Länderreport USA Interview Felina Otto/Katag

Transcrição

Länderreport USA Interview Felina Otto/Katag
Ausgabe 1/2014
Gesamtverband der deutschen
Maschenindustrie e. V.
Länderreport
USA
Interview
Felina
Otto/Katag-Deal
Handel bemüht sich
um partner­schaft­lichen
Umgang
Recht
Made in „Made in"
Foto: © kropic – Fotolia.com
Foto: © [un:usual]
Länderreport 08
Interview 12
Inhalt
04
Im Blickpunkt l Frankfurt STYLE AWARD 2014
06
Kurz berichtet
08
Länderreport l USA
11
Jahresversammlung l bei der Paul Hartmann AG in Heidenheim am 26. Juni 2014
12
Interview l Jürgen Wollenschläger, Felina
16
Nach dem Otto/Katag-Deal l Handel bemüht sich um partnerschaftlichen Umgang mit seinen Lieferanten
17
Messen und Märkte l Gefördert: Shanghai Mode Lingerie und Interfilière 2014
18
stay textile l Laden Sie Ihre Experten ein
19
Geschäftsklimaindex l Maschenindustrie geht stabil in die Sommersaison
20
Recht l Made in „Made in“
21
Smart Myanmar l Delegation auf Informationsreise in Deutschland
22
Außenwirtschaft
24
Wissenswertes
2 masche
Foto: © picsfive – Fotolia.com
Impressum
© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung
ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.
Der Bezug der masche ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Herausgeber
Gesamtmasche – Gesamtverband der
deutschen Maschenindustrie e. V.
Präsidentin: Martina Bandte
Hauptgeschäftsführer: Dr. Markus H. Ostrop
Redaktion: Simone Diebold
Gestaltung: www.die-wegmeister.com
Druck: Gress-Druck GmbH, Fellbach
Auflage: 1 100
Ausgabe 01/2014 Heftnummer 12
Fotos: Soweit ohne Vermerk von Gesamtmasche
Titel: [un:usual]
Kontakt
Kernerstraße 59, 70182 Stuttgart
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Telefax +49 711 233718
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Recht 20
www.gesamtmasche.de
Editorial
„Es ist auf dem Fahrrad
wie in der Wirtschaft:
Wer sich nicht fortbewegt, fällt um.“ Anschaulicher als Stuttgarts
verstorbener Alt-OB
Manfred Rommel kann
man kaum ausdrücken,
worauf es in unserer schnelllebigen Ökonomie ankommt.
Auf Erreichtem auszuruhen, Etappensiege auszukosten oder
sein Engagement zurückzufahren sind gefährliche Versuchungen, die schmerzhafte Folgen nach sich ziehen können.
Stattdessen sind stetige Bewegung, Dynamik und Kreativität
gefragt, um gefragt zu bleiben. Wer wüsste das besser als
unsere Maschen-Unternehmer.
Es scheint, als müsste man in Deutschland gerade jetzt
wieder, da die Konjunktur auf Touren läuft, an diese Erkenntnis erinnern. Denn im Wohlgefühl guter Wirtschaftsdaten leisten wir uns Dinge, die man sich typischerweise
nur im Wohlstand leistet. In schlechteren Zeiten hängen
sie uns dann wie Mühlsteine am Hals. Die jüngst beschlossenen neuen Renten sind das Synonym dafür. Dabei wäre
es ge­rade jetzt an der Zeit, sich mit ganzer Kraft weiter zu
bewegen. Etwa, um den demografischen Herausforderungen
zu begegnen, die Bildungsinfrastruktur zu verbessern und
damit den Fachkräftemangel zu mindern. Oder um mit
kreativen Ideen das Entwicklungs- und Innovationspotenzial
der Industrie zu erhöhen, damit neue Wachstumschancen
wahrgenommen werden können. Ganz zu schweigen von
der Notwendigkeit, unsere Unternehmen von standortschädlichen Umlagen und Abgaben zu entlasten, damit
wettbewerbsfähige Strukturen erhalten bleiben.
Doch statt auf dem Rommel‘schen Fahrrad wähnt man
die Politik gegenwärtig auf einem Berliner Bier-Bike sitzend:
tretfaul, bräsig und behäbig, die Zapfanlage immer in
Betrieb. Strampeln ist nicht ihre Sache. Bleibt zu hoffen,
dass sie nur eine Verschnaufpause einlegt und ihr für die
ganz sicher bald kommenden Bergetappen nicht die
Puste ausbleibt.
Ein anregendes Lesevergnügen wünscht Ihnen
Ihr
Markus H. Ostrop
masche 3
Kategorien
UNICULT 50 %
UNIFORM 25 %
UNISEX 25 %
Teilnehmer
6 Kontinente
19 Länder
25 Nationalitäten
90% Frauen
60
10% Männer
Nachwuchstalente
in Finalrunde
Calendar of Events
08 / 2014 Closing Date for Finished Models
08 / 2014 Fitting & Photoshooting at Häuser der Mode Frankfurt Eschborn
09 / 2014 AUDIENCE AWARD | Online Voting Vote & Win
26.09.2014 Frankfurt STYLE AWARD GALA powered by Fraport
FASHION SHOW | AWARD CEREMONY | PUBLIC VIEWING
4 masche
Frankfurt
STYLE AWARD 2014:
United Diversity
Die internationale Premiere ist geglückt!
Der seit 2008 jährlich im deutsch­spra­
chigen Raum ausgeschriebene Fashion &
Design-Talentwettbewerb für Schüler­
Innen und StudentInnen an Berufs-,
Fach­­hoch­schulen und Universitäten
wurde erstmals an 400 Modeschulen in
34 Ländern aus­­­­­­­­ge­schrieben: Von sechs
Kontinenten und aus insgesamt 19 Ländern
bewarben sich die angehenden Mode­
designer für den Frank­furt STYLE AWARD.
Neben dem Mutter­land der Mode Frank­
reich und den Hoch­burgen für den Mode­
design-Nachwuchs – Italien, UK und
Skan­dinavien – ergriffen auch junge
Nach­wuchsdesigner aus Nigeria, Mexiko,
Estland, Tschechien oder aus dem Kosovo
die Chance, ihre Ideen und Konzepte zu
den drei Kategorien „Uniform“, „Unisex“
und „Unicult“ der Modewelt vorzustellen.
Rund die Hälfte der Bewerbungen kamen
aus den re­nom­mierten deutschen Kader­
schmieden, da­­­run­ter die Frankfurter
Schule für Be­kleidung und Mode sowie
die FAHMODA in Hannover.
Das diesjährige Motto „United Diversity“
ist nah am Zeitgeist und fordert von den
jungen Talenten eine Auseinandersetzung
mit aktuellen Themen, Strömungen und
Trends. Das braucht Mut zur Grenz­über­
schreitung, Neuinterpretationen und be­darf
der Abkehr vom Gewohnten und Bekan­n­
ten. Diesen Mut und die Kreativität haben
die jungen Designer schon jetzt bewiesen:
Abendgarderoben mit Cyborg-Elementen,
heroische Charaktere wie Jeanne d’Arc,
Anleihen aus der Renais­sance, afrikanische
Bräuche oder japani­sche Traditionen – die
Inspirationen sind beeindruckend. Skulp­
turale Silhouetten, moderne Kriegerklei­
dungen aufgebrochen durch zarte, weichfließende Materialien; ein Spiel mit Pro­­por­tionen, Schnitt­tech­niken und verschie­
denen Stoffen – die Palette, die die jungen
Designer anbieten, ist vielfältig.
„Modetalente aus aller
In die Finalrunde
schaffen es
60 Nachwuchs­
talente. Sie dürfen
ihre Konzepte um­setzen und ihre
Kreationen bei der
Ab­schluss-Gala am 26. September
2014 in der einzigartigen Location des
Frank­furter Flughafens – dem wohl ein­
zigen Runway mitten im Terminal – vor
einer Fachjury und Professionals aus der
Branche prä­sen­tieren. Wer mit dabei ist,
wird unter www.frankfurtstyleaward.com
veröffent­licht. Von ihnen werden dann
ins­gesamt 10 Preisträger auf dem Sieger­
trep­­­­pchen stehen.
Welt wetteifern um ihr
Debüt in Frankfurt“
masche 5
Kurz berichtet
Deutsche Strumpfdynastien – Maschen Mode Macher
Vom 7. Mai bis 26. Oktober 2014 zeigt das Staatliche Textilund Industriemuseum − tim – in Augsburg in der Sonderausstellung „Deutsche Strumpfdynastien – Maschen Mode
Macher“ alles Wissenswertes rund um das Thema Beinkleid.
Das weibliche Bein mit hauchzartem Strumpf gilt bis heute
als Inbegriff der sinnlichen Verführung. Die Ausstellung zeigt,
welche beeindruckende Industrie sich hinter der Produk­
tion der begehrten Nylonstrümpfe oder bequemen Socken
verbirgt und begibt sich auf die Spuren von bedeutenden Unternehmerdynastien. Familien wie z. B. die Esches, Bahners,
Kunerts oder Falkes haben die deutsche Strumpf- und Modebranche entscheidend geprägt, manche tun dies bis heute.
Strümpfe faszinieren
An produzierenden Maschinen kann man hautnah die
faszinierende Technik, die in der Herstellung von Maschen
steckt, erleben und taucht in die Welt der Arbeiter ein.
Mit Werbeplakaten, Radio- und TV-Spots der ver­gangenen
Jahrzehnte werden die geheimen Gesetze einer ästhetisch
verführerischen Werbung für hauchzarte Nylons gelüftet.
Ein Strumpf ist mehr als nur ein Kleid!
Socken, Leggins, Strümpfe und Co.
werden in der Ausstellung ganz genau
unter die Lupe genommen. An mehreren Mit-Mach-Stationen kann der
Besucher herausfinden, wie viele
Kilometer eine Socke in einem
Strumpfleben zurücklegt.
Und wohin verschwinden
die Strümpfe in der Waschmaschine? Eine Singlebörse für einzelne Socken
bringt unglaubliche Paare
zusammen …
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 9 –18 Uhr,
Montag geschlossen, Telefon (0821) 81001-50,
Staatliches Textil- und Industrie­museum Augsburg,
Provinostraße 46, 86153 Augsburg, www.timbayern.de
Kunst & Textil, wer da nur an Geknüpftes oder Gewebtes denkt, liegt
falsch: Die Ausstellung führt eindrücklich vor Augen, was das Textile –
gleichermaßen als Material wie als Idee – für die moderne Kunst
bis heute bedeutet. Denn unübersehbar erhielt die Abstraktion wichtige Impulse aus der Verbindung von Kunst und Kunsthandwerk.
Das Besondere und Reizvolle dieser Präsentation ist neben ihrer his­
torischen Reichweite die multimediale und interdisziplinäre Ausrichtung. Nicht nur Kunstwerke aus Stoff, sondern auch Gemälde,
die Stoffe ab­bilden, und Videoarbeiten stehen einander gegenüber.
Exponate, die gewöhnlich in Völkerkundemuseen zu sehen sind,
offen­baren in der Gegenüberstellung mit abstrakten Kunstwerken
den gemeinsamen Ursprung kreativer Ideen im horizontalen und
vertikalen Raster des Webstuhls. An rund 100 Werken von 69 Künst­lern wird die Geschichte der modernen Kunst neu lesbar und sinnlich
erfahrbar. Meisterwerke von Klimt bis Matisse, von Joseph Beuys
bis Gerhard Richter und von Anni Albers bis Louise Bourgeois veranschaulichen dabei Anknüpfungspunkte für das Verständnis einer
global vernetz­ten Kunst.
