Indochinas Träume - ZDF Presseportal

Transcrição

Indochinas Träume - ZDF Presseportal
Indochinas Träume
Zweiteilige Reisereportage von Peter Kunz
"Vietnam – Im Land der Drachensöhne": Dienstag, 3. Januar 2012, 22.15 Uhr
"Laos – Im Land der tausend Elefanten": Mittwoch, 4. Januar 2012, 22.45 Uhr
2
Indochinas Träume
Sendetermine, Sendetitel und Stabliste
3
Indochinas Träume
Teil 1: Vietnam – Im Land der Drachensöhne
7
Indochinas Träume
Teil 2: Laos – Im Land der tausend Elefanten
12
Biografie von Peter Kunz
13
Kontakt ZDF-Pressestelle, Bildhinweis, Impressum
z.presse
23. November 2011
Dienstag, 3. Januar 2012, 22.15 Uhr
Mittwoch, 4. Januar 2012, 22.45 Uhr
Indochinas Träume
Zweiteilige Reisereportage von Peter Kunz
Teil 1: Vietnam – Im Land der Drachensöhne
Teil 2: Laos – Im Land der tausend Elefanten
Autor
Kamera
Ton
Schnitt
Producer
Tonmischung
Produkion
Redaktion
Länge
Peter Kunz
Bert Schönborn
Uwe Dörgeloh, Tobias Kavelar
Manuel Rennert
Roxana Duerr, Guilad Kahn
Günter-Ulrich Haas
Anne Wiltmann, Christina Märcz
Claudia Ruete
2x 45 Minuten
2
z.presse
23. November 2011
Dienstag, 3. Januar 2012, 22.15 Uhr
Teil 1: Vietnam – Im Land der Drachensöhne
Inhalt:
Der Vietnamkrieg liegt länger zurück, als die meisten Vietnamesen
überhaupt denken können: Der größte Teil der Bevölkerung ist unter
30 Jahren alt, hat weder die brutale Bombardierung durch die USA
erlebt noch den Abzug der geschlagenen Supermacht. "Was interessieren uns die Geschichten von gestern?" Viele junge Leute zwischen
Hanoi und Ho Chi Minh City, dem alten Saigon, winken einfach ab und
schwingen sich auf ihre Motorroller. Millionen davon verstopfen die
Straßen des Landes. Die Zukunft riecht hier nach Zweitaktergemisch,
lässt kaum Sauerstoff zum Atmen. Und das Land hat noch viel vor.
In der pulsierenden Wirtschaftsmetropole Ho Chi Minh City wachsen
neue Wolkenkratzer als Wahrzeichen in den Himmel, und auch in der
Hauptstadt Hanoi gehören Bentleys und Maybachs ebenso zum Straßenbild wie die Fahnen mit Hammer und Sichel oder dem gelben vietnamesischen Stern auf rotem Grund.
Vietnam bleibt offiziell kommunistisch, aber seit gut 20 Jahren hat die
Einheitspartei ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht. Industrielle Kopien aus Vietnam gelten im Vergleich zu chinesischen Produkten
als qualitativ wertvoller, die Löhne sind im Schnitt niedriger als beim
ungeliebten Nachbarn China. Das sind die Maßstäbe, mit denen das
Land verdienen will. Den großen Drachen China beim Geschäft auszubooten, erfreut außerdem die Volksseele. Ein Drache ist Vietnam
schließlich auch: Laut Legende stammen alle vietnamesischen Männer
von einem solchen ab, alle Frauen von einer Fee.
ZDF-Korrespondent Peter Kunz und sein Team haben Vietnam in den
letzten Jahren oft bereist, diesmal durchquerten sie es von Norden
nach Süden. Dabei hat Peter Kunz festgestellt, dass der Siegergeist
aus der Kriegszeit auch bei der jüngeren Generation psychologisch
Spuren hinterlassen hat. Die Vietnamesen haben in ihrer Geschichte
die Chinesen, Franzosen und Amerikaner aus dem Land geworfen,
und es mangelt der Nation seitdem nicht an Selbstbewusstsein. Moderne Drachensöhne lassen sich ungern etwas sagen, wissen im
Zweifel alles besser und haben keinen Zweifel am Aufstieg ihres Landes zu einer mächtigen Mittelmacht in der Region.
