Erziehungsfragen sind ganz natürlich. Eine Elterninformation der

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Erziehungsfragen sind ganz natürlich. Eine Elterninformation der
Erziehungsfragen sind ganz natürlich
Eine Elterninformation der MAG ELF – Amt für Jugend und Familie der Stadt Wien
Drei häufig gestellte Fragen
zum Thema Sexualität
Dr. Matthias Herzog
Klinischer- und Gesundheitspsychologe
Öffnet man ein Lexikon und blättert bis zum Begriff „Sexualität“, findet man: Geschlechtlichkeit,
Geschlechtstrieb, Geschlechtsverkehr, Erotik, Anziehungskraft und Reiz. Eine Fülle von Begriffen,
denen eines gemeinsam ist, nämlich dass wir alle mit diesen Wörtern ganz unterschiedliche
Vorstellungen verbinden.
Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine persönliche Sexualitätsgeschichte. Oder finden
Sie, dass Ihre besten Freunde mit Sexualität genauso umgehen wie Sie? Was erzählen Sie Ihnen, was
behalten Sie lieber für sich? Kontrast: Kaum ein Thema wird mehr öffentlich gemacht als Sexualität.
Ob für Tierfutter, Versicherung oder Freizeitevents, Sexualität dient heute auch dazu um Menschen
für sich zu gewinnen bzw. um für Produkte zu werben. Sexualität ist kontrastreich, hat einen
persönlichen und öffentlichen Charakter. Persönliche Öffentlichkeit? Das ist ein Widerspruch, an dem
sich vor allem Jugendliche erst gewöhnen müssen, gar keine leichte Aufgabe.
Nun zu den drei Fragen
1. Wie sollen Eltern mit dem Thema Sexualität in der Familie umgehen?
Psychologen empfehlen mit diesem Thema in der Familie besonders sensibel, aber auch
offen umzugehen und ihre Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu unterstützen. Für
Jugendliche ist Sexualität meist ein zentrales Thema. Es braucht eine Vertrauensbasis zu den
Eltern um sich mitteilen zu können, wenn es einmal mit der Liebe nicht so gut läuft!
Aber wie entwickelt man Vertrauen? Familien, in welche über körperliche Empfindungen
gesprochen wird, sind meistens auch durch einen Bogen des Vertrauens miteinander
verbunden. Schon früh wird in diesen Familien humorvoll über die Befindlichkeit des Bauchs
oder der großen Zehe gesprochen. Kinder lernen so noch vor der eigentlichen
Geschlechtsreife auf ihren Körper zu hören und darüber zu sprechen. Kinder, die in ihrem
Sosein anerkannt werden, sehen sich nicht nur selbst als wertvoll an, sondern entwickeln
auch Vertrauen zu ihren Eltern.
Die Themen Sexualität und Beziehung sind wie zwei Wollknäuel miteinander verwoben! Je
breiter die familiäre Gesprächspalette, desto normaler ist es für Jugendliche über ihre
eigenen Erfahrungen zu sprechen und sich Tipps zu holen. Noch etwas, achten Sie beim
Thematisieren von Sexualität auf die Atmosphäre. Diese ist bei Jugendlichen genauso wichtig
wie das Gespräch selbst. Abgeraten wird von einer elterlichen Haltung, die drängend wirkt,
abwertet oder voll von Neugier ist. Jedes Familienmitglied hat das Recht auf seine ganz
persönliche Intimsphäre.
Servicetelefon der MAG ELF: 4000 – 8011
Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien – MAG ELF – Amt für Jugend und Familie
1030 Wien, Rüdengasse 11
Erziehungsfragen sind ganz natürlich
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2. Wie schaffe ich es mein Kind vor dem falschen Partner zu schützen?
Wie schon erwähnt entwickeln wir im Laufe unseres Lebens eine persönliche
Sexualitätsgeschichte. Sexualitätsgeschichten brauchen Platz für eigene Erfahrungen.
Zahlreiche Familienkonflikte mit Jugendlichen lassen sich darauf zurückführen, dass Eltern
wegen einer überbesorgten Haltung ihre Sprösslinge in die Enge treiben und bei der
Partnerwahl mitentscheiden wollen. Jugendliche reagieren in solchen Situationen häufig mit
Rückzug. Nehmen Sie eine begleitende Haltung ein. Auch wenn Sie glauben es besser zu
wissen, rücken Sie Ihre eigenen Erfahrungen in den Hintergrund. Meist genügt es seine Sorge
anzusprechen, bohrende Fragen sollten Sie eher vermeiden. Um die passende Haltung zu
finden, kann Ihnen ein Blick zurück in Ihre Jugend helfen: Was hätten Sie sich von Ihren
Eltern sagen lassen? Was hätten Sie sich mit 14 Jahren von Ihren Eltern gewünscht?
Erste Sexualitätserfahrungen gehen manchmal mit Enttäuschungen einher und trotzdem sind
sie nicht zu verhindern. Die Partnerwahl hat viel mit dem Thema Selbstwert zu tun. Je früher
Sie beginnen Ihrem Kind zu vermitteln, dass es liebenswert ist, desto weniger
komplexbehaftet wird es in eine Partnerschaft gehen.
3. Wie verhindere ich, dass mein Kind schwanger wird oder sich ansteckt!
Zum Thema Sexualität gehören nicht nur schöne Erfahrungen oder Enttäuschungen, es geht
auch um Schwangerschaftsverhütung und Geschlechtskrankheiten, wie z.B. Herpes Genitalis.
Aids und Hepatitis C können ebenfalls durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Fragen
über den Gebrauch von Kondomen, Arztbesuche und Möglichkeiten der Verhütung werden
aktuell. Viele Eltern finden solche Gespräche peinlich und vermeiden sie deshalb. Erinnert Sie
Ihr Sprössling nicht gelegentlich an Ihre eigene Jugend, insbesondere wenn es um
„Erwachsenenthemen“ geht? In solchen Augenblicken ist ein Perspektivenwechsel ratsam:
Was muss meine Tochter unbedingt wissen? Was braucht mein Sohn? Was muss er jetzt von
seinem Vater, was von der Mutter wissen, um seine Sexualität gesund und seinem Alter
entsprechend weiterzuentwickeln. Selbstverständlich sollten beide Eltern mit ihren Kindern
offen sprechen.
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