Waffen und Werkzeuge im Wandel der Zeit

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Waffen und Werkzeuge im Wandel der Zeit
Waffen und Werkzeuge
im Wandel der Zeit
(Teil I: vom Paläolithikum bis La Téne)
by Pedro VOXX
Vielen Dank für die Unterstützung bei der Durchführung
meiner Wanderausstellung an
Frau Susanne Niebler
und die Gemeinde Grossklein!
Ohne deren menschliche und tatkräftige Hilfe wäre
diese Ausstellung nicht möglich gewesen.
Vorwort
Mein Sohn Felix
wird heuer erst drei Jahre ‚jung‘. Zu jung, um tiefergehende
Fragen zu stellen, mögen manche meinen. Doch jeder Elternteil eines Kleinkindes
weiß, dass sich in so simplen Fragen ihres Sprösslings wie „Was ist ‚tot‘?“, „Was
ist ‚Himmel‘?“ oder „Was ist ein ‚Mensch‘?“ bereits die existentiellen Fragen der
Menschheit zeigen.
„Aus Kindern spricht der von Bildung noch unverdorbene Grundgeist der
Philosophen, der optimistische Blick eines unerschrockenen Forschers und
Entdeckers; sie suchen mit der Neugierde eines verspielten jungen Hundes
nichts Geringerem als dem Innersten des Universums auf den Grund zu
gehen und lachen dabei den Skeptikern ihre ‚Wenn‘ und ‚Aber‘ einfach weg.“
Es ist erbärmlich wenig, was ich, als erwachsener und (ein)gebildeter Mensch,
dem noch beisteuern könnte. Doch, wenn mein geliebter Sohn Felix mich einmal
danach fragen sollte, woher wir Menschen eigentlich kommen, so würde ich ihm
vielleicht die nun folgende Geschichte erzählen:
P: „Woher wir kommen, möchtest du wissen? Hm. Also du kommst von Mama und
mir, du bist unser Sohn!“
F: „Und woher kommst du, Papa?“
P: „Gute Frage! Ich komme natürlich von meiner Mama und von meinem Papa. Ich
bin deren Sohn.“
F: „Und woher kommen deine Mama und dein Papa?“
P: „Also gut! Da muss ich wohl etwas weiter zurückgehen… Also, der Papa vom
Papa vom Papa vom Papa vom Papa… Wenn ich das in diesem Tempo so weiter
sage, dann kommen wir nach sieben Tagen und sieben Nächten zu unseren
Vorfahren, die noch in den Bäumen gelebt haben!“
F: „Wie die Affen!“
P: „Ja, wie die Affen! Wir haben nämlich gemeinsame Vorfahren, die Affen und
wir! Also vor ungefähr sieben Millionen Jahren, sagen wir, in unserem Beispiel,
vor sieben Tagen, gab es Streit im Blätterhaus!“
F: „Streit? Warum?“
P: „Nun, vor sieben Tagen wurde es immer wärmer, es hat weniger geregnet und
die Bäume sind deshalb auch immer weniger geworden. Es gab einfach nicht mehr
genug Platz darauf für alle. Und somit mussten einige auf den Boden umziehen.“
F: „Und das war dann der Papa von deinem Papa!“
P: „Ja! Also der Papa vom Papa vom Papa und so weiter, eben sieben Tage lang!
Aber auf dem Boden zu leben, hatte auch seine Vorteile! Wenn du dich mit
deinen Händen nicht mehr festhalten musst, was kannst du dann alles damit
machen?“
F: „Basteln!“
P: „Ja, zum Beispiel. Doch so geschickt waren unsere Vorfahren damals noch
nicht. Aber sie mussten nun immer öfter aufrecht gehen, um über das hohe Gras
zu sehen. Sie konnten ihre Kinder dadurch besser im Arm tragen. Sie konnten
Gräser, Wurzeln und Insekten zum Essen finden, die sie in den Bäumen sonst
nicht gefunden hätten.“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann? Ja, dann ist lange Zeit hinweg gar nicht viel passiert, zumindest war
die Entwicklung sehr langsam. Drei volle Tage lang war nicht viel los: Die frühen
Menschen streiften durch die Gegend, sammelten Pflanzen, Wurzeln und
Insekten und wenn ein Raubtier mal etwas Fleisch übrig gelassen hatte, dann
aßen sie auch das.“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann hat einer unserer Vorfahren, dein Ururur-Opa, entdeckt, dass in den
Knochen von Tieren etwas sehr gut schmeckendes drin ist: das Knochenmark! Er
hat mit einem Stein draufgehauen, der Knochen ist zerbrochen und er konnte
das gute Knochenmark raussaugen. Am fünften Tag dann ist jedoch wieder etwas
passiert: Er hat daneben gehaut, ein Stück des Steines ist abgebrochen und hat
eine scharfe Kante ergeben! Da hat er gemerkt, dass man mit diesem scharfen
Stück viel besser den Knochen aufspalten kann. Er hat das erste Werkzeug
erfunden!“
F: „Super! Und was ist dann passiert?“
P: „Nun, er wollte nachhause gehen und seiner Frau ganz stolz das erste
Werkzeug zeigen, doch da ist ein Gewitter aufgezogen und ein Blitz hat in einen
Baum eingeschlagen! Der Baum hat gleich lichterloh zu brennen begonnen und
dein Ururur-Opa hat sich mit seiner Frau unter einem anderen Baum versteckt.“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Am nächsten Tag hat er seiner Frau, deiner Ururur-Oma, sein Werkzeug
gezeigt und auch gleich das Knochenmark das er mitgebracht hatte. Die hat dann
gemeint, dass das Mark noch viel besser schmecken würde mit ein paar Wurzeln.
Die Frauen in unserer Familie haben nämlich immer schon besser kochen können
als die Männer, musst du wissen! Und so hat sie sich einen spitzen Stock
genommen um nach Wurzeln zu graben. Doch der Stock war ein verkohlter Ast
von dem Baum in den der Blitz eingeschlagen hatte, und als sie ihn hochhob blies
der Wind hinein und der Ast begann wieder zu brennen!“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Na, zuerst hat sich deine Ururur-Oma natürlich erschrocken und den Ast
gleich wieder fallen gelassen. Doch, und auch das solltest du wissen, die Frauen
in unserer Familie waren auch immer schon die Mutigeren und die Neugierigeren.
So hat sie den Stock wieder aufgehoben und seit diesem Tag hatten unsere
Vorfahren Feuer! Gebraten schmeckte das Essen auch gleich viel besser und der
Bauch tat sich auch leichter es zu verdauen!“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann haben deine Ururur-Großeltern diese Entdeckungen an ihre Kinder
weitergegeben. Über mehr als zwei Tage hinweg haben deren Kinder und
Kindeskinder dann gelernt, ihre Werkzeuge immer schärfer, spitzer und schöner
zu machen – sie sind geschickter geworden! Und auch fürs Feuermachen haben
sie keinen Blitz mehr benötigt, sie haben einfach zwei Hölzer aneinander
gerieben, bis es rauchte. Und der Rauch hat dabei auch noch sooo gut gerochen!
Deine Ururur-Großeltern liebten das, besonders wenn sie bestimmte Blätter
noch ins Feuer warfen! Und außerdem hielt der Rauch die Gelsen ab!“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann, es war ungefähr Vorgestern, sind unsere Vorfahren auf Wanderschaft
gegangen. Sie sind den großen Tierherden gefolgt, haben neue Jagdgebiete oder
Wasserstellen gesucht oder wollten einfach nur wissen, was wohl hinter dem
nächsten Berg ist.“
F: „Und was war dahinter?“
P: „Na noch ein Berg, und dann noch einer, und noch einer. So sind sie von Afrika
bis nach Europa gezogen und noch viel weiter, nämlich bis nach China!“
F: „Ui, das ist aber weit! Und was ist dann passiert?“
P: „Dann, und das war erst heute Vormittag, ist plötzlich alles ziemlich schnell
gegangen! Heute Morgen hat ein Urur-Onkel von dir den Speer erfunden und
seine Frau hat entdeckt, dass man mit roter Erdfarbe malen kann. Sie haben
dann Felswände und sich selbst bemalt. Dann haben sie sich in Felle von Tieren
gehüllt, es wurde nämlich alle paar Stunden mal bitterkalt! Beim Feuermachen
entdeckten sie, dass man mit dem Stab, den man drehte, eigentlich auch Löcher
durch Holz bohren konnte, wenn man ganz vorne auf die Spitze ein kleines,
spitzes Stück Stein steckte. Deine Urur-Oma sagte: ‚Jö! Das schaut schön aus!
Mach mir doch aus dem durchbohrten Stück Holz eine Kette!‘ Und dein Urur-Opa
tat, was seine Frau von ihm verlangte, denn die Frauen hatten damals wie heute
das Sagen. Die Männer fühlten sich zwar unheimlich wichtig, wenn sie ihr
Jagdgeheul anstimmten, und so mit Speeren und Keulen den Tieren nachjagten,
aber in Wahrheit haben die Frauen das meiste gesammelt, was sie zum Essen
brauchten. Mittlerweile wohnten sie auch nicht mehr unter einem großen Baum,
sondern bauten sich schon richtige Zelte aus Fellen und Häuten, so wie die
Indianer. Im Winter lebten sie dann auch mal in Höhlen, denn darin wurde es
nicht gar so kalt wie draußen.“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann, und das ist eigentlich erst eine halbe Stunde her, haben sie gelernt
Pflanzen anzubauen. Zuerst nur welche, die der Medizinmann brauchte um
‚schöne Träume‘ zu haben, später dann auch solche mit großen Körnern. Weißt du,
was sie daraus gemacht haben?“
F: „Opa sagt, dass man aus Körnern Bier macht!“
P: „Ja, das sicher auch. Aber eigentlich haben sie die Körner gemahlen, das heißt
fein zerrieben, und dann mit Wasser zu einem Teig geknetet und daraus Brot
gebacken! Und weißt du was? Das Bier, das Opa meint, ist damals übrigens so
entstanden: Es war einmal ein kleiner Bub, nicht viel älter als du! Und der war
sehr neugierig! Eigentlich auch so wie du! Alles beobachtete er, und ganz
besonders interessierten ihn die versteckten Sachen! Die Körner, die seine
Eltern zu viel hatten, wollten sie sich nämlich für den Winter aufheben. So
versteckten sie sie in tiefen Erdgruben und taten einen Deckel drauf, wegen der
Mäuse! Doch der neugierige kleine Bub hat einmal den Deckel verschoben um zu
sehen was drin ist. Leider hat er dann den Deckel nicht mehr richtig draufgetan,
und als es dann geregnet hat, ist Wasser in die Grube gelaufen. ‚Uijegerle‘,
dachte sich da der Bub, ‚Wenn das der Papa sieht!‘ Und da hat er den Deckel am
nächsten Tag gleich wieder drauf getan. Doch das Wasser in der Grube hat die
Körner zum Gären gebracht und daraus ist dann das erste Bier entstanden!“
F: „Und das war wirklich so?“
P: „Natürlich! Ein kleiner Pimpf, wie du, hat damals das Bier erfunden!“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Na, einfach alles! Der kleine Bub hat zum Beispiel auch sehr gerne gemalt! Da
hat ihm sein Papa rote Erdstücke mitgebracht mit denen er auf den Steinen und
Felsen Bilder malen konnte, so wie deine Malkreiden heute. Als dem kleinen
Buben dann aber mal ein Stück seines Malsteins ins Feuer gefallen ist, hat er
bitterlich geweint. Seine Mama hat ihm das Stück dann später wieder aus dem
Feuer geholt und dabei entdeckt, dass es auf einmal in einer anderen Farbe
malte. Durch das Feuer sind sie nämlich draufgekommen, dass man rote
Malsteine auch gelb oder schwarz machen kann. Das waren dann ganz tolle
Bilder, die der Bub dann gemalt hat. Und als er schließlich groß war, ist er ein
berühmter Höhlenmaler geworden!
Seine Schwester wollte auch malen, und hat deshalb andere Steine ins Feuer
gelegt. Doch diese Steine waren ‚Feuersteine‘ und durch das Feuer sind sie
plötzlich weiß geworden und viel besser zu bearbeiten gewesen. Da hat sich ihr
Papa aber gefreut und war sehr stolz auf seine Tochter! Es machte nämlich
damals viel Mühe, aus Feuerstein Pfeil- und Speerspitzen zu machen.“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Ach, da gäbe es noch viel zu erzählen… Zum Beispiel hat die Mama des
kleinen Mädchens aus Lehm, den sie im Fluss gefunden hatte, kleine Tierfiguren
gebastelt und in der Sonne trocknen lassen. Das kleine Mädchen hat sehr gerne
mit diesen Figuren gespielt! Da waren kleine Hasen und Rehe, kleine
Wildschweine und Pferde. Doch einmal ist ihr ein kleiner Tonhase ins Feuer
gefallen und sie konnten ihn erst am nächsten Tag wieder rausholen. Zuerst hat
das Mädchen geweint, weil es dachte, der Hase wäre nun kaputt. Doch der kleine
Hase war durch das Feuer hart geworden! Das Mädchen hatte entdeckt, wie man
Ton brennen konnte! Bald darauf brannten ihre Eltern bereits Krüge, Töpfe,
Teller und Becher und – natürlich jede Menge Tierfiguren!
Ein anderes Mal, da hatten sie nichts mehr zu essen, weil dem Papa sein Bogen
zerbrochen war. Nur noch ein paar alte, zähe Stücke Fleisch, voll von Fasern,
Knorpeln und Sehnen. Der kleine Bub hat eine Weile drauf rumgekaut, es dann
aber wieder ausgespuckt. ‚Wääää!‘, hat er gesagt, es schmeckte wirklich
grauslich. Als seine Mama dann am nächsten Tag die Spucke gesehen hat, wollte
sie sie wegwischen. Doch die Spucke war hart geworden! Der kleine Bub hatte
den ersten Klebstoff erfunden, den Hautleim!“
F: „Den UHU!“
P: „Ja, den ersten UHU, sozusagen! Von da an wurde aber alles viel leichter: Der
Papa konnte seinen Jagdbogen wieder kleben und wieder Rehe jagen und die
Mutter konnte viele Dinge im Haushalt reparieren.
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann, und das ist erst an die 20 Minuten her, haben sie entdeckt, dass aus
bestimmten kleinen, grünen Steinen etwas herausrinnt, wenn man sie nur lange
genug ins Feuer legt. Und wenn dann das Feuer wieder ausgeht, wird das
Geschmolzene wieder hart. Sie hatten das erste Metall entdeckt, die Bronze, die
glänzt wie Gold!“
F: „Und was ist dann passiert?“
P: „Dann, ja dann ist es erst so richtig losgegangen! Doch für diese Geschichte
zeige ich dir am besten ein paar Bilder…“
…los!
Zeitkarte (Mitteleuropa)
Paläolithikum (ca. 2.400.000 – ca. 10.000 v. C.)

