, Theofanis Gekas spielt im Trikot der Griechen um den letzten grossen Vertrag seiner Karriere, und die n igerianische Mannschaft steht mit dem Rücken zur Wand. ieses lässt sich über das spanische WM-Team nicht mehr sagen. Den Titelverteidiger ereilte das Aus schon nach zwei Spielen. Die Nachfolge bleibt offen ... Å Sarah Steiner Ivan Canabrava / Reuters nter Druck steht der Italiener Fabio Capello mit seinem russischen Team. Nichtsdestotrotz glaubt der Coach ans Weiterkommen. Ein Blick auf den russischen ussball – und ein Gespräch mit dem Erfolgstrainer. F T H E F I FA W E E K LY 5 MANAUS DschungelFussball Kein Austragungsort erhitzte die Gemüter mehr, keiner löste grössere Polemiken aus. Dabei ist die Amazonas-Stadt Manaus ein Ort zum Verlieben. Ein schweisstreibender Ausflug in den WM-Urwald. 6 T H E F I FA W E E K LY imago MANAUS Wasser! Der Italiener Daniele De Rossi erfrischt sich. T H E F I FA W E E K LY 7 MANAUS Kalte Dusche Den Engländern mit Wayne Rooney blieb in Manaus eine Niederlage nicht erspart. Logische Konsequenz Fussball in Ponta Negra bei Manaus. 8 T H E F I FA W E E K LY ie Weltmeisterschaft in Manaus – das ist nichts für zartbesaitete und hitzeempfindliche Seelen. Das ist Fussball auf dem Siedepunkt – wie ein Saunabesuch mit einer Gruppe finnischer Holzfäller oder wie ein Praktikum in einer Stahlgiesserei. Nicht nur für die direkt Betroffenen wird ein Besuch in der Zwei-Millionen-Einwohner-Metropole zu einer Grenzerfahrung. Allein die Landschaft sprengt den Rahmen des Alltäglichen. Schon der Anflug raubt dem Besucher den Atem. Der Amazonas wirkt aus der Vogelperspektive nicht wie ein Fluss, sondern wie ein Ozean mitten im Wald. Die englischen Fans lassen sich dadurch nicht beirren. Als das Flugzeug das Fahrgestell ausfährt, singen sie: “Football is coming home.” Allerdings lauern im Regenwald andere Gefahren als in den Strassen von London oder Manchester: Ortskundige Führer warnen den Touristen vor bissigen Krokodilen, giftigen Spinnen und hungrigen Piranhas. Eine Imp- Nasses Haar Nur kurzzeitige Senkung des WM-Fiebers. Barren Staples/Reuters, Guillermo Arias/Keystone, Pio Figueiroa (2) D Thomas Renggli, Manaus MANAUS fung gegen Gelbfieber wird dringend empfohlen. Auch die Gefahr einer Malaria-Infektion ist deutlich höher als im übrigen Brasilien. Wer diese medizinischen Bedenken hinter sich lässt (und nicht gegen Andrea Pirlo und Mario Balotelli Fussball spielen muss), erlebt in Manaus die WM (und Brasilien) von einer überraschenden Seite. Im Vergleich mit der mondänen und nach Aufmerksamkeit lechzenden Strandmetropole Rio de Janeiro mutet die grösste menschliche Siedlung im Amazonas wie ein Ort aus einer anderen Welt an. Die isolierte Lage scheint die Bewohner zu prägen – statt der oft aufreizenden und schrillen brasilianischen Klischees schlägt einem eine zurückhaltende Freundlichkeit entgegen. Alles wirkt gedämpft und entschleunigt. Die Bevölkerung empfängt die Gäste mit schüchterner Herzlichkeit – als wolle sie sich dafür entschuldigen, dass hier das Leben nicht rund um die Uhr pulsiert. Wie Ali gegen Foreman “Rumble in the Jungle” – aber kein Boxkampf, sondern Fussball. Nicht Foreman gegen Ali, sondern England gegen Italien. Rooney g egen Pirlo. Und am Schluss jubelt der 35-jährige ita- Andrea Pirlo erteilte den Engländern bei 32 Grad eine Lektion. lienische Jungsenior. Pirlo, der mit seinem wilden Bart an das “Monster aus dem Sumpf” erinnert, erteilt den Engländern eine Lektion in Sachen Cleverness und Effizienz. Bei 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent macht er keinen Schritt zu viel, dosiert seine Energien auf das optimale Minimum, aber setzt trotzdem die matchentscheidenden Impulse. Sein Auftritt kann den nächsten vier Mannschaften (USA, Portugal, Honduras und Schweiz), die zum Dschungeltanz antreten müssen, als Lehrstück dienen, wie man unter diesen extremen Bedingungen erfolgreich Fussball spielt. Als der Regisseur in der Nachspielzeit einen Freistoss mit einem kurzen Fusszucken an die Latte schlenzt, sind die Engländer längst am Ende ihrer Kräfte und japsen nach Luft. “Viele unserer Spieler waren von Krämpfen geschüttelt, damit müssen wir uns auseinandersetzen”, kommentiert Trainer Roy Hodgson die physische Überforderung seines Personals. Im Gegensatz zu den englischen Spielern wusste Hodgson, wie mit der drückenden Hitze umzugehen ist. Während vor allem seine jugendlichen Offensivkräfte Sterling, Welbeck und Sturridge in einer Mischung aus Spielfreude, Übermut und Leichtsinn schon in der ersten Halbzeit ihre Kräfte verpufften, setzte sich der 66-jährige Trainer mit staatsmännischer Gelassenheit in den Schatten und überliess den A ktionismus in der Coachingzone seinen Assistenten. Trinkpausen sind wichtig Wesentlich aktiver war Hodgsons italienischer Berufskollege Cesare Prandelli. Doch auch der Campingstimmung Das brasilianische Logo ist mit dabei. T H E F I FA W E E K LY 9 Erfrischung Der italienische Kapitän Andrea Pirlo. Sonnenschutz aus Flaggen Strassen in Manaus. 10 T H E F I FA W E E K LY Trainer der Siegermannschaft, der seine Spieler in Florenz mit Saunasitzungen auf das Treibhausklima vorbereitet hatte, stiess an seine Grenzen: “Wir mussten unseren Rhythmus zurückfahren, um wieder zu Atem zu kommen. Glücklicherweise waren die Schiedsrichter weise genug, das Spiel für Trinkpausen gelegentlich zu unterbrechen. Aber Fussball unter diesen Bedingungen ist verrückt.” Selbst der grösste italienische Hitzkopf – Mario Balotelli – hätte sich eine Abkühlung gewünscht: “Ich habe schon oft bei heissem Wetter gespielt. Aber so heiss war es noch nie. Wenn die Bedingungen überall so wären, müsste man Timeouts einführen.” Wie heiss darf es im Sport sein? Verbindliche Regeln gibt es im Fussball nicht. Sportfreunden mit gutem Gedächtnis kommt bei diesem Thema das als “Hitzeschlacht von Lausanne” in die WM-Geschichte eingegangene Spiel von 1954 zwischen der Schweiz und Österreich in den Sinn. Im Stade de la Pontaise waren die Spieler damals Temperaturen von 40 Grad und der gleissenden Sonne ausgesetzt. Der österreichische Torhüter Kurt Schmied erlitt schon in der ersten Halbzeit einen Sonnenstich. Weil die Regeln noch keine Auswechs- Üppige Vegetation Zwei Händler warten auf Kundschaft. Fabrice Coffrini/Afp, Bruno Kelly/Reuters, Reinaldo Coddou H./fotogloria, Pio Figueiroa MANAUS MANAUS lungen vorsahen, wurde er im Spiel belassen. Wie in Trance taumelte Schmied zwischen den Torpfosten umher und musste mit verdrehten Augen mitansehen, wie die Schweizer innerhalb von acht Minuten drei Tore schossen. Auf die Idee, den leidenden Spielern eine Trinkpause zu gönnen, war niemand gekommen. Stattdessen stellte sich der österreichische Masseur hinter das Tor und versuchte, den Keeper mit Schwämmen und Wasser abzukühlen. Dann ging auch den Schweizern die Luft aus. Österreich glich innerhalb von vier Minuten aus. In der Schlussphase brach der Schweizer Roger Bocquet auf dem Platz zusammen. Die Gäste gewannen 7:5. Es ist bis heute die torreichste Partie der WM-Geschichte. Dies dürfte sich auch in den nächsten dreieinhalb Wochen nicht mehr ändern. Urwald-Fussball hin oder her. Grosse Herzlichkeit, aber keine Strasse “In Manaus ist es immer 40 Grad – aber Hitze ist doch viel schöner als Kälte”, sagt Quanita beim Empfang am Flughafen. Die 22-Jährige arbeitet während der WM zusammen mit ihrer Mutter als Unterstützung für die ausländischen Besucher. Sie begleitet die Die Italiener bereiteten sich mit Sauna besuchen auf Manaus vor. WM-Gäste von der Ankunftshalle zur Bus-Station. Es ist – angesichts der Überschaubarkeit des Airports und der guten Beschilderung – ein Service, der gar nicht nötig wäre. Aber Quanita erfüllt den Auftrag mit einer Herzlichkeit, dass man den Aufenthalt am liebsten bis ans Ende der WM verlängern würde – mindestens. Dem wilden Charme von Manaus lag früher die halbe Welt zu Füssen. Während des Kautschukbooms Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Ort zu den reichsten Städten der Welt – mit direkten Schiffsverbindungen nach Liverpool und New York. Heute ist Manaus aus Brasilien nur auf dem Luft- oder Wasserweg zu erreichen. Weder eine Eisenbahnlinie noch eine Strasse führen hierher. Der einzige asphaltierte Landweg führt nach Venezuela. “Wir leben hier wie auf einer Insel. Ich bin in Manaus geboren und aufgewachsen. In Rio de Janeiro war ich noch nie”, sagt Elder. Wer mit dem 26-jährigen Bürokaufmann spricht, begreift, weshalb die Weltmeisterschaft auch an diesem mystischen Ort stattfindet. Die Welt kommt normalerweise nicht nach Manaus – Manaus muss die Welt einladen. B etriebswirtschaftlich geschieht dies über steuerliche Erleichterungen für Grosskonzerne: Beispielsweise betreiben Sony, Samsung, Honda oder Yamaha Fabriken in Manaus. Dies erhöht die Jobsicherheit der Bevölkerung. Im Stadtzentrum kann zollfrei eingekauft werden. Grundsätzlich sind die Lebenskosten aufgrund der abgelegenen Lage allerdings höher als im restlichen Brasilien. Das Opernhaus Caruso soll nur in Herzogs Film “Fitzcarraldo” dort gesungen haben. T H E F I FA W E E K LY 11 Only eight countries have ever lifted the FIFA World Cup Trophy. Yet over 200 have been winners with FIFA. As an organisation with 209 member associations, our responsibilities do not end with the FIFA World