JULIAN ROSEFELDT >Lonely Planet<

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JULIAN ROSEFELDT >Lonely Planet<
B A R B A R A
G R O S S
G A L E R I E
JULIAN ROSEFELDT
>Lonely Planet<
Ausstellung 15. September - 20. Oktober 2012
Die Barbara Gross Galerie zeigt anlässlich der OPEN ART zeitgleich zu Julian Rosefeldts Ausstellung
American Night. Filminstallationen 2008-2011 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
erstmals Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers. Rosefeldts technisch aufwendig produzierte
Filme und Fotoarbeiten zeichnen sich durch kinematographische Opulenz aus. An der Schnittstelle
von Narration und Filminstallation entwirft der Künstler bildgewaltige, barocke Szenarien, die in
ihrer Ausdruckskraft wie Historiengemälde der Gegenwart erscheinen. Das ambivalente Verhältnis
von Sein und Schein, manifester und latenter Wirklichkeit ist Dreh- und Angelpunkt der
Rosefeldtschen Sujets.
Seit 2001 gilt sein Interesse der Frage, inwiefern Kinomythen und von Film und Fernsehen
geprägte Klischees und Rollenbilder unser Alltagsverhalten und unsere Lebenswirklichkeit beeinflussen. Die Barbara Gross Galerie erweitert mit dem Film Lonely Planet (2006) den in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gezeigten Werkkomplex, der die Genres des Western-,
Heimat- und Science-Fiction-Films thematisiert, um die Kategorie Bollywoodfilm.
In diesem Film - auf Super 35 mm gedreht - schlüpft Rosefeldt selbst in die Hauptrolle des
Wanderers zwischen den Welten. Er mimt einen typisch westeuropäischen Rucksacktouristen, der
im Alleingang durch Indien reist. Er startet in der Wüste, erlebt das rituelle Bad im Ganges, dicht
gedrängte Straßen voller Kühe und Rikschas, ein Callcenter, ein Bollywoodfilmset mit kurzer Tanzund Gesangseinlage, menschenleere Gassen und kehrt in die Wüste zurück. Der Film erfüllt die
gängigen touristischen Klischeevorstellungen - in einer Endlosschleife. Zu Beginn des Filmes
dekonstruiert Rosefeldt durch das Einspielen der Liedzeile „Don’t wanna be an American Idiot“ von
Green Day bewusst das Klischee Indientrip. Es bleibt fraglich, ob sich der Wunsch des Reisenden
bewahrheiten wird. Die Menschenmenge, die den Europäer phrenetisch feiert, und die Film-imFilm-Sequenz, die ihn auf einer Leinwand in einem Kinosaal voller Inder zeigt, macht ihn selbst zu
einer Art Trophäe für die Einheimischen.
Bereits der Titel Lonely Planet ist doppeldeutig, verweist er zum einen auf den weltweit größten
Verlag für Reiseführer, der besonders bei Rucksacktouristen beliebt ist, zum anderen auf den
einsamen Wanderer – in Referenz zu Gemälden Caspar David Friedrichs. Gemäß der barocken
Tradition des theatrum mundi führt Rosefeldt dem Betrachter die medienvermittelte, scheinbare
Wirklichkeit vor Augen, die im Grunde nur eine Inszenierung der Inszenierung ist.
In den ausgestellten Fotoarbeiten - als eigenständige Werke zu seinen Filmen Trilogie des
Scheiterns (2004/2005), American Night (2009) und The Ship of Fools (2007) entstanden - bricht
der Künstler die kühle Perfektion des eingefangenen Moments durch die Montierung absurder
Elemente. Die Portraits der Cowboys wiederum zeigen im überhöhenden Filmlicht zeitgenössische
Outlaws – Drogensüchtige, Obdachlose und Tagelöhner – aus der Umgebung der andalusischen
Stadt Tabernas, wo Rosefeldt in einem ehemaligen Filmset des Italo-Western-Regisseurs Sergio
Leone American Night drehte.
Julian Rosefeldt, geboren 1965 in München, lebt und arbeitet seit 1999 in Berlin; Architekturstudium in München und
Barcelona; 2009/2010 Gastprofessur an der Bauhaus-Universität in Weimar; seit 2010 Mitglied der Abteilung Film- und
Medienkunst an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München; seit 2011 Professur für digitale und zeitbasierte Medien an der Akademie der Bildenden Künste München.
Einzelausstellungen (Auswahl): Taipei Fine Arts Museum, 2012; ACMI, Melbourne, 2011; BFI London, 2010; DA2
Salamanca, 2010; Berlinische Galerie, 2010; Kunstmuseum Bonn, 2009; EX3 Florence, 2009; Platform China Peking,
2007; ZKMax, München, 2005/2006; Haus der Kunst, München, 2005; Spike Island, Bristol, 2004.
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