DENKMALPFLEGE IN ÖSTERREICH

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DENKMALPFLEGE IN ÖSTERREICH
Wirtschaft
DENKMALPFLEGE IN ÖSTERREICH
Inhalt
1
Einführung: Denkmalschutz in Österreich ................................................4
2
Zielmarkt ...................................................................................................4
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
3
Marktchancen für das Handwerk ............................................................11
3.1
3.2
3.2.1
3.2.2
3.3
3.4
3.5
4
Denkmale in Österreich............................................................................................. 4
Eigentumsverhältnisse und potenzielle Auftraggeber ............................................. 6
Der organisierte Denkmalschutz .............................................................................. 8
Gesetzliche Grundlagen ............................................................................................ 9
Die Restauratoren und Ausbildungsstätten ............................................................ 10
Der Markt für Denkmalpflege ................................................................................ 11
Marktzugangsvoraussetzungen ............................................................................. 13
Vorübergehende Tätigkeit ...................................................................................... 13
Mehrjährige Tätigkeit ............................................................................................. 16
Auftragsvergabe: Ausschreibung oder nach eigener Vorliebe .............................. 17
Ein Beispiel: Palais Liechtenstein in Wien und ein bayerischer Schreiner........... 18
Tipps für den erfolgreichen Markteinstieg ............................................................ 20
Profile der Marktakteure.........................................................................21
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
Dach, Fachwerk ...................................................................................................... 22
Wand ....................................................................................................................... 22
Ausbau, Dekoration ................................................................................................ 22
Installation .............................................................................................................. 23
Bewegliche Denkmäler .......................................................................................... 24
Sonstige Gewerke ................................................................................................... 25
5
Messen und Veranstaltungen ..................................................................25
6
Bestehende Projekte ...............................................................................26
6.1
6.2
7
Jüngst abgeschlossene Projekte ............................................................................ 26
Laufende und geplante Projekte ............................................................................. 28
Adressen..................................................................................................30
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
Österreichische Architekten, die auf Restaurierungen denkmalgeschützter
Gebäude spezialisiert sind ...................................................................................... 30
Bundesdenkmalamt und die Landeskonservatoren .............................................. 32
Relevante kirchliche Einrichtungen ....................................................................... 34
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Handwerker ...................................... 35
Informationsstellen ................................................................................................ 36
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Denkmalpflege in Österreich
Denkmalpflege in Österreich
Ein Markt für deutsche Handwerker und Restauratoren
Von Axel Simer
1 Einführung: Denkmalschutz in Österreich
Denkmalschutz hat eine lange Tradition in Österreich. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts existierte
im damaligen Kaiserreich eine offizielle Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale.
Im Jahr 1959 trat das erste Denkmalschutzgesetz in Kraft, die letzte umfassende Novellierung des
Rechtsrahmens erfolgte im Jahr 2000. Seither dürfen auch schützenswerte Gartenanlagen und
Parks unter Denkmalschutz gestellt werden. Noch immer können allerdings ministerielle Entscheidungen den Denkmalschutz aufheben und nach wie vor besteht für die Eigentümer von
Denkmalen keine Pflicht zur Pflege und Erhaltung beziehungsweise Sanierung/Restaurierung.
Denkmalschutz in Österreich gilt nicht nur kulturhistorisch als erforderlich, sondern ist aus volkswirtschaftlicher Sicht auch eine Basis für den Tourismus. Denn gerade in den Städten zählen denkmalgeschützte Objekte zu den meistbesuchten und meistbestaunten Attraktionen, beispielsweise
Schloss Schönbrunn mit jährlich fast 3 Mio. Besuchern. Denkmale sind nicht nur Statuen oder einzelne Schlösser und Burgen, sondern mitunter ganze Innenstädte (wie Wien, Salzburg oder Graz),
die unter der Bezeichnung Ensemble aufgelistet sind.
2 Zielmarkt
2.1 Denkmale in Österreich
Die offizielle Denkmalliste des Bundesdenkmalamtes (BDA) fasst alle unbeweglichen, denkmalgeschützten Objekte in Österreich zusammen, geordnet ist sie nach Gemeinden. Sie gibt Auskunft,
welche unbeweglichen Objekte in Österreich unter Denkmalschutz stehen und damit den Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes unterliegen. Die jährliche Aktualisierung erfolgt jeweils zur
Jahresmitte eines Kalenderjahres. Im Juli 2014 waren 37.208 Objekte verzeichnet, wobei ca. 250 Objekte im Vergleich zum Vorjahr neu hinzugekommen sind. Die Liste enthält sämtliche Denkmalkategorien vom Bildstock über Kapellen, Bürgerhäuser, technische und archäologische Denkmale
bis hin zu kompletten Stadtensembles.
Die letzte systematisch gegliederte Liste stammt vom Oktober 2013 und verzeichnet im Wesentlichen Gebäude, genauer gesagt rund 22.000 Profanbauten (Schlösser und Burgen, Wohngebäude,
Büro- und Verwaltungsgebäude, Theater, Universitäten, Museen und Ähnliches) und fast 12.000
Sakralbauten (Klöster, Kirchen, Kapellen, Friedhofsanlagen).
Im Jahr 2010 wurde die Denkmalliste erstmals veröffentlicht. Mittlerweile ist es zu einer intensiven
Zusammenarbeit zwischen dem BDA und der Österreichischen Wikipedia-Community gekommen. So können auf einem eigenen „Wikipedia-Denkmal-Portal“ weitere Informationen über die
Monumente abgerufen werden. Alle geschützten Objekte sind hier mit Fotos und Angaben zur Ver-
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Denkmalpflege in Österreich
ortung versehen, sodass deren Lage auf digitalen Karten angezeigt werden kann. Die wachsende
Popularität der Online-Enzyklopädie bringt es mit sich, dass die Gesamtzahl der Seitenaufrufe von
Wikipedia-Artikelseiten, welche im Zusammenhang mit Bildern zu österreichischen Denkmalen
stehen, mittlerweile bei monatlich über 35 Mio. liegt. Eine offizielle Liste der beweglichen Denkmale existiert nicht, ist aber ein Anliegen des BDA und - zumindest nach offiziellen Aussagen - in Arbeit.
Das Verzeichnis des Bundesdenkmalamts ist unter www.bda.at/downloads/1928/Denkmalliste
(service/downloads) zu finden, die Übersicht der von Wikipedia-Mitarbeitern erstellten Denkmallisten findet sich in Wikipedia im Portal: Österreichische Denkmallisten: http://de.wikipedia.org/
wiki/Portal:Österreichische_Denkmallisten
Österreichisches Denkmalverzeichnis
Art des
Österreich, Burgenland
Objektes 1)
insgesamt
Alle Objekte
37.034
2.027
Archäologie
828
54
Baufeste
105
2
Ausstattung
Garten28
1
und Parkanlagen 2)
Gartenbau264
12
denkmale
Profan22.148
1.284
bauten 3)
Sakral11.779
648
bauten 4)
Technische
1.882
26
Denkmale 5)
Art des
Objektes 1)
Alle Objekte
Archäologie
Baufeste
Ausstattung
Garten- und
Parkanlagen 2)
Gartenbaudenkmale
Salzburg Steiermark
Kärnten Niederösterreich Oberösterreich
2.758
75
3
10.240
270
11
5.651
127
8
2
5
2
5
73
27
1.267
6.098
3.796
1.277
3.201
1.459
129
582
232
Tirol
Vorarlberg
Wien
2.141
27
3
4.817
230
10
4.697
31
22
1.519
8
2
3.184
6
44
2
2
3
2
9
10
69
19
1
48
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Denkmalpflege in Österreich
Österreichisches Denkmalverzeichnis (Forts.)
Art des
Salzburg Steiermark
Objektes 1)
Profan1.455
2.527
bauten 3)
Sakral564
1.681
bauten 4)
Technische
80
298
Denkmale 5)
Tirol
Vorarlberg
Wien
2.321
936
2.464
2053
505
391
248
65
222
Quelle: Bundesdenkmalamt (Denkmaldatenbank), Stand: 24.10.2013. 1) Ohne bewegliche Denkmale und Sammlungen sowie Klangdenkmale;
2) Entsprechend Anhang zum Denkmalschutzgesetz; 3) Inklusive Kleindenkmale; 4) Inklusive Friedhöfe und Kapellen; 5) Ausschließlich unbewegliche Denkmale; weitere sind der Kategorie bewegliche Denkmale zugeordnet. Verkehrsbauwerke (Brücken, Eisenbahnstrecken und Ähnliches) und
Aquädukte sind zum Teil in Streckenabschnitte aufgegliedert.
Einige Denkmale sind offiziell in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Die
UNESCO verleiht den Titel Welterbe (Weltkulturerbe und Weltnaturerbe) an Stätten, die aufgrund
ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind. Der Titel beruht auf der
Welterbe-Konvention von 1972, die Österreich 1992 ratifiziert hat. Der UNESCO-Titel hebt ein Denkmal noch einmal besonders hervor und gibt ihm ein internationales Prestige. Kontrollmechanismen und Sanktionen wie eine nationale Regierung oder eine nationale Denkmalbehörde hat die
UNESCO indes nicht. Ihre Sanktion besteht lediglich in der Aberkennung des Titels oder in der Aufnahme der bedrohten Welterbestätten, wenn aus Sicht der UNESCO zu wenig für den Erhalt des
Objektes getan wird oder andere unangemessene Maßnahmen das Objekt „bedrohen“ (dies könnte auch eine unpassende Bebauung der näheren Umgebung sein).
Auf Initiativen von Österreich wurden bisher neun Stätten in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen: das historische Zentrum der Stadt Salzburg (1996), Schloss und Park von Schönbrunn (1996),
die Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein / Salzkammergut (1997), die Semmeringeisenbahn (1998,
technisches Denkmal), die Stadt Graz - historisches Zentrum und Schloss Eggenberg (1999 und
2010), die Kulturlandschaft Wachau einschließlich des imposanten Benediktinerstifts Melk und
der Altstadt von Krems (2000), das historische Zentrum von Wien (2001), die Kulturlandschaft
Fertö-Neusiedler See und die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen.
2.2 Eigentumsverhältnisse und potenzielle Auftraggeber
Bei der Struktur der Eigentumsverhältnisse sind drei Gruppen aus quantitativer Sicht von besonderem Interesse: Privatpersonen, Gemeinden und Religionsgemeinschaften. Der Staat ist von der Anzahl der ihm gehörenden Objekte von sehr geringer Bedeutung, besitzt aber teilweise sehr prestigebeladene Immobilien mit hohen Erhaltungsanforderungen. Als Beispiel seien die Wiener Hofburg mit dem Sitz des Bundespräsidenten und anderer Bundesbehörden, dem Sitz der OSZE-Konferenzen sowie mehreren Museen genannt, sowie Schloss Schönbrunn, das größte Schloss des Landes
und bis zum Ende des 1. Weltkriegs die Sommerresidenz des österreichischen Kaisers.
Bei Privatpersonen betrifft das Eigentum in erster Linie normale Wohnhäuser, darüber hinaus eine
Vielzahl von Schlössern und Burgen des Landes. Bei den über 2.300 Gemeinden sind es vorwiegend
Verwaltungsgebäude (beispielsweise Rathäuser), Museen, Theater und andere öffentliche Einrichtungen (örtliche Polizei, Feuerwehr) sowie ein Teil der Schulen.
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Denkmalpflege in Österreich
Die Eigentümerbezeichnung „Religionsgemeinschaften“ meint im Wesentlichen die katholische
Kirche, die in Österreich traditionell einen großen Einfluss hat. Sie betreibt neben den fast 12.000
Sakralbauten Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und zahlreiche andere Einrichtungen. Mit
über 60.000 hauptamtlichen Mitarbeitern ist sie einer der größten Arbeitgeber des Landes. Der
Stephansdom ist das bedeutendste christliche Kirchengebäude des Landes, die Basilika von Mariazell
gilt als wichtigster Pilgerort. Von den 8,5 Mio. Einwohnern des Landes gelten 63% als Katholiken, 4%
als evangelische Christen, schätzungsweise 15 bis 20% gehören keiner Religionsgemeinschaft an.
Heute ist die katholische Kirche - abgesehen von der religiösen Bedeutung für die Bevölkerungsmehrheit - einer der wichtigsten Kulturträger das Landes und damit im Tourismusland Österreich
auch bedeutender Wirtschaftsfaktor - alleine durch das umfangreiche Kulturerbe.
Von den Denkmalschutzobjekten befinden sich geschätzt etwa 15.000 im Besitz der Diözesen, Klöster und anderer Körperschaften. In nahezu jedem Ort Österreichs zählen die Kirchen und gegebenenfalls die Klöster zu den Hauptattraktionen und sind oft ihr Wahrzeichen. In den beiden
UNESCO-Welterbestätten der Innenstädte von Wien und Salzburg gehört der Gesamtbestand
ebenfalls zu einem beträchtlichen Teil kirchlichen Organisationen, in Wien wird angenommen
10% aller Gebäude, in Salzburg die Hälfte.
