Svenja Flaßpöhler, Ariadne von Schirach und Robert

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Svenja Flaßpöhler, Ariadne von Schirach und Robert
Tangenten
Fr. 19. Okt. 2007, 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt
Svenja Flaßpöhler, Ariadne von Schirach und Robert
Menasse
SEX IM BILD
Liebe, Lust und Erotik im digitalen Zeitalter
Wir leben in einer Welt sexueller Reizüberflutung. Ob in der Zeitung, auf
Plakaten oder am Bildschirm, überall Titten und Ärsche, perfekte Bodies und
nackte Haut. Alle sind scharf und alles ist geil, selbst der Geiz. Es scheint fast,
als lebten wir in einem sexuellen Paradies. Tatsächlich aber gibt es dieses
Paradies nur in den Medien und es könnte sein, dass wir in dem Maße
abgestumpfter und lustloser werden, wie unsere Umwelt sexualisiert und
pornografisiert wird. Sind wir also tatsächlich „oversexed and underfucked“?
Leben wir wirklich schon in einer pornografisierten Welt? Und was ist mit der
Erotik? Und was mit der Liebe? Fragen wie diesen gehen die Autorinnen Svenja
Flaßpöhler, Ariadne von Schirach und der Schriftsteller Robert Menasse in ihren
Vorträgen und einer anschließenden Diskussion nach.
Vortragende:
Ariadne von Schirach, geb. 1978 in München, studierte Philosophie in München
und Berlin. Bekannt wurde sie mit dem 2005 im Spiegel erschienenen Essay
„Der Tanz um die Lust“, den sie zu einem 2007 bei Goldmann erschienenen
gleichnamigen Buch ausarbeitete.
Svenja Flaßpöhler, geb. 1975 in Münster, studierte Philosophie, Germanistik
und Sport, promovierte mit der Arbeit “Der Wille zur Lust. Pornographie und
das moderne Subjekt” (erschienen im März 2007 im Campus-Verlag). Seit 2003
ist sie journalistisch tätig u.a. für die FAZ, Die Welt, die Berliner Zeitung und
und Psychologie Heute, seit Mai 2005 ist sie ständige freie Mitarbeiterin beim
Deutschlandfunk. Im April 2007 erschien im Verlag WJS das Buch “Mein Wille
geschehe. Sterben in Zeiten der Freitodhilfe”.
Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren. Er studierte Germanistik,
Philosophie sowie Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina .
Menasse lehrte anschließend sechs Jahre - zunächst als Lektor für
österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie an der Universität São Paulo. Dort hielt er vor allem Lehrveranstaltungen über
philosophische und ästhetische Theorien ab, u.a. über: Hegel, Lukács, Benjamin
und Adorno. Seit seiner Rückkehr aus Brasilien 1988 lebt Robert Menasse als
Literat und kulturkritischer Essayist hauptsächlich in Wien. Zahlreiche
Literaturpreise und Veröffentlichungen, zuletzt Don Juan de La Mancha oder
die Erziehung der Lust, Suhrkamp 2007.
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Titel und Text zu den einzelnen Vorträgen:
Vortrag und Lesung
von Ariadne von Schirach
Körperbilder
Der pornographische Blick, Sexiness und erotische Strategien
Pornos haben ein Problem: Die Sichtbarkeit von etwas, das eigentlich unsichtbar
ist. Unserer Lust. Gleichzeitig gibt es das pornographische Versprechen – alles
ist echt. Zwischen diesen zwei Koordinaten wird der pornographische Körper
konstruiert, der fragmentarisierte Lustkörper professioneller Sexarbeiter.
Pornographische „Techniken“ beinhalten Fragmentarisierung, Objektivierung
(Naturalisierung) und Optimierung.
Mittels der „Sexiness“, einem von Werbung und Medien erzeugten Phantasma,
wird der pornographische Körper benutzt, um Produkte, Konzepte oder
Persönlichkeiten zu verkaufen. „Sexiness“ ist der gesellschaftlich akzeptierte
Weg, pornographische Körper zu erzeugen und zu verherrlichen. „Sexiness“ ist
eindeutig, sie hat objektive Kriterien und funktioniert mittels einer normierenden
1-0-Unterscheidung. „Hot or not“ eben.
