Sondernewsletter BAI AIC 2016 - Bundesverband Alternative
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Sondernewsletter BAI AIC 2016 - Bundesverband Alternative
Sondernewsletter BAI AIC 2016 Inhalt 1 Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 – Ein Nachbericht 5 Bildergalerie 10 Investorenpanel: Kapitalanlagestrategien im Krisen- und Niedrigzinsumfeld 24 Panel: Liquid Alternatives – Rentenersatz für das institutionelle Portfolio 35 Impressum Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 – Ein Nachbericht „Schulden, die man sieht bzw. noch nicht sieht“, „Herausforderungen für Deutschland und Finanzinstitutionen durch die Niedrigzinsphase“ und schließlich die besonderen „Herausforderungen einer integrierten Finanzaufsicht im Spannungsfeld von Verbraucherschutz und Finanzmarktstabilität“: diese Key-note-Themen bildeten den Rahmen für die diesjährige BAI Alternative Investor Conference (AIC), die am 12. und 13. April 2016 im Kap Europa in Frankfurt stattfand. Die Key-notes waren in diesem Jahr durch Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, BaFin-Präsident Felix Hufeld und Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D., wieder einmal prominent und unterhaltsam besetzt – sie machen die AIC natürlich mit aus. Die Generationenbilanz, die Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Uni Freiburg gleich zu Beginn des ersten Konferenztages aufstellte, hatte es in sich und kam eher einer gesalzenen Rechnung gleich: Wiewohl sein Vortrag überaus pointiert gehalten war und zahlreiche Lacher zur Folge hatte, mag dem einen oder der anderen im vollbesetzten Auditorium das Lachen eher im Hals stecken geblieben sein ob der klaren Botschaften, die vermittelt wurden. Deutschland lebt in praktisch allen Bereich des Sozial(versicherungs)staates weit über seine Verhältnisse. Ob in der Pflege oder Rente oder mit Blick auf Beamtenpensionen: Der Staat zahlt weitestgehend mit ungedeckten Schecks auf seine Zukunft bzw. diejenige seiner Steuerzahler. Weil Bund, Länder und Kommunen wie Milchmädchen buchhalten, oder, mit Raffelhüschens Worten, wie „Minderkaufleute bzw. Frittenbuden“ bilanzieren, weist der Gesamtstaat eine Verschuldung von rund zwei Billionen Euro aus. Müsste der Staat hingegen zukünftige Verpflichtungen bilanzieren wie ein Unternehmen, betrüge die implizite oder eben nicht ausgewiesene Staatsschuld dreimal mehr und müsste Deutschland eine Gesamtverschuldung von etwa 230% des BIP ausweisen – also rund viermal mehr, als nach den Maastricht-Kriterien erlaubt. Die vier Billionen Euro Zukunftsverpflichtungen sind eben Schulden, die man nicht sieht… 1 Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 Versicherungsunternehmen, Versorgungswerke, Pensionsfonds und andere institutionelle Anleger, welche die (zukünftigen) Verpflichtungen gegenüber ihren Vertragspartnern im Gegensatz zum Staat zu bilanzieren haben, können nicht einfach umlagefinanziert „von der Hand in den Mund“ leben, sondern sind aufsichtsrechtlich gehalten, ihren versprochenen Garantiezins, Rechenzins oder Pensionszahlungen von Mitarbeitern zu erwirtschaften. Das ist im engen regulatorischen Korsett, das stark auf Sicherheit der Kapitalanlagen setzt, ein schwieriges Unterfangen, grenzt angesichts des Niedrigzinsumfeldes und in Zeiten von erhöhter Volatilität bisweilen an die Quadratur des Kreises. Der Vortrag von Hans Dieter Ohlrogge, Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse von IBM Deutschland, versuchte, am Ende des Tages Lösungswege aus der „Zinsund Volatilitätsfalle“ aufzuzeigen. Der erste AIC-Konferenztag zeigte somit exemplarisch den Spannungsbogen auf, in welchem Investoren heutzutage agieren und welchen abzubilden stetes Bemühen bei der Konzeption der AIC war und ist. Keynote-Speaker tauchen, oftmals wachrüttelnd und warnend, ein Thema in grelles Scheinwerferlicht und benennen Probleme, die letztlich alle Beteiligten des Kapitalmarktes nicht gleichgültig lassen können. Gleichwohl müssen die Verantwortlichen für Kapitalanlagen die täglichen Herausforderungen meistern und schlicht und einfach die Erträge generieren, die sie versprochen haben. So soll die AIC denn auch Anregungen bieten und Ideenbörse sein, wie mit alternativen Anlageklassen ein Mehr an Rendite und Stabilität in einem Portfolio erwirtschaftet werden kann. Die Rezepte von Hans Dieter Ohlrogge, gewonnen aus jahrzehntelanger Erfahrung, heißen breite, möglichst weltweite Streuung, die Suche nach Ertrag in höherem Risiko, mehr aktive denn passive Strategien. Bei Anleihen bevorzugt Ohlrogge Firmen- vor Staatsanleihen, bei Aktien eine weltweite, industrieweite Allokation und ein Risiko-Overlay bei großen Positionen, zudem eine Beimischung von Private Equity. „Kapitalanlagestrategien im Krisen- und Niedrigzinsumfeld“ lautete das Thema der ersten Paneldiskussion der institutionellen Investoren, Lösungsmöglichkeiten in Form von Liquid Alternatives (als Rentenersatz für das institutionelle Portfolio) dasjenige der zweiten Paneldiskussion. Sie finden im Anschluss der Bildergalerie zur AIC die kompletten Mitschnitte zu den beiden Panels. Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 Stefan Hentschel, Head of Pension Asset Management, Evonik Industries AG, Lutz Horstick, Leiter Wertpapier- und Darlehensabteilung, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe und Dr. Heiko Seeger, Geschäftsführer und Leiter Vermögensanlagen vom WPV, erörterten unter Moderation von BAI-Vorstandsmitglied Rolf Dreiseidler Strategien, bei welchen akzeptable Renditen bei gleichzeitig beherrschbarem Risiko realisierbar sind. Uwe Lill erörterte mit Michael Busack, Geschäftsführer der Absolut Research GmbH, Martin Dürr, Senior Consultant der Faros Fiduciary Management AG und Frank Umlauf, Geschäftsführer der Tajdo Consulting GmbH & Co. KG Hedgefonds-Strategien im hochregulierten UCITS-Gewand. Neben den Key-notes waren es vor allem auch die zahlreichen Fachvorträge und Panel-Diskussionen zu Anlage-, Strategie- und Regulierungsthemen, die die AIC als die assetklassen- und produktübergreifende Branchenkonferenz im deutschsprachigen Raum auszeichnen und die Anlass für rund 400 Branchenvertreter, Investoren, Dienstleister, aber auch Vertreter aus Politik, Aufsicht und Wissenschaft war, auch in diesem Jahr dieses besondere Event zum Erfahrungsaustausch und natürlich zum Networking zu nutzen. So bot die AIC denn auch in ausgewählten Vorträgen im großen Auditorium mit Referenten, die vom BAI-Investorenbeirat in einem anspruchsvollen und transparenten Bewerbungsverfahren ausgewählt wurden, sowie in den zahlreichen Breakout-Sessions mit Vorträgen von Mitgliedsunternehmen, die zugleich Dinner- oder Goldsponsoren der AIC sind, eine bunte Palette an Themen aus dem Universum alternativer Anlageklassen. Akzeptable Renditen trotz bereits hoher Bewertungen im Private EquityBereich, die Bewertung von Infrastrukturinvestments oder Credit Opportunity Funds, die Bedeutung von Risikoprämien, regulatorische Themenblöcke wie Zugangswege und Fondsstrukturierung in Zeiten von Solvency II und Anlageverordnung oder das Risikomanagement nach dem KAGB lockten zahlreiche und interessierte Zuhörer an. Dasselbe Bild in den jeweils parallel stattfindenden Breakout-Sessions mit so unterschiedlichen Beiträgen wie CRE Loans und CLOs, Floating Rate Senior Secured Loans, Direct Lending, Private Equity im kleinen und mittleren Bereich, 2 Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 Alpha Coaching bzw. Talent, Glück oder Fähigkeit, Venture Capital und rechtliche Themen wie der Fondsstandort Luxemburg, Anlageprozesse für alternative Investments bei institutionellen Investoren oder Kreditfonds. Offensichtlich fand jedes Thema sein Publikum. Der BAI bemüht sich stets, die AIC konsequent an den Bedürfnissen von Investoren auszurichten – von Investoren für Investoren heißt denn auch die Devise. Frühzeitig werden Investoren – vertreten durch den Investorenbeirat – in die thematische Planung der Konferenz eingebunden und entscheiden letztlich autonom über die Vorträge im Hauptsaal. Kapitalanlage-Experten sowie Investoren tragen vor oder diskutieren in Panels auf dem Podium ihre variantenreichen Anlagestrategien, erhalten aber auch die Möglichkeit, in exklusivem Kreis den Gedankenaustauch zu pflegen. Gelegenheiten bieten hierzu beispielsweise das bewährte Investorendinner am Abend des ersten Konferenztages und das Investorenfrühstück am Morgen des zweiten Tages. den guten Eindruck, den die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der diesjährigen Konferenz der Alternativen Investmentbranche mit nach Hause genommen hatten. Mit neuen Ideen und dem einen oder anderen Verbesserungsvorschlag können wir nun zu gegebener Zeit in die Planung der AIC 2017 eintreten, die am 23. und 24. Mai 2017 wieder im Kap Europa in Frankfurt stattfinden wird. Also notieren Sie sich diesen Termin und bitte beachten Sie auch, dass bereits erste Sponsorenanfragen für die nächste AIC vorliegen. Auch im nächsten Jahr wollen wir für unsere Mitglieder, die Branche und natürlich auch Investoren ein spannendes und abwechslungsreiches Programm anbieten. Nutzen Sie also Ihre Möglichkeit, sich zu beteiligen. Die Geschäftsstelle des BAI Eine Fach- und Branchenkonferenz wie die AIC lebt indessen auch vom informellen Austausch und Networking. Auch dafür möchte der BAI Mitgliedsunternehmen und Teilnehmern den passenden Rahmen bieten. Mit dem Kap Europa im Frankfurter Messeviertel hat der BAI 2015 eine geradezu ideale Location gefunden. Gut erreichbar und ausgestattet mit neuster Infrastruktur, bietet das Gebäude auch für Gespräche zwischen den Fachvorträgen lichten und hellen Raum und ein gediegenes Ambiente. Die Espresso-Bar entwickelte sich zum Geheimtipp für die Pausen, der zum Foyer geöffnete Raum Mistral erwies sich als ideal für das Get together am Vorabend des ersten Konferenztages. Jutta Kleinschmidt, die erste Frau, welche die Rallye Dakar zu gewinnen vermochte, packte und begeisterte mit ihrer natürlichen und unkomplizierten Art das Publikum und war später anregende Gesprächspartnerin beim Investorendinner wie beim After Conference Event im Restaurant Frohsein in Frankfurts Innenstadt. Die Resonanz der Teilnehmer, insbesondere der über 50 teilnehmenden institutionellen Investoren, war überaus positiv und auch in den Medien wurde mehrfach über die AIC 2016 berichtet. Die im Nachgang zur AIC durchgeführte Teilnehmerbefragung bestätigte erfreulicherweise Die BAI Alternative Investor Conference (AIC) 2016 3 Alternative Investor Conference Vielen Dank an die Sponsoren und Medienpartner der BAI AIC 2016! Dinner Sponsor Goldsponsoren Silbersponsoren Baristaservice-Sponsor Medienpartner Get-together Sponsor Bilder AIC 2016 Achim Pütz, 1 .Vorsitzender, BAI Rolf Dreiseidler, Vorstandsmitglied, BAI Frank Dornseifer, Geschäftsführer, BAI Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen Bilder AIC 2016 5 Bilder AIC 2016 Hans Dieter Ohlrogge, Vorstandsvorsitzender, IBM Pensionskasse Jutta Kleinschmidt Bilder AIC 2016 Jutta Kleinschmidt Jutta Kleinschmidt und Frank Dornseifer, BAI Jutta Kleinschmidt 6 Bilder AIC 2016 Investorenworkshop Achim Pütz, Partner, Dechert LLP Felix Hufeld, Präsident, BaFin Break-Out Session Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D., Präsident, DIW Berlin Oliver Schumann, Managing Director, Capital Dynamics Bilder AIC 2016 Dr. Bernd Kreuter, Managing Partner, Palladio Partners Raimund Seeholzer, Partner, LGT Capital Partners 7 Bilder AIC 2016 Dr. Hanspeter Bader, Managing Director, Unigestion Steffen Böhmert, Director, Intermediate Capital Group (ICG) Peter Wilke, Portfolio Manager, Wellington Management Int. Ltd. Dr. Nils Rode, Managing Director, Co-Head Investment Management, Adveq Simon Savage, Co-Head of GLG’s Equity Market Neutral Long-Short Strategies, Man GLG Uwe Bärenz, Partner, P+P Pöllath+Partners Dr. Sofia Harrschar, Leiterin Product Solutions, Universal-Investment Jörg Schomburg, Head of Institutional Business, AXA Investment Managers Heike Findeisen, Business Development Director, CACEIS Bank Luxembourg Bilder AIC 2016 8 Bilder AIC 2016 Bilder AIC 2016 9 Investorenpanel Investorenpanel: Kapitalanlagestrategien im Krisen- und Niedrigzinsumfeld Lutz Horstick, Dr. Heiko Seeger, Geschäftsführer Vermögensanlagen, WPV Stefan Hentschel, Head of Pension Asset Management, Evonik Industries AG DREISEIDLER: Herzliches Willkommen von meiner Seite zu dem diesjährigen Investorenpanel. Wir haben es heute wieder mehrfach gehört, die mit Abstand größte Herausforderung in der institutionellen Kapitalanlage ist bekanntermaßen der Umgang mit dem aktuellen Nullzinsumfeld. Aber auch aktuelle und drohende Krisen bzw. deren mögliche Implikationen und Risiken für die Kapitalanlage stehen ganz oben auf der Agenda für viele Investoren. Und genau über diese Themen sowie mögliche Lösungsansätze, insbesondere aus der Welt der Alternative Investments, möchten wir heute diskutieren. Und damit möchte ich Ihnen auch gleich meine heutigen Panel-Teilnehmer vorstellen. Herr Hentschel ist Head of Pension Asset Management bei der Evonik Industries und damit verantwortlich für die Kapitalanlage sowohl der Evonik Pensionstreuhand als auch der Pensionskasse Degussa. Herr Dr. Seeger ist Investorenpanel Leiter Wertpapier- und Darlehensabteilung, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe Moderator: Rolf Dreiseidler, stellv. Vorstandsvorsitzender, BAI e.V. Geschäftsführer Kapitalanlage des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande Nordrhein-Westfalen (WPV). Last but not least, Herr Horstick. Er leitet seit 2011 die Darlehens- und Wertpapierabteilung der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. Meine Herren, auch an Sie ein ganz herzliches Willkommen und zum Einstieg und „Warmlaufen“ die Bitte, Ihr Haus kurz vorzustellen und dabei zu skizzieren, wie Sie derzeit investiert sind. Und da wir hier auf einer Alternatives-Konferenz sind, wäre es schön, wenn Sie diesem Aspekt bei Ihren Schilderungen ein besonderes Augenmerk schenken würden. Herr Hentschel, möchten Sie beginnen? HENTSCHEL: Wir bei Evonik Industries verwalten, wie Herr Dreiseidler gerade sagte, mehrere Asset-Pools, es gibt einmal einen VAG-regulierten Part, das ist die Pensionskasse 10 