Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule
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Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule
SVSS-Multiplikatorenkurs Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Beitrag zur Qualitätsentwicklung durch systematische Schulung der motorischen Grundfertigkeiten Projektpartner: bfu.ch November 2007 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Einleitung: Bewegung und Sport gelten zu Recht als unverzichtbare Bestandteile der Erziehung des Kindes. Im Vorschulalter haben Bewegungserziehung, Turnen und Sport vor allem das Ziel, der natürlichen Lebensfreude des Kindes Raum zu geben und so das Wohlbefinden und die motorischen Fähigkeiten zu stärken, die eine gesunde Entwicklung gewährleisten. Allerdings hat gerade in der frühen Kindheit die Förderung der motorischen Fertigkeiten eine Bedeutung, die weit über die körperliche Gesundheit hinausreicht und die Gesamtentwicklung des Kindes betrifft, und zwar Aspekte der emotionalen, geistigen und sozialen Entwicklung. Funktionen der Bewegung für die Entwicklung von Kindern: personale Funktion: soziale Funktion: Den eigenen Körper und damit sich selber kennen lernen; sich mit den körperlichen Fähigkeiten auseinandersetzen und ein Bild von sich selber entwickeln. Mit Anderen gemeinsam etwas tun, mit- und gegeneinander spielen, sich mit Anderen absprechen, nachgeben und sich durchsetzen. produktive Funktion: Selber etwas schaffen, herstellen, mit dem eigenen Körper etwas hervorbringen (z.B. eine Bewegungsfertigkeit wie auf Händen stehen oder einen Ball auf ein Ziel werfen). expressive Funktion: Gefühle und Empfindungen in Bewegung ausdrücken, körperlich ausleben und ggf. verarbeiten. impressive Funktion: Gefühle wie Lust, Freude, Erschöpfung und Energie empfinden, durch Bewegung spüren. explorative Funktion: Die Dinge und räumliche Umwelt kennen lernen und sie sich erschliessen, sich mit Objekten und Geräten auseinander setzen und ihre Eigenschaften erkunden, sich den Umweltanforderungen anpassen bzw. sich eine Situation passend machen. komperative Funktion: Sich mit anderen vergleichen, sich miteinander messen, wetteifern und dabei sowohl Siege verarbeiten als auch Niederlagen ertragen lernen. adaptive Funktion: Belastungen ertragen, die körperlichen Grenzen kennen lernen und die Leistungsfähigkeit steigern, sich selbst gesetzten und von aussen gestellten Anforderungen anpassen. nach Renate Zimmer, 2004 Der Förderung der körperlichen Gesundheit und Leistungsfähigkeit kommt in den letzten Jahren eine besondere Bedeutung zu, gerade auch im Kindergarten. Experten beklagen, dass sich die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder gegenüber früher deutlich verschlechtert hat. So werden bei einem erheblichen Anteil der eingeschulten Kinder Haltungsschwächen und Defizite im Ausdauerbereich festgestellt. Ausserdem leiden immer mehr Kinder unter einer 2 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule gestörten Körperkoordination, d.h. bei ihnen ist das notwendige Zusammenwirken verschiedener Muskeln bei Bewegungsabläufen gestört bzw. nicht altersgemäss ausgebildet. Das Kleinhirn - Fertigkeitsspeicher für Sportbewegungen Die Fähigkeit, zielgerichtete Bewegungen situationsangemessen zu koordinieren, ist das Ergebnis von (sensomotorischen) Lernprozessen. "Sehr vereinfachend skizziert wird aus psychologischer Sicht eine Bewegungsaufgabe gelöst, indem nach Wahrnehmung einer zur Bewegung auffordernden Situation und den damit verbundenen Motivationsprozessen eine Bewegungshandlung erfolgt. Dabei hängt vor allem bei schnellen Bewegungen der Handlungserfolg davon ab, inwieweit Teile einer Bewegungsfolge ohne Beteiligung des Bewusstseins - gewissermaßen automatisch - ablaufen können. Demnach müssen zur Lösung sportlicher Aufgaben Bewegungsautomatismen (Fertigkeiten) verfügbar sein, deren Programme im "Unterbewusstsein" verankert sind. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass Programme für schnelle Bewegungen im Kleinhirn gespeichert werden. Das Kleinhirn ist ein Organ, das in viele Rückmeldungssysteme eingebaut ist und dadurch die sensomotorischen Programme kontrollieren kann. Bei Versuchen, neue Bewegungstechniken zu erlernen, laufen aus den dem Kleinhirn übergeordneten motorischen Zentren des Grosshirns Impulse zu den Motoneuronen im Rückenmark, um die geplante Bewegung auszulösen. Die Bewegungsausführung wird dem Kleinhirn über die Kanäle der Sinnesorgane rückgemeldet und falls Programmierungsfehler vorhanden sind, greift das Kleinhirn ein, um die Leistung zu verbessern. Dieser Mechanismus kommt aber bei schnellen Bewegungen zu spät und reicht nicht aus, um die Kleinhirnfunktion bei schnellen und exakten Bewegungen zu erklären... Bei der Koordination schneller, zielgerichteter Bewegungen ist das Kleinhirn bereits an der Programmierung beteiligt, wozu es durch die während der Lernund Übungsprozesse gespeicherten Erfahrungen befähigt ist. Bei gekonnten Bewegungen entladen sich schon vor Beginn der Bewegung Kleinhirn-Neurone und beteiligen sich an der Modellierung des Endprogramms. Wenn also im Großhirn der Entschluss zur Bewegungsausführung entstanden ist, existiert ein äußerst rascher und zuverlässiger Informationswechsel zwischen Grosshirn und Kleinhirn. Das Grosshirn kann keine Aktion in Gang setzen, ohne dass das Kleinhirn sofort darüber Bescheid weiss. