5 - Degewo
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stadtleben DAS MIETERMAGAZIN AUSGABE 4/2008 MARZAHN Claus Jockisch war der erste Concierge in Berlin Seite 10 WEDDING Kathrin Schade zeigt versteckte Welten hinter den Fassaden Seite 24 NEUKÖLLN Der Triathlon der degewo machte zum zweiten Mal Schüler mobil Seite 28 Wo Nachbarn sich helfen ALLTAG MEISTERN Langjährige Hausgemeinschaften funktionieren wie Familien. Auch wenn Jung und Alt zusammenleben, profitieren davon alle Seite 12 Wir wünschen guten Appetit! Tolle Tricks, wie man Kinder für Obst und Gemüse begeistern kann EDITORIAL | INHALT Bildung bleibt unser Thema! W o lernen Kinder am besten? Gibt es den idealen Schultyp? Gehört die Hauptschule abgeschafft? Ist die Gemeinschaftsschule tatsächlich die gerechteste Schulform für alle? Viele Eltern, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder in Privatschulen, weil sie den öffentlichen Schulen nicht mehr zutrauen, ihnen das Rüstzeug für ihr späteres Berufsleben mitgeben zu können. Heute wird viel über das Schulwesen diskutiert. Aber die Debatte führt häufig am Thema vorbei. Wichtig ist, was in den Schulen passiert, nicht die Organisationsform. AM NACHMITTAG GING ES LOS: Wetterfeste Kleidung trugen die Gäste, fantasievolle Kostüme und Masken die Künstler DAS KONZERT: Ab 20 Uhr spielte das Symphonic Pop Orchestra. Es kam bei allen Zuschauern gut an DAS GRÖSSTE MIETERFEST der Stadt war auch ein großer Erfolg. 8.000 Gäste amüsierten sich prächtig bei mitgebrachten Speisen, Musik, Tanz und spektakulärem Höhlenfeuerwerk. FANTASTISCHES PROGRAMM: Weiße Gentlemen auf Stelzen, Zauberwesen, Feuer- und andere Künstler ließen die Besucher staunen RATGEBER WOHNEN Seite 22 Erst Bildung macht Integration Titel: A. Hauschild/Ostkreuz Fotos: A. Labes (10), M. Lautenschläger (2), P. Castagnola (2), Corbis, C. Bach (2), H.Schlemmer Illustration: KircherBurkhardt Infografik Impressionen aus dem Britzer Garten ZEIT FÜR EINE PAUSE: Manche Gäste hatten sich ihr Abendmahl im Picknickkorb mitgebracht. Guten Appetit! INHALT möglich und erzieht selbst Problemkinder zu verantwortungsbewussten Bürgern. Der Staat zieht sich zunehmend aus der Verantwortung zurück. Ihm fehlen Ressourcen, die einem sozialen und kulturellen Integrationsanspruch genügen können. In den letzten Jahren haben sich immer mehr Wirtschaftsverbände und Stiftungen für Bildungsinitiativen eingesetzt. Auch die degewo übernimmt soziale Verantwortung und initiierte 2005 den ersten Bildungsverbund im Brunnenviertel, 2007 folgte ein zweiter in der Gropiusstadt (siehe stadtleben 3/2008). Mehr als ein Dutzend Schulen und Bildungseinrichtungen nutzen dieses Netzwerk. Anfang November veranstaltete der Verbund in der Gropiusstadt eine Bildungsmesse, auf der sich weiterführende Schulen präsentieren konnten. Wir brauchen Projekte wie diese, die von engagierten Lehrern und Bildungsträgern ermöglicht werden. Kinder sind unser aller Zukunft – die degewo wird an diesem Thema dranbleiben. Herzliche Grüße, Ihr TITELTHEMA SEITE 12 WO GENERATIONEN GEMEINSAM LEBEN Sie helfen sich gegenseitig im Alltag und leisten einander Gesellschaft. Jung und Alt profitieren davon, wenn sie füreinander da sind. Wir fanden ein paar besonders hilfsbereite Menschen. AUS DER NACHBARSCHAFT S. 4 EIN TOLLER BALKON Renate Frenske liebt Pflanzen. Bei ihr gedeihen Rosen, Obst und Gemüse – nach dem Mondkalender. TÜR AN TÜR S. 10 AM EMPFANG Claus Jockisch war der erste Concierge in Berlin. Er hat immer ein offenes Ohr für die Probleme der Mieter. WOHNEN UND LEBEN S. 18 GESUND ESSEN Kinder sind selten Fans von Gemüse und Vollkorn. Wir zeigen, wie man sie dennoch dafür begeistern kann. BERLINER ANSICHTEN S. 24 WEDDINGER WELTEN Ein Spaziergang durch den Soldiner Kiez zeigt geheimnisvolle Orte hinter den Fassaden. IN GUTER GESELLSCHAFT S. 28 SPORTSGEIST Bewegung und Aktion machen stark, fit und selbstbewusst. Wir waren beim degewo-Schülertriathlon dabei. STADTGESCHICHTE S. 30 BAUDENKMAL Vor zwölf Jahren ließ die degewo die verfallene Remise in Pankow sanieren. Heute ist sie ein Tempel für Kunst. FRANK BIELKA Vorstandsmitglied der degewo IMPRESSUM Herausgeber und Verleger degewo Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaues, Gemeinnützige Aktiengesellschaft, Potsdamer Straße 60, 10785 Berlin Projektleitung Michael Zarth (V.i.S.d.P.), Erika Kröber, Telefon: (030) 26 485-1502, E-Mail: [email protected] Gestaltung, Redaktion und Litho KircherBurkhardt GmbH, Oranienburger Straße 66, 10117 Berlin Druck Koelblin Fortuna Druck GmbH & Co. KG. „stadtleben“ erscheint 4 x im Jahr. 4/2008 stadtleben 3 AUS DER NACHBARSCHAFT RÜCKBAU: Es entstand eine Hügellandschaft mit Kiefern und Gräsern Marzahn, Ein neues Gesicht für das Schorfheideviertel DIE SCHORFHEIDE nach Marzahn holen – das war die gemeinsame Idee von engagierten Bürgern vor Ort, Schulen, Kitas und Initiativen. Wie die degewo dieses und andere Stadtumbau-OstProjekte umsetzte, interessierte auch Finanzsenator Thilo Sarrazin. Sein Urteil: Das Geld ist gut angelegt, Marzahn wurde aufgewertet. Im Frühjahr 2009 wird die degewo den Stadtumbau Ost – er umfasste 4.632 Wohnungen in der Großsiedlung – abschließen. Weitere Infos zum Stadtumbau unter www.degewo.de oder unter www.stadtumbau-berlin.de VERANSTALTUNGEN MARZAHN Seit zehn Jahren ist sie ein voller Erfolg: die Weihnachtsgala des singenden Optikers Thoralf Terl. Unter den Gästen sind in diesem Jahr der ehemalige Nachrichtensprecher Klaus Feldmann, die Radsportlegende Täve Schur und der Schauspieler Peter Bause. Etwa 350 bis 400 Gäste werden zur Jubiläumsgala am 14.12. erwartet. Die degewo verlost zehn mal zwei Freikarten. Bitte schicken Sie eine E-Mail mit Namen und Anschrift an [email protected]. DAS SYMPHONIC POP ORCHESTRA: Das Konzert war ein Höhepunkt des Abends. Zur Freude der Besucher spielte sogar das Wetter mit ES WAR EIN VOLLER ERFOLG – Rund 8.000 Gäste kamen am 29. August in den Britzer Garten zum größten Mieterfest der Stadt. Sie genossen Akrobaten, Musik, Tanz und das Höhenfeuerwerk. S ie liebt diesen Britzer Garten. Die rüstige Seniorin hat eine Dauerkarte für den Park. Notburga Kukielka lebt seit 48 Jahren in ihrer Wohnung in Britz und lässt keine degewoVeranstaltung aus. Dass das diesjährige Mieterfest in ihrem verlängerten Freiluft-Wohnzimmer stattfindet, gefällt ihr. Sie ist rechtzeitig gekommen und freut sich auf das anstehende Konzert des Symphonic Pop Orchestra. Als sich am frühen Abend die Sonne durch den wolkenverhangenen Himmel schiebt, strömen unaufhörlich 4 stadtleben 4/2008 Gäste in den Park, gut ausgerüstet mit wetterfester Kleidung, Klappstühlen und Picknickkorb. Begleitet von weißgewandeten Herren auf Stelzen machen die Mieterinnen und Mieter Station an fünf im Gelände verteilten Spielorten, an denen junge Akrobaten, Musiker und Tänzer ihre Künste darbieten, bis die Gäste schließlich den Festplatz erreichen. Am Grillstand herrscht schon zu Beginn reger Andrang, der beim Personal einige Überforderung auslöst, doch die Leute in der Schlange nehmen es gelassen, zu schön, zu weitläufig ist der Britzer Garten, der seit der BUGA 1985 jährlich von einer Million Menschen besucht wird. Heute Abend gehört er ganz den Mietern der degewo, es ist das größte Mieterfest Berlins mit rund 8.000 Gästen. Und die sind aus sämtlichen Bezirken gekommen. Angela Schick-Plätke und Wolfgang Kemmesies wohnen Berlin, Immer mehr Energieausweise bei der degewo in Zehlendorf und sind nach einer langen Fahrt mit viermal Umsteigen erst gegen 20.30 Uhr eingetroffen. Sie sind begeistert von der entspannten Atmosphäre und der guten Programmmischung, die das Symphonic Pop Orchestra auf die Bühne bringt. ENERGIEKOSTEN treiben die monatlichen Zahlungen in die Höhe. Beim Einschätzen des Verbrauchs helfen nun Energieausweise. In den degewoKundenzentren lagen alle 826 Energieausweise für Wohngebäude bis zum Baujahr 1965 am Stichtag, dem 1. Juli, bereit. Mietinteressenten der degewo können die Energieausweise dort einsehen. Lage, Ausstattung und Miethöhe sind natürlich immer wichtig für potenzielle Mieter. Ein geringerer Energieverbrauch aber auch. Trotz frischer Temperaturen ist die Stimmung sehr gut: „Das Programm hat für jeden etwas“, sagt Barbara Eichler aus Marzahn, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Doris Behrendt aus Köpenick das Live-Orchester genießt. Beide Frauen sind überrascht, wie gepflegt der Garten ist, das haben sie nicht erwartet. Nach schmissigen Songs von Kate Bush, Christopher Cross oder The Queen verabschiedet sich das Symphonic Pop Orchestra gegen 22.30 Uhr mit dem Abba-Klassiker „Thank you for the music“. Dann erleuchtet das atemberaubende Höhenfeuerwerk den Nachthimmel über dem Britzer Garten – ganz ohne Regen. Fotos: A. Labes, J. Rötzsch (2) Britz, Mit Klappstuhl und Picknick in den Park Gala: 14.12., 16 Uhr, Freizeitforum, Marzahner Promenade 55, 12679 Berlin. Karten bei Optiker Terl, Springpfuhlpassage, Helene-Weigel-Platz 13 SONNENENERGIE: Im Weddinger „Hofgarten“ ein Plus für die Mieter 80 Mitarbeiter wurden geschult, Infos auch unter www.degewo.de 4/2008 stadtleben 5 AUS DER NACHBARSCHAFT AUS DER NACHBARSCHAFT Marzahn, Comics im Treppenhaus Amanlisweg Neukölln, Bio-Brote für Schulkinder FARBENFROH und dynamisch sehen die neu gestalteten Wände im Treppenhaus Amanlisweg 10 aus. Sport treibende Figuren mögen manch einen Bewohner dazu bewegen, Treppen statt Fahrstuhl zu nutzen. Eine sportliche Leistung: Das Haus hat 21 Etagen und insgesamt 320 Stufen! Kaum zu übersehen sind die großen Etagennummern, die die Comic-Kids in ihr sportliches Tun einbeziehen. Einige Wohnungen sind noch zu haben. DIE BIO-BROTBOX bekommen alle Erstklässler zur Einschulung. 