Zusammenfassung – Ferkelkastration und Alternativen zur Kastration

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Zusammenfassung – Ferkelkastration und Alternativen zur Kastration
Zusammenfassung: Ferkelkastration
und Alternativen
Das Problem
Die meisten männlichen Ferkel in der EU werden kastriert
(ungefähr 80 %, was 100 Millionen Ferkeln entspricht), die
meisten
ohne
Betäubungsmittel
oder
Analgesie
(Schmerzmittel). Der Hauptgrund für Kastration liegt in der
Vermeidung des Ebergeruchs, des unerwünschten Geruchs
oder Geschmacks in Schweinefleisch, der sich aus den von
geschlechtsreifen Ebern produzierten Chemikalien ergibt.
Weitere Gründe für Kastration sind Aggressionen und sexuelle
Verhaltensweisen, die zu Verletzungen, Gefährdung der Züchtersicherheit und im späteren Leben zu
Beeinträchtigungen in der artgerechten Haltung führen.
Aufzucht präpubertärer Schweine für die Schlachtung
In Großbritannien, Irland und einigen Teilen von Spanien, Portugal und Griechenland werden
Schweine bis zu einem maximalen Schlachtgewicht von 110 kg aufgezogen oder werden
geschlachtet, bevor sie geschlechtsreif werden. Eine Kastration ist daher nicht notwendig, da die
Ebergeruch verursachenden Chemikalien erst in der Pubertät auftreten und leichte Aggressionen
oder sexuelles Verhalten durch eine gute Haltung größtenteils kontrolliert werden können.
Aufzucht großer Schweine für die Schlachtung
In vielen Ländern werden kastrierte Schweine bis zu einem
höheren Schlachtgewicht (für gewöhnlich bis zu 170 kg)
aufgezogen, was bei einigen Fleischstücken oder -produkten
bevorzugt wird, vor allem aufgrund der Größe/Form und des
Fettgehalts (z.B. Parmaschinken, Chorizo). Das erhöht das
Risiko für Aggressionen und sexuelle Verhaltensweisen, die zu
nicht artgerechter Haltung (vor allem durch Kampfschäden,
Lahmheit und starken Stress) und eine Herabstufung der
Schlachtkörper aufgrund des Ebergeruchs führen. Daher
werden für die Aufzucht dieser schweren Eber
nichtchirurgische Alternativen benötigt.
Chirurgische Kastration
Die chirurgische Kastration ist ein für Ferkel schmerzhafter Vorgang, der im Nachhinein zu Stress
führt und daher nicht empfohlen wird.
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Zusammenfassung Informationsblatt 7
Bilder ©CIWF
Für mehr Informationen und Referenzen siehe das vollständige Informationsblatt
Schmerzen und Stress lindern
Wenn eine chirurgische Kastration unvermeidbar ist,
können Schmerzen und Stress gering gehalten
werden,
indem
Betäubungsmittel
oder
Schmerzmittel eingesetzt werden. Aus Zeit- und
Kostengründen wird das aber kaum berücksichtigt.
Der Einsatz von Betäubungsmitteln und
der
verstärkte
Gebrauch
können
unerwünschte
Nebenwirkungen, Schmerzen und Stress zur Folge
haben. Außerdem müssen nach dem Eingriff lange
Zeit Schmerzmittel verabreicht werden, damit sie
ihre Wirkung entfalten.
Die Lösung
Die folgenden Alternativen zur Kastration können die artgerechte Haltung von Schweinen
maßgeblich verbessern:
Haltung und Fütterung zur Verminderung von Ebergeruch und Aggressionen bei
unkastrierten Ebern
Zu den Faktoren, die den Ebergeruch verringern,
gehören sauber und trocken eingestreute Buchten mit
getrennten Liege- und Kotplätzen, Fütterung (z.B.
Kartoffelstärke oder ballaststoffreiche Ernährung,
sofern der Ernährungsbedarf gedeckt ist) und die
Bereitstellung von Duschen. Die Buchten sollten so
gestaltet sein, dass sie Aggressionen verringern, mit
ausreichend Raum und Substrat (z.B. Stroh) und das
Zusammenlegen von sich unbekannten Tieren sollte
vermieden werden.
Ebergeruch bei Schlachtung erkennen
Sofern es möglich ist, den Schlachtkörper aus der Linie zu nehmen, kann der Ebergeruch bei der
Schlachtung erkannt werden. Diese Schlachtkörper können dann in hitzebehandeltem und kalt
serviertem Fleisch verwendet werden, da die Behandlung die für den Geruch verantwortlichen
Pheromone zerstört. Methoden zur Erkennung des Ebergeruchs sind sinnesgestützte und chemische
oder biochemische Sortierung, die Kastration überflüssig machen könnte, wenn ihre Genauigkeit in
Zukunft verbessert wird. Ungefähr 3 % der Schlachtkörper tragen einen Ebergeruch.
Genetische Auswahl gegen Ebergeruch
Eine Auswahl gegen die beiden wichtigsten natürlich
aufkommenden Chemikalien, die für den Ebergeruch
verantwortlich sind, könnte Kastration überflüssig machen.
Die Umsetzung würde länger dauern (5 bis 10 Jahre
Auswahl) und die Abmilderung der Aggressionen
unkastrierter Eber Wäre weiterhin nötig.
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Ausschließlich weibliche Herden
Die Aufzucht von ausschließlich weiblichen Tieren ist eine Methode, den Ebergeruch zu vermeiden,
wofür zuverlässig geschlechtsbestimmte Samen für die Zucht nötig wären, die derzeit nicht in
großem Umfang verfügbar sind. Auf diesem Gebiet gilt es noch technologische Entwicklungen zu
machen und es besteht das Risiko, dass dieser Vorgang für die Sauen unangenehmer wäre als eine
gewöhnliche künstliche Befruchtung.
Impfung zur Verzögerung der Pubertät
Eine Injektion zur Unterdrückung des männlichen
"Gonadotropin-Releasing-Hormons" (GnRH) führt zu
einer Verzögerung der Pubertät und hat das Potenzial,
schwerere Eber ohne Risiko von Ebergeruch
aufzuziehen. Improvac ist der Markenname des
gegenwärtig einzigen Anbieters einer solchen Injektion.
Improvac
fördert
die
Gewichtszunahme,
Futterverwertung und Schlachtkörpermagerkeit nach
einer Injektion und verringert Aggressionen, sexuelle
Verhaltensweisen und das Risiko für Ebergeruch nach
der zweiten Injektion. Improvac ist förderlich für die artgerechte Haltung, da es die Schmerzen und
den Stress einer Kastration vermeidet und das Bespringen der Eber verringert. Es wurde bestätigt,
dass es keine negativen Auswirkungen auf die Fleischqualität oder Verbraucherakzeptanz hat.
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