Heft 57

Transcrição

Heft 57
ISSN 0179-3942
Der Bayerische
Schulgeograph
Heft 57 . 26. Jahrgang 2005
Informationsblatt
des Landesverbandes Bayern
im Verband
Deutscher Schulgeographen
Klare Strukturen
mit vielfältigem Angebot
Seydlitz Geographie G y m n a s i u m B a y e r n
NEU
NEU
Kopiervorlagen
Rund um …
Auf einen Blick
Abgestimmt auf die neuen Schülerbände erscheinen diese Kopiervorlagen
im Sommer 2005. Bei der inhaltlichen
Konzeption wurde besonders auf den
engen thematischen Bezug zu den einzelnen Kapiteln geachtet. Die vielfältige
und dadurch motivierende methodische
Aufbereitung der 35 Arbeitsblätter
(inklusive Lösungen) pro Schülerband
erleichtert die Vermittlung und Festigung geographischer
Sachverhalte.
Die optimale
Ergänzung Ihres
Unterrichts
Diese CD-ROMs unterstützen Sie bei der
Vorbereitung und Durchführung ihres
Geographieunterrichts. Sie erhalten alle
Karten und Grafiken sowie einer Vielzahl
der Fotos der Schülerbände in hoher
Auflösung zum Ausdrucken auf Folie,
zum Einsatz eines Beamers oder für
die Erstellung eigener Arbeitsblätter.
Multi-Maps (frei kombinierbare, in verschiedenen Ebenen angelegte Karten)
sowie PC-Einsteigerkurse und nützliche
Zusatzsoftware komplettieren das
Angebot.
Die CD-ROM für Klasse 5 steht ihnen
schon jetzt zur Verfügung, die CD-ROM
für Klasse 7 erscheint im Sommer 2005.
Andrea Döringer, Katharina Eckinger,
Johann Göller, Herbert Gumbrecht,
Charly Hoenig, Christian Knollmüller,
Heike Plass, Reiner Plass, Klauspeter Schmidt,
Waldemar Schmitt-Koytek, Christoph Wirth
Schülerband 5
3-507-52800-2
Festeinband 19,95
Lösungen 5
3-507-52850-9
5,00
Kopiervorlagen 5
3-507-52805-3
15,00
Rund um ... Seydlitz Erdkunde 5
CD-ROM für Lehrerinnen und Lehrer
3-507-52855-X
10,00
Schülerband 7
3-507-52802-9
Festeinband 19,95
Lösungen 7
3-507-52852-5
5,00
Kopiervorlagen 7
3-507-52807-X
15,00
Rund um ... Seydlitz Geographie 7
CD-ROM für Lehrerinnen und Lehrer
3-507-52857-6
10,00
€❏
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Die Schülerbände 8 und 10 sind mit den
entsprechenden Begleitmaterialien in
Vorbereitung.
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Bildungsmedien Service GmbH
Schroedel
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Telefon: (0 18 05) 21 31 00
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◆ Wir liefern nur an Lehrkräfte, zum vollen Preis,
nur ab Verlag. Unverbindliche Preisempfehlung.
Preisstand vom 01.01.2005, Preise zzgl. Versandkosten.
(Preisänderungen zu Beginn eines Kalenderjahres
und Änderungen der Konditionen vorbehalten.)
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
zunächst ein leider alltägliches (topographisches) Problem: Fahrt mit dem IC „Alpenland“ nach München. Dort wird dieser Zug
geteilt. Eine Hälfte fährt nach Berchtesgaden, die andere nach Garmisch-Partenkirchen. Erregtes Gespräch zwischen drei Zugbegleitern. Einer von ihnen muss dienstlich
nach Rosenheim. In welchem Zugteil soll er
verbleiben? Ratlosigkeit! Übrigens. Alle drei
stehen im Gang vor einer Übersichtskarte für
den Personenverkehr!
Unser Fach Geographie hat seit Jahrzehnten um seinen Bestand an Bayerns Schulen
kämpfen müssen. Wir kennen diesen Sachverhalt leider nicht anders. Vor Jahren schon
wurde es an der Hauptschule zu „Geschichte – Sozialkunde – Erdkunde“ verschmolzen.
Die Erdkunde am Schluss dieser Kombination mit dem Hinweis aus dem Kultusministerium: „So verlangt es der bessere Sprachfluss.“
Die Situation an unseren Realschulen ist
derzeit zufriedenstellend, wenngleich ein
Unterricht unseres Faches in allen Jahrgangsstufen wünschenswert wäre.
An Bayerns Gymnasien ist das Fach Geographie bei G8 deutschlandweit das Schlusslicht. Unsere jahrelangen Bemühungen haben leider nichts bewirkt. Eine Zusammenlegung von Geographie mit Wirtschaft- und
Rechtslehre konnten wir mit Hilfe des vehementen Protestes gerade der Lehrkräfte, die
für beide Fächer die Fakultas besitzen, verhindern. Aus dem neu eingeführten Fach
„Natur und Technik“ wurden wir fast vollständig verdrängt. Argument an den Schulen: Wir müssen unsere Biologen einsetzen.
Jetzt nähert sich die Umgestaltung der Oberstufe des G8 der Entscheidungsphase. Zum
jetzigen Zeitpunkt ist von Seiten des Kultusministeriums geplant, dass im GPR-Bereich
Geschichte von allen Schülerinnen und
Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 mit
jeweils drei Stunden verpflichtend zu belegen ist. Aus dem Bereich der Fächer Geographie, Sozialkunde sowie Wirtschafts- und
Rechtslehre hingegen könnte nach diesem
Modell nur einen Fach gewählt werden. Zur
Verfügung stünden hier nur zwei Wochenstunden.
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
(vbw) ist zusammen mit den Verbandsvertretern der Wirtschaftsphilologen Verband
Bayern e.V. (wpv), der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung e.V. (DVPB) und
unserem Landesverband in Abstimmung mit
der Landesfachgruppe Geographie des Bayerischen Philologenverbandes (bpv) der
Überzeugung, dass damit das Fach Geschichte in einer sachlich und bildungspolitisch nicht gerechtfertigen Weise bevorzugt
würde. Alle vier Fächer leisten in unseren
Schulen wesentliche Beiträge zum Verständnis vergangener, gegenwärtiger und besonders zukünftiger Strukturen und Prozesse auf diesem Planeten.
Nach zahlreichen Vorgesprächen haben die
Vertreter der genannten Verbände in einem
gemeinsamen Brief an den Bayerischen
Ministerpräsidenten für eine freie Wählbarkeit zwischen den Fächern Geographie,
Geschichte, Sozialkunde sowie Wirtschaftsund Rechtslehre plädiert. Unsere zusätzliche
Forderung ist, dass jedes dieser Fächer als
Abiturfach gewählt werden kann. Der Ministerpräsident hat diesen Brief an unser Kultusministerium weitergeleitet. Herr Dr. Peter
Müller hat daraufhin als Leiter der Gymnasialabteilung am 09. April 2005 zum Gespräch geladen. Es wurde uns versichert,
dass endgültige Entscheidungen noch nicht
getroffen seien. Die Gespräche werden fortgesetzt.
In dieser kritischen Phase für unser im Bildungskanon wichtiges Fach Geographie ist
die hohe Zahl der Anmeldungen für unseren
12. Bayerischen Schulgeographentag in Ingolstadt an der Donau besonders erfreulich;
sie belegt, dass sich unsere Lehrkräfte für ihr
Fach weit über das Maß hinaus interessieren, sich bei zahlreichen Vorträgen und Arbeitskreisen sowie interessanten Exkursionen fortbilden und eine Stadt und ihre Region im Herzen Bayerns intensiv kennen lernen wollen.
Alle Repräsentanten des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus sind
zu dieser Veranstaltung eingeladen. Wir würden uns freuen, möglichst viele von ihnen in
unseren Reihen begrüßen zu können.
Dr. Josef Gareis, Dr. Martin Hartl
ISSN 0179-3942
Der Bayerische
Schulgeograph
Heft 57 . 26. Jahrgang 2005
Informationsblatt
des Landesverbandes Bayern
im Verband
Deutscher Schulgeographen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort, Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Grußwort zum 12. Bayerischen
Schulgeographentag in Ingolstadt/Donau
Dr. Alfred Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Grußwort zum 12. Bayerischen
Schulgeographentag in Ingolstadt
vom 15.–17.07.2005
Adolf Präbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Ingolstadt – eine Stadt stellt sich vor
Werner Eckert-Schweins . . . . . . . . . . . . . . . 5
Vorstellung ausgewählter Arbeitskreise
Arbeitskreis 1: „Experimente im Geographieunterricht – Beispiele und Übungen“
Dr. Jörg Witt, Dr. Hans Dimpfl . . . . . . . . . . 6
Vorstellung ausgewählter Arbeitskreise
Arbeitskreis 7: Geländearbeit – Lackabzüge
von Bodenprofilen
Gerd Nagel-Frank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Aus dem Exkursionsprogramm des
12. Bayerischen Schulgeographentages –
Kurzbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Deutsche Gesellschaft für Geographie –
Offener Brief an die Mitglieder aller
Teilverbände
Prof. Dr. Elmar Kulke . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Geographie am achtjährigen Gymnasium –
ein Einwurf zur Stundentafel
Dr. Martin Hartl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Reiseausschreibung: Expeditionsreise
nach Äthiopien
Dr. Ambros Brucker . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Wichtige Termine für Ihren Kalender:
National Geographic Wissen
12. Bayerischer Schulgeographentag Ingolstadt an der Donau
Freitag, 15. Juli, bis Sonntag, 17. Juli 2005
Dagmar Körber, Ruth Puche . . . . . . . . . . 18
55. Deutscher Geographentag Trier „GrenzWerte“
01. bis 08. Oktober 2005
Rezensionen: M. Bendel, Dr. A. Brucker,
H.-Chr. Riedmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Beitrittserklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
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Grußworte zum
12. Bayerischen Schulgeographentag,
15. bis 17. Juli 2005 in Ingolstadt
Bereits zum zwölften Mal treffen sich Geographielehrer bayerischer Schulen zum Geographentag, um sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und um moderne
Unterrichtsmethoden
und
-materialien kennen zu lernen. Sie haben die Möglichkeit bei dieser Veranstaltung
ihren eigenen Unterricht zu
reflektieren und Ideen zu
sammeln, wie dieser zeitgemäß und spannend gestaltet
werden kann.
Ich freue mich sehr, Sie heuer zum Schulgeographentag in Ingolstadt begrüßen zu dürfen.
Aufgrund des Austragungsorts beschäftigen sich natürlich viele
Vorträge und Exkursionen, die an diesem Wochenende angeboten
werden, mit Ingolstadt und seiner Umgebung. Sie können sich beispielsweise über die Ingolstädter Wirtschaftsförderung informieren, die Audi AG besuchen, sich im Rahmen einer Exkursion von
unserer gelungenen Stadtentwicklung und -planung überzeugen
oder das grüne Ingolstadt mit seinen Parks, Grünanlagen und den
Lohen „erwandern“. Dies sind nur einige wenige Beispiele aus einem umfangreichen und sehr interessanten Programm.
Geographie ist ein ausgesprochen „modernes“ Fach, da es sich mit
aktuellen Themen befasst, die uns alle angehen und die täglich in
den Medien behandelt werden. Als Beispiele seien genannt: Klimawandel, Naturkatastrophen, Ressourcenschutz, Verstädterung,
Migration und vieles mehr.
Im Geographieunterricht haben Sie die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler für diese Fragen und Probleme zu sensibilisieren.
Ich freue mich sehr, dass Ingolstadt dieses Jahr Veranstaltungsort
des 12. Bayerischen Schulgeographentags ist, und hoffe, dass dieses Wochenende für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht
nur fachlich interessant wird, sondern dass sie auch Gelegenheit
finden, die Annehmlichkeiten unserer schönen Stadt kennen zu
lernen und zu genießen.
Dr. Alfred Lehmann
Oberbürgermeister
Mit Ingolstadt als Veranstaltungsort für den 12. Schulgeographentag sind die Organisatoren nun in
das Zentrum Bayerns zurückgekehrt, nachdem in den letzten Jahren mit Wunsiedel und Lindau die
Ortswahl auf zwei Orte an der Peripherie Bayerns gefallen war. Ich
beglückwünsche die Veranstalter
zu dieser Entscheidung. Da ich
selbst hier lebe, kann ich bestätigen, dass für Geographen die Region Ingolstadt mehr als einen Besuch wert ist. Dem karst- und glazialmorphologisch Interessierten
eröffnen das angrenzende Alpenvorland und die Fränkische Alb
ein breites Betätigungsfeld. Aber auch für die Kulturgeographen
bieten sich viele Anknüpfungspunkte: Ingolstadt ist ein bedeutender Automobilindustie- und Raffineriestandort und als Oberzentrum mit über tausendjähriger Geschichte auch stadtgeographisch von besonderem Interesse.
