Unsere Region in ihrer Vielfalt Heppenheimer Festspiele seit 33

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Unsere Region in ihrer Vielfalt Heppenheimer Festspiele seit 33
Unsere Region in ihrer Vielfalt
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■ Fast jeden Tag eine
Veranstaltung für Kulturfans
Kunst und Kultur haben an der Bergstraße einen hohen
Stellenwert. Zwar ist es zu den Zentren wie Mannheim,
Darmstadt oder Frankfurt mit ihren Theatern und Museen
nicht weit – doch die Bergsträßer haben überhaupt keinen
Grund, in die Ferne zu schweifen. Alleine in Bensheim wird
für Kulturfans fast jeden Tag eine Veranstaltung geboten –
sei es Theater, eine Lesung oder ein Konzert. Das Spektrum ist breit und von hoher Qualität. „Für eine Stadt wie
Bensheim ist die Kulturszene fast zu groß“, sagt Berthold
Mäurer, Leiter des Kulturbüros. Die gesamte Bergstraße
präsentiert sich in Sachen Kultur als quirlige und lebendige Region. Und gäbe es – analog zur Kulturhauptstadt –
auch einen Kultur-Landkreis, dann hätte die Bergstraße
bestimmt beste Chancen auf einen solchen Titel.
Heppenheimer Festspiele
seit 33 Jahren ein Markenartikel
Als Privattheater von Hans Richter gegründet, reicht das Renommee der Veranstaltung heute weit über Hessen hinaus
E
Kulturelles Aushängeschild
der Region dank erstklassiger Besetzungslisten
in Hauch von Salzburg oder
Bayreuth. Einmal im Jahr weht
er durch Heppenheim, wenn
dort im Hochsommer für gut
vier Wochen die Festspiele tausende Besucher von nah und
fern in die Kreisstadt locken.
IN DIESEM JAHR wird sich zum 34. Mal
der Vorhang der Festspiele heben – dem
Ehepaar Hans und Ingeborg Richter sei
Dank, das im Jahr 1974 das Kultur-Highlight als Privattheater aus der Taufe hob.
Mittlerweile ist der bekannte Schauspieler
und Regisseur Richter 88 Jahre alt. Ungezählte Male hat er Regie geführt, die
Schauspieler engagiert und selbst auf der
Bühne gestanden. Vor 15 Jahren übergab
Hans Richter Leitung und Intendanz an
seinen Sohn Thomas, der seither die Geschäfte in gewohnter Manier weiterführt.
Ihre Premiere feierten die Festspiele auf
den Stufen vor dem „Dom der Bergstraße“
mit dem „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal. Das „Spiel vom Sterben des
reichen Mannes“ ist untrennbar mit den
Heppenheimer Festspielen verbunden –
und wird regelmäßig zu Jubiläen wieder
aufgeführt.
Der Kurmainzer Amtshof wurde als zweite
– und immer noch aktuelle – Spielstätte
auserkoren. Dort sitzen die Zuschauer, umgeben von historischem Gemäuer, an Tischen und trinken Bergsträßer Wein. Nicht
zuletzt macht auch dies die besondere Atmosphäre der Festspiele aus. Wie geschaffen ist der Hof für Lustspiele in der Tradition des englischen Shakespeare-Theaters,
der italienischen Commedia dell’Arte oder
spanischer Mantel- und Degenstücke. In
diesem Jahr stehen zwei französische Komödien auf dem Festspiel-Programm, das
am 18. Juli beginnt: Molières Klassiker
„Tartuffe“ sowie „Der Damenschneider“
von Georges Feydeau.
Keine Frage, die Heppenheimer Festspiele
sind ein kulturelles Aushängeschild der
Region – mit Strahlkraft weit über Hessens
Grenzen hinaus. Insgesamt mehr als
900 000 Besucher haben die über 60 Inszenierungen verfolgt. Dass Feuilletonisten
von überregionalen Zeitungen und Agen-
turen zu den Premieren nach Heppenheim
reisen, ist längst zur Normalität geworden.
AUCH WENN DIE ANFANGSJAHRE zunächst argwöhnisch beäugt wurden: Erstklassige Besetzungen und Hans Richters
unverwechselbare Regie haben auch Skeptiker schnell überzeugt. Die Besetzungslisten heute und damals lesen sich wie ein
„Who’s who“ deutscher Schauspieler: Anfang der 80er Jahre glänzte Günter Strack
als „Volpone“, Peter Bongartz und Rüdiger
Joswig gaben in späteren Jahren den „Jedermann“. Auch Klaus Wildbolz, Harald
Dietl oder Fritz Muliar waren dabei. Ebenso wie Christine Kaufmann, Anja Kruse
oder Inge Rassaerts – um nur wenige der
vielen bekannten Namen zu nennen.