40 Unternehmen engagieren sich in dem Projekt – erstmals dabei ist jetzt die degewo. SCHEIBE FÜR SCHEIBE: Viele fleißige Helfer engagieren sich bei einer sonntäglichen Mission S onntagmorgen zehn Uhr. In der Neuköllner Packhalle des Naturkostgroßhändlers „Terra“ herrscht Hochbetrieb. Etwa 600 Freiwillige haben sich eingefunden, um zu helfen: Mitarbeiter aus 40 Firmen packen würzige und süße Aufstriche, Sesamriegel, Käseecken und Mohrrüben in die Brotzeitbox. Die BSR erscheint in gewohnten orangefarbenen T-Shirts, USP in kakaobraunen. Die 30 degewo-Mitarbeiter tragen Hellblau. Am nächsten Morgen werden die Brotboxen an 50.000 Erstklässler verteilt. GUT AUF TRAB: Wer täglich die 320 Stufen läuft, bleibt in Form Vermietung Marzahn, Mehrower Allee 52, Telefon 030 26485-2599 oder [email protected] TYPISCH JAPANISCH: Der Trockengarten (Kare Sansui) steht in tiefer Beziehung zum Zen DIE GEWINNERIN: Renate Frenske liebt alle Pflanzen Köpenick, Der kleine Dschungel im Kietzer Feld Einen Tisch weiter engagiert BROTBOX FÜR BROTBOX: Renate Künast findet immer mehr Unterstützer. In diesem Jahr packten auch Christoph Beck und Frank Bielka vom degewo-Vorstand mit an 6 stadtleben 4/2008 ANGST VOR EINEM KALTEN WINTER? Auch im Winter haben Parkanlagen ihre Reize! Dank der Kooperation der degewo mit der Grün Berlin Park und Garten GmbH erhalten die Mieter der degewo eine Jahreskarte für die Parkanlagen um 25 Prozent ermäßigt. Die Karte ist ab Kauf gültig. Geben Sie unten stehenden Coupon ab und denken Sie an die schönen Stunden in den lauschigen Gärten. NICHT NUR SCHÖN, sondern auch vielfältig ist die Bepflanzung auf Renate Frenskes sonnenverwöhntem Südbalkon. Deshalb ist die Wahl schließlich auf sie gefallen, als es darum ging, den tollsten Balkon des Wettbewerbs im Kietzer Feld zu bestimmen. Neben Rosen, Geranien und Lampenputzern widmet sich die Seniorin der Aufzucht von Obst und Gemüse. Tomaten, Erdbeeren und Schnittlauch – alles gedeiht ökologisch korrekt, „der Gesundheit zuliebe“, sagt die Dame, der man gerne nachsagt, sie habe einen grünen Daumen. „Ach was“, winkt sie dann ab und verrät: „Ich richte mich beim Pflanzen und Umtopfen nach dem Mondkalender. Das ist kein Geheimwissen, es sind alte Bauernregeln.“ Die Jahreskarte gilt für drei Parkanlagen: den Erholungspark Marzahn mit den Gärten der Welt, den Britzer Garten und den Naturpark Schöneberger Südgelände Wer sich für eine Wohnung mit Balkon im Kietzer Feld interessiert: [email protected], Telefon 030 26485-2499 Berlin, Freude aufs Grün Fotos: N. Maskus (4), P. Castagnola, degewo, Grün Berlin Park KISTE FÜR KISTE: Mutter und Kind in gemeinsamer Aktion. Beim Organisieren und Packen der 50.000 Bio-Brotboxen für Erstklässler werden alle Hände gebraucht sich Prominenz: Schauspielerin Marion Kracht und TV-Moderator Dieter Moor werkeln Seite an Seite mit Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky und der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Renate Künast. Vor sieben Jahren, als Künast noch Verbraucherschutzministerin war, initiierte sie die Bio-Brotbox-Aktion. Auf den Zusammenhang zwischen Bildung und Ernährung wollte sie hinweisen. Inzwischen ist die Bio-Brotbox eine Erfolgsgeschichte, dank bürgerschaftlichen Engagements werden jedes Jahr in 15 von 16 Bundesländern Erstklässler mit einem gesunden Pausenbrot versorgt. „Ich bin froh, dass die Debatte um Kinder und Ernährung inzwischen so geführt wird“, sagt Künast, die das Thema vor allem als soziale Frage begreift. Jedes fünfte Kind kommt ohne Frühstück in die Schule, das dürfe nicht sein. Zehn Prozent betrage der Anteil von Bioprodukten an Berliner Schulen. „Das ist zwar gut, aber reicht noch nicht“, sagt die Grünen-Politikerin. Marion Kracht, die seit Jahren ausschließlich in Bioläden einkauft, ist Mutter zweier Söhne. Der Jüngere wird jetzt eingeschult. „Gesunde Ernährung steigert die Konzentrationsfähigkeit der Kinder“, davon ist sie überzeugt. Das Bewusstsein für gesundes Essen könne man lernen. Die Schüler tragen durch die Bio-Brotbox die Diskussion um gesundes Essen ins Elternhaus: Dann kann sich auch dort etwas verändern. Rabatt-Coupon für Mieter der degewo Gegen Vorlage dieses ausgefüllten Coupons erhalten Sie ab sofort an den Kassen des Britzer Gartens und der Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn die Jahreskarte 2009 zum Vorteilspreis von 15,00 Euro (statt 20,00 Euro) bzw. ermäßigt 7,50 Euro (statt 10,00 Euro) Name, Vorname Mietvertragsnummer Straße, Hausnummer 4/2008 stadtleben 7 AUS DER NACHBARSCHAFT DAS CAFÉ RIFF: Kontaktschmiede und Rückzugsort für die Eltern – mit Caffè Latte und selbst gemachten Waffeln KURZ NOTIERT und Wohnungsunternehmen an einem Strang. Soziale, kulturelle und sportliche Angebote haben sich angesiedelt. Die degewo vermietet hier in der Mitte Marzahns modernisierte 1- bis 5-ZimmerWohnungen. vermietung-marzahn@ degewo.de, Mehrower Allee 52, Telefon 030 26485-2599 IN BERLIN IST IMMER ETWAS LOS Ob neue Ausstellungen, Bürgerinitiativen, sportliche Aktivitäten oder Sanierungen – hier finden Sie das Wichtigste im Überblick. Trainieren bei den Profis, den Füchsen Berlin, können degewo-Mieterkinder am 17. Januar 2009 von 10–12 Uhr im HorstKorber-Sportzentrum in Charlottenburg. Das Training für maximal 30 Kinder im Alter von 9 bis 16 Jahren wird von zwei Füchse-Spielern und einem Trainer begleitet. Anmeldungen bis 15.12. an [email protected]. Werden auch Sie Lesepate! Lesen bildet, vermittelt Sprachkompetenz und macht Spaß. Weil diese Erfahrung vielen Kindern fehlt, wollen Lesepaten die Neugier auf Bücher we- cken. Gefördert werden Lesepatenschaften vom Bürgernetzwerk Bildung beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), mit dem jetzt auch die degewo kooperiert. In einigen degewo-Wohngebieten in Wedding, Neukölln und Marzahn gibt es bereits Lesepaten. Auch Sie haben Zeit und Lust zum regelmäßigen Lesen und Vorlesen? Dann melden Sie sich bitte beim VBKI: Tel. 726108-56, Fax 726108-30, [email protected]. Neukölln Backen, kochen, basteln Es weihnachtet bald – und am schönsten ist die Vorweihnachtszeit, wenn es nach selbst gebackenen Plätzchen duftet, wenn die ersten Christsterne gefaltet sind und der Gänsebraten im Ofen vor sich hin brutzelt. Selbstgekochtes schmeckt immer noch am besten. Das Kundenzentrum Süd lädt auch in diesem Jahr wieder Kinder und ihre Eltern zu vorweihnachtlichen Aktivitäten in die Panoramaküche. Auch dieses Mal werden wieder Profis mit Rat und Tat zur Seite stehen. Am 7.12. in der Panoramaküche im Panoramaraum, Joachim-Gottschalk-Weg 1, Anmeldung unter Tel. 030 26485-2188. Bewegte Gropiusstadt GEMEINSAM LESEN: Lesepaten nehmen sich wöchentlich Zeit für „ihre“ Kinder ATTRAKTIVE MEILE: Die Marzahner Promenade lädt ein zum Flanieren werden sich die Neuköllner in Form bringen. Ergänzt wird dieser Bewegungsparcours, die „Gropiusmeile“, mit Fitness-Geräten, unter anderem mit einem „Twister“ zum Rückentraining und einer Tai-Chi-Massagemaschine. Der Parcours verläuft entlang eines Grünzugs und ist für alle Gropiusstädter gut zu erreichen. „Eine Bereicherung für Neukölln“, befand auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der beim ersten Spatenstich dabei war. Marzahn Aktives Stadtzentrum Die Marzahner Promenade gehört zu den attraktivsten Wohnlagen im Stadtteil Marzahn. Nun hat sie den Wettbewerb „Aktive Stadtzentren“ gewonnen und wird von Bund und Ländern gefördert. Für das Konzept zogen Bezirk, Gewerbetreibende, Bürger 1. Britzer Garten 2. Natur-Park 3. Gärten der Welt Eingang Sangerhauser Weg und Tauernallee: U6 Alt-Mariendorf/Bus 179 Schöneberger Südgelände Eingang Priesterweg: S2/S25 Priesterweg/Bus 170, X76, M76 im Erholungspark Marzahn Eingang Eisenacher Straße: S7 Marzahn/Bus 195 U5 Hellersdorf/Bus 195 Eingang Mohriner Allee: U6 Alt-Mariendorf/Bus 181 Eingang Buckower Damm: S/U-Bhf. Hermannstraße/ Bus M44 8 Schon im nächsten Frühjahr kann es losgehen: Auf einer sieben Kilometer langen Lauf- und Walking-Strecke Wilmersdorf Neue SOPHIA-Stelle stadtleben 4/2008 Eingang Blumberger Damm: (nur an Wochenenden und Feiertagen) S7 Mehrower Allee/Bus X69 Fotos: G. Baumann, K. Dombrowsky, P. Castagnola, Photodose Illustration: KircherBurkhardt Infografik Berlin Handball-Training für Mieterkinder Früher waren betagte Menschen in ihren Familien gut aufgehoben. Das funktioniert heute immer seltener. Daher haben die degewo und die Stadt&Land neben der SOPHIA-Beratungsstelle in Marzahn einen neuen Standort in der Schlangenbader Straße 22 eingerichtet. Ein unauffälliges Armband mit Funksender begleitet den SOPHIA-Nutzer sicher durch seinen Alltag zu Hause. So kann jederzeit per Knopfdruck Hilfe herbeigeholt werden. Sprechstunde ist jeden Dienstag von 9–11 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 030 93020-8716. Wedding Job-Mentoren gesucht Alte Hasen für junge Hüpfer – unter diesem Motto will ein „Mentorenprogramm für Jugendliche“ jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren zu einem erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben verhelfen. Gesucht werden erfahrene Profis aus der Wirtschaft, die den jungen Leuten Vorbild sind und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Interessierte Jugendliche müssen sich für das Projekt bewerben – so werden die ehrlich Motivierten ausgesucht. Je nach Berufswunsch wird ihnen ein Mentor aus jener Branche zur Seite gestellt. Viele lokale Unternehmen – darunter auch die degewo – unterstützen das Programm. Kontakt: Olga Georgi, Telefon 030 44032371, www.diejugendtrainer.de 5 GUTSCHEIN FÜR EIN FOTOBUCH Haben Sie beim Mieterfest schöne Bilder gemacht? Dieser Coupon wird bei Bestellung über das Internet durch Eingabe des Codes „augenblick“ bei Fotobüchern angerechnet. Infos unter www.photodose.de. Mariendorf, Toben und lernen DER INDOORSPIELPLATZ von Artur Jankowski ist anders als das übliche Angebot: In familiärer Atmosphäre können die Eltern sich entspannen, während die Kleinen spielen. D ie Idee, einen Indoorspielplatz aufzumachen, war aus der Not geboren: Artur Jankowski suchte einen Ort, an dem er Söhnchen Noah mit anderen Kindern spielen und toben lassen konnte. „Ich habe nichts gefunden, das mir gefallen hätte“, sagt der ausgebildete Vermessungsingenieur. „Also habe ich einen eigenen Spielplatz entwickelt, der uns gefiel.“ Hüpfburg, Kletterturm, Riesenrutsche – was andere Spielplätze haben, gibt es auch hier. Doch freuen sich die kleinen und großen Besucher über ein paar Eigenheiten, wie das liebevoll geführte Café Riff. Besonders gut wird der hauseigene Zweite-Hand-Laden für Spiel- und Anziehsachen angenommen. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch gesünder: Gebrauchte Kleidung vermeidet Allergien. Indoorspielplatz mit Café Riff und Zweite-Hand-Laden, Mariendorfer Damm 429, 12107 Berlin, Telefon 030 81700144, www.cafe-riff.de 4/2008 stadtleben 9 TÜR AN TÜR Er schenkt jedem ein Lächeln CONCIERGE kommt aus dem Französischen und bedeutet Torhüter oder Pförtner. Immer öfter bieten Vermieter ihren Kunden diesen Empfangsservice. Claus Jockisch war der erste Concierge in Berlin. [ TEXT ] MICHAELA HARNISCH [FOTOS ] MAX LAUTENSCHLÄGER A cht Uhr morgens. Geschäftiges Kommen und Gehen im Hochhaus am Helene-WeigelPlatz 13 in Berlin-Marzahn. Im Minutentakt klappt die Eingangstür und genauso oft ertönt ein „Guten Morgen“ hinter dem Tresen hervor. Claus Jockisch begrüßt jeden und kennt fast alle aus dem 20-Geschosser. Das sind immerhin 160 Mietparteien. Weitere 184 wohnen in der anderen Hälfte des Doppelhochhauses. Der 63-Jährige ist mit Leib und Seele Concierge und damit eine Art Empfangschef, aber auch Anlaufstelle für kleine und große Wehwehchen. Tropft der Wasserhahn oder blockiert der Müllschlucker, informiert Jockisch die Handwerker. Wenn jemand ein Paket erwartet oder in den Urlaub fährt, kann er auf den Concierge und seine fünf Kollegen zählen. „Dann nehmen wir die Post entgegen oder auch mal einen Schlüssel“, sagt der Mann mit dem gewinnenden Lächeln. DIE SEELE DES HAUSES: Concierge Claus Jockisch kennt fast jeden Mieter 10 stadtleben 4/2008 ist Anonymität HOCH HINAUS: Hier r schätzen den ete Mi ein Fremdwort. Die lene-Weigel-Platz He am ice erv e-S erg Conci Alles, was im Laufe einer Schicht geschieht, wird im Dienstbuch festgehalten. „Ordnung muss sein.“ Schließlich gehören zur Arbeit am Tresen und der Video-Kontrolle der Aufzugsbereiche auch Rundgänge auf vorgeschriebenen Routen. Claus Jockisch macht diesen Job seit zehn Jahren. Damit war er 1998 der erste Concierge in Berlin. Als das damals publik wurde, gaben sich Fernsehsender und Journalisten die Klinke in die Hand. Jockisch: „Ich war bekannt wie ein bunter Hund.“ Jetzt sei der Concierge-Service normal, dennoch wissen die Mieter ihn zu schätzen. „Für viele ältere Bewohner bin ich auch die einzige Kontaktperson, leider.“ Wenn Jockisch Feierabend hat, zieht er sich in seine Wohnung drei Blocks weiter zurück und widmet sich seiner zweiten großen Leidenschaft: Kugelschreibern. 20.000 Exemplare hat er bereits gesammelt. Suchen Sie eine Wohnung am Helene-Weigel-Platz 13/14, dann gibt es hier Informationen: Vermietung, Mehrower Allee 52, 12687 Berlin, Telefon 030 26485-2599 4/2008 stadtleben 11 EINE IDEALE NACHBARSCHAFT MITEINANDER: Menschen brauchen Unterstützung und Gemeinschaft – ob beim Einkaufen oder beim Feiern »Die Geborgenheit ist wichtig, aufeinander zählen können, nicht alleine sein. Es darf nicht immer um Geld gehen.« Hans Kühn, Pensionär HAUSAKTIV SEIT 1972: Die Hausgemeinschaft um Hans Kühn hält seit mehr als 30 Jahren zusammen Eine ideale Nachbarschaft WO GENERATIONEN GEMEINSAM LEBEN helfen sie sich gegenseitig. In vielen Hausgemeinschaften übernehmen die Bewohner Funktionen, die früher einmal der Familienverbund garantiert hat. Doch heute unterstützen sich die Generationen selbstbestimmt und freiwillig. [ TEXT ] ANJA DILK [ FOTOS] ANNETTE HAUSCHILD,OSTKREUZ DIE HAUSGEMEINSCHAFT: Seit 1972 halten Hans Kühn (Mitte) und die anderen Menschen aus der Pablo-Neruda-Straße zusammen Foto: privat Grafik: KircherBurkhardt Infografik H Thieme und Frau Wöhner, Frau Mattersteig und eute sind sie alle gekommen. Herr Thieme und Frau Frau Kühn nicken. Deshalb leben sie gerne hier, in Wöhner, Frau Mattersteig, Frau und Herr Kühn. Nur der Hausgemeinschaft Pablo-Neruda-Straße 21. Herr Heske ist verhindert. Der Duft von frischem Kaffee zieht durch den Raum, Kekse aus Thüringen liegen in einer Schale auf dem Tisch. Leise tickt die Angefangen hatte alles vor mehr als 35 JahWohnzimmeruhr. Der Blick aus dem Fenster reicht ren. 1972 waren die ersten Bewohner in den Neubau über das satte Grün von Köpenick. Zehn Stockwerke mit Zentralheizung, Müllschlucker, meist auch Balreckt sich die weiße Wohnanlage in den Berliner Himmel. Vögel singen, kon gezogen. Wie ein „Sechser im Lotto“ sei so eine gierig saugen die Balkonblumen die Strahlen der Frühherbstsonne auf. Wohnung zu DDR-Zeiten gewesen, erinnert sich Herr Kühn lächelt. „Noch ein wenig Gebäck?“ Zweimal im Jahr kommt die Kühn. Der Fertigungsleiter im Plastikwerk Berlin kleine Runde der Hausbewohner zusammen. Was liegt an? Wo muss etwas verdankte das Glückslos der Großzügigkeit seines repariert werden, wer im Haus braucht Hilfe und Unterstützung? „HausakBetriebsbosses. Der hatte schon ein erwachsenes tiv“ nennt sich die Truppe, die für ein gutes Klima, gegenseitige Hilfe und Kind, die große Dreiraumwohnung konnte er da soziales Miteinander im Haus sorgt. Ab und an gibt es Ausflugsfahrten und leicht dem jungen Ehepaar Kühn mit ihren beiden Hausfeste für die Bewohner, für Geschenke zu runKindern überlassen. „Wir waren Altersdurchschnitt den Geburtstagen und Jubiläen werden Spenden unheimlich happy.“ Die Kühns im Jahr 2050 gesammelt. Alle zwölf Monate klingeln zwei Hauswaren nicht die einzigen, die Angaben in Prozent aktiv-Vertreter bei den Familien persönlich an und begeistert in das Haus zogen. fragen: „Gefällt’s euch noch bei uns? Was wünscht „Die Euphorie der Anfangszeit 33 älter als 60 ihr euch anders?“ Für Hans Kühn ist der soziale hatte alle gepackt. Das war ein 50 älter als 48 Zusammenhalt ein Lebenselixier. „Das Wichtigste fruchtbares Feld für ein tolles ist doch die Geborgenheit, aufeinander zählen zu Miteinander.“ 30 Wohnungen, 12 jünger als 20 können.“ Kühn nimmt einen Schluck Kaffee. „Es darf 109 Menschen, davon 56 Kinder. Quelle: Statistisches Bundesamt schließlich nicht immer nur um Geld gehen.“ Herr Ein Gleichklang der Bedürfnisse. > 4/2008 stadtleben 13 TITELTHEMA »Ich war froh, dass Frau Mühnig die Handwerker hereingelassen hat, mir beim Terminchaos geholfen hat.« Carolin Ruhle, Auszubildende Kühn organisierte ein Einweihungsfest in einem nahe gelegenen Restaurant. Als die fröhlichen Hausgenossen um Mitternacht vor die Tür gesetzt wurden, feierten sie in den frisch gestrichenen Kellerfluren weiter. Bis fünf in der Früh. Kühn: „Dieses Fest legte den Grundstock für die nächsten Jahrzehnte. Die Chemie hat gestimmt.“ Der 74-Jährige zieht ein dickes Buch mit Fotos aus dem Regal. Die Hauschronik, jedes Jahr neu verfasst. Hausfeste, Kegelabende, Ausflüge. Ein Geländer wird gestrichen, der Hausputz organisiert, die Rabatten werden neu gestaltet. 19 der 35 Familien von damals wohnen noch heute im Haus. Nach einer Pause in den wirbeligen Jahren nach dem Mauerfall hat sich die Gemeinschaft seit 1994 wieder in alter Kraft zusammengefunden. 90 Prozent der Bewohner sind mittlerweile über 55, zehn Prozent jünger, neun über 80. Die Feste gehen nicht mehr bis in die Morgenstunden und die Hilfeleistungen sind mehr geworden. Herr Schulz im dritten Stock ist gehbehindert, bei Schnee wird er zum Auto begleitet. Bei den Bewohnern mit Rollator klingeln immer wieder spontan die Nachbarn: Können wir euch was vom Supermarkt mitbringen? Zu den Alleinstehenden wird regelmäßig Kontakt gehalten, die Bewohner haben kleine Zeichen verabredet, ein Zettel an der Tür, eine umgedrehte Fußmatte kann heißen: Ich bin gerade mal weg. Damit niemand in der Not hilflos in der Wohnung liegt. Umso besser, wenn nach und nach Jüngere zuziehen. Initiativen wie die Köpenicker Hausgemeinschaft sind keine Ausnahme mehr. Das Bedürfnis, der Anonymität der Großstadt mehr menschliches Miteinander entgegenzusetzen, wächst. In der alternden Gesellschaft sind soziale Unterstützungssysteme wichtiger denn je. Unter Gleichaltrigen und zwischen den Gene- rationen. „Zwar leben die Generationen meist immer noch für sich“, sagt der Berliner Soziologe und Buchautor Wolfgang Clemens, Autor des Standardwerkes „Lebensphase Altern“ (siehe Interview), „aber der Trend zur gegenseitigen Unterstützung nimmt zu, die Beziehungspflege gewinnt an Bedeutung.“ Bereits das Generationenbarometer 2006 hat gezeigt: Die Beziehungen zwischen den Generationen sind so gut wie nie zuvor, Beziehungsnetzwerke werden wichtiger. Und der Hamburger Generationenforscher Horst Opaschowski prognostiziert einen neuen Generationenpakt, der einer „Austauschbörse des Gebens und Nehmens“ gleicht. Ein Austausch, der gerade in der Wohnkultur der Städte gedeihen kann. Für Carolin Ruhle im Wedding ist das selbstverständlich. Fotos: C. Bach (2) „Ich bin das vom Dorf gewöhnt“, sagt die 19-Jährige aus dem Fläming, „wo es geht, der Oma zu helfen, Respekt voreinander zu haben. Nicht wahr, Frau Mühnig?“ Jutta Mühnig lächelt und nickt. Es ist schön, jetzt ab und zu so eine nette Besucherin zu haben. Gleich gegenüber auf dem Gang wohnt die junge Frau, die seit Juli eine Ausbildung zur Speditionskauffrau in Berlin macht. Und wie nett sie sich vorgestellt hat, gleich nach dem Einzug. Natürlich hat die 71-Jährige da gern zugestimmt, mal Handwerker reinzulassen, den Elektriker, den Tischler, den Schlosser, den Installateur. „Ach da kamen dauernd welche, nicht?“, kichert Frau Mühnig. Carolin Ruhle nickt. War sie froh, dass die freundliche Dame ihr aus dem Terminchaos rausgeholfen hat. Der Wind fegt über den Vinetaplatz, im Ristorante el Paese legt eine grau gelockte Dame Passiancen, eine Mittdreißigerin schiebt ihren Kinderwagen an den Birken der gepflegten Wohnanlage mit den orangefarbenen Balkongeländern vorbei. „Hier gehen wir öfter zusammen spazieren“, sagt Carolin Ruhle. Ihr brauner Blümchenrock bauscht sich im Wind. Mühnig erzählt: „Einmal hat mich Frau Ruhle mit in eine orthodoxe Kirche genommen, sie wollte sich das Klavier dort anschauen.