Jacke wie Hose – es gibt Aussagen, die werden nicht

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Jacke wie Hose – es gibt Aussagen, die werden nicht
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Lifestyle
Born to be mild
Text
Hannah Renz
Fotografie
Simone Schneider
Jacke wie Hose – es gibt Aussagen, die werden nicht wahrer, nur weil sie so häufig zitiert
werden. Sonst wäre ja Porsche fahren dasselbe wie Auto fahren. Auf die Jacke kommt
es in diesem Männer-Modejahr besonders an. Zumindest, wenn sie aus Leder ist. Sie muss
nicht mal zwingend schwarz sein. Aber sie kann nur auf eine Art getragen werden –
ziemlich cool.
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FERRY
PORSCHE
Die Metamorphose des Mannes sieht so aus: Er sitzt in einem
Meeting mit asphaltgrauem Anzug, Button-down-Hemd und
schräg gestreifter Krawatte, pumpt einen Liter schwarzen Kaffee
ab, um sich im Excel-Dschungel zu orientieren. Abends gleitet er
in der sportlichen Limousine nach Hause, die Klimaanlage kühlt
seine heiße Stirn, während er die Bilanzen noch einmal im Kopf
durchgeht. Doch wenn er zu Hause seinen Anzug gegen die Lederjacke tauscht, beginnt das zweite Leben: Seine Körpersprache
verändert sich, der Klang seiner Stimme, der Gang, die Gestik.
Auch wenn er kein Motorrad besitzt – er fühlt sich, als fahre er
ohne Helm mit 200 Stundenkilometern den Highway Number
One entlang. Er fühlt sich wie ein Kerl, wie die Verkörperung von
Marlon Brando und Dennis Hopper in einem: maskulin, muskulös
und auch ein bisschen mysteriös.
Das Haar sitzt. Die Jacke auch. Das Fahrzeug – viel zu schade, um es stehen zu lassen.
Lederjacken und Sportwagen, nicht nur die offenen, üben eine gegenseitige Anziehungskraft aus.
Das hat eindeutig etwas mit Lebensfreude zu tun.
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„Für unsere Firma möchte ich in
Anspruch nehmen, dass man Funktion und
Schönheit nicht trennen kann.
Schönheit als Selbstzweck ist im Automobilbau
fehl am Platz.“
Filmmänner in Lederjacke reden nicht gerne, eher kneifen sie die
Augen zusammen und blicken ihr Gegenüber schweigend an,
bevor sie entweder zum Schlag ansetzen oder wortlos den Schauplatz verlassen. Unvorstellbar, dass ein Mann in Lederjacke einen
Martini umrührt und dabei höflich Konversation hält. Und wenn
doch? Dann ist er im Jahr 2009 angekommen. Das Jahr, in dem
Lederjacke nicht mehr gleich Lederjacke ist. Sie steht nicht mehr
für hart und heftig, sondern auch für sanft und sensibel. Sie hat
zu einer neuen Sprache gefunden, zu einer weicheren. Man könnte
auch sagen: Die Lederjacke ist zahm geworden. Born to be mild.
Mannes zu signalisieren. Eine Lederjacke dagegen sollte vor Kälte
und Wind schützen. Piloten trugen sie, als die Cockpits ihrer Flugzeuge noch kein Dach hatten, und Rennfahrer, als es noch keine
feuerfesten Stoffe gab. Danach wurde die gegerbte Tierhaut zu
einem treuen Begleiter des Mannes in der Freizeit. Ein Kumpan,
der wie ein guterWhiskey über Jahre hinweg an Reife gewinnt, der
speckig wird, Risse bekommt und doch unverwüstlich ist. Designer
haben oft diesen Mythos der Lederjacke genutzt, um im RetroTaumel der jüngeren Vergangenheit Stil-Ikonen aus den fünfziger
Jahren wie Steve McQueen oder James Dean wieder aufleben zu
lassen und von deren Coolness zu profitieren.
Um sich das Revolutionäre dieses Aktes vorzustellen, muss man
kurz die Geschichte der Lederjacke rekapitulieren. Seit jeher war
sie ein Gegenpol zum Anzug, der dazu da war, den Status eines
Mittlerweile ist das gute Stück aber zu einem Modeobjekt geworden, an dem munter herumexperimentiert wird. Der Klassiker,
der früher mal ein funktionales Kleidungsstück war, dient als A
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Wer ist hier der Hauptdarsteller? Filmmänner in Lederjacke reden nicht gerne, eher kneifen
sie die Augen zusammen. Unser Mann aus dem wahren Leben riskiert gern einen Seitenblick.
