Antworten auf Elternfragen ( PDF , 71,4 kB)

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Antworten auf Elternfragen ( PDF , 71,4 kB)
Bundesamt für Wehrverwaltung
Referat WR 6 – Az 10-11-93 / 41
HAUSANSCHRIFT
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Ermekeilstraße 27, 53113 Bonn
Postfach 2963, 53019 Bonn
Bundesamt für Wehrverwaltung ▪ Postfach 2963 ▪ 53019 Bonn
Deutsche Abteilung der
Internationalen AFNORTH-Schule
Deutsche Schule Alamogordo
Deutsche Schule Decimomannu
Deutsche Schule El Paso
TEL
FAX
BW
E-MAIL
BEARBEITERIN
+49 (0)228 947 – 2138
+49 (0)228 947 – 2177
3430 – 2138
[email protected]
Bernhart-Hupp
Deutsche Abteilung
Ecole Primaire René Char
Deutsche Abteilung der
Internationalen SHAPE-Schule
Deutsche Schule Sheppard
DATUM
BETREFF
21.07.2010
Auslandsschulen der Bundeswehr (ASBw)
hier: In Elterngesprächen wiederholt angesprochene Themen
Sehr geehrte Schulgemeinschaft,
bei meinen Fachaufsichtsbesuchen im Frühsommer 2010 an vier ASBw führte ich
auch diesmal Gespräche mit den Elternpflegschaften. Die Gespräche verliefen nach
meiner Einschätzung durchwegs konstruktiv, wofür ich nochmals danke.
Einzelne Fragen wurden dabei wiederholt angesprochen. Um die Weitergabe von Informationen zu diesen Themen zu erleichtern, habe ich zentrale Aussagen und Fakten
zusammengestellt.
Rahmenbedingungen an den Auslandsschulen der Bundeswehr:
Auslandsschulen der Bundeswehr (ASBw) sind öffentlich-rechtliche Bildungseinrichtungen für im Ausland tätige Bundeswehrangehörige. Sie unterscheiden sich dadurch
hinsichtlich des Rechtsstatus und der Organisationsstruktur von anderen Auslandsschulen, die in der Regel Privatschulen sind.
Den schulrechtlichen Rahmen für die Arbeit der ASBw bilden ASBw-Fassungen einzelner nordrhein-westfälischer schulrechtlicher Regelungen. Sie wurden jeweils vom
nordrhein-westfälischen Ministerium für Schule und Weiterbildung genehmigt und
durch das BMVg für anwendbar erklärt.
Hierzu zählen ASBw-Versionen des Schulgesetzes, der Ausbildungsordnungen für
Grundschule, Sekundarstufe I und II, der Prüfungsordnungen und der Stundentafeln.
Sie werden an allen ASBw in vollem Umfang umgesetzt. Die an den ASBw geltenden
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Rechtsgrundlagen sowie weiterführende Informationen sind abrufbar unter
www.auslandsschulen.bundeswehr.de.
Dem Unterricht liegen die nordrhein-westfälischen Kernlehrpläne zugrunde. Dies sichert die Fortsetzung der Schulbildung im Ausland nach innerdeutschen Standards.
Die ASBw eröffnen trotz der verhältnismäßig geringen Gesamtschülerzahl ein Bildungsspektrum, das normalerweise große Schulzentren auszeichnet. In den vier weiterführenden Schulen werden in den Klassen 1 bis 10 Grund-, Haupt- und Realschüler
sowie Gymnasiasten unterrichtet, die Deutsche Abteilung der SHAPE International
School führt zum Abitur.
Durch dieses breite Angebot können Kinder mit unterschiedlicher Schullaufbahn während der Auslandsverwendung der Eltern ihre Ausbildung nach deutschen Standards
fortführen.
Lehrkräfte an den Auslandsschulen der Bundeswehr
An den ASBw unterrichten in der Regel verbeamtete oder angestellte, erfahrene Lehrkräfte aus dem Schuldienst der Bundesländer, die nach einem aufwändigen Auswahlverfahren in den Bereich des BMVg an die ASBw abgeordnet werden.
Bisher gelang es trotz Lehrermangels im Inland, den Unterricht durch diese qualifizierten Kräfte abzudecken.
Fördern und Fordern
Wege der Förderung
In den kleinen Klassen an den Auslandsschulen der Bundeswehr erfährt jede Schülerin und jeder Schüler ganz automatisch Beachtung – die durchschnittliche Klassenstärke beträgt gerade die Hälfte durchschnittlicher Inlandsklassengrößen.