3
z.presse
23. November 2011
Sie werden auch die "Preußen Asiens" genannt – und diesen Spitznamen tragen die Vietnamesen nicht von ungefähr.
Reisebericht von Peter Kunz
Vietnam wird mir immer mehr als nur eine Reise wert bleiben. In einer
Welt, wo sich ferne Plätze immer ähnlicher sehen, weil dieselben
Kaufhäuser und Café-Ketten das Straßenbild prägen, weil die Architektur sich annähert – egal ob von Arm oder Reich gebaut – in dieser
Welt bewahrt Vietnam in wunderbarer Weise seinen Eigensinn. Sichtbar. Die schnell wachsenden vietnamesischen Städte sind geprägt von
"Spargelbauten", schmalen mehrstöckigen Gebäuden, in die pro
Stockwerk oft nur ein Zimmer passt.
Ursprünglich zu Sparzwecken so errichtet, weil die Grundsteuer pro
Straßenmeter gezahlt werden musste, haben die Vietnamesen dafür
ihren eigenen Stil entwickelt. Architektonische Elemente aus der französischen Kolonialzeit werden auf kleinstem Raum mit prächtigen
Säulen verbunden, spitzgiebelige Dächer draufgesetzt und grelle Farben verwendet. Das oberste Stockwerk ist meist für den Familienaltar
und die Buddhastatue reserviert. Darin wohnen Menschen mit den Eigenschaften, die das 88-Millionen-Volk prägen, die vielen ethnischen
Minderheiten im Land eingeschlossen: Stolz, Zähigkeit, Originalität.
Viele solcher Charaktere haben wir auf unserer Reise kennengelernt.
Begegnungen in Vietnam
Dr. Mai Huy Tan hat seine Liebe zu Deutschland aus der DDR mitgebracht, wo er einst Mathematik studierte. In Vietnams Hauptstadt Hanoi sitzt er oft im Turmzimmer seines Häuschens am Westsee, wo die
neue Elite wohnt, und hört die Musik geliebter deutscher klassischer
Komponisten. Die Fassade des Verwaltungsgebäudes der Fabrik, in
der er Thüringer Bratwürste produzieren lässt, erinnert an das Charlottenburger Schloss. Tan träumt von der grünen Energiewende in
Vietnam unter Einsatz von Reisstroh, übersetzt nebenbei deutsche
Volkslieder ins Vietnamesische – und hat mehr Projekte in Bearbeitung als der Tag Stunden.
"Mich hinsetzen und einfach nichts tun, das wäre für mich wie Sterben", sagt er.
Boi Tran empfängt uns in ihrem kleinen Paradies oberhalb der alten
Kaiserstadt Hue. Ihre Familie stammt aus dem höfischen Umfeld, aber
nachdem das kommunistische Regime Krone und Adel abgeschafft
hat, ist sie auch heute noch vorsichtig mit dem, was sie sagt. Vietnam
4
z.presse
23. November 2011
hat sich wirtschaftlich und auch gesellschaftlich geöffnet. Es bleibt
dennoch ein Staat, in dem die Einheitspartei die Sicht vieler Dinge
vorgibt. Boi Tran ist eine vor allem außerhalb Vietnams bekannte
Künstlerin, die im Stil der französischen Indochina-Klassik malt.
Frauen mit Blumen in der Hand und gekleidet in schönen Ao Dai-Gewändern. Boi Tran kocht nach Rezepten der alten kaiserlichen Küche
und trauert dabei um die verlorene Welt des gepflegten Stils: "Wie
kann es sein, dass junge Mädchen in Vietnam heute allein ausgehen
und auch beruflich machen dürfen, was sie wollen? In diesem Land
war der Platz einer Frau immer zuhause, bei der Familie, da findet sie
Erfüllung."
