Welt- Veränderer
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Welt- Veränderer
Heft 28 und 29 – März 2014 / EUR 9,50 Magazin für Innovationskultur und nachhaltigen Unternehmenserfolg Jeff Bezos wurde beim Innovationspreis der deutschen Wirtschaft als „Innovativster CEO International 2014“ ausgezeichnet. WeltVeränderer Wie Amazon und sein CEO Jeff Bezos die Wirtschaft aufmischen inspiration idee innovation Diese Ausgabe enthält exklusiv die Sonderausgabe „i“ zum Innovationspreis der deutschen Wirschaft FOKUS: BIG DATA 34 60 Rohstoff Wissen Interview mit Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer Aus Liebe zur Mechanik Wie ein Erfinder in seiner Werkstatt Erinnerungen weckt 34 www.innovationsmanager-magazin.de 60 EDITORIAL Aufgeschlossen? Liebe Leserinnen und Leser, neulich entbrannte in der Redaktion eine Diskussion. Es ging um die Frage, ob eine Zahnbürste, die mit einem Chip ausgestattet und dank einer App mit dem Smartphone verbunden ist, wirklich sinnvoll sei. Der Hersteller nämlich verkauft die Idee als herausragend – natürlich. Schließlich zeige die App an, ob man ausreichend lang, zu sanft oder zu kräftig geputzt hat. Doch nicht jeder in der Redaktion fand das wirklich hilfreich und nötig. So wurden Stimmen darüber laut, was der an der Zahnbürste abzulesende Siegeszug des „Internet der Dinge“ und damit die sukzessive Kopplung von Geräten mit dem Internet für den Schutz unserer Daten bedeute. Schließlich gehe es doch niemanden etwas an, wie oft sich der Durchschnittsjournalist die Zähne putze. Immerhin: Niemand in der Redaktion blockte die Diskussion ab. Und genau darum geht es bei unserem Fokusthema „Technologieoffenheit“. Die Frage, ob eine Gesellschaft bereit ist, sich mit neuen Technologien und Zukunftsfragen auseinanderzusetzen, ist bedeutend für ihre Innovationsfähigkeit und somit für Wachstum und Wohlstand. Das heißt noch lange nicht, dass man alles, was neu ist, gleich toll finden muss. Es geht darum, ob Menschen grundsätzlich bereit sind, sich neuen Themen und Technologien zu öffnen, sie in Frage zu stellen und sich in einen Diskurs über ihre Sinnhaftigkeit und ihre Ausgestaltung sachlich einzubringen – sofern Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diesen Diskurs denn auch ermöglichen. Zwei Perspektiven zur Frage von Technologieaufgeschlossenheit finden Sie im vorliegenden Heft bereits in unserem Meinungsteil (Seiten 8 und 9). Darüber hinaus werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf aktuelle Handlungsfelder, die aus einer Veranstaltungsreihe mit begleitender Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hervorgegangen sind (ab Seite 48). Auch im Maschinen- und Anlagenbau ist Technologieoffenheit eine wichtige Grundlage für Fortschritt. Wie es um die Innovationsfähigkeit der Traditionsbranche bestellt ist, lesen Sie in unserer Titelgeschichte (ab Seite 14). Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre – und würden uns freuen, Sie am 17. September beim Stelldichein von Innovationsverantwortlichen, unserem „Innovation – Unternehmergipfel“ in München, wieder einmal persönlich zu treffen. Herzlichst Markus GarnDaniel Schleidt HerausgeberRedaktionsleiter I N N O VA T ION SMA N A G E R | Juni 2014 3 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 46 24 60 } } Fok us : Big Data Der Welt-Veränderer 10 Amazon und Jeff Bezos: eine amerikanische Erfolgsstory 64 10 Ti te l 10 Der Welt-Veränderer }} Amazon-Chef Jeff Bezos im Portrait 16 S tra te gi e & M et h o d en 18 Top oder Flop? }} Das Geschäft mit den Daten floriert: Profitiert der Standort Deutschland? 