Ein Blick in das Programm zeigt, dass es den Veranstaltern gelungen ist, die Chancen, die Ingolstadt als Standort für den Geographentag bietet, zu nutzen und attraktive Exkursionen und Arbeitsthemen zusammenzustellen. Die Zahl von über dreihundert
gemeldeten Teilnehmern ist dafür ein Beweis. Darin drückt sich
aber auch die große Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zur
fachlichen Fortbildung aus. Dies ist in einer Zeit des sich schnell
ändernden Wissensstands für einen fundierten, realitätsbezogenen Unterricht, für die Weiterentwicklung des Faches und für die
Qualität unserer Schulen, die steigenden Ansprüchen ausgesetzt
sind, unverzichtbar. Wenn wir im Auge behalten, wohin sich die
Fachwissenschaft und -didaktik bewegt, wird es uns darüber hinaus möglich sein, unsere Schülerinnen und Schüler im Sinne des
schulpolitischen Anliegens, die Berufs- und Studienorientierung
zu verstärken, auch an spezifisch geographische Arbeitsweisen
heranzuführen. Arbeitskreisthemen wie Experimente im Unterricht, Projektarbeit mit Geographischen Informationssystemen,
Methoden der Geländearbeit oder Satellitenfernerkundung leisten
hier wertvolle Hilfestellungen, sie dokumentieren die Nähe unseres Fachs zur Lebenswelt und sie sind ein Bekenntnis zu den Zielen der Schulentwicklung in Bayern.
Ich danke den Organisatoren des 12. Bayerischen Geographentags
für ihr großes Engagement, der Stadt Ingolstadt für ihre Gastfreundschaft und Unterstützung und nicht zuletzt den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen für ihr Fortbildungsinteresse.
Ich bin mir sicher, dass sie zahlreiche fachliche und methodische
Anregungen aus Ingolstadt mit nach Hause nehmen können.
Adolf Präbst
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Ingolstadt – eine Stadt stellt sich vor
Jüngste Großstadt Bayerns mit reicher Geschichte; modernes Oberzentrum mit altbayerischem Charme; Industriestandort mit ausgedehnten Grünanlagen – so gegensätzlich diese Begriffe auch
sind, beschreiben sie doch treffend eine Stadt – Ingolstadt. Als Audi-Standort und bayerisches Raffineriezentrum ist sie den meisten
Geographen bekannt. Doch nur wenige wissen, dass die Stadt an
der Donau noch viel mehr zu bieten hat.
Erstmals im Jahre 806 urkundlich erwähnt, beeindruckt Ingolstadt heute mit alten giebelgesäumten Straßenzügen und wohlhabenden Bürgerhäusern. Der Stadtkern ist in seiner klaren, geometrischen Ordnung ein Werk des 13. Jahrhunderts, der Epoche,
in der die Stadtrechte verliehen wurden. Die Donaustadt war einst
bayerische Herzogsresidenz, 328 Jahre lang Sitz der ersten Bayerischen Landesuniversität, Bayerische Landesfestung, Garnisonsund Militärstadt. Auf Schritt und Tritt wird der Besucher mit der
Vergangenheit konfrontiert. So sind der „Herzogskasten“ und das
„Neue Schloss“, die noch heute das Stadtbild prägen, Zeugen der
Herzogszeit.
Auch die Universitätsepoche hat sich im Stadtbild mit eindrucksvollen Bauten erhalten. Inmitten enger mittelalterlicher Gassen
erhebt sich die „Hohe Schule“ an der namhafte Professoren wie
Celtis, Aventin, Peter und Philipp Apian – Namensgeber des Tagungsorts – sowie Christoph Scheiner wirkten. An der Ingolstädter Universität ließ zudem Dr. Victor Frankenstein – nach Mary
Shelleys Roman von 1818 – seine Kreatur zur Welt kommen. Der
unheimliche Doktor Frankenstein und seine Kreatur geistern übrigens seit einigen Jahren in manchen Nächten wieder durch Ingolstädter Gassen und lehren die Touristen das Gruseln.
Bauten gibt der „Schanz“, wie Ingolstadt noch heute gerne genannt wird, Unverwechselbarkeit und Charakter. Das Glacis, eine
Hinterlassenschaft des Militärs, zieht sich als grüne Lunge um die
Stadt und sorgt dafür, dass Ingolstadt zu den Städten Bayerns mit
dem meisten Grün im Stadtbild gehört.
Ebenso stolz wie auf die Geschichte ihrer Stadt sind die Ingolstädter auch auf das moderne Wirtschaftszentrum. Die Stadt lebt
von der Wirtschaft, und die wirtschaftliche Dynamik hat Ingolstadt
und seine Umgebung zu einer der bedeutendsten Wachstumsregionen Deutschlands gemacht. Die Ansiedlung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Eichstätt und wenige
Jahre später einer wirtschaftlichen und technologischen Fachhochschule unterstreichen die Rolle als kreatives Wirtschafts- und
Innovationszentrum zusätzlich. Damit wurde ein intensiver Informations- und Technologietransfer zwischen der Wirtschaft und
den Hochschulen begründet, der sich auf beide bereichernd auswirkt.
Die Städtekooperation „MAI“, zu der ursprünglich München,
Augsburg, Ingolstadt und mittlerweile eine ganze Reihe weiterer
südbayerischer Städte gehören, hat der Stadt ebenfalls neue Entwicklungsperspektiven eröffnet. Das gemeinsame Marketing nach
außen und der Erfahrungsaustausch nach innen haben zu einer
fruchtbaren Zusammenarbeit geführt.
Der Grundton in Ingolstadt bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung kann schon seit Jahren als „gelassen optimistisch“ bezeichnet werden, denn nicht nur das Großunternehmen Audi AG,
sondern auch kreative mittelständische Betriebe haben sich in kritischen Zeiten als tragfähig erwiesen.
In Zusammenarbeit von Stadt und benachbarten Landkreisen wurde das Existenzgründerzentrum – mit einer eigenen Beratungsstelle für Frauen – ins Leben gerufen, in dem in kürzester Zeit eine
überraschend große Anzahl innovativer Unternehmen entstanden
ist. Dabei war es erklärtes Ziel, nicht nur ein Existenzgründerzentrum zu errichten, sondern Stadt und Region zu einem Zentrum von Existenzgründungen zu machen. Der Arbeit des Existenzgründerzentrums ist es zu verdanken, dass zahlreiche junge
Unternehmer Startmöglichkeiten und Hilfestellung erhalten haben, sich mit einem eigenen Betrieb niederzulassen.
Ingolstadt im Luftbild
Aufgrund seiner strategischen Lage ist Ingolstadt immer ein gut
befestigter Ort gewesen. Selbst der Schwedenkönig Gustav Adolf
konnte so im 30-jährigen Krieg abgewehrt werden. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt schließlich zur Bayerischen Landesfestung ausgebaut. Die besten Architekten, darunter Leo von Klenze,
wurden an die Donau entsandt. Die Kavaliere, Kasernen und Kasematten, die rund um den Stadtkern entstanden, bilden ein wahres
Freilichtmuseum der Festungsbaukunst. Das Backsteinrot dieser
2001 wäre die berühmte
Tochter der Stadt, die Dichterin und Schriftstellerin Marieluise Fleißer, 100 Jahre alt geworden. Erst im Jahr zuvor
wurden zwei Räume im Geburtshaus der Literatin in ihren ursprünglichen Zustand
versetzt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit dieser, wenn auch kleiDeutsches Medizinhistorisches
nen Gedenkstätte ist die vielMuseum
fältige Ingolstädter Museumslandschaft wieder um
eine Attraktivität reicher geworden. Das Ingolstädter Stadtmuseum im Kavalier Hepp, das Bayerische Armeemuseum im Neuen
Schloss und das Deutsche Medizinhistorische Museum in der
Alten Anatomie der medizinischen Fakultät der alten Bayerischen
Landesuniversität sind mit den Gebäuden, die sie beherbergen,
historisch-thematisch verbunden. Wie gut sich alt und neu verbinden lassen, beweist das Museum für Konkrete Kunst, das in der
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ältesten Bayerischen Kaserne, direkt am Donauufer untergebracht
ist. Das Alf Lechner Museum kann bereits nach dem ersten Jahr
seines Bestehens hervorragende Besucherzahlen verzeichnen.
Erst im Dezember 2000 wurde das „museum mobile“ eröffnet, das
im Komplex des neuen Audi-Forums 100 Jahre Automobilgeschichte präsentiert.
treter aus den Partnerstädten und den befreundeten Städten geben sich dann regelmäßig ein Stelldichein an der Donau. Im Jubiläumsjahr 2000 waren Delegationen aus Grasse, Carrara, Murska Sobota, Kirkcaldy, Manisa und Moskau auf der Schanz, um zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern das 750-Jahr-Jubiläum zu feiern.
Nicht nur die Museen, auch andere kulturelle Ereignisse locken
regelmäßig Besucher weit über die Grenzen der Region hinaus
nach Ingolstadt. Ein Besuchermagnet sind die Jazztage im Herbst,
bei denen schon Größen wie Miles Davis, Lionel Hampton, Ray
Charles, Dave Brubeck oder Fats Domino aufgetreten sind. Für die
Liebhaber von klassischer Musik sind die „Sommerkonzerte zwischen Donau und Altmühl“ ein Höhepunkt, die Künstler von internationalem Rang in die Stadt bringen. Beliebt sind außerdem die
Auftritte des Georgischen Kammerorchesters, das seinen Sitz in
Ingolstadt hat. Bei der Veranstaltungsreihe „Der Oktober ist eine
Frau“ geben sich im Herbst Autorinnen, Musikerinnen, Kabarettistinnen und bildende Künstlerinnen ein Stelldichein auf der
Schanz.
Wer es lieber ruhiger mag,
den laden die ausgedehnten
Parks und Grünflächen rund
um die Altstadt zu Spaziergängen und die zahlreichen
Seen zum Schwimmen und
Sonnenbaden ein. In den Donauauen gibt es Natur pur zu
entdecken, sind die Auen und
Lohen doch ein Naturraum,
dessen ökologische Bedeutung der der Alpen gleichkommt. Im vergangenen Jahr war Ingolstadt mit seinem einzigartigen Lohenprogramm auch eine Außenstelle der Expo 2000.
Die Ingolstädter feiern gerne, und so locken zahlreiche Feste jedes Jahr Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung in die
Stadt. Besonders beliebt ist das Bürgerfest, das stets am ersten Juli-Wochenende stattfindet. Auch das „Reines-Bier-Fest“, das in unregelmäßigen Abständen stattfindet, ist ein Besuchermagnet –
wurde doch bereits im Jahre 1516 das Reinheitsgebot des Bieres,
das älteste Lebensmittelgesetz der Welt, in Ingolstadt erlassen.
Feste feiert Ingolstadt besonders gerne mit seinen Freunden. Ver-
Spätestens bei einem gemütlichen Plausch in einem der schattigen Biergärten oder traditionsreichen Lokale der Altstadt muss
auch der zunächst skeptische Besucher zugeben, dass Ingolstadt
viel attraktiver ist, als er beim Vorüberfahren auf der Autobahn geglaubt hätte.
Werner Eckert-Schweins
Vorstellung ausgewählter Arbeitskreise
Arbeitskreis 1: „Experimente im Geographieunterricht – Beispiele und Übungen“
Wieso?
Einfache Experimente erfordern wenig Aufwand, motivieren, wecken spontan Interesse bei den Schülern und beleben somit den
Unterricht. Außerdem veranschaulichen Experimente naturwissenschaftliche Erscheinungen und Abläufe und geben so Antworten auf Fragen an die Natur. Sie ermöglichen instrumentales und
haptisches Lernen, schulen die Beobachtungsgabe, fördern Genauigkeit und logisches Denken. Schließlich fördern sie schüleraktive Arbeitsweisen und stellen so eine Form des heute so häufig geforderten handlungsorientierten Unterrichts dar.
Wann?
Grundsätzlich sind Experimente in allen Phasen des Unterrichtsgeschehens einsetzbar: als Einführung in die Problemstellung (Sekundarstufe I), zur Entscheidung eines erarbeiteten
Problems oder zur Bestätigung einer erwarteten Lösung (Sekundarstufe II).
Wie?
Der Lehrer wird manche Experimente selbst vorführen, die Schüler beobachten bei diesen Demonstrationsexperimenten. Oder
die Schüler werden selbst aktiv: Sie führen Schülerexperimente
durch. Manche Experimente erfordern mehr Zeit, als in einer
Unterrichtsstunde zur Verfügung steht. Es sind Langzeitexperimente, bei denen die Schüler wiederholt beobachten und das endgültige Ergebnis erst nach längerer Zeit vorliegt.
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Woher?
Zusammenstellungen von erdkundlichen Unterrichtsexperimenten finden sich in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen:
Allaby, M.: Klima und Wetter. München 1996
Farndon, John: Spannendes Wissen über die Erde. München 1999
Kortmann-Niemitz, Ines: Einfache Experimente für den Erdkundeunterricht ab Klasse 5. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1988
Kortmann-Niemitz, Ines: Einfache Experimente zur Umwelterziehung
im Erdkundeunterricht ab Klasse 5. Ernst Klett Schulbuchverlag,
Stuttgart 1990
Knopp, Ingrid: Experimente (veröffentlicht) im Geographieunterricht. In: Praxis Geographie 1983, S. 41–47
Philipp, Eckhard: Experimente zur Untersuchung der Umwelt. Aktualisierte und erweiterte Auflage, Bayerischer Schulbuch-Verlag,
München 1993
Richter, Wolfjoachim: Geographische Experimente zur Umwelterziehung. Umweltschutz im Unterricht H. 11, 1983 (Aulis-Verlag)
Salzmann, Wolfgang: Experimente im Geographieunterricht. Zur
Theorie und Praxis eines lernzielorientierten geographischen Experimentalunterrichts. Duisburger geogr. Arbeiten H. 3, 1981
Schmidtke, K.-D.: Drei Hilfsmittel – ein Experiment. In: Geographie
im Unterricht 1982, S. 282 f.