Cup™, but extend to safeguarding the Laws of the Game, developing football around the world and bringing hope to those less privileged. Our Football for Hope Centres are one example of how we use the global power of football to build a better future. www.FIFA.com/aboutfifa MANAUS Manaus steht quer in der Fussball-Landschaft – für den interessierten Besucher im positiven Sinn. Kein WM-Ort ist aufregender und überraschender als die Dschungel-Metropole, wo das helle Wasser des Rio Solimões mit dem dunklen Wasser des Rio Negro zum majestätischen Amazonas zusammenfliessen. Michael Regan/The FA/via Getty Images Wie aus einer vergessenen Zeit In der Blüte der Stadt war nur das Beste für Manaus gut genug. Aus dieser Zeit stammt das Teatro Amazonas, das Opernhaus, in denen die grössten Tenöre jener Zeit auftraten. Ein Grossteil der Baumaterialien für den Prachtbau stammte aus Europa. Die Kacheln der Dachkuppeln wurden aus Deutschland eingeschifft, die Pflastersteine auf dem Vorplatz aus Portugal. Die Metallgeländer auf der Galerie und die Deckenmalereien sind Muster an italienischem Kunsthandwerk. Heute wirkt das Bauwerk wie ein Relikt aus einer vergessenen Zeit. In den Strassen regiert keine Opernatmosphäre, sondern das Schauspiel des Alltags – bestimmt von den unzähligen Verkaufsständen, an denen es von Bananen über Jeans bis zu Plastikspielzeug alles zu kaufen gibt, was man braucht und nicht braucht. Auf dem leidgeprüften WM-Rasen der Arena da Amazônia kommt die italienische Kunst von Pirlo & Co zum Tragen. Tausende englische Fans nehmen die Vorführung mit zunehmenden Schweissausbrüchen zur Kenntnis. Die Aufschriften auf ihren Fahnen lassen erahnen, dass das halbe Königreich in den Dschungel gereist ist: Birmingham, Wigan, Tranmere, Lemington, Ellesmere Fort, Stoke (“Forgive Me Delilah”) (“Stokies Here, Stokies There”), Wigston (“Where Your’e Smiling”), Sheffield United (“Blades up the Amazon”). Doch den Supportern scheint es ähnlich zu gehen wie ihren Idolen auf dem Rasen. “God Save The Queen” ertönt nur nach dem 1:1 mit urenglischer Inbrunst. Dabei ist der einzige medizinische Schadensfall nicht hitzebedingt. Physiotherapeut Gary Lewin jubelte beim Treffer so überschwänglich, dass er sich den Knöchel ausrenkte und auf der Bahre hinausgetragen werden musste. Dies hätte ihm auch im Nieselregen geschehen können. Nur noch zwei Vorrundenspiele Noch für zwei Vorrundenspiele bleibt Manaus im Zentrum der Fussballwelt – am Sonntag während der Partie USA - Portugal und am Mittwoch während der Partie Schweiz Honduras. Dann verlassen die WM-Besucher die Stadt so schnell wie sie gekommen sind, und der Dschungel übernimmt wieder das Kommando. Er holt sich alles zurück, was nicht von ihm ferngehalten wird – wie die Entkrampfte Situation Die Italiener Giorgio Chiellini (l.) und Claudio Marchisio helfen dem Engländer Raheem Sterling. Der einzige medizinische Schadensfall ist nicht hitze bedingt. projektierte Schnellstrasse Transamazônica. Sie war schon teilweise fertiggestellt – verschwindet jetzt aber wieder unter einem grünen Pflanzenteppich. “Rumble in the Jungle” – Muhammad Ali schickte George Foreman am 30. Oktober 1974 in Kinshasa in der achten Runde auf die Bretter und holte sich den WM-Gürtel zurück. Auf eine Revanche liess er sich nie ein. Im Fall von Italien und England dürfte sich diese Frage gar nicht stellen. Die beiden Ex-Weltmeister könnten sich frühestens im Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro wieder begegnen. Nach Manaus werden sie für ein Länderspiel wohl nie mehr zurückkehren. Leider. Å Englands Gruppenspiele Italien (1:2), Uruguay (19.6.), Costa Rica (24.6.) T H E F I FA W E E K LY 13 WM-CAMP Siegen für Schumi Sarah Steiner ist Redakteurin bei The FIFA Weekly. Selbst während der WM kann Fussball auf einmal zur Nebensache werden. Und dies kurz vor einem wichtigen Spiel. Die deutsche Nationalmannschaft stand nur wenige Stunden vor ihrem ersten WM-Auftritt gegen Portugal, als die freudige Nachricht das Teamcamp erreichte: Michael Schumacher ist aus dem Koma erwacht. Der Formel-1-Rekordweltmeister war im vergangenen Dezember bei einem Skiunfall schwer gestürzt und lag seitdem in einem Krankenhaus in Grenoble. Der 45-Jährige wurde nun zur Rehabilitation in die Schweiz verlegt. Die deutschen Spieler reagierten mit grosser Freude auf die Nachricht. Lukas Podolski liess verlauten: “Was für grossartige Nachrichten! Gute Besserung, Schumi! Ich war so glücklich, als ich davon hörte.” Das Team hoffe, dass Michael eventuell noch das eine oder andere Spiel sehen könne. “Wenn wir den Titel gewinnen sollten, wäre das ein Stück, womit man ihm eine Freude machen kann”, so Podolski. Die Nachricht hat den Deutschen tatsächlich Auftrieb gegeben. In der “Todesgruppe” G fegten sie Portugal 4:0 vom Platz. Thomas Müller führte mit seinen drei Treffern das Team zum Sieg. Cristiano Ronaldo und seine Teamkollegen konnten der Übermacht der Deutschen nichts entgegensetzen. Auf der Tribüne verfolgte Bundeskanzlerin Angela Merkel das Geschehen und jubelte nach der Partie mit der Nationalelf in der Kabine. Die Kanzlerin in Weiss-Rot passte sich optisch optimal an das Mannschaftsdress der Spieler an. Ein Selfie von Podolski und Merkel ziert die Internetportale. Die Euphorie kennt keine Grenzen – das nächste Sommermärchen scheint zum Greifen nah. T H E F I FA W E E K LY “Chi, chi, chi! Le, le, le!” Jordi Punti ist Romanautor und Verfasser zahlreicher Fussball- Features in den spanischen Medien. Der Teamslogan “Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum” wird gelebt. Und auch die Konkurrenz ist überzeugt, dass dieses Deutschland sehr weit kommen kann. Diego Maradona sagte im venezolanischen Fernsehen: “Deutschland hat die Perfektion gestreift.” Lionel Messi war überzeugt, dass “Deutschland das Beste war, das es bis jetzt zu sehen gab.” Und R&B-Sängerin Rihanna twitterte: “Deutschland ist so verdammt stark.” Auch das deutsche Team glaubt an sich. Dennoch üben sich die Akteure in Bescheidenheit. “Es ist ein guter Start, aber absolut kein Grund zum Abheben”, sagte Manager Oliver Bierhoff. Und Dreifachtorschütze Müller fügte an: “Wir brauchen nicht so zu tun, als wenn wir hier als Übermannschaft gestartet wären. Im nächsten Spiel wird wieder bei null angefangen.” Der Weg ist noch lang, aber das Ziel ist klar – sowohl für die deutsche Nationalmannschaft als auch für Schumi. Å Deutschlands Gruppenspiele Portugal (4:0), Ghana (21.6.), USA (26.6.) Fussball und Politik “4:0-Sieg! Geiler Start!! Und hier das versprochene Selfie mit der Kanzlerin!”, twitterte Lukas Podolski. 14 Chile Auf den Mannschaftsbussen, mit denen die Spieler während der Weltmeisterschaft von A nach B gefahren werden, ist für jedes Team ein individueller, motivierender Slogan angebracht, den die Fans durch Abstimmung im Internet gewählt haben. Der Slogan, den die chilenischen Fans ausgewählt haben und den die Nationalspieler des Landes jedes Mal lesen, wenn sie in den Bus steigen, um zu einem Spiel zu fahren, lautet: “Chi, Chi, Chi! Le, le, le! Viva Chile!” Für ein Land, in dem die Menschen die Verse des Dichters Pablo Neruda auswendig kennen, scheint dies keine besonders ausgefeilte Botschaft zu sein, aber es handelt sich um einen der beliebtesten Fangesänge der Chilenen. Ausserdem spiegelt er die Bescheidenheit und Lebensfreude wieder, mit dem die chilenische Fussballgemeinde diese WM angeht. Chile ist ein kleines Land, das sich zwischen den Anden und dem Pazifischen Ozean erstreckt und sowohl geografisch als auch in fussballerischer Hinsicht stark im Schatten des grösseren Nachbarn Argentinien steht. Trotzdem waren die WM-Teilnahmen des Landes bis jetzt nicht immer von Realismus geprägt. Das mag daran liegen, dass Chile Ausrichter der Turnierauflage von 1962 war und dort erst im Halbfinale an Brasilien scheiterte, wobei damals Garrincha und Vavá Furore machten. Die Qualifikation für das Weltturnier war seither immer ein heroischer Akt, der grosse Siege zu versprechen schien, stattdessen jedoch regelmässig grosse Enttäuschungen bereithielt. Bei der aktuellen Auflage scheinen die Chilenen jedoch weniger stark unter Druck zu stehen, was vielleicht auch mit der jüngsten Erfahrung bei der WM 2010 zu tun haben mag. In Südafrika mussten die damals von Marcelo Bielsa trainierten Chilenen sich erst im Achtelfinale geschlagen geben, und kurioserweise hiess der Gegner erneut Brasilien (0:3). Die zweite Qualifikation in Folge hat Chile eine Stabilität verliehen, die man dort zuvor nicht kannte. Dass sich das Team nun an der WM 2014 in Brasilien bereits für die Achtelfinals qualifiziert hat, spricht Bände. Diese Tatsache ist mehreren Aspekten zu verdanken, vor allem aber dem Nationaltrainer Jorge Sampaoli, der im Übrigen Argentinier ist. Sampaoli ist bekennender Anhänger Instagram Deutschland WM-CAMP Nur an die Latte Der griechische Stürmer Theofanis Gekas im Pech. Quinn Rooney / Getty Images des Stils von Marcelo Bielsa und ein Verfech ter der offensiven Spielweise und des Kurz pass-Spiels. Er hat es hervorragend verstan den, seine Begeisterung von der Trainerbank auf die Spieler zu übertragen. “Ich habe ein sehr erfolgshungriges Team übernommen”, sagte er nach seinem Amtsantritt. “Eine sehr starke Mannschaft, die gegen Widrigkeiten angekämpft hat und in der