Programm- und Besetzungsänderung
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Programm- und Besetzungsänderung
Mittwoch, 31.12.2014, 17:00 Uhr Silvesterkonzert Freitag, 02.01.2015, 20:00 Uhr 3. Abonnement c Samstag, 03.01.2015, 19:00 Uhr 2. Abonnement h5 Programm- und Besetzungsänderung Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum, Diana Damrau musste die Konzerte am 31.12., 2.1. und 3.1. krankheitsbedingt leider absagen. Wir sind sehr glücklich, in Simona Šaturová kurzfristig hochwertigen Ersatz für die Konzerte zum Jahreswechsel gefunden zu haben. Die geänderte Programmfolge sowie eine Biografie zu Simona Šaturová finden Sie auf den folgenden Seiten. Vielen Dank für Ihr Verständnis Die Münchner Philharmoniker wünschen Ihrem Publikum einen guten und erfolgreichen Start ins Jahr 2015! Programm Georges Bizet -------- Suite aus „Carmen“ 1. „Le Toréador“ - Introduction | 2. „Prélude“ 3. „Intermezzo“ | 4. „Les Dragons d'Alcala“ 5. „Danse Bohémienne“ Charles Gounod -------- „Je veux vivre“, Arie der Juliette aus „Roméo et Juliette“ Jacques Offenbach -------- Suite aus „Gaîté parisienne“ 1. Ouvertüre (aus „Pariser Leben“, 1866) 2. Marsch (aus „Tromb-al-ca-zar“, 1856) 3. Walzer (aus „La Périchole“, 1868) 4. Cancan (aus „Orpheus in der Unterwelt“, 1858) Gioacchino Rossini -------- „Una voce poco fa“, Cavatine der Rosina aus „Il barbiere di Siviglia“ Leonard Bernstein -------- Ouvertüre zu „Candide“ - Pause - Johann Strauß (Sohn) -------- Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“ Josef Strauß -------- „Die Libelle“, Polka Mazur op. 204 Johann Strauß (Sohn) -------- „Auf der Jagd“, Polka schnell op. 373 Franz Lehár -------- „Vilja-Lied“ der Hanna Glawari aus „Die lustige Witwe“ Johann Strauß (Sohn) -------- „Frühlingsstimmen“, Walzer für Orchester op. 410 „Im Krapfenwald'l“, Polka française op. 336 „Spiel' ich die Unschuld vom Lande“, Couplet der Adele aus „Die Fledermaus“ „Unter Donner und Blitz“, Polka schnell op. 324 Manfred Honeck, Dirigent Simona Šaturová, Sopran Simona Šaturová wurde in Bratislava (Slowakei) geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Violinunterricht. Nach dem Abitur studierte Simona Šaturová am Konservatorium von Bratislava Gesang und besuchte verschiedene Meisterklassen, u. a. bei der rumänischen Sopranistin Ileana Cotrubas. Seit ihrem kurzfristigen Einspringen als Ilia (Idomeneo) am Théatre de la Monnaie in Brüssel 2010 kehrt sie regelmäßig an das Haus zurück; Violetta Valéry (La traviata), Sandrina (La finta giardiniera), Servilia (Titus) und zuletzt 2014 als Gilda. Seit ihrem großen Erfolg als Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) ist sie auch dem Aalto-Theater in Essen sehr verbunden und in dieser Spielzeit als Elettra (Idomeneo), und Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) zu erleben. Neben zahlreichen Auftritten am Nationaltheater Prag konnte man die Sopranistin bisher auch auf den Bühnen des Teatro Colón Buenos Aires, Théâtre du Châtelet Paris, Opéra de Monte Carlo, Oper Frankfurt, Theater an der Wien und im Megaron in Athen erleben. Zu ihrem Repertoire gehören u. a. die Partien der Lucia (Lucia di Lammermoor), Adina (L’elisir d’amore), Gilda (Rigoletto), Giulietta (I Capuleti e i Montecchi), Donna Anna (Don Giovanni) oder Adele (Die Fledermaus). Als Konzert- und Oratoriensängerin konnte sich Simona Šaturová ebenfalls international profilieren. Sie gastierte beispielsweise in New York, Dallas, Oslo, Toronto, Istanbul, bei den Salzburger Festspielen, beim Oregon Bach Festival in Eugene, in Japan, Israel und Venezuela, beim Festival Internazionale di Musica e Arte Sacra Roma, dem Wiener Frühlingsfestival oder dem SchleswigHolstein Musik Festival. Musikalische Partner sind u. a. Christoph Eschenbach, Philippe Herreweghe, Krzysztof Penderecki, Sir Neville Marriner, Sylvain Cambreling, Helmuth Rilling, Jiří Bělohlávek, Manfred Honeck, Tomáš Netopil, Kent Nagano, Rafael Frühbeck de Burgos, Adam Fischer, Ivan Fischer und Christopher Hogwood. Simona Šaturová fühlt sich in besonderem Maße zur Musik Mozarts hingezogen: „Seine Musik hat mich immer begleitet. Vor allem die c-moll Messe ist für mich ein sehr wichtiges Werk. Ich habe sie mittlerweile weltweit mehr als 50 Mal gesungen.“ Anfang 2009 war sie mit ihrem Lieblingswerk in der Sixtinischen Kapelle bei Papst Benedikt zu Gast. In der aktuellen Spielzeit singt sie die c-moll Messe in Baltimore unter der Leitung von Masaaki Suzuki und in Berlin unter Jörg-Peter Weigle. Außerdem ist sie u. a. als Elettra (Idomeneo) in Essen, Violetta Valery, Gilda und Donna Anna in Prag zu hören. Konzerte führen sie u. a. mit Manfred Honeck nach Pittsburgh (Beethoven: 9. Sinfonie) und Prag (Braunfels: Requiem). In Prag singt sie auch Mahlers 2. Sinfonie mit Jiří Bělohlávek und Bernarda Fink. CD-Aufnahmen erfolgten für die Labels Supraphon, hänssler classic, Classico sowie für den Carus Verlag und Sony/BMG. Unter dem Titel Haydn Arias erschien im Juni 2009 ihre erste Solo-Aufnahme mit der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Alessandro De Marchi bei ORFEO. Diese erhielt im November 2009 vom Gramophone Magazine die Auszeichnung Editor’s Choice. Im November 2014 erscheint ihre neue Solo-Aufnahme Decade mit Arien von W. A. Mozart und J. Mysliveček. 2007 wurde die Künstlerin im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals mit dem Förderpreis der Walter und Charlotte Hamel-Stiftung ausgezeichnet. Manfred Honeck Diana Damrau Mittwoch, 31. Dezember 2014, 17 Uhr Freitag, 2. Januar 2015, 20 Uhr Samstag, 3. Januar 2015, 19 Uhr 150 JAHRE FRIDRICH Unser lupenreines Jubiläumsangebot: FRIDRICH SOLITÄRRING mit 1 Brillant, 0,50 ct. Weiß lupenrein, gefasst in 750/– Weißgold € 2.999,– mit GIA-Expertise TRAURINGHAUS · SCHMUCK · JUWELEN · UHREN · MEISTERWERKSTÄTTEN J. B. FRIDRICH GMBH & CO. KG · SENDLINGER STRASSE 15 · 80331 MÜNCHEN TELEFON: 089 260 80 38 · WWW.FRIDRICH.DE Georges Bizet Suite aus „Carmen“ 1. „Le Toréador“ – Introduction | 2. „Prélude“ | 3. „Intermezzo“ 4. „Les Dragons d‘Alcala“ | 5. „Danse Bohémienne“ Ambroise Thomas „Je suis Titania“, Rezitativ und Arie der Philine aus „Mignon“ Jacques Offenbach Suite aus „Gaîté parisienne“ 1. Ouvertüre (aus „Pariser Leben“, 1866) | 2. Marsch (aus „Tromb-al-ca-zar“, 1856) 3. Walzer (aus „La Périchole“, 1868) | 4. Cancan (aus „Orpheus in der Unterwelt“, 1858) Leonard Bernstein Ouver türe zu „Candide“ „Glitter and be Gay“, Arie der Cunégonde aus „Candide“ – Pause – Johann Strauß (Sohn) Ouver türe zu „Der Zigeunerbaron“ Josef Strauß „Die Libelle“, Polka Mazur op. 204 Johann Strauß (Sohn) „Auf der Jagd“, Polka schnell op. 373 Franz Lehár „Vilja-Lied“ der Hanna Glawari aus „Die lustige Witwe“ Johann Strauß (Sohn) „Frühlingsstimmen“, Walzer für Orchester op. 410 „Im Krapfenwald’l“, Polka française op. 336 „Klänge der Heimat“, Csardas der Rosalinde aus „Die Fledermaus“ „Unter Donner und Blitz“, Polka schnell op. 324 Manfred Honeck, Dirigent Diana Damrau, Sopran Bild- und Tonaufnahmen sind während des Konzer ts nicht gestat tet. Wir bit ten um Ihr Verständnis! Mit