Schmidtke, Kurt-Dietmar: Fünf-Minuten-Experimente für den Geographieunterricht.Aulis Verlag Deubner & Co KG, Köln, 2. Aufl. 1995
Praxis Geographie 2000, H. 9: „Experimente im Geographieunterricht“
geographie heute 1986, H. 43: „Experimente“
Praxis Geographie 1983. H. 1: „Experimente II“
Praxis Geographie 1979, H. 4: „Experimenteinsatz im Geographieunterricht“
Demonstrationsexperimente – aktiver Lehrer:
Alle Experimente, die aufwändig oder schwierig sind, viel Material erfordern, in irgendeiner Weise die Schüler gefährden könnten, müssen vom Lehrer vorgeführt werden. Grundsätzlich ist es
erforderlich, jedes Experiment gründlich vorzubereiten, d. h. sich
rechtzeitig mit Ziel und Durchführung vertraut zu machen, alle
Materialien zu beschaffen und das Experiment vor dem Einsatz im
Unterricht auszuprobieren. Zu groß ist sonst die Gefahr des Misslingens, zu leicht treten immer wieder nicht vorhergesehene Überraschungen auf. Grundsätzlich ist in fünf Schritten vorzugehen:
TIPPS ZUR DURCHFÜHRUNG
• Zunächst erfolgt eine Hinführung, Motivation, Erläuterung der
Problemstellung.
• Darauf folgt die Beschreibung des Versuchsaufbaus, im Allgemeinen mit Skizze.
• Anschließend wird das Experiment vorgeführt. Dabei beobachten die Schüler möglichst genau.
• Die Beobachtungen sind zu protokollieren und im Folgenden zu
erklären.
• Schließlich sind Schlussfolgerungen zu ziehen.
Es ist nicht zu erwarten, dass Schüler nur auf Grund der Demonstration eines Experiments in der Lage sind, alle wesentlichen Gesichtspunkte sachgerecht wiederzugeben. Vielmehr sind sie auf
die Hilfe des Lehrers angewiesen. Daher ist die Sicherung von Versuchsaufbau, Durchführung und Ergebnissen unbedingt in die
Vorüberlegungen des Lehrers einzubeziehen. Es empfiehlt sich,
grundsätzlich nach den oben genannten sechs Schritten vorzugehen. Empfehlenswert ist ein wohl überlegtes Tafelbild, bei dem
sachlogische Struktur und Vorgehen hergeleitet und veranschaulicht werden können. Die Schüler übernehmen das Tafelbild in ihr
Heft. Möglich ist auch die Verwendung eines Arbeitsblattes, das
vielleicht schon Teile der Struktur, etwa eine Zeichnung des Versuchsaufbaus, vorgibt, und das die Schüler selbsttätig oder unter
Anleitung des Lehrers bearbeiten. Dabei werden die beobachteten
Ergebnisse sowie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen
festgehalten.
Schülerexperimente – aktive Schüler
Einfache, ungefährliche Experimente führen die Schüler allein
oder in Kleingruppen selbst durch. Wieder ist eine äußerst sorgfältige Vorbereitung unabdingbar. Der Lehrer muss sich über Ablauf und Ergebnisse im Klaren sein und daher das Experiment
schon selbst, vielleicht in unterschiedlichen Varianten, ausprobiert haben. Die Beschaffung des notwendigen Materials kann immer wieder auch durch die Schüler erfolgen. Fehlende Materialien
sind durch den Lehrer zur Verfügung zu stellen, so dass wirklich
alle Schülergruppen die Übung durchführen können.
Grundsätzlich ist wieder nach den oben genannten fünf Schritten
vorzugehen. Im Fach Geographie wird es meist nicht möglich sein,
große Klassen zu teilen. Um so mehr ist bei großer Schülerzahl auf
klares, konsequentes Lehrerverhalten zu achten. Im Kasten rechts
oben stehen die wichtigsten Regeln.
Langzeitexperimente/-beobachtungen –
ausdauernde Schüler
Bei manchen Experimenten ist der Zeitbedarf so groß, dass sie im
Verlauf einer Unterrichtsstunde nicht zu Ende zu führen sind. Die
Ergebnisse liegen erst nach Stunden, Tagen oder gar Wochen vor.
Dies gilt zum Beispiel für Experimente zur Umwelt: Auch Schäden
oder Verbesserungen in der Umwelt treten ja meist nicht schlagartig auf, sondern entwickeln sich langsam. So erfordern z. B. Keimungsversuche mit Kressesamen bei unterschiedlichen Bedin-
TIPPS ZU SCHÜLEREXPERIMENTEN
• Größten Wert auf Ordnung legen und keine zu großen Gruppen
bilden!
• Vollständige, klare, verständliche Arbeitsanweisungen geben!
(Wandtafel oder Arbeitsblatt!)
• Arbeitsanweisungen rechtzeitig geben! (Nicht in die Schülerübung „hineinreden“!)
• Soweit nötig, Teile der Übung vorher vormachen!
• Hinweise zur Beendigung der Übung eindeutig und rechtzeitig geben! (Beseitigung von Abfall, Auswaschen und Aufräumen von
Gefäßen und Gerät, Säuberung des Arbeitsplatzes)
• Ständig als Aufsicht und Hilfe anwesend sein! (Gefahr von Unfug,
Beschädigung, Verletzungen)
• Ergebnisse, Fehler und andere Lösungswege nach dem Experimentieren gemeinsam besprechen!
• Ergebnisse im Heft oder auf dem Arbeitsblatt festhalten!
gungen regelmäßige Beobachtungen auch quantitativer Art (Zahl
und Länge der Keimlinge), eventuell auch andere Maßnahmen
(verdunstetes Wasser ersetzen) über mehrere Tage, insgesamt etwa eine Woche. Manchmal braucht man noch mehr Geduld, etwa
bei der Entstehung von Salzausblühungen auf Boden.
Vielleicht sind es nicht einmal Experimente im eigentlichen Sinn,
mit denen sich die Schüler beschäftigen, sondern sie beobachten
und messen Zustände und Entwicklungen in der Natur bzw. ihrer
Umwelt. Vor allem bieten sich hier Wetterbeobachtungen über einen längeren Zeitraum an. Es kommen aber auch andere Bereiche
der Physischen Geographie in Betracht. So können Schüler geomorphologische Entwicklungen dokumentieren, etwa die Veränderungen an Prall- und Gleithang eines Baches, oder die Ablagerung von Gesteinen und Sand im Überschwemmungsbereich einer
Talaue nach einem Hochwasser. Zahlreiche Möglichkeiten zu
Langzeitbeobachtungen lassen sich auf dem weiten Feld der Umwelt finden. Bei entsprechender Ausstattung sind detaillierte Messungen zur Umweltbelastung an ausgewählten Messstellen, zu
bestimmten Zeitpunkten und bei unterschiedlichen Wetterlagen
möglich. Aber zuweilen geht es auch mit ganz einfachen Mitteln,
z. B. bei der Messung des Staubniederschlags. Die Beobachtungen
können auch fächerübergreifend erfolgen, wenn z. B. Flechten als
Indikatoren für die Luftverschmutzung herangezogen werden.
Da nur regelmäßige Beobachtungen bzw. Messungen über einen
längeren Zeitraum zu brauchbaren Ergebnissen führen, sind eine
konsequente Einhaltung der Beobachtungstermine und die sorgfältige Dokumentation der Ergebnisse unerlässlich. Daher sind
die durchführenden Schüler auf die Notwendigkeit größter Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit ihres Arbeitens hinzuweisen.
Zur Sicherung der Ergebnisse sollten darüber hinaus jeweils zwei
Schüler(gruppen) die gleiche Aufgabe bearbeiten. Bei unterschiedlichen Ergebnissen können möglicherweise noch rechtzeitig Fehler erkannt und beseitigt werden.
Damit die gewünschten Ergebnisse in verwertbarer Form erhoben
werden, ist auf exakte Aufgabenstellung zu achten. Zusätzlich sollte möglichst zusammen mit den beteiligten Schülern ein Protokollbogen erstellt werden, in den alle beobachteten und gemessenen Daten eingetragen werden. Erfassungszeitpunkte können gemeinsam festgelegt und so bereits im Protokollbogen vorgegeben
werden. Damit wird auch sichergestellt, dass Parallelgruppen Gleiches erheben. Von großer Bedeutung ist auch die Auswertung der
erhobenen Daten. Auf keinen Fall darf sie „vergessen“ werden. Die
Schüler(gruppen) präsentieren ihre Ergebnisse. Diese tragen zur
Lösung des bearbeiteten Problems bei und initiieren möglicherweise neue Fragestellungen.
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
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Beispiele für den Unterricht
HINWEISE
• Die Überschrift weist auf ein wesentliches Ziel des Experiments hin.
In der linken Spalte findet sich eine kurze Versuchsbeschreibung.
Die rechte Spalte gibt Hinweise zur Erklärung des Experiments.
• Abkürzungen: D = Demonstrationsexperiment, S = Schülerexperiment, auch als Demonstrationsexperiment möglich, L = Langzeitexperiment/-beobachtung
1. Klima/Wetter
1.1 Luftdruck (D, S)
Mit Wasser randvoll gefülltes Glas mit festem Papier abdecken,
dann umdrehen: Wasser bleibt im Gefäß.
1.2 Luft als „Körper“ bzw. Gegenstand (S)
Schwimmenden Korken mit „leerem“ (luftgefülltem) Glas unter
Wasser drücken
1.3 „Gewicht“ (Gewichtskraft) der Luft (D, evtl. S)
Zwei gleiche, gefüllte Luftballone an Metallbügel austarieren
(wie „Mobile“), einen Ballon platzen lassen.
1.4 Ausdehnung der Luft beim Erwärmen (S)
a) Leere Flasche mit Münze abdecken, mit Wassertropfen abdichten; Luft in der Flasche erwärmen: Münze klappert
(evtl. mit Mikrophon verstärken!)
b) Luftballon auf Flasche stülpen, dann erwärmen bzw. abkühlen (durch warmes bzw. kaltes Wasserbad)
1.5 Zirkulation/Thermik/Konvektion (D)
a) Heiße Kochplatte (oder nach oben gerichtete Stehlampe oder
10 Kerzen im Kreis); aufsteigender Rauch von Räucherstäbchen (oder Zigarette bzw. zerriebene Asche oder Talkum
oder Kinderpuder)
b) Gefrorenes bzw. erwärmtes Kühlelement sowie Rauchentwickler in einer Glaswanne, mit Glasplatte abgedeckt
c) nur in der Heizperiode: Am geöffneten Fenster (Türe) oben
ausströmende warme Luft, unten einströmende kalte Luft;
sichtbar durch Kerzenflamme (Zigarette, Räucherstäbchen)
d) Kleiner Erlenmeyerkolben mit warmem, gefärbtem (Tinte,
Methylenblau) Wasser gefüllt, in einem größeren, mit kaltem
Wasser gefüllten Glasbecken
1.6 Wind als Folge von Druckunterschieden (D)
Glaskolben mit eingeblasenem Rauch; zweiter Kolben mit
Unterdruck (Saugpumpe!); bei Verbindung der beiden Kolben
Ausgleichsströmung
1.7 Beweglichkeit der Luftteilchen (S)
Geöffnete Flasche mit Buttersäure (Kölnisch Wasser, Ammoniakwasser) in einer Ecke des Raumes aufstellen, Zeit für die
Ausbreitung des Duftes ermitteln
1.8 Inversion (D, S)
Oberes Luftdrittel eines größeren Glases mittels Tauchsieder
erwärmen. Durch Strohhalm vorsichtig Zigarettenrauch auf den
Glasboden blasen.
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Äußerer Luftdruck ist größer als Wasserdruck und drückt
Papier (und Wasser) in das Glas. Vgl. auch Saugnapf bzw.
Gummisauger („Pumpfix“)!
Luft im Glas nimmt Raum ein; da die Luft nicht entweichen
kann, drückt sie das Wasser mit dem Korken hinab. Die Luft
als Körper (Gegenstand) übt eine Kraft aus.
(Ballon nahe seiner Öffnung anstechen!)
Der luftgefüllte Ballon ist schwerer als die Hülle des geplatzten
Ballons und zieht daher stärker nach unten.
a) Erwärmte Luft dehnt sich aus und hebt beim Entweichen
die Münze an, die klappernd wieder auf die Flasche zurückfällt.
b) Luftballon wird aufgerichtet bzw. fällt in sich zusammen.
Erwärmte, aufsteigende Luft über der Wärmequelle, erniedrigter Luftdruck, Sog auf Luft aus der Umgebung, die erwärmt
wird und ebenfalls aufsteigt.
Vollständige Zirkulation: Aufsteigen der Luft über der Wärmequelle, Absinken über dem kalten Bereich; dazwischen Ausgleichsströmungen.
Aufsteigen des leichteren warmen Wassers bis unter die Wasseroberfläche, dort seitliche Ausbreitung
„Wind“ vom höheren zum niedrigeren Druck
Alle Luftteilchen ständig in Bewegung; Teilchen des Duftstoffes
werden in alle Richtungen gestoßen und so mit der Zeit gleichmäßig im Raum verteilt.
Infolge der stabilen Schichtung (kalte Luft unter der warmen)
steigt der Rauch nicht auf.
Nach Erwärmung des Glases von unten (Heizplatte) wieder
labile Schichtung.
1.9 Luftdruck an strömender Luft (S)
Einen Trichter nach oben halten und versuchen, einen Tischtennisball herauszublasen
Unterdruck (Sog) am Rand des Balles, voller Luftdruck von
außen: Ball bleibt im Trichter.
