Fehlerfreie Gewebe aus Glasfasern

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Fehlerfreie Gewebe aus Glasfasern
Fehlerfreie Gewebe
aus Glasfasern
LUCIANO CORAIN
SULZER TEXTIL
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In fast allen Geräten, Maschinen und Fahrzeugen, die
mit Elektrizität angetrieben, gesteuert oder geregelt sind, befinden sich gedruckte Schaltungen
(Bild 1■). Die Platten, auf denen
die Schaltungen aufgebaut werden, sind mit Gewebe aus Glasfasern verstärkt. Für diese Gewebe bestehen speziell hohe Qualitätsanforderungen:
• Das Gewebe muß dimensionsstabil sein, d. h., es darf keine
Dehnung in Kett- und in
Schußrichtung aufweisen.
• Die Oberfläche muß gleichmäßig
und die Fadendichte in Kette
und Schuß konstant sein.
• Für die standardisierten Endprodukte muß das Gewebe jederzeit in gleicher Qualität reproduziert werden können.
• Die Oberfläche des Gewebes
muß absolut frei sein von gebrochenen Filamenten, denn jedes
gebrochene und abstehende
Filament kann in der gedruck-
1■ Gedruckte Schaltungen mit
Glasfasergeweben befinden sich heute
in fast jedem elektrischen Gerät.
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Gewebe zur Verstärkung von Elektronik-Printplatten
bestehen aus Glasfasern und müssen höchsten Qualitätsanforderungen entsprechen. Für die Herstellung dieser
Gewebe, insbesondere aus ungedrehten Glasgarnen,
weist die Greiferwebmaschine «Fast» von Sulzer Textil
beim Schußeintrag entscheidende Vorteile auf.
ten Schaltung zu Fehlfunktionen führen. Das heißt, daß
während der Verarbeitung der
empfindlichen Glasfasergarne
keine einzige Fibrille des Glasfadens brechen darf.
EMPFINDLICHER ROHSTOFF
Die eingesetzten Glasfasergarne
sind ausschließlich endlose Multifilamentgarne. Sie bestehen aus
vielen einzelnen, endlosen Fäden,
den sogenannten Fibrillen oder
Filamenten (vgl. Kasten). Damit
sich der Faden besser verarbeiten
läßt, ist er meistens mit einem
Schutzdrall
(Zwirndrehungen)
versehen. So ist der Faden kompakter, und die Fibrillen sind
weniger anfällig für Verletzungen.
Damit bei der Herstellung der
Printplatten der Kunststoff die
Gewebeschicht gut durchdringt,
werden allerdings immer mehr ungedrehte oder sogenannte «Zerotwist»-Garne verwendet. Bei diesen Garnen liegen die Filamente
parallel und sind deshalb für Verletzungen und Brüche viel anfälliger.
PRAXISNAH ENTWICKELT
Für die Produktion von Elektroglasgewebe werden sehr oft Luftdüsenwebmaschinen eingesetzt.
Der Schußeintrag ohne mechanische Elemente weist bezüglich
Fibrillenschonung Vorteile auf.
VIEL FEINER ALS MENSCHENHAAR
Textilglasfasern werden meistens im Düsenziehverfahren hergestellt.
Die Schmelzwanne aus einer Platinlegierung wird direkt vom Glasofen mit geschmolzenem Glas beschickt. Entsprechend der Anzahl der
Einzelfilamente pro Faden und deren Feinheit sind die Spinnplatten
mit Löchern versehen. Das Glas fließt durch die Löcher, und eine Aufwickeleinheit zieht die Glasfilamente mit hoher Geschwindigkeit (bis
zu 70 m/s) ab. Die feinsten Einzelfilamente weisen einen Durchmesser von 3,5 µm auf. Der Durchmesser von Menschenhaaren liegt zwischen 70 und 100 µm.
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Die Verarbeitung der «Zero-twist»Garne hingegen ist aufgrund der
offenen Fadenstruktur nicht ohne
Probleme. Hier bieten Greiferwebmaschinen Vorteile. Die offenen
Garne werden durch die Klemmen
der Greifer sicher erfaßt und können so, ohne daß einzelne Filamente nicht erfaßt werden, ins Webfach eingetragen werden. Deshalb
hat sich die Greiferwebmaschine
des Typs «Fast» von Sulzer Textil
(Bild 2■) in der Produktion dieser
Gewebe einen festen Platz erobert.
Dies war nur möglich dank der
engen Zusammenarbeit bei der
Praxiserprobung mit einem der
führenden Hersteller von Glasgeweben, der international tätigen
Firma Gividi Italia S.p.A. in Burgherio (Milano).
2■ Offene Glasfasergarne, sogenannte «Zerotwist»-Garne, können mit der Greiferwebmaschine
«Fast» von Sulzer Textil wirtschaftlich zu
fehlerfreien Geweben verarbeitet werden.
unter anderem die Klemmvorrichtung zum Erfassen des Fadens in
den Greiferköpfen speziell von
Gividi entwickelt. Dank dieser Anpassungen können die empfindlichen Garne mit hoher Leistung zu
fehlerfreien Geweben verarbeitet
werden.
SCHNELL UND SCHONEND
BESTÄTIGUNG IN DER PRAXIS
Die Greiferwebmaschine «Fast»
weist als Weiterentwicklung der
Basisausführung für dieses Einsatzgebiet folgende Vorteile auf:
• Schonende Behandlung der
«Zero-twist»-Kettfäden, weil das
Webfach frei ist von Führungselementen
• Hohe Drehzahlen dank sehr präzisen Bewegungsabläufen
• Niedrige Betriebskosten und
hohe Produktivität durch die
einfache und wartungsarme
Struktur der Maschine
Für den Einsatz der Webmaschine
im Bereich des Glasfaserwebens
wurden umfangreiche Produktionstests bei Gividi durchgeführt.
Gividi verfügt über langjährige
Erfahrung und viel Wissen über
die Verarbeitung von Glasgarnen.
Bei den Tests wurden verschiedene Elemente der Greiferwebmaschine «Fast» der Verarbeitung von
Glasgarnen angepaßt. So wurde
Aufgrund der Ergebnisse dieser
Maschine in bezug auf Leistung,
Gewebequalität und Wirtschaftlichkeit im Glasfasersektor setzt
die Firma Gividi sie in großen
Stückzahlen (Bild 3■) für die Produktion von Elektroglasgeweben
ein. Zurzeit produzieren 55 Webmaschinen des Typs «Fast» von
Sulzer Textil in der Anlage Ridgeway von Gividi USA verschiedene
Elektroglasgewebe. Ein bereits
plazierter Nachfolgeauftrag über
weitere Webmaschinen bestätigt
die Konkurrenzfähigkeit dieser
Maschine.
Ω
INFO DIRECT
Sulzer Tessile Srl
Luciano Corain
Via Emilia Romagna, 1
IT-36015 Schio
Italien
Telefon +39 0445-699 210
Telefax +39 0445-699 358
E-Mail [email protected]
3■ Das Vertrauen der international
tätigen Firma Gividi in die Technologie der Greiferwebmaschinen von
Sulzer Textil zeigt sich darin, daß im
Endausbau der Weberei in Italien
mehr als 150 Maschinen dieses Typs
in Produktion sein werden.
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