I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Deutschlandtreffen der Schlesier 2013 3- 5 - Programm - Anfahrtwege - Namslauhilfe 2012 6 - 8 Spendeneingang vom 01.01. - 31.12.2012 Wochenmarkt in Namslau 9 - 11 - Erinnerungen an Frau Dorothea Röchling - Als neue Mitglieder begrüßen wir 11 Es war einmal ein Sonntag in Namslau 12 - 14 - Erinnerungen von Frater Juiventus - Schlesischer Sommersonntag in Hönigern 15 - 21 - Erzählung von Johannes Grewe - Schwerer Anfang an der Penne 22 - 24 Otto Weiß erzählt - Bilder 25 - 28 Reise in die Vergangenheit 29 - 55 oder „Das weiße Herrenhaus „ *** Treffen *** Treffen **** * Regionaltreffen in Neustadt/Dosse 56 am 4.Oktober 2013 * Teilnehmer am Regionaltreffen in Berlin am 4.5.2013 57 * Bericht der Heimatgruppe Oels-Groß Wartemberg - Namslau vom 11.5.2013 57 - 59 Familiennachrichten -1- 60 - Das Gewissen Es sei unbestechlich hat man uns gesagt das Gewissen. Ich habe geglaubt, daß es mir sage, was gut - oder böse falsch - oder richtig sei. Doch mir sind Zweifel gekommen. Ich glaube, ich weiß jetzt, es ist manipulierbar wie alles ... Man kann es »verbiegen« das Gewissen. Ganz langsam, systematisch, kaum wahrnehmbar kann man es beschwichtigen, betäuben, einschläfern, ja - totschweigen. Aber hüte Dich davor, daß es Dich eines Tages doch anklagt! Maria Schulze-Kroiher -2- Deutschlandtreffen der Schlesier „Schlesien – Heimat und Zukunft in Europa“ 22. bis 23. Juni 2013 in Hannover Freitag, 21. Juni (Stadtzentrum Hannover) 17.00 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst 19.30 Uhr: Kulturveranstaltung Samstag, 22. Juni (Messegelände) 08.30 Uhr: Eröffnung der Hallen 10.00 Uhr: Festliche Stunde (Eröffnung) Begrüßung und Moderation: Prof. Dr. Michael Pietsch, Präsident der Schlesischen Landesvertretung Es spricht u.a. Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien 13.00 Uhr: Schlesische Sommerakademie 2013, Tagungsbereich 1, Raum „Rom“ (Zugang über Galerie Halle 2) (in der Tradition der Schlesischen Friedrich-WilhelmsUniversität zu Breslau) Moderation: Prof. Dr. Michael Pietsch 14 Uhr: Bundesmitarbeiterkongress Thema: Die Enkelgeneration sucht ihre Wurzel Leitung: Christian K. Kuznik, stellv. Bundesvorsitzender LMS Einführungsreferat: Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender LMS (Einlasskarten erforderlich/ Teilnehmer müssen Mitglied der LMS sein) 17 Uhr: Heimatabend, Gesamtleitung: Helga Wüst, Bundeskulturreferentin LMS Eintritt frei! Sonntag, 23. Juni 2013 (Messegelände) 08.00 Uhr: Eröffnung der Hallen 09.30 Uhr: Katholischer Gottesdienst 09.30 Uhr: Evangelischer Gottesdienst Einzug der Trachtengruppen und Fahnenabordnungen 11.30 Uhr: Politische Hauptkundgebung Begrüßung, Totenehrung und Moderation: Prof. Dr. Michael Pietsch, Präsident der Schlesischen -3- Landesvertretung Es spricht u.a.: Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender LMS Änderungen vorbehalten! Hinweise zur Anfahrt PKW Verkehrsführung allgemein Die mit dem Pkw anreisenden Besucher werden im Großraum Hannover aus schließlich auf Autobahnen und dem Messeschnellweg zum Messegelände geführt. Die Verkehrslenkung erfolgt dabei durch ein in Deutschland einmali ges Verbundsystem elektronischer Verkehrsleittechnik. Dazu gehören die Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf der BAB 2 und BAB 7die additive Wechselwegweisung an Autobahnknoten • das Verkehrsleitsystem auf dem Messeschnellweg • das Parkleitsystem auf dem Messering Die in der Verkehrsbeschilderung und Signalisierung angezeigten Inhalte basie ren auf elektronisch ermittelten und berechneten Verkehrsdaten. Somit werden Verkehrsstörungen umgehend erkannt und die opti-malen Fahrrouten zum und vom Messegelände ausgewiesen. Einsatz von Navigationssystemen Bitte geben Sie als Ziel Ihrer Reise die -Hermesalleein Hannover in Ihr Navigationssystem ein. Diese Straße verläuft nördlich des Messegeländes. Eingang NORD 2 ist ausgewiesen. Bitte beachten: Umweltzone (Feinstaub-Plakette) Hannover ist nicht nur eine umweltbe-wusste Messestadt, sondern seit dem 1. Januar 2008 mit Berlin und Köln eine Stadt mit Umweltzone, durch die eine reduzierte -4- Feinstaubbelastung erreicht werden soll. Die Umweltzone umfasst große Flächen der Stadt rund um das Zentrum innerhalb des Schnellstraßenringes und wird durch Sperrschilder ausgewiesen. In die Zone dürfen nur Kfz einfahren, die mit einer Feinstaubplakette gekennzeichnet sind oder die Ausnahmetatbestände erfüllen. Bahn Das Messegelände erreichen Sie vom Hannover Hbf aus mit den Stadtbahnli nien 8 oder 18 in ca. 18 Minuten Fahrzeit (Eingänge NORD 1 und 2). Für Ihren Messebesuch nutzen Sie das Regelangebot der Deutschen Bahn AG. Öffentliche Verkehrsmittel Sie erreichen das Messegelände aus der Innenstadt mit der Stadtbahn bzw. der S-Bahn oder aus Richtung Süden mit dem Bus. Eingänge NORD 1 + 2 Ab Hannover Hbf über Stationen Kröpcke, Aegidientorplatz, Altenbekener Damm, Bothmerstraße, Stadtbahn-Linien 8,18 -3- -5- Namslauhilfe 2012 (Spendeneingang vom 01. Januar bis 31. Dezember 2012) Ackermann, Bernburg Norbert Ackermann, Berg. Gladbach Alfons Adler, Neumünster Helga Adler, Bad Elster Elisabeth Albrecht, Erfurt Gisela Aujesky, Aystetten Christa Baier, Ringelai Erika Banko, Ludwigsfelde Helene Barth, Halle Hildegard Beier, Magdeburg Ingeborg Beier, Peiting Dagmar Bennecke, Berlin Werner Bienek, Garching Angela Bierhahn, Saaleck Maria Blachnik, Zwickau Rudolf Blasek, Härtensdorf Dr. Arwed Blomeyer, Brakel Berthold Blomeyer, Bürgstadt Margarete Böhm, Bückeburg Vera von Boehm-Bezing, Heidelberg Erna Börner, Göttingen Walter Bohn, Hage Christa Borhauer-Wirth, Medebach Günter+Waltraud Bragulla, Halle Edith Brandenburg, Hamburg Edeltraud Bresler, Goslar Hedwig Broda, Poppenhausen Helene Büchsenschütz, Warburg Ingeburg Busch, Minden Waltraut Cords, Tübingen Elisabeth Danko, Nürnberg Carola Deckena, Norderney Alois Deidok, Dortmund Hildegard Delkus, Bad Langensalza Georg Dobischok, Halle Dorothea Dressler, Schulzendorf Ulrich Dubiel, Hecklingen Viktor Dyllong, Germering Johanna Eck, Heid Irene Ende, Oberhausen Elfi Engel, Bonn Gertrud Fach, Norden Johannes Falke, Willebadessen Erhard Klaus Fellgiebel, Bielefeld Heinrich Fidyka, Nürnberg Anneliese Fiedler, Lindau Elisabeth Fiedler, Erkrath Günter Fietzek, Seyda Adelheid Finster, Herzogenaurach Renate Fleischer, Hamburg Rosemarie Franke, Dresden Edeltraud Fraustadt, Gütersloh Waltraud Freisewinkel, Bochum Monika Fritz, Rendsburg Manfried Fuhrmann, Berlin Norbert Fuhrmann, Berlin Helga Galka, Krefeld Alfred Geilke, Rosbach Wolfgang Giernoth, Bonn Eva Gifhorn, Wernigerode Erich Golibrzuch, Eppstein Friedrich Golibrzuch, Northeim Rudi Golibrzuch, Feldkirchen Hildegard Gonschorek, Nassau Gertrud Gosc, Plau Ursula Grimme, Hamburg Bernhard Günzel, Herzogenrath Gertrud Günther, Roßbach Manfred Haase, Meerbusch Irmgard Haesler, Bonn Ruth Hänel, Uffenheim Günter Hajek, Lauffen Wolfgang Hall, Owschlag Barbara Handy, Waren-Müritz Annemarie Hansberg, Buchen Erna Hanusa, Hannover Dieter Hartmann, Karlsruhe Hans-Holger Haselbach, Hamburg Renate Heinrich, München Eva Heinzel, Ober-Ramstadt Peter Graf Henckel von Donnersmarck, Villach Rudolf Herrmann, Erkrath Elisabeth Heyn, Berlin Erna Hilbig, Syke Adolf Hillmer, Petershagen Maria Hohberg, Bad Liebenwerda Regina Hohndorf, Altenkirchen -6- Johannes Hoppe, Arnstadt Agnes Hübner, Torgau Margarete Hummelsberger, Töging Hertha Hundsrucker, Neukieritzsch Maria Hylla, Neustadt/Dosse Hildegard Jirku, Groß Rosenburg Erna Junga, Viersen Georg Junge, Wiltingen Hans Kaldasch, Erkrath Christiane Kalkbrenner, Bad Honnef Doris Kalkbrenner, Bad Honnef Henriette Kalkbrenner, Bad Honnef Wolfgang Kaufmann, Görlitz Ruth-Ilse Klatt-Gressmann, Bayreuth Waltraud Klemt, Preetz Ernst Kleinert, Meiningen Trautilse Klimke, Löbau Dr. Manfred Klisch, Tübingen Joachim Knappe, Troisdorf Waltraud Knetsch, Köln Ursula Knievel, Kronshagen Dr. Hans-Jürgen Knoblich, Hildesheim Ingrid Koch, Bautzen Dietrich Köhler, Köln Gertrud Koopmann, Duisburg Bruno Kopka, Halle Heinz Kopka, Glauchau Hans-Dieter Koschny, Pfarrkirchen Gerhard