Kritik stand, mit komplizierten Spielern.” Es galt, Probleme an mehreren Fronten zu lösen. Unter anderem beschloss er, den Magier Jorge Valdivia wieder ins Team zu integrieren, der beim sogenann ten Bautizazo-Skandal im Jahr 2011 in Ungna de gefallen war. Damals waren fünf National spieler, unter ihnen Valdivia, gesperrt worden, weil sie im Trainingslager zu spät ins Hotel zurückgekehrt waren. Ausserdem ist es Sampaoli gelungen, für ausgewogene Verhältnisse im Team zu sorgen. Er hat es geschafft, die Mehrheit der im Ausland unter Vertrag stehenden Akteure und die in der heimischen Liga aktiven Leistungsträger unter einen Hut zu bringen. Bei den Auslandsakteuren handelt es sich oftmals um erstklassige Spieler, die bei wichtigen Klubs unter Vertrag stehen, dort jedoch nur eine zweitrangige Rolle spielen. Im Nationalteam sind sie nun gezwungen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das beste Beispiel ist das “Wunderkind” Alexis Sánchez. Er hat beim FC Barcelona eine gute Saison gespielt, aber immer im Schatten von Spielern wie Messi, Neymar oder Iniesta gestanden. Im chilenischen Team ist Sánchez zu einem Aushängeschild im Angriff avanciert und konnte sich mit Vorlagen und eigenen Tref fern profilieren. Ähnlich verhält es sich mit Spielern wie Valdivia (von Palmeiras São Paulo), Mauricio Isla und Arturo Vidal (beide bei Juventus Turin) sowie Torhüter Claudio Bravo (Real Sociedad). Die chilenischen Fans skandieren “Chi, chi, chi!” und “Le, le, le!” und freuen sich auf das Achtelfinale, wo ihr Team voraussichtlich wieder auf den ewigen Rivalen bei Weltmeis terschaften treffen wird: Brasilien. Å Chiles Gruppenspiele Australien (3:1), Spanien (2:0), Niederlande (23.6.) Griechenland “Am falschen Turnier” Sven Goldmann ist Fussball experte beim Tagesspiegel in Berlin. Er weilt zurzeit an der WM in Brasilien. In seiner Zeit in der Bundes liga hat Theofanis Gekas mal erzählt, warum er keine Lust habe, die deutsche Sprache zu lernen: “Ich werde für das Toreschiessen bezahlt und nicht für das Reden.” Diese Kunst beherrscht er auch mit 34 Jahren immer noch so gut, dass ihn Griechenlands portugiesischer Trainer Fernando Manuel Costa Santos für die Weltmeisterschaft nominierte. Auch im WM-Camp von Aracaju im Nord osten Brasiliens gibt Gekas sich wortkarg. Dabei hätte er durchaus etwas zu erzählen. Es war Theofanis Gekas, der beim 0:3 im ersten Vorrundenspiel gegen Kolumbien die grosse Chance hatte, dem Lauf der Dinge eine Wende zu geben. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:2. Der Mann, der nicht so gern redet, konnte dabei eigentlich nicht viel falsch machen. Er stand fünf Meter vor dem leeren Tor, der Ball kam in bester Höhe T H E F I FA W E E K LY 15 emirates.com Tomorrow brings us all closer To new people, new ideas and new states of mind. Here’s to reaching all the places we’ve never been. Fly Emirates to 6 continents. WM-CAMP angeflogen, und Gekas drückte ihn mit der Stirn an die Latte. Gleich danach war Schluss für ihn, und Fernando Manuel Costa Santos dürfte später deutliche Worte gefunden haben. “Einige der Spieler haben vergessen, bei welchem Turnier sie sind”, schimpfte der Portugiese. Die vergebene Grosschance von Belo Horizonte war Gesprächsthema Nummer eins im griechischen WM-Camp in Aracaju. Nigeria Abenteuer mit Struktur Alan Schweingruber ist Redakteur bei The FIFA Weekly und weilt zurzeit an der WM in Brasilien. Dass er in der Nationalmannschaft nie ganz unumstritten war, liegt an seinem gewöhnungsbedürftigen Stil. Als Fussballspieler fällt Gekas nämlich in neunzig Minuten eher selten auf, zeigt keine spektakulären Dribblings und seine Kollegen setzt er auch eher selten in Szene. Gekas läuft nicht viel und schwitzt nicht gern. So einen schleppt eine Mannschaft nur dann mit durch, wenn er etwas ganz Besonderes hat. Wie bei Gekas eben das Toreschiessen. Gekas hat in den vergangenen zwei Jahren für fünf Vereine gespielt: Eintracht Frankfurt, Samsunspor, Levante, Akhisar Belediyespor und zuletzt Konyaspor. Allesamt keine erste Adressen. Die WM ist für ihn eine wichtige Bühne. Gekas spielt in Brasilien um den letzten grossen Vertrag seiner Karriere. Å Anesh Debiky / Afp Griechenlands Gruppenspiele Kolumbien (0:3), Japan (19.6.), Elfenbeinküste (24.6.) Ein Nationaltrainer braucht den Rückhalt. Schliesslich soll er etwas aufbauen, langfristige Ziele erreichen. Mit guten Verträgen ausgestattet, bleibt der Coach dann – wenn Erfolg und Sympathie vorhanden sind – auch mal über mehrere Jahre im Amt. Siehe Vincente del Bosque. Er coacht die Spanier seit 2008. Del Bosques Amtskollege Stephen Keshi muss ein abenteuerlustiger Mensch sein. Im Jahr 2011 erklärte er sich nämlich bereit, das Nationalteam von Nigeria zu übernehmen. Davon hielten ihn auch harte Fakten aus der Vergangenheit nicht ab. Zum Beispiel, dass der Verband zuvor sechs Trainer in vier Jahren verschlissen hatte. Darunter altbekannte wie Berti Vogts aus Deutschland oder Lars Lagerbäck aus Schweden. Die grosse Harmonie herrschte dann auch mit Keshi nicht. Immer wieder gab es Unstimmigkeiten in den letzten Jahren. Einmal wollte der Verband den Trainer loswerden. Später drohte Keshi selbst mit dem Rücktritt. Mit dem Gewinn der Afrikameisterschaft 2013 aber setzte sich der 52-jährige ehemalige Verteidiger ein kleines Denkmal in Nigeria. Der Triumph machte Hoffnung. Und schürte die Erwartungen. Die grösste Nation Afrikas, mit zirka 160 Millionen Einwohnern dreimal so gross wie England, will den Weltmeistertitel. Das nigerianische Team scheint den harten Führungsstil zu mögen. Keshi ist bekannt für Disziplin und Struktur. Er fällt auch gerne Entscheidungen, die im ersten Moment nicht bei allen gut ankommen. Als sich Elderson Echiéjilé vor der WM eine leichte Muskelverletzung zuzog, ging Nigeria von einem baldigen Comeback aus. Keshi aber strich den Verteidiger der AS Monaco aus dem Kader und nominierte Ejike Uzoenyi nach. “Wir haben nicht so viel Zeit”, meinte Keshi und liess auch Argumente nicht gelten, wonach die Verletzung nach zwei Wochen hätte auskuriert sein können (der Deutsche Sami Khedira, davon darf man ausgehen, hätte es womöglich in 48 Stunden geschafft). Der Traum vom Titel ist im Camp in Brasilien vorerst in den Hintergrund gerückt. Nach dem nervösen 0:0-Gekicke gegen die iranische Nationalmannschaft kämpft Keshi und sein Team um den Einzug ins Achtelfinale. Wie das geht, weiss der Trainer selbst am besten. Er wurde mit Nigeria 1994 WM-Gruppensieger und scheiterte dann im Achtelfinale in der Verlängerung an Italien. Å Nigerias Gruppenspiele Iran (0:0), Bosnien-Herzegowina (21.6.), A rgentinien (25.6.) Entschlossen Stephen Keshi will es mit dem nigerianischen Team wissen. T H E F I FA W E E K LY 17 DEBAT T E Die Lust am Toreschiessen Der fliegende Holländer Robin van Persie trifft gegen Spanien (5:1) mit einem Hechtsprung zum 1:1. Perikles Monioudis R echt gross drohten in den Medien die Befürchtungen auch diesmal zu werden, das Eröffnungsspiel der Fussball-Weltmeisterschaft verlaufe dann doch eher langweilig. Denn fast schon traditionell endet die WM-Auftaktpartie mit einem torlosen Remis oder einem Sieg mittels eines einzigen Treffers – nicht aber an der WM 2014 in Brasilien. Offensiver Start Gleich vier Treffer bekamen die Zuschauer in São Paulo zum Start geboten, drei durch den 18 T H E F I FA W E E K LY Gastgeber Brasilien, einen durch die Kroaten, die in Führung gegangen waren. Am Tag darauf gelang den entfesselten Niederländern ein 5:1-Sieg gegen den Weltmeister Spanien, und die Chilenen trafen gegen Australien dreimal (zum 3:1-Sieg). Tags darauf e rzielten Kolumbien (gegen Griechenland) und Costa Rica (gegen Uruguay) ebenfalls drei Treffer – genauso wie die Franzosen in ihrer Auftaktpartie (gegen Honduras) wiederum einen Tag später. Auch das 4:0 der Deutschen gegen Cristiano Ronaldo und die Portugiesen ist ein Ausdruck dessen, dass die Teams ihre Startpartien offensiv angehen und mithin den Achtelfinal einzug so früh wie möglich anstreben. Wie weiter? Die zweiten Partien aber können auch anders aussehen. Brasilien etwa, eben noch der strahlende Sieger im Eröffnungsspiel, verzweifelte an Mexiko und dessen in Hochform befindlichen Torhüter Guillermo Ochoa. Neymar und Co. blieb ein Treffer beim 0:0 versagt. Coach Felipe Scolari sprach anschliessend davon, dass es nach einem Sieg zum Auftakt darum geht, mit einem Sieg im zwei- ten Gruppenspiel die Qualifikation für das Achtelfinale (fast schon) zu sichern - das ist Brasilien nicht geglückt, trotz dem engagierten Offensivspiel der Seleção. Allerdings: Die Annahme, dass die Teams nun ihre Angriffsbemühungen weniger intensiv vortragen würden, scheint nach dem fulminanten Beginn nicht allzu realistisch. Das Spektakel geht weiter! Å Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: [email protected] Fabrizio Bensch / Reuters Gleich 5:1 bezwangen die Niederlande den Titelverteidiger Spanien, 4:0 siegte Deutschland gegen Portugal. Ein WMStart mit Spielfreude! DEBAT T E PRESIDENTIAL NOTE Die Meinungen der FIFA.com-User zur ersten WM-Woche: Applaus für Chile! Die Art und Weise, wie sie an das Spiel gegen den Weltmeister Spanien herangegangen sind, war weltklasse! SArbabAhmed, Pakistan Grossartiges Tor, grossartige Spieler und ein Team, das niemals aufgibt! Wir werden 2018 zurück auf der Bühne des Weltfussballs und alle werden begeistert sein. Gut gemacht Australien, ihr wart spitze! skycrazy, Australien “Herzlichen Glückwunsch Chile!” Mir tut es wirklich leid für die Australier, sie hätten es verdient gehabt, weiterzukommen. In der ersten Halbzeit waren sie eindeutig die bessere Mannschaft. Es ist schade, dass sie nicht die Brillianz eines Van Gaal in ihren Reihen haben. Es war klar, dass die zweite Halbzeit orangefarben werden würde. Aber, meine lieben Australier, ihr habt gegen den zukünftigen Weltmeister verloren und ihr habt ihn hart für diesen Titel rennen lassen. Hut ab vor dieser Leistung! Ich hoffe, dass mit einem Sieg gegen Spanien die WM für euch mit einem Erfolgserlebnis enden wird und dass ihr 2018 eine neue Chance bekommt. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg, Chile! Ihr dürft euch jetzt aber nicht zurücklehnen. Nur weil ihr euch für die nächste Runde qualifiziert habt, heisst das nicht, dass ihr alles erreicht habt. Sorgt dafür, dass ihr auch die Niederlande schlägt, um nicht gegen Brasilien spielen zu müssen. Denn diese werden sicher Gruppenerster werden. steve201081, Indien Auch wenn ihr es nicht schaffen solltet, ihr habt Afrika stolz gemacht, Ghana Ihr habt gut gespielt und solltet stolz auf euch sein. Ghana wird Deutschland und Portugal schlagen und sich für die nächste Runde qualifizieren. YeyeEagles, USA Dies ist das Ende einer goldenen Ära und hoffentlich auch der Anfang einer neuen. Ihr seid wirklich wahre Champions und ich habe noch immer grosses Vertrauen in euch. Ich bin sicher, dass ihr euch mit ganzem Herzblut und erhobenem Haupt in die letzte Partie gegen Australien stürzen werdet. Die Leute sind beunruhigt und es wird gemunkelt, dass das Tiki-Taka verschwinden wird. Wie auch immer, ich glaube an die baldige Auferstehung der neuen Goldenen Generation. Ich hoffe, eine bessere spanische Mannschaft an der Euro 2016 zu sehen. Und zu guter Letzt: herzlichen Dank für eure Arbeit, Jungs! Ich werde den brillanten, grossartigen und aussergewöhnlichen Fussball der Roja in den letzten Jahren niemals vergessen. luckyfish81, Malaysia Fenneks, aus Algerien, ihr solltet euch ein Beispiel an Australien nehmen! Oder an Costa Rica oder auch an Chile. Angriff ist die beste Verteidigung. Verausgabt euch! Seid euch selbst! Spielt so wie auch in euren Ligen! Wir möchten Fussball sehen. Wir wollen Leidenschaft und Kampf erleben. dutchy1975, Grossbritannien “Angriff ist die beste Verteidigung.” wahrane, Frankreich Das grosse Offensivspektakel “J oga bonito!” Was haben wir vor der WM nicht alles in diesen Ausdruck hinein interpretiert. Und jetzt erleben wir das schöne Spiel in seiner Vollkommenheit – mit Offensivspektakel, Variantenreichtum, Mut zum Kreativen. Es wurde viel darüber spekuliert, dass die hohen Temperaturen und die speziellen Bedingungen in Brasilien wie eine Handbremse w irken könnten. Doch jetzt erleben wir das Gegenteil. Die Trainer sind bereit, Risiken einzugehen und ihren Kreativspielern freien Auslauf zu gewähren. Das taktische Korsett bleibt in den Kabinenschränken. Anders als noch vor vier Jahren in Südafrika wollen die Teams nicht das Unentschieden verwalten, sondern spielen auf Sieg – ohne Wenn und Aber. Allein der Kopfball von Robin van Persie gegen Spanien zum 1:1 war schon die Reise nach Brasilien wert. Solche – und nur solche – Flugeinlagen wollen wir sehen. Das offensive Freidenken hat auch mit der Zusammensetzungen der Mannschaften und der technischen Entwicklungen zu tun. Ausnahmekönner wie Neymar, Messi, Van Persie, Robben oder Müller können nicht an der kurzen Leine gehalten werden. Sie stehen für eine Spielergeneration, die immer kompletter wird. Die heutigen Goalgetter sind nicht mehr reine Stürmer – sondern gestalten das Spiel aus dem offensiven Mittelfeld. Allein in den ersten zwölf Spielen fielen in Brasilien 41 Treffer – 3,42 im Durchschnitt. Würde dieser Rhythmus bis zum Finale aufrechterhalten, könnten die Fans 219-mal jubeln. Rekord! Die erste WM-Woche hat alle Erwartungen übertroffen. Und das Schönste daran ist – der Höhepunkt kommt erst. “Viva Brazil!” Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 19 First Love 20 T H E F I FA W E E K LY Ort: Oran, Algerien Datum: 4. April 2013 Zeit: 18. 28 Uhr Nick Hannes / laif T H E F I FA W E E K LY 21 F I F A ’ S 11 FREE KICK Die Spieler mit den meisten WM-Partien Ein Mädchen namens Fifa Thomas Renggli E in paar Brocken Portugiesisch öffnen in Brasilien fast alle Türen: Mit einem “Bom dia” (Guten Tag) beginnt der Tag am Frühstücksbuffet garantiert mit einem Lächeln. Wer es knapper mag, sagt: “Oi” (“Hallo”), wer das Glas hebt, liegt mit “Saude” (“Prost”) nicht falsch – und im Zweifelsfall kann ein “Obrigado” (“Danke”) nie schaden. Keine Sprachkenntnisse sind dagegen für den Radiohörer erforderlich. Die brasiliani schen Reporter lassen kaum Raum für Zweifel über Verlauf und Intensität des fussballeri schen Geschehens. Nur ein Rückpass zum Torhüter oder ein Einwurf der verteidigenden Mannschaft werden in normaler Lautstärke transportiert. Mit jedem Meter, den sich der Ball dem gegnerischen Tor nähert, schwillt die Lautstärke des Kommentators an – wie ein Crescendo in einem Musikstück. Kommen die Spieler in Strafraumnähe, geht der Kommentar an die Schmerzgrenze – und bei einem erfolg reichen Torschuss müssen Ohrenstöpsel ver teilt (oder die Lautsprecher zurückgefahren) werden: Gooooooooooooooooooool!!! Je nach Nationalität und Anzahl Vokal buchstaben im Mannschaftsnamen variieren Intensität und Rhythmus. Während sich die Stimmgewalt bei “Bélgica” im europäischen Rahmen hält, brechen bei “Cooooooostaaaaaaa riiiiiiicaaaaaa” alle Dämme. Aber wer hätte gedacht, dass die Mittelamerikaner an der WM mehr als einmal treffen? Brasilianische Eltern scheinen schon bei der Taufe daran zu denken, dass ihre Söh ne dereinst zu den Hauptdarstellern einer Sport ü bertragung avancieren: Marcelinho, Paulinho, Ronaldinho, Robinho sind dankbare Steilvorlagen für jeden Reporter – und Zico, Cafú oder (last but not least) Pelé zweisilbige Heldenverehrungen. Dagegen war, wer dem aktuellen National spieler “Hulk” den Namen verpasst hat, seiner Verantwortung nicht bewusst. Stattdessen berief er sich wohl auf das brasilianische Recht, dass in der Namensgebung grenzenlose Frei heit besteht – sofern die Bezeichnung halbwegs geläufig ist oder im Wörterbuch vorkommt. So lebt in Brasilien beispielsweise ein Mann na mens “Oceano Indico Pacifico”. Bei Eltern mit Flair für deutsches Kulturgut ist der Vorname “Müller” sehr beliebt (allenfalls könnte diese Tendenz während der WM aber abnehmen), bei zahlengläubigen Brasilianern können es auch nur Nummern sein: “Um Dois Três” ist nicht eine Sendung im brasilianischen Schulfernse hen, sondern ein Männername. Spätestens in neun Monaten ist von vielen Brasilianern Fantasie gefordert. Denn ähnlich wie jeweils im November – im Nachgang des Karnevals – wird im April 2015 in Brasilien mit einem Babyboom gerechnet. “Copa-Babys” nennen die Brasilianer diese Spätfolgen der heissen Tage (und Nächte). Eine Umfrage an der Copacabana kam zum Resultat, dass für Mädchen dann vor allem ein Name ganz hoch im Kurs steht: Fifa. Å Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion 1 Lothar Matthäus: 25 Partien Teams: BR Deutschland, Deutschland Gespielte Minuten: 2047 Zeitraum: 1982–1998 2 Paolo Maldini: 23 Partien Team: Italien Gespielte Minuten: 2217 Zeitraum: 1990–2002 3 Uwe Seeler: 21 Partien Team: BR Deutschland Gespielte Minuten: 1980 Zeitraum: 1958–1970 Diego Maradona: 21 Partien Team: Argentinien Gespielte Minuten: 1938 Zeitraum: 1982–1994 Wladyslaw Zmuda: 21 Partien Team: Polen Gespielte Minuten: 1807 Zeitraum: 1974–1986 6 Grzegorz Lato: 20 Partien Team: Polen Gespielte Minuten: 1800 Zeitraum: 1974–1982 Cafú: 20 Partien Team: Brasilien Gespielte Minuten: 1638 Zeitraum: 1994–2006 8 Berti Vogts: 19 Partien Team: BR Deutschland Gespielte Minuten: 1770 Zeitraum: 1970–1978 Wolfgang Overath: 19 Partien Team: BR Deutschland Gespielte Minuten: 1764 Zeitraum: 1966–1974 Ronaldo: 19 Partien Team: Brasilien Gespielte Minuten: 1623 Zeitraum: 1998–2006 Miroslav Klose: 19 Partien Team: Deutschland Gespielte Minuten: 1511 Zeitraum: 2002–2010 Quelle: FIFA (FIFA World Cup, Milestones & Super latives, Statistical Kit, 12.05.2014) T H E F I FA W E E K LY 23 RUSSL AND Schrei der Freude Alexander Kerschakow nach seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich im Vorrundenspiel gegen Korea. Der schlafende Riese Thomas Renggli, Rio de Janeiro H undertvierzig Millionen Einwohner, neun Zeitzonen und noch mehr Ethnien: ein Land zwischen Westeuropa und dem fernen Osten – so vielseitig, unergründlich und faszinierend wie ein ganzer Kontinent. Politisch stellt Russland die Ansprüche einer Weltmacht, und sportlich stürmt man in der gleichen Pace vorwärts. Nach den Olympischen Spielen in Sotschi ist die Fussball-WM 2018 der nächste prestiget rächtige Termin in der Agenda. In Rio de J aneiro präsentiert der russische Verband im “Russland-Haus” seine kulturellen und k ulinarischen Vorzüge. Spätestens in vier Jahren soll das grösste Land der Welt auch fussballerisch alle Wünsche 24 T H E F I FA W E E K LY erfüllen – und eine Auswahl stellen, die um den bedeutendsten Titel mitspielen kann. In