Patientenbroschüre - Darmkrebsfüherkennung als

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Patientenbroschüre - Darmkrebsfüherkennung als
Darmkrebsfrüherkennung
Dickdarmspiegelung
Evangelische Kliniken
Bonn gGmbH
Waldkrankenhaus Bad Godesberg
Die Dickdarmspiegelung zur
Darmkrebsfrüherkennung
Ein großer Erfolg in der Bekämpfung
des Dickdarmkrebses ist die Aufnahme
der Darmspiegelung in das gesetzliche
Krebs-Früherkennungs-Programm.
Jeder Versicherte ab dem 55. Lebensjahr hat Anspruch auf zwei Untersuchungen im Abstand von zehn Jahren.
Erfahrungen aus den USA zeigen, dass
die Sterblichkeit an Darmkrebs durch
die flächendeckende Darmspiegelung
halbiert werden kann.
Bislang wird dieses Angebot in
Deutschland jedoch erst von weniger
als 10 % der Berechtigten in Anspruch
genommen.
Dabei könnten viele Patienten durch
eine rechtzeitige Darmspiegelung den
Verlauf ihrer Darmkrankheit positiv
beeinflussen.
In der Hand eines erfahrenen Arztes
ist die Darmspiegelung eine sichere
und schmerzfreie Maßnahme.
Nur der Arzt, der nachgewiesen hat,
dass er bereits 200 Koloskopien durchgeführt und dabei mindestens 50 Polypen abgetragen hat, darf eine Vorsorge-Darmspiegelung (Krebs-Früherkennung) durchführen.
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Wie wird die Koloskopie
durchgeführt?
Die Koloskopie
Als Koloskopie wird die Spiegelung des
gesamten Dickdarms (lateinisch: Colon) bezeichnet. Dieser Darmabschnitt
hat eine Länge von 70 bis 100 cm und
lässt sich komplett mit einem flexiblen
Endoskop von innen betrachten.
Bei gegebener Indikation ist sie heute die Routine- und Primärmethode
gastroenterologischer Diagnostik und
Therapie.
Die Darmspiegelung ist die beste und
aussagekräftigste
Untersuchungsmethode, um Dickdarmerkrankungen
rechtzeitig zu entdecken.
Mittels strenger und durch Stichproben
kontrollierte Hygieneanforderungen
wird die keimfreie Aufbereitung der
Koloskopie-Geräte sichergestellt.
Der Dickdarm ist nur eines von vielen
Organen, das mit Endoskopen untersucht und behandelt werden kann.
Andere Beispiele sind: Speiseröhre,
Magen und Zwölffingerdarm (kurz
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Gastroskopie genannt); Gelenke, z.B.
das Kniegelenk (Arthroskopie), Atemwege (Bronchoskopie), Bauchhöhle
(Laparoskopie), Enddarm (Rektoskopie), Harnblase (Cystoskopie) u.a.
Dass die Koloskopie von den meisten
der untersuchten Patienten als wenig belastend empfunden wird, belegt
eine Umfrage der Deutschen Krebshilfe. Die Auswertung von knapp 1.300
Fragebögen ergab:
97 % der Untersuchten erlebten
die Darmspiegelung als „überhaupt nicht schmerzhaft“ oder
nur „mäßig schmerzhaft“.
Die notwendigen Abführmaßnahmen fanden 82 % der
Befragten „erträglich“.
Die überwiegende Mehrheit der
Patienten (über 87 %) fühlte sich
von ihrem Arzt gut aufgeklärt.
Die Untersuchung wird in Links-Seitenlage durchgeführt. Vor der endos–
kopischen Untersuchung erhält der
Patient eine Venenverweilkanüle. Über
diesen Zugang kann gegebenenfalls
ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel
gegeben werden. Im seltenen Fall einer Komplikation können damit aber
auch Notfallmedikamente unverzüglich verabreicht werden.
Bei der Koloskopie wird das biegsame,
ca. 150 cm lange und bis zu knapp
15 mm dicke Koloskop unter Verwendung eines Gleitmittels durch den
After in den Darm eingeführt und
langsam vorgeschoben. Gleichzeitig
wird Luft in den Darm gepumpt, damit
sich der leere Darm entfaltet und alle
Wandstrukturen gut erkennbar werden. Dadurch entsteht gelegentlich
ein Druckgefühl.
Manchmal verursacht das Instrument
(es ist ja ein Fremdkörper im Darm)
auch das Gefühl von Stuhldrang. Dies
ist völlig normal. Gleichzeitig können
kleine Stuhlreste mit dem Gerät abgesaugt werden.