24 Je mehr, desto besser }}E in IT-Unternehmen aus Karlsruhe zähmt den Datenwucher 28 Facts & Figures }} zu Bits & Bytes 30 Die Magie der Millisekunde }}A dobe-Marketingexperte Andreas Helios über Chancen von Big Data 34 „Wissen ist unser Rohstoff“ Im Gespräch mit FraunhoferPräsident Reimund Neugebauer Exklusiver Abdruck des Magazins „ “ i 37 Historische Chance vertan Deutschland festigt Position im Innovationsranking – verschenkt aber Potentiale 38 Te chnologie & Produ k te 42 Völlig vernetzt Was deutsche Hersteller auf der CES 2014 in Las Vegas vorstellten 44 Von kleinen Lampen und großen Daten }}E in Mittelständler setzt auf digitale Landkarten 45 Äpfel für die Industrie }}Ein Berliner macht Apple-Geräte fit für die Industrie 4.0 46 Bild der Wissenschaft Der Deutsche Preis für Wissenschaftsfotografie verändert die Sicht 48 Pro z e sse & Organ i sati o n 50 „Gesunde Unternehmen sind innovativ“ Ein Mittelständler aus Regensburg hält seine Produktion schlank und fit für die Zukunft 54 „Jedes Unternehmen hat seine eigene DNA“ Wie partizipative Innovation Wettbewerbsvorteile schafft 58 Ku l tu r & Ge se l l sc h aft 60 Aus Liebe zur Mechanik Wie ein Erfinder Erinnerungen weckt 64 Luftfahrtgeschichte reloaded Ein Historiker findet einen deutschen Flugpionier und verwirrt die Wissenschaft 68 Bayern führt Die Zahl der Patentanmeldungen ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich Beiträge zum Fokusthema finden Sie auf den mit }} gekennzeichneten Seiten. Editorial 3 Bücher und Veranstaltungen70 }} Studien und Förderprogramme 72 Innovationspreise76 Unternehmensregister76 Ausblick und Impressum77 Strategischer Beirat und Wissenschaftliches Kuratorium77 7 Fragen, 7 Antworten78 4 IN N OVA TION S M A N A G ER | M ä r z 2 0 1 4 INNOVATIONSMANAGER | März 2014 5 T itel T itel }} Fo ku s: Big Data Der Welt-Veränderer Amazon und Jeff Bezos: eine amerikanische Erfolgsstory Von Carsten Knop A mazon ist längst mehr als ein Buchversand. Und auch mehr als ein Versandhandel. Amazon und sein mächtiger CEO verändern die Wirtschaft. Ein Portrait des Innovationsmanagers Jeff Bezos. Es war ein Amazon-Jahr. Und es kommt ein Amazon-Jahr. Der amerikanische Onlinehändler hat 2013 die Schlagzeilen der Unternehmensberichterstattung bestimmt. Anfang des Jahres sorgte ein Bericht über Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern in Deutschland für Aufsehen, danach die Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft Verdi rund um einen Tarifvertrag. Erstmals wurden Zahlen für den Umsatz in Deutschland bekanntgegeben – umgerechnet waren es 2012 6,5 Milliarden Euro, ein Wert, der 2013 gewiss noch einmal deutlich übertroffen worden ist. Dann kaufte Jeff Bezos, der mächige Präsident des Unternehmens, die „Washington Post“, etwas später stellte er die Auslieferung von Paketen per Drohne ins Schaufenster der Zukunft. Zwischendurch wurde noch heftig über die Buchpreisbindung gestritten, über die Behandlung von Verlagen und anderen Handelspartnern, über die versandkostenfreie Lieferung von Büchern. Neben alldem hält der Trend an, immer mehr Ware über das Internet zu bestellen. Davon profitiert der größte Onlinehändler der Welt besonders. Für den Chef von Facebook interessieren sich mehr Menschen Amazons Kindle ist nur eines von vielen Erfolgsprodukten des Konzerns. 