PDF-Datei: 21.06.2004 HZ
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HOHENLOHE MONTAG 21. Juni 2004 SOMMERANFANG Heute Moment mal Der längste Tag Rennfahrer Jörg Eberle: Ein Mann will nach oben Immer nach oben: Der 28-jährige Jörg Eberle aus MulfingenBerndshofen fährt Bergrennen. HOHENLOHESPORT Seite 21 Caros Wegweiser in neue Denk-Welten Die Künzelsauer begrüßten vor dem alten Rathaus die dritte Plastik des Skulpturensommers – und der Sommer pausierte. RUND UM KÜNZELSAU 30,31 Ein Quantensprung in der Feuerwehrtechnik Die Öhringer Wehr hat ein neues Tanklöschfahrzeug in Besitz genommen. Kommandant Günther Uhlmann lobte die zukunftweisende Ausstattung. RUND UM ÖHRINGEN 32, 33 Chris Norman war der Star der ersten Openair-Nacht in Gaisbach. Nicht nur die Herzen der Mädels aus der ersten Reihe flogen dem Alt-Sunnyboy zu. Selbst die schwärzesten Regenwolken hatten beim Würth-Openair keine Chance, denn bei Golden Earring ging die Sonne auf Je später der Abend, desto doller die Stimmung Von Barbara Griesinger P etrus ist Openair- und vor allem Oldifan – da sind sich alle sicher, die am Wochenende das achte Würth-Openair in Gaisbach besucht haben. Dicke schwarze Wolken schoben sich am Samstag noch kurz vor Konzertbeginn zusammen und versprachen ein quietschenasses Livemusik-Vergnügen. Nicht, dass das die OpenairFans beeindruckt hätte. Die 4000 Besucher hatten alles aus den Schränken geräumt, was versprach, warm und trocken zu halten. Drei „Mannemer“ hatten gar 29 eine noch verschweißte Rolle Noppenfolie dabei. „Die bleibt zu“ gaben sie sich optimistisch. Zu Recht. Denn je später der Abend, desto besser das Wetter, desto fetziger die Bands und desto toller die Partylaune im Würth-Betriebshof. Wolkenverhangen war der Himmel auch noch als Roger Chapman die Bühne betrat, um dem Publikum einzuheizen. „Ich find’s gut, was der Mann macht“, brach Matthias aus Mainhardt eine Lanze für den Altrocker. „Bloß die Leut sind“ für den 23-jährigen Punk mit karottenrotem Schopf und gelb kariertem Schottenrock über der Lederk- luft „noch a bissle saach“. Naja, erklärt da ein alter Chapman-Kenner die Gelassenheit der Menge: „Ganz der Tiger ist er nicht mehr.“ Roger kommt eben in die Jahre. Ganz wie das Publikum. Die „Uhus“ (unter hundert) toppten in Gaisbach locker die „Bivies“ (bis vierzig) und schwelgten in musikalischen Jugenderinnerungen. Und die sollten die Menge im Laufe des Abend noch ganz schön in Bewegung bringen. Nicht nur die Sonne wagte sich hervor, kurz bevor sich Chapman mit „Shadows on the wall“ verabschiedete. Mit Golden Earring und zunehmend goldene- Altrocker Roger Chapman brachte als . . . doch die Herzen des Publikums flogen erst Chris Norman zu. erster Aktion auf die Bühne . . . rem Sonnenschein wurde es nicht über die Absperrung, damit der nur auf , sondern auch vor der kleine dem großen und deutlich älBühne lebendiger. Gemeinsam mit teren Blondschopf ein Plüschtier der Sonne sorgten die Rocker aus reichen konnte. Der einstige Smoden Niederlanden dafür, dass den kie-Frontmann strahlte. Noch ein Fans warm unter den Regenjacken Blick, noch ein Lächeln und damit wurde. Und bei den Drumsoli von war klar: Chris Norman hatte sein Publikum im Cesar ZuiderGriff gleich wijk hatte die „Ich find’s gut, was der nach dem ersMenge sämtliMann macht. Bloß die ten Gitarrenakche Wettersorkord. Ob gen vergessen. Leut’ sind a bissle saach.