Dabei herrscht eine enge Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden zum Erhalt dieser Kulturgüter (so teilen sich bei Restaurierungen von Kirchen meist das Bundesdenkmalamt, die Diözese
als Eigentümer und die Pfarrgemeinde als Benutzer - über Spenden - die Kosten). Hinzu kommt ein
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Denkmalpflege in Österreich
umfangreicher musealer Fundus (insbesondere in den Diözesanmuseen und Stiften) und wertvolles Gut, das in regulärer Verwendung bei Gottesdiensten steht.
Von hohem historischen wie wissenschaftlichen Wert sind darüber hinaus - neben weltweit bedeutenden Bibliotheken (so die der Stifte Admont, Melk und Kremsmünster) - die umfangreichen
kirchlichen Schriften von den frühesten Urbaren (Vorgänger der Grundbücher) bis hin zu den
Pfarrmatriken (Geburten- und Sterbebücher bis in das 19. Jahrhundert, Tauf- und Ehebücher bis
heute). Sie befinden sich meist in den Diözesanarchiven und zählen zu den wichtigsten Primärquellen der österreichischen Geschichte, sind aber auch für andere Fachgebiete relevant.
Die rund 15.000 Juden wohnen überwiegen im Raum Wien. Der Wiener Stadttempel, die einzige
erhaltene historische Synagoge Wiens, ist Zentrum der israelischen Kulturgemeinde.
Die Immobilien des Bundes umfassen viele historische Gebäude, in denen heute Regierungseinrichtungen residieren, aber auch Universitäten und Schulen. Für den Betrieb und die Renovierung
der meisten Bundesgebäude (nicht nur der historischen) ist die Bundesimmobiliengesellschaft
(BIG) zuständig. Sie betreut rund 2.800 Objekte mit insgesamt mehr als 7 Mio. qm Wohn-, Büro- und
Gewerbeflächen. Mehr als ein Drittel dieser Fläche befindet sich in Wien, und rund 40% der Gesamtfläche entfällt auf Schulen. Anders als in Deutschland fällt die Bildung in die Kompetenz des Bundes.
Nicht übertragen an die BIG wurden rund 65 bedeutende und als „einzigartig“ eingestufte historische Bauwerke, die zum kulturellen Erbe Österreichs zählen beziehungsweise bei denen eine besondere Verbundenheit zu der Republik Österreich gegeben ist. Dazu zählen beispielsweise die
Hofburg in Wien, die Hofburg zu Innsbruck, die Festung Hohensalzburg, das Kunsthistorische
Museum, die Staatsoper und der Schönbrunner Tiergarten. Für diese Objekte zeichnet die Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ) verantwortlich, eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Dieser obliegt, sehr vereinfacht ausgedrückt, die Immobilienverwaltung und Baubetreuung aller in den Ressortbereich des Ministeriums gehörigen bundeseigenen Liegenschaften und Gebäude in ganz Österreich. Insgesamt betreut die BHÖ knapp 100 Bundesimmobilien unter Denkmalschutz. Der etwas eigenwillige Name
der Behörde leitet sich von ihrer ursprünglichen Aufgabe ab, nämlich der Pflege und Verwaltung
der Wiener Hofburg. Der Verwalter der Burg trug den Titel des Burghauptmanns. Auch heute noch
hat die BHÖ ihren Sitz in der Hofburg.
2.3 Der organisierte Denkmalschutz
Der organsierte Denkmalschutz blickt auf eine sehr lange Tradition zurück. Die erste „K.K. CentralCommission für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ wurde 1850 durch Kaiser FranzJoseph eingesetzt. Heute steht an der Spitze der staatlichen Denkmalpflege das Bundesdenkmalamt (BDA) mit Sitz in Wien, das seit Anfang 2014 direkt dem Bundeskanzleramt unterstellt ist. Anders als in Deutschland fällt somit die Denkmalpflege uneingeschränkt in die Kompetenz des Bundes und wird auch durch Bundesgesetze geregelt. In allen Bundesländern hat das BDA sogenannte
Landeskonservatorate installiert. Die Zentrale in Wien verfügt wiederum über eine Anzahl von
zentralen Fachabteilungen. Zudem unterstehen ihr eine Restaurierungswerkstatt mit chemischem Labor sowie eine weitere Werkstatt mit Aus- und Weiterbildungszentrum, die Kartause
Mauerbach.
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Denkmalpflege in Österreich
Die Aufgaben des BDA umfassen unter anderem die Erhaltung, Restaurierung und Katalogisierung von Bau- und Kunstdenkmälern, Ausgrabungsstätten und historischen Gärten, aber auch die
Überwachung der Ausfuhrbestimmungen nach dem Denkmalschutzgesetz. Das BDA erteilt beispielsweise die Genehmigungen für Baumaßnahmen an geschützten Objekten und betreut diese
Baumaßnahmen.
Das Bundesdenkmalamt gewährt darüber hinaus Förderungen für Restaurierungsarbeiten, denkmalspezifische Maßnahmen (Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten), Voruntersuchungen sowie für Arbeiten und Maßnahmen im Sinne der Denkmalpflege, die vom Bundesdenkmalamt bewilligt wurden. Die Höhe der Förderung unterliegt keinen gesetzlichen Vorgaben. Sie ist individuell und hängt zum Beispiel von der Art der Arbeiten, den konkreten Kosten, der wirtschaftlichen Situation des Denkmaleigentümers, einer etwaigen Gefährdung des Denkmals sowie von
den zur Verfügung stehenden öffentlichen Mitteln ab. Restaurierungswillige Eigentümer müssen
Zuschüsse über die regionalen Landeskonservatorate beantragen. Nach den Erfahrungen des Landeskonservators von Wien, Friedrich Dahm, liegen öffentliche Zuschüsse zwischen 5 und 80% des
jeweiligen Rechnungsbetrages, erreichen in Einzelfällen auch bis zu 100%. „Das typische Objekt,
das von uns gefördert wird, ist der private Hauseigentümer, der im geerbten Haus wohnt und für
den die Einhaltung einer denkmalgerechten Restaurierung eine finanzielle Belastung bedeuten
würde, die er kaum verkraften kann“, so Dahm.
Die öffentliche Förderung für Restaurierungsmaßnahmen durch direkte Zuschüsse und Gewährung von Steuervorteilen (für Unternehmen) erreichte 2013 gut 13 Mio. Euro. Hinzu kamen noch
einmal etwa 4,5 Mio. Euro an oft zweckgebundenen Spenden an das Bundesdenkmalamt. Mit diesen Geldern wurden knapp 1.400 Restaurierungsvorhaben unterstützt, etwa 55% davon Profanund 45% Sakralbauten.
2.4 Gesetzliche Grundlagen
Der gesetzliche Denkmalschutz in Österreich gilt im internationalen Vergleich als eher schwach.
Dies liegt einmal daran, dass es für die Eigentümer keine gesetzliche Verpflichtung gibt, geschützte Objekte durch eigene Investitionen zu erhalten und zu restaurieren. Mitunter führt dies daher
dazu, dass Denkmale mehr und mehr zu Ruinen verfallen. Zum anderen gibt es immer wieder Beispiele, bei denen öffentliche Entscheidungsträger Ausnahmen bewilligen und das Votum des BDA
außer Kraft setzen.
Primäre nationale Rechtsnorm ist das Denkmalschutzgesetz, genauer: das „Bundesgesetz betreffend den Schutz von Denkmalen wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen oder sonstigen kulturellen Bedeutung“, das zuletzt 2000 umfassend novelliert wurde. Die aktuellste Fassung ist immer über die Homepage des BDA im Bereich Service/Downloads/Gesetze und Verordnungen einsehbar: www.bda.at/documents/466820996.pdf. Ähnlich wie in Deutschland darf ein Objekt, das
offiziell unter Denkmalschutz steht, nicht ohne Genehmigung baulich verändert werden. Das Gesetz schreibt dem Bundesdenkmalamt die Kompetenz zu, solche Genehmigungen zu erteilen oder
zu verwehren.
Auf Gemeindeebene sind zudem die öffentlichen Bauvorschriften sowie eventuelle Altstadterhaltungsgesetze und Ortsbildschutzgesetze, vor allem bei den Stadtensembles der UNESCO-Welterbe-Stadtkerne, zu berücksichtigen. Verantwortlich für die Einhaltung aller relevanten Denkmal-
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Denkmalpflege in Österreich
schutzbestimmungen im Rahmen einer Restaurierung oder Sanierung ist der Bauherr, der Aufträge nur in Abstimmung mit dem Denkmalamt vergeben darf.
Um seine Genehmigungspraxis transparenter zu gestalten, hat das BDA einige recht umfassende
schriftliche Handbücher und Richtlinien verfasst. Wichtig für Sanierungen und Restaurierungen
von Gebäuden aller Art sind vor allem die „Richtlinie Energieeffizienz am Baudenkmal“ von 2011
sowie die erst im Juni 2014 erschienenen „Standards der Denkmalpflege“.
Letztere Publikation umfasst 416 Seiten und bietet erstmals in Österreich einen einheitlichen Orientierungsrahmen für die Bestandsaufnahme und Voruntersuchungen, den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude und Altbauten sowie für deren bauliche Veränderungen. Das Nachschlagewerk richtet sich an Denkmaleigentümer, Architekten, Planer und alle Ausführenden in den Baugewerken, im Handwerk, in der Bauforschung sowie der Restaurierung. Die Standards sind in die
drei Kapitel Erfassen, Erhalten und Verändern unterteilt. Sie bieten Entscheidungshilfen für den
Planungsprozess, für den denkmalgerechten Umgang mit Materialien, Bauteilen, Ausbauelementen und künstlerisch-kunsthandwerklicher Ausstattung sowie für alle Arten baulicher Veränderungen von Substanz und Erscheinungsbild: vom Dachausbau über Energiesparmaßnahmen bis
zum Einbau von Sende- und Empfangsanlagen. Selbst nicht rechtswirksam, geben die Standards
aber Orientierung darüber, welche Abwägungen das Bundesdenkmalamt bei Verfahren nach dem
Denkmalschutzgesetz vornimmt.
Die Richtlinie zur Energieeffizienz teilt alle energetischen Sanierungsmaßnahmen in bewilligungsfähige („denkmalverträgliche“), nicht bewilligungsfähige und nur unter Auflagen bewilligungsfähige ein. Grundsätzlich gilt: Denkmalerhaltung hat Vorrang vor Energieeffizienz. Die offizielle Sichtweise des Denkmalamtes ist, dass lediglich 1,3% aller österreichischen Gebäude unter
Denkmalschutz stehen. Für diese wenigen Gebäude sollen nicht die strengen Energieeffizienzund Energieeinsparanforderungen gelten wie für Neubauten oder sanierte Altbauten ohne Denkmalschutz.
Links zu den Downloads:
Richtlinie Energieeffizienz, www.bda.at/documents/462396673.pdf
Standards der Denkmalpflege, www.bda.at/documents/663023798.pdf
2.5 Die Restauratoren und Ausbildungsstätten
Das Bundesdenkmalamt selbst ist bereits einer der Player im Segment der Restaurierung. Die Abteilung Konservierung und Restaurierung des BDA begutachtet beziehungsweise restauriert nach
eigenen Angaben pro Jahr etwa 50 Objekte (überwiegend Skulpturen und Gemälde) sowie fünf Außenarbeiten in unterschiedlichen Fachbereichen. Daneben begleiten die akademisch geschulten
BDA-Restauratoren aufgrund ihrer Fachexpertise zahlreiche Projekte in Kooperation mit den Landeskonservatoraten. Derselben Abteilung untersteht zudem ein naturwissenschaftliches Labor im
Wiener Arsenal. Der Arbeitsschwerpunkt der BDA-Restauratoren liegt bei der Unterstützung von
Restaurierungsprojekten im gesamten Bundesgebiet. Fragen nach der Materialbeschaffenheit eines Kunstobjekts werden ebenso behandelt wie die Datierung anhand von materialtechnischen
Kriterien oder die Klärung von Schadensphänomenen. Zusätzlich bietet das Labor auch fachliche
Unterstützung bei technologischen Fragestellungen von Restaurierungsprojekten an.
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Denkmalpflege in Österreich
Ebenfalls zum BDA gehört das Informations- und Weiterbildungszentrum Baudenkmalpflege Kartause Mauerbach. Mit dem weitläufigen Baukomplex des im westlichen Wienerwald gelegenen Kartäuserklosters Mauerbach verfügt das Bundesdenkmalamt über ein eigenes Trainingsgelände für die Fortbildung in der Baudenkmalpflege, das sich im Laufe der 80er Jahre aus der Abteilung für historische Handwerkstechnik entwickelt hat. Anfang der 80er Jahre war das ehemalige
Kloster selbst ein Sanierungsobjekt, diente es zuletzt nur noch als Unterkunft für Obdachlose, nachdem es zuvor viele Jahre ungenutzt geblieben war.