10 IN N OVA TION S M A N A G ER | M ä r z 2 0 1 4 So dürfte sich in den vergangenen Monaten auch der Bekanntheitsgrad des Unternehmensgründers und Vorstandsvorsitzenden Jeff Bezos erhöht haben, allerdings ist er im Bewusstsein der Menschen deshalb noch INNOVATIONSMANAGER | März 2014 längst nicht so präsent wie zum Beispiel die Chefs von Google oder Facebook. Das jedoch ist ein Fehler. Denn Bezos wird seine Effizienzmaschine Amazon weiter auf Hochtouren laufen lassen, Daten über das Einkaufsverhalten seiner zumeist glücklichen Kunden sammeln, Kunden über seine Kindle-Lesegeräte auch immer mehr digitale Medieninhalte verkaufen und mit seinen Servern und künftig auch Robotern und Drohnen mehr verändern als nur die Welt des Handels. Wer also ist Jeffrey Preston Bezos, den alle nur „Jeff“ nennen? Geboren wurde er am 12. Januar 1964 in Albuquerque im amerikanischen Bundesstaat New Mexico. Gegründet hat er Amazon mit 30 Jahren, für das Unternehmen steht im Juli mithin ein rundes Jubiläum an. Und Amazon ist eine typisch amerikanische Erfolgsstory, entstanden aus dem felsenfesten Glauben an eine Idee und einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit. Der Mann hinter der Amazon-Idee war und ist das, was man neudeutsch einen „Nerd“ nennen würde, aber nicht in der Variante eines Eigenbrötlers, sondern mit einem raumfüllenden, mitreißenden Lachen. Seinen Labrador hat er nach dem nur ausgesprochenen Fans bekannten Charakter „Kamala“ aus der Science-Fiction-Serie „Star Trek“ benannt. Raketen, Computer, Star Trek, Garage – in dieser Hinsicht bedient Bezos alle Klischees, die man von Internetunternehmern so haben kann. ESSENTIALS !! Kundendaten sind mindestens so viel wert wie die Waren eines Unternehmens !! Amazon wird mehr verändern als die Welt des Handels !! Amazon ist entstanden aus dem felsenfesten Glauben an eine Idee und einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit Bezos’ Großvater mütterlicherseits war ein pensionierter Raketenforscher, der dieses Forscherleben später gegen die Arbeit auf einer Ranch eintauschte. Auf dieser Ranch verbrachte Bezos bis in sein Teenager-Alter hinein jeden Sommer. Später sagte er einmal, seine Erfahrungen auf der Ranch hätten mit zu seiner Karriere als Unternehmer beigetragen. Dies habe seinen Grund unter anderem darin, dass die Leute dort alles selbst machten. So gelte es auch bei einer Unternehmensgründung, stur und zielstrebig zu sein, damit es gelinge, Neues durchzusetzen, was andere vielleicht für unvernünftig halten – und das ist bei Amazon tatsächlich so manches Mal vorgekommen. Wie es der Zufall außerdem will, hatte Bezos’ Großvater bei der Defense Advanced Research Agency (Darpa) gearbeitet, einer Forschungseinrichtung des amerikanischen Verteidigungsministeriums, die auch das sogenannte Arpa-Netz entwickelte. Das war das Computernetzwerk, aus dem später das Internet und damit die technische Grundla- A 11 T itel T itel }} Fo ku s: Big Data Das Gesicht hinter Allein am „Cyber MOnday“ Anfang Dezember Amazon: Jeff Bezos. 2013 verkaufte Amazon 36,8 MIllionen Artikel. ge für Amazon schlechthin hervorgehen sollte. Bezos’ damals noch sehr junge Eltern hatten sich ein gutes Jahr nach seiner Geburt scheiden lassen. Als Jeff vier Jahre alt war, heiratete seine Mutter Jackie den Exilkubaner Miguel „Mike“ Bezos, der dann sein wahrer Vater wurde. Letztlich waren es aber vor allem Mutter und Großvater, die Jeffs frühes Interesse an Technik und am Basteln mit technischen Geräten nach Kräften förderten: Sie schenkten ihm, wie viele Eltern und Opas das tun und wie man im Fall von Bezos an vielen Stellen nachlesen kann, elektronisches Spielzeug und entsprechende Baukästen. Aber Bezos machte wirklich etwas daraus: Er verbrachte Stunden in der erwähnten Garage. Diese sind übrigens, um dem amerikanischen Mythos „Garagenunternehmen“ etwas von seinem Glanz zu nehmen, in Amerika in der Regel sehr viel geräumiger als in Deutschland. Zu- 12 dem haben amerikanische Häuser seltener einen Keller, in dem man basteln könnte – und in Texas und Kalifornien sind die Witterungsbedingungen im Winter in der Regel so, dass sie den Aufenthalt in Garagen selbst zu jener Jahreszeit jedenfalls etwas angenehmer gestalten können. So