Brasilien vermochte die Sbornaja diesen Ansprüchen zum Turnierstart noch nicht gerecht zu werden. Gegen die hartnäckigen Südkoreaner fand sie nie zu ihrer spielerischen Linie und drohte nach einem folgenschweren Fehler von Torhüter Igor Akinfejew vorzeitig vom Kurs abzukommen. Immerhin war Trainer Fabio Capello in diesem Moment auf der Höhe der Aufgabe. In der 71. Minute wechselte er A lexander Kerschakow, den Topskorer der Qualifikation ein, fünf Minuten später traf der Joker zum Ausgleich. “Kerschakow ist ein fantastischer Spieler – und immer für ein Tor gut”, kommentiert Capello den Auftritt seines Retters. “Es war für unsere Mannschaft nach dem Gegentreffer nicht einfach. Aber die Spieler haben eine gute Reaktion gezeigt – so gesehen können wir zufrieden sein.” Unter dem Strich bleibt ein Punktgewinn – aber auch die Erkenntnis, dass sich die Mannschaft deutlich steigern muss, will sie nicht wie bei ihren vergangenen drei Endrunden-Teilnahmen (1990, 1994 und 2002) nach der Gruppenphase die Heimreise antreten. Vor den Auftritten gegen Belgien (am Sonntag) und Algerien (am Donnerstag) wird sich Capello vor allem zwei Überlegungen machen: Kann er es sich leisten, seinen Goalgetter auf der Ersatzbank zu lassen? Und wäre auf der Torhüterposition nicht eine Rochade fällig? Akinfejew war gegen Südkorea schon vor seinem kapitalen Fehler mehr Sicherheitsrisiko als Lebensversicherung und liess praktisch jeden Ball abprallen. Immerhin bringt Capello Felipe Dana / Keystone Russland steht an der WM im Schatten der Favoriten. Das 1:1 gegen Südkorea zeigt Steigerungspotenzial auf. RUSSL AND Mit Doppeladler und Pelzmütze Russische Fans in Cuiaba. Alexey Filippov / Keystone im Umgang mit fehleranfälligen Torhütern eine gewisse Erfahrung mit – aus seiner Zeit als N ationaltrainer Englands. Dabei möchte der Italiener in Brasilien eigentlich lieber von schöneren Dingen sprechen: “Unsere Mannschaft besitzt ein hohes technisches Niveau und grosse spielerische Qualitäten. Kreativität und Inspiration sind unsere Stärken.” Das Achtelfinale ist für Capello auch nach dem verhaltenen Turnierstart das Minimalziel. Der Trainer begründet die Ambitionen mit den starken Leistungen in der Qualifikat ionsphase. Nachdem das russische Team die WM-Endrunden 2006 und 2010 verpasst hatte, qualifizierte es sich nun als Gruppenerster für Brasilien und schickte Portugal in die Barrage. Im Heimspiel in Moskau bezwang Russland die Portugiesen 1:0 – dank einem Treffer von Kerschakow. “Die Tatsache, dass wir eine der spielstärksten europäischen Mannschaften hinter uns gelassen haben, spiegelt unsere Fortschritte”, sagt Capello. Ohne Legionäre Die Basis für den russischen Aufschwung l iefert die nationale Meisterschaft – finanziell, logistisch, strukturell. Vor allem wirtschaftlich gehört die russische Premjer-Liga schon jetzt zur Topklasse im internationalen Vergleich. Es Die Basis für den russischen Aufschwung liefert die nationale Meisterschaft. ist kaum ein Zufall, dass der russische Verband an der WM-Endrunde die einzige Mannschaft stellt, in der sämtliche Spieler in der heimischen Meisterschaft beschäftigt sind. Im russischen Fussball rollt der Rubel (beziehungs weise der Petrodollar) mittlerweile so schnell, dass selbst die grössten europäischen Ligen nicht mehr mithalten können. Dabei erinnern die sportlichen Macht verhältnisse an die frühere Sowjetunion: 1. ZSKA Moskau, 2. Zenit St. Petersburg, 3. Lokomotive Moskau, 4. Dynamo Moskau. Von den alten Grössen blickt nur Spartak Moskau auf eine verkorkste Saison zurück und kam nicht über den sechsten Platz hinaus. Die Fäden laufen beim neuen Geldadel zusammen. Im Vordergrund stehen – wie früher auch – staatlich gesteuerte Grosskonzerne: Lokomo t ive wird von der Eisenbahngesellschaft Rossijskie (RZD) alimentiert, Zenit von Gazprom, Dynamo von der Bank VTB, Spartak vom Ölkonzern Lukoil. Nur bei ZSKA, dem ehemaligen Klub der Roten Armee, sind die Besitzverhältnisse diffus. Zunächst engagierte sich Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, dann flossen die Millionen vom baschkirischen Mineralölunternehmen Bashneft. Seit diesem Jahr heisst es, dass sich der Klub selber finanziert. Allerdings lässt diese Aussage I nterpretationsspielraum zu. Der aktuelle Klubbesitzer Jewgeni Giner ist ein enger Vertrauter von Abramowitsch. Aus den Verbandsgeschäften soll sich Multimilliardär Abramowitsch jedoch momentan heraushalten. Zuvor hatte er über seine National Football Academy ungefähr 150 Millionen Euro ins System gepumpt – und damit rund 130 neue Fussballplätze finanziert und die Nachwuchsausbildung optimiert. Ausserdem hatte er sich auch am Gehalt (fünf Millionen Euro netto pro Jahr) des früheren Nationaltrainers Russlands, Guus Hiddink, beteiligt. T H E F I FA W E E K LY 25 “Respekt macht mich glücklich” Im Klubfussball gewann Fabio Capello so ziemlich alles, was es zu gewinnen gibt. Nun will der 68-jährige Italiener mit Russland Triumphe erleben. Name dass einige Spieler Englisch und Spanisch sprechen. Wenn es um vertrauliche Dinge geht, dann ziehe ich auch mal einen Freund heran. Fabio Capello Geburtstag, Geburtsort 18. Juni 1946, San Canzian d’Isonzo (Italien) Klubs als Spieler Ferrara, AS Roma, Juventus, AC Milan Stationen als Trainer AC Milan, Real Madrid, AS Roma, Juventus, England, Russland Grösste Erfolge Viermal italienischer Meister (als Spieler), fünfmal italienischer Meister, zweimal spanischer Meister, Champions-League-Sieger (als Trainer) Wie viel Respekt spüren Sie von Seiten der Bevölkerung? Viel. Das schätze ich sehr und macht mich glücklich. Auch die Vorfreude auf die Heim-WM 2018 ist schon zu spüren. Was haben Sie von Russland gesehen? Russland ist ein vielseitiges Land. Ich habe viele Städte besucht und bin beeindruckt. Die Nation entwickelt sich gerade in vielen Bereichen. Was bedeutet Ihnen die Weltmeisterschaft im Allgemeinen? Jede WM ist einmalig. Es ist ein fantastischer Wettbewerb. Um Erfolg zu haben, muss vieles zusammenstimmen. Die Physis der Spieler. Die taktischen Finessen. Als wichtigsten Faktor aber stufe ich den psychologischen Aspekt ein. Wenn die Spieler nicht zu 100 Prozent bereit sind, Grosses zu leisten, wird es schwierig an einem Turnier. Wie viel kann man mit einer guten Vorbereitung bewirken? Herr Capello, wo steht das russische Nationalteam? Fabio Capello: Mein Team ist eines der älteren an dieser Weltmeisterschaft. Aber technisch befinden wir uns auf einem sehr guten Niveau. Meine Spieler können auch mit Kreativität gewinnen. Sie spielen guten Fussball. Sie arbeiten seit zwei Jahren in Russland. Was war Ihre grösste Herausforderung? Als ich hier mit meiner Arbeit begonnen habe, waren die Fans wütend auf die Spieler. Das schlechte Abschneiden an der EM in Polen und der Ukraine hatte seine Spuren hinterlassen. Ein wichtiger Schritt für mich war, die Leute dazu zu bringen, wieder nach vorne zu blicken. Schliesslich wollten wir etwas aufbauen. Das haben wir gemeinsam geschafft in den letzten zwei Jahren. Wir haben uns in einer schwierigen 26 T H E F I FA W E E K LY Qualifikationsgruppe mit Portugal durchgesetzt und spielen nach 2002 erstmals wieder an einer WM. Sie waren an anderen Orten im Gespräch. Warum haben Sie sich für Russland entschieden? Ich wollte etwas Neues erleben. Die Sprache. Das Land. Der Lifestyle. Das alles ist spannend. Deshalb habe ich Russland gewählt. Wie schwer wiegt es, dass Sie kein Russisch sprechen? Die Sprache ist eine Schwierigkeit. Ich arbeite während der Camps immer mit Dolmetschern. Trotzdem sind gewisse Dinge nicht einfach zu übermitteln. Manchmal braucht es gute Worte. Zum Beispiel um einen frischen Spirit zu schaffen. Es kommt mir entgegen, Eine gute Vorbereitung ist sehr viel Wert. Das fängt bei der Auswahl des WM-Camps an. Es ist mir enorm wichtig, dass ich die Spielfelder, die Trainingsmöglichkeiten, die Städte und sogar die Hotels vorher sehen und prüfen kann. Die Fragen stellte Alan Schweingruber RUSSL AND Kirill Kudryavtsev / Afp Der Krösus Die Verpflichtung des Niederländers bedeutete 2006 eine der wichtigsten Zäsuren in der Geschichte des russischen Fussballs: die Abkehr vom heimischen Trainerschaffen und eine Öffnung hin zu neuen Systemen und Ideen. Dabei werden keine Kosten gescheut: Mit einem Jahressalär von 8,29 Millionen Euro ist Capello der bestverdienende Trainer am WM-Turnier. Der Kapitalismus hat den russischen Fussball längst eingeholt. Und auch im Meisterschaftsbetrieb orientiert sich der Verband gegen Westen. Bis 2010 lief das Championat von März bis November. Dann wurde das System angepasst. In diesem Frühling wurde der Titel zum zweiten Mal im Mai vergeben. Nur so haben die russischen Klubs in den europäischen Wettbewerben die gleiche Ausgangslage wie die Konkurrenz aus den europäischen Top 5. Das Thema, das die Weltpolitik momentan in Atem hält, ist auch im Fussball ein mass gebender Faktor – das Verhältnis zur Ukraine. Zu Sowjetzeiten war Dynamo Kiew der Nabel der nationalen Fussballszene – in der SowjetAuswahl, die an der EM 1988 bis ins Finale vorstiess, kam die Mehrheit der Spieler aus der Ukraine. Dagegen standen nur drei Russen in jener Mannschaft. Seither haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Russland hat dem Nachbarn fuss- ballerisch den Rang abgelaufen. ZSKA Moskau (2005) und Zenit