Die Kartause Mauerbach bietet zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen vor allem für Handwerker
an. Eine handwerkliche Ausbildung zum Restaurator gibt es in Österreich nicht. Es besteht auch für
deutsche Handwerker die Möglichkeit, Kurse der Kartause Mauerbach zu besuchen. Dies ist eine
sehr gute Möglichkeit, um die Arbeitstechniken der österreichischen Kollegen kennenzulernen
und Kontakte zu eventuellen zukünftigen Partnern zu knüpfen. Denn die meist sehr kleinen österreichischen Restaurierungsbetriebe müssen bei größeren Vorhaben stets mit anderen Betrieben
zusammenarbeiten. Das aktuelle Seminarprogramm in Mauerbach gibt es unter:
www.bda.at/organisation/1439
Zwei weitere Institutionen der handwerklichen Restaurierung sind noch zu erwähnen: Die beiden
Dombauhütten in Linz und in Wien. Beide wurden bereits mit dem Bau der Dome gegründet und
sind bis heute in der permanenten Restaurierung engagiert. Während die Dombauhütte des Linzer
Mariendoms lediglich vier Steinmetze beschäftigt, arbeiten in der Dombauhütte des Wiener
Stephandoms über 20 Steinmetze, Bildhauer, Schlosser, Helfer und Verwaltungsmitarbeiter.
Die einzige Ausbildung zum Restaurator in Österreich ist eine akademische. Als Ausbildungsstätten zeichnen zwei Universitäten verantwortlich:
Erstens handelt es sich um die Akademie der bildenden Künste Wien, Studienrichtung Konservierung und Restaurierung (Ordinariat Restaurierung und Konservierung am Institut Wissenschaften und Technologien in der Kunst), Abschluss mit Magister Artis.
Zweitens bildet die Universität für angewandte Kunst Wien, Studienrichtung Konservierung und
Restaurierung, am Institut für Konservierung und Restaurierung, akademische Restauratoren in
einem Diplomstudium aus.
3 Marktchancen für das Handwerk
3.1 Der Markt für Denkmalpflege
Der Markt für Denkmalpflegeleistungen ist unübersichtlich, denn Tausenden von unterschiedlichen Eigentümern stehen zigtausende unterschiedliche Objekte gegenüber. Insgesamt erreichen
die Ausgaben beziehungsweise Investitionen für Restaurierungen schätzungswese 500 Mio. bis
600 Mio. Euro pro Jahr.
Die meisten Aufträge zur Sanierung von (Bau-)Denkmalen vergeben private Eigentümer oder auch
private Stiftungen und Vereine. Das Auftragsvolumen lässt sich nur schätzen, offizielle Zahlen liegen nur über die Fördermittel vor. Das BDA geht davon aus, dass die Bundessubventionen etwa 10%
der privaten Investitionen ausmachen.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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Denkmalpflege in Österreich
Der Markt für Denkmalpflegedienstleistungen nach Auftraggebern
Eigentümer/Verwalter/Auftraggeber
Jährliche Summe, in Euro
Private
Über 130 Mio.
Davon öffentliche Zuschüsse des Bundes
13 Mio.
Landesregierungen (Kulturministerien,
Über 50 Mio.
Kulturabteilungen, Ortsbildschutz)
Zum Beispiel: Budget Land Salzburg „Pflege
9 Mio.
historischer Bauwerke“
Kommunen, Altstadterhaltungsfonds
Geschätzt 10 Mio. bis 15 Mio.
Zum Beispiel: Wiener Altstadterhaltungsfonds
2,5 Mio. bis 3 Mio. Zuschüsse
Katholische Kirche Österreich
160 Mio. *)
Bundesimmobiliengesellschaft
75 Mio.
Burghauptmannschaft
33 Mio.
Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft
Rund 10 Mio.
*) einschließlich beweglicher Denkmale
Quellen: Gobiet & Partner, Angaben der Eigentümer/Betreiber, Schätzungen von Germany Trade & Invest
Die katholische Kirche sieht sich selbst als den bedeutendsten Erhalter und Bewahrer denkmalgeschützter Objekte. Die Kirche wendet jährlich ca. 150 Mio. Euro für deren Erhalt auf. Für Orgelpflege,
Orgelrestaurierungen und -neubauten fallen Jahr für Jahr weitere fast 10 Mio. Euro an. Für Glockenwartung, Reparaturen und Neuguss von Glocken sieht die Kirche jährliche Ausgaben von weiteren
3 Mio. Euro vor.
Die Bauten werden von den diözesanen Bauämtern verwaltet, für das klösterliche Gut besteht das
Referat für die Kulturgüter der Orden, eine gemeinsame Einrichtung der Superiorenkonferenz der
männlichen Ordensgemeinschaften und der Vereinigung der Frauenorden. Allerdings besitzen
die meisten Stifte, Orden und Klöster eine eigene Rechtspersönlichkeit und bestimmen daher auch
selbst über Bau- und Restaurierungsmaßnahmen. Religionsgemeinschaften gelten in Österreich
als privatrechtliche Organisationen, daher fallen Bau- und Restaurierungsvorhaben der Kirche
nicht unter das öffentliche Vergaberecht, müssen also nicht bei Erreichen bestimmter Schwellenwerte ausgeschrieben werden.
Mit knapp 1,3 Mio. Gläubigen und 650 Pfarreien ist die Erzdiözese Wien die größte Diözese des Landes. Das Bauamt der Erzdiözese Wien betreut 1.200 Kirchen und schätzungsweise 2.500 Profanbauten im Bundesland Wien sowie im östlichen Niederösterreich. Leiter des Bauamtes ist der Architekt
Harald Gnilsen, sein Team besteht aus acht Baureferenten, einer Ingenieurin im Innendienst sowie
einigen Büroangestellten. In einem Gespräch mit Germany Trade & Invest gibt er an, im Durchschnitt etwa 500 Baustellen zu betreuen. „Wir begleiten die Arbeiten von der Planung bis zum Abschluss. Normalerweise arbeiten wir ohne Einschaltung eines Architekten oder Generalunternehmers, denn wir kennen die Objekte und ihre Bedürfnisse schließlich am besten. Einen Architekten
müsste ich ja erst anlernen“, erklärt Gnilsen die Aufgaben des Bauamtes.
Anderseits geht es bei baulichen Aktivitäten neben den Wünschen und Bedürfnissen der Pfarreien
auch um Wirtschaftsfragen, die letztendlich das Bauamt entscheidet. Die Vergabe von Aufträgen
prüft dieses nach eigenen Angaben in jedem einzelnen Fall sehr sorgfältig, oft werden Vorhaben
ausgeschrieben, in aller Regel allerdings für einen Kreis bekannter und bewährter handwerklicher
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Denkmalpflege in Österreich
wie akademischer Restauratoren. Da alle Kirchen unter Denkmalschutz stehen, hält das Bauamt
zudem intensiven Kontakt mit dem Denkmalamt. „Alle unsere akademischen Restauratoren und
Handwerker suchen wir selbst aus. Da nehmen wir unsere Rolle als Bauherr sehr ernst“, so Gnilsen.
Für die Aufgaben des Bauamtes steht ein Jahresbudget von 23 Mio. Euro zur Verfügung. Die Hälfte
der Gelder kommt aus den Kirchenbeiträgen, weitere 7 Mio. Euro bringen die Pfarren selber auf,
die öffentliche Hand - die Gemeinde Wien, das Land Niederösterreich und der Bund - beteiligt sich
mit rund 2,5 Mio. Euro. Dazu kommen Sonderfinanzierungen. Zwar fallen auch Neubauten an,
doch der weitaus größere Aufgabenbereich des Bauamtes liegt in der Erhaltung und Sanierung bestehender Gebäude.
Die derzeit prominenteste Baustelle der Erzdiözese Wien ist die Votivkirche an der Wiener Ringstraße. Eine Notsanierung vor einiger Zeit war unzureichend, jetzt wird an der umfassenden Renovierung gearbeitet. Über 20 Jahre wird es dauern, bis die Votivkirche wieder völlig instandgesetzt
ist. Projektdetails im Kapitel 6 unter „laufende und zukünftige Projekte“.
Befragt nach zukünftigen größeren oder interessanten Restaurierungsprojekten äußert er sich zurückhaltend: „Bei den vielen Kirchen und Klöstern, die wir in Österreich haben, gibt es in Wien und
anderen Diözesen laufend kleine und größere Restaurierungsprojekte“.
3.2 Marktzugangsvoraussetzungen
3.2.1 Vorübergehende Tätigkeit
Handwerker und andere Dienstleister, die in Österreich eine Montage oder eine andere Leistung
durchführen wollen, müssen sich mit verschiedenen administrativen Vorgängen beschäftigen,
die im reinen Inlandsgeschäft nicht anfallen.
- Erstens müssen sie sich fragen, ob die Qualifikation, die sie in ihrem Heimatland erworben
haben, auch in dem EU-Staat Österreich gleichwertig anerkannt wird.
Durch die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie wird ein einheitlicher Rahmen geschaffen, in dem die
Voraussetzungen für die Anerkennung von Berufsqualifikationen in den einzelnen EU-Ländern
einheitlich festgelegt werden. Der Zweck ist, den Zugang zu einem sogenannten reglementierten
Beruf, also einem Gewerk mit Gesellenprüfung und Meisterprüfung als Voraussetzung für die Berufsausübung, in einem EU/EWR-Mitgliedstaat zu ermöglichen, obwohl die Berufsausbildung in
einem anderen Mitgliedstaat erfolgt ist.
Österreich hat die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie 2005/36/EG Ende Februar 2008 in nationales
Recht umgesetzt. Danach werden deutsche Abschlüsse weitestgehend anerkannt.
Jeder Betrieb, der Bau- oder andere Dienstleistungen in Österreich durchführen will, muss eine
Dienstleistungsanzeige beim Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in
Wien einreichen. Diese Dienstleistungsanzeige ist mittels eines Formulars abzugeben und kostet
13,50 Euro. Es gibt eine Dienstleistungsanzeige für juristische Personen, zum Beispiel GmbH, und
eine Dienstleistungsanzeige für Personengesellschaften oder einzelne Handwerker. Das Formular
des Ministeriums beinhaltet ferner eine Liste mit den einzureichenden Unterlagen. Dazu gehören
neben dem Befähigungsnachweis für die handwerkliche Tätigkeit und Eintragung in die Hand-
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Denkmalpflege in Österreich
werksrolle (sogenannte EU-Bescheinigung) eine Kopie des Meisterzeugnisses und des Personalausweises. Bei juristischen Personen ist außerdem ein Handelsregisterauszug notwendig. Die Dienstleistungsanzeige ist nach Abgabe auf ein Jahr begrenzt, kann aber - ohne die erneute Einreichung
von Unterlagen - verlängert werden.
Bei gefahrgeneigten Gewerken wie Elektrotechniker oder Zimmermeister muss eine Antwort des
Ministeriums abgewartet werden. Die Mitteilung seitens des Ministeriums erfolgt in der Regel innerhalb von 4 Wochen. Sollte bis zum Ablauf des zweiten Monats ab Eingang der (vollständigen)
Dienstleistungsanzeige beim Ministerium keine Reaktion erfolgen, darf mit der Tätigkeit begonnen werden. Eine Kopie der Mitteilung des Ministeriums ist vom Bevollmächtigten (Vorarbeiter)
auf der Baustelle mit zu führen.
Mit der Handwerksnovelle 2004 in Deutschland wurde die Meisterpflicht in einigen Gewerken aufgehoben, zum Beispiel beim Parkettleger, Fliesenleger. In Österreich sind diese Gewerke weiterhin
reglementiert; das heißt: hat man keinen Meisterbrief, muss man zwei Jahre Praxiszeit mittels EUBescheinigung, ausgestellt von der deutschen Handwerkskammer (HWK), nachweisen.
Die offizielle Liste der in Österreich reglementierten Berufe finden Sie hier:
www.bmwfw.gv.at/Unternehmen/Gewerbe/Documents/Liste%20reglementierte%20Gewerbe.pdf
Grob skizziert gilt folgendes Schema, das im Abschnitt „Profile der Marktakteure“ noch konkret auf
einzelne Gewerbe eingeht.
Anerkennung von Berufsabschlüssen als schematische Übersicht
Herkunftsmitgliedstaat: Mitgliedstaat der Dienstleistungs- Tätigkeit ist
Deutschland
erbringung: Österreich
Reglementiert
Reglementiert
Sofort möglich nach
Dienstleistungsanzeige
Reglementiert
Reglementiert, gefahrgeneigt
Dienstleistungsanzeige erforderlich, nach Antwort sofort
möglich
Reglementiert
Nicht reglementiert
Sofort möglich nach
Dienstleistungsanzeige
Nicht reglementiert
Nicht reglementiert
Sofort möglich nach
Dienstleistungsanzeige
Nicht reglementiert
Reglementiert
Möglich, wenn 2 Jahre
Praxiszeiten nachgewiesen
werden*), Dienstleistungsanzeige erforderlich
*) Die Nachprüfung der Berufsqualifikation ist durch österreichische Behörden möglich, wenn die öffentliche Gesundheit berührt wird.