beschäftigte sich Bezos in der Garage und im eigenen Zimmer mit allen möglichen elektronischen Bastelarbeiten. Und um zu verhindern, dass seine beiden jüngeren Geschwister unangemeldet hereinkamen, installierte Bezos einen elektrischen Alarm. Zudem war Bezos schon damals ein Bücherwurm. Er las viel und hatte ein sehr breites Interessenspektrum. Bezos besuchte die River Oaks Elementary School in Houston und, nachdem die Familie umgezogen war, die Miami Palmetto Senior High School. Schon auf der Grundschule kam er, was für die damalige Zeit noch höchst ungewöhnlich war, mit seinem ersten Computer in Kontakt: Denn dort stand ihm und seinen Mitschülern ein sogenanntes Computerterminal zur Verfügung, das die Verbindung zum Hauptrechner über ein akustisches Telefonmodem herstellen musste – was noch für längere Zeit der übliche Weg bleiben sollte, um Computer miteinander zu verbinden. An derartige Akustikkoppler erinnern sich inzwischen nur noch Menschen ab Ende Dreißig, und sie haben die Geräte nicht in guter Erinnerung: Die Verbindung war quälend langsam. Auch Bezos war von diesem Computer noch nicht recht begeistert. Aber er interessierte sich dem Vernehmen nach sehr für das auf dem Computer vorhandene, rudimentäre Star-Wars-Spiel. An der Princeton-Universität im Bundesstaat New Jersey, die Bezos nach dem Abschluss der Highschool besuchte, liebte er das Programmieren. Bezos machte sämtliche Computerkurse mit, und er lernte nach eigenem Bekunden dabei viel über die Ma- IN N OVA TION S M A N A G ER | M ä r z 2 0 1 4 thematik hinter der Informatik. Für seine Abschlussarbeit entwarf er ein Computersystem zum Berechnen von Erbgutsequenzen. Eine solche Methode wird zum Beispiel verwendet, um Abweichungen in genetischen Codes zu erkennen, aber auch, um in Softwareprogrammen oder Daten Abweichungen von bestimmten Zielvorgaben oder einem Normalverhalten aufzuspüren. Diese Erkenntnisse sollten Bezos auf seinem Berufsweg hilfreich sein. Unmittelbar nach dem Studium entschied er sich zunächst, für eine ganz kleine Firma mit dem Namen Fitel zu arbeiten, packte seine Sachen – und zog nach Manhattan. Die Gründer von Fitel waren Wirtschaftsprofessoren an der Columbia University. Das System, das das Unternehmen aufbaute, nannte sich „Equinet“. Es verband Computer verschiedener Börsenmakler, Investmentfirmen und Banken über ein Netzwerk, das ihnen den Aktienhandel untereinander ermöglichte. Bezos selbst arbeitete an einem Teil des Systems, der es unterschiedlichen, eigentlich nicht mit denselben Standards arbeitenden Computern erlaubte, Daten auszutauschen. Das tat er erfolgreich. Schon mit 23 Jahren war Bezos Chef von einem Dutzend Programmierern. Programmieren für die Wall Street Zwei Jahre nach dem Eintritt bei Fitel wechselte Bezos zur frühzeitig sehr technikorientierten Bankers Trust Company, der späteren New Yorker Tochtergesellschaft der Deutschen Bank. Wieder leitete er eine Abteilung, die ein Kommunikationsnetzwerk schuf. Eines Tages rief bei Bezos ein Personalberater an und überzeugte ihn von einem abermaligen Wechsel seines Arbeitge- INNOVATIONSMANAGER | März 2014 BUCH Vom Buchhändler zum Big-Data-Player Carsten Knop Amazon kennt Dich schon Vom Einkaufsparadies zum Datenverwerter Veröffentlichungsdatum: Mai 2013 1. Auflage Sprache: Deutsch Als Jeff Bezos im Jahr 1994 von der Ostküste der Vereinigten Staaten Richtung Westen fuhr, hatte er eine Idee im Kopf, die die Art und Weise, wie Menschen Bücher kaufen, vollkommen verändern sollte. Das Unternehmen, das er in Seattle gründete, heißt Amazon. Zunächst wurde es belächelt: Aber Bezos’ Idee führte zu einem Welterfolg. Das Unternehmen wird an der Börse ehrgeiziger bewertet als Apple. Amazon hat fast alles im