Kretschmer, Malschwitz Ruth Krieger, Seelze Adelheid Krolop, Bad Kösen Gerhard Kroworsch, Adlhausen Maria Krupka, Altendorf Hermann Kühne, Bad Zwischenahn Eleonore Kühnel, Cottbus Adelheid Kunoth, Weischlitz Werner Kupietz, Delitzsch Hubert Kuschmitz, Schulzendorf Angela Langer, Hohenstein-Ernstthal Christa Lauterbach, Braunschweig Adelheid Leidel, Nienburg Maria Lenart, Röthenbach Heinz Liebig, Vetschau Kurt Liebig, Pritzwalk Edeltraud Limberg, Dortmund Elisabeth Linke, Meißen Dorothea Lipski, Schlüchtern Karla Freifrau von Loé, Schwetzingen Sigrid von Loesch, Fallingbostel Gerhard Lübeck, Gotha Luise Lühring, Varel Edith Mansik, Radevormwald Rüdiger von Manstein, Icking Dr. Joachim Marcinek, Berlin Christa Marschall, Premnitz Ursula Martin, Bochum Walter Maschler, Köln Annemarie Meckelmann, Fehmarn Gertrud Meier, Osterburg Elisabeth Menzel, Halle-Neustadt Margarete Mews, Schulzendorf Rita Meyer, Pfaffing Ottmar Miehling, Bitburg Heinz-Jürgen Mnich, Alfeld Annerose Mölle, Hamburg Elisabeth Mücke, Hürth Heinz Mücke, Schrozberg Norbert Müller, Görlitz Hans-Joachim Muhs, Strausberg Isolde Neitzel, Herten Waltraut Nitsche, Braunschweig Dr. Hubertus Noch, Gütersloh Erika Nowakowski, Kassel Johanna Palluch, Finsterwalde Elisabeth Peter, Eschweiler Eva-Maria Pföss, Eichstätt Klaus Pieles, Lauchhammer Margarete Pilkiewicz, Marl Barbara Pirlich, Lohne Christa Pohlandt, Elmshorn Hans Pollozek, Karstädt Josef Polossek, Ortrand Gerda Pomerhans, Hasloch Doris Posch, Fürth Maria Posch, Fürth Sofie Probiers, Berga Günter Rabe, Dardesheim Wolfgang Rademacher, Nideggen Hans Raschczyk, Meiningen Jürgen Rassmann, Sindelfingen Ursula Ratzak, Leipzig Helga Reichardt, Halle Jutta Richter-Spitzmüller, Kuppenheim Heinz Rokitta, Osterholz-Scharmbeck -7- Helga Rost, Detmold Ulrich Trzeciok, Naumburg Lieselotte Rotheuler, Berlin Ewald Tylla, Lauchhammer-West Hildegard Rudhart, Nittenau Helmut Viol, Torgau Valeska Salomon, Röthenbach Agathe Voelker, Cuxhaven Karl Sandmann, Rostock Karin Walz, Neubiberg Margarete Seeboth, Oschersleben Christoph Weber, Storkow Walter Seidel, Neuried Guido Weber, Tübingen Hildegard Sievers, Goslar Eva Wego, Grevenbroich Gisela Sigmund, Bergheim Horst Weiß, Hürth Heinz Skupin, Senftenberg Elisabeth Westphal, Steinheim Hedwig Sobek, Berlin Erna Wichert, Stockelsdorf Gertrud Sommer, Bad Driburg Edeltraut Wielgosch, Holzheim Alfons u. Maria Sowa, Berlin Elfriede Wode, Wunstorf Ernst Srocka, Lauchhammer-WestRichard Woitschig, Landesbergen Hannelore Suntheim, Ebsdorfergrund Gerhard Woitzig, Waldbronn Elisabeth Surek, Halle Viktor Wolff, Mannheim Erika Schachtschabel, Niederwillingen Hilde Wortmann, Hameln Evelyn Schäfer, Mechernich Brigitte Wuttke, Hamburg Horst Schemmel, Bonn Waltraut Zachan, Friedrichshafen Dorothea u. Heinz Schildan, Bad Hildegard Zahr, Berlin Oeynhausen Erna Zeich, Bochum Siegfried Schindler, Landau Helene Zeiser, Altenburg Maria Schlathau, Willich Hans Zeppan, Senftenberg Marianne Schmalz, VillingenGerhard Zirpel, Paderborn Schwenningen Sammlung Regionaltreffen Berlin am Käthe Schmidt, Korb 5. Mai 2012 Eleonore Schmitz, Swisttal-Heimerzh Sammlung Regionaltreffen Elisabeth Schönlau, Leverkusen Neustadt/Dosse am 04. Okt. 2012 Meta Scholz, Lauchhammer Ruth Schröder, Schkölen Erich Schütz, Altusried-Krugzell Ruth Schwab, Baiersdorf Anna Schweda, Dormagen Erna Schweizer, Ostfildern Manfred Stannek, Osnabrück Helmut Statkiewicz, Langenbach Gerhard Stojan, Osterrönfeld Ilse Storch, Bad Salzdetfurth Sigrid Stürzenhofecker, Nürnberg Ina Angelika Thieme, Dresden Franz Thienel, Baden-Baden Werner Thomale, Rodenbach Helmut Thomas, Magdeburg Rita Thomas, Braunsbedra Walter Thomas, Premnitz Fritz Titze, Feucht Wolfgang Toebe, Bernau -8- WOCHENMARKT IN NAMSLAU Erinnerungen von Frau Dora Röchling Wochenmarkt in Namslau! Als ich junge, unerfahrene Hausfrau zum ersten Mal am Sonnabendmorgen hinging, war das eine aufregende und höchst interessante Sache nicht allein für mich: die ganze Familie nahm daran teil. So wanderte ich von einem Stand zum anderen und sah mehr auf die Waren als auf die freundlichen Gesichter der Gärtnersfrauen des Kreises. Als ich mit Gemüse und Obst reich beladen heimkam, wurde ich bestürmt: „Bei wem hast Du denn gekauft?“ Ja, bei wem?? Da fiel mir ein Schild ein und stolz sagte ich: „Bei Gärtnerei Schloß — — Simmelwitz“! Noch heute werde ich mit „Gärtnerei Schloß“ aufgezogen, was aber nicht gehindert hat, daß ich gern bei (vergessen!) von Schloß Simmelwitz gekauft habe. Langsam lernte ich sie kennen, die treuen Leute, die im Winter stundenlang in der Kälte saßen und jedes Mal — ob Sommer oder Winter — eine lange Anfahrt mit ihrem Gespann hinter sich hatten. Da kamen auch Stojans „Ochsen“ aus der Vorstadt — es wurden große Körbe vom Wagen abgeladen rings um Muttel Stojan, die auf einer Ritsche zwischen ihren Herrlichkeiten saß. Einmal — aber das war schon viel später — hätte der gierige Andrang der Städter beinahe sie selbst mit ihren Körben umgeworfen: „Leute, Leute seid doch vernünftig — ich fall ja um“! Das war in der ‘Zeit, als das Einkaufen auf dem Markt keine gemütliche Sache mehr war. Aber bevor ich von dieser Episode erzähle, möchte ich noch an die andere Ecke des Ringes denken, wo in den friedlichen Zeiten sich viele Bauersfrauen einfanden, um ihre goldgelben Butter-Weckel auf feuchten Tüchern appetitlich und verlockend anzubieten und ihre frischen Eier in Häkseikörben. — Sie wurden nicht über den -9- Haufen geworfen, wie Muttel Stojans Körbe: Sie mußten der Rationalisierung weichen. Der Krieg hatte die Lebensmittelmarken gebracht, und da fiel vielen ein, daß man die knappe Fleischration mit Gemüse strecken könne. Manch eine Hausfrau, die früher gesagt hatte: „Ach, Gemüse mögen wir nicht, wir essen lieber Fleisch mit Kartoffeln“, verdrängte nun uns alte, treue Markt-Käuferinnen. Da immer wieder Gemüsekörbe und Verkaufstische drohten umgeworfen zu werden, griff der Rat der Stadt ein und zwei lange Reihen Verkaufstischen liefen längs über den Ring: zwischen den lückenlosen Reihen marschierten die wachhabenden Polizisten, an den Außenseiten drängte sich das „Volk“. Ja, es drängte sich so, daß man nach beendetem Kauf sehr große Mühe hatte, durch die schiebende und drückende Menge hindurch zukommen. Der Schreckensruf einer sich durchwindenden Hausfrau „Ihr zerreißt ja meinen Mantel“ klang mir in den Ohren, als ich nach vollendetem Einkauf eine neue Methode erfand: Ich flüsterte meiner verkaufenden Gärtnerin — war es Frau Schmidt — die Fräulein Prasse — oder wer sonst? — zu: „Schieben Sie, bitte, Ihre Körbe etwas zur Seite, ich komme unterm Tisch zu Ihnen“! Gesagt, getan. Schon tauchte ich unter und erschien auf der „erlauchten“ Seite der Verkäufer und Polizisten! „Jessas, die Frau kriecht unten durch!“ tönte es hinter mir, als ich nun triumphierend mit Körben und Taschen aus dem Gedränge heraus war. Ich hatte zu früh triumphiert! Das Auge des Gesetzes wachte, und so wurde ich angehalten, was denn i c h in dem abgesperrten Raum der Hüter der Ordnung wolle?! Zum Glück glaubten sie meinen erklärenden Worten und ließen mich laufen. Da das Schieben und Drängen vor den Tischen lebensgefährlich wurde, mußten wir uns 2 und 2 anstellen. Da kamen wir Unentwegten auf einen neuen Gedanken. Früh, ganz früh, wenn noch Stille über den Straßen der Stadt lag, trabten wir zum Ring, der auch noch - 10 - verschlafen dalag. Nun warteten wir. Erst kamen die Stadtarbeiter und stellten die verhängnisvollen Tische auf. Jetzt fingen wir an zu orakeln, wo die einzelnen Gärtner wohl sich aufstellen würden. Im Winter war’s kalt und dunkel. — Aber da hörte man das Rollen von. Rädern! „Das werden die Krickauer sein!“ „Ach nein, ‘s is was andres.