“ Dunkle Regenwolken treiben in die Swinemünder Straße, dicke Tropfen klatschen auf den Asphalt. Schnell rein. Das Duo schlüpft ins Haus. Vorbei an der Batterie der Briefkästen, in den Aufzug mit Klappsitz. Es sind Kleinigkeiten wie diese, an denen noch zu merken ist, dass diese Wohnanlage einst ein Seniorenhaus war. Viele HILFE IM ALLTAG ZU HAUSE – MIT SOPHIA Mieter starben, Wohnungen standen leer. Jetzt rücken Junge nach. 103 Wohnungen hat das Die meisten Menschen möchten auch im Alter in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben – und zwar so lange wie möglich. Die Nachbarn, Haus insgesamt, 32 davon sind inzwischen von die vertraute Umgebung, all das wollen sie nicht aufgeben. Vor allem für Studenten bewohnt. Die kleinen, modernisierältere Menschen ist es daher wichtig, einen vertrauten und zuverlässigen ten Wohnungen sind ideal auch für Studenten Ansprechpartner zu haben. Das Programm „Soziale Personenbetreuung – und Auszubildende. Günstig, schön geschnitten, Hilfen im Alltag“ – kurz SOPHIA – wurde für solche Menschen entwickelt. die Waschmaschine im Keller. Nathalie Wacker war ja erst ein bisschen skeptisch – wie soll das Die Leistungen von SOPHIA dürfen degewo-Mieter in Anspruch nehmen: gehen: Junge, die lange schlafen und bis spät feiEs ist rund um die Uhr erreichbar, erinnert an Arzt- und sonstige Termine ern wollen. Alte, die Ruhe möchten und ein weund nimmt bei Bedarf Kontakt zu Angehörigen auf. Es berät in vielen Fragen nig eigenbrötlerisch sind. „Aber es klappt“, sagt rund um Pflege und Medizin. Mit einem elektronischen Sicherheitsarmband die 25-jährige Musikstudentin, „sogar üben kann kann jederzeit der Notrufknopf gedrückt werden – Hilfe kommt sofort. Das ich ohne Probleme.“ Auch sie hat gerade Kontakt Programm läuft bereits in vielen deutschen Städten mit Erfolg. In Berlin gehört die degewo zu den Vorreitern. Infos unter www.degewo.de zu älteren Bewohnern gefunden, mit Frau Reimann plaudert sie gerne am Aufzug, wunderbar, > 14 stadtleben 4/2008 MITEINANDER DER GENERATIONEN: Die junge Auszubildende Carolin Ruhle leistet der älteren Frau Mühnig gern Gesellschaft. Man mag sich ALT UND JUNG IN EINEM HAUS: Auf dem letzten Sommerfest in der Swinemünder Straße konnten sich die Bewohner kennenlernen 4/2008 stadtleben 15 EINE IDEALE NACHBARSCHAFT BEI ANRUF HILFE: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Helga Sobotta im Innendienst. Mehr als 80 Senioren lassen sich bis jetzt von SOPHIA unterstützen. Es werden mehr Seit September 2007 arbeitet Helga Sobotta ehrenamtlich bei der SOPHIA GmbH, einer Einrichtung für „soziale Personenbetreuung“, getragen von den Wohnungsbaugesellschaften degewo und Stadt & Land. Zweimal in der Woche macht Sobotta Innendienst. Dann klingelt sie bei den Damen und Herren an, die das SOPHIA-Service-Paket gebucht haben, für degewoMieter zum reduzierten Preis. Der Freiwilligendienst vermittelt Hilfen, unterstützt bei Arztgesprächen, erinnert an Termine, macht Hausbesuche, organisiert Aktionswochen und bietet einen Sicherheitsservice mithilfe elektronischer Überwachung und automatischem Notruf. Wer das gebucht hat, sendet über ein Funkarmband Daten an die Computer in der Zentrale, dort werden Aktivitätslevel und Gesundheitszustand permanent gecheckt. SOPHIA will alten und behinderten Menschen ermöglichen, möglichst lange in ihrer Wohnung zu bleiben. Ganz wichtig dabei: die soziale Unterstützung. Das Konzept hat Helga Sobotta überzeugt. Schließlich hat sie lange als Vorsteherin der Sozialkommission Marzahn Senioren betreut. Sie weiß, wie schnell es gehen kann, plötzlich allein zu sein, hilfsbedürftig, unsicher. Sie hat sogar mal in einem Seniorenwohnheim mit Hospiz gearbeitet. Danach hat sie sich gesagt: „Nee, Helga, wir müssen versuchen, Senioren so lange wie möglich zu Hause zu halten.“ Sobotta rückt ihre Brille zurecht. „Das Wichtigste ist, dass wir uns gegenseitig helfen.“ Hans Kühn kann das nur unterschreiben. Das Gemeinsame, der Zusammenhalt ist für ihn entscheidend im Wohnumfeld. Und das würde er nie gegen ein anderes tauschen. Er lacht. „Wir wollen alle hier sterben.“ Klingt seltsam, irgendwie. Aber es ist das wohl größte Kompliment, das man einer Hausgemeinschaft machen kann. Sie verstehen sich immer besser Wolfgang Clemens, Soziologe und Alternsforscher an der FU Berlin, über das Zusammenleben von Jung und Alt. Die Distanz zwischen den Generationen hat abgenommen. Von gegenseitiger Hilfe profitieren beide Seiten. »Wir müssen versuchen, viele Senioren solange wie möglich zu Hause zu halten.« [ INTERVIEW ] ANJA DILK Herr Clemens, die Menschen werden älter, die Familien kleiner. Wie verändert sich dadurch urbanes Wohnen? Wir beobachten verschiedene Stränge. Jüngere Familien, die noch vor Jahren ins Umland gegangen sind, ziehen wieder in die Innenstädte zurück. Ältere bleiben in der Regel in den alten Quartieren, es sei denn, sie wurden infolge von Modernisierungen umgesetzt. Gut betuchte, jüngere Kreise erobern gleichzeitig modernisierte Viertel zurück, in Berlin etwa Prenzlauer Berg, Wedding oder Kreuzberg. Helga Sobotta, ehrenamtliche Helferin bei SOPHIA dass sie sofort bereit war, im Urlaub Blumen zu gießen. Wacker: „Ich Auch Helga Sobotta hat oft mit Menschen zu habe gleich meinerseits Hilfe angeboten.“ tun, die fast eine Generation älter ist als sie. Menschen Renate Mühnig wollte anfangs keine Hilfe. „Ich kaufe lieber alleine Ende 80 zum Beispiel. „Dabei bin ich ja selbst schon Seein – ich brauche Zeit und meinen eigenen Rhythmus.“ Trotzdem ist niorin“, sagt die 65-Jährige. Sobotta streicht ihre Bluse die ehemalige Chemieingenieurin froh, eine so nette Freundin gefunglatt und klemmt sich hinter den geräumigen Schreibden zu haben. Für die Spaziergänge, die vielen Gespräche und zur Betisch hoch über den Dächern von Marzahn. Vor dem ruhigung – eine Herzoperation hat sie gerade hinter sich. Jutta Mühnig Fenster erstreckt sich ein Wald aus Plattenbauten, blau öffnet die Balkontür, die Sonnenstrahlen durchfluten die Ein-Zimmerund rot und gelb leuchten die Fassaden, es ist viel geWohnung, gegenüber der Turm der orthodoxen Kirche, dichte Bäume schehen in den vergangenen Jahren. Sobotta greift zum mit Vogelkolonien, leuchtende Geranien auf der Balkonbrüstung. ZurTelefon und wirft einen Blick auf die Computermonitozeit züchtet sie Gummibaumableger für Frau Ruhle. Schade nur, dass re. Rechts sieht sie sich selbst auf dem Screen, für die Visie ihren Enkel nicht mit der braun gelockten, strahlenden Auszubildeoverbindung direkt in die Wohnzimmer. Links kann denden hat verkuppeln können. Den Stress sie sich in die Datenbanken einklinken. Glauben Sie an einen der jungen Frau kann sie gut verstehen, Über 80 Senioren sind hier registriert, Krieg der Generationen? aufstehen um sechs in der Früh, den prallen auf einen Blick bekommt Sobotta InforJoballtag. Ruhle genießt ihr umtriebiges, mationen: Krankheiten, Familienstand, wissen es nicht 3% zum Bersten volles Leben, „ich brauche das Mitbewohner, Hobbys, gebuchte Dienstjetzt“, Mühnig „kennt es noch“ von früher: leistungen. „Hallo, Frau Müller, wie geht Ja 30 % die Kinder zur Krippe bringen, arbeiten, es Ihnen?“ Frau Müller fährt morgen in Nein abholen, Hausarbeit – Frauenalltag in der Urlaub. Ist sie schon aufgeregt? Hat sie 67 % DDR. Vielleicht sind es auch solch ähnliche ihre Tabletten dabei? Ach, renoviert wird Erfahrungen, die das Verhältnis der beiden bei ihr auch noch? „Sie wissen, dass Sie so vertraut machen – was spielt das Alter da nur anrufen brauchen, ich kann ihnen gerQuelle: TNS-Umfrage f 2008 für eine Rolle? ne eine Hilfe zum Reinigen organisieren.“ 16 stadtleben 4/2008 Foto: W. Clemens Grafik: KircherBurkhardt Infografik Die Generationenforschung hat dafür einen Begriff gefunden: „Innere Nähe bei äußerer Distanz“. Während früher Alt und Jung in Zwangsgemeinschaften zusammenlebten, können sie heute selbstbestimmter entscheiden, wie viel Nähe und Distanz sie möchten. Gut für das Gelingen eines harmonischen Miteinanders über die Generationen hinweg. Gibt es mehr Austausch zwischen den Generationen, gegenseitige Unterstützung? In der Regel leben die Generationen für sich. Die Älteren wollen in den eigenen vier Wänden bleiben, holen sich lieber Unterstützung von ambulanten Diensten, als ins Heim zu gehen. Gleichzeitig entstehen zunehmend Mehrgenerationenprojekte. Das Bewusstsein, dass wir uns in einer alternden Gesellschaft gegenseitig unterstützen müssen, steigt. Dabei geht es natürlich auch um Kosteneinsparung. Wenn sich die Menschen gegenseitig stützen, ist das billiger für die Gesellschaft und die Sozialsysteme. Allerdings: Mehrgenerationenwohnen ist immer noch die Ausnahme. Was haben Junge und Alte vom Zusammenwohnen? Beide Seiten haben sehr viel davon, sofern sie nicht in ein enges Korsett geschnürt werden. Die Älteren hüten Kinder, nehmen Termine wahr, die Berufstätige ins Schleudern bringen. Und sie unterstützen die Jüngeren materiell erheblich. Die Jüngeren revanchieren sich mit infrastruktureller Hilfe wie einkaufen oder unterstützen Ältere in technischen Angelegenheiten, etwa beim Computer. Hat sich das Verhältnis der Generationen zueinander geändert? Zahlreiche Studien der Generationenforschung zeigen, dass das Verhältnis der Generationen besser geworden ist. Seit der 68er-Bewegung hat sich unser Verständnis von Autorität gelockert. So gibt es weniger Distanz zwischen den Generationen. Zudem sind beide Seiten selbstbestimmter. Wenn Alt und Jung heute in einem Haus zusammenleben, haben sie in der Regel getrennte Lebensbereiche. Also sollten wir die Generationen enger zusammenbringen als bisher? Ja, eine urbane Durchmischung ist sehr wünschenswert. Aber man sollte keine übertriebenen Erwartungen haben. Nicht jede Generationenbeziehung ist automatisch gut. Oft sind die Interessen auch zu unterschiedlich, um in einem Wohnumfeld verbunden zu werden. Schließlich müssen nicht nur die Wohn-, sondern auch die Freizeitbedürfnisse zusammenpassen. Wir sollten also den Leuten das Zusammenwohnen schmackhaft machen, ihnen vor Augen führen, wie sie voneinander profitieren können. Als Angebotsstruktur, ohne Zwang. Gleichzeitig sollten wir Gelegenheiten zur Begegnung schaffen: Feste feiern, gemeinsame Grünflächen schaffen, die alle nutzen können. Jenseits der Generationengrenze: Sehen Sie den Trend zu mehr gegenseitiger Hilfe in der Stadt oder sind das vereinzelte Pflänzchen? Es gibt funktionierende Nachbarschaften. Auch das Bedürfnis nach Austausch und mehr Verbindlichkeit ist da. Allerdings ist die soziale Stadt in der Breite immer noch nicht gelungen, obwohl die Städtebauplanung Nachbarschaften schon seit Jahren zu fördern versucht. Was könnte dieses Miteinander noch unterstützen? Es sollte mehr räumliche Begegnungsmöglichkeiten für die Nachbarschaften geben. Gerade Wohnungsbaugesellschaften tun hier tatsächlich etwas und fördern so Stabilität und die Zufriedenheit in den Vierteln. Das ist eine Chance. 