“ „Alice“ oder Als die Sonne Matthias aus Mainhardt „Needles and die Wölkchen Pins“ ein etwa am Himmel dann rosig färbte, sprang – ganz 4000-stimmiger Backgroundchor Sunnyboy – Chris Norman auf die begleitet ihn und tanzt und Bühne – und die Ladies, die fast schwingt vom ersten bis zum letzschon den ganzen Tag die Stellung ten Takt eineinhalb Stunden lang direkt vor der Bühne gehalten hat- mit. Noch Fragen nach der Stimten, waren hin und weg. Ein Sicher- mung beim Würth-Openair? Die Ob das Programm so richtig fetzt, da war mancher Besucher zu Beginn des Openairs noch etwas skeptisch. Aber je heits-Mann höchstselbst hob einen Mädels hinter der Absperrung sagspäter der Abend, desto klarer wurde es: Die Stimmung ist „super wie immer.“ (Fotos: Barbara Griesinger) kleinen Norman-Nachwuchs-Fan ten bloß: „Super wie immer.“ Wird der Sommer wieder so wie im vergangenen Jahr? Wir erinnern uns: Heiß und trocken war er, schön für die Freizeit, aber nicht so gut fürs Wachstum auf den Feldern und in Gärten. Auf jeden Fall konnte man nicht mit Heinrich Heine sagen „Unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter.“ Auch heuer hat der Sommer schon mal seine Vorboten nach Hohenlohe geschickt: Es gab schweißtreibende und durstige Tage mit über 30 Grad. Glaubt man dem 100-jährigen Kalender, so wird das Venusjahr mehr feucht als trocken, wenn alle Jahreszeiten zusammen genommen werden. Ab 22. Juni sagt der „Hundertjährige“ fast täglich Donnerwetter und Regen voraus. Und unlustig sei der Juni bis zu seinem Ende. „Schaun ma mol“, würde Franz Beckenbauer sagen. Sommer, du kannst kommen. Heute fängt er offiziell auch im Kalender an. Offiziell, das heißt: meteorologisch gesehen. Denn am heutigen Montag erreicht die Sonne den höchsten Punkt auf ihrer Bahn durchs Jahr. Zur Sommersonnenwende steht die Sonne in der größten Distanz zum Äquator. Sie scheint so lange wie an keinem anderem Tag im Jahr. In unserem Breitengrad geht die Sonne um 4.20 Uhr auf und um 20.30 Uhr wieder unter. Natürlich ist es viel länger hell, rechnet man die Morgenund Abenddämmerung hinzu. Dann wäre der Tag fast 18 Stunden lang. Nach dem heutigen Sommeranfang werden die Tage wieder langsam kürzer. Mitte Juli wird der Sonnenaufgang mit 4.33 Uhr angegeben, der Sonnenuntergang mit 20.24 Uhr. Wir sollten die Sommermonate genießen, uns über schöne Tage im Freien freuen und auf eine gute Ernte hoffen. Wie steht’s im Bauernkalender mit Blick auf den kommenden Monat ? „So golden die Sonn’ im Juli strahlt, so golden sich der Roggen mahlt“. Hartmut Müller Öhringen und Künzelsau Betriebsausflug beim Finanzamt Am Freitag, 25. Juni, sind das Finanzamt Öhringen sowie die Außenstelle Künzelsau wegen eines Betriebsausflugs geschlossen. Auf Nachtstreife mit Öhringer Revierbeamten und der Bereitschaftspolizei aus Göppingen zwischen Jugendkulturhaus, Hofgarten, Golberg und Bretzfeld Jugend und Polizei Die Nacht ist ruhig – und das soll im Sommer auch so bleiben chen mit drei Freunden dort – das war’s schon. Im April sah das noch ganz anders aus. Da pulste das Partyleben im Hofgarten mit allen negativen Begleiterscheinungen: Lärm, Dreck, Aggression. „Das hat schon Wirkung gezeigt mit dem Platzverweis“, sagt Michael Koppenhöfer. 16 überwiegend junge Leute dürfen sich auf Anordnung der Stadt Öhringen bis zum 30. Juni nicht im Hofgarten blicken lassen. Ein Funkspruch ruft die beiden Polizisten zum Skaterpark hinter o sollen wir hin? Hier kriegen wir Stress, am Wasserturm Nord kriegen wir Stress, im Hofgarten kriegen wir Stress.