WIG - Gleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen, eine
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WIG - Gleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen, eine
WIG - Gleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen, eine interessante Verfahrensvariante Einleitung 2.1 Im tG tP Zeit t [s] 1 Periode = 1/f IG = Grundstrom Im = mittlere Stromstärke IP = Impulsstrom f tG tP Tastverhältnis = T = Impulsfrequenz = Grundzeit = Impulszeit tP x 100% (tG+tP) Bild 1. WIG - Impulslichtbogenschweißen, Begriffe Die Impulsfrequenzen sind im Bereich von 0,5 - 6 Hz zu wählen, da höhere Werte praktisch keinen Temperaturunterschied zwischen Impuls - und Grundniveau ergeben und somit einen ähnlichen Temperaturverlauf erzeugen, wie beim ungepulsten WIG- Schweißen. Im gleichen Zusammenhang wird ein sinnvolles Tastverhältnis mit 40- 60% angegeben [2]. Auf dieser Grundlage stellt sich die Frage, welchen Nutzen bringt das WIG- Gleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen ? Die Antwort liefert der Lichtbogen. Seine Gestalt wird durch die Überlagerung mit einer Frequenz von einigen Hertz bis 35 kHz beeinflußbar. So kontrahiert die Lichtbogensäule und nimmt Zylinderform an [3]. Als Folge steigt der Lichtbogendruck, Bild 2. Leistungsmerkmale des hochfrequenten WIGImpulslichtbogenschweißens Verfahrensprinzip Lichtbogendruck TN 2 IP Das Wolfram- Inertgasschweißen (WIG) ist eines der wichtigsten Fügeverfahren in der schweißtechnischen Fertigung. Hochwertige Schweißverbindungen, frei von Spritzern und Schlacken, qualifizieren diese Schweißtechnologie für die Mehrzahl der Metalle. Durch die vom Lichtbogen getrennte Zufuhr des Zusatzwerkstoffes gelingt es das Schmelzbad optimal zu kontrollieren. Ein Vorteil der zwar die qualitätsgerechte Ausführung der Schweißnaht sichert, aber auch eine relativ geringe Abschmelzleistung und Schweißgeschwindigkeit nach sich zieht. Mit Erhöhung der Schweißgeschwindigkeit verliert der Lichtbogen jedoch an Stabilität und die Einschweißtiefe nimmt ab. Oberhalb eines kritischen Wertes, der von den eingestellten Schweißparametern abhängig ist, wird keine durchgehende Schweißnaht mehr erreicht [1]. Aufgrund dieser Erfahrungen werden in der Praxis mehrere WIG- Schweißbrenner hintereinander kombiniert (Multikatodenbrenner) oder WIG- Doppelgasbrenner, sowie Plasmabrenner eingesetzt, um die Schweißgeschwindigkeit in automatisierten Fertigungslinien zu steigern. Nachteilig erweisen sich in diesem Zusammenhang die hohen Anforderungen an die Brennerkonstruktion und den Brennerbetrieb. Eine deutliche Zunahme der Schweißgeschwindigkeit läßt sich mit Laser- Schweißanlagen erzielen. Die sehr hohen Investitionskosten und der extrem niedrige Wirkungsgrad verhindern aber oft ihren Einsatz. Das WIG- Gleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen führt ebenfalls zu einer enormen Steigerung der Schweißgeschwindigkeit. Im Materialdickenbereich bis etwa 2 mm stellt dieses Schweißverfahren somit eine interessante und kostengünstige Alternative zum Multikatoden - und Laserschweißen dar. IG 1 Schweißstrom I [A] D. Dzelnitzki, Mündersbach Seit vielen Jahren ist das WIG- Schweißen mit pulsierendem Stromverlauf bekannt und wird vor allem bei vollmechanisierten und automatisierten Schweißprozessen angewandt. Der Schweißstrom pendelt dabei periodisch zwischen einem hohen (Impulsstrom Ip) und einem niedrigen (Grundstrom IG) Wert. In der Grundstromphase bewirkt die niedrige Temperatur eine Verringerung des Schmelzbadvolumens. Auf diese Weise wird die Wärmeeinbringung reduziert und eine optimale Schmelzbadbeherrschung sichergestellt. Natürlich ist die genaue Abstimmung der Impulsparameter (Impulsstrom Ip, Grundstrom IG, Impulsfrequenz f und Tastverhältnis T), Bild 1, auf den jeweiligen Anwendungsfall erforderlich, um den gewünschten Temperaturunterschied zwischen Hoch- und Niedrigstromphase zu gewährleisten. Dabei sollte das Verhältnis zwischen Impuls- und Grundstrom (Ip/IG) nach [2] etwa im Bereich von 1,25 - 4 eingestellt werden. © 2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH Bild 2. 