t woch, 31. Dezember 2014, 17 Uhr Silvesterkonzer t Freitag, 2. Januar 2015, 20 Uhr 3. Abonnementkonzer t c Samstag, 3. Januar 2015, 19 Uhr 2. Abonnementkonzer t h5 Spielzeit 2014/2015 117. Spielzeit seit der Gründung 1893 Valery Gergiev, Chefdirigent (ab 2015/2016) Paul Müller, Intendant Georges Bizet 3 Beschwingt, spritzig, farbenfroh... Marcus Imbsweiler Die Silvesternacht markiert eine Grenze: Scheide linie zwischen altem und neuem Jahr, zwischen Vergangenheit und Zukunft, Rückschau und Vor freude. Schlag zwölf bricht sich die Zuversicht Bahn: Es wird schon werden, die Welt steht uns offen. Aber sind nicht auch Bedenken angebracht ? Wer weiß, was uns das Jahr bringt ? In 365 Tagen kann so viel passieren… Gegen derartige Verzagtheit gibt es bekanntlich ein Rezept, das aus drei Komponenten besteht: kulinarisch (ein Glas Sekt) – optisch (Feuerwerk) – akustisch (Musik). Prosit Neujahr ! Auch die Musikauswahl für den letzten Tag des Jahres folgt seit langem bewährter Tradition. Beschwingt soll sie sein, spritzig wie das obligatorische Getränk und farbenfroh wie das finale Himmelsschauspiel. Um es auf den Begriff zu bringen: U-Musik. Geht es aber um konkrete Werke, zeigt sich schnell, wie unzulänglich solche Schlagworte sind. Gehört eine „Carmen“ in die U-Schublade ? Haben Offenbachs Stücke nicht einen ernsten Hintergrund ? Wieso wurde Strauß von Liszt und Brahms bewundert ? Und wenn schon ein Mann wie Bernstein nicht zwischen E und U trennen wollte, was ist dann mit Komponisten aus dem 19. Jahrhundert – aus einer Zeit, als genau diese Scheidung noch gar nicht vollzogen war ? Wie auch immer man diese Fragen beantworten mag: Ein genauerer Blick auf die Musik lohnt allemal. Paris Unsere erste Station ist die französische Metro pole. Hier feierte seit den 1850er Jahren ein Kölner mit subversiven Einaktern Erfolge: Jacques Offenbach. Seine satirisch zugespitzten, oft auf gesellschaftliche Missstände abzielenden BuffoOpern (den Terminus „Operette“ gebrauchte er fast nie) setzten Maßstäbe – nicht nur in Paris, sondern auch andernorts, etwa in Wien oder London. 1856 leistete sich Offenbach den Luxus, einen Wettbewerb für Nachwuchskomponisten auszuschreiben, bei dem es galt, ein Operettenlibretto zu vertonen – möglichst komisch natürlich. Einer der beiden Preisträger wurde bereits als Shootingstar der Szene gehandelt: der gerade erst 18 Jahre alte Georges Bizet (1838–1875). Bizet in den Fußstapfen Offenbachs ? Aus heutiger Sicht ein befremdlicher Gedanke. Dabei bewährte sich der junge Mann aus Paris zunächst im Unterhaltungsfach, bevor er sich ernsteren Stoffen zuwandte. Auch seine musikalische Sprache wurde vielschichtiger, was Teile des Publikums nicht goutierten: Das Verdikt „zu anspruchsvoll“ traf mehrere seiner Opern, vor allem aber „Carmen“, sein letztes Bühnenwerk. Tatsächlich mutete das Stück den Hörern einiges zu: die Darstellung von Arbeiterinnen und Räubern, ungeschminkte Leidenschaften und nicht zuletzt den Mord an der Hauptfigur auf 4 Georges Bizet | Ambroise Thomas | Jacques Offenbach offener Bühne. Außerdem warf man Bizet vor, seine Musik sei unmelodisch, nicht eingängig genug, zu sehr an Wagner orientiert. Dass „Carmen“ einmal zu den meistgespielten Opern weltweit zählen würde, war nach den ersten Aufführungen nicht zu erwarten. Als sich ihr Erfolg abzeichnete, wurde die Musik flugs zweitverwertet: in zwei Orchestersuiten, die Ernest Guiraud (1837–1892) aus den beliebtesten Nummern des Werks zusammenstellte. Kurz zuvor war Guiraud schon einmal posthum für einen Komponisten tätig gewesen: Er orchestrierte „Hoffmanns Erzählungen“, Offenbachs unvollendet gebliebene Oper… Ernst und /oder komisch ? Auch der eine Generation ältere Ambroise Thomas (1811–1896) machte sich zunächst mit komischen Opern einen Namen, um dann aber immer stärker ernste und tragische Elemente zu berücksichtigen. So existieren „Mignon“ und „Hamlet“, seine beiden Erfolgsstücke der 1860er Jahre, in jeweils zwei unterschiedlichen Fassungen; mal überlebt die Titelfigur, mal stirbt sie. Dieses Ringen um die richtige Balance zwischen E und U setzt sich in den Figurenkonstellationen fort: Der vom Schicksal schwer geprüften Mignon wird in der leichtlebigen Philine eine typische Buffo-Rolle gegenübergestellt. Während die eine nach ihrer Identität sucht, bedient sich die andere virtuos verschiedenster Masken – Philine ist Schauspielerin. Die Bravourarie „Je suis Titania“ stammt aus dem 2. Akt der Oper: Philine, die soeben in Shakespeares „Sommernachtstraum“ brilliert hat, gibt dem Publikum eine weitere Kostprobe ihres Talents. „Schneller als der Vogel, schneller als der Blitz“: Dieses Bild wird zum Ausgangspunkt einer sängerischen Tour de force mit atemberaubenden Sprüngen, Tonleitern, Verzierungen, Trillerketten. Der instrumentale Charakter ihrer waghalsigen Koloraturen mündet zusehends in einen musikalischen Wettstreit mit den Holzbläsern des Orchesters. Dass am Ende die Sängerin die Oberhand behält, versteht sich von selbst. Galopp in die Hölle Am längsten und entschiedensten der U-Musik Sphäre verpflichtet blieb Jacques Offenbach (1819–1880) – wenn man einmal außer Acht lässt, dass seine Bühnenwerke bei aller Eingängigkeit stets einen widerständigen Kern enthalten, nämlich die Thematisierung von gesellschaftlichen Missständen. Aber auch Offenbach wandte sich mit der Zeit ernsthafteren Dramen zu, 1864 der romantischen Oper „Die Rhein nixen“ und schließlich „Hoffmanns Erzählungen“. Dass ausgerechnet dieses der E-Musik zugeschlagene Projekt dem Unterhaltungskünstler Offenbach bleibenden Ruhm sichern sollte, gehört wohl zu den ironischsten Volten der Musik geschichte. Umgekehrt hielten sich seine buffonesken Stücke nicht auf den Spielplänen, weil ihre satirische Tiefenwirkung ohne Kenntnis der Zeitumstände verblassen musste. Wer weiß oder ahnt heute noch, welche französischen Politiker Offenbach und seine Librettisten als amtsmüde Götter, antike Muskelprotze oder chinesische Würdenträger verspotteten ? 5 Georges Bizet zur Entstehungszeit der „Carmen“ (1875) 6 Jacques Offenbach | Leonard Bernstein Auch aus diesem Grund arrangierte 1938 der Komponist Manuel Rosenthal (1904–2003) eine Reihe von Tanznummern Offenbachs zu einer Ballettsuite mit dem Titel „Gaîté parisienne“. Der Name nimmt zum einen auf das Théâtre de la Gaîté Bezug, das Offenbach von 1873 bis 1875 leitete, zum anderen auf sein Erfolgsstück „La Vie parisienne“. Aus diesem und weiteren Bühnenwerken stammen all die Walzer, Polkas und anderen Modetänze, die Offenbach ähnlich leicht von der Hand gingen wie seinen Wiener Kollegen Strauß, Lanner und Suppé. Natürlich gipfelt die Suite im weltberühmten Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“, der dort als „Galop infernal“, so sein Originaltitel, gutgelaunt die Höllenfahrt der olympischen Götterwelt (sprich: des Zweiten Kaiserreichs) untermalt. Zeitlose Satire Wir bleiben in Paris, machen aber einen Zeitsprung zurück in das Jahr 1759. Ein anonymer Roman erscheint: „Candide“, eine bissige Abrechnung mit den Mächtigen dieser Welt und ihren