“ Zehn Punks, grell geschminkt, stehen vor dem Öhringer Fiasko. Es ist Freitagabend 21.50 Uhr. Das Jugendkulturhaus hat geschlossen. Eine Kiste Bier steht auf der Tischtennisplatte im Freien. „Wie gehabt: Nicht zu laut – und am Schluss die Bierkiste wieder mitnehmen“, ordnet Michael Kop- penhöfer an. Er kennt seine Klientel – und seine Klientel kennt ihn. Er ist Jugendsachbearbeiter im Öhringer Polizeirevier und mit Dienstgruppenführer Marko Engel auf Nachtstreife unterwegs. Vom Fiasko geht’s weiter in den Hofgarten. Dort herrscht zwei Stunden vor Mitternacht fast gespenstische Ruhe. Und dies, obwohl der Himmel sternenklar ist und die Temperaturen noch ganz erträglich sind. Ein kleines Grüppchen junger Leute hier, ein knutschendes Pär- Der Griff in die Tasche gehört dazu: Michael Koppenhöfer kontrolliert. Man kennt sich: Das Gespräch mit den Punks ist entspannt, doch die Aussage des Polizeibeamten ist klar: Ordnung muss sein. (Fotos: Peter Hohl) Von Peter Hohl W der Hohenlohe-Sporthalle. Sieben Bereitschaftspolizisten aus Göppingen sind bei ihrer Streife auf eine Gruppe junger Russlanddeutscher gestoßen. Viel Alkohol ist im Spiel, vielleicht auch Drogen. Ein Teil der Gruppe hat sich in die Büsche geschlagen. Engel und Koppenhöfer zücken ihre Dienstwaffen: zwei starke Taschenlampen. Die Spurensuche nach möglichen Drogenkonsumenten bleibt erfolglos. 23.15 Uhr: Auf dem Golberg feiert ein junger Mann seinen 18. Ge- burtstag. Die Partygäste sind zum Teil deutlich jünger. Einige Kisten Cola-Bier-Mix liegen herum, dazu drei Flaschen Wodka. Im Lichtkegel der Taschenlampen ist Aufräumen angesagt. Marko Engel leuchtet im weiteren Umkreis den Boden ab. Drogenspuren? Fehlanzeige. Gegen Mitternacht gibt’s ein Wiedersehen mit den Bereitschaftspolizisten, bei einer Verkehrskontrolle in Bretzfeld. Michael Koppenhöfer stoppt vier Mopeds, Marko Engel leuchtet einem 17-jährigen Fahrer in die Augen: „Du guckst ziemlich verkehrt.“ Der junge Mann fühlt sich bestens. Um 1.30 Uhr wird ihn sein Vater im Polizeirevier Öhringen abholen. Der Junge hatte knapp 0,9 Promille. Der 16-jährige Fahrer eines der weiteren Mopeds ist derweil unterwegs ins Krankenhaus zur Blutprobe. Bei ihm wurden über 1,1 Promille gemessen. Die Gruppe war auf dem Weg von einer Party zur anderen. 2.45 Uhr: Abschlussbesprechung mit den Bereitschaftspolizisten im Revier. Die Göppinger werden in den Sommermonaten noch öfter kommen. Gemeinsam mit den Öhringer Streifenbeamten sollen sie Spurensuche mit der Stablampe: dafür sorgen, dass die Suche nach Marko Engel beim Nachteinsatz. dem Spaß keine ernsten Folgen hat. Wo der Spaß seine Grenzen hat Jugendschutzgesetz, Polizeiverordnung, Straßenverkehrsordnung und Betäubungsmittelgesetz – es gibt viele Rechtsnormen, mit denen junge Leute auf der Suche nach Spaß in Konflikt geraten können. a Das Jugendschutzgesetz regelt unter anderem den Umgang mit Alkohol. So sind branntweinhaltige Getränke unter 16 Jahren tabu. Geregelt ist auch der Discobesuch: unter 16 nur in Begleitung von Erwachsenen, unter 18 nur bis Mitternacht. Nicht geregelt ist in dem Gesetz, wie lange Kinder und Jugendliche abends ausgehen dürfen. a In der Straßenverkehrsordnung sind unter anderem die (Promille-)Grenzen für den Alkoholgenuss festgeschrieben. Wie das Betäubungsmittelgesetz gilt die Straßenverkehrsordnung für Jung und Alt gleichermaßen. a Die Polizeiverordnung ist Sache des städtischen Ordnungsamtes und stellt Regeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit auf. So können in Öhringen Partys und Alkoholgenuss auf öffentlichen Flächen mit Bußgeld oder Platzverweis geahndet werden, wenn dadurch Unbeteiligte gestört werden. Verboten ist der öffentliche Konsum von Betäubungsmitteln. (rho)