- Zweitens haben ausländische Arbeitgeber die Beschäftigung von Arbeitnehmer/innen, die nach
Österreich entsandt werden, spätestens eine Woche vor Arbeitsaufnahme der Zentralen Koordinationsstelle für die Kontrolle der illegalen Beschäftigung beim Bundesministerium für Finanzen (Erdbergstraße 192 - 196, 1030 Wien) mittels Formular ZKO3 zu melden. Bei unaufschiebbaren Arbeiten und bei kurzfristig zu erledigenden Aufträgen ist die Meldung unverzüglich vor
Arbeitsaufnahme zu erstatten. Sofern technisch möglich, kann die Meldung elektronisch erfol-
14
Denkmalpflege in Österreich
gen. Eine Kopie der Meldung muss der Arbeitgeber den gemeldeten Beschäftigten aushändigen,
diese müssen sie während der Tätigkeit in Österreich bei sich führen. Detaillierte aktuelle Informationen und Download des Formulars unter:
www.bmf.gv.at/betrugsbekaempfung/entsendung-zentrale-koordination/entsendemeldungen-zentrale-koordinationsstelle.html
Die Meldung ist recht umfangreich und sollte auf jeden Fall vollständig ausgefüllt sein.
- Drittens müssen nach Österreich entsandte Mitarbeiter, sofern für sie in Österreich keine Sozialversicherungspflicht besteht, Unterlagen über die Anmeldung zur Sozialversicherung (Sozialversicherungsdokument A 1) bereithalten. Das Formular ist bei der Krankenversicherung oder
für Selbstständige beim Rentenversicherungsträger erhältlich.
- Viertens schließlich sind ausländische Arbeitgeber/innen verpflichtet, jene Lohnunterlagen, die
zur Ermittlung des dem/der Arbeitnehmer/in nach österreichischen Rechtsvorschriften gebührenden Entgelts erforderlich sind, in deutscher Sprache für die Dauer der Beschäftigung am
Arbeits(Einsatz)ort in Österreich bereit zu halten. Als erforderliche Lohnunterlagen sind neben
dem Arbeitsvertrag und dem Dienstzettel beispielsweise Arbeitszeitaufzeichnungen, Lohnaufzeichnungen oder Lohnzahlungsnachweise des Arbeitgebers (beispielsweise Banküberweisungsbelege) anzusehen.
Es ist ratsam, alle erforderlichen Meldungen durchzuführen und die Unterlagen auf den Baustellen bereitzuhalten. Wer dies nicht tut, begeht eine Verwaltungsübertretung und kann von der Bezirksverwaltungsbehörde mit Geldbußen von 500 bis zu 5.000 Euro, im Wiederholungsfall bis zu
10.000 Euro bestraft werden.
Darüber hinaus sind möglicherweise weitere Anzeigen und Meldungen bei einzelnen Behörden
und Institutionen erforderlich. Dies hängt jedoch vom Einzelfall ab.
Österreich hat seit 2005 das Bauarbeiter- und Urlaubskassenverfahren (BUAK) auch auf Arbeitgeber mit Sitz im Ausland ausgedehnt, d.h. von Deutschland auf eine österreichische Baustelle entsandte Mitarbeiter werden vom nationalen BUAK erfasst und erhalten dort Urlaubsgeld, Schlechtwettergeld, Überbrückungsgeld und andere Sozialleistungen. Dazu ist eine Meldung durch den
Arbeitgeber erforderlich, der dadurch beitragspflichtig wird. Wer Mitglied der SOKA-Bau ist, kann
jedoch eine Freistellung beantragen, wenn über SOKA die Beiträge zum Urlaubskassenverfahren
abgeführt werden. Denn die deutschen und österreichischen Sozialpartner haben in einer Vereinbarung die Gleichwertigkeit des österreichischen Kassenverfahrens im Baugewerbe anerkannt.
Die SOKA-Bau bietet Ihnen die Möglichkeit, die erforderlichen Formulare direkt aus dem Internet
herunterzuladen. Bitte füllen Sie die Dokumente aus und senden Sie diese an die SOKA zurück.
SOKA wird den Antrag bearbeiten und an die zuständige Stelle in Österreich weiterleiten. Diese
wird dann von Ihnen keine Beiträge erheben.
Formulare gibt es hier: www.soka-bau.de/soka-bau_2011/desktop/de/download/europa_oesterreich_erklaerung.pdf . Dazu gehört noch die Auflistung der betroffenen Arbeitnehmer:
www.soka-bau.de/soka-bau_2011/desktop/de/download/europa_oesterreich_arbeitnehmerliste.pdf
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Denkmalpflege in Österreich
Bei einer Tätigkeit in Österreich sind darüber hinaus für den einzelnen Arbeitnehmer einige Fristen zu beachten. Arbeitnehmer sind bis zu 24 Monate im Entsendestaat in der deutschen Sozialversicherung versichert (Nicht vergessen: Bescheinigung von der Krankenkasse oder vom Rentenversicherungsträger ausstellen lassen). Eine einmalige Verlängerung um weitere zwölf Monate ist
mittels Formular E 102 möglich. Für Selbstständige gelten die gleichen Voraussetzungen.
In Deutschland ansässige Arbeitnehmer, die in Österreich beschäftigt sind, unterliegen in Österreich
der Lohnsteuer. Dies gilt nur dann nicht, wenn alle drei folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:
- der Arbeitnehmer hält sich nur vorübergehend - nicht mehr als 183 Tage im Kalenderjahr in Österreich auf,
- der Arbeitnehmer wird von einem deutschen Arbeitgeber entlohnt,
- der Arbeitnehmer übt seine Tätigkeit nicht im Rahmen einer in Österreich befindlichen Betriebsstätte des deutschen Arbeitgebers aus.
Zusammengefasst: Mitarbeiter eines deutschen Handwerkbetriebs, die länger als 183 Tage in
Österreich arbeiten, müssen dort Lohnsteuern abführen, nicht mehr in Deutschland.
Als EU- beziehungsweise EWR- Bürger benötigen weder Sie als Unternehmer noch Ihre Mitarbeiter
Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigungen. Bei längeren Aufenthalten - mehr als 90 Tage - müssen Sie eine formlose Aufenthaltsanzeige abgeben, genauer gesagt eine Anmeldebescheinigung
bei der Polizeibehörde beantragen.
Werden drittstaatsangehörige Arbeitskräfte, also Bürger aus Nicht-EU-Staaten, oder aus Kroatien (bis 2020) nach Österreich entsandt, ist die Aufnahme der Beschäftigung der Zentralen Koordinationsstelle am Bundesministerium für Finanzen (ZKO) anzuzeigen. Die entsandte Arbeitskraft
muss in einem ordentlichen und dauerhaften Arbeitsverhältnis zum Entsendebetrieb stehen. Es
gelten die österreichischen Lohn- und Arbeitsbedingungen. Die Anzeige wird vom AMS (Arbeitsmarktservice, vergleichbar Bundesagentur für Arbeit in Deutschland) geprüft und bestätigt (EUEntsendebestätigung) oder untersagt, wenn die Voraussetzungen nicht zutreffen.
Alle Informationen dieses Abschnitts stammen aus der Publikation „Arbeiten über die Grenze Österreich“, herausgegeben von Bayern Handwerk International (Stand: März 2014). Der Länderleitfaden enthält zudem viele Infos zur Rechnungserstellung, insbesondere zur Berechnung der
Umsatzsteuer. Umsätze, die in Zusammenhang mit einem Grundstück erbracht werden, sind nämlich dort umsatzsteuerpflichtig, wo das Grundstück gelegen ist. Und je nachdem, wer der Auftraggeber ist, müssen Sie sich in Österreich steuerlich registrieren.
3.2.2 Mehrjährige Tätigkeit
In vielen Fällen sind Restaurierungsprojekte auf Jahre ausgelegt. Das an anderer Stelle beschriebene Projekt Palais Liechtenstein dauerte beispielsweise viereinhalb Jahre, die Restaurierung der
Votivkirche voraussichtlich über 20 Jahre. Damit sind nicht mehr die Kriterien einer vorübergehenden grenzüberschreitenden Tätigkeit erfüllt, sondern es handelt sich um eine dauerhafte Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit. Wo genau die zeitliche Grenze zwischen einer vorübergehenden und dauerhaften Tätigkeit verläuft, ist gesetzlich nicht geregelt.
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Denkmalpflege in Österreich
Hinsichtlich der Erlaubnis der Ausübung solcher Tätigkeiten und der Anforderungen an Qualifikationsnachweise gibt es zu der vorübergehenden Tätigkeit keine Abweichungen. Es gelten ebenfalls
die EU-Anerkennungsrichtlinien.
Allerdings ist für die Ausübung einer dauerhaften Tätigkeit in Österreich die Gründung eines
Unternehmens, also einer Betriebsstätte oder einer Niederlassung erforderlich. Alle Mitarbeiter
werden in Österreich nach einem halben Jahr steuer- und nach maximal drei Jahren sozialabgabenpflichtig. Zur genauen Vorgehensweise ist unbedingt die eingehende Beratung durch einen
örtlichen Steuerberater erforderlich. Weitere Informationen zur Betriebsgründung in Österreich
und Vermittlung eines Steuerberaters erhalten Sie am besten über die Deutsche Handelskammer
in Österreich / Auslandshandelskammer Wien (Anschrift im letzten Kapitel).
3.3 Auftragsvergabe: Ausschreibung oder nach eigener Vorliebe
Die Vergabe von Aufträgen an Architekten, Planer, Restauratoren und Bauunternehmen weicht
nicht von den auch in Deutschland üblichen gängigen EU-Standards und Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) ab. Nationale öffentliche Stellen wie auch internationale Regierungsorganisationen müssen bei Überschreiten der Schwellenwerte ausschreiben, private können es. Architekturwettbewerbe sind bei Auftraggebern wie bei Architekten beliebt, für Denkmalrestaurierungen aber eher selten. Jüngster Wettbewerb mit großem Interesse in Presse und Öffentlichkeit war
die geplante Sanierung des Parlaments in Wien.
Firmen, die sich für die großen öffentlichen Objekte im Besitz der Kommunen, der Länder oder des
Bundes interessieren, kommen nicht an öffentlichen Ausschreibungen vorbei. Dazu zählen neben
einmaligen Großvorhaben auch laufende Umbauten oder Teilsanierungen in Ministerien, Universitäten oder den bundeseigenen Schlössern. Was die Anzahl denkmalgeschützter Gebäude und
Objekte betrifft, so sind vor allem die Gemeinden relevante öffentliche Auftraggeber, denn - wie im
Kapitel Eigentumsverhältnisse erwähnt - gehört ihnen über ein Viertel der Denkmale in Österreich.
Wer sich in Deutschland mit dem öffentlichen Beschaffungs- und Auftragswesen auskennt, der
dürfte auch in Österreich bei öffentlichen Ausschreibungen zum gewünschten Erfolg kommen. Einige wenige Unterschiede sind allerdings zu beachten.
Anders als in Deutschland regelt ein einziges Gesetz, das Bundesvergabegesetz, sämtliche relevanten Vorgänge öffentlicher Ausschreibungen. Einschlägige EU-Vorgaben sind in dieses Gesetz eingearbeitet, daher erklärt sich die Nähe zu den deutschen Regeln. Allerdings haben in Österreich öffentliche Auftraggeber grundsätzlich das Wahlrecht zwischen offenen und nicht-offenen Verfahren. Bei einem nicht-offenen Verfahren müssen potentielle Anbieter zunächst einen Teilnahmeantrag abgeben. Nur ausgewählte Bewerber dürfen danach ein Angebot abgeben.
Ein häufiges Problem ist die Forderung bestimmter Berufsqualifikationen für reglementierte Berufe. Die in der Ausschreibung genannten Anforderungen sind dann im Einzelfall abzugleichen mit
den Anerkennungen deutscher Qualifikationen. Details für die einzelnen Gewerke dazu im Kapitel
„Profile der Marktakteure“.
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Denkmalpflege in Österreich
Die Teilnahme eines deutschen Betriebes an österreichischen Ausschreibungen ist in vielen Fällen
heute bereits elektronisch möglich, ab 2016 soll die öffentliche Hand komplett auf Online-Vergabe
umgestellt sein. Insgesamt gesehen ein beträchtlicher Markt, denn die öffentlichen Stellen vergeben pro Jahr Aufträge von rund 54 Mrd. Euro. Allerdings sind viele Missbrauchsfälle bekannt, in denen staatliche Stellen versuchen, die „unbequeme“ EU-weite Ausschreibung zu umgehen. Zum einen kommt es oft vor, dass Großaufträge gestückelt werden, um unter den Schwellenwerten zu
bleiben, die eine Ausschreibung obligatorisch machen. Zum anderen kommt es vor, dass ein Unternehmen einen relativ kleinen Auftrag zum Dumpingpreis bekommen hat, der dann - ohne Ausschreibung - wie zufällig erheblich erweitert wurde. Für Liefer- und Dienstleistungen liegt der
Schwellenwert bei 100.000 Euro, für Bauaufträge bei 1 Mio. Euro.
Die Verwalter der öffentlichen Bundesgebäude, die auch viele Denkmale betreuen, veröffentlichen auch die anfallenden Ausschreibungen auf ihrer Homepage. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) beispielsweise unter: www.big.at/ausschreibungen/, die Burghauptmannschaft bietet
auf ihrer Homepage gleich die Auswahl zwischen Hochbau, Haustechnik und Sonstige:
www.burghauptmannschaft.at
Österreichs Internetportal für nationale Bauprojekte, auch für Vorhaben, die unter den Schwellenwerten liegen, die eine EU-weite Bekanntmachung erfordern, ist www.ausschreibung.at. Hier finden sich darüber hinaus Ausschreibungen nicht-offener Verfahren. Die Nutzung ist für potentielle
Auftragnehmer kostenpflichtig, im September 2014 betrug die Standardgebühr pro Monat 47 Euro.