Philosophen, die alles im besten Licht erscheinen lassen. Voltaire heißt der schnell entlarvte Urheber dieser Satire, die in Frankreich verboten, andernorts sogar öffentlich verbrannt wird. Im 19. Jahrhundert war „Candide“ längst in den Kanon der Weltliteratur aufge stiegen, doch es dauerte fast 200 Jahre, bis sich auch ein Komponist des Stoffs annahm: Leonard Bernstein (1918–1990). Und die Manier, in der er dies tat, erinnert durchaus an Offenbach. Wie dessen Opéras bouffes entzieht sich Bernsteins Werk jedem Gattungszugriff, ist ein Mix aus Oper, Operette und Musical, voll bitterer, lustiger, sarkastischer Tonfälle. Auch „Candide“ zielt unverhohlen auf aktuelle Missstände ab: die Pogromstimmung der McCarthy-Ära, in der Liberale wie Bernstein und seine Librettistin Lillian Hellman unter dem Vorwand des Staatswohls bespitzelt und eingeschüchtert wurden. Bernstein gestaltet dies allerdings im bewährten Stil des Unterhaltungsgenres. Schon die Ouvertüre bietet ein unbekümmertes Potpourri der eingängigsten Gesangsnummern – wer jedoch genau hinhört, stellt fest, dass sie dies im ehrwürdigen Gewand der klassischen Sonatensatzform tut. „Glitter and be Gay“, die große Bravourarie der Cunégonde, kippt von der anfänglichen Valse triste um in einen Koloraturen rausch, den sich „gelangweilte Hausfrauen zum Vorbild nehmen“ sollten. So zumindest sah es Loriot, der eine eigene Textfassung zu „Candide“ erstellte. Das Orchester dagegen zeigt Cunégonde die kalte Schulter und hat für ihre halsbrecherischen Tonorgien nur ein spöttisches Echo im Fagott übrig. Ortswechsel: An die schöne blaue Donau Der Weg von Paris nach Wien ist kürzer, als man denkt – zumindest in der Musik. Eine Brücke schlagen die Werke Jacques Offenbachs, die in der Donaumetropole mit nur geringer zeitlicher Verzögerung auf die Bühne gebracht und dabei an die örtlichen Verhältnisse mehr oder weniger glücklich angepasst wurden. Johann Nestroy etwa arbeitete Offenbachs „Vent-du-soir“ zu einem „eigenen“ Stück um: „Häuptling Abendwind“. Als belebend erwies sich hierbei die Kon- 7 Jacques Offenbach schlägt die Werbetrommel für seine Werke (Karikatur von André Gill, 1874) 8 Johann Strauß | Josef Strauß kurrenz zwischen dem Theater an der Wien und dem Carltheater, die sich beide um den Import aus Paris bemühten. 1863 kam Offenbach selbst nach Wien und ermunterte Johann Strauß (1825–1899), dessen Ruhm sich bis dahin allein auf Tanzproduktionen gründete, es ebenfalls mit Bühnenwerken zu versuchen. Strauß jedoch zögerte. Als Dramatiker musste er sich wohl oder übel an Offenbach messen lassen, auch in Wien. Was derartige Konkurrenz – um das Stichwort von vorhin aufzugreifen – bedeutete, wusste er aus eigener Erfahrung. Sein Vater hatte einst in ständigem Wettstreit mit Josef Lanner gestanden, und als Lanner starb, befehdeten sich Vater und Sohn Strauß. Beide unterhielten eine gut geölte Musikmaschinerie aus mehreren Ensembles, die allabendlich, über die ganze Stadt verteilt, Tanzsäle und Wirtschaften bespielten. 1848 ging der Konkurrenzkampf auf politischer Bühne weiter: Während der Junior einen „Revolutions-Marsch“ komponierte, huldigte der Senior dem konservativen General Radetzky. Ohne den frühen Tod von Johann Strauß Vater, der im Alter von 45 Jahren starb, hätte sich Wien wohl noch lange am innerfamiliären Musikerzwist erfreuen können. Arbeitsteilung unter Brüdern Keinesfalls spannungsfrei, aber doch einträchtiger ging es unter den Brüdern Strauß zu: Der unter Arbeitsüberlastung leidende Johann übertrug zunehmend Aufgaben auf den zwei Jahre jüngeren Josef (1827–1870), später auch auf den 1835 geborenen Eduard. „Er ist der Begabtere, ich bin bloß populärer“, soll Johann einmal über Josef gesagt haben. Sogar kompositorisch ver- bündete man sich hin und wieder: Die beliebte „Pizzicato-Polka“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der beiden Brüder. Vom Charakter her waren sie allerdings unterschiedlich: Während der Ältere als robuste, durchsetzungsfähige Natur galt, sagte man dem Jüngeren ein eher melancholisches Gemüt nach. In ihren Kompositionen schlägt sich das zum Teil nieder. Für „Die Libelle“ etwa wählte Josef die Sonderform der Polka Mazur, die den Dreiertakt der Mazurka mit Polkarhythmen verbindet. Auf einem hauchfein gewebten Klanggespinst von Streichern und Harfe, das sich im Pianissimo verflüchtigt, lässt er das filigrane Insekt vorbeischweben. Ganz anders Johanns „Frühlingsstimmen-Walzer“, dessen virtuos-zupackende Thematik mit eingestreuten Vogelrufen eine gewisse Äußerlichkeit nicht verleugnet: Im Original war das Stück ein Konzertwalzer für Koloratursopran. Ihr tonmalerisches Potenzial spielen auch die Schnellpolkas „Auf der Jagd“ und „Unter Donner und Blitz“ aus, letztere eher dezent (sie hieß ursprünglich „Sternschnuppe“), während bei der „Jagd“-Polka, deren Musik aus der Operette „Cagliostro in Wien“ stammt, Gewehrschüsse zum Einsatz kommen. Kuckucksrufe sind in der Polka française „Im Krapfenwald’l“ zu hören; dass das Stück einst für Russland und den Wald von Pawlowsk komponiert wurde, spielt keine Rolle – der Kuckuck ist der gleiche. Schwierige Anfänge Erst 1871 kam Johanns erstes Bühnenwerk heraus, „Indigo und die vierzig Räuber“. Alles 9 Musikalische Hommage an den frühverstorbenen Josef Strauß (1827–1870) 10 Johann Strauß | Franz Lehár andere als eine leichte Geburt: In den gut sieben Jahren, die seit der Begegnung mit Offenbach in Wien vergangen waren, hatte Strauß gleich mehrere vergebliche Kompositionsanläufe unternommen. Wie vorauszusehen, wurde sein Operettendebüt von der Kritik am Pariser „Original“ gemessen – mit wenig schmeichelhaftem Ergebnis. Noch lange, so erinnerte sich ein enger Freund viele Jahre später, herrschte in Wien die Meinung vor, dass Strauß „nicht das Zeug habe, neben einem Offenbach zu bestehen“. Sogar die „Fledermaus“, Strauß’ vierte Operette, hatte es anfangs schwer. Dass sie sich schließlich doch durchsetzte und bald einen weltweiten Siegeszug ohnegleichen antrat, hat sicher mehrere Gründe. Einer ist das brillante Textbuch mit all seinen Intrigen und Verwechslungen, das übrigens auf eine Komödie der Offenbach-Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy zurückgeht. Es stülpt der Handlung die obligatorischen Tänze nicht einfach über, sondern entwickelt sie konsequent aus dem Geschehen oder den Charakteren. Rosalindes Csardas-Lied „Klänge der Heimat“ etwa dient in der konkreten Situation dazu, ihre Identität trotz Maske zu wahren: Allein durch die Musik gibt sie sich als „echte“ Magyarin zu erkennen. Virtuos hantiert Strauß mit ungarischen Versatzstücken, vom improvisatorisch wirkenden Beginn, der den Cymbalk lang imitiert, über allmähliche Temposteigerung bis hin zum zündenden Schluss. Bereits vor der Premiere des gesamten Stücks wurde der Csardas öffentlich präsentiert, um das Interesse an der „Fledermaus“ zu wecken. Ungarn zum zweiten: „Der Zigeunerbaron“ In Ungarn selbst spielt der „Zigeunerbaron“, elf Jahre nach der „Fledermaus“ uraufgeführt und neben der „Nacht in Venedig“ Welterfolg Nummer drei für Strauß. Hier