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass das Grosshirn das Kommandozentrum ist, aber alle Instruktionen, die es zu den Motoneuronen des Rückenmarks feuert, werden unmittelbar in die gesamte Computermaschinerie der Kleinhirnrinde eingegeben. Es wird angenommen, dass der Input in der Kleinhirnrinde unter Einsatz ihrer Gedächtnisspeicher verarbeitet wird und nach weiterer Verarbeitung in den Kleinhirnkernen zur gleichen motorischen Region des Grosshirns zurückgegeben wird" (Eccles 1979, 168). Von Neurophysiologen wird heute allgemein akzeptiert, dass intensive neuronale Aktivitäten Spuren im ZNS hinterlassen, die sich zunächst in sog. dynamischen Engrammen niederschlagen. Darunter versteht man eine neuronale Organisation im Gehirn, die auf einer spezifischen Musterbildung von Impulsübertragungen beruht, bis zu Stunden bestehen bleibt und nur kraft dieses anhaltenden strukturierten Vorgangs existiert. 3 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Es wird davon ausgegangen, dass die an der Impulsmusterbildung beteiligten Synapsen in der dynamischen Engrammzeit für Folgereize besonders empfänglich sind. Für das Erlernen sporttechnischer Bewegungsfertigkeiten ist es wichtig, dass zur Stabilisierung eines als richtig bewerteten und damit speicherungswürdigen Bewegungsmusters der nächste Versuch erfolgt, bevor das dynamische Engramm erloschen ist. Dann nämlich "schleift" sich das Nervenimpulsmuster durch überdauernde Veränderungen der beteiligten Synapsen ein und wird zum bleibenden Engramm, psychologisch ausgedrückt: zum motorischen Gedächtnisbesitz." (Martin u.a. S.68) Ablauf der Bewegungssteuerung "Der Entschluss zur Bewegung entsteht in den Assoziationsfeldern des Grosshirns (1). Er enthält die Information, welche Körperteile die Bewegung ausführen sollen. Dieser Entschluss wird zu den sog. motorischen Feldern (Motorcortex) geleitet (2), die für alle Muskelpartien spezielle Nervenzellen besitzen. Diese Nervenzellen erteilen nun den für die Bewegung benötigten Bein-, Fuss-, Arm-, Handmuskeln usw. den Befehl, Kraft zu bilden. (3). Allein aufgrund dieser Befehle würde jedoch die Bewegung nur sehr grob und unzureichend koordiniert ablaufen, wobei die Ungenauigkeit durch antreibende Impulse aus dem Zwischenhirn - ein Teil des Antriebs- und Empfindungshirns (Thalamus) noch verstärkt wird (5). Gleichzeitig läuft der Rohbefehl auch über Querverbindungen in das Kleinhirn (6). Dort sind für alle geübten Bewegungen Programme gespeichert, die Informationen zur Feinkoordinierung der Muskelarbeit enthalten (7). Auf der Grundlage dieser Bewegungs(fertigkeits)programme dämpft das Kleinhirn mit hemmenden Impulsen, sodass die Nervenzellen der motorischen Felder nur Befehle abgeben, die genau der vorgesehenen Bewegung entsprechen (9). Ein so durch das Kleinhirn modellierter Befehl läuft über das Rückenmark zu den Muskeln der beteiligten Glieder (10) und bewirkt schließlich, dass die Muskeln wohl abgestimmt - eben koordiniert - Kraft bilden." (Martin u.a. S.66) 4 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Basiskompetenzen im Kindergarten und in der Primarschule In der folgenden Dokumentation wird ein ganzheitliches Bewegungsmodell vorgestellt, welches für die Planung einer Sportlektion unterstützend und anregend wirken soll. Insbesondere werden folgende Schwerpunktthemen behandelt: • • • • • • Allgemeine Koordination Spiele Körperschule Ballschule Laufschule (Spezifische Koordination) Versuchen wir die Themen in einer Grafik darzustellen, so ergeben sich zwei entgegengesetzte Dreiecke. Wir haben ein Basisdreieck mit den Themen: Allgemeine Koordination, Spiele und Körperschule. Allgemeine Koordination Spiele Körperschule Diese drei Themen des Basisdreiecks sollen in jeder Sportlektion ihren Platz finden. Aber nicht nur dort, sondern zum Teil auch im Klassenzimmer, auf dem Pausenplatz oder als Bewegungshausaufgabe zu Hause. 5 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Allgemeine Koordination Bei der allgemeinen Koordination sprechen wir von den klassischen koordinativen Fähigkeiten: Rhythmisierung, Reaktion, Orientierung, Gleichgewicht und Differenzierung. Selbstverständlich lassen sich Bewegungen nicht immer eindeutig einer Fähigkeit zuordnen. Meistens mehrere davon beteiligt. Spiele Spiele sind aus einer Sportlektion nicht wegzudenken, im Gegenteil, sie bestimmen diese sogar meistens. Seien es Ball-, Lauf-, Staffel-, Fang-, Kontakt-, Vertrauensspiele und dergleichen. Neben dem sportlichen Charakter der Spiele, werden ausserdem wichtige soziale Kompetenzen geschult. Körperschule Unter dem Begriff der Körperschule definieren wir die konditionellen Fähigkeiten, wie Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit. Ebenso hat hier die Körperwahrnehmung ihre Bedeutung. Ergänzungen: 6 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Auf dem entgegengesetzten Dreieck definieren wir die Themenschwerpunkte: Ballschule, Laufschule und die spezifische Koordination, wobei Letztere eher im Vereinssport von Bedeutung ist. Ballschule Laufschule Spezifische Koordination Ballschule Die Ballschule ist ein sehr grosses Themengebiet, wobei sich, wie der Name schon sagt, alles um den Ball dreht. So etwa die Themen: Prellen, werfen, fangen, rollen, zielen und auch Spielformen mit dem Ball, um nur Einige zu nennen. Laufschule Die Laufschule stellt die Basis