Altpaläolithikum (bislang nicht in Österreich)
Acheuléen (1.760.000 – 150.000 v. C.)
o


Mittelpaläolithikum (300.000 / 200.000 – 40.000 v. C.)
o
(Jung-Acheuléen – 150.000 v. C.)
o
Mousterién (ab 120.000 v. C.)
o
Micoquien (60.000 – 40.000 v. C.)
Jungpaläolithikum (ab ca. 40.000 – 10.000 v. C.)
o
Aurignacien (40.000 – 31.000 v. C.)
o
Gravettien (31.000 – 25.000 v. C.)
o
Magdalénien (18.000 – 12.000 v. C.)
Mesolithikum (ab ca. 10.000 – 5.500 v. C.)
Neolithikum

Früh-Neolithikum
Altneolithikum (5.500 – 4.800/4.000 v. C.)
o

Mittelneolithikum (4.800/4.700 – 4.000/3.900 v. C.)
o


Bandkeramische Kultur
Stichbandkeramische Kultur (4.900 – 4.500 v. C.)
Spätneolithikum
o
Jung-Neolithikum (4.000/3.900 – 3.000/2.800 v. C.)

Spätes Lengyel
(=Mährisch Bemaltkeramische Kultur)
End-Neolithikum (3.000/2.800 – 2.300/2.200 v. C.)
o

Schnurkeramikkultur

Glockenbecherkultur
Bronzezeit

Frühe Bronzezeit (2.300/2.200 – 1.600 v. C.)
o Aunjetitzer-Kultur
o Hockergräber-Kultur

Mittlere Bronzezeit (1.600 – 1.250 v. C.)
o Hügelgräber-Kultur

Späte Bronzezeit (1.250 – 800/750 v. C.)
o Urnenfelder-Kultur
Eisenzeit

Frühe Eisenzeit (Hallstatt-Kultur, um 800/750 – 450 v. C.)

