Hautpflege: Hässliche Narben müssen nicht sein

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Hautpflege: Hässliche Narben müssen nicht sein
Erschienen in: Medizinischer Pressedienst Medical Mirror, Ausgabe Nr. 15/2005
Hautpflege: Hässliche Narben müssen nicht sein
Als unliebsames Andenken an eine Verletzung bleibt häufig eine Narbe zurück. Ist diese klein
und unscheinbar, stellt das in der Regel für den Betroffenen kein Problem dar. Großflächige
oder gut sichtbare Narben werden jedoch oft zum echten Leidensfaktor. Mit frühzeitiger
Pflege lässt sich viel gegen hässliche Narbenbildung tun.
Am sinnvollsten ist eine Narbenpflege das erste halbe Jahr über. In dieser Zeit verläuft die
Wundheilung am intensivsten. „Frühester Beginn mit der Narbenbehandlung ist nach dem
Fädenziehen“, betont die Hamburger Physiotherapeutin Gabi Milkereit. Die Narbe muss
vollständig geschlossen, Schorf komplett abgeheilt sein. Milkereit empfiehlt zur Narbenpflege
leichte Ausstreichungen der Haut und sanftes Einmassieren von Ringelblumensalbe oder
Melkfett. Leichte Klopfungen auf der Haut beruhigen die Hautspannung. Spezielle SilikonPräparate (Folie, Gel) oder Narben-Pflaster aus der Apotheke haben sich bei
Operationsnarben oder kleineren Verletzungen bewährt. Regelmäßig angewendet tragen sie
dazu bei, dass die Narbe weicher und glatter wird. „Juckt die Narbe, ist das ein Zeichen dafür,
dass Nerven und Gewebe wieder zusammenwachsen“, erklärt die Physiotherapeutin. Etwas
Kratzen ist laut Milkereit erlaubt. „Das durchblutet und fördert den Heilungsprozess.“
Narben sind anfangs rot-bläulich gefärbt. Erst mit der Zeit verblassen sie. Dieser Prozess kann
bis zu zwei Jahre dauern. Setzen Sie frische Narben etwa ein halbes Jahr lang keinen starken
Temperaturreizen (UV-Einstrahlung, Sauna, Solarium) aus. Beim Sonnenbaden am besten
einen Sunblocker benutzen. Bei manchen Narben, z.B. nach einer Bauch-Operation, können
sich innere Gewebeverwachsungen und Verhärtungen ausbilden. Friktions-Massagen beugen
vor: Dafür die Narbe in die Hand nehmen und etwa um zwei Zentimeter gegen den Strich
dehnen. Mehrmals zu beiden Seiten wiederholen. Beginn: Etwa vier Wochen nach der OP.
Durch Verbrennung oder Verbrühung vernarbte Haut hat die Fähigkeit verloren, ihren Fettund Feuchtigkeitsgehalt selbst zu regulieren. Zum Ausgleich mehrmals täglich mit einer
fetthaltigen Salbe eincremen. Um problematische Narbenbildungen wie eingesunkene Narben
(z.B. Akne, Windpocken) oder wucherndes Narbengewebe nachhaltig zu verbessern, ist eine
gezielte kosmetische und/oder ärztliche Behandlung notwendig.
Was bei der Narbenpflege sonst noch beachtet werden sollte:
• Narbe nicht zu früh belasten (Sport nach sechs bis acht Wochen), sie kann sonst reißen.
Gilt besonders für Gelenknarben.
• Scheuernde Kleidungsstücke oder harte Schuhränder über narbig veränderter Haut
vermeiden. Es kann zu Reizungen und Hautrötungen kommen.
• Bei ersten Anzeichen von Verhärtung, Taubheitsgefühl, Ziehen oder
Gewebewucherungen im Narbenbereich den Arzt aufsuchen.
• Nikotinkonsum einschränken. Rauchen behindert Wundheilung; ebenso: Übergewicht.
• Kurzfristige Abdeckung von glatten Narben an exponierten Stellen ist durch ein spezielles
Make-up (Camouflage) möglich.
• Narbenschmerzen lassen meist mit zunehmender Wundheilung nach. Wenn nicht, den
Arzt ansprechen. Abhilfe schafft oft Akupunktur.
Grundsätzlich wird eine nachträgliche Narbenbehandlung aus rein kosmetischen Gründen nicht von den
Krankenkassen bezahlt. Anders, wenn bei der Narbenbildung Komplikationen entstehen (z.B. nach einer
Operation). Dann werden die Kosten für eine Behandlung (z.B. durch einen Physiotherapeuten) übernommen.
Entscheidend ist jedoch die Indikation des Arztes.
Verfasserin: Anke Mirsch