Die Untersuchung des linksseitigen
Anteils des Dickdarms zu Beginn der
Spiegelung ist meist der technisch an-
spruchsvollere und deshalb auch der
zeitaufwändigere Teil. Eine Spülung
und Absaugung am Ende des Gerätes
sorgen zusätzlich für gute Sicht. Durch
Stellräder kann das vordere Ende des
Koloskops in verschiedene Richtungen
gebogen werden. Dadurch ist es möglich, die Richtung des Instruments
beim Vorschieben zu bestimmen und
gleichzeitig die Darmwand im gesamten Umfang genau zu betrachten. Die
eingehende Inspektion des Dickdarms
erfolgt allerdings erst beim Zurückziehen des Endoskops.
Sowohl beim Vorschieben als auch
beim Zurückziehen des Koloskops betrachtet der Arzt die Darmschleimhaut
mit Lupenvergrößerung sorgfältig.
Der Patient kann die Untersuchung
am Monitor mitverfolgen. Während
der Untersuchung können Patienten
in einigen Praxen auch Musik hören
(Lieblings-CD‘s mitbringen!). Musik
wirkt ja bekanntlich entspannend und
angstlösend.
Das Koloskop verfügt zusätzlich über
einen Arbeitskanal, über den spezielle Instrumente zum Betrachtungsort
vorgeschoben werden können.
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Warum wird eine
Koloskopie durchgeführt?
Mit Hilfe entsprechender Instrumente
kann der Arzt z.B.
enge Stellen aufdehnen
Flüssigkeit absaugen.
kleine Gewebeproben entnehDie Entnahme von Gewebeproben
men, die dann zur eindeutigen
und andere Eingriffe an der DarmDiagnosesicherung mikroskopisch untersucht werden können schleimhaut spürt der Patient in aller
Regel nicht, da die Schleimhaut keine
Schmerzrezeptoren hat.
Polypen abtragen
Da die Untersuchungstechniken weitgehend standardisiert sind, dauert die
Blutungen stillen
Untersuchung durchschnittlich 5 bis
20 Minuten.
Fremdkörper fassen und
herausziehen
Abgesehen vom gesetzlichen Krebsfrüherkennungs-Programm wird eine
Koloskopie durchgeführt, wenn eine
Erkrankung des Dickdarms vermutet
wird oder der Verlauf einer bereits
bekannten Darmerkrankung beurteilt
werden soll. Gewebeproben krankheitsverdächtiger Bereiche zur mikroskopischen Untersuchung lassen sich
entnehmen und – falls nötig – kann
häufig gleich die notwendige Behandlung durchgeführt werden. Dabei ist
das Verfahren wesentlich sicherer als
beispielsweise eine Operation.
durchgeführten Therapie ein Verfahren der ersten Wahl:
So genannte chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
(Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Dickdarmdivertikel
Dickdarmpolypen
Bösartige Tumoren des Dickdarms
Darmblutungen unklarer Ursache
Unklare, chronische Verstopfung
Bei Verdacht auf folgende Erkranoder Durchfälle
kungen ist die Koloskopie zur Sicherung der Diagnose, zur Beurteilung Ausschluss organischer Ursachen einer funktionellen Erder Ausdehnung der Erkrankung und
krankung (z. B. der so genannte
als Kontrolluntersuchung nach einer
Reizdarm)
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Welche Risiken hat
die Koloskopie?
Was ist vor einer
Koloskopie zu beachten?
Insbesondere im Vergleich zu einer Aus verschiedenen Gründen
Operation mit Öffnung der Bauchhöh(zu hohe Dosierung der Beruhile und des Darms ist die Koloskopie ein
gungsmittel, vegetative Reaktisehr sicheres Verfahren. Durch entonen, allergische Reaktion auf
sprechende Vorbereitung und sorgfälverabreichte Medikamente) kann
tige Durchführung ist das Risiko einer
es zu einer Störung der AtemKomplikation sehr gering. Trotzdem
und Herz-/Kreislauf-Funktion bis
wird der Arzt den Patienten vor einer
hin zum Herzstillstand kommen.
Koloskopie über die folgenden möglichen Komplikationen aufklären:
Diese Zahlen sollten Sie jedoch nicht
verunsichern, denn sie erfassen die
Verletzungen der Darmwand
aufgetretenen Komplikationen bei
kommen in sehr seltenen Fällen allen bisher untersuchten Patienten.
vor. Sie können zum Übertritt
Daher finden sich hier auch sehr alte
von Darminhalt und Bakterien in und schwer kranke Patienten wieder,
die Bauchhöhle führen und eine bei denen das Risiko für die meisten
Operation nötig werden lassen. Komplikationen viel höher liegt als z.B.
bei einem jüngeren Patienten, bei dem
Blutungen der Darmwand kom- nur Darmpolypen entfernt werden.
men mit einer Häufigkeit um
1:1.000 vor. In der Regel lässt
Um auftretende Komplikationen sosich die Blutung durch Unterfort zu erkennen, werden Atmung und
spritzung oder andere Verfahren Puls eines jeden Patienten während
während der Koloskopie stillen.
der Untersuchung und, falls er ein Beruhigungsmittel bekommen hat, auch
danach, ständig überwacht. Die beMit dem Einschwemmen von
reits vorsorglich gelegte Venenkanüle
Darmbakterien in die Blutbahn mit der Folge einer Sepsis ermöglicht das sofortige Verabreichen
von eventuell nötigen Notfallmedika(„Blutvergiftung“) ist mit einer
menten.