Späte Eisenzeit (La Téne-Kultur, um 450 – 15 v. C.)
Homo rudolfensis
Der ‚Mensch vom Rudolfsee‘ lebte von vor
2,4 bis ca. 1,9 Mio. Jahren in Afrika. Berühmt
sind die Funde des Schädels in Koobi Fora,
Kenia. Er war zwar größer als sein Vorgänger
Homo habilis, aber immer noch von eher
kleiner Statur.
Seine 600 – 900 cm³ Gehirnvolumen waren
schon deutlich mehr als jene seines
Vorfahren oder der Australopethecinen.
Er ging bereits aufrecht und fertigte
Werkzeuge,
unter
anderem
einfache
‚Chopper‘ (s. Abb.) und Abschläge aus Stein
(die Funde der Oldowan-Kultur, benannt nach
der Schlucht von Olduway, Tansania, Afrika,
werden ihm zugerechnet).
Vermutlich nutzte er noch nicht das Feuer, baute keine Behausungen und hatte kein differenziertes Sprechvermögen.
Homo erectus
Der ‚aufrechte Mensch‘ lebte von vor 1,9 bis
ca. 0,2 Mio. Jahren in Afrika und wanderte von
dort nach Asien und Europa aus. Besondere
Funde sind z.B. der ‚Turkana Boy‘ (Skelett
eines
13jährigen
Jungen,
siehe
Schädel
übernächste Seite) und 40 Skelette in China.
Das Skelett war bereits bis auf den Schädel
und die
dickeren
Beinknochen
mit
jenem
heutiger Menschen identisch. Auffallend sind
die flache Stirn und die großen Augenbrauenwölbungen.
Sein Gehirn hatte mit 850 – 1225 cm³ einen weiteren Entwicklungssprung
gemacht. Aufgrund seiner Zähne lässt sich rückschließen, dass er seine Nahrung
bereits mittels Feuer leichter verdaulich gemacht hat und vermutlich auch über
eine primitive Sprache verfügte.
In der Nähe von Tokio fanden sich sogar archäologische Hinweise auf eine Hütte
und auch seine handwerklichen Fertigkeiten zeigen sich in einer immer besseren
Werkzeugfertigung und –spezialisierung (sog. ‚Acheuléen‘).
Feuer
Prähistorische Feuernutzung
Die
Nutzung
von
Wildfeuern
(beispielsweise aus Blitzschlägen) und
später die Kunstfertigkeit, selbst Feuer
zu entfachen, waren enorm wichtige
Schritte der Menschwerdung.
Die Zunahme von Fleisch in der Ernährung ist für Homo habilis, mehr noch für
Homo rudolfensis mit Veränderungen an Gebiss und Gehirn bewiesen.
Eine optimale Aufbereitung dieser Nahrung durch Garen, Kochen oder Braten
über offenem Feuer erleichterten den enzymatischen Aufschluss der Nahrung,
Räuchern machte sie zudem länger haltbar.
Feuer bot zugleich Wärme, Licht, Schutz vor Raubtieren und Insekten und
half möglicherweise auch Wild aus dem hohen Grasland herauszutreiben (Jagd).
Sehr frühe archäologische Belege der Feuernutzung durch Australopithecinen
(vor 4 - 1,5 Millionen Jahren) ebenso wie durch Homo habilis (vor 2,5 - 2
Millionen Jahren) sind bis heute umstritten.
Mehr als 1 Million Jahre alte Feuerstellenbefunde aus Südafrika jedoch,
können aufgrund verbrannter Knochensplitter und Pflanzenreste ziemlich valide
als von frühen Vertretern der Gattung ‚Homo‘ angelegt interpretiert werden.
Eine archäologisch ebenso recht sichere Feuerstelle mit verbrannten
menschlichen Nahrungsresten, die mit Homo erectus in eindeutiger Verbindung
steht und etwa 790.000 Jahre alt ist, liegt auch im Norden Israels vor.
Holzkohlereste; vorne: ‚Feuerzeug‘ - Feuerstein und Pyrit/Markasit (und nicht, wie
fälschlicherweise oft behauptet, ein zweiter Feuerstein!) sowie Zündmaterial
Es gibt dutzende(!) Möglichkeiten ein Feuer zu entzünden. Die gängigsten waren
wahrscheinlich das Funkenschlagen mittels eines Feuersteines auf einem
eisenhaltigen Stein (Pyrit, Markasit) sowie das Reiben eines Hartholzstabes an
einem weicheren Holz (mittels manuellem Drillen oder Drillbogen).
Paläolithikum
(von ca. 2.400.000 bis ca. 10.000 v. C.)
Homo rudolfensis
Homo erectus (‚Turkana Boy‘)
Den bislang ältesten Faustkeil (sog. ‚Proto‘-Faustkeil) der Welt
haben Archäologen in Kenia (in Kokiselei, am Nordwestufer des
Turkana-Sees) entdeckt. (s. Abb. Links)
Er ist oval bis tropfenförmig, von beiden Seiten bearbeitet und
1,76 Mio. Jahre alt: Der Faustkeil gilt als das charakteristische
Werkzeug für den Homo erectus. Die behauenen Steine definieren die altsteinzeitliche
Kultur des Acheuléen in der sich das menschliche Gehirn entscheidend weiter entwickelte.
(Acheuléen - benannt nach dem bedeutenden Fundort Saint-Acheul, ein Vorort von Amiens,
Frankreich)
Der Faustkeil
ist zwar mir Sicherheit das berühmteste Werkzeug der Steinzeit, doch
schon lange vor diesem bekannten und relativ gut klassifizierbaren Werkzeugtyp des Homo
erectus haben bereits der Homo habilis oder der Homo rudolfensis Steine zu einfachen
Werkzeugen bearbeitet. Diese
‚ältesten Steinwerkzeuge der Menschheit‘ werden
Geröllgeräte oder ‚Chopper‘ (von engl.: chop = hacken) genannt. Sie stammen aus der
Oldowan-Kultur (benannt nach der Schlucht von Olduway, Tansania, Afrika), bestehen aus
einem einfachen groben Steinabschlag und wurden vor ca. 2,4 Mio.
Jahren
aus
Lavagestein,
Quarz
oder
Hornstein
gefertigt.
Verwendet wurden sie vermutlich um Tierknochen zu zertrümmern,
und dadurch an das nahrhafte Knochenmark zu gelangen.
Chopper-Werkzeuge
(ca, 2 Mio. Jahre alt, Olduway)
Die gezielte und vorausgeplante Herstellung von Werkzeugen ist eine Fähigkeit, die den
Menschen von seinen Vorgängern und von den Tieren unterscheidet!
Die Entwicklung von Steinwerkzeugen geht eindeutig auch mit einem Wechsel der
Ernährungsgewohnheiten einher: unsere frühen Vorfahren begannen vor ca. 2 Mio. Jahren
sich von reinen Pflanzenfressern nun zu Allesfressern zu entwickeln und hatten von da an
auch bedeutende Anteile an Fleisch auf ihrem Nahrungszettel stehen. Die dadurch erhöhte
Proteinzufuhr wirkte sich günstig auf die Entwicklung des Gehirnes aus. Ob sie sich dabei
nur mit dem Verzehr von Aas begnügten oder bereits sehr früh selbst aktiv jagten ist heute
nicht mehr eindeutig festzustellen.
Typischer bifacialer (d. h. beidseitig bearbeiteter)
Faustkeil des Acheuléen (ca. 300.000 v.C.)
Protofaustkeile von Frühmenschen der Art Homo erectus
aus dem frühen Acheuléen (ca. 600.000 – 200.000 v. C.)
Epoche: Altpaläolithikum, Acheulèen
Fundort: Moledo do Minho, Nord-Portugal
Unifaciale Chopper von Frühmenschen der Art
Homo erectus aus dem mittleren Acheulèen
(ca. 600.000 – 200.000 v. C.) im Olduway-Stil
Epoche: Altpaläolithikum, Acheuleèn
Fundort: Moledo do Minho, Nord-Portugal
Bifaciale (beidseitig bearbeitete) Faustkeile von
Homo erectus
Epoche: Mittleres Paläolithikum, Jung-Acheulèen (250.000 –
300.000 v. C.)
Fundort: Nord-Mauretanien, Sahara, West-Afrika