“ Vielleicht Herr Krawatzek. Schließlich kamen sie aus allen Richtungen, von allen Dörfern. Wir aber, die wir uns durch stundenlanges Warten die vordersten Plätze verdient hatten, konnten nun das Auspacken beobachten und in Ruhe überlegen, ob wir Bohnen oder Salat oder lieber Möhren, Radiesel oder gar Blumenkohl kaufen wollten; denn an einen anderen Stand konnten wir nicht mehr gehen, da standen unsere „Berufsgenossen“, die anderen Hausfrauen, und mußten die Stunden wartend stehen, die wir hinter uns hatten. Wochenmarkt in Namslau in guter und böser Zeit! Nie wieder habe ich ein Marktleben kennen gelernt, das mich an Dich erinnerte mit den treuen, fleißigen Händlern, unter denen ich nur noch Familie Nikolas erwähnen möchte, die wohl die Weitesten waren, die kamen zum Wochenmarkt in Namslau. Quelle:Röchling - Rundbrief - Februar 1969 Als neue Mitglieder begrüßen wir 1. Frau Kristine Kardorf (geb.Koschig) Heimatort: Glausche 2. Herrn Bert Wawrzinek, Heimatort: Erbenfeld (Vater) 3. Herrn Albrecht von Grießenbeck, Heimatort: Grambschütz (Ehefrau) 4. Herrn Hans-Christoph Wieszner Heimatort: Groß Wartenberg (Vorfahren) - 11 - Es war einmal ein Sonntag in Namslau Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Wessen ist wohl unser Herz voll? Ich denke von den Erinnerungen an unsere Jugendjahre in der unvergessenen Heimat. Denken wir an einen schönen Sonntagmorgen. Punkt fünf Uhr erklang wie alle Tage die Glocke der evangelischen Kirche, die der treue alte Küster BÖHMERT läutete. In der neunten Stunde kamen die Kirchgänger die Kloster- und Andreas-Kirchstraße dahergegangen. Jeden Sonntag sah man da Herrn Steuerinspektor KONRAD, Herrn ZIMMER und die Geschwister EPPHARD mit dem Gesangbuch in der Hand auf dem Weg zur Kirche Baron von STOSCH aus Lankau kam vierspännig angefahren. Viele Gläubige füllten bald das Gotteshaus« Nicht anders war es an der katholischen Kirche. Schon früh sechs Uhr war der erste Gottesdienst, an dem meistens die Hausfrauen teilnahmen. Um neun Uhr zum Hauptgottesdienst war unsere große herrliche Kirche immer gefüllt. Herr Graf Henckel von Donnersmarck kam, solange die Grambschüt-zer Kirche noch nicht erbaut war, ebenfalls vierspännig angefahren. Im strammen Schritt kamen auch unsere Dragoner und vom Chor erklang bald unter Mitwirkung der Bochnig‘schen Kapelle der Chorgesang. Unser altverehrter Herr Hauptlehrer BÖNNINGHAUSEN dirigierte meisterhaft seinen wohlgebildeten Chor. Unsere Lehrer wie einige Herren aus der Stadt, unter anderen der Tischlermeister TUCH, der stets sangesfreudige Otto GRÜGER, Frau BÖNNINGHAUSEN, Fräulein KNOBLOCH, SCHEWENS, JONA, MIOSG, ZIEMBA und mehrere andere junge Damen aus - 12 - der Stadt, waren der Stamm des Kirchenchores. Kaum irgendwo anders wurden die Stationen am Fronleichnamsfest so gediegen und klangvoll zu Gehör gebracht, wie bei uns in Namslau. Wie begeisternd und mitreißend erklang an Ostern das Regina Coeli vom Chor und wie gefühlvoll und ergreifend wurde in der Christmette das Transeamus unter Mitwirkung der Stadtkapelle mit Pau ken und Trompeten, Posaunen, Klarinetten und Flöten dargeboten. Herr BOCHNIG selbst spielte dabei die erste Geige» Nach dem Gottesdienst mußten wir Jungen natürlich erst den Abmarsch der Dragoner sehen« Bald entfaltete sich ein lebhaftes Leben und Treiben auf den Straßen der Stadt und auf dem Ring» Auch die verschiedenen Gastlokale erfreuten sich eines regen Besuches» Der Frühschoppen ver einte viele Kirchenbesucher und es soll oft vorgekommen sein, daß man cher durch das gute HASELBACH-Bier aufgehalten, zu spät zum Mittagessen nach Hause kam, oder es gar ganz verpaßte, zum Verdruß der Frauen und Mütter. Der Nachmittag gehörte natürlich der Familie. Alles flog aus, der Kin derwagen voran, Vater und Mutter die schon gehfähigen Kinder an der Hand. Die Anzahl der Kinder war damals auch viel größer als heute« Ich sehe im Geist noch heute, als uns fünf Jungen der Vater neue Matrosen anzüge gemacht hatte und wir vor ihm hermarschierten in Richtung Altstadt« Vater und Mutter stolz hinter uns her. Als wir größer wurden, änderte sich dieses Bild. Nach dem Mittagessen trafen wir uns mit unseren Turnbrüdern und turnten, trainierten und spielten Ball oder machten andere Bewegungsspiele auf dem großen Exerzierplatz. Nachdem wir abgekämpft waren, ging es mit Gesang in unser Vereinslokal MASKOS- 13 - Garten (später Opitz). Hier begann nun der frohe, lustige Teil unseres Sonntags. Die Tische wurden zusammengerückt, eine lange Tafel gebildet und das gute Namslauer Bier, das nun so recht mundete, steigerte die Fröhlichkeit oft bis zur Ausgelassenheit. Immer aber blieben wir im Rahmen des Anstandes. Angezogen durch unsere frohen Lieder umstanden viele Gäste des Gartenlokals unsere Tafel und die Kleinen hüpften und sprangen um uns herum (u.a. die kleine Frieda Maskos, jetzt Frau HALANGK). Wie oft sangen wir auch das Lied „Wenn ich den Wanderer frage, wo gehst Du hin? Nach Hause, nach Hause spricht er mit frohem Sinn“. Die letzte Strophe dieses Liedes „So hat man mich gefraget, wo gehst Du hin? Ich kann nicht nach Hause, hab‘ keine Heimat mehr. Ich kann nicht nach Hause, hab‘ keine Heimat mehr.“ Damals dachte wohl keiner von uns daran, daß dies einstens Wirklichkeit werden sollte. Wir haben es erlebt. Wohl kaum einer von unseren Turn- und Sangesbrüdern ist noch unter den Lebenden» Wenn man im Namslauer Heimatruf liest, daß die eiserne Brücke am Schlachthof gesperrt ist und einer Erneuerung unterzogen wird, so denke ich daran, als wir Kinder beim Neubau dieser Brücke oft stundenlang dabeistanden und das Werden der neuen Brücke verfolgten. Gottes Güte hat mich diese eiserne Brücke ohne Überholung überleben lassen. Ihm sei gedankt! Wenn ich nun im Alter an alles Erlebte zurückschaue, so kann ich wohl mit Sicherheit behaupten, daß das Turnen in meiner Jugend mich bis zur Stunde so in meiner Beweglichkeit und Frische erhalten hat. Alles, auch weniger schön Erlebtes, verblaßt im Andenken an unsere frohe, ungetrübte Jugend und unsere liebe, unvergessene Heimat. Frater Juventius (Karl ZIEMBA)« Aus Namslauer Heimatruf Nr.59 – April1971 - 14 - Schlesischer „Sommersonntag“ in Höngern Kreis Namslau Unser Landsmann Arthur Kalkbrenner hat noch folgende Erzählung aus den Jahren 1830 bis 1845 von Johannes Greve im Heimatkalender 1958 unseres Patenkrelses Eusklrchen veröffentlicht: Bauer Hillmann in Hönigern auf dem rechten Oderufer war ein wohlhabender Mann. Und ein tüchtiger Landwirt. Seine zehn Hektar fetten Lehmboden und fünf Hektar Wiese bewirtschaftete er mustergültlgj namentlich einen Teil seiner Wiesen hatte er aus saurem Sumpfland und wüstem Rodefeld auf die gegenwärtige ertragreiche Höhe gebracht: Hans Heinrich Hillmann wurde deshalb in ganz Hönigern „der Wiesen-Hillmann“ genannt. Überhaupt war bei allen Hillmann-Leuten ein solches Namensanhängsel üblich. Aber auch notwendig! Denn hier im Dorf wohnten von 114 Familien über zwei Dutzend, die Hillmann hießen; wie sollte man die sonst auseinanderhalten! Da gab es einen Linden-Hillmann, einen Nußbaum-Hillmann, einen Uhren- und einen Trompete Hillmann, einen Schaf-, einen Bock- und einen Ochsen-Hillmann! Auch in den Handwerkerberufen des Dorfes fehlten sie nicht: da waren der Hillmann-Schuster, der Hillmann-Schneider und der Hillmann-Dachdecker vertreten. Die luftige Berufshöhe des letzteren wurde aber noch durch einen übertroffen: den Hillmann-Scholzen. Die Hillmannsche Sippe stellte das Oberhaupt der Gemeinde! Nach seinem König hieß der Erbscholtiseibesltzer Hillmann: Friedrich Wilhelm. Doch bei der Ehre fehlte nicht der Spott: Dicht neben den stattlichen Gebäuden des Hillmann-Scholzen stand das - 15 - kleine Haus des „Samthosen-Hillmann“. Das war der kleinste Bauer in Hönigern. Der hatte nur drei Hektar und war eigentlich Rademacher; aber seine englischen Manchesterhosen trug er Woche und Sonntag; diese Mode hatte ihm den Spottnamen eingetragen,. Trotzdem nahm der Samthosen-Hillmann niemals das Geringste übel, war stets vergnügt, Jedermann gefällig und überall beliebt. Nicht so gut erging es dem Nußbaum-Hillmann. Obwohl der prächtige alte Nußbaum vor seinem Hofe eine Zierde des Dorfes war, schimpfte er wie ein Rohrspatz und kollerte wie ein Truthahn, wenn man ihn bei seinem Spitznamen rief. Desto häufiger geschah es. Da riß unserem Nußbaum-Hillmann der Geduldsfaden: kurz entschlossen hackte er scheinen schönen Nußbaum um! Doch ... er hatte nicht mit dem unverwüstlichen Mutterwitz seiner Mitbürger