Inbetriebnahme „Zukunftsnetze“ Bitburg-Prüm

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Inbetriebnahme „Zukunftsnetze“ Bitburg-Prüm
Statement Dr. Joachim Schneider
Mitglied des Vorstands der RWE Deutschland AG
Inbetriebnahme Demonstrationsprojekt „Zukunftsnetze“ in Bitburg/Prüm
17. Juni 2011
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Damen und Herren,
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Ein herzliches Willkommen mitten in einer der „Energiewerkstätten“ der RWE
Deutschland.
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Was wir Ihnen heute vorstellen wollen, mag ein kleiner Schritt für den Eifelkreis sein –
aber es kann zu einem großen Schritt auf dem Weg zum Umbau unserer Energiewelt
werden!
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Mitten in Deutschland wollen wir eine der zentralen Fragen für Deutschlands
Energiezukunft beantworten:
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Wie können wir mit immer mehr dezentralen Anlagen zur Stromerzeugung aus Sonne
und Wind eine stabile Stromversorgung gewährleisten, auch wenn die Sonne einmal
nicht lacht oder eine Flaute für stille Windräder sorgt?
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Die vorliegende EEG-Endabrechnung für das Jahr 2010 zeigt, wie sehr Windräder,
Solarmodule und andere Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
zugelegt haben.
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Die gesamte installierte Leistung betrug 56.000 Megawatt, das ist ca. ein Drittel der
gesamten deutschen Stromerzeugungskapazität. Davon entfielen auf Wind und
Photovoltaik ca. 45.000 Megawatt.
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Besonders hoch fällt die Bilanz der Photovoltaik aus: bis zum vergangenen Jahr wurden
hierzulande insgesamt 17.300 Megawatt Leistung in Betrieb genommen.
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Nach dem Rekordjahr 2010 mit einem Zubau von über 7.000 Megawatt, wird für das
laufende Jahr ein weiterer Zubau von über 3.000 Megawatt erwartet.
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Dieser rasante Zubau stellt uns im Netz vor prozessuale und technologische
Herausforderungen, die es zu meistern gilt!
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In der Eifel sehen wir einen Mikrokosmos dieser Entwicklung: Alleine im Bereich des
Regionalzentrums Trier lagen im Jahre 2009 rund 1.300 Anfragen zur Einspeisung
dezentral erzeugten Stroms vor, im vergangenen Jahr waren es schon etwas mehr als
2.200. Der Schwerpunkt entfällt mit über 95 % der Anlagen auf die Photovoltaik
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Photovoltaik und Wind werden in den kommenden Jahrzehnten einen immer größeren
Teil unserer Stromversorgung stellen – das ist ein politisches und gesellschaftliches Ziel.
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RWE Deutschland sucht nach möglichst effizienten und smarten Lösungen, um den Weg
dorthin zu ebnen.
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Natürlich: der Weg führt über Hindernisse und Stolperfallen.
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Jeder weiß, dass selbst moderne Anlagen für Sonnen- und Windstrom niemals die
gleiche und „Rund-um-die-Uhr“-Versorgung bieten können wie die konventionelle
Stromerzeugung.
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Und die Sonnenintensität Deutschlands kann es nicht mit der Kraft von Andalusien
aufnehmen.
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Aus dem Konsumenten von gestern ist der „prosumer“ geworden, der mit der heimischen
Solaranlage selbst als Stromanbieter zum Marktteilnehmer wird.
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Dieser „prosumer“ ist aber als Kunde ebenso wenig leicht auszurechnen wie die
Stromausbeute aus Photovoltaik oder der Windkraft. Sein Strombedarf folgt nicht mehr
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den herkömmlichen Verbrauchsmustern zwischen 6 Uhr morgens und 8 Uhr abends.
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Wir erleben also heute eine neue und deutlich komplexere Energiewelt.
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Nicht nur hier in Bitburg-Prüm sind wir der Überzeugung, dass der Brückenschlag
zwischen all diesen Herausforderungen, die ich geschildert habe, im Netz zu suchen ist.
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Dabei ist viel von intelligenten Netzen und neuen Techniken zur Speicherung von Strom
aus erneuerbaren Energien die Rede.
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Wir reden nicht nur darüber, wir handeln!