Dem gegenüber stehen die erotischen Strategien. Erotik fängt da an, wo wir
anfangen; sie subjektiviert uns. Dem voyeuristischen und einseitigen Blick stellt
sie einen geteilten Blick auf die Welt entgegen; ein Moment der Liebe. Der
erotische Blick konstruiert einen imaginären Körper, zusammengesetzt aus
Lieblingsstellen und kleinen Abweichungen von der Norm. Erotische
„Techniken“ kreisen um Verführung und das Verhältnis von Verhüllung und
Entbergung. Sie stellen dem entfremdeten pornographischen Körper den
bewohnten Körper entgegen, und fragen angesichts der grellen Sichtbarkeit
einer entblößungsgeilen Gesellschaft nach der Würde des Begehrens.
Vortrag
von Svenja Flaßpöhler
Opfer einer pornographisierten Welt?
Über die Grenze medialer Fremdbestimmung und die Sehnsucht nach dem
Einen
Sex und Lust, behauptete Michel Foucault in den siebziger Jahren, werden von
gesellschaftlichen Machtmechanismen nicht unterdrückt, sondern müssen
umgekehrt gerade als ein Effekt dieser Mechanismen begriffen werden. Der
sexuellen Befreiungsbewegung wurde mit dieser These der Stachel gezogen –
und heute ist es für uns beinahe selbstverständlich geworden, von einer
‚konstruierten’ Sexualität zu sprechen. In der Tat scheint unser gegenwärtiges,
durch mediale Diskurse zutiefst geprägtes Verhältnis zum eigenen Körper, zu
Sex, Liebe und Lust Foucaults These eine geradezu frappierende Plausibilität zu
verleihen: Sind wir nicht alle Opfer einer zunehmend pornographisierten Welt?
Können wir überhaupt noch anders, als uns den ganzen Tag lang mit Bauch und
Po zu beschäftigen, um dann abends doch nur mittels Mausklick zum
Höhepunkt zu kommen? In meinem Vortrag möchte ich diese
radikalkonstruktivistischen (und nicht zuletzt: deterministischen)
Schlussfolgerungen kritisch hinterfragen. Die Macht medialer Diskurse –
insbesondere die der Pornographie – , behaupte ich, hat durchaus eine Grenze.
Jenseits dieser Grenze aber scheint eine Sehnsucht auf, die uns gegenwärtig
vielleicht viel stärker umtreibt als die kategorischen Imperative der Schönheitsund Pornomagazine: Diese Sehnsucht gilt dem Einen, einer selbstgewissen
Seinsweise, die das Unbewusste ad absurdum führt. Es handelt sich um eine
Utopie vollständiger, beruhigender, pornographischer Transparenz, die das
Verlangen bis in die letzte Ritze ausleuchtet, anstatt es im Verborgenen,
Unergründlichen zu belassen.
Beitrag Robert Menasse
Don Juan de la Mancha
Oder die Erziehung der Lust
In seinem aktuelle Roman „Don Juan de la Mancha oder die Erziehung der
Lust“ zeichnet Robert Menasse das Portrait einer Gesellschaft „die nicht einmal
einen Liter Mineralwasser verkaufen kann, ohne diese Ware erotisch zu
besetzen“.
Karten & Informationen:
Theater am Saumarkt
Mühletorplatz 1
6800 Feldkirch
Tel. 0043 (0)5522 72895
Email: [email protected]
Web: www.saumarkt.at
Kinder
Sa. 20. Okt. 2007, 15.00 Uhr, Theater am Saumarkt
Pete Belcher
MÜLL-TONNEN-WEISE
Ein clowneskes Ton- und Klangstück für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene
von und mit Pete Belcher!
Mülle-Tonnen-Weise ist eine ungewöhnliche, clowneske Mischung aus
Schauspiel, Pantomime und Objekttheater, ohne Sprache.
