HAUS DER KUNST MATTHEW BARNEY: RIVER OF FUNDAMENT
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HAUS DER KUNST MATTHEW BARNEY: RIVER OF FUNDAMENT
HAUS DER KUNST MATTHEW BARNEY: RIVER OF FUNDAMENT GESPRÄCH MIT ANNA SCHNEIDER Haus der Kunst Das Haus der Kunst ist ein führendes Zentrum für zeitgenössische Kunst. Das Museum ohne eigene Sammlung ist interdisziplinär ausgerichtet. Im Mittelpunkt stehen Ausstellungen, Recherche, Forschung und Wissensvermittlung. Durch sein Programm soll unterstrichen werden, dass die Entwicklungslinien der zeitgenössischen Kunst global und vielschichtig verlaufen. Es zeigt unterschiedliche Standpunkte der zeitgenössischen Kunst und arbeitet mit vielen Künstlern, Kulturschaffenden und Wissenschaftlern zusammen (u.a. Patti Smith, Christoph Schlingensief, Zaha Hadid, Ai Weiwei). Häufig setzten sich Künstler kritisch mit den Räumen und der Geschichte des Gebäudes auseinander. Das „Haus der Deutschen Kunst“ wurde als erster Monumentalbau des „Dritten Reiches“ von Paul Ludwig Troost geplant und 1937 von Adolf Hitler eröffnet. Danach fungierte es sieben Jahre als Ausstellungsort für die „Große Deutsche Kunst-ausstellung“. Seit Ende der 1940er-Jahre entwickelte sich das Haus der Kunst zu einem international renommierten Ausstellungshaus. Seit 2011 zeigt das Haus der Kunst in den Räumen seines ehemaligen Luftschutzkellers Film- und Medienkunst aus der umfangreichen Sammlung von Ingvild Goetz. Die Ausstellungen wechseln etwa halbjährlich und setzen unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Okwui Enwezor 1963 1983 Seit 1993 1996 1997 2002 2011 Seit 2011 2013 – 2015 geboren in Kalaba, Nigeria Studium der Literatur und Politikwissenschaft in New York Gründer und Mitherausgeber des auf afrikanische Kunst spezialisierten Magazins Nka: Journal of Contemporary African Art wurde er bekannt mit der Ausstellung In/sight African Photographers, 1940 -Present im Guggenheim Museum, NYC künstl. Leiter der 2. Biennale Johannesburg erster außereuropäischer Leiter der Documenta 11 Besondere Neuerung war der Aufbau der Documenta aus fünf (Diskussions-) Plattformen: „Demokratie als unvolledeter Prozess“ in Wien und Berlin, „Experimente mit der Wahrheit“ in Indien, „Créolité und Kreolisierung“ in St. Luca, „Unter Belagerung“ in Lagos. Erst Plattform fünf war die eigentliche Documenta in Kassel. Kurator des „transnationalen und multidisziplinären“ Festivals Meeting Points 6 in neun arabischen und europäischen Städten Direktor vom Haus der Kunst München Unter dem Stichwort „Begegnung und Austausch“ kündigte er an, „das Haus elastischer (zu) machen“. Er wolle das Museum nicht mit Objekten und Materialien füllen, schon gar nicht mit monographischen Ausstellungen. Hingegen bevorzuge er Ideen, Fragen und Vorschläge. künstl. Leiter der 56. Biennale Venedig Anna Schneider 2009 Master im Fach Exhibition & Museum Studies am San Francisco Art Institute Forschungsinteressen: interdisziplinäre Zusammenhängen von Gegenwartskunst; kulturelle Phänomene unter Berücksichtigung historischer, ökonomischer und politischer Kontexte Assistenzkuratorin von Okwui Enwezor am Haus der Kunst betreute Ausstellungen: ECM – Eine kulturelle Archäologie, Kendell Geers 1988-2012, Aufstieg und Fall der Apartheid und Paper Wright. 