Lungauer Nachrichten - Bhutan

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Lungauer Nachrichten - Bhutan
REPORTAGE
11. S EP TE MB E R 2 01 4
Lungauer Nachrichten
21
Wenn vieles
automatisch
funktioniert
Unter dem Leitgedanken Bio sind zwei Bäuerinnen
aus Bhutan aktuell in Salzburg unterwegs. Im
Lungau waren sie am Hiasnhof in Göriach zu Gast.
GÖRIACH. Schon bei der Ankunft
am Salzburger Flughafen stellten
Tashi Wangmo und Tshering
Lhaden gravierende Unterschiede zu ihrer Heimat fest. Automatische Türen, Hektik und Sauberkeit. Zuhause leben die beiden
Frauen fernab von Stress und
High-Tech auf rund 3000 Metern.
Es gibt keine Maschinen, kein Lagerhaus. Dort wird mit der Sichel
gemäht. Drei Sensen gibt es aus
einer Hilfslieferung von 1985, jedoch ohne Wetzstein. Beide Frauen sind in ihren Dörfern angesehene Bäuerinnen, produzieren
Zucchini, Tomaten, Paprika und
Kartoffel. Die beiden Bäuerinnen
haben in Form einer Studienreise
die Möglichkeit, Bio-Landwirtschaft in verschiedenen Gegenden mit unterschiedlichen Produktionsweisen für zwei Monate
im Bundesland Salzburg zu se-
hen. Im Lungau machten sie vorige Woche für die Dauer von einer
Woche Station bei Gunther Naynar am Hiasnhof in Göriach. Für
Familie Naynar sind solche Aufenthalte nichts Neues. Seit 15 Jahren sind dort im Schnitt zehn verschiedene Menschen pro Jahr aus
aller Welt zur freiwilligen Mitarbeit für Kost und Logis zu Gast.
Für die beiden bhutanischen
Bäuerinnen war es sehr wohl
Neuland. Geschirrspüler, Rasenmäher, Melkmaschine, Traktor:
Am meisten begeistert waren sie
davon, dass alles automatisch
funktioniert. Tashi und Tshering
wurden in den Arbeitsalltag am
Hiasnhof miteinbezogen. „Es
geht darum, dass sie die BioLandwirtschaft verstehen können, also im Kreislauf der Natur
arbeiten mit Einbeziehung von
technischen, jedoch nicht von
Tashi Wangmo (l.), Tshering Lhaden (r.), Kristel Josel (2. v. r.: Bhutan
Netzwerk) mit der Familie Naynar.
BILD: PERNER
Gunther Naynar gab einen Einblick in die Käseherstellung.
chemischen und unnatürlichen
Hilfsmitteln“, sagt Naynar. Arbeiten im Stall und in der Käserei
zählten zu den Aufgaben.
„Wir sind sehr froh, dass wir so
viel lernen und erfahren können.
Der Austausch vor Ort gibt uns
viele neue Einblicke in die BioLandwirtschaft“, sagen die beiden Bäuerinnen.
Ermöglicht wurde die Studienreise vom Bhutan Netzwerk in
Kooperation mit der Landwirtschaftlichen Fachschule in Bruck
an der Glocknerstraße. Seit drei
Jahren ermöglicht der private
Verein, der sich ausschließlich
BILD: PERNER
aus Spenden finanziert, Bäuerinnen die Möglichkeit zur Vernetzung. „Wir sind überzeugt, dass
die Programme im direkten Austausch vor Ort am besten funktionieren“, sagt Kristel Josel vom
Bhutan Netzwerk.
Tashi und Tshering sind jetzt
noch 14 Tage an der LFS Bruck zu
Gast, nehmen dort auch am Unterricht teil, ehe sie mit dem erlernten Wissen und den vielen
Eindrücken in ihre Heimat Bhutan zurückkehren. Im Lungau haben ihnen besonders die Umgebung, die Landschaft und die
Sauberkeit gefallen. Hannes Perner
Tashi Wangmo ist 43 Jahre alt und lebt im Ort Ura auf 3000 Meter.
BILD: BHUTAN NETZWERK

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