1/4 Impulsfrequenz f Lichtbogendruck als Funktion der Impulsfrequenz [3], Wolframelektrode: 2,4 mm ,2% thoriert, Elektrodenanspitzwinkel: 60 °, Strommittelwerte: 50 A, Stromamplitude: 150 A, Grundstrom: 5 A, Lichtbogenlänge: 2 mm WM008800.doc; 08.00 Einschweißtiefe TN Lichtbogenlänge lLB Impulsstrom IP Bild 3. Bild 4b. Lichtbogenausbildung beim ungepulsten WIG- Schweißen [4], IS = 292 A, vS = 2,0 m/min, Schutzgas: 95% Ar + 5% H2 Veränderung der Einschweißtiefe beim WIG- Schweißen mit Impulsüberlagerung des Schweißstromes [3] 1 TN = f (IP), 2 TN = f (lLB) 10 kHz, 3 TN = f (lLB) 0 Hz 2.2 Stromquellen und Ausrüstung Während dieser Effekt bis zu einer Frequenz von etwa 5 kHz sehr stark ausgeprägt ist, wirken sich weitere Frequenzerhöhungen nur noch minimal auf die Druckzunahme des Lichtbogens aus. Neben der Impulsfrequenz verstärkt zusätzlich eine wachsende Impulsstromamplitude bei gleichem Effektivwert des Schweißstromes den Lichtbogendruck auf das Schmelzbad [3]. Damit verleihen beide Schweißparameter (Impulsfrequenz und Impulsstromamplitude) der Lichtbogensäule eine enorme Steifigkeit, die es erlaubt die Schweißgeschwindigkeiten zu steigern. Selbst bei hohen Geschwindigkeitswerten bildet sich eine zusammenhängende Schweißnaht mit guter Einschweißtiefe, Bild 3. Einen Vergleich zwischen der Lichtbogenausbildung beim ungepulsten WIG- Schweißen und dem Schweißen mit hohen Impulsfrequenzen bieten die Bilder 4a und 4b. Die Lichtbogenkontur beim ungepulsten WIGSchweißen weist Lichtbogenauswanderungen entgegengesetzt zur Schweißrichtung auf, Bild 4b. Die Form des mit 6 kHz gepulsten Lichtbogens ist symmetrisch und stärker kontrahiert, Bild 4a [4]. Eine höhere Lichtbogenstabilität ist die Folge. Für die schweißtechnische Anwendung stehen zwei Stromquellentypen zur Verfügung, die für einen maximalen Schweißstrom von 500 A bzw. 1000 A ausgelegt sind, Bild 5. Bild 5. Sie besitzen ein Inverterleistungsmodul, das sich durch einen hohen Wirkungsgrad und die Unempfindlichkeit gegenüber Netzschwankungen auszeichnet. Die Einstellung der Impulsparameter erfolgt über einen Fernsteller, Bild 6. Er befähigt das System, bis zu 8 kHz den Schweißstrom zu pulsen. Bild 4a. Lichtbogenausbildung beim HF- WIG- Impulslichtbogenschweißen [4], f = 6 kHz, IP =375 A, Im = 292 A, vS = 2,0 m/min Schutzgas: 95% Ar + 5% H2 © 2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH HF- WIG- Impulsschweißstromquelle inverter TIG 1000 DC 2/4 WM008800.doc; 08.00 Bild 6. Bild 7a. Nahtausbildung beim HF- WIG- Impulslichtbogenschweißen einer I- Naht [4], Grundwerkstoff: 1.4301, t = 2 mm, f = 6 kHz, IP = 375 A, Im = 292 A, vS = 2,4 m/min, Schutzgas: 95% Ar + 5% H2, kein Zusatz Fernsteller zum hochfrequenten WIG- Impulsstromschweißen, Bedienelemente Die Voraussetzung für optimale Stromformen (hohe, rechteckförmige Stromimpulse ) erfüllt eine Stromquelle nur dann, wenn sie über sehr gute dynamische Eigenschaften verfügt. Daraus ergibt sich allerdings die Notwendigkeit, schallschützende Maßnahmen vorzusehen, um der akustischen Lärmbelastung zu begegnen. Besondere Aufmerksamkeit muß dem Schweißbrenner geschenkt werden. Die Elektrodenspitze soll eine geringe Oberflächenrauhigkeit aufweisen, um lange Standzeiten bei der hohen Strombelastung zu erzielen. Die Ausrüstung des wassergekühlten Brenners mit einer Gaslinse ist anzuraten. 