Ausverkauf im Wing Chun Supermarkt

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Ausverkauf im Wing Chun Supermarkt
Ving Tsun Austria
Ausverkauf im Wing Chun Supermarkt:
„Mit etwas cash kriegt jeder seinen flash“ -diesen Eindruck bekommt man bei Betrachtung der hiesigen Wing Chun Szene.
Ob Kind, Esoteriker,Rollstuhlfahrer,Blinder,Wellnessfan oder welch auch immer gearteter Quereinstieg der Zugang zum
Wing Chun auch sein mag, es wird für jeden die richtige Identifikationworthülse gebastelt, um sie danach variabel an
Bedürfnisse anzupassen die in irgend einer Nische übrig sind ,oder manchmal erst geweckt werden. So können damit auch
mehr Personen als die grundsätzlich Kampfkunstnteressierten abgedeckt werden. Auch den Frauen wird gerne eine
falsche Leichtigkeit des Kämpfens suggeriert, der schöne Name des Stils täuscht über dessen Agressivität hinweg.
Findige Europäer haben das traditionelle chin. Familiensystem durch ein optimiertes Franchisingsystem mit bester PRMaschinerie ergänzt, wodurch es seinen Charakter verloren hat. Was vom Familiensystem übrigblieb, ist daß was sich
komerziell verwerten läßt. Es ist nicht schlecht fürs Geschäft wenn man durch einen patriachalisch, hierarchischen
Führungsstil, die Kritikfähigkeit der Schüler einschränken kann indem man sich auf alte Traditionen beruft. Es fragt sich nur ob
dies in einer modernen europäischen Trainingskultur angebracht ist und vor allem ob es auch wirklich produktiv ist.
Tatsächlich soll der Lehrer „angreifbar“ bleiben und eine Atmosphäre schaffen können, in der konstruktive Kritik möglich ist,
Bedenken diskutiert und bei Zweifeln porbiert werden kann, ohne Gefahr das dies als Vertrauensmißbrauch gewertet wird.
Oft geben Symbole, Rituale, Graduierungen, Kleidung etc. den Exponenten Struktur und Sicherheit. Selbstgefällige
Verbandszeitungen dienen meist eher der Selbstdarstellung, als der kritischen Auseinandersetzung mit
Andersdenkenden.
Die Fragwürdigkeit der Graduierungen ergibt sich bereits durch die unterschiedlichen Talente der Schüler. Auch wenns
bitter ist:“one man`s ceiling is another man`s floor“. So gibt es immer wieder Schüler, die mit wenig Technik viel machen
können. Die Wing Chun als „tool“ zum Kämpfen verstehen und einen sehr pragmatischen Zugang zum System haben.
Dennoch sind Schweiß und Fleiß nicht ersetzbar durch bloßes Verständnis. Daher erscheint die verlockende Werbung von
wegen wenig Kraft und Zeitaufwand doch nicht der Trainingsrealität zu entsprechen. Es macht auch wenig Sinn sich auf
die Dauer der eigenen Schulangehörigkeit zu berufen oder auf seinen durch bloße Anwesenheit erworbenen „Si Hing“ zu
pochen, obwohl ein „Neuer“ es nach geraumer Zeit einfach besser anwenden kann. Also wozu das ganze Theater?
Innerhalb der Schule kennt ein jeder so oder so seinen Rang, indem er mit den Anderen trainiert und dadurch seine
Grenzen aufgezeigt bekommt, frei nach der Erkenntnis was machbar ist und was nicht. Daher ist also Training
gleichzeitig Prüfung! Alles zusätzlich mit Prüfungen zu sanktionieren ist lediglich profitables Geschäft. Zumal ist der
Ausbildungsstand auch dynamisch zu verstehen. Manch einer holt durch Fleiß gegenüber einem Fauleren aber
Talentierterem auf, oder bewegt sich erst eine gewisse Zeit auf einen Plateau wo nichts weiter geht, bevor er seinen
nächsten Entwicklungsschub zeigt, oder aber baut ab weil er lange nichts trainiert. Daher ist dieser dynamische Prozeß
nicht einfach willkürlich mit Graduierungen zu erfassen und dadurch sind diese auch verzichtbar. Das Argument Prüfungen
dienen dazu aufzuzeigen was jemand bisher gezeigt bekommen hat ist schwach, da eigentlich nur zählt was einer
tatsächlich umsetzen kann und dies findet ein erfahrener Lehrer sehr schnell heraus, wenn er Schüler checkt. Oder wie
Meister Wong Shun Leung zu sagen pflegte: Es kommt auf den Sänger an, nicht auf die Melodie!
Dietmar Christl
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Generiert: 20 January, 2017, 23:38