für die meisten Ball- und Laufsportarten dar. Wichtig ist, dass sie frühzeitig und konsequent geschult wird. Selbstverständlich soll dieser Bereich sehr spielerisch unterrichtet werden. Siehe Thema: Ein Besuch im Zoo (S. 26) 7 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Gesamtmodel – Basiskompetenzen im Kindersport Gleichgewicht – Rhythmus – Reaktion – Orientierung - Differenzierung Allgemeine Koordination Ballschule Prellen Fangen Werfen Rollen Zielen u.m. Laufschule Basiskompetenzen im Kindersport Spiele Ballspiele Laufspiele Fangspiele Kontaktspiele u.m. Lauf ABC Koord. Leiter Seitwärts Rückwärts Sprint Hüpfen u.m. Körperschule Spezifische Koordination Leichtathletik – Fussball – Schwimmen – Rückschlagspiele – Geräteturnen – u.m. 8 Kraft Stabilisation Ausdauer Beweglichkeit Wahrnehmung u.m. Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Praxisteil: Anhand von 6 Übungs- bzw. Spielgeräten wollen wir nun den Themenschwerpunkten Inhalte zuweisen. Die Themen Spiele, Körperschule und Laufschule werden anschliessend separat behandelt 1. 2. 3. 4. 5. 6. Bälle Jonglierbälle/ Säckchen Reifen Sprungseil Flaggen Becher 1. Bälle (Basket-, Volley- Tennis- oder Gymnastikbälle) Allgemein (Aufwärmen/Einstimmen) Übung (z.B. aufwärmen mit einem bzw. mehreren Bällen) • Bälle direkt übergeben (ohne Bodenkontakt) • Bälle mit Bodenkontakt übergeben • Bälle werfend übergeben Werfen und Fangen (zu zweit gegenüber stehend) • Druckwurf (Ball vor der Brust wegstossen) • Fussballeinwurf • Einarmiger Wurf • Beidarmiger Wurf aus der Kniebeuge • Überkopfwurf rückwärts • Vorhandwurf mit beiden Händen • Rückhandwurf mit beiden Händen Prellen Übungen mit einem Ball • Mit der rechten Hand prellen • Links prellen • Im Wechsel rechts und links prellen • Prellen sich drehen und weiter prellen • Auf einem Bein hüpfen und prellen (erst rechts, dann links) • Vor-, rück- und seitwärts laufen und prellen • Ball unter den Beinen durchprellen • Ball hinter dem Rücken prellen und dabei einen Handwechsel machen • Diverse Übungen zu einer kleinen Kombination verbinden • Prellen und dabei sich hinsetzen und wieder aufstehen • Zwillings-Prellen: einem anderen Kind die Hand geben und Beide prellen mit der freien Hand • Prellen und dabei die Augen schliessen • Im Reifen prellen • Prellen und dabei einen Reifen durch den springenden Ball ziehen • Ball prellen und dabei im grossen Seil springen • Spiel: Prellfangen: Alle prellen einen Ball; Fänger wie Gejagte 9 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule • • • Spiel: Prellstören: Alle prellen einen Ball und versuchen, sich gegenseitig zu stören, dass heisst die Bälle wegzuschlagen. Der Ball darf nie mit beiden Händen gehalten werden Welcher Ball prellt am besten? Viele verschiedene Bälle liegen in der Halle verteilt. Kinder laufen durch die Halle. Auf ein Signal nehmen sich die Kinder einen Ball und prellen diesen 10x. Danach laufen sie wieder weiter. Ganzer Prellparcours mit vier Langbänken und Hüttchen: Slalom laufen und prellen und dabei den Ball auf dem Boden und auf dem Bänkli prellen über das umgekehrte Bänkli laufen, dabei den Ball auf den Boden prellen über das Bänkli laufen und den Ball darauf prellen Den Ball auf dem Bänkli prellen und selber von rechts nach links über das Bänkli steigen (siehe auch Prellgeschichten) Übungen mit zwei gleichen Bällen • Beide Bälle gleichzeitig prellen • Sich dabei bewegen • Im Wechsel prellen • Prellen und sich dann drehen um 360° • Mit einem Partner im Wechsel prellen Übungen mit einem Tennisball und einem Basketball (Differenzierung) • Beide Bälle gleichzeitig prellen • Die Bälle wechseln • Prellen, sich drehen und weiter prellen • Die Hände überkreuzen • Einen Ball zwischen den Beinen durchspielen (sehr schwer für Kinder!) • Tennisball auf Basketball prellen (auch sehr schwer) • Kombination der drei Elemente (beide Bälle prellen, Tennisball auf Basketball) 10 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Werfen und Fangen (Weicher Schaumstoffball oder Gymnastikball, später auch Basketball) Basis-Übungen • Ball auf den Boden fallen lassen und wieder fangen (nicht hochwerfen, sondern nur fallen lassen!) • Jetzt noch dabei in die Hand klatschen • Hinter dem Rücken in die Hand klatschen • Hinter dem Rücken und vorne in die Hand klatschen (der Ball darf nur ein Mal den Boden berühren!) • Unter dem rechten bzw. linken Knie klatschen und den Ball wieder fangen • Sich ein Mal drehen und wieder fangen • Erfinder-Fangen: Den Ball erst dann wieder fangen, wenn eine definierte Aufgabe erfüllt wurde • In der Kniebeuge den Ball über Kreuz (d.h. Ball zwischen den Beinen von vorne und von hinten) halten. Fallen lassen, sofort die Arm/Handposition wechseln und den Ball wieder fangen. • Wie bei den Basis-Übungen, aber der Ball darf nicht mehr auf den Boden kommen, d.h. der Ball wird etwas in die Luft geworfen Ball an die Wand spielen • Brustwurf • Überkopf- bzw. Fussballeinwurf • Normaler einhändiger Wurf • Schockwurf vorwärts (aus den Beinen) • Schockwurf rückwärts (über den Kopf) • Rückwärts unter den Beinen durch Nun kommen Erschwerungen dazu: • In die Hände klatschen • Hinter dem Rücken in die Hände klatschen • Sich ein Mal drehen • Den Boden kurz berühren • Den Ball via Boden an die Wand spielen und dann direkt fangen In einem nächsten Schritt werden die oben beschriebenen Übungen mit einem Partner durchgeführt. Später