Eine zweiwöchige Testphase ist kostenlos. Ebenfalls kostenpflichtig ist das Vergabeportal des Auftragnehmerkatasters Österreich ANKÖ, www.ankoe.at. Als zusätzlichen Service bietet das ANKÖ
die Registrierung im Verzeichnis geeigneter Unternehmer, was in Österreich als Befähigungsnachweis anerkannt wird. Ein kleineres, aber kostenloses Portal, das viele öffentliche Unternehmen und
Kommunen nutzen, ist www.e-beschaffung.at.
Alle österreichischen Ausschreibungen unter einem Dach zusammenfassen will die Datenbank
Cats-Plus, die das Auftragsberatungszentrum Bayern in Kooperation mit der Deutschen Handelskammer in Wien seit 2012 anbietet (www.cats-plus.de). Cats-Plus ist ein kostenpflichtiger Service
und bietet die Möglichkeit, nach Ausschreibungen anderer europäischer Staaten zu suchen. Auch
in anderen Bundesländern gibt es spezielle Auftragsberatungszentren für öffentliche Aufträge,
Ihren speziellen Ansprechpartner in Ihrem Bundesland finden Sie unter: www.abst.de/ .
3.4 Ein Beispiel: Palais Liechtenstein in Wien und ein bayerischer Schreiner
Von 2009 bis 2013 wurde das Wiener Stadtpalais Liechtenstein aufwändig restauriert. Einer der
Handwerksbetriebe, die am Palais Liechtenstein mitsaniert und restauriert haben, war Hubert
Labisch, Restaurator im Schreinerhandwerk, aus dem bayrischen Unterpleichfeld. Im Interview
mit Germany Trade & Invest erzählt er, wie es ihm ergangen ist. Das Interview führte Axel Simer.
Herr Labisch, kommt es eigentlich oft vor, dass Sie bei so prestigeträchtigen Restaurierungsprojekten in
Österreich mit dabei sind?
Labisch: Nein, das Palais Liechtenstein war unser erstes Vorhaben in Österreich.
18
Denkmalpflege in Österreich
Wie sind Sie an diesen Auftrag gekommen?
Labisch: Wir wurden vom Wiener Architekturbüro Wehdorn gebeten, ein Angebot für einige der
erforderlichen Holzarbeiten abzugeben, genauer gesagt: Wandvertäfelungen, Fenster und Türen.
Aber der ursprüngliche Kontakt zum Büro Wehdorn erfolgte auf einem Fortbildungskurs für Restauratoren im Ausbildungszentrum der UNESCO in Venedig, an der einer unser Gesellen teilnahm
und eben auch eine Architektin des Wehdornbüros. Im Anschluss an den Kurs ging es dann über
die Einreichung unseres Angebotes mit Referenzen et cetera ganz einfach. Unsere späteren Auftraggeber waren vom Umfang unserer Möglichkeiten in der Breite besonders angetan, Mitkonkurrenten aus Österreich waren wohl meist kleinere Betriebe, die nur für Teilprojekte geboten haben.
War vor der Auftragsvergabe von Ihnen oder einzelnen Mitarbeitern ein Nachweis über Ausbildung und
anerkannte Abschlüsse ein Thema?
Labisch: Nein, wir konnten ja unsere Qualifikation als Betrieb über Referenzprojekte in Deutschland
nachweisen. Das hat gereicht.
Was war das Besondere an diesem Auftrag?
Labisch: Zum einen war es der Umfang des Gesamtprojektes. Meist waren rund 200 bis 250 Personen auf der Baustelle zugange. Rohbauer, Lüftungstechniker, akademische Restauratoren, alles
Mögliche. Zum anderen war es für uns der zeitliche Rahmen. Unser Auftrag sollte über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren abgewickelt werden, von Anfang an war damit die Eröffnung einer
Niederlassung und Werkstatt in Wien vorgesehen. Für unsere Mitarbeiter, die vor Ort tätig waren,
haben wir zudem eine eigene Wohnung angemietet. Wegen der Verzögerungen und Veränderungen des Projekts hat es schließlich sogar viereinhalb Jahre gedauert. Unser Auftrag wurde dabei
auch mehrfach erweitert.
Mussten Sie das Organisatorische aus eigener Kraft leisten, oder hatten Sie Unterstützung, zum Beispiel
bei der Gründung einer Betriebsstätte in Österreich?
Labisch: Bevor wir den ersten Mitarbeiter auf die Baustelle nach Wien gesandt haben, haben wir
uns intensiv von den Mitarbeiterinnen von Bayern Handwerk International in Nürnberg beraten
lassen, da ging es dann meist um die Einsatzmeldungen für unser Personal und Sozialversicherung. Für die Gründung unserer Wiener Betriebsstätte verwies uns die Handwerksberatung an die
deutsche Auslandshandelskammer in Wien, die uns schließlich an einen örtlichen Steuerberater
weitervermittelte, der sich um alles gekümmert hat. Wir waren mit dieser Lösung sehr zufrieden.
Waren noch weitere ausländische Handwerksbetriebe oder Restauratoren im Palais Liechtenstein tätig?
Labisch: Nach meiner Kenntnis nein. Es waren alles österreichische Betriebe. Die haben sich in ihrer Qualität und Arbeitsweise allerdings stark unterschieden.
Wie fanden Ihre Mitarbeiter den Einsatz in Wien?
Labisch: Für die war es neben dem Abenteuer auch finanziell sehr lukrativ, Sie verdienten über die
Auslösung ja etwa 600 oder 700 Euro mehr im Monat. Etwas schwierig war es für die Mitarbeiter
und unseren Betrieb, steuerlich noch den Durchblick zu haben, da unsere Mitarbeiter natürlich
nicht vier Jahre am Stück in Wien tätig waren, sondern immer mal in Wien und dann wieder hier in
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Denkmalpflege in Österreich
Deutschland. Denn wer mehr als 183 Tage in Österreich arbeitet, muss dann dort seine Lohnsteuer
bezahlen.
Gab es oft Kontrollen auf der Baustelle, zum Beispiel durch das Bundesdenkmalamt oder Sozialversicherungsbehörden?
Labisch: Ja, es gab des Öfteren Kontrollen. Meist ging es aber um Arbeitsschutz oder auch mal um
Schwarzarbeit. Die Kontrollen des Denkmalamtes bezogen sich immer auf den Architekten. Mir
schien, dass die Behörden bei der Durchsetzung der Denkmalschutzauflagen in Österreich nicht so
streng sind wie in Deutschland.
Vielen Dank, Herr Labisch, und weiterhing viel Erfolg in Österreich und andernorts!
3.5 Tipps für den erfolgreichen Markteinstieg
Der österreichische Markt für Denkmalpflege und Denkmalrestaurierungen ist groß. Auftraggeber neigen allerdings dazu, inländischen Firmen die Aufträge zukommen zu lassen. Die Kompetenzen ausländischer Spezialisten und die knappen österreichischen Ressourcen in vielen Fachsegmenten sind allerdings den verantwortlichen Playern im österreichischen Markt durchaus bekannt. „Im Bautenstuck gibt es hierzulande nur eine Hand voll Leute, die gut arbeiten“, äußerte
sich beispielsweise Architekt Manfred Wehdorn im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Er
glaubt auch, dass „es nur wenige Spezialisten in Europa gibt, die Vorhänge nach historischen Vorlagen“ fertigen können.
1. Wehdorn und andere Architekten führen umfangreiche Listen mit Spezialisten in allen möglichen Fachgebieten. Interessierte deutsche Handwerksbetriebe sollten sich bei diesen Architekten mit aussagekräftigen Unterlagen, vor allem mit der Angabe von Referenzprojekten und den
dort ausgeführten Arbeiten, für zukünftige Projekte bewerben. Adressen relevanter Büros finden sich am Ende dieser Broschüre; die meisten haben ihren Sitz in Wien, sind aber landesweit
tätig.
2. Eine weitere Schnittstelle zwischen Handwerker und Auftraggeber sind die Landeskonservatoren des Bundesdenkmalamtes. Bei ihnen gehen die Anträge auf Sanierung, Renovierung, Modernisierung und Restaurierung aller denkmalgeschützten Objekte ein. Bewerben Sie sich dort mit
aussagekräftigen Unterlagen, Aufzählung von Referenzprojekten und Qualifikationen.
Oft taucht bei Erstgesprächen zwischen Bauherrn und Denkmalamt, also wenn es noch um die
Ausarbeitung eines genehmigungsfähigen Projektes geht, die Frage nach sachkundigen und
empfehlenswerten Handwerkern und Restauratoren auf. „Die öffentlichen Auftraggeber fragen
uns auch eher mal nach Architekten, die dann alles andere abwickeln und die Verantwortlichen
entlasten. Die Privaten hingegen kommen meist bereits mit ihrem Architekten zu uns und wollen dann Tipps für geeignete handwerkliche und akademische Restauratoren.“ So resümiert
Friedrich Dahm, Landeskonservator in Wien, seine Erfahrungen. Die Chancen deutscher Handwerker, über die Landeskonservatoren ins Geschäft zu kommen, stehen gar nicht so schlecht. Ronald Gobiet, von 2003 bis 2012 Landeskonservator in Salzburg, lobte öffentlich die Qualität und
die Zuverlässigkeit der deutschen Handwerker-Restauratoren. Er habe, so Gobiet, mit sicherlich
40 oder mehr deutschen Restaurierungsbetrieben erfolgreich
20
Denkmalpflege in Österreich
zusammengearbeitet. Und es seien nicht nur Handwerksbetriebe aus dem benachbarten Bayern
dabei gewesen, sondern ebenso Glasmaler aus Paderborn, Wandmalerei-Restauratoren aus
Dresden oder Steinrestauratoren aus Berlin.
3. Einer der größten Eigentümer von Denkmalen ist die katholische Kirche. Während Klöster und
Orden meist eine eigene Rechtspersönlichkeit besitzen und daher auch in eigener Regie über
Baumaßnahmen und Restaurierungen entscheiden, unterstehen fast alle Kirchen und viele Tausend Profanbauten den Diözesen des Landes, von denen es insgesamt lediglich neun gibt. Neben
der größten Diözese Wien sind natürlich vor allem die grenznahen Regionen interessant, also
die Diözesen Feldkirch, Innsbruck, Salzburg, Linz und St. Pölten. Die Bauämter der Diözesen vergeben jährlich, natürlich in Abstimmung mit dem jeweiligen Landeskonservatorat, hunderte
von Renovierungs- und Restaurierungsaufträgen und führen eigene Listen von „geeigneten und
zuverlässigen“ Handwerkern. Anschriften im letzten Kapitel.
4. Besuchen Sie einen Weiterbildungskurs für Handwerker in der Kartause Mauerbach. Es handelt
sich zwar um eine Einrichtung des österreichischen Bundesdenkmalamtes, doch können auch
deutsche Handwerker an den meist einwöchigen Weiterbildungskursen teilnehmen, wenn sie
die Voraussetzungen erfüllen. Eine ideale Gelegenheit, die Arbeitsmethoden in Österreich kennenzulernen und wichtige Kontakte zu möglichen zukünftigen Partnern zu knüpfen. Mehr
Informationen dazu im Kapitel Restauratoren und Ausbildungsstätten, Anschrift im letzten
Kapitel.
5. Nehmen Sie mit eigenem Stand oder im Rahmen eines deutschen Gemeinschaftsstandes an der
österreichischen Messe Monumento in Salzburg teil. Mehr dazu im Kapitel Messen und Veranstaltungen.
6. Lassen Sie sich nicht von Meldevorschriften, Sozialversicherungsnachweisen und Ähnlichem
entmutigen! Ihre Handwerkskammer kann Sie informieren, wo und wann entsprechende Informationsveranstaltungen stattfinden und gibt Ihnen Antworten auf alle offenen Fragen sowie
Hilfestellungen zur Einhaltung aller formalen Vorschriften. Ansprechpartner sind die Außenwirtschaftsberaterinnen und -berater.
4 Profile der Marktakteure
Im Nachfolgenden sind die deutschen Handwerkerprofile, die für die Denkmalpflege relevant sind
mit ihren jeweiligen Entsprechungen in Österreich aufgeführt. Die in der dritten Spalte genannten
erforderlichen Tätigkeiten sind im Kapitel Marktzugangsvoraussetzungen ausführlich erläutert.
Ein „verbundenes Handwerk“ ist keine eigene Art von Gewerbe/Gewerk, sondern eine Gewerbegruppe, die sich aus zwei oder mehreren reglementierten Gewerken, die aber für sich vollkommen
eigenständig sind, zusammensetzen. Gewerbetreibende, die ein Gewerbe, das zu einem verbundenen Gewerbe gehört, mit dem Nachweis der vollen Befähigung ausüben, dürfen uneingeschränkt
Leistungen der mit diesem Gewerbe verbundenen Gewerbe erbringen. Welche Gewerbe verbunden sind, ist in der offiziellen Liste der reglementierten Gewerbe ersichtlich gemacht.
