Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz

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Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz
Ausgabe Mai
Nr. 2 / 2013
SYNAPSE
Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz
SYNAPSE Spezial: Personalentwicklung
Spatenstich Zentrum für Psychiatrie Cham
Transkranielle Magnetstimulation: Strom gegen Depression
2
Synapse Mai
Inhalt
3
Synapse Mai
Editorial
Editorial: Chefsache
Bezirk
4
Optimale Arbeitsbedingungen für die Museumshandwerker
5
Bildender Künstler erstmals mit der Bezirksmedaille ausgezeichnet
6
Erfolgreiche Bilanz im Bezirk Oberpfalz
medbo
7
Die Netzwerkerin
8
Werkstätten für psychisch erkrankte beziehungsweise
behinderte Menschen
10
Arbeitsplatz Psychiatrie
12
Auf’s Dach steigen
14
Die Two-Men-Show
16
Neue Adresse der KJP Amberg
SPEZIAL: Personalentwicklung
17
Menschen bei medbo
18
Aufeinander achten
19Sommerkinder
20
Keine Einbahnstraße
21
Management in Gesundheitsberufen
22In Führung gehen
24
Teilnehmer FKEP 2013/14: High Potentials
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Fort- und Weiterbildung im Gesundheitswesen
27
Das wichtigste im Leben unter einem Hut
28
Personalentwicklung hat viele Gesichter: Pflegepädagogik
30
Akademisierung der Pflegeberufe
32
Teamentwicklung in der Praxis
Psychiatrie
34
Patienten-Fasching in Wöllershof!
35
Vorreiter in der Versorgung von Suchtpatienten
36
Den Mann im Ohr leiser drehen
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Transkranielle Magnetstimulation: Strom gegen Depression
40
Modellregion nördliche Oberpfalz
Neurologie
42
Schlaganfall – vorbeugen und behandeln
KJP
44
Erwachsenenspielzeug in Kinderhänden
Forensik
45
Bewegende Momente
Bildung
46
Patientenorientierung und Service am Kunden – ein Widerspruch?
48
Qualität in der Bildung
49IBP-Veranstaltungen
51
Existenzgründung hautnah
52
Bonjour, Paris!
52
medbo-logisch! Kreuzworträtsel
54
Veranstaltungen / Personalia
54
Dienstjubiläen
U3Impressum
Der SYNAPSE-Titel zeigt die Lichtkuppel der Klinik für Neurologische
Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg
Chefsache
V
or einigen Wochen fand der alljährliche gesundheitspolitische
Kongress der Bayerischen Bezirke
in Kloster Irsee statt. Er stand unter
dem Motto „Arbeitsplatz Psychiatrie“. Ein spannendes Thema –
hochkomplex noch dazu: Es ging
um die besonderen Anforderungen,
die die Mitarbeiter in Pflege, Therapie und natürlich Medizin im Umgang mit Patienten stemmen müssen. Es ging um die Fragen von
Zwangsbehandlung, der Überalterung der Gesellschaft (und damit
den älter werdenden Patienten und
Mitarbeitern!) und der Entwicklung
der psychiatrischen Welt aus Sicht
von Philosophie und Verfassungsrecht. Und es ging um Strömungen
aus serviceorientierten Berufswelten und um Ideen und Ratschläge
aus der Welt der Un­
ter­
nehmens­
beratungen.
Aber einen der spannendsten Bereiche durfte die medbo thematisieren: Wie begegnen wir Klinikbetreiber aktuell und auf lange
Sicht den vielfältigen Herausforderungen eines gewandelten Arbeitsmarktes auf der einen Seite, den
demografischen
Veränderungen
unserer Gesellschaft auf der anderen, und den rasant wachsenden
Patientenzahlen gerade in der Psychiatrie on top. Kurz: Wie halten wir
unseren Versorgungsauftrag auf
Dauer hoch und dabei den Arbeitsplatz Psychiatrie attraktiv?
Eines ist gewiss: Die medbo
beschäftigt sich nicht erst seit gestern mit dieser Frage. Und diese
Frage ist absolute Chefsache. Vor
etwa drei Jahren gab die medbo-Ge-
schäftsleitung mit der Einführung
eines groß angelegten Demografie-Projektes die Initialzündung zu
einer ganzen Reihe von Projekten.
Seitdem beschäftigt uns die „Generation Y“ genauso wie die sinkende
Zahl der Auszubildenden in Pflegeberufen, die Weiterentwicklung unseres hauseigenen Fort- und Weiterbildungskatalogs ebenso wie die
Frage der gezielten Führungskräfteentwicklung. Gerade erst haben
wir die Projekte „Gesundheitsmanagement“ und „Beruf und Familie“
ins Leben gerufen.
Und da wir beim Aufzählen
unserer Projekte, Initiativen und
Ansätze noch lange nicht fertig
sind, haben wir beschlossen, Ihnen
in dieser SYNAPSE-Ausgabe einen größeren Überblick über unsere Aktivitäten in Sachen Personalentwicklung zu geben.
Kurt Häupl,
medbo Geschäftsführer
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4
SYNAPSE Mai
Bezirk
SYNAPSE Mai
Bezirk
Bildender Künstler erstmals mit der
Bezirksmedaille ausgezeichnet
Günter Bonack
Freilandmuseum Neusath-Perschen:
Optimale Arbeitsbedingungen
für die Museumshandwerker
Martina Hirmer
Seit Ende März gibt es eine weitere Großbaustelle im Oberpfälzer
Freilandmuseum Neusath-Perschen: Nach dem neuen Zentraldepot, das im August letzten Jahres eröffnet wurde, bat Bezirkstagspräsident Franz Löffler nun
zum Spatenstich für einen neuen
Bauhof und einer Handwerkerhalle. „Seit der Eröffnung vor 27
Jahren wurde nicht mehr so viel
ins Museum gesteckt und gebaut
wie in den letzten drei Jahren“,
hob Löffler hervor.
1
,36 Millionen Euro sollen die beiden Neubauten kosten. Mit ihnen
werden zum einen die Arbeitsbedingungen für die Museumshandwerker verbessert und gleichzeitig die
Betriebsabläufe optimiert.
Während im Bauhof Geräte
und Fahrzeuge sowie zeitgemäße
Sanitärräume für die Museumshandwerker entstehen, werden in
der Handwerkerhalle die Zimmerer
und Maurer ihre Arbeiten verrichten. Großer Pluspunkt des neuen
Standorts im Museumsgelände:
Be­
sucher und Spezialisten der
Denkmalpflege können unmittelbar
die Arbeiten verfolgen und miterleben, wie beispielsweise Dachrinnen aus Holz hergestellt werden.
„Das Wissen unserer Mitarbeiter ist mittlerweile eine bedeutende Quelle für historische Handwerkstechniken. Sie sind zu gefragten Spezialisten geworden“, betonte
Bezirkstagspräsident Löffler. So ist
auch angedacht, dass die Museumshandwerker ihre „alten“ Fertigkeiten
an Berufsschüler und interessierte
Handwerksbetriebe weitergeben.
Bezirkstagspräsident Löffler
hob die Synergien hervor, die durch
die Neubauten entstehen: Fahrzeuge, Maschinen und Geräte können effektiver eingesetzt werden,
die Wege werden kürzer, da die Arbeiter näher an ihren Arbeitsobjekten, den Gebäuden des Museums,
sind. „Mit diesen Baumaßnahmen
beweist der Bezirk, dass er zu seinem Museum steht. Hier wird Geschichte erlebbar gemacht, und
davon profitieren die Besucher“, ist
sich Löffler sicher.
Schwandorfs Landrat und
Bezirksrat Volker Liedtke hatte zur
Freude des Bauherrn die Baugenehmigung mit zum Spatenstich
gebracht. So war die Gefahr eines
„Schwarzbaus“ gebannt.
„Sie haben sich als Künstler einen Namen gemacht, der weit
über die Oberpfalz hinaus einen
guten Klang hat“, mit diesen Worten überreichte im März Bezirkstagspräsident Franz Löffler im
feierlichen Rahmen der Regensburger Weinschenkvilla dem Kallmünzer Künstler Ludwig Bäuml
die Bezirksmedaille. Löffler beschrieb Bäuml als einen Künstler,
der mit seinem Denken und
Schaffen tief in der Oberpfalz verwurzelt ist.
A
ufgewachsen in Waldthurn an
der Grenze zu Böhmen finden
die Erlebnisse und Erfahrungen der
ländlichen Lebenswelt immer wieder Eingang in Bäumls Werk. In seiner Collage „Blüte“ arbeitet er mit
scheinbar wertlosen Alltagsmaterialien wie Draht, Obstkistenholz oder
weggeworfenen Gegenständen wie
einem alten Lampenschirm und
schafft so Kompositionen, die das
Spannungsverhältnis Mensch und
Natur auf unterschiedlichste Art zum
Thema machen.
Nach seiner Ausbildung im
Brotberuf „Kirchenmaler“ arbeitet
Bäuml seit 1983 als frei schaffender
Künstler, Ausstellungen im In- und
Ausland folgten. Besondere Verdienste als Träger der Bezirksmedaille hat sich Bäuml in seinem
langjährigen Engagement für die
Oberpfälzer Kunstszene erworben.
Seit mehr als zwölf Jahren setzt er
sich als Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz mit Rat und Tat für
die Entwicklung seiner Oberpfälzer
Künstlerkollegen ein.
Bäuml ist auch als Ausstellungskurator tätig, außerdem kommen sein künstlerischer Sachverstand und sein fundiertes Urteilsvermögen bei zahlreichen Wettbe-
werben als Jurymitglied zum Ausdruck. Auch bei der Auswahl zum
Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz ist
er immer wieder bei künstlerischen
Themen in der Jury tätig.
„Sie engagieren sich bei allen
diesen Aufgaben immer für Andere
und nutzen Ihre Position niemals
zum eigenen Vorteil aus“, sagte Präsident Löffler und stellte fest: „Diese
Haltung macht Sie zu einem hochverdienten Träger der Bezirksmedaille.“ Der bereits mit zahlreichen
Preisen bedachte Künstler nahm die
Auszeichnung mit Bescheidenheit
entgegen und zitierte als Dank eines
seiner Gedichte in Oberpfälzer
Mundart: „Eigentlich wollt’ ich nur
Band’n-Chef wern in Waldthurn...“
Bäuml ist der erste Träger
der Bezirksmedaille aus dem Be-
reich der bildenden Künste. Bezirkstagspräsident Franz Löffler wies
deshalb darauf hin, dass Kunst und
Kultur in all seinen Darstellungsformen maßgeblich zur Oberpfälzer
Identität beitragen.
Die Bezirksmedaille wird seit
1977 in unregelmäßigen Abständen
vergeben. Die ausgezeichneten
Persönlichkeiten kommen aus allen
gesellschaftlichen Bereichen. Die
Preisträger werden vom Bezirkstag
der Oberpfalz bestimmt, die Anzahl
darf 50 lebende Personen nicht
übersteigen. Zu den bekanntesten
Trägern gehören Georg Ratzinger,
Apostolischer Protonotar und ehemaliger Leiter der Regensburger
Domspatzen, Bezirkstagspräsident
a. D. Rupert Schmid sowie Prof. Dr.
Helmut Altner, ehemaliger Rektor
der Universität Regensburg.
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SYNAPSE Mai
Bezirk
Erfolgreiche
Bilanz
im Bezirk
Oberpfalz
Franz Löffler,
Bezirkstagspräsident Oberpfalz
Die Bürgerinnen und Bürger stimmen im September dieses Jahres
nicht nur über die Mitglieder des
Bayerischen Landtags, sondern
gleichzeitig über die zukünftige Zu­
sammensetzung der sieben bayerischen Bezirkstage ab, so auch des
Bezirkstags der Oberpfalz.
3 Fragen an … Anna Magin, Psychiatriekoordinatorin
des Bezirks Oberpfalz:
Die Netzwerkerin
Renate Neuhierl
E
s gilt in der verbleibenden Zeit bis
zur Bezirkswahl, verstärkt auf die
Leistungen der Bezirke hinzuweisen
und den Wählerinnen und Wählern
deutlich zu machen, welch vielfältige
und differenzierte Aufgaben im Sozial-, Gesundheits- und Kulturbereich
die dritte kommunale Ebene erfüllt.
Dies gelingt unter anderem mit der
Darstellung dessen, was in den vergangenen fünf Jahren für die Oberpfalz erreicht wurde. Ich denke hier in
erster Linie an Projekte und Maßnahmen im Rahmen der Inklusion. Die
UN-Behindertenrechtskonvention
hat einen Stein ins Rollen gebracht,
der für Menschen mit Behinderung
und für unsere gesamte Gesellschaft
ein großer Fortschritt ist.
Der Bezirk Oberpfalz unternahm in den zurückliegenden Jahren
unterschiedliche Anstrengungen, inklusives Handeln voran zu bringen:
Ob Frühförderung von behinderten
und von Behinderung bedrohten
Kindern, der Ausbau integrativer Kindertageseinrichtungen, der Besuch
behinderter Kinder von Regel- und
Förderschulen mit Hilfe von Schul­
begleitern, Außenarbeitsplätze von
Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Integrationsfirmen und Zuverdienstplätze für psychisch behinderte Menschen oder das persönliche Budget und neue, ambulante
Wohnformen für Erwachsene mit Be­
hinderung – all diese Bereiche wurden in den letzten Jahren gefördert
und ausgebaut, um dem Ziel der
selbstbestimmten und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft näher zu kommen.
???
SYNAPSE Mai
medbo
Verstärkter Anstrengung bedarf in den nächsten Jahren insbesondere die Qualifizierung geeigneter
Werkstattbesucher, um sie zu befähigen, auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein. Ergebnisse eines ersten
Modellprojekts in der Oberpfalz fließen in ein Nachfolgeprogramm ein
mit dem Ziel, mehr Menschen mit
Handicap in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu integrieren. Der Bezirk
Oberpfalz finanziert in zwölf Fällen
die so genannte „Psychiatrische Familienpflege“, also das betreute Wohnen in Familien für Menschen mit einer seelischen Behinderung. Auch
hier wäre eine Ausweitung des Angebots wünschenswert.
Für Verbesserung in der Versorgung psychisch kranker Menschen hat der Bezirk Oberpfalz in
den letzten Jahren mit Neubauten im
medizinischen Bereich gesorgt.
Während in Regensburg ein modernes Gebäude für die Bereiche Psychiatrie und Psychotherapie entstanden ist, ist der Standort Wöllershof in
der nördlichen Oberpfalz mit einem
neuen zentralen Klinikgebäude aufgewertet worden. Besonders hervorheben möchte ich den Ausbau der
wohnortnahen psychiatrischen Versorgung, gerade im Bereich der Kin-
der- und Jugendpsychiatrie. Neben
Weiden und Cham verfügt nun auch
Amberg über ein entsprechendes
Angebot, so dass Fahrten nach Regensburg sowie lange Wartezeiten
der jungen Patienten verringert werden konnten. Am Standort Cham
wird zudem die Erwachsenenpsychiatrie erweitert.
2013 feiert die Kinder- und
Jugendpsychiatrie in Regensburg ihr
20-jähriges Bestehen. Da passt es
gut, dass hier ein eigener Lehrstuhl
entstehen wird, dessen Umsetzung
der Bezirk Oberpfalz gerne mit unterstützt – zum Nutzen der Patienten
und der Wissenschaft. Daneben laufen die ersten Arbeiten für die erste
Jugendforensik in Bayern, die am
Bezirksklinikum Regensburg angesiedelt wird – eine Aufgabe, in der
sich die medbo in den nächsten Jahren beweisen wird.
Und schließlich zählt das
Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen mit den zahlreichen
Aktionstagen, Kursen und Angeboten für Groß und Klein weiterhin zu
den beliebtesten Museen in der
Oberpfalz, das mit einem neuen, besucherorientierten Zentraldepot noch
an Attraktivität gewonnen hat.
Das deutsche Sozialsystem ist
durch eine besonders starke
Zergliederung gekennzeichnet.
So gibt es nicht nur 12 Sozialgesetzbücher, sondern auch eine
Vielzahl von Leistungsträgern,
Leistungserbringern und Angeboten. Das kann für den betroffenen Menschen die Suche nach
der zuständigen Organisation
sehr erschweren. Problematisch
ist das vor allem für kranke und
behinderte Menschen mit komplexem Hilfebedarf – wie bei vielen psychiatrischen Patienten
der Fall. Hier kommt Anna Magin
ins Spiel als eine derjenigen
Funktionen, die sozusagen den
Überblick über die Vielfalt der
Angebote und Leistungserbringer in der Oberpfalz behalten
sollen.
Synapse: Warum hat der Bezirk
Oberpfalz eine Psychiatriekoordinatorin?
Magin: Bei der Behandlung und
Versorgung psychisch kranker
Menschen sind die bayerischen
Bezirke sowohl wichtiger Leistungsträger als auch, in der Oberpfalz mittels medbo, Leistungserbringer. Alle Bezirke sehen es als
eine ihrer Aufgaben an, einen Beitrag zur Verbesserung der Zusammenarbeit über die Sektoren- und
Leistungsträgergrenzen hinweg zu
leisten und die diesbezüglichen Bemühungen aller Träger durch die
Schaffung von Psychiatriekoordinatoren-Stellen zu unterstützen. In
der Oberpfalz gibt es die Besonderheit, dass diese Stelle gemeinsam von Bezirk und der medbo getragen wird, was bereits bei der
Trägerschaft die Bedeutung des
Zusammenwirkens von medizinischer Behandlung und sogenanntem komplementären Bereich verdeutlicht.
Synapse: Was macht eine Psychiatriekoordinatorin?