Ein Schauspieler der ersten Stunde war
Nikolaus Schilling. Er war bereits bei der
ersten Inszenierung 1974 mit von der Partie. Und auch in diesem Jahr wird er wieder
auf der Bühne stehen – gemeinsam mit dem
Lokalmatadoren Walter Renneisen, der neben Schilling zu den Heppenheimer Publikumslieblingen zählt. Barbara Cimander
Fernsehschauspieler in Heppenheim: Peter Bongartz, Rüdiger Joswig, Christine
Kaufmann, Günter Strack (von oben).
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Stars von Weltruhm
zu Gast in Bensheim
„Klein, aber fein“: Unter diesem Motto stehen die
Internationalen Sommerfestspiele Auerbach
ANSPRUCHSVOLLE SPIELPLÄNE und ein themengebundenes
Programmprofil – dafür stehen die Internationalen Sommerfestspiele Auerbach nun schon seit 16 Jahren. 1991 hat Klaus P. Becker die Festspiele als Sommer-Theater auf Schloss Auerbach gegründet und dazu beigetragen, die Schlossruine aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Zehn Jahre nach dem Start hat Becker die Spielstätte gewechselt. Von den Rittern ging's zu den Fürsten – von der Schlossruine
zum Staatspark Fürstenlager. Im Gesundbrunnen der ehemaligen
Sommerresidenz des Hauses Hessen-Darmstadt traf er eine hervorragende Akustik an. Zudem weitete Becker die Spielzeit aus
und bietet seither im Frühjahr und Herbst zusätzliche Veranstaltungen im Parktheater an.
Becker, 1953 in Bensheim geboren, hat zwölf Jahre als Regieassistent und Schauspieler am Staatstheater Darmstadt gearbeitet.
Die Festspiele leitet er seit ihrer Gründung quasi als Ein-MannBetrieb. Der Spielplan, in dessen Mittelpunkt heute Konzerte mit
dem Schwerpunkt Weltmusik stehen, wird jedes Jahr sorgfältig
durchdacht und durchkomponiert – von Beliebigkeit keine Spur.
Becker sieht sich mit seinen Veranstaltungen als ausgesprochenen
Nischenanbieter, der aus dem „inflationären Reigen“ der Sommer-, Burg- und Schlossfestspiele heraussticht. „Klein, aber fein“,
so lautet sein Motto.
85 Prozent der Festspiel-Besucher reisen
aus ganz Deutschland nach Auerbach
DER ERFOLG GIBT IHM ABSOLUT RECHT. Die Internationalen Festspiele sind zu einem kulturellen Anziehungspunkt geworden, der Besucher aus ganz Deutschland an die Bergstraße lockt.
Ein treues Stammpublikum mit rund 13000 registrierten Adressen
hat Becker mittlerweile gewonnen. 85 Prozent der Besucher kommen von außerhalb nach Auerbach: Der Radius in Deutschland
reicht von Itzehoe bis München.
Seine Künstler wählt Becker nach thematischen Schwerpunkten aus, die jedes Jahr den Rahmen der Sommerfestspiele bilden.
„Kontinente, Kulturen, Kontraste“, lautet er in diesem Jahr. Im
Zentrum stehen Asien und Lateinamerika. Den Auftakt macht am
1. Juli die Gruppe „The Shin“ aus Georgien, die im vergangenen
Jahr international für Aufsehen sorgte.
Bis zum 18. August sind in der Sommerspielzeit Musiker aus Tibet und Italien, aus Südamerika und der Mongolei in Bensheim zu
Gast. Charakteristisch für die Festspiele ist die ausgewogene Mischung aus Stars von Weltruhm und unbekannten Newcomern.
Künstler aus aller Welt haben schon in Auerbach auf der Bühne
gestanden, darunter absolute Koryphäen der Musikszene – ganz
gleich ob Klezmer oder Klassik, Jazz oder Blues. Unsere Bilder
zeigen den Schauspieler Walter Renneisen (oben links) und die
Band von Jazz-Legende Hazy Osterwald (oben Mitte).
cim

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