Kaiser 2015

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Kaiser 2015
36 WIRTSCHAFT
W E LT A M S O N N TAG N R . 2 4
15 . J U N I 2 014
Trailer-Park in Louisiana:
Mehr als 20 Millionen
Amerikaner wohnen in
„Mobile Homes“. Wirklich
mobil sind sie trotz der
Bezeichnung aber nicht
B
GETTY IMAGES
Bevor er die Tür des Reisebusses öffnet,
schwört Frank Rolfe die Seminarteilnehmer noch einmal ein. „Denken Sie
daran, das ist kein Zoo!“ Er sei mal mit
einer Gruppe durch eine Wohnwagensiedlung gelaufen. Einer der Teilnehmer
habe sich lautstark über einen besonders
heruntergekommenen Wohnwagen lustig gemacht. „Welcher Loser kann sich
denn nicht mal eine Eingangstür leisten?“, habe der gesagt. „Der Loser stand
direkt hinter ihm.“ 56 Männer und Frauen nicken bestimmt, einige machen sich
sogar Notizen. Botschaft angekommen:
kein Zoo. Okay.
VON TINA KAISER
AUS CHICAGO
Die Gruppe steigt aus dem Bus. „Erster Halt: Riverpoint Trailer Park“, ruft
Rolfe. Der Name klingt hübscher, als die
Realität aussieht. Direkt neben einer
Bahntrasse stehen die 35 Trailer des
Parks dicht an dicht. An den Metallwänden der Wohnwagen blättert die Farbe
ab, in manchen klaffen Rostlöcher, notdürftig mit Klebeband geflickt. Die Fenster der containerartig aussehenden Trailer sind mit verblichenen Gardinen oder
alten Betttüchern verhängt. Einige Bewohner haben die Tristesse mit Gartenzwergen, Engelsfiguren oder Sternenbannern versucht zu verschönern.
Es ist Tag zwei von Rolfes „Mobile
Home University Boot Camp“. Jeden
zweiten Monat veranstaltet der 53-Jährige in dem schlecht sitzenden Anzug das
dreitägige Intensivseminar. Für 1999
Dollar (knapp 1500 Euro) bringt er wohlhabenden Amerikanern aus dem ganzen
Land bei, wie man zu einem erfolgreichen Trailer-Park-Besitzer wird. Die Gewinnmargen dieser schäbigsten aller Immobiliensegmente seien gewaltig, verspricht Rolfe: „Wenn Sie es richtig anstellen, können Sie Ihren Einsatz innerhalb von vier Jahren verdoppeln.“
Rolfe weiß, wovon er spricht. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Dave
Reynolds hat er in den vergangenen 18
Jahren insgesamt 100 Millionen Dollar in
Trailer-Parks investiert. Aktuell gehören
den beiden rund 100 Wohnwagensiedlungen in 16 Bundesstaaten der USA.
Rolfe könnte sich also durchaus bessere
Kleidung leisten, aber er mag es gern
sparsam. „Meine Anzüge kaufe ich ausschließlich bei Ebay, mehr als 50 Dollar
gebe ich dafür nicht aus“, sagt er. Millionär ist er trotzdem und will seinen Seminarteilnehmern helfen, auch das große
Geld zu machen.
Die meisten der Teilnehmer haben eigentlich schon Geld, sie wollen es nur
mehren. Ärzte, Anwälte, Investmentbanker, Unternehmer, aber auch viele Rentner finden sich in der Gruppe. Einer von
ihnen, Leon Trammell, 81, erzählt freimütig, dass er seine Maschinenbaufirma
für vier Jahren für 25 Millionen Dollar
verkauft hat. Seither wohnt er mit seiner
TITEL
Der Himmel auf Erden
Frank Rolfe ist einer der größten Investoren für Wohnwagensiedlungen in den USA. Anderen Amerikanern erklärt
der Multimillionär in Wochenendseminaren, wie man auf Kosten der Ärmsten der Gesellschaft reich wird
Frau in einer Villa in Palm Beach, Florida. „Von den niedrigen Zinsen, die es
derzeit bei der Bank gibt, kann man ja
nicht leben“, sagt Trammell. Als er von
Rolfes Seminar las, habe er gleich den
nächsten Flug gebucht.
Dieses Mal findet das Boot Camp in
Chicago statt. Am ersten Tag saß die
Gruppe acht Stunden in einem Konferenzhotel und hat Theorie gepaukt: Wie
findet man vielversprechende Parks?