gerechnet; umsonst hatte er seinen Hof und das ganze Dorf verschandelt, denn von nun an nannte man ihn „den abgehackten Nußbaum-Hillmann“.. Besser in ihre Lage fanden sich der Bock-HIllmann, der Schaf-Hillmann und der Ochsen-Hillmann. Das Lob ihrer vorzüglichen Zuchttiere färbte auf die Züchter ab. Der Trompeten-Hillmann verschaffte sich seinen Nebenverdienst durch Blasen: zu Hochzelten und allen anderen Festlichkeiten mußte er aufspielen. Ungeachtet dessen war er sehr kirchlich. Aus Liebe zur Musik und zur Gemeinde blies er unentgeltlich nach beendigtem Gottesdienste vom Kirchturme herab Jeden Sonntag einen Choral und an hohen Festtagen drei. Sein Nachbar, der Uhren-Hillmann, war keineswegs ein Uhrmacher, er war ein Bauer wie die meisten seiner Namensvettern. Aber Schicksalsschläge hatten den fleißigen Mann häufig betroffen. Mehrmals war - 16 - er verheiratet gewesen und hatte nacheinander seine Frauen durch den Tod verloren. Darüber war er alt geworden, und Jetzt hatte er die fünfte. Von Kindern war ihm nur eine Tochter geblieben, die auswärts gut verheiratet war. Er selbst aber hatte von Jeder seiner Frauen eine Wanduhr geerbt, auf schlesisch: „Seeger“. So besaß er mit der seines Großvaters und mit seiner eigenen deren sechs. Und alle mußten In Gang gehalten werden, das war für den Uhren-Hillmann unumstößliche Tradition. So glaubte man beim Eintritt In seine Bauernstube sich tatsächlich in einen Uhrmacher laden versetzt. Von den Hillmann-Handwerkern waren außer den drei im Dorfe selbst befindlichen noch zwei weitere In den zu Hönigern gehörigen Weilern Saabe und Sterzendorf vertreten: der Hillmann-Schmied und der Hillmann-Schlosser. Nur der Tischler im Dorf schlug aus der Art: er machte die Hi11mann-Mode nicht mit; er hieß Fritz Konschack. Da er gern einen Likör genehmigte, wurde der Konschack-Tlschler kurzweg „Kognak-Tischler“ genannt. Schlimmer erging es dem Hauptlehrer Reichert, als er nach langjährigem Schuldienst in Hönigern mit dem Titel „Konrektor“ In die Kreisstadt Namslau versetzt wurde. Seine gelegentliche Vorliebe für echten Wünschelburger Korn hatte ihm die Umwandlung seines Titels In „Korn-Rektor“ eingetragen. Auch sonst hatte er seine Eigentümlichkeiten. Als sein Sterzendorfer Kollege, der alte Lehrer Leib, gestorben war, brachte Reichert es fertig, von den Schulkindern am Grabe das Kirchenlied singen zu lassen: „Nun laßt uns den Leib begraben!“ Jetzt nach der Versetzung des Kantor Reichert hatte die verwaiste Schule von Hönigern einen tüchti - 17 - gen Hauptlehrer erhalten, der den Dienst an den 227 Schulkindern allein schaffte, ohne Hilfskraft: Heinrich Tschampel, bisher zweiter Lehrer in Lehmwasser im oberen Wistritztal. Der war ein Kind der Berge und eng befreundet mit dem schlesischen Mundartdichter in Breslau Karl von Holthey. Lehrer Tschampel selber dichtete auch, Zum Beispiel hatte er ein Liedchen verfaßt, welches das Lieblingslied . des ganzen Dorfes geworden war. Besonders der Wiesen-Hillmann zitierte es immer wieder. Hönigern war stolz auf seinen Schullehrer, Herrn Kantor Tschampel. Den Bauern war Heinrich Tschampels Lied so recht aus dem Herzen gesungen, es traf den Kern Ihres Berufes; es lautete; Sunntignoochmitts. Der Bauer spricht: „Man hat keine Ruh, Die ganze Woche geht’s immerzu: Am Montag schon, ganz früh, so um viere, Da pocht’s und poltert’s gar sehr an die Türe, Und dann geht die Zucht und die Schinderei Bis in den späten Sonnabend ‘nei! Doch Sonntagnachmittags - da ist man fein ‘raus, Da kann man in Ruh den Kaffee lappern Und stundenlang mit den Nachbarn plappern. Drum mein’ ich’s nur immer mit dem Alten Fritz: Der schönste Tag ist doch ... Sunntignoochmitts!“ Das war echte Volkspoesie: gerade heute, am „Sommersonntag“, empfand es Tschampels Bewunderer und Duzfreund, der Bauer Hans Heinrich Hillmann, genannt Wiesen-Hillmann. Auf seinem Hofe ging es heut, am Sonntag Laetare, dem schlesischen Sommersonntag, der den Frühling um den 21. März herum einläutete, gar lebhaft zu. Die ersten Schulkinder hatten sich in aller Frühe auf seinem Hofe eingefunden, um auch heute wieder nach tausendjähriger Sitte das „Sommer- 18 - singen“ zu beginnen. Der Wiesen-Hillmann und seine Frau legten schnell ihre Gaben: die Eier, die Pfefferkuchen, die Bretzeln, genannt „Begeln“, und die schönen weißen Semmeln zurecht: „Nun kann’s losgehen!“ Und schon tönte es von hohen dünnen Kinderstimmen über den Zaun: „Rot Gewand, rot Gewand, schöne grüne Linden suchen wir, suchen wir, bis wir welche finden.“ Erwartungsvoll blickten drei Dutzend Kinderaugen zum Bauernhaus auf. Regte sich da nicht etwas hinter den Vorhängen? „Rote Rose, rote Rose blüht auf einem Stengel ...“ hallte es weiter. Da erschien der Wiesen-Hillmann erfreut am Fenster. Sofort schmetterte es von draußen herein: „Der Herr ist schön, der Herr ist schön, die Frau ist wie ein Engel!“ Auf diese faustdicke Schmeichelei hin mußte auch Frau Hillmann sich blicken lassen; sie trat unter die Haustüre. „Frau Hillmann geht im Haus herum, Sie hat die schönste Schürze um, ‘ne Schürze mit ‘m Bande: Sie ist die Schönst’ im ganzen Lande!“ Aber noch einmal mußte der Hausherr selber herhalten: „Herr Hillmann sitzt dort an der Wand, Er hat den Geldsack in der Hand, Er wird sich wohl bedenken, Zum Sommer uns was schenken!“ Krach, da sauste eine Tüte voll Dreipfennigstücke auf das Pflaster vor der Haustür mitten unter die frohen Kinder, die sich jubelnd um die Menge der kleinen Münzen balgten. Der glänzende Erfolg feuerte die Dorfjugend weiter an, nun nahmen sie wieder die Hausfrau - 19 - vor: „Die goldene Schnur läuft um das Haus, Die schönste Hausfrau kommt heraus Am Sonntag, wenn sie früh aufsteht und in die liebe Küche geht Mit ihrem grüne Rocke, Geschmückt wie eine Tocke (Puppe), Sie wird sich wohl bedenken, Zum Sommer uns was schenken!“ Dieser langen Leistung folgte schneller Lohn;“die Mädel hielten ihre Schürzen auf, die Jungen ihre Rändzlein: Frau Anna Paula Hillmann teilte 36 Stück prächtige Eier aus, für jedes Kind zwei. Der fröhliche Lärm hatte den Sohn des Hauses geweckt; in Erinnerung an seine eigene Schuljugendzeit trat er mit einem Korbe voll Bretzeln und Pfefferkuchen vor die Tür. Auf der Stelle schallte, es ihm entgegen: „Der Sohn, der hat ‘nen hohen Hut, Er ist der Nachbartochter gut, Er möcht’ sie gerne küssen .... Die Mutter soll’s nicht wissen! Er wird sich wohl bedenken, Zum Sommer uns was schenken!“ Nein, der Hillmann-Frltz bedachte sich nicht lange: mit vollen Münden teilte er restlos die Semmeln und die Begeln und die Pfefferkuchen unter die muntere Schar. Es stimmte Ja alles! Schon lange war er mit Nachbars Friedet versprochen. Vielleicht konnten ihm diese Kinder mit ihrem Kantor Tschampel noch in diesem Sommer in der Kirche zur Hochzeit singen! Und nun kam der Dank und Segenswunsch der beglückten Jungen und Mädel mit der feierlichen, uralten, schlesischen Winteraustreibung zum „Sommersonntag“, zum Beginn des Frühlings, zum freuden reichen Sonntag „Laetare“: - 20 - „Den Winter haben wir vertrieben; Den Sommer bringen wir, den lieben, Den Sommer mit den Maien Und Blümlein mancherleien, Den Blüten mancher Zweigelein: Der liebe Gott woll’ mit euch sein. Er wird auch bei euch wohnen, Euch eure Guttat lohnen!“ Das war Kinderdank. Der Wiesen-Hi11mann und die Seinen empfanden die Verheißung des Kinderfreundes: „Was ihr getan habt einem dieser geringsten Kleinen, die an mich glauben, das habt Ihr mir getan!“ Auch von den anderen Gehöften tönte froher Singsang, und noch bevor es Zeit wurde, mit den Eltern zur Kirche zu gehen, war die Jugend von Hönigern wieder daheim, beladen mit den Frühlingsgaben des Sommersonntags, welchen jetzt eben anfingen die Glocken der Dorfkirche einzuläuten mit ihrem Dreiklang C-E-G-s Citissime in eo domino gaudete! „Freut euch in dem Herrn allewege“, mitten in der ernsten Passionszeit, Heimatruf März 1986 Nr.108 Schwerer Anfang an der Penne Ich bin ein doppelter Ossi. Mein ständiger Wohnsitz war nicht nur östlich der innerdeutschen Grenze, mein Elternhaus stand auch östlich der Lausitzer Neiße, in Niederschlesien. Hier wurde ich 1934 in der kleinen Kreisstadt Namslau, 60 km östlich von Breslau, geboren. Ostern 1940, noch nicht 6 Jahre alt, nahm man mich in der dortigen Knaben-schule in der A.