20130422 BZ-Kultur- The Mix beim siebten Pop Meets Classic

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20130422 BZ-Kultur- The Mix beim siebten Pop Meets Classic
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Montag, 22. April 2013
Kultur Leben
Der TV-Tipp für heute:
„Tödliche Versuchung“.
Läuft um 20.15 Uhr im ZDF
Helena und Thomas leben für ihren Ökohof
– bis Helena den jungen David kennenlernt.
Das gesamte TV-Programm für heute
finden Sie in diesem Teil.
Bombast und
Beatmusik
FREIZEIT-TIPPS
6000 Zuschauer genossen die siebte
Auflage von Pop Meets Classic. Sie reichte
nicht ganz an die Vorjahre heran.
Von Florian Arnold
Braunschweig. Stellen Sie sich vor,
Sie haben einen wirklich wichtigen Termin, alle Augen sind auf
Sie gerichtet, und Sie stellen fest:
Ich hab’ was Entscheidendes vergessen. Das Sakko!
Da ist man schon fein raus,
wenn ein Mini-Zeppelin das gute
Stück dann unter Aahhs und
Oohhs per Luftpost zustellt. Wie
wir darauf kommen? Weil es Markus Schultze so passiert ist, dem
kessen Moderator von Pop Meets
Classic Samstagabend in der ausverkauften Volkswagen-Halle.
Dirigent Helmut Imig, hier mit Tom
Gaebel, gab ein überzeugendes PopMeets-Classic-Debüt.
Sie merken schon: große Show
mal wieder. Obwohl die berührendsten Momente in dieser aufwendigen Inszenierung gerade die
waren, die das Pathos unterliefen,
durch schrägen Humor oder ungebremste Lebendigkeit.
Wie das beispielsweise The Mix
vormachte, die integrative Band
aus der Stiftung Neuerkerode. Die
stürmte nach der etwas bemühten
Take That-Show der Braunschweiger Cover-Band Back For
Good die Bühne. Und rockte sich
im Neue-Deutsche-Welle-Sound
direkt in die Herzen der 6000 Zuschauer.
Spaß machten auch Die Feisten
aus Göttingen, ehemals Ganz
Schön Feist, auf Duo-Format geschrumpft, aber darum nicht weniger charmant-clownesk.
Köstlich ihr Song „Aphrodisiakum“ über einen katastrophal endenden Verführungs-Versuch, gekonnt arrangiert und begleitet von
einem Quartett des Staatsorchesters. „Französischer Chanson
perlt aus den Boxen, als du dich
erhebst und sagst: Ich muss mal
kotzen.“ Butterweich gesungen
und streicherumspielt klang das
einfach dufte.
Fingerschnipsend nahm die
Halle im Handumdrehen auch der
Crooner Tom Gaebel. Eine männliche, markante, gelassen swingende Stimme, souveräner Auf-
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Rockabilly und Artistik bietet die aktuelle
Show im GOP-Varieté.
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Wie Windparks unsere Landschaft verändern ist heute Thema
einer Podiumsdebatte.
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Depeche Mode
kommen nach Hannover.
Mit viel Leidenschaft und frischem Deutsch-Rock spielte sich die Band The Mix aus der Stiftung Neuerkerode in die
Fotos (2): Rüdiger Knuth
Herzen des Publikums. Den Auftritt auf großer Bühne genossen die Musiker sichtlich.
tritt – und das Riesenorchester im
Rücken. So sang Gaebel „Mack
The Kneif“ und dann gemeinsam
mit der Halle „My Way“, während
das nächtliche Las Vegas auf der
Riesenleinwand über der Bühne
glitzerte.
Gaebel leitete auch schon zum
Finale des Abends über, den das
Staatsorchester, souverän geführt
von Helmut Imig, im Wagner-Jahr
mit einer dynamischen „Holländer“-Ouvertüre und den „Polowetzer Tänzen“ bereicherte.
In die stieg auch Christian Eitners PMC-Band ein: Da zündete
der Crossover-Funke, wie zuvor
schon beim munteren Aufmarsch
der Oldtime-Jazzer „Dixie Fire“,
die mit dem Orchester ein schmissiges „When the Saints“ jammten.
Was war noch? Die bombastische Version von Mike Oldfields
Instrumental „Tubular Bells“ mit
Orchester, Opernchor und Band.
Ein glühendes Solo von Konzertmeister Josef Ziga zu einem Ausschnitt aus Sibelius’ Violinkonzert. Und der sympathische ExSalzgitteraner Thom Hanreich,
der die Single seiner neuen Band
Stereolove „This is ist“ und einen
Coldplay-Song beisteuerte.
Die siebte Auflage von Pop
Meets Classic bot nicht ganz so
große Namen und spektakuläre
Überraschungen wie im Vorjahr,
als Bosse, Heinz Rudolf Kunze
und das komplette EintrachtTeam auf der Bühne standen. Das
Licht- und Projektions-Design
mit teils anstrengendem FlimmerMuster überzeugte nicht vollends
– und ein weiblicher Gaststar hätte dem männerdominierten Großaufgebot gutgetan. Unterhaltsam
und teils mitreißend war der
Abend dennoch. Viel Beifall.
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Verbraucher: Der Frühling ist Dividenden-Saison. Rund 37 Milliarden
Euro schütten Dax-Konzerne in diesem Jahr an
ihre Aktionäre aus. Auch
Kleinanleger profitieren
davon.