Wie bewertet man sie richtig? Wie verhandelt man mit den Eigentümern? Wie
bekommt man die Finanzierung von
Banken? Wie managt man den Park anschließend effizient? Das alles steht auch
in dem 400 Seiten dicken Buch, das Rolfe seinen Teilnehmern auf den Weg gibt.
Heute jedoch soll es um die Praxis gehen. Rolfe stellt Paul Kats vor. Der weißhaarige, elegant gekleidete Mann ist der
Besitzer des Riverpoint Parks. Bis vor
Kurzem war er Geschäftsführer einer
Arztpraxenkette, in der Frührente versucht er sich als Trailer-Park-Investor.
2012 habe er Riverpoint für 250.000 Dollar gekauft, erzählt Kats. Zwei Jahre später habe er schon fast zwei Drittel seines
Investments wieder eingenommen. „Ein
sehr gutes Geschäft“, lobt Rolfe.
Möglich war das, weil Kats die Mieten
für die Stellplätze von 310 auf 400 Dollar
monatlich erhöht hat – eine Steigerung
um 29 Prozent. Die Seminarteilnehmer
nicken anerkennend. Rolfe hatte ihnen
am Vortag schon erklärt, was das Beste
am Dasein eines Trailer-Park-Besitzers
ist: „Sie haben die Mieter völlig in der
Hand.“ Mehr als 20 Millionen Amerika-
ner wohnen in Trailer-Parks. Die meisten von ihnen, weil sie schlicht nirgendwo anders hinkönnen.
Seit dem Platzen der Immobilienblase
und der Finanzkrise sind die Zeiten vorbei, in denen auch Amerikaner ohne entsprechende Rücklagen eine Hypothek
bekamen. Es bleibt ihnen also nur der
Mietmarkt, aber günstige Wohnungen sind in den USA rar. Bauminister Shaun Donovan sprach jüngst
von „der schwersten Krise für bezahlbaren Wohnraum in der Geschichte dieses Landes“.
Das Budget für Sozialbauten
wurde in den vergangenen zehn
Jahren um 50 Prozent gekürzt,
die Nachfrage nach Sozialwohnungen übersteigt das Angebot
bei Weitem. Einer von fünf
Haushalten lebt von 20.000 Dollar Jahreseinkommen oder weniger. Die Durchschnittsmiete für eine Dreizimmerwohnung in den
USA lag im vergangenen Jahr jedoch
bei 1110 Dollar.
Last Exit Trailer-Park. Den ärmsten
Amerikanern bleibt oft gar keine andere
Möglichkeit, als in eine solche Siedlung
zu ziehen. „Wenn Sie die Miete in den
Trailer-Parks regelmäßig in kleinen
Schritten von 20 oder 30 Dollar anheben, wird Ihnen kaum ein Mieter weglaufen“, sagt Rolfe. Zumindest nicht,
wenn die Bewohner jung genug seien,
um noch einen weiteren Extrajob bei
McDonald’s oder Wal-Mart anzunehmen. „Rentner leben meist von der Mindestrente von 1200 Dollar monatlich –
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§
Gute Geschäfte macht man in der WELT.
da müssen Sie vorsichtiger sein.“ Selbst
wenn bei der Miete für die Bewohner die
preisliche Schmerzgrenze überschritten
sei, würden nur die allerwenigsten das
Weite suchen.
Die Trailer gehören nämlich in der
Regel den Bewohnern, gemietet wird
nur der Stellplatz. Und obwohl die
Trailer auch als „Mobile Homes“
bezeichnet werden, sind sie keineswegs ohne Weiteres von A nach B
zu bewegen. Ein klassischer amerikanischer Trailer hat keine Räder, sondern ist auf Metallstangen aufgebockt. Man kann ihn
zwar mit einem Lastwagen zu
einem anderen Standort bringen, das kostet aber 4000 bis
5000 Dollar. Die wenigsten Trailer-Park-Bewohner können sich
das leisten. „Ein Trailer-Park ist
wie ein Restaurant, bei dem Sie
Ihre Gäste an die Tische ketten,
sie zwingen, nur bei Ihnen zu essen, und ständig die Preise erhöhen“, sagt Rolfe.