Eines Tages, während ein schlecht gelaunter Müllmann seine alltägliche Arbeit
macht, kippt eine Tonne um und –hoppla!- da liegt auf einmal ein Haufen
Altmetall auf der „Straße“. Als er mit diesem Schrott zu spielen und zu spinnen
beginnt, findet er sich in einer für ihn längst vergessenen Welt ... Eine Welt, in
der eine Mülltonne zum Menschenfresser, altes Zeug zum Schlagzeug, ein
Trichter zum trompetenden Trotzkopf werden kann ...
Regie: Henri Brugat
Mi. 24. Okt. 2007, 19.00 Uhr, Theater am Saumarkt
DIE FRAU, DIE ARBEIT, DIE KUNST UND DAS GELD
Dokumentarfilm von Elisabeth M. Klocker, mit anschließender Diskussion!
Der Film portraitiert Frauen, die in kreativen, künstlerischen Berufen tätig sind.
Wie gehen KünstlerInnen mit Arbeit, Kunst und Geld um? Im Film werden die
spezifischen Lebenssituationen von Künstlerinnen untersucht. Mehrfachbelastung,
unsichere und unregelmäßige Arbeits- und Erwerbsbedingungen, Existenzängste
etc. prägen ihren Alltag.
Mit: Petra Ganglbauer, Maria Hofstätter, Ilse Kilic, SI.SI. Klocker, Birgit C.
Krammer, Erika Kronabitter, Mara Mattuschka, Sterica Rein, Annie Sprinkle, Beth
Stephens, Gabriele Szekatsch, Hans Scheirl, Sabine
Schulze-Berge, Claudia Zölsch, Judith Siegmund.
Anschließend DISKUSSION mit Juliane Alton (Geschäftsführerin IG Kultur
Vorarlberg, Verfasserin IG Kultur-Frauenstudie), Erika Kronabitter (Autorin,
bildende Künstlerin), Manuela Auer (ÖGB Landesgeschäftsführerin) und Sissi
Klocker (bildende Künstlerin, Filmemacherin).
Moderation: Sabine Benzer (Theater am Saumarkt)
Kabarett
Do. 25. Okt. 2007, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt
DIE MARKUS LINDER SHOW
‚TASTA LA VISTA’ – KABARETT – COMEDY SLAPSTICK
Der Vorarlberger Kabarettist und Piano-Man MARKUS LINDER, begibt sich in
seinem neuen und fünften Programm ‚TASTA LA VISTA’ auf die Suche nach den
schwarzen und weißen Tasten, die ihm die Welt bedeuten.
Erfahren Sie in dieser skurrilen Linder-Show, was Sie schon immer über den
‚Inneren Schweinehund’ wissen wollten, erleben Sie die ungeschminkte
Wahrheit über das ‚Schlechte Gewissen’ als Triebfeder allen Seins, begegnen
Sie der tiefen Verunsicherung des Mannes durch die anspruchsvolle Frau, seien
Sie Zeuge, wenn Her Linder mit den Nachbarn um die Wette Rasen mäht, wenn
er seinen Müll fachkundig entsorgt und sich so seine Gedanken über unseren
Vorfahren, den ‚Homo sapiens Linderus’ macht. Und: Genießen Sie ein
vierhändiges Klavierstück, das erstmals zweihändig und zweifüßig gespielt
wird.
‚TASTA LA VISTA’ – Ein Abend voller Parodie, Slapstick, hintergründiger
Lebensweisheit und befreitem Lachen!
‚TASTA LA VISTA’ - Ein kongenialer Abend mit den ‚Special Guests’ Louis
Armstrong, Barry White, James Brown, Elvis Presley, Gilbert Becaud, Udo
Lindenberg, Andre Heller, Marcel Reich-Ranicki und natürlich den Kasberger
Nocken-Buaben.
Text: Sabine & Markus Linder
Musik: Markus Linder
Regie: Ulli Bree & Sabine Linder
Weiterer Termin im Saumarkt: Do. 8. Nov. 2007, 20.15 Uhr

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