Magin: Im Grunde habe ich folgende Hauptaufgaben: die Entwicklung eines Psychiatrie- und Suchthilfekonzeptes des Bezirks in Zusammenarbeit mit den regionalen
Steuerungsverbünden. Dann die
Führung der Geschäftsstelle des
Planungs- und Koordinierungsausschusses. Drittens, die Vernetzung
der komplementären Versorgungsstrukturen untereinander und mit
den Versorgungsangeboten der
medbo. Nicht zuletzt: die fachspezifische Qualitätssicherung der
psychiatrischen Versorgung und
die daraus resultierenden Qualitätsprüfungen der Einrichtungen
und Dienste, bei denen der Bezirk
Kostenträger ist (u.a. durch Zielvereinbarungsgespräche mit den
Sozialpsychiatrischen
Diensten
und den bezirksgeförderten Beratungsstellen für suchtkranke Menschen)
Synapse: Wie wird man Psychiatriekoordinatorin? Was muss man
an Wissen und Fähigkeiten
dafür mitbringen?
Magin: In der Ausschreibung war
nach einem Psychologen/Psychologin gesucht. Voraussetzung sind
gute Kenntnisse der Sozialgesetze,
Vertrautheit mit den Oberpfälzer Versorgungsstrukturen im Bereich Psychiatrie und Qualtitäts-ManagementKenntnisse. Hilfreich sind Einfühlungsvermögen, aber auch Standfestigkeit und Beharrlichkeit, Freude
am (selbstständigen) Arbeiten mit
Menschen und Organisationen. Unabdingbar ist eine gehörige Portion
Optimismus! Belohnt werde ich mit
einer sehr spannenden und abwechslungsreichen Tätigkeit, der
Ge­
legenheit mit sehr engagierten
Menschen zusammen zu arbeiten
und mich mit unterschiedlichsten
Themen beschäftigen zu dürfen.
Synapse: Vielen Dank für das
Gespräch, Frau Magin!
Anna Magin
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SYNAPSE Mai
medbo
Netzwerkpartner stellen sich vor:
Werkstätten für psychisch erkrankte
beziehungsweise behinderte Menschen
Anna Magin, Helmut Endl
Für viele schwer psychisch erkrankte Menschen sind Werkstätten für behinderte Menschen
(WfbM) eine Möglichkeit, trotz Einschränkungen auf angepasste Weise am Arbeitsleben teilzunehmen
und sich dort Anerkennung, Tagestruktur, Herausforderung und einen Lohn zu erarbeiten. All dies
sind Faktoren, die eine Gesundung
beziehungsweise
Stabilisierung
unterstützen. Daher ist die gute Zusammenarbeit der medbo mit den
Werkstätten selbstverständlich ge­
lebte Praxis.
W
erkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sind Einrichtungen zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben und zur Eingliederung in das Arbeitsleben. (§
136 Absatz 1 SGB IX). Menschen
mit Behinderungen, auch mit psychischen Erkrankungen beziehungsweise seelischen Behinderungen,
die aktuell wegen Art oder Schwere
der Behinderung nicht, noch nicht
oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt
werden können und ein Mindestmaß
an verwertbarer Arbeit leisten können, haben einen Rechtsanspruch
auf einen Werkstattplatz.
Die WfbM hat diesen Mitarbeitern
• eine angemessene berufliche
Bildung und eine Beschäftigung
zu einem ihrer Leistung angemessenen Arbeitsentgelt aus dem
Arbeitsergebnis anzubieten und
• zu ermöglichen, ihre Leistungsoder Erwerbsfähigkeit zu erhalten,
zu entwickeln, zu erhöhen oder
wiederzugewinnen und
• dabei ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
• Die WfbM soll darüber hinaus den
Übergang von Werkstattbeschäftigten auf den allgemeinen
Arbeitsmarkt fördern. Diese
Option soll immer wieder geprüft
und gezielte Unterstützung in
diese Richtung geleistet werden
(ausgelagerter Werkstattplatz oder
regulärer Arbeitsplatz auf dem
allgemeinen Arbeitsmarkt).
In der Oberpfalz gibt es acht
speziell auf die Bedürfnisse psychisch erkrankter Menschen ausgerichtete (Teil-) Werkstätten mit insgesamt ca. 500 Plätzen. Diese passen
ihre Angebote der Zielgruppe an: Die
möglicherweise herabgesetzte Ausdauer und Belastbarkeit und eine
häufig gegebene Diskontinuität der
Leistungsfähigkeit erfordert eine flexible, kurzfristige und unbürokratische Anpassung von Arbeitszeit und
gegebenenfalls Arbeitsplatz. Die Arbeitsangebote bieten hinsichtlich der
Arbeitsfelder, des fachlichen Anforderungsprofils und der Verantwortung ein möglichst breites Spektrum,
so dass den unterschiedlichen beruflichen Vorerfahrungen und Leistungsfähigkeiten der Mitarbeiter entsprochen werden kann. Eine psychiatrische Qualifizierung des Personals ist sicherzustellen.
derzeit ist dies der Ärztliche Leiter der
Psychiatrischen Institutsambulanz,
PD Dr. Berthold Langguth. Die retex
werkstatt berücksichtigt, dass eine
Vollzeitbeschäftigung von ca. 35-40
Std. für einen großen Teil der Menschen mit chronischen psychischen
Erkrankungen eine erhebliche Überforderung darstellt und bietet daher
im Arbeitsbereich flexible Arbeitszeitmodelle an. Die Standorte der retex
werkstatt sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, sodass
flexible Arbeitszeiten nicht an der Verkehrsanbindung scheitern.
Die 3 Teilbereiche einer Werkstatt
für behinderte Menschen
Am Beispiel der retex werkstatt GmbH in Regensburg soll das
Angebot der Werkstätten für psychisch erkrankte Menschen detaillierter dargestellt werden:
Das Eingangsverfahren umfasst die
ersten ein bis drei Monate nach Aufnahme in die WfbM. Hier gilt es festzustellen, ob die Werkstatt die passende Einrichtung für die Teilhabe
des behinderten Menschen am Arbeitsleben ist. Es wird der erste Eingliederungsplan, mit den Zielen für
den weiteren Rehabilitationsverlauf,
erstellt.
Die gute Zusammenarbeit der
medbo mit den Werkstätten zeigt sich
auch darin, dass traditionell ein Vertreter der medbo ehrenamtlich im Vorstand des Vereins retex vertreten ist,
Der sich anschließende Berufsbildungsbereich dauert in der Regel 24 Monate. Er dient der Entwicklung, Erhaltung bzw. Wiedergewinnung der beruflichen Leistungsfähig-
• Amberg-Sulzbach: WIRO, Zweigwerkstatt für psychisch behinderte
Menschen der Jura-Werkstätten, www.jura-werkstaetten.de
• Landkreis Amberg-Sulzbach, Auerbach: Michelfelder Werkstätten,
Regens-Wagner-Stiftung Michelfeld, www.regens-wagner-michelfeld.de
• Cham: ZiP, Zweigwerkstatt für psychisch behinderte Menschen
der Behindertenwerkstätten Oberpfalz Betreuungs-GmbH,
www.wfb-cham.de
• Landkreis Cham, Reichenbach: Johann von Gott-Werkstätte,
Barmherzige Brüder gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH
Regensburg, www.barmherzige-reichenbach.de
• Neumarkt: FOKOS, Zweigwerkstatt für psychisch behinderte
Menschen der Jura-Werkstätten gemeinnützige GmbH,
www.jura-werkstaetten.com
• Regensburg: retex-werkstatt für psychisch behinderte Menschen,
www.retex.info
• Schwandorf: Kleeblatt Werkstatt, Zweigwerkstatt für
psychisch behinderte Menschen der Naab-Werkstätten gGmbH,
www.lebenshilfe-schwandorf.de
• Weiden: Regenbogen-Werkstatt für psychisch behinderte Menschen
der HPZ-Werkstätten GmbH Irchenrieth, www.hpz-irchenrieth.de
keit, sowie der Verbesserung der
persönlichen und sozialen Fähigkeiten. Der Berufsbildungsbereich kann
innerhalb der Räumlichkeiten der
WfbM oder aber auch (zumindest
zeitweise) in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes stattfinden. Die
Betreuung erfolgt auch dort durch
Mitarbeiter der WfbM.
Das Eingangsverfahren und
der Berufsbildungsbereich werden
von den jeweils zuständigen Kostenträgern, in der Regel Deutsche Rentenversicherung beziehungsweise
Agentur für Arbeit finanziert. Die Teilnehmer erhalten ein Ausbildungsoder Übergangsgeld. Wenn der
Berufsbildungs­bereich abgeschlossen und eine (Re)Integration auf den
allgemeinen Arbeitsmarkt auf Grund
der Schwere der Erkrankung (noch)
nicht möglich ist, wechseln die Mitarbeiter in den Arbeitsbereich der retex
werkstatt. Hier besteht die Möglichkeit in einem Tätigkeitsbereich zu arbeiten, der den individuellen Neigungen der Mitarbeiter entspricht.
Die retex werkstatt bietet folgende
Tätigkeitsbereiche an:
• Großküche und Catering
• Metallbearbeitung
• Montage von Produkten für die
Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Medizintechnik
• Näharbeiten für den
Medizinbereich
• Elektronikfertigung
• Papier- und Verpackungs­arbeiten
• Büroservice
• Verpackungsarbeiten in
einem Betrieb des allgemeinen
Arbeitsmarkts
Die Anleitung und Betreuung
in der retex werkstatt erfolgt durch
Fachkräfte, das heißt die Arbeitsanleiter verfügen in der Regel über eine
handwerkliche Grundausbildung und
eine sonderpädagogische Zusatzausbildung oder sind Arbeitserzieher oder
Ergotherapeut. Die psychosoziale
Be­treuung erfolgt durch Dipl. Sozialpädagogen und Dipl. Psychologen.
Die Kosten des Arbeitsbereiches werden vom überörtlichen Sozialhilfeträger, in der Regel dem Bezirk
Oberpfalz, übernommen. Die Mitarbeiter im Arbeitsbereich erhalten einen Lohn gemäß dem Lohnsystem
der retex werkstatt; es werden zudem Rentenversicherungsbeiträge
entsprechend einem Verdienst von
monatlich ca. €2150 entrichtet.
Anna Magin ist Psychiatriekoordinatorin des Bezirks Oberpfalz, Helmut
Endl ist retex-Geschätsführer
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medbo
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SYNAPSE Mai
medbo
Kurt Häupl
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medbo
Norbert Hartl
Christine Denk
Kongress der Bayerischen Bezirke 2013:
Arbeitsplatz Psychiatrie
Susanna Pröbstl
Zu Jahresbeginn trafen sich Krankenhaus-Führungskräfte, Vertreter der Sozialhilfeträger, Krankenkassen und Verwaltungen, Politiker und Journalisten zum gesundheitspolitischen Kongress
der bayerischen Bezirke im Bildungswerk Kloster Irsee. In diesem Jahr ging es um die Herausforderungen an den Arbeitsplatz
Psychiatrie. Stichworte waren unter anderem Leistungsverdichtung, Fachkräftemangel, neue Arbeitsfelder.
D
er Bezirk Oberpfalz und die medbo waren dieses Jahr gleich
mehrfach als Referenten vertreten:
Bezirkstags-Vizepräsident Norbert
Hartl begrüßte die Anwesenden –
auch in seiner Rolle als Zweiter Vizepräsident des Verbandes der bayerischen Bezirke. Kurt Häupl, Geschäftsführer der medbo, moderierte
den Themenblock „Fachkräftemangel“. Und Christine Denk, Stellvertretende Leiterin des medbo Instituts für
Bildung und Personalentwicklung,
erläuterte Hintergründe zum Thema
„Mitarbeiter finden und binden“, gab
Denkanstöße und präsentierte Ideen
und Strategien der medbo.
Mitarbeiter finden & binden
bei der medbo
Denk zitierte Zahlen des statistischen Bundesamtes, wonach es bis
2019 etwa 37.400 Ärzte zu wenig
geben wird. In der Pflege werden
bis zum Jahr 2025 voraussichtlich
rund 112.000 Mitarbeiter in Vollzeit
fehlen. Vor allem ländliche und kleinere Krankenhäuser bis 300 Betten, aber gerade auch Psychiatrien
stünde ein gravierender Personalengpass bevor.
Umfangreiche Aus-, Fort- und
Weiterbildungen für alle Berufsgruppen, Führungskräfte-Schulung und
-Entwicklung und die weitere Professionalisierung der Rekrutierungsstrategien gehörten zum eingeführten
medbo-Programm. Aber die medbo
beschäftigt sich seit geraumer Zeit
intensiv mit den Herausforderungen
der demografischen Entwicklung in
Deutschland. Sie hat entsprechende
Aktionspunkte identifiziert und setzt
diese systematisch um. Dazu gehören Programme zur Vereinbarkeit
von Familie und Beruf etwa durch
Kinderkrippen auf dem Betriebsgelände, die Förderung von Frauen auf
ihrem Weg in Führungspositionen
oder Sprachkurse „Berufssprache
Deutsch im Krankenhaus“ für ausländisches Fachpersonal. Und nicht
zuletzt die verstärkte Präsenz in der
Öffentlichkeit – auf Messen, Online-Portalen, in Form von überregionalen Anzeigen oder durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen.
Viele brisante Themen
Der Vortrag „Demografie – Belastungsfaktoren – Gesundheitsfürsorge“ von Prof. Dr. med. Harald Gündel,
Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie aus Ulm verdeutlichte im Anschluss an Christine
Denks Vortrag eindrucksvoll, wie sich
die Gestaltung des Arbeitsumfelds
auf die Arbeitsleistung und die Gesundheit des Einzelnen auswirkt.
Prof. Dr. em. Udo Steiner, Verfassungsrichter a. D. aus Regensburg,
eröffnete den Kongress mit „Verfassungsfragen der Psychiatrie“ – nicht
zuletzt hier fiel auch das Stichwort
„Zwangsbehandlung“ – und Dr.
med. Raoul Borbé, Oberarzt am
Zentrum für Psychiatrie Die Weissenau aus Ravensburg, zeigte die
Veränderungen am Arbeitsplatz
Psychiatrie „Von der Psychiatrie-Enquête bis heute“ auf.
Renate Hoffmann-Münster,
Unternehmensberaterin aus Diespeck und Rita Wüst, Geschäftsführerin des Münchner Bündnisses gegen Depression e. V. beleuchteten
den Themenblock „Arbeitsplatz im
Wandel“. Hoffmann-Münster stellte
die Frage, wie viel Dienstleistungsgedanke in einem Krankenhaus
stecken kann und muss und Wüst
zeigte neue Protagonisten und Beteiligungsmodelle in der Versorgung
psychisch Kranker auf. Ein wichtiger Kongress und ein wertvoller Erfahrungsaustausch – das war auch
die Zusammenfassung von Celia
Wenk-Wolff, Referentin für Psychiatrie, Gesundheitswesen und Frühförderung im Verband der bayerischen Bezirke.
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SYNAPSE Mai
medbo
SYNAPSE Mai
medbo
Spatenstich Zentrum für Psychiatrie Cham:
Auf’s Dach steigen
Nicht auf dem Dach, sondern auf dem Boden: Symbolischer Spatenstich für die neue Psychiatrie in Cham
(v.l.n.r.: Chefarzt Dr. Hausner, MdB Holmeier, Sana-Geschäftsführung Phil Hill und Dr. Hartung, medbo-Geschäftsführer Häupl,
Bezirksrat Gaßner, Bezirksrätin Scharf, Bezirktagspräsident Franz Löffler, Minister Dr. Huber, Staatssekretär Sackmann,
Bürgermeisterin Bucher, Architekt Kerschberger, Bezirkrat Schötz)
Renate Neuhierl
Es ist ein ambitioniertes Bauvorhaben: Das medbo Zentrum für
Psychiatrie in Cham, das auf
über 2000 qm auf das Gebäude
des SANA-Kreiskrankenhauses
in Cham aufsattelt. Am 14. April
erfolgte der Spatenstich: Als
Bauherren konnten Bezirkstagspräsident Franz Löffler und medbo-Geschäftsführer Kurt Häupl
viel Prominenz begrüßen.
N
ach einer denkbar kurzen Genehmigungsphase – der Bauantrag wurde am 24.7.2012 eingereicht – nahmen nun am 12. April
zahlreiche Vertreter aus Politik, Öffentlichkeit und dem Gesundheitswesen im Landkreis Cham am offi-
ziellen Baustart der neuen psychiatrischen Klinik teil: Neben dem Bayerischen Staatsminister für Umwelt
und Gesundheit, Dr. Marcel Huber,
MdL, dem Staatssekretär im Bayerischen Sozialministerium Markus
Sackmann, MdL, und dem Bundestagsabgeordneten Karl Holmeier
griffen auch die Chamer Bürgermeisterin und Bezirksrätin Karin
Bucher, zahlreiche weitere Bezirksräte, Chefarzt Dr. Helmut Hausner
sowie die Geschäftsführung der
SANA-Klinik tatkräftig zum Spaten.
10,55 Millionen Euro wird
das Projekt kosten: 9,4 Millionen
Euro werden durch den Freistaat
Bayern gefördert, 10 Prozent die-
ser Summe übernimmt der Bezirk
Oberpfalz, den Rest der Kosten
trägt die medbo. Wenn es planmäßig im Herbst 2014 abgeschlossen
ist, dann verfügt das neue Zentrum
für Psychiatrie Cham über einen
völlig neuen stationären Bereich
mit 50 Betten und weitere 10 Plätze
in der bestehenden Tagklinik: Die
voll- und teilstationären Einrichtungen und die psychiatrische Institutsambulanz werden sich dann auch
endlich unter einem Dach befinden,
und nicht wie bisher räumlich getrennte Einheiten sein.
