Management der Arzneimittel-Supply Chain
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Management der Arzneimittel-Supply Chain
34. Wissenschaftlicher ADKA-Kongress Management der Arzneimittel-Supply Chain Analyse der Umsetzbarkeit in der deutschen Krankenhausversorgung Dr. Nora Schade Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain Darmstadt, Juni 2009 1 Motivation der Untersuchung In Unternehmen des Gesundheitswesens ist Fertigwaren-Logistik mit wenigen Ausnahmen kein Top-Management-Thema. (Vgl. Festel, G. (2004), S. 2.) Die Managementaktivitäten der Pharmaunternehmen in Europa beschränken sich auf die interne Integration. (Vgl. Roussell, J. et al. (2007), S. 9.) Weniger als 25 % der Krankenhäuser geben Informationen über die relevanten Grundlagen ihrer Beschaffungsentscheidung an Lieferanten weiter. (Vgl. Schumacher, N. et al. (2003), S. 26f.) Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 2 Zielsetzung der Untersuchung Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Ausgestaltung der Arzneimittel-Supply Chain für alle beteiligten Parteien, unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen des deutschen Gesundheitswesens. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 3 Vorgehen 1. Darstellung der Arzneimittel Supply Chain 2. Analyserahmen 3. Vorstellung ausgewählter Analyseaspekte 4. Zusammenfassung und Fazit Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 4 Supply Chain Management 1. 2. 3. „Supply Chain Management is a set of approaches utilized to efficiently integrate suppliers, manufacturers, warehouses, and stores, so that merchandise is produced and distributed at the right quantities, to the right location, and at the right time, in order to minimize system-wide costs while satisfying service level requirements.“ 4. (Simchi-Levi, D. et al. (2000), S. 1.) Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 5 Management der Arzneimittel-Supply Chain 1. Effiziente Integration von Arzneimittelherstellern, Großhändlern, Apotheken und Krankenhäusern. Lieferung der richtigen Menge des richtigen Arzneimittels zur richtigen Zeit an den richtigen Ort, um die Gesamtkosten zu senken und gleichzeitig den Serviceanforderungen gerecht zu werden. 2. 3. 4. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 6 Arzneimittel Supply Chain der deutschen Krankenhausversorgung Æ Aktuelle Situation Arzneimittelhersteller global agierend interne Prozesse sind optimiert Distribution ist im Fokus Primärlogistik (Pre-Wholesaler) 1. Auslagerung/Konzentration der Logistikprozesse Rückwertsintegration des Großhandels 2. 3. Krankenhausversorgung Integration der klinischen Pharmazeuten in den Behandlungsprozess 4. Auslagerung der Apotheken Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 7 Vorgehen 1. Darstellung der Arzneimittel Supply Chain 2. Analyserahmen 3. Vorstellung ausgewählter Analyseaspekte 4. Zusammenfassung und Fazit Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 8 House of Supply Chain Management als Rahmen der Analyse 1. 2. 3. 4. (In Anlehnung an Stadtler, H. (2007), S. 12.) Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 9 Der Analyserahmen 1. Anhand von 24 Kriterien aus den Bereichen Lagergestaltung, Kooperation und Koordination wurden im Rahmen der Untersuchung die aktuelle Ausgestaltung der Supply Chain dargestellt, Optimierungspotentiale analysiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 2. 3. 4. 10 Ausgewählte Analyseaspekte Lagergestaltung 1. 2. Kooperation in der Supply Chain Beziehung zwischen den Supply Chain Parteien hohe Attraktivität, hoher Geschäftseinfluß hohe Attraktivität, niedriger Geschäftseinfluß niedrige Attraktivität, hoher Geschäftseinfluß niedrige Attraktivität, niedriger Geschäftseinfluß Koordination der Supply Chain Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain Hersteller Hersteller Apotheke PLDL Apotheke Station 3. 4. 11 Vorgehen 1. Darstellung der Arzneimittel Supply Chain 2. Analyserahmen 3. Vorstellung ausgewählter Analyseaspekte 4. Zusammenfassung und Fazit Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 12 Die ideale Beziehung zwischen den Supply Chain Parteien ist bei einer hohen Attraktivität und einem hohen Geschäftseinfluss der Kooperation gegeben. 1. hoch niedrig hoch 2. niedrig 3. 4. (In Anlehnung an A.T.Kearney (2004), S. 10, Wildemann, H. (2007), S. 75.) Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 13 Aktuelle Ausgestaltung der Beziehung zwischen den Supply Chain Parteien Hersteller und Logistiker Nutzen einer intensiven Beziehung wird erkannt. Hersteller zu KH-Apotheke Aggressive Marketingaktivitäten statt Zusammenarbeit. 1. 2. Station und KH-Apotheke Beratung durch Apotheke wird genutzt. KH-Apotheke zu Hersteller Manipulation wird befürchtet. 3. 4. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 14 Optimierungspotenziale der Beziehung zwischen den Supply Chain Parteien Pharmacy Supply Chain Project des NHS: Arzneimittelhersteller Unichem/ AAH Pharmaceutical Services Primärlogistik (Pre-Wholesaler) Juristische Abteilung des NHS Krankenhaus-(versorgende)apotheken Heart of England Trust Station Ein Pilotprojekt untersuchte die exklusive Zusammenarbeit zwischen der KH-Apotheke des Heart of England Trusts und dem Arzneimittellieferanten Unichem/ AAH Pharmaceutical Services. Die Rahmenbedingungen wurden durch die juristische Abteilung des NHS geregelt. Das Projekt brachte die folgenden Ergebnisse: Eine intensive Abstimmung zwischen den Parteien. Die optimierte IT-Anbindung der Parteien führte zu Æ der Bündelung der Bestellungen, Æ der Reduktion der Lieferungen, Æ der Reduktion der Rechnungen, Æ der Reduktion der Retouren, Æ der Reduktion der Obsolenz, Æ der Steigerung des Servicelevels und Æ der Steigerung der Erfüllungsrate. 1. 2. 3. 4. Patienten Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 15 Handlungsempfehlung für die Beziehung zwischen den Supply Chain Parteien 1. 2. 3. Das Projekt des NHS zeigt, dass durch den Einsatz einer neutralen Partei (Clearingstelle), wie hier dem Arzneimittelgroßhändler Unichem, das Spannungsverhältnis zwischen den Arzneimittelherstellern und den Krankenhausapotheken abgemildert werden kann. Durch eine enge Zusammenarbeit können die Prozesse optimiert und die Kosten gesenkt werden. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 4. 16 Weiterführende Technologien als Koordinationsinstrument 1. 2. 3. 4. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 17 Die Arzneimittelversorgung verläuft in Deutschland weitestgehend manuell 1. 2. Folgen: 3. ¾ doppelte Lagerhaltung durch fehlende Abstimmung zwischen Apotheke und Station ¾ keine patientenindividuelle Zuordnung der Arzneimittel in der Apotheke möglich ¾ Medikationsfehler durch die fehlende pharmaökonomische Beratung 4. Æ Mehrkosten in der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 18 Optimierungspotenziale der Arzneimittelversorgung durch weiterführende Technologien Patientenorientierte Arzneimittelversorgung (PAV) mit EDV-Unterstützung am Beispiel des El Camino Hospitals. 1. 2. 3. Ergebnisse: • Kontrolle der Verschreibung innerhalb von 15 Minuten durch den Apotheker 4. • Zunahme der klinischen Interventionen von 400 auf 1.200 pro Quartal • Einsparungen in Höhe von 30.000 US-Dollar pro Quartal Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 19 Handlungsempfehlung für den Einsatz weiterführender Technologien 1. 2. 3. Die patientenorientierte Arzneimittelversorgung (PAV) in Krankenhäusern ist ein ganzheitliches Konzept, welches die beratende Tätigkeit des Pharmazeuten und dessen ständige Präsenz, die automatisierte Verschreibung und die genaue Dokumentation des patientenindividuellen Arzneimittelverbrauches umfasst. 4. In ihrem Rahmen werden unterstützende Technologien zur integralen Planung und Abwicklung der Medikation genutzt. So können Medikationsfehler vermieden und Kosten langfristig gesenkt werden. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 20 Vorgehen 1. Darstellung der Arzneimittel Supply Chain 2. Analyserahmen 3. Vorstellung ausgewählter Analyseaspekte 4. Zusammenfassung und Fazit Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 21 Zusammenfassung der Analyseergebnisse Aktuelle Situation Arzneimittelhersteller 1. Primärlogistik (Pre-Wholesaler) 2. Krankenhaus-(versorgende)apotheken 3. • divergierende Ziele • fehlendes Vertrauen • fehlende IT-Anbindung Apotheke verfügt über Informationen bis zur Station Station Stationspersonal versorgt Patienten mit Arzneimitteln Patienten Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 4. 22 Zusammenfassung der Analyseergebnisse Handungsempfehlung Arzneimittelhersteller 1. Primärlogistik (Pre-Wholesaler) 2. Logistikdienstleister als Clearingstelle 3. Krankenhaus-(versorgende)apotheken PAV Station Patienten Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain Einbindung der Apotheker 4. in die Patientenversorgung EDV-Unterstützung der Prozesse 23 Vielen Dank für Interesse! Kontakt: Dr. Nora Schade Laukamp 2 48161 Münster [email protected] Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 24 Literaturhinweise Ausführliche Ausarbeitung der Problematik: Meyer, N. (2008), Management der Arzneimittel-Supply Chain - Darstellung alternativer Konzepte und Analyse der Umsetzbarkeit in der deutschen Krankenhausversorgung, Münster [u. a.]. Weitere Referenzen: Albright, B. (2004), El Camino Hospital's State-of-the-Art Healthcare, in: Frontline Solutions, 5. Jg., Nr. 5, S. 36-38. A.T.Kearney (2004), An Imperative for Public Health Care - Improving the Medicine Supply Chain, Chicago, Ill. Bridge, S. (2005a), Pharmacy wholesaler and NHS trust KPI, http://www.pasa.nhs.uk/PASAWeb/Productsandservices/Pharmaceuticals/PSCP/HeartofEnglandcasestudy.htm. Festel, G. (2004), Marktstudie zur Fertigwaren-Logistik im Healthcare-Bereich (Pharma, Medizintechnik, Medical), Hünenberg. Roussell, J., Skov, D. (2007), European Supply Chain Trends 2006, Frankfurt [u. a.]. Schumacher, N., Popp, E., Zweig, O., Richter, D., Müller, U., Blum, K., Offermanns, M. (2003), Best Practices in der Beschaffung im Krankenhaus - Eine gemeinsame Studie Deutsches Krankenhausinstitut (DKI) und A.T. Kearney Management Consultans, o. O. Simchi-Levi, D., Kaminsky, P., Simchi-Levi, E. (2000), Designing and Managing the Supply Chain – concepts, strategies, and case studies, Boston [u.a.]. Wildemann, H. (2007), Supply-Chain-Management - Leitfaden für unternehmensübergreifendes Wertschöpfungsmanagement, München. Dr. Nora Schade - Management der Arzneimittel-Supply Chain 25