Ergänzung: Teilweise um Bleistift gewickeltes, herunter hängendes Blatt von oben her anblasen: Blatt hebt sich.
1.10 Corioliskraft (S, D)
a) Zeichenglobus in West-Ost-Richtung (gegen den Uhrzeigersinn) drehen; mit Kreide „geraden“ Strich vom Nordpol in
Richtung Äquator ziehen
b) Durch im Kreis laufende Personen
1.11 Luftfeuchtigkeit (S)
Temperatur mit trockenem und mit feuchtem Thermometer
(z. B. mit Verbandsmull umwickelt, befeuchtet) messen
1.12 Kondensation/Taupunkt (S)
a) Fensterscheibe anhauchen
b) gut gekühlte Limoflasche in der Wärme stehen lassen
c) Gefäß (Glas, Stahltopf) halb mit Eiswasser füllen
Ablenkung nach rechts auf der Nordhalbkugel, nach links auf
der Südhalbkugel
Verdunstung am feuchten Thermometer setzt Temperatur
herab; Luftfeuchtigkeit aus Tabelle ermitteln.
Kondensation von Wasserdampf aus der Luft an kalten Gegenständen
Ergänzung: Wassergewinnung in der Wüste durch Kondensation.
1.13 Wolkenbildung (D)
Glaskolben mit temperiertem Wasser (feuchtigkeitsgesättigte
Luft), Zigarettenrauch (Kondensationskerne); plötzlicher Druckabfall (Hahn zur Saugpumpe öffnen) führt zu Nebelbildung
Druckabfall bewirkt Temperaturerniedrigung im Kolben; Luft
wird dadurch übersättigt und es kommt an den Kondensationskernen zu Tröpfchenbildung.
Salzmann 1981, S. 121/122, Schmidtke 1995, S. 138/139
2. Umwelt
2.1 Treibhauseffekt (D)
Zwei Standzylinder, mit Luft bzw. CO2 gefüllt, jeweils ein Thermometer im Inneren, mit Schliffdeckel abgedeckt, mit einer
starken Lampe (500–1000 Watt) angestrahlt. Temperaturen im
Minutenabstand ablesen.
2.2 Saurer Regen (D, L)
Feuchtes, oben poliertes Marmorbruchstück in Standzylinder;
am Boden etwas Wasser mit Indikator; Verbrennungslöffel mit
etwas brennendem Schwefel wird eingebracht und Zylinder mit
Glasdeckel abgedeckt.
2.3 Samenkeimung und Umwelt (L)
In Glasschalen Kressesamen auf Papier oder Watte legen,
feucht halten, zum Keimen bringen;
a) nur Wasser verwenden
b) Salzwasser (z. B. 1%, 3%, 10%) verwenden
c) dem Wasser Spülmittel zusetzen (ein Tropfen, mehrere
Tropfen); evtl. WC-Reiniger verwenden.
2.4 Staubniederschlag (S, L)
a) Zu prüfende Objekte (Pflanzenteile, Fensterbretter, Autodächer) auswählen. Durchsichtigen Klebstreifen fest andrücken, wieder abziehen und auf Arbeitsbogen kleben.
Staubpartikel auf festgelegter Fläche (z. B. 1 cm2) bestimmen
(Lupe!).
b) Klebstreifen mit der Klebfläche nach oben an ausgewählten
Stellen befestigen. Nach längerer Zeit (24, 48 Stunden) Staubniederschlag durch Auszählen der Staubpartikel feststellen.
c) Entsprechende Klebeflächen an verschiedenen Stellen in
den Luftstrom bringen und Menge des niedergeschlagenen
Schwebstaubes bestimmen.
Das Treibhausgas CO2 bewirkt eine deutlich stärkere Erwärmung.
Das bei der Verbrennung entstehende Schwefeldioxid SO2 bildet mit Wasser Schweflige Säure, die mit Sauerstoff zu Schwefelsäure reagieren kann. Farbumschlag geeigneter Indikatoren
(z. B. blauer Lackmus wird rot). Beide Säuren lösen Kalk auf:
Marmorfläche wird stumpf.
Normale Keimung mit Wasser.
Meerwasser (3% Salzgehalt) vertragen die meisten Pflanzen
nicht.
Mit steigender Konzentration schädigen Salz und Spülmittel
die Pflanzen immer stärker.
Niederschlag verfälscht das Ergebnis!
Zahl der Staubteilchen kann ausgezählt werden. Evtl. Ergebnis
von zwei Schülern bestimmen lassen und Mittel bilden.
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
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2.5 Ölbeseitigung (S)
Glasgefäß größtenteils mit Wasser füllen und Teelöffel voll
Olivenöl zugeben. Entfernung des Öls mit dem Löffel!?
Mit Torf oder Sägespänen bestreuen und erneut versuchen,
das Öl zu entfernen.
Bindemittel verhindert ein Auseinanderfließen des Öls und
ermöglicht so ein Abschöpfen von der Wasseroberfläche.
3. Verschiedenes
3.1 Schwimmende und brennende Steine (S, D)
Bimsstein und Bernstein schwimmen auf Wasser.
Bimsstein (Zusammensetzung ähnlich Granit/Rhyolith): geringe Gesamtdichte aufgrund der eingeschlossenen luftgefüllten
Hohlräume
Bernstein: fossiles Harz, Dichte kleiner 1
Organische Verbindungen (Harz, Kohlenwasserstoffe …) sind
brennbar.
Bernstein mit Tiegelzange festhalten und am Brenner
entzünden
3.2 Artesischer Brunnen (S)
U-förmig nach unten gebogenes Stück Gartenschlauch mit verschlossenem Loch in der Mitte (aufgeschnittenen Fahrradschlauch mit geschlossenem Ventil) mit Wasser füllen, Loch
(Ventil) öffnen: kleiner „Springbrunnen“
Der Druck des Wassers im Schlauch drückt das Wasser in die
Höhe.
3.3 Dichte von Salzwasser (S)
Ei geht in Leitungswasser unter, schwimmt in konzentrierter
Dichte der Lösung nimmt mit zunehmendem Salzgehalt zu.
Salzlösung.
Ei kann auch zum Schweben gebracht werden.
Salzlösung mit Geschirrspülsalz herstellen, sonst Trübung!
Hinweis: Mensch geht im Toten Meer nicht unter.
Der Bayerische Schulgeograph, Heft 35,1994, S. 12; Schmidtke 1995, S. 84/85
3.4 Dichte von warmem und kaltem Wasser (S)
Je einen Luftballon mit sehr kaltem bzw. warmem Wasser in
Becken mit temperiertem Wasser geben: Ballon mit warmem
Wasser schwimmt, Ballon mit kaltem Wasser sinkt zu Boden.
Schmidtke 1995, S. 86/87
Wasser (mit über 4°C) dehnt sich mit steigender Temperatur
aus und wird dadurch leichter, steigt in kälterem Wasser auf.
Vgl. z. B. Temperaturschichtung in Gewässern!
Dr. Jörg Witt, Sigmund-Schuckert-Gymnasium Nürnberg
Dr. Hans Dimpfl, Ohm-Gymnasium Erlangen
Arbeitskreis 7 (in Verbindung mit
Exkursion 2): „Geländearbeit – Lackabzüge
von Bodenprofilen“
Was sind Lackprofile?
Stellen Sie sich folgende Situation vor: In einer Baugrube eines
Einfamilienhauses werden an einer Aushubwand die Strukturen
eines ehemaligen Eiskeils entdeckt, die den einmaligen Beweis
darstellen, dass die entsprechende Region während der letzten
Eiszeit im Periglazialraum lag. Was ist zu tun? Man kann der Familie schlecht sagen, sie soll sich wegen eines für einen Geographen interessanten Eiskeils, der sich hier vor 16000 Jahren im Boden befand, ein neues Grundstück suchen, weil man diesen Eiskeil der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Sicher, eine Fotodokumentation kann gewiss erstellt werden. Aber mit dem Bau
des Hauses und den weiteren Erdarbeiten würden die Sedimente
zerstört oder zumindest für immer unzugänglich gemacht.
In einem solchen Fall kann dieser besondere Beweis in den Bodensedimenten nur erhalten werden, wenn man ihn in irgendeiner Weise konservieren und vor weiteren Schädigungen bewahren
kann; und dies geschieht mit einem Lackprofil. Um das Originalmaterial zu erhalten, werden die Sedimente mit Lack getränkt und
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Die fertige Präsentation der Lackprofile am Apian-Gymnasium
Ingolstadt
auf eine Holzplatte aufgeleimt. Auf diese Weise werden die Bodensedimente dauerhaft konserviert.
Viele naturkundliche Museen nutzen diese Methode, um z. B. Bodenprofile in ihren Räumen nicht nur als Fotografie, sondern als
Originale ausstellen zu können.
Lackprofil als Unterrichtsprojekt
Im Leistungskurs Geographie des Apian-Gymnaisums haben wir
in einem dreitägigem Projekt Lackprofile selbst erstellt. Unterstützt wurden wir vom Leiter des Umweltzentrums des Naturpark
Altmühltals, Herrn Bauch, der uns die Technik beibrachte und eine geeignete Sandgrube auskundschaftete.
1. Tag: Feldarbeit
Standortwahl, Fläche abstecken und glätten: Sandige
Standorte eigenen sich am besten für einen ersten Versuch,
da der Lack einerseits problemlos in die Poren eindringen und andererseits auch
gut abtrocken kann. Zunächst
werden die Flächen, von denen man einen Lackabzug machen
will, in der gewünschten Größe abgesteckt und geglättet. Wir haben zum Beispiel in drei Gruppen mit je sechs Leuten gearbeitet
und sechs Lackprofile mit 140 cm Höhe und 60 cm Breite erstellt.
Auftragen einer verdünnten Lackmischung
Mit Aceton verdünnter Präparationslack (ersatzweise geht
auch handelsüblicher Schelllack) wird mit einfachen Blumenspritzen auf das geglättete, abgesteckte Feld aufgesprüht. In einem zweiten
Schritt werden dann eine geringere Verdünnung und
schließlich der unverdünnte
Lack mit dem Pinsel aufgetragen. Zwischen dem Aufbringen der einzelnen Schichten muss auf eine ausreichend lange Trockenzeit geachtet werden. Beim Trocken verfärbt sich der
Lack weiß, und die sichtbare Schichtung der Wand verschwindet
hinter der Lackschicht fast völlig.
Auflegen von Mullbinden
Als Stabilisator und Grundlage werden anschließend handelsübliche Mullbinden aufgetragen, wobei sowohl die
Wand als auch die Binden satt
mit Lack eingestrichen werden. Eine zweite Schicht
Mullbinden wird nach einer
Trocknungsphase über Kreuz
(ebenfalls mit reichlich Lack)
darüber gelegt. Damit sind die Feldarbeiten weitgehend beendet.
Nach einer meist mehrstündigen Trocknungsphase können die
Lack-Mullbinden-Gebilde vorsichtig abgenommen und abtransportiert werden. Auf passend zugeschnittenen Spanplatten als
Transporthilfe lässt sich dies gut durchführen.
2. Tag: „Laborarbeiten“
Bevor die Lackprofile auf die
Spanplatten aufgeklebt werden, sollten sie völlig durchtrocknen. Hat man in der
Schule einen geeigneten Lagerplatz (z. B. Heizungskeller) ist man recht frei in der
Terminwahl. In unserem Fall
lagen zwischen den Arbeiten
in der Sandgrube Ende Juli
und der Weiterverarbeitung
die Sommerferien.
Aufkleben der Lackprofile
Die Spanplatten werden dick mit Holzleim eingestrichen und die
Lackprofile vorsichtig aufgelegt. Idealerweise beschwert man nun
die Lackprofile und wartet bis der Lack angezogen wird. Um die
Wartezeit etwas zu verkürzen, ist es auch möglich, leicht abstehende Bereiche mit kurzen, flachköpfigen Nägeln auf der Holzplatte zu fixieren. Die Köpfe der Nägel werden anschließend mit
etwas Acryllack betupft und mit Sand bestreut (Proben aus der
Sandgrube mitnehmen!), sodass sie im fertigen Profil nicht mehr
zu sehen sind.
Ausbesserungsarbeiten
Auf die gleiche Weise werden
anschließend schadhafte Stellen ausgebessert. Überstehende Ränder sollten abgeschnitten oder umgeknickt
und angenagelt werden. Um
das recht steife Lackprofil etwas aufzuweichen und ein
Brechen zu verhindern, sprüht man die zu bearbeitenden Bereiche mit etwas Acryl ein.
Abschließender Lacküberzug
Schrittweise wird ein schützender Acryllacküberzug auf
das Profil aufgetragen. (Wie
in der Sandgrube zunächst
eine mit Aceton verdünnte
Lackmischung aufsprühen,
dann mit dem Pinsel auftragen.) Nach dem Austrocknen
können die fertigen Lackprofile mit stabilen Ösen problemlos aufgehängt werden.
3. Tag: Auswertung und Präsentation
Als dritten Teil des Projekts haben wir eine gemeinschaftliche
Auswertung der im Lack konservierten Sedimente durchgeführt
und unsere Ergebnisse dokumentiert (vgl.: www.apian.de → Projekte → Lackprofil). Eine Präsentation vor der Schulöffentlichkeit
und der Lokalpresse bildete den Abschluss des Projektes.