Bezirkstagspräsident Franz
Löffler verwies auf die wichtige Rolle des Bezirks Oberpfalz bei der
psychiatrischen Versorgung der
Bevölkerung: Es sei die wesentliche Strategie des Bezirks, die Versorgung zu den Menschen zu bringen, die medizinischen Strukturen
wohnortnah aufzustellen. „Wir merken dies an unseren stark steigenden Patientenzahlen: Psychiatrische Erkrankungen sind auf dem
Vormarsch. Aber zum Glück trauen
sich immer mehr Menschen, sich
Hilfe zu holen: Und der Bezirk tut
alles dazu, um das Angebot einfach
erreichbar und zugänglich zu machen“. Besonders hob Löffler hervor, dass es bei dieser Baumaßnahme tatsächlich um die Schaffung von neuen Bettenkapazitäten
ginge: Ein wichtiges gesundheits-
politisches Signal für Cham und die
Oberpfalz und ein Zeichen für die
breite Rückendeckung, die der Bezirk Oberpfalz auch von Seiten des
Freistaats erhalte.
Festredner Minister Dr. Marcel Huber bestätigte: „Das Krankenhaus Cham spielt eine entscheidende Rolle für die hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung in der Region. Die
psychiatrische Einrichtung in Cham
ist ein weiterer wichtiger Eckpfeiler
für die zukünftige stationäre Versorgung in der Oberpfalz“. Ausbau
und Modernisierung der bayerischen
Krankenhausversorgung
seien ein zentrales Anliegen der
bayerischen Staatsregierung. Darum stünde ab 2013 wieder ein
Krankenhausförderetat von 500
Millionen Euro zur Verfügung.
medbo-Geschäftsführer Kurt
Häupl dankte insbesondere der
SANA-Klinik für ihre Kooperationsbereitschaft. „Sie hätten auch Nein
sagen können“, wandte er sich an
die Geschäftsführer der SANA
Cham, Dr. Andreas Hartung und
Phil Hill. „Immerhin steigen wir der
SANA bei laufendem Betrieb auf’s
Dach!“. Aber die SANA hätte von
Anfang an die akutpsychiatrische
Einrichtung der medbo unterstützt
und als Mehrwert für das eigene
Versorgungsangebot gesehen.
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SYNAPSE Mai
medbo
SYNAPSE Mai
medbo
erst die Hälfte des Arbeitstages vorüber ist, quillt der schon über. Genau genommen stapelt sich auf
dem Boden die Post, weil nichts
mehr hineinpasst.
Weil danach noch etwas Zeit
bleibt, fahren wir Plakate für eine
Vortragsreihe aus und verteilen sie
an die verschiedenen Stationen. Da
helfe ich natürlich gerne mit. Als
Praktikantin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wäre das sonst meine
Aufgabe am nächsten Tag gewesen
– nur nicht bequem mit dem Auto,
sondern zu Fuß. „Solche Arbeiten
können wir nur erledigen, wenn
nicht ganz so viel zu tun ist“, sagt
Gerhard Braun. Dazu gehört zum
Beispiel auch die Reinigung des
Dienstfahrzeugs. Heute ist also ein
„guter Tag“. Das ändert sich jedoch
spätestens, wenn Ende des Monats
Lohnzettel für die über 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der medbo verteilt werden müssen.
Mein medbo-Tag in der Regensburger Poststelle der medbo:
Die Two-Men-Show
Simone Graßler
226 Briefkästen. Mein erster Eindruck: Ich bin völlig orientierungslos. Die beiden Angestellten der Poststelle des Bezirksklinikums Regensburg Gerhard
Braun und Jürgen Käufer jedoch
ordnen die Briefe mit nahezu
schlafwandlerischer Sicherheit
ihren Besitzern zu. Zum Glück
bin ich nur Zuschauer – ansonsten wären die Empfänger der
Briefkästen die nächsten drei
Tage mit fröhlichem Briefe-Austauschen und -Suchen beschäftigt.
Z
unächst beginnt mein Tag als
Gast bei der Poststelle friedlich:
Jürgen Käufer holt schon einmal die
Post vom Wochenende an der Pforte ab. Da bei der Poststelle nur bis
Freitagmittag gearbeitet wird, sammelt sich am Wochenende meistens
einiges bis zum Montag an. Zweimal am Tag kommt außerdem noch
der Postbote und bringt neue Kisten
voll mit Arbeit. Gerhard Braun erwartet mich derweil in der Poststelle
und zeigt mir alles. Neben den berühmten gelben Postkisten gibt es
eine supermoderne Frankiermaschine, einen Computer, einen automatischen Brieföffner und natürlich
Posteingangsstempel.
Dann geht es auch schon
los. Briefe sortieren. Wenn nicht ersichtlich ist, an welche Station oder
Einrichtung ein Brief gerichtet ist,
müssen die beiden Angestellten diesen öffnen und anschließend richtig
zuordnen. Noch interessanter wird
es allerdings, wenn ein Brief für einen Patienten bestimmt ist und dieser nicht mehr in der Kartei erscheint. Dann geht der Brief zunächst an die Pforte. Hier wird der
Patient in einem erweiterten Programm meistens doch noch gefunden, der Brief kommt zurück zur
Poststelle und wird anschließend an
den richtigen Adressaten ge­­geben.
Acht Uhr. Vier gelbe Kisten
sind geordnet. Ich bin seit vier
Stunden wach und hätte am liebsten vier Liter Kaffee. Den bekomme
ich auch – zwar nicht ganz so viel,
aber eine Tasse reicht mir fürs Erste. Dann nimmt mich Gerhard
Braun, der diese Woche für die
Fahrten zuständig ist, zur ersten
Tour mit. Jürgen Käufer bleibt in der
Poststelle und erledigt alle sonstigen anfallenden Arbeiten.
Täglich eine kleine Weltreise
Erste Station unserer Fahrt mit dem
Postauto (leider ist es nicht gelb) ist
das Universitätsklinikum Regensburg. Wir geben Post ab und bekommen von der Poststelle im
Uniklinikum auch gleich wieder neue
mit. Weiter geht’s quer durch die
Stadt zum Gericht. Auch die Bezirksstelle im nördlichen Teil des Geländes des Bezirksklinikums möchte
mit Post versorgt werden. Eigentlich
sollte das ja mit dem Auto ziemlich
flott gehen. Fehlanzeige. Wegen der
großen Forensik-Baustelle müssen
wir jedes Mal einen Umweg nehmen. Da kommt einiges zusammen.
Am Ende des Tages sind es schließlich 44 zurückgelegte Kilometer.
Wahnsinn. Zum Glück mussten wir
nicht laufen. Aber auch so sind die
beiden Postler genug auf den Beinen. Gelegenheit sich hinzusetzen
haben sie selten. Das will was heißen! Denn Jürgen Käufer ist bereits
seit 25 Jahren in der Poststelle tätig, Gerhard Braun seit 17 Jahren.
Geballte Erfahrung also. Die ist bei
diesem Job auch nötig.
Und da stoße ich auch
schon auf das nächste Problem:
Was ist, wenn einer von beiden im
Urlaub oder krank ist? Dann gibt es
einen Springer, der eigentlich im
Fuhrpark arbeitet. Da sich in der
Poststelle aber laufend etwas ändert, ist es für ihn auch nicht leicht,
sich innerhalb weniger Tage zurechtzufinden. Das glaube ich sofort. Auf meine Frage, was passiert,
wenn beide ausfallen, schmunzeln
Jürgen Käufer und Gerhard Braun
nur: „Das ist zum Glück bis jetzt
noch nicht vorgekommen.“
Sortieren, sortieren, sortieren …
Nach der Mittagspause geht es
dann zu den anfangs erwähnten
226 Briefkästen in Haus 29. Dort
hat jede Station und jeder Arzt sein
eigenes Fach. Auch die Poststelle
hat einen Briefkasten und obwohl
Ich helfe noch, die restlichen
Briefe zu sortieren. Dann darf ich
der Frankiermaschine bei ihrer Arbeit zuschauen. Die ist ganz schön
schnell. Zum Glück müssen die
Briefe nicht mehr wie früher einzeln
per Hand frankiert werden. Um
kurz vor drei habe ich es dann geschafft. Der externe Postbote
kommt und holt unsere Post ab.
Feierabend. Das Aufstehen hat
sich also gelohnt: Wer früher anfängt, ist eben auch früher fertig.
Gerhard Braun (li.), Jürgen Käufer und die 226 Briefkästen
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SYNAPSE Mai
medbo
Kinder- und
Jugendpsychiatrische
Ambulanz in Amberg:
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Synapse Spezial
Neue Adresse
Seit Anfang April befindet sich die
Amberger Ambulanz der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg in neuen Räumlichkeiten: Im
ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus in Amberg. In einigen Wochen
wird unter der Leitung von Oberarzt
Dr. Franz Hench an selber Stelle
auch die neue Tagklinik der KJP eröffnet werden.
Die neue Adresse lautet:
Institutsambulanz Amberg
der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie am
Bezirksklinikum Regensburg
Köferinger Straße 1
92224 Amberg
Fon +49 (0) 9621/916668-10
Fax +49 (0) 9621/916668-15
info.kjp-amberg(at)medbo.de
Instrumente der Personalentwicklung:
Menschen bei medbo
Mitarbeiter sind in Kliniken, in Pflege und Therapie die wichtigste Säule in der Arbeit für und mit den Patienten.
Es gibt kaum eine Branche wie die Gesundheitsbranche, in der der „Faktor Mensch“ so wesentlich ist.
Ist es die Aufgabe der Personalrekrutierung, neue Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen und so offene
Stellen zu besetzen, so ist es Aufgabe der Personalentwicklung, die bestehenden Mitarbeiter gemäß ihren
Talenten und ihrer Ausbildung so zu entwickeln, dass sie neuen oder geänderten Anforderungen erfolgreich
begegnen können.
Personalentwicklung ist damit integraler Bestandteil der medbo-Personalstrategie.
Aber mehr noch: Die Personalentwicklung ist eine strategische Aufgabe, die sich einer demographisch verändernden Gesellschaft (Stichwort: Überalterung), einer angespannten Arbeitsmarktsituation (Stichwort: Ärzteund Pflegekräftemangel), aber auch sich ändernden gesellschaftlichen Werten stellen muss (Stichwort: WorkLife-Balance).
Personalentwicklung wird dann zum Gütesiegel, wenn ein Unternehmen es schafft, proaktiv Argumente für sich
als Arbeitgeber zu finden und sich damit erfolgreich am Arbeitsmarkt zu profilieren.
Bei der medbo gibt es ein ganzes Set an Instrumenten, das schon seit einigen Jahren erfolgreich im Einsatz ist.
Diese stellt SYNAPSE vor.
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Gesundheitsorientiertes Führen:
Aufeinander achten
Christine Denk
Gesundheitsorientiertes Wir – alle
kennen das: Wir machen Überstunden, wir bemühen uns, wir
geben im Job unser Bestes, wir
sind ständig erreichbar, mobil,
flexibel und bilden uns auch noch
ständig weiter. Und irgendwann
sind wir total erschöpft. Wenn Arbeit krank macht – dieses Thema
bewegt die medbo sehr.
A
nsatzpunkt bei der medbo sind
die Führungskräfte: Es sind die
Vorgesetzten mit Personalverantwortung, die die Gesundheit, vor
allem aber das Gesundbleiben ihrer Mitarbeiter zur Chefsache machen sollen. Aber auch Chefs fallen
nicht vom Himmel – sie werden bei
der medbo intensiv geschult.
Ausgangspunkt für das Seminarangebot „Gesundheitsorientiertes Führen“ sind Ergebnisse
aus dem Demografie-Projekt der
medbo, demzufolge es signifikante
Zusammenhänge zwischen dem
erlebten Führungsverhalten und
der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt.
Seit Juli 2012 haben bereits
rund 50 Prozent aller medbo Führungskräfte an der Seminarreihe
teilgenommen und sich mit folgenden Themen befasst:
• Arbeit, Führung und Gesundheit
• Führungsaufgaben im Rahmen
von Gesundheitsmanagement
• Gestaltung gesunder Arbeit
• Stress am Arbeitsplatz und
Stressbewältigung
• Psychische Gesundheit am
Arbeitsplatz
Die Bewertungen des Seminars sind ausgesprochen positiv,
explizit hervorgehoben wurden
• ein „ausgewogenes Verhältnis
von Theorie und Praxisbezug“,
• der Praxisbezug: „Nicht nur
trockene Theorie, sondern
Lösungsvorschläge für die
Praxis“ und
• der „berufsgruppenübergreifende Erfahrungsaustausch“.
Christine Denk verantwortet
die Personalentwicklung
im Personal-Ressort
Die medbo setzt auf betriebliches
Gesundheitsmanagement
Dem Beispiel zahlreicher Wirtschaftsunternehmen folgend gibt es seit dem
01. April 2013 jetzt auch in der medbo
ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit einer eigenen Projektleitung:
Dr. Ema Loncarek. Neben einer
besseren Verzahnung bereits bestehender Gesundheitsstrukturen (zum
Beispiel das Demografieprojekt, der
Suchtarbeitskreis, das Projekt „Beruf
und Familie“ etc.) sollen durch die neu
geschaffene Stelle weitere Möglichkeiten der Gesundheitsförderung für die
medbo-Mitarbeiter etabliert werden.
Dr. Ema Loncarek studierte in Würzburg Humanmedizin und arbeitet
seit 1996 am Bezirksklinikum Regensburg. Hier war sie zunächst in
der Klinik und Poliklinik für Neurologie, später in der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie tätig und erwarb zusätzlich zum Facharzt für
Psychiatrie und Psychotherapie auch eine suchtmedizinische Zusatzqualifikation. Zuletzt schloss sie berufsbegleitend an der Ludwig-Maximilians-Universität in München den Master of Public Health ab,
wodurch sie bereits fundierte Einblicke in Themenbereiche wie
Prävention und Gesundheitsförderung gewinnen konnte.
= Spaß für Kinder +
Entlastung für die
medbo-Eltern
Patricia Zarmeba
I
m August 2012 hat die medbo erstmalig in Zusammenarbeit mit der
Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration gGmbH (gfi) die betriebliche Ferienbetreuung „Sommerkinder“ angeboten.
In den modernen und kindgerechten Räumlichkeiten des Blindeninstituts und der Montessori-Schule im Prüfeninger Schloss
setzen die beiden Unternehmen ein
tolles Programm für die Kleinen um.
Im Sommer 2012 wurde der Buchstabe „K“ als Themengeber gewählt.
Die erste Woche war Kniffliges im
Programm: Entdecker, Erfinder und
kluge Köpfe waren gefragt. In der
zweiten Woche war Künstlerisches
das Thema. In der dritten Woche
wurde es Knackig – von der knackigen Figur bis zu Schlösser knacken.
In Woche vier ging es um Kultiges,
um Bräuche vergangener Zeiten
und heutige Trends.
Die Pluspunkte für die medbo-Eltern waren, dass die Betreuungszeiten sehr flexibel gestaltet
wurden und sie die Kinder in der Obhut professioneller Betreuer wussten. Dafür gab’s auch viel positives
Feedback unserer medbo-Eltern zu
den „Sommerkindern“ wie zum Beispiel „Ich bin sehr dankbar, dass die
Ferienbetreuung angeboten wurde
und ich deshalb arbeiten konnte und
meine Kinder davon auch noch so
viel profitiert haben. Sie hatten eine
schöne und spannende Zeit bei den
Sommerkindern.“ oder auch „Meine
Kinder haben sich sehr wohl gefühlt.
Das Betreuerteam war sehr liebevoll
und ist auf jedes Kind individuell eingegangen.“
Ein tolles Programm, das
auch in diesem Jahr wieder angeboten wird unter der Leitung von Dr.
Kerstin Geserer, Psychologin/Personalentwicklung „Beruf und Familie“
bei der medbo.
Patricia Zaremba ist
Personalreferentin
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Mitarbeitergespräch und Führungs-Feedback:
Phasen der Einführung
1. Jahr
Keine Einbahnstraße
➧
Die Ergebnisse des Führungsfeedbacks bleiben bei der Führungskraft. Es besteht die
Möglichkeit, die Ergebnisse im Rahmen eines beruflichen Coachings zu besprechen.
Christine Denk
2. Jahr
Die Ergebnisse des Führungsfeedbacks werden im Teamdialog besprochen. Dieser kann durch einen Moderator
begleitet werden. Weiterhin gibt es die Möglichkeit zum beruflichen Coaching.
➧
Mitarbeitergespräche sind in allen Unternehmensbereichen der medbo
implementiert. Sie finden mindestens einmal jährlich statt und werden
in der Regel von der direkten Führungskraft durchgeführt.
Ab dem 3. Jahr
I
m Mitarbeitergespräch begegnen
sich Führungskraft und Mitarbeiter
als gleichberechtigte Gesprächspartner im Sinne eines auf Austausch angelegten Dialogs. Abseits
vom Tagesgeschehen haben beide
die Gelegenheit, bisherige Aufgaben des Mitarbeiters zu reflektieren
und eine Bilanz der gemeinsamen
Zusammenarbeit zu ziehen. Es werden zukünftige Zielvorstellungen
zum Aufgabengebiet besprochen
und Unterstützungsmöglichkeiten
unter Berücksichtigung der jeweiligen Lebensphase erörtert.
Das Gespräch soll die Basis
für eine gemeinsame Linie vertiefen
und zur Bewältigung der anstehen-
den Aufgaben und Anforderungen
dienen. Im Idealfall werden konkrete
Maßnahmen zur beruflichen Fortund Weiterbildung des Mitarbeiters
geplant.