2013 kuratierte sie das Festival of Independence am HdK Matthew Barney 1967 geboren in San Francisco spielte während der Highschool und des Studiums Football 1989 Abschluss B.A. von der Yale University verbindet skulpturale Installationen mit Performance Kunst und Video erkundet sportliche Rigorosität mit einem erotischen Unterton um die Grenzen des Körpers und der Sexualität zu erforschen seine Erkundungen ergründen basierend auf seinem athletischem Hintergrund den Wachstum des Menschen (und Körpers) durch Einschränkungen verwendete Materialien sind oft eingebettet in oder überzogen mit Substanzen wie Wachs, Tapioca und Petroleum Barney lebt in Brooklyn, New York mit seiner Frau der Sängerin Björk mit der er eine gemeinsame Tochter hat. WERKE Cremaster Cycle 1994 bis 2002 (Ausgangspunkt dieser Filme ist der Musculus cremaster, welches u.a. die testikulare Kontraktion durch externe Stimulation steuert 1987 begann er seine fortwährende ,Drawing Restraint‘ Serie (erforscht wie Muskeln sich entwickeln bei zunehmendem Widerstand) AUSSTELLUNGEN/ PREISE 1991 Soloausstellung im Alter von 24 Jahren im San Francisco Museum of Modern Art 1995/1996 organisiert vom Boymans Van Beuningen Museum, Rotterdam eine Soloausstellung mit Europatour 1992 Documenta 9 1993 und 1995 Biennale Ausstellung am Whitney Museum of American Art, NY 48ste Biennale in Venedig für den er den Europa 2000 Preis erhielt 1996 Hugo Boss Prize des Guggenheim Museums 1999 Skowhegan Medal for Combined Media 2000 James D. Phelan Art Award für Video von der Bay Area Video Coalition 2001 Glen Dimplex Artists Award des Irish Museum of Modern Art SOLOAUSSTELLUNGEN 2003 Astrup Fearnley Museet for Moderne Kunst in Oslo 2003 Living Art Museum, Reykjavik 2005 21st Century Museum for Contemporary Art, Kanazawa 2007 Sammlung Goetz, München 2008 Fondazione Merz, Turin GRUPPENAUSSTELLUNG 2002 Moving Pictures am Guggenheim Museum, NY und Guggenheim, Bilbao 2003 Venedig Biennale 2005 Quartet: Barney, Gober, Levine und Walker am Walker Art Center in Mineapolis 2006 mit Joseph Beuys am deutschen Guggenheim in Berlin River of Fundament - Film Europapremiere in der Bayerischen Staatsoper Norman Mailers Roman „Ancient Evenings“ als Vorlage Wie auch im Roman spielt die Geschichte mit der Symbolik der ägyptischen Mythologie Ähnlichkeit zur Oper durch Gesangseinlagen, Überlänge, Gliederung in drei Akte; der Film entstand in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Jonathan Bepler 3 Live–Performances (REN, KHU, HA) in je einem Akt Kombination aus dem „dokumentarischen“ Filmmaterial der Live–Performances und dem narrativen Stoff, der von Mailers Roman inspiriert ist Entstehungszeit: 7 Jahre Dauer des Films: 6 Stunden (längste bisherige Aufführung in der Staatsoper) Zusammenfassung der Handlung: Barney inszeniert eine epische Geschichte, die um die Themen Tod, Wiedergeburt und Transzendenz kreist. Als Schauplatz wählt er die drei großen amerikanischen Industriestädte Los Angeles, Detroit und New York. Im Roman will der Protagonist, ein ägyptischer Edelmann namens Menenhetet, zum Pharao aufsteigen und wird auf seiner spirituellen Reise dreimal wiedergeboren. Im Film stellt der Schriftsteller selbst, Norman Mailer, den Protagonisten dar und strebt nach einer höheren Anerkennung in der amerikanischen Literaturgeschichte. Statt am Menschen lässt Barney den Prozess der Wiedergeburt jedoch an einem Automobil stattfinden. Im Lauf der Geschichte entstehen so drei Generationen von amerikanischen Automodellen, wobei ein Chrysler–Modell den Anfang bildet. Die Verwandlung der beseelten Autos vollzieht sich im Zuge der drei Live–Performances. River of Fundament – Ausstellung 14 monumentale Skulpturen, die im Lauf des Films entstanden sind ca. 