4/2008 stadtleben 17 WOHNEN UND LEBEN »Wenn ich meinem Sohn eine rohe Möhre in die Hand drücke, gibt er sie mir wieder zurück.« Christian Sweep, Koch und Vater S GUTEN APPETIT: Kindern schmeckt buntes Essen besser als braunes. Liegt es etwa daran, dass sie so gerne Nudeln in Tomatensauce essen? Gemüse ohne Gemecker GESUND ESSEN Kleine Kinder mögen weder Brokkoli noch Vollwertkost. Doch es gibt ein paar Tricks, wie man gesundes Essen auch Gemüsemuffeln schmackhaft machen kann. Fotos: Corbis/H. Benser, AWO-Gut Kemlitz [ TEXT ] HEIKE GLÄSER & KIRSTEN NIEMANN Beispiel, die „Apfelpiker“ werden vor dem Verzehr chon wieder Kohlrabi? Ich mag keinen Spinat und die Spiegelin einen Joghurt getunkt und sind beim Nachwuchs eier nur ohne das Gelbe!“ Besser Ketchup als gar kein Gemüse – besonders beliebt. das mögen sich manche Eltern insgeheim sagen und die KinderDas Geschmacksempfinden von Kindern ist anerziehung am Esstisch längst aufgegeben haben. Tatsächlich hat ders als bei Erwachsenen. Kindern fehlen die Pereine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung herspektive und die Kenntnis der Produkte und ihrer ausgefunden, dass Klein- und Schulkinder nur die Hälfte der empfohlenen Zubereitung. Essen findet auf dem Teller statt, ist Gemüsemenge essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schlägt Abenteuer und Entdeckungsreise zugleich. Auch fünf Portionen Obst und Gemüse vor. Doch wie kriegt man die hinein in viele Erwachsene mögen sich erinnern: Der große die kleinen Gemüsemuffel? Bruder aß gerne Fisch, die kleine Schwester mochte Vor allem muss das Essen für die Kleinen toll aussehen. „Wenn ich keinen Käse. Früher galt die Devise: Was auf dem meinem Sohn eine rohe Möhre in die Hand drücke, gibt er sie mir wieder Teller liegt, wird aufgegessen. Die Zeiten sind zum zurück“, sagt der alleinerziehende Vater Christian Sweep. „Das Auge isst Glück vorbei. Zu Hause zu kochen mag zwar etwas mit“, weiß der 34-jährige Berliner, der als Koch in einem Restaurant arbeiaufwendiger sein, als das Fertiggericht in die Miktet. Kinder mögen kein Durcheinander auf dem Teller: Halten Sie Beilagen, rowelle zu schieben, es ist aber auch preiswerter. Fleisch und Gemüse getrennt. Ein schön dekorierter Esstisch, an dem sich Denn gesunde Ernährung hat nichts mit einem die Familie regelmäßig zu den Mahlzeiten versammelt, macht Appetit. hohen Einkommen zu tun. Auch die Atmosphäre entscheidet, ob übers Essen gemeckert wird. Wenn er zu Hause kocht, probiert Sweep viel aus, um seinem 7-jährigen Sohn Abwechslung zu bieten. Manches schmeckt dem Kleinen, manches nicht. „Gesunde Ernährung ist WO KINDER GUT UND MIT SPASS ESSEN eben auch eine Frage des Geschmacks“, sagt für Schulklassen, Kindersafaris durchs Alois S. Eine Tapas-Bar in einfachem, Sweep, „und über den kann man bekanntBiosphärenreservat. aber gemütlichem Ambiente, bei dem lich nicht streiten.“ NABU-Informationszentrum Blumdie Erwachsenen ebenso auf ihre berger Mühle, 16278 Angermünde, Kosten kommen wie der Nachwuchs. Kindgerechtes Kochen ist spieleTelefon 03331 26040. Nov. bis Ende Dank der großen Terrasse und risch: Machen Sie das Gemüse für die KinMärz: Mo.–Fr. nach Anmeldung, angeschlossenem Spielplatz ist die deraugen unsichtbar: Tomatensauce isst Sa.+So. 10–16 Uhr Tapas-Bar ein idealer Ort für Familien. fast jedes Kind gerne. Wenn man pürierte Spezielle Kinderkarte. Zwiebeln, Zucchini oder Möhren darin verAWO-Gut Kemlitz Das AWO-Gut Senefelderstr. 18, Prenzlauer Berg, mengt, fällt das Gemüse gar nicht auf. Dazu Kemlitz ist eine Ferieneinrichtung der Telefon 030 44719680, Mo.–Fr. Arbeiterwohlfahrt für Kinder, Jugend18–2 Uhr, Sa. 13–2 Uhr, So. 10–2 Uhr servieren Sie dann Reis oder Nudeln. Auch liche, Familien, Vereine, Gruppen und Bratlinge und Kartoffelpuffer sind wunderEinzelpersonen. In den Feriencamps Rudimarie Hübsch eingerichtetes bare Verstecke für Gemüse. Welches Kind für verschiedene Altersgruppen wird Café mit guter Kuchenauswahl – und isst schon gerne Linseneintopf? In einem die richtige Mischung aus Entspanwohl dem schönsten Spielplatz NeuBurger verpackt werden Linsen gar zum nung, Bewegung und gutem Essen köllns vor der Nase. Die Eltern können Lieblingsgericht. TV-Spitzenkoch Ralf Zavermittelt. „Gut drauf“ heißt die spielein Ruhe ihren Kaffee trinken und dem cherl sieht das ähnlich. Kohlrabi oder Möhrische Aktion der Bundeszentrale für Nachwuchs beim Tollen zuschauen. ren sind zwar gesund, schmecken aber Kingesundheitliche Aufklärung. Weichselstr. 34, Neukölln, dern erfahrungsgemäß nicht sonderlich. „Im AWO-Gut Kemlitz/AWO KiJu-Hof Di.–Fr. 9–19 Uhr, Sa.+So. 10–20 Uhr Kartoffelpüree versteckt hingegen essen es Beeskow, Telefon 03341 311968 die Kleinen gerne. Eine bewährte Methode, Blumberger Mühle Natur pur im NABU-Zentrum: mit 21 Fischteichen auf um Kinder an gesunde Nahrung langsam heeiner 240 Hektar großen Fläche. Naranzuführen.“ Tiefgefrorenes enthält ebenso tur- und Umweltausstellungen, zwölf viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Frisches. Hektar gestaltete NaturerlebnislandVerweigert Ihr Kind sich dem Obst, versuschaft, begehbares Sumpfschildkröchen Sie es doch einfach mal als Eis: Weiche tenhabitat und Fischotterschauanlage. Obstsorten lassen sich gut pürieren und zu Zudem lockt eine große KinderspielEiswürfeln gefrieren. Lustige Eisformen gibt landschaft mit Wasserquelle und es auch im Handel. Irrgarten. Im hauseigenen Restaurant Untersuchungen haben gezeigt, dass werden regional-ökologische Speisen Schüler bei mundgerecht zubereitetem Obst geboten. Außerdem: Back- und oder Gemüse viel lieber mal zugreifen als bei Räucheraktionen, Themenführungen einem ganzen Stück. Gestiftelte Äpfel zum WOHNEN UND LEBEN WOHNEN UND LEBEN 2 Lebensraum Küche man auf eine große Speisetafel Wert legt, und das liegt voll im Trend, hat der ambitionierte Koch die ganze Küche für sich und gegessen wird im Wohnzimmer. Viel Platz als Arbeits- und Anrichtefläche und offene Borde für Töpfe. Dazu ein breiter Herd und die verschiedenen Geräte unterhalb der Arbeitsplatte. Statt Gas zum Kochen akzeptiert der Küchenprofi auch die ebenso schnellen und leistungsstarken Induktionskochfelder. Die Anordnung der Arbeitsstrecken folgt dem Arbeitsablauf – vorbereiten, kochen, anrichten, Abwasch. Oberflächen aus Edelstahl sind das bei Profis be- KOCHWELTEN Wie können typische 70er-Jahre-Küchen eingerichtet werden? Wir stellen Ihnen drei Vorschläge am Beispiel der Swinemünder Straße vor. [TEXT UND ZEICHNUNGEN] UWE VÖLCKER, ARCHITEKT UND INNENARCHITEKT D IN NEUEM GLANZ: Der Hofgarten ist eine Wohnanlage aus den 70er Jahren und wird gerade modernisiert. Sie bietet idealen Raum für junge Familien Arbeitsraum für den Profi: Wenn iesmal war ich im „Hofgarten“ in der Swinemünder Straße unterwegs – die Straße ist auf jedem Berliner Stadtplan als etwas Besonderes erkennbar. Das liegt daran, dass sie für den Autoverkehr gesperrt ist. Dadurch liegen die Wohnungen auf beiden Seiten quasi im Grünen, die Autos bleiben in der Tiefgarage, die derzeit saniert und neu übergrünt wird. Wegen seiner Citynähe und Wohnqualität wird der „Hofgarten“ im Brunnenviertel wohl bald zu den begehrteren Quartieren Berlins gehören. Den Aufbruch signalisiert auch die neue, auffällige Fassadengestaltung der degewo-Wohnbauten aus den 70ern mit kräftigen Rot- und Gelbtönen. Die Küche in der Musterwohnung hat einen zweckmäßigen, wenn auch mit 13 Quadratmetern nicht üppigen Grundrisszuschnitt. Es gibt ein raumbreites Fenster zur grünen Wohnstraße heraus. Sehr schön ist der Umstand, dass eine Tür einen möglichen Essplatz mit dem Wohnzimmer verbindet. Das eröffnet verschiedene, fast unendlich viele Möglichkeiten. vorzugte Material, weil sie robust und hygienisch sind. Dagegen tritt der Wohlfühl-Faktor in einer solchen Küche in den Hintergrund. Ein kleiner Sitzplatz kann trotzdem sein, kochen strengt an. Das Licht soll hell und tageslichtähnlich sein, schummerige Glühbirnenbeleuchtung mit einem hohen Rotanteil gehört hier nicht hin, eher Leuchtstoffröhren mit Tageslichtweiß. Warum? Das Fleisch in der Auslage beim Schlachter wird rötlich angestrahlt, damit es frischer aussieht, als es ist. So soll die Beleuchtung auch bei Tisch sein, damit alles appetitlich anzusehen ist. In der Küche dagegen muss man dafür sorgen, dass die Speisen tatsächlich halten, was sie bei Tisch versprechen und mindere Qualität muss zu erkennen sein! PROFI-KÜCHE: Statt eines Gasherdes nutzen ambitionierte Köche heute einen Induktionsherd DIE GEMÜTLICHE KÜCHE: Eine Sitzbank schließt den Kochenden nicht vom Familienleben aus. Die Rückseite der Küchenecke bietet zusätzlichen Stauraum 3 nerküche und die muss in erster Linie gut aussehen. So ist sie weniger darauf ausgelegt, dass eine ordentliche Paella bereitet werden kann. Die wird schon halbfertig gekauft oder – besser noch – außerhalb gegessen. Stattdessen wenden Gelegenheitsköche lieber mehr Zeit für die Gäste auf und zelebrieren das gemeinsame Essen als „Event“. Eine Küche, die dafür geeignet sein soll, wird immer aufgeräumt und edel wirken. Ein Gelegenheitskoch mit Stil würde eher mehr Geld in eine Ausstattung investieren, deren Optik ihm gefällt, als in teure Kochgeräte. Geräte und Teile der Arbeitsflächen verschwinden hinter Rollläden oder Schiebetüren. Doch Zweckmäßigkeit ist auch dem Gelegenheitskoch willkommen: In unserem Fall ist der Herd als Verlängerung des Esstisches ausgelegt. Der Backofen und die anderen Einbaugeräte sind nun im Hochschrank, in guter Sicht- oder Greif- 20 stadtleben 4/2008 dem Käufer suggerieren, der Platz in der Küchenecke würde ausgenutzt. Die oben erwähnte Variante nutzt jedoch den gesamten Raum aus. In diesem Vorschlag sind zudem zwei Hochschränke beiderseits der Tür geplant. Auf diese Weise wird der Raum optisch verkürzt. Einseitig angeordnete Hochschränke würden den Eindruck eines „Schlauches“ entstehen lassen. Dasselbe gilt für die von mir ungeliebten Hängeschränke. Foto: J. Rötzsch 1 Mit Sitzecke für die Familie: Viele Familien schätzen eine gemütliche Ecksitzbank in der Küche. Unter lieben Menschen rückt man gern zusammen, isst, trinkt, spielt gemeinsam Karten oder