Bereits im Jahr 2003 hatten
die Führungskräfte der Forensischen
Fachklinik begonnen, Führungsfeedback-Umfragen durchzuführen. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen
und einer wissenschaftlichen Überarbeitung liegt nun ein einheitlicher
Fragebogen vor, der sowohl im klinischen Bereich als auch im Bereich
der Verwaltung genutzt wird – vollkommen anonymisiert. Mittlerweile
beteiligen sich rund 100 Führungskräfte und etwa 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jährlich.
Christine Denk verantwortet
die Personalentwicklung
im Personal-Ressort
Die Ergebnisse des Führungsfeedbacks werden Bestandteil des Mitarbeitergesprächs der Führungskraft.
Es wird jährlich ein Teamdialog durchgeführt. Weiterhin besteht die Möglichkeit des beruflichen Coachings
oder anderer Entwicklungsmaßnahmen.
Führungsfeedback:
Der Chef-Check
Ein zentraler Baustein der systematischen Führungskräfteentwicklung
in der medbo ist das jährliche Führungsfeedback. Dieses Instrument
soll Führungskräften der medbo
eine bessere Einschätzung ihres
Führungsverhaltens
ermöglichen
und konkrete Hinweise auf einen
eventuellen
Veränderungsbedarf
geben.
Führungskraft
Aufwärtsfeedback
➪
Selbsteinschätzung/
Selbstbild
➪
20
Kooperation mit der TH Ingolstadt
Management in Gesundheitsberufen
Felicitas Klein
Direkt zugeordneter Mitarbeiter
Einschätzung durch die Mitarbeiter/Fremdbild
Ablauf Führungsfeedback
Leitgedanken des medbo Führungskräfte-Feedbacks:
• Das eigene Führungsverhalten selbstkritisch unter die Lupe nehmen
im Sinne eines reflektierten Führungsverständnisses und gezielt an
der eigenen Weiterentwicklung arbeiten.
• Die Sichtweisen und Erwartungen der eigenen Mitarbeiter/innen
besser kennenlernen und gegebenenfalls in das Führungsverhalten
integrieren.
I
n Kooperation mit der Hochschule
für angewandte Wissenschaften Ingolstadt startete am 02.11.2012 der
berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Management in Gesundheitsberufen“. Im Rahmen der medbo
Führungskräfteentwicklung absolvieren 15 Mitarbeiter/innen am Studienzentrum Neuburg an der Donau
den gesundheits- und managementbezogenen Studiengang.
Die Inhalte des Studiengangs
sind auf berufstätige Fachkräfte im
Gesundheitsbereich mit Leitungsfunktion zugeschnitten und setzen
sich aus den Schwerpunkten allgemeine Betriebswirtschaft, Personalund Organisationsmanagement, Gesundheitsökonomie und -politik, Patientenmanagement, Recht und Ethik
zusammen. In sieben Semestern erlangen unsere Führungskräfte be-
triebswirtschaftliche und gesundheitsökonomische Kompetenzen, um
den veränderten Anforderungen im
Gesundheitssystem gerecht zu werden. Die interdisziplinäre Verknüpfung von Fach- und Managementwissen bringt verschiedene fachliche
Perspektiven zugunsten der Patientenversorgung ein.
Felicitas Klein ist stellvertretende
Pflegedirektorin der medbo
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Führungskräfte-Entwicklung
als Erfolgsfaktor:
In Führung gehen
Horst Meisinger
Führungskräfte sind einer der Erfolgsfaktoren für gesunde Unternehmen. Auch in Dienstleistungsunternehmen sind sie das Hauptkriterium für erfolgreiches oder
weniger erfolgreiches Handeln.
D
ie Führungskräfte von heute stehen unter hohem Druck. Neben
Expertenwissen werden von ihnen in
hohem Maße soziale Kompetenz,
Selbstorganisation und die Bereitschaft erwartet, sich Veränderungen
zu stellen sowie darauf flexibel zu reagieren. Diesen Themen wird in Aus-
bildungen und Studiengängen meist
keine oder nur geringe Bedeutung
zugemessen. Bei den üblichen, meist
sehr kurzen Trainingsmaßnahmen im
Rahmen von Fort- und Weiterbildungen können diese Fragen der Führung oftmals nur angerissen, selten
aber nachhaltig vermittelt werden.
FührungskräfteEntwicklungsprogramm
Als zukunftsorientiertes Gesundheits­
unternehmen engagiert sich die medbo daher intensiv für eine innovative
und zukunftsfähige Führungskräfte-Entwicklung und hat ein zweijähriges
Führungskräfte-Entwicklungsprogramm (FKEP) konzipiert. Systematischer Auf­bau von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz, hoher
Praxistransfer, Einzelcoaching, Gruppensupervision und innovative, aktivierende Lernmethoden sorgen für
ein stabiles Fundament, um den besonderen Herausforderungen an
Führungskräfte gewachsen zu sein.
Die Teilnehmer erwerben in
elf aufeinander aufbauenden Mo­
dulen und drei Vertiefungstagen
Methodenwissen, um in einem modernen Gesundheitsunternehmen
Führungsinhalte, -methoden und -instrumente kennenzulernen und an­
wenden zu können. Sie erfahren,
wie Veränderungsvorhaben und
kom­
munikative Prozesse initiiert,
gesteuert und begleitet werden, wie
Strategien erarbeitet, kommuniziert
und umgesetzt werden und wie betriebswirtschaftliche Instrumente zur
Unternehmenssteuerung eingesetzt,
genutzt und weiterentwickelt werden. Dies geschieht immer vor dem
Hintergrund der realen betrieblichen
Wirklichkeit der medbo und garantiert den unmittelbaren Praxistransfer des Erlernten. Der hohe Selbsterfahrungsanteil in einem geschützten
und kontinuierlichen Rahmen, das
systematische und kontinuierliche
Feedback und die begleitenden Einzelcoachings fördern neben der beruflichen auch die persönliche Entwicklung. Mit der Teilnahme an dem
Entwicklungsprogramm schaffen die
Absolventen die Basis, das definierte Anforderungsprofil für Führungskräfte bei der medbo zu erfüllen.
Unser Unternehmen investiert in die Potentiale seiner Mitarbeiter und schafft die Voraussetzungen
dafür, dass wir auch morgen hochqualifizierte medizinische Dienstleistungen anbieten können. Darüber
hinaus ist es aufgrund des modernen
Personalentwicklungsansatzes ein
attraktiver Arbeitgeber für hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter.
Horst Meisinger leitet das
Ressort Personalentwicklung
und -management der medbo
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24
Synapse Mai
Bezirk
Synapse Mai
Bezirk
Jasmin Massouh
Daniela Meister
Dr. Torsten Brückner
Dr. Stephanie Ebner
Dr. Günter Rösl
Dr. Claudia Möbus
Dr. Ema Loncarek
Dr. Elmar Frank
Dr. Stefan Werner
Dr. Christopher Künzel
Teilnehmer FKEP 2013/14: High Potentials
Diana Zierer
Manuel Heigl
25
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Beruf und Familie:
Das wichtigste im Leben
unter einem Hut
Susanna Pröbstl
F
ür eine möglichst gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie
bietet die medbo einiges. Verschiedene Arbeitszeitmodelle, Gleitzeit,
Teilzeit mit variabler Stundenanzahl, vielfältige Dienstplanmodelle
und Telearbeit erhöhen die Flexibilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Um medbo-Eltern ganz
praktisch bei der Kinderbetreuung
zu unterstützen, tut die medbo einiges in Sachen Kinderbetreuung –
zumindest am Standort Regensburg:
• Eröffnung einer medbo-eigenen
Kinderkrippe ab 2014 mit
insgesamt 24 Plätzen direkt auf
dem Klinikgelände. Die Öffnungszeiten und Schließtage
werden an die Bedürfnisse der
Eltern angepasst.
• Eine Städtische Kindertagesstätte auf dem medbo-Klinikgelände.
• Kooperation mit dem Regensburger Baby- und Kindersitterdienst „Max und Moritz“.
• Buß- und Bettag-Kinderbetreuung für Kinder von 6–12 Jahren.
• Sommerferienbetreuung
„Sommerkinder“ für Kinder
von 3–12 Jahren.
Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP):
Fort- und Weiterbildung im Gesundheitswesen
Christine Denk
Die medbo unterstützt ihre Mitarbeiter mit kontinuierlicher Fortund Weiterbildung. Seit 2001 ist
das IBP für die Umsetzung von
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, Maßnahmen für Führungskräfte und operative Personalentwicklung für die rund
2.700 Mitarbeiter der medbo zuständig.
D
abei wird ein qualitativ hochwertiges und bedarfsgerechtes
Fort- und Weiterbildungsprogramm
inklusive Fachtagungen für die Mitarbeiter aller Berufsgruppen (auch
während Eltern- und Erziehungszeit) angeboten. Bei arbeitsplatzrelevanten Fortbildungen erfolgt eine
komplette Freistellung und Übernahme der Kosten. Das Angebot
an Themen und Veranstaltungen
orientiert sich am aktuellen und zukünftigen Bildungsbedarf der Mitar-
beiter und soll darüber hinaus auch
attraktiv für die Interessenspartner
aus dem Behandlungsnetzwerk in
der Region sein. Deshalb setzt das
Institut auf ein zukunftsorientiertes,
bedarfsgerechtes Leistungsangebot, auch in Zusammenarbeit mit
Kooperationspartnern.
Im Rahmen der Facharztweiterbildungen werden Seminare
für die Facharztweiterbildungen
Psychiatrie und Psychotherapie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie zum Teil in
Kooperation mit anderen Instituten
angeboten.
Die Abschlüsse der weiterführenden
Zusatzqualifikationen
wie die Weiterbildung für psychiatrische Pflege (nach den Richtlinien
der DKG), Gerontopsychiatrische
Pflege und Betreuung, der Qualifi-
kationslehrgang Spezielle Pflege
auf Stroke Units und die Weiterbildung zum Praxisanleiter in der
Pflege können ebenfalls am IBP
erworben werden.
Ein professionelles Veranstaltungsmanagement mit Kongress- und Tagungsdienstleistungen
für die medbo-Kliniken sowie für
Gastveranstaltungen (Unterstützung
bei Planung, Durchführung und
Nachbereitung von Symposien,
Kongressen, Tagungen und Informationsveranstaltungen) rundet das
Angebot des Instituts ab. Im Jahr
2012 haben rund 5.000 Teilnehmer
die über 400 IBP-Seminare und
4.000 Kongressgäste die zahlreichen Fachveranstaltungen besucht.
Christine Denk verantwortet
die Personalentwicklung
im Personal-Ressort
Projekt: Beruf & Familie
Seit März unterstützt Dipl. Psych. Dr.
Kerstin Geserer als Projektleiterin die
bisherigen medbo Aktivitäten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Neben dem
Projekt „Frauen führen“ zählen u.a. die
Bereiche Kinderbetreuung, Familienpflegezeit, Alleinerziehende zu ihrem Aufgabengebiet. Frau Geserer startete 2003 ihre
„Laufbahn“ in der medbo als Psychologin
im Praktikum in der Forensik und setzte
sich ab 2004 „aus eigenem Anlass“ zusammen mit anderen engagierten medbo-Kolleginnen für den Bau der
Betriebskrippe auf dem medbo-Gelände ein. Nach der Elternzeit war
sie 2006 an der Eröffnung von Haus 3 der Forensik in Parsberg
beteiligt, wo sie bis 2010 als Therapeutin arbeitete.
Die Möglichkeit, Beruf und Familie auf Dauer gleichberechtigt und
harmonisch vereinbaren zu können, liegt der medbo besonders am
Herzen. Je nach individueller Lebensphase und Familiensituation der
Beschäftigten gibt es besondere Herausforderungen, die unterschiedliche Antworten brauchen.
Dr. Geserer: „Dieses neue Aufgabengebiet gibt mir die Möglichkeit,
mein Wissen um die Abläufe im medbo-Betrieb zu nutzen und die
familienfreundliche Personalpolitik für die medbo-Mitarbeiter weiter
auszubauen. Meine persönlichen Erfahrungen zum Spagat zwischen
Beruf und Familie sind mir dabei natürlich hilfreich.“
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Personalentwicklung
hat viele Gesichter:
Pflegepädagogik
Madeleine Warncke
Elisabeth Seubert
In der Reihe „Personalentwicklung hat viele Gesichter“ berichten Mitarbeiter, die die vielfältigen
Personalentwicklungsprogramme der medbo nutzen oder genutzt haben, über ihre Erfahrungen. Diesmal im Interview: Elisabeth Seubert, Lehrerin für Pflegeberufe (Pflegepädagogin B.A.) an
der Berufsfachschule für Krankenpflege des Bezirks Oberpfalz
am Bezirksklinikum Regensburg.
Synapse: Frau Seubert, seit wann
sind Sie bei der medbo und in welchem Bereich sind Sie tätig?
Seubert: Ich habe früher als Krankenschwester in einem somatischen
Krankenhaus in Regensburg gearbeitet. Auch bei der medbo war ich in
den ersten drei Jahren in diesem Beruf tätig. 1993 begann ich an der
Krankenpflegeschule als Praxisanleiterin. Um diese Qualifikation zu
erlangen, nahm ich am Praxisanleiterkurs der Katholischen Akademie
für Pflegeberufe teil. Von 2000 bis
2003 absolvierte ich berufsbegleitend in München die Ausbildung zur
Lehrkraft für Pflegeberufe. Seit 2003
bin ich Lehrerin für Pflegeberufe und
arbeite als solche in der Krankenpflegeschule. Von Oktober 2009 bis
März 2012 studierte ich zudem an
der evangelischen Hochschule für
angewandte Wissenschaft in Nürnberg und schloss mein Studium
„Pflegepädagogik“ mit dem Bachelor
of Arts ab.
Synapse: Was hat Sie dazu bewogen, sechs Jahre nach Abschluss
Ihrer Ausbildung zur Lehrkraft noch
ein Pflegepädagogikstudium zu absolvieren?
Seubert: Neben den gesetzlichen
Vorgaben war mir meine Zukunftsperspektive sehr wichtig. Für Lehrer
für Pflegeberufe existiert zwar eine
Besitzstandswahrung, aber da ich
noch rund 20 Jahre arbeiten werde
und die Zukunft ungewiss ist, war es
für mich sehr wichtig, mich weiterzubilden und thematisch „am Ball zu
bleiben“. Mein Vorgesetzter hat mir
im Mitarbeitergespräch zum Stu­
dium geraten. Diese Unterstützung
hat maßgeblich dazu beigetragen,
dass ich mich für diese Weiterbildung entschieden habe.
Synapse: Was hat Sie besonders
an diesem Studium gereizt?
Seubert: Die Lehrerausbildung, die
ich als erstes durchlaufen habe, hat
mir viel praktisches Wissen vermittelt. Mit dem Erststudium wollte ich
vor allem mein praktisches Wissen
um theoretische Inhalte ergänzen:
Die pädagogischen und die psychologischen Inhalte finde ich besonders nützlich. Aber auch andere Studieninhalte begegnen mir im täg­
lichen Leben. Die Vielfalt meiner
Fächer hat mich geistig gefordert
und gefördert.
.
Synapse: Wie groß war Ihr zeit­
licher Aufwand für das Studium? Sie
haben parallel 30 Stunden pro Woche an der Krankenpflegeschule gearbeitet …
Seubert: Mein Studium dauerte insgesamt sieben Semester. Ich be-
suchte wöchentlich die Hochschule
an drei bis vier, manchmal auch
sechs Präsenztagen. An den Wochenenden fanden zudem viele Veranstaltungen statt. Für die Vor- und
Nach­
bereitungen meiner Kurse
wand ich pro Tag ca. zwei Stunden
auf.
Synapse: Beruf, zwei Kinder und
Studium in Nürnberg: Wie managten
Sie Ihre zeitlichen Doppelbelastungen?
Seubert: Meine kleine Tochter war
zehn Jahre alt als ich studierte und
kam bereits einigermaßen ohne
mich zurecht. Meine ältere Tochter
be­gann kurz nach mir mit ihrem Studium. Eine große Hilfe war meine
Mutter, die viele Hausarbeiten über­
nahm und mittags präsent war,
wenn meine Kinder von der Schule
nach Hause kamen. Auch mein
Mann hat mich im Haushalt unter­
stützt, soweit es seine eigene be­
rufliche Belastung zuließ. Große
Herausforderungen stellten allerdings die Prüfungszeiträume dar:
Da nahm ich mir Urlaub.
Synapse: Ihre älteste Tochter studierte zur gleichen Zeit wie Sie. Wie
empfanden Sie diese Situation?
Seubert: Ich fand das toll. Wir
tauschten unsere Erfahrungen und
Meinungen über Vorlesungen aus
und entwickelten mehr Verständnis
für die Situation des anderen. Ich
habe festgestellt, dass jüngere Menschen das Studium nicht so ernst
und Rückschläge nicht so tragisch
nehmen wie Ältere.
Synapse: Wie hat Sie die medbo
während Ihrer Weiterqualifikation
unterstützt?
Seubert: Die medbo übernahm die
Studiengebühren und gewährte mir
über die tariflichen Fortbildungsstunden hinaus eine gewisse Anzahl von
Freistellungstagen, die ich für das
Studium aufwenden konnte. Ohne
diese Tage wäre mein Studium nicht
zu schaffen gewesen. Außerdem
durfte ich über 40 Über­stunden an­
sammeln, um sie für das Studium zu
verwenden. Diese Unterstützung
über­
stieg bei weitem die Maßnahmen, die Kommilitonen in ähnlichen
beruflichen Situationen von ihren Arbeitgebern erfuhren. Durch meine
Kollegen wurde ich ebenfalls sehr
unterstützt. Sie mussten meinen Unterricht teilweise über­nehmen oder
ihre Unterrichts­
planung an meine
Vor­
lesungszeiten anpassen. Dafür
möchte ich mich sowohl bei der
­medbo als Organisation als auch bei
meinen Kollegen noch mal recht
herzlich zu bedanken!