APOLDA EUROPEAN DESIGN AWARD 2 014
Die Bedeutung des Textils in der modernen Kunst
APOLD
EUROPEAN
DESIGN
AWARD
201
8.
www.apolda-design-award.de
Diese von Markus Brüderlin für das Kunstmuseum Wolfsburg konzipierte Ausstellung wurde für die Staatsgalerie Stuttgart in Koopera­
tion der beiden Museen adaptiert. Die Ausstellung wird gefördert von
Südwesttextil und ist zu sehen vom 21. März bis zum 22. Juni 2014.
6 masche
Das Magazin zum
Design Award gibt es
zum Download unter
www.gesamtmasche.de
<<
§
Neuer Service für Verbandsmitglieder
Stellengesuch
In Rechtsfragen rund um den Zoll kooperiert Gesamtmasche ab sofort
mit der Zollkanzlei Peterka. Die Hamburger Spezialisten beraten zu zollund außenwirtschaftsrechtlichen Fragen sowie zur Einfuhrumsatzsteuer.
Thomas Peterka ist Rechtsanwalt und Diplom-Finanzwirt. Als ehema­liger Zollinspektor und späterer Zollberater kennt er beide Seiten aus­ge­zeichnet. Diplom-Finanzwirt Abdulkarim Kuzucu berät zudem speziell
zu Fragen des türkischen Zoll- und Außenwirtschaftsrechts. Die Koope­
ration um­fasst ein Mandats- und Vergütungsangebot exklusiv für
Mitglieder von Gesamtmasche.
Eine leidenschaftliche Strickdesignerin ist auf der
Suche nach einer Festeinstellung in einem Modeunternehmen in dem Bereich Strick und Jersey. Nach drei
Jahren akademischer Ausbildung − Studium zur Textil& Modedesignerin an der Hochschule Reutlingen
und einer Semesterausbildung zur Schnittdirektrice
an der Fachschule Müller & Sohn − und zwei Jahren
beruflicher Erfahrung mit textilen Techniken und
Strickwaren, möchte sie ihr erworbenes Knowhow in
einzigartige, innovative und luxuriöse Designs (DOB
oder HAKA) einbringen.
Foto: © Rainer Sturm - pixelio.de
Kontakt über [email protected]
DA
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N
D
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8.
<<
VDMD Forecast Color-Card
Herbst/Winter 2015/16 – „Experimente“
Vita, Unterlagen sowie ein Design-Portfolio können
bei In­teresse im Mit­glieder­bereich www.gesamtmasche.de her­unter­geladen oder unverbindlich bei
Gesamtmasche an­gefordert werden (schneider@
gesamtmasche.de).
Der Verband deutscher Mode- und Textil­­designer hat für seine
Mitglieder eine saisonale Forecast Color-Card entwickelt, die
auch Gesamtmasche-Mitglieder zu einem vergüns­tigten Preis
bezie­hen können. Die 8-seitige Farbkarte im DIN A4-Format,
3-fach zum Auf­klappen, ist fertig konfektioniert und enthält
vier Seiten Bild­themen mit jeweils 11 Originalfarben mit NCSFarbkärtchen (mit Pantone-Codierung), vier Seiten Text und
eine Tasche mit Stoffmustern.
Die Farbkarte Herbst/Winter 2015/16 – „Experimente“ kann zum
VDMD-Mitgliederpreis von 30 Euro zzgl. MwSt. und Versand­
kosten be­stellt werden. Das Bestellformular findet sich im Mit­
gliederbereich von www.gesamtmasche.de.
Apolda European Design Award 2014
Zur Gala-Veranstaltung und Preisverleihung des
8. Apolda European Design Award traf sich am 5. April
in der Apoldaer Stadthalle die Modeelite aus ganz
Europa. Der im Drei-Jahres-Rhythmus ausgeschriebene
höchstdotierte Modepreis Deutschlands startete 1994
zur Unterstützung der einheimischen Strickwaren­
industrie. Mittlerweile ist dieses einzigartige Projekt zu
einem Sprungbrett für talentierte Nachwuchsdesigner
in ganz Europa geworden.
Die Gewinnerin des 1. Preises ist Lilla Cséfalvay von
der Maholy-Nagy University aus Budapest. Stolze
12 000 Euro bekam sie für ihre Arbeit „Vanitas Symbols – Then and now“. Gemeint sind die Vanitas Bilder
niederländischer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts
mit ihren typischen Motiven wie Totenköpfe, alte
Folianten, Sanduhren und welkende Blumen, die sie
gekonnt in ihrer Kollektion umsetzte. „Die eingereichten
Arbeiten sind wesentlich innovativer, spannender,
ausgefeilter und zu Ende gedacht als noch vor drei
Jahren! Ich sehe eine deutliche Entwicklung.“ sagte
Iris von Arnim, Strick­designerin aus Hamburg und
Jury-Vorsitzende. Markus Binder und Emil Maria Beindl
von der Univer­sität für Angewandte Kunst in Wien
landeten mit ihrer hybriden Sports- und Clubwear
Kollek­tion auf Platz 2 und freuten sich über 8 000 Euro.
Den 3. Preis und 6 000 Euro bekam Ilona Hackenberg
von der Aalto University School of Arts, Design and
Architecture aus Helsinki für ihre Rosa-Herzchen-Kollektion mit Casualfeeling für die moderne feminine Frau.
Einen Sonderpreis für Experimentelles Design in Höhe
von 4 000 Euro erhielt Lisa Heigart von der Hochschule
Trier, Fachrichtung Modedesign, für ihre ungewöhnliche Arbeit „Die fehlende Hälfte“: Nach dem Prinzip
des „Upcycling“ verwertete sie Abfallprodukte wie
z. B. Fahrradschläuche, die sie zu schmeichelnden
Hals­krausen und Schmuck geflochten, gestrickt und
gehäkelt hat.
Förderer des Projektes sind bekannte Mode-Unter­
nehmen wie Akris, Allude, comma, Iris von Arnim,
Mac, Marc Cain, Orsay, s.Oliver, Tom Tailor, Vögele
und Wöhrl.
1.
2.
3.
masche 7
Go USA!
Kanada
Absatzchancen im
weltgrößten Modemarkt
Vereinigte Staaten
von Amerika
San Francisco
Boston
Chicago
New York
Washington, D.C.
Los Angeles
New Orleans
Mexiko
Miami
// United States of America
////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer
Die Vereinigten Staaten als Land der Superlative liegen an
der Spitze der internationalen Absatzrangliste für Bekleidung.
Selbst wenn der Mode-Retail in China schon in zwei bis drei
Jahren insgesamt höhere Umsätze ausweisen sollte: Bei den
Pro-Kopf-Ausgaben für Bekleidung sind die US-Amerikaner
einsame Spitze. Deutsche und Franzosen lassen sie deut­­­­­­­­­­­­­lich
hinter sich. Und das soll in den kommenden Jahren
so bleiben.
Keine Frage: Unterschiedliche Klimazonen, Kleidungsstile
und Bedürfnisse im drittgrößten Flächenstaat der Welt sind
eine riesige Herausforderung. Doch die USA sind traditionell
ein wichtiges Exportziel für deutsche Textil- und Beklei­
dungshersteller. Unter den wichtigsten Ausfuhrdestinationen
der Branche außerhalb der EU belegen sie nach der Schweiz
Deutscher Textil- und Bekleidungsexport in die USA
(Mio. Euro)
Bekleidung
Textil
2013
2012
2011
Bevölkerung: 319 Millionen (2014*)
BIP: 16,7 Billionen US-Dollar (2013*)
BIP pro Kopf (PPP): 52 800 US-Dollar (2013*)
BIP-Wachstum: 2,8 Prozent (2012*), 1,6 (2013*)
Textil-/Bekleidungsausfuhr: 15,4 Mrd. US-Dollar (2012)
Textil-/Bekleidungseinfuhr: 113,9 Mrd. US-Dollar (2012)
Geschäftssprachen: Englisch, Spanisch
Wirtschaft: Öl- und Stahlindustrie, Automobil, Flugzeugbau,
Telekom, Chemie, Elektronik, Nahrungsmittelindustrie,
Bergbau
Quellen: CIA World Factbook, gtai, WTO
und Russland Rang 3 bei Bekleidung. Für die textile Vorstufe
ist die USA der mit Abstand wichtigste Überseemarkt.
Modemacht Mann
Während Damenbekleidung bislang der strategisch wich­
tigere Bereich war, hat die Herrenmode im US-Markt in
den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Sie verzeichnet
in allen Produktbereichen ein Plus, während sich bei bei der
Damenmode ein uneinheitlicheres Bild ergibt. Hintergrund
ist ein Trend zu wertigerer Mode mit einem Wiedererstarken
der Konjunktur und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Gut und stilvoll gekleidet zu sein, ist in. Insbesondere
formelle und Anlassmode profitieren von dieser Entwicklung.
Der smarte Business-Look stellt selbst in der Heimat der
Jeans den Denim-Bereich in den Schatten.
2010
2009
0
8 masche
100
200
300
400
500
Big is beautiful
Nach Expertenschätzungen sind ca. 36 Prozent der US-Be­­­­völ­
kerung über 15 Jahre fettleibig. Ein weiteres Drittel wird als
Foto: © magann – Fotolia.com
übergewichtig eingestuft. So verstörend diese Zahlen klingen,
so geben sie doch eine Marschrichtung für Modeanbieter
vor. Industrie und Einzelhändler haben nicht nur die Chance,
sondern sie müssen sich auf die schwerer gewordene
Kundschaft ein­stellen. Das gilt auch für Kinderbekleidung.
US-Studien zufolge sind in den USA 17 Prozent der
Menschen im Alter von 2 bis 19 Jahren krankhaft fettleibig.
So bedenklich das aus gesundheitlicher Sicht ist, so müssen
sich Modehersteller noch intensiver mit dem Plus-size-Markt
befassen. Vor allem im stationären Einzelhandel erleben
Plus-size-Konsumenten immer wieder die frustrierende
Situation, ihre Größe nicht zu finden. Das gilt insbesondere
für die jüngere Klientel mit hoher modischer Erwartung.
H&M hat bereits im vorletzten Jahr mit der Einrichtung von
„H&M+“-Bereichen zumindest in einigen seiner Stores
reagiert. Trotz Aufklärungsinitiati­ven und des ebenfalls
vorhandenen, gegenläufigen Wellness-Trends wird der Anteil
übergewichtiger Personen sich in den nächsten Jahren kaum
verringern. Das Potenzial un­befriedigter Wünsche bei den
Konsumenten, die sich ein schönes Outfit auch für ein paar
Pfunde mehr wünschen, bietet also weiterhin Chancen.
Boomende Online-Käufe
Der Bekleidungskauf über das Internet hat in den USA
bereits 2012 einen Gesamtwert von 33,3 Mrd. US-Dollar
erreicht – bei einem jährlichen Wachstum von 12 Prozent.