Angebot, was Menschen brauchen. Bezos hat Amazon nicht nur zum Pionier des Onlinehandels gemacht. Er kennt seine Kunden auch besser als traditionelle Einzelhändler. Die könnten mit den neusten Trends in der Informationstechnologie rund um das Stichwort „Big Data“ zwar bald nachziehen. Aber Bezos ist längst weiter: Er vermietet die Kapazität seiner Rechenzentren an Dritte. Und irgendwann fliegt er ins Weltall. Wie immer bei Bezos: Wer zahlt, darf mit auf die Reise. A 13 T itel T itel }} Fo ku s: Big Data Zahlen, Daten und Fakten Die Arbeitsbedingungen bei Amazon wurden zuletzt immer wieder kritisiert. Wissenswertes über Amazon 91.300 Mitarbeiter beschäftigt Amazon weltweit. Der Sitz der Firmenzentrale ist Seattle im US-Bundesstaat Washington. Die Deutschlandzentrale ist in München beheimatet. stellt Amazon seinen Prime-Kunden seit Ende Februar in einem Videostreaming-Portal zur Verfügung. n tio gie rate s st Kund eno rie nt I nn ov a ANZEIGE sprozess Innovatio ns k u lt u r Erst 1994 fuhr Bezos mit seinem Auto von der Ost- an die Westküste der Vereinigten Staaten, um in Seattle den Onlinebuchhändler zu gründen, der schließlich Amazon.com heißen sollte. Und Amazon ist längst auch selbst vom Onlineeinkaufsparadies zum Datensammler und -verwerter geworden. Bezos, der Informatikspezialist, weiß dabei stets, was er tut: Die Daten sind mindestens so viel Geld wert wie die Waren, die er in seinen Versandzentren gelagert hat – und die mit aufwendiger Videoüberwachung vor Diebstahl nicht zuletzt durch die eigenen Angestellten geschützt werden. Die Daten über das Einkaufsverhalten der Kunden müssen zwar auch gut geschützt werden, bleiben aber stets aktuell und lassen sich immer wieder neu auswerten: Amazon kennt uns schon. Stets gilt es, die individuelle Ansprache der Kunden zur Maximierung des Umsatzes zu optimieren. Im Zweifel kann Amazon auf ein geändertes Einkaufsinteresse in Echtzeit reagieren. 12.000 Filme und Serien tion ova n In Der Datensammler Marketingexperten beschreiben das nützliche Phänomen der Umsatzsteigerung durch die Auswertung von Daten schon ganz sinnlich mit dem Ausdruck „Sexy Little Numbers“, so wie in dem gleichnamigen Buch von Dimitri Maex. In der Informationstechnologie heißt es großspuriger, es gehe um „Big Data“. Bezos ist mit Amazon mittendrin. Er ist damit Teil eines großen Laborexperiments zur Entschlüsselung des menschlichen Einkaufsverhaltens geworden. Und für manche Krise im sogenannten stationären Einzelhandel mit seinen Filialen in den Fußgängerzonen der Städte hat Amazon ja auch schon gesorgt: eben ganz so, wie der Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsenplätzen das Weltfinanzsystem in eine neue Richtung treibt. Bezos ist und bleibt eben ein Mann der Daten. K verkaufte Amazon 2013 weltweit allein am „Cyber-Monday“ Anfang Dezember, dem traditionell stärksten Verkaufstag. Insgesamt waren das 36,8 Millionen Artikel. g 14 Geschäftsführer einstellte. Und Bezos war seiner Zeit mal wieder – sogar sehr – weit voraus. 426 Artikel pro Sekunde sollen drei neue Logistikzentren groß sein, die Amazon in Polen errichten will und von denen aus auch Deutschland beliefert werden soll – während in Deutschland erbitterte Streits über Arbeitsbedingungen herrschen. n ru ie bers. Sein nächstes Ziel war das Unternehmen D.E. Shaw, das ein computergestütztes Handelssystem für die Unternehmen an der Wall Street verkaufte. Damals waren zwar schon einige Computerprogramme verfügbar, die Unterschiede unter den Aktienpreisen aufspüren halfen, die an den Börsen der Welt gestellt wurden. Das machte es den sogenannten Arbitragehändlern möglich, Aktien zu kaufen und schnell wieder zu verkaufen – nach Möglichkeit mit Gewinn. Aber die Händler