Weil die Klassen klein sind, kennen die Lehrkräfte Stärken und Schwächen jedes Einzelnen genau und reagieren darauf. Ein Rückzug aus dem Unterrichtsgeschehen ist
für die Kinder und Jugendlichen kaum möglich.
Im stark individualisierten Lernprozess erhalten sie – sobald es nötig erscheint – auf
ihre Bedürfnisse abgestimmte Aufgaben. In den Stundenrahmen festgeschriebene
Förder- und Ergänzungsstunden bieten Raum zur Behebung von Defiziten und zum
Erreichen der Lernziele.
Geringe Klassenstärken und der intensive, professionelle Einsatz der Lehrkräfte führen vielfach dazu, dass Kinder eine Schulform meistern, in der sie im Inland bei Klassenstärken von über 30 Schülern unter Umständen scheitern würden. Und immer wieder gelingt es, Kinder zu integrieren, die im Inland höchstwahrscheinlich nicht an einer
Regelschule beschult werden könnten. Die Förderung ist auf Maßnahmen im Klassenverband konzentriert.
Die Auslandsschulen der Bundeswehr fördern und fordern ihre Schülerinnen und
Schüler nach allem, was aus Expertensicht feststellbar ist, sehr individuell, professionell, mit großem Engagement und mit Augenmaß.
Lehrkräfte beurteilen dabei als Fachleute die Leistungsfähigkeit, die Stärken, die
Schwächen und das Verhalten einzelner Schüler naturgemäß mitunter anders als Eltern. Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit der Lehrkräfte stehen jedoch in jedem
Fall Lernfortschritt und Entwicklung des Kindes.
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Diese Sicherheit kann und sollte die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern bilden.
Alle Bemühungen der Schule, begabte wie auch schwächere Schüler bestmöglich zu
fördern, werden allerdings nur dann Früchte tragen, wenn die Eltern sie unterstützen
und ihre Kinder zu konsequentem Arbeiten anhalten.
Grenzen der Förderung
Förderung stößt an ASBw jedoch auch an Grenzen.
Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sich bei Kindern ein so erheblicher Förderbedarf
abzeichnet, dass sich trotz des vorgesehenen Ergänzungsunterrichts und trotz der
kleinen Klassen der Abstand zu Gleichaltrigen ständig vergrößert und dass bei dem
Kind nur durch spezielle sonderpädagogische Förderung Fortschritte erzielt werden
könnten. Für die sehr unterschiedlich gelagerten Einzelfälle steht an den kleinen
ASBw kein speziell ausgebildetes Lehrpersonal zur Verfügung.
Nicht zuletzt im Interesse der betroffenen Kinder schließen deshalb die Vorgaben zur
ASBw-Version des Schulgesetzes die Aufnahme von Kindern mit speziellem Förderbedarf aus.
Da man im Ausland in der Regel nicht wie in Deutschland auf ein hoch spezialisiertes,
deutschsprachiges Fördernetz zurückgreifen kann, ist ein Umzug ins Ausland bei bekanntem Förderbedarf eines Kindes somit ein erhebliches Risiko.
Besteht bei einem Kind der begründete Verdacht auf besonderen Förderbedarf, kann
die ASBw von den Eltern ein Gutachten von staatlich anerkannter Stelle aus dem Inland einfordern, das Aufschluss gibt, ob das Kind tatsächlich an einer Regelschule wie
einer ASBw beschulbar ist.
Einzelfragen
Damit eine Lese- und Rechtschreibschwäche bei der Notengebung nach den geltenden schulrechtlichen Regelungen berücksichtigt werden kann, bedarf es gleichfalls eines entsprechenden Gutachtens. Zudem ist auch im Ausland eine begleitende Therapie erforderlich. Sie kann aus den oben genannten Gründen nicht durch die Schule geleistet werden.
Dyskalkulie kann nach geltender Rechtslage nicht bei der Notengebung berücksichtigt
werden.
Fordern der Schüler
Der Unterricht an den ASBw ist an den in Nordrhein-Westfalen gestellten Anforderungen ausgerichtet, die Schüler und Eltern im In- wie im Ausland, insbesondere im verkürzten gymnasialen Bildungsgang G 8, vielfach als hoch einstufen.
Wie die Ergebnisse der Abschlussprüfungen und der Lernstandserhebungen in Klasse
3 und 8 belegen, wird der geforderte Leistungsstand an den ASBw erzielt. 2010 bestanden wiederum alle Prüflinge die Abschlussprüfungen. Soweit es sich aus Rückmeldungen ablesen lässt, gelingt in den meisten Fällen auch die Wiedereingliederung
in Deutschland.