Investorenpanel Degussa mit rund 4,3 Milliarden, die ein relativ diversifiziertes Portfolio hat. Wir unterliegen hier dem VAG und der BaFin Aufsicht. Wir haben in der Pensionskasse ein relativ diversifiziertes Portfolio, was eher einen AbsoluteReturn-Charakter hat, weil Pensionskassen natürlich einen Garantiezins zu erfüllen haben. Diese Garantiezinsen sind natürlich erwachsen aus einer Zeit, wo es insgesamt höhere Zinsniveaus gab. Aber entsprechend versuchen wir hier immer noch über den Absolute Return insgesamt über diese Hürde zu kommen, also über den Garantiezins. Einen anderen Topf, das ist der Evonik Pensionstreuhand. Der ist unreguliert, es handelt sich um einen CTA. Und hier haben wir 3 Milliarden investiert. Und da möchte der Konzern quasi Volatilität aus der Bilanz nehmen. Und hier ist es so, dass wir hier eher ein LDI-Driven-Approach verfolgen, allerdings zurzeit eher LDI-light, weil das Zinsniveau natürlich sehr, sehr niedrig ist. Aber hier versuchen wir wirklich ein Stückweit die Passivseite der Evonik-Bilanz zu spiegeln mit einem Großteil der Assets und ca. 25 Prozent sind dann Risky Assets. Also wir investieren meist die Risky Assets für beide Töpfe gemeinsam. Und zudem haben wir noch ausländische Pensions in UK und in USA, auch die sind eher LDI-Driven investiert. Von daher haben wir da eigentlich Synergien zwischen diesen einzelnen Töpfen. DREISEIDLER: Wären Sie noch so nett kurz zu beleuchten, wie Sie im Bereich Alternative Investments investiert sind? HENTSCHEL: Die Frage ist natürlich immer, was sind Alternatives, da würde auch jeder Anleger eine unterschiedliche Interpretation haben. Wir hatten mit einigen großen Häusern gesprochen, für die waren Immobilien schon Alternatives. Oder aber auch Emerging Market Bonds, fänden wir jetzt ein bisschen schräg von der Interpretation. Also für uns wären Alternatives klassischerweise Hedgefonds/ Absolute Return, also bei uns gibt es ein Bucket, das heißt Absolute Return, wo jetzt eher handelsorientierte Strategien drin oder auch Equity Long/Short, das sind so Themen, die im Bereich Absolute Return sind. Aber auch letztendlich das Thema Infrastruktur, was ja so ein bisschen verschwimmt, auch mit dem Thema Private Equity. Also das wären so für uns klassischerweise die alternativen Investments. Immobilien werden für uns eher Core-Themen. Und wir würden sagen, Immobilen zählen nicht in dem Bereich Alternative Investments. Investorenpanel Moderator Rolf Dreiseidler, stellv. Vorstandsvorsitzender, BAI e.V. und Stefan Hentschel, Head of Pension Asset Management, Evonik Industries AG DREISEIDLER: Wie verhält es sich mit Senior Loans? HENTSCHEL: Das würde auch da reinfallen. DREISEIDLER: Und in dem Segment investieren Sie auch? HENTSCHEL: Ja. DREISEIDLER: Dankeschön. Herr Dr. Seeger, dürfte ich Sie auch bitten? DR. SEEGER: Das WPV haben Sie ja schon erwähnt. WPV steht für Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande NRW, um einmal den gesamten Namen zu nennen. Wobei bei uns sämtliche Wirtschaftsprüfer Deutschlands, mit Ausnahme des Saarlandes, als Pflichtmitglieder vertreten sind und wir somit die erste Säule der Altersvorsorge abdecken. Wir sind ein Versorgungswerk, sitzen in Düsseldorf, haben gute 3 Milliarden Assets, sind aufgrund der Tatsache, dass wir erst 1993 gegründet wurden, vergleichsweise jung und auch noch wachsend. Das heißt, die Zahl der aktiven beitragszahlenden Mitglieder ist deutlich höher als die der Leistungsempfänger. Was auf der einen Seite schön ist, wenn man auf der Versicherungsseite wächst, weil man eben nicht die Notwendigkeit hat, Assets liquidieren zu müssen – gerade auch in schlechten Kapitalmarktphasen. Auf der anderen Seite bekommen wir im aktuellen Umfeld natürlich auch das Niedrigzinsumfeld und die niedrigen Renditen allgemein zu spüren, da sich das Portfolio durch die Neuanlagen schnell durchmischt. 11 Investorenpanel Auf der Asset-Allocation-Seite ist es so, dass wir schon relativ früh angefangen haben, auch den klassischen Fixed-Income-Direktanlageteil zu reduzieren. Früher hatten wir Quoten von 70, 80%, inzwischen sind wir deutlich unter 50%. Wir haben stattdessen auch illiquide Assetklassen bzw. „real assets“ aufgebaut, wie z.B. Immobilien. Wobei wir Immobilien auch nicht als alternative Investments bezeichnen würden, dies ist in unserer SAA getrennt. Daneben haben wir natürlich auch ein Aktienportfolio, ein Credit-Portfolio und sind im alternativen Bereich in Private Equity, Infrastruktur, Renewables investiert und zwar mit wachsender Tendenz. Wir gehen auf zweistellige Quoten auch im Hinblick auf die Zielquoten im AI-Bereich. Das ist so mal ein grober Umriss. DREISEIDLER: Vielen Dank. Herr Horstick, das Wort ist Ihnen. HORSTICK: Wie mein Vorredner und Kollege Seeger schon erläuterte, auch wir als Ärzteversorgung Westfalen-Lippe sind Vertreter der ersten Säule. Wir haben derzeit rund 55.000 Mitglieder, 40.000 davon noch aktiv, also im ärztlichen Dienst, und 15.000, die schon Leistungsempfänger sind. Allein daraus haben wir die gleiche Herausforderung. Das heißt, auch wir wachsen noch, was demografisch schön ist, was aber angesichts des Kapitalanlageumfelds natürlich eine starke Herausforderung darstellt, zumal wir nach wie vor mit einem Rechnungszins von 4 Prozent operieren. Das deutet darauf hin, dass unsere Gremienvertreter ein relativ hohes Vertrauen in unsere Fähigkeiten haben. Die 12 Milliarden Kapitalanlagevolumen unterteilen sich letztendlich, wenn ich jetzt die Definition von heute Morgen von Herrn Prof. Raffelhüschen aufnehme, in rund 22, 23 Prozent Hus und Hoff, also Immobilien. Knapp 25 Prozent Tüddelütt und der Rest im Grunde dann klassisch im Renten- und liquiden Bereich, also Aktien, Emerging Market Debt, Senior Secured Loans, weil wir, um die Frage direkt aufzunehmen, zwischen Senior Secured und Direct Lending unterscheiden. Direct Lending ist für uns eher Alternative oder Tüddelütt, während der Bereich Senior Secured Loans für uns eher, dadurch dass es Masterfonds-fähig ist, in den liquiden Bereich fällt. Innerhalb Tüddelütt, innerhalb der Alternatives unterscheiden wir zwischen Infrastruktur, gleich welcher Ausprägung, also EK und FK. Derzeit haben wir rund 15 Prozent Infrastruktur- Investorenpanel quote und sind dabei, das auch weiter auszubauen. Nicht, weil wir es besonders toll finden, insbesondere am aktuellen Rand, wenn ich mir die Bewertung angucke, aber vom Risikoprofil her ist es das, was derzeit am ehesten dazu in der Lage ist, die auslaufenden Fixed-Income-Bestandteile halbwegs risikoadäquat zu substituieren. DREISEIDLER: Also Sie sprechen von Infrastructure Debt? HORSTICK: Sowohl als auch. Ich sage mal, regulierte Infrastruktur ist für uns so ein bisschen hybrid. Also jetzt ist die Frage, was ist reguliert. Ist ein EEG reguliert? Am Ende des Tages gibt einem natürlich für die ersten 15, 20 Jahre einen relativ planbaren Cashflow, sofern die Windprognosen oder die Einstrahlungsprognosen nicht zu optimistisch sind. Das heißt also, 15 Prozent Infrastruktur beinhaltet sowohl Debt als auch Equity, aktuell im Verhältnis Debt 60 zu Equity 40. Und darüber hinaus über die Jahre relativ stark oder überproportional mitgewachsenes PE-Buch mit rund 6 Prozent der Assets. Und dann, wie gesagt, seit zwei, drei Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit Direct Lending. Ferner haben wir ein Timber-Programm etabliert, so dass wir auch in diesen Bereichen auf der alternativen Seite unterwegs sind. Also das, was Herr Raffelhüschen heute Morgen schon sagte, die Eier sind in diversen Körben verteilt. Ob das am Ende des Tages richtig ist, das werden wir möglicherweise nie erfahren, weil am Ende des Tages wir natürlich grundsätzlich auch keine Endfälligkeit haben, sondern wir davon ausgehen, dass es auch zukünftig immer noch Mediziner bei uns im Kammergebiet bedarf und von daher auch immer ein gewisser Nachwuchs kommt. DREISEIDLER: Vielen Dank für die Ausführungen. Vielleicht noch eine ergänzende Frage: Nehmen Sie bewusst Fremdwährungsrisiken bei diesen Investments? Oder versuchen Sie diese zu vermeiden oder abzusichern? HORSTICK: Also, da kommen wir natürlich zu dem ersten schwierigen Thema, weil es irgendwo auch regulatorisch getrieben ist. Wir kommen ja aus einer 100-prozentigen Eurowelt, das heißt, letztendlich entspricht das auch der aufsichtsrechtlichen Anforderung, mit der Möglichkeit, bis zu 20 Prozent Fremdwährungen zu nehmen. Und wir sind seit 2012/2013 dazu übergegangen, unsere Fremdwährungsengagements offen zu fahren, das heißt, wir haben 12 Investorenpanel jetzt aktuell eine offene Währungsquote von 15, 16 Prozent. DREISEIDLER: Wenn wir uns noch mal zurückerinnern an den ersten Handelstag dieses Jahres, da ging es ja gleich recht heftig zur Sache. Und danach ist es ja auch nicht unbedingt versöhnlicher weitergegangen. Er jetzt, am aktuellen Rand, könnte man denken, dass wieder ein wenig mehr Ruhe reinkommt. Zumindest sind wir, wenn wir uns den Dax anschauen, nicht mehr weit von den Höchstständen entfernt. Was ist Ihre Einschätzung? Ist das eine nachhaltige Stabilisierung? Oder ist das nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Was sind Stand heute die Kapitalmarkteinschätzungen Ihres Hauses für den Rest des Jahres? HENTSCHEL: Bei den Aktien war es natürlich schon so ein bisschen ein Schuss ins Kontor, jetzt gerade bei den europäischen Aktien. Ich meine, es waren sehr, sehr viele Erwartungen in den Kursen schon eskomptiert. Und viele Unternehmen haben gezeigt, dass insbesondere, weil sich die Ökonomie in China abschwächt, dass die Bäume da auch nicht in den Himmel wachsen, aber die Frage, die sich der Kapitalmarkt stellt, ist ja, wo bekomme ich eigentlich noch auskömmliche Returns her. Und da nimmt man wahrscheinlich irgendwo eine Sache, die nicht so von den Notenbanken bewirtschaftet ist. Und da fällt einem halt die Aktie ein. Weil ansonsten, wenn wir uns die letzten Statements der Notenbank ansehen, wenn Draghi sagt, ich fange jetzt hier auch an, Unternehmensanleihe zu kaufen, ich kaufe mir Pfandbriefe und ich kaufe sowieso Staatsanleihen, dann stellt sich die Frage, was bleibt eigentlich für den Investor, der dieser Sache entrinnen will. Und wir haben festgestellt, heute Morgen bei dem Vortrag, dass letztendlich das Niedrigzinsumfeld uns noch lange begleiten Investorenpanel wird. Wenn man sich die zehnjährigen Bundesanleihen anguckt, die waren im Low bei 4 Basispunkten, wir waren in der letzten Woche schon wieder bei 11 Basispunkten. Da stellt man sich schon die Frage, ich meine, wenn wir es zehn Jahre halten, haben wir dann in Coupons unsere 1,1 Prozent kassiert. Also damit kommen wir ja alle nicht aus. Und dann gucken schon die einen oder anderen Investoren, was kann ich dann bei den Risiko-Assets noch machen. Und dadurch würde ich jetzt die Nachfrage nach Aktien ein Stückweit erklären. Die Branche, wie Herr Horstick sagt, sucht ja im Grunde genommen Bond Proxies. Am liebsten ist uns ja allen was mit niedriger Volatilität und am liebsten mit 4 Prozent. Und ich glaube, dass man versucht so ein bisschen über die Aktien das Thema hoch zu skalieren, also dass man sagt, man hat dann beispielsweise am Ende des Tages vielleicht 80 Prozent Renten, die mit niedriger Volatilität hoffentlich da durchsegeln und dann eben 20 Prozent beispielsweise Aktien, dass man sagt, man glättet die über die Bonds ein bisschen runter. Aber im Großen und Ganzen so richtig billig ist nichts. Also im Grunde genommen geht es nur noch um relative Attraktivität, nicht mehr um absolute Attraktivität. Und ich glaube, das wissen die Investoren sehr wohl zu beurteilen. Und immer dann, wenn es eine neue Droge seitens der Notenbanken gibt, dann fasst der Markt wieder Zuversicht und hält sich auch fest an den Statements der Notenbanken. Aber nichtsdestotrotz ist es schon eine relativ dramatische Situation, die wir hier haben. Und ich sage mal, Kapitalanlage war auch nie schwieriger. Weil letztendlich sind wir, glaube ich, auch in der Situation, dass wir hier das eine oder andere Fat Tail einkaufen, ohne es zu merken. Wir sehen ja immer diese ganzen Crowded Rates, dass dann gesagt wird, wir machen jetzt alle Loans usw. und Bottlenecking bei Banken 13 Investorenpanel und wir spielen jetzt mal Bank. Aber wie gesagt, das ganze Thema ist ja nicht so einfach. Und ich glaube, der eine oder andere wird da noch stolpern. Deshalb ist Diversifikation ganz klar das Credo, dass man sagen muss, okay, wir gehen jetzt auch den Weg, weil wir müssen. Aber wir müssen es zumindest verstehen, aber auch wissen, dass wir uns eventuell diese Fat Tails einkaufen. Die können wir dann aber auch verkraften, wenn sie kommen. DREISEIDLER: Dankeschön für die Einschätzung, Herr Hentschel. Wir sprechen auch nachher noch mal über das Thema Risiken. Aber ich nehme jetzt mal mit: Aktien bullish, aber nur strukturell bedingt. Herr Dr. Seeger, stimmen Sie dem zu und wie lange wird uns das Niedrigzinsumfeld noch begleiten? Dr. Heiko Seeger, Geschäftsführer Vermögensanlagen, WPV DR. SEEGER: Da bin ich wahrscheinlich der falsche Adressat für diese Frage. DREISEIDLER: Ich glaube, da gibt es wohl auch keinen „Richtigen“. DR. SEEGER: Da können Sie hier um die Ecke in Frankfurt mal nachfragen. Aber die Forward Guidance, wie sie so schön heißt, ist ja sehr eindeutig. Die Forward Guidance der EZB besagt, dass die Zinsen, insbesondere die Zinsen für kurzfristige Refinanzierungsgeschäfte mit der EZB über lange Zeit, d.h. auch nach Beendigung der Kaufprogramme noch niedrig bleiben. Das ist im Moment die Aussage, die von der EZB kommt. Das heißt, am kurzen Ende wird das Zinsniveau definitiv bei null einbetoniert sein bzw. sogar darunter, insbesondere wenn man sich Verzinsung von Investorenpanel Geldmarktkonten und Girokonten ins Auge ruft. Und dann stellt sich die Frage, was kann am langen Ende passieren? Kann es zu signifikanten Zinssteigerungen kommen? Also gefühlt würde man ja sagen, die Zinsen müssen mal steigen. Aber ich glaube auch, gefühlt haben wir das seit zehn Jahren am Anfang jeden Jahres gesagt, dass die Zinsen steigen werden. Aber, welche war die bestperformende Assetklasse im ersten Quartal 2016? Langlaufende Bunds, die 15% gemacht haben. Das ist natürlich unglaublich. Aber es ist halt so, so ist die Welt. Wir müssen damit