St. Petersburg (2008) sorgten mit dem Gewinn der Europa League für Auf sehen. Die Nationalmannschaft war vor sechs Jahren ebenfalls nahe am grossen Coup. Ausnahmekönner wie Arschawin, Pawljutschenko oder Schirkow verbreiteten an der Euro 2008 schon fast brasilianisches Flair. Torschluss war erst im Halbfinale gegen den späteren Turniersieger Spanien. In Brasilien setzt Capello auf vier Spieler, die schon damals dabei waren: Schirkow, Ignaschewitsch, Beresuzki und Akinfejew. Die ganz grossen Namen aber fehlen – und beim Sieg in der WM-Hauptprobe gegen Marokko (2:0) zog sich Kapitän Roman Schirokow eine K nieverletzung zu und musste für die WM Forfait geben. Gleichwohl bleibt Capello optimistisch: “Als ich meinen Job 2012 antrat, waren die Menschen frustriert über das Ausscheiden an der Euro. Es war sehr wichtig, dass ich zuerst d ieses Kapitel aufarbeitete und dann bedingungslos nach vorn blickte – und etwas Neues begann. Und wir haben es geschafft.” Die Sprachbarriere In der Vergangenheitsbewältigung musste der Italiener auch die sprachliche Barriere überwinden. Weil er kein Russisch spricht, kommuniziert er in der Kabine über Dolmet- scher: “Das ist die grösste Schwierigkeit. G efühle und Emotionen lassen sich nur schwer übersetzen.” Capello, der als Klubtrainer mit Real Madrid und (vor allem) mit der AC Milan die Trophäen serienweise gewonnen hat, scheint den Zugang zu seinen Spielern gefunden zu haben. Und eines weiss er aus eigener Erfahrung ganz genau: Solange er immer den richtigen Spieler einwechselt, werden seine Kommunikationsfähigkeiten nicht hinterfragt werden. Denn Tore bedeuten im Fussball mehr als alle Worte. Å Russlands Gruppenspiele Südkorea (1:1), Belgien (22.6.), Algerien (26.6.) Dehnübungen in São Paulo Capello leitet das Training der Sbornaja. T H E F I FA W E E K LY 27 EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT Feel the Beauty BE MOVED THE NEW 4K LED TV “SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation. WM-SPLIT TER E in Abpfiff ist ein Abpfiff. Jener im Spiel des Titelhalters Spanien gegen die Chilenen (0:2) aber galt vielleicht nicht nur dem Gruppenspiel der WM 2014 in Brasilien, sondern auch der spanischen Auswahl, die mit ihrem Tiki-Taka jahrelang begeisterte und nun an ein Ende gekommen sein mag. Wie weiter mit der Furia Roja, nun, nach dem Aus bereits in der WM-Gruppenphase? Als der amerikanische Schiedsrichter Mark Geiger nach einer Nachspielzeit von sechs Minuten die Partie abpfiff – wie immer mit Verve –, liess sich diese Frage noch nicht beantworten. Was aber feststand, war: Der WM-Pokal wird nun von einem anderen als vom spanischen Team gestemmt werden. Auch die Spielernamen auf den spanischen Trikots werden wohl wechseln müssen. Denn ein A bpfiff ist manchmal ein Anpfiff – für ein neues spanisches Team, eine vielleicht neue Interpretation des Tiki-Taka, sicher aber für einen neuen Weltmeister. Å Perikles Monioudis Andres Kudacki/Keystone D ort rennt “Messi” dem Ball hinterher, versucht ein Dribbling. Hinter ihm kommt “Ronaldo” herangestürmt, knapp auf ihn folgt “Müller”. Ein weiterer “Messi” greift ins Geschehen ein. Er reisst den ersten “Messi” von den Füssen und krallt sich den Ball. “Müller” grätscht dazwischen, “Ronaldo” fängt an zu weinen – auch er hat einen Schlag abbekommen. Ein Chaos droht, und weit und breit kein Schiedsrichter in Sicht. Am Spielfeldrand ertönt Jubel: “Jaaaa!! Müller!” “Müller” dreht sich um, er versteht die Welt nicht mehr. Seit wann jubelt man ihm zu? Dazu noch, wenn er ein Foul begeht? “Ronaldo” weint noch immer. Erst jetzt begreifen die Väter der kleinen Fussballdoppelgänger den Ernst der Lage. Sie stecken die Smartphones mit der Liveüber tragung von Deutschland - Portugal zurück in die Hosentasche. Der fehlbare kleine “Müller” wird zurechtgewiesen, der kleine “Ronaldo” getröstet. Wenn Väter die echten Stars dem eigenen Nachwuchs vorziehen, ist definitiv WM. Å Sarah Steiner W enn die Weltmeisterschaft zum Catwalk wird, muss es sich nicht nur um ein Schaulaufen der Fussballstars handeln. Längst haben auch die Fans einen Weg gefunden, sich wie Supermodels zu präsentieren. Für das eigene Team Farbe zu bekennen und Flagge zu zeigen, ist bei dieser WM zu einem Massensport ohne Höchstleistungsanspruch geworden. Auf der Rua Ronald de Carvalho in Rio de Janeiro etwa, unweit des legendären Copacabana-Sandstrands, sind allabendlich heitere Selbstdarsteller zu bewundern. Dort paradieren kräftige Mannsbilder im XXL-Trikot des schmächtigen argentinischen Superstars Lionel Messi und treffen auf junge Brasilianerinnen im Neymar-Look. Der Spass an der Verkleidung verbindet die modebewusste Fangemeinschaft. Zu Weltmeisterschaften gehört spätestens seit dem Jahr 2006 auch das heitere Spiel mit Symbolen: Jeder darf mal Messi sein. Die Basis hat ihre Stars wieder. In Rio wird auch im Winter Karneval gefeiert. Å Roland Zorn I n Rio de Janeiro steigen die heissesten Fussballpartys in der “kalten” Jahreszeit: die Sonne im Gesicht, Sand unter den Füssen und den Zuckerhut vor Augen. WM-Träume am Traumstrand. Ein fliegender Händler verkauft selbst gemixte Caipirinhas, die holländischen Fussballtouristen setzen auf Robben, Van Persie und viel Bier – das Vuvuzela-Verbot wird aus voller Brust kompensiert. Die Welle der Begeisterung trägt alle mit. Grauzonen gibt es nicht: Gelb ist die Farbe! Brasilien feiert Neymar, die Wiedergeburt des “Joga Bonito” und den sechsten Titel schon auf Vorrat. Auf der Grossleinwand wird der Text der Nationalhymne eingeblendet, das “Girl von Ipanema” ist überall, und der japanische Schiedsrichter pfeift im richtigen Moment. Die Copacabana macht glücklich. Fussball-WM am berühmtesten Sandstrand der Welt ist wie eine Mischung aus Kinder geburtstag, Karaoke-Party und Karneval. Besser wird das Fan-Dasein frühestens im nächsten Leben. Å Thomas Renggli T H E F I FA W E E K LY 29 Name Davor Suker Geburtsdatum, Geburtsort 1. Januar 1968, Osijek, Jugoslawien Spielposition Stürmer Körpergrösse 1,83 m Stationen als Spieler 1984–1989 Osijek 1989–1991 Dinamo Zagreb 1991–1996 FC Sevilla 1996–1999 Real Madrid 1999–2000 Arsenal 2000–2001 West Ham United 2001–2003 1860 München Nationalteam 1990–1991 Jugoslawien 1992–2002 Kroatien Titel, Auszeichnungen (Auswahl) Igor Kralj / Keystone 1996 EM-Team des Turniers 1997 Spanische Meisterschaft (Real Madrid) 1998 Champions League (Real Madrid) 1998 WM: Adidas Golden Boot 1998 2. Platz Ballon d’Or 2004 Eintrag in die FIFA-100-Liste 30 T H E F I FA W E E K LY DAS INTERVIEW “Ich möchte nach wie vor das Spiel entscheiden” Der kroatische Verbandspräsident Davor Suker zählte als Weltklassestürmer zum herausragenden Team, das an der WM 1998 in Frankreich den dritten Platz errang. Wie sieht der 46-Jährige sich und den Fussball heute? Herr Suker, Sie sind der amtierende kroatische Verbandspräsident. Was kann Ihr Team an der WM reissen? Klassespieler im Team zu haben und mit ihnen gemeinsam hier ein Teil der kroatischen Fussballgeschichte zu werden. Davor Suker: Unser Nationalteam besteht aus Fussballern, die das Fussballspielen geniessen. Deswegen wollen wir die WM auskosten – die exzellente Infrastruktur und Organisation. Und wir wollen schön spielen. Da ist die Geschichte, aber es gibt auch einen Alltag. Was vermisst ein Weltklassetorjäger wie Sie nach der aktiven Zeit? Was heisst das? Wir sind stolz, an der WM teilnehmen zu können, und wir sind auch stolz auf alle Fans, die schönen Fussball schätzen. Kroatien ist eine Sportnation. Das ist wichtig für unser Spiel und auch dafür, an der Weltspitze zu verbleiben. Im 1:3 im Eröffnungsspiel gegen Brasilien war Ihr Team in der Tat nicht destruktiv. Was hatten wir schon zu verlieren? Wir konnten nur gewinnen; indem wir uns präsentieren konnten. Eigentliche Finalspiele sind für uns aber die Partien gegen Kamerun (4:0) und Mexiko. Meine Spieler geben 150 Prozent. So waren Sie als Spieler auch. An der WM 1998 erreichten Sie Platz 3 und errangen den Adidas Golden Shoe. Wie begegnen Ihnen die aktuellen Nationalspieler? Nun, meine Generation hat das bisher schönste WM-Ziel erreicht. Ich hoffe allerdings, dass auch das aktuelle Team so weit kommt – wenn nicht noch weiter. Wir haben sehr talentierte Spieler und mit Niko Kovac einen guten Coach, insgesamt ein ausgezeichnetes Potenzial für diese WM. Die Spieler haben uns vielleicht zugeschaut, damals, 1998, im goldenen Jahr des kroatischen Fussballs – sie sind nun selber dabei: Modric, Rakitic, Srna, Mandzukic … es ist so schön, diese Wenn ich ein Spiel sehe, möchte ich am liebsten eingreifen. Ich möchte mich im Spiel ausdrücken. Und ich möchte nach wie vor auf dem Platz das Spiel entscheiden. Ich war immer schon ein grosser Fan des Fussballs. Heute aber sitze ich auf der Tribüne, auf dem Stuhl des Präsidenten, in den Logen der Stadien. Ich helfe dem Fussball auf einer anderen Ebene, ich fördere ihn, ich arbeite hart dafür – für die Auswahlen U-15, U-17, U-19 und so weiter, damit sie Europa- und Weltmeisterschaften erreichen. Übergängen zwischen U-17, U-19, U-21 bis zum Nationalteam Fachpersonen am Werk, so können die Spieler und Teams in ihrer Entwicklung begleitet werden. Gilt das auch für die Frauenteams? Ja. Wir investieren gerade in die U-17, U-19 und in die grosse Frauenauswahl. Ausserdem haben wir ein neues Hauptquartier, und wir planen eine Trainingsstätte für unsere Nationalteams. Die UEFA und die FIFA helfen uns dabei sehr. Als nächstes werden wir vier regionale Camps in Kroatien bauen. Ganz neutral und rein sportlich betrachtet: Gibt es ein Team an der WM, in dem Sie der exzellenten Mitspieler halber gern mitgetan hätten? (Lacht) Ich würde gern für mein Land spielen. Ich würde sogar dafür bezahlen, mit den Jungs hier auf dem Platz stehen zu dürfen! Mit Erfolg. Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere U-17 sich zuletzt für WM und EM, unsere U-18 und U-20 für die WM qualifiziert haben. Wir investieren in die jungen Spieler, veranstalten sehr viele Partien für sie. Wir haben keine grosse Infrastruktur, aber die EU, die UEFA und die FIFA unterstützen uns sehr. Ich danke der FIFA. Infrastrukturmassnahmen sind das nächste grosse Ziel für uns. Mit Davor Suker sprach Perikles Monioudis in São Paulo Und strukturelle Veränderungen. Ja. Die 10er-Liga hat die Zuschauerzahlen im Vergleich zur früheren 16er-Liga verdoppelt. Ich empfehle jedem Land zwischen fünf und zehn Millionen Einwohner, seine Liga auf zehn Teams zu reduzieren. Wo sehen Sie weitere neuralgische Punkte? Teamwork zu lehren, ist sehr wichtig. Und Kontinuität ist wichtig. Bei uns sind an allen Kroatiens Gruppenspiele Brasilien (1:3), Kamerun (4:0), Mexiko (23.6.) T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N Adidas-Fussballschuh mit Wechselstollen WM 1954 Adidas Das Wunder von Bern: Die deutsche Elf siegte im WM-Finale gegen Ungarn überaus überraschend 3:2. Der damals neuartige Fussballschuh – oben der linke Fritz Walters – trug zur Standfestigkeit der deutschen Spieler auf dem schlammigen Untergrund wesentlich bei. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Adidas-Fussballschuh “adizero f50 Messi” WM 2014 Adidas Das federleichte Wunder: Nur gerade 165 Gramm wiegt der in den Farben des argentinischen Kits gehaltene Fussballschuh, der als Bezeichnung den Namen des vierfachen Weltfussballers Lionel Messi trägt. T H E F I FA W E E K LY 33 DAS FIFA-R ANKING Rang Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 52 54 55 56 57 57 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 34 → http://de.fifa.com/worldranking/index.html Rangveränderung Punkte Spanien Deutschland Brasilien Portugal Argentinien Schweiz Uruguay Kolumbien Italien England 0 0 1 -1 2 2 -1 -3 0 1 1485 1300 1242 1189 1175 1149 1147 1137 1104 1090 Belgien Griechenland USA Chile Niederlande Ukraine Frankreich Kroatien Russland Mexiko Bosnien und Herzegowina Algerien Dänemark Elfenbeinküste Slowenien Ecuador Schottland Costa Rica Rumänien Serbien Panama Schweden Honduras Tschechische Republik Türkei Ägypten Ghana Armenien Kap Verde Venezuela Wales Österreich Iran Nigeria Peru Japan Ungarn Tunesien Slowakei Paraguay Montenegro Island Guinea Sierra Leona Norwegen Kamerun Mali Republik Korea Usbekistan Burkina Faso Finnland Australien Jordanien Libyen Südafrika Albanien Bolivien El Salvador Polen Republik Irland Trinidad und Tobago Vereinigte Arabische Emirate Haiti Senegal Israel Sambia Marokko 1 -2 1 -1 0 1 -1 2 -1 -1 4 3 0 -2 4 2 -5 6 3 0 4 -7 -3 2 4 -12 1 -5 3 1 6 -2 -6 0 -3 1 -2 1 -3 5 3 6 -1 17 0 -6 2 -2 -6 1 -9 -3 1 -2 0 4 1 1 3 -4 3 -5 4 -11 3 3 -1 1074 1064 1035 1026 981 915 913 903 893 882 873 858 809 809 800 791 786 762 761 745 743 741 731 724 722 715 704 682 674 672 644 643 641 640 627 626 624 612 591 575 574 566 566 565 562 558 547 547 539 538 532 526 510 498 496 495 483 481 474 473 470 460 452 451 444 441 439 T H E F I FA W E E K LY Rang 01 / 2014 02 / 2014 03 / 2014 04 / 2014 05 / 2014 06 / 2014 1 -41 -83 -125 -167 -209 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 90 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 110 112 113 114 115 116 116 118 119 120 120 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 134 136 137 137 139 140 140 142 143 144 Platz 1 Aufsteiger des Monats Bulgarien Oman EJR Mazedonien Jamaika Belarus Aserbaidschan DR Kongo Kongo Uganda Benin Togo Gabun Nordirland Saudiarabien Botsuana Angola Palästina Kuba Georgien Neuseeland Estland Simbabwe Katar Moldawien Äquatorial-Guinea VR China Irak Zentralafrikanische Republik Litauen Äthiopien Kenia Lettland Bahrain Kanada Niger Tansania Namibia Kuwait Liberia Ruanda Mosambik Luxemburg Sudan Aruba Malawi Vietnam Kasachstan Libanon Tadschikistan Guatemala Burundi Philippinen Afghanistan Dominikanische Republik Malta St. Vincent und die Grenadinen Guinea-Bissau Tschad Suriname Mauretanien St. Lucia Lesotho Neukaledonien Syrien Zypern Turkmenistan Grenada -5 3 0 0 1 2 4 7 0 10 1 -2 -6 -15 -1 1 71 -5 7 14 -5 -1 -5 -2 11 -7 -4 1 -2 -6 -2 0 -5 0 -10 9 6 -7 3 15 -4 -7 -3 35 0 -7 -6 -11 -5 -3 -3 11 -2 -5 -4 -7 50 31 -5 2 -4 2 -2 -6 -12 13 -8 Absteiger des Monats 425 420 419 411 397 396 395 393 390 386 383 382 381 381 375 364 358 354 349 347 343 340 339 334 333 331 329 321 319 317 296 293 289 289 284 283 277 276 271 271 269 267 254 254 247 242 241 233 229 226 221 217 215 212 204 203 201 201 197 196 196 194 190 190 189 183 182 144 146 147 148 149 149 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 164 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 176 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 190 192 192 192 195 196 196 198 198 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207 Madagaskar DVR Korea Malediven Gambia Kirgisistan Thailand Antigua und Barbuda Belize Malaysia Indien Singapur Guyana Indonesien Puerto Rico Myanmar St. Kitts und Nevis Tahiti Liechtenstein Hongkong Pakistan Nepal Montserrat Bangladesch Laos Dominica Barbados Färöer São Tomé und Príncipe Swasiland Komoren Bermudas Nicaragua Chinese Taipei Guam Sri Lanka Salomon-Inseln Seychellen Curaçao Jemen Mauritius Südsudan Bahamas Mongolei Fidschi Samoa Kambodscha Vanuatu Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln 45 -9 6 -14 -3 -6 -9 -8 -8 -7 -8 -5 -5 -9 14 -7 -4 -12 -5 -5 -5 22 -5 5 -6 -9 -7 -5 5 10 -6 -8 -6 -7 -6 -8 -5 -5 -4 -4 16 0 0 -6 -6 0 -10 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 182 175 171 166 163 163 158 152 149 144 141 137 135 134 133 124 122 118 112 102 102 99 98 97 93 92 89 86 85 84 83 78 78 77 73 70 66 65 61 57 47 40 35 34 32 28 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 8 8 6 5 3 0 0 0 Name TURNING POINT David Da Costa “80 Prozent ist Kopfsache, der Rest ist Talent” Geburtsdatum, Geburtsort 19. April 1986, Zürich Position Torhüter Vereine 2005–2008 FC Zürich U-21 2007–2008 Chiasso 2008–2009 Concordia Basel 2009–2010 Chiasso, Wohlen 2010–2012 Thun seit 2012 FC Zürich Vom Fan zum Spieler – vom undisziplinierten Talent zum Spitzentorhüter. Der PortugalSchweizer David da Costa fährt auf der Achterbahn durchs Fussballer-Leben. Maurice Haas / 13 Photo D ie Identifikation mit meinem Arbeitgeber übersteigt bei mir das normale Mass. Als Kind war ich ein glühender Fan des FC Zürich und verpasste praktisch kein Heimspiel. Die Vorstellung, einmal selber für den Klub auf höchstem Niveau s pielen zu können, war ein Traum. Ich habe es geschafft. Darauf bin ich stolz – und meine Kollegen sind stolz auf mich. Diese Konstellation bringt aber auch zusätzlichen Druck. Denn ich will die Zuschauer auf keinen Fall enttäuschen. Ich weiss genau, wie sich die Fans fühlen. D eshalb nehme ich mir immer Zeit für sie, versuche, jeden Autogramm- und Foto-Wunsch zu erfüllen. Schliesslich war ich auch selbst einmal in der Lage des Fans. Noch heute habe ich Autogramme von späteren M itspielern und Trainern zu Hause. Trotz meiner grossen Verbundenheit zum Publikum musste ich lernen, mich abzugrenzen. Schliesslich bin ich Profi – und damit ein Vorbild. Aber ich bin ein gradliniger Mensch und sage meine Meinung. Gelegentlich brachte mich das schon in Bedrängnis. Wendepunkte in meiner Laufbahn gibt es einige. Ein Schlüssel war der erste Transfer – vom FC Zürich nach Chiasso in die Challenge League. Eigentlich wollte ich ja nicht weg. Aber mein Agent gab mir quasi einen Tritt in den H intern. Und auch meine Familie motivierte mich zu diesem Schritt. Dafür bin ich ihnen noch heute dankbar. Man merkt erst an einem anderen Ort, wie schön es zu Hause ist. Das b eginnt beim Kochen, Waschen und Staubsaugen in der eigenen Wohnung – und reicht bis zum Sport. Ich realisierte, dass es mit Talent allein nicht zu einer schönen Karriere reicht. Mein früherer Torhütertrainer, Stefan Knutti, sagte immer: “80 Prozent ist Kopfsache, 20 Prozent ist Talent.” Ich lernte, auf vieles zu verzichten: Partys, Ausgang, ungesunde Ernährung. Nachträglich realisierte ich, dass ich allerhand Mist gebaut und nicht mit der Seriosität und Konsequenz eines Profis gelebt hatte. Heute ist mir bewusst, wie wenig es braucht, damit eine Karriere zu Ende gehen kann. Auf Juniorenstufe spielte ich in den Schweizer Auswahlen. Die Trainer sahen damals aber nicht unbedingt den Profi in mir – sondern einen Spieler, der vor allem Flausen im Kopf hatte. Mein Traum ist es, einmal für eine Nationalmannschaft aufzulaufen – egal, ob für die Schweiz oder für Portugal. Und seit dem Cup-Sieg weiss ich, dass Träume in Erfüllung gehen können. Ich werde weiterhin angreifen. Das kann man auch als Torhüter. Eine weitere Wende erlebte ich bei meinem Gastspiel beim FC Wohlen im Frühling 2010. Wir standen vor einem Spiel gegen Thun – und hatten kaum mehr elf gesunde Spieler. Deshalb wollte mich der Trainer als Stürmer nominieren. Dann verletzte sich auch der erste Goalie – und ich musste ins Tor. Ich spielte einen Supermatch, sicherte mir einen Vertrag beim FC Thun – und damit mein erstes E ngagement in der Super L eague. Der dritte Wendepunkt ist sicher die Beziehung zu meiner Frau Daniela. 