Synapse: Aus Ihrer Sicht: Welche
Wirkung hat es, wenn die medbo individuelle berufliche Entwicklungswege unterstützt?
Seubert: Zum einen erhält die medbo hochqualifizierte Mitarbeiter,
ohne auf dem Arbeitsmarkt nach diesen suchen zu müssen. Meine neuen Kenntnisse kann ich zum Beispiel
in Unterrichtsplanung und -gestaltung sehr gut mit bereits gemachten
Erfahrungen vernetzen. In der Kurs­
führung helfen mir beispielsweise
gruppendynamische Inhalte, die ich
im Studium gelernt habe. Und im Alltag sind mir PC-Seminare oftmals
von großem Nutzen. Zum anderen
fühlt sich der Mitarbeiter durch die
Förderung, die er erhalten hat, von
seinem Arbeitgeber geschätzt und
dem Haus verbunden. Die Zufriedenheit nimmt zu und das Bestreben
den Arbeitgeber zu wechseln ab.
Synapse: Was war Ihr persön­
liches Ziel, das Sie durch Ihr Stu­
dium erreicht haben?
Seubert: Meine Ziele waren der Bachelor of Arts und meinen Horizont
zu erweitern – und das habe ich erreicht. Ich kann meinen Kollegen nur
raten diesen Schritt zu tun. Der Lernzuwachs ist enorm. Außerdem war
meine Studienzeit wirklich schön –
ich habe mich richtig jung gefühlt.
Synapse: Aus heutiger Sicht: Würden Sie Ihre Karriereplanung anders
gestalten?
Seubert: Ich habe meine Karriere
nie geplant. Ich habe immer die
Chancen genutzt, die sich mir geboten haben, sodass das eine oder andere sich ergeben hat. Daher kann
ich nicht sagen, ob ich meine Kar­
riereplanung anders gestalten würde, aber wenn ich zurückblicke, war
es gut wie es war.
Synapse: Frau Seubert, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und
wünschen Ihnen alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
Madeleine Warncke
ist Personalreferentin
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
Akademisierung der Pflegeberufe
Felicitas Klein
D
ie Berufsfachschule für Krankenpflege des Bezirks Oberpfalz startete im Jahr 2008 mit der
Fachhochschule Mainz den dualen
Studiengang Pflege. Während der
Ausbildung zum Gesundheits- und
Krankenpfleger können unsere
Auszubildenden dadurch ein Pflege-Studium absolvieren. Die dreijährige Berufsausbildung wird durch
ein neunsemestriges Studium erweitert und endet mit dem Abschluss Bachelor of Science Pflege
(B. Sc. Pflege).
Seit August 2011 wird dieser
Studiengang nun direkt in Kooperation mit der Technischen Hochschule
Regensburg angeboten. In der ausbildungsbegleitenden Studienphase
(Semester 1–6) werden zusätzliche
Blockkurse durchgeführt. Mit erfolgreich abgeschlossener Berufsausbil-
dung beginnt die Vollzeitstudienphase (Semester 7–9). Während dieser
drei Semester bietet die medbo den
zukünftigen
Pflege-Akademikern
eine Teilzeitbeschäftigung bis zu 50
Prozent an.
Den erfolgreichen Einstieg in
Vollzeitstudium und Beruf sollen ins-
besondere folgende Rahmenbedingungen ermöglichen:
• Dank flexibler Dienstplangestaltung und erweitertem Arbeitszeitkonto erbringen die Studenten
ihre Arbeitszeit ausschließlich in
den vorlesungsfreien Zeiten.
• Alle Einsatzstationen gewährleisten eine fachbezogene Einarbei-
Berufsausbildung zum/zur
Gesundheits- und Krankenpfleger/in
Studium
Teilzeitstudium
1-6 Semester
7-9 Semester
tung durch Fachpflegekräfte/
Praxisanleiter.
• Darüber hinaus findet eine
kontinuierliche Begleitung durch
die Stationsleitungen mit regelmäßigen Gesprächen statt.
Ziel ist es, die Studenten
während der Vollzeitstudienphase in
den klinikbezogenen Pflege- und
Gruppeninterventionen fit zu machen und nicht zuletzt, ihnen Verständnis für die Doppelbelastung
entgegenzubringen.
ger im Mittelpunkt der beruflichen
Tätigkeit. Als Experten für die Pflegepraxis haben sie in besonderem
Maße gelernt, theoriegeleitet zu
pflegen und aktuelle Erkenntnisse
der Forschung aus Pflege- und Bezugswissenschaften in den Pflegealltag einzubeziehen. Das Studium
vermittelt darüber hinaus umfassende Schulungs- und Beratungskompetenzen sowie fundierte Kenntnisse in pflegerischer Qualitätsentwicklung, Forschungsanwendung und
Projektmanagement.
Nach viereinhalb Jahren Studien- und Ausbildungszeit werden
ab April 2012 erstmals vier Gesundheits- und Krankenpfleger mit dem
Abschluss B. Sc. Pflege bei der medbo beschäftigt sein. Die Pflege und
Betreuung der ihnen anvertrauten
Patienten steht für die Berufseinstei-
Die Kliniken der medbo stehen nun vor der Herausforderung,
dieses Wissen in die Pflegepraxis zu
integrieren und den Pflegeakademikern Aufgaben und Kompetenzen
zuzuweisen, die den Qualifikationsmix auf den Stationen sinnvoll ergänzen. Vorbereitend hierfür haben sich
die medbo-Führungskräfte des Pflegedienstes mit den künftigen Einsatzgebieten der Absolventen des B.
Sc. Pflege auseinandergesetzt. Für
jede Klinik wurden Aufgabenfelder in
den Bereichen „Professionelle Pflege“, „Anleitung & Beratung“, „Entwicklung & Innovation“ sowie „Überleitung & Entlassung“ definiert. Die
daraus entstandene Stellenbeschreibung gilt es in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln. Nicht nur die
B. Sc.-Pfleger betreten ein neues
Berufsfeld, auch die Kliniken sind gefordert, die Bachelor-Absolventen in
das multiprofessionelle Behandlungsteam zu integrieren und ihre
wissenschaftlich fundierte Ausbildung für die Patienten für alle Seiten
gewinnbringend zu nutzen.
Felicitas Klein ist stellvertretende
Pflegedirektorin der medbo
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SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
SYNAPSE Mai
Spezial: Personalentwicklung
E
in ganzes Jahr verging, bis der Gedanke Wirklichkeit wurde, einen Teamtag
für das Pflegepersonal der Station 24b der
Neuro-Reha zu veranstalten. Schließlich
musste dafür ein kompletter Arbeitstag einschließlich des Nachtdienstes durch andere Stationen abgedeckt werden. Dank der
überlegten Organisation der Stationsleitung, Absprachen mit anderen Stationsleitungen und viel geleisteter Vorarbeit wurden schließlich die anfänglichen Bedenken
zerstreut und der Teamtag konnte stattfinden.
Bereits im Vorfeld sammelte das
Team Themen und setzte sich klare Ziele.
Damit diese auch erreicht werden konnten,
wurden Dr. Anja Geßner und Uwe Detter
vom Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) als Unterstützung hinzugezogen. Die beiden organisierten den Veranstaltungsort, das Naturfreundehaus
Schönhofen, und planten den inhaltlichen
Teil des Tages. Am Teamtag selbst traf sich
das Pflegepersonal der Station 24b mit ihren Begleitern vom IBP in Eilsbrunn zum
Fußmarsch Richtung Naturfreundehaus.
Alle hegten große Erwartungen, darum
wurden zu Beginn erst einmal Wünsche
und Befürchtungen gesammelt und Regeln für den Umgang miteinander festgelegt. Anschließend malte jedes Teammitglied ein Bild unter dem Motto „Wie sehe
ich das Team“. Im weiteren Tagesverlauf
wurden Themen wie Verantwortung, kontinuierliche Weiterentwicklung, Selbstreflexion, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Kommunikation und fachlicher Austausch anhand von Partnerinterviews und
Teamtag der Station 24b der Klinik
für Neurologische Rehabilitation:
Teamentwicklung in der Praxis
Elke Gierl
in Gruppen erarbeitet.
Auch die positiven Aspekte der Arbeit wie zum
Beispiel guter Zusammenhalt
im Team, Personalentwicklung
oder ein sicherer Arbeitsplatz bei
der medbo wurden besprochen.
Nach einem langen Tag kristallisierten sich letztendlich zwei Schwerpunkte heraus, die das Team an jeweils
einem Nachmittag zusammen mit Dr.
Anja Geßner und Uwe Detter bearbeiten möchte. Außerdem sollen einige
Themen bei einzelnen Teambesprechungen aufgegriffen oder direkt im Arbeitsalltag umgesetzt werden. Das Pflegeteam der Station 24b bedankt sich für die
Genehmigung des Teamtags bei der Geschäftsführung und der Klinikleitung, bei
den Stationsleitungen der Neuro-Reha für
die Planung der Mitarbeiter und bei den
Kollegen, die an diesem Tag die Vertretung
übernommen haben. Ein herzliches Dankeschön auch an Dr. Anja Geßner und
Uwe Detter für die Begleitung und Organisation und das abschließende Feedback.
Der Teamtag wurde von den Mitarbeitern durchweg positiv empfunden und
bleibt deshalb hoffentlich kein einzigartiges
Erlebnis. Auch für andere Stationen wäre
ein solcher Tag eine gute Chance, in der
Teamentwicklung aktiv zu werden.
Elke Gierl ist Stationsleitung
in der Neurologischen
Rehabilitation
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SYNAPSE Mai
Psychiatrie
SYNAPSE Mai
Psychiatrie
Focus-Ärzteliste führt gleich
zwei Chefärzte der medbo an:
Vorreiter in der Versorgung von
Suchtpatienten
Simone Graßler
Patientenfasching in Wöllershof:
Manege frei für die Prinzengarde!
Henry Rehfeldt
Faschingsparty im Bezirkskrankenhaus Wöllershof! Schon seit
vielen Jahren ist diese Veranstaltung eine feste Einrichtung und
wird von den Patienten als willkommene Abwechslung in der
fünften Jahreszeit stets begeistert
angenommen.
A
uch der Verein Neustädter Faschingszug e. V. mit seinem Hofstaat folgte in diesem Jahr wieder
der Einladung nach Wöllershof. Prinzessin Anja II. „du commerce“ und
Prinz Christian I. „de la santé“ sowie
das Kinderprinzenpaar Lena I. und
Max I. begrüßten die zahlreichen
Gäste mit einem dreifachen „Helau!“.
Mit Applaus wurden Funkenmariechen Sandra Linsmeier und
„Jugendfunki“ Sandra Bieniok für ihre
perfekte Show und tänzerischen Sololeistungen bedacht. Nicht minder
begeistert zeigten sich die Gäste von
der Verleihung des begehrten
„Schwarzer-Kater-Faschingsordens“.
Der Hofstaat mischte sich während
des ganzen Abends unter das tanzende Volk. Die Gäste fanden’s prima – wer bekommt schon einmal die
Gelegenheit mit einer Prinzessin
oder einem Prinzen übers Parkett zu
schweben oder sich mit den Hoheiten auf einem Foto ablichten zu lassen!
Schließlich hieß es „Manege
frei!“ für die Tänzerinnen und Tänzer
des Faschingvereins: In einem
Showtanz zu einer Melodie aus dem
Spielfilm „Zirkus Renz“ verzauberten
sie die Besucher mit Akrobatik, Grazie und viel Temperament und brachten das fantasievoll maskierte Volk
zum Staunen. Die Gardemädchen
und Tänzer mit ihren ausgefallenen
Kostümen wurden mit lang anhaltendem Applaus gefeiert.
Für die ausgezeichnete
Stimmung sorgte auch die Band
„Teddy Boys“. Sie kamen den Tanzfreudigen stets mit ihrem Musikwunsch entgegen und sorgten dafür, dass die Tanzfläche dicht von
den Ballbesuchern umlagert wurde.
Der bunte Abend mit vielen bekannten Schlagern und Hits ging
für alle Tanzfreudigen wieder einmal viel zu schnell zu Ende und
wird sicherlich noch lange in guter
Erinnerung bleiben.
Henry Rehfeldt ist
Pflegefachkraft in Wöllershof
Die Prinzengarde mit ihrem
Showtanz begeisterte das
Wöllershofer Publikum.
Wieder sind medbo-Mediziner in
der renommierten Focus-Ärzteliste enthalten: In der aktuellen
Ausgabe des Magazins Focus-Gesundheit mit dem Schwerpunkt „Die Psyche“ werden Prof.
Dr. Norbert Wodarz, Leiter des
Zentrums für Suchtmedizin am
Bezirksklinikum Regensburg sowie Dr. Heribert Fleischmann,
Ärztlicher Direktor der Klinik für
Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie am Bezirkskrankenhaus Wöllershof als ausgewiesene Experten für Suchterkrankungen aufgeführt. Die Ärzteliste wählte die Experten dabei
anhand von unabhängigen Kriterien aus.
M
it den beiden engagierten,
überregional bekannten und
anerkannten Medizinern an der
Spitze ihrer stationären und ambulanten Suchteinrichtungen ist die
medbo als Gesundheitszentrum in
der ganzen Oberpfalz bestens aufgestellt. Das bestätigt die Aufnahme beider Experten in die renommierte Focus-Ärzteliste: Hier werden nur Ärzte aufgenommen, die
sich aufgrund von Kollegen- beziehungsweise Patientenempfehlungen auszeichnen oder außergewöhnlich viele Studien und Publikationen veröffentlichen.
Prof. Dr. Norbert Wodarz gilt
bayern- und bundesweit als ausgewiesener Experte für Suchterkrankungen. Er engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedenen Gremien und Ehrenämtern. So ist er seit
2006 Vorsitzender der Bayerischen
Akademie für Suchtfragen und im
Koordinierungsgremium der Landesstelle Glücksspielsucht tätig.
Besonders wichtig ist ihm seine Arbeit als Vorsitzender des Suchtarbeitskreises Regensburg, der sich
aus Vertretern der verschiedensten
ambulanten und stationären Bereiche der Suchtkrankenhilfe und der
Selbsthilfe sowie aus Vertretern vieler Verbände, Vereine, Schulen und
Behörden zusammensetzt. Nicht
zuletzt wurde Prof. Dr. Norbert Wodarz in den Suchtausschuss der
Bundesdirektorenkonferenz und die
Autorengruppe der S3-Behandlungsleitlinie „Suchterkrankungen“
berufen. Prof. Wodarz lehrt an der
Universität Regensburg.
Für Dr. Heribert Fleischmann ist die Suchtmedizin Herzensangelegenheit. Er ist Sprecher
der Suchtarbeitskreise der Oberpfalz, welche sich Oberpfalz-weit
als Plenum und in einzelnen Arbeitsgruppen koordinieren. Suchtarbeitskreise gibt es seit 1978 in
der Oberpfalz in Amberg, Cham,
Neumarkt, Neustadt an der Waldnaab/Weiden in der Oberpfalz, Regensburg, Schwandorf und Tirschenreuth. Des Weiteren ist er
Vorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS).
Die DHS ist Plattform aller Verbände und Vereine, die in der Suchtkrankenhilfe tätig sind. Ziel der
DHS-Mitgliedsverbände ist es, ihre
Fachkompetenz zu Fragen und
Problemen der Suchtprävention
und der Suchthilfe organisatorisch
zu bündeln. Bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und
Nervenheilkunde (DGPPN) ist Dr.
Heribert Fleischmann im „Referat
Sucht“ außerdem noch stellvertretender Leiter. Dieses setzt sich dafür ein, die Behandlungsqualität im
Rahmen einer evidenzbasierten
wissenschaftlich fundierten Suchtmedizin weiterzuentwickeln.
Kurt Häupl, Geschäftsführer
der medbo GmbH, gratuliert Prof.
Dr. Norbert Wodarz und Dr. Heribert Fleischmann: „Mit Prof. Wodarz und Dr. Fleischmann haben
wir das große Glück, nicht nur den
Großraum Regensburg und die
südliche Oberpfalz Sucht-medizinisch gut versorgen zu können,
sondern über den Standort Wöllershof auch einen Großteil der
Nord-Oberpfalz.“
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SYNAPSE Mai
Psychiatrie
SYNAPSE Mai
Psychiatrie
Den Mann
im Ohr
leiser drehen
Heinz Klein,
Mittelbayerische Zeitung
Tinnitus nervt hierzulande Millionen. Das Pfeifen kommt nicht
vom Ohr, es entsteht im Gehirn.
Am Bezirksklinikum beruhigt
man es mit Magnetfeldern.
D
rei Millionen Bundesbürger haben schon den Mann im Ohr.
Der klingelt, pfeift, dröhnt oder kreischt meist in Hochtonlagen, aber
ganz unterschiedlichen Lautstärken. Manche arrangieren sich ganz
gut mit dem permanenten Störenfried, andere treibt er schier in den
Wahnsinn oder in die Depression.
Und so geben sich am Regensburger Bezirksklinikum jeden Mittwoch
zur Tinnitus-Sprechstunde die Patienten die Klinke in die Hand. Die
Leute kommen bis aus Kanada und
Südamerika, das mag das Ausmaß
des Leidens verdeutlichen, erzählt
Privatdozent Dr. Berthold Langguth, der Leiter des Tinnituszentrums an der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie der medbo
GmbH. Dr. Langguth kann zwar
auch keine Wunder bewirken, doch
haben die Wissenschaftler am Bezirksklinikum einen interessanten
Weg gefunden, wie man den Mann
im Ohr zumindest ein wenig leiser
drehen kann.