Er ist sich auch seiner eigenen Aufmerksamkeit sicher.
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Spielwiese für viele Modeschöpfer. Das verbindet ihn mit dem
Turnschuh, der nicht mehr ein Gebrauchsgegenstand ist, sondern
ein Sneaker, und damit ein Lifestyle-Produkt jenseits derWelt von
Sport und Fitness, das als Projektionsfläche für sämtliche Modetrends herhalten muss.
Zur Neuinterpretation der Lederjacke zählen mitunter abenteuerliche Modelle, wie man sie bislang nur aus der Damenwelt kannte.
Lederjacken werden mit Blumen bedruckt, durch LeopardenPrints veredelt oder asymmetrische Reißverschlüsse verzerrt. Es
geht bei der Neuinterpretation des Klassikers aber auch um
Komfort: Selten waren Lederjacken so federleicht wie jetzt. Nicht
mehr die schwer und wuchtig wirkende Motorrad-Jacke liegt im
Trend, sondern modern geschnittene Modelle, die so lange gegerbt und bearbeitet werden, dass sie fast so leicht wie ein Baumwollblazer sind.
Safari-Jacken aus Ziegenleder würden auch für einen Ausflug in
die Sahara taugen und Jacketts aus changierendemWildleder für
den Alltag in einem klimatisierten Büro. Und wer partout in seiner
Klassiker trifft Moderne
Rechtzeitig für die kommende Herbst- und Winterzeit stellt Porsche
Design eine eigens entworfene Herrenkollektion vor. Den Schwerpunkt der Linie, die im Porsche Design Studio in Zell am See (Österreich) entworfen wurde, bilden Lederjacken in klassischem Design.
Das exklusivste Modell ist ein auf 150 Exemplare limitierter Blouson.
Hier wurde eine völlig neue Technologie im Bereich der klassischen
Lederbekleidung angewandt: Eine wasserdichte Membran wird von
innen auf das hochwertige Kalbsleder laminiert. Ähnlich wie bei
funktionaler Sportkleidung sind die Nähte verschweißt. Dank der
Freizeit den ganzen Kerl geben will, der kann auch eine klassische
Motorrad-Lederjacke tragen.Wichtig ist, dass man überhaupt eine
Lederjacke besitzt, denn ohne den Allrounder steht man derzeit
modisch gesehen ziemlich im Regen.
Das liegt auch daran, dass inzwischen die achtziger Jahre auf die
Laufstege zurückgekehrt sind – es war das Jahrzehnt mit dem
höchsten Lederaufkommen pro Kopf. Lederjacke, Lederhose,
Lederkrawatte – nicht selten trugen Männer in diesem modisch
durchaus umstrittenen Jahrzehnt alles auf einmal. Auch der klassische Wildlederblouson mit Strickbündchen in der Taille war
damals heiß begehrt – und ist in den Fokus der Designer zurückgekehrt. Kannte man die Lederjacke bislang eher in den Farben
Braun und Schwarz, kann man jetzt ruhig mal ein Modell in kräftigem Petrol tragen.
Die neuen Lederjacken strömen nicht mehr den Geruch von Motorradöl und Auspuffgasen aus, eher den von frisch gereinigter
Bettwäsche. Für manche Männer ist das zweifelsohne gewöhnungsB
bedürftig. Aber auch Rebellen gehen mit der Mode.
neuen Verarbeitungstechnik ist die Jacke wasserfest, windabweisend und atmungsaktiv. Auch die anderen Lederjacken der Linie
verfügen über aufwendig gearbeitete Designelemente wie die
charakteristische Ziersteppung.
Das Produktportfolio von Porsche Design umfasst klassische
Herren-Accessoires,eine Sport- und Modekollektion,elektronische
Produkte sowie eine Herren-Duftlinie. Die Herrenkollektion wird
ab Herbst exklusiv in eigenen Stores, in Franchise-Stores und
Shop-in-Shops vertrieben.
Mehr unter www.porsche-design.com
Die Drei von Porsche Design
die Limited Edition
der Blouson Stretch
das Sakko
Die Lederjacke ist zahm geworden, verhältnismäßig jedenfalls. Ein revolutionärer Akt.
Deshalb ist das Shooting dorthin verlegt worden, wo aus Prinzip ungezügelt ans Limit
gegangen wird: ins Porsche-Motorsportzentrum Weissach.
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