Faustkeil (bifacial bearbeitet)
Epoche : Mittlere Altsteinzeit, Acheulèen (300.000 – 100.000 v. C.)
Fundort : "Abilly", nahe dem ‘Le Grand-Pressigny’, Frankreich
Gruppe von Werkzeugen, Pferdezähnen und –knochen aus Solutré (F), Originale
Alter: Moustérien, (120.000 – 40.000 v. C.)
bzw. Aurignacien, (40.000 – 31.000 BC)
Frauenstatuette(n)
Als Fruchtbarkeitssymbole(?) oder Abbildungen der ‚Mutter
Natur‘(?) werden sogenannte ‚Venusfiguren‘ aus dem Zeitalter
des Gravettien (31.000 – 25.000 v. C.) interpretiert. An die 200
solcher aus Stein, Knochen, Geweih oder Elfenbein gearbeiteten
Figuren hat man in Europa und Asien gefunden.
Die bekanntesten in Österreich sind wohl die:
‚Venus von Willendorf‘ (ca. 25.000 v. C.)
und die ‚tanzende‘ ‚Fanny vom Galgenberg‘
(30.000 v. C.).
Die hier ausgestellte ‚Venusfigur‘ ist ein
Original und wurde in Spanien gefunden,
ich nenne sie ‚Venus hispaniensis‘.
Schlagstein (Original)
Diese dienten u. a. zum Abschlagen von sog.
‚Flakes‘ (Abschlägen/Splittern) von einem
Kernstein.
Verwendung fanden sie nachweislich in einem
Zeitraum von vor 2 Mio. Jahren (Oldowan) bis
hinein in die europäische Eisenzeit um 500 v. C.
Funde aus einer saisonalen Lagerstätte des frühen Homo sapiens
während seiner Zeit als Großwildjäger (Originale)
Fundort: Nordosteuropa
Alter: ca. 30.000 Jahre
Unter anderem: Pfeilspitzen,
Mikrolithen (kleine Splitter),
Bohrer, Schaber
Kernaxt (Original)
Mesolithikum (um 10.000 v. C. – 5.500 v. C.)
Fundort: Dänemark
Speerschleudern (sog. ‚Atlatl‘) mit
Tierverzierungen
(Kunststoffabgüsse
der
ältesten
gefundenen Speerschleudern der
1
Welt)
Fundorte: 1 - La Mas d'Azil, in den französischen
Pyrenäen bzw. 2 - Dordogne
Alter: ca. 12.000 Jahre (Magdalènien)
Originalmaterial: Rentiergeweih
2
Steinklingen, Rückenmesser
und Bohrer (Originale)
Alter: 8000 – 4000 v. C.
Fundort: Jütland (Dänemark)
Jungsteinzeit
(in Mitteleuropa v. ca. 5.500 – 2.200 v. C.)
Im sog. Neolithikum vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in der Bevölkerung:
Das Sammeln und die Jagd als Grundlage der Nahrungsbeschaffung verloren
zusehends an Bedeutung, stattdessen setzten sich, auf den ersten Blick
seltsame, neue (Land-) Wirtschaftsformen aus dem Osten durch: Ackerbau und
Viehzucht, später, und dadurch bedingt, auch Handel.
Diese Neuerungen führten nach und nach zur Sesshaftwerdung und dem
Entstehen kleinerer und mittelgroßer Ansiedlungen. In direktem, kausalem
Zusammenhang mit den Differenzen zweier solch unterschiedlicher Lebensweisen - hier die traditionellen Jäger- und Sammler, dort die Neuen, die Bauern,
diejenigen welche sesshaft wurden - sehen viele Soziologen aber auch einen
optimalen Nährboden für Neid und Gier, von organisierten Plünderungen und
schlussendlich auch die Geburtsstunde des Krieges.
Das Brennen von Tongefäßen fasste nun Fuß: war es bislang aufgrund der
vagabundierenden
Lebensweise
( dem
Folgen
der
Großwildherden)
nicht
praktikabel, zerbrechliche, schwere Tongefäße mit sich zu führen, so finden sich
ab der Zeit der festen Wohnsitze Tonwaren mit markanten Mustern und
Formen. Diese wurden später zu Leitformen um unterschiedliche Kulturen zu
kennzeichnen (z.B.: Linearband-, Notenkopf-, und Schnurkeramik etc.)
Geschliffene Steinbeile (typ. in Dänemark) sowie Dechsel (typisch für die
norddeutsche Bandkeramische und die Rössener Epoche 5.400 – 4.200 v. C.) sind
ebenso deutliche Kennzeichen für das Neolithikum, den letzten Abschnitt in dem
Werkzeuge und –waffen aus dem Material ‚Stein‘ im Vordergrund stehen.
Vitrine:
Nachbauten
Messer,
Pfeil
und
von
Kupferbeil,
‚Abdrücker‘
(für
Feuersteinbearbeitung) der 5.300 Jahre
alten Mumie vom Stilfserjoch (vulgo
‚Ötzi‘).
Daneben sind noch detailgetreue Repliken
eines kleinen Tongefäßes der Notenkopfkeramik, diverse Messer, Schaber
und sonstige ‚Allzweckgeräte‘
(Jung-)Steinzeit ausgestellt.
aus der
Ende der Jägergesellschaft  Beginn des Bauerntums
(Symbolhaftes Arrangement)
Mit dem Nachbau einer ersten, urtümlichen
Sichel (1), eine Geweihsprosse, die mit
4
3
Mikrolithen in Birkenteer bestückt wurde
(daneben originale Kleinabschläge dieses
Werkzeuges), sowie Hörnern (2) und
Wirbelknochen der ersten domestizierten
2
(Ur-)Rinder (Bos primigenius), sind hier –
quasi als ‚Memento mori‘ für das zu
1
Ende gehende Zeitalter der Großwildjäger – auch ein Mammutmahlzahn (3) (Mammuthus primigenius), die
Geweihrosette eines Riesenhirsches (4)
5
(Megaloceros) und ein Wirbelkörper eines Wisents (5) ausgestellt.
Diese
werden
"Schwere
Klingensicheln"
genannt.
Solche Werkzeuge aus Feuerstein (engl.
‚flint‘, franz. ‚silex‘) datieren in das
ausgehende Neolithikum (um 3500 v. C.)
und die anschließende frühe Bronzezeit
(bis ca. 1800 v. C.) und sind typisch für
Kulturen des heutigen Dänemark/Norddeutschland.
Mikroskopische Untersuchungen zeigen,
dass diese in Holzschäften eingesetzten
Klingen zum Schneiden von Schilf für die
Dachbedeckung eingesetzt wurden.
Kleine Europäische Steinäxte aus
der Jungsteinzeit, geschliffen
(Originale, 5.500 – 2.200 v. C.)
gefunden in Nord-Bulgarien
Art
von
Klingen
Neolithische Bohrmaschine für Steine(!)
„Um Stein zu bohren, ist ein anderer Stein als Bohrer nicht die beste Wahl!“
Um aus einem Beil eine Axt zu machen muss ein Loch für den Holzschaft in den
Steinkopf gebohrt werden.
Dies geschieht mittels eines Rohres als Bohraufsatz, in welches Sand gefüllt
wird. Das Rohr kann ein Stück eines Röhrenknochens oder einfach ein
ausgehöhlter und getrockneter Ast eines Holunderstrauches sein, als Sand
empfiehlt sich feiner Quarzsand.
Trotz all dieser technischen Entwicklung benötigte man für das Durchbohren
und Schleifen eines Axtkopfes in etwa eine ganze Arbeitswoche!
Diese Technik des ‚Steinbohrens‘ wurde ab dem 6. Jahrtausend v. C. in Europa
verwendet.
Schema einer Hohlbohrung
mit Bohrer (Holunderast, Knochen),
typisch konischem Loch und Bohrkern
Neolithischer Werkzeugkoffer
Inhalt:
- Steinzeitliche Drill-Bohrmaschine
- Steinzeitliches Drill-Feuerzeug
- Steckaufsatz für Tieflochbohrungen (Feuerstein)
- Steckaufsätze für Steinbohrungen (Holunderrohre)
- Stich- und Schneidmesser
- Zündmaterial (getrocknet)
WAS wurde WANN gejagt? - Beutetiere in der Steinzeit:
Alt- und Mittelpaläolithikum (Homo erectus in Europa ab ca. 1,7 Mio. v. C.
Neandertaler ab ca. 220.000 v. C.)
Sie jagten mit Speeren und Keulen große Tiere wie:
-
(Wald-)Elefanten
-