leben. Gleichwohl können wir jetzt nicht unser ganzes Geld in Bunds oder in KfWs oder Ähnliches stecken mit Renditen, die unterhalb von 0,5 Prozent liegen. Das heißt, wir müssen versuchen, in andere Assetklassen zu gehen. Diversifizierung ist das Stichwort, das immer wieder kommt an der Stelle, was genau so simpel wie richtig ist. Wir sind, wie gesagt, auf der Aktienseite unterwegs. Die Aktienseite wird strukturell unterstützt, der Vergleich Dividendenrendite zu Anleihenrendite spricht ganz klar für die Aktie, dies ist aber auch nichts Neues. Gleichwohl kann man nicht behaupten, dass Unternehmen besonders preiswert sind, wenn man die klassischen Bewertungskriterien zugrunde legt. Das Gewinnwachstum der Unternehmen ist auch nicht so, dass man sagen kann, die PEs können deutlich steigen. Natürlich sind wir auch strategisch in Aktien positioniert, weil man „in the long run“ doch eine Risikoprämie erwartet gegenüber Renten. Und das sollte sich auch weiter so materialisieren. Auf der illiquiden Seite, in den „Private Markets“ spürt man die Bewertung nicht in dem Maße, da es einen großen Time Lag zu Bewertungsänderungen am öffentlichen Markt gibt. Im Private-Debt-Bereich oder im Infrastruktur-Debt-Bereich, da kann schon natürlich bewertungsseitig etwas passieren, wenn die Zinsen mal doch ansteigen. Insgesamt bringen illiquide Assetklassen natürlich Stabilität ins Portfolio. Um an dieser Stelle noch einmal Absolute Return zu erwähnen, dies ist auch nicht gerade die Assetklasse, die im ersten Quartal brilliert hat, um es mal vorsichtig zu formulieren. Also von daher, die Zeiten sind schwierig. Ich glaube, wenn man nach vorne schaut, denkt man immer, es sei gerade jetzt besonders schwierig, aber diesmal ist es wahrscheinlich auch so. Neben der Aktivseite müssen wir auch an der Passivseite arbeiten. Ich bin sicher, dass unser Gremium auch Vertrauen in uns hat, dennoch wurde die Entscheidung getroffen, die Rechnungszinsen nach unten zu nehmen, so 14 Investorenpanel dass wir jetzt nicht mehr die klassischen 4% haben. Nach allem was wir hören, müssen wir einfach davon ausgehen, dass die Renditen, die in der Vergangenheit erzielt worden sind, nicht mehr erzielbar sind. Es sei denn, man nimmt immense Risiken. Lutz Horstick, Leiter Wertpapier- und Darlehensabteilung, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe DREISEIDLER: Herr Horstick, auch bitte Ihre kurze Einschätzung und wie diese von Themen wie „Brexit“, den US-Wahlen oder auch der Flüchtlingskrise beeinflusst wird. HORSTICK: Grundsätzlich von der reinen Erwartung her kann man es so zusammenfassen, Zinsen tief, Vola hoch, also das ist so das Kernbild, von dem wir über die nächsten Jahre ausgehen, weil wir ja auch über die letzten Jahre mit den Notenbanken einen Player dazubekommen haben, der nicht antizipierbar ist. Im Moment ist es relativ einfach, weil klar ist, es wird alles gekauft und wir haben in Japan schon mal gelernt, dass eine Notenbank durchaus auch willens sein kann, Aktien zu kaufen. Von daher haben auch wir derzeit eine für unsere Verhältnisse normale Aktienquote, irgendwo 10 bis 12 Prozent. Also von daher, wir glauben an die Aktie. Letztendlich muss von der Seite auch was kommen. Das ist dann eher die Frage, was kaufe ich mir damit ein und kann ich das mögliche Risiko, was damit verbunden ist, tragen? Allerdings glaube ich, dass das Problem bei Aktien eher geringer ist, weil man die Risiken auf dem Schirm hat. Das, was Herr Hentschel gerade sagte, ist eigentlich das viel wichtigere. Mit der wachsenden Komplexität in den Portfolios wird es uns alle irgendwann an einer Ecke passieren, von der wir jetzt noch gar nicht wissen, dass es da passieren kann. Ich sage mal, Investorenpanel ob ich den Bereich Direct Lending oder ob ich jetzt den High-Yield-Sektor nehme; ich glaube wir haben alle so ein bisschen mitgezittert, als es dem Ölsektor dann auf einmal bis an den Hals gestiegen ist. Jeder Manager wurde unmittelbar aufgefordert, sein Öl-Exposure offenzulegen. Das sind natürlich alles Dinge, das sind Risiken, die wir uns aktuell mit einkaufen. Und darüber muss sich jeder klar sein und das werden wir alle nur aushalten können, wenn wir entsprechendes Risikokapital haben. Und das in einem Umfeld wie jetzt zu bilden, ist eigentlich auch, gelinde gesagt, unmöglich. Politische Entwicklungen: bis vor zwei, drei Jahren hätte ich wahrscheinlich gesagt, ist eher ein Thema, was uns weniger interessiert, durch unser Währungsexposure betrifft uns das natürlich jetzt relativ akut, gerade die Brexit-Diskussion, weil wir auch mittlerweile ein sichtbares Sterling-Exposure haben. Das heißt, wir sehen mit zunehmender Sorge, was da passiert. Was mich allerdings so ein bisschen wundert, ist, dass das in der medialen Betrachtung bislang kaum stattfindet. Also man liest es immer mal wieder, aber es ist jetzt kein flächendeckendes Thema. Immerhin sind wir zwei Monate vor dem Referendum. Der letzte gewichtige Befürworter ist seit der Panama-Geschichte möglicherweise auch politisch nicht mehr unumstritten. Das heißt, von der Seite droht möglicherweise auch noch mal was. Und durch die Notenbanken lassen sich letztendlich auch Auswirkungen von ehemals normalen volkswirtschaftlichen Zusammenhängen gar nicht mehr antizipieren. Also selbst wenn ich jetzt wüsste, wie am nächsten Freitag die US-Arbeitsmarktdaten ausfallen, kann ich heute nicht mehr antizipieren, was der Markt daraus macht. Vor drei oder vier Jahren konnte man die Marktreaktionen auf derartige Veröffentlichung, wenn man die Tendenz richtig gegriffen hätte oder gewusst hätte, die Tendenz des Marktes daraus relativ gut antizipieren. Das ist heute, zumindest aus unserer Sicht, also aus Münster raus, verhältnismäßig unmöglich. DREISEIDLER: Dankeschön. Was ich übrigens sehr spannend finde ist folgende Beobachtung: Ich hatte eigentlich vor, mit Ihnen zunächst nur über die Anlageseite und mögliche Opportunitäten zu sprechen und erst später das Thema Risiko in der Kapitalanlage anzugehen. Aber ich stelle fest, dass wir in der Diskussion immer sehr schnell in das Thema Risiko „driften“ und dies dann gleich eine Menge Raum einnimmt. Spürbar mehr als in den Diskussionen auf 15 Investorenpanel diesem Panel in den vergangenen Jahren. Aber gehen wir doch mal zurück auf die Opportunitäten. Hierzu möchte ich die Regie bitten, die erste Publikumsbefragung einzublenden. Es geht hier um die Fragestellung, wo unser Auditorium die größten Opportunitäten auf Sicht der nächsten 12 bis 24 Monate sieht. Mehrfachnennungen sind dabei möglich. An dieser Stelle die Bitte, Ihre Nennungen im TED einzugeben. Während sich die Panel-Teilnehmer Gedanken dazu machen, nutze ich mal die Gelegenheit, um Ihnen ein paar Informationen aus einer ähnlichen Umfrage der letztjährigen AIC zu geben: 15% der Umfrageteilnehmer sahen im Segment „Aktien Long Only“ die größten Opportunitäten. Da sehen wir in diesem Jahr eine etwas stärkere Zurückhaltung. Dies liegt vielleicht an den vorhin u.a. von Herrn Hentschel geäußerten Aspekt, dass man von Aktien hinsichtlich aktueller Bewertungen nicht 100% überzeugt ist, aber quasi „mangels Alternative“ strukturell „bullish“ ist. Private Equity war im letzten Jahr das Segment, welches mit ca. 25 Prozent der Stimmen als größte Opportunität gesehen wurde. Jetzt sind wir bei nur noch 16 Prozent. Diese Entwicklung werde ich gleich mal mit unseren Panelisten aufgreifen. Ansonsten fällt noch der relativ starke Zuspruch für das Thema Emerging Market Debt mit 16,3 Prozent ins Auge. Auch darüber werden wir gleich noch sprechen. Last but not least: Real Estate. Das besonders in Deutschland beliebte „Betongold“ hatte im letzten Jahr erstaunlicherweise gerade einmal 5 Prozent der Stimmen erhalten, nun mehr als das Doppelte. Steigen wir doch mal ein, Herr Hentschel, wenn Sie die Ergebnisse so auf sich wirken lassen, was verwundert Sie am meisten? Investorenpanel HENTSCHEL: Also ich würde sagen, das ist so ein bisschen parallel. Auf der einen Seite natürlich Suche nach Opportunitäten, also was ist deutlich runter gekommen, das sieht man ja jetzt im Bereich Emerging Market Debt, da haben wir solche Korrekturen gesehen, insbesondere im Bereich Local Currency, wo man sagt, okay, da ist vielleicht wirklich mal was, wo der Markt dann übertreibt. Zum Teil ist es ja nicht mehr fundamental gerechtfertigt, sondern jeder guckt in seine Position und sagt, okay, gerade auch im Privatkundenbereich haben in den USA viele ETFs gesehen, die liquidiert worden sind, also da war vielleicht ein bisschen sehr viel Druck und ein bisschen sehr viel Pessimismus. Auf der anderen Seite natürlich auch die Erfahrung, die die Investoren gemacht habe, zum Beispiel im Bereich Real Estate. Ich meine, letztendlich ist jeder froh, der irgendwo ein Core Europa Portfolio zurzeit hat, im Grunde genommen ist es egal, was er da gekauft hat, es hat sich eigentlich ganz gut entwickelt. Also wir haben a) die laufenden Erträge bekommen, b) aber auch Heraufschreibung der Immobilie an sich. Also im letzten Jahr müsste man eigentlich mit den europäischen Immobilienfonds eine All-in-Rendite zwischen 6 und 10 Prozent bestimmt gemacht haben. Denn das sind ja genau die Renditen, die wir als Investoren suchen. Und das Ganze ist ja, wie gesagt, mit der niedrigen Volatilität einhergegangen. Und ich denke mal, das Thema Multi Asset, das hat dieses Jahr nicht gut performt, ist aber vielleicht, wenn man mal weiterschaut, vielleicht auch eine Möglichkeit, dass man sagt, diese MultiAsset-Produkte haben zumindest die Möglichkeit, wenn das jemand kann, der das managt, taktische Opportunitäten zu nutzen. Also nicht jeder Investor möchte ja sagen, heute läuft Gold und morgen laufen Aktien, sondern da gibt es vielleicht einen Manager, der genau ausloten kann, wo jetzt Übertreibungen sind und der vielleicht auch mal im Bereich Emerging Market dann zum Beispiel, wenn es dann irgendwie ein Multi-Asset-Bond-Manager ist oder so, Chancen nutzt. DREISEIDLER: Also wenn Sie jetzt das TED bedient hätten, was hätten Sie jetzt gedrückt: EM Debt oder eher die MultiAsset-/Multi-Strategie-Schiene? HENTSCHEL: Es ist schwierig. Also EM Debt kann man vielleicht hier unterschreiben. Ich meine, das war wahrscheinlich eine Übertreibung. Die Frage ist, wie viel da jetzt 16 Investorenpanel schon wieder eingepreist ist. Aber wenn man sich die Lows anguckt, war es wahrscheinlich eine gute Gelegenheit, da in dem Bereich was zu machen. Vor allen Dingen, wie gesagt, eigentlich suchen die Investoren ja ordentliche Erträge. Und diese ordentlichen Erträge, die stehen auf dem Emerging-Market-Bond-Bereich zumindest drauf. Wenn auch leider in zum Teil anderer Währung. Je nachdem, wie man in lokalen Währungen unterwegs ist, hat man ja insbesondere in den vergangenen Jahren eine irre Volatilität gehabt. Wenn man es mit unseren Aktienpositionen vergleicht, da gibt es keinen Unterschied. Es war schon heftig. DREISEIDLER: Ich springe mal gerade zu Herrn Horstick. Sie haben vorhin mal den Ölpreis angesprochen. Im Übrigen waren Rohstoffe auch im letzten Jahr mit 5 Prozent die Assetklasse, die am schlechtesten abgeschnitten hat. In diesem Jahr liegen wir von den Umfragewerten hier auf der AIC sogar noch ein bisschen tiefer. Jetzt könnte man, Herrn Hentschels Gedanken von vorhin aufgreifend, ja sagen, dass man gerade dort investieren sollte, wo wieder ein bisschen „Luft“ entstanden ist. Ist es somit vielleicht eine gute Zeit für Commodity Investments? Lutz Horstick, Leiter Wertpapier- und Darlehensabteilung, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe HORSTICK: Antizyklisch sicherlich. Allerdings, ich habe jetzt, ich weiß gar nicht wo es war, ein Statement von einem Commodity-Händler gelesen, der sinngemäß sagte: Es muss erst Blut über die Straße fließen, das tut es möglicherweise, also zumindest in unseren Hemisphären noch nicht. Ich meine, eine plausible Erklärung für das, was wir im Januar erlebt haben, ist ja die Tatsache, dass die Staatsfonds im Nahen Osten langsam aber sicher dazu übergehen Investorenpanel müssen, die Haushaltslöcher zu schließen. Das führt dann sicherlich auch nicht dazu, dass sich im CommodityBereich, also wenn ich zumindest den Öl- und Gassektor nehme, das Umfeld beruhigen wird. So lange ich da auch Marktteilnehmer habe, die nicht irgendwo auf Basis von realistischen Annahmen handeln, sondern die letztendlich nur ihre eigene haushalterische Situation vor Augen haben, ob ich jetzt Länder wie Venezuela nehme oder Russland nehme oder den Nahen Osten nehme, kann sich dieser Markt nicht beruhigen. Ob dann der Commodity-Markt jetzt schon unten angekommen ist, glaube ich nicht. Aber antizyklisch ist das sicherlich ein Markt, den man im Blick haben kann, zumal wenn ich es dann über Bande spiele, sprich über Equity, und mir die Öl-Multis angucke, die ja doch im ersten Quartal ziemlich gelitten haben, da gibt es sicherlich Möglichkeiten. Was mich hier zugegebenermaßen noch ein bisschen umtreibt ist das Thema Emerging Market Debt, weil es auch eher ein Rohstoffthema ist, auch das ist ein Rohstoffthema über Bande gespielt, zumindest gilt das für die großen EMD-Emittenten, ob ich jetzt Brasilien oder Russland nehme. Das ist ja auch ein CommodityThema. Das ist für mich eine Assetklasse, die sicherlich interessant ist. Also mit dem Coupon, den ich da zumindest in Fremdwährung kriege, kann ich meine Verpflichtungsseite decken. Dass ich dann nach FX-Sicherung möglicherweise ein bisschen unter der 4 lande ist o.k., aber es ist eine der wenigen verbliebenen Nischen, mit der ich planbar in Richtung unseres Verpflichtungszinses komme. Wenn ich die Vola aushalten kann. Und da sind wir beim Thema, ich möchte jetzt gar nicht wieder auf die Risikoseite wechseln, aber ... In der Runde, in der wir uns hier befinden, am Ende ist es ja dann eher doch eine alternative Brille, wundert mich zugegebenermaßen die verhältnismäßig überschaubare Quote Private Equity mit nur 16 Prozent. Also da hätte ich hier an der Stelle mit mehr gerechnet. DREISEIDLER: Herr Dr. Seeger, was halten Sie von den Ergebnissen und wo sehen Sie die Opportunitäten? DR. SEEGER: Um noch mal an dem anzuknüpfen, was Lutz Horstick gerade sagte: Commodities zum Beispiel sind für uns keine Assetklasse, in die wir investieren, weil wir dort keinen