Hai Nguyen ist ein bayrischer Vietnamese – oder ein vietnamesischer
Bayer. Jedenfalls ist er in Deutschland aufgewachsen und lebt nun
wieder in Vietnam. Seine Familie floh nach Ende des Vietnamkrieges
aus dem Land und kam über die Philippinen nach Deutschland. "Franz
Josef Strauss hat uns nach Deutschland geholt", lacht Hai, der bei
Mercedes Automechaniker gelernt hat. Vor acht Jahren hat er entschieden, an Vietnams aktuellem Wirtschaftswunder teilzunehmen, ist
nach Ho Chi Minh City gegangen und hat 2500 alte Vespa-Rahmen
aufgekauft.
Heute produziert Hai getunte Replicas des Kultmotorrollers und exportiert sie nach Bremen. Bis zu 35 PS haben seine "Monstermotorräder",
wie er sie selber nennt – dazu gedacht, beim Spurt an der Ampel ausgewachsene Motorräder zu erschrecken. "Vieles ist einfacher hier in
Vietnam, wenn man Ideen hat und gut verdienen will", sagt Hai. Weil
für viele Dinge klare Regeln fehlen, weil das Land bisher kein verlässlicher Rechtsstaat ist. "In Ho Chi Minh City gibt es acht Maybachs,
mehrere Dutzend Bentleys und Rolls Royces,“ zählt er auf. Und viele
davon wartet und repariert Hai persönlich. Er besitzt das richtige Gerät
und das Know-how dafür. "Die Software kommt doch bei all diesen
Autos sowieso aus Deutschland, von Mercedes oder BMW", sagt er.
Ein Heimspiel für den Münchner in Saigon.
Dao Hong Tuyen treffen wir auf seinem Eiland. Eine ganze Insel angrenzend an die wunderschöne Halong Bay mit ihren imposanten Felsen, die Herr Tuyen vor vierzehn Jahren gekauft hat und zum Refugium für Vietnams Besser- und Bestverdiener ausbauen will. Vorn am
aufgeschütteten Strand wird gerade ein halbes Dutzend Villen fertig
gestellt, jede bereits verkauft für den Preis von über drei Millionen USDollar. "Die Käufer", sagt Herr Tuyen, "sind meist Leute aus Hanoi.
Banker, Generäle. Für sie ist das ein Wochenendquartier oder ihr Al-
5
z.presse
23. November 2011
terswohnsitz". Aus Hanoi braucht man über allerdings schlechte Straßen dreieinhalb Stunden bis hierher.
Dao Hung Tuyen sitzt in seinem riesigen Arbeitszimmer im zweiten
Stock des Verwaltungsgebäudes seiner Insel-Baugesellschaft. An der
Wand Bilder von ihm in trauter Eintracht mit Premierminister und Präsident. Tuyen trägt darauf ehrenhalber Uniform und Generalstitel. Er
ist ein kommunistischer Vorzeigekapitalist und Aushängeschild des
Regimes. Als 19-Jähriger hat er Waffen für den Vietcong über den Ho
Chi Minh-Pfad geschmuggelt. Sein Geld macht er mit Rohstoffen und
Immobilien. Er sagt, er stelle am liebsten Parteimitglieder ein, die
seien moralisch gefestigt, "ehrlicher". Wie kann man so reich werden
im sozialistischen Vietnam, Herr Tuyen? "Mit einem klugen Gehirn und
den richtigen Ideen", versichert er und tippt sich beiderseitig auf die
Schläfen. Alles andere bleiben Gerüchte. Der vermutlich reichste
Mann Vietnams zeigt uns noch kichernd, wie man die Emilyfigur auf
dem Rolls Royce-Kühler per Fernbedienung rauf und runter fährt.