Nashörner
-
Bisons
-
Pferde
-
Hirsche
-
Mammuts
-
Höhlenbären (?)
Neandertaler vor Mammutbein (Original)
Jungpaläolithikum (Neandertaler und (in Europa ab ca. 45.000 v. C.) Homo
sapiens sapiens  Änderung des Klimas/der Flora: Steppe/Grasland; neue
Waffe: Speerschleuder/sog. ‚Atlatl‘)
-
Rentiere, Pferde
-
Mammuts, Nashörner
-
Hasen
-
Füchse
-
Vögel
-
Fische
Mesolithikum (Homo sapiens sapiens ab ca. 10.000 v. C.  Mischwald! Geänderte
Fauna und dadurch vermehrte Pflanzenkost. Neue Waffe: Pfeil & Bogen!)
-
Hirsch, Reh, vereinzelt Pferde
-
Wildschwein
-
Biber
-
Fisch/Meeresfrüchte (Netze, Angelhaken, Reusen, Fischerboote)
-
Marder/Wildkatzen
-
Gämsen
-
Vögel
Neolithikum (Homo sapiens sapiens, Viehwirtschaft und Ackerbau breiteten
sich in Europa von Südosten her aus; Beginn um 4000 v. C. bis erst um 1000 v. C.
im Norden Europas; Jagen und Sammeln verlor an Bedeutung, wurde aber niemals
zur Gänze aufgegeben.)
Der HÖHLENBÄR (Ursus spelaeus)
(ein typisches Beutetier???)
Der größte europäische Bär (geringfügig größer
war nur der amerikanische Kurzschnauzenbär) ist
leider
bereits
ausgestorben.
vor
Das
etwa
10.000
mächtige
Tier
Jahren
war
zwar
Vegetarier, überragte jedoch alle anderen Bären
an Größe (> 3 m) und übertraf sie an Gewicht.
Hielt
man die großen,
in Höhlen wie der
Mixnitzhöhle (Stmk.), gefundenen Knochen im
Mittelalter noch für die Überreste von Drachen
oder zumindest Riesen, so fanden sie nach dem 1.
Weltkrieg
doch
einen
eher
profanen
wendungszweck: der Kot und die Knochen
Vervon
über 30.000(!) dort gefundenen Bären wurden
aus
der
Höhle
in
insgesamt
3000(!)
Güterwaggons verladen und entwickelte sich
als
Phosphatdünger
zu
einem
gewinn-
bringenden Exportschlager.
Die Vorstellung des Kampfes auf Leben und Tod zwischen unseren in Felle
gehüllten Vorfahren und dem mächtigsten Raubtier (obwohl er eigentlich
Vegetarier war!) seiner Zeit beflügelt die Fantasie der Menschen seit
Jahrtausenden.
Die aktive Jagd von Neandertalern oder frühen Homo sapiens auf Höhlenbären
gehört jedoch höchstwahrscheinlich ins Reich der Mythen und Legenden.
Untersuchungen des Naturhistorischen Museums Basel (Dr. F. Ed. Koby/H.
Schäfer) deuten an, dass eine solche Jagd der Steinzeitmenschen als höchst
unwahrscheinlich gilt! Der kluge paläolithische Jäger mit seiner relativ einfachen
Bewaffnung hätte einen Bären wohl am ehesten mehr oder minder risikofrei im
Winterschlaf erlegt (zwar nicht sehr heldenhaft, aber zielführend ), bzw. wäre
einem derart riskanten Kampf ‚Mann gegen Bär‘ von vornherein aus dem Weg
gegangen.
Übrigens: Der Bär wird seit Jahrzehntausenden als ein dem Menschen
verwandtes Geistwesen und medizinischer Lehrmeister der Schamanen verehrt
(vgl. Wolf-Dieter Storl, Unsere Wurzeln entdecken). Die älteste von Menschen
geschaffene Kultstätte liegt in einer Höhle in der Schweiz. In diesem
‚Drachenloch‘ auf fast 2500 m Seehöhe haben vermutlich niemals Höhlenbären
gelebt, dennoch wurden dort neben Neandertalerwerkzeugen und Spuren von
Lagerfeuern sechs in Steinkisten ‚bestattete‘ Bärenschädel gefunden. Das Alter
dieser ‚Kultstätte‘ wurde mittels C-14-Methode auf ca. 60 – 70.000 Jahre(!)
datiert!*
Höhlenbärenschädel
Impressionsfraktur
Hinterhauptkamm eines Höhlenbären (Ursus spelaeus) Abguss
Fundort: Tschechien
Alter: + 30.000 Jahre
Das Besondere an diesem Fund ist die deutlich sichtbare Verletzung des
Knochens direkt am Kamm des Hinterhauptes. Dies ist eines der seltenen
erhaltenen Zeugnisse, welches auf die Jagdmethode des Neandertalers oder des
frühen Homo sapiens hindeutet. Offenbar stammt dieses Zeichen einer
stumpfen Gewalteinwirkung von einem großen Stein oder Felsen der dem Bären
(während des Winterschlafes?) auf den Schädel geschmettert wurde.
Die Murmeltiere der Westalpen wurden übrigens auf durchaus vergleichbare
Weise ausgerottet: In den ersten Monaten des Jahres grub man ihre Erdhöhlen
auf und erschlug die wehrlosen, schlafenden Nager (meist aufgrund ihres Fettes,
das gegen Rheuma helfen sollte). Eine ähnliche Jagdmethode auf schlafende
Höhlenbären ist zumindest denkbar.
*laut Rabeder/Nagel/Pacher (‚Der Höhlenbär‘, Thorbecke 2000) wird die Zuordnung
dieser Funde zum Neandertaler in Fachkreisen jedoch durchaus kontrovers diskutiert.
Bronzezeit
(in Mitteleuropa ca. 2.200 – 800 v.C.)
Vitrine: Spätbronzezeitlicher Kammhelm
(ca. 13. Jhdt. v. C.)
(Replik)
Detai des Gemäldes ‚Schlacht bei
Alesia‘ von Lionel-N. Royer
In diesem berühmten Bild (rechts oben) mit der Szene der
Kapitulation des Vercingetorix (Gallier/Kelten) vor Cäsar
im Jahre 52 v. C. ist einer jener raren spätbronzezeitlichen Kammhelme dargestellt.
(Ebenso hat sich übrigens die Zigarettenmarke ‚Gauloises‘
dieses Helmes als Werbebild bedient. s. Abb. rechts)
Originalfunde von bronzezeitlichen Kammhelmen bzw. Fragmenten sind in Österreich in Gastein, am Pass Lueg und am Tiroler Pillersattel gemacht worden.
Vitrine
(vorne):
Lanzen-
und
Prunklanzenspitze (Bronze)
(hinten) Kurzschwert/Dolch mit
Scheide
der
(Norditalien,
‚Villanova‘-Kultur
Vorläufer
der
Etrusker, später Römer). Eines
der letzten Bronzeschwerter! Die
Nieten
‚neuen‘
sind
bereits
Werkstoff
aus
dem
Eisen
gefertigt und läuten die neue,
‚eiserne‘ Zeit ein.
1
2
3
4
5
6
7
1 Gewandnadeln
Bronze),
(Original,
8
erst
später
folgt
der
Umstieg/Kulturimport aus dem Süden und ( römische) Fibeln werden ‚in‘
2 Kleine Bronzehämmer (Originale; für Feinarbeiten z. B. beim Treiben
und Ziselieren von Bronzeblechen)
3 Hohl- sowie Flachmeißel (Originale; zu beachten ist bei letzteren der
typische stumpfe Winkel!)
4 Bronzepfrieme (Originale + Nachbauten), z. B. für Lederarbeiten, zum
Anreißen oder für Ritzverzierungen
5 Beispiele
(Originale
verschiedener
von
Flach-
Entwicklungsstufen
und
Tüllenbeilen
Tüllenhammer)
6 Bronzesichel (Original, fragmentiert)
7 Rasierklinge (Original, Bronze)
8 Votivaxt (Original, Bronze)
von
sowie
Bronzebeilen
ein
bronzener
Einige Informationen zum Thema ‚Bronzeguss‘
Holzmodell, Schwert-Rohguss, Schwert-geschliffen (mit Griffschalen), Dolche
„Als ich mich dazu entschließ, mich in bronzezeitlichem Gießen zu versuchen,
hatte ich nicht die geringste Vorstellung wie aufwändig und komplex dieses
Unterfangen werden sollte.“ (Pedro VOXX, geläutert)
Im Folgenden nun einige stichwortartige Infos und Erfahrungen dazu.
Als erstes gilt es, eine geeignete Tonform zu schaffen:
Denn: Der Ton macht das Schwert!