-KirchStraße auf. Ich erlernte im ersten Schuljahr die Süt- 21 - terlinschrift, ein Vorteil bis heute . Nach bestandener Aufnahmeprüfung zog ich im Herbst 1944 in die sogenannte „Höhere Schule“ ein und lernte u.a. mit Begeisterung die ersten englischen Wörter „What is a pen?“. Aber schon im Januar 1945 war Schluss. Vor der vordringenden Roten Armee flüchteten alle westwärts, wir nach Landeshut im Riesengebirge. Bis Mai 1945 konnte ich noch ein Gymnasium besuchen, wenn wir nicht gerade im Luftschutzbunker Schutz suchten. Genau am 8. Mai 1945 marschierten dort die Russen ein, und es war Schluss m it Unterricht. Mit anderen Familien ging es zu Fuß ca 300 km am Zobten vorbei wieder nach Namslau zurück. Bis November 1946 lebten wir dort mit den anderen Deutschen in einem ghettoähnlichen Stadtteil (Brauhaus und Klosterstraße), willkürliche Opfer der Russen und der inzwischen eingereisten Polen. Das Elternhaus mit gutgehender Fleischerei war längst ausgebrannt, wie ca. 60% der Häuser der Stadt. In dieser Zeit gab es weder elektrischen Strom noch deutsche Presse oder Funk und erst recht keine deutsche Schule. Letzteres war uns Halbwüchsigen gar nicht unrecht, aber gut war es sicher nicht. In zerbombten Kellern fand ich neben Lebensmitteln auch Karl May, Hans Dominik u.a. und las viel. Die Zwangsvertreibung kam dann einer Erlösung gleich, auch weil ich ab Januar 1947 in eine polnische Schule sollte. Die Transporte wiesen uns nach Knippelsdorf, derzeit Kreis Schweinitz, Land Brandenburg. Nach 20-monatiger Schulabstinenz wurde ich im Januar 1947 Schüler der Klasse 5 des Oberrealgymnasiums, nein, der Mehrklassendorfschule Knippelsdorf. Die Klassen 5 bis 8, jeweils nur einige Schüler, saßen vereint in langen antiken Viererbänken, vorn Klasse - 22 - hinten Klasse 8, und wurden vom älteren Schulleiter „Papa Höhle“ gleichzeitig beschult. Wenn er nicht gerade gegen rotzfreche Großbauernlümmel kämpfte, lernten wir einiges. Schillers Glocke in Orginallänge ist mir in Erinnerung geblieben. Nach ca. 3 Monaten wurde ich in die Klasse 6 vorversetzt, was anschaulich dem Hinterrücken um eine Bank entsprach. Begeistert waren wir von einem jungen Lehrer, einem Goethe-Fan. Eine Neulehrerin brachte uns die ersten Russisch-Brocken bei. Im Sommer 1948 hatte ich die 7.Klasse abgeschlossen. In sicher geheimen Verhandlungen des Schulleiters mit meine n Eltern und der Oberschule Dahme wurde mein Wechsel beschlossen. Papa Höhle meinte, der Junge hätte ja bereits ein Jahr lang den Stoff der 8 Klasse mitgehört und würde sich nur langweilen oder stören. So gab es den Präzedenzfall, dass ich von der 7. Klasse zur 9. Klasse übergehen konnte, was unter heutigen Bedingungen sicherlich einem mittleren Verfassungsbruch gleich käme. Vielleicht half mir auch meine „soziale Herkunft“. Denn da mein Vater als Fleischermeister keine Arbeit fand und im Wald arbeitete, war ich nun „Arbeiter- und Bauern-Kind“ und stand in der Gunst der Mächtigen. So klopfte ich nun voll Erwartung an das Tor der ehrwürdigen Lochow-Oberschule zu Dahme (Mark)Es wurde m ir aufgetan. Aber in den ersten Wochen muss ich nicht gut ausgesehen haben. Keine Ahnung von Chemie, kaum Physik, in Mathematik, meinem späteren Lieblingsfach, wusste ich mit „Buchstabenrechnen“ nichts anzufangen. Aber anderen ging es wohl ähnlich, denn die Schule organisierte Förderkurse. An einen Chemie-Anfangskurs mit Fräulein Sienick erinnere ich mich. - 23 - Nachmittags zog ich mich in die Privatpension Alwin Schulze zurück, wo ich in der Jüterbogerstraße ein kleines Zimmer mit Vollpension für 50 Mark je Monat zuerst allein, später mit Mitschülern, bewohnte. Am Wochenende marschierte ich brav die 8 km nach Knipperlsdorf zu den Eltern. Ein gebrauchtes Fahrrad bekam ich erst im zweiten Jahr meines Dahme-Aufenthaltes. Wohl Ende der 9.KLasse hatte ich dann den allgemeinen Anschluss gefunden und konnte so in der 11.Klasse selbst leistungsschwächeren Schülern helfen, was wohl den Grundstock für meine spätere Berufsentscheidung legte. Mein Start - und der anderer - an der Penne verlief also etwas komplizierter als bei manchen Stadtschülern, die nach ziemlich regelmäßigen 8 Schuljahren mit dem halben Kollektiv nur den Klassenraum zu wechseln brauchten. Otto Weiß Namslau, kath. Pfarrkirche . Glocke von 1621 - Das Wasppensschild zeigt das erweiterte alte Namslauer Stadtwappen (Adler mit Stern, böhmischer Löwe und drei Rosen - 24 - Die Kirche in Wallendorf … an der Schrothholzkitche in Belmsdorf Altarraum der Schrotholzkirche von Grambschütz im Freilandmuseum in Oppeln ( nur die Kanzel ist im Orginal erhalten) Schrotholzkirche von Grambschütz im Freilandmuseum in Oppeln Der ehemalige Bahnhof von Buchelsdorf … auf dem Weg nach Altstadt Gefunden in Groß Döbern : ...auch heute noch ein Begriff ...Wappen der württembergische Adelslinie aus Carlsruhe Reise in dieVergangenheit oder Das weiße Herrenhaus Ein ganz persönlicher Reisebericht von Alexandra Singer (geb. Kühn) Während meiner gesamten Kindheit, die ich mit meinen Eltern und meiner Großmutter im oberfränkischen Bamberg verbrachte, gab es zwischen meinem Vater und seiner Mutter ein immer wieder gern aufgegriffenes Gesprächsthema: das frühere Leben in Niederschlesien nahe der Kreisstadt Namslau vor der Flucht 1945. Von einem Schloss war oft die Rede, von einem großen Gutsbetrieb, den mein Großvater, Oberinspektor Hans Kühn, als Gutsverwalter zusammen mit meiner Großmutter, Else Kühn, wohl mustergültig betrieben hatte, sowie von regem Hofleben mit vielen Bediensteten und Tieren. Nicht zuletzt wurde vom jährlichen Erntedankfest berichtet, das gemeinsam mit dem Schloss- und Gutsbesitzer, Hermann Schneider, allen Mitgliedern der Familie Kühn und sämtlichen fleißigen Helfern gefeiert worden war. Umgeben von herrlichen Wäldern und korntragenden Feldern hatte ganz besonders die Auf-zucht von Pferden im Vorwerk Hessenstein eine große Rolle gespielt. Mein Vater erzählte oft von seiner unbeschwerten Kinder- und Jugendzeit auf dem Hof und in der Natur und dass er am liebsten Förster geworden und zu Pferd durch die Wälder geritten wäre. So war Seydlitzruh das magische Wort, das meine Kindheit begleiten sollte. Erntedankfest auf dem Gut Seydlitzruh 1932 Mein Vater, Wolf Kühn, und Oberförster Treptow (von links) Hans und Wolf Kühn mit Bernhardiner Barry (von links) Mein Großvater, Hans Kühn, auf der Jagd Kamen die beiden Schwestern meines Vaters, Tante Erika aus Gera und Tante Gretchen aus Frankfurt/ Main, zu Besuch, lebte Seydlitzruh in besonderem Maße auf, und es wurden viele heitere Begebenheiten aus deren Kindertagen zum Besten gegeben. In meiner kindlichen Phantasie versuchte ich mir das so oft Geschilderte vorzustellen: das weiße Herrenhaus, in dem meine Großeltern mit ihren fünf Kindern gelebt hatte, die große, lebhafte Gesindeküche und nicht zuletzt das Herrenzimmer, in dem mein Großvater am Flügel gesessen und die neuesten Kinoschlager gespielt hatte - akustisch begleitet vom jämmerlichen Jaulen der beiden Hunde Barry und Lump. Das Gutshaus Seydlitzruh im Jahr 1930 Die Geschwister Kühn: Oben (von links): Adolf, Hans, Erika, Wolf und Margarete Unten (von links): Margarete, Adolf, Wolf, Hans und Erika Meine Großmutter, Else Kühn, die „gute Seele“ von Gut Seydlitzruh Kühn als stolzer Opa Hans Hans Kühn als stolzer Opa Im Laufe der Zeit entstand in mir ein heimatlich vertrautes Gefühl zu diesem mir eigentlich doch unbekannten Ort, und immer größer wurde mein Wunsch, die Heimat meiner Familie zu besuchen. Als ich anlässlich meines 50. Geburtstages im Mai 2012 von meinem Mann die lang ersehnte Reise nach Breslau (Wroclaw) und Seydlitzruh (Minkowskie) geschenkt bekam, wurde einige Monate später dieser Wunsch, dieser Traum endlich wahr! 31. Oktober 2012 Es ist soweit: In der Nacht des 31. Oktobers treten mein Mann Horst, meine 13jährige Tochter Nathalie und ich die lange Reise mit Ausgangspunkt Holzkirchen – ganz unten