6
z.presse
23. November 2011
Mittwoch, 4. Januar 2012, 22.45 Uhr
Teil 2: Laos – Im Land der tausend Elefanten
Inhalt:
Auf den Straßen in Laos begegnen Peter Kunz uns sein Team
ungewöhnlichen Verkehrsteilnehmern: unverkleidete Motoren auf vier
Rädern, um die eine Art Kiste herumgebaut wurde. In dieser Kiste
fahren ganze Familien zum Markt und aufs Feld. Ihr wichtigster Besitz
ist die Mobilität, die dieses als Kleinlaster oder Traktor verwendbare
Vielzweck-Fahrzeug bietet.
Es kann auch vorkommen, dass ein dicker Hintern den Weg über die
Buschpiste versperrt. Das ist dann ein Arbeitselefant auf dem Weg
zum Einsatz tief im Wald. Laos ist in Vielem noch ein Land von
gestern, pittoresk und anrührend. Nach dem Ende des Vietnamkrieges
hatte es sich lange vor der Welt verschlossen gehalten.
Im Krieg war Laos zwar offiziell neutral, wurde aber für alle
Kriegsparteien zu einem entscheidenden Schlachtfeld in Indochina.
Durch Laos lief der Ho Chi Minh-Pfad mit dem Nachschub für den
kommunistischen Vietcong, den die Amerikaner mit
Flächenbombardements unterbrechen wollten. Vietnamesische
Truppen halfen der kommunistischen Pathet Lao-Bewegung, in Laos
die Monarchie abzuschaffen und die Macht zu übernehmen. Insgesamt
fielen auf Laos dabei so viele Bomben wie auf ganz Europa im Zweiten
Weltkrieg.
Auch Laos probiert seit einigen Jahren seine eigene Mischung von
Sozialismus und Marktwirtschaft. Wirtschaftliche Freiheit wurde
gewährt, aber die politischen Zügel bleiben fest angezogen. Laos gilt
immer noch als eins der ärmsten Länder der Welt, während der
vorsichtige Kurs wirtschaftlicher Liberalisierung und Öffnung zur Welt
Wirkung zeigt. Langsam hält selbst auf den Dörfern ein bescheidener
Wohlstand Einzug, wie das ZDF-Team auf seiner abenteuerlichen
Reise sehen konnte.
Laos besitzt Bodenschätze und eine reiche Natur. Der große Fluss
Mekong, eine Lebensader Südostasiens, zieht sich durch das Land.
Gleichzeitig aber hängt das am schlimmsten verstümmelte Opfer der
Indochina-Kriege weiterhin am Tropf der internationalen
Gebergemeinschaft. Korruption ist allgegenwärtig, Chinesen kaufen
halb Laos auf – und die Laoten sehen trotzdem alles locker. Laos PDR
7
z.presse
23. November 2011
heißt der Staat offiziell, die Abkürzung steht für "People's Democratic
Republic", Demokratische Volksrepublik. Es wird allerdings öfter mit
"Please Don't Rush" ausgeschrieben, nur die Ruhe bewahren...
Laos liebster Seelenzustand ist allergrößte Gelassenheit – auch unter
widrigsten Umständen.
Zwölf Monate hat das Jahr auch in Laos, aber der buddhistische
Mondkalender gibt darüber hinaus in dieser Zeit auch zwölf Feste vor.
Lenin lernen und Buddha leben, nach diesem Prinzip bleibt alles
fließend: die Zeit, die Zukunft, die Vergangenheit, der Mekong und
seine Nebenflüsse, das Bier.
Beer Lao ist weiterhin der größte Industriebetrieb des Landes – und
die Produkte der Brauerei sollen als "Botschafter des Landes"
begriffen werden, sagt Meisterbrauer Sithixay, der einmal in der DDR
studiert hat.
Peter Kunz und sein Team haben Laos gleich im Anschluss an ihre
Reise nach Vietnam besucht.