Bekleidung stellt mit einem Anteil von 18 Prozent eine der
wichtigsten Domänen im Internet-Retail. Entsprechend
nehmen Direktvertriebsstrategien zu. Konsumenten freunden
sich immer mehr mit der bequemen Einkaufsmethode an.
Als Reaktion plant Amazon bedeutende Investitionen im
Bereich Fashion. Wie reagiert der Einzelhandel? Retailer
nutzen ihre stationären Läden als Auslieferungslager.
Online-Kauf mit Abholung durch den Kunden oder
stationärer Kauf mit Lieferservice sind bereits etablierte
Praktiken. Nur so gelingt es dem Einzelhandel,
den Giganten Amazon oder Zappos die Stirn zu bieten.
Zudem belegen neue Schätzungen, dass die M-CommerceAusgaben im Bereich Mode und Accessoires am schnellsten
wachsen. Entsprechend müssen sich Online-Shops zügig auf
den Trend zum mobilen Kauf einstellen.
TTIP: Freihandel mit den USA
Die deutsche Maschenindustrie könnte stark vom Freihandel
mit den USA profitieren. Die Zollmauern sind hoch, und es
gibt zahlreiche nicht-tarifäre Hürden speziell im Textilbereich.
Entsprechend groß ist das Potenzial der Liberalisierung.
Seit Juli 2013 verhandeln die EU und die USA über die
Grün­dung einer transatlantischen Freihandelszone, die
transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP).
Gelingt es tat­­­­­­sächlich, Zölle und andere Barrieren im gemeinsamen Handel abzubauen, rechnet die EU-Kommission mit
400 000 neuen Arbeitsplätzen und einer Steigerung der
europäischen Wirtschaftsleistung um 120 Milliarden Euro
pro Jahr.
Was heißt das für die deutsche Textil- und Modebranche?
Die USA zählen traditionell zu ihren größten Abnehmern.
Gleichzeitig stoßen die Lieferungen auf hohe Zollmauern:
16 bis 17 Prozent auf textile Fertigwaren ist der übliche
US-Zollsatz. Sind bestimmte Fasern wie Wolle oder feine
Tierhaare im Spiel, steigt der Satz rasch auf 25 bis 30 Prozent.
Das sind Belas­tungen, die den Export schnell unattraktiv
machen können. Zudem sind sie weit entfernt von den gerne
zitierten „knapp 3 Prozent“ Durchschnittszoll der USA.
Der klassische Verhandlungsbereich der Zölle birgt somit
riesiges Potenzial. Dazu kommt die Chance, verschiedene
Standards, Prüf- und Statistikmethoden anzugleichen. Mehr
noch: Angesichts der Größenordnung der Liberalisierung
dürfte es für einige Anbieter lohnend sein, die Konfektion
innerhalb der EU wieder zu stärken. Schließlich kann vom
Zollabbau nur profitieren, wer in der EU produziert.
masche 9
Umsätze im US-Bekleidungseinzelhandel
Prognose bis 2018 (Mrd. US-Dollar)
350
300
250
200
150
100
50
2013
2014
2015
2016
2016
2017
2018
Pro-Kopf-Ausgaben im Vergleich
(US-Dollar)
USA
1200
Deutschland
1100
Italien
1000
Frankreich
900
800
700
600
500
400
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Deutscher Maschenexport in die USA
(in Mio. Euro)
Maschenbekleidung
60
Maschenstoff
Retail-Landschaft in Bewegung
Steigende Produktions- und Be­schaf­fungs­­kosten in Asien,
zunehmender Online-Handel und eine stärkere Durch­
dringung des Einzelhandels durch aus­ländische Player und
die Nach­wirkungen der Rezession bringen Bewegung
in die US-Einzelhandels­struktur. Marken, die sich in der
Markt­mitte positioniert haben, wurden von der Wirtschafts­
krise besonders in Mit­leiden­­­schaft gezogen. Besonders
teure oder preiswerte Marken hingegen re­gistrierten kaum
Ver­­änderungen oder konnten sogar in schwierigen Zeiten
wachsen. Marken der Mitte setzen daher zunehmend auf
Partnerschaften, vor allem bei ihren E-Commerce-Strate­gien.
Für die nächsten fünf Jahre soll das jährliche Umsatz­wachs­
tum im Beklei­dungs­einzel­handel konstant zwischen drei
und vier Prozent liegen – ein guter Wert ausgehend von
dem bereits hohen Niveau. Besonders gut schnei­den dabei
Tag­­­wäsche und Bademoden ab. Allerdings bleiben die Preise
trotz erhöhter Mengen­nachfrage unter Druck. Eine höhere
Zahlungs­bereitschaft der Durch­schnitts­­kundschaft ist nicht
in Sicht. Die un­ver­meidliche Anpassung der Verkaufspreise
angesichts weltweit steigender Kosten scheint im Land
der sonst un­­be­­grenzten Mög­lichkeiten noch schwerer
durch­setzbar als in Deutschland.
Mieder
50
40
30
20
10
2010
2011
2012
2013
Foto: © Monkey Business – Fotolia.com
Foto: © Beboy – Fotolia.com
Quellen: Destatis, Gesamtmasche Datenportal
10 masche
Jahresversammlung
bei der Paul Hartmann AG in Heidenheim
am 26. Juni 2014
Online-A
nmeldu
n
www.g
esamtm g unter:
asche.d
e/jv
Gesamtmasche
Öffentlicher Teil
10.00 Uhr
Präsidiumssitzung Gesamtmasche
11.00 Uhr
Interne Mitgliederversammlung
Gesamtmasche
12.30 Uhr
Mittagessen
13.30 Uhr
Besichtigung der Produktion in Herbrechtingen
15.00 Uhr
Einlass und Kaffee
15.30 Uhr
Begrüßung
Stephan Schulz, Chief Financial Officer (CFO) und
Arbeitsdirektor der Paul Hartmann AG
Bodo Th. Bölzle, Präsident Südwesttextil (designiert)
Martina Bandte, Präsidentin Gesamtmasche
Moderation: Dr. Markus H. Ostrop,
Hauptgeschäftsführer Südwesttextil und Gesamtmasche
Interner Teil
für Mitglieder und Gäste
Südwesttextil
Interner Teil
Festvortrag
Das Neue und seine Feinde
Prof. Dr. Gunter Dueck
12.30 Uhr
Besichtigung des neuen
Medical Innovation Center
13.30 Uhr
Interne Mitgliederversammlung
Südwesttextil
17.30 Uhr
Entspannter Austausch bei Flying Buffet und Getränken
für Fußballbegeisterte ab
18.00 Uhr
Public Viewing − Fußball-WM 2014
Gruppe G: USA – Deutschland
mit Verpflegung in sportlich legerer Atmosphäre
PROF. DR. GUNTER DUECK
Gunter Dueck, zuletzt Chief Technology Officer der IBM Deutschland, beschloss
2011, sich selbstständig zu machen und sich neben seiner Tätigkeit als Redner,
Autor und Business Angel seiner Herzensangelegenheit „zur Weltverbesserung“ zu
widmen. Vielen ist er als „Wild Duck“ (Querdenker) oder im Netz als „Wilddueck“
bekannt, wo er regelmäßig scharfsinnige Beobachtungen über die Welt veröffentlicht.
„Das Neue und seine Feinde“
AUTOR
MATHEMATIKER
PHILOSOPH
SATIRIKER
Zu diesem Erlebnis laden Gesamtmasche und Südwesttextil Sie herzlich im Rahmen der
Jahresversammlung am 26. Juni 2014 zu Paul Hartmann nach Heidenheim ein.
masche 11
2014
Von einer kleinen Korsettmanufaktur hat sich Felina in fast
130 Jahren zu einem global agierenden Dessous-Unternehmen entwickelt, mit Vertriebsgesellschaften in fast allen
europäischen Ländern. Im Designzentrum in Mannheim
werden Dessouskollektionen für Frauen in über 50 Ländern
weltweit kreiert. Die Fertigung im eigenen Produktionsstandort in Ungarn garantiert höchste Qualitätsstandards
und unterstreicht die soziale Verantwortung für alle Mit­
arbeiter. Weltweit zählen ca. 6 500 Händler sowie 1 000 Mit­­arbeiter – davon 120 Mitarbeiter in Mannheim – zur inter­
nationalen Felina-Familie. Jürgen Wollenschläger führt
seit 2007 zusammen mit Hanspeter Sigrist die Geschäfte
des renommierten Dessousspezialisten, der Felina International AG, Wettingen sowie der Felina GmbH, Mannheim.
Interview
///////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// masche im Gespräch mit Jürgen Wollenschläger
Felina ist ein Traditionshaus. Was macht heute
die Markenwelt von Felina aus?
Jürgen Wollenschläger: Passform, Qualität und Ästhetik bis
in große Cup-Größen bilden den gemeinsamen Kern unserer drei Marken Felina, Conturelle by Felina und [un:usual].
Das Produkt muss höchsten Tragekomfort bieten, das ist
unsere Philosophie. Die Marke Felina steht dabei vor allem
für Wohlgefühl. Conturelle by Felina strahlt Sinnlichkeit und
Attraktivität aus, bei gleicher Grundfunktion der Produkte
wie bei Felina. Mit [un:usual] sprechen wir eine jüngere Zielgruppe an. Gleiches Bedürfnis: bis in große Cup-Größen,
Funktion, aber eine ganz andere, jüngere Dessinierung.
Wo produzieren Sie, und woher kommen Ihre
Materialien?
Patrick Barth, Leiter Produktmanagement: Wir produzieren
Felina und Conturelle by Felina ausschließlich in unserem
eigenen Werk in Ungarn. Die Materialien kommen zu über
70 Prozent aus dem deutschsprachigen Raum. Der Rest
stammt vor allem aus Italien und Frankreich. Wir legen
großen Wert auf Exklusivität. In enger Zusammenarbeit mit
unseren Lieferanten entwickeln wir nahezu jedes Material
wie Spitzen oder Stickereien selbst. Inzwischen bieten wir
12 masche
auch eine Vollspitzenserie aus Deutschland an. [un:usual]
fertigen wir mit unserem bewährten Partner in Asien. Bei
der technischen Produktentwicklung berücksichtigen wir
alle Verarbeitungsschritte. Wir setzen auf Perfektion in der
Verarbeitung wie Elastizität und Optik der Nähte, da darf
nichts kratzen.
Sie betonen die enge Zusammenarbeit mit Ihren
Vorlieferanten.
Patrick Barth: Anders geht es heutzutage gar nicht mehr.
Die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, gemeinsame
Materialentwicklungen, das hat Priorität. Das brauchen wir,
um gute Produkte auf den Markt zu bringen. Und wir sind
überzeugt, dass für ein wirklich hochwertiges Produkt auch
ein angemessener Preis erzielbar ist.
Unsere Kreativen haben die Zeit, Neues intensiv zu entwickeln. Wenn wir neue Schnittformen oder Qualitäten
kreieren, dann bekommen Probandinnen unterschiedlicher
Größen – also keine Models – diese Produkte und tragen sie
testweise. Wir bekommen dann Feedback, was ist gut, was ist
nicht gut. Diese Tests sind enorm wichtig.
Wie sehen Sie das Thema Arbeitskräfte­
nachwuchs? Die Dessouskonfektion erfordert
Geschick und ist arbeitsintensiv. Ist der
Standort in Ungarn in Zukunft zu teuer?