auf der Deutschlandkarte, 25 km südlich von München – an. Nach ca. 8 Stunden Fahrt über Dresden und Görlitz erreichen wir unser erstes Ziel: Breslau, wo wir im Hotel Orbis Wroclaw Quartier beziehen. Ein idealer Ausgangspunkt, da gerade einmal zwei Kilometer vom Breslauer Zentrum entfernt. Wir machen uns auf zu einer ersten Entdeckungstour. Die Alte Oper, dahinter das Hotel Monopol Über die Alte Oper, die meine Großeltern regelmäßig besucht hatten, und das legendäre Hotel Monopol – mittlerweile modern restauriert - gelangen wir entlang der geschäftigen Schweidnitzer Straße (Ul. Swidnicka) ins „Herz“ von Breslau: auf den historischen Marktplatz – den Rynek. Angesichts der ab den 50er Jahren rekonstruierten Bürgerhäuser wird mir schnell klar, welch` reiche und bedeutende Stadt Breslau vor dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein muss. Dass meine Großeltern ihre Ausflüge in diese bunte Metropole und später mein Vater sein Studentenleben in Breslau stets genossen hatten – ich kann es nur zu gut verstehen. Der Breslauer Rynek mit Bürgerhäusern und Rathaus Wir besichtigen zahlreiche Kirchen, betrachten das im neugotischen Stil rekonstruierte Rathaus und bestaunen immer wieder die prächtigen Fassaden der Häuser. Am Salzmarkt (Plac Solny) bewundern wir das in Grün gehaltene Oppenheim-Palais, das als einziges dieser Gebäude den Krieg unversehrt überstanden hat. Dann noch ein kurzer Abstecher in die spätbarocke Jesuiten-kirche neben der Alten Universität und zum Ossolineum, einem ehemaligen Kloster und dem späteren Matthias-Gymnasium. Heute befindet sich darin eine bedeutende Bibliothek, in der unter anderem Grafiken von Rembrandt sowie die Erstausgabe der Aufzeichnungen von Kopernikus aus dem Jahr 1543 archiviert sind. Das Ossolineum Nach der Besichtigung des Breslauer Doms auf der Dom-insel kehren wir voll neuer Eindrücke und mit müden Füßen in unser Hotel zurück und lassen den Tag ausklingen. 1. November 2012 Diesen verregneten Tag gehen wir ruhig an, zumal Allerheiligen einer der höchsten Feiertage in Polen ist, die Geschäfte geschlossen sind und die Familien nach einem Friedhofsbesuch den Tag gemeinsam im Gedenken an die verstorbenen Familienmitglieder verbringen. Nach einem ausgedehnten Frühstück in einem witzigerweise von einem hervorragend deutsch sprechenden Tschechen geführten französischen Café am Marktplatz warten wir auf die Ankunft meines Cousins und seiner Tochter aus Dresden, die sich unserer Ahnentour am nächsten Tag anschließen möchten. Gemeinsam genießen wir ein Abendessen im Schweidnitzer Keller, direkt am Rynek gelegen: Rouladen mit schlesischen Klößen und andere schlesische Spezialitäten stehen auf unserem Speiseplan – sehr üppig und sehr lecker! Dem nächsten Tag sehe ich voller Spannung und ein klein wenig aufgeregt entgegen: Als eigentlicher Höhepunkt meiner Reise in die Vergangenheit wird uns unser Weg über Brieg (Brzeg) nach Seydlitzruh führen. 2. November 2012 Ein opulentes Frühstück hat uns fit gemacht für die Dinge, die uns heute erwarten werden. In der Hotelhalle wartet pünktlich um neun Uhr unsere bereits von Zuhause aus engagierte Dolmetscherin Bozena. Ihre offene Art, die uns später zum Segen werden wird, finde ich von Anfang an sympathisch, und so kann die Fahrt los gehen. Quer durch Breslau und das angrenzende Umland erreichen wir nach etwa einer Stunde das südöstlich gelegene Brieg, wo mein Vater und seine beiden älteren Brüder Hans und Adolf das Gymnasium besucht hatten. Da der tägliche Schulweg von Gut Seydlitzruh besonders in den schneereichen Wintermonaten damals zu weit gewesen wäre, hatten meine Urgroßeltern, Otto und Hermine Schmid, ein Haus in Schreibendorf (Pisarzowice) bei Brieg bezogen, um die drei Enkel während der Schulzeiten in ihrem Lehrerhaushalt aufzunehmen. Als Freizeitbeschäftigung hatte sich mein Urgroßvater mehrere Bienenstöcke angeschafft, war als Organist tätig und muss wohl ein friedliebender, angenehmer Zeitgenosse gewesen sein. Meine Urgroßeltern, Otto und Hermine Schmid (rechts) Die Ferien verbrachten die Kinder natürlich Zuhause auf dem Gut. Aus meiner heutigen Sicht eine großartige Organisation und ein beachtenswerter familiärer Zusammenhalt. Die drei Brüder: Hans, Adolf und Wolf Kühn (von links) Inzwischen stehen wir vor dem wichtigsten Bauwerk der Stadt, dem im Renaissancestil erbauten bzw. rekonstruierten Schloss der Brieger Herzöge. Von außen besonders sehenswert ist die Fassade. Heute dient das Piastenschloss als Museum sowie Veranstaltungsort für Konzerte. Anschließend führt uns Bozena mit fundiertem Wissen durch die dem Schlossplatz gegenüber liegende, einst von Jesuiten erbaute Heiligkreuzkirche. Ein Rundgang durch die Altstadt von Brieg beschließt unseren kurzen Abstecher in diese hübsche schlesische Kleinstadt. Die Fassade des Piastenschlosses: Herzog Georg II. und seine Gattin Barbara von Brandenburg, umgeben von Knechten und Ahnen Die Heiligkreuzkirche in Brieg Über die Oderbrücke gelangen wir Richtung Norden in das etwa zwei Kilometer entfernt gelegene Schreibendorf, in dem mein Vater mit seinen beiden Brüdern bei den Großeltern während der Schulzeit gewohnt hatte. Dies muss also der tägliche Schulweg der Geschwister gewesen sein. Leider habe ich keinerlei Anhaltspunkt, wo genau das Haus meiner Urgroßeltern zu finden ist, und so machen wir uns auf den direkten Weg in das für mich eigentliche „Abenteuer“, zum Gut Seydlitzruh. Nach kurzer Fahrzeit überqueren wir eine schmale Bahnlinie – unweit von hier muss wohl die ehemalige Bahnstation Rogelwitz (heute Rogalice) sein, von der früher immer dann die Rede war, wenn eine Zugfahrt unternommen wurde. Der Kutscher hatte den Reisenden mit dem Pferdegespann bis zur Bahnstation gebracht oder ihn dort abgeholt. Weiter geht es durch Waldgebiet, bis ein unscheinbares Straßenschild MINKOWSKIE uns von der Hauptstrecke nach links auf eine holprige Nebenstraße führt. Und bald taucht es rechter Hand vor uns auf: Schloss Seydlitzruh. Das Schloss Seydlitzruh im November 2012 Umgeben von einem verwitterten Drahtzaun und dichtem Gestrüpp liegt das nach dem Vorbild von Schloss Sanssouci in Potsdam 1765 von Reitergeneral Friedrich Wilhelm von Seydlitz erbaute Schloss wie im tiefen Dornröschenschlaf vor uns. Mit ein wenig Phantasie kann ich mir vorstellen, wie prunkvoll das Schloss, wie idyllisch die Parkanlage mit Teich einmal gewesen sein müssen. Doch wie gewaltig haben Zeit und Verwahr-losung an den alten Mauern und deren Umgebung genagt! Keine Menschenseele weit und breit, während wir versuchen, dem Gebäude näher zu kommen. Ein in polnischer Sprache verfasstes Schild „Vorsicht – bissiger Hund!“ nimmt uns schließlich den Mut, weiter vor zu dringen. Also machen wir uns auf die Suche nach dem Gutshaus, das ich seit meiner frühen Kindheit unbedingt sehen will. Ob es überhaupt noch steht? Vielleicht ist es mittlerweile längst eingestürzt, liegt in Schutt und Asche? Entsetzlich der Gedanke, ich könnte zu spät gekommen sein. Wo ist es denn nur, „mein weißes Herrenhaus“? Das Herrenhaus/Gutshaus Seydlitzruh im November 2012 Den Rest der Reisegruppe hinter mir zurück lassend, folge ich meinem Cousin, der zielstrebig entlang der Straße marschiert. Vorbei an einer langen Mauer folgen wir einer Abzweigung nach links. Kaum abgebogen, deutet mein Cousin auf ein rotbraunes Ziegelgebäude und ist sich sicher: „Das ist es!