Sandton(erde) aus einem Flussbett suchen (Das kann aufwändiger sein, als
man denkt…). Natürlich kann man auch Ton im Handel kaufen, aber wer will
das schon…

Beim Anmachen der Tonerde einen Zusatz von Sand zum Ton beifügen um
die gefürchteten Risse beim Trocknungsprozess zu vermindern.

Das
Ganze
in
einem
Trog
lange
und
sorgfältig
anrühren,
alle
Lufteinschlüsse müssen raus – sonst springt die Tonform beim Trocknen.

So weit antrocknen lassen, dass der Ton (ver)formbar wird (Am besten in
einem Stück Leinen aufhängen und abtropfen lassen).

Nochmals durchkneten um auch die restlichen Lufteinschlüsse raus zu
bekommen.

Den Ton zu zwei langen Zylindern ausrollen und diese dann flach drücken.

Diese zwei Stränge in hölzerne Formen geben (diese Formen sollen konvex
geformt sein).
Abb.: Schnittdarstellung
zwei Tonschichten / Versteifung

Evtl. eine längslaufende Versteifung (Holzstab) einarbeiten um ein
Abknicken der Tonform zu verhindern (War laut Funden fallweise in die
innere, manchmal aber auch in die äußere Tonschicht eingearbeitet).

Die Versteifung wird beim Trocknungsprozess rausgenommen (ansonsten
Gefahr
der
Rissbildung)
und
anschließend
wieder
(entsprechend
verkleinert) eingesetzt (Verkleinert deshalb, weil die Tonform während
des Trocknungsprozesses um ca. 10% schrumpft).

Öfters wurde aber auch ohne Versteifungsstäbe gearbeitet; vermutlich
wurde eine extern liegende Versteifung/Verstrebung angebracht.

Ein hölzernes Modell des zu gießenden Schwertes wird bis zur Hälfte in
die untere Tonform eingedrückt. Anschließend ein Trennmittel auf die
Oberflächen auftragen (z.B. feine Asche)
Holzmodell

Danach die obere Form aufsetzen.

Die Holzform sollte selbstverständlich entsprechend länger sein als das zu
gießende Bronzeschwert (wie gesagt: ca. 10% Schrumpfungsverlust).

Das Holzmodell vorsichtig entfernen.

Den Angießkanal eindrücken (üblicherweise beim Griff, manchmal aber
auch an der Schwertspitze).
v.l.n.r.: Bronzedolche, Bronze(kurz)schwerter
(sog. ‚Griffplattenschwert‘)

Fallweise auch kleine Kanäle eindrücken um der Luft eine Abzugsmöglichkeit zu bieten und somit die Gussqualität zu erhöhen.

Beide Tonformen sorgfältig wieder übereinander legen und mit einer
weiteren Schicht Ton ummanteln (Cave: Erst nach mehreren Tagen
Antrocknungszeit!)

Unnötig zu erwähnen, dass spätestens ab diesem Zeitpunkt die Formen
äußerst sorgfältig und vorsichtig gehandhabt werden sollten, sonst gibt es
das große Jammern! (Ich will mir gar nicht vorstellen wie oft das gewesen
sein muss.)

Manchmal wurden die beiden Tonformen auch erst (vor dem Anbringen der
äußeren Tonschicht) mit einer Schnur ummantelt um ein Verrutschen zu
verhindern (Schnurabdrücke auf Tonresten aus der Bronzezeit belegen
dies).

Danach zwei bis drei Wochen(!) Trocknungszeit für die Formen ehe sie
gebrannt werden. (Je langsamer das Trocknen, umso geringer ist die
Gefahr von Trocknungsrissen)

Die Umgebung beim Prozess des Austrocknens sollte warm und trocken
sein, jedoch nicht nahe einer direkten Wärmequelle!

Im Brennofen sollte die Temperatur langsam und über mehrere Stunden
hinweg aufgebaut werden. Die Zieltemperatur liegt bei etwa 650 bis
700°C.

Die Hitze muss dabei gleichmäßig auf die Form einwirken, ein direktes
Aussetzen eines Feuers sollte vermieden werden.

Nach sechs oder sieben Stunden wird die Temperatur langsam(!) wieder
zurückgefahren.

Wenn der Brennofen vorher geöffnet wird, kann die Form aufgrund des
Temperaturschocks brechen.

Nun wird es sich zeigen, ob Luft- oder Wassereinschlüsse noch in der
Tonform waren – beides führt zu einem Zerspringen der Form…
v.l.n.r.: (oben) Sandsteinformen* für Randleistenbeil, diverse Bronzebeile,
Speerspitze (Bronze, Original und Repro) Sandsteinformen für
Bronzesichel (+ Original)
unten: unterschiedliche Meißel von der frühen bis zur späten Bronzezeit
„Wie unsere Vorfahren all dieses komplizierte Prozedere des Brennens
entwickelt haben ist mir ein Rätsel und ringt mir ehrliche Bewunderung ab!
Schließlich gab es damals weder einen Brennöfen, bei denen sich die Temperatur
einfach regeln ließ, noch verfügten sie über eine objektive Möglichkeit diese zu
messen. Wahrscheinlich schätzten die Bronzegießer die Temperatur aufgrund
der verschiedenen Farben des Feuers, eine Fertigkeit, über die gute Schmiede
auch heutzutage noch verfügen.“ (Pedro VOXX)
*Sandstein wurde u. a. zu Beginn des Bronzegießens als einfache und wiederverwendbare Form verwendet. Man darf jedoch nur bestimmte Sandsteinarten
(oder Speckstein) verwenden und seine Verarbeitung war sehr aufwändig.
Das (Bronze-)Gießen selbst:

Die Tonformen müssen vor dem Gießen vorgewärmt werden, da ansonsten
der Temperaturunterschied zu groß wäre und es zu einem Zerspringen der
Formen käme.

Auch kann das Schwert selbst ohne Vorwärmen der Tonform zerspringen
bzw. wird die Oberfläche des Gussstückes dann sehr schlecht, sprich rau.

Tipp: Für kleinere Formen (z.B. Sicheln) reicht ein normaler Hausofen mit
450°C zum Vorwärmen der Tonformen aus, für Schwerter allerdings sollte
wieder eine Temperatur von 700°C erreicht werden! (Auch das muss man
erst mal rausfinden…)

Optimal wird das Gießen des Schwertes gleich nach dem Brennen der
Tonformen durchgeführt, am besten wenn der Ofen noch in der
Abkühlphase zwischen 500 und 600°C ist.
Die Angießposition:

Der Winkel in dem Die Gussform während des Gussvorganges gehalten
wird ist besonders bei längeren Bronzeteilen (z.B. Schwertern) sehr
wichtig und entscheidend für die Feinheit der Oberfläche!

Die Gussform sollte (am besten in einer Form aus Sand) in einem Winkel
von 30 – 35° (vom Boden her gemessen) positioniert werden.

Der Sand verzögert dabei auch den Auskühlungsprozess, was zu einer
verbesserten Homogenisierung des Bronzegefüges führt!

Die Temperatur der geschmolzenen Bronze sollte bei ca. 1200°C liegen,
die Außentemperatur spielt dabei aber ebenso eine Rolle!
Nachbehandlung (Dazu braucht es eine ganze Reihe von Schritten, die ich
hierorts nur kurz anreiße.):

Entgraten (z.B. mit einem Stein)

Abschleifen mit einem Schleifstein (dabei den Schleifstein fixieren und
das Schwert darüberführen)