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Das Schwergewicht dieser Arbeit leisten die erfahrenen und technisch versierten
Kolleginnen und Kollegen der Verteilnetz- und Netzservicegesellschaften von RWE
Rhein-Ruhr und RWE Westfalen-Weser-Ems. Ein Beweis dafür, dass die Energiewende
starke Partner mit langjähriger Expertise braucht, um nicht ins Stolpern zu kommen.
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RWE Deutschland wird hier im Eifelkreis mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft –
dem Anlagenbauer ABB, dem Ingenieurdienstleister Consentec und der Technischen
Universität Dortmund - sehr praktisch erproben, wie ein wichtiges Stück dieser
Energiezukunft geschrieben werden kann.
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Die Politik fördert dieses Projekt, und ich freue mich besonders, dass das
Bundeswirtschaftsministerium bei der Einweihung unseres Leuchtturmprojektes durch
Herrn Dr. Kübler vertreten ist.
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Über 3 Millionen Euro fließen in dieses Projekt.
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Auch viele lokale mittelständische Unternehmen sind dabei, wenn in Bitburg-Prüm eine
Zukunftswerkstatt für unsere Energieversorgung an die Arbeit geht.
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Dieses Geld ist sehr gut angelegt. Geht es doch auch um die Zukunftsfähigkeit unserer
Wirtschaft durch die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien.
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Nach dem jüngsten Trendreport des Verbands der Elektrotechnik (VDE) glauben fast
zwei Drittel der Befragten, dass Deutschland bei den intelligenten Stromnetzen, den
„Smart Grids“, eine führende Rolle in der Welt einnimmt.
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Doch nur 45 Prozent rechnen damit, dass diese Spitzenposition in zehn Jahren noch zu
halten sein wird.
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Andere Länder machen also Boden auf diesem Feld gut.
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Was können wir also tun, um im internationalen Wettbewerb um die intelligentesten
Lösungen für mehr Energie-Effizienz eine Spitzenposition zu halten?
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Das kann nur eine Branchenaufgabe sein, auch wenn die RWE Deutschland in vielen
Forschungs- und Geschäftsfeldern für sich in Anspruch nimmt, ganz vorne mit dabei zu
sein.
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Wir investieren gut eine Milliarde Euro jährlich in unsere Stromverteilnetze, deren Länge
mit 348.000 Kilometern fast von der Erde bis zum Mond reicht. In ganz Deutschland
zählen wir knapp 1,7 Millionen Kilometer an Stromverteilnetzen.
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Das Übertragungsnetz muss die Herausforderung meistern, die großen Leistungen an
Windenergie im Norden und Osten Deutschlands mit den Verbrauchszentren zu koppeln.
Dagegen muss das Verteilnetz viele tausend dezentrale Erzeugungsanlagen ins Netz
integrieren – es ist kaum schwieriger, einen Sack Flöhe zu hüten, wenn Sie mir diesen
Vergleich erlauben.
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Die Stromverteilnetze fit für die Erneuerbaren zu machen, ist die wahre Herkulesaufgabe.
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Hier in Bitburg-Prüm wollen wir den Beweis antreten, dass es doch geht. Mein Kollege
Dr. Andreas Breuer wird Ihnen gleich erläutern, wie dies im Einzelnen funktioniert.
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Die Geschichte ist hier aber nicht zu Ende. Für die Umsetzung der Energiewende sind
noch weitere Hausaufgaben zu erledigen.
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Die „Smart Grids“ führen uns in die Zukunft der Stromverteilnetze, die intelligenten
Zähler, die „Smart Meter“, zur Energie-Effizienz im Haus von morgen.
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Ein Smart Meter wird nicht nur unseren Energieverbrauch messen, wie das ein
klassischer Zähler auch kann.
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Ein smarter Zähler wird so clever sein, dass zum Beispiel Waschmaschine und Trockner
genau dann in Gang gesetzt werden können, wenn der Strom an der Börse besonders
günstig ist.
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Oder unsere Tiefkühltruhe zieht zu lastschwachen Zeiten Strom und spart Energie ein,
wenn der Strom im Markt teuer ist.
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RWE erprobt bereits mit dem Haushaltsgerätehersteller Miele, wie solche Modelle in die
Praxis umgesetzt werden können.