Bis vor einigen Jahren
glaubte man, der Störton käme aus
dem Ohr – und war damit auf dem
Holzweg. Heute weiß man, dass
das Gehirn sich das Pfeifen selber
macht, erklärt der Neurologe und
Psychiater Dr. Langguth. Dennoch
ist das Ohr nicht frei von Schuld.
Sehr oft geht dem Tinnitus ein Hörverlust voraus. Weil deutlich weniger Signale aus dem Ohr im Gehirn
ankommen, versucht das Gehirn
den Verlust auszugleichen. „Dann
unterhalten sich die Neuronen einfach mit sich selbst“, veranschaulicht Berthold Langguth die Umbauvorgänge in unserem Oberstübchen.
Doch „Tinnitus ist wie ein
Chamäleon, er kann viele Ursachen haben“, sagt der Privatdozent. Deshalb machen sich am Bezirksklinikum in Zusammenarbeit
mit dem Uniklinikum viele Fachleute ans Werk. HNO-Ärzte untersuchen das Ohr, Zahnärzte forschen
nach einer möglicherweise ursächlichen Fehlstellung des Kiefers,
Physiotherapeuten
kontrollieren
Halswirbel und Muskulatur auf Verrenkungen und Verspannungen,
Neurologen checken die Hörnerven, Psychiatrie-Fachleute befassen sich mit dem vom Dauerpiepen
schon völlig zerfleddertem Nervenkostüm von Tinnitusgeplagten, die
oftmals unter Angst, Depressionen
und Schlafstörungen leiden.
Die Lautstärke des Störtons
scheint nämlich nicht der entscheidende Grund für das Ausmaß der
Verzweiflung von Tinnituspatienten
zu sein. Nach derzeitigem Stand
der Wissenschaft pfeifen sich also
die in Ermangelung von Hörsignalen unterbeschäftigten Neuronen
des Hörzentrums selbst ein „Lied“.
Die gesteigerte Zellaktivität ist dabei aber nicht auf die Hörrinde im
Am Tinnituszentrum Regensburg werden derzeit Studien durchgeführt,
die die Effektivität der repetitiven transkraniellen Magnestimulation
(rTMS) zur Behandlung des chronischen Tinnitus untersuchen. Dabei
wird mit kurz dauernden Magnetimpulsen die Aktivität bestimmter
überaktiver Gehirnstrukturen beeinflusst. Da es sich um ein Verfahren
handelt, das noch wissenschaftlich erprobt wird, werden die Behandlungseffekte durch Messungen und spezielle Fragebögen erfasst.
An der Studie teilnehmen können Patienten aus der Region um
Regensburg zwischen 18 und 70 Jahren, die seit mindestens sechs
Monaten an Tinnitus leiden, der bereits audiologisch abgeklärt ist.
Die Probanden sollten keine instabilen neurologischen, internistischen
oder psychiatrischen Begleiterkrankungen haben. Patienten mit
Herzschrittmachern, Metallimplantaten im Gehirn und epileptischem
Anfallsleiden können aus Sicherheitsgründen nicht teilnehmen.
Interessanten wenden sich bitte unter der Telefonnummer
(0941) 941-1256 an das Tinnituszentrum des medbo-Bezirksklinikums.
Aus der Kooperation von Bezirksklinikum und Universitätsklinikum
resultiert das 2007 offiziell eröffnete, multidisziplinäre Tinnituszentrum
Regensburg, an dem neben den medbo-Kliniken und Polikliniken für
Psychiatrie und Psychotherapie die Kliniken für Neurologie und
Neurochirurgie, die Abteilung für Nuklearmedizin, die Klinik für zahnärztliche Prothetik, die Abteilung für Physiotherapie, der Lehrstuhl für
experimentelle Psychologie und der Elitestudiengang für klinische
Neurowissenschaften beteiligt sind. Im Rahmen einer multidisziplinären Fallkonferenz wird für jeden Patienten ein individueller Therapieplan entwickelt. Dabei kommen u.a. psychotherapeutische, physiotherapeutische und medikamentöse Verfahren sowie elektrische und
magnetische Stimulation zum Einsatz.
Die Tinnitussprechstunde findet jeden Dienstag (ab Mai Donnerstag)
statt. Anmeldung für ein Erstgespräch unter Tel. (09 41) 944/9410.
Schläfenlappen beschränkt. Über
Netzwerke im Gehirn kann sich die
Erregung auch auf Hirnareale ausbreiten, die für die Regulation von
Aufmerksamkeit, Emotionen oder
Stress verantwortlich sind, erklärt
Dr. Langguth. Und so lässt sich
auch verstehen, warum ein leiser
Ton den einen Menschen an den
Rande des Nervenzusammenbruchs bringen kann, während ein
anderer das Dauerdröhnen in seinem Kopf recht locker wegsteckt.
Das Ausmaß der Vernetzung ist
entscheidend.
Vor etwa zehn Jahren begannen Regensburger Wissenschaftler zu erproben, inwieweit
sich die neuronale Tätigkeit im Hörzentrum durch Magnetfelder von
außen modifizieren lässt. „Wir hatten wohl auch Glück, die richtigen
Stimulationsprogramme zu erwischen“, sagt Dr. Langguth. Mittels
der transkraniellen Magnestimulation (TMS) versuchen die Wissenschaftler in drei verschiedenen
Zentren des Gehirns, die überaktiven Nervenzellen zu beruhigen.
Und sie wollen sie auch aus dem
Takt bringen. „Wenn die Neuronen
alle gleichzeitig feuern ist das so,
wie wenn im Fußballstadion die
Fans alle gleichzeitig brüllen“, veranschaulicht es Dr. Langguth. Für
diese Studien werden Teilnehmer
aus der Region Regensburg gesucht.
So ist der Tinnitus zwar in
der Regel nicht zu heilen, aber es
kann immerhin gelingen, den Mann
im Ohr leiser zu drehen. Bleibt noch
eins schwacher Trost: je länger er
da ist, umso weniger wird er in der
Regel wahrgenommen.
Dieser Beitrag erschien am
13.3.2013 in der Mittelbayerischen
Zeitung
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SYNAPSE Mai
Psychiatrie
SYNAPSE Mai
Psychiatrie
Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
in der Psychiatrie:
Strom gegen Depression
Simone Graßler
PD Dr. Berthold Langguth ist
Chefarzt der Zentralen Aufnahme
und psychiatrischen Institutsambulanz am Bezirksklinikum Regensburg. Außerdem leitet er die
TMS Forschungsgruppe Regensburg und ist im Vorstand der
Deutschen Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie e.
V. (DGHP). SYNAPSE wollte wissen, wie das funktioniert mit dem
„Strom gegen Depression“.
Synapse: Die grundlegendste
Frage zuerst: Was ist TMS?
Langguth: TMS ist eine Methode,
bei der in einer Spule ein starkes magnetisches Feld erzeugt wird. Dabei
wird der Schädelknochen durchdrungen, wodurch eine Erregung ausgelöst wird. Somit können Nervenzellen
von außen stimuliert werden. Je
nach Krankheitsbild können Bereiche des Gehirns entweder gehemmt
oder angeregt werden. Eine Erregung kann zum Beispiel dann sichtbar gemacht werden, wenn das Gehirnareal, das für die Bewegungssteuerung zuständig ist, getroffen
wird. Dann wird eine Muskelbewegung ausgelöst, wie etwa ein Fingerzucken.
Synapse: Welche Krankheitsbilder lassen sich mit der Methode
behandeln?
Langguth: Die TMS ist vielseitig einsetzbar. Man kann sich das wie Vokabellernen vorstellen: Durch ständige Wiederholung kann man sich
die Bedeutung von Wörtern in einer
Fremdsprache schließlich merken.
Stimuliert man eine Nervenzelle immer wieder auf die gleiche Weise,
führt dies zu einer ähnlichen anhaltenden Veränderung. Diese Fähigkeit ist die Grundlage für den Einsatz der TMS in der Therapie. Auf
diese Weise behandeln wir Patienten mit Depressionen, Tinnitus oder
auch akustische Halluzinationen bei
schizophrenen Patienten. Es finden
sich auch Hinweise auf die Wirksamkeit der Methode zur Behandlung von chronischen Schmerzen,
Zwangsneurosen und anderen Gehirnkrankheiten. Am Bezirksklinikum forschen wir intensiv im Bereich des Tinnitus. Hier liegt eine
Überaktivität bestimmter Gehirnareale vor, die durch die Magnetstimulation reguliert werden kann. Die
meiste Erfahrung weltweit liegt in
der Behandlung der Depression vor.
Synapse: Spüren die Patienten
bei der Behandlung etwas?
Langguth: Es ist lediglich ein Klopfen zu spüren, ähnlich einem leichten Stromschlag. Die erzeugte magnetische Stärke lässt sich mit der
in einem Kernspin vergleichen. Al-
lerdings in lokalisierter Form, da
nur ein Gehirnareal in etwa der
Größe einer Zwei-Euro-Münze stimuliert wird. Die Erregung ist dabei
nicht nur im Gehirn, sondern auch
auf der Hautoberfläche spürbar.
Eine geringe Anzahl von Patienten
klagt über gelegentliche Kopfschmerzen während oder nach der
Behandlung.
Synapse: Wie ist der Therapieverlauf bei TMS?
Langguth: Patienten werden in der
Regel zwei bis sechs Wochen lang
behandelt. Fünfmal pro Woche wird
eine Behandlungszeit zwischen 20
Minuten und einer Stunde angesetzt. Tritt durch die Therapie eine
Besserung des Krankheitszustandes auf, kann diese nach einem bestimmten Zeitraum wiederholt werden. Wenn nur eine leichte Verbesserung erkennbar ist, wird die Be-
handlungsdauer verlängert, um
den Erfolg zu optimieren. Es gibt
aber auch Fälle, in denen sich kein
Therapieerfolg einstellt.
Synapse: Gibt es Risiken bei der
Behandlung und wie stehen die
Heilungschancen?
Langguth: Die TMS ist ein sehr sicheres Verfahren. Lediglich Patienten mit einem Herzschrittmacher
oder einem epileptischen Anfallsleiden dürfen nicht behandelt werden.
Zudem ist die Therapie sehr vielversprechend. Bei Patienten mit Depressionen erreichen wir bei etwa
50 Prozent eine Besserung, bei Tinnitus-Patienten sind es etwa 40
Prozent. Ähnlich hoch sind die Erfolgschancen bei der Behandlung
von akustischen Halluzinationen.
Synapse: Vielen Dank für das
Gespräch!
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SYNAPSE Mai
Psychiatrie
SYNAPSE Mai
Psychiatrie
sene. Kurt Häupl, Geschäftsführer
der medbo GmbH: „In Regensburg
sind acht Kinder- und Jugendpsychiater ansässig, während es in Weiden sowie in den Landkreisen Neustadt an der Waldnaab, Tirschenreuth und Schwandorf keinen einzigen gibt.“ Das sei im Jahr 2013 ein
Missstand, der einer schnellstmöglichen Lösung bedürfe.
Podiumsdiskussion „Modell­
region nördliche Oberpfalz“
v. l.: medbo-Geschäftsführer Kurt Häupl,
Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Thomas Fehr,
Vorsitzender der PSAG Nordoberpfalz,
Dr. med. Heribert Fleischmann, Ärztlicher
Direktor des Bezirkskrankenhauses Wöllershof
Fachtagung in Wöllershof
„Die Versorgung psychisch Kranker in der nördlichen Oberpfalz“:
Modellregion nördliche Oberpfalz
Simone Graßler
Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung ist im Laufe eines Jahres von einer psychischen
Erkrankung betroffen, in der
Oberpfalz also mehr als 300.000
Menschen! Grund genug für die
medbo und die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Nordoberpfalz sich Gedanken über die
Optimierung der Versorgung psychisch kranker Menschen der Region zu machen.
V
or allem außerhalb der Ballungszentren gibt es zu wenige
niedergelassene Fachärzte und
Psychotherapeuten. Dr. Heribert
Fleischmann, Ärztlicher Direktor
des Bezirkskrankenhauses Wöllershof, sein Stellvertreter Dr. Michael
Ziereis und Thomas Fehr, Vorsitzender der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Nordoberpfalz nahmen die stark steigende
Inanspruchnahme aller psychiatrischer Hilfsangebote deshalb zum
Anlass, gemeinsam mit Kollegen
eine Fachtagung auf die Beine zu
stellen. Wie kann die Versorgung aller hilfebedürftigen psychisch kranken Menschen sichergestellt wer-
den? Welche Ideen gibt es dazu
schon und was davon lässt sich auf
die Nordoberpfalz übertragen?
Mit diesen Fragen beschäftigten sich in einer Reihe von Vorträgen Vertreter von verschiedenen
Einrichtungen: PD Dr. med. Reinhold Kilian von der Universität Ulm,
Dr. med. Iris Hauth, leitende Chefärztin des St.-Joseph-Krankenhauses in Berlin-Weißensee und langjährige Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz, Dipl.-Psych. Benedikt Waldherr, Vorstandsmitglied
der
Psychotherapeutenkammer
Bayern und Dr. med. Michael Ziereis, Chefarzt der Psychiatrischen
Institutsambulanz und stellvertretender Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Wöllershof.
Eingeladen waren alle, denen eine optimale psychiatrische
Versorgung am Herzen liegt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der medbo, anderer (sozial-)psychiatrischer
Einrichtungen und der Gesundheitsämter, aber auch niedergelassene
Ärzte und psychologische Psychotherapeuten.
In seinem Grußwort lenkte
Bezirkstagspräsident Franz Löffler
die Aufmerksamkeit vor allem auf
den Mangel an Kinder- und Jugendpsychiatern und den damit verbundenen langen Wartezeiten für die
Patienten. Der Bezirk bringe die
Psychiatrie zu den Menschen, indem auch außerhalb von Regensburg medbo-Kliniken beziehungsweise Tagkliniken und Institutsambulanzen aufgebaut würden. Außerdem sei der Bezirk Leistungsträger
zahlreicher Einrichtungen für psychisch kranke Menschen, wie zum
Beispiel
Sozialpsychiatrischer
Dienste, Tagestätten und Angebote
zum betreuten Wohnen. Die Fachtagung sei eine gute Gelegenheit gemeinsam über eine Weiterentwicklung der Versorgung, über eine
(noch) stärkere Vernetzung, ja über
eine Modellregion Nordoberpfalz
nachzudenken.
Die Vortragenden waren sich
vor allem in einem Punkt einig: In
ländlichen Regionen gibt es zu wenig niedergelassene Psychiater und
Psychotherapeuten für Kinder und
Jugendliche, aber auch für Erwach-
In der abschließenden Podiumsdiskussion unter dem Motto „Modellregion nördliche Oberpfalz – welche
Entwicklungsmöglichkeiten bestehen? Konkrete oder visionäre
Wege in die Zukunft“ wurde über
mögliche Wege der zukünftigen Zusammenarbeit und Versorgung der
psychisch kranken Menschen in
der Region Nordoberpfalz diskutiert. Besonders die Überwindung
der Sektorengrenzen beziehungsweise der in „Säulen“ strukturierten
Versorgungssituation sei eine Herausforderung, die es zu meistern
gelte. Das Denken müsse stärker
in Richtung alternativer Versorgungsformen gehen und sich von
der Institutionszentrierung lösen.
Das Besondere: Sowohl Vertreter der Leistungsträger, der Leistungserbringer als auch Betroffene
saßen dabei an einem Tisch: Ministerialrat Dr. Georg Walzel vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Anna Magin,
Psychiatriekoordinatorin des Bezirks
Oberpfalz, Dr. Wolfgang Bärtl, Regionaler Vorstandsbeauftragter – Fach­
ärzte – der Kassenärztliche Vereinigung, Bezirksstelle Oberpfalz, Klaus
Schwarzer von der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände
in Bayern (ARGE), AOK Bayern, Inge-Anna Bergmann, Vorstandsmit-
glied von „Irren ist menschlich“ e.V.,
Gundula Engel, Vorsitzende des Vereins der Angehörigen Psychisch
Kranker Regensburg e.V. und Dr.
Stefan Gerhardinger, vom SPDi Weiden in der Oberpfalz.
Ministerialrat Dr. Georg Walzel begeisterte sich für die Idee, aus
der Nordoberpfalz eine Modellregion
der psychiatrischen Versorgung im
Sinne des §64, SGB V zu machen
und sicherte seine Unterstützung zu,
wenn aus der Region ein entsprechend guter und innovativer Vorschlag an ihn herangetragen werde.
Die Podiumsteilnehmer aus
der Oberpfalz freuten sich über diese „Steilvorlage“ (Zitat Dr. Fleischmann) und zeigten großes Interesse in diesem Sinne gemeinsam
und auf fortschrittlichem Wege die
Versorgung der Patienten der Nordoberpfalz zu optimieren.
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SYNAPSE Mai
Neurologie
SYNAPSE Mai
Neurologie
Top-Thema bei den Regensburger
DEZ-Gesundheitstagen:
Schlaganfall –
vorbeugen und behandeln
Matthias Kunz
Wie bereits in den vergangenen
Jahren war auch in diesem Jahr
der Informationsstand der Schlaganfall-Initiative Regensburg e. V.
bei den Gesundheitstagen im Donau-Einkaufszentrum
vertreten
und stieß wieder auf großes Interesse.
A
n Stellwänden informierten die
unterschiedlichen Berufsgruppen der Schlaganfall-Initiative über
ihre Arbeit im Fachgebiet Neurologie und boten darüber hinaus per-
sönliche Gespräche am Stand an.