können verschiedene Bälle verwendet werden. Test und Lernkontrollen einführen (siehe auch Lehrmittel „Ballkünstlerin und Ballkünstler“, Baumberger/Müller, bm-sportverlag!) Werfen und Zielen (mit einem kleinen Jonglierball oder Tennisball) • Korrekte Wurftechnik (Beinstellung und Armhaltung) • Auf einen Gegenstand werfen • In die Weite werfen 11 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Rollen und Zielen (mit einem kleinen Jonglierball oder Tennisball) • Bis zu einer Linie rollen • Bis zu einem Punkt rollen (wie Boccia) • Zwischen zwei Hüttchen hindurch rollen Kräftigen • In der Liegestützposition eine Hand auf dem Boden haben, die Andere auf dem Ball. Nun wird der Ball von der einen zur anderen Hand gerollt • Ball wird um eine Hand herumgrollt und dann um die Andere. Also wie eine liegende 8. • In der Liegestützposition, wobei die Knie auf dem Ball sind. Nun mit den Händen nach vorne laufen, bis der Ball etwa bei den Füssen ist. Wer schafft es, das Gleichgewicht und die Position zu halten, also mit dem Rücken nicht durchzuhängen? • In der Stützposition den Ball einem anderen Kind zurollen oder selber gegen eine Wand rollen. • In der Liegestützposition den Ball von den Händen zu den Füssen und wieder zurück rollen. • Im Langsitz auf dem Boden sitzen. Den Ball mit den Füssen einklemmen. Nun die Füsse an das Gesäss heranziehen und die Beine wieder strecken. • Im Langsitz wieder den Ball mit den Füssen einklemmen. Nun über dem Ball in die Füsse „klatschen“. • Versuchen, den eigenen Ball auf den Rücken zu legen. Evtl. mit Hilfe eines Partners. • Kugelbahn: Langsitz, den Ball auf die Unterschenkel legen. Die Füsse vom Boden abheben, wobei die Beine gestreckt bleiben. Den herunterrollenden Ball mit den Händen auffangen. • Rückenlage: Das Gesäss anheben und versuchen, den Ball darunter durch zu rollen. • Walze: In Rückenlage den Ball zwischen den Füssen einklemmen und eine ganz Rolle um die Längsachse machen. • Walze: Nun den Ball aber mit den Händen festhalten. • Im Langsitz: Die Unterschenkel sind auf dem Ball, nun die Balance halten und das Gesäss hoch drücken. Ergänzungen: 12 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 2. Jonglierbälle / Bohnensäckchen Übungen mit Jonglierbällen oder mit Tüchern bzw. Bohnensäckchen 1 Jonglierball: Ball mit der rechten Hand hochwerfen und wieder fangen (ca. Gesichtshöhe) • Dito links • Im Wechsel in die rechte und linke Hand spielen • Dazwischen in die Hände klatschen • Rechts werfen und mit der selben Hand kurz den Kopf berühren • Dito aber auf ein Knie klatschen • Unter dem rechten Knie durchspielen und mit der selben Hand wieder fangen • Dito links • Jetzt im Wechsel • Ball in der rechten Hand etwas hochwerfen und mit der selben Hand unter dem rechten Knie wieder fangen • In der selben Hand aber unter dem linken Knie fangen • Direkt im Wechsel, wobei der Ball in der rechten Hand bleibt • Nun alles mit der linken Hand. Zuerst linkes Bein, später rechtes Bein und schliesslich wieder im Wechsel. • Ball in der rechten Hand unter dem linken Knie halten. Hochwerfen und unter dem rechten Knie mit der linken Hand fangen. Na alles klar? Nicht so einfach zu erklären. • Gleichgewichtsübungen mit dem Jonglierball (eignen sich auch sehr gut für das Klassenzimmer) Übungen zur Förderung der Konzentration und zum Entspannen • • • • • • • Jonglierball auf dem Kopf balancieren, dabei langsam gehen, sich drehen und den Boden berühren. Sich gegenseitig „begrüssen“ u.a.m. Jonglierball auf dem Ellbogen balancieren. Jonglierball auf dem Handrücken behalten. Jonglierball auf dem Knie balancieren. Jonglierball auf dem Fuss balancieren. Den Ball von all diesen Positionen hochwerfen und mit einer Hand oder beiden Händen wieder fangen. Nun werden mehrere Bälle an diesen Körperstellen platziert. Wie viele Bälle schafft man alleine? Und wie geht das zu zweit? 13 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 2 Jonglierbälle: • • • • • • • • • • • • • • • • • Beide Bälle gleichzeitig und parallel hochwerfen (ca. Augenhöhe) und wieder fangen. Dito und dabei in die Hände klatschen. Bälle im Wechsel hochwerfen. Rechts werfen und mit der rechten Hand an den Kopf fassen, den Ball links fangen. Dito nur umgekehrt. Direkt im Wechsel. Variation: die Knie berühren. Zwei Bälle mit einer Hand jonglieren. Bälle werden in der Luft gekreuzt. Bälle gerade hochwerfen, aber die Hände werden gekreuzt Beides miteinander verbinden. Rechts den Ball diagonal hochwerfen und mit der rechten Hand den Kopf berühren. Wenn die rechte Hand am Kopf ist, wird der linke Ball diagonal hochgeworfen. Dito auf der linken Seite starten. Anstatt den Kopf zu berühren, klatscht man kurz auf das Knie (kommt das Gleichgewicht noch hinzu!!). Jetzt über Kreuz auf das Knie klatschen. Über Kreuz den Fuss vor dem Körper berühren. Dito aber den Fuss hinter dem Rücken berühren. Übungen zu zweit mit zwei Bällen: • Gegenüberstehen und zwei Bälle zuwerfen. • Nun leicht versetzt zuwerfen. • Beide haben zwei Bälle. • Werfen, in die Hand klatschen und fangen. 3 Jonglierbälle: • • • • • Kaskade: rechts, links, rechts usw. Einen Ball in der Mitte hochwerfen, die anderen gleichzeitig aussen (Säulenmuster). Nun das Säulenmuster aus dem Jonglieren heraus. Zu zweit nebeneinander mit drei Bällen jonglieren. Einfache Passingformen. 