So war`s bei Apocalyptica in Berlin

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So war`s bei Apocalyptica in Berlin
19. Mär 2014 @ 16:12 Uhr
So war's bei Apocalyptica in Berlin
»Apocalyptica« - 18.03.2014 (Tempodrom, Berlin)
Apocalyptica brachten mit dem Avanti! Orchestra den Tempodrom zum Beben
Getty Images/Bryan Bedder
Bewertung 10/10 Von Metallica bis Wagner: Was Apocalyptica mit lediglich drei Celli
zaubern, lässt Welten ineinander verschwimmen. Aber wenn sie so wie gestern in
Berlin noch ein 25-köpfiges Orchester mit auf die Bühne stellen, fühlen sich selbst die
älteren Herrschaften durch Death Metal zum Schunkeln angeregt.
Vor dem imposanten Tempodrom in Berlin tummeln sich Tourbusse und Trucks.
Starköchin Sarah Wiener stellt das Catering, heute gibt es viele hungrige Mägen zu
füllen. Die Cello-Metal-Band Apocalyptica spielt mit dem 25-köpfigen Avanti!
Orchestra wundervoll inszenierte Stücke von Metallica bis Richard Wagner.
Während sich das durchmischte Publikum aus Dark-Wave-Gemütern, waschechten
Headbangern und Altrockern in Lederkluft nach seinen Sitzen umschaut, nimmt auch
das große Ensemble Platz. Feuerroter Schein und verstörende Bässe der Posaunen
empfangen die Klassik-Liebhaber. Als die vier Finnen von Apocalyptica das Parkett
betreten, jubelt der Saal. Mit der Eigenkomposition "Burn" schmettern die Cellisten
einen so noch nie gehörten Breakdown mit Orchestergewalt in Richtung
Zuschauerraum.
„Unglaubliches Orchester! Das war ziemlich schnell gespielt heute, aber es konnte
folgen.“ - Eicca Toppinen
Wenn die Scheinwerfer in allen Regenbogenfarben hin- und herhuschen, scheint
besonders das sinnliche Spiel von Lead-Cellist Perttu Kivilaakso durch "Quutamo";
auch, weil die anderen beiden Streicher Eicca Toppinen und Paavo Lötjönen dann zur
Seite treten. Dafür kracht es dann dreifach, als das Metallica-Cover "Fight Fire With
Fire" hereinbricht. Headbanger springen auf, Lichtstrahlen springen im Dreieck.
Während die älteren Besucher nachdenklich die Hand ans Kinn legen, heben andere
stolz ihre Handhörner in die Luft und huldigen den schweren Blechbläsern.
Songschreiber Eicca ist aus dem Häuschen: "Unglaubliches Orchester! Das war
ziemlich schnell gespielt heute, aber es konnte folgen", lacht der Finne. Im
Freudentaumel überraschen Apocalyptica dann mit dem zuvor nie live gespielten
"Peace" und der Richard Wagner-Neuinterpretation "Birth Pain" von ihrem aktuellen
Album "Wagner Reloaded – Live In Leipzig". Nach dem neuen "Ural" greift das 25köpfige Avanti! Orchestra in den Brecher "Cortége", bei dem nicht nur der Mann am
Mischpult hart bangen muss, sondern auch die ganze Fraktion der Violinistinnen.
Schöner Anblick. Als Widmung an Klassikkonzerte geht es anschließend in eine
halbstündige Pause - "für Kaffee und Cognac", scherzt Eicca.
„Es ist fantastisch heute, wisst ihr das?“ - Eicca Toppinen
Als sich Perttu allein mit tiefen Tönen in die Herzen der Hörer spielt, sitzen
versteinerte Statuen vor ihm, in seinen Bann gezogen. Über das nicht minder
sinnliche "Psalm" folgt das nächste Wagner-Gedächtnisstück mit dem beeindruckend
berührenden "Lullaby". Mittendrin grätscht sogar der Jubel des Publikums herein,
wird schließlich zum tosenden Wirbel, als Apocalypticas Hit "Path" ertönt. Bei "Grace"
gibt es kein Halten mehr, der Saal klatscht sich stehend die Hände wund. "Es ist
fantastisch heute, wisst ihr das?", sagt Toppinen. "Letzter Song für heute – endlich
etwas Metal! Seid ihr bereit für Metal?" Mit dem Sepultura-Cover "Inquisition
Symphony" beschwören Apocalyptica ein Meer aus Headbangern herauf und
brüllen: "Motherfucker!" Wann darf man das schon mal mit Orchester im Rücken?
Menschen lehnen sich über die Tribunenbrüstungen, der Saal bebt. "Das ist der beste
Teil für uns – ein volles Haus lächelnder Leute zu sehen", freut sich Eicca und
erscheint erst zur Zugabe "Nothing Else Matters" wieder. Das Metallica-Cover
begegnet
einem
stimmgewaltigen
Tempodrom-Chor,
Gänsehaut.
Freudestrahlend kündigt Eicca an: "Endlich was Klassisches – Death Metal!" Sogar
reife Damen schunkeln zu "Hall Of The Mountain King", in das auch die Deutsche
Nationalhymne eingewoben wird. "Wir lieben euch!", ruft Perttu noch, bevor er mit
Apocalyptica-Anhang verschwindet.
Setlist:
1. Čohkka
2. Burn
3. Quutamo
4. Fight Fire With Fire (Metallica-Cover)
5. Peace
6. Birth Pain
7. Ural
8. Cortége
9. Rage of Poseidon
10. Psalm
11. Lullaby
12. Bittersweet
13. Worlds Collide
14. Path
15. Ludwig - Wonderland
16. Grace
17. At the Gates of Manala
18. Inquisition Symphony (Sepultura-Cover)
Zugabe:
1. Nothing Else Matters (Metallica-Cover)
2. I Don't Care
3. Hall of the Mountain King
http://www.ampya.com/news/Live/So-war-s-bei-Apocalyptica-in-Berlin-EN100127/
Autor: Vincent Grundke

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