Deutlich höhere Ausgaben Mehr Forschung notwendig

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Deutlich höhere Ausgaben Mehr Forschung notwendig
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N A C H R I C H T E N
Schweiz
Deutlich höhere Ausgaben
Modellrechnung zur Einbeziehung
von Psychologischer Psychotherapie
E
rheblich erhöhen würden
sich die Ausgaben für Krankenbehandlung in der Schweiz,
wenn die nichtärztlichen Psychotherapeuten dort ihre Leistungen ohne Einschränkung
zulasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung erbringen könnten. Die Kosten für
Psychotherapie würden um
maximal 64 Prozent, mindestens aber um 26 Prozent steigen. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie
(Soz Präventivmed 2003; 48, 2:
88–96) Schweizer Autoren hervor. Psychotherapie wird in der
Schweiz zwar auch wie in
Deutschland von Psychiatern,
von Allgemeinmedizinern und
von Psychologischen Psychotherapeuten angeboten. In der
Schweiz sind aber die Kosten
für psychotherapeutische Behandlungen, sofern sie von
nichtärztlichen Therapeuten
erbracht werden, nicht Bestandteil des Leistungspakets
der für alle Bürger obligatorischen Krankenversicherung.
Die Kosten der von Psychologen durchgeführten Behandlungen werden nur dann
von der Pflichtversicherung
erstattet, wenn sie im Interesse und unter Überwachung eines dafür zugelassenen Arztes
erfolgen. Das hat zur Folge,
dass jeder dritte Schweizer
Franken, der für Psychotherapie verwendet wird, privat zu
zahlen ist. Denn von allen psychotherapeutischen Behandlungen in der Schweiz entfällt
auf die Berufsgruppe der Psychologen immerhin ein Anteil
von 46 Prozent. Aber nur
knapp 30 Prozent ihrer Behandlungen werden supervidiert und somit von der Pflichtversicherung bezahlt. Im Jahr
2000 beanspruchten in der
Schweiz 146 000 Patienten
insgesamt 4,52 Millionen Psychotherapiestunden, deren Kosten auf 579 Millionen Schweizer Franken geschätzt wurden. Davon entfielen auf die
obligatorische Krankenversicherung 396 Millionen Schweizer Franken, der Rest wurde
privat beziehungsweise über
private Zusatzversicherungen
IW
bezahlt.
Gesundheitsreport
Selbsthilfe
D
Mehr Forschung
notwendig
Selbsthilfegruppen:
Motive für Teilnahme
bislang ungeklärt
M
Ab 2004: Abrechnung nur noch elektronisch
486
ehr Forschung auf dem
Gebiet der Selbsthilfe
forderte der Freiburger Professor Jürgen von Troschke im
Rahmen des Kongresses „Psychosoziale Versorgung in der
Medizin“ in Hamburg. Ungeklärt sei bisher, warum sich
trotz der großen Anzahl an
Selbsthilfegruppen nur neun
Prozent der chronisch Kranken für eine Mitarbeit entschieden. Bekannt ist allerdings, dass überwiegend Angehörige der Mittelschicht an
Gesprächsgruppen teilnehmen. Deshalb müsste nach
Ansicht von von Troschke erforscht werden, wie Betroffene aus den unteren Bevölkerungsschichten zu einer Teilnahme zu motivieren seien.
Es gebe außerdem zu wenige
Untersuchungen darüber, wie
sich Arbeitsweise und Wirkung von Selbsthilfeangeboten bei verschiedenen Krankheitsbildern unterscheiden.
Von Troschke kritisierte
zudem die Zusammenarbeit
von Ärzten und Selbsthilfegruppen. Es gebe zwar ausreichend indirekte Kooperation
wie die Vermittlung an Grup-
pen oder an Ärzte. An direkten Kooperationen wie organisatorischer Unterstützung,
Wissensaustausch oder gemeinsamen Gruppensitzungen mangele es jedoch. MM
Depressionen
nehmen zu
Techniker Krankenkasse
ermittelte einen jährlichen
Anstieg um fünf Prozent.
ie Fehltage aufgrund psychischer
Erkrankungen
sind seit dem Jahr 2000 jährlich um mehr als fünf Prozent
gestiegen, heißt es im Gesundheitsreport der Techniker
Krankenkasse (TK), der Anfang September in Berlin
vorgestellt wurde. „Psychische
Erkrankungen führten mit
jährlich 50 Tagen je Krankheitsfall zu ausgesprochen langen Krankschreibungen“, sagte Dr. med. Christoph Straub,
Vorstandsmitglied der TK.
Dem Gesundheitsreport zufolge waren männliche TKVersicherte 2002 durchschnittlich 0,4 Tage und Frauen
0,8 Tage wegen psychischer
Störungen krankgeschrieben.
Mehr als jede zehnte Frau
und jeder 20. Mann erhielten
in den vergangenen drei Jahren mindestens ein Antidepressivum. Im bundesweiten
Vergleich verzeichneten die
neuen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die wenigsten Arbeitsausfälle wegen psychischer
Störungen, Hamburg und Berlin die meisten.
„Bei Versicherten mit Universitäts- oder Hochschulabschluss wurden die niedrigsten
Fehlzeiten ermittelt“, sagte
Dr. med.Thomas Grobe, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover,
der im Auftrag der TK den Bericht erstellt hat. Erwerbstätige ohne Berufsausbildung
oder Abitur wiesen die höchSL
sten Fehlzeiten auf.
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 Heft 11
 November 2003
Deutsches Ärzteblatt

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