systematischen Ertrag sehen und weil vor allem der Ölpreis sehr politisch dominiert ist. Und Commodities spielt man, wie Sie so schön sagten, über Bande natürlich 17 Investorenpanel über andere Assetklassen. Die Assetklasse, die jetzt bei der Umfrage noch explizit fehlt, sind High-Yield-Bonds, die Sie eben auch schon angesprochen haben und die natürlich in den USA ein hohes Exposure zum Ölmarkt haben. Ich hätte mir vorstellen können, dass High Yield auch mit einem relativ hohen Prozentsatz rausgekommen wäre, einfach vor dem Hintergrund, dass die Spreads sehr stark rausgelaufen sind. In Europa liegen wir derzeit bei 500-550 Basispunkten im Spread und in den USA noch mal deutlich darüber. Das sind also schon Sätze, mit denen man auch langfristig einen gewissen Sicherheitspuffer hat, um Defaults abfedern zu können. Mich würde noch mal interessieren, ob Emerging Market Debt, die hier sehr gut weggekommen sind, letztes Jahr auch in der Umfrage enthalten waren? Ich will keinem zu nahe treten, aber solche Umfrageergebnisse sind ja häufig prozyklisch. Emerging Market sind super gelaufen im ersten Quartal, obwohl sie am Jahresanfang als eine der risikoreichsten Assetklassen gesehen wurden, vor allem, da sie letztes Jahr echte Probleme hatten. Bei Private Equity hätte ich mir auch vorstellen können, dass die Umfrageergebnisse vielleicht etwas positiver ausfallen. Gleichwohl würde ich an der Stelle noch mal auch gerne auf den Vortrag von heute Morgen eingehen. Dort wurden ja auch Umfragen wiedergegeben im Hinblick auf erwartete Renditen der Investoren. Da war, wenn ich mich recht entsinne, die Mehrheit im 11 bis 15% Bucket unterwegs als erwartete Rendite für Private Equity. Das finde ich weiterhin sehr ambitioniert. Natürlich muss man immer schauen, auf welcher Ebene man in Private Equity investiert, ist man im Fund-of-Funds-Bereich, ist man im Zielfondsbereich, ist man in Secondaries, auch Größenunterschiede sind für die erzielbaren Renditen relevant. Auch wenn man die Kostenbelastung auf der PE-Seite sieht, die ja enorm ist. Es wird immer sehr gerne mit hohen IRRs geworben, aber am Ende des Tages muss man schauen, was bei einem selber an Cashflow ankommt. Und da wäre ich doch deutlich moderater unterwegs mit der erwarteten Rendite, mehr im einstelligen Bereich. Über Infrastructure Debt haben wir noch nicht gesprochen. Die geringe Quote in der Umfrage ist nachvollziehbar angesichts der ganz deutlich hereingelaufenen Spreads in dem Bereich für wirklich langfristige Finanzierungen von Infrastrukturmaßnahmen, im Triple-B-Bereich liegen wir irgendwo bei 1,3 bis 1,5%. Das sind natürlich Risikoaufschläge, mit denen man nicht mehr guten Gewissens operieren kann, wenn Investorenpanel man Finanzierungen für 15, 20 Jahre in Infrastrukturprojekte vergibt, für die es eigentlich auch noch keinen richtigen Track Record gibt. Ich weiß nicht, was da alles passieren kann. Ich kaufe mir hier Risiken ein, die kenne ich zum Teil noch gar nicht. Aber die werden irgendwann auftauchen und dann muss man damit umgehen. Also von daher würde ich derzeit die Bewertung auf der Infrastructure Debt Seite als ziemlich „stretched“ ansehen. DREISEIDLER: Sie haben jetzt netterweise gleich die Antwort für meine nächste Frage gegeben. Ich wollte nämlich den Spieß umdrehen und nach Ihrer Einschätzung fragen, welche Investmentthemen schon so weit gelaufen sind, dass es Ihnen zu heikel wird. Jetzt haben Sie schon gesagt, Private Equity geht in diese Richtung, aber Infrastructure Debt ist schon sehr, sehr dünn. Da gehe ich doch gerade noch mal zum Herrn Horstick: Sie machen 15 Prozent Infrastructure, und das sind sowohl Equity- als eben auch Debt-basierte Investments. Teilen Sie die Einschätzung von Herrn Dr. Seeger? Und bedeutet das für Sie, dass wenn Sie Infrastructure noch weiter aufbauen, dann nur noch auf der Equity-Seite? HORSTICK: Der eine oder andere, insbesondere von der Anbieterseite im Publikum mag mich dafür hassen, aber im Prinzip wäre es mein Statement zu sagen, Infrastruktur macht überhaupt gar keinen Sinn mehr, weil da schon viele, viele drin sind. Es stehen auch noch viele, viele am Rand, die rein wollen. Und Juncker-Plan hin oder her, das sind ja alles Luftschlösser. Derzeit finden Sie bei Infrastruktur ein Anlageumfeld, wo ich um jeden dankbar wäre, der draußen bliebe. Weil am Ende ist es ein extrem enges Feld. Also wir sind investiert, ja, wir haben eine gewisse Expertise aufgebaut über die letzten Jahre, ja. Aber am Ende des Tages sind wir sicherlich keine ausgewiesenen Experten. Wir sind bewusst und aus Überzeugung drin, aber nicht freiwillig. Warum wir da drin sind, das ist genau der Grund, warum wir alle hier sind. Weil wir am Ende des Tages alle unseren Scope irgendwo verbreitern müssen. Auf der Infra-Debt-Seite bin ich absolut der Meinung von Herrn Seeger. Auf der Debt-Seite ist es ein Cowboy-Markt, also es geht letztendlich nur noch darum, dass Kapital, und zwar möglichst viel, und die großen Abschnitte gibt es im Infra-Bereich, möglichst lange zu allokieren, unabhängig davon, ob das, was dann an Marge draufsteht, noch risi- 18 Investorenpanel koadäquat ist oder nicht. Hauptsache die Liquidität ist weg. Auf der Equity-Seite ist unsere Wahrnehmung, Core Equity will jeder. Also da gibt es viel zu viel Dry Powder da draußen und auch viel zu viele Investoren, die genau das haben wollen. Es gibt innerhalb von Infrastruktur aber noch ein paar Nischen. Wenn ich in den Low- oder Mid-Size bzw. in Core Plus gehe, da gibt es noch das eine oder andere Thema. Oder ich gehe in den Mezzanine-Bereich, das ist aber sicherlich ein Bereich, den man als Haus nicht intern angeht, sondern da reden wir dann über Leute, die sich damit auskennen. Das ist dann in der Regel besser. DREISEIDLER: Stichwort „Dry Powder“, jetzt könnte man das ja auch auf die Private-Equity-Seite übertragen. Denn gemäß verschiedenen Statistiken hat in diesem Segment das „Dry Powder“ Rekordstände erreicht. Wie schätzen Sie das ein? HORSTICK: Natürlich gilt da das gleiche. Also ich meine, die Tatsache, dass wir uns hier in dem Rahmen über illiquide Assetklassen unterhalten oder Alternatives, letztendlich geht die Bewegung in der kompletten Branche, also in der kompletten Altersvorsorge-Branche, in diese Richtung. Und natürlich muss das Geld irgendwo hin. Und der normale Schritt, wenn ich als Haus ein neues Anlagefeld für mich entwickle, ist doch klassisch. Also ich gehe erst über Fund of Funds, das gucke ich mir zwei Jahre an. Dann traue ich mir zu, eine Managerselektion zu machen. Und ganz egal in welchem Stadium ich mich befinde, am Ende des Tages gibt es nur einen Markt, wohin es am Ende des Tages fließt. Es gibt mehr Stationen dazwischen, die noch was abschöpfen, aber am Ende des Tages geht, zumindest hoffentlich, ein Großteil in den Private-Equity-Markt als Investorenpanel solches. Und natürlich ist das nicht gut für die Bewertung und somit die Attraktivität. Aber mir ist dann im Zweifel am Ende des Tages ein Private Equity möglicherweise lieber als eine Listed Equity, weil ich als HGB-Bilanzierer, weil ich bei PE kein Markt to Market habe. Nicht, dass ich glaube, dass einem das am langen Ende weiterhilft. Also wir haben ja auch 2008/2009 zumindest bei uns im Portfolio gemerkt, dass Illiquiditätsprämie gut und schön ist, aber auch hier kommt ein Drawdown, wenn auch zeitversetzt über die Bewertungen. Am Ende des Tages hängt das natürlich alles an den Aktienbewertungen. Die Multiplikatoren kommen runter. Und dann habe ich auch die Bremsspuren im Portfolio. Aber ich habe dadurch auch die Möglichkeit, das eine oder andere einfach vom Start aus mit einem viel längeren Horizont zu betrachten. DREISEIDLER: Herr Hentschel, bitte Ihr Kommentar zum Thema Investments, welche man gegenwärtig eher vermeiden sollte. Und vielleicht noch ein zusätzlicher Aspekt, denn der ist für ein deutsches Investorenpanel bisher ungewöhnlich kurz gekommen: Immobilien. Kann man das noch machen, wenn ja, wo und wie? HENTSCHEL: Es gibt da zwei Dinge, die da zu sagen sind. Ich wollte noch mal ganz kurz einhaken zum PrivateEquity-Markt. Also der Kapitalmarkt bezweifelt ja, dass das ganze Dry Powder untergebracht wird. Wenn man sich die Aktienkursverläufe anguckt von KKR, Blackstone, Carlyle, die sind ja alle schon deutlich von ihren Höchstständen runter. Normalerweise müsste man ja sagen, die haben Rekordzuflüsse oder Zeichnungsvolumen, wenn sie das Geld zum Arbeiten bringen, haben die ja super Fee-Erträge. Aber der Kapitalmarkt bezweifelt es 19 Investorenpanel mittlerweile. Und das Gleiche gilt auch ein Stückweit im Bereich Real Estate. Wir sehen diese Frühzykliker, also diese zyklischen Märkte wie London, New York, dass da die Preise schon deutlicher runterkommen. Wir hatten jetzt gerade im Bereich London den Bereich Luxusappartements, wo wir eine deutliche Korrektur gesehen haben, aber auch die börsengelisteten Aktien, wie British Land, Land Securities, die sind alles schon 30 Prozent von ihren Höchstständen entfernt. Und das ist auch ein Stückweit ein Warnsignal, dass der Markt eigentlich davon ausgeht, dass die Preise da einen Peak erreicht haben. Und wenn wir im normalen Zyklus sein sollten, dann müsste sich das auch am europäischen Festland irgendwo manifestieren, dass wir sagen, auch in Deutschland werden die Preise für Büroimmobilien so langsam aber sicher den Peak erreicht haben. Es fließt immer noch sehr viel Geld rein, ist so ein bisschen übersteuert durch die Notenbankpolitik. Auf der anderen Seite tummeln sich natürlich in Europa und Euroland viele Asiaten, insbesondere auch Japaner, wo das Zinsniveau natürlich sowieso per se sehr, sehr niedrig ist. Und die versuchen sich zu diversifizieren über Real Estate in Europa. Aber ich glaube, wenn man sich einfach mal ein Stückweit einen fairen Wert anguckt, dann muss man sagen, sind wir schon relativ weit oben, für eine Büroimmobilie in München irgendwie eine 3,5 als all-in-Rendite zu akzeptieren vor Kosten, ist alles schon ein bisschen sportlich gefühlt. Deshalb wären wir eher auf der Seite, dass wir sagen, wir trennen uns von Beständen. Wir sind jetzt hingegangen, haben auch schon den ersten Fonds umplatziert über den Zweitmarkt, dass wir gesagt haben, wir wollen uns eigentlich eher aus dem Core-Eurolandbereich langsam verabschieden. Es gibt vielleicht noch ein paar Nischen, die man nutzen kann. Aber das Kernsegment ist eigentlich gelaufen. Wobei, auf der anderen Seite blutet einem natürlich immer das Herz, wenn man so einen Fonds mit diesen ordentlichen Erträgen, die da drauf sind, verkauft. Letztendlich hebt man stille Reserven auf der einen Seite, auf der anderen Seite, wie gesagt, diese 4, 4,5 Prozent ordentliche Erträge, die vielleicht auf den Altbeständen noch drauf sind, gibt man natürlich auch ungerne weg. Weil die Alternative fehlt. Und wenn wir noch mal über Funktionalität von Märkten reden, selbst wenn wir wollten, könnten wir zum Teil ja gar nicht mehr im Fixed-Income-Markt investieren. Das ist der Witz. Also wenn wir jetzt in unseren klassischen Direktbestand sehen, Investorenpanel mit den Partnerbanken, mit denen wir gesprochen haben, die, die gut sind, die funden sich gar nicht mehr langfristig. Man ruft nicht einfach mehr eine Bank an und sagt, ich mache mal jetzt hier einen 20-jährigen Schuldschein mit Bank X, Y, die ganz gut aufgestellt ist. Sondern eigentlich suchen nur noch schwache Banken langes Funding. Und vom Corporate-Markt ganz zu schweigen. Versuchen Sie mal am Sekundärmarkt, 10 Millionen von irgendeinem Corporate zu kaufen. Ich hatte letztes Mal den Versuch gestartet, als hier dieser Commodity-Markt unter Druck gekommen ist, wollten wir eine BHP-Billiton-Anleihe in Euro kaufen. 750 Millionen Emissionen, es waren große Häuser in London, keiner konnte uns mal 10 Millionen zeigen zum anständigen Preis. Und da zeigt man, dass der Markt gar nicht mehr funktioniert. Also wir kommen da weder rein noch raus bei den Unternehmensanleihen. Von daher sind wir eigentlich gezwungen, irgendwelche Zeichnungen von Fonds zu tätigen, in den Bereich Alternatives zu gehen, weil wir das Geld gar nicht mehr runter kriegen. Herr Draghi spielt da jetzt auch noch mit, mit 30 Prozent, die er jetzt vom Staatsanleihevolumen und Pfandbriefvolumen aufsaugt. Wo bleiben wir da eigentlich als Investoren? DR. SEEGER: Und im Unternehmensanleihenbereich ist Herr Draghi bislang ja noch nicht mal im Markt als Käufer tätig. HENTSCHEL: Genau. Das kommt dann auch noch. HORSTICK: Wobei die Immobilienseite natürlich auch noch relativ stark von Leverage lebt. Und Leverage kostet im Moment nichts, das heißt, die Party kann natürlich noch ein paar Jahre gutgehen, solange Herr Draghi das Spiel weiterspielt. Und dann habe ich natürlich schon noch einen relativ gut planbaren Ertrag. Und die Herausforderung, glaube ich, für uns alle ist ja, was tun? Mit gesundem Menschenverstand würden wir uns jetzt alle an die Seite stellen, unser Portfolio liquidieren und mal gucken, was die nächsten ein, zwei Jahre passiert. Aber damit sind wir tot. Das ist ja für einen Altersversorger keine Alternative. Aber der gesunde Menschenverstand würde eigentlich nahelegen, sich mit Bargeld an die Seite zu stellen. 20 Investorenpanel DREISEIDLER: Das bringt mich auch gleich zum nächsten Thema. Und dafür würde ich zunächst gerne bei Ihnen bleiben, Herr Hentschel. Spielen wir doch folgendes Szenario mal durch: Was wäre, wenn die Zinsen und insgesamt alle Kapitalmarktstände, Aktienmärkte, FX, etc. in fünf oder zehn Jahren in der Zukunft genau da stehen würden, wo sie heute sind? Worauf ich mit dem Zeitraum hinaus will ist, dass Ihnen dann die Altbestände auf der Zinsseite nicht mehr helfen können. Dann nehmen wir noch die Annahme hinzu, dass Sie Ihre Verpflichtungsseite nicht nach unten fahren können. Sie sagen ja, dass Sie heute schon in der Bredouille sind. Wie sieht dann Ihr Portfolio in fünf oder zehn Jahren aus, und noch einen Schritt weitergehend, was droht uns denn in letzter Konsequenz? HENTSCHEL: Der Zins ist schon ein wesentlicher Faktor. Wenn der Zins langfristig ausbleibt auf Fixed-Income-Trägern haben insbesondere regulierte Einheiten große Probleme. Alleine die Regulierung spricht ja schon dagegen, dass wir das Portfolio wer weiß wie umdrehen. Ich würde perspektivisch auch eher so wie Herr Horstick argumentieren, dass man sagen muss, man könnte sich vorstellen, dass der Bereich Alternatives ein bisschen größer wird, wenn man wirklich im Bereich Absolute Return irgendwann Manager etabliert, die damit klarkommen mit dem Umfeld und Bond like Returns erzielen. Dann könnte man versuchen, da ein bisschen was zu allokieren oder mehr zu allokieren als zuvor. Man wird aber auch im Bereich Infrastruktur weitere Investitionen tätigen, solange das Niedrigzinsumfeld so bleibt. Nur wenn wir beispielsweise unsere Pensionskasse sehen, es ist sehr, sehr schwierig, insbesondere Infrastruktur, Eigenkapital in so eine Pensionskasse einzupflanzen. Da sind wir wieder beim Thema Investorenpanel Risikobudget. Wo soll das herkommen in der aktuellen Phase? Deshalb sind wir jetzt vielleicht im Gegensatz zu den Vorrednern im Bereich Infrastruktur Debt auch weiterhin ein bisschen unterwegs. Und wir sind froh, wenn wir da auch mal eine Autobahnfinanzierung mit 3,6 bis 3,8 Prozent in Spanien machen können. Diese Bereiche könnte ich mir vorstellen. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass eine Infrastrukturquote perspektivisch dann inklusive Infrastruktur-Debt vielleicht mal auf 20 Prozent geht, plus Absolute Return, die vielleicht 10 bis 15 Prozent haben, plus Immobilien, dass man vielleicht 50 Prozent auf diese drei Assetklassen konzentriert. Aber nichtsdestotrotz, wenn der Zins ausbleibt, wird auch die Risikoprämie auf den risikolosen Zins aufgeschlagen. Und wir sehen, das gesamte CAPM-Modell, also das Markowitz-Modell kommt runter. Das heißt also auch hier, bei Private Equity, nach Kosten, steht da vielleicht am Ende des Tages, wenn wir ein Niedrigzinsumfeld haben, vielleicht auch nie mehr die 10 bis 15 drauf, sondern eher 5 bis 7 Prozent. Und damit müssen wir dann alle kalkulieren und letztendlich auskommen. Aber ich sage mal so, wenn man das jetzt durchdekliniert, am Ende des Tages steht da der Kollaps der Versorgungssysteme. Die Passivseite muss eigentlich runterkommen. Über die Zeit werden sich alle die Passivseite angucken und zumindest versuchen, kleine Anpassungen zu machen, weil die Verpflichtungsseite und die Assetseite in keinem Verhältnis mehr stehen. Die Passivseite ist zu fordernd für das aktuelle Umfeld. Und wie gesagt, in dem Japan-Szenario, wenn wir es fortschreiben würden, kriegen wir alle Probleme. Die ganze Branche. DREISEIDLER: Danke für die offenen Worte; Herr Hentschel. Herr Horstick, was wären Ihre Befürchtungen, wenn 21 Investorenpanel das aktuelle Umfeld uns fünf oder zehn Jahre so erhalten bleibt und wie würde Ihr Portfolio dann aussehen? Und noch die Zusatzfrage: Kann die Anlageseite überhaupt die Probleme lösen? HORSTICK: Also, das Szenario würde dann wahrscheinlich so aussehen, dass die BAI-Veranstaltung 2021 in der Turnhalle in Rödelheim oder so was stattfindet. Weil viele, auch auf der Investorenseite, wird es dann möglicherweise dann gar nicht mehr geben. Im Moment leben wir natürlich alle noch relativ auskömmlich von Beständen. Die sind dann weg. Dann kommen wir von der anderen Seite unter Druck, ich will jetzt gar keine Regulatorikschelte betreiben, aber am Ende des Tages ist es natürlich schon so, dass wir auf der Risky-Assetseite auf 35 Prozent beschränkt sind. Wenn ich dann noch die Immobilien oben draufrechne mit maximal 25, okay, dann bin ich bei 60 Prozent. Das heißt, rein regulatorisch muss ich 40 Prozent Bonds haben. Mit null oder leicht Minus-Zins. Damit wird das Problem von der Aktivseite nicht gelöst werden können. Das ist also so simpel wie es die Mitteilungen heute Morgen von Prof. Raffelhüschen waren. Genauso ist es da auch. Somit ist letztendlich natürlich auch der Spielraum auf der Aktivseite nicht vorhanden. Und wo er dann liegt, ist klar, auf der Passivseite. Und das ist letztendlich dann auch ein Thema des Generationskonfliktes, den es natürlich auch innerhalb eines Versorgungswerks oder innerhalb einer Pensionskasse geben kann. Klar. DREISEIDLER: Dankeschön, bei den Aussichten muss man ja erstmal durchatmen. Herr Dr. Seeger, von Ihrer Seite dazu noch Gedanken? DR. SEEGER: Also wenn Sie sagen, für fünf oder zehn Jahre „Einfrieren“, meinen Sie auch die aktuellen Stände an den Kapitalmärkten, ja? Also das ist natürlich eine harsche Annahme, wenn man davon ausgeht, dass fünf oder zehn Jahre zum Beispiel die Aktienseite überhaupt nichts macht. DREISEIDLER: Man kann könnte sich ja durchaus vorstellen: viel Volatilität im Verlaufe des Jahres aber am Endes wenig oder nichts bei rumgekommen. Und ein solches Muster für eine längere Periode ... DR. SEEGER: Am Ende des Tages können wir, die Vorredner Investorenpanel haben es bereits schon gesagt, nicht komplett aus der Fixed-Income-Seite rausgehen. Das ist alleine regulatorisch nicht möglich. Wir müssen auch in Bonds anlegen. Wir müssen in Assetklassen anlegen, die nicht restriktiven Quoten – was heißt restriktiv, den gegebenen Quoten unterliegen. Ich möchte gerne noch mal die 15% Beteiligungs- und Nachhangquote ins Spiel bringen, die auch ein limitierender Faktor ist, gerade wenn man an alternative Investments denkt, die man häufig im Beteiligungsformat hält. Also von daher wird es Grenzen geben. Und die Passivseite als eine Lösungsoption wurde schon erwähnt. Wir arbeiten daran. Aber das ist natürlich nicht unbegrenzt möglich. Wenn ich Rechnungszinsen absenke, muss ich die damit einhergehende Erhöhung der Deckungsrückstellungen natürlich auch erwirtschaften können. Dies kann durch Verzicht auf Leistungsdynamik bei den Renten und Anwartschaften erfolgen oder durch gute Kapitalanlageergebnisse. Also dies ist nicht beliebig darstellbar. Und von daher wäre dieses Szenario schon natürlich eine große Herausforderung für die gesamte Altersvorsorgeindustrie. Und man wird sicherlich davon ausgehen müssen, dass das gesamte Renditerisikospektrum der Kapitalanlagen nach unten verschoben ist, vor allen Dingen natürlich das Renditespektrum. Schade, dass Herr Buchhart nicht da ist, weil die Versicherungsseite ja eher noch stärker betroffen ist, insbesondere wenn ich an Solvency II oder die Regulatorik im Zusammenhang mit den Garantiezinsen denke. Also von daher, ich sage mal, es bleibt spannend. DREISEIDLER: Dankeschön. Meine Herren, ich hatte eigentlich noch viel vor mit Ihnen. Aber Sie haben es gehört, der Gong weist schon darauf hin, dass wir nur noch fünf Minuten haben. Vor diesem Hintergrund nur noch eine kurze Frage zu Thema „Regulatorische Rahmenbedingungen“. Es wurde heute schon mehrfach angesprochen, dass dringend erforderliche Schritte (z.B. weg von Staatsanleihen) durch die regulatorischen Rahmenbedingungen blockiert oder zumindest limitiert werden. Was müsste sich im „regulatorischen Korsett“ ändern, um Ihr Leben einfacher zu machen? Wo gibt es Klärungsbedarf? HENTSCHEL: Ich würde sagen, die neue Anlageverordnung bezeichnet gewisse Sachen ja auch relativ vage. Da geht es ja insbesondere darum, wie bringt man eigentlich Loans mit der neuen Anlageverordnung in Einklang. 22 Investorenpanel Da haben wir ja auch nur rechtliche Gutachten bis jetzt gesehen. Ob man jetzt eine doppelte High-Yield-Quote hat oder nicht, das ist ja noch nicht so richtig geklärt. Nämlich nicht, das ist die Antwort. Aber viele Sachen sind natürlich nicht so praxisrelevant formuliert wie sie formuliert sein sollten. Und letztendlich haben wir durch diese unklare Formulierung natürlich das Problem, dass der Investor letztendlich die Interpretation tätigen muss und sich zumindest oftmals dann auch in Grauzonen begibt und viele Sachen, gerade im Bereich Infrastruktur sind ja auch per se relativ sperrig. Und dann stellt sich immer die Frage, wie wir jetzt eigentlich diese relativ sperrigen Sachen mit der Anlageverordnung übereinkriegen. Da findet in der Branche viel statt, dass man über Verbriefungsplattformen, oder ähnliches gehen muss. Vielleicht könnte man sich die Kosten sparen, wenn es da ein bisschen mehr Deutlichkeit geben würde. DREISEIDLER: Herr Seeger, einmal Wunschkonzert von Ihrer Seite. Dr. Heiko Seeger, Geschäftsführer Vermögensanlagen, WPV DR. SEEGER: Ich komme ja von der Versicherungsseite. Von daher ist das Versorgungswerkeumfeld doch an einigen Stellen etwas entspannter. Und ich finde auch, dass regulatorisch einiges getan wurde, wir hatten bereits über das Thema High Yield und Loans gesprochen. Nach meinem Verständnis kann man beides machen, die 5% High Yield Quote plus die neue 5% Loan-Quote nach 4c. Also das sind Möglichkeiten, die sind schon deutlich größer als früher. Und fairerweise kann man nicht hingehen und von der Aufsicht verlangen, „erhöht doch bitte die Risikokapitalquote von 35% auf 40% oder 45%“. Das gab es übrigens schon mal Anfang der 00er Jahre. Da ist die Quote von 30% auf 35% erhöht worden. Und kurz danach kam der Aktiencrash. Dies hat auch eine gewisse Prozyklik. Also von Investorenpanel daher, wir müssen mit dem leben, was wir haben und damit umgehen. HORSTICK: 40 Prozent Risky-Asset-Quote fände ich erst mal schon gut. Letztendlich ist das dann so ein bisschen mehr. Die Frage ist dann, ob nicht Solvency möglicherweise langfristig doch das bessere Regime ist, weil es dieses Silo-Denken – ist das jetzt eine Nummer eins, zwei, drei, vier, achtzehn? – ein bisschen auflöst. Sofern ich das Risikokapital dafür habe, sage ich, Risky Assets wären eine Lösung bzw. die Definition von Risky Assets. Mir erschließt sich zugegebenermaßen nicht: Jetzt hat man diesen 4C, also diesen Infrastrukturparagrafen, mit viel Mühe und Not über die politische Ziellinie gebracht, hängt ihn aber unter die Risky-Asset-Quote. Das erschließt sich mir rein inhaltlich von den Profilen nicht, die sich jetzt bei uns im Rahmen Infrastrukturfinanzierung beispielsweise wiederfinden. Also a) ein bisschen mehr Risiko, weil wir am Ende des Tages es sowieso nehmen müssen, und b) ein bisschen mehr Klarheit, was den Roten Faden angeht. Sollen wir jetzt Infrastruktur investieren oder sollen wir es nicht? Aber man muss sich natürlich auch vor Augen führen, jetzt für uns als Entität, die der Landesaufsicht unterstellt ist, dass auch auf Seiten unseres Regulators nur begrenzte Kapazitäten vorhanden sind. Und man muss letztendlich gemeinsam die Erfahrungen mit neuen Anlageklassen machen. DREISEIDLER: Vielen Dank. Ich nehme an, dass Herr Dornseifer aufmerksam mitgeschrieben hat. Denn es ist eine der Kernaufgaben des BAI, sich genau um solche Belange zu kümmern und das regulatorische Rahmenwerk im Sinne der Investoren zu verbessern. Meine Damen und Herren, damit kommen wir auch zum Ende dieses Panels. Ich weiß jetzt nicht, ob Dinge wie: „Fat Tails einkaufen“, „Kollaps der Versorgungssysteme“ und die Perspektive, dass die BAI-Veranstaltung zukünftig in der Turnhalle Rödelheim stattfindet, so appetitanregend sind für das nun anstehende Mittagessen. Aber wir sollten uns vor Augen führen, und das war ja ein Konsens hier, dass Alternative Investments dazu beitragen können, die Probleme auf der Anlageseite zumindest zu lindern. Dieser positive Ausblick sollte uns dann wieder den notwendigen Appetit geben. An dieser Stelle danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und meinen Panellisten für ihre offenen Worte und interessanten Einschätzungen. 23 Panel Liquid Alternatives Panel: Liquid Alternatives – Rentenersatz für das institutionelle Portfolio Michael Busack, Geschäftsführer, Absolut Research GmbH Frank Umlauf, Geschäftsführer, Tajdo Consulting GmbH & Co KG Martin Dürr, Senior Consultant, FAROS Fiduciary Management AG LILL: Ich begrüße alle Gäste und Teilnehmer ganz herzlich. Bitte kommen Sie rein, es gibt noch Plätze vorne. Ich hoffe, dass das kein Stimmungsbild ist momentan für Liquid Alternatives, aber das werden wir ja herausdiskutieren. Drei Sätze zu mir: Ich bin seit 30 Jahren am Bankenmarkt Frankfurt. Habe wie so viele als Banker begonnen. Das passiert einem hier in Frankfurt. War dann zwölf Jahre im Finanzjournalismus und bin jetzt zehn Jahre in der Kommunikation. Der eine oder andere von Ihnen mag mich kennen über meine kleine Veranstaltungsreihe Hedge Work, die jetzt demnächst auch die 135. Veranstaltung hat und sich primär mit, wie soll es anders sein, alternativen Investments beschäftigt. Ich habe hier drei Profis auf dem Panel sitzen, mit denen wir das Thema heute angehen werden. Ich darf ganz kurz vorstellen und jeder von Ihnen kann selbstverständlich da noch mehr dazu ergänzen. Panel Liquid Alternatives Moderator: Uwe Lill, Geschäftsführer, GFD - Gesellschaft für Finanzkommunikation mbH Ich habe zu meiner Linken Herrn Martin Dürr von FAROS Fiduciary Management AG. Er war Portfoliomanager beim DIT, er war bei FERI. Ich habe gerade gesagt, viel bleibt nicht mehr, Münchener Rück, Harald Quandt Holding. Ist Statistiker CFA, Charter Holder und MBA. In der Mitte, ich wage es kaum zu sagen, Michael Busack, den muss man nicht vorstellen. Ich mache es natürlich trotzdem. Geschäftsführender Gesellschafter der Absolut Research GmbH, Herausgeber von Absolute Report. Und wie ich festgestellt hatte, hat er auch was Neues, nämlich das Hamburg Financial Research Center. Aber dazu werden wir bald mehr erfahren. Und zu Ihrer Rechten, Herr Frank Umlauf von Tajdo Consulting, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, früher Portfoliomanager. Und jetzt im Consulting-Geschäft. Wie steigt man in das Thema Liquid Alternatives ein? Wenn man lange am Markt ist, muss man 24 Panel Liquid Alternatives sich ja immer mit neuen Begriffen auseinandersetzen. Und die Zeit wird dann zeigen, was übrigbleibt davon auch. Bei Liquid Alternatives fiel mir erst mal ein, vielleicht waren Sie gestern Abend noch an der Bar, haben einen getrunken. Sie wollten ein Bier und es wurde gesagt, Bier gibt es in ganz Deutschland nur noch alkoholfrei mit null Prozent. Das ändert Ihr Verhalten abends, wenn Sie sagen, dann hätte ich gerne einen Wein. Dann kriegen Sie gesagt, ja, Wein ist aber sehr volatil, also da kann auch ein bisschen Kork drin sein oder es ist ein bisschen was, was Kopfweh macht, hier und da mal. Wie viel soll ich denn einschenken. Und dann haben Sie gesagt, aber um einen ganz netten, schönen Abend zu haben, wie mit drei, vier Bier, was empfehlen Sie mir? Und dann macht der hinten die Tür auf und dann sehen Sie so 30 Flaschen