Wahrscheinlichkeit von etwa
1:10.000 zu rechnen. Bei dieser
gefährlichen Komplikation wird
die Gabe von Antibiotika nötig.
Vor einer Darmspiegelung ist der Arzt
– ungeachtet der Komplikationshäufigkeit – verpflichtet, den Patienten
über die Untersuchung und mögliche
Risiken aufzuklären. Die Aufklärung
muss in einem ausreichenden zeitlichen Abstand durchgeführt werden.
Der Patient sollte sich nicht scheuen,
Fragen zu stellen. Auf einem speziellen
Formblatt dokumentieren Arzt und Patient dann mit ihrer Unterschrift, dass
die Aufklärung stattgefunden hat.
tersuchung dann nicht mehr zu sich
nehmen. Das Trinken von Wasser, Tee
oder Kaffee ohne Milch und Zucker ist
jedoch erlaubt und erwünscht. Es ist
sehr wichtig, dass sich der Patient genauestens an das vom medizinischem
Personal vorgegebene Protokoll zur
Darmreinigung hält. Denn im eigenen
Interesse sollten wegen der optimalen diagnostischen „Ausbeute“ hieran
höchste Anforderungen gestellt werden.
Fest steht, dass eine der häufigsten
Ursachen für misslungene oder unvollständige Darmspiegelungen eine
unzureichende Darmreinigung vor
der Untersuchung ist! Das kann eine
Wiederholung nötig machen oder im
schlimmsten Fall dazu führen, dass
krankhafte Befunde übersehen werden. Unabdingbare Voraussetzung
für eine Koloskopie ist deshalb eine
gründliche Reinigung des Darms.
Bei manchen Patienten ist die Gabe
eines Antibiotikums unmittelbar vor
der Untersuchung zur Vorbeugung
schwerer Komplikationen durch Einschwemmen von Darmbakterien in die
Blutbahn nötig. Dies sind insbesondere:
Patienten, die an einer Herzklappenentzündung oder an rheumatischem Fieber erkrankt waren
oder eine künstlichen Herzklappe haben;
In der Regel muss der Patient am
Vortag der Untersuchung nach ei- Patienten, die ein geschwächtes
ner letzten Mahlzeit am Mittag über
Immunsystem (z.B. im Rahmen
den Nachmittag und Abend verteilt
mancher Chemotherapien) haben.
etwa 4 bis 5 Liter einer so genannten Darmspüllösung trinken. Am Ende Im Einzelfall entscheidet darüber der
dieser „Prozedur“ wird dann quasi nur behandelnde Arzt.
noch klares Wasser ausgeschieden.
Feste Nahrung darf man bis zur Un9
Was ist nach der
Koloskopie zu beachten?
Wie sich ein Patient nach der Untersuchung verhalten muss, hängt vor
allem davon ab, ob ein größerer Eingriff während der Koloskopie durchgeführt wurde (z.B. großer Polyp abgetragen, stärkere Blutung) und ob
ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel
nötig war. Hat der Patient ein Beruhigungsmittel erhalten, sollte er unter
keinen Umständen am selben Tag am
Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen. Im Falle einer ambulanten Behandlung mit Gabe eines
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Beruhigungsmittels sollte man sich
nach Hause fahren lassen und für die
ersten Stunden nicht alleine bleiben. Je
nach Umfang der Untersuchung kann
es nötig sein, eine Zeitlang nach der Untersuchung nüchtern zu bleiben. Aber
in der Regel kann unmittelbar nach
der Untersuchung wieder gegessen
werden. Sollten weitere Verhaltensregeln nach der Untersuchung zu befolgen sein, wird der Arzt dies im Einzelfall mit dem Patienten besprechen.
Herausgeber
Evangelische Kliniken Johanniter- und Waldkrankenhaus Bonn gGmbH
Waldkrankenhaus
Waldstraße 73
53177 Bonn
Abteilung Innere Medizin/Gastroenterologie/Endoskopie
Chefarzt Priv. Doz. Dr. med. Christian Scheurlen
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02 28 / 3 83 - 158
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E-Mail
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Oberin Simone Ehlers
Dr. med. Heinz Busse
Peter Lutzer
Evangelische Kliniken
Bonn gGmbH
Waldkrankenhaus Bad Godesberg