Jürgen Wollenschläger: Nein. Unsere Näherinnen sind sehr
lange in unserem Unternehmen. Nachwuchskräfte werden
kontinuierlich herangezogen. Wir stehen für Qualität, und
unsere Produktionsleiterinnen stellen genau diese Qualität
sicher. Wenn wir das nicht machen würden, wäre das ein
kurzer Sieg. Deswegen investieren wir sehr, sehr viel. Dass
es zu teuer wird, sehen wir aber nicht. Letztlich zahlt es sich
aus, dass unsere Mitarbeiter in Näherei und Zuschnitt nicht
nur erfahren sind, sondern auch mit hochmodernen Maschinen und effizienten Abläufen arbeiten können. Mit unserem
Produktionsstandort stehen wir für Qualität und Konstanz.
sophie als die Müttergeneration. Keine Marke verkraftet es,
vom unteren Preisbereich bis hin zum teuren Preisbereich
zu agieren. Bei [un:usual] findet die Kundin daher keinen
Hinweis auf Felina.
Vor einem Jahr haben Sie einen Relaunch des
Markenauftritts vorgenommen.
Jürgen Wollenschläger: Wir haben unser Erscheinungsbild
in die Modernität geführt. Noch 2012 gab es den FelinaSchriftzug in Türkis. Logo und Hausfarbe entsprachen
nicht mehr unserem Anspruch an Mode, Attraktivität und
Ästhetik. Gemeinsam mit Peter Schmidt, Hamburg haben
wir unser Corporate Design und die Produktausstattung neu
kreiert. Im gleichen Zug wurden die Shop-Systeme Felina
und Conturelle by Felina mit Real Innenausbau, Külsheim
neu konzipiert.
Das klingt kostenintensiv. Wie wirkt sich das auf
Ihre Preise aus?
Jürgen Wollenschläger: Wir haben bei BHs eine Preisspanne
bei Felina und Conturelle by Felina von 39,95 bis 69,95 Euro
([un:usual] startet bereits ab 29,95 Euro). Ab Herbst 2014
wollen wir noch stärker in den Einstiegspreislagen vertreten
sein. Natürlich sind bei den höheren Preislagen die Stickereien aufwendiger oder es werden mehr Spitzen eingesetzt. Die
Funktionalität jedoch ist immer gleich. Unser breites Größenspektrum reicht bis H-Cup und bis zu Unterbrustgrößen
von 110 bei Bügel-BHs.
Mit Funktion werden heute neben Passform
und Tragekomfort auch Kosmetik und andere
Zusatznutzen in Zusammenhang gebracht.
Wie ist das bei Felina?
Patrick Barth: Das Thema Wellness ist derzeit sehr bestimmend. Den modernen, funktionellen Bereich werden wir
stark ausbauen. Kosmetische Inhaltstoffe in den Materialien
sind aber nichts für uns. Wir gehen andere Wege. Es tut sich
etwas in unserer Innovationsküche. Mehr können wir
momentan aber noch nicht verraten.
Sie decken ganz unterschiedliche Genres
und Preislagen ab. Wie gelingt da die Marken­
identifikation?
Jürgen Wollenschläger: Im Rahmen unserer Dachmarken­
strategie profitiert Felina auch von der Modernität und Ästhetik der Marke Conturelle by Felina. Am POS lassen sich
beide Marken verkaufsstark nebeneinander präsentieren.
[un:usual] ist eine andere Welt und bedient sich einer ganz
anderen Zielgruppenansprache. „Ich mache was ich will“,
so versteht sich die Marke und so will sich die Zielgruppe
verstanden wissen – mit einer völlig anderen Lebensphilo-
Welche Rolle spielen Auslandsmärkte für Sie?
Wollen Sie den Export weiter forcieren?
Jürgen Wollenschläger: Über 60 Prozent unserer Umsätze
generieren wir im Export. Wir sind schon seit Jahrzehnten
in vielen Ländern Europas vertreten, von Benelux, Schweiz,
Österreich, Frankreich, Italien über Spanien bis Polen und
Ungarn. Auch Russland gehört zu einem der führenden
Märkte. In Sachen Flächenmanagement investieren wir
aktuell sehr stark bei unseren inländischen Handelspartnern.
Unsere neu installierten VIP-Flächen rücken die Marke am
POS stärker in den Fokus. Auch mit Großkunden in einigen
masche 13
„Passform, Qualität und
Ästhetik bis in große Cups –
dafür steht Felina.“
anderen Ländern richten wir derzeit diese VIP-Flächen
ein, z. B. in Italien, Holland und in der Schweiz. Zusätzlich
agieren wir auch in Überseemärkten wie USA, Kanada und
Neuseeland.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat wichtige
europäische Märkte einbrechen lassen. Wie wird
Felina damit fertig?
Jürgen Wollenschläger: Vor allem in Spanien ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Wir
haben daher unsere Niederlassung komplett umstrukturiert,
um den neuen Marktanforderungen gerecht zu werden.
In Italien sind viele Marken aufgrund der Krise einfach
verschwunden, die Frequenzprobleme dort sind enorm. Wir
reagieren darauf mit Anpassungen in den Kollektionen und
den Preislagen. In Italien waren wir bisher eher klassisch
orientiert. Jetzt gehen wir stärker Boutiquen und Mode­
geschäfte an, gerade mit [un:usual], aber auch mit Conturelle
by Felina. Trotz der schwierigen Situation sehen wir für
Felina in Spanien und Italien Wachstumsmärkte.
Wie geht es in Deutschland mit den Vertriebs­
kanälen weiter?
Jürgen Wollenschläger: Felina ist stark mit dem Facheinzelhandel verknüpft. Jedoch gibt es viele kleinere Geschäfte
heute nicht mehr. Im gehobenen Fachhandel und in privat
geführten Häusern sind wir genauso wie in den Konzernen und bei den Versendern sehr intensiv unterwegs. Das
14 masche
Geschäft mit den Großformen des Handels macht auch bei
uns einen erheblichen Anteil am Umsatz aus. In der Textil­
Wirtschaft war ja erst kürzlich zu lesen, dass gerade der
Wäschebereich einen besonders hohen Anteil über die Großkunden vertreibt. Wir stärken auch unser Internetbusiness,
wobei wir keinen eigenen Shop betreiben, sondern direkt
mit Internetanbietern zusammenarbeiten.
Die klassische Felina-Kundin kauft die im
Internet?
Jürgen Wollenschläger: Wir sind positiv erstaunt über
die Entwicklung. Sie weiß, was sie trägt und bestellt es.
Das läuft absolut gut. Allerdings muss man trotzdem mit
hohen Retourenquoten fertig werden. Ein langer Atem ist
gefragt. Grundsätzlich sind wir mit dem Fachhandel und
den Konzernen ganz gut unterwegs. Wir investieren daher
noch stärker in die Flächen unserer Handelspartner und
haben da noch viel Wachstumspotenzial.
Wie steht es mit eigenen Läden?
Jürgen Wollenschläger: Wir setzen darauf, dass wir uns in
Deutschland und international gemeinsam mit dem Handel
entwickeln. Eigene Läden haben wir nicht, bis auf Polen, wo
wir schon seit längerem ein Pilotgeschäft und einige Franchise-Läden betreiben. Aber eigene Shops in Westeuropa –
da sehen wir keinen Handlungsbedarf.
Sie machen regelmäßig Verkäufertrainings
für Ihre Kunden.
Jürgen Wollenschläger: Wir bieten unseren Kunden mehrmals pro Jahr Schulungen an. Einen Tag lang dreht sich
dann alles um Dessous. Trainings sind auch eine gute
Gelegenheit, das Unternehmen und seine Philosophie zu
präsentieren. Unsere Schulungsleiterinnen gehen auch vor
Ort in die Geschäfte, verkaufen mit und nutzen diesen Tag,
die gesamte Abteilung im Verkauf zu beraten und ProduktKnowhow weiterzugeben. Wichtig sind die Argumente und
Erklärungshilfen vor allem, wenn die Kundin in die Kabine
geht und sich fragt: Warum soll ich einen BH für 59,95 Euro
kaufen? Wegen schneller Personalwechsel im Handel ist das
Schulungsangebot sehr wichtig.
Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig
für die Fortentwicklung der Branche und Ihres
Unternehmens?
Jürgen Wollenschläger: Gehen wir mal davon aus, dass 2014
sich positiver entwickelt als das Vorjahr, dass sich die Handelssituation stabilisiert oder einpendelt und der Konsum
auch wieder ein etwas anderes Niveau bekommt. Wir haben
in den vergangenen Jahren im Konsum ein Rauf und Runter
erlebt, aktuell trauen sich die Kundinnen wieder, ihr Geld
auszugeben. Es ist wichtig, dass weltweit eine
Stabilisierung eintritt, gerade mit Blick auf
die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und den damit verbundenen
Aus­wirkungen. Abschließend möchte ich betonen,
dass wir ergänzend zu
unseren Vertriebsstrate­
gien und deren Umsetzung
bei Felina ein gutes Team
haben, auf das wir inter­
national bauen. Wir haben,
das kann ich sagen, eine
sehr gute Unternehmens­
kultur und das ist eine be­
sondere Stärke dieses Hauses.
Erzählen Sie uns bitte
noch etwas über sich.
Ich bin in der Pfalz aufgewachsen und habe an der
Universität in Mannheim studiert. Unserem Standort bin
ich entsprechend verbunden und genieße die „Toskana
Deutschlands“. Nach dem Studium war ich als Unternehmensberater bei GEMINI in Bad Homburg tätig und dabei
vor allem mit den Marketingkonzepten von BMW, München befasst. Meine nächste Station bei Triumph, München
bescherte mir bereits das Glück, in die Dessousbranche
einzutreten. Danach machte ich am Bodensee bei Schiesser Station, um dann 2003 zu Felina zu kommen. Gemeinsam mit meinen Kollegen führe ich ein Unternehmen mit
sehr fundierter Tradition in die Modernität – das ist eine
tolle Chance und Herausforderung. Ich bin sehr kulturinteressiert und spiele, wenn die Zeit dafür bleibt, gerne Golf.
Meine Familie und mein Freundeskreis sind mir besonders
wichtig. Der Rotary-Club Neustadt ist mein aktuelles Steckenpferd. In das soziale Engagement des Clubs bringe ich
mich stark ein. Ab 1. Juli werde ich noch mehr gefordert
sein − da übernehme ich die Präsidentschaft.