Der Fokus lag dabei auf Präventionsmöglichkeiten, Therapieverfahren, therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten und themenspezifischer Aufklärungsarbeit.
Unterstützt wurde der Verein
dabei von vielen Mitarbeitern aus
Pflege, Physiotherapie, Logopädie,
Neuropsychologie, dem Sozialdienst und natürlich der Ärzteschaft
der medbo Klinik und Poliklinik für
Neurologie der Universität Regens-
burg am Bezirksklinikum Regensburg sowie von den ärztlichen Kollegen der Klinik für Neurologie des
Krankenhauses der Barmherzigen
Brüder in Regensburg.
Im Rahmen zahlreicher Vorträge zu unterschiedlichsten Gesichtspunkten des Schlaganfalls in­
formierten unter anderem Dr. Sandra Boy (Oberärztin an der Klinik für
Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg) und Dr. Carmen Groß­
mann
(Neurologische Oberärztin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder).
Diesmal konnte ein neuer
Rekord an bei Besuchern durchgeführten Ultraschalluntersuchungen
der Halsgefäße verzeichnet werden: Bei rund 120 Personen wurde
eine sonographische Untersuchung durchgeführt. Durch dieses
Untersuchungsverfahren können
mögliche Verengungen oder Veränderungen der Halsgefäße, die
das Schlaganfallrisiko beeinflus-
sen, beurteilt werden. Bei denjenigen Untersuchten, deren Werte
auffällige pathologische Veränderungen zeigten, wurde die Vorstellung in einer Gefäßambulanz empfohlen. Zudem nahmen die Besucher des Standes wieder intensiv
die Möglichkeit wahr, ihren Blutdruck und Blutzuckerspiegel messen zu lassen. Bei auffälligen Werten wurde auch hier eine ärztliche
Vorstellung und Kontrolle der Werte
empfohlen.In den drei Tagen konnte der Informationsstand der
Schlaganfall-Initiative Regensburg
e. V. etwa 600 Besucher vermelden. Schlaganfall ist und bleibt eines der Top-Themen der gesundheitlichen Aufklärung.
Matthias Kunz ist Mitarbeiter der
Klinik und Poliklinik für Neurologie
der Universität Regensburg am
Bezirksklinikum Regensburg
und Koordinator der Schlag­anfallInitiative Regensburg e. V.
www.schlaganfall-regensburg.de
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SYNAPSE Mai
KJP
SYNAPSE Mai
Forensik
Lauftraining mit Straftätern?
Klingt nach Fluchthilfe. Was aber,
wenn diese Straftäter suchtkrank
und Patienten der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum
Regensburg sind und dort Therapie machen, sich also Hilfe holen
für ihren Weg in ein straf- und
suchtfreies Leben?
D
KJP-Tagklinik zu Besuch bei der Modelleisenbahnanlage:
Erwachsenenspielzeug in Kinderhänden
Simone Graßler
„Wow“. Ehrfürchtiges Raunen.
Und dann gibt es kein Halten mehr:
„Ich hab die Dampflok entdeckt“,
freut sich ein Junge. Ein Mädchen
betrachtet völlig fasziniert die winzigen Figuren, die überall liebevoll
drapiert sind. Kinder der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie Regensburg besuchten die
Modelleisenbahnanlage der Betriebssportgemeinschaft des Bezirksklinikums Regensburg.
D
as ist kein Kinderspielzeug, sondern Erwachsenenspielzeug“,
erklärte Gerhard Zollner, Mitglied
des Modelleisenbahn-Clubs den
zwei Mädchen und sechs Jungen,
die sich zusammen mit ihren Betreuern Sabine Zorn und Dieter Doll die
Modelleisenbahnanlage der Betriebssportgemeinschaft
ansehen
durften. Die Idee dazu kam aufgrund
eines SYNAPSE-Berichtes.
Damit hatten die Kinder aber
wirklich nicht gerechnet: Ein ganzer
Raum voll mit einer detailgetreuen
Modelleisenbahn im Dachgeschoß
von HAUS 11 des Bezirksklinikums
Regensburg. Leider befand sich
die Anlage gerade im Bau (ein
Kopfbahnhof muss her), sodass die
Elektronik nicht funktionierte und
darum auch kein Zug fahren konnte. Dennoch gab es einige Highlights für die kleinen Gäste wie zum
Beispiel eine fahrende Gondel oder
einen beleuchteten Fernsehturm.
Der Eisenbahn-Club, der
aus acht zum Teil bereits pensionierten Mitgliedern besteht, trifft
sich regelmäßig einmal pro Woche
für einige Stunden zum Tüfteln. „Da
werden Männer wieder zu Kindern“, erzählte Gerhard Zollner.
Welche enorme Arbeit hinter der
Modelleisenbahnanlage steckt, ist
kaum zu übersehen. Teilweise werden sogar die Miniaturfiguren selbst
angemalt. „Das ist alles Eigenbau.“
Zum Schluss hatte Gerhard
Zollner dann noch eine Überraschung für die Kinder, weil sie so
brav waren und alles heil geblieben
war: Wenn die Elektronik der Eisenbahn wieder funktioniert, dürfen
sie noch einmal kommen und die
Anlage in voller Fahrt erleben. „Am
liebsten wär ich so ein kleines
Männchen, dann könnte ich mit allem spielen.“ Damit sprach ein Junge, dem es besonders schwer fiel,
nichts anzufassen, wohl allen aus
der Seele. Klein und aus Plastik
müsste man sein.
ann bekommt Laufen im Rahmen der Sporttherapie neue Dimensionen. Denn die allseits gerühmten positiven Effekte auf das
Herz-Kreislaufsystem werden dann
beinahe zur Nebensache. Wenn die
Sporttherapeuten Pia Lilla und Sebastian Lamm mit Patienten der Station 7b Laufen gehen, geht es nämlich auch um Metaphern und Bilder.
Laufen ist Bewegung. Mit jeder Bewegung geht eine Veränderung einher: Die Landschaft, der
Blickwinkel, der Körper, die Atmung.
Veränderung gehört zum Leben,
macht vielen Menschen aber auch
Angst. Die bisherige Strategie der
Patienten im Umgang mit Angst:
Rückzug in eine „heile“ (Drogen-)
Welt. Jetzt rauszugehen und aktiv
die Veränderung zu suchen ist etwas Neues. Schnell wird klar: Es ist
anstrengend. Man muss sich immer
wieder aufraffen, um rauszugehen.
Es geht nicht immer nur vorwärts,
man stößt auch an Grenzen. Aber es
gibt auch diese Momente, in denen
läuft es wie von selbst und man
nimmt scheinbar mühelos jede Steigung. Für die meisten Menschen gewohnt, für die Patienten ein mühevoller Lernprozess.
Beschäftigt man sich mit
Lernprozessen und verfolgt die aktuellen Ergebnisse der Hirnforschung,
kristallisiert sich ein entscheidender
Faktor fürs Lernen heraus: Begeisterung. Und wenn man dann an einem klirrend kalten, aber schönen
Wintertag im Stadtgebiet von Regensburg auf einer anspruchsvollen
Strecke läuft und auf einmal vier
neugierigen Ziegen begegnet, dann
ist das vielleicht einer dieser begeisternden und bewegenden Momente,
der im Gedächtnis bleibt und in
schwierigen Phasen daran erinnert,
dass sich die Mühe lohnt.
Sebastian Lamm ist
Sporttherapeut in der
Regensburger Forensik
Sporttherapie im
Maßregelvollzug:
Bewegende
Momente
Sebastian Lamm
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SYNAPSE Mai
Bildung
SYNAPSE Mai
Bildung
Fachtagung am IBP:
Patientenorientierung und Service
am Kunden – ein Widerspruch?
Dr. Anja Geßner
Anfang März wurde am Institut
für Bildung und Personalentwicklung (IBP) die Frage diskutiert,
wie Patientenorientierung und
Service am Kunden zum Wohle
des Patienten gelingen können.
Experten aus dem Gesundheitswesen und dem Dienstleistungsbereich beleuchteten das Zusammenspiel von Patientenorientierung und Service.
G
leich zu Anfang brachte es Bezirkstagspräsident Franz Löffler
auf den Punkt: ein freundliches, unterstützendes Ambiente ist gerade
bei Patienten, die unter psychischen
Erkrankungen leiden, für die Genesung wichtig. Die Klinik sei für diese
Menschen nicht zuletzt meist ein
Zuhause auf Zeit.
Kurt Häupl, Geschäftsführer
der medbo, betrachtete Service aus
Unternehmersicht: Zwar nähmen
Patienten die Leistungen in Krankenhäusern meist nicht freiwillig in
Anspruch, sie könnten jedoch verschiedene Gesundheitsangebote
miteinander vergleichen und auswählen – 60 Prozent der Patienten
suchten sich zum Beispiel das Krankenhaus selbst aus. So könnten Patienten auch als Kunden betrachtet
werden, deren Zufriedenheit unter
anderem durch guten Service gesteigert werden kann.
Birgit Ladwig von der Deutschen Hotelakademie, Service-Spezialistin Mareike Schierbrok und
Boris Kaspar (Lufthansa Flight Training) zeigten Wege auf, wie das Gesundheitswesen vom Servicegedanken profitieren und in diesem
Bereich vom Dienstleistungssektor
lernen kann.
Die
Wahlleistungs-Praxis
deutscher Krankenhäuser illustrier-
te Jutta Wilms vom Verband der privaten Krankenversicherungen. Bedenken, dass die neuen Wahlleistungsstationen eine Zweiklassengesellschaft in der Patientenschaft zur
Folge hätten, setzte sie entgegen,
dass die Mehreinnahmen von vielen
Krankenhäusern genutzt würden,
um auch andere Stationen umzugestalten und zu verbessern.
Gesundheitswesen. Nach Frau
Prof. Kellnhauser ist Service „geprägt von Aufmerksamkeit und Zuwendung. […] Wie allgemein bekannt, ist unbestritten, dass zwischenmenschliche Zuwendung im
Krankenhaus einen positiven Effekt
auf das Wohlbefinden der Leistungsempfänger und dadurch auf
deren Genesung hat.“
Zwei Ikonen der Pflege in
Deutschland, Prof. Edith Kellnhauser (emeritierte Professorin der Katholischen Fachhochschule Mainz)
und Peter Jacobs (Pflegedirektor
des Klinikums der Universität München), erläuterten die Bedeutung
des Servicegedankens vor dem
Hintergrund der Veränderungen im
Peter Jacobs sieht die Berufsgruppe der Servicekräfte als einen Mosaikstein in der Behandlung
der Patienten. Damit die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen funktioniert,
dürfe es keine Abgrenzung durch
Berufsgruppendenken
geben.
Wichtige Voraussetzungen für eine
effektive Zusammenarbeit der Berufsgruppen sei eine klare Regelung
der Aufgabengebiete und Kompetenzen sowie eine „schlanke, barrierefreie Kommunikation“.
Jasmin Massouh, die die psychiatrische Komfort-Station am Bezirksklinikum Regensburg kaufmännisch verantwortet, und Bildungsreferent Uwe Detter zeigten den Nutzen der Zusammenarbeit der
Berufsgruppen Service und Pflege
auf: Was tragen beide Gruppen zur
Gesundung der Patienten bei? Entscheidend sei letztlich immer die Beziehungsgestaltung zum Patienten.
Dr. Anja Geßner ist
stellvertretende IBP-Leiterin
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48
SYNAPSE Mai
Bildung
Das Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) der medbo am Bezirksklinikum Regensburg hat sich in den über zehn
Jahren seines Bestehens zum
größten Bildungsanbieter im Gesundheitssektor im ostbayerischen Raum entwickelt. Jährlich
besuchen rund 5.000 interne und
externe Teilnehmer die angebotenen Seminare, hinzukommen
etwa 4.000 Kongressteilnehmer.
N
ur mit einem effizienten Management von der Bildungsbedarfserhebung bis hin zur Kursevaluation
lässt sich dieses umfassende Angebot in hoher Qualität vermarkten.
Und so hat sich mit dem Bildungsangebot auch ein entsprechendes Management-Know-how am IBP entwickelt, das sich im Laufe der Jahre in
Checklisten, Ablaufbeschreibungen
und Vorlagen niedergeschlagen hat.
Nach über zehn Jahren war es Zeit,
all diese Unterlagen einer Überprüfung zu unterziehen, neu zu ordnen
und das dabei entstehende System
extern prüfen zu lassen.
Am Ende sollte eine offizielle
Zertifizierung der Managementprozesse im IBP stehen. Den Rahmen
dafür bildete die Qualitätsmanagement-Norm DIN ISO 9001:2008.
Dort werden die erforderlichen Elemente für ein erfolgreiches (Dienstleistungs-)Management beschrieben, wie etwa Verantwortung der
Leitung, Ressourceneinsatz, Kundenorientierung, Prozesse oder die
Elemente eines kontinuierlichen
Verbesserungsprozesses.
Ab März 2012 ging es zuerst
einmal darum, die vorhandenen
Unterlagen zu sichten, auf Aktualität zu prüfen und zu ordnen sowie
die sehr abstrakten Forderungen
der DIN 9001 auf das IBP zu „übersetzen“. Es kristallisierten sich vier
Teilprozesse des Kernprozesses
„Bildung am IBP“ heraus: Bildungsbedarfserhebung & Bildungsprogramm, Kursmanagement, Weiterbildungen und Kongressmanagement. Von Anfang an waren das
große Engagement des gesamten
IBP-Teams sowie die enge Zusammenarbeit mit dem zentralen Qualitätsmanagementbeauftragten der
medbo besonders wichtig.
Im Oktober 2012 waren alle
wichtigen Verfahrensanweisungen,
SYNAPSE Mai
Bildung
Checklisten und Vorlagen in eine
gute Ordnung gebracht, Schnittstellen zu den medbo Abteilungen geklärt (Reinigung, Hygiene, Catering),
ein Verbesserungs- und Ideenmanagement (VIM) eingeführt sowie
ein internes Audit und eine sogenannte
Managementbewertung
durchgeführt: die Voraussetzungen
für die Zertifizierung lagen vor.
Mitte Dezember prüfte dann
eine externe Spezialistin (Auditorin)
die formalen Voraussetzungen des
QM-Systems und die dazu gehörenden QM-Dokumente: Lagen alle erforderlichen Dokumente vor? Waren
sie aktuell? Waren sie korrekt in
Kraft gesetzt? In einer zweiten Stufe
befragte sie die Mitarbeiter zu den
Kernprozessen des IBP. Sie ließ sich
unter anderem das konkrete Vorgehen bei der Bildungsbedarfserhebung und Programmerstellung, bei
der Dozentenauswahl, bei der Begleitung der Seminarteilnehmer und
Dozenten sowie bei der Durchführung von Seminaren, Weiterbildungen und Tagungen erklären.
Am Ende des zweiten Audit-Tages meinte die Auditorin im
Abschlussgespäch: „Ich kann das
IBP klar zur Zertifizierung empfehlen“. Damit war das Ziel nach einem
Jahr erreicht, der Zeit- und Kostenrahmen eingehalten: Das IBP verfügt seit Mitte Dezember letzten
Jahres über ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem nach DIN
EN ISO 9001:2008!
Positiv bewertete die Auditorin vor allem das QM-Verständnis
des Teams, die Dokumentenlenkung
über das Dokumentenmanagement-System SharePoint, den Schulungsplan sowie die individuelle Betreuung der Teilnehmer von Weiterbildungen. Die Liste mit Verbesserungsvorschlägen im Auditbericht ist
überschaubar. Die meisten Anregungen beziehen sich auf kleinere Verbesserungen im QM-Handbuch oder
in einzelnen Dokumenten. Das
QM-System wird nun kontinuierlich
intern überprüft und mit einem externen Audit pro Jahr überwacht. Das
erste Überwachungsaudit wird im
November 2013 stattfinden.
Stefan Krischker ist
QM-Beauftragter der medbo,
Dr. Anja Geßner ist
stellvertretende IBP-Leiterin
Zertifizierung des Instituts für
Bildung und Personalentwicklung:
Qualität in der Bildung
Stefan Krischker | Dr. Anja Geßner
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SYNAPSE Mai
Bildung
SYNAPSE Mai
Bildung
Hausmesse an der Berufsfachschule
für Krankenpflege:
Existenzgründung hautnah
Simone Graßler
IBP-Veranstaltungen
Infos unter www.medbo.de/ibp
Dienstag, 11.06.2013 – Mittwoch, 12.06.2013
Regensburger Psychiatrietage
25 Jahre Psychiatrische Fachkrankenpflege
Thema: Spannungen, Konflikte, Gewalt –
Patientengerechte Aggressionsbewältigung
Freitag, 05.07.2013 – Samstag, 06.07.2013
DBT-A Einführung
Im Seminar werden die Grundprinzipien der DBT
nach Marsha Linehan vorgestellt. Anschließend
wird über das von A. Miller und J. Rathus entwickelte
Konzept zur Behandlung suizidalerJugendlicher
mit Symptomen einer Borderline-Störung berichtet.
Dozent/in: Prof. Dr. Christian Fleischhaker
Kurs-Nr.: APS13 0702
Freitag, 05.07.2013
Entwicklungsneurologische
Untersuchungsmethoden
In diesem Kurs werden die Besonderheiten einer
neurologischen Untersuchung von Kindern erarbeitet.
Abhängig vom Entwicklungsalter des Kindes werden
bei einer neurologischen Untersuchung auch Aspekte
der kognitiven Entwicklung, der Sprach- und Spielentwicklung in die Beurteilung mit einfließen.