Eine Foto-Galerie
zu Pop Meets Classic
finden Sie unter
braunschweiger-zeitung.de
KULTURNOTIZ
Museum Moritzburg
zeigt 75 Nolde-Gemälde
Wie man ein
Wunderkind wird
Bremen. Der israelische MusikerBerater Opher Brayer sorgt mit einer provokanten These für Aufsehen: Talent sei nicht angeboren,
sondern könne gezielt entwickelt
werden, sagt Brayer im Vorfeld der
Musikmesse „jazzahead“, die
Donnerstag in Bremen beginnt.
Einige Schüler Brayers sind renommierte Musiker geworden, etwa der Trompeter Avishai Cohen
und der Pianist Yaron Herman.
Nach Meinung Brayers sind herausragende junge Musiker keine
Wunderkinder, sie profitierten
vielmehr von glücklicher Fügung:
„Talent kann man erst ab drei Jahren sehen. Das Kind hat dann ungefähr 1 440 000 Minuten gelebt.
In jeder Minute erfährt es ein
emotionales, physisches oder intellektuelles Ereignis. Das prägt
sein Denken, seine Emotionen
und Handlungen. Ein Kind von
vielen wird also zufällig die richtige Reihe von Ereignissen erfahren
und seine Talente entwickeln,
während der Rest die falschen Erlebnisse durchläuft.“
Laut Brayer ist es ein Fehler von
Eltern und Schule, „Wissen beizubringen, indem wir Disziplin anwenden, anstatt natürliche Leidpa
denschaften aufzubauen.“
Der Saal der Kapitulation steht wieder offen
In historischen Räumen erinnert eine neue gestaltete Schau an die „Operation Barbarossa“.
Von Esteban Engel
Berlin. „Ruhm dem Großen Krieg“
steht auf kyrillisch über der Eingangshalle in der Villa in BerlinKarlshorst. Am Mittwoch soll das
neugestaltete Deutsch-Russische
Museum wiedereröffnet werden,
das am Ort der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg an
den Überfall auf die Sowjetunion
1941 erinnert.
In Karlshorst wurde zwar nicht
der Frieden besiegelt. Doch nachdem am 9. Mai 1945 kurz nach
Mitternacht General Wilhelm
Keitel und die anderen Spitzen
der Wehrmacht ihre Unterschriften unter die Urkunden setzten,
schwiegen in Europa die Waffen.
Im holzgetäfelten Saal des einstigen Wehrmachtkasinos steht auf
der Stirnseite ein langer Tisch mit
den Fahnen der Siegermächte.
Die deutschen Generäle nahmen
am Katzentisch Platz. Nachdem
sie unterschrieben hatten, verließen sie den Raum. Amerikaner,
Franzosen, Briten und Russen feierten bis in die Morgenstunden.
Nebenan strahlt das einstige
Büro von Generalmajor Georgi
In diesem Saal im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst besiegelFoto: dpa
ten deutsche Generäle die Niederlage im Zweiten Weltkrieg.
Feldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet die Kapitulation. Archivfoto: dpa
Schukow noch immer sowjetischen Charme aus. Der Kriegsheld, der die Schlacht um Berlin
angeführt hatte, herrschte hier als
Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland bis
zur DDR-Gründung 1949.
Danach war im „Berliner
Kreml“ das Oberkommando von
Moskaus Militärmission untergebracht. Erst später richteten die
DDR und Sowjetunion das „Museum der bedingungslosen Kapitulation
des
faschistischen
Deutschland “ ein.
oder eine Kalaschnikow – das millionenfache Leiden bekommt ein
Gesicht. Am Beispiel von 15 Sowjetbürgern und Deutschen werden
einzelne Lebenswege durch die
Kriegsjahre nachgezeichnet.
Auf dem Gang durch die Ausstellung stoßen die Besucher bald
auf einen schwarzen Klotz. In dem
verdunkeltem Kubus werden die
„verbrecherischen Befehle“ für
den Überfall auf die Sowjetunion
ausgestellt. Die Sowjetunion verlor durch den Krieg 27 Millionen
dpa
Menschen.
„Wir sind ein Kriegsmuseum“,
sagt Leiter Jörg Morré. Das Haus
ist ein Experiment in deutschrussischer Zusammenarbeit. Historiker aus beiden Ländern gehören dem Trägerverein an.
Auf 10 Stationen zeichnet das
Museum in seiner neuen Aufmachung die „Operation Barbarossa“ und ihre Folgen nach. Die Inszenierung erspart den Besuchern
die Gräuel des Krieges nicht.
Ob eine zerrissene Gefangenenjacke, Kinderschuhe aus dem
Konzentrationslager Majdanek
In dem Haller Kunstmuseum ist
am Samstag eine Ausstellung mit
Werken von Emil Nolde (18671956) eröffnet worden. Dazu gehören farbenprächtige Gartenbilder, Arbeiten mit religiösen Motiven und Bilder von Reisen nach
Sibirien und in die Südsee. Die
Exponate stammen aus der Zeit
von 1908 bis 1922, darunter Leihgaben aus deutschen Museen und
den USA. Anlass der Schau ist der
Ankauf seines Gemäldes „Abendmahl“ (1909) vor 100 Jahren, mit
dem die Entwicklung des Museums in der Moritzburg zu einem
Zentrum der Moderne in Deutschdpa
land begann.
MENSCHEN
Susanne Pfeffer
(40) ist neue Leiterin der Kunsthalle Fridericianum in Kassel. Sie
folgt auf Rein
Wolfs, der zum 1. März als Intendant zur Bundeskunsthalle nach
Bonn gewechselt war. In dem zentralen Museum der Weltkunstausstellung Documenta will Pfeffer
künftig Ausstellungen junger
Künstler zeigen, die in Deutschland noch nicht bekannt sind, aber
auch Retrospektiven und GrupFoto: dpa
penausstellungen.