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Denkmalpflege in Österreich
4.1 Dach, Fachwerk
Gewerk in Deutschland /
Status
Zimmerer / reglementiert
Entspricht in Österreich... /
Status
Holzbau-Meister /
reglementiert
Dachdecker / reglementiert Dachdecker / reglementiert
Klempner / reglementiert Spengler, Kupferschmied
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
4.2 Wand
Gewerk in Deutschland /
Status
Maurer / reglementiert
Entspricht in Österreich... /
Status
Baumeister / reglementiert und
gefahrgenemigt
Steinmetz / reglementiert Steinmetzmeister / reglementiert
und gefahrgenemigt
Lehmbauer, Fachkraft
Unbekannt / daher nicht
Lehmbau / Weiterreglementiert
bildungsberuf
Fachkraft für erneuerbare Noch unbekannt / daher nicht
Energien / Weiterreglementiert *)
bildungsberuf
Wärme-, Kälte- und
Wärme-, Kälte-, Schall- und
Schallschutzisolierer /
Branddämmer / reglementiert
reglementiert
Elektrotechniker,
Elektrotechniker / reglementiert
Elektroinstallateur /
und gefahrgeneigt
reglementiert
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige
Antwort darauf abwarten
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Antwort abwarten
*) Fortbildungskurse im Rahmen der EU-Initiative „Build Up Skills“ in Vorbereitung durch die Austrian Energy Agency
4.3 Ausbau, Dekoration
Gewerk in Deutschland /
Status
Tischler, Schreiner /
reglementiert
Stuckateur / reglementiert
Maler / reglementiert
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Denkmalpflege in Österreich
Entspricht in Österreich... /
Status
Tischler (verbundenes Gewerbe) / reglementiert
Stuckateur und Trockenausbauer / reglementiert
Maler, Anstreicher, Lackierer
(verbundenes Gewerbe) / reglementiert
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Gewerk in Deutschland /
Status
Lackierer / reglementiert
Entspricht in Österreich... /
Status
Maler, Anstreicher, Lackierer
(verbundenes Gewerbe) /
reglementiert
Kirchenmaler / reglementiert Wenn handwerklich: Maler
(verbundenes Gewerbe) /
reglementiert
Parkettleger / nicht
Parkettleger / nicht
reglementiert
reglementiert
Eventuell: Bodenleger /
reglementiert
Fliesenleger / nicht
reglementiert
Platten- und Fliesenleger
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Metallbauer / reglementiert Metalltechnik für Schmiede
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert und gefahrgeneigt
Oberflächentechnik, Metalldesign / reglementiert
Verglaser, Glaser /
Glaser, Glasbeleger et cetera
reglementiert
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Brunnenbauer / reglementiert Brunnenmeister /
reglementiert
Terrazzomacher / nicht
Terrazzomacher (verbundereglementiert
nes Gewerbe) / reglementiert
und gefahrgeneigt
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxis
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige und
Antwort darauf abwarten,
Nachweis zweijähriger
Praxis
4.4 Installation
Gewerk in Deutschland /
Status
Installateur und Heizungsbauer / reglementiert
Elektrotechniker /
reglementiert
Entspricht in Österreich... /
Status
Gas- und Sanitärtechnik /
reglementiert und gefahrgeneigt
Heizungstechniker, Lüftungstechniker (verbundenes
Handwerk)
Elektrotechniker /
reglementiert
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
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23
Denkmalpflege in Österreich
4.5 Bewegliche Denkmäler
Gewerk in Deutschland /
Status
Gold- und Silberschmied /
nicht reglementiert
Uhrmacher / nicht
reglementiert
Vergolder / nicht
reglementiert
Buchbinder / nicht
reglementiert
Böttcher, Küfer / nicht
reglementiert
Orgelbauer / nicht
reglementiert
Karosserie- und Fahrzeugbauer / reglementiert
Bootsbauer / reglementiert
Holzbildhauer / nicht
reglementiert
Steinbildhauer /
reglementiert
Glockengießer / nicht
reglementiert
Glasbläser / nicht
reglementiert
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Denkmalpflege in Österreich
Entspricht in Österreich /
Status
Gold- und Silberschmied,
Gold-, Silber- und Metallschläger / reglementiert
Uhrmacher / reglementiert
Vergolder, Maler
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Buchbinder
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Fassbinder / nicht
reglementiert
Orgelbauer
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert
Karosseriebauer
(verbundenes Handwerk) /
reglementiert und
gefahrgeneigt
Bootsbauer (verbundenes
Handwerk)/ reglementiert
Bildhauer
(verbundenes Handwerk im
Holzbereich) / reglementiert
Bildhauer, Holz- und
Steinbildhauer
(verbundenes Gewerbe)
reglementiert
Glockengießer / nicht
reglementiert
Glasbläser
(verbundenes Handwerk)/
reglementiert
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger
Praxiszeiten
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger Praxis
4.6 Sonstige Gewerke
Gewerk in Deutschland /
Status
Unbekannt
Gebäudereiniger / nicht
reglementiert
Schlosser, reglementiert
(heute: Metallbauer)
Schädlingsbekämpfung
Entspricht in Österreich... /
Status
Baumeister *) / reglementiert,
gefahrgeneigt
Denkmal-, Fassaden-,
Gebäudereinigung /
reglementiert
Metalltechnik für Schmiede
und Fahrzeugbau
(verbundenes Gewerbe) /
reglementiert und
gefahrgeneigt
Oberflächentechnik, Metalldesign / reglementiert
Schädlingsbekämpfung /
reglementiert, gefahrgeneigt
Erforderlich für Tätigkeit
in Österreich
keine Angabe
Dienstleistungsanzeige,
Nachweis zweijähriger Praxis
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten,
Nachweis zweijähriger Praxis
Dienstleistungsanzeige
Dienstleistungsanzeige,
Antwort darauf abwarten,
Nachweis zweijähriger Praxis
*) In Österreich handelt es sich bei dem Begriff Baumeister um eine konkrete Berufsbezeichnung. Während Architekten und Bauingenieure überwiegend im planenden und kontrollierenden Bereich anzutreffen sind, stellt der Baumeister den einzigen universell einsetzbaren Baufachmann dar.
Der Baumeister ist berechtigt: die unterschiedlichsten Bauwerke zu planen, das statische Gefüge zu berechnen, Kosten zu ermitteln sowie Bauarbeiten auszuführen, zu leiten und zu kontrollieren. Die Baumeisterprüfung wird in den meisten Fällen von Handwerkern mit zusätzlicher
theoretischer Ausbildung, aber auch von Ingenieuren nach drei Praxisjahren abgelegt.
5 Messen und Veranstaltungen
Tag des Denkmals
In Österreich findet der Tag des Denkmals als Fixtermin immer am letzten Sonntag des Monats September statt. Er gilt als einzige Großveranstaltung für materielles Kulturerbe in Österreich. Während in den meisten europäischen Ländern die Durchführung der European Heritage Days (EHD)
nicht bei den jeweiligen staatlichen Denkmalpflege-Institutionen liegt, sondern ausgelagert ist,
wird der österreichische Beitrag zu der europäischen Initiative vom Bundesdenkmalamt konzipiert und finanziert. Wie in den anderen europäischen Ländern sind auch in Österreich alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt zu besuchen. Eines der Ziele der Veranstaltung ist es, der Bevölkerung den Zutritt zu sonst nicht öffentlich zugänglichen Denkmalen zu ermöglichen. Mehr Informationen: www.tagdesdenkmals.at
Messe Monumento, Salzburg
Eine Fachmesse widmet sich der Thematik Denkmalpflege. Die Monumento in Salzburg fand im Januar 2014 erst zum zweiten Mal statt, und konnte mit 180 Ausstellern und 2.400 Fachbesuchern
schon relativ beachtliche Zahlen vorweisen. Zahlreiche deutsche Aussteller präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen. Allein 20 Firmen und Institutionen umfasste der deutsche Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in Zusammenarbeit mit dem
Messeausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA). Die Messe möchte sich gerne als internationale
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Denkmalpflege in Österreich
Plattform des Denkmalschutzes etablieren. Nächster Termin ist voraussichtlich Januar 2016. Mehr
Informationen: www.monumento-salzburg.at/ Mehr Informationen zum deutschen Gemeinschaftsstand www.monumento.german-pavilion.com
Tag der offenen Tür Kartause Mauerbach
Regelmäßig veranstaltet das Weiterbildungszentrum des Bundesdenkmalamtes einen Tag der
offenen Tür mit Führungen durch das weitläufige Areal des ehemaligen Kartäuserklosters sowie
Workshops zu den verschiedensten Themen. Oft liegt ein solcher offener Tag im Juni, dann auch im
Rahmen des landesweiten „Tag des Denkmals“. Website mit Terminen und Anschrift im letzten
Kapitel.
Unternehmerreisen
Mit öffentlichen Geldern geförderte Unternehmerreisen für handwerkliche Restauratoren werden unregelmäßig angeboten. Informationen dazu bietet Ihnen ihre Handwerkskammer an. In
der jüngeren Vergangenheit gab es zum Beispiel solche Reisen nach Wien, Prag, Zürich und Brüssel. Diese fanden im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie statt. Infos dazu: www.ixpos.de/markterschliessung. Der Ergebnisbericht
einer im Juni 2013 durchgeführten Unternehmerreise nach Wien für die Segmente Bauhandwerk,
Restaurierung, Renovierung, Denkmalschutz lässt sich hier herunterladen: www.ixpos.de/IXPOS/
Content/DE/Ihr-geschaeft-im-ausland/_SharedDocs/Downloads/bmwi-markterschliessungsprogramm-2013/ bmwi-mep-ergebnisbericht-bauwirtschaft-oesterreich.pdf
Informationsveranstaltungen in Deutschland
Die Handwerkskammern veranstalten regelmäßig Informationsveranstaltungen zu Denkmalpflegedienstleistungen im Ausland sowie generell zu (vorübergehender) Tätigkeit in Österreich. Informationen dazu bei Ihrer Handwerkskammer vor Ort.
6 Bestehende Projekte
6.1 Jüngst abgeschlossene Projekte
Finanzministerium, Wien
Größtes öffentliches Vorhaben der jüngeren Vergangenheit ist die Sanierung des Gebäudekomplexes in der Wiener Innenstadt, der seit 1848 das Finanzministerium beherbergt. Dass der Umbau
letztlich umfangreicher als geplant ausfiel, hat sich auf die Kosten ausgewirkt. 2004 war man noch
von 70 Mio. ausgegangen, 2011 meldete der Rechnungshof Gesamtkosten von 199 Mio. Euro. Die Sanierung kostete schließlich offiziell 137,3 Mio. Euro, Umbau und Miete des für fünf Jahre bezogenen
Ausweichquartiers schlugen mit weiteren 61 Mio. Euro zu Buche. Die Arbeiten konnten im Mai 2013
fertiggestellt werden. Aufgrund von statischen Erfordernissen wurden neben den rein restaurato-
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Denkmalpflege in Österreich
rischen Arbeiten alle Fundamente nachgebessert. Ferner entstand nach einem Teilgebäudeabbruch ein neues Treppenhaus mit zwei Aufzügen. Außerdem wurde der Gebäudekomplex voll klimatisiert. Ein Problem stellte starker Schädlingsbefall an nahezu allen Decken dar, die teilweise saniert und teilweise durch Stahldecken ersetzt wurden. Die aufwendig restaurierten Prunkräume
dienen jetzt als Museum.
Wegen seiner hohen Kosten für den Sitz einer Behörde stand das Projekt oft im Zentrum öffentlicher Kritik. Zum fraglichen Gebäudekomplex zählen gleich mehrere größere denkmalgeschützte
Gebäude in der Himmelpfortgasse und der Johannesgasse: das ehemalige Winterpalais des Fürsten Eugen von Savoyen-Carignan, das Baderische Haus, die Alte Münze sowie das ehemalige Palais
Kaunitz-Questenberg.
Bauherr war die Burghauptmannschaft, Generalplaner die Architekten Strixner ZT GmbH, viele
der Bauarbeiten erledigte das Hoch- und Tiefbauunternehmen Pittel+Brausewetter.
Stadtpalais Liechtenstein, Wien
In der Bankgasse des 1. Wiener Bezirks besitzt die Familie Liechtenstein ein sogenanntes Stadtpalais. Das Gebäude gilt als erstes bedeutendes hochbarockes Bauwerk im Wiener Stadtgebiet. Der
Bau des Gebäudes begann Ende des 17. Jahrhunderts und dauerte bis 1705. Seither ist es im Besitz
der Familie Liechtenstein.