Gerd Nagel-Frank, Apian-Gymnasium Ingolstadt
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
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Aus dem Exkursionsprogramm des
12. Bayerischen Schulgeographentages
– Kurzbeschreibungen –
Exkursion 2: „Erstellen von Lackprofilen im Gelände“
(vgl. Beitrag von G. Nagl-Frank in diesem Heft)
Exkursion 3: „Morphologie der Donau – Donauenge, Laufverlegung und Terrassenbildung“
Heinrich Niedermeier, Ickstatt-Realschule Ingolstadt
Bei dieser kombinierten Bus- und Fußwandertour (festes Schuhwerk, Regenbekleidung!) erhalten die Teilnehmer Informationen
zur Fluss- und Landschaftsentwicklung der Donau und ihrer Zuflüsse. Sie bekommen einen Einblick in den geologisch-tektonischen Wandel über Jura-, Kreide- und Tertiärzeit als Voraussetzung für die zweimalige Laufverlegung der Donau. Geomorphologische Besonderheiten im Altdonautal, z. B. Umlaufberg und Terrassenentwicklung, werden als Zeugen dieser erdgeschichtlichen
Veränderungen während dieser Exkursion aufgesucht.
Exkursion 4: Ökologischer Landbau und Vermarktung am Beispiel eines Ökobauernhofs und der Firma Hipp/Pfaffenhofen
Prof. Dr. Ingrid Hemmer, Katholische Universität Eichstätt
Die Exkursion führt von Ingolstadt zunächst nach Wolkertshofen
zum Naturland-Betrieb der Familie Amon. Dort erfolgt eine Betriebsbesichtigung, welche die Grundsätze des ökologischen Landbaus an der Milchviehhaltung und am Ackerbau veranschaulicht.
Eingeschlossen ist eine Felderbegehung mit Spatenprobe. Der Betrieb ist einer der Zulieferbetriebe von Karotten an die Firma Hipp
in Pfaffenhofen. Im Anschluss an die Felderbegehung erfolgt die
Weiterfahrt nach Pfaffenhofen ins Cafe Hipp. Dort gibt es Gelegenheit zu einem Mittagsimbiss. Die Konditorei Hipp ist das
Stammhaus der Firma Hipp. Herr Hans Hipp wird uns in die Firmengeschichte einführen. Anschließend wird ein leitender Mitarbeiter der Firma Hipp über wirtschaftliche und ökologische Aspekte der Firma sprechen. Es wird Gelegenheit zur Diskussion gegeben.
Exkursion 5: „Das Donaumoos – Natur- und Kulturraum“
Ulrike Rödl, Christoph-Scheiner-Gymnasium Ingolstadt
Im 18. Jahrhundert begann man im Donaumoos zwischen Ingolstadt, Neuburg, Reichertshofen und Pöttmes mit der umfangreichsten Neulandgewinnung für die Landwirtschaft in Süddeutschland. In Begleitung der beiden Experten vor Ort, Herrn Dr.
Pankraz Wechselberger, Leiter des Bereichs „Umweltbildung“ im
Haus im Moos, und Herrn Willi Riß, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbandes, werden Maßnahmen und Probleme der
Trockenlegung aufgezeigt. Ebenso werden die Chancen eines Entwicklungskonzeptes vorgestellt, das gleichzeitig Hochwasserschutz, nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung, Torfkörperschutz und Arten- und Biotopschutz berücksichtigt. Die Exkursion
schließt einen Besuch der Umweltbildungsstätte „Haus im Moos“
mit seinem Freilichtmuseum ein, das Einblick in den bäuerlichen
Alltag der Donaumoosbewohner gibt.
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Exkursion 6: Das Ries – ein Meteoritenkrater
Herbert Haussner, Reuchlin-Gymnasium Ingolstadt
Die Exkursion führt von Ingolstadt zunächst nach Nördlingen.
Dort findet am Vormittag eine vom Museumsdirektor Dr. Schieber
geleitete Führung durch das Rieskrater-Museum statt, indem anhand zahlreicher Schautafeln, Exponate sowie audio-visueller Medien sehr anschaulich auf die geologische Situation, die Theorien
der Entstehung sowie den Ablauf der Katastrophe des Meteoriteneinschlags eingegangen wird. Anschließend besteht wahlweise
entweder die Möglichkeit der Arbeit mit dem museumspädagogischen Material des Museums oder der Besuch der Sonderausstellung zum Thema „Naturkatastrophen“.
Am Nachmittag werden unter Leitung von Herrn Dr. Schieber verschiedene Standorte im Nördlinger Ries angefahren. Das erste Ziel
bildet der Wallersteiner Felsen. Dieser Riessee-Kalkfelsen bildet
den Anlass für einen Überblick über die Geographie des Rieses sowie eine Einführung in die geologische Struktur des Kraters. Im
Anschluss daran wird, falls die Zeit ausreicht, bei Wengenhausen
eine wurzellose Grundgebirgsscholle mit „Shatter Cones“ besucht. Bei der Aumühle, welche sich als bester Aufschluss für die
Erläuterung Rieser Gesteine (Impaktbreccien: Suevit, Bunte Breccie) anbietet, werden dann die Lagerungsverhältnisse und die historische Nutzung der Gesteine des Rieses erläutert. Bei Hainsfarth
besteht die Möglichkeit, unterschiedliche Fazien des Riesseekalkes zu untersuchen (bitte Lupe mitbringen). Den Abschluss bildet
der Besuch des Wennenbergs, an dem im Bereich des inneren Ringes gehobenes Grundgebirge zu Tage tritt.
Exkursion 7: „Die Stadt Eichstätt und die Steinindustrie im Fränkischen Jura“
Martin Haselsteiner, Katharinen-Gymnasium Ingolstadt
Zuerst erfolgt die Erkundung
zweier Steinbrüche im Raum
Eichstätt, in denen Solnhofener Plattenkalke und Juramarmor abgebaut werden.
Beim Abbau werden in Abständen von zehn bis fünfzehn Zentimeter bis zu 1,20
m tiefe Löcher in die Sedimentschichten gebohrt und
mit Hilfe von hydraulischen Abdruckgeräten Blöcke des Juragestein aus der 160 Millionen Jahre alten Gesteinschicht getrennt.
Diese Gesteine finden nicht nur in ihrer edelsten Form als polierfähige Jura-Marmor-Platten, sondern auch als Steinmauern und
Flussverbauungen vielseitige Verwendung. Der Eichstätter JuraMarmor wird im Innenausbau verwendet, z. B. für Fensterbänke,
Treppenstufen, Wand- und Bodenbeläge. Er kommt in Schichten
von 30–140 Zentimeter Mächtigkeit in den Farben gelblichbeige,
graublau sowie beige mit farbigen Einschlüssen vor.
Anschließend wird der Betrieb der Firma Ludwig Niefnecker in
Wolkerszell besichtigt. In einer riesigen Halle werden hier die rohen Jura-Marmor-Blöcke – ein Block von einem Kubikmeter Grö-
ße wiegt ca. drei Tonnen – zu den Gattersägen befördert. Hier werden unter Verwendung von Kühlwasser in acht bis neun Stunden
großflächige Marmorplatten von zwei bzw. vier Zentimeter Dicke
mit einem Gewicht von je ca. 60 bzw. 90 kg geschnitten. Von den
Gattersägen kommend, durchlaufen die Rohplatten für die Dauer
von ca. 45 Minuten die automatische Polieranlage.
Am Nachmittag schließt sich eine Stadtführung in Eichstätt an, in
der ein Überblick über die Stadtentwicklung gegeben wird: vom
willibaldinischen Kloster des achten Jahrhunderts über die Stadt
des Hochmittelalters, die bischöfliche Residenzstadt des Barock
bis hin zur Gegenwart.
Den Abschluss bildet ein Besuch des Juramuseums in Eichstätt.
Hier findet man die Fossilien von Panzerkrebsen, Insekten, Fische
und Krokodillen. Das kostbarste Objekt der Ausstellung ist ein
Probestück des berühmten Urvogels „Archaeopteryx“, der 1951 als
fünftes Exemplar seiner Gattung beim Marmorabbau der Firma
Niefneckers gefunden wurde.
Exkursion 8: „Karsthydrologie und Trinkwasserschutz in der südlichen Frankenalb“
Dr. Martin Trappe, Katholische Universität Eichstätt
Im Rahmen der Exkursion, die im Bereich Ingolstadt-EichstättTreuchtlingen-Weißenburg verläuft, werden die verschiedenen
Phänomene der oberflächlichen Morphologie und Hydrologie des
Karstes der Südlichen Frankenalb vorgestellt. Hierzu gehört natürlich die Besichtigung von Dolinen, Kluft- und Hohlraumsystem
von Karbonatgesteinen, Trockentälern und Karstquellen im Gelände. Aus diesem Grund sind kleinere Wanderungen und kurze
Steinbruchbesuche im Exkursionsgebiet vorgesehen, bei denen
auf festes Schuhwerk und witterungsgemäße Kleidung zu achten
ist.
Anhand der besichtigten Beispiele soll die karst-spezifische Sensibilität und besondere Schutzwürdigkeit eines Karstgrundwasserkörpers aufgezeigt werden. Zudem wird ein Überblick zu den
Besonderheiten und Problemen des Grundwassers und der Trinkwassernutzung im Karst der Südlichen Frankenalb gegeben.
Exkursion 9: Der Main-Donau-Kanal im unteren Altmühltal
Prof. Dr. Klaus Gießner, Katholische Universität Eichstätt
Diese Exkursion stellt an sechs ausgewählten Standorten entlang
des Verlaufs des Main-Donau-Kanals von Kelheim bis Beilngries
die flussmorphologischen, hydrologischen, ökologischen, wasserwirtschaftlichen und touristischen Auswirkungen des am heftigsten umstrittenen und konträr beurteilten wasserbaulichen Großprojektes Süddeutschlands auf das Untere Altmühltal zur Diskussion.
Den Exkursionsteilnehmern wird ein tief greifender Landschaftswandel in einer typischen, ökologisch hochsensiblen Tallandschaft der Südlichen Frankenalb dokumentiert. 25 Jahre nach Beginn des Kanalbaus und 13 Jahre nach endgültiger Fertigstellung
des letzten Teilstückes versucht die Exkursion eine kritische Bilanz und Bewertung dieses Großbauprojektes der modernen Wasserwirtschaft zu ziehen.
Exkursion 10: Neuburger Kieselweiß, Eiszeitalter und Steinzeitmensch im Raum Neuburg
Johannes Lagleder, Descartes Gymnasium Neuburg
1. Neuburger Kieselweiß: Geologie, Bergbau, Rekultivierung, Verarbeitung und Vermarktung
In der geologisch-paläontologischen Abteilung des Schlossmuseums Neuburg wird die Entstehung der Kieselweißlagerstätten in
der Neuburger Bucht des Kreidemeeres erklärt, in der Gaisit abgelagert wurde. Ergänzt ist diese Ausstellung durch eine reiche
Fossiliensammlung. Zudem sind ein Modell des Tagebaus, ein
Hund (eine Lore) aus der Phase des Untertagebaus und die Produkte, welche die Firma Sonax bzw. Hofmann Mineral herstellt, im
Museum zu besichtigen.
Der Tagebau und die verschiedenen Rekultivierungsmethoden (z.
B. Anlage von Flachwasserbiotopen als Refugium für die Gelbbauchunke) werden nach dem Ausstellungsbesuch im Gelände
aufgesucht. Anschließend findet eine Betriebsführung in der Firma Hofmann Mineral statt, in der alle Schritte der Verarbeitung
anschaulich beobachtet werden können.
2. Eiszeitalter und Steinzeitmensch im Raum Neuburg
Nach einem Besuch im Neuburger Schlossmuseum (Fundstücke,
Dioramen, Großphotos, Karte mit eiszeitlichen Verhältnissen,
Übersicht der Klimaentwicklung in Zusammenhang mit Flora und
Fauna und menschlicher Nutzung) kann man die in Fachkreisen
weltberühmten steinzeitlichen Fundplätze Speckberg (bei Nassenfels zwischen Neuburg und Eichstätt) und Mauerner Höhlen
(im Wellheimer Trockental) besichtigen.
Exkursion 13: „Böhmfeld – Strukturwandel eines Dorfs im Einzugsbereich der AUDI AG (Agenda 21 und Leitbild 2020)“
Alfred Ostermeier (1. Bürgermeister), Apian-Gymnasium Ingolstadt
Nach der Ankunft in Böhmfeld (ca. 9.00 Uhr) informiert der 1. Bürgermeister Alfred Ostermeier die Exkursionsteilnehmern im Kotterhof, Hofstetterstr.3, über die Entwicklung der Gemeinde seit
1960. Bei einem Rundgang durch das Dorf wird an ausgewählten
Beispielen der Strukturwandel erläutert. Ein ganz besonderes Beispiel von der Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Kultur stellt
der Kotterhof dar. Vor dem gemeinsamen Mittagessen, das im
Landgasthof „Beckerwirt“ stattfindet, wird das Leitbild 2020 vorgestellt. Die Rückfahrt findet etwa gegen 12.30 Uhr statt.
Exkursion 20: „Die Schutter – die Bedeutung des ‚Hausflusses‘
für die Entwicklung der Stadt Ingolstadt“
Heinrich Niedermeier, Ickstatt-Realschule Ingolstadt
Ausgangspunkt dieser Fußexkursion ist das Kreuztor, ein mittelalterliches Stadttor im Westen der Altstadt, ein bekanntes Wahrzeichen Ingolstadts. Von hier aus verläuft die Führung entlang des
ehemaligen Flussbetts der Schutter innerhalb der Altstadt.