und noch vieles, vieles mehr… Respekt! Euch, meinen Vorfahren…
Eisenzeit
(Hallstatt- und La Téne-Zeit, um 800/450 – 15 v. C.)
1
2
3
4
5
6
1
2 + 3
Schwert (ca. 3./2. Jhdt. v. C. /La Tène-Zeit), rituell verbogen
typisch keltische Ringknaufmesser (Eisen)
4
Gürtelschließe (mit Resten einer Bronzeapplikation)
5
sog. ‚Ortblech‘ , aufwändig gestaltetes Metallende einer
Schwertscheide
6
Bronzegürtel, sog. ‚Astragalusgürtel‘ (Astragalus = Sprungbein)
7
10
9
8
7
Auswahl La Tène-zeitlicher, typisch ‚blattförmiger‘ Lanzenspitzen
8
‚keltische‘ Tüllenaxt (Eisen) siehe auch ‚nachgebaute Äxte‘
9
‚Sech‘, (Eisen, sog. Pflugmesser, Vorschäler) Die Kelten waren die
Erfinder des Pfluges!
10 Kleine, flache Eisenaxt; vermutlich zur Holzbearbeitung und nicht,
wie oft propagiert, eine Kriegsaxt (alles Originale)
11
12
12
13
11
Schälbohrer (Eisen)
12
diverse Tüllenmeißel zur Holzbearbeitung (Eisen)
13
Flachmeißel mit Dornschäftung (Eisen) Alles Originale
Vereinfachte Darstellung der Entwicklung von Bronzewaffen bis zu den
Eisenschwertern der La Téne-Zeit.
1
2
3
4
5
7
8
v.l.n.r.:
6
9
10
1
Bronzedolche und Lanzenspitzen, um 2.500 v. C. (Originale,
Kleinasien)
2
Griffplattendolch/Kurzschwert Typ Naue II (Bronze),
um 1.200 v. C. (Original, Griechenland)
3
Griffplattenschwert (Bronze), um 1.000 v. C. (Original,
Mitteleuropa)
4
Eisenschwert Typ Naue II, um 800 v. C. (Original,
Mitteleuropa)
5
frühes Eisenschwert La Téne (Original, um 400 v. C.)
6
spätes Eisenschwert mit Resten der Eisenscheide
(Original, La Téne, um 200 v. C.)
unten:
7
Fischschwanzdolch (Repro, Endneolithikum)
8
Feuersteinmesser (Repro, Meso- und Neolithikum),
9
Knochendolch (Original, neuzeitlich, Papua-Neu-Guinea)
10
Feuersteinklinge (gezahnt, Nachbau)
In Palästina ist die Bronzeherstellung bereits für 3.300 v. C. nachgewiesen, in
Ägypten um 2.700 v. C., in Mitteleuropa um 2.200 v. C. und in Nordeuropa gar
erst um 1.800 v. C. Der Begriff ‚Bronzezeit‘ ist daher ein als relativ zu
betrachtender.
Übrigens:
Das
Wort
‚Bronze‘
als
solches
war
ursprünglich
nur
eine
Herkunftsbezeichnung für Bronzewaren besonders guter Qualität aus ‚Brindisi‘ =
‚Bronze‘ (Die Stadt Brindisi liegt in Italiens ‚Stiefelabsatz‘)
Geweihhacken
(Originale und Reproduktionen)
Primitive Hacken aus Hirschgeweih wurden nachweislich bereits seit dem
Paläolithikum für Grab- und Abbauarbeiten
eingesetzt.
Speziell der Tagebau als auch das organisierte
Graben in Löchern und Stollen diente anfangs
der Förderung von Ocker
Feuerstein
(dessen
(Hämatit) und
Qualität
unter
Tage
besser ist!) und in späteren Zeiten auch der
Suche nach Salz, Kupfer und Zinn.
In einem 37(!) Hektar großen Abbaugebiet für
Feuerstein in Großbritannien (nahe Brandon)
wurden die Überreste von mehr als 40.000(!)
Geweihäxten gefunden. (s. Abb. rechts)
Entwicklungsstufen von Beilen
2
3
4
5
1
7
8
9
10
11
1 Dänische Axt
Maglemose oder Klosterlund Kultur (ca. 6.500 – 4.500 v. C.)
Älteste Form der dänischen Äxte. Gefertigt nur mittels Hammerstein, ohne
Retuschieren oder Abdrücken mit Geweihspitzen (Original).
2, 3, 5 Steinäxte unterschiedlicher Fertigungsstadien (Grobform bis geschliffen), Spätneolithikum, um 3.500 – 3.000 v. C., Nordeuropa (Originale)
4
Kupferbeil
‚Ötzi‘ (detailgetreue Museumsreplik mit Eibenschaft und
Birkenteer) Endneolithikum, beginnende Kupferzeit (um 3.300 v. C.)
7, 8 Flachbeile (Kupfer/Bronze) um 3.500 – 3.000 v. C. (Originale, Mitteleuropa)
9 Randleistenbeil (Bronze) um 1.500 v. C. (Original, Mitteleuropa)
10 Absatzbeil (Bronze) um 1.100 v. C. (Nachbau, Mitteleuropa)
11 Tüllenbeil Bronze, ab 1.200 v. C. (Nachbau, Mitteleuropa)
Beile und Äxte
(eine kleine Auswahl)
Steinaxt, Papua-Neu-Guinea, ca. Ende 19. Jhdt., Original
(Holzschaft mit Wicklung aus Birkenrinde)
Beispiel für die Schäftung eines
unbearbeiteten Steines
Afrikanische Kriegskeule, (Holz)
(Original, Ende 19./Anfang 20. Jhdt.)
Einfach aber effektiv!
Hack- und Grabstock, (Holz, Nachbau) Werkzeug, welches
vermutlich bereits im Altpaläolithikum der Suche nach Wurzeln
und Knollen diente.
Kriegskeule
mit
Steinkopf,
interessante
Schäftung, Nordamerikanische Ureinwohner
(zeitgenössischer, nativer Nachbau)
Steinbeil mit direkter Schäftung
(Schaft: Nachbau, Steinbeil: Original)
Steinbeil mit Geweihschäftung
(Schaft: Nachbau, Steinbeil: Original)
Innovation: Das Zwischenstück aus Hirschgeweih
verhindert ein Spalten des Holzschaftes bei der
Verwendung.
Neolithisches Steinbeil (Nachbau)
(Dänemark/Norddeutschland, 5.000 – 3.500 v. C.)
Dechsel (Nachbau,
norddeutsche
Bandkeramische u. Rössener Epoche 5.400 – 4.200 v. C.)
Steinaxt mit Lochbohrung
(Mittel- und Nordeuropa, um
4.500 v. C.) Axtkopf: Original
Rituelle Steinaxt mit typischem Glasperlenschmuck
(Ureinwohner Nordamerikas, Original, um 1880 )
Bronzeaxt, Randleistenbeil
(Nachbau, Mitteleuropa, um 1200 v. C.)
Bronzeaxt, Absatzbeil
(Nachbau, Mitteleuropa, um 1100 v. C.)
Tüllenaxt, Eisen
(Nachbau, La Téne-Zeit, um 450 v. C.)
Fertigungsstadien eines typisch neolithischen Steinbeiles
(um 5.000 v. C.)
1.)
Geeigneten Hartholzstamm finden, fällen und am besten 2 – 3 Jahre
lang an einem geeigneten Ort trocknen lassen. (verhindert Risse)
2.)
Beilschaft grob zurichten.
3.)
Steinbeil fertigen (mittels Schlagstöcken aus Geweih oder
Schlagsteinen in Rohform bringen, dann über einem Schleifstein
händisch feinbearbeiten – kann mehrere Tage dauern! Das liest
sich hier so leicht… )
4.)
Loch für Steinbeil ausnehmen (muss sehr genau gearbeitet
werden – darf nur an der Ober- sowie Unterkante Kontakt
haben, sonst würde der Beilschaft gespalten werden!)
5.)
Steinbeil einpassen und bei Bedarf mittels Birkenteer
und/oder Riemen fixieren.
Originale
…und zum Abschluss noch eine kleine aber bedeutende Erfindung ohne
die wir heute – im wahrsten Sinn des Wortes – ganz anders dastehen
würden: die Nadel
Die Nadel (aus Knochen) wird als eine der wichtigsten Innovationen des
Homo sapiens erachtet und unterscheidet ihn, neben anderem, auch vom
Neandertaler.
oben: v. l. n. r.:
Herstellung einer Knochennadel
fertige Knochennadel inkl. Schleifstein (Original)
Knochennadelfragment (römisch, Original)
röm./kelt. Bronzenadel (Original) für Fischernetze und schweres
Tuch (z.B. Segel) Ja, Segel! Denn die Kelten hatten nicht bloß
Boote sondern auch Schiffe! Es gab sogar eine (leider verlorene)
Seeschlacht(!) auf dem Bodensee gegen die Legionen des Julius Cäsar.
Eisennadel (römisch, Original)
Nadeln und Behälter aus Bronze (sächsisch, Original, 7. Jhdt.)
2 Nadelbehälter aus Bronze und Bein (Wikinger, 9. – 11. Jhdt.)
Mitte: unterschiedliche Nähmaterialien wie Hanfschnur, Sehnenfaden,
Pflanzenfaser, Lederstreifen, Rohhautstreifen
unten: Beispiele mittelalterlicher Web- und Nähkunst (teilw. mit
Bronzeapplikationen; Originale - Wikinger, 9. – 11. Jhdt.)
Literaturverzeichnis
Österreichische Geschichte, Hg. von Herwig Wolfram
Verlag Ueberreuter, ISBN 3-8000-3972-9
DAS Buch (eigentlich sind es gleich fünf Bücher in einem Schuber) über die
österreichische Geschichte! Ideal zum Nachschlagen, Recherchieren oder
einfach, um, wie in einem spannenden Roman, Kurzweil und Informationsgewinn zu
haben. Standardwerk für Geschichtsstudenten, Archäologen und Historiker. Es
sei dem interessierten Leser wärmstens ans Herz gelegt!
Unsere Wurzeln entdecken, Ursprung und Weg des Menschen
Wolf-Dieter Storl, AURUM-Verlag, ISBN 978-3-89901-201-9
Unglaublich informativ und fesselnd geschriebenes Interview mit einem, meiner
Meinung
nach,
wahrlich
weisen
und
erfahrenen
Menschen!
Dr.
phil.,
Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl. Für alle die wissen