“ Mittlerweile ist unsere Gruppe wieder vollzählig, und wir beratschlagen, ob wir das vereinsamt wirkende Anwesen betreten sollen oder besser nicht. Plötzlich ergreift unsere polnische Begleiterin Bozena die Initiative und schreitet beherzt voran. Die Eingangstür neben dem geschlossenen Hoftor lässt sich öffnen, und schon stehen Bozena und ich im Inneren eines großen, viereckigen Innenhofes. Die vor uns liegenden Gebäude sehen aus wie frühere Stallungen, auf der rechten Seite wird der Hof umgeben von mehreren Wohngebäuden. Landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge stehen daneben. Links neben uns das Gutshaus und inmitten des Hofes riesige stählerne Silos. Tatsächlich - das alles ist der ehemalige Gutshof Seydlitzruh. Endlich bin ich am Ziel und kann es kaum glauben! Während die anderen im sicheren Abstand am Tor stehen bleiben, geht Bozena unbeirrt weiter und ich not-gedrungen hinter ihr her. Doch Bozena hat einen rauchenden Schornstein auf einem der rechten Gebäude entdeckt und ist nicht zu bremsen. Hoffentlich kommt nicht ein wachsamer Hund um die Ecke geschossen… Nach einem Hundebiss, den ich vor vielen Jahren erlitten habe, gibt es für mich keine schlimmere Vorstellung! Mit einem Mal steht statt des gefürchteten Hofhundes ein in Dunkelblau gekleideter Angestellter eines Sicherheits-unternehmens vor uns und erkundigt sich in polnischer Sprache nach unserem Anliegen. Nun ist Bozena gefragt. Sie weiß natürlich um die Hintergründe unserer Exkursion und erklärt dem Mann, dass ich die Enkelin des letzten deutschen Gutsverwalters vor dem Krieg sei und mir gerne den Hof und vor allem das Gutshaus ansehen möchte. Der Mann zeigt sich hilfsbereit und beginnt zu telefonieren. Kurze Zeit später kommt aus dem Gebäude mit dem rauchenden Schornstein eine Frau mittleren Alters auf uns zu. Beinahe zahnlos lacht sie uns an und erklärt Bozena, dass sie zusammen mit ihrem Bruder hier auf dem Hof lebe, so wie es ihre Eltern zuvor auch schon getan hatten. Das Gut sei eine Produktionsstätte für Viehfutter von der Firma DUDA, einem namhaften polnischen Wurstund Fleischher-steller. Daher also die im Hof platzierten Futtersilos und die landwirtschaftlichen Maschinen. Auf Grund des gestrigen Allerheiligenfeiertages sei heute ein „Brücken-tag“ und der Betrieb geschlossen. Jetzt wird mir klar, weshalb das Anwesen vorhin so menschenleer erschien und bewacht wird. Meine mitgebrachten alten Fotos bewundern der Sicherheitsmann und die „Hausmeisterin“, wie ich sie von nun an nenne, sehr. Besonderes Erstaunen erfährt die Abbildung des einst so schmucken Herrenhauses, von dem ich all das berichte, was ich weiß. Somit als „rechtmäßige Enkelin“ identifiziert, habe ich das Vertrauen der Beiden gewonnen. Unserem Wunsch, das Gutshaus von innen sehen zu wollen, scheint die Hausmeisterin nun umso lieber nachzukommen, denn ehe wir uns versehen, hat sie die Schlüssel herbei geschafft und eilt mit uns dem Gebäude entgegen. Erst jetzt erkenne ich die Verwüstung auf der vom darüber liegenden Balkon überdachten Veranda; alte Matratzen und Müll verrotten hier neben der Haustür. Egal – Augen abgewendet und hinein. Auch hier bietet sich mir ein Bild der Zerstörung – und doch ist es für mich ein nahezu magischer Moment, den ich nicht vergessen werde: Hier also haben mein Vater, seine Eltern und Geschwister gelebt. Mir ist, als seien sie mitten unter uns. Veranda und Eingang des Gutshauses Die Hausmeisterin weiß zu berichten, dass die einzelnen, jahrzehntelang von Polen genutzten Räume inzwischen mehrmals umgestaltet und zusätzliche Wände eingezogen worden waren. Auch die kleine Küche entspricht nicht mehr den Erzählungen meiner Großmutter Else; wie oft hatte sie von der großen Gesindeküche als Treffpunkt für alle auf dem Hof Beschäftigten berichtet - von den hier zubereiteten Mahlzeiten und nicht zu vergessen den leckeren schlesischen Streuselkuchen, die sie zusammen mit der Köchin gebacken hatte. Nicht zuletzt galt die Küche auch als Lieblingsaufenthaltsort der fünf Geschwister. Hier gab es immer etwas zu naschen, hier konnten sie mit den Hausangestellten und Kutschern lachen und plaudern auf jeden Fall bedeutend besser, als mit einer Menge Erwachsener im Esszimmer speisen und sich benehmen zu müssen. Über die schmale Holztreppe gelangen wir in den ersten Stock, wo sich früher die Wohn- und Schlafräume meiner Großeltern befunden haben müssen sowie das bereits erwähnte Herrenzimmer mit Klavier, direkt über der Veranda. Leider können wir diese Räumlichkeiten nicht mehr besichtigen – zu gefährlich wäre das Betreten auf Grund der Einsturzgefahr. Dennoch wagen wir uns noch weiter hinauf in den zweiten Stock, dem ausgebauten Dachgeschoss. Hier, so erfahre ich erst im Nachhinein, waren unter anderem die Kinderzimmer untergebracht. Als ich einen der Räume betrete, gibt der morsche Holzboden unter meinen Füßen knirschend nach, worauf hin mein Cousin meint: „Komm da bloß raus, sonst landest du eine Etage tiefer!“ Bei allem Familiensinn, das muss nicht sein, und so trete ich den Rückzug an. Als wir alle wieder im Hof versammelt sind, greift der Sicherheitsmann erneut zu seinem Handy. Nach einem lebhaften Telefonat informiert er Bozena darüber, dass uns gleich ein Dorfbewohner abholen und uns zum Schloss führen werde. Vielleicht sei sogar eine Innenbesichtigung möglich. Wir sind begeistert und nehmen den mittlerweile bereits herbei geeilten Dorfbewohner gerne in Empfang. Auf dem Weg zum Schloss berichtet er uns, dass er Mitarbeiter der Firma DUDA sei und heute frei habe. Das wissen wir ja bereits – wegen des „Brückentages“! Schon sind wir auf der Rückseite des „Dornröschenschlosses“ angelangt und überwinden – wie der Prinz im Märchen - dichte Dornenbüsche, die sich an unserer Kleidung festhaken wollen. Direkt vor uns sehen wir die marode Fassade des einst so imposanten Schlosses. Im linken Teil des Anwesens – so unser Begleiter – sei in den 70er Jahren ein Kindergarten untergebracht gewesen. Welch` Zufall, dass er als Kind diese Einrichtung besucht hatte. Wie im Dornröschenschlaf: das Schloss Seydlitzruh Wir umwandern das gewaltige Anwesen, klettern über zerbröckelte Treppenstufen den einstmals so erhabenen Treppenaufgang hinauf und spähen durch unendlich ver-schmutzte Scheiben ins Innere. Wie viele Feste mögen in diesen Hallen wohl gefeiert worden sein. Das Wappen der Familie von Seydlitz Mein Vater und meine Großmutter erzählten oft eine drollige Begebenheit: Herr Schneider lud als Schlossund Gutbesitzer von Seydlitzruh meine Großeltern mitsamt ihren fünf Kindern regelmäßig zu großen Schlossfesten ein, zu denen auch der schlesische Adel geladen war. Meine Großmutter - stets sehr bedacht auf Benehmen und Bildung - versuchte auch hier, die Kinder auf diese elitären Anlässe vorzubereiten. So kamen die drei Brüder nicht umhin, im Gutshaus mittels an Haken hängender Handtücher Handküsse zu üben – so lange, bis die höflichen Ehrerbietungen nicht mehr allzu schmatzend bzw. feucht ausfielen. Allein bei der Vorstellung dieser „Übungseinheiten“ konnten wir jedes Mal herzlich lachen. Unser Rundgang ist beendet, als sich uns ein älterer Herr der „alten Schule“ nähert, gut gekleidet mit Anzug und Krawatte. Es stellt sich heraus, dass er der vom jetzigen Besitzer ernannte Verwalter ist. Das Schloss Der Treppenaufgang des Schlosses Seydlitzruh Russen aus dem Kaukasus gekauft worden, der es zwar mit Hilfe staatlicher Zuschüsse teilweise renoviert habe, mittler-weile jedoch finanziell nicht mehr dazu in der Lage sei. So stehe das Schloss Seydlitzruh zum Verkauf im Internet. Ein lebhaftes, jeweils von der mittlerweile unersetzlich gewordenen Bozena in Deutsch bzw. Polnisch übersetztes Gespräch entsteht. So sinnen der Dorfbewohner und ich über die mögliche Verwendungsmöglichkeit des An-wesens nach: Ein Seniorenwohnheim mit angeschlos-sener ärztlicher Abteilung und anderen erforderlichen Einrichtungen das wär`s vielleicht, zumal momentan großer Bedarf an Seniorenheimen in Breslau und Um-land besteht. Der alte Herr bedauert, uns auf Grund der schlechten Bausubstanz und der damit verbundenen Unfallgefahr nicht ins Innere des Schlosses führen zu können. Des Weiteren hören wir, dass vor kurzem ins Schloss eingebrochen wurde und er besondere Vorsicht walten lassen müsse. Das verstehen wir natürlich, und so begeben wir uns auf den Rückweg zum Gutshof. Insgeheim haben wir das Gefühl, dass uns die Dorfbewohner von Seydlitzruh für wohlhabende Investoren halten, die am Kauf des Schlosses und Gutes interessiert sind. Als wir uns im Gutshof mit kleinen Gastgeschenken wie Kaffee und Süßigkeiten von unseren hilfsbereiten „Gastgebern“ verabschieden, greifen unser Wegbegleiter und ich noch einmal unser Gespräch von vorhin auf und nehmen uns gegenseitig das Versprechen ab: Sollten wir jemals