sind es die Wiener mit ihren großstädtischen Herzensangelegenheiten und ihrer Walzersehnsucht, die unter Zigeunern und Südosteuropäern wie Exoten wirken. Bereits die Ouvertüre spielt die beiden Sphären gekonnt gegeneinander aus, wechselt beständig zwischen Zigeunermoll und fröhlicher Polka, zwischen Tanzbodenderbheit und wienerischem Schmelz hin und her. Bei der Uraufführung, die Strauß am Vorabend seines 60. Geburtstags (24. Oktober 1885) selbst leitete, soll jedes (!) Thema dieser potpourriartigen Ouvertüre stürmisch beklatscht worden sein. Ganz Europa an der Seine Mit der „Lustigen Witwe“ schließt sich ein Kreis: Die Handlung von Franz Lehárs (1870– 1948) erfolgreichster Operette spielt in Paris. Auch das Libretto geht auf eine französische Textvorlage zurück, nämlich auf ein Lustspiel des bereits erwähnten Offenbach-Mitstreiters Henri Meilhac. Und wieder erlaubt die Handlung eine musikalische Reise nach Osteuropa: Die Mehrzahl der Akteure stammt aus dem fiktiven Kleinstaat Pontevedro, der aus politischer Rücksicht an die Stelle des ursprünglich vorgesehenen Montenegro trat. Zu Beginn von Akt 2 stimmt sich die pontevedrinische Gästeschar mit heimatlichen Klängen auf den Abend ein: 11 Illustriertes Titelblatt zu Johann Strauß’ „Der Zigeunerbaron“ 12 Franz Lehár Hanna, die reiche, aber unglücklich verliebte Witwe, singt die rührende Märchenballade vom Waldmädchen Vilja. Inhaltlich ein Spiegel ihrer aktuellen amourösen Not, denn noch muss sie Danilo, ihrem Erwählten, entsagen. Musikalisch hingegen der perfekte Anlass für Klangzauber à la Smetana und Dvořák: exotisch angehaucht und dabei doch immer volksliedhaft schlicht. E oder U ? Manchmal stellt sich diese Frage erst gar nicht. Die Gesangstexte „Je suis Titania“ Ambroise Thomas Rezitativ und Arie der Philine aus „Mignon“ Oui, pour ce soir, je suis reine des fées ! Voici mon sceptre d‘or ! Et voici mes trophées ! Ja, für diesen Abend bin ich Königin der Feen ! Seht hier den Zauberstab ! Und hier meine Kampftrophäen ! Je suis Titania la blonde, je suis Titania, fille de l‘air ! En riant je parcours le monde, plus vive que l‘oiseau, plus prompte que l‘éclair ! Titania ist herabgestiegen, die Fee der Luft, vom blauen Wolkensitz ! Will die Welt lachend nun durchfliegen, noch schneller als der Vogel, schneller als der Blitz. La troupe folle des lutins suit mon char qui vole et dans la nuit fuit ! Autour de moi toute ma cour court, chantant le plaisir et l‘amour ! Mein Wagen durch die blaue Luft zieht, die Elfenschar mit leichtem Tritt flieht ! Weit um mich her erschallt der Klang, lang, der Liebe und der Lust Gesang. La troupe folle des lutins suit mon char qui vole et dans la nuit fuit, au rayon de Phoebé qui luit ! Mein Wagen durch die blaue Luft zieht, die Elfenschar mit leichtem Tritt flieht, wenn Phoebes Strahl erglüht ! Parmi les fleurs que l‘aurore fait éclore, par les bois et par les prés diaprés, sur les flots couverts d‘écume, dans la brume, on me voit d‘un pied léger voltiger ! Wo im Morgenrot Blumen sprießen, uns zu grüßen, über Wiesen durch den Wald schweb ich bald, und auf schaumbedeckten schnellen Silberwellen flücht’gen Fußes mit leichtem Sinn zieh ich hin ! 13 14 Die Gesangstexte „Glitter and be Gay“ Leonard Bernstein Arie der Cunégonde aus „Candide“ Glitter and be gay, That’s the part I play; Here I am in Paris, France, Forced to bend my soul To a sordid role, Victimized by bitter, bitter circumstance. Alas for me ! Had I remained Beside my lady mother, My virtue had remained unstained Until my maiden hand was gained By some Grand Duke or other. Glänzen und lustig sein, das ist die Rolle, die ich spiele. Hier bin ich, in Paris, Frankreich, gezwungen, meine Seele einer schäbigen Rolle zu unterwerfen, ein Opfer bitterer, bitterer Umstände. Ach, hätte ich doch nur an der Seite meiner Frau Mutter ausgeharrt, meine Tugend wäre unbefleckt geblieben, bis irgend so ein Großherzog meine jungfräuliche Hand errungen hätte. Ah, ’twas not to be; Harsh necessity Brought me to this gilded cage. Born to higher things, Here I droop my wings, Ah ! Singing of a sorrow nothing can assuage. Ach, es sollte nicht sein; herbe Notwendigkeit brachte mich in diesen goldenen Käfig. Zu Höherem geboren, lasse ich hier meine Flügel hängen und singe, ach, von einem Leid, das nicht zu ändern ist. And yet of course I rather like to revel, Ha ha ! I have no strong objection to champagne, Ha ha ! My wardrobe is expensive as the devil, Ha ha ! Perhaps it is ignoble to complain... Enough, enough Of being basely tearful ! I‘ll show my noble stuff By being bright and cheerful ! Und doch, natürlich liebe ich die Ausgelassenheit, ha ha ! Ich habe nicht ernsthaft etwas gegen Champagner, ha ha ! Meine Garderobe ist sündhaft teuer, ha ha ! Vielleicht ist es unfein, sich zu beklagen… Genug, genug der unwürdigen Tränenseligkeit ! Ich will mein edles Blut beweisen und Witz und gute Laune zeigen ! 15 Leonard Bernstein zur Entstehungszeit von „Candide“ (um 1956) 16 Die Gesangstexte Ha ha ha ha ha ! Ha ! Ha ha ha ha ha ! Ha ! Pearls and ruby rings... Ah, how can worldly things Take the place of honor lost ? Can they compensate For my fallen state, Purchased as they were at such an awful cost ? Perlen und Rubinringe... Ach, wie können solch irdische Dinge für den Verlust der Ehre entschädigen ? Können sie wettmachen, dass ich so tief gefallen bin, da sie um so schrecklichen Preis erworben wurden ? Bracelets... lavalieres... Can they dry my tears ? Can they blind my eyes to shame ? Can the brightest brooch Shield me from reproach ? Can the purest diamond purify my name ? Armbänder... Schleifen... Können sie meine Tränen trocknen ? Können sie meine Augen blind machen für die Scham ? Kann die funkelndste Spange mich vor Tadel schirmen ? Kann der reinste Diamant meinen Namen reinigen ? And yet of course these trinkets are endearing, Ha ha ! I’m oh, so glad my sapphire is a star, Ha ha ! I rather like a twenty-carat earring, Ha ha ! If I’m not pure, at least my jewels are ! Und doch, natürlich hat dieser Glitzerkram seinen Reiz, ha ha ! Ich bin ja so froh, dass mein Saphir ein Stern ist, ha ha ! Ich weiß einen Zwanzig-Karat-Ohrring zu schätzen, ha ha ! Wenn ich schon nicht lupenrein bin, meine Juwelen sind es ! Enough ! Enough ! I’ll take their diamond necklace And show my noble stuff By being gay and reckless ! Ha ha ha ha ha ! Ha ! Genug ! Genug ! Ich werde ihr Diamantencollier annehmen und mein edles Blut beweisen, indem ich lustig und bedenkenlos bin ! Ha ha ha ha ha ! Ha ! Observe how bravely I conceal The dreadful, dreadful shame I feel. Ha ha ha ha ! Beachten Sie, wie tapfer ich meine furchtbare Scham verberge. Ha ha ha ha ! 