Die Schutter, ein kleiner Nebenfluss der Donau, wurde vermutlich
schon vor dem 13. Jahrhundert an die Siedlung herangeführt und
war Jahrhunderte lang ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die
Stadt. Sie trieb ein Wasserwerk, verschiedene Mühlen, lieferte Bade- und Waschwasser und ermöglichte ein vielseitiges Gewerbe.
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
13
Deutsche Gesellschaft für Geographie
Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG)
Geographisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin –
Unter den Linden 6 (Sitz: Rudower Chaussee 16) – D-10099 Berlin
Offener Brief an die Mitglieder aller Teilverbände
Liebe Geographinnen und Geographen,
immer wieder wird mir die Frage gestellt, „was ist eigentlich die DGfG, welche Aufgaben
erfüllt sie und warum soll ich dafür etwas zahlen?“
Obwohl die „Deutsche Gesellschaft für Geographie“ bereits seit über 10 Jahren besteht –
sie ging aus dem ehemaligen „Zentralverband der deutschen Geographen“ hervor –, ist
ihre Funktion noch immer nicht so bekannt, wie es eigentlich sein sollte. Dabei hat die
DGfG in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben übernommen und an Bedeutung gewonnen.
Zunächst einmal stellt die DGfG die Dachorganisation der Teilverbände der organisierten
Geographen, d.h. der Hochschulgeographen, der Schulgeographen, der Didaktiker, der
Angewandten Geographen und der Geographischen Gesellschaften dar (siehe Abbildung).
Intern koordiniert sie die Tätigkeit der Teilverbände. Ein wesentliches Element ist es hierbei, den Informationsfluss zwischen den Teilverbänden herzustellen und gemeinsame
Vorgehensweisen zu entwickeln. Organisatorisch erfüllt das Präsidium, in welchem die
Vorsitzenden oder Delegierte aller Teilverbände als Mitglieder tätig sind, diese Aufgaben.
Wissenschaftliche und praxisorientierte Zusammenarbeit erfolgt durch die zahlreichen auf
Themenfelder orientierten und von der DGfG eingesetzten Arbeitskreise. Inhaltliche Ab-
14
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
stimmungen erfolgen durch die Entwicklung von Rahmenrichtlinien, wie beispielsweise
aktuell für die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge.
Nach außen vertritt die DGfG die Interessen der Geographie in den Bereichen Wissenschaft, Schule, Arbeitsmarkt und Politik. Durch sie wird auf das Fach Geographie und
seine Relevanz aufmerksam gemacht und für seine Anerkennung geworben. Dauerhaft
erfolgt dies über Geographentage, den Pressereferenten und Preisverleihungen, kurzfristig über sofortige Aktivitäten des Präsidenten und der Präsidiumsmitglieder.
Bei den Geographentagen stehen wir vor neuen Herausforderungen. Es ist der Wunsch
der überwiegenden Zahl der Mitglieder, alle zwei Jahre nur noch eine Großveranstaltung
durchzuführen, die den Geographentag, den Schulgeographentag und die Jahrestagung
des DVAG zusammenführt. Diese wird den Teilnehmern ein noch vielfältigeres und interessanteres Programm liefern und diese kann noch wesentlich stärker in der Öffentlichkeit auf die Geographie aufmerksam machen. Erste Vorarbeiten für die Veranstaltung im
Jahr 2007 in Bayreuth haben bereits begonnen. Eine solche Großveranstaltung setzt auch
ein professionelles Management voraus; bisher musste jeder Ortsausschuss hier selbständig alle Aufgaben meistern und konnte kaum auf Erfahrungswissen zurückgreifen. Es
ist unser Bestreben, hier eine organisatorische Verstetigung zu erreichen, so dass Ortsausschüsse sich auf die Inhalte konzentrieren können. Jeder Standort soll weiter sein
inhaltliches Profil selbständig entwickeln, jedoch soll bei der Auswahl von Beiträgen basierend auf klaren Kriterien mehr Transparenz erreicht werden.
Und bereits jetzt beginnen die Vorarbeiten für den 32. Internationalen Geographenkongress im Jahr 2012 in Köln. Nach über einhundert Jahren findet endlich diese wichtigste Veranstaltung der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft der Geographen wieder in Deutschland statt. Für uns eröffnet sich damit die einmalige Chance, die
Leistungen der deutschen Geographie in der nationalen Öffentlichkeit und der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zu präsentieren.
Der Pressereferent ist seit vergangenem Jahr, angegliedert an das Institut für Länderkunde in Leipzig, tätig. Er steht allen Geographen zur Verfügung und soll deren Erkenntnisse und Belange in die Öffentlichkeit transferieren. Die Außenkontakte zu Medien und
Politik sind geknüpft; wichtig ist für die Aufgabenerfüllung von Herrn Dr. Wittmann
([email protected]; Tel.: 0341-255-6574), dass er von allen Geographen auch
die relevanten Informationen erhält. Mittelfristig soll in Leipzig eine wirkliche Geschäftsstelle der Deutschen Geographie entstehen, an die die Teilverbände Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit abgeben können und so möglichst effizient Synergieeffekte genutzt werden
können.
Die Preise der „Stiftung für Geographie“ sollen herausragende Leistungen auszeichnen
und damit auch in der Gesellschaft auf das Fach aufmerksam machen. Während des
Geographentages werden jeweils ein Preis für wissenschaftliche Leistungen in der Physischen Geographie und in der Humangeographie, ein Preis für neue Konzepte in der
Schule und ein Preis für ausgezeichnete Berichterstattung über Geographie-Themen in
den Medien verliehen.
Ja und dann sind der Präsident und der Vorstand auch ständig noch als Feuerwehr tätig.
Sei es bei Streichungen von Instituten oder Stellen an den Universitäten, sei es bei Stundenkürzungen in den Schulen, sei es bei der Entwicklung von einheitlichen Ausbildungsstandards - wir setzen uns in Briefen und Gesprächen für unser Fach im Interesse aller
Teilverbände ein.
Die DGfG ist also keine virtuelle Organisation, abgehoben von tatsächlichen Tätigkeiten
der Geographen. Vielmehr übernimmt sie immer mehr wichtige Aufgaben für unser Fachund dafür benötigt sie auch eine ausreichende finanzielle Grundlage durch die Mitgliedsbeiträge.
Mit freundlichen Grüßen
Elmar Kulke
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
15
Geographie am achtjährigen Gymnasium –
ein Einwurf zur Stundentafel
Das Fach Geographie am Gymnasium ist zum Problemfall geworden. Eine kurze Bestandsaufnahme zeigt dies deutlich:
• In der Unter- und Mittelstufe wird das Fach in zwei Schuljahren, in den Jahrgangsstufen 6 und 9, nicht mehr unterrichtet.
Es erfolgt somit kein kontinuierlicher Aufbau der Inhalte über
die Jahrgangsstufen hinweg. Jeder Lehrer weiß, was es in der
Realität bedeutet, wenn ein Fach ein Jahr in der Stundentafel
nicht mehr vorhanden ist: Viele Inhalte, die gelernt wurden, viele Arbeitstechniken, die geübt wurden, sind vergessen, weil die
Wiederholung fehlt und die kontinuierliche Beschäftigung mit
raumbezogenen Themen. Mit solchen Lücken in der Unterrichtskontinuität wird ein allgemeinbildendes Fach in die Ecke
gestellt.
• Auch in der noch im Planungszustand befindlichen gymnasialen Oberstufe (vgl. dazu www.g8-in-bayern.de), also in den Jahrgangsstufen 11 und 12 des achtjährigen Gymnasiums, können
die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich ohne verpflichtenden Geographieunterricht bestehen. Viele Fächer sind in
den bislang vorliegenden Oberstufenkonzeptionen mit Pflichtstunden pro Woche gut vertreten. Geographie dagegen stellt
sich mit Sozialkunde sowie Wirtschafts- und Rechtslehre gemeinsam in einem Wahlpool, aus dem die Schülerinnen und
Schüler nur eines dieser Fächer mit lediglich zwei Wochenstunden herausgreifen. Ob Geographie innerhalb der vorgesehenen Seminarfächer dieses Ungleichgewicht wieder ausgleichen kann, ist völlig offen. Bildung aber, die ohne geowissenschaftlichen und räumlichen Bezug auszukommen glaubt, verliert erheblich an Wert.
• Im neuen Fach „Natur und Technik“, jeweils dreistündig in den
Jahrgangstufen 5 bis 7 unterrichtet, sollten ursprünglich auch
geographische Themen eine wichtige Rolle spielen. Nun dominieren Biologie, Chemie, Physik und Informatik; Geographie –
ohne Zweifel ein stark naturwissenschaftlich orientiertes Fach,
nun aber nur noch für den Baustein „Naturwissenschaftliches
Arbeiten“ in der Jahrgangsstufe 5 zugelassen – ist weitgehend
an den Rand gedrängt. Der Schluss aus dieser Situation kann
wohl nur lauten: Man glaubt auf geographisches Wissen, auf
Geographie als Naturwissenschaft weitgehend verzichten zu
können.
Dieser Bedeutungsverlust des Unterrichtsfachs Geographie am
Gymnasium ist um so verwunderlich, als gerade in Zeiten hoher
Mobilität das öffentliche Interesse an geographischen Themen zu-
16
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
nimmt. Beim Besuch von Buchläden fällt die große Auswahl von
Reiseliteratur auf, die von einfachen Beschreibungen bis hin zum
auf hohem Niveau stehenden Sachbuch reicht. Die Massenmedien
bringen häufig und regelmäßig Beiträge aus fremden Ländern und
Kulturen. Ein Auseinandertriften von schulischer Bildung und öffentlichen Interesse ist deutlich zu erkennen.
Am 2. 1. 2005 fand sich in der „Bild am Sonntag“ auf Seite 5 folgende Notiz:
10-jährige rettet hundert Menschen
London – Die 10-jährige Tilly aus Großbritannien hat rund
hundert Menschen am Strand von Phuket das Leben gerettet.
Sie habe die Vorzeichen einer Flutwelle aus dem Erdkundeunterricht gekannt, erzählte sie der „Sun“. „Das Wasser
blubberte, das Meer fing an sich zurückzuziehen.“
Sie warnte ihre Mutter, der Strand vor ihrem Hotel wurde geräumt und niemand getötet.
Auch in unseren Geographielehrplänen werden seit Jahren im
Themenbereich „Plattentektonik“ Erdbeben, Vulkanismus und
Tsunamis mit den entsprechenden Auswirkungen behandelt. Wieso und warum kürzt man ein Fach, das Naturkatastrophen unserer Erde erklären hilft?
Ein weiterer Themenschwerpunkt aus vielen lebensnahen Inhalten des Geographieunterrichts ist die Klima- und Wetterkunde.
Verständnis für das tägliche Wettergeschehen oder die Ursachen
des weltweiten Klimawandels – sind das völlig unwichtige Inhalte?
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Hier soll keinem
anderen gymnasialen Unterrichtsfach sein Bildungswert in Abrede gestellt werden. Dass sich aber der Eindruck angesichts der beschriebenen Situation aufdrängt, dass genau dies beim Fach Geographie im achtjährigen Gymnasium massiv geschieht, bleibt
ebenso unbestreitbar wie unverständlich.
Wenn wir geographisches Wissen bei unseren Schülerinnen und
Schülern erhalten wollen, kann unsere Forderung eigentlich nur
lauten:
Geographie muss in allen Jahrgangsstufen vertreten sein!
Dr. Martin Hartl
Expeditionsreise nach Äthiopien
Montag, 26. Dezember 2005
bis Samstag, 07. Januar 2006
01. Tag München – Frankfurt – Addis Abeba Mo., 26.12.
Flug von Frankfurt mit Äthiopien Airlines in die äthiopische
Hauptstadt. Ankunft abends gegen 23.00 Uhr. Nach der Zollabfertigung Fahrt in die Stadt. Zimmerbezug und Abendessen in einem guten Stadthotel. Unterkunft: Hilton Hotel
09. Tag Lalibela – Yemrehane Christos Kirche
Di., 03.01.
Eine Fahrt in die weitere Umgebung des Hinterlandes von Lalibela vertieft noch das Gesamterlebnis von Lalibela. Nach einstündiger Fahrt wird auch die bekannte Höhlenkirche Yemrehane zu Fuß
erwandert (1 Stunde).
02. Tag
Addis Abeba – Axum
Di., 27.12.
Flug nach Axum. Die Stadt Axum war lange Zeit der alles beherrschende Mittelpunkt des Landes. Ein Besuch aller wichtigen Sehenswürdigkeiten zeigt die ehemalige große Bedeutung des alten
christlichen Zentrums und der Königsstadt (UNESCO-Weltkulturdenkmal).
10. Tag
Lalibela – Kombolcha
Mi., 04.01.
Besuch der Höhlenkirche der Genete Maryam. Auf abenteuerlicher
Piste führt die Strecke hinauf ins Gebirge. Das Land der Amharen
ist in eine dramatische Bergszenerie eingebettet. Übernachtung in
einem sehr einfachen Hotel in Kombolcha (Tekle Hotel).
03. Tag Axum – Semiyen-Gebirge – Gondar
Mi., 28.12.
Durch wilde Schluchten führt der Weg in das Semiyen-Gebirge.
Das „Dach Afrikas“ ist heute ein Naturschutzgebiet, das aber immer stärker unter den Nutzungsdruck der Bevölkerung gerät. Eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt bei Kosoye rundet dieses
Landschaftserlebnis ab. Über den Wolkefit Pass (3100 m) führt die
Wegstrecke hinunter durch das Fellacha-Gebiet nach Gondar.