Laos und Vietnam: "Same same, but different." Zwei Länder, die
historisch aneinander gekoppelt sind, dasselbe politische System
haben – und die dennoch ein sehr gegensätzliches Bruderpaar bilden.
8
z.presse
23. November 2011
Reisebericht von Peter Kunz
Für ZDF-Kameramann Bert Schönborn stand nach der Drehreise durch
Laos fest: "Hier werde ich bald wieder sein, ganz privat. Für mich ist
es das schönste Land der Region." Schönheit ist Laos' großer Trumpf.
Noch. Manche der wunderbaren Landschaften sind in dem
rohstoffreichen Land von gigantischen Minenprojekten bedroht. Oder
vom Wunsch der laotischen Regierung, dass Laos zur "Batterie
Asiens" wird, zum großen Stromlieferanten für seine Nachbarländer.
Viele liebliche Flusstäler werden unter den riesigen, angestauten
Wasserflächen der geplanten Hydro-Dammprojekte verschwinden.
Auch viele der Dörfer, die durch ihre genügsam wirkende Einfachheit
und Sauberkeit auffallen. Es liegt nicht wie überall sonst in Asien
Plastikabfall herum, wohl auch deswegen, weil der bescheidene, neue
Wohlstand zur Wegwerfgesellschaft doch noch nicht reicht. Laos ist
arm, aber fühlt sich nicht so an. Oder: Es fühlt sich selbst schlicht
nicht so. Materielle Dinge sind für viele Laoten zweitrangig, Buddhas
Erkenntnis sitzt sehr tief. Wie allerdings auch die Kriegserfahrung:
"Wir wollen vor allem leben", sagt die Minenräumerin Sengavan auf
dem bombenverseuchten Plateau von Xieng Khoung. "In Frieden!"
Begegnungen in Laos
Sengavan schlägt morgens um sechs ihre Decke zusammen. In der
kleinen Hütte schlafen noch acht andere Frauen aus ihrem Team.
Sengavan ist Minenräumerin im Auftrag eines internationalen
Zusammenschlusses von Gebern, die helfen wollen, dass Laos die
hässlichste und gefährlichste Altlast der Indochinakriege los wird: all
die nicht explodierten Bomben und Munition, die über das Land verteilt
liegen. Streubomben aus amerikanischer Produktion vor allem, die sie
hier "Bombis" nennen. "Bombis" sind kleine, harmlos aussehende
Kugeln mit vernichtender Energie, wenn man sie – auch 36 Jahre nach
Kriegsende – ahnungslos vom Boden aufnimmt. Sengavan sucht jeden
Tag jeweils acht Stunden lang mit ihrem Detektor nach Metallteilen,
schreitet festgelegte Planquadrate Meter für Meter ab. Alle drei
Monate hat sie zwei Wochen frei. Ihr Frauenteam säubert auf Antrag
der Bauern einzelne Grundstücke, damit sie dort wieder anpflanzen
können. Jeden Tag finden Sengavan und ihre Kolleginnen
Explosivstoffe, die kontrolliert gesprengt werden. Selbst bei größter
Anstrengung würde es mehr als 100 Jahre dauern, bevor Laos von der
Gefahr im Boden endlich befreit wäre.
9
z.presse
23. November 2011
Bevor sie morgens die Hütte verlässt, stillt Sengavan noch ihren drei
Monate alten Sohn. Er wird über Tag im Bauernhaus neben der
Räumstelle betreut. "Wir Laoten helfen uns gegenseitig", erklärt
Sengavan. "Mein Mann war nicht glücklich, dass ich diese Arbeit
angenommen habe. Aber hier verdiene ich wenigstens vernünftig". 150
Euro im Monat sind in Laos gutes Geld.
Sinouk heißt der Kaffee, und Sinouk heißt auch sein Produzent.