17 Jean-Antoine Houdon: Portraitbüste Voltaires (um 1778) 18 Die Gesangstexte „Vilja-Lied“ Franz Lehár Lied der Hanna Glawari aus „Die lustige Witwe“ Es lebt’ eine Vilja, ein Waldmägdelein. Ein Jäger erschaut’ sie im Felsengestein. Dem Burschen, dem wurde so eigen zu Sinn, er schaute und schaut’ auf das Waldmägdlein hin. Und ein nie gekannter Schauder fasst’ den jungen Jägersmann. Sehnsuchtsvoll fing er still zu seufzen an: Vilja, oh Vilja, du Waldmägdelein, fass mich und lass mich dein Herzliebster sein ! Vilja, oh Vilja, was tust du mir an ! Bang fleht ein liebkranker Mann. Das Waldmägdlein streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn hinein in ihr felsiges Haus. Dem Burschen die Sinne vergangen fast sind: So liebt und so küsst gar kein irdisches Kind ! Als sie sich dann sattgeküsst, verschwand sie zu derselben Frist. Einmal noch hat der Arme sie gegrüßt. Vilja, oh Vilja, du Waldmägdelein, fass mich und lass mich dein Herzliebster sein ! Vilja, oh Vilja, was tust du mir an ! Bang fleht ein liebkranker Mann. 19 Franz Lehár am Dirigentenpult (um 1930) 20 Die Gesangstexte „Klänge der Heimat“ Johann Strauß (Sohn) Csardas der Rosalinde aus „Die Fledermaus“ Klänge der Heimat, ihr weckt mir das Sehnen, rufet die Tränen ins Auge mir ! Wenn ich euch höre, ihr heimischen Lieder, zieht mich’s wieder, mein Ungarland, zu dir ! O Heimat so wunderbar, wie strahlt dort die Sonne so klar, wie grün deine Wälder, wie lachend die Felder, o Land, wo so glücklich ich war ! Ja, dein geliebtes Bild meine Seele so ganz erfüllt ! Und bin ich auch von dir weit, dir bleibt in Ewigkeit doch mein Sinn immerdar ganz allein geweiht ! Feuer, Lebenslust, schwellt echte Ungarbrust, hei, zum Tanze schnell ! Csardas tönt so hell ! Braunes Mägdelein, musst’ meine Tänz’rin sein; reich den Arm geschwind, dunkeläugig Kind ! Zum Fiedelklingen, hoha, tönt jauchzend Singen: hoha ! Mit dem Sporn geklirrt, wenn dann die Maid verwirrt senkt zur Erd’ den Blick, das verkündet Glück ! Durstge Zecher, greift zum Becher, lasst ihn kreisen schnell von Hand zu Hand ! Schlürft das Feuer im Tokayer, bringt ein Hoch aus dem Vaterland ! 21 Johann Strauß mit seiner dritten Ehefrau Adele 22 Die Künstler Manfred Honeck Dirigent Wien. Nach Stationen am Opernhaus Zürich (wo er 1993 den Europäischen Dirigentenpreis erhielt), beim MDR Sinfonieorchester Leipzig und dem Nationalorchester Oslo wirkte er mehrere Jahre als Erster Gastdirigent des Philharmonischen Orchesters Oslo. Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent des Schwedischen RadioSymphonieorchesters Stockholm, von 2007 bis 2011 Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart. Operngastspiele führten ihn unter anderem zur Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin, der Königlichen Oper in Kopenhagen, zum White Nights Festival nach St. Petersburg und zu den Salzburger Festspielen. Der österreichische Dirigent Manfred Honeck, der heute als Gast bei den weltweit führenden Orchestern von Berlin bis Los Angeles gefragt ist, absolvierte seine musikalische Ausbildung in Wien. Seine Arbeit als Dirigent wird durch Erfahrungen geprägt, die er über lange Jahre als Bratschist der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernorchesters sammelte. Seine Dirigentenlaufbahn begann Manfred Honeck als Assistent von Claudio Abbado und Leiter des „Jeunesses Musicales“ Orchesters Seit der Saison 2008/09 ist Manfred Honeck Music Director beim Pittsburgh Symphony Orchestra, wo sein Vertrag nach zwei Verlängerungen bis 2020 läuft. Seine erfolgreiche Konzert tätigkeit in Pittsburgh wird durch Aufnahmen für die Labels Exton und Reference Recordings dokumentiert. Regelmäßig tritt er mit seinem Orchester auch in bedeutenden Konzerthäusern und bei renommierten Festivals in Europa auf. Er ist darüber hinaus Erster Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie in Prag. Die Künstler 23 Diana Damrau Sopran Metropolitan Opera New York und Adina in Donizettis „L’elisir d’amore“ am Opernhaus Zürich, bevor sie für ihr Debüt als Contessa Almaviva an das Festspielhaus Baden-Baden zurückkehrt. Die weltweit gefeierte Sopranistin wurde in Günzburg an der Donau geboren und erhielt ihre Gesangsausbildung an der Musikhochschule Würzburg bei Carmen Hanganu sowie am Salzburger Mozarteum bei Hanna Ludwig. In der Spielzeit 2014/15 präsentiert Diana Damrau ein breites Repertoire auf der Opernbühne und dem Konzertpodium. Die Saison begann mit einer Neuproduktion von Bizets „Les Pecheurs des perles“ am Theater an der Wien. Im Januar folgt die Neuproduktion von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ an der Bayerischen Staatsoper. Außerdem singt sie Massenets „Manon“ an der Wichtige Opernengagements der letzten Spielzeiten umfassen u. a. die Titelpartie in der Uraufführung von Iain Bells Oper „A Harlot’s Progress“ am Theater an der Wien, eine Neuproduktion von Verdis „La traviata“ an der Mailänder Scala, die drei Frauenfiguren in „Les Contes d’Hoffmann“ an der Bayerischen Staatsoper, Philine („Mignon“) und Elvira („I puritani“) am Grand Théâtre de Genève sowie ihr bejubeltes Rollendebüt als Verdis Violetta an der Metropolitan Opera. Besondere Anerkennung fand auch ihre Interpretation der Titelrolle in Salieris „L’Europa riconosciuta“ anlässlich der Wiedereröffnung der Mailänder Scala 2004 und als Gym Instructress/Drunken Woman in der Weltpremiere von Lorin Maazels „1984“. Seit ihrem Hausdebüt 2005 ist Diana Damrau gern gesehener Gast an der New Yorker Metropolitan Opera. 2007 sorgte sie dort für eine Sensation, als sie in ein und derselben Aufführungsserie von Mozarts „Zauberflöte“ als Pamina debütierte und letztmalig die Königin der Nacht gab. Bei den Salzburger Festspielen hörte man sie nach ihrem ersten Auftritt 2001 u. a. als Königin der Nacht, Konstanze und Fauno sowie 2014 bei einem Liederabend. Diana Damrau ist Exklusivkünstlerin bei EMI/Virgin Classics. www.diana-damrau.com e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 24 Auftakt Komponisten Die Kolumne von Elke Heidenreich Warum ergreift uns manche Musik im Konzertsaal und andere lässt uns kalt? Warum versinken einige selig beim Zuhören und andere kramen in der Tasche und sind unkonzentriert, was sich dann meist auch in störendem Husten zeigt? Warum klatschen sich einige am Ende die Hände heiß, während andere nach dem letzten Ton sofort zur Garderobe hetzen? Es mag mit dem Stück zu tun haben, mit der persönlichen Stimmung an diesem Tag, aber ich habe bei vielen Auftritten, bei denen ich als Erzählerin mit Musikern auf der Bühne saß, gemerkt, wie man auch unkonzentrierte Zuhörer fesseln kann: indem man mehr über die Komponisten erzählt. Man hört anders, wenn man weiß, dass zum Beispiel Schubert einer der Sargträger von Beethoven war und dass er nach der Beerdigung im Gasthaus sein Glas hob auf den, der als nächster Beethoven folgen würde – und dass er selbst es war, nicht einmal zwei Jahre später, 1828; oder wenn man weiß, dass der Großvater von Felix Mendelssohn-Bartholdy jener berühmte jüdische Philosoph Moses Mendel war, der Freund Lessings, das Vorbild für Nathan den Weisen; oder wenn man darüber staunt, dass Beethoven Kellnern das Essen, das ihm nicht schmeckte, ins Gesicht warf – warum war er so schlecht gelaunt? Weil er Musiker war und taub, das Schlimmste, was passieren konnte. Oder dass Mozart nicht so arm war wie man immer sagt – er hat es halt mit vollen Händen rausgeworfen, und er war auch nicht so