Übernachtung: Goha Hotel
04. Tag Residenz- und Kirchenstadt Gondar
Do., 29.12.
Im 17. Jahrhundert war Gondar die Residenz der äthiopischen Kaiser. Auf einem Rundgang werden der Schlossbezirk und die separat gelegene Residenz Qusquam besucht. Nach einem Bummel
über den lebhaften Markt wartet als Höhepunkt des Tages die Besichtigung des Klosters Debre Berhan Selassie.
05. Tag
Gondar – Tana-See – Bahir Dar
Fr., 30.12.
Fahrt nach Bahir Dar, das am südlichen Ende des Tana-Sees liegt.
Ankunft in Bahir Dar am Nachmittag. Besuch der alten Residenz
von Haile Selassie mit herrlichem Blick über den blauen Nil, die
Stadt und den Tana-See. Übernachtung: Hotel Tana
06. Tag Ura-Kidane Meheret Kirche – Wasserfälle Sa., 31.12.
Mit dem Boot geht es zur Kirche von Ura-Kidane Meheret, Ziel einer großen Wallfahrt. Die höchsten Feste der äthiopisch-orthodoxen Kirche sind fröhliche, farbenfrohe und volkstümliche Spektakel. Rückkehr zum Hotel. Am Nachmittag Besuch des Marktes in
Bahir Dar und Fahrt zu den Nilwasserfällen (Tisisat).
07. Tag
Bahir Dar – Lalibela
So., 01.01.
Eine längere Fahrtstrecke mit den Landrovern ist zu bewältigen,
die jedoch interessante Eindrücke bereithält und ein Gefühl für
den beschaulichen Lebensrhythmus des ländlichen Äthiopiens
vermittelt. In Lalibela sind drei Übernachtungen in einem landestypischen Hotel vorgesehen (Hotel Roha).
08. Tag
Felsenkirchen von Lalibela
Mo., 02.01.
Dieser Tag ist dem Besuch der elf weltberühmten Monolithkirchen
von Lalibela vorbehalten, die alle aus dem gewachsenen Fels herausgeschlagen wurden. Sie sind heute Weltkulturdenkmal (UNESCO). Möglichkeit eines Maultierrittes zum Heiligtum Asheton
Maryam (15.– €).
11. Tag
Kombolcha – Addis Abeba
Do., 05.01.
Nach früher Abfahrt in Kombolcha wird gegen Mittag der Große
Grabenbruch gequert, der ganz Ostafrika durchzieht. Über den Tamarberpass (3 250 m) wird dann die in 2 400 Meter Höhe gelegene Hauptstadt Addis Abeba erreicht. Ca. 380 km
12. Tag
Addis Abeba
Fr. 06.01.
Eine vormittägliche Rundfahrt macht mit der Stadt Addis bekannt
(Museum, wichtige Plätze und Kirchen). Der Nachmittag ist zur eigenen Gestaltung frei gehalten. In Addis sind Tageszimmer reserviert, die bis zum Abflug genutzt werden können. Nach einem letzten Abendessen erfolgt kurz vor Mitternacht der Transfer zum
Flughafen.
13. Tag
Rückflug Frankfurt – München
Sa., 07.01.
Um 00:45 Uhr erfolgt der Rückflug von Addis nach Frankfurt mit
Anschluss nach München. Ankunft in München gegen Mittag.
Reisepreis pro Person (Basis 18 Personen):
ca. € 3.000,–
Einzelzimmerzuschlag:
€ 285,–
Annullationsvers. inkl. Gratis-Reisekomplettschutz: €
91,–
Im Reisepreis inbegriffene Leistungen:
• Flüge mit Äthiopien Airlines (ET) Frankfurt – Addis Abeba und
zurück in Touristenklasse, Flughafen-, Sicherheits- und Landegebühren (keine Exit-Airporttaxe)
• Zugfahrt vom Heimatort/München nach Frankfurt/Flughafen
(bei Flug mit ET)
• 11 Übernachtungen auf Basis Doppelzimmer mit Bad/Dusche
und WC in Addis in sehr gutem Hotel, im Landesinneren in
bestmöglichen Hotels (einfach, sauber)
• Tageszimmer am Rückflugtag in Addis
• Vollpension während der gesamten Reise (manchmal als Mittagspicknick)
• Alle Transfers und Rundreise laut Tagesprogramm in CobraLandcruiser mit erprobten äthiopischen Fahrern (max. 4 Personen pro Auto)
• Stadtrundfahrten in Axum und in Addis in Coster Bus
• Eintritte, ausführliche Reise- und Gesundheitsinformation
• Erfahrene Reiseleitung durch Helmut Summer
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
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Extra zu bezahlen:
• Für Äthiopien benötigen Sie ein Visum (ca. 60 €, im Heimatland selbst einzuholen)
• Getränke und persönliche Ausgaben
• Die Flughafengebühr ist beim Rückflug in Addis Abeba direkt
zu entrichten (20,– US-$).
• Trinkgelder an die Fahrer
Maximale Teilnehmerzahl: 19
Veranstalter: Bertolini & Pertner Reisen GmbH, A-6850 Dornbirn
Anmeldung bitte möglichst bald an
Dr. Ambros Brucker, Ulmenstraße 5, 82166 Gräfelfing,
Fax 089-89890962, E-Mail: [email protected]
National Geographic Wissen 2005
Am 4. Juni 2005 war es wieder so weit: Die Bundessieger des größten Geographie-Wettbewerbs Deutschlands wurden in Berlin ermittelt. Im historischen Robert-Koch-Hörsaal des Instituts für
Mikrobiologie und Hygiene der Charité in der Nähe des Brandenburger Tores trafen sich wie im letzten Jahr die 16 Landessieger.
Ausgerichtet wurde der Wettbewerb vom Verband Deutscher Schulgeographen e.V. zusammen mit National Geographic Deutschland.
Vorausgegangen waren seit Anfang des Jahres die Vorrunden, in
denen zunächst an den einzelnen Schulen die Klassensieger ermittelt wurden, aus deren Kreis jeweils ein Schulsieger hervorging.
Der Wettbewerb fand auch heuer wieder breiten Zuspruch: In
Deutschland nahmen ca. 225 000 Schülerinnen und Schüler teil.
In Bayern waren es 169 Gymnasien und 70 Realschulen mit 37497
Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zur Ermittlung der Klassensieger mussten 30 Aufgaben bearbeitet werden, zur Ermittlung
der Schulsieger hieß es weitere 20 durchaus anspruchsvolle
Fragen zu beantworten. Aus dem Kreis der Schulsieger ging
schließlich nach einer weiteren Runde als Landessieger von Bayern Dino Popp vom Städtischen Wirtschaftswissenschaftlichen
Gymnasium Bayreuth hervor, mit hervorragenden 28 von 30 möglichen Punkten.
Am Vorabend des Bundesentscheides in Berlin wurden die Landessieger vorgestellt und von ihren Landesverbänden geehrt. Der
Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Herr Dr. Gareis, überreichte Dino Popp als Anerkennung einen Bildband über sein
Traum-Reiseziel Mexiko. Von National Geographic Deutschland erhielt jeder Landessieger eine Urkunde und ein Geschenk.
Die 16 Landessieger bei der Endausscheidung in Berlin mit
Dr. R. Birkelbach, Dr. E. Brunner und Dr. E. Schallhorn
Am Samstag um 10.00 Uhr wurde es dann ernst: In Vierergruppen
traten die Landessieger – darunter bedauerlicherweise kein Mädchen – an, um aus ihrer Mitte den Bundessieger zu küren. Die
kniffligen Fragen stammten aus den Bereichen Länderkunde, allgemeine Geographie, es mussten aber auch Klimadiagramme
interpretiert und Luftbilder zugeordnet werden.
Spannend war es bis zum Schluss. Erst mit der letzten Frage konnte Julian Nitzsche aus Sachsen erneut den Wettbewerb für sich entscheiden, knapp vor Christian Kiefer aus dem Saarland. Der bayerische Landessieger behauptete sich tapfer, kam aber leider nicht
in die Endrunde.
Ein Gewinner des letzten Jahres und zwei Sieger des diesjährigen
Wettbewerbs reisen demnächst als Vertreter der Bundesrepublik
Deutschland zur internationalen Geographie-Olympiade, die vom
10. bis 15. Juli 2005 in Budapest stattfindet.
Am Ende des Wettbewerbs gratulierten Dr. Ralf Birkelbach, Geschäftsführer von National Geographic Deutschland, Dr. Erwin
Brunner, stellvertretender Chefredakteur von National Geographic
Deutschland, und Dr. Eberhard Schallhorn, 1. Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schulgeographen e.V. den drei Erstplazierten zu
ihrer Leistung.
Recht herzlich gedankt sei an dieser Stelle den engagierten Kolleginnen und Kollegen, ohne deren Mithilfe an den Schulen der
Wettbewerb nicht so erfolgreich verlaufen wäre. National Geographic Wissen hebt das Ansehen des Faches Geographie bei Schülern, Eltern und Lehrern, bei der Schulverwaltung sowie in der Öffentlichkeit.
Dr. J. Gareis gratuliert Dino Popp, dem Landessieger von Bayern
18
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Dagmar Körber/Ruth Puche
Rezensionen
Ingo Mose & Anne-Katrin Jacobs:
Tourismus in Europa
142 Seiten, davon 92 Seiten Kopiervorlagen
Preis: 10,00 € (zuzüglich Versandkosten)
Vechtaer Materialien zum Geographieunterricht (VMG) Heft 11,
1. Auflage 2004
Bezugsadresse:
Hochschule Vechta ISPA, Postfach 1553, 49364 Vechta
Telefon: 04441-15344, Fax: 04441-15344
E-Mail: [email protected]
Kaum einem anderen Thema wird derart großes Interesse und
Aufmerksamkeit zuteil wie dem Tourismus: Regelmäßige Befragungen zum Reiseverhalten der Bevölkerung, eine anhaltende Flut
immer neuer Reiseführerliteratur, mannigfaltige Berichte der Medien über neue und alte Destinationen des Urlaubs, kritische Diskussionen zu den Folgeproblemen des Tourismus – Reisen, Urlaub
und Tourismus stehen ganz oben auf der Agenda aktueller und relevanter Fragestellungen.
Nicht von ungefähr ist der Tourismus deshalb auch im Geographieunterricht der verschiedenen Schulformen und Jahrgangsstufen stets ein Thema.
Das vorliegende Heft gibt einen Überblick über Entwicklung,
Strukturen und ausgewählte Problemfelder des Tourismus aus
primär geographischer Perspektive. Das Augenmerk liegt dabei
auf dem Tourismus in Europa unter besonderer Berücksichtigung
Deutschlands. Hierzu werden unterschiedliche Materialien (Tabellen, Grafiken, Karten, Textauszüge) angeboten, die entsprechende Sachverhalte erläutern, damit sie auf verschiedene Weise
in den Unterricht integriert werden können.
Im ersten Kapitel wird ein Überblick über Grundlagen von Freizeit
und Tourismus vermittelt. Hierzu zählen die Klärung wichtiger Begriffe, die historische Entwicklung des Tourismus in Europa, aktuelle Trends in Freizeit und Tourismus sowie das Verhältnis von
Umwelt und Tourismus.
Im zweiten Kapitel wird der Fokus auf grundlegende Strukturen
gerichtet, wie Strukturdaten zu den Reisezielen und Reisenden in
Europa, statistische Kennziffern zu allen europäischen Reiseländern, zu Freizeit, Tourismus und Tourismuswirtschaft sowie ein
Überblick zu den Organisationsstrukturen und Aktionsräumen
der wichtigsten Reiseveranstalter.
Hans Häckel:
Wolken
192 Seiten, 178 Farbfotos, 3 Tabellen und 16 Grafiken
Preis: 9,90 €
Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer, 2004
ISBN 3-8001-4166-3
Wie wird das Wetter heute? Wie entstehen eigentlich Wolken, und
warum verschwinden sie wieder? Wann zeigt sich ein Regenbogen? Was sind Nebensonnen, und wann spricht man von Irisieren?
Die Antworten auf all diese Fragen und noch vieles mehr findet
man in diesem Naturführer.
Nach einem kurzen und leicht verständlichen Einblick in die Wolkenphysik, der auch dem Laien hilft, die grundsätzlichen Phänomene bei der Entwicklung von Wetter und Wolken einigermaßen
zu verstehen, sowie einer internationalen Wolkenklassifikation,
zeigt das Buch die ganze Vielfalt und Schönheit der Wolken.
178 brillante Farbfotos dokumentieren den ganzen Formenreichtum und die Faszination der Wolken: heitere Schäfchenwolken
und bedrohliche Ambosswolken, hohe Eiswolken und tiefe Regenwolken, häufige Wolkenformen, aber auch selten zu beobachtende Wolken.
Es gibt viele Bücher über das Wetter und wie es entsteht, wenige
aber, die die Wolken selbst in ihrer ganzen Fülle und Vielgestaltigkeit so hervorragend zeigen wie dieses Buch.
Dazu werden die wichtigsten optischen Phänomene wie Haloringe, Nebensonnen, Kränze und Regenbogen erklärt.