Sinouks Vater hatte im Königreich Laos die erste Mercedes-Vertretung
übernommen, war dann bei der kommunistischen Machtübernahme
nach Frankreich geflüchtet. Den Spross Sinouk hatte die Familie
schon vorher, mit acht Jahren, auf ein französisches Internat
geschickt, für alle Fälle. Anfang der 90er Jahre, mit der
wirtschaftlichen Öffnung, ging erst der Vater zurück nach Laos, dann
auch Sinouk, der Sohn.
Auf dem reizvollen Bolaven-Plateau im Süden des Landes unterhält er
eine Kaffeeplantage und versucht auch als Präsident der laotischen
Kaffeeproduzentenvereinigung für den dort angebauten qualitativ
hochwertigen Arabica-Kaffee einen ihm gemäßen Platz im
internationalen Kaffeegeschäft zu etablieren.
Die steigenden Kaffeepreise haben Geld auf das Bolaven-Plateau
gebracht, und Sinouk zweifelt nicht daran, dass das weitgehend
landwirtschaftlich strukturierte Laos mit seinen idealen
Anbaumöglichkeiten eine stabile Zukunft hat. "Vor 15 Jahren hatten
die Bauern hier nichts, nur dreckige Kleidung, vielleicht ein Fahrrad.
Holprige Wege führten zu ihrem Dorf. Wo Sie jetzt mit mir stehen,
hatten die Kinder noch nie ein Auto gesehen, als ich damals das erste
Mal herkam. Und jetzt? Sie haben selbst einen Wagen oder ein Moped
vor der Tür, eine Satellitenantenne auf dem Dach, Strom und eine
richtige Straße. Das ist Fortschritt." Zum Fortschritt gehört, dass die
einst vertriebenen Kapitalisten und die regierenden Kommunisten sich
dafür wieder die Hand reichen.
Sithixay steht mit uns auf dem Laufgitter rund um die stahlblanken
Türme der Beer Lao-Brauerei in der Hauptstadt Vientiane.
"Wenn die Flugzeuge auf dem internationalen Airport hier landen
wollen, dann müssen sie vorher über der Brauerei eindrehen. Und
jeder sieht in der Kurve von oben die meterhoch gestapelten
Bierkisten. So soll das sein. Beer Lao ist der beste Botschafter des
Landes." Bier Lao ist nicht sehr stark, ein wenig süßlich – und hat in
Asien bereits Kultstatus. Während wir mit Produktionsleiter Sithixay
10
z.presse
23. November 2011
durch den größten Industriebetrieb des kleinen Landes schlendern,
packen in einer Ecke Frauen das Bier aus den Kästen wieder aus und
verstauen es in Kartons. Warum? "Weil wir dieses Bier für den Export
vorbereiten. Es wird nach Deutschland geliefert."
Es sind noch kleine Mengen, die in Berlin ankommen, aber das
Fenster zur Welt ist geöffnet. Eine Flasche Bier als beste
Werbebotschaft. Die staatliche Marke Beer Lao sponsert die meisten
Großveranstaltungen in Laos, und selbst Funktionäre tragen dann die
gelben Käppis mit dem Beer Lao-Tigerlogo. Sithixay, der DiplomBraumeister, absolviert die Führung durch das Unternehmen übrigens
in fließendem Deutsch. Vor dem Mauerfall hat er in der DDR studiert
und ist danach noch mal in das vereinigte Deutschland
zurückgegangen, um in Berlin sein Handwerk zu komplettieren.
"Deutschland hat mich geprägt. Was ich kann, habe ich da gelernt. Vor
allem, hohe Ansprüche auch umzusetzen."
Peter Kim ist ein Künstlername. Aber Peter Kim ist kein Künstler. Er
will sich nur selbst neu erfinden, weg von seiner alten Identität. Peter
Kim trägt ein T-Shirt mit seinem Foto darauf und dem neuen Namen
darunter. Allerdings wird er es nie sehen können. Peter Kim ist blind.