prächtig, wie er da in Salzburg vor der Residenz in Bronze steht – gerade mal einen Meter fünfzig war er groß, pockennarbig, glubsch- äugig, ein Doppelkinn. Oder wussten Sie, dass Anton Bruckner einen Zählzwang hatte? Nicht nur bei den Takten seiner unglaublich langen Sinfonien – er zählte auch die Pflastersteine auf der Straße und die Perlen der Frauen, und überhaupt, Bruckner und die Frauen! Ein Leben lang hat er versucht, eine für sich zu gewinnen, mit Briefen, Blumensträußen, Anträgen – immer jünger wurden die Angeschwärmten, immer geringer seine Chancen, bei einer landen zu können, denn er war ein wenig unbeholfen, vielleicht naiv. Gustav Mahler soll gesagt haben: „Halb ein Gott, halb ein Trottel“, und die Erotik strahlte wohl eher seine kraftvolle Musik aus als seine Gestalt …ach, wenn man das alles weiß, hört es sich manchmal anders, was da ertönt, denn nicht Götter haben diese Musik geschrieben, sondern Menschen. Menschen mit Lieben, Leiden, Ticks und Schwächen – denken Sie an Mahler, der seiner Alma das Komponieren glatt verbot, an Puccini, der seine Elvira betrog, indem er einen Studenten anmietete, der im Gartenhäuschen Klavier spielte, während er zur Jagd oder zur Geliebten ging, und abends sagte Elvira: „Heute hast du aber schön gespielt, Giacomo!“ Im Konzertsaal hören wir Musik von Menschen, die sind, die waren wie wir – mit einem Unterschied: ihnen war ein wunderbares, göttliches Talent gegeben. Lassen wir uns davon beglücken, ohne das Menschliche zu vergessen. Ph Unser derzeitiger Kontrabass-Akademist Thomas Hille, der vor kurzem den Kulturförderpreis der Stadt Deggendorf erhalten hat, wird nach erfolgreichem Probespiel Mitglied unserer KontrabassGruppe. Sein Akademisten-Stipendium läuft Ende Februar aus, ab März wird er die Stelle als TuttiKontrabassist antreten. Wir gratulieren herzlich! Abschied Wir verabschieden uns von Manfred Hufnagel. Er war seit 1975 Mitglied unserer 1. Geigen-Gruppe und geht nun wohlverdient in Ruhestand. Orchesterakademie Folgende Orchesterakademie-Stipendien sind ausgeschrieben: Kontrabass, Flöte, Oboe, Klarinette, Trompete und Posaune. Probespiel-Termine werden noch bekannt gegeben, Bewerbungen bitte an [email protected]. 25 Willkommen zurück Willkommen zurück heißen wir unseren TubaAkademisten Michael Schwarzfischer. Er musste nach einem Fahrrad-Unfall für mehrere Monate pausieren und ist zum Glück wieder vollständig genesen. Herzlicher Dank nochmals an die Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker, die Fahrenkamp-Schäffler-Stiftung und die Musikerinnen und Musiker unseres Orchesters, die ihn alle bei seiner kostenintensiven Zahnbehandlung finanziell unterstützt haben. Seine volle Einsatz-Bereitschaft konnte er bereits auf der Asientournee diesen Oktober unter Beweis stellen. Echo Die Verleihung des diesjährigen ECHO Klassik fand am 26.10. wieder einmal in der Philharmonie statt. Unter anderem spielten die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin mit Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko und David Garrett. Einen kleinen Vorgeschmack auf die Konzerte zu Silvester und Neujahr lieferten sie zusammen mit Diana Damrau, die ebenfalls mit einem ECHO ausgezeichnet wurde. Herzlichen Glückwunsch hier auch an Malte Arkona, der Moderator unserer Jugendkonzerte, der in der Kategorie „Klassik für Kinder“ ausgezeichnet wurde. e Herzlich Willkommen Sebastian Stevensson hat das Solo-FagottProbespiel gewonnen. Er tritt sein Probejahr im Januar bei uns an. Quirin Willert hat das Wechselposaune-Probespiel für sich entschieden und wird seine Stelle voraussichtlich im März antreten. ch is on m er ar ätt ilh Bl Philharmonische Notizen e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 26 Wir gratulieren... … Florentine Lenz und Iason Keramidis, die nach erfolgreichem Probejahr nun feste Mitglieder der 1. Geigen der Münchner Philharmoniker sind. Florentine Lenz erhielt ihren ersten Geigen unterricht im Alter von vier Jahren an der Westfälischen Schule für Musik Münster bei Tor Song Tan. Elfjährig wurde sie Schülerin von Martin Dehning, der sie ein Jahr später als Jungstudentin in seine Klasse an der Münsteraner Musikhochschule aufnahm. Nach dem Abitur 2006 begann sie ihr Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Sophia Jaffé. Weitere Impulse erhielt sie bei Meisterkursen von Ana Chumachenco, Stephan Picard und Elisabeth Weber. Florentine Lenz ist Preisträgerin zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe als Solistin und Kammermusikerin. Außerdem ist sie Stipendiatin des Vereins Yehudi Menuhin Live Music Now. Nach ihrem Diplom im Jahr 2011 spielte sie zunächst als Akademistin im Konzerthausorchester Berlin, sowie regelmäßig als Gastmusikerin bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und dem Münchener Kammerorchester. Im Dezember 2012 wurde sie Akademistin der Münchner Philharmoniker und anschließend festes Mitglied des Orchesters. Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 27 Iason Keramidis wurde 1985 in Kavala (Griechenland) geboren. Schon sehr früh begann er seine musikalische Ausbildung, die er mit 13 Jahren bei Prof. Stelios Kafantaris fortsetzte. Ab 2003 studierte er an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Ingolf Turban und anschließend an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Ulf Hoelscher, wo er mit Auszeichnung abschloss. Im gleichen Monat wurde Iason Keramidis in die Solistenklasse der Musikhochschule Karlsruhe aufgenommen. Im Jahr 2013 schloss er sein Kammermusikstudium bei Prof. Michael Uhde ab. Durch zahlreiche Konzerte in Europa, Asien und Süd- und Nordamerika ist er in den letzten Jahren zu einem international gefragten Künstler avanciert. Als Solist spielte er mit dem Sinfonieorchester Sofia, dem Staatlichen Sinfonieorchester Thessaloniki, der Baden-Badener Philharmonie, dem Staatlichen Sinfonieorchester Athen, dem Sinfonieorchester Olomuc und der Deutschen Staatsphilharmonie. Seit 1998 wurde er mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt: dem 1. Preis beim Panhellenischen Wettbewerb in Athen, dem 1. Preis beim ART Wettbewerb für Geige in Thessaloniki, dem 1. Preis bei den Internationalen Musiktagen in Neustadt an der Weinstraße und dem 1. Preis beim Wettbewerb des Freundeskreises der HfM Karlsruhe mit dem Astris Trio. e Wir gratulieren... e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 28 Über die Schulter geschaut Im Dienste der Musik – die Notenarchivare der Münchner Philharmoniker Christian Beuke Gefragt nach einem typigerne arbeiten die beiden schen Arbeitstag, fällt ihre Archivare für den EhrenAntwort kurz, prägnant und dirigenten, Zubin Mehta. mit einem Schmunzeln aus: Denn pünktlicher als er ist „Den gibt es nicht.