Brettspiele. Die Köchin oder der Koch kann in einer Küche mit Sitzecke am Familienleben teilhaben. Der Zugewinn der Sitzecke bedeutet natürlich Verlust an Stauraum, dem mit geeigneten Mitteln begegnet werden muss. Eine Möglichkeit ist die U-förmige Küchenstrecke mit hochklappbarer Arbeitsplatte als Durchgang zum Sitzbereich. Der in den Küchenecken entstehende Hohlraum sollte für Tischwäsche oder Gläser dienen und von der Sitzecke aus erreichbar sein. Es gibt zwar verschiedene Varianten von Kücheneckschränken mit Karussells und anderen abenteuerlichen Konstruktionen, die Für den Gelegenheitskoch mit Stil: Er mag eine Desig- höhe, eingebaut und verschwinden hinter einem Rollladen in Edelstahloptik. Ein abgehängtes Deckenelement über Tisch und Herd fasst die beiden Bereiche zusammen. Es beinhaltet Halogenstrahler und dient zugleich als Ablage für schöne Töpfe. Ein letzter Tipp, der für alle Küchen gilt: Lassen Sie sich im Küchenstudio keineswegs Plastikleisten als Verbindung zwischen Küchenwand und Arbeitsfläche aufschwatzen! Es gibt längst schöne Fliesenstreifen, die einfach in den Raum zwischen Schränke und Wand geklebt werden. DESIGNER-KÜCHE: Sie zeichnet sich durch hochwertige Materialien aus und lässt sich prima aufräumen – viele Gerätschaften braucht der Gelegenheitskoch gar nicht 4/2008 stadtleben 21 WOHNEN UND LEBEN R ATGEBER AUF DER SICHEREN SEITE SIE HABEN FRAGEN RUND UMS WOHNEN? Wir wollen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ob zu Themen wie Sicherheit im Haushalt, harmonisches Miteinander, Grünpflege oder Existenzgründungen: Fragen Sie einfach unsere Experten! DER DIREKTE DRAHT Was Sie bei einer Existenzgründung bedenken müssen Der Weg in die Selbsteinen Überblick über den ständigkeit kann eine „Förderdschungel“ zu beerfolgreiche Alternative kommen. Noch wichtiger zur Festanstellung sein. für den Existenzgründer Wenn Existenzgründer ist jedoch eine klare Anadie Gewerberäume zu lyse, wofür Kapital gegünstigen Konditionen braucht wird. Das betrifft mieten können wie beisowohl die Sachinvestispielsweise bei der detionen, wie für Baumaßgewo, ist das sehr hilf- Guido Wegner, nahmen, Betriebs- und Abteilungsleiter reich. Doch gibt es noch Geschäftseinrichtungen, Volksbank viele weitere Schritte, als auch die „weichen“, die gut durchgeplant sein wollen: laufenden Kosten. Dazu gehören Was ist das Besondere an Ihrer Gewerbemiete oder Lohnkosten. Geschäftsidee? Wie schätzen Sie All das wird in der Kapitalbedarfsdie Situation in der Branche ein? planung erfasst. Schließlich darf Gegen welche Wettbewerber nie vergessen werden: Das Unmüssen Sie sich durchsetzen? ternehmen muss immer liquide Das sind die Fragen, die Sie zubleiben! Manchmal sind Engpäsnächst klären müssen. se zu überbrücken zwischen einAm Anfang kostet ein Unternehgehenden Geldern und den eigemen – egal wie groß – immer nen finanziellen Verpflichtungen. Geld. Daher ein paar Worte zur All dies sollen Existenzgründer im Finanzierung. Rahmen der Liquiditätsplanung Für die Finanzierung stehen eine berücksichtigen. Reihe Fördermöglichkeiten zur Natürlich will jeder Unternehmer Auswahl: Neben einem Darlehen wissen, ob sich seine Geschäftstäder Kreditanstalt für Wiederauftigkeit lohnt – das zeigt eine Renbau (KfW) und der Landesbanken tabilitätsplanung. Der Erfolg eines (IBB und ILB) können Zuschüsse Unternehmens hängt wesentlich und Zulagen für Investitionen sodavon ab, wie gut die Geschäftswie Zuschüsse aus Arbeitsmarktidee ausgereift ist. Grundsätzlich programmen und für Beratungsgilt: Je plausibler ein Jungunterleistungen beantragt werden. Für nehmer sein Geschäftsprinzip der eine Sicherung der Finanzierung Bank erklären kann, je mehr Infordurch Haftungsfreistellung gemationen eine Bank über das Vorgenüber der Hausbank stehen haben hat, desto effizienter kann regionale Bürgschaftsbanken sie bei der Umsetzung helfen. zur Verfügung. So unterstützen die Kammern und verschiedene Schreiben Sie uns: Guido WegInstitutionen bei der konzeptiner, Abteilungsleitung Volksonellen Ausarbeitung der Exibank, Fasanenstraße 85, 10623 stenzgründung. Auch unser Berlin, Telefon 030 3063-1315, Expertenteam hilft gerne dabei, Fax 030 3063-2211 22 stadtleben 4/2008 Kerzen schaffen Atmosphäre – aber Vorsicht! Seien Sie achtsam mit brennenden Kerzen, vor allem, wenn sie damit Tannengrün und Adventskränze dekorieren: Getrocknete Tannenzweige sind der reinste Zunder. Kerzen sollten stets in einem feuerfesten Ständer und gerade aufgestellt werden, sodass sie nicht versehentlich umgestoßen werden können. Lassen Sie die Kerzen nie ohne Aufsicht abbrennen! Löschen Sie sie rechtzeitig, bevor sie ganz heruntergebrannt sind. Natürlich mag es gemütlich sein, bei Kerzenschein Geschenke einzupacken, doch das Hantieren mit Papier vor Flammen ist nicht zu empfehlen. Genauso wenig gehören Kerzen in die Nähe von Vorhängen und anderen leicht entflammbaren Stoffen. Ein Luftzug genügt – und sie fangen Feuer. Schlichten statt richten – der Schiedsmann verhilft zu einer friedlichen Nachbarschaft Gehölzschnitt muss sein – für die neuen Triebe Manche Mieter möchten wissen, wann und warum die degewo die Gehölze in den Grünanlagen schneiden lässt. Der Schnitt gehört in der Tat zu den wichtigsten Gartenpflegearbeiten. Wird er vernachlässigt oder falsch ausgeführt, verwildern viele Gehölze. Sie nehmen zu viel Platz ein, unterdrücken andere Pflanzen oder wirken ungepflegt. Aus Gründen des Vogelschutzes sind diese Maßnahmen nicht immer erlaubt: So schneidet man – der Gesetzgeber schreibt es so vor – nur im Winter und bis zum 28. Februar. Bei Frühjahrs- und Frühsommerblühern lichtet man alle 2 bis 4 Jahre aus. Dazu werden die ältesten und blühfaulen Zweige entfernt, um Platz für Neutriebe zu schaffen. Foto: Volksbank Illustration: KircherBurkhardt Infografik Die degewo unterstützt mit ihrer Gewerbeoffensive „Start? Klar!“ vor allem Existenzgründer Als Schiedsmann kann man was erleben! Gemessen an der Zahl der Anwohner gibt es jedoch nur wenige Streitfälle. Die meisten Menschen finden offenbar bei sich anbahnenden Streitigkeiten das Gespräch und lassen es gar nicht erst zum Zoff kommen. Aber leider nicht immer: Ob in der Nachbarschaft, unter Arbeitskollegen, ja selbst in der Ehe – manchmal wird eben nicht miteinander geredet, werden Schuldzuweisungen ausgesprochen, wenn nicht gar Beleidigungen. Oft geht es dann gar nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung, sondern ums Rechthaben, oder die Ursache des Streits liegt viel tiefer. Da kann es passieren, dass einer gegenüber dem anderen behauptet, er hätte seinen Maschendrahtzaun deshalb so schräg gesetzt, damit bei Regen die Wassertropfen auf sein Grundstück fallen. Tatsache! Das sind aber Ausnahmen. Ich habe mich in der Großsiedlung Marzahn hauptsächlich mit Nachbarschaftslärm auseinanderzusetzen, im Siedlungsgebiet reicht die Palette vom Baumüberhang bis zu Grenzstreitigkeiten. Was ist nun das Besondere bei einer Schlichtungsverhandlung vor einer Schiedsperson? Ein Bürger ruft an und bittet mich als den ehrenamtlichen Schiedsmann um Hilfe. Ich weise auf das Prozedere hin: Die Klärung des Falles erfolgt ohne Öffentlichkeit, auch dürfen sich die Beteiligten nicht vertreten lassen. Doch einen Beistand können sie mitbringen. Ganz wichtig: Die Beteiligten sind nicht Kläger und Beklagter, sondern gleichberechtigt. Die Kosten werden nach der Verhandlung bezahlt (20 Euro bei einer Einigung, 10 Euro bei Erfolglosigkeit). Meistens wird der Kontakt zu mir durch die degewo hergestellt. Das macht sich sehr gut. Von dort bekomme ich nicht nur die notwendigen Informationen, son- dern auch Unterstützung. Ich rufe den Antragsgegner an und frage, wie er die Ladung zum Termin und den Antrag des Antragstellers zugestellt haben möchte. Die Antwort in der Regel: durch mich persönlich. Die Verhandlung läuft so ab: Belehrung, Begründung des Antrags und der Forderungen durch den Antragsteller. Beide Seiten legen ihre Sichtweise dar. Ziel ist immer die Einigung, die so konkret wie möglich gefasst sein soll. Ich bringe gern einen „Riegel“ ein: Wer sich nicht an diese Einigung hält, der hat an das DRK, das Tierhilfswerk oder eine andere Organisation 150 Euro zu zahlen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn zwei aus meiner Wohnung gehen, nicht freundschaftlich – aber miteinander redend. Autor: Bodo Lützenberg, Schiedsmann in Marzahn. Informationen zum Schiedsverfahren und Kontakt zu Schiedspersonen bei den Bezirksämtern und unter www.berlin.de 4/2008 stadtleben 23 BERLINER ANSICHTEN IDYLLE IM HINTERHOF: Auf Entdeckungstour mit Kathrin Schade im Quartier zwischen Koloniestraße, Soldiner Straße und Prinzenallee k an der Panke. Im GEGENSÄTZLICHES: Erholungspar Weine und Kaffee ine, Kam es gibt “ Laden „Kamine & Wein G Verborgene Welten DER SOLDINER KIEZ IM WEDDING wird von immer mehr jungen Menschen erobert. So zog vor zwei Jahren die Studentin Kathrin Schade in diesen Stadtteil. Sie zeigt uns Orte jenseits der Gründerzeitfassaden, die der Flaneur hier nie vermuten würde. [ TEXT ] KIRSTEN NIEMANN [FOTOS ] PABLO CASTAGNOLA 24 stadtleben 4/2008 emächlich windet sich die Panke zwischen Wiesen und Weiden. Auf der Bank am Ufer sitzt Kathrin Schade und reckt ihr hübsches, blasses Gesicht in die warme Herbstsonne. Der grüne Flecken zwischen Soldiner und Koloniestraße gehört zu den liebsten Orten der Studentin: Hier liegt sie im Sommer mit ihrem iPod und einem Stapel Büchern im Gras und denkt gar nicht daran, dass sie in einem der rauesten Bezirke der Stadt lebt. Vor zwei Jahren war sie von Bremen in diese Nachbarschaft gezogen – größer kann der Kontrast kaum sein. Der Soldiner Kiez im Osten vom Wedding ist ursprünglich ein Arbeiterbezirk, in dem jedoch heute kaum noch Arbeiter wohnen. NEUES LEBEN IN DER ALTEN FABRIK: Das Labyrinth Kindermuseum ist stadtbekannt »Ich fand es hier schon immer schön: Man muss die schönen Orte in diesem Kiez nur finden wollen.