Dozent/in: Angelika Aisch
Kurs-Nr.: APS13 0704
Freitag, 12.07.2013
Personalauswahl professionell gestalten
Wie kann ich sicherstellen, dass mein neuer Mitarbeiter/
meine neue Mitarbeiterin auch wirklich kompetent ist
und ins Team passt? Wie kann ich Potenzial und echte
Motivation erkennen? Zum Einsatz kommt ein abwechslungsreicher Methodenmix mit vielfältigen
Trainerpräsentationen, Gruppenarbeiten und ausreichend Gelegenheit zu Austausch und Diskussionen.
Dozent/in: Dr. Marion Bagusat
Kurs-Nr.: MAN13 0703
Freitag, 19.07.2013
Vortrag zum Opferentschädigungsgesetz (OEG)
Wer in Deutschland Opfer einer Gewalttat wird, hat unter
bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf staatliche
Entschädigung. Diese Voraussetzungen sind im Opfe-
rentschädigungsgesetz (OEG) geregelt. Die Leistungen
können nur nach Antragstellung bewilligt werden.
Wichtigstes Ziel des OEG ist, die körperliche und
seelische Gesundheit der Geschädigten so weit wie
möglich wieder herzustellen, um in Gesellschaft und
Beruf wieder teilhaben zu können. In diesem Vortrag
erhalten Sie einen allgemeinen Überblick über das OEG.
Dozent/in: Beate Buchholz
Kurs-Nr.: APS13 S0704
Dienstag, 23.07.2013
Mit Patienten ins Gespräch kommenPatientenorientierte Kommunikation
In diesem Seminar sollen Gestaltungsmöglichkeiten der
Gesprächssituation sowie Aufbau, Struktur und Aspekte
unterschiedlicher Gesprächsstile und Interaktionsmuster und deren Auswirkungen auf den Gesprächsverlauf
vermittelt werden. Sie lernen Techniken der Gesprächsführung, die sie in schwierigen Situationen mit Patienten und Angehörigen unterstützen. Dabei zeigen wir,
wie zeiteffektiv patientenorientierte Kommunikation
ist und wie sie für die Beteiligten zu deutlich weniger
Stress beladenen Situationen führt.
Dozent/in: Uwe Detter; Jasmin Massouh
Kurs-Nr.: KOM13 0702
Montag, 29.07.2013, Dienstag, 30.07.2013,
Freitag, 13.12.2013
Mitarbeitergespräche erfolgreich führen
Das Mitarbeitergespräch lebt von einer möglichst
offenen Gesprächsführung. Zentraler Punkt dabei ist
die Fähigkeit der Führungskraft, Gespräche richtig zu
führen, indem sie eine Atmosphäre schafft, in der
Vertrauen entsteht, gegenseitiges Feedback angenommen werden kann und Perspektiven eröffnet werden.
Eine der zentralen Aufgaben der Führungskraft beim
Mitarbeitergespräch ist es Feedback und Anerkennung
für die erbrachte Leistung, aber auch Rückmeldung
über das gesamte Arbeitsverhalten des Mitarbeiters,
zu geben. Für die Führungskraft ist dies oftmals eine
schwierige Aufgabe, insbesondere wenn Kritik geäußert
werden muss.
Dozent/in: Carmen Vilsmeier & Team,
Persönlichkeits- und Managementtraining
Kurs-Nr.: MAN13 0701
Infos unter www.medbo.de/ibp
Preiskatalog, Werbekonzept, Leitbild. Was das mit einem Krankenpflegeschüler zu tun hat? Auf den
ersten Blick relativ wenig. Dennoch bekam die Klasse 62b der
Regensburger Berufsfachschule
für Krankenpflege einen Eindruck,
wie es sein könnte, eine Existenz
aufzubauen.
E
ine Woche blieb den Schülerinnen und Schülern des dritten
Lehrjahres, um ein fiktives Unternehmen zu gründen und dieses
dann Anfang Februar in einem Messestand und einem Vortrag in der
Aula der Krankenpflegeschule vorzustellen. Die insgesamt 27 Schüler
wurden dabei in vier Gruppen aufgeteilt, die sich jeweils einem Projekt
widmeten. So entstanden die Kurzzeitpflege „KZP Himmel-Blau“, die
„Sozialstation Lichtblick“, die Home-Care Firma „Home Care Benefit“
und die Beratungsfirma „NEW WAY“.
Jede einzelne Gruppe entwickelte
für ihr neu gegründetes Unternehmen verschiedene Konzepte: Vom
Werbe- über ein Mobilitäts- bis hin
zum Umweltkonzept wurde an alles
gedacht. Auch der Finanzplan spielte eine wichtige Rolle, da das Unternehmen schließlich so schnell wie
möglich Gewinn abwerfen sollte. Außerdem mussten sich die Kranken-
pflegeschüler darüber Gedanken
machen, wie viel Personal eingestellt werden soll, wo sie Büro- und
Lagerräume anmieten können und
warum gerade ihr Unternehmen sich
von der Masse abhebt.
Ohne Fleiß kein Preis
„Das ist das arbeitsintensivste Projekt während der Ausbildung“, erklärte Lehrer Hans-Jürgen Feix-Pielot,
der das Projekt zusammen mit Christian Knopp betreute. Und tatsächlich
steckte eine Menge mehr dahinter
als die bloße Entwicklung der Konzepte. Eine Power-Point-Präsentation für den Vortrag musste her, ebenso ein Werbestand mit Plakaten,
Flyern und Visitenkarten. Dafür hatten die Schüler nur 36 Unterrichtsstunden zur Verfügung. Außerdem
musste der komplette Businessplan
ausgearbeitet werden. Anschließend
wurde das erarbeitete Wissen in einer Schulaufgabe und einer Extemporale theoretisch abgefragt.
Trotz der Strapazen der vergangenen Woche blickten die Schüler am Ende stolz auf ihr Werk.
„Wenn man dann den Messestand
sieht, merkt man schon, dass sich
die Mühe gelohnt hat“, bemerkte
eine Schülerin zufrieden.
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SYNAPSE Mai
Bildung
SYNAPSE Mai
Bildung
Auslandserfahrung in der
Berufsfachschule für Krankenpflege:
Bonjour, Paris!
Renate Neuhierl
Unser Lösungswort: Regensburger Sammler von Patientenkunst
Auflösung: Umschlag Seite 3
Über den Tellerrand schauen gehört zur Lehr-Philosophie der Regensburger Berufsfachschule für
Krankenpflege des Bezirks Oberpfalz. Ein weiteres Mal konnten jetzt
fünf Schülerinnen ein interessantes
Auslandspraktikum während ihrer
Ausbildung zur Gesundheits- und
Krankenpflegerin absolvieren. Und
nicht nur irgendwo, sondern am
größten Krankenhaus Frankreichs:
dem Hôpital Européen Georges
Pompidou in Paris.
N
adja Hofmann, Julia Ballmann,
Julia Kraus, Jessica Boguth und
Marlene Fießinger reisten im zweiten
Ausbildungsjahr für vier Wochen
nach Paris und arbeiteten im „Georges Pompidou“. Dort halfen sie auf
den Stationen der Pulmologie, Immunologie, Kardiologie und plastischen Chirurgie und versorgten – soweit möglich – selbständig Patienten
unterschiedlichster Herkunft. Das
zwölf Jahre alte Universitätskrankenhaus Georges Pompidou ist sehr
modern eingerichtet. In seinen acht
Stockwerken finden sich alle wichtigen medizinischen Disziplinen als
stationäre und ambulante Versorgungseinheiten. Bekannt ist es für
seine erfolgreichen Operationen am
offenen Herzen.
Die eigenen Möglichkeiten erfahren, sich selbst und seine Grenzen austesten, kurz: Selbstvertrauen
im beruflichen Alltag stärken – das ist
eines der wesentlichen Projektziele
des Leonardo-Programms. Und so
berichteten die fünf deutschen Kran-
kenpflegeschülerinnen ihren französischen Bereichsschwestern, in welchem Zustand sich schwerkranke
Patienten befanden, sie übernahmen
die Dokumentation am PC, führten
Vitalzeichen- und Blutzuckerkontrollen durch und verabreichten Infusionen. Alles auf Französisch.
Mit Leonardo unterwegs in
Europa
Bereits seit einigen Jahren gibt es an
der Berufsfachschule für Krankenpflege des Bezirks Oberpfalz das Angebot zur Teilnahme an den europäischen Leonardo- Mobilitäts-Projekten. Mit organisierten Lernaufenthalten im europäischen Ausland
erhalten Schüler die Gelegenheit, in
der beruflichen Erstausbildung internationale Berufskompetenzen zu erwerben. Das Programm „Leonardo
Mobilität“ unterstützt und ergänzt die
Berufsbildungspolitik der teilnehmenden EU-Staaten. Es wird gefördert durch die Nationale Agentur des
Bundesinstituts für Berufsbildung.
Unterstützt werden nicht nur Auszubildende beim Erwerb von kulturellen, fachlichen und sprachlichen
Kompetenzen; das Programm trägt
vielmehr mit europäischen Modellversuchen zu Innovationen und Verbesserungen in den Berufsbildungssystemen bei. Die Berufsfachschule
des Bezirks Oberpfalz war entsprechend auch schon zweimal Gastgeberin.
Bei allen Praktika im Ausland
steht in der ersten Woche die
Sprachanimation im Vordergrund,
um Sprachfertigkeiten aufzufrischen,
zu intensivieren oder in Bezug auf
das Gastland neu anzuregen. Und
selbstverständlich sind die Gastschüler auch neugierig auf das neue
Land: Die Freizeit wird zur Besichtigung von Sehenswürdigkeiten und
zum Besuch von kulturellen Veranstaltungen genutzt.
„Neben der Vertiefung der
sprachlichen, fachlichen und personellen Kompetenz geht es uns um
die Förderung des gegenseitigen
Verständnisses für die kulturellen
Unterschiede“, so Berufsfachschulleiter Rupert Brenninger. Betrachtet
man beispielsweise die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands mit
ihrem enormen Migrantenzuwachs in
den letzten Jahrzehnten, so kann davon ausgegangen werden, dass zukünftig noch stärker als bisher Menschen unterschiedlicher Kulturen als
Pflegekräfte und Pflegeempfänger in
Gesundheitseinrichtungen zu finden
sein werden.
Es ist auch davon auszugehen, dass durch Mitarbeiter mit einer
höheren interkulturellen Kompetenz
im Bereich der Krankpflege die Patienten- beziehunsweise die Bewohnerzufriedenheit steigt. Zudem erhalten die jungen Leute einen Einblick in
das Gesundheits- und Pflegesystem
eines anderen europäischen Staates. Die so gewonnenen Erkenntnisse können zurück in Deutschland
wieder in die Arbeit eingebracht werden. Davon profitieren alle Seiten!
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SYNAPSE Mai
Veranstaltungen / Personalia
Die medbo-Geschäftsleitung dankt allen
Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung!
Kommunikation als Erfolgsfaktor
40-jähriges Jubiläum
Franz Freisleben
Wilhelm Hahn
Gudrun Horch
Ingrid Huber
Josef Killersreiter
Johann Schreiner
Roswitha Unger
Sibylle Welte
Gesundheits- und Krankenpflegehelfer
Gesundheits- und Krankenpflegehelfer
Stationsleiterin
Personalsachbearbeiterin
Stationsleiter
Gesundheits- und Krankenpfleger
Teamassistentin
Fachärztin
Mit einem breit gefächerten Angebot praxisorientierter und wissenschaftlich fundierter Veranstaltungen gibt das zentrale Fort- und Weiterbildungsinstitut des Verbandes der bayerischen Bezirke Jahr für Jahr neue Impulse.
Parsberg
Wöllershof
Wöllershof
Regensburg
Regensburg
Wöllershof
Regensburg
Parsberg
Neben Fragen zur psychiatrischen Pflege und psychotherapeutischen
Themen bildet auch der Bereich „Führung und Management“ bei uns
einen eigenen Programmschwerpunkt.
Nehmen Sie die Herausforderung zur beruflichen Qualifikation und persönlichen Kompetenzerweiterung an. Genießen Sie auch das einmalige
Ambiente der beiden Tagungshäuser Kloster Irsee und Kloster Seeon.
25-jähriges Jubiläum
Frank Beyer
Maria Dillinger
Martin Herbrecher
Johanna Knöfler
Herbert Lilla
Maria Nerl
Stellvertretender Stationsleiter
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Altenpfleger
Stellvertretende Stationsleiterin
Sporttherapeut
Ergotherapeutin
Regensburg
Regensburg
Wöllershof
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Das komplette Programm „impulse 2013“ mit Beschreibungen der einzelnen
Kurse finden Sie auf unserer Homepage unter www.bildungswerk-irsee.de.
Bildungswerk des Verbandes
der bayerischen Bezirke
Klosterring 4 – 87660 Irsee
Telefon: 08341 906-604
www.bildungswerk-irsee.de
Veranstaltungshinweise
11./12. Juni 2013, Regensburg:
13. Juni 2013, Regensburg:
25 Jahre Regensburger Psychiatrietage
am IBP – „Spannungen, Konflikte,
Gewalt – Patientengerechte Aggressionsbewältigung“
visite-Vortrag Prof. Dr. Norbert Wodarz,
Chefarzt Zentrum für Suchtmedizin:
„Das süchtige Gehirn, oder: warum ist
der Weg aus der Sucht so schwer?“
Impressum
21. Juni 2013, Regensburg:
9. Juli 2013, Amberg:
20 Jahre Kinder- und
Jugendpsychiatrie bei der medbo
Eröffnung der medbo Tagklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie in
den neuen Räumlichkeiten im ehem.
Bundeswehrkrankenhaus
11. Juli 2013, Regensburg:
visite-Vortrag Dr. Christian A. Rexroth,
komm. Ärztlicher Direktor KJP: „Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern
und Jugendlichen: ADHS und ADS“
Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz GmbH, Geschäftsführung
Universitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941-0 | www.medbo.de
Redaktion: Renate Neuhierl, Susanna Pröbstl, [email protected]
Autoren:
Günter Bonack, Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Simone Graßler, Praktikantin PR & Öffentlichkeitsarbeit medbo
Martina Hirmer, Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Renate Neuhierl, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit medbo
Susanna Pröbstl, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit medbo
Foto: Titel Neuhierl; S2/3 fovito - Fotolia.com; S3 Zitzlsperger; S4o Hirmer; S4u C. Rietsch - Fotolia.com;
S5 Bonack; S6 Archiv; S7 Zitzlsperger; S9 sandro - Fotolia.com; S10/11 endopack - istockphoto.com;
S10/11o Neuhierl; S12/13 Neuhierl; S14/15 Graßler; S 16 Schäfer; S17 YBond - Fotolia.com;
S18 RalfenByte - Fotolia.com; S18 Loncarek; S19 kids.4pictures - Fotolia.com; S20 Alexander Raths istockphoto.com; S21 medbo; S22/23 Nick Freund - Fotolia.com; S24/25 medbo; S26 MH - Fotolia.com;
S27m Graßler; S27r James Tutor - istockphoto.com; S28/29 p!xel 66 - Fotolia.com; S28 Seubert;
S30/31 Photo-K - Fotolia.com; S32/33 Stephen Coburn - Fotolia.com; S33 medbo; S34/35 Rehfeldt;
S36 Lev Dolgatsjov - Fotolia.com; S38 Zitzlsperger; S38/39 Graßler; S40 Graßler; S41 Pröbstl; S42/43 Hübler;
S44 Graßler; S45 medbo; S46 Hübler; S46/47 Neuhierl; S48/49 medbo; S50 medbo; S51 Graßler;
S52/53 Ballmann; S54/55 a_korn – Fotolia.com
Das Titelbild zeigt die Lichtkuppel der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg.
Konzeption und Leitung: Renate Neuhierl
Grafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer
Auflage: 5000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S
Gender Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche
Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche
Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Rätselauflösung von Seite 52
Lösungswort: Vierzigmann
visite
14. März 2013
Burnout und Depression: Wenn der Seele die Puste ausgeht
Prof. Dr. Thomas C. Baghai, Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und
Psychosomatik der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Universität Regensburg am Bezirksklinikum
11. April 2013
Sommerzeit ist Zeckenzeit: Über FSME und Borreliose
PD Dr. Klemens Angstwurm, Klinik und Poliklinik für Neurologie
der Universität Regensburg am Bezirksklinikum
13. Juni 2013
Das süchtige Gehirn, oder: warum ist der Weg aus der Sucht so schwer?
Prof. Dr. Norbert Wodarz, Zentrum für Suchtmedizin der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum
11. Juli 2013
Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen: ADHS und ADS
Dr. Christian A. Rexroth, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum
10. Oktober 2013
Chronische Schmerzen: ein unentrinnbares Schicksal? –
Zwischen Akzeptanz und neuer Hoffnung
Prof. Dr. Peter Eichhammer, Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und
Psychosomatik der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der Universität Regensburg am Bezirksklinikum
12. Dezember 2013
Mein Körper lässt mich im Stich: Multiple Sklerose
Prof. Dr. Robert Weißert, Klinik und Poliklinik für Neurologie
der Universität Regensburg am Bezirksklinikum
Ärzte, Forscher und Experten
unserer Kliniken und
Einrichtungen informieren
Sie zu wichtigen Themen
der seelischen und
neurologischen Gesundheit
Ort: IBP Institut für Bildung und
Personalentwicklung, Hörsaal,
medbo Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Beginn: jeweils um 19 Uhr
Der Eintritt ist kostenfrei.
Kostenloses Parken auf dem Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirksklinikum Regensburg, Universitätsstraße 84.
Sie erreichen das Bezirksklinikum mit den
Buslinien 6 und 11 ab Regensburg-Hauptbahnhof – Haltestelle „Universität/Bezirks­klinikum“
bzw. „Uni-Mensa“.