2006 lernten wir uns kennen – vor einem Jahr wurden wir Eltern eines Sohnes. Nelio hat nochmals alles verändert. Ich gehe jetzt eher schon um 23 Uhr als erst um 1 Uhr ins Bett. Nach den Spielen spaziere ich zur aktiven Regeneration mit dem Kinderwagen. Auch mein Partyverhalten hat sich verändert. Nach dem Meistertitel 2007 haben wir bis zum Morgengrauen gefeiert. Nach dem Cup-Sieg ging ich schon am frühen Abend nach Hause … Å Aufgezeichnet von Thomas Renggli Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 35 © 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. get ready for the battle #allin or nothing Make a choice at adidas.com/allin THE SOUND OF FOOTBALL DAS OBJEK T Perikles Monioudis F Eine federleichte Seleção Hanspeter Kuenzler Einsam daheim, der Kühlschrank leer und am TV nicht der geringste Hauch von Samba-Fussball? Da gibt’s nur ein Heilmittel: brasilia nische Musik! Sion Ap Tomos E s scheint logisch, dass es in einem grossen Land, in dem die Fussballverrücktheit zum guten Ton gehört, auch massenhaft euphorische Musikanten gibt, die ihrer ersten grossen Liebe (Fussball) das eine oder andere Lied gewidmet haben. Die brasilianische Musik-Website Vagalume hat deshalb eine überaus feine, musikalische Seleção zusam mengestellt. Dabei ist es nicht notwendig, der portugiesischen Sprache Herr zu sein, um sich auf der Website zurechtzufinden. Und schon beim allerersten Schnuppern wird klar, wie facettenreich, breit und dynamisch das Panorama der klangvollen Darbietungen ist. Am einen Ende des Spektrums steht das Duo Caju & Castanha aus Recife. Seit vierzig Jahren hat es sich einem Stil namens Embolada verschrieben. Zur Begleitung nur von Tambourinen deklamieren sie oft improvisierte, manchmal satirische, manchmal sozialkritische, immer aber witzige Texte in einer Art Sprechgesang, die an die Reggae-MCs aus Jamaika oder auch an die westafrikanischen Griots erinnern. Ihr Beitrag zum Thema Fussball heisst “Futebol No Inferno” und handelt unter anderem auch von Himmel und Hölle. Ganz anders die Band Skank. Das Quartett aus Belo Horizonte kam einst zusammen, um den damals modischen Dancehall-Reggae mit brasilianischer Melodik zu kombinieren, mutierte dann aber zur gehobenen IndieRock-Band britischen Stils und war auch schon an europäischen und amerikanischen Rock-Festivals zu erleben. Mit “É Uma Partida de Futebol” kredenzen sie eine beschwingte, elektrische Melange aus Calypso, Ska und Rock. Die feinen Mischungen und Anlehnungen sind beachtlich. Chico Buarque, der Meister des subtilen Chansons, verbindet heiteren Bossa Nova mit federleichtem Jazz-Piano zur Hymne “O Futebol”. Er vergleicht die Arbeit des Fuss ballers mit der des Kunst malers oder des Komponisten. Und die spleenige Brasil-Britpop-Band Pullovers zieht im beschwingten “Futebol de óculos” Parallelen zwischen Fussball und Flirten. Wer Lust zum Mitsingen hat: Links mit der Beschriftung “Hinos de Futebol” führen zu den offiziellen Hymnen der grossen brasilianischen Vereine. Æ ussball war nicht immer der gesellschaftlich akzeptierte, ja breit geförderte Sport, der er heute ist. Tatsächlich gab es einst zum Beispiel in Deutschland nicht wenige Bedenkenträger, die im Fussball eine blosse “Fusslümmelei” sahen und die “Englische Krankheit” am liebsten gesetzlich verboten hätten – die Jugend sollte sich besser in Gruppen synchroner Turnübungen befleissigen. Der individuelle Spieler war bei den Verächtern des Fussballs also nicht sehr gefragt. Sport treiben hiess damals noch, einem Vorturner alles nachzumachen – und ihm letztlich zu gehorchen. Aber selbst in England war der Fussball nicht unumstritten: Die oben abgebildete Karikatur (Coverillustration des französischen Magazins “L’Assiette au Beurre”, 1902; FIFASammlung) zeigt zwei wiewohl französische Spieler. Der eine sagt: “Blöder Narr, schmutziger Lümmel – so bezeichnet der Dichter Kipling all jene, die das rohe Fussballspiel betreiben. Nun, der wird niemals Präsident von Racing werden.” Der Engländer Rudyard Kipling wurde 1865 in Indien geboren und kam mit fünf Jahren nach England. 37 Jahre später wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen; sein bekanntestes Werk ist “Das Dschungelbuch”, das noch immer jedes Kind kennt. Standesdünkel war Kipling soweit fremd, er hatte den Adelstitel abgelehnt. Fussball aber, das Spiel mit dem Ball am Fuss, ging ihm zu weit. Nein, Racing Club de France, wie der 1882 gegründete Pariser Klub damals noch hiess, hätte er niemals vorstehen mögen. Fein war zu jener Zeit nur, den Ball mit der Hand zu spielen. So mag es wie eine Ironie der Sportgeschichte erscheinen, dass der heute polysportive Racing Club seit einiger Zeit im Rugby erfolgreicher ist als im Fussball. Å http://tinyurl.com/pf6ohrx T H E F I FA W E E K LY 37 © 2014 Visa. All rights reserved. Shrek © 2014 DreamWorks Animation L.L.C. All rights reserved. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist, wo jeder von uns sein will. The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 FIFA - R ÄT SEL - CUP 14 Gegentore in zwei WM-Einsätzen und ein Team ohne Gegentor – raten Sie mit! 1 Präsident: Joseph S. Blatter Der Torhüter brachte es nur auf zwei WM-Einsätze und kassierte dabei 14 Tore – und er wurde Weltmeister. Wer war der Trainer dieser Mannschaft? S K W B Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Art Direction: Catharina Clajus 2 Was zeigt dieses Bild? Bildredaktion: Peggy Knotz, Andreas Wilhelm A I O E Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach 3 Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Den Grundstein des Home of FIFA in Zürich Den WM-Pokal Die Mauer der Ehrentribüne im Maracanã Den Fair-Play-Pokal Welches Land liess bei einer WM kein einziges Gegentor zu (ausser beim Elfmeterschiessen)? E G L N Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lucia Clemens (Bild), Alissa Rosskopf Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh 4 Welches Land wurde schon Weltmeister? Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: [email protected] Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. D G N O Ein Königreich nördlich von … Eine Republik östlich des … Eine Insel südlich von … Eine Union westlich des … Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: PASS Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 25. Juni 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected] Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY 39 F R A G E N S I E T H E W E E K LY UMFR AGE DER WOCHE Welche zwei Teams aus der Gruppe H qualifizieren sich für die Achtelfinals? Die 1:5-Niederlage Spaniens gegen die Niederlande und das Aus des Titelverteidigers waren die ersten grossen Überraschungen des Turniers. Hat ein amtierender Weltmeister an einer WM je so hoch verloren? Stefan Lehmann, Küsnacht (Schweiz) 13 Belgien, Algerien, Russland und Republik Korea: Wohl keine andere Gruppe ist so offen. Haben Sie einen Favoriten? Welche beiden Teams setzen sich durch? Ihre Antwort bitte an: [email protected] ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welche zwei Teams aus der Gruppe D qualifizieren sich für die Achtelfinals? 55 % 26 % Costa Rica und ein anderes Team Italien, England Italien, Uruguay 19 % Z AHLEN DER WOCHE 140 Einsätze hat Gianluigi Buffon für die Squadra Azzurra absol- 68 ist die Lieblingszahl von Mexikos viert. Wegen einer Knöchel Torhüter Guillermo Ochoa. Sie ziert verletzung konnte er an der nicht nur sein Trikot, sondern steht WM bis jetzt nicht mittun. auch für den Tag im Datum seines Nun ist er zurück im Training ersten WM-Auftritts (13. Juni 2014). und hofft auf einen baldigen Im Gruppenspiel gegen Brasilien Einsatz. Sein Ersatzmann Sein Team schenkte ihm keinen Sieg, zeigte er eine fast schon unglaubli- Salvatore Sirigu weiss: “Wir dennoch war der Italiener mit der che Leistung und brachte die Brasili- müssen realistisch bleiben, Leistung zufrieden und sagte: “Vor aner zur Verzweiflung. Am es gibt keinen Konkurrenz- allem die Reaktion meiner Mannschaft 13. Juli, dem Tag des Finals, feiert er kampf zwischen Gigi und nach dem Rückstand war wirklich gut, Geburtstag. Was er sich wünscht, mir. Er ist mehr als nur das war das beste Geburtstagsgeschenk, weiss er schon . ein Spieler.” das sie mir machen konnte.” Jahre alt ist der russische Coach Fabio Capello am Tag des Gruppenspiels gegen Korea (1:1) geworden. Getty Images Nein – noch nie. Und erst zum fünften Mal startete ein Weltmeister mit einer Niederlage ins Turnier: nach Italien 1950 (2:3 gegen Schweden), Argentinien 1982 (0:1 gegen Belgien) und 1990 (0:1 gegen Kamerun) sowie Frankreich 2002 (0:1 gegen Senegal). Das letzte Mal, als Spanien mindestens fünf Tore kassierte, war genau 51 Jahre zuvor – am 13. Juni 1963 beim 2:6 in einem Freundschaftsspiel gegen Schottland in Madrid. An einer WM-Endrunde verlor Spanien nur ein Mal höher – ebenfalls in Brasilien (1950). Damals unterlagen die Iberer dem Gastgeber 1:6. (thr)