„Perfektion zahlt
sich aus.“
masche 15
Nach dem
Otto/Katag-Deal
Handel bemüht sich um partnerschaft­­­­­­lichen
Umgang mit seinen Lieferanten
////////////////////////////////////////////// Markus H. Ostrop
„Wir sind in sachlicher Atmosphäre bemüht, die unter­­­­­
schiedlichen Interessen miteinander zu erörtern.“ Das
schreibt der Leiter des Konditionenmanagements der Otto
Group, Heribert Paportny an Gesamtmasche. Es ist die
Antwort, die der Verband erhofft hatte. Denn nach der Mitte
Februar angekündigten Kooperation bei der Zentralregu­
lierung zwischen Otto und Katag waren die Verstimmungen
unter den Mitgliedern, die zugleich Lieferanten von Otto und
der Katag sind, groß. Nicht nur Diktion und Kurzfristigkeit
der Kommuni­­kation überraschten viele, die bislang einen
respektvolleren Umgang sowohl von Otto als auch der Katag
gewohnt waren. Besonders geärgert hat die Unternehmen
die mit der Kooperation zwangsläufig aus­gelöste Verschärfung der ausgehandelten Konditionen. Manche fürchteten
Ertragseinbußen im sechsstelligen Bereich. Entsprechend
wortmächtig und markant fiel denn auch die erste Reak­­tion
von Gesamtmasche aus, mit der der Deal öffen­tlich kriti­siert
wurde. Es galt, dem angestauten Unmut in der Branche ein
Ventil zu geben und damit beim betroffenen Handel die
Bereitschaft zum Dialog zu befördern. Mit Erfolg. Als erster
reagierte der Katag-Vorstand, der versicherte, dass ihm an
einem ordentlichen Umgang mit allen Lieferanten gelegen
sei. Er warb für eine offensive Diskussion und Kommunikation und bot an, auf Wunsch mit jedem betroffenen Unter­
nehmen persönlich reden zu wollen. Diese Offenheit und
das erkennbare Bemühen um Scha­­­­dens­­­­­begrenzung machte
es Gesamtmasche leicht, der Kritik die Schärfe zu nehmen.
Auch die Otto Group stimmte nach Aufforderung durch
Gesamtmasche in die Dialogbereitschaft mit ein. Gleich­­zeitig
rechtfertigte sie aber die Kooperation als einen ganz nor­
16 masche
malen Vorgang in einer Handelsland­­­­schaft, in der sich
ständig neue Allianzen bildeten. Die Mit­­­­­glieder der Gesamt­
masche hätten deshalb damit rechnen müssen, dass auch
ein Unternehmen wie die Otto Group Interesse an einer
Kooperation mit der Katag haben könnte. Die Vorgehens­
weise halte man im Übrigen in Abfolge und In­­halt der
einzel­nen Schritte für richtig. Informationen hätten aufgrund
des prozessualen Vorlaufs nicht früher erfolgen können
und seien für die erforderlichen Ver­änderungen bei den
Lieferanten ausreichend gewesen.
Schließlich, so Herbert Paportny, sind die vertrag­lichen
Beziehungen zu den Lieferanten von Otto nicht verändert
worden. Kumulative Konditionen hätten sich aus der
Zusammenarbeit nicht ergeben. Es würden seit März
„lediglich Zahlungsströme umgeleitet“.
„Nur der respektvolle Dialog
bringt Geschäfte hervor, die
beiden Seiten Freude machen.“
So lässt es sich wohl nur formulieren, wenn man die Dinge
durch die Brille eines Profiteurs des Deals sieht. Dennoch
zeigt der Vorgang, dass an einem sachlichen und fairen
Umgang von Handel mit der Industrie kein Weg vorbeiführt.
Nur der respektvolle Dialog bringt Geschäfte hervor, die
beiden Seiten Freude machen.
Gefördert: Shanghai Mode
Lingerie und Interfilière 2014
Deutsche Aussteller auf der Bodywear-Messe Shanghai Mode Lingerie und auf der
Zutatenmesse Interfilière Shanghai werden 2014 vom Bund gefördert. Für beide
Messen, die am 20. und 21. Oktober 2014 parallel im Shanghai Exhibition Centre
stattfinden, erhalten deutsche Aussteller im Rahmen der Gemeinschaftsstände stark
ermäßigte Quadratmeterpreise. Die Ersparnis im German Pavilion gegenüber den
regulären Preisen des Veranstalters Eurovet liegt im hohen zweistelligen Prozentbereich. Den Zuschlag des Bundes für die Durchführung hat die Düsseldorfer MCO Marketing-Communication-Organisation
GmbH erhalten.
Der deutsche Pavillon bietet eine Büroinfrastruktur, die von allen
deutschen Ausstellern kostenlos genutzt werden kann. Der Informant des Bundes vor Ort wird von Gesamtmasche gestellt. Gegen
die reduzierte, da ebenfalls geförderte Gebühr von 500 Euro bietet
der Durchführer MCO während der Messe ein maßgeschneidertes
Matchmaking an.
ANMELDEUNTERLAGEN UND
WEITERE
INFORMATIONEN:
Silvia Jungbauer
[email protected]
+49 711 21050 - 13
ANMELDESCHLUSS IST DER 2. JUNI 2014
CHINAS MARKT FÜR BODYWEAR
In China wurde 2013 Wäsche, Strumpfwaren und Bademode im
Wert von über 40 Mrd. Euro umgesetzt. In den nächsten fünf Jahren
soll das Geschäft mit Bodywear um weitere 50 bis 60 Prozent zunehmen. Alleine für 2014 sagen die Analysten von Euromonitor ein
Wachstum des chinesischen Tagwäsche-Retails um über 14 Prozent
voraus. Auch für Beachwear (+13 Prozent), Nachtwäsche (+13,4
Prozent) und Strumpfwaren (+12,2 Prozent) wird ein deutlicher
Umsatzanstieg prognostiziert.
Was Socken angeht, sind chinesische Verbraucher global bereits
die Käufer Nr. 1: Statistisch gesehen kauft jeder Chinese im Durchschnitt 5,5 Paar Socken jährlich. In Deutschland sind es weniger als
3 Paar. Bis 2015 dürfte China im gesamten Bereich Strumpfwaren
in Führung gehen. Außerdem wird der Durchschnittschinese ab
dem kommenden Jahr mehr für Nachtwäsche ausgeben als der
Durchschnittsdeutsche – und rund doppelt so viele Teile konsumieren.
Bodywear-Umsatz in China
(in Mrd. Euro)
Bademode
35
Nachtwäsche
30
Strumpfwaren
25
Tagwäsche
20
15
10
5
0
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Gesamtmasche-Grafiken; Datenquelle: ©Euromonitor
masche 17
stay textile
Laden Sie Ihre Experten ein
Unternehmen
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////////////////////////////////////////////// Simone Diebold
In der Textil- und Bekleidungsindustrie sind knapp
30 Prozent der Mitarbeiter älter als 54 Jahre. In den
rentennahen Jahrgängen, also in der Altersgruppe der
59- bis 63-Jährigen, sind es knapp 14 Prozent. Was tun,
wenn dieses Erfahrungswissen die Unternehmen verlässt
und der Kontakt zu den Fachkräften abzureißen droht?
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tile
x
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t
Gesamtmasche und Südwesttextil haben eine Lösung:
„MASTERhora – stay textile“, das Internet-Netzwerk für
aktive Ruheständler und Unternehmen. In Kooperation
mit der neuen Social-Media-Plattform MASTERhora
ist der stay-textile-Campus entstanden, ein spezieller,
geschlossener Mitgliederbereich für Textiler. Er bietet den
in Ruhestand gehenden Experten und Ihnen, den Unternehmen, die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu
bleiben, um sich im Bedarfsfall schnell wiederzufinden.
Der stay-textile-Campus ist dafür die zentrale Anlaufstelle: Experten können sich hier über fachspezifische
Themen aus der textilen Welt informieren, finden
Hinweise zu Veranstaltungen und können sich untereinander austauschen. Vor allem aber bekommen die
Ruheständler Zugang zu Projektangeboten, die Sie
dort ausschreiben, um Ihre Experten auch nach ihrem
aktiven Berufsleben für einzelne Projekte einzubinden.
Für die Anmeldung benötigen die Experten einen Gutschein. Diesen können die
Mitgliedsunternehmen bei Gesamtmasche für ein Jahr kostenfrei bestellen.
[email protected]
18 masche
Geschäftsklimaindex
Maschenindustrie geht stabil
in die Sommersaison
Index
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
-40
III/10
IV/10
I/11
II/11
III/11
Geschäftsklimaindex – Maschenindustrie insgesamt
IV/11
II/12
III/12
IV/12
Geschäftsklimaindex – Wäsche
/////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer
Die Unternehmen der deutschen Maschen- und Miederindustrie vermelden neue Impulse aus dem Ausland und
erwarten für die nächsten Monate eine belebte Auftragslage.
Verbesserte Margen sind allerdings nicht in Sicht. Das ist
das Ergebnis der Geschäftsklima-Umfrage von Gesamtmasche im April. Für die kommenden Monate erhofft sich
die Hälfte der Firmen steigende Auftragseingänge, während
weniger als 5 Prozent mit rückläufigen Orders rechnen.
Ihren Auslandsumsatz bezeichnen über 95 Prozent der
Hersteller als gut oder zufriedenstellend. Im vorigen Quartal
sagten das nur 77 Prozent. Allerdings ist der Anteil der
Firmen, die mit ihren Erträgen zufrieden sind, von über
86 auf 82 Prozent zurückgegangen. Für das nächste Halbjahr geht ein Großteil der Unternehmen von gleichblei­bend
knappen Margen aus.
Entsprechend verzeichnet der Geschäftsklimaindex Masche
einen leichten Rückgang um 4,8 Indexpunkte auf einen
Wert von 16,05 Punkten. Der Teilindex für das Ertragsklima
sank von 2,5 auf 0,5 Punkte. Ihre künftige Geschäftsent­
wicklung schätzen die Firmen hingegen positiver ein als
zu Jahresbeginn. Der Index für die erwartete Geschäfts­
lage verzeichnete ein Plus von 2,6 Indexpunkten auf 20,13
Punkte. In Erwartung zunehmender Auftragseingänge aus
dem In- und Ausland rechnet fast ein Drittel der Hersteller
I/13
II/13
III/13
IV/13
I/14
Quartal
mit einem Anstieg der Kapazitätsauslastung, 64 Prozent
gehen von einer gleichbleibenden Auslastung aus.
In den ersten drei Monaten des Jahres sind die deutschen
Exporte von Maschenwaren mit einem Plus von 4 Prozent
deutlich stärker gestiegen als die Ausfuhr der Textil- und
Bekleidungsbranche insgesamt. Der Bereich Unterwäsche
verbuchte ein Plus von 5 Prozent, Miederwaren konnten
sogar um 16 Prozent zulegen. Die Lieferungen in wichtige
EU-Destinationen wie Frankreich, Großbritannien, Polen
und Skandinavien wuchsen im zweistelligen Prozentbereich
und kompensierten die nach wie vor schwache Nachfrage
aus Südeuropa. Trotz insgesamt günstiger Signale aus dem
Exportumfeld sorgen die politischen Spannungen in der
Ukraine für Verunsicherung. Für die deutschen Maschenhersteller ist Russland heute der zweitwichtigste Abnehmer
außerhalb der EU. Immerhin 4 Prozent des deutschen
Maschenexports gehen nach Russland; damit ist die Russland-Ausfuhr für die Branche noch wichtiger als für die
deutsche Industrie im Durchschnitt. Der russische Markt
für Bodywear wird auf 5,5 Mrd. Euro geschätzt und soll in
den nächsten fünf Jahren um weitere 40 Prozent wachsen.
Das bedeutet ausgezeichnete Chancen auch für deutsche
Hersteller, die angesichts der Wachstumsgrenzen in West­
europa auf ein Gegengewicht im Osten setzen.
masche 19
Recht
Made in „Made in“
////////////////////////////////////////////// Markus H. Ostrop
Die Abgeordneten des EU-Parlaments haben am 15. April
mit den Stimmen der Sozialdemokraten und gegen die
der Union erwartungsgemäß dafür gestimmt, das Güte­siegel „Made in“ zur Pflicht zu machen. Verbraucher
sollen klar erkennen können, aus welchem Land ein Pro­dukt kommt. Stammt es aus verschiedenen Ländern,
soll der Zollkodex entscheidend sein. In der Regel müsste
damit das Land des letzten wesentlichen Fer­tigungs­
schrittes auf dem Siegel auftauchen. Stammt ein Produkt aus einem oder mehreren EU-Ländern können die
Hersteller es auch als „Made in EU“ kennzeichnen.