Jeder, der mit Wetter in irgendeiner Form zu tun hat (und das sind
wir alle) oder derjenige, der sein Wissen darüber erweitern will,
wird von diesem Buch profitieren, da es nicht nur erklärt, wie Wolken entstehen, sondern auch, welches Wetter sie verkünden. Die
Wolkenbilder selbst sind, abgesehen von ihrer Ästhetik, der
Schlüssel für die richtige Einschätzung der Wetterlage oder deren
weitere Entwicklung. Damit wird das Buch auch für Segelflieger,
Paraglider, Segler, Bergsteiger und andere Freizeitsportler interessant, die sich viel in der freien Natur aufhalten und deshalb vom
Wetter abhängig sind. Aber es ist auch ein Tipp für solche, die einfach nur auf einer Wiese liegen wollen und nach oben schauen, um
die ständige Veränderung der Wolken zu beobachten. Ein sehr gelungenes Buch!
M. Bendel
Im dritten Kapitel werden Entwicklung, Strukturen und Probleme
ausgewählter europäischer Reiseziele an Hand von sechs Fallstudien (Nordseeküste, Alpenraum, Ruhrgebiet, Skye/Schottland,
Städtereise und Cluburlaub) thematisiert. Auf Beispiele der etablierten touristischen Destinationen der Deutschen, z. B. Balearen
und Adria, wurde verzichtet. Ebenso fehlen Beispiele aus den touristisch aufstrebenden Ländern Osteuropas. Ein umfangreiches
Literaturverzeichnis ergänzt den Band. Allerdings fehlt ein Stichwortverzeichnis. Zwar ist das vorliegende Werk sehr preisgünstig
und enthält eine hervorragend kommentierte Sammlung von aktuellen Materialien, die graphische Layoutgestaltung ist jedoch bei
den heutigen Möglichkeiten längst nicht mehr zeitgemäß.
M. Bendel
Nord Süd Forum München e.V. (Hrsg.):
Kinder sind keine Sklaven.
Handreichungen zur Kampagne München gegen ausbeuterische
Kinderarbeit.
München, Dezember 2003,
116 Seiten, DIN A 4
Preis: 5,00 €
Zu beziehen über Nord Süd Forum München e. V.,
Schwanthalerstraße 80, 80336 München,
Tel. 089-85637523, E-Mail: nordsü[email protected]
Dieses Heft besticht nicht durch sein eher unscheinbares Äußeres,
sondern durch die Fülle und Vielfalt seiner Beiträge im abwechslungsreichen Inneren. Behandelt werden zum Beispiel Kinderar-
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
19
beit im Zusammenhang mit der Globalisierung der Wirtschaft, die
Ausbeutung von Kindern im Rahmen des Sextourismus und als
Kindersoldaten.
Aber die Ausführungen bleiben nicht stehen bei der erschütternden Anklage, sondern bieten eine Fülle von Materialien und didaktischen Hinweisen für die Behandlung der Thematik im Unterricht und bei außerschulischen Aktivitäten. An konkreten Beispielen wird der aktuell-motivierende Lebensbezug aufgewiesen
– und das alles nach der Devise eines Spruchs aus Südamerika,
der das Heft abschließt: „Wer glaubt, als Einziger nichts bewegen
zu können, der verbringe nur eine Nacht mit einem Moskito im
selben Zelt.“
Dr. Ambros Brucker
Günter Meyer (Hrsg.):
Die Arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie
Veröffentlichungen des Zentrums für Forschung zur Arabischen
Welt (am Geographischen Institut der Universität Mainz), Band 1,
488 Seiten
Preis: 14,00 €
Mainz 2004
Günter Meyer, der diesen Band herausgegeben hat, leitet u. a. das
„Zentrum für Forschung zu Arabischen Welt“ an der Universität
Mainz und nimmt in der internationalen Orientforschung eine
führende Stelle ein.
Das Buch vereinigt 54 kulturgeographische Einzelstudien von 29
Autoren und ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen den Universitäten Mainz und Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate). Der
erstaunlich niedrige Preis ergibt sich dadurch, dass die Herausgabe gesponsert wird durch den Emir von Sharjah, S. H. Sheikh Dr.
Sultan Bin Mohammed Al Quassimi.
Der Zufall wollte es, dass ich dieses Buch in die Hände bekam, als
ich gerade von meiner Tochter zu einer Autorenlesung eingeladen
wurde, auf der Rafik Schami seinen neuen Roman „Die dunkle Seite der Liebe“ vorstellte. Die Geschichte spielt in Damaskus, und
das auslösende Moment der Handlung ist ein Mord aus „Ehrengründen“. Ebenso faszinierend jedoch wie die tragische Geschichte um den Mord, der eine „verbotene Liebe“ beendet, ist die
Darstellung der Lebenswelt, in der die Ereignisse ablaufen: das
vielschichtige Damaskus der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit, mit Menschen, die sich durch ihre Berufs- und
Schichtzugehörigkeit, durch ihre Verwandtschaftsverhältnisse,
ihre islamische, christliche, jüdische oder was auch immer Konfessionszugehörigkeit unterscheiden und gruppieren, ein echtes
multikulturelles Konglomerat, das sich in mehreren Jahrtausenden gebildet hat.
Am gleichen Abend noch nahm ich den vorliegenden Band zur
Hand und „stöberte“ in den Aufsätzen, die die „Arabische Stadt“
(Kapitel 1) oder den „Gesellschaftlichen Wandel“ (Kapitel 3) zum
Thema haben und auch hier ließ ich mich faszinieren.
Damaskus ist seit langem in vielen Schulbüchern das Paradebeispiel für die traditionelle orientalische Stadt, und so nimmt es
nicht Wunder, dass sich hierzu gleich zwei Beiträge finden lassen.
So informiert Carmella Pfaffenbach von der Universität Bayreuth
in ihrem reich bebilderten Beitrag „Damaskus: von der ‚traditionellen orientalischen Stadt‘ zur kulturell globalisierten Metropole des Südens“ über das Wachstum, den Struktur- und Bedeutungswandel, den diese Stadt vollzogen hat, über die Bewusst-
20
Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
seinsveränderungen und sich wandelnden Wahrnehmungsmuster
ihrer Bewohner: „Traditionelle städtische Elemente wurden […] immer stärker zurückgedrängt […] Im Bewusstsein der Menschen spielen diese wenigen Relikte jedoch inzwischen eine größere Rolle als
jemals zuvor.“ Und Heike Schieners Bericht „Nur die halbe Wirklichkeit: Frauenwelt in Damaskus“ schildert in knappen Skizzen
die Lebenssituation der gegenwärtigen Damaszenerinnen. Der Leser erhält ein durchaus neues Bild von der Rolle der Frau in der
arabischen Gesellschaft, wenn er erfährt, dass es in Damaskus 26
Fitnessclubs für Frauen gibt oder welche Rolle die untereinander
vernetzten Frauensparvereinigungen dieser Stadt spielen.
Sechs große Kapitel bilden die Themenbereiche, zu denen die Einzelstudien des Bandes Beiträge liefern. Neben Damaskus behandelt das erwähnte erste Kapitel (Die Arabische Stadt) in fünfzehn
Aufsätzen das breite Spektrum städtischer Entwicklungen in Kairo, Beirut, Muscat, Kuwait, um nur einige zu nennen.
Und der gesellschaftliche Wandel (Kapitel 3) in den verschiedenen
Teilräumen der arabischen Welt wird nicht nur – wie oben erwähnt – bei den Damaszenerinnen, sondern auch im Falle der Nomaden Syriens, der palästinensischen Flüchtlinge, der Jugendlichen Marokkos und auch bei dessen alten Eliten in acht Beiträgen vorgestellt.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich in acht Aufsätzen mit „Wasserproblemen und ländlicher Entwicklung“, wobei neben konkreten lokalen und regionalen Beispielen aus Ägypten oder dem
Maghreb auch überregionale Verteilungskonflikte vorgestellt werden. Das vierte Kapitel beschäftigt sich thematisch mit der wirtschaftlichen (fünf Beiträge, v. a. zu den Golfstaaten) und das fünfte mit der touristischen Entwicklung des arabischen Raumes
(zehn Beiträge). Die Studien des letzten Kapitels behandeln
schließlich Migrationsprozesse und werfen den Blick auch auf
Arabisches in Westeuropa und in der Bundesrepublik, so z. B.
D. Müller-Mahn in dem Artikel „Ein ägyptisches Dorf in Paris“
oder Ala Al-Hamarneh mit dem Beitrag „Re-Arabisierung arabischer Einwanderer in Deutschland durch Satellitenfernsehen“, der
den Fernsehkonsum arabischstämmiger Bevölkerung im RheinMain-Gebiet untersucht und eine hierdurch bedingte zunehmende soziokulturelle Segregation feststellt.
Wer – so wie zunächst der Rezensent – in diesem Buch nur „stöbert“, wird sehr schnell auch zurückblättern und die Einführung
von Herbert Popp aus Bayreuth lesen. Denn je mehr Detailstrukturen und Einzelentwicklungen in den jeweiligen Beiträgen wahrgenommen werden, umso interessanter wird die von Popp aufgeworfene Frage „Die Arabische Welt – was ist das eigentlich?“
Eindrucksvoll ist Menge des Bildmaterials: Über 400 Fotos und
über 130 Karten, aber auch statistische Listen und Diagramme illustrieren die einzelnen Beiträge und liefern so einen neuen Blick
für diesen Raum.
Das Buch ist – nicht nur wegen des geringen Preises – für jede
Fachschaftsbibliothek zu empfehlen – und das auch nicht nur,
weil eine ganze Reihe der Einzelstudien Themen abhandeln, die
auch in den Lehrplänen von Realschule und Gymnasium vorkommen. Das Buch ist vor allem deswegen zu empfehlen, weil es in der
Fülle der Einzelbeiträge die Vielfältigkeit des arabischen Raumes
vorstellt und bewusst macht und so dem Lehrer Material an die
Hand gibt, mit dem die groben und verallgemeinernden Vorurteile, die zurzeit gerade das Bild des Vorderen Orients belasten,
widerlegt werden können.
Hans Christof Riedmann
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Beitrittserklär ung
zum Landesverband Bayern
im Verband
Deutscher Schulgeographen
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J A H u r o 1 ächtigung
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Goethestraße 39
93152 Nittendorf
Verbandskonto:
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
21
IMPRESSUM:
Der Bayerische Schulgeograph • Heft 57 • 26. Jahrgang 2005
Informationsblatt des Landesverbandes Bayern
im Verband Deutscher Schulgeographen
Herausgeber:
Dr. Josef Gareis, Dr. Martin Hartl
Schriftleiter:
Max Huber
Der Bayerische Schulgeograph erscheint zweimal jährlich im
Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH,
Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig
Titelgrafik:
dynomedia.com
Satz:
PER Medien + Marketing GmbH, Braunschweig
Belichtung/Druck:
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© 2005 Bildungshaus Schulbuchverlage
Westermann Schroedel Diesterweg
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www.westermann.de
Der Landesverband Bayern im Verband Deutscher Schulgeographen:
http://www.erdkunde.com/vdsg_lv/bay/home.htm
1. Vorsitzender:
StD Dr. Josef Gareis • Hangstraße 9 • 63768 Hösbach
2. Vorsitzender:
RSR Dr. Martin Hartl • Roter-Brach-Weg 38 • 93049 Regensburg
Schriftführer:
RSL Michael Bendel • Mühlenstraße 33 • 97877 Wertheim
Schatzmeister:
OStR Hans Kronfeldner • Goethestraße 39 • 93152 Nittendorf
Beisitzer:
Prof. Dr. Ingrid Hemmer (Hochschulen) • Dr. Yvonne Schleicher (Öffentlichkeitsarbeit,
stellvertretende Schriftführerin) • Max Huber (Schriftleiter) • Dagmar Körber
und Ruth Puche (»Geographie Wissen«)
Verbandskonto:
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Mitgliedsbeitrag:
7 15,– pro Jahr
Namentlich gekennzeichnete Beiträge verantwortet der Autor, nicht die Herausgeber oder der Verlag.
ISSN 0179-3942
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Der Bayerische Schulgeograph – Heft 57
Arbeitsblätter
für den Erdkundeunterricht
Kopiervorlagen im DIN A4-Format
mit Lösungsvorschlägen
● berücksichtigen wichtige
Themen aus den Bereichen
Geographie, Wirtschaft und
Sozialwissenschaften
● sind methodisch vielseitig
gestaltet
● regen die Schülerinnen und
Schüler zur Eigenarbeit an
● enthalten spezielle
Methodenseiten
Grundwerk
3-14-114501-6
Ordner
Ergänzungslieferung 13
3-14-114514-8
Ergänzungslieferung 14
3-14-114517-2
Ergänzungslieferung 15
3-14-114518-0
Ergänzungslieferung 16
3-14-114519-9
Ergänzungslieferung 17
3-14-114530-X
Ergänzungslieferung 18
3-14-114532-6
(erscheint im Herbst 2005)
37,00 €
12,00 €
12,00 €
12,00 €
12,00 €
12,00 €
12,00 €
Sammelwerk I
Grundwerk mit den
Ergänzungslieferungen 1-6
3-14-114520-2
89,00 €
Sammelwerk II
Ergänzungslieferungen 7-12
3-14-114521-0
57,00 €
Sammelwerk III
Ergänzungslieferungen 13-18
3-14-114522-9
57,00 €
(erscheint im Herbst 2005)
Zweimal jährlich werden die
Arbeitsblätter ergänzt.
Im Abo versäumen Sie keine Lieferung
und erhalten einen Preisvorteil von 3,00 €.
Jede Ergänzung enthält etwa 35 neue
Arbeitsblätter mit Lösungsvorschlägen.
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Die Arbeitsblätter ...
1.523
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