Peter Kim hat keine Hände mehr. Und Peter Kim tanzt Hip-Hop. Ohne
Hände in den Handstand, Drehung, Sprung aus der Rückenlage zum
Stand auf beide Füße. Peter Kim wird heute Abend seinen ersten
großen Auftritt vor geladenem Publikum haben. In der Kulturhalle von
Vientiane treffen wir ihn zur Generalprobe. Nervös ist er, anfangs
kaum ansprechbar. Peter Kim durchlebt ohnehin wechselhafte
Stimmungen. Er hat sich immer noch nicht mit seinem Schicksal
abfinden können. Peter Kim hat vor drei Jahren auf dem Weg zur
Schule und zur Zeugnisvergabe ein "Bombi" gefunden, eins der bösen
Dinger aus Metall, für die so ein niedlicher Name gefunden wurde. Das
"Bombi" stammt aus dem Indochinakrieg. Es explodierte in Peters
Händen. Und es war vorbei mit der Schule und den guten Noten. Peter
Kim war 16, als die Streubombe sein Leben für immer veränderte. Das
war 2008.
Jetzt, drei Jahre später, ist er abhängig von den Almosen der
Hilfsorganisationen, die sich in Laos um Minen- und Bombenopfer
kümmern. Peters Familie wollte nichts mehr von dem verstümmelten
Sohn wissen. Aus Scham haben sie ihn gemieden und ausgegrenzt.
Deshalb hat Peter sich einen neuen Namen gesucht. Eine andere
Bleibe. Lernt Englisch. Und lernt Tanzen.
Hip-Hop ist sein Weg zurück in die Welt.
11
z.presse
23. November 2011
Biografie Peter Kunz
(Leiter des ZDF-Studios Singapur)
1962
1981
1981 bis 1983
1984 bis 1987
1987 bis 1988
seit 1988
1988 bis 1990
1990
1991
1992
1993 bis 1998
1999 bis 2000
2001 bis 2003
seit März 2003
geboren in Remscheid
Abitur in Radevormwald
Zeitungsvolontariat beim Remscheider
General Anzeiger, begleitende Studien der
Wirtschaftswissenschaften und Politik,
Wehrdienst
Regionalkorrespondent für Hörfunk und
Fernsehen beim Westdeutschen Rundfunk
Köln
Stipendium für das Korrespondentenprogramm "Journalisten in Europa" in Paris,
Arbeitsaufenthalte in Ungarn, Türkei,
Griechenland, Nordirland und bei der EG
in Straßburg und Brüssel;
Redakteur der Zeitschrift "Europ"
beim ZDF
Freier Redakteur im ZDF-Landesstudio
Hamburg und in der ZDF-Hauptredaktion
"Innenpolitik";
Weiterbildungsstudium für Journalisten an
der FU Berlin
ZDF-Reisekorrespondent in der früheren
DDR
ZDF-Korrespondent und Studiovertretung
zunächst in der Türkei, dann in Moskau
Redakteur in der ZDF-Hauptredaktion
Außenpolitik
Leiter des ZDF-Studios in Nairobi
Korrespondent im neuen Hauptstadtstudio
des ZDF in Berlin, Moderator des
Nachrichtenmagazins "heute in Europa" im
Wechsel mit Kristina Hansen-Stille
stellvertretender Leiter und stellvertretender Moderator des Magazins
"ZDF.reporter"
Leiter des ZDF-Studios Singapur,
verantwortlich für die Berichterstattung aus
dem süd- und südostasiatischen Raum
12
z.presse
Auszeichnungen:
1997
2005
23. November 2011
"Goldener Kompass"
Marler Fernsehpreis für Menschenrechte
Kontakt ZDF-Pressestelle:
Cordelia Gramm
Telefon: 06131 – 70-12142
E-Mail: [email protected]
Bildhinweis:
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst,
Telefon: 06131 – 70-16100, und über
http://bilderdienst.zdf.de/presse/indochinastraeume
ZDF Hauptabteilung Kommunikation / Pressestelle
Verantwortlich: Alexander Stock
Foto: ZDF, Uwe Dörgenloh
[email protected]
©2011 by ZDF
13

Documentos relacionados