“ Thomas niemand. „Von ihm kommt Lang und Georg Haider ardie Quinte mindestens drei beiten seit zehn bzw. fünf Monate vor der ersten ProJahren als Notenarchivare be. Mehr als ausreichend Zeit, damit wir die fertigen bei den Münchner Philharmonikern. Vor allem sind sie Stimmen pünktlich an die dafür verantwortlich, dass Thomas Lang und Georg Haider (von links auf dem Foto) Orchestermusiker überdie Striche – die Auf- und arbeiten seit zehn bzw. fünf Jahren als Notenarchivare geben und sie die ProAbstriche der Streicher – gramme vorbereiten könkorrekt in jede Stimme und nach den Wünschen des nen. Unser Anspruch ist es, immer zwei bis drei Dirigenten eingetragen sind. „Manche Maestri Projekte voraus zu sein“, erläutert Georg Haider. schicken uns eine sogenannte „Quinte“ – die ein„Treten Programmänderungen auf, hat die Aktualigerichteten Striche von je einer 1. und 2. Geige, tät natürlich immer Vorrang.“ Bratsche, Cello und Bass“, erklärt Georg Haider. Was sich auf den ersten Blick simpel anhört, ist Durch ihre Hände wandern mitunter wahre Schätbei genauerem Hinsehen wesentlich komplexer. ze. Gustavo Dudamel war sofort Feuer und Flamme Jeder Maestro hat unterschiedliche Erwartungen: als er hörte, dass es bei den Münchner Philharmoder eine bevorzugt das Notenmaterial eines benikern noch alte Noten gebe, die von Celibidache stimmten Verlags, weil er mit diesen Noten schon eingerichtet wurden und aus denen er dirigiert hat. seit Jahren arbeitet. „Lorin Maazel hat dank seines „Er fragte, ob er nach einer Probe kurz bei uns vorfotografischen Gedächtnisses sofort erkannt, ob es bei kommen dürfe, um sich Partituren genauer an„sein“ Material war“, erinnert sich Thomas Lang. zusehen“, berichtet Thomas Lang. „Fast eine Stun„Diese Stelle war doch bisher immer oben links auf de war er da“ – eine Ausnahme, wie er gerne offen zugibt. „Mit offenem Mund hat er zugehört als dieser Seite. Es ist ein wenig ungewohnt, wenn sie auf einmal woanders auftaucht“, so der Kommentar ich ihm sagte, dass die Münchner Philharmoniker des Maestros. Andere Dirigenten sind dagegen fast alle Orchesterwerke Richard Strauss’ vom sehr an den neuesten Ausgaben interessiert, die Komponisten selbst geschenkt bekommen haben.“ erst ganz frisch herausgekommen sind. Besonders In der Tat eine absolute Besonderheit. Ph Auch ein guter Draht zu den Musikern des Orchesters ist für Thomas Lang und Georg Haider selbstverständlich. Wünsche einzelner Kollegen werden sofort erfüllt, sei es die Vergrößerung von Stimmen, das Übertragen kurzer Passagen in einen anderen Notenschlüssel oder die Bereitstellung von Stimmen auch mal früher als normalerweise üblich. Wolfgang Berg, Bratscher und Erfinder des 29 Odeonjugendorchesters, fragt regelmäßig für das Patenorchester nach einer Quinte, damit die jungen Musiker die Striche in ihr gekauftes Material übertragen können. Gleiches gilt für das Abonnentenorchester. Und unlesbare Stimmen, im letzten Falle waren das zwei Soloviolinen, die in einem Notensystem – „für das menschliche Auge kaum mehr wahrnehmbar“ – zusammengefasst waren, werden fein säuberlich getrennt neu notiert. Für das beste künstlerische Ergebnis. Georg Haider hat u.a. Komposition studiert. Bevor er bei den Münchner Philharmonikern anfing, war er als freischaffender Komponist tätig. Erst kürzlich hat er mit einem außergewöhnlichen Projekt von sich Reden gemacht: dem Klangbuch „Der Dritte Mann“, nach dem Roman von Orson Welles. Die Musik für vier Zithern, Posaune und Schlagzeug hat er ursprünglich für ein Zitherfestival komponiert. Gemeinsam mit dem Sprecher Norbert Gastell, mit verstellter Stimme als Synchronstimme von Homer Simpson bekannt, ist ein Melodram entstanden, das der Mandelbaumverlag herausgebracht hat. Deutschlandradio Kultur rezensiert: „Dieser „Dritte Mann“ ist kein Futter für das Autoradio, kein Unterhaltungskrimi, kein Auffrischen einer bereits bekannten Erzählung. Georg Haiders „Der Dritte Mann – Orson Welles’ Schatten“ ist uneasy listening, faszinierend-verstörende Hörkunst, die bewusstes Hören erfordert. Und nachdem man diesen Stoff mit anderen Ohren gehört hat, wird man vermutlich auch den Film mit anderen Augen sehen.“ Stets im Dienste der Musik eben. e In der Regel aber wird das Notenmaterial eingekauft. Bedingung für den Erwerb ist, dass die Rechte der Komponisten an den Werken freigeworden sind. In Deutschland ist das 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten der Fall. Richard Strauss zum Beispiel ist also noch bis zum 1.1.2020 geschützt. In Asien oder auch in Amerika gelten hingegen andere Regeln. So war in den USA bis vor kurzem jedes Werk 50 Jahre nach dem Erscheinen des jeweiligen Erstdrucks geschützt. Wann werden welche Werke frei? Welche neuen Urtexte gibt es? Fragen, die die beiden Archivare aus dem Stand beantworten können. Ein guter Draht zu den Musikverlagen ist dabei mehr als hilfreich, ja geradezu Voraussetzung. Thomas Lang hat viele Jahre in einem großen Notenverlag gearbeitet, er kennt auch die andere Seite bestens und hat schon die eine oder andere kritische Situation still und einvernehmlich gelöst. Vorher war er als Dramaturg an verschiedenen Theatern in Deutschland tätig. Kein Wunder, dass seine große Liebe der Oper gilt, genauer gesagt der unentdeckten Oper. Mehr als 600 verschiedene Opern hat er bereits gesehen, dafür reist er durch ganz Deutschland, wann immer es die Zeit zulässt. Besonders angetan ist er von den zahlreichen Raritäten, die das Stadttheater Gießen schon seit Jahren ausgräbt. ch is on m er ar ätt ilh Bl Über die Schulter geschaut e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 30 Orchestergeschichte Ein außergewöhnliches Konzert mit Gustav Mahlers nachgelassenem Adagiosatz Gabriele E. Meyer Am 17. Dezember 1931 stellte der Konzertverein in Verbindung mit der 1927 von Fritz Büchtger gegründeten „Vereinigung für zeitgenössische Musik“ vier für München ganz neue und „gegensätzliche“ Werke vor. Am Pult der Münchner Philharmoniker stand Hermann Scherchen, zeit seines Lebens unbeirrbarer Förderer der neuen Musik und Freund vieler Komponisten. Mit Feuereifer erarbeiteten die Musiker Gustav Mahlers Adagio aus dessen unvollendet gebliebener zehnten Symphonie sowie Paul Hindemiths 1930 für das Bostoner Symphonieorchester komponierte „Konzertmusik für Streichorchester und Bläser“ op. 50, Arthur Honeggers Symphonie Nr. 1 (1930) und Wladimir Vogels „Zwei Orchester-Etüden“, ebenfalls aus dem Jahre 1930. Schon in der Ankündigung zu dem Konzert machten die „Münchner Neuesten Nachrichten“ auf die schwierige musikgeschichtliche Stellung des damals noch kontrovers diskutierten österreichischen Komponisten aufmerksam. „Mahler ist oft als einer der Väter der sogenannten neuen Musik bezeichnet worden, wenn auch diese Beziehung sehr problematisch ist und man eher ihn als den Ausklang der Romantik bezeichnen kann.“ Das Echo auf diesen Konzertabend aber war enorm, wobei gerade Mahlers Adagiosatz den größten Eindruck hinterließ. So wurden die „innere Konzentration“ und die „ergreifende Ausdruckskraft des breit in schmerzlicher Schönheit hinströmenden Gesanges“ ebenso vermerkt wie die „Spannung weiter Intervalle“. Ein anderer Rezensent sah den Satz als „erschütternden Ausklang einer um die letzten Dinge wis- senden Seele“. Interessant, notabene, ist hier auch der Hinweis auf Brucknersche Gedankengänge. Es scheint, als ob die Logik des Zerfalls, das musikalische Bild des Todes, das Mahler hier komponiert hat, geradezu hervorragend getroffen wurde. Wie nun Hermann Scherchen die Werke des ganzen Abends „musikalisch und geistig, aber auch dirigiertechnisch vermittelt hat, war“, nach übereinstimmender Meinung, „wieder im höchsten Grade bewunderungswürdig. Aber auch die Münchner Philharmoniker zeigten sich an diesem Abend auf der vollen Höhe ihrer Leistungsfähigkeit. Sie spielten glänzend.