Nach Evaluierung und Konzeptausarbeitung ab März 2007 erfolgte ab 2009 die erste umfassende
und komplette Generalsanierung des Hauses nach den Planungen des Wiener Architekturbüros
Wehdorn. Das Sanierungsprojekt erlebte mehrere Verzögerungen durch, so der Architekt, falsche
Statikberechnungen und Änderungen in der Gebäudetechnik, so dass die für Dezember 2011 geplante Wiedereröffnung als Liechtenstein-Museum letztendlich erst im Frühjahr 2013 erfolgte und auch nicht mehr als Museum, wie ursprünglich geplant, sondern als historischer Veranstaltungsort mit gelegentlichen Führungen. Die Kosten der Sanierung sollen nach offiziellen Angaben
bei rund 100 Mio. Euro gelegen haben. Als besondere Herausforderung unter Denkmalschutzaspekten bezeichnet Wehdorn einmal die Thonet-Parkettböden, deren Restaurierung Kopp Restauratoren(Wien) übernahm, sowie das erforderliche Nachweben von Seidenstoffen für Wandbespannungen, Vorhänge und Sitzmöbel. Letzterer Auftrag ging an die Wiener Jaquard Brokatmanufaktur.
Bei dem Palais handelt es sich um einen privaten Besitz. Die Bauherren, Fürst Hans Adam II und
Fürstin Marie, beauftragten höchstpersönlich den angesehen Architekten Manfred Wehdorn und
sein Büro mit der Ausarbeitung des Konzepts sowie der Umsetzung. Die Vergabe von Aufträgen an
akademischen Restauratoren und Handwerker erfolgte also durch das Architekturbüro. Praktisch
alle Aufträge gingen an österreichische Firmen. Nach Angaben von Wehdorn arbeiteten im
Durchschnitt 150 Personen täglich auf der Baustelle, zu Spitzenzeiten bis zu 600. Vom Architekturbüro selbst waren 14 Architekten vier Jahre mit der Restaurierung beschäftigt. Dieser hohe Personalaufwand des Architekturbüros ist auch darin begründet, dass die meisten Restaurierungsbetriebe in Österreich nur aus ein oder zwei Personen bestehen. Das Architekturbüro musste also eine
intensive Bauaufsicht und Baukoordination vor Ort leisten. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt bezeichnet der Architekt Manfred Wehdorn in einem Gespräch mit Germany Trade &
Invest als „simpel im positiven Sinn, aufbauend auf gegenseitigem Vertrauen“. Heute dient das
Palais neben seiner Funktion als mietbare Veranstaltungsstätte mit kleinem Museum als Wiener
Stadtwohnung der fürstlichen Familie.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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Denkmalpflege in Österreich
6.2 Laufende und geplante Projekte
Votivkirche, Wien
Die denkmalgerechte Sanierung der Votivkirche in Wien ist das größte aktuelle Vorhaben der Erzdiözese Wien. Die im 19. Jahrhundert gebaute Kirche wurde 1879 eingeweiht und gilt als eines der
bedeutendsten neugotischen Sakralbauwerke der Welt. Mit einer Höhe von 99 m ist sie zudem die
zweithöchste Kirche Wiens und bei Touristen entsprechend beliebt. Bei einer kompletten Bauinspektion 2001 wurde erheblicher Sanierungsbedarf festgestellt, rund 200 Steinteile mussten aus
Sicherheitsgründen sofort entfernt und die Kirche teilweise gesperrt werden.
Die Gesamtkosten der beschlossenen Außensanierung gibt der Leiter des Bauamtes der Erzdiözese
Wien, Architekt und Dipl.-Ing. Harald Gnilsen mit 35 Mio. Euro an. Geplant sind die Generalsanierung der 111 bleiverglasten Fenster, der rostenden Eisenkonstruktion des Dachstuhls, sämtlicher
Fassadenplastiken und -figuren aus Sandstein und der bewitterten Fassadenteile (unter anderem
aus Kalkstein und Krainer Gestein) sowie eine neue Dacheindeckung mit 148.000 Schieferplatten.
Hinzu kommen noch mögliche Aufwendungen für feuchtigkeitsgeschädigte Wandmalereien im
Inneren.
Im September 2014 ist die Votivkirche nach wie vor eine Großbaustelle. Touristen bestaunen die
rund ein Dutzend großformatigen kommerziellen Werbetafeln um die Kirche herum, eine Aktion,
mit der die Erzdiözese hofft, weitere Gelder einzunehmen um die Sanierung voranzutreiben. Die
Stadt Wien hat zwar, so Gnilsen, zugesichert ein Drittel der Kosten zu übernehmen, zahlt aber nur
sehr schleppend und längst nicht mehr die vereinbarte Quote der eingereichten Rechnungsbeträge. Daher ist mit dem Abschluss der Sanierungen laut Bauamt der Erzdiözese frühestens 2023 oder
2024 zu rechnen. Die Vergabe der einzelnen Aufträge erfolgt durch das Bauamt, das das Renovierungskonzept erstellt hat. Die Aufgliederung in sehr viele und oft sehr kleine Teilprojekte ist vor allem der finanziellen Situation der Diözese geschuldet, die ein solch umfangreiches Restaurierungsprojekt nicht in zwei oder drei Jahren abwickeln kann und möchte. Interessierte Unternehmen sollten sich direkt mit dem Bauamt der Erzdiözese in Verbindung setzen. Mehr Informationen
zum Projekt unter www.votivkirche.at .
Bundesparlament, Wien
Als größtes öffentliches Projekt der nächsten Jahre bezeichnet das Bundesdenkmalamt die lang geplante aufwendige Sanierung und Restaurierung der Gebäude des Parlaments. Das Parlament
selbst hat einen Kostendeckel von 352 Mio. Euro beschlossen und einstimmig im Parlamentsgebäudesanierungsgesetz festgeschrieben. Allerdings ist eine Toleranz von plus/minus 20% bereits
einkalkuliert. Für die Übersiedlung und das Ausweichquartier wurden weitere rund 51 Mio. Euro
angesetzt. Mit der Entscheidung für eine „nachhaltige Sanierung“ folgen die Fraktionen den Empfehlungen der Experten und Expertinnen im Sanierungsprojekt.
Bauherr ist die Parlamentsdirektion in Vertretung des Eigentümers, der Republik Österreich. Im
zweistufigen, europaweit ausgeschriebenen Verhandlungsverfahren wurde die in Wien ansässige
Bietergemeinschaft Jabornegg & Pálffy_AXIS im September 2014 mit den Generalplanerleistungen
beauftragt. Konkret handelt es sich um die Architekten Jabornegg & Pálffy sowie das Ingenieurbüro AXIS. Die Entscheidung traf eine international besetzte Auswahlkommission. Der Generalplaner
hat nun ein Jahr Zeit, ein konkretes Projekt auszuarbeiten. Daran werden sich dann die weiteren
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Denkmalpflege in Österreich
Entwurfs- und Detailplanungen sowie die europaweit auszuschreibenden Vergabeverfahren für
die Ausführungsarbeiten anschließen. Geplanter Baustart ist 2017/2018. Saniert wird voraussichtlich drei Jahre. Mehr Informationen unter: www.parlament.gv.at/GEBF/PROJ/
Palais Schwarzenberg, Wien
Das Palais Schwarzenberg am nach ihm benannten Platz im 3. Wiener Bezirk steht im Eigentum
der ursprünglich fränkisch-böhmischen Fürstenfamilie Schwarzenberg beziehungsweise ihrer Familienstiftung. Nachdem vor einigen Jahren bereits ein Nutzungskonzept als Luxushotel dem Bundesdenkmalamt eingereicht wurde, zog sich der arabische Investor zurück und das Vorhaben verstaubte in der Schublade. Nun hat Fürst Schwarzenberg einen neuen Investor gefunden und plant
mit der schweizerischen Badener Casinogesellschaft ein luxuriöses Casino mit Restaurant, kleinem
Boutique-Hotel und teilweise öffentlichem Park. Pressemeldungen sprechen von Umbaukosten in
Höhe von rund 100 Mio. Euro. Das Vorhaben ist dem Bundesdenkmalamt bekannt, nach Angaben
der Casinogesellschaft liegt auch eine Baubewilligung vor.
Nach einem Entscheid des österreichischen Finanzministeriums von Ende Juni 2014 erhielt die
Stadtcasino Baden AG gemeinsam mit ihrem deutschen Partner, der Gauselmann Gruppe, den Zuschlag für ein Casino im Stadtgebiet Wien, genauer: im historischen Stadtschloss des Palais
Schwarzenberg, wo die schweizerisch-deutsche Trägergesellschaft, die sich mehrheitlich im Besitz
der Stadtcasino Baden AG befindet, nun ein Grand Casino nach Schweizer Vorbild bauen und betreiben wird. Allerdings ist kein normales Casino vorgesehen. Der historische Rahmen soll dazu
dienen, ein „Grand Casino zu schaffen, das sich mit international renommierten Spielbanken wie
Monte Carlo oder Baden-Baden messen kann“. Als Eröffnungszeitpunkt ist Ende 2015/2016 im Gespräch. Ende Juli 2014 legte allerdings der Mitbewerber Casino Austria Beschwerde gegen die Vergabe der Glücksspiellizenz an Stadtcasino Baden und Gauselmann ein, so dass es zu Verzögerungen bei diesem größten Spielcasinoprojekt in Österreich kommen dürfte. Als ursprünglicher Eröffnungstermin zirkulierte in der Wiener Presse der 1. Juli 2015. Mehr Informationen: www.grandcasinobaden.ch, Projektverantwortlicher: Hubertus Thonhauser, Chef des deutsch-Schweizer Joint
Ventures Grand Casino Wien.
Schloss Trautmannsdorf, Niederösterreich
Die große Schlossanlage im Biedermeierstil liegt eine halbe Autostunde östlich von Wien und nur
wenige Autominuten vom Wiener Flughafen entfernt. Sie zählt zu den großen klassizistischen
Bauwerken des Landes. Der heutige Komplex beherbergt Bauteile, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, und liegt inmitten eines großen parkartigen Gartens. Das Schloss in seiner heutigen
Gestalt entstand im Wesentlichen zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Es wird derzeit nicht genutzt
und ist in großen Teilen nahe dem Verfall.
Im Auftrag des heutigen Eigentümers, der Wiener Hotelkette Sans Souci Group, fertigte das Büro
Wehdorn Architekten 2013 eine Machbarkeitsstudie und konzipierte den Umbau der Schlossanlage in ein großzügiges 5-Sterne-Hotel. Mehr Informationen: www.schlosstrautmannsdorf.at
(Website in Entstehung), www.sanssouci.at. Ansprechpartner bei Sans Souci Group: Mag. Dipl.-Ing.
Norbert Winkelmayer, E-Mail: [email protected], Telefon: 0043 664 / 80 215 215.
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Denkmalpflege in Österreich
Palais Auersperg, Wien
Für dieses private Vorhaben der Umwandlung eines historischen Barockschlosses in ein Veranstaltungszentrum mit großem Park läuft derzeit die Projektentwicklung durch das Büro Wehdorn
Architekten. Gegenwärtig wird das Palais im 8. Wiener Gemeindebezirk (Josefstadt) bereits als Veranstaltungsort für Bälle und andere Großveranstaltungen genutzt. Das Palais besteht aus elf Sälen
und fasst bis zu 1.000 Personen. Während bei der letzten größeren Renovierung die Prunkräume
unverändert blieben, wurden im Obergeschoß einige Flächen zu Büroräumlichkeiten erschlossen.
Im Jahr 2012 geriet das Palais aufgrund eines Streits um Kreditforderungen der Bank Austria vorübergehend in die Schlagzeilen der Presse; Gerüchte um einen Verkauf bewahrheiteten sich nicht.
Eigentümer ist die Auersperg Real Estate GmbH. Mehr Informationen: www.auersperg.com
AlpBC
Bewährte alpine Baukultur bewahren und weiterentwickeln. Das ist das Ziel des internationalen
Projekts AlpBC, das mit EU-Mitteln gefördert wird. AlpBC kann auf zahlreiche Ergebnisse seines erfolgreichen Vorgängerprojekts AlpHouse (2009 bis 2012, www.alphouse.de) zurückgreifen. Projektpartner ist unter anderem die Handwerkskammer für München und Oberbayern.
Mithilfe moderner Methoden sowie örtlicher, traditioneller Expertise arbeiten Wissenschaftler aus
fünf Alpenländern an Maßnahmen, um die Charakteristik der regionalen Gebäude weiterhin zu
bewahren und diese an die neuen Anforderungen anzupassen und somit gleichzeitig weiterzuentwickeln.
AlpBC legt insbesondere Wert auf eine Raumentwicklungsplanung, welche fünf Planungsebenen
miteinander verbindet (kommunal, interkommunal, regional, national und transnational). Auch
die Berücksichtigung aktueller Herausforderungen wie Energiewende, Klimawandel und demografische Aspekte sind ein wesentliches Anliegen des Projekts. Zudem soll durch eine großflächige
Vernetzung die Idee des Projekts an die entsprechenden beteiligten Akteure herangetragen werden, um diese für das Thema alpenländische Baukultur zu sensibilisieren, Basiswissen zu schaffen
und somit auch die lokale Wirtschaftsinfrastruktur für das Vorhaben zu gewinnen. Mehr Infos:
www.alpbc.eu
7 Adressen
7.1 Österreichische Architekten, die auf Restaurierungen denkmalgeschützter Gebäude
spezialisiert sind
Wehdorn Architekten
Gilt als die Nummer 1 der Branche, Büro mit rund 40 Mitarbeitern unter der Führung von Prof. Dr.