Cat McSwain verzieht bei seinen
Worten ein wenig die Miene. Die 41-jährige, pummelige Frau in praktischer
Multifunktionskleidung ist eigens aus
North Carolina eingeflogen, um an Rolfes Seminar teilzunehmen. Sie und ihr
Mann betreiben eine Baufirma und wollen sich durch Immobilieninvestments
ein zweites Standbein schaffen. „Als wir
von Rolfes Seminar lasen, dachten wir,
das könnte das Richtige sein“, sagt sie.
Trailer-Parks seien mit einem enormen
gesellschaftlichen Stigma belastet. „Die
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15 . J U N I 2 014
W E LT A M S O N N TAG
WIRTSCHAFT 37
NR. 24
TINA KAISER (2)
Investor Frank Rolfe,
Wohnwagen im „Riverpoint Trailer Park“ nahe
Chicago: „Ein Trailer-Park
ist wie ein Restaurant, bei
dem Sie Ihre Gäste an die
Tische ketten und ständig
die Preise erhöhen“
meisten Leute trauen sich da nicht ran,
daher kann man so hohe Gewinne heben.“ Rolfes Raubtierkapitalistensprüche
gingen ihr dann doch aber eine Spur zu
weit: „Ich glaub, wir wollen nettere Parkbesitzer sein als er.“ Die Mieten vielleicht doch nicht an die Schmerzgrenze
heben, stattdessen womöglich ein paar
Annehmlichkeiten für die Bewohner: ein
Pool oder ein Spielplatz für die Kinder
zum Beispiel.
Rolfe hält von solchen Ideen nichts.
„Regel Nummer eins: Lassen Sie Ihre
Emotionen zu Hause“, rät er den Seminarteilnehmern. Dabei sei es aber schon
wichtig, dass die Parks gewisse Mindeststandards einhielten. Sein Spezialgebiet
sind besonders heruntergekommene
Wohnwagensiedlungen, die er dann mit
signifikanten Investments auf Vordermann bringt.
„Man muss Ordnung da reinbringen,
sonst benehmen sich die Leute wie
Teenager ohne Aufsicht.“ Keine Schlaglöcher in den Straßen, gemähter Rasen,
geschnittene Bäume, ein ordentliches
Eingangsschild, kein Müll und Gerümpel
auf der Wiese, alle Trailer bekommen ei-
nen frischen Anstrich. Alles, was nicht
unbedingt nötig ist, reißt er dagegen ab.
„Spielplätze, Schwimmbäder, Klubhäuser oder Waschräume verursachen nur
Ärger und laufende Kosten.“
Der Zustand der Wasserleitungen sei
ihm weitgehend egal, da könne man
immer noch nachbessern, wenn bereits
ein Notfall eingetreten sei. Ganz anders
sei das allerdings bei den Gasleitungen.
Die müssten ständig gewartet werden,
denn eine Gasexplosion könne richtig
teuer werden: „Jeder Tote durch Ihre
Fahrlässigkeit kostet Sie im Schnitt eine
Million Dollar.“
Hat er denn gar kein schlechtes Gewissen, in seinem Heimatort in Missouri
die größte Villa zu besitzen, während
seine Kunden in kleinen Metallkästen leben müssen? Rolfe wird ernst. „Ganz
ehrlich, es bricht mir das Herz, wie diese
Leute leben“, sagt er, und man will ihm
gern glauben. Ein schlechtes Gewissen
habe er aber nicht. „Ich bin überzeugt
davon, dass wir den Leuten helfen.“
Auf dem iPad zeigt er ein Dokument von
50 Briefen und Fotos von Familien, die
sich bei Rolfe bedanken.
Der Tenor ist immer der gleiche: Vorher hätten sie in schrecklichen Wohnungen in den schlimmsten Gettos gewohnt,
voll von Ungeziefer und Kriminellen.
Rolfes Parks seien dagegen „wie der
Himmel auf Erden“, schreibt zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter. Es sei
schön, einen Garten zu haben, die eigenen vier Wände und einen Parkmanager,
der für Ordnung sorgt. „Von allen möglichen schlechten Alternativen sind wir
noch die beste“, sagt Rolfe.
Man hätte gern die Bewohner selbst
gefragt, aber die trauen sich, eingeschüchtert von der Investorengruppe,
nicht aus ihren Wohnwagen. Ein älterer
Herr mit Tätowierungen, Feinrippunterhemd und Shorts schaut durch seinen
Türspalt, verschwindet aber schnell wieder in seinem Trailer.