14 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Jonglieren ist gut für das Gehirn Bisher ging man davon aus, dass Erwachsenenhirne keinen wesentlichen Zuwachs an grauen Zellen mehr erhalten, sondern sich altersbedingt oder durch Krankheit zurückbilden. Wissenschaftler der Universität Regensburg und der Universität Jena konnten nun erstmals in einer Studie nachweisen, dass sich auch Erwachsenenhirne bei entsprechendem Training noch verändern. Das Team um den Regensburger Neurologen Arne May liess Erwachsene (Altersdurchschnitt 22 Jahre) drei Monate lang das Jonglieren lernen. Die 12 besten Kandidaten, die drei Bälle mindestens 60 Sekunden lang in der Luft halten konnten, wurden für die Studie ausgewählt. Ihre Hirnstrukturen wurden vor dem Training, direkt nach dem Training und nach dreimonatiger Trainingspause untersucht und mit denen untrainierter Probanden verglichen. Nach den drei Monaten liess sich bei den "Jongleuren" eine deutliche, beidseitige Vergrösserung der grauen Substanz in der linken hinteren Furche zwischen oberem und unterem Seitenläppchen des Gehirns (im intra-parietalen Sulcus) erkennen. Dieses Gebiet ist darauf spezialisiert, Bewegungen von Objekten im dreidimensionalen Raum wahrzunehmen. "Nach einer dreimonatigen Trainingspause hatte sich diese Erweiterung teilweise wieder zurückgebildet", erklärt May. "Dieses Ergebnis widerlegt die gängige Vorstellung, dass sich die anatomische Struktur des erwachsenen Gehirns nicht mehr verändert, es sei denn durch den Alterungsprozess oder Krankheit", fasst der Neurologe aus Regensburg zusammen. Die Studie belege vielmehr, dass der Lernprozess strukturelle Veränderungen in der Gehirnrinde bewirke. Welche Prozesse dabei auf der mikroskopischen Ebene ablaufen, ist allerdings noch unklar. Quelle: Universität Jena, Pressemitteilung Ergänzungen: 15 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 3. Reifen (Übungen mit dem Gymnastikreifen) Aufwärmen und Einstimmen • Spiel: Schiffe versenken (siehe Spiele). • Reifen liegen überall verteilt am Boden, die Kinder bewegen sich mit verschiedenen Laufformen durch die ganze Halle (vorwärts, hüpfen, hüpfen mit drehen, ganz klein, ganz grosse Schritte, auf den Zehenspitzen, auf den Fersen, seitwärts, rückwärts, zu zweit usw. Auf Kommando suchen sich die Kinder schnell einen Reifen und müssen verschiedene Aufgaben erledigen, z.B. auf einem Bein stehen, Tappings, sich auf die Armen stützen usw. • Magischer Reifen: Kreise à ca. 8 Kinder bilden. Die Kinder geben sich die Hände. Zwischen zwei Kindern befindet sich ein Reifen. Nun müssen alle Kinder durch den Reifen steigen, ohne dabei die Hände zu lösen. Laufen, Springen und Hüpfen mit dem Reifen • Jedes Kind hat einen Reifen und versucht, diesen rollend in Bewegung zu halten. • Dito, nun mit einem Fuss kurz wieder durch den Reifen steigen (ein Schritt und wieder raus). • Dito, jetzt mit einem Fuss im Reifen mitlaufen. Kurze kleine Schritte. • Reifen liegen am Boden. Kinder laufen durch die Halle und springen über die Reifen. • Jedes Kind ist bei einem Reifen. In Reifen reinhüpfen und wieder raus. Vorwärts, rückwärts und seitwärts. • Nun einbeinige Variationen. Vor- und rück-, dann auch seitwärts. • Die Reifen werden aufgestellt und angedreht. Wie oft können die Kinder durch die Reifen springen, bevor sie still am Boden liegen? • Reifen werden in einer bestimmten Anordnung hintereinander auf den Boden gelegt. Kinder hüpfen beidbeinig und dann einbeinig durch die Reifen-Gasse. • Mit dem Reifen „seilspringen“, also durchhüpfen und über den Körper ziehen. 16 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Balancieren • Auf einem Bein in den Reifen springen und das Gleichgewicht halten. • Auf dem Reifen vorwärts und rückwärts balancieren. • Den Reifen auf der Hand oder auf zwei Fingern balancieren. Kräftigung • In der Stützposition (Hände im Reifen) mit den Füssen ein Mal um den ganzen Reifen rum. In beide Richtungen. • Nun umgekehrt, Füsse sind im Reifen und die Hände "laufen" ein Mal um den ganzen Reifen. • Klassisches Hula-Hop. Kräftigung der Rumpfmuskulatur. • Auf dem Po sitzen und den Reifen über die Beine ziehen und wieder zurück, zur Stärkung der Bauchmuskulatur. • Den Reifen wie ein Steuerrad in den Händen halten und Rumpfbeugen machen. Ergänzungen: 17 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 4. Sprungseil Das Sprungseil ist ein klassisches Bewegungsspiel, welches dank der „Rope Skipping“-Bewegung neuen Aufschwung erhalten hat. Es ist meistens vorhanden und braucht kaum Platz. Es ist sehr vielseitig einsetzbar – unter anderem lassen sich damit die koordinativen Fähigkeiten, aber auch die Kraft und die Ausdauer trainieren. Aufwärmen / Einstimmen • Spiel: Gladiatoren-Wagenrennen (siehe Spiele) • Pferd und Reiter-Spiel: Das Pferd hält das Seil am Bauch und darf verschiedene Lauf- und Hüpfformen vorzeigen. Der Reiter versucht diese exakt nachzumachen. • Man kann das Seil in einem Kreis auf den Boden legen (Übungen wie mit dem Reifen machen). • Fangspiel: Seile werden auf dem Boden verteilt. Wer mit gegrätschten Beinen über einem Seil steht, kann nicht gefangen werden. Besetzt ein zweites Kind das Seil, muss das erste weg. • Kind steht auf zwei Teppichresten und hält sich an einem Seil fest, welches von zwei Kindern gezogen wird. Diese Form als Staffelrennen durchführen. Laufen, Springen und Hüpfen mit dem Sprungseil Auswahl an Übungen mit dem kurzen Seil: • Vorwärtsspringen • Rückwärtsspringen • Im 1:1 Rhythmus oder mit Zwischensprung • Sprünge auf einem Bein • Grätschsprung dazwischen • Vorwärts kreuzen • Twister – Rotation aus der Hüfte • Kreuzen und dann noch grätschen • Rhythmus: rechts, links und zweimal rechts und umgekehrt • Gleichmässig schwingen, dann ein Bodenkontakt bzw. zwei Kontakte • Ein bzw. drei Kontakte • Ein Sprung und dann Tappings dazwischen • Vorwärtslaufen • Seitwärts hüpfen • Vorwärts im 1:2 Rhythmus • Vorwärts im 1:1 Rhythmus • Grosse Sprünge • Schnelle Sprünge • Sprünge in der Kniebeuge • Doppelsprünge • Arme gekreuzt halten • Glocke: Beidbeinig vorwärts und rückwärts springen • Scheren: Abwechselnd mit dem linken und rechten Bein vorwärts oder auch rückwärts in eine Schrittstellung (gekreuzt) • Skifahren bzw. Pendelsprünge: Beidbeinig und gleichzeitig zur Seite springen • Halbe Drehung und rückwärts weiter springen, dito und wieder vorwärts 18 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule • • Schotten-Tanz: Fuss (Ferse) vor-, dann seitlich und zurückstellen – uerst rechts, dann links Auf verschiedenen Unterlagen seilspringen: dünne Matte, dicke Matte, Trampolin Übungen zu zweit mit dem kurzen Seil: • Nebeneinander Schwingen • Hintereinander stehen, das hintere Kind schwingt, beide springen • Dito, aber Partner werden getauscht • Dito und nach vier Sprüngen seitlich raus gehen und wieder reinkommen • Kleine Kombination: A und B starten gemeinsam im Seil und springen mit Zwischensprung. Jeweils nach vier Sprüngen wird die Position geändert, z.B. geht A raus und B springt alleine weiter, dann kommt B auch noch raus und das Seil wird weiter geschwungen. A kommt im richtigen Moment wieder rein und B versucht, auch wieder rein zu kommen. Übungen mit mehreren Kindern mit dem kurzen Seil: • In einer Linie stehen. Die Seile werden überkreuzt gehalten • Dito aber jetzt in einem Kreis stehen • Durch die „Waschanlage“. Ein paar Kinder stehen auf einer Linie mit etwas Abstandzueinander. Nun werden die springenden Kinder von den freien Kinder kurz besucht. Sie laufen dabei immer von der Seite zu einem springenden Kind. Springen 2x mit und gehen dann zum nächsten Kind usw. Grosses Seil: • Normal springen • Mit reinlaufen, hüpfen und wieder rauslaufen • Durchlaufen ohne zu hüpfen (von beiden Seiten versuchen) • Kleines Seil im grossen Seil springen (1er oder 2er-Rhythmus) • Springend einen Ball fallen lassen und wieder fangen • Springen und einen Ball prellen • Springen und dabei einen Ball hochwerfen • Springen und mit einem anderen Kind den Ball hin und her werfen. Das andere Kind springt nicht. • Springen und mit einem Partner einen Ball hin und her passen. Beide Kinder springen im Seil. • Der Ball bleibt an Ort, die springenden Personen wechseln sich ab. Also der Ball wird im Seil immer weitergegeben. • Zwei Kinder springen nebeneinander mit einem kurzen Seil und das im grossen Seil. • Zu zweit im Seil und nach vier Sprüngen die Plätze tauschen • Springen und sich dabei drehen • Auf einem Bein hüpfen und immer nach vier Sprüngen das Bein wechseln • Die Augen schliessen und springen • Zwischen den Sprüngen den Boden mit der Hand berühren • Ball auf einem Holzschläger balancieren und springen • Dito, aber den Ball auf dem Holzschläger prellen 19 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Kräftigen • Das Seil liegt vierfach zusammengelegt auf dem Boden. In der Liegestützposition mit den Händen über das Seil steigen und wieder zurück (Stützkraft, Körperspannung, Bauch und Rücken). • Dasselbe Seil unter den Beinen durchziehen und wieder zurück (Bauchmuskeln und Beine). • Auf dem Bauch liegen und das Seil in den Händen haltend vor und zurückführen. Liegend rudern. • In der Stützposition (mit dem Seil einen Kreis machen) mit den Füssen ein Mal um den ganzen Kreis rum. In beide Richtungen (wie mit dem Reifen). • Nun umgekehrt, Füsse sind im Kreis und die Hände "laufen" ein Mal um den ganzen Kreis. Dehnen • Das Seil mit gestreckten Armen hinter den Rücken führen und wieder zurück. Den Abstand der Hände verringern (Schulter und Brust). • Das Seil um die Füsse legen und sich mit den Händen heranziehen (Oberschenkel Rückseite und Rücken). Gleichgewicht • Auf dem Seil laufen, vorwärts und rückwärts. • Das Seil liegt in einer Schlangenform auf dem Boden. • Blind über das Seil balancieren. • Auf einem Bein auf einem Seilende stehen, sich dabei um die Längsachse drehen und dabei das Seil eindrehen –is eine kleine Schnecke entsteht. • Auf einem Bein vor- und rückwärts über das Seil springen. • Auf einem Bein seitwärts über das liegende Seil springen. Ergänzungen: 20 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 5. Flags oder KiwiDo Einschwingen mit einer Flagge (rechts und links) • Vorwärts • Vorwärts übers Kreuz • Helikopter oben • Helikopter unten • Im Wechsel oben und unten • Rückwärts • Rückwärts über Kreuz • Im tiefsten Punkt eine halbe Drehung machen und rückwärts weiter schwingen • Im höchsten Punkt eine halbe Drehung machen und wieder vorwärts weiter schwingen • Vorwärtsschwingen und dabei durch die Halle rennen • Rückwärtsschwingen und dabei rückwärts durch die Halle rennen • Kombinationen von diesen Schwung- und Laufformen • Schwingen und dabei Seit-Steps machen – Schwungrichtung ändern Übungen mit zwei Flaggen • Wie beim Seilspringen, vorwärts schwingen und dabei verschiedene Sprung- und Laufübungen durchführen. • Dito rückwärts