Weit über dem Durchschnitt liegende Ergebnisse waren bislang jedoch nicht zu
beobachten. Eine Ausnahme bildet die Sprechfertigkeit in Englisch, die sich bei mündlichen Prüfungen positiv niederschlug.
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In manchen Situationen sind Schülerinnen und Schülern besonders gefordert. Dies ist
in erster Linie der Fall, wenn sie wegen abweichender Fremdsprachenfolge ein oder
gar zwei Jahre in der zweiten Fremdsprache nachholen müssen. In einer Fremdsprache Lernjahre aufzuholen, ist in der Tat ein ehrgeiziges Unterfangen, zumal parallel
auch der Lernfortschritt in der laufenden Klasse bewältigt werden muss. Rascher Anschluss gelingt selten, positive Ergebnisse stellen sich bestenfalls durch monatelanges, geduldiges Arbeiten ein.
Zur Unterstützung bei dieser Aufholarbeit erhalten die Betroffenen Förderpläne, die ihnen Lernschwerpunkte vorschlagen. Sie gilt es konsequent abzuarbeiten.
Unterrichtsstunden aus dem Gesamtstundenkontingent stehen für diese Einzelfälle
nicht zur Verfügung.
Verkürzter gymnasialer Bildungsgang G8 und zentrale Prüfungen
Zentrale Prüfungen für Haupt- und Realschüler
2011 werden die Haupt- und Realschüler und -schülerinnen der 10. Klassen an den
ASBw erstmals an den zentralen Prüfungen des Landes Nordrhein-Westfalen teilnehmen. Sie werden in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch geprüft. Die
Schulleitung gibt die Prüfungstermine zu Schuljahresbeginn bekannt.
Da die Prüfungen in NRW in den Jahren 2011 und 2012 für einen relativ spät gelegenen Termin vorgesehen sind, könnten sich vereinzelt Überschneidungen mit den
Rückversetzungsterminen ins Inland ergeben. Für diese Einzelfälle wurden von militärischer Seite an einigen Standorten bereits Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Zentrale Klausuren G 8
Schüler der 10. Klasse des verkürzten gymnasialen Bildungsganges G 8 schreiben
2011 erstmals termingleich mit den Schülern in NRW die zentral gestellten Klausuren
in den Fächern Deutsch und Mathematik.
Abschluss nach der 10. Klasse des gymnasialen Zweiges
Mit Erreichen des Klassenziels nach Klasse 10 haben Gymnasiasten einen mittleren
Bildungsabschluss (Fachoberschulreife) erworben und können darüber hinaus die
Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe, also die Klassen 11 und 12, besuchen.
Schulische Heimat im Ausland
Integration
Eine hohe Fluktuation, das heißt das stete Eintreffen und Ausscheiden von Schülern,
prägt den Schulalltag an den ASBw. Alle ASBw beschäftigen sich intensiv mit jedem
einzelnen Neuankömmling.
Hierzu zählen neben der Aufnahme in die Klassengemeinschaft die sorgfältige Beobachtung und automatische Lernstandsfeststellungen in allen Fächern. Wo es den
Lehrkräften nötig erscheint, erstellen sie für die Neuankömmlinge Förderpläne, die helfen, eventuell vorhandene Defizite aufzufüllen.
Bei der sozialen Integration helfen Paten und jahrgangsübergreifende Angebote.
Heimweh lässt sich dadurch unter Umständen abmildern, ist aber dennoch meist untrennbar mit einem Ortswechsel verbunden.
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Das Schulleben
Damit die Schüler ihre Schule auch über den Unterricht hinaus als Lebensraum erfahren, bieten die ASBw ein lebendiges, reichhaltiges Schulleben, das sich in zahlreichen
Schulfahrten und –veranstaltungen, Aufführungen, Sportaktivitäten und Arbeitsgemeinschaften widerspiegelt. Die beeindruckende Palette an unterrichtlichen wie außerunterrichtlichen Unternehmungen, die die kleinen Kollegien der ASBw „auf die Beine
stellen“, belegen die Jahrbücher der ASBw anschaulich.
Dass nicht alle Angebote von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden, mag vermutlich auch an der Stundenbelastung der Kinder liegen.
Die Auslandsschulen der Bundeswehr leben von der Professionalität und der Einsatzbereitschaft der Lehrkräfte, der Offenheit und Leistungsbereitschaft der Schüler und
der Unterstützung und einem vertrauensvollen Zusammenwirken mit den Eltern.
Für das Schuljahr 2010 / 2011 wünsche ich allen am Schulleben Beteiligten eine erfolgreiche gemeinsame Arbeit!
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Bernhart-Hupp