wollen woher wir kommen und wohin wir (vielleicht) gehen!
Der Bär, Krafttier der Schamanen und Heiler
Wolf-Dieter Storl, AT-Verlag, ISBN 978-3-03800-245-1
Wer etwas über den Bären und seine jahrzehntausende alte Verbindung mit dem
Menschen wissen möchte, ist mit diesem meisterhaft verfassten Werk über das
einst mächtigste Wesen in unseren Wäldern bestens bedient.
Originalfunden und Museumsrepliken.
Der Höhlenbär
Verlag Jan Thorbecke, ISBN 3-7995-9085-4
Gernot Rabeder, Doris Nagel, Martina Pacher
Ganz tolles Nachschlagwerk über den Höhlenbären und alles was mit ihm in
Verbindung steht. Die Autoren sind kompetente Wissenschaftler, schaffen es
aber
dennoch,
die
Informationen
leicht
verständlich
und
interessant
rüberzubringen. Behandelt werden unter anderem die Entwicklungsgeschichte
des Höhlenbären, seine Lebensweise, sein Aussehen und natürlich auch in
welcher Beziehung unsere Vorfahren zu ihm standen.
Abenteuer Steinzeit, Richard Rudgley
Magnus-Verlag, ISBN 3-88400-420-4
Dieses Buch beleuchtet die Ursprünge der menschlichen Zivilisation und geht
dabei bis ins Paläolithikum zurück. Die ersten Funde von Feuerresten, die ersten
Schriftzeichen oder gar die womöglich ersten Musikinstrumente werden anhand
von wissenschaftlichen Funden objektiv bewertet und dem Leser vorgestellt.
Sehr informativ, sehr gut recherchiert und mit interessanten Anekdoten von und
über Archäologen gewürzt!
Steinzeit, Leben wie vor 5000 Jahren, Rolf Schlenker, Almut Bick
Theiss, Hampp-Verlag, ISBN 978-3-8062-2099-5
Begleitbuch zu einer ‚Reality-Sendung‘ im deutschen Fernsehen 2006. 13
Männer, Frauen und Kinder sollten für zwei Monate leben wie in der Steinzeit.
Auch wenn ich mir dazu natürlich so meine eigenen Gedanken mache, so sind viele
der aus diesem Experiment gewonnenen Erkenntnisse von wichtiger Bedeutung!
Das reicht von der Gruppendynamik und dem Gewährleistungsdenken, über die
Kleidung und deren praktische Verwendbarkeit, das aufwändige Prozedere des
Getreidemahlens bis hin zur (fehlenden) Zahnhygiene. Egal wie man dazu steht,
das Buch ist auf alle Fälle interessant!
Die Ursprünge des Menschen, Eine illustrierte Geschichte der menschlichen
Evolution, Douglas Palmer
Bucher Verlag, ISBN 978-3-7658-1641-3
Von der Entdeckung der DNS und deren Bedeutung für die Archäologie, über die
Geschichte der Ausgrabungen und deren wissenschaftlichen Stellenwert im
Spiegel ihrer Zeit bis hin zu übersichtlich dargestellten Funden und deren
Datierungshistorie; einen interessanten Streifzug durch die Geschichte des
Menschen bietet dieses großformatige Buch.
Meine Forschungsreisen, Heinrich Harrer
Pinguin-Verlag, Innsbruck 1986, ISBN 3-7016-2242-6
Wer kennt seine Bücher nicht oder hat noch nicht von diesem bemerkenswerten
österreichischen Forscher und Entdecker gehört oder gelesen. In diesem Buch
beschreibt dieser charismatische Freigeist einige seiner Forschungsreisen,
unter denen mich besonders jene nach Neu-Guinea interessiert haben.
Bezeichnet er selbst diese beschwerliche Reise zu Stämmen der letzten
‚Steinzeitmenschen‘ doch als seine ‚schwierigste Expedition‘. Detailliert und gut
illustriert schildert er zum Beispiel wie jene primitiv lebenden Menschen
Feuerstein abgebaut, transportiert und bearbeitet haben. Das ist wie ein
faszinierender Blick in eine Jahrtausende zurückliegende Zeit…
Die Kelten in Mitteleuropa, Salzburger Landesausstellung/Hallein (1980)
Amt der Salzburger Landesregierung, Kulturabteilung
Begleitbuch zur Landesausstellung 1980. Interessant vor allem wegen der
reichlichen Bebilderung und Beschreibung der Exponate sowie der interessanten
Gastkommentare und Abhandlungen von Experten für die Eisenzeit im Vorwort.
Die Kelten, Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart
Verlag C. H. Beck, Bernhard Maier
Wer nach einem Buch ohne modern Tand und Schnörksel sucht, der ist bei
diesem Buch genau richtig. Bernhard Maier räumt auf mit Mythen und
Vermutungen, er klopft den falschen esoterischen Schmuck aus dem keltischen
Gewand und konzentriert sich nur auf die Fakten unserer eisenzeitlichen
Vorfahren. Es ist nicht viel, das nach einer solchen Reinigung übrig bleibt, aber
das Wenige das besteht ist zumindest hieb- und stichfest!
Die Kelten, Untergegangene Kulturen, Europas Volk der Eisenzeit
Weltbild-Verlag
Schön illustriertes und übersichtlich aufgebautes Nachschlagwerk über die
‚Kelten‘. Hervorzuheben sind die detaillierten Bilder und Untersuchungen von
Moorleichen aus dieser Zeit, sowie einige Betrachtungen über die Stellung des
Volkes das ‚Keltoi‘ genannt wurde im Spiegel ihrer Nachbarkulturen.
Germanica, Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter
Weltbild-Verlag
Umfangreiches Überblickswerk über unsere europäischen Vorfahren, deren
Waffen, Werkzeuge, Kunst und Kulturgegenstände vom Paläolithikum bis ins
Mittelalter. Unbeschreiblich schöne Fotografien, auch von weniger bekannten
Funden, ergänzen dieses schöne Buch und machen es sowohl für interessierte
Laien als auch für Wissenschaftler zu einem Vergnügen darin zu schmökern.
Die Kunst der Jagd, von der Notwendigkeit zum Zeitvertreib
Muzeum Karlovy Vary 2012, ISBN 978-80-87458-05-1
Lukás Svoboda, Jan Tajer
Publikation zu einer Ausstellung über das Thema ‘Jagd im Wandel der Zeit’ in
einem Museum in Tschechien (Vydalo Muzeum Karlovy Vary)
Schön zusammengestellte Broschüre, die überblicksmäßig die Stellung der Jagd
in den unterschiedlichen Gesellschaftsformen untersucht. Aufgelockert wird
dieses Heft mit anschaulichen Zeichnungen und Zeittafeln sowie mit Fotos von
Zeugen der Vergangenheit, Archäologie im unteren Traisental, Christoph Blesl
Verlag Ferdinand Berger / Bundesdenkmalamt, ISSN 1993-1271
Wirklich schön und übersichtlich gestaltetes ‚Materialheft‘ über ‚Fundberichte
aus Österreich‘ (Reihe A, Sonderheft 18), das durch seinen Ortsbezug zum
Gebiet zwischen St. Pölten und Krems (Traisental) für alle Heimatinteressierte
natürlich ganz besonders wertvoll wird. Hervorzuheben sind vor allem die
herausragenden (Grab)Funde aus der Bronzezeit um den heutigen Ort
Franzhausen
und
die
liebevoll
gestalteten
und
historisch
authentisch
arrangierten Ausstellungsstücke im Nussdorfer Urzeitmuseum.
(www.nussdorf-traisen.gv.at)
Nicht unerwähnt lassen möchte ich hierorts natürlich auch die umfangreichen
Recherchen im Internetz. Die hunderten einzelnen Seiten, die ich besucht habe,
extra anzuführen erspare ich mir hierorts, es möge lediglich festgehalten
werden, dass ‚Wikipedia‘ mir zu einem teuren Freund erwachsen ist!
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite (Die ‚Spezialisten‘ für eh alles... Wobei
vieles aber auch NICHT drinsteht!)
http://www.bronze-age-craft.com/ Neil Burridge, das ist DER Mann wenn es um
experimentalarchäologisches Bronzegießen geht! Er ist einer der wenigen, welche
diese
Kunst
(vor
allem
das
Härten
und Nachbehandeln!)
noch/wieder
beherrschen. Wer von ihm lernen möchte, muss sich allerdings an den
Linksverkehr und einfache Küche gewöhnen, er wohnt in Großbritannien…
http://www.naturlernzentrum.org/
Hans Müllegger, das ist DER Mann aus
Österreich, bei und von dem man/frau wirklich eine Menge lernen kann! Ob es
jetzt um die Kunst der Feuersteinbearbeitung (‚Flintknapping‘) geht, ob man
einen neolithischen Bogen bauen möchte, ob man sich im Körbeflechten, im
Töpfern oder in vielen anderen Fertigkeiten unserer Ahnen versuchen möchte –
Hans und seine Familie sind die Richtigen!
…es gibt noch viel zu entdecken!
by Pedro VOXX 

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