Damit hat sich das Parlament gegen die Haltung des Rates
positioniert, der schon früher den „Made in“-Vorschlag
madig gemacht hatte und deshalb die informellen Verhandlungen mit Parlament und Kommission platzen ließ. Die
griechische Ratspräsidentschaft versuchte bislang erfolglos
ein Mandat von den EU-Mitgliedstaaten zu erhalten, um
diese Verhandlungen wieder aufnehmen zu können und
eine Kompromissfindung bis zur im Mai 2014 endenden
Legislaturperiode des EU-Parlaments zu ermöglichen.
Foto: © picsfive – Fotolia.com
Im Rahmen des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens geht
der Beschluss des EU-Parlaments nun wieder an den Rat
und die EU-Kommission. Würden beide diesem zustimmen,
wäre das Paket angenommen und müsste mittelbar umgesetzt werden. Nach derzeitigem Informationsstand wird der
Rat jedoch bei seiner ablehnenden Haltung bleiben, sofern
sich an den Stimmenverhältnissen der EU-Mitgliedsstaaten
nichts ändert bzw. sich keine Lösung findet. Eine Kompro-
20 masche
§
missfindung zwischen den drei EU-Institutionen und ein
Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens bis zum Ende der
Legislaturperiode im Mai 2014 wäre dann nicht mehr realisierbar und das gesamte Gesetzespaket vorerst gescheitert.
Doch zum Aufatmen ist es noch zu früh. Denn das nicht
selten zum Sendungsbewusstsein mutierte Bestreben mancher Abgeordneter, der Menschheit Gutes verordnen zu
wollen, gleicht der Lust auf Casu Marzu, dem italienischen
Gammelkäse für experimentierfreudige Genießer. Unzählige Maden kriechen durch das dunkelgelbe SchafsmilchProdukt und geben Feinschmeckern ein prickelndes Gefühl,
wenn sie auf die noch lebenden Larven beißen. Diesen
Gaumenkitzel verspüren offenbar aber nicht nur italienische
Abgeordnete auch beim „Made in“-Thema. „Der Verbraucher hat ein Recht, zu wissen, wo seine Ware produziert
wurde“, sagt etwa die SPD-Abgeordnete Evelyne Gebhardt:
„Was draufsteht, muss auch drin sein. Tricksereien bei der
Angabe des Herstellungslandes darf es nicht mehr geben.“
Die Wirtschaftsverbände wie BDI, textil + mode und
Gesamtmasche sprechen dagegen von einem falschen
Signal. Bewährte Siegel wie „Made in Germany“ würden
aufgegeben, der Verbraucher erhalte aber keine besseren
Informationen über den Ursprung eines Produkts, sagt
Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung.
Das Votum stärke auch nicht die Sicherheit von Verbraucherprodukten, wenn die Bestimmung des Ursprungsorts an das europäische Zollrecht geknüpft werde. „Es
erhöht lediglich den bürokratischen Aufwand gerade
für kleine und mittelständische Unternehmen.“
Smart Myanmar
Delegation auf Informationsreise
in Deutschland
(v.l.n.r.) U Myint Soe, Vorsitzender MGMA,
Bot­schafter von Myanmar H. E. U Soe Nwe und
Verbandspräsidentin Ingeborg Neumann
//////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer
Der Gesamtverband textil+mode engagiert sich seit An-­
fang 2013 in dem EU-geförderten CSR-Projekt SMART
Myanmar, das sich für den Aufbau einer nachhaltigen und
produktiven Bekleidungsindustrie in Myanmar einsetzt.
Im Rahmen der „Study Mission to Germany“ empfing t+m
Ende März eine zwölfköpfige Delegation von Vertretern
des myanmarischen Bekleidungsverbandes Myanmar
Garment Manufacturers Association (MGMA), des Industrie­
verbandes Union of Myanmar Federation of Chambers
of Commerce and Industry (UMFCCI) sowie mehrerer
Ministerien.
Ziel des Besuches war es, die Delegationsteilnehmer über
den Umgang mit unternehmerischer Verantwortung in
Deutschland und Europa zu informieren und ihnen Wege
zur möglichen Umsetzung im eigenen Land aufzuzeigen.
Silvia Jungbauer im Gespräch mit
RA Thomas Lange, Geschäftsführer GermanFashion
vertretern zu CSR auf nationaler und internationaler Ebene
und zu EU-Marktzugangsregelungen. Weitere Gesprächspartner waren das Collaborating Centre on Sustainable
Consumption and Production (CSCP) sowie die Stiftung
Oeko-Tex. Die Firma Falke lud die Delegation zu einer
Besichtigung ihrer Strumpffabrik in Zwönitz ein. Während der Study Mission entstanden erste institutionelle
Kontakte zwischen der myanmarischen und der deutschen
Be­kleidungsindustrie, die besonders für die im nächsten
Jahr im Rahmen des Projekts geplante Markterkun­
dungsreise deutscher Unternehmer nach Myanmar
hilf­reich sind. Zum Abschluss beurteilten die Teilnehmer die Studien­reise als sehr erfolgreich. Sie hätten
vor allem einen Eindruck von der aktuellen Diskus­
sion um unternehmerische Verantwortung in Deutschland gewonnen und seien für die stetig wachsende
Bedeutung dieses Themas in Europa sensibilisiert.
Im Rahmen eines gemeinsamen Mittagsempfangs mit
dem myanmarischen Botschafter richtete Verbands­
präsidentin Ingeborg Neumann Willkommensgrüße an
die Teilnehmer. Sie betonte, dass die Einhaltung von fairen
und sicheren Arbeitsbedingungen sowie Umweltstandards
durch myanmarische Bekleidungsproduzenten eine wich­
tige Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen mit deutschen
Modeunternehmen seien. Die Ent­wick­lung eines Code
of Conduct der myanmarischen Be­kleidungsindustrie ist
für dieses Jahr geplant. Auf dem fünftägigen Programm
standen Gespräche u. a. mit der IG Metall zum sozial­
partnerschaftlichen Dialog, mit der BG ETEM zu Arbeitsschutz und Prävention, sowie mit deutschen Ministeriumsmasche 21
Außenwirtschaft
China setzt auf E-tailing
Chinas Online-Handel entwick­elt sich zu
einem der populärsten Shopping-Kanäle
im Land. Fast die Hälfte der rund 620 Mil­­li­o­nen Internet-Nutzer kauft bereits im Netz.
Die Regierung sieht das gern. Modeartikel
sind bei den chinesischen Konsumenten −
über 80 Prozent aus der Mittelschicht −
am beliebtesten. Alleine 2013 ist die OnlineShopping-Gemeinde in China um 49 Prozent gewachsen: W-LAN-Abdeckung auf
Schritt und Tritt, sinkende Preise für Smartphones sowie ein wachsendes Angebot,
eine verbesserte Zustelllogistik und mehr
Sicher­heit bei der elektronischen Bezahlung
Was chinesische Online-Shopper kaufen
(in Prozent)
Bekleidung, Schuhe,
Kopfbedeckung
Etwa 82 Prozent der chinesischen OnlineShopper interessieren sich für Bekleidung
und Schuhe. Up-to-date sein bei wechselnden Modetrends, Preisvorteile beim
Online-Kauf und ein gesetzlich festgelegtes siebentägiges Rückgaberecht wiegen
das Risiko, die Ware könnte nicht passen
oder gefallen, allemal auf.
81,8
Allgemeine
Handelswaren
31,6
Computer, Kommunikation, Digitalprodukte
29,6
Haushaltsgeräte
22,9
18,4
Bücher und Musik
Prepaid Karten,
Spielpunktkarten
16,8
Kosmetik und
Schönheit
Foto: © ChenPG – Fotolia.com
15,2
Lebensmittel und
Gesundheit
14,6
12,8
Taschen, Gepäck
8,5
Catering
0
10
20
30
40
50
60
70
80
sorgen auch weiterhin für Wachstum
der Online-Shopping-Gemeinde. Nach
einer McKinsey-Studie gibt der durchschnittliche Online-Shopper in Tier-4-­
Städten (Städte auf Bezirksebene) rund
27 Prozent seines Einkommens für
Internet-Einkäufe aus.
90
Quelle: HKTDC Research
Die chinesische Regierung fördert diese
Entwicklung, denn das Internet besitzt
eine wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle. Das Ziel ist es, durch den
einfachen Zugang möglichst vieler Chinesen zu einem breiten Warenangebot den
Konsum anzukurbeln. Nach Schätzungen
des chinesischen Handelsministeriums
soll der Online-Handel 2015 ein Volumen
von über 3 Billionen Renminbi (rd. 353
Mrd. Euro) erreichen und mehr als 10 Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz
ausmachen. Für Marken, die sich in China
etablieren möchten, wird der Online-Vertrieb neben dem stationären Auftritt von
der Kür immer mehr zur Pflicht.
Indonesiens Modemarkt auf Wachstumskurs
Bis 2018 soll der indonesische Markt für
Bekleidung um mehr als die Hälfte wachsen
und ein Umsatzvolumen von fast 10 Mrd.
Euro erreichen. Die kaufkräftige Mittelschicht wächst rasant.
tizieren, dass das Bruttoinlandsprodukt des
südostasiatischen Archipels sowie die ProKopf-Einkommen seiner Bevölkerung in den
nächsten Jahren und Jahrzehnten kräftig
und kontinuierlich wachsen werden.
In Indonesien entsteht einer der weltweit
attraktivsten Konsumgütermärkte, betonen die Marktforscher von AC Nielsen.
Ihre Kollegen von der Boston Consulting
Group schätzen, dass sich die Mittelschicht
des größten ASEAN-Landes zwischen
2012 und 2020 zahlenmäßig verdoppeln
wird. Zwischen 2007 und 2012 wuchsen
die Ausgaben der privaten Haushalte real
um durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr.
Verschiedene Forschungsinstitute prognos-
Viele internationale Einzelhandelsunternehmen wollen jetzt in den interessanten
Markt einsteigen, der sich noch in einem
frühen Entwicklungsstadium befindet.
Globale Anbieter sind erst seit ein paar
Jahren oder noch gar nicht vertreten. H&M
hat 2013 seine ersten beiden Geschäfte
in Jakarta eröffnet. Auch die französische
Lafayette-Gruppe startete letztes Jahr mit
ihrem ersten „Outlet“ in der Landeshauptstadt, ebenso Uniqlo − mit entsprechenden
Expansionsplänen.
22 masche
Indonesiens Konsumenten gelten als
markenbewusst und -treu. Zwar zeigen sie
hohe Präferenz für lokale Marken, doch
ist die einheimische industrielle Basis dünn.