mussten damals die Käufe oder Verkäufe im Anschluss mehr oder weniger manuell tätigen. Das neue Computersystem von D.E. Shaw hingegen zielte darauf ab, diesen Vorgang zu automatisieren: Sobald das System eine Preisdiskrepanz entdeckte, kaufte und verkaufte es automatisch in einem Bruchteil der Zeit, die ein Mensch dafür brauchen würde. Das war so etwas wie der Einstieg in den Hochfrequenzhandel an der Börse, der inzwischen derartige Geschwindigkeiten erreicht und die Volatilität an den Finanzmärkten so erhöht hat, dass er mittlerweile den Gesetzgeber auf den Plan gerufen hat. Bezos aber war erst 26 Jahre alt, als Shaw ihn im Dezember 1990 sogleich als stellvertretenden hat der Konzern 2013 umgesetzt. Damit war der Umsatz um 22 Prozent höher als 2012. Zeitgleich wuchs der Umsatz in Deutschland um 20 Prozent von 6,47 Milliarden auf 7,81 Milliarden Euro. 13 Fußballfelder des deutschen Onlinehandels wurden 2013 allein über Amazon abgewickelt. INNOVATION MANAGEN EINE FRAGE DES ERFOLGS ovationscontrollin Inn g alle Bilder: © Amazon 74,45 Milliarden US-Dollar 25 Prozent Gestaltbare Faktoren können den Erfolg Ihrer Innovationsprojekte positiv wie online –, Arbeitskreise und Workshops an. Sie können an Top-Innovati- Carsten Knop beeinflussen. Welche das genau sind und wie Sie diese nutzen können, das onsveranstaltungen teilnehmen und von den Besten lernen – unsere Best- ist Ressorleiter „Unternehmen“ bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. können wir als RKW Ihnen sagen. Das RKW Kompetenzzentrum beschäftigt Practice-Beispiele bringen Sie auf neue Ideen. sich im Fachbereich Innovation neben dem Innovationsmanagement auch Sie wollen mehr über das RKW Kompetenzzentrum erfahren? Dann besuchen mit Innovationsförderung und dem Thema Ressourceneffizienz. Wir bieten Sie unsere Website, schauen sich zum Thema unser Innovationsportal an für kleine und mittlere Unternehmen Handlungsempfehlungen – gedruckt oder diskutieren gleich auf dem Innovationsblog mit! [email protected] IN N OVA TION S M A N A G ER | M ä r z 2 0 1 4 www.rkw-innovationsportal.de – www.rkw-kompetenzzentrum.de AU S B L I C K , S T R AT E G I S C H E R B E I R AT U N D I M P R E S S U M Themen der nächsten Ausgabe Erscheinungstermin: 17. September 2014 Blick nach Bayern Warum das Bundesland Bayern ein Innovationsmotor in Deutschland ist Klimakiller Internet Warum Green IT Potentiale und Herausforderungen zugleich offenbart Industrielle Revolution Warum die Produktion der Zukunft auf Industrie 4.0 und den Lean-Gedanken setzt Neue Jobprofile Warum Computer immer mehr Tätigkeiten übernehmen – und was das bedeutet Fokusthema: Industrie 4.0 Branchenschwerpunkt: Medizin & Pharma STRATEGISCHER BEIRAT & IMPRESSUM Herausgeber: Markus Garn, Volker Sach F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Strategischer Beirat: A.T. Kearney GmbH, Dr. Kai Engel, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V., Kompetenzzentrum, W. Axel Zehrfeld, Geschäftsführer Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Dr. Heinrich Schäperkötter, Leiter Innovations-und Wissensmanagement Redaktionsleitung, ViSdP: Daniel Schleidt [email protected] Redaktion: Sarah Bautz, Lisa König, Eva Roßner [email protected] Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Heismann, Oliver Kainz, Juliane Löffler, Frank Puscher Projektleitung | -team: F.A.Z.-Institut, Themenfeld Innovation, Saskia Feiber (verantwortlich), Jennifer Maurer Verlag: F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main Geschäftsführer: Volker Sach Mitglied der Geschäftsleitung: Markus Garn Grafische Konzeption | Layout: Giulia Schneck, F.A.Z.