Dipl.-Ing. Manfred Wehdorn und seiner Tochter Dr. Jessica Wehdorn ist eines der wenigen Architekturbüros, das auch größere Projekte mit eigenem Personal stemmen kann, ohne gleich mit anderen Büros zusammenarbeiten zu müssen. Als Spezialität Wehdorns gilt die Kombination von alt
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Denkmalpflege in Österreich
und neu. Der inzwischen über 70jährige Manfred Wehdorn war zudem bis 2010 Professor an der
Technischen Universität Wien für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege.
Größere Projekte: Palais Liechtenstein, Wiener Hofburg, Schloss Schönbrunn, Schloss Hof, Schloss
Wolkersdorf, Benediktinerstift Admont, Benediktinerstift Melk, Hotel Le Meridién (Wien).
Kontakt:
Wehdorn Architekten Ziviltechniker GmbH
Hauptansprechpartner: Herr Architekt Univ. Prof. Dr. Wehdorn
Schlossgasse 20, 1050 Wien
Telefon: 00431 / 544 06 44
E-Mail: [email protected], Internet: www.wehdorn.at
Strixner Architekten
Der Architekt und Dipl.-Ing. Heinrich Strixner und sein Team gelten als die Nummer zwei in der
Restaurierungsbranche, vor allem nach der erfolgreichen Sanierung des Finanzministeriums, die
das Büro Strixner über fünf Jahre als Generalplaner betreute und leitete. Weitere Referenzprojekte:
Landgericht Wien, Bundesministerium für Wirtschaft (Hofumbau, Umbau Büros, Sanierung Treppenhäuser, Cafeteria, Pressesaal, Küche und Speisesaal), Schloss Schönbrunn (Südfassade, Westfassade), Klosterareal Wiener Neudorf
Architekt Strixner ZT GmbH
Atelier: Schlossmühlgasse 49, 2351 Wiener Neudorf
Projektbüro: Himmelpfortgasse 9, 1010 Wien
Tel.: 0043 2236 / 633-59, Fax: -59 15
E-Mail: [email protected], Internet: www.strixner.at
Jabornegg & Pálffy
Ein Wiener Architekturbüro, das auf die internationalen Preise verweist, die mit Restaurierungsprojekten gewonnen wurden: Stift Altenburg, Palais Rothschild - Schoellerbank (Wien), Museum
Judenplatz (Wien). Interessanterweise ist einer der beiden Partner, András Pálffy, selbst Spross eines traditionsreichen österreichisch-ungarischen Adelsgeschlechts, an das unter anderem das
Wiener Palais Pálffy erinnert. Pálffy ist zudem Mitglied im Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung der Stadt Wien. Mit dem Sieg im Wettbewerb für die Restaurierung des Parlaments in
Wien haben die beiden Architekten, die beide auch eine Lehrtätigkeit an der TU Wien ausüben, die
Möglichkeit, in den Olymp der Restaurierungsarchitekten aufzusteigen.
Ansprechpartner: András Pálffy und Christian Jabornegg
Jabornegg & Pálffy Architekten,
Wiedner Hauptstrasse 17/2/5, 1040 Wien
Tel.: 00431 / 505 54-48, Fax: -48 16
E-Mail: [email protected], Internet: www.jabornegg-palffy.at
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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Denkmalpflege in Österreich
Architekten Neumayer ZT GmbH
arbeitet oft im Auftrag der Burghauptmannschaft;
Referenzen: Franziskanerkonvent Wien, Kartause Mauerbach (Generalplanung), TU Wien, Wirtschaftsuniversität Wien, Universität für angewandte Kunst, Maria-Theresienbrunnen (Wien),
Ansprechpartner: Architekt Dipl.-Ing. Helmut Neumayer
Grinzinger Str. 70/6, 1190 Wien
Tel.: 00431 / 318 51 70
E-Mail: [email protected], Internet: www.architekt-neumayer.at
BaukunstConsult
arbeitet sehr oft im Auftrag von Wehdorn Architekten
Referenzen: Festung Hohensalzburg, Krankenhaus Hietzing, Schloss Hof
Ansprechpartner: Architekt Dipl.-Ing. Clemens Standl
Kulmgasse 39/2, 1170 Wien
Tel.: 00431 / 484 07 44
E-Mail: [email protected], Internet: www.baukunstconsult.at
Lindner Architektur ZT GmbH
Referenzen: Wohngebäude und Kirchen in Wien, Burg Forchstein, Schallaburg, Pilgerhaus
Kleinmariazell, Dachausbau Erzdiözese Wien, Hildegard-von-Bingen-Schule (Wiener Neustadt)
Ansprechpartner: Architekt Dipl.-Ing. Gerhard Lindner
Neustiftgasse 6a, 2500 Baden
Tel: 0043 2252 / 80 357-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.lindnerachitektur.at
7.2 Bundesdenkmalamt und die Landeskonservatoren
Bundesdenkmalamt - BDA
Hofburg, Säulenstiege, 1010 Wien
Tel.: 00431 / 53415-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.bda.at
Landeskonservatorat für Burgenland
Ansprechpartner: Peter Adam, Landeskonservator
Hofburg, Säulenstiege, 1010 Wien
Tel.: 00431 / 534 15-160; E-Mail: [email protected] oder [email protected]
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Denkmalpflege in Österreich
Landeskonservatorat für Kärnten
Ansprechpartner: Gorazd Zivkovic, Landeskonservator
Alter Platz 30, 9020 Klagenfurt
Tel.: 0043 463 / 556 30-12
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Niederösterreich
Ansprechpartner: Dr. Hermann Fuchsberger, Landeskonservator
Hoher Markt 11, 3500 Krems
Tel.: 0043 2737 / 777 88-21
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Oberösterreich
Ansprechpartnerin: Dr. Ulrike Knall-Brskovsky, Landeskonservatorin
Rainerstr. 11, 4020 Linz
Tel.: 0043 732 / 66 44 21-11
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Salzburg
Ansprechpartnerin: Eva Hody, Landeskonservatorin
Sigmund-Haffner-Gasse 8/II, 5020 Salzburg
Tel.: 0043 662 / 84 83 45-72
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Steiermark
Ansprechpartner: Dr. Christian Brugger, Landeskonservator
Schubertstr. 73, 8010 Graz
Tel.: 0043 316 / 36 72 56-11
E-Mail: [email protected]
Landeskonservatorat für Tirol
Ansprechpartner: Walter Hauser, Landeskonservator
Burggraben 31, 6020 Innsbruck
Tel.: 0043 512 / 58 29 32-16
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Vorarlberg
Ansprechpartnerin: Barbara Keiler, Landeskonservatorin
Amtsplatz 1, 6900 Bregenz
Tel.: 0043 5574 / 421 01-15
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
Landeskonservatorat für Wien
Ansprechpartner: Dr. Friedrich Dahm, Landeskonservator
Hofburg, Säulenstiege, 1010 Wien
Tel.: 00431 / 534 15-180
E-Mail: [email protected] oder [email protected]
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Denkmalpflege in Österreich
7.3 Relevante kirchliche Einrichtungen
Bauamt der Erzdiözese Wien
Ansprechpartner: Architekt Dipl.-Ing. Harald Gnilsen, Leiter des Bauamts
Wollzeile 2/3/311, 1010 Wien
Tel.: 0043 1/ 515 52-32 02, Fax: -32 11
E-Mail: [email protected], Internet: www.erzdioezese-wien.at/bauamt
Bauamt der Erzdiözese Salzburg
Ansprechpartner: Architekt Dipl.-Ing. Erich Rieger, Bauamtsleiter
Kapitelplatz 2, 5010 Salzburg
Tel.: 0043 662 / 80 47-30 30, Fax: -30 39
E-Mail: [email protected], Internet: www.kirchen.net/finanzkammer
(dort: Abteilungen, Bauamt)
Bauamt der Diözese Feldkirch
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Herbert Berchtold, Leiter
Bahnhofstr. 13, 6800 Feldkirch
Tel.: 0043 55 22 / 34 85-300, Fax: -5
E-Mail: [email protected] oder [email protected],
Internet: www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/ordinariat/standorte/bauamt
Bischöfliches Bauamt der Diözese Innsbruck
Ansprechpartner: Klaus Lechner, Abteilungsleiter
Riedgasse 9-11, 6020 Innsbruck
Tel.: 0043 512 / 22 30-37 01, Fax: 37 99
E-Mail: [email protected] oder [email protected], Internet: www.dibk.at
Bauamt der Diözese Linz
Ansprechpartner: Wolfgang Schaffer, Referatsleiter
Hafnerstraße 18, 4021 Linz
Tel.: 0043 732/79800 - 1450, Fax: - 1438
E-Mail: [email protected], Internet: www.dioezese-linz.at/bau
Bauamt der Diözese St. Pölten
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Wolfgang Pfoser, Direktor
Domplatz 1, 3100 St. Pölten
Tel.: 0043 27 42 / 32 45 00
E-Mail: [email protected], Internet: www.dsp.at/einrichtungen/bauamt/kontakt/team
Referat für die Kulturgüter der Orden in Österreich
http://kulturgueter.kath-orden.at/frontpage
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Denkmalpflege in Österreich
7.4 Aus- und Weiterbildungsstätten für Handwerker
in Österreich
Kartause Mauerbach
Informations- und Weiterbildungszentrums des Bundesdenkmalamtes
Ansprechpartnerin: Astrid Huber-Reichl, Abteilungsleiterin
Kartäuserplatz 2, 3001 Mauerbach
Tel.: 00431/979 88 08 -100, Fax: -90
E-Mail: [email protected], Internet: www.bda.at/organisation/1439
in Deutschland (Auswahl)
Akademie Schloss Raesfeld e. V.
Europäisches Zentrum für Unternehmensführung, Sachverständige und Denkmalpflege,
Fortbildung zum geprüften Restaurator im Handwerk.
Freiheit 25-27, 46348 Raesfeld
Tel.: 02865 / 60 84-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.akademie-des-handwerks.de
Europäisches Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
Fortbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer in der Denkmalpflege, Restaurator im Steinmetzund Steinbildhauerhandwerk
Marktredwitzer Str. 60, 95632 Wunsiedel
Tel.: 09232 / 10 38
E-Mail: [email protected], Internet: http://efbz.de
Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege e. V. Schloss Trebsen
Fortbildung zum geprüften Restaurator im Handwerk/Fachhandwerker für Denkmalpflege
Thomas-Müntzer-Gasse 4c, 04687 Trebsen
Tel.: 034383 / 923 44
E-Mail: [email protected], Internet: www.denkmalpflege-trebsen.de
Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege e.V.
Fortbildung zum geprüften Restaurator im Handwerk
Gottfried.Kiesow-Platz 1, 02826 Görlitz
Tel.: 03581 / 40 74 23
E-Mail: [email protected], Internet: www.denkmalzentrum.de
Propstei Johannesberg gGmbH, Fortbildung in Denkmalpflege und Altbauerneuerung,
Fortbildung zum geprüften Restaurator im Handwerk
Probsteischloss 2, 36041 Fulda
Tel.: 0661 / 94 18 13-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.probstein-johannesberg.de
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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Denkmalpflege in Österreich
Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege der Handwerkskammer Koblenz im Berufsbildungszentrum Herrstein
Fortbildung zum geprüften Restaurator im Handwerk
Hauptstr. 71, 55756 Herrstein
Tel.: 06785 / 97 31-0
E-Mail: [email protected]
7.5 Informationsstellen
Die Außenwirtschaftsberater Ihrer örtlichen Handwerkskammer
Die speziellen internationalen Beratungseinrichtungen des Handwerks in einzelnen Bundesländern, zum Beispiel in den beiden an Österreich grenzenden Bundesländern:
BHI - Bayern Handwerk International
Sulzbacher Str. 11-15, 90489 Nürnberg
Tel.: 0911 / 58 68 56-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.bh-international.de
Handwerk International Baden-Württemberg
Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart
Tel.: 0711 / 165 74 44
E-Mail: [email protected], Internet: www.handwerk-international.de
Germany Trade & Invest
Die Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland
Villemombler Str. 76, 53123 Bonn
Tel.: 0228 / 249 93-0
E-Mail: [email protected], Internet: www.gtai.de
Deutsche Handelskammer in Österreich
Schwarzenbergplatz 5 Top 3/1, 1030 Wien
Tel.: 00431 / 545 14 17-0
E-Mail: [email protected], Internet: http://oesterreich.ahk.de
Informationen der österreichischen UNESCO-Kommission zu Österreichs Welterbe-Objekten,
www.unesco.at/kultur/oe_welterbe.htm
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Denkmalpflege in Österreich
Kontakt
Impressum
Herausgeber:
Germany Trade and Invest
Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
Tel.: +49 (0)228/24993-0
Fax: +49 (0)228/24993-212
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gtai.de
Hauptsitz der Gesellschaft:
Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Geschäftsführung:
Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer
Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer
Autor: Axel Simer, Bonn
Redaktion: Ingeborg Kozel, Dr. Elfi Schreiber, Tel.: 0228/24993-273, E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner: Roland Lorenz, Tel.: 0228/24993-382, E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: September 2014
Bestell-Nr.: 19382
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