„Sie müssen sich damit abfinden, dass
Ihre Mieter der Bodensatz der Gesellschaft und viele von ihnen total durchgeknallt sind“, sagt Rolfe. Der Seminarleiter ist ein unendlich scheinender Quell
verrückter Anekdoten, die er während
der Busfahrt übers Mikrofon erzählt.
Seine Lieblingsgeschichte ist die folgen-
de: Eines Abends gab es in einem seiner
Trailer-Parks einen Schuss. Die Polizei
rückte an und suchte nach dem Schützen. Sie fand einen Trailer, der von außen mit einem Vorhängeschloss verriegelt war. Unter der Eingangstür war ein
armbreiter Schlitz, durch den wimmernde Geräusche drangen. Die Polizisten
brachen die Tür auf und fanden einen alten verwahrlosten Mann inmitten von
Tellern voll verwester Essensreste. Der
Mann hatte versucht, sich zu erschießen,
lebte aber noch. Es stellte sich heraus,
dass der Mann Alzheimer hatte. Seine
Tochter, eine gut verdienende Ärztin,
hatte ihn im Trailer eingesperrt, um die
Kosten für das Pflegeheim zu sparen.
Durch den Türspalt schob sie ihm regelmäßig Essen. Durch denselben Türspalt
hatte der Mann aber auch einen Nachbarn überredet, ihm eine Waffe zu geben. „Die Tochter hat ihre gerechte Strafe bekommen“, sagt Rolfe. „Ihr Vater
überlebte, und seine Pflegekosten sind
jetzt noch deutlich höher.“
Die Reisegruppe lacht, einige davon
herzlich, andere eher peinlich berührt.
Rolfe kann nach 18 Jahren im Geschäft
nichts Menschliches und Unmenschliches mehr schocken. 1996 stieg er bei
seinem ersten Trailer-Park ein, nachdem
er – damals gerade 35 Jahre alt – seine
Werbeflächenfirma für 5,8 Millionen
Dollar verkauft hatte. Ein früherer Geschäftspartner bot ihm den Glenhaven
Park in Dallas, Texas, für 400.000 Dollar
an, und „da ich nichts Besseres zu tun
hatte, hab ich ihn gekauft“, sagt Rolfe.
Der Park sollte ihm später beim Verkauf
einen Reingewinn von mehr als einer
Million Dollar einbringen.
So ganz geheuer war ihm sein neues
Geschäft anfangs nicht. An seinem ersten Arbeitstag als Park-Manager besorgte sich Rolfe eine Waffenlizenz und eine
Kleinkaliberpistole. „Die hab ich Gott sei
Dank bis heute nie benutzen müssen.“
Ein Jahr saß Rolfe jeden Tag von 9 bis 17
Uhr in seinem Büro im Park, bis ihm auffiel, dass er wohl besser einen Manager
einstellen sollte. „Seit diesem Jahr kann
mich aber trotzdem nichts mehr schocken.“ Er habe eine seltsame Faszination
für die Abgründe entwickelt, die sich in
seinen Parks auftun. „Ich trinke nicht,
ich rauche nicht, ich spiele nicht, ich
habe keine Hobbys, ich bin ein langweiliger Typ, aber die Trailer-Parks geben mir einen Kick.“
Der Bus ist jetzt fast wieder am Konferenzhotel angekommen. „Eine Geschichte noch, Frank“, fordert einer der
Seminarteilnehmer. Frank lacht: „Okay,
na gut.“ In seinem ersten Jahr in Glenhaven habe sich ein Mieter beschwert, dass
seine Toilette verstopft sei. Rolfe rief also einen Klempner und schaute mit ihm
nach dem Rechten. Es stellte sich heraus, dass die Toilette nie mit der Abwasserleitung verbunden worden war.
„Die Scheiße hatte über Jahre Meter für
Meter den Hohlraum unter seinem Trailer aufgefüllt, bis der voll war.“ Über den
Gestank habe sich nie jemand gewundert, weil der Trailer neben einer Jauchegrube stand.
Lacher bei den Männern, einige Frauen kreischen laut „Igitt“. „Und was ist
die Moral von der Geschichte?“, ruft ein
Seminarteilnehmer von den hinteren
Reihen. Da muss Frank Rolfe grinsen:
„Dass Sie zwar Trailer-Parks kaufen, sich
aber so wenig wie möglich in ihnen aufhalten sollten.“
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