handbeschriftet, korreliert, korreliert nicht und ähnliche Dinge. Und dann können Sie sich beraten lassen. Das ist nämlich unser Thema heute auch. Rentenersatz für das institutionelle Portfolio. Das ist ja ein hehres Versprechen. Rentenersatz, Liquid Alternatives. Was fehlt, ist hier das Fragezeichen. Aber das werden wir logischerweise in dieser Stunde einbauen. Wie alles, seitdem wir hier in Frankfurt mit diesen Dingen zu tun haben, es fing 2003 mit den Hedgefonds an, ist die Einstiegsfrage ja, was verstehen wir denn überhaupt darunter, da ein Mangel an Formaldefinition vorliegt, müssen wir uns irgendwie auf eine Definition einigen. Herr Dürr, was ist ein Liquid Alternative? DÜRR: Wie bei so vielen Begriffen versteht vielleicht jeder etwas anderes darunter. Wir würden Liquid Alternative verwandt mit dem Thema Absolute Return, wo es ja auch eine Definitionsschwierigkeit gibt, sehen. Strategien, die im Wesentlichen unkorreliert sind, zu den Risikofaktoren, die im Wesentlichen getrieben sind durch ManagementLeistung und weniger durch Beta. Und auf der anderen Seite reden wir hier in der Abgrenzung zu klassischen Hedgefonds von regulierten Onshore-Versionen, also typischerweise Ucits, das würde ich mal als Definition sehen. LILL: Herr Busack, ist das auch Ihre Definition? BUSACK: Also, Liquid Alternatives sind für mich alle Strategien, die in irgendeiner Form Long/Short-Komponenten im Portfolio implementieren und so das Marktexposure auf der Long-Seite radikal reduzieren können. Panel Liquid Alternatives Die Umsetzung erfolgt dabei, zumindest bei Publikumsfonds, über derivative Instrumente. Diese Strategien haben dann natürlich eine bestimmte Korrelationsstruktur bezüglich der Aktien- und Anleihenmärkte und können eine asymmetrische Risikoprofilstruktur annehmen. Allerdings, wenn wir Long/Short-Strategien sehen, haben wir häufig dennoch einen starken Long-Bias, das werden wir nachher auch vielleicht diskutieren, sodass es hier auch zu Verlusten kommen kann, wenn die Märkte fallen. Trotzdem gehen sie auch short. daher sind zum Beispiel Smart-Beta-Strategien für mich keine Liquid Alternatives. Frank Umlauf, Geschäftsführer, Tajdo Consulting GmbH & Co KG UMLAUF: Ich bin ein bisschen überrascht über den Begriff, der in den letzten zwei Jahren aufgekommen ist. Und ich habe die Vermutung, er ist wie ein Virus aus dem Labor, aus unserem Büro raus, weil wir vor fünf, sechs Jahren intern gesagt haben, wir fokussieren uns auf den Bereich Hedgefonds, Absolute Returns und haben das gelabelt mit Liquid Alternatives, im Gegenzug Infrastructure, Private Equity, auch Immobilien als Illiquid Alternatives. Wir haben das den Managern, die in hoher Frequenz bei uns im Büro sind, auch den Angelsachsen immer im Rahmen unseres Geschäftsmodells erklärt und anscheinend ist der Begriff über die Insel jetzt wieder zurückgekommen. Denn davor war es eigentlich bekannt unter dem Label Newcits bzw. einfach unter Absolute Return oder noch davor simpel unter Hedgefonds. Am Ende des Tages sprechen wir hier über Hedgefonds-Strategien, die in einer Ucits Publikumsverpackung für deutsche Investoren dargereicht werden. Der Begriff Hedgefonds ist in Deutschland allein fast schon strafbar und eventuell werden wir hier gleich von der Bühne abgeführt, aber ökonomisch betrachtet sind es 25 Panel Liquid Alternatives nun einmal Hedgefonds-Strategien. LILL: Also jetzt ist die Katze aus dem Sack. Es sind Hedgefonds-Strategien. Wer jetzt noch gehen möchte, kann das tun, der damit nicht in Verbindung gebracht werden möchte, seit 2008 steht das ja unter Generalverdacht in Deutschland. Wenn wir uns jetzt auch mit irgendwie gearteten Hedgefonds-Strategien hier oben auseinandersetzen, das hätten wir ja auch 2003/2004 schon tun können, damals in puristischer Form, jetzt in verwässerter, in liquider Form in diesem Sinne. Also gestern auf dem Investoren-Panel, das Herr Dreiseidler geführt hat, haben wir ja sehr interessante Aussagen, sehr harte Aussagen gehört. Da hat Herr Hentschel von Evonik gesagt, wir kriegen unser Geld gar nicht mehr unter, weil teilweise Märkte nicht mehr funktionieren, gar nichts mehr da ist, was Rendite bringt. Herr Dreiseidler hatte gefragt, wie sieht es in fünf Jahren aus, wenn die Zinsen bleiben wie sie sind und die Aktien um dieses Niveau schwanken mit hohen Volatilitäten, da war Zitat Herr Hentschel: „Am Ende steht der Kollaps der Versorgungssysteme.“ Also offenbar scheint eine gewisse Not da zu sein, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Was ist aus Ihrer Praxis heraus der Treiber, warum Institutionen zu Ihnen kommen, Investoren zu Ihnen kommen und sagen, bitte hilf mir doch mal, erkläre mir mal mit Liquid Alternatives, wie kann ich denn da ein Profil erreichen, das ich so nicht mehr erreichen kann unter den Marktgegebenheiten? Herr Dürr. DÜRR: Also zum einen ist das nicht zwingend nur in einem Niedrigzinsumfeld ein Thema für Investoren. Wir kennen ja die großen amerikanischen Endowments, die schon immer mehr oder weniger große Allokationen in diesem Bereich haben, auch in anderen Marktphasen. Aber tatsächlich ist es so, dass wir beobachten, dass deutsche Investoren da sehr zurückhaltend gewesen sind. Und sich jetzt eben in diesem Niedrigzinsumfeld, in dieser Verzweiflung, irgendwo noch Kapitalanlagen zu finden, die Ertrag bringen, umschauen. Die erste Alternative sind natürlich die Illiquiden, Private Equity, Real Estate usw. Aber der zweite Schritt ist dann tatsächlich, sich auch mit diesem Thema wieder mehr zu beschäftigen. Und es ist ja naheliegend, wenn die Anbieter das liefern können, was sie versprechen, unkorreliert zu sein von den klassischen Risikofaktoren, dann müssten sie auch in diesem Marktumfeld Renditen Panel Liquid Alternatives liefern können. Und das ist die Argumentation, sich damit zu beschäftigen. Uwe Lill, Geschäftsführer, GFD - Gesellschaft für Finanzkommunikation mbH LILL: Herr Umlauf, bei Ihnen auch gleiches Investorenverhalten? UMLAUF: Ich würde jetzt nicht sagen, dass Investoren über die letzten Jahre unbedingt an den Türen der Consultants geklopft haben, mit der Bitte, gebt uns AbsoluteReturn-Strategien, denn die Not war bisher nicht so groß. Und man muss ehrlicherweise auch sagen, wenn man sich das Universum betrachtet, war das jetzt auch nichts, wo man unbedingt hätte Hurra schreien oder das Gefühl haben müssen, man hätte irgendetwas verpasst. Nehmen wir mal dieses Ucits Absolute Return-Universum im Aggregat: Return seit 2012, 1 Prozent p. a. Es wird noch keiner ohnmächtig, weil er vielleicht denkt, da gibt es noch Experten in Form von Fund-of-Funds-Lösungen, die selektieren dann wie bei Private Equity immer nur das, was im First Quartile landet. Auch dazu gibt es einen Index, den Ucits Fund-of-Funds-Index und der hat nicht 1 Prozent gemacht, sondern minus 0,2 Prozent p.a. im gleichen Zeitraum. Da muss sich ein Investor natürlich fragen, warum er sich überhaupt mit der Thematik beschäftigen soll. Die Frage ist also, wie die zukünftigen Aussichten aussehen und das im Verhältnis zu den Opportunitätskosten gegen die diese Form von Anlagen läuft? LILL: Früher, und früher heißt vor 2008, in der guten Welt, selbst 2003 subsumieren wir noch unter die gute Welt, habe ich mir mal sagen lassen, sei das Investorenverhalten so gewesen, dass man einfach einen ordentlichen Re- 26 Panel Liquid Alternatives turn gesucht hat und wenn man noch ein Schnäpschen Alpha obendrauf gekriegt hat, dann war man der König. Inzwischen sind wir ja alle in unseren Burgen und haben die Mauern links und rechts hochgezogen und sagen, Diversifikation ist King und Downside Protection hilft mir zu überleben. Ist das so? Hat sich das Investorenverhalten geändert oder ist es nach wie vor: Gibt mir ein Return und wenn ihr mir einen Alpha obendrauf setzt, dann seid ihr die Consultants meiner Wahl. Michael Busack, Geschäftsführer, Absolut Research GmbH BUSACK: Vielleicht noch mal eine Sache. Wir müssen das ganze Thema auch aus der Historie heraus betrachten. Ich beschäftige mich seit über 20 Jahre mit dem Thema Liquid Alternatives, bzw. Hedgefonds, wie es früher hieß. Wir haben den Verband 1997 gegründet in einer Zeit, wo die Aktienmärkte begannen verrückt zu spielen. Die Entwicklung war damals so, dass institutionelle Investoren begannen nach Lösungen zu suchen, für Zeiten, in denen es mit den Aktienmärkten irgendwann nicht mehr so weitergeht. Wir hatten hier mit dem BAI, bei dem ich zehn Jahre im Vorstand war, versucht und es letztlich dann 2004 auch erreicht, Hedgefonds in Deutschland onshore zu bringen. Zuvor hatten wir Anfang 2000 begonnen HedgefondsZertifikate auf den Markt zu bringen. Portfolios zu diversifizieren war eine dringende Notwendigkeit. Diese Entwicklungen damals waren auch der Treiber, sowohl für den BAI als auch für Absolut Research, meine Firma, den Gedanken der Diversifikation in die Portfolios institutioneller Investoren hineinzutragen und die Portfolios breiter aufzustellen. Leider ist es heute immer noch so, dass wir auf einer Fixed-Income-basierten Asset-Allocation stehen. Das fällt uns jetzt sukzessive auf die Füße. Ein Problem ist, Panel Liquid Alternatives dass institutionelle Investoren Ende der 90er und in den 2000ern begannen, prozyklisch Long-Positionen in Aktien einzugehen. Das erfolgte genau zur falschen Zeit, sodass sie riesige Verluste realisieren mussten, als dann die Risikobudgets dahin schmolzen. Die Entwicklung hin zur Finanzkrise 2007 hat natürlich dazu geführt, dass Dinge übertrieben worden sind. Es wurden Hedgefonds als eigene Assetklasse verkauft. Den Fehler haben auch wir vom BAI, und ich selber auch gemacht. Wir haben dadurch versucht, das Thema, naja, greifbarer zu machen, obwohl ich das wusste, dass Hedgefonds natürlich keine Anlageklasse sind. Es sind Strategien. Und die weitere Entwicklung ist doch dann so gewesen, dass wir dann in Deutschland diese Onshore-Produkte aus steuerlichen Gesichtspunkten gar nicht absetzen konnten. Zertifikate sind in der Finanzkrise unter anderem wegen des Fat-Tail-Risikos untergegangen, und haben auch nicht immer das gezeigt, was sie sollten. Nach der Finanzkrise entstand starker Trend hin zum Thema Liquidität und Transparenz. Und nach der Umsetzung der Eligible Asset-Richtlinie 2004 haben wir die Möglichkeit, im Rahmen von regulierten Produkten alternative Anlagestrategien umzusetzen. Das ist eine extrem positive Nachricht. Herr Umlauf skizziert hier gleich ein ganz negatives Performancebild, was ich in Teilen akzeptiere, und auch sehe. Gleichzeitig geht es bei alternativen Strategien, da die Performance in der Breite nicht immer attraktiv aussieht, auch um das Thema, die besten Manager zu finden. Dafür sind die Consultants ja da. Seit der Zeit der Finanzkrise sehen wir ein dramatisch wachsendes Volumen im Bereich Alternatives Ucits und so genannten Liquid-Alternatives-Strategien. Diese Entwicklung ist auch dem zuzuschreiben, dass es erstmals seit Jahren möglich ist, in Deutschland alternative und asymmetrische Risikoprofile in einem regulierten liquiden Umfeld zu erwerben und ins Portfolio zu überführen. Die negativen Diskussionen zum Thema Offshore-Hedgefonds und die HeuschreckenDiskussionen bei Private Equity haben doch dazu geführt, dass Investoren Abstand gehalten haben. Die Enttäuschungssituation nach der Finanzkrise spielte sicherlich auch eine Rolle. Trotz dieser Singularität, sage ich seit 20 Jahren, implementiert alternative Investments in euer Portfolio. Und über die gesamte Zeit wäre ein Portfolio mit alternativen Strategien besser gelaufen als ein reines Aktien-Renten-Portfolio. Wir sind jetzt natürlich in einer Situation, wo wir versuchen müssen, die alte Welt, die sich 27 Panel Liquid Alternatives aufgebaut hat und sich jetzt konsolidiert, neu zu sehen. Wir müssen überlegen, wie wir an dem aktuellen Rand mit null Zinsen und riesen Volatilität auf der Equity-Seite Portfolios neu diversifizieren. Die Grundstruktur, dass wir erstmalig in der Lage sind, institutionellen Investoren einen regulierten, transparenten Rahmen zu bieten, das ist extrem positiv zu sehen. Das Thema Liquid Alternatives muss ja nicht nur über Ucits-Vehikel erfolgen, Sie können es ja auch über SIF-Strukturen oder über Spezialfondsstrukturen reinbringen. Und an dieser Stelle, nachdem wir das Grundgerüst betrachtet haben, müssen wir uns im Rahmen der konkreten Umsetzung der Herausforderung stellen, die Guten zu finden und sehen, welche Strategien sich umsetzen lassen oder was nicht darstellbar ist. So, jetzt habe ich einen langen Bogen gespannt. Tut mir leid. LILL: Das lassen wir gleich kommentieren. Herr Umlauf, ähnlicher Meinung wie Herr Busack? UMLAUF: Also grundsätzlich ist es positiv, dass wir dieses Instrumentarium haben. Wir hatten bereits in 2006 ein gewisses Potential für deutsche Investoren gesehen und begonnen, das Universum abzudecken. Wir haben damals mit zehn Strategien angefangen, was uns zunächst zwölf Monate gekostet hat, um diese damals begrenzte Anzahl überhaupt zu finden. Inzwischen ist das Universum nach unseren Definitionen und Zählungen auf etwa tausend Strategien angestiegen. Wir hatten vorher kurz darüber gesprochen, wir haben jetzt seit etwa zwei Jahren keine große Dynamik mehr im Zuwachs bei der Anzahl der Strategien. Damit steht ein relativ großes Spektrum an Anbietern und Teilstrategien zur Verfügung, aus dem man interessante Profile konstruieren kann. Gerade als Ergänzung zum Bondportfolio, dem Innenverteidiger in meinem Gesamtportfolio, führt angesichts der Liquidität und der möglichen Korrelationseigenschaften, die durch den Tausch von Marktrisiken in managerspezifische Risiken entstehen, kein Weg an bestimmten Liquid Alternatives vorbei. Das allein sollte schon ausreichen, um sich mit der Thematik zu beschäftigen. Der Teufel liegt dabei aufgrund der unterschiedlichen Werttreiber natürlich im Detail. LILL: Dann gehen wir jetzt mal ins Detail. Wenn wir sagen, es sind im Prinzip Hedgefonds-Strategien, dann schauen Panel Liquid Alternatives wir uns mal eine ganz klassische Klassifizierung an. Ich habe mal jetzt die von Goldman Sachs genommen, die sich auch das Liquid-Alternative-Spektrum mal genauer angeschaut haben, die reden dann wie so viele von Equity Long/Short, von Event-Driven, von Relative Value, von Tactical-Trading, haben auch eine Multi-Strategy. Was ist denn davon geeignet, einen Rentenersatz herbeizuführen? Ich meine, ich widerspreche Ihnen ein bisschen, Herr Umlauf, das ist nicht einfach ein zweiter Innenverteidiger. Auf den Anleihen basiert unser volkswirtschaftliches Versorgungswerksystem. Wenn die null haben oder negativ, fliegt es uns um die Ohren. Da brauche ich nicht einen zweiten Innenverteidiger, da brauche ich eine neue Mannschaft. Und da würde ich gerne mal wissen, kann das das überhaupt leisten und wenn ja, welche Kombination von diesen, wir reden ja immer mehr über verschiedene Kombinationen von Eigenschaften von Produkten und nicht über Einzelprodukte. Herr Dürr, was macht Sinn, da zu sagen, mir bringt die Anleihe nichts mehr, ich muss aber ein paar hundert Millionen substituieren in den nächsten fünf oder zehn Jahren als Investor, als Institutioneller. Wie fange ich da jetzt hiermit an mit dieser Speisekarte? Was wähle ich denn da aus? Martin Dürr, Senior Consultant, FAROS Fiduciary Management AG DÜRR: Kombination ist natürlich das Schlüsselwort dabei. Das heißt nicht, mein Rentenportfolio mit einer einzelnen Strategie ersetzen. Also das wäre ja nicht sehr sinnvoll. Wenn wir an CTAs denken zum Beispiel, dann habe ich eine ganz andere Charakteristik als beim Rentenportfolio bezüglich Volatilität, usw.. Dass ich wirklich Renten substituieren kann, erreiche ich dann, wenn ich ein Portfolio, wenn ich ein Mix aus verschiedenen Strategien, zusammensetze. 