60 Zeichnungen, Fotos, Storyboards und Vitrinen mit Objekten. Sie dokumentieren die Entwicklung des Films, aber stellen z.T. auch eigenständige Kunstwerke dar. Im Zentrum der Ausstellung soll die Skulptur „Djed“ stehen, die während der zweiten Performance KHU entstand. Sie wiegt ca. 25 Tonnen. Bruch in Barneys Schaffen durch die verwendeten Materialen, die nicht wie sonst für sein Werk üblich synthetisch sind, sondern natürlich (Eisen, Bronze, Blei, Kupfer, Schwefel, Salz etc.) Gesamtkunstwerk Ist ein Kunst-Konzept. Somit ist es grenz- und gattungsüberschreitend (man könnte heute vielleicht auch von, Intermedialität‘ sprechen [?]). Die Verflechtung und Zusammenstellung der gewählten Werk-Elemente ,passiert‘ nicht willkürlich, sondern folgt einer einheitlichen Idee des Kunstschaffenden. Des Weiteren ergänzen sich die einzelnen Elemente notwendig miteinander - jedes Bestandteil des Werks ist somit unabdingbar für das Gesamtkonzept. Der Künstler betont mit seinem Erschaffen eines Gesamtkunstwerks sein Können und Genie (hierzu: Die Idee eines Gesamtkunstwerks bestimmte vermehrt den Kunstdiskurs im 19. Jahrhundert. Besonders wichtig hierbei ist, dass der Schöpfer eines solchen Werks mit einer ,gottesgleichen Gabe‘ gesegnet zu sein scheint. Er hat die Macht in die Natur der Dinge einzugreifen und sie zu formen. Dies erinnert auch stark an die einstigen ,Über-Künstler‘ der Renaissance wie Michelangelo Buonarroti, Leonardo da Vinci und Raffael.). Richard Wagner (1813 - 1883) verfolgte beispielsweise das Konzept eines Gesamtkunstwerk im Bereich der Oper. Aktuellere Beispiele für Gesamtkunstwerke sind u. a. der ,Merzbau‘ (um 1923) von Kurt Schwitters oder aber Antoni Gaudís Kathedrale ,Sagrada Família‘ in Barcelona, welche seit 1882 gebaut wird (voraussichtliche Fertigstellung: 2026). In Bezug auf Matthew Barneys ,River of Fundament‘ titelt beispielsweise br.de: „Matthew Barney zeigt sein rätselhaftes Gesamtkunstwerk“. Außerdem hebt das Onlineformat des Bayerischer Rundfunks dabei noch einmal hervor, dass „[…] Arbeiten aus sieben Jahren gezeigt werden, die sich um Tod, Wiedergeburt, Transzendenz und Transformation drehen […]“ würden. Der Begriff umfasst ein (Kunst-)Werk, welches aus verschiedenen Elementen und Medien wie u. a. Malerei, Skulptur, Architektur, Fotografie, Installation, Musik, Tanz, Dichtung, Schauspiel, ... besteht und diese Elemente auch miteinander vereint. Es kann/soll die verschiedenen Sinne des Rezipienten zugleich ansprechen. Das Gesamtkunstwerk wird meist über einen längeren Zeitraum geschaffen. Mit dem Werk soll eine Form der ästhetischen Einheit repräsentiert werden. Außerdem stellt das Gesamtkunstwerk ein Streben nach Vollkommenheit (der Künste) dar und ist somit (fast immer) mit einem menschlichen Wunsch und Blick in die Zukunft zu deuten. Auswahl weiterführender Links http://www.hausderkunst.de/agenda/detail/matthew-barney/ http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41608 http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/programmkalender/sendung-505308.html http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/video-kunstwerk-river-of-fundament-eure-wiedergeburt-geht-nach-hinten-los-12851174.html http://www.theparisreview.org/blog/2014/02/12/river-of-fundament/ Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Kunstgeschichte Sommersemester 2014 Übung: Auf Arbeit 04. Ausstellungsmachen Dozent: Christian Hartard Referentinnen: Sophia Gilmore, Alice Michalowski, Julia Strauß, Pia Wiesner Sophie Pischel