-Institut Vertrieb | Anzeigenkoordination: Jennifer Maurer Bezugspreis: 9,50 Euro pro Ausgabe Jahresabonnement: 30 Euro (Inland), 40 Euro (Europäisches Ausland), 20 Euro (Studententarif Inland) 4 Ausgaben (inkl. MwSt. und Versand) Erscheinungsweise: eine Ausgabe pro Quartal Internet: www.innovationsmanager-magazin.de Kontakt: Saskia Feiber, Telefon 0 69-75 91 14 86 [email protected] ISSN 1866-4423 Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zu sammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts des INNOVATIONSMANAGERs übernehmen Herausgeber, Redaktion und Verlag keine Gewähr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotografien oder Grafiken wird keine Haftung übernommen. Titelfoto: KHS GmbH Alle Rechte zur Vervielfältigung und Verbreitung in gedruckter, digitaler oder sonstiger Form sind dem Verlag vorbehalten. Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstraße 4–6 64546 Mörfelden-Walldorf Dieses Magazin wurde klimaneutral hergestellt. Der CO2-Ausstoß wurde durch Klimaschutzprojekte kompensiert. WISSENSCHAFTLICHES KURATORIUM Das wissenschaftliche Kuratorium des INNOVATIONSMANAGERs führt ausgewählte Experten zum Thema „Innovation“ aus Wissenschaft und Forschung zusammen. Das Kuratorium, das kontinuierlich ausgebaut wird, liefert Themen und Impulse für das Magazin und fördert aktiv den Austausch und Projekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Prof. Dr. Werner G. Faix Direktor, Steinbeis University Berlin Prof. Dr. Roman Boutellier Lehrstuhl für Innovations- und Technologiemanagement, ETH Zürich Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang M. Heckl Generaldirektor, Deutsches Museum München und Oskar von Miller-Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation, TU München School of Education Prof. Dr. Reiner Clement Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Schwerpunkt Innovationsökonomie, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Prof. Dr. Thomas Heimer Professur für Innovationsmanagement, Hochschule RheinMain Prof Dr. Michael Dowling Lehrstuhl für Innovations- und Technologiemanagement, Universität Regensburg Prof. Dr. Ellen Enkel Lehrstuhl für Innovationsmanagement, Dr. Manfred Bischoff Institut für Innovationsmanagement der EADS, Zeppelin University Friedrichshafen I N N O VA T ION SMA N A G E R | Juni 2014 Prof. Dietmar Harhoff Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement und Entrepreneurship, Ludwig-Maximilians-Unversität München Prof. Dr.-Ing. Stefan Hierl Fakultät Maschinenbau, Lehrgebiete Konstruktion und Innovationsmanagement, Hochschule für angewandte Wissenschaften Regensburg Prof. Dr. Kurt Matzler Lehrstuhl für Strategisches Management, Universität Innsbruck Prof. Dr. Dr. Manfred F. Moldaschl Lehrstuhl für Innovationsforschung und nachhaltiges Ressourcenmanagement, TU Chemnitz Prof. Dr. Frank T. Piller Lehrstuhl für BWL, Schwerpunkt Technologie und Innovationsmanagement, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Prof. Dr. Andreas Pinkwart Rektor sowie Inhaber des Stiftungsfonds Deutsche Bank Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship, Handelshochschule Leipzig Prof. Dr. rer. pol. Thorsten Posselt Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Innovationsökonomik, Universität Leipzig Prof. Dr. Michael Stephan Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement, Philipps-Universität Marburg Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh Lehrstuhl für Produktionssystematik, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Prof. Dr. Thomas Tiefel Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Technologie- und Innovationsmanagement, Hochschule Amberg-Weiden Prof. Dr. habil. Phil. h.c. Walther Ch. Zimmerli Präsident a.D., Brandenburgische Technische Universität Cottbus 97