28 Panel Liquid Alternatives Dafür sind diese Absolute-Return-Strategien natürlich gut geeignet, weil die unterschiedlichen Substrategien auch wieder ganz unterschiedliche Risikocharakteristika haben und deshalb der Diversifikationseffekt größer ist als wenn ich beispielsweise verschiedene Long/Only-Equitymanager miteinander kombiniere. Da habe ich nicht viel Diversifikation. Aber wenn ich hier unterschiedliche Risikoprofile miteinander mische, dann ist eben dieser Effekt wesentlich stärker. Und das Gesamtergebnis kann dann eines sein, das tatsächlich in etwa in Hinblick auf Volatilität und Verlustrisiken einem Rentenportfolio ähnlich ist. Und im jetzigen Umfeld auch einen höheren Ertrag liefert, übrigens nicht nur im jetzigen Umfeld, wir reden jetzt eben über relativ niedrige Erträge auch bei den Liquid Alternatives. Aber typischerweise sind ja die Strategien so gestaltet, dass die risk-free plus irgendetwas liefern. Das heißt, wenn wir einen Zinsanstieg sehen würden, dann würden natürlich auch die durchschnittlichen Returns dieser Strategien wieder entsprechend hochgehen. LILL: Herr Busack, was sagen Sie dazu? BUSACK: Der grundsätzliche Rentenersatz in dem klassischen Sinne eins zu eins ist nicht möglich. Renten liefern einen Coupon, Renten haben eine bestimmte Laufzeit und Renten sollen möglichst nicht ausfallen. Wir können und dürfen nicht von Absolute-Return-Fonds sprechen oder etwas suggerieren, was einen Wunsch darstellt, aber kein Versprechen ist, vom Markt aber als Versprechen aufgenommen wird. Wir müssen von alternativen Strategien sprechen. Wir können mit alternativen Strategien nur versuchen, Absolute Returns auf der Portfolioebene herzustellen. Und das Besondere und das Schöne und das Fantastische daran ist, dass wir mit Liquid Alternatives eine Tool-Box an die Hand bekommen, die einem das ermöglicht. Und man ergänzt sukzessive, und das ist eigentlich der Trend, den wir sehen, warum wir auch dieses starke Wachstum von Liquid Alternatives sehen, man ergänzt das Portfolio aus Rückflüssen von Renteninvestments oder Cashflows aus Immobilien, um Strategien aus dem alternativen Bereich, die ein Absolute-Return-Anspruch haben, also nicht relativ zu einer Markt-Benchmark arbeiten, sondern versuchen, unabhängig ein Risikorenditeprofil zu erzielen. Durch die Kombination von Strategien, wie Herr Dürr das eben sagte, hat der Investor heute mit Liquid Panel Liquid Alternatives Alternatives die Möglichkeit, sich sein – Sie sagten das Spektrum, was steht zur Auswahl, zusammenzustellen und zu schauen, was braucht er für sich, für seine Passivseite, was braucht er für die Aktivseite. Diese Möglichkeit war früher eben nicht gegeben. Alternative Strategien waren Offshore, es musste alles komplett verpackt werden, es passte regulatorisch einfach nicht. Heute haben sie dann die Möglichkeit, flexibler zu sein. Das heißt, ein Rentenersatz im klassischen Sinne – nein. Wir leben in einer völlig neuen Welt. Die Welt, in die wir gucken, ist eine Welt von Unsicherheit. Die ganze Welt der Vergangenheit können wir in die Tonne treten. Wir sind in einer völlig neuen Situation. Die Welt von vorne ist eine mit persistent niedrigen Zinsen. Mit null Zinsen. Die Duration der Portfolios läuft runter. Und wir haben das gehört, da werden einige dicht machen. Rentenersatz werden wir nicht bekommen. Wir können nur über die Diversifikation, da bin ich bei Herrn Raffelhüschen, nur über die Diversifikation erstmals wirklich versuchen zu schaffen, überhaupt ein Risiko einzugehen, die Risiken dürfen ja mangels Risikobudgets nicht zu groß sein. Das heißt, die Kombination von Strategien hilft. Liquid-Alternative-Strategien müssen also eingesetzt werden, um das Rendite-Risikoprofil zu modellieren und das möglichst so, dass sie auf den Investor passen. Und das ist die große Herausforderung. LILL: Wenn ich das jetzt mal zusammenfassen darf als Zwischenfazit. Eigentlich haben Sie ja jetzt nicht weniger gesagt, Herr Busack, als: Vergesst Anleihen, vergesst Zinsen, die kommen nicht mehr. Das ist Vergangenheit. Wartet jetzt nicht darauf, dass irgendwie 3, 4, 5 Prozent wieder auf ein Coupon bei einer Bundesanleihe mit einjähriger Laufzeit stehen, das wird es nicht mehr geben. Das deckt sich auch mit Herrn Raffelhüschen von gestern, der gesagt hat: Liebe Leute, seid froh, dass wir bei null Prozent sind, weil ihr seid die Steuerzahler, ihr müsst es ja eh bezahlen, die sichtbaren Schulden und die unsichtbaren in der Summe 8.000 Milliarden. Also von daher ist es tatsächlich ein interessantes Szenario zu sagen, natürlich, die Zinsen werden jetzt hundert Jahre bei null bleiben. Ist das Ihren institutionellen Investoren im ConsultingGeschäft so in dieser Radikalität klar, dass sie jetzt nur noch die auslaufenden Coupons einstreichen können? Wenn es klappt, die Endfälligkeit zum Nominalwert und dann mit Anlagebedarf dastehen, die Sie anders decken müssen. 29 Panel Liquid Alternatives Ist das so, Herr Umlauf, bei Ihnen, wenn Sie Kunden aus dem institutionellen Investorenbereich mit relativ hohem Rentenportfolio haben? UMLAUF: Klar, das sind ja Profis. Und jeder kann ja die Zahlen lesen, die auf seinem Bondportfolio stehen. LILL: Sie hoffen nicht auf Zinsanstiege? UMLAUF: Wenn Sie eine Asset-Liability-Studie modellieren, ist ein Zinsanstieg, wenn er ganz schnell kommen würde, nicht so schlimm. Dann haben Sie ein Jahr Schmerzen und danach können Sie wieder Coupons schneiden. Viel schlimmer ist, wo wir jetzt sind und was Herr Draghi und die anderen Notenbanken weiter mit uns vorhaben. Das heißt, wir bleiben weiterhin auf den tiefen Niveaus. Jedes Jahr schmilzt dann der durchschnittliche Coupon im Direktbestand weiter ab. Sprich, über die Aktivseite bekommen sie ihre Probleme nicht mehr gelöst. Das heißt, auf der Aktivseite geht es dann nur darum, sich effizienter und der Situation angemessen aufstellen. Und das tun Investoren natürlich auch. Diese Idee vom Bondersatz ist in der Theorie recht elegant, aber in der Realität schon durch Kapazitätsengpässe extrem stark limitiert. Deswegen wird es meistens nur ein kleiner Anteil sein, den man im Rahmen der Diversifikation sehen und z.B. gegen illiquide Investments wie Infrastrukturbereich abwägen sollte. Die entscheidende Frage ist doch: wird mir diese Illiquidität, Tag heute, 13. April, ausreichend bezahlt? Oder bin ich vielleicht in etwas besser aufgehoben, was liquide ist, was mir Flexibilität gibt, wo ich locker in den Beinen federn und agieren kann? Diese schöne Eigenschaft von Bonds: Versicherungscharakter und man wird noch bezahlt dafür ist nicht replizierbar – eigentlich eine Anomalie an den Kapitalmärkten. Dagegen weisen Absolute Return Strategien bzw. Hedgefonds im Aggregat ein relativ unschönes Profil: sie sind nämlich Short Volatilität. Sie können mit ein bisschen Aktien-Exposure und der Volatilitätsrisikoprämie 80 Prozent der Hedgefondserträge replizieren. Und das ist eigentlich genau das, was Sie ja nicht haben wollen, wenn es an den Märkten ernst wird. Für einen Bondersatz ist es somit erforderlich, sich spezifische Teilstrategien anzuschauen: etwas was ziemlich unkorreliert ist, wie Long/ Short Equity Marktneutral, Bereiche wie CTAs, die eher ein konvexes Profil aufweisen und selektiv Fixed Income Panel Liquid Alternatives Strategien. Dennoch besteht meistens die Vorstellung, dass Absolute Return, wenn es an den Märkten runtergeht, einen positiven Ertrag liefert. Das ist nicht so. Die Vorstellung sollte angepasst werden auf einen über die Zeit unkorrelierten positiven Ertrag – mit Betonung über die Zeit. Die Returnerwartung sollte dabei dementsprechend an das Umfeld angepasst werden. Wenn dann alles andere keine adäquate Risikoprämie mehr hat oder teuer ist, dann hat man hier zumindest noch den Vorteil, dass man ja nicht überwiegend auf der Risikoprämie aufsetzt, sondern auf dem managerspezifischen Ertrag. LILL: Strategien, die Sie genannt haben und wo Sie sagen, dass sie den Rentenersatz vielleicht simulieren könnten sind beispielsweise Long/Short Equity, das sind marktneutrale Strategien, das sind CTAs. Sind das dann auch die Strategien, Herr Busack, wo man Inflows, überproportionale Inflows sieht? BUSACK: Also ich wollte gerade sagen, wir haben ja eine Strategie im Liquid-Alternative-Markt, die in der Lage ist, auch bei fallenden Kursen nachhaltig positive Renditen zu erzielen. Das haben wir jetzt bei Managed Futures gesehen. Das ist ja so meine Westentaschenstrategie, die ich seit wie viel Jahren kenne und die schon vielfach totgesagt war, jedoch immer wieder kam. Wir haben es jetzt wieder in der Marktkrise gesehen, immer verlässlich, und das stimmt dieses konvexe Thema, das ist eine Strategie, die sehr volatil sein kann, aber eben auch als Crash-Protection dient oder auch helfen kann, die Diversifikation von Portfolien voranzutreiben. Managed Futures ist kein Rentenersatz. Managed Futures ist ein Teil eines diversifizierten Portfolios, die dann die von Herrn Umlauf genannten 30 Panel Liquid Alternatives Verluste anderer alternativer Strategien in Verlustphasen des Marktes auffangen. Entscheidend ist, dass wir mal darüber reden sollten, und auch die Investoren, dass, wenn man sagt, investiert ihr denn in Aktien oder nicht, auch die Höhe der Aktienquote angesprochen wird. Herr Ohlrogge hat es ja gestern auch gesagt, er sagte, wir müssen aktive Strategien suchen, wir müssen Overlays suchen. Wir müssen überlegen, wie können wir denn heute für institutionelle Investoren zum Beispiel ein Aktieninvestment strukturieren und dazu haben wir die Vorstellung davon, dass wir das über einen Multi-Strategy-Ansatz hinbekommen. Wir mischen abhängig vom Risikoprofil Strategien im Aktienbereich. Der klassische Aktienbereich ist ein Long-Only-Bereich, entweder passiv über ein ETF und passive Spezialfonds oder über ein aktives benchmarkorientiertes, mit geringem Tracking Error ausgestattetes, aktives Mandat. Da schwanken sie immer gleich. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Long-Varibable-Ansatz einzustellen, dynamisch das Exposure zu variieren. Wir können einen Hedge-Ansatz wählen. Und sie können auch Long/Short Equity einsetzen oder marktneutrale Equity-Strategien einsetzen. Das ist eine fantastische Möglichkeit. Und in der Erweiterung sagen wir, dass es dann natürlich auch das Private-Equity-Thema gibt, um über Privatmarkt-Transaktionen, die unternehmerische Risikoprämie zu aktivieren. Ähnlich können Investoren das auch auf der Fixed-Income-Seite machen. Nur ist es ja so, wenn im Zinssegment erst mal die Liquidität nicht da ist, sie keine Trading-Opportunität mehr haben, sie keine Zinsen mehr bekommen, dann sind auch alternative Investmentstrategie-Manager nicht mehr in der Lage, da auch noch Rendite rauszuquetschen, insbesondere im Ucits, wenn sie sogar noch im Leverage reduziert sind, was ja auch gut ist. Panel Liquid Alternatives Manager alternativer Strategien sind ja keine Zauberhelden, die da alles machen können, sondern sie sind im Marktumfeld gefangen. Entscheidend ist, dass wir dahinkommen, darüber nachzudenken, dass wir nicht mehr in einer Buy-and-Hold-Welt leben können. Sicherlich ist Long-Only für einige Investoren, wie für den norwegischen Pensionsfonds eine tolle Sache. Der kauft sich sozusagen anteilsmäßig alles auf, Geld kommt aus dem Boden, da kann man irgendwie langfristig investieren. Institutionelle Investoren in Deutschland haben in der Regel Zwölf-Monats-Bilanzperioden und müssen irgendwas abliefern in Absolute Return. Versicherungen, bzw. Lebensversicherungen, das ist ein klassischer Absolute-Return-Investor, nicht irgendwie ein Hedgefonds. Eine Versicherung muss liefern. So, und um das zu liefern, brauchen sie eine Kombination von Risikoprämien, von Anlagestrategien, von Assetklassen, die das in der Kombination schaffen. Die Vergangenheit mit den Bonds geht nicht mehr. Und die Zukunft ist Multi-Asset- Multistrategie. Aktuell sehe ich auch, dass viele institutionelle Investoren stark in eine Art Multi-Asset-Welt als Ersatz für Renten gehen. Mit den zurückfließenden Cash Flows wird sich dann ein Portfolio aus sehr diversifizierten Strategien zusammengestellt, das in Richtung Multi-Asset geht. Es ist also nicht rein in Fixed-Income-Alternative-Strategien, sondern es wird da eher versucht, Equities, Commodities, also alles miteinander zu vermischen, um in Richtung Absolute Return zu kommen. LILL: Also die Kombination aus diesen vielen verschiedenen Möglichkeiten, die es jetzt gibt, ist sicherlich sehr wichtig, aber vielleicht bis auf CTA ist aber da auch wieder, wenn man es einmal durchdenkt, dann letztlich der Manager immer noch sehr wichtig. 