« Etwa 70 Prozent der Kinder unter 15 Jahren leben dort in Familien, die Hartz IV beziehen. Die Erhebung für den Berliner Sozialatlas hält weitere unangenehme Zahlen bereit: Der Soldiner Kiez sei derjenige mit der geringsten Lebensqualität, heißt es. Ein ständiges Kommen und Gehen, wobei immer mehr Arbeitslose kommen und immer mehr Familien mit Kindern gehen. Kathrin, die an der Alice Salomon Hochschule in Hellersdorf „Soziale Arbeit“ studiert, zog in den Stadtteil, weil hier die Mieten noch vernünftig sind. Hier sind viele Dinge möglich, für die andere Innenstadtbezirke längst zu eng geworden sind. „Man muss die schönen Orte nur finden wollen“, sagt Kathrin. Sie bewohnt zusammen mit ihrer Schwester eine tolle Wohnung mit hohen Räumen in einem sanierten Altbau. Sie fühlt sich gut, wenn sie abends von der Uni nach Hause kommt, in die Biesentaler Straße, wo sieben Häuser unter Denkmalschutz stehen. Eine Ecke weiter herrscht das laute Treiben an der Badstraße, durch die ein Hauch Istanbul weht: Türkische Händler türmen ihr blank poliertes Gemüse vor den Läden. Aus einem Friseurladen tönt orientalische Musik. Verstohlen werfen wir einen Blick hinein, hier lassen sich nur Männer pflegen. Der Wedding ist Menschen aus 70 Nationen zur Heimat geworden – längst nicht alle sind muslimischen Glaubens. Man sieht sie am Sonntag, wenn sie in die katholische Stephanuskirche an der Prinzenallee strömen. Darunter viele Afrikaner, aber auch Menschen aus Südamerika und Osteuropa. Der Gottesdienst „House of Prayer“ wird hier in englischer Sprache gehalten. Im Dezember zur Vorweihnachtszeit initiiert die Kirche den „Lebendigen Adventskalender“. Nach dem Motto „In 24 Tagen um die Welt“ gibt es täglich eine Veranstaltung vor einem jeweils anderem kulturellen Hintergrund – von lesen und Plätzchen backen bis zu Tanz, Musik und Gottesdienst. 4/2008 stadtleben 25 BERLINER ANSICHTEN BERLINER ANSICHTEN PRINZENALLEE: Hinter den meisten Fassaden erwarten den interessierten Spaziergänger große Höfe und Gärten EIN BUMMEL DURCH DEN KIEZ WEDDING Kultur und Bio im Hinterhof, soziale Projekte und ein Gottesdienst in englischer Sprache für Menschen aus aller Welt – all das macht das Viertel so bunt und liebenswert. WOHNEN IM SOLDINER KIEZ Das Quartier zwischen Soldiner, Osloer und Koloniestraße wird geprägt durch die zahlreichen Gründerzeithäuser aus der Zeit um 1900. Es gibt Raum für unterschiedliche Wohnansprüche: sanierte und unsanierte Häuser mit 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen für Singles, Wohngemeinschaften und Familien. Viele Studenten entdeckten den Kiez durch die degewo-Aktion „2 Semester halbe Miete“. Sie schätzen die citynahe Lage und das Leben in der bunt gemischten Mieterschaft. Im Soldiner Kiez gibt es zudem viele idyllische Wohnlagen mit grünen Höfen und Gärten. Freie Wohnungen unter www.degewo.de oder bei [email protected], Brunnenstr. 128, Telefon 030 26485-2399 26 stadtleben 4/2008 sich Plätze, die man nicht zufällig findet. Kathrin führt uns nach Togo. Das Restaurant „Relais de Savanne“ mit seinen großen Fenstern zur Prinzenallee birgt ein Geheimnis. Chefin ist Assibi Wartenberg. Sie kommt ursprünglich aus Togo und lädt regelmäßig zum Deutsch-Togoischen Freundeskreis. Dann zieht sie mit ihren Gästen in einen hundert Jahre alten Ballsaal im Hinterhof. Den Glaskasten – er heißt so wegen seines gläsernen Eingangsbereichs – kann man für Veranstaltungen mieten. Wenn Assibi kommt, wird afrikanische Musik gespielt und es riecht nach Huhn in Erdnusssoße und Bananen. Eine bunte Welt verbirgt sich auch hinter der Toreinfahrt der Nummer 58. Jemand hat im Hof Bänke aufgestellt, einen Basketballkorb und einen alten Bauwagen, der mit Graffiti verschönert wurde. Spuren alternativer Jugendkultur, die sich hier Platz geschaffen hat. Einen Hof weiter wartet die nächste Überraschung: Ein Bioladen wehrt sich standhaft gegen die Konkurrenz der Billigsupermärkte. „Wir sind wieder da!“ steht auf einer Schiefertafel, darunter die Angebote der Woche. Drinnen duftet es nach Kräutern und frischem Brot. „Es gibt hier immer mehr Studenten, die Wert auf gesundes Essen le- »Hier ist immer was los. Ich mag das bunte Treiben in unserem Viertel.« Osloer Str. 17, 13359 Berlin, Telefon 030 3251-4543, Kontakt Holger Rasche. www.christiania.de KAMINE & WEIN Weil das Ofengeschäft nicht zu jeder Jahreszeit brummt, verband der Inhaber Heiko Schmidt seine Affinität zu schönen Kaminen mit der Liebe zu gutem Wein. Der Ofengastronom, der seinen Wein und Kaffee übrigens Ste rns tr. Panke Wilhe lm-Ku hr-Str . iest r. Provinzstr. Wo llan kst r. Ho lzst r. Kol on r. St. Elisabeth Kirchhof II Sold in er S tr. 6 Prinzenallee 33, 13359 Berlin, Telefon 030 49307919, Di.–So. ab 11 Uhr. www.relais-de-savanne.de STEPHANUSKIRCHE Die Kirche bündelt eine ganze Reihe verschiedener Veranstaltungen. Jeden Sonntag nach dem normalen Gottesdienst lädt das Bethaus die internationale Gemeinde zum House of Prayer. Ab dem 29. November startet der Lebendige Adventskalender bis Weihnachten sein interkulturelles Programm mit Basar und kulturellen Veranstaltungen. 4 Osloer Str. 2 llee RELAIS DE SAVANNE Ein Stück Afrika im Wedding: bunte Bilder an weiß getünchten Wänden, der Duft von Huhn an Erdnusssauce und anderen Spezialitäten. Das Lokal ist vielen der 2.500 Afrikanern im Kiez ein zweites Wohnzimmer geworden. 3 7 5 Bies enta ler S tr. 1 Fre ienw alde r St r. gen“, sagt Inhaberin Katrin Paul. Mit den Studenten kam Kultur in den Stadtteil. Im Jahr 2001 ermöglichte die degewo die „Kolonie Wedding“: Unvermietete Ladengeschäfte rund um die Koloniestraße werden zum Selbstkostenpreis an junge Künstler vergeben. Diese nutzen die Räume als Atelier und laden einmal im Monat zur Vernissage. „Da ist immer viel los“, sagt Kathrin, die dort oft zu Gast ist. Wie eine Kathedrale aus Backstein ragt das Bewag-Gebäude in die Höhe. Unten hat der Clown Herr Balzer sein Atelier. Im ersten Stock arbeiten Fotografen. Weiter oben haben sich Designer niedergelassen. Holger Rasche war einmal Sozialarbeiter und ist Initiator dieses Projektes. Irgendwann stand dieses Gebäude leer und Rasche fand, es sei der richtige Ort für Kunst und Kultur. „Ich glaube an diesen Stadtteil“, sagt er. Das tun inzwischen immer mehr Menschen, die hier gerne leben. 250m Bio im Hinterhof Soldiner Str. 21, 13359 Berlin, Telefon 030 4652780, offene Kirche jeden Do. 12–16 Uhr Abissi Wartenberg Grafik: KircherBurkhardt Infografik Hinter vielen Fassaden verstecken CHRISTIANIA E. V. Wo einst Turbinen standen, arbeiten heute kreative Unternehmer, unter anderem aus den Branchen Musik, Design und Fotografie. Im alten Umspannwerk der Bewag bilden die Freiberufler Netzwerke und werden als kreatives Potenzial des Bezirks wahrgenommen. line r St zen a r Zec h Pan ke Osloer Straße 12, 13359 Berlin, Telefon 030 8009311-50, Fr.–Sa. 13–18, So. 11–18 Uhr, in den Ferien. www.labyrinth-kindermuseum.de Pankebecken Str. GUTE LAUNE IM WEDDING: Ein Be bei Herrn Balzer such im Clownsate lie Prinzenallee 58, 13359 Berlin, Telefon 030 46065381, Mo.+Fr. 9–18 Uhr, Mi.+Sa. 10–13 Uhr, Di.+Do. geschlossen ba h Wollankstr. Ka tte ga Go tst tts r. ch alk str. Drontheimer LABYRINTH KINDERMUSEUM Bahn frei für Schauspieler! – so heißt die aktuelle Ausstellung, die noch bis Mai 2009 läuft. An zehn Stationen können die Kleinen spielerisch lernen, sie schlüpfen in andere Rollen und verkleiden sich gegenseitig. SCHÖNE MÖBEL: In der Restaurierungswerkstatt Most werden aus alten Schränken Schmuckstücke BIOLADEN IM HINTERHOF Immer mehr junge Familien, Studenten und Bewohner der Nachbarschaft haben diesen kleinen Laden entdeckt: Er befindet sich versteckt in einer ehemaligen Motorradwerkstatt im zweiten Hinterhof. Die Ware bezieht die Inhaberin von kleinen Biohöfen aus dem Berliner Umland. Kü No rd 8 tr. Prinzenallee 58, 13359 Berlin, Telefon 030 39828234, geöffnet Mo.–Sa. von 14–21 Uhr ns . str nn ma e hn r. st lze hu Sc im Blaumann ausschenkt, zählt zum Dunstkreis der Kolonie Wedding. Prin Kindermuseum Labyrinth TUPAC AMARU Das Tupac Amaru gehört zur Künstlerkolonie Wedding und ist Ausstellungsort und Bar zugleich. Ziel der Veranstalter ist es, die lokale Kultur zu fördern und internationale Künstler in den Kiez zu bringen. Hier starten an jedem letzten Freitag im Monat die Galerierundgänge. Prinzenallee 38, 13359 Berlin, geöffnet täglich ab 18 Uhr. www.kolonie-wedding.de RESTAURIERUNGSWERKSTATT Kunden aus allen Berliner Bezirken schätzen Friedhelm Mosts Geschick im Umgang mit alten Möbeln. Als Psychologe und Therapeut bindet er psychisch Kranke ein in seine Restaurierungsarbeit. Das hilft den Betroffenen dabei, einen neuen Zugang zu ihrem Alltag zu finden. Nordbahnstr. 17, 13359 Berlin, Telefon 030 4428966, geöffnet Mo.–Fr. 9–17 Uhr 4/2008 stadtleben 27 IN GUTER GESELLSCHAFT SO GEHT DER TRIATHLON: Der Wettkampf beginnt mit Schwimmen. Nach einer Zwei-KilometerRadtour laufen die Schüler 500 Meter ANFEUERN: Mit Jubel und Applaus aus dem Publikum lassen sich die jungen Sportler zu Höchstleistungen motivieren RADFAHREN: Luke radelt als Erster ins Ziel. Sportlehrer Winkler spendet aufmunternde Worte. Livia war das schnellste Mädchen Mehr Sport für Kinder KINDER BRAUCHEN BEWEGUNG UND AKTION Das weckt Teamgeist, macht selbstbewusst und stark. Mitmachen ist kein Luxus: Die degewo veranstaltete zum zweiten Mal einen Schülertriathlon für mehr als 700 Kinder. Die Aktion „Kids in die Sportklubs“ unterstützt bei Betreuungskosten. [TEXT] MICHAEL PÖPPL 28 stadtleben 4/2008 Trikots ablegen können, bevor es in die Schwimmhalle geht. Immer dabei ist Roland Winkler, Sportlehrer der Dritt- und Viertklässler von der LisaTetzner-Grundschule, die in ihren Badesachen am Startbereich stehen und sich warm hüpfen. „Ihr schafft das alle!“ Seit 1977 ist er Lehrer, seit fünf Jahren an der Buckower Grundschule im Hasenhegerweg. „Triathlon ist für die Kinder gut, das sind die drei grundlegenden Ausdauersportarten: Schwimmen, Radfahren, Laufen.“ Winkler muss es wissen: Er läuft seit 30 Jahren Marathon. Der 61-Jährige, den man deutlich jünger schätzen würde, ist mit Leib und Seele Sportlehrer. Doch Schulsport alleine genügt nicht, sagt er: „Es ist für Kinder ganz wichtig, dass sie auch außerhalb der Schule körperlich aktiv sind.