im Lotto gewinnen, werden wir das Schloss und Gut Seydlitzruh gemeinsam wieder zum Leben erwecken. Und während ich im Inneren des einst so betriebsamen Gutshofes verweile, entsteht vor meinem geistigen Auge eine Vision, ein neuer „Traum“: das Gut Seydlitzruh als Gestüt und Reiterhof wieder zu beleben und in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Das ehemalige Herrenhaus sehe ich, frisch renoviert und in weißem Anstrich wie früher, vor mir als Übernachtungsstätte mit im damaligen Stil eingerichteten Zimmern und bodenständiger Restauration – Rouladen mit schlesischen Klößen und Oma Elses Streuselkuchen natürlich ganz oben auf der Speisekarte… Ach, wäre das schön! Von nun an, so beschließe ich, werde ich Lotto spielen. Gerne würde ich das Dorf Minkowskie noch besser kennenlernen, habe ich doch von einigen Mitgliedern des Vereins Namslauer Heimatfreunde e. V. vor Antritt meiner Reise wertvolle Tipps erhalten. An dieser Stelle all jenen sowie dem Vereinsvorsitzenden, Herrn Blomeyer, meinen ganz herzlichen Dank! Doch nach den für mich sehr ereignis- und auch emotionsreichen letzten Stunden bin ich nicht mehr aufnahmefähig. Ein letzter, etwas melancholischer Blick auf meinen einerseits wahr gewordenen, andererseits neu erweckten „Traum“ Gut Seydlitzruh, und wir machen uns auf den Rückweg nach Breslau. Unseren unvergesslichen Ausflug beschließen wir mit einem Besuch in der Breslauer Universitätsaula „Leopoldina“, die infolge ihrer Stahlträger im Zweiten Weltkrieg unversehrt blieb. Auch in diesem mit üppigen Deckengemälden und zahl-reichen Plastiken versehenen Barocksaal spüre ich eine tiefe Verbundenheit mit meinem Vater, der als Student sicherlich viele Male zu besonderen Anlässen in diesem historischen Saal saß. Noch heute wird die Aula für feierliche Höhepunkte des Universitätslebens sowie auf Grund ihrer einmaligen Akustik und Atmosphäre als Austragungsort von Konzerten genutzt. Diese Veranstaltungen sind jeweils viele Monate vorher ausgebucht. Die Aula „Leopoldina“ der Alten Universität Unsere Reisegruppe Wir nehmen Abschied von unserer angenehmen Reisebegleitung Bozena*, die uns durch ihre auf Menschen zugehende Art Tür und Tor im Gut Seydlitzruh geöffnet hat. Vom Turm der Universität aus genießen wir zum Abschluss in luftiger Höhe und bei untergehender Sonne einen phantastischen Rundblick über Breslau. Was für eine besondere Stadt, was für ein ganz besonderer Tag! Meine Empfehlung für Unternehmungen in und um Breslau: Bozena Bebel, 0048/607060875 [email protected] 3. November 2012 Eine Menge unersetzlicher Eindrücke im Gepäck machen wir uns am nächsten Morgen auf den Heimweg. Obwohl mir einige meiner Verwandten von diesem Unternehmen abgeraten hatten, um nicht eine Enttäuschung zu erleben, bereue ich nicht einen Augenblick, diese „Reise in die Vergangenheit“ gewagt zu haben. Auch wenn mich der zunehmende Verfall des einst so stolzen Schlosses und Gutsbetriebes traurig stimmt, kann ich nun endlich verstehen, warum mein Vater und meine Großmutter in Gedanken so oft in der alten Heimat waren. Über meinen Besuch in Seydlitzruh und mein Interesse daran hätten sich beide sicherlich sehr gefreut. Ihnen sei dieser Reisebericht gewidmet. Abschließend steht für mich eines fest: Verbunden mit allen einst dort Beheimateten werde auch ich, die es nur ein wenig kennen lernen durfte, das Dorf und Gut Seydlitzruh mit seinem „weißen Herrenhaus“ niemals vergessen! Am Regionaltreffen in Berlin am 4.Mai 2013 nahmen teil Banko, Erika (geb.Türpitz) Schwirz Benneke, Dagmar Strehlitz Höppner, Reaate, (geb.Anders) Bankwitz Knappe, Waltraud (geb.Türpitz) Schwirz Knappe, Alfred Marcinek, Joachim Schwirz Marshall, Christa (geb.Kalotschke) Namslau Rieger, Achim Namslau Rieger, Heinz Namslau Sobeck, Hedwig Dammer Sowa, Alfons Schwirz Sowa, Maria (geb. Sobeck) Dammer Thomas, Walter Schwirz Weiß. Otto Namslau Bericht vom Treffen der Heimatgruppe Oels - Groß Wartenberg - Namslau am 11. Mai 2013 im Hotel „ Albrechtshof,, Albrechtstraße 8 in 10117 Berlin nahe Bahnhof Friedrichstraße Bevor der Kaffee und Kuchen serviert wurde gab es einige Informationen , wie es in dwer Gruppe üblich ist. Es wurde darauf hingewiesen , dass derzeit zwischen Dresden über Görlitz nach Polen kein Femzug verkehrt, Grund ist der, die polnische Staatsbahn bringt die Strecke Kohlfurt - Görlitz Moys unter Fahrdraht und Görlitz - Dresden ist erst für 2015 geplant. Moderne Elektrotriebwagen für die Strecke Kohlfuhrt-Görlitz Myos sind bereits bestellt . In Naumburg am Queis ist im Junu 2013 der größte - 57 - Topf der Welt zu sehen . Seine Höhe beträgt 3,30 Meter. Derzeit Fahren auf der Oder keine Schiffe , dies soll sich aber ändern und ab Juni 2013 fahren Ausflugdampfer ab Glogau hinaus auf die Oder . Damit dies mögich ist missen Hafen und Oder entsprechend hergerichtet werden . Weitere Abschnitte sollen folgen und darunter ist auch der Hafen von Küstrin sowie ein Oderabschnitt. Neue Schiffe sind bestellt und sie sollen ein geringeren Tiefgang haben. 600 Jahre steht der schiefe Turm in Frankenstein und Geld für die Renovierung erhält die Breslauer Magdalenkirche Es wurde auf das Deutschlandtreffen der Schlesier am 22 und 23. Juni in Hannover hingewiesen sowie auf den Schlesischen Tippelmarkt in Görlitz am 20. und 21. Juli in Görlitz . Bei unserem Treffen am 13. April 2013 wurde die Frage nach dem Ort Kuhnau in Oberschlesien gestellt sowie nach den Orten Gramschütz Kreis Namslau und Strehlitz Kreis Namslau , dazu gab es ein kurzer geschichtlicher Einblick zu den Orten . Dann war erst mal Kaffee - Pause , der Kaffee sowie der Kuchen bezahlte das Schatzkästlein und weil Himmelfahrt war, der Frauentag und Pfingsten nicht mehr weit ist, gab es noch eine Lage die auch vom Schatzkästlein bezahlt wurde . Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg, leider nur in Gedanken nach Schwirz Kreis Namslau . Im Kreis Namslau dies mussten wir feststellen , waren sehr viele Umsiedler einquartiert aus Westdeutschland . Im Schloss Gramschütz waren Umsiedler aus Hamburg und Köln , in Schwirz waren es Umsiedler aus Essen . Schwirz hatte sogar mal das Stadtrecht, es war im Jahr 1497, da bekam Schwirz vom König Wladislaus das das Stadtrecht verliehen . Noch 1933 erhielt Schwirz eine neue Dorfstraße , die altestammte aus dem Jahr 1927 . Die Granitsteine für die neue Straße kamen aus - 58 - Strehlen , hier befand sich Deutsch land größter Granitsteinbruch . In Schwirz war es üblich , dass man sich Sylvester kurz vor 24 Uhr vor der evangelischen Kirche einfand und den Klängen des Possaunenchores lauschte und so das Neue Jahr begrüßte . Eine Zentralschule war geplant, aber zum Bau kam es nicht mehr. Erinnert wurde zum Schluss noch an die vier Brüder Fritz, Hermann , Willi und Erich , die am 12. Mai 1935 auf der Strecke Breslau - Dresden einen Eilzug stoppten . Zunächst überfielen sie den Blockwärter der Blockstelle Rotwasser . Fesselten ihn , stellten die Signale auf Halt . Erbrachen den Postwagen , hielten den Beamten eine Pistole vor das Gesicht und raubten mehre Geldkisten . Etwa 52 Tausend Mark . Im Schutz der Dunkelheit konnten sie entkommen , aber schon nach wenigen Tagen konnte der Einbrecher Fritz Schüler in Strehlen festgenommen werden , er hatte noch 8.000 Mark bei sich . Ein Jahr später die anderen drei Räuber festgenommen werden . Dabei kam es zu einem Schussswechsel , zwei der Schüler Brüder kamen ums Leben . Gendarmeriemeister Buchmann wurde schwer verwundet und am 6. Juli 1936 ist er auf Grund seinen schweren Verletzungen verstorben . Der Forstschutzgehilfe wurde auch verletzt, aber das Notizbuch redete ihm das Leben . Noch viele andere zum Teil schwere Verbrechen gehen auf das Konto der Schüler Brüder. In Brieg auf dem Schlachthof haben sie 32 Schweinehälften gestohlen . Die beiden überlebenden Schüler Brüder Fritz und Erich erhielten 15 Jahre Zuchthaus, am 12. Dezember 1936 erhängte sich Ertich im Gefängnis und sein bruder Fritz wurde am 4. Februar 1937 hingerichtet. Nun sehen wir uns wieder am 13.Juli um 15 Uhr in unserem Stammlokal. Manfred Form H.G.-Leiter - 59 -