31 Panel Liquid Alternatives Ich würde jetzt gerne noch ein Wort von Ihnen hören zur Manager Due Diligence, die ja ohnehin heutzutage einen höheren Stellenwert hat als früher. Und wenn wir jetzt in den Bereich Liquid Alternatives gehen, auch noch andere Blickwinkel erfordert. Herr Dürr, wie gehen Sie an eine Manager Due Diligence, wenn Sie für einen Kunden einen Liquid-Alternative-Fund finden und vorschlagen möchten? Martin Dürr, Senior Consultant, FAROS Fiduciary Management AG DÜRR: Da gibt es mehrere Sachen zu sagen. Zuerst mal möchte ich noch ein bisschen, damit das Bild nicht gar so negativ ist, einschränken oder kommentieren. Das ist eben auch wichtig, man kann nicht mit der Schrotflinte ins Universum von Liquid-Alternative-Strategien schießen und dann mit dem, was man da erlegt hat, ein gutes Portfolio erstellen. Das funktioniert offensichtlich nicht. Zum einen weil es in dem Universum nicht nur Qualität gibt, sondern es gibt auch eine Menge an Fonds, die nicht ausreichende Qualität liefern. Also muss ich da schon mal sehr selektiv sein. Und das Zweite möchte ich auch noch mal betonen, die Kombination ist extrem wichtig und die Kombination, die muss sich nicht daran orientieren, wie irgendwie das Universum aufgebaut ist. Ich sollte um Gottes Willen nicht irgendwie einen Index nachbauen und meine Strategiegewichtung an der Indexgewichtung anpassen oder so, das ist ja völliger Blödsinn, sondern die Kombination muss sich ganz dezidiert daran orientieren wie eben die Zielcharakteristika sein sollen. Also das ist erst mal die Kombination. Und dann in der Auswahl ist es natürlich so, dass die Managerselektion, die Due Diligence anspruchsvoller ist als sie beim klassischen Long-Only-Investment ist. Zum einen, weil natürlich die Strategien viel vielfältiger sind. Man Panel Liquid Alternatives muss schließlich die Strategien auch verstehen, um sie bewerten zu können. Das braucht ein breiteres Skill-Set oder breitere Ressourcen. Vielleicht mehr Leute, mehr Spezialisten, der eine, der sich in dem Sektor gut auskennt, wird nicht typischerweise der sein, der sich in einem anderen Sektor auch sehr gut auskennt. Es braucht einfach Ressourcen, um das zu machen. Dann kommen noch ein paar zusätzliche Stolpersteine auf der operationellen und auf der Strukturierungsseite dazu. Man muss schon sagen, dass die Auswahl da anspruchsvoller ist als sie traditionell ist. Es ist eben auch sehr wichtig, die Risiken wirklich zu verstehen. Mit reiner quantitativer Analyse kommt man wohl auch nicht sehr weit. Man kann sicherlich - das ist übrigens ein Punkt, den viele noch nicht so gemacht haben, den ich gerne immer mache - bei Liquid Alternatives mit meistens täglicher, oder zumindest relativ häufiger Preisfeststellung schon wesentlich mehr quantitative Methoden einsetzen als man das traditionell beim Hedgefonds konnte, wo man nur monatliche Datenpunkte hatte. Also auf der Risikoseite bringt das tatsächlich einen zusätzlichen Nutzen. Nichtsdestotrotz gibt es immer Risiken, die sich in der Historie nicht materialisiert haben, die trotzdem aber im Portfolio sind. Und die kann ich eben auch nicht quantitativ aus der Historie ableiten, sondern die kann ich nur durch ein fundamentales Verständnis der Strategie und des Portfolios erkennen. Und das ist schon relativ anfordernd an den, der das analysiert, weil der eben diese Strategie dann auch nachvollziehen können muss und dafür natürlich auch die entsprechende Transparenz braucht. LILL: Herr Umlauf, Risiko ist ein Stichwort. Wenn man Liquid Alternatives mit einbezieht, muss man irgendwas an seinem Risiko-Messsystem ändern, adjustieren, neu gewichten, hinzufügen? UMLAUF: Ich glaube, das schließt sich an den Punkt an. Wenn Sie zum Beispiel einen traditionellen Aktienmanager auswählen und der liefert Ihnen ein negatives Alpha ab, dann ist es nicht so schlimm, weil Sie zu 95 Prozent das Aktienbeta reingespült bekommen. Wenn Sie allerdings einen marktneutralen Manager auswählen, dann ist das Verhältnis andersrum und dadurch ist die Dispersion zwischen den Managern viel größer. Das bekommt man nur in den Griff über eine viel stärkere Diversifikation über einzelne Manager. Es reicht nicht, ein oder zwei Manager zu 32 Panel Liquid Alternatives nehmen und eine naive Diversifikation reicht auch nicht. Es muss schon ein klares und detailliertes Verständnis über die einzelnen Werttreiber vorhanden sein. Im Risikomanagement müssen Sie dann jederzeit wissen, wie die Werttreiber Ihres Managers aufgeladen sind. Und Sie müssen eine Meinung haben, wie sich diese nach vorne hin entwickeln. Sonst können Sie es ja gar nicht steuern und das ist relativ aufwendig. Nehmen Sie das Beispiel CTAs. Sie kaufen jetzt einen CTA, weil diese im Januar/Februar gut performt haben und die Legende besagt, dass CTAs auch eine Crash Protection darstellen. Ja, wenn Sie Glück haben, ist das so, aber es hängt davon ab, wie der CTA positioniert ist. Was Sie zurzeit kaufen über einen CTA ist zu großen Teilen nichts anderes als ein langes Bond-Porfolio. Und das ist es, was die Performance treibt. Das heißt, Sie bekommen zum heutigen Zeitpunkt keine Substitution zu Ihrem Bondportfolio. Deswegen bedeutet Risikomanagement immer, dass Sie fortlaufend wissen müssen, wie die Exposures Ihrer Manager und im Aggregat über Ihr Gesamtportfolio sind. Wenn Sie das gemacht haben, haben Sie 95 Prozent des Risikomanagements erledigt. Dann gibt es immer noch Situationen, wo systemische Effekte schlagend werden. Erfahrungsgemäß bekommt man diese ex ante nur schwer in den Griff. Es sei denn, Sie kaufen Long Volatilität in Ihr Portfolio. Das ist aber eine kostspielige Angelegenheit. LILL: Also wenn Sie jetzt hier aufmerksam zugehört haben, haben Sie festgestellt, Zinsen kommen nicht mehr, Anleihen können Sie vergessen. Sie müssen aber was tun, Liquid Alternatives ist das notwendige Tool oder der Baukasten, wo Sie das draus nehmen können. Wir haben jetzt gleich noch so sechs, sieben Minuten. Ich würde gerne Fragen zulassen. Hier haben Sie drei Experten, bitte, kurz bevor Sie jetzt Liquid Alternatives kaufen, fragen Sie noch mal. Wer hat eine Frage? PUBLIKUM: Wie ich jetzt die Diskussion verfolgt habe, kamen wir auch bei einem Thema raus, das heißt, letztendlich eine Due Diligence, speziell auch im Risikomanagement sind Systeme notwendig, die sehr weit in die Tiefe gehen, die nicht nur das Underlying, sondern auch den Manager verstehen. Sie sprachen ja auch davon, dass man Markt gegen Managerrisiken austauscht. Was glauben Sie, oder was ist Ihre Erfahrung, wie groß müssen diese Panel Liquid Alternatives Teams sein, wie viel Knowhow müssen sie letztendlich vorrätig haben, um die Kunden tatsächlich auch begleiten zu können und auch entsprechend solche Manager oder Portfolios zusammenstellen zu können? UMLAUF: Ich glaube, die Teams müssen in erster Linie spezialisiert sein. Bei uns machen das drei Personen, die auf die einzelnen Strategien fokussiert sind, plus QuantUnterstützung. Allerdings greifen quantitative Analysen einfach viel zu kurz. Deswegen kommen Sie gar nicht drum herum, nach einer qualitativen Auswahl immer noch fortlaufend einen großen Aufwand für ein qualitatives Controlling zu betreiben. Ansonsten werden Sie die entscheidenden Feinheiten verpassen. BUSACK: Also das Thema Quant muss man sagen, ist ja nur ein Ansatzpunkt. Jede Analyse beginnt damit, sich quantitativ den Markt anzuschauen. Ich meine, wir haben mit Absolute Alternative eine Fachpublikation, wo wir 700 Seiten im Monat analysieren, wie der Liquid Alternative Investmentmarkt läuft. Wir können Ihnen genau sagen, wie das Top Quartile oder das Bottom Quartile abschneidet. Man kann die Dispersion, von der Herr Umlauf und Herr Dürr sprechen, gut sehen. Wir müssen persistente Manager finden. Wir müssen die Manager verstehen. Der erste Ansatz ist aber nicht nur bei den alternativen Strategien, sondern auch bei den traditionellen Strategien erst mal, die potenziell besten Manager überhaupt finden, und die sind eher unter denen, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie es können. Dann müssen wir uns überlegen, ob sie es auch in der Zukunft können. Aber die quantitative Analyse ist erst mal wichtig, um eine Transparenz in den Markt reinzubringen. Dazu gibt es heute Möglichkeiten. Ich glaube, Herr Umlauf ist sehr erfahren in dem Bereich und es ist klar, dass wir über eine unheimliche Tiefe der Manager Due Diligence, gerade bei Hedgefonds-Strategien sprechen können. Ich sage aber auch, es gibt Möglichkeiten, bestimmte Strategien einfacher abzubilden. Wir müssen anfangen das Portfolio überhaupt erst mal zu diversifizieren, bevor wir uns frustrieren lassen, dass wir die Kapazität für eine Due Diligence nicht haben. Das Marktrisiko teilweise von Public-Märkten ist viel größer als das individuelle Manager-Risiko eines marktneutralen Managers. Es sei denn, Sie haben eine stark linksschiefe Options-Strategie, die Ihnen irgendwann auf die Füße fällt. 33 Panel Liquid Alternatives Nochmals grundsätzlich, wir haben analysiert, dass der Drawdown von Long/Short Equity Managern im Durchschnitt nur ein Drittel des Drawdowns einer Long-OnlyStrategie beträgt. Bei Fixed Income ist es nur ein Viertel. Wohlgemerkt, wir sprechen hier von den durchschnittlichen Managern. Ich sage dennoch mal, im Durchschnitt sind Liquid Alternatives mittelmäßig bis schlecht. Sie müssen versuchen, dort die besten Manager zu finden. Und es gibt welche, die kriegen auch Geld, die können aber auch schon mal für Neuanlagen geschlossen werden. Ferner muss das Portfolio dynamisch angepasst werden. Es gibt kein Absolute Return auf Ewigkeit, nicht jede Strategie funktioniert immer. Das ist ein aktives Thema. Das heißt, Herr Umlauf sagte es, Manager gegen Marktrisiko. Das ist so, das bleibt so und das wird immer so sein. Und wenn es so einfach wäre, dann könnten wir es alles umswitchen. Man braucht aber Teams, man braucht Knowhow. Aber ohne dieses Knowhow wird es auch in der Zukunft schwierig sein, in diese Richtung zu gehen, irgendwelche Returns zu erzielen, wenn wir von einem persistenten Niedrigzinsumfeld ausgehen und sie nicht bereit sind, High Yield oder sonst was zu kaufen. DÜRR: Ich möchte noch ein Wort zu den Ressourcen sagen. Ich denke, das ist auch nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch vor allem der Qualität. Und Qualität heißt für mich, dass Sie Leute haben, die diese Strategien untersuchen, die selbst auch schon mal Geld verwaltet haben. Also eine Frage der Erfahrung. Also wir machen es mit fünf Leuten, die selbst alle schon in unterschiedlichen Bereichen Portfoliomanager gewesen sind. Derivatives, Equity, Fixed Income. Und da fühlen wir uns dann auch ganz wohl mit. Aber der Kern ist meines Erachtens, dass man, um diese Panel Liquid Alternatives Strategien wirklich verstehen zu können, auch selbst zumindest mal grob mit in Berührung gewesen sein muss. PUBLIKUM: Ich denke, das wäre vielleicht eine gute Frage für Herrn Busack, weil wir viele Investoren von der Versicherungsseite und von berufsständischen Versorgungswerken hier drin haben, und die haben ja konkrete Zielvorgaben. Viele haben noch aufgrund ihrer gesetzmäßigen Vorgaben Ziel-Tagesreturns von 3,5 bis 4 Prozent. Wir reden jetzt über die Alternatives. Was würden Sie denn sagen? Was glauben Sie denn, was möglich ist? Eonia Plus, weil Sie sagten ja, mindestens Geldmarkt ist möglich. Natürlich hängt das von der Risikovorgabe des Investors ab, von seinem Ziel insgesamt. Aber was ist denn überhaupt möglich in den alternativen Strategien? BUSACK: Im Allgemeinen kann ich das nicht sagen. Es hängt von der gewählten Strategie ab. Es hängt davon ab, mit welchen Managern, welchen Aktivitätsgrad des Managers Sie haben, wie aggressiv der ist. Ich glaube, dass institutionelle Anleger, VAG-Investoren, Versorgungswerke den Weg beschreiten sollten zu überlegen, ihr gesamtes liquides Portfolio mit mehr Strategien zu diversifizieren. Dazu gehören sicherlich auch Overlay-Strategien. Also klassische Themen. Es könnte auch einfach eine variable Beta-Strategie sein, auch das Smart-Beta-Thema ist in Teilen interessant, Low-Volatility-Themen beispielsweise. Eine absolute Ertragsperspektive kann man aus meiner Sicht nicht wirklich voraussehen. Man darf nicht immer nur denken, man macht Aktien und Aktien sind immer irgendein Long-Investment. Aktien kann man heute auch anders machen. Aktien kann man weiter diversifizieren. Dazu gibt es heute Manager die Milliarden in diesen Strategien 34 Panel Liquid Alternatives verwalten, das ist nicht irgendwo auf den Cayman Islands irgendein kleiner Futzi, der da rumhängt, sondern wir reden mittlerweile schon von 320 Milliarden Euro im Bereich Liquid Alternatives in Europa, allein im Ucits-Bereich. Das heißt, es ist ein riesiger Markt, der dynamisch wachsenste Markt überhaupt. Und da kann man sich jetzt beteiligen und da sind Herausforderungen zu schaffen. Aber ich möchte auch sagen, wir haben mit dem Niedrigzinsumfeld eine ganz gefährliche Situation, die alle betreffen wird. Darum werden auch Liquid Alternatives nichts machen können. Mit null Zins im Zinsbereich irgendwas rauskitzeln, wird schwierig sein. Und Equity Volatilität wird man nicht auf ewig irgendwo raus-hedgen können. Also es bleibt deswegen Diversifikation über Strategien ganz wichtig. LILL: Da die Zeit des Panels nun zu Ende ist, möchte ich mich gerne bei den drei Panelteilnehmern herzlich bedanken. Ich hoffe, dass das Interesse für diese Thematik dauerhaft und intensiv geweckt ist. Ich zitiere einen Satz, der gestern hier gesagt wurde, weil ich glaube, den kann man gar nicht besser sagen. Das war Herr Hentschel gestern von Evonik auf dem Investorenpanel. Damit verabschiede ich Sie: „Kapitalanlage war nie schwieriger.“ Impressum Jahrgang 16 – Sonderausgabe I Erscheinungsweise: jährlich BAI e.V. · Poppelsdorfer Allee 106 · D-53115 Bonn Tel. +49 - (0) 228 - 969870 · Fax +49 - (0) 228 - 9698790 www.bvai.de [email protected] Haftungsausschluss Die Informationen des BAI-Newsletters stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Terminkontrakten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Eine Investitionsentscheidung sollte auf Grundlage eines Beratungsgespräches mit einem qualifizierten Anlageberater erfolgen und auf keinen Fall auf der Grundlage dieser Dokumente/Informationen. Alle Angaben und Quellen werden sorgfältig recherchiert. 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