3 Praktische Erfahrungen und Perspektiven Bild 7b. Nahtausbildung beim ungepulsten WIG- Schweißen einer I- Naht [4], Grundwerkstoff: 1.4301, t = 2 mm, IS = 292 A, vS = 1,6 m/min, Schutzgas: 95% Ar + 5% H2, kein Zusatz Die Anwendungsgebiete des hochfrequenten WIG- Impulslichtbogenschweißens liegen sowohl in kontinuierlich fertigenden Schweißautomationen von Halbzeugen z.B. Rohren, Profilen, Folien und Bändern, als auch in der Teilefertigung (z.B. Abgasrohre, Faltenbälge oder Formstücke). Schweißgeeignete Werkstoffe stellen z.B. niedrig - und hochlegierte Stähle, Nickelbasislegierungen, Kupferund Titanlegierungen und Aluminiumbasislegierungen dar. Diese unterschiedlichen Werkstoffe erfordern beim Schweißen eine genaue Auswahl des Schutzgases, denn die Höhe des Wärmestroms eines Lichtbogens wird durch die Schutzgasart und ihre prozentuale Zusammensetzung bestimmt [3]. Gute Erfahrungen wurden neben Argon / WasserstoffGemischen (95% Ar / 5% H2), auch mit Argon / HeliumGemischen (50% Ar / 50% He) gemacht. Praktische Schweißversuche sind vor allem an Stumpfnähten durchgeführt worden, Bild 7 a und 7b [4]. Die Materialdicke betrug 2 mm. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede in der Schweißnahtausbildung. Während sich beim Impulslichtbogenschweißen mit 6 kHz, Bild 7a, ein konzentrierter Einbrand ausbildete, war im Makroschliff, Bild 7b, einer ungepulsten Schweißung die typische WIG- Einbrandform erkennbar. © 2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH Der Unterschied zwischen beiden Schweißverfahren ist die erreichte Schweißgeschwindigkeit. Die Impulsüberlagerung erbrachte eine 50%- ige Steigerung bei identischen Randbedingungen. Trotz gleicher mittlerer Stromstärke von 292 A mußte die Schweißgeschwindigkeit im ungepulsten Betrieb von 2,4 m/min auf 1,6 m/min abgesenkt werden, um ebenfalls eine komplette Durchschweißung zu erzielen. Eine weitere Anwendung des hochfrequenten WIGImpulslichtbogenschweißens am Rohr gleicher Materialdicke erbrachte sogar eine Schweißgeschwindigkeit von 2,7 m/min, Bild 8. 3/4 WM008800.doc; 08.00 Schrifttum: [1] Bild 8. Nahtausbildung beim HF- WIG- Impulslichtbogenschweißen am Rohr Grundwerkstoff: 1.4301, t = 2 mm, vS = 2,7 m/min, Schutzgas: 95% Ar + 5% H2, kein Zusatz Zur erfolgreichen Umsetzung einer solchen Technologie gehört im hohen Maße die Verflechtung von Stromquellentechnik einerseits und Verfahrenstechnik andererseits. Die Erhöhung der Einschweißtiefe bei gleicher Schweißgeschwindigkeit bzw. eine höhere Schweißgeschwindigkeit bei vorgegebener Nahtdicke eröffnen dem WIGGleichstromschweißen mit hochfrequenten Impulsen einen Anwendungsbereich der bisher nur Multikatoden oder Lasersystemen zugetraut wurde. Die großen Vorteile beim Einsatz dieses Schweißverfahrens liegen vor allem in seinem bedeutend geringerem Investitionsaufwand und der Energieeinsparung, gegenüber den vorher benannten Systemen. © 2000 EWM HIGHTEC WELDING GmbH 4/4 Cui, H. u.a.: Laserinduziertes Fokussieren des Lichtbogens. DVS- Berichte, Band 146, S. 139-143 WIG- [2] Killing, U.: Geeignete Parameter für das WIG- Impulslichtbogenschweißen. Jahrbuch Schweißtechnik `94, Deutscher Verlag für Schweißtechnik DVS- Verlag GmbH, Düsseldorf, 1993, S. 108 - 114 [3] Schellhase, M.: Der Schweißlichtbogen - ein technologisches Werkzeug. Fachbuchreihe Schweißtechnik, Band 84, Deutscher Verlag für Schweißtechnik (DVS) GmbH, Düsseldorf, 1985, S.86, 97-99 [4] Müller, S.: Untersuchungen zum Hochfrequenz-WIGImpulslichtbogenschweißen. Bericht der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Fellbach (1997). WM008800.doc; 08.00