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Mit „Smart Home“ lassen sich Strom- und Wärmeversorgung per PC und auch mit Ihrem
Smartphone von unterwegs in Echtzeit einstellen.
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Ein weiteres Leuchtturmprojekt, das ebenfalls vom Bundesministerium für Wirtschaft
gefördert wird, wird dieses Jahr in den Städten Mülheim und Krefeld Wirklichkeit werden.
Es ist eines von sechs geförderten Projekten aus der Bundesinitiative e-energy.
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Unseren Kunden von morgen, den „prosumer“, können wir mit moderner
Informationstechnik auf einem Marktplatz mit anderen Marktteilnehmern
zusammenführen.
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Einen solchen „E-Energy-Marktplatz“ baut RWE Deutschland mit Partnern aus Wirtschaft
und Wissenschaft im Ruhrgebiet. „E-Energy“ ist das Drehkreuz aller Informationen zu
Stromerzeugung, Stromverbrauch, Stromangeboten und Strompreisen.
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Über Preisanreize können teure Nachfragespitzen gemindert und sinnvoller
Energieeinsatz gefördert werden.
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Zudem wird für Privat- und Gewerbekunden die Vermarktung selbsterzeugten Stroms
einfacher.
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Kleine Energiemengen werden dazu zusammengefasst und gebündelt verkauft.
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Kleine Erzeugungsmengen zusammenzufassen und deren Vermarktung zu erleichtern,
ist auch das Ziel von virtuellen Kraftwerken.
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Sie bündeln informations- und kommunikationstechnisch viele dezentrale Stromerzeuger,
wie zum Beispiel Windenergieanlagen, Blockheizkraftwerke, Photovoltaikanlagen,
Kleinwasserkraftwerke und Biogasanlagen zu einer gedachten großen
Erzeugungseinheit, um diese dem Energiemarkt verfügbar zu machen. Auch hier sind wir
als Unternehmen mit Forschungsprojekten für Kleinanlagen, aber auch ganz real mit
großen Projekten aktiv.
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Auch die Elektromobilität hat perspektivisch ein beachtliches Potenzial für den Ausgleich
von Schwankungen zwischen Stromangebot und Stromnachfrage. Deshalb fördert RWE
Deutschland auch diese Entwicklung. Dabei sind wir Komplettanbieter - von der LadeInfrastruktur über den Stromvertrag bis hin zum Angebot von Fahrzeugen in Kooperation
mit namhaften Herstellern.
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Der Umbau der Energieversorgung kostet Geld, sogar viel Geld.
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Insbesondere der Umbau der Verteilnetze hin zu einem intelligenten Netz erfordert
bundesweit einen zweistelligen Milliardenbetrag − je nach Ausbau-Szenario zwischen
rund 13 Milliarden Euro und 27 Milliarden Euro − wie eine jüngst veröffentlichte Studie
des BDEW aufzeigt.
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Für uns Netzbetreiber sind daher Investitionssicherheit und eine investitionsfreundliche
Regulierungspraxis unerlässlich.
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Zwei Drittel der Befragten im genannten VDE-Trendreport erachten die Investitionen
denn auch als größte Herausforderung auf dem Weg zu einer Realisierung von „Smart
Grids“ in Deutschland.
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Mit Geld allein schaffen wir jedoch den Sprung in die intelligente Stromzukunft nicht.
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Gut ausgebildete Menschen waren – neben technologischen Spitzenleistungen − bislang
die Visitenkarte der deutschen Wirtschaft.
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RWE Deutschland stellt sich dieser Verantwortung. Wir bilden jährlich knapp 1.700 junge
Menschen aus. Auch das ist gut angelegtes Geld: für die Zukunft der jungen Leute, für
das Unternehmen und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.
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Nach diesem kurzen Abriss zu den Herausforderungen, die in den kommenden Jahren
vor uns stehen, aber auch zu den technischen Lösungen, an denen wir intensiv und an
vorderster Front arbeiten, möchte ich nun wieder zu unserem spannenden und
zukunftsweisenden Projekt hier in Bitburg-Prüm zurück kommen.
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Lassen Sie sich überraschen, welch zukunftsweisende Techniken hier zum Einsatz
kommen!
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Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und gebe dazu das Wort an meinen
Kollegen Dr. Andreas Breuer.
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