“ Eine aktuelle Untersuchung über den Gesundheitszustand der Berliner Schüler bestätigt das. Kinder sollten sich täglich mindestens eine Stunde bewegen. Doch nur ein Drittel aller Schüler treibt LOGENPLÄTZE: Die ganze Familie ist dabei – die Sportler wollen ja angefeuert werden Fotos: J. Röder/Ostkreuz (3), C. Bach (2) L uke Zimmermann kann es kaum erwarten: Der Neunjährige vom Team „Die fantastischen Drei“ steht mit dem Fahrrad ganz vorn am Wechselbereich. Dort soll in wenigen Minuten der degewo-Schülertriathlon beginnen. Luke ist einer von knapp 700 Teilnehmern im degewo-Stadion an der Lipschitzallee in Neukölln. Einige Meter weiter fiebert auch die ebenfalls neunjährige Livia Markwart auf den Beginn. „Die Wilden Hühner“ heißt ihr Dreierteam. Das sportliche Programm, das die Schüler und Schülerinnen an diesem Morgen erwartet, ist anspruchsvoll: Die Kinder sollen zuerst 50 Meter schwimmen, dann 2.000 Meter Rad fahren. Zu guter Letzt führt der 500-MeterLauf ins Ziel des Stadions, wo schon die Eltern, Freunde und Lehrer gespannt warten. Endlich geht die Absperrung auf, ehrenamtliche Helfer des Triathlons zeigen den Kids, wo sie ihre Fahrräder abstellen, die Schuhe und regelmäßig in der Freizeit Sport. Das hat langfristig nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Fitness; fast ein Viertel der 11- bis 15-Jährigen klagt bereits über psychosomatische Beschwerden, die zu schweren Erkrankungen führen können. Vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien, die Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe beziehen und junge Migranten gehen eher selten in die Sportvereine. Die Hemmschwelle ist oft hoch, meist ist kein Geld da für Beiträge und Aufnahmegebühren. Dem will die neue Initiative „Kids in die Sportklubs“ abhelfen. Das Mitmachen in den Vereinen darf kein Luxus sein, meint die Sportjugend Berlin. In Zusammenarbeit mit den Senatsverwaltungen, dem Europäischen Sozialfonds, der degewo und weiteren Organisationen will sie dafür sorgen, dass die Mitgliedsbeiträge für bedürftige Kinder bezahlt werden, wenn die Sportvereine im Gegenzug auf Aufnahmegebühren verzichten. Vor dem Stadion erklingt die Starthupe, alle Kinder laufen in die Schwimmhalle, wo sie ihre erste Disziplin absolvieren und einmal die 50-Meter-Bahn durchqueren. Danach geht es laufend zurück in den Startbereich. Luke ist der Erste im Wechselbereich, jetzt heißt es schnell abtrocknen, das blaue Trikot mit der Startnummer überstreifen und ab aufs Fahrrad. Livia kommt als Dritte aus der Halle, beim Trikotwechsel verheddert sie sich in der Startnummer und verliert wertvolle Sekunden. Ihre Eltern stehen auf der anderen Seite der Absperrung und feuern sie an. „Ohne das Engagement der Eltern wäre es sehr schwer“, erzählt Lehrer Roland Winkler, der seine Schüler an der Strecke anspornt. „Im Verein muss man schon auch mal am Wochenende zu Wettkämpfen fahren, die Kinder abholen oder für die Verpflegung sorgen.“ Papa Peter Markwart läuft die Radstrecke lang, die Kamera immer in der Hand, und fotografiert Livias Spurt. Sie holt auf. „Natürlich ist Sport wichtig für Kinder“, sagt er, „er gibt ihnen Selbstvertrauen.“ Seine Frau ergänzt: „Gerade beim Mannschaftssport lernen Kinder in der Gruppe zusammenzuhalten, das stärkt schon früh ihr Sozialverhalten.“ Inzwischen ist Luke als Erster angekommen, seine Eltern jubeln mit ihm. Lutz und Daniela Zimmermann sind stolz auf Luke, die Leichtathletik ist sein Hobby. „Natürlich kostet das Zeit am Wochenende, wenn Wettkämpfe sind. Aber Luke hat so viel Spaß daran und es ist ein Ausgleich für ihn neben der Schule“, sagt seine Mutter. Auf Platz drei läuft Livia durchs Ziel und ärgert sich ein bisschen, dass sie beim Umziehen zu Mach viel Zeit verloren hat. Doch Mama, KIDS IN DIE KLUBS mit! Papa und Roland Winkler trösten Die Aktion will Kindern und sie, sie war das schnellste Mädchen. Jugendlichen von 6 bis 18 „Dass die Kinder überhaupt mitJahren, deren Erziehungsbemachen und Spaß dabei haben, das rechtigte öffentliche Unterstütist das Wichtigste“, sagt Sportlehrer zungsleistungen empfangen, Winkler. den Eintritt in Sportklubs Er weiß nicht nur, wie man andeermöglichen. Wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann – re motiviert. Sein persönlicher Trimit dem Berlin-Ticket S – beumph: Er qualifizierte sich in seiner kommt die Mitgliedsbeiträge Altersklasse für den Ironman-Wetterlassen. Beteiligen können bewerb auf Hawaii: 3,8 Kilometer sich Sportklubs, die einem Schwimmen im Pazifik, 180 KilomeSportfachverband angehören, ter Radfahren, 42,2 Kilometer Lauder Mitglied im Landessportfen – das alles bei glühender Hitze. bund Berlin e. V. ist. Es wird ein harter Wettkampf, aber Infos unter www.lsb-berlin.de Roland Winkler freut sich schon. 4/2008 stadtleben 29 STADTGESCHICHTE UNTERHALTUNG Berliner Bühnenhaus multipliziert mit Stadt bei Berlin vertraut Abkürzung: Sportclub kriechendes Reptil Bau SchallSportreflexio- Wind am auf der ereignis MuseumsGardasee nen (kurz) insel Beziehung Berliner Leben von Frank Norbert Beyer 4 schaumige Süßspeise amerikanische Viehfarm österreichischer Komponist landessprachlich: Estland hochbetagt Ortsteil im Bezirk Spandau unbeugbar fest sowieso 5 6 alter Frauenname indischer Bundesstaat spanisch: Sonne Berliner Kabarettist († 1989) lateinisch: ich Pflanzen mit Brennhaaren Berliner zur Kinder- u. Einigung Jugendkommen theater Hygieneartikel Laubbaum, Rüster Nebenfluss der Havel kenntnisreich [ TEXT ] KIRSTEN NIEMANN W er die Remise in Pankow nicht kennt, der läuft erst einmal an ihr vorbei. Versteckt liegt sie hinter den großen Mietskasernen der Jahrhundertwende, welche die Breite Straße säumen. Auch von der anderen Seite, aus der Pankgrafenstraße kommend, ist sie nur mit Mühe zu entdecken, hinter den modernen Wohnblöcken, die die degewo in den 90er Jahren in ihrer Nachbarschaft bauen ließ. Dabei wird die Bezeichnung „Remise“ jedoch täuschen: Das Wort leitet sich aus dem Französischen „remettre“ ab, was so viel heißt wie „wieder hinstellen“ oder „versorgen“. Demnach ist eine Remise eigentlich ein Wirtschaftsgebäude. In Berlin ist sie seit dem 19. Jahrhundert ein eigener Bautyp, der sich stets am hinteren Teil eines Mietshausgrundstücks befindet. In der Regel ein ein- bis zweigeschossiges Hofgebäude, das oft als Schuppen verwendet wurde, als Werkstatt oder Garage. So könnte auch dieses Gebäude einmal als Marstall, also als Pferdestall, genutzt worden sein. Aus heutiger Sicht mag man sich für dieses Bauwerk eine derart profane Bestimmung kaum vorstellen. Wie ein kleiner Tempel sieht die Remise aus: ein symmetrischer, klar gegliederter Baukörper mit flachem Satteldach und Giebel in der Tradition des Klassizismus. Ein ideales Gebäude, um Kunst in ihm unterzubringen, fanden schließlich auch der Bezirk und die degewo, die die Remise im Jahr 1996 im Zuge der anderen Baumaßnahmen an der Pankgrafenstraße sanieren ließ. Seitdem stellen hier anerkannte Berliner Künstler aus. 30 stadtleben 4/2008 VOR DER SANIERUNG Im Jahr 1933 ließ der damalige Besitzer Wohnhaus und Stallungen abreißen. Alleine die Remise blieb erhallten, verfiel jedoch zunehmend. Bis 1996 wurde das Gebäude als Schmiede genutzt, das Gelände als Kohlenhof. degewo-Galerie Remise, Pankgrafenstr. 1, 13187 Berlin-Pankow, geöffnet Di.–Fr. von 12–18 Uhr französisch: König Dichter 2 große Meeresbucht Raum im Krankenhaus in Ordnung Ausruf des Erstaunens europ. Weltraumagentur Berliner Eisbär 1 Berliner Regierung Elendsviertel (Plural) Berliner Architekt († 1969) Körperglied irische Rebellenarmee 3 Ausstrahlung Vaterland 1 RM067930 2 3 4 5 6 GEWINNEN SIE EINEN MONAT MIETFREI*! Fotos: U. Rau, degewo Grafik: RätselManufaktur GmbH; Sudoku: Rätsel-Witte Ein Tempelchen für die Kunst Über die Entstehungszeit des Gebäudes herrscht Uneinigkeit. Möglicherweise ist es Teil der herrschaftlichen Anlage aus einem Wohnhaus mit Seiten- und Stallgebäuden, die die Pankower Bankiersfamilie Splittgerber Ende des 18. Jahrhunderts errichten ließ. Damals waren die Marställe tatsächlich oft repräsentative Bauten. In dem Fall wäre eine Entstehungszeit um 1780 wahrscheinlich – bereits 1794 ging das Grundstück an den nächsten Besitzer über, den preußischen Kammerherrn de Verdy du Vernois. Der Eintrag einer Bauakte des Landesdenkmalamtes aus dem Jahr 1855 legt jedoch eine andere Lesart nahe: Demnach ließ der Kaufmann Eduard Reissner hier eine Orangerie bauen. Die großen Fenster an Ost- und Westseite der Remise – die übrigens später verkleinert wurden – würden diese Annahme unterstützen. So oder so erinnert das Gebäude an glanzvollere Zeiten. Doch die Pankower und ihre Gäste schätzen sich glücklich darüber, dass dieses Kleinod klassizistischer Architektur heute wieder eine schöne Bestimmung hat: Sie ist eine Begegnungsstätte für Kunstliebhaber. niederländischer Fluss Fluss durch Straßburg chem. Zeichen für Brom SPUREN SCHÖNER ARCHITEKTUR Wonnemonat DER HAUPTGEWINN ist zum Greifen nahe! Lösen Sie einfach das oben stehende Kreuzworträtsel und fügen Sie die Lösungsbuchstaben in der richtigen Reihenfolge zusammen. U B Schreiben Sie uns und nennen Sie uns M O A B I T O S A K A O E S E P A N K OW das Lösungswort. Bitte vergessen Sie E B O OM I R R E N dabei nicht, Ihre vollständige Adresse P A T E I G E und den Namen zu vermerken. Mit Z O R R O D E D E etwas Glück wohnen Sie schon bald eiO E D T O R E B R U D E R E L T O P nen Monat lang mietfrei! (* eine Kaltmiete) O E M G E I G E degewo D A H L E M E E N Marketing/ I A N G E L R U T E Unternehmenskommunikation S T R I C K I P C H I C A N N A Stichwort: Kreuzworträtsel S C H I N K E L R E Potsdamer Straße 60 E N T K U E S S E N 10785 Berlin Lösung Heft 03/2008 oder per E-Mail an: [email protected] Lösungswort: Picknick Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2008. Der Gewinner wird in der nächsten Ausgabe bekannt gegeben. Im letzten Heft gewonnen hat Horst Friedrich aus Neukölln. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 200804 1 4 5 6 3 1 7 5 4 3 8 3 4 5 5 6 3 8 9 4 9 5 2 4 3 1 2 6 3 4 5 7 5 8 6 3 9 2 SUDOKU Das japanische Zahlenspiel geht ganz einfach: Das Raster ist mit den Zahlen 1 bis 9 auszufüllen. Das Knifflige daran: In jeder Zeile, in jeder Spalte und jedem 3x3-Feld kommt jede Zahl nur einmal vor. Viel Spaß – und Geduld! Lösung Heft 03/2008: 9 2 8 1 4 7 3 5 6 5 1 7 8 6 3 2 4 9 4 6 3 5 9 2 1 7 8 7 8 4 2 3 5 6 9 1 3 9 2 6 1 4 7 8 5 6 5 1 9 7 8 4 3 2 8 4 6 3 5 1 9 2 7 2 3 9 7 8 6 5 1 4 1 7 5 4 2 9 8 6 3 4/2008 stadtleben 31