schwingen • Beide vorwärts schwingen, dann eine halbe Drehung machen und rückwärts weiter schwingen. • Beim rückwärts schwingen im höchsten Punkt drehen. • Vorne kreuzen im Wechsel • Gegengleich Schwingen • Mit beiden Händen den Helikopter oben schwingen. • Vorne gekreuzt bleiben • Variationen und Kombinationen Ergänzungen: 21 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule 6. Speed Stacking oder Sport Stacking (Becher) Sport Stacking fördert die Beidhändigkeit, die Auge-Hand-Koordination und die Reaktion, das wird deutlich sobald man zu stapeln beginnt. Doch regelmässiges Üben kann noch mehr bewirken. Für uns ist es selbstverständlich, dass Kleinkinder ihre Umwelt rollend, robbend, krabbelnd, später hüpfend, radelnd oder tanzend erfahren und mit und durch Bewegung lernen. In jeder neuen Bewegungsphase werden neue Hirnverschaltungen hergestellt, und je mehr Erfahrungen und Eindrücke der Mensch sammelt, desto mehr Verknüpfungen entstehen, was wiederum zu komplizierten Gedankenverbindungen befähigt. Sport Stacking aktiviert durch das abwechselnde Arbeiten mit linker und rechter Hand und das Überkreuzen der Gesichtsmitte beide Gehirnhälften. Es werden neue Verknüpfungen gebildet, neue "Nervenstrassen" gebaut, die bei regelmässiger Beschäftigung mit Sport Stacking zu "Autobahnen" ausgebaut werden können. Diese Nerven-Autobahnen können dann aber auch hilfreich sein beim Erlernen anderer Inhalte oder Fertigkeiten, wie dem Spielen eines Instruments, lesen und schreiben oder beim Sport. Das Faszinierende dabei ist, dass man diesen Effekt mit etwas erreichen kann, das grossen Spass macht. Allein, mit Partner oder in der Gruppe, kooperativ oder im Wettbewerb, in der Klasse oder in der Sporthalle, die Vielfalt ist gross. Mit jemand anderem um die Wette zu stapeln bedeutet zunächst einmal Stress, das werden Sie an sich selbst auch feststellen. Doch mit zunehmender Übung lernt man, auch unter Stress locker und schnell zu stapeln und „beidhirnig“ zu agieren, anstatt in alte Muster zurückzufallen. Sport Stacking bedeutet abwechslungsreichen, bewegten Unterricht, der Kopf und Körper fit macht und jede Menge Spass bringt! 22 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Spielformen Sport Stacking • 3er Turm • 3x 3er Turm • 6er Turm • 10er Turm • Circle: 3 – 6 – 3 ; 6 – 6 ; 10er • Diverse Staffelformen Becher und Tennisball • Den Ball fallen lassen und im Becher wieder fangen. • Den Becher dabei in die andere Hand geben und den Ball wieder fangen. • Becher unter dem Bein durchgeben. • Becher hinter dem Rücken durchgeben. • Becher unter beiden Beinen im Wechsel durchgeben. • Ball auf dem umgedrehten Becher balancieren. • Dann sich langsam dazu bewegen. • Auf einem Bein stehen bleiben. • Becher mit dem Ball langsam auf den Boden abstellen und wieder hochheben. • Ball auf dem Becher balancieren, den Ball dann leicht hochwerfen, den Becher drehen und den Ball wieder fangen. • Ball an die Wand werfen und im Becher wieder fangen. • Übungen wie oben beschrieben, also z.B. Becher unter dem Bein durch geben, hinter dem Rücken durch usw.. • Nun die Übungen mit einem Partner durchführen, zuerst mit einem Ball und dann mit zwei Bällen. • Im Viereck, Bälle werfen und fangen. Hände variieren. Ergänzungen: 23 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Ergänzende Schwerpunktthemen Thema: Laufschule Lauf ABC Laufgymnastik – Kräftigung der Sprung- und Fussgelenkmuskulatur • Auf den Fussspitzen laufen • Auf den Fersen laufen • Fussspitzen zusammenführen (Pflugstellung) • Fersen zusammenführen (Charly Chaplin) • Fussspitze und Ferse direkt im Wechsel zusammenführen (Scheibenwischer) Linienläufe • Kleine Skippings • Frog taps: auf den Fussspitzen stehen, diese noch vorne hochziehen. Die Ferse ist immer in der Luft • Grosse Skippings (Kniehebelauf) • Anfersen • Vorwärts hopserhüpfen • Rückwärts hopserhüpfen • Auf einem Bein springen • Auf einem Bein: re, li, li, - re, li, li ....usw. dann wechseln • Seit-Steps • Cross-steps Variationen für die grösseren Kinder • Double Cross-steps • Kombination Seit- und Cross-Steps • Seitsprünge 1:1 oder 1:2 oder 2:1 • Laufsprünge • Sprungläufe • Einbeinsprünge seitwärts mit dem vorderen Bein • Einbeinsprünge seitwärts mit dem hinteren Bein 24 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Koordinationsleiter oder Gymnastikringe am Boden Übungen mit der Koordinationsleiter • Skipping 1:1 • Skipping 2 Kontakte pro Feld • Einbeinsprünge vorwärts • Einbeinsprünge seitwärts • Vor- und rückwärts Tapping • Seit-Step • Cross-Step • Cross-over • Komplexe Variationen • Variationen mit Ballprellen • Variationen mit Ball – werfen und fangen • u.a.m. Schnelligkeitstraining • • • • Tappings (kleine Schritte an Ort mit maximaler Geschwindigkeit) Kurzsprints Staffelformen Reaktionsspiele Ergänzungen: 25 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Thema: Körperschule Viele Übungen zum Thema Kräftigen wurden bereits bei den Themen Bälle, Sprungseil und Reifen beschrieben. Die Ausdauer wird vorwiegend über Spiele geschult. Im folgenden Abschnitt wird das Thema „Körperschule“ anhand einer Bewegungsgeschichte aufgezeigt. (siehe auch Musterlektion „Abenteuer im Dschungel“) Ein Besuch im Zoo (eine kleine Bewegungsgeschichte) Endlich sind wir im Zoo angekommen. Schon von weitem erkennen wir ein Tier mit einem ganz langen Hals. Wie heisst dieses Tier? Wir sehen, wie diese Giraffe Blätter von einem Baum pflückt. Kinder laufen auf den Fussspitzen und strecken ihren Kopf in die Höhe, wie auch ihre Arme in die Luft, um nach den Blättern zu greifen. Direkt neben den Giraffen und zwar noch im selben Gehege befinden sich Tiere, die wie kleine Pferde aussehen, aber ganz lustig gestreift sind. Sie heissen ..........? Genau, die Zebras. Zwei Zebras sind gerade am Spielen und verfolgen sich. Kinder galoppieren durch die Halle. Klein, gross, schnell und langsam. Wir laufen etwas weiter und entdecken einen kleinen künstlichen See. Im See sehen wir eine Entenfamilie. Die Mutter und ihre kleinen Kindern schwimmen zum Ufer und watscheln dann durch die Gegend. Kinder gehen in die Knie und machen den Entengang. Alleine und dann in Gruppen hintereinander. 