In vielen Sparten gibt es schlichtweg
keinen inländischen Anbieter. Internationale
Marken haben daher vergleichsweise gute
Karten. Retail-Investitionen konzentrieren
sich auf die Hauptinsel Java. Diese ist zwar
im Vergleich zur gesamten Landfläche
Indonesiens klein, doch beherbergt sie über
50 Prozent der Gesamtbevölkerung, die
zudem ein überdurchschnittlich hohes ProKopf-Einkommen bezieht. Das vereinfacht
den Vertrieb − zumindest bislang. Bald wird
das Wachstum auch jenseits der traditionellen Hochburgen stattfinden.
Was Mode wert ist
Bis 2018 soll der Weltmarkt für Bekleidung
und Schuhe auf über 2 Billionen US-Dollar
anwachsen. Erfolgreich kann die Branche
aber nur sein, wenn die Abwärtsspirale der
Preise beendet wird. Dazu müssen Verbraucher Bekleidung wieder wertschätzen.
In ihrem neuesten Bericht zur weltweiten Lage der Modebranche schätzen
die Analysten von Euromonitor das
Wachstum des Weltmodemarktes von
2013 bis 2018 auf über 14 Prozent. Bald
wird China die Rangliste der weltgrößten
Modemärkte anführen. Die Plätze 2 bis
5 sollen dann die USA, Russland, Japan
und Deutschland belegen. Während
die Amerikaner von Platz 1 verdrängt
werden, steigt Russland vom fünften auf
den dritten Platz auf.
€
Alleine im vorigen Jahr hat der weltweite
Retailumsatz mit Bekleidung und Schuhen
um 5 Prozent zugenommen – trotz ge-
dämpftem Verbrauchervertrauen in einigen
Ländern Europas, und trotz einer ausufernden Rabatt-Politik in verschiedensten Modemärkten der Welt. Das weitere Wachstum
hängt stark von den BRIC-Staaten ab. Sie
standen 2013 für über ein Viertel des inter-
»Immer mehr
Menschen achten
verstärkt auf
Qualität und Lang­
lebigkeit.«
nationalen Branchenumsatzes. Das prognostizierte Wachstum geht überwiegend
auf ihr Konto. Dadurch entstehen Risiken:
Die Volkswirtschaften Brasiliens, Russlands
und Chinas könnten an Fahrt verlieren.
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€
So unverzichtbar die Schwellenländermärkte in Zeiten schwankender Nachfrage in
Europa sind, ist es dennoch wichtig, keine
Abhängigkeit entstehen zu lassen.
Zu den größten Herausforderungen 2014
gehören laut Euromonitor das Durchbrechen der Abwärtsspirale bei den Preisen
und die Erhöhung der Margen. Seit der
Finanzkrise sind die Einzelhandelspreise
für Bekleidung weltweit im Durchschnitt
um 5 Prozent gefallen. Das bedroht die
Renta­bilität der gesamten textilen Wertschöpfungskette. Über die Jahre wurde
Kon­sumenten eine „Rabatt-Erwartung“
antrai­niert. Damit die Branche profitabel
arbeiten kann, müssen Verbraucher ihre
Produkte wieder wertschätzen lernen –
ein schwieriger Prozess nach Jahren der
Wegwerfmentalität. Helfen könnte die
„Fast Fashion Fatigue“: Immer mehr
Menschen achten verstärkt auf Qualität
und Langlebigkeit.
Zollfrei oder nicht?
Fallbeispielen und praktischen Übungen fit
für die Praxis.
Referentin Silvia Jungbauer gab wertvolle Tipps für die
Praxis.
Am 8. April haben Gesamtmasche und
Südwesttextil gemeinsam zum Seminar
„Basiswissen Warenursprung und Präferenzen“ eingeladen, bei dem 25 Teilnehmer
sich in die komplexe Welt der textilen
Ursprungsregeln einführen ließen. Neulinge
wie alte Hasen, die ihr Wissen auffrischen
wollten, informierten sich über die Präferenzbeziehungen der EU, die Ursprungssystematik und das Ausstellen von Präferenznachweisen und machten sich anhand von
Angesichts hoher Zölle auf textile Fertigwaren in der EU und vielen Absatzmärkten
bringt die Anwendung von Handelspräferenzen handfeste finanzielle Vorteile. Nutzen
kann sie aber nur, wer den richtigen Warenursprung nachweisen kann. Silvia Jungbauer, stellv. Hauptgeschäftsführerin von
Gesamtmasche, unterstreicht die besondere
Bedeutung des Themas für die Branche:
„Durch den präferenziellen Warenursprung
lässt sich gerade bei Textil- und Modeprodukten im Außenhandel viel Geld sparen.
Gleichzeitig sind die Ursprungsregeln so
kompliziert wie in keiner anderen Branche.
Unternehmen, die auf der sicheren Seite
sein wollen, brauchen daher unbedingt
Mitarbeiter mit fundiertem Fachwissen.“
Eine besondere Herausforderung sei, dass
sich die Einhaltung der Regeln im Textil­
bereich kaum durch automatisierte Prozesse
überprüfen oder unterstützen lasse.
Nach einer Auffrischung ihres Wissens
zu den ursprungsbegründenden Be- und
Verarbeitungen, den Möglichkeiten der
Kumulierung und zur Dokumentation des
Warenursprungs hatten die Teilnehmer am
Nachmittag die Gelegenheit, praktische
Beispiele zu diskutieren. Im Mittelpunkt
stand dabei die korrekte Erstellung von
Lieferantenerklärungen.
Ein lebendiges und informatives Seminar.
masche 23
Wissenswertes
AFBW – Kompetenzatlas Faserbasierte Werkstoffe
AFBW veröffentlicht den Kompetenzatlas Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg und gibt damit
Einblick in Unternehmen, Wissenschaft und Forschung sowie Branchentrends und Anwendungspotenziale. Erstmals stellen 60 Unternehmen, 24 Institutionen aus Wissenschaft und Forschung, 9 Initiativen und
Netzwerke, das Forschungskuratorium Textil und 5 Landesagenturen
Baden-Württembergs ihre Kompetenzen und die Wichtigkeit von faserbasierten Werkstoffen vor. Dadurch ist ein aussagekräftiges Portfolio der
Potenziale in Baden-Württemberg und über die Landesgrenzen hinaus
entstanden. Der Kompetenzatlas zeigt aktuelle Produkte und stellt gleichzeitig Zukunftsmärkte und -anwendungen vor. So gibt er einen Einblick in
Kompetenzatlas
Faserbasierte Werkstoffe
textile Kompetenzen und Lösungen und unterstützt bei der Suche nach
Source Book of
Fibre-Based Materials
dem richtigen Partner für Projekte.
Den Kompetenzatlas gibt es zum Download unter www.afbw.eu, die
Print-­Version kann unter [email protected] angefordert werden.
Projekt „Spacetex“ bringt Funktionstextilien ins All
Textile Beiträge zur Energiewende erschienen
Die „Energiewende“ ist in
aller Munde, doch
noch hakt es an
vielen Stellen.
Neben einer
gesamtpolitischen
Umsetzung, fehlt
es oft noch an
praktischen und
wirtschaftlichen Alternativen, um den
entscheidenden Sprung hin zu regenerativen Energien zu schaffen. Die Textil­
wirtschaft als einer der innovativsten
Zweige sieht in dem Großvorhaben
jedoch eine echte Chance, mit alternativen und zum Teil ungewöhnlichen
Lösungen zum Gelingen der Energieträgerumstellung beizutragen. Die Broschüre „energie | textil“, gemeinsam
herausgegeben vom Gesamtverband
der deutschen Textil- und Modeindustrie und dem Forschungskuratorium
Textil e. V, wirft ein Schlaglicht auf
zum Teil noch weitgehend unbekannte
textile Beiträge zur Energiewende
und zur Energieeinsparung – strikt
entlang des Untertitels „Nachhaltig &
wirtschaftlich“. Download unter
www.textilforschung.de.
24 masche
Am 28. Mai ist der deutsche ESA-Astronaut Dr. Alexander Gerst vom Weltraumbahnhof in Baikonur (Kasachstan) zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Während der sechsmonatigen Mission „Blue Dot“ wird er rund 40 Experimente durchführen. Dazu gehören im Rahmen des Projekts „Spacetex“ erstmals
auch bekleidungsphysiologische Untersuchungen unter Schwerelosigkeit, bei
denen das Zusammenspiel von Körper, Kleidung und Klima beleuchtet wird. Die
fehlende Gravitation wirkt sich u. a. auf den Abtransport der Körperwärme und
des Schweißes über die hautnahe Kleidung aus. Um die Kühlmechanismen des
Körpers trotzdem adäquat unterstützen zu können, müssen Textilien für den Einsatz im Weltall entsprechend angepasst sein.
Die „Spacetex“-Forschungspartner der Hohenstein Institute (D), Schoeller Textil
AG (CH), Charité (D), DLR (D) und ESA/ESTEC (D/NL) versprechen sich von dem
gemeinsamen Vorhaben eine Vielzahl neuer Erkenntnisse. Diese sollen zum einen
die Grundlage für die Entwicklung neuer textiler Produkte für den Einsatz unter
extremen klimatischen und physiolo­gischen Bedingungen auf der Erde liefern.
Zum anderen soll das gewonnene Daten­
material dabei helfen, die Kleidung der
Astronauten für künftige Aufenthalte im
All und auf Langzeitmissionen wie z. B.
die für 2030 geplante, rund drei­jährige
Reise zum Mars zu optimieren.
Stets aktuell informiert unter
www.spacetex-project.de.
Alle Artikel dieser Ausgabe finden Sie, zum Teil mit weiterführenden Informationen, auf www.gesamtmasche.de
S
· Immissionsrechtliche und wasserrechtliche Anzeige- und
Genehmigungsverfahren
· Fragestellungen im Zusammenhang mit der
EU-Chemikalien­verordnung REACH
· Fragen zur Ressourcen- und Energieeffizienz
· Fragen zum Verbraucherschutz, insbesondere
für importierende Mitgliedsunternehmen
· Fragen der Arbeitssicherheit
· Innovationsthemen
Verband der
Die Beschäftigung von Stefan Thumm erfolgt in Ergänzung
zuBayerischen
bestehen­Textil- und Bekleidungsinden Hilfestellungen etwa durch den externen Südwesttextilberater Klaus
dustrie
Weireter oder für Mitgliedsunternehmen, die zugleich im Verband IVGT
organisiert sind, durch Michael Pöhlig. Ermöglicht wird der neue Service
Verband Textilder Südwestdurch eine Kooperation mit dem Verband der Bayerischen
und
deutschen Textil- und
Bekleidungsindustrie.
Bekleidungsindustrie
HE
ASC
TM
Nachdem eine Bedarfsermittlung für die Inanspruchnahme einer zusätz­
lichen qualifizierten Beratung in Um­weltfragen unter den Mitgliedern
im vergangenen November auf große Zustimmung gestoßen ist, kann
Gesamtmasche jetzt Vollzug melden: Seit Anfang März steht Stefan Thumm
als Referent für Technik, Umwelt und Innovation zur Verfügung und ist
ab sofort bereit, zu den Mitgliedsunternehmen zu kommen und ihre An­
liegen aufzunehmen. Stefan Thumm ist Dipl. Ingenieur (FH) für Textilchemie
und Textilveredelung sowie Tech­nischer Betriebswirt (IHK) und verfügt
über lang­jährige einschlägige berufliche Erfahrung. Er berät und unterstützt
die Verbands­­mit­glieder insbesondere zu folgenden Themen:
EANGEBOT GES
VIC
AM
ER
Newsletter Technik, Umwelt und Innovation
Mit einem Newsletter aus dem Bereich Technik, Umwelt und Innovation baut Gesamtmasche das Serviceangebot für seine Mitgliedsunternehmen aus. Der News­letter erscheint
in unregelmäßigen Abständen und wird per
E-Mail versandt. Die erste Ausgabe ging Anfang April an einen ausgewählten Adressatenkreis. Wer künftig den Newsletter bekommen
möchte, kann sich im Mitgliederbereich von
Gesamtmasche dafür anmelden.
