PETROVIC Drazen, ZIGALA Simon | Hänge in
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PETROVIC Drazen, ZIGALA Simon | Hänge in
Berichte zu den Praktika 2013 »Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want« Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung Dražen Petrović, Simon Zigala Hänge in Bewegung IGT Innsbruck Das IGT – Institut für Infrastruktur, Arbeitsbereich für Geotechnik und Tunnelbau an der Universität Innsbruck – befasst sich als Teildisziplin des Bauingenieurwesens mit allen Fragestellungen den Baugrund betreffend. In diesem Arbeitsbereich ist auch ein Labor angesiedelt, in dem geotechnische Parameter bestimmt werden. Hier verbrachten wir den Großteil unseres Praktikums. Der dort zuständige Laborant Herr Stefan Tilg führte uns dabei Schritt für Schritt in die diversen Versuche ein und zeigte uns, worauf es bei jedem einzelnen ankommt. Projekt im Laternsertal Wir durften während unseres Praktikums unter anderem ein spezielles Projekt bearbeiten. Dabei wurden im Laternsertal (Vorarlberg) an diversen Böschungen flachgründige Rutschungen untersucht, welche stets unregelmäßig auftreten. Die lokalen Bauern haben es dadurch sehr schwer, da jährlich nur eine Mahd möglich ist. Steiles Gelände und die dort auftretenden Rutschungen erschweren es den dort lebenden Bauern zusätzlich, da sie große Teile der Wiesenflächen praktisch vollkommen unbrauchbar machen. Ziel war es, zunächst vor Ort Bodenproben zu entnehmen und durch gezielte Versuche im Labor Aufschlüsse über die Bodenbeschaffenheit und mögliche Zusammenhänge mit den Hangrutschungen zu erforschen. Im Laternsertal gibt es unzählige solcher Hangrutschungen. Seit 2009 sind bereits 109 Fälle kartographiert worden. Diese Zahl macht es leider unmöglich, jede einzeln zu untersuchen. Da die betroffenen Böschungen an sich allerdings sehr ähnlich sind, entschieden wir uns dafür, einen Hang im Detail zu untersuchen und Rückschlüsse auf die anderen Rutschungen zu ziehen. Wie zu sehen ist, hat die Rutschung bereits einen enormen Schaden am Hang angerichtet. Zudem verläuft unter ihm noch eine vielbefahrene Bergstraße, die dieses Projekt noch brisanter macht. Der dort ansässige Landwirt konnte seitdem diesen Bereich natürlich nicht mehr bewirtschaften und musste ihn zum Schutz von Mensch und Tier sogar einzäunen und abgrenzen. PETROVIC, ZIGALA Flachgründige Hangrutschung Seite 1 von 4 Berichte zu den Praktika 2013 »Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want« Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung Um einen ersten Eindruck vom Bodenaufbau zu erhalten, wurde ein Loch gegraben und anschließend wurden dort Bodenproben für die Versuche im Labor entnommen. Um die nötigen Parameter zu bestimmen, wurden bereits vor Ort einige bodenmechanische Versuche mit Handgeräten durchgeführt, unter anderem die Bestimmung der Dichte im Feld sowie die Bestimmung der undrainierten Scherfestigkeit mit der Handflügelsonde. Materialprüfung Entnahme der Bodenproben Bestimmung der Scherfestigkeit – Direkter Scherversuch Beim direkten Scherversuch (DSV) wird die Scherfestigkeit des Materials bestimmt. Ausgehend von den Ergebnissen können geotechnische Berechnungen wie z.B. Standsicherheitsuntersuchungen durchgeführt werden. Das Probematerial wird hierfür in zwei übereinander liegende, starre Rahmen eingebracht und von oben mit einer DSV Scherrahmen bestimmten Normalkraft belastet. Indem die beiden Rahmen kontinuierlich gegeneinander verschoben werden, wird das Material abgeschert. Gleichzeitig werden die notwendige Scherkraft, der Scherweg und die Höhenänderung des Probematerials gemessen. Das Verhältnis von Normalkraft zur sich ergebenden Scherkraft ist ein Maß für die Scherfestigkeit. DSV Scherstand Bestimmung der Korndichte - Tauchwägung Die Tauchwägung dient zur Ermittlung von Masse und Volumen von Bodenproben. Die Dichte (=Masse/Volumen) einer Probe kann mit dieser Methode auch bei unregelmäßiger Geometrie sehr einfach bestimmt werden kann. Die Masse des Prüfkörpers wird ganz einfach durch Abwiegen bestimmt. Für die an unregelmäßigen Körpern schwierige Volumenbestimmung wird das Archimedische Prinzip verwendet. Archimedes (griechischer Gelehrter; † 212 v.Chr.) „Der statische Auftrieb eines Körpers in einem Medium ist genauso groß wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums.“ PETROVIC, ZIGALA Seite 2 von 4 Berichte zu den Praktika 2013 »Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want« Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung Das Material wird dafür in ein Bad aus Paraffin (Wachs) getaucht, um alle Poren zu verschließen und so zu verhindern, dass Wasser eindringen kann. Anschließend wird das umhüllte Material komplett in Wasser getaucht gewogen. Mit Hilfe des Gewichtes der Probe unter Auftrieb kann man das Volumen des eingetauchten Prüfkörpers feststellen und so auf dessen Dichte schließen. Probe Messung mit Probe unter Wasser Probe + Paraffin Ergebnisse - Bezug zum Thema Nachhaltigkeit Aus dem Scherversuch ging hervor, dass es sich um ein sehr feinkörniges Material mit geringer Scherfestigkeit handelt. Besitzt ein Boden nur eine geringe Scherfestigkeit, so kann es vorkommen, dass dieser schon bei flacher Steigung ins Rutschen gerät, wie in der Abbildung zu erkennen ist. Scherfestigkeit an Hängen α < β < γ Aus der Tauchwägung der Bodenprobe konnte das Gewicht des Bodens bestimmt werden. Bei Niederschlag kommt es durch die Grundwasserströmung zu einer zusätzlichen antreibenden Kraft, durch die Hänge ins Rutschen geraten können. PETROVIC, ZIGALA Seite 3 von 4 Berichte zu den Praktika 2013 »Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want« Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung Diese beiden Faktoren führen bei den steilen Hängen im Laternsertal schon bei sehr wenig Niederschlag zu gefährlichen Hangrutschungen. Beeinflussung durch Regen Derzeit beschäftigt sich ein Forschungsprojekt (C3D-ISLS) mit Lösungsvorschlägen für dieses Problem. Unsere Forschungsergebnisse leisteten dabei nachhaltig einen Beitrag zur Lösung dieser Thematik. Quellenangaben Archimedisches Prinzip: http://de.wikipedia.org/wiki/Archimedisches_Prinzip, 29.7.2013. Bestimmung der Scherfestigkeit nach DIN 18137-3, Sept. 2002. Bestimmung der Dichte des Bodens nach DIN 18125-2, Aug. 1999. C3D-ISLS: http://blog.zieher.cc/photo-gallery/, 2.8.2013. Hangrutschungen verstehen: http://www.uibk.ac.at/ipoint/news/2013/hangrutschungenverstehen.html.de, 2.8.2013. Bericht zu den Praktika von Dražen Petrović und Simon Zigala Betreuung: Dipl.-Ing. Dr. techn. Barbara SchneiderMuntau, Stefan Tilg; Universität Innsbruck, Institut für Infrastruktur, Arbeitsbereich Geotechnik und Tunnelbau PETROVIC, ZIGALA Seite 4 von 4