26 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Nun kommen zwei grosse Elefanten zum See und Trinken etwas Wasser. Plötzlich spritzt der eine Elefant Wasser aus seinem Rüssel und kühlt sich so etwas ab. Kinder laufen wie Elenfanten herum. Einen Arm vor dem Gesicht stampfen sie schwerfällig durch die Halle. Direkt an diesem See gibt es auch mächtige Bäume. Ganz oben auf einem dieser Bäume entdecken wir ein Nest. Wer mag denn darin wohnen? Jetzt erkennen wir einen langen Schnabel und die schwarz/weissen Federn. Natürlich ist es der Storch auf seinem Aussichtsturm. Kinder stehen auf einem Bein und beginnen dann langsam zu hüpfen. Immer nach ein paar Sprüngen wird das Bein gewechselt. Auf Kommando wieder ruhig auf einem Bein stehen bleiben. Plötzlich fliegt der Storch weg und landet direkt beim See. Vielleicht hat er Hunger oder möchte er sich nur abkühlen? Was isst er eigentlich gerne? Und da sehen wir auch schon, wie er mit seinem langen Schnabel einen Frosch aus dem Wasser fischt. Die anderen Frösche bringen sich blitzartig in Sicherheit. Zuerst hüpfen alle Kinder wie Frösche durch die Halle. Nun versucht ein Kind auf einem Bein hüpfend, die Frösche zu jagen. 27 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Wir laufen etwas weiter. Es riecht schon etwas eigenartig und wir erkennen ein paar Löwen, die sich sonnen. Sie liegen faul auf den Steinen herum. Aber nicht alle Löwen liegen nur herum. Die kleinen spielen vergnügt miteinander. Sie schleichen sich gegenseitig an, um sich dann anzugreifen. Die Kinder liegen auf dem Boden und ruhen sich aus. Schleichen dann auf allen Vieren durch die Halle und auf Kommando bewegen sie sich schneller. Zwei Kinder versuchen, sich gegenseitig den Fuss zu berühren. Plötzlich öffnet sich eine Klappe. Aha, die Löwen werden gefüttert. Ein paar grosse Hasen hoppeln ins Gehege. Es geht nicht lange, da werden sie von den Löwen auch schon gejagt. Kinder hoppeln wie Hasen herum. Dann sind immer zwei Kinder zusammen. Ein Kind ist der Hase und hoppelt von dem anderen Kind (Löwe) weg. Und dann kommen wir wieder an einen See. Überall entdecken wir lustige Vögel, die auf einem Bein schlafen. Lustig ist vor allem der Schnabel. Wie heissen wohl diese Vögel? Ja genau, es sind die Flamingos mit ihren rosa Federn. Kinder stehen wieder konzentriert auf einem Bein. Wer schafft es am längsten? Hin und wieder picken die Flamingos in einen Strauch und holen da etwas raus, was sie dann genüsslich essen. Es sind kleine Raupen. Wie bewegen sich die Raupen eigentlich? Kinder sind in der Stützposition. Sie kommen mit ihren Füssen bis zu ihren Händen und laufen dann mit den Händen wieder nach vorne. Also immer schön im Wechsel die Füsse und dann die Hände bewegen. 28 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Direkt am See aber zwischen den Steinen versteckt befinden sich kleine Tiere. Wie die wohl heissen? Genau es sind kleine Krebse, die sich vor- rückwärts- und seitwärts bewegen. Kinder stützen sich auf den Füssen und Händen in Rückenlage und bewegen sich in den genannten Richtungen. Wir laufen etwas weiter und kommen zu einem ganz grossen Gehege. Darin befinden sich Tiere aus Australien. Kennt ihr Tiere die aus Australien kommen? Sie tragen ihr Baby im Bauch, welches immer wieder mit dem Kopf hervor schaut. Ja genau, die Kängurus. Wie hüpfen die eigentlich? Kinder halten die Hände vor dem Oberkörper und hüpfen herum. Auf den Bäumen erkennen wir noch ein paar lustige Affen, die von Baum zu Baum springen und sich gegenseitig jagen. Kinder stützen sich am Boden und bewegen sich wie Affen. Vielleicht gibt es auch Möglichkeiten zum Klettern und Hangen? 29 Bewegungserziehung im Kindergarten und in der Primarschule Hinweise und Anregungen: • • • • • Basis-Dreieck: Spiele, Körperschule und allgemeine Koordination in jeder Lektion einfliessen lassen Vernetzt Euch (Kollegen/innen, Eltern, Vereine, Sportämter, andere Institutionen, Experten) Gebt den Kindern „Bewegungs-Hausaufgaben“ auf! Arbeitet auf Ziele hin und habt Geduld! Jeden Tag: Übungen mit Bällen, Kräftigungsübungen, Hüpfen und Springen Benötigtes Material: • • • • • • • • • Basketbälle oder Volleybälle Tennisbälle Langbank Hütchen Sprungseile kurz und lang Reifen Jonglierbälle oder Tücher Flags oder KiwiDos Flashcups oder Sportstacks / Becher Bezug: • • Kontakt für Jongliermaterial oder ähnliches: alder + eisenhut (www.alder-eisenhut.ch) play4you (www.play4you.ch) Spiel- und Sportläden Dokumentation zusammengestellt von: Andreas Wølner-Hanssen Eidg. Dipl. Sportlehrer II Dozent am Institut für Sport und Sportwissenschaften, Uni Basel 30