Interessierte, die noch keine Zugangs­daten für den geschlossenen Mitgliederbereich haben, können diese unter
[email protected] anfordern.
Stefan Thumm
Stefan
Thumm
Referent für
Umwelt
&
Referent
fürTechnik,
Technik,
Umwelt
Innovation
&
Innovation
Mobil: +49 151 281 090 45
[email protected]
Mobil: +49 151 28109045
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie
Nicht-textile Ausbildungsberufe
ergänzen die Seite
PFOA-haltige C8- Fluorcarbonchemie für wasser-, öl- und schmutzabGo Textile!, die Nachwuchskampagne der Textil- und Bekleidungsindustrie, informiert auf ihrer
weisend
Textilien steht
vor dem Aus
Internetplattform www.go-textile.de
über dieausgerüstete
textil- und bekleidungsspezifischen
AusbildungsAUFGEPASST
berufe der Branche, wie beispielsweise den Modeschneider oder Produktionsmechaniker.
Mitdie
Wirkung
zumBekleidungsindustrie
1. Juni 2014 setzt Norwegen
einem
Doch neben diesen Berufen bietet
Textil- und
auch eine mit
Vielzahl
an Mikrogramm/m² Textil einen strengen
PFOA-Grenzwert.
Damit
reagiert
Norwegen
mit
einem
Grenzwert für PFOA (PerFluoroOcta„nicht-textilen“ gewerblichen und kaufmännischen Ausbildungen, wie z. B. Industriekaufmann,
Mechatroniker oder Fachinformatiker.
noicAcid) in Textilien auf die Listung von PFOA in der SVHC (Substances of Very High Con-
nicht-textile
ausbildungsberufe
cern) Kandidatenliste der ECHA (European Chemicals Agency). Es
ist damit zu rechnen, dass
Über diese Ausbildungsmöglichkeiten
Goandere
Textile! informieren
und hat
unter der Diese aktuelle Entwicklung aufgreifend,
diesemmöchte
Beispiel
Länder zeitnah
nachfolgen.
Informieren Sie sich auf
Rubrik Ausbildung zehn nicht-textile
Berufe
und beschreibt
deren Ausbildung,
möchten
wiraufgenommen
die Verbandsmitglieder
bezüglich
aller wesentlichen Aspekte und KonsequenW W W. G O - T E X T I L E . D E
Anforderungen und Chancen. Diese
erste
Auswahl
kann
jederzeit
erweitert
werden.
zen um PFOA in Bezug auf die wasser-, öl- und schmutzabweisende Ausrüstung informieBitte hierzu E-Mail an [email protected].
ren, da noch immer C8-Fluorcarbonprodukte in Verwendung sind oder mit diesen Produkten
ausgerüstete Textilien lagern oder aktuell weiterverarbeitet werden. Nach Berechnungen der
Umweltexperten des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.
V. kann bei gängigen Textilien, Ausrüstungsprodukten und Applikationen der norwegische
Grenzwert um ein Vielfaches überschritten werden.
1) Das Milliardengeschäft: wasser-, öl- und schmutzabstoßende Ausrüstung
masche 25
Die wasser-, öl- bzw. schmutzabweisende Imprägnierung ist weltweit gesehen ein Milliarden-US Dollar-Geschäft und eine der herausragenden funktionalen Ausrüstungen auf Textil.
Foto: © Foto-Ruhrgebiet – Fotolia.com
Wissenswertes
Fadenleitvorgänge
Forschungsvorhaben „Ermittlung neuer Textilmaschinen-Ober­
flächenstrukturen zur Verbesserung der Haft- und Gleitreibungsvorgänge von Fäden“
Die in den deutschen Rundstrickbetrieben eingesetzten Fadenröhrchen schützen die Garne einerseits auf ihrem Weg zur Strickmaschine vor Verschmutzung, erzeugen aber andererseits Haftreibung zwischen Garn und Röhrchenwand. Die Folge sind hohe
Fadenzugkräfte, die in den Strickereien zu erheblichen technischen
Problemen führen, wie Fadenblockaden oder Fadenbrüchen, und
Produktionsausfälle und hohe Kosten verursachen. Aus diesem
Grund wurde das Forschungsvorhabens AiF 16942 N „Fadenleitvorgänge“ initiiert. Ziel war, das tribologische Verhalten von Garnen
und Fadenröhrchen systematisch zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeigen, dass elektrostatische Aufladung am Aufbau
der zum Teil extrem hohen Fadenzugkräfte offenbar keine Rolle
spielt. Der dominante Prozess ist eindeutig Haftreibung und damit
Adhäsion. Diese muss beim Beschleunigen des Garns überwunden
werden und erzeugt ausgeprägte Fadenzugkraftspitzen, die so
hoch sind, dass sie die Höchstzugkraft der Garne übersteigen und
zum Fadenbruch führen können. Derart kritisches tribologisches
Verhalten zeigt sich in der Regel bereits bei niedrigen Fadengeschwindigkeiten im Tippbetrieb. Ungünstige Prozessbedingungen
wie starke Röhrchenkrümmung oder hohe Fadengeschwindigkeiten
sind demnach nur untergeordnet an der Entstehung hoher Fadenzugkräfte beteiligt.
Das Vorhaben wurde innerhalb des Programms „Industrielle
Gemeinschaftsforschung (IGF)“ aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) über die AiF
finanziell gefördert.
Der Abschlussbericht steht im Mitgliederbereich von
www.gesamtmasche.de zum Download bereit.
textil+mode im politischen Dialog
Vor rund 80 geladenen Gästen aus Bundestag, Bundes- und
Landesministerien, Textilunternehmen und -verbänden
sowie textilen Forschungszentren eröffnete t+m-Präsidentin
Ingeborg Neumann am 2. April den ersten gemeinsamen
Parlamentarischen Abend von Gesamtverband textil+mode
und Forschungskuratorium Textil. Die Veranstaltung fand in
unmittelbarer Nachbarschaft des Reichstages in den Räumen der Parlamentarischen Gesellschaft statt, Schirmherr
war der Abgeordnete Robert Hochbaum.
Ingeborg Neumann sprach in ihrer Einleitung pointiert von einer „Revolution des Bauens“ mit verbundfaserverstärktem Beton: Er ist wesentlich leichter, fester und haltbarer
als Stahlbeton. Deswegen trägt er zum Energiesparen bei und ist Teil des ressourcen­
bewussten Umgangs mit Baumaterial. Weil Textilbeton wesentlich dünner sein kann und
deswegen die Herstellung am Bau schneller geht, ist er im Ergebnis auch nicht teurer
als Stahlbeton, die längere Haltbarkeit führt sogar zu einem niedrigeren volkswirtschaftlichen Gesamtpreis.
Außerdem bedankte sich Ingeborg Neumann bei Parlamentariern und Verwaltungs­
mitarbeitern für die substanzielle und nachhaltige Forschungsförderung und gab der
Hoffnung Ausdruck, dass diese wirkungsvolle Strukturförderung für den Mittelstand
auch künftig erhalten oder sogar noch ausgebaut werde. Angesichts von rund 150 Milliarden Euro jährlichen Bauvolumens in Deutschland seien 50 Millionen Euro Forschungsförderung gut investiertes Geld für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Zugleich
gab die t+m-Präsidentin erneut ihrer Sorge Ausdruck, dass die hohen Energiepreise
schon mittelfristig zu Investitionsentscheidungen gegen den Standort Deutschland und
einem damit verbundenen Rückgang industrieller Arbeitsplätze führen könnte. Sie er­
warte hier eine andere Konzeption für die grundsätzlich richtige „Energiewende“.
Im Anschluss präsentierten Prof. Thomas Gries (RWTH Aachen), Prof. Jan Knippers (Uni
Stuttgart), Roy Thyroff (Fa. Fraas) und Prof. Manfred Curbach (TU Dresden) anschauliche
Beispiele für Textiles Bauen in verschiedenen Anwendungsbereichen.
26 masche
Bauen mit Fasern
Seit Jahrtausenden integriert die
Menschheit Textilien als Sonnensegel, dämpfende
BAUEN MIT FASERN
Matten oder luftige
Trennwände in
Bauwerke. Einen
Quantensprung
bei Erforschung
und Anwendung funktionaler textiler
Komponenten am Bau brachte jedoch
erst der technologische Fortschritt
der letzten Jahre mit textilen Bewehrungen, Basaltfasern und funktions­
integrierten Verbundwerkstoffen. Die
neue Broschüre des Forschungskura­
toriums Textil gibt einen Überblick.
intelligent
Textilbeton und - membranen für die
Architektur des 21. Jahrhunderts
Download unter www.textilforschung.
de/medien
TEXTYPE
Die textile Schrift
1
25 Pt
234
45 Pt
55 Pt
65 Pt
5
75 Pt
Werden Textilien verkauft, gehören
Pflegekennzeichen einfach dazu.
Wer die GINETEX-Symbole normgerecht
und einfach abbilden will, bekommt
jetzt ein praktisches Tool an die Hand:
TEXTYPE – die textile Schrift.
Die Verbände Gesamtmasche und Südwesttextil
haben über die Tochtergesellschaft TIV GmbH eine
Schrift entwickelt, die dabei hilft, Pflegesymbole
schnell und richtig zu erstellen. Die Symbolschrift
ist nützliches Arbeitstool, das die Gestaltung und
Beschriftung der Etiketten oder die Angaben zu Textilien in Online-Shops erleichtert.
Auf dem Computer wird die Schrift wie eine herkömmliche Schriftart installiert. Über das Schriftmenü wird die Schrift ausgewählt und direkt im
jeweiligen Programm platziert und eingefärbt. Zusätzlich enthält die Datei Web-Schriftarten, die über
CSS (Cascading Style Sheets) eingebettet werden.
Die Tastenbelegung zeigt, welche Symbole sich mit welchen Tasten
darstellen lassen.
Ihre Vorteile auf
einen Blick
Pflegesymbole schnell, richtig und einfach
erstellen:
· Installation als Schrift auf dem Computer
· Verlustfreie Skalierung aller Zeichen
· Individuelle Einfärbung über die Farbpalette
· Einfache Verwendung und Erstellung der
Symbole in allen Printmedien
· Einbettung als Web-Schriftart – beispielsweise
in Onlineshops – über CSS
[email protected]
Schriftlizenzkosten für jeweils
5 Arbeitsplätze:
· Mitglieder 30 Euro zzgl. Mwst.
· Nicht-Mitglieder 100 Euro
zzgl. Mwst.
Fragen
zur Pflegekennzeichnung:
Dipl.-Volkswirtin Silvia Jungbauer
Telefon: +49 711 21050-13
[email protected]
zur technischen Umsetzung:
Dipl.-Ökonomin Christine Schneider
Telefon: +49 711 21050-25
[email protected]
masche 27

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