“ Ein besonderes Lob erhielten die Blechbläser, die wahrlich keinen leichten Abend hatten. Der schönste Dank aber kam von Scherchen selbst. In einem offenen Brief an die Philharmoniker würdigte er deren großartigen Einsatz. „Nicht nur, daß Sie ein exzeptionell schwieriges Programm virtuos bewältigten, haben Sie auch vermocht, vier ganz gegensätzliche Stile scharf profiliert darzustellen und dies auf Grund von relativ knappster Probenarbeit. Ich habe bewundert, mit welch persönlichem Interesse Sie sich schnell zu den Ihnen ganz fremden Werken in Beziehung zu bringen vermocht haben und ich war glücklich und Ihnen restlos dankbar, daß Ihr künstlerisches Verantwortungsgefühl es mir ermöglicht hat, noch am Abend unmittelbar vorm Konzert zu probieren und so in hohem Maße der Kunst dienen zu können.“ Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 31 Stefan Mayerhofer Vorsitzender der Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker e. V. Mit großer Freude und Begeisterung habe ich die jüngsten Kritiken über die Asienreise unserer Philharmoniker gelesen. Die Konzerte waren ein voller Erfolg und haben zum ausgezeichneten internationalen Ruf einen bedeutenden Beitrag für dieses Weltklasse-Orchester geleistet. Persönlich hatte ich im letzten Jahr das Vergnügen in New York bei zwei großartigen Auftritten der Münchner Philharmoniker in der wunderbaren Carnegie Hall dabei zu sein. Die einzigartige Atmosphäre in diesem grandiosen Saal mit seiner eindrucksvollen Akustik trugen zu einem unvergesslichen Erlebnis bei. Wenn Sie auch den Wunsch verspüren, Ihre Münchner Philharmoniker auf Auslandsreisen zu begleiten und andere interessante Konzertsäle zu erleben, brauchen Sie nur Mitglied bei den „Freunden und Förderern der Münchner Philharmoniker“ zu werden. Wir haben uns unter anderem zur Aufgabe gemacht, bei ausreichendem Interesse die Reisen inklusive Rahmenprogramm zu organisieren. Der nächste Termin steht schon an – Paris am 09.03.2015! Aber nicht nur das steht Ihnen als Mitglied offen. Auch die wertvolle Arbeit unserer Orchesterakademie mit aktuell 13 Stipendiaten, die durch private Spenden und die Mitgliedsbeiträge finanziert werden, stellen einen wichtigen Baustein unserer Arbeit dar. Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen und zu hören, wenn unsere Akademisten in der Allerheiligen-Hofkirche Kammerkonzerte vor ausverkauftem Hause geben. Ein besonderer Erfolg für uns bedeutet die Übernahme bei einem anderen renommierten Orchester oder gar die Krönung: die Übernahme bei den Münchner Philharmonikern selbst. In den letzten Wochen kam endlich wieder Bewegung in die Diskussion um Renovierung bzw. Neugestaltung des Gasteigs. Im Sinne der Liebhaber der klassischen Musik, allen Musikfreunden, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und unseres Landes begrüßen wir eine sinnvolle, nachhaltige und akustisch ausgezeichnete Lösung für die zukünftige Philharmonie, nicht nur für die Münchner Philharmoniker, sondern insbesondere auch für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Ein gemeinsames Ziel von Stadt und Land unter Berücksichtigung aller Interessen bedeutet eine Bündelung der Kräfte, nicht nur finanziell. In der Hoffnung auf ein gutes Gelingen werden wir als Freunde unser Möglichstes dafür beitragen. An dieser Stelle erlaube ich mir auch meinen Dank an die Intendanz, das Orchester und den Orchestervorstand für die gute Zusammenarbeit auszusprechen. Herzlichen Dank! e Das letzte Wort hat... 32 Fr. 09.01.2015, 10:00 3. ÖGP Fr. 09.01.2015, 20:00 4. Abo f Sa. 10.01.2015, 19:00 4. Abo d So. 11.01.2015, 11:00 3. Abo g5 Hector Berlioz Ouvertüre zu „Les Francs-Juges“ op. 3 Béla Bartók Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 Sergej Rachmaninow „Symphonische Tänze“ op. 45 Stéphane Denève, Dirigent Leonidas Kavakos, Violine Vorschau Do. 15.01.2015, 20:00 3. Abo b Fr. 16.01.2015, 20:00 3. Abo e5 So. 18.01.2015, 11:00 4. Abo m So. 25.01.2015, 11:00 3. KaKo Johann Sebastian Bach Ouvertüre (Suite) Nr. 3 D-Dur BWV 1068 Felix Mendelssohn Bartholdy Sextett für Violine, zwei Violen, Violoncello, Kontrabass und Klavier D-Dur op. 110 Joseph Haydn Symphonie Nr. 103 Es-Dur Hob. I:103 „Mit dem Paukenwirbel“ Johann Sebastian Bach Kantate „Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten“ BWV 207a Ton Koopman, Dirigent Sibylla Rubens, Sopran Gerhild Romberger, Mezzosopran Tilman Lichdi, Tenor Klaus Mertens, Bass Philharmonischer Chor München, Einstudierung: Andreas Herrmann Impressum Herausgeber Direktion der Münchner Philharmoniker Paul Müller, Intendant Kellerstraße 4, 81667 München Lektorat: Christine Möller Corporate Design: Graphik: dm druckmedien gmbh, München Druck: Color Offset GmbH, Geretsrieder Str. 10, 81379 München Gedruckt auf holzfreiem und FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt. Textnachweise Marcus Imbsweiler, Elke Heidenreich, Monika Laxgang, Christian Beuke und Gabriele E. Meyer schrieben ihre Texte als Originalbeiträge für die Programmhefte der Münchner Philharmoniker. Künstlerbiographien: Christine Möller. Alle Rechte bei den Autorinnen und Autoren; jeder Nachdruck ist seitens der Urheber genehmigungs- und kostenpflichtig. „Der Kontrabass“ Ralph Vaughan Williams Quintett für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier c-Moll Qi Zhou, Violine Konstantin Sellheim, Viola Valentin Eichler, Viola David Hausdorf, Violoncello Shengni Guo, Kontrabass Norbert Groh, Klavier Bildnachweise Abbildung zu Bizet: wikipedia.de; Abbildung zu Offenbach: Dietrich Erben, Komponistenporträts – Von der Renaissance bis zur Gegenwart, Stuttgart 2008; Abbildungen zu Bernstein: Musikverlag Boosey & Hawkes, Berlin; Sammlung Stephan Kohler, München; Abbildungen zu Johann und Josef Strauß: Wilhelm Sinkovicz u. Herwig Knaus, Johann Strauß, Wien 1999; Abbildung zu Lehár: Franz Endler, Immer nur lächeln... Franz Lehár, Sein Leben – Sein Werk, München 1998. Künstlerphotographien: Felix Broede (Honeck); Michael Tammaro (Damrau), Leonie von Kleist (Heidenreich); privat (Lenz, Keramidis, Mayerhofer). Karl-Heinz Steffens Dirigent Nemanja Radulovic Violine Edward Elgar Introduktion und Allegro für Streicher Niccolò Paganini Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur Mi. 04.02.2015, 20 Uhr Sa. 07.02.2015, 19 Uhr So. 08.02.2015, 19 Uhr Philharmonie im Gasteig Edward Elgar Symphonie Nr. 1 As-Dur op. 55 Karten € 61 / 51,50 / 45 / 36,90 / 31,20 / 18,10 / 12,30 Informationen und Karten über München Ticket KlassikLine 089 / 54 81 81 400 und unter mphil.de 117. Spielzeit seit der Gründung 1893 Valery Gergiev, Chefdirigent (ab 2015/2016) Paul Müller, Intendant