Besuch in der Schweiz

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MARKT SCHWEIZ
Musicals, Schaugärten, exklusive Holzprogramme – das sind Entwicklungen, mit denen Schweizer Gartencenter wie Meier Tann-Rüti und Bacher in Langnau ihren Kunden immer wieder neu Anlass geben, das Gartencenter zu besuchen und womit es ihnen gelingt, sich stark zu profilieren.
Besuch in der Schweiz
ielleicht gehen die Uhren
in der Schweiz (noch) anders als in Deutschland, so
der Eindruck beim letzten Besuch in diesem Sommer. Vielen
Gartencentern ist dort eine stärkere Profilierung als Partner für
Grün gelungen, als dies häufig
V
ab, wie es in Deutschland der
Fall ist.
Das heißt allerdings nicht, dass
unser Nachbarland eine Oase der
Glückseligen ist und man die Hände in den Schoß und die Beine
hochlegen kann. Die führenden
Unternehmen arbeiten sehr stark
IGCA in der Schweiz vor zwei
Jahren hat sich schon wieder einiges getan. Zum Beispiel baute
das im deutschsprachigen Raum
führende Gartencenter Meier in
Tann-Rüti ein neues Multi-VentHaus (Firma Gabler, Schorndorf),
ursprünglich für Südlandpflan-
Musical über VampirPflanze im Gartencenter
Eine Premiere in Schweizer Gartencentern feiert in
diesem Herbst die speziell darauf zugeschnittene
Musical-Aufführung von „Der kleine Horrorladen“
(www.horror-laden.ch) in vier Gartencentern.
Neben den Gartencentern Tann-Rüti und Bacher,
Langnau/CH, beteiligen sich Schwitter, Inwil, und
„Lägere Blueme, Lägere Pflanze“, Wettingen. Der
Start erfolgt Ende August in Langnau, der Abschluss Ende Oktober in Wettingen. Bei den beiden
ersten Centern tritt das Ensemble mit dem Musical
über eine Fleisch fressende und blutrünstige Pflanze jeweils achtmal auf die Bühne, bei den beiden
anderen jeweils viermal. Jeweils ein ganzes
Gewächshaus wird ausgeräumt und zu Bühne und
Zuschauerraum umfunktioniert. Jeweils 60 und
45 Sfr kosten die Karten. Die Gartencenter erwarten
die Premiere mit Spannung und erwägen bei Erfolg
einen Export des Konzepts dieser GartencenterMusicalversion nach Deutschland.
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deutschen Kollegen möglich ist.
Das Gartencenter wird als d i e
Einkaufsstätte für Pflanzen und
pflanzennahe Sortimente wahrgenommen. Der Spardrang oder
-zwang unter den Eidgenossen
ist nicht ganz so stark ausgeprägt wie unter deutschen Konsumenten. Baumarktgartencenter fassen nur langsam Fuß und
beißen bislang noch nicht das
Stück vom Kuchen Gartenmarkt
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Hochwertige Pflanzen und
Accessoires zur Gartendekoration sind im umgebauten
Schaugarten in Tann-Rüti zu
betrachten und zu erwerben
Mit dieser Präsentation von
Fleisch fressenden Pflanzen mit
Bluttransfusionsgefäßen macht das
Gartencenter Bacher auf das
Musical aufmerksam
daran, für die Kunden attraktiv zu
bleiben und bieten ihnen immer
wieder etwas Neues, sei es von der
Idee, sei es auch baulicher Art. Der
enge persönliche Kundenkontakt,
die Präsenz im Verkauf, ist vielen
Unternehmern wichtig.
Nie stillstehen
Seit dem Kongress des internationalen Gartencenterverbands
zen, das mittlerweile für die Präsentation von Möbeln und
Whirlpools benutzt wird.
Das Thema „Schaugarten“ ist
in Rüti ganz aktuell. Der bisherige Bereich wird völlig umgekrempelt. Im ersten Bauabschnitt wurde bereits ein Teil des
früheren Schaugartens zu Parkplätzen und neuen Gärten mit
einem attraktiven Haus für Beratung und Verkauf umfunktio-
niert. Die zweite Bauphase mit
der Umgestaltung eines weiteren Teils neigt sich nun dem Ende zu. Das Thema Wasser ist
ebenso präsent wie exklusive
Elemente zur Gartendekoration
oder ungewöhnliche Kombinationen von Gefäßen und Pflanzen. „In Zukunft sollen alle
großen Solitärpflanzen aus dem
Gartencenter herausgenommen
werden und ihren Standplatz im
neuen Schaugarten finden“, erklärte Firmenchef Erwin MeierHonegger. Die Anlage ist zu den
täglichen
Gartencenteröffnungszeiten geöffnet, damit sich
die Kunden inspirieren lassen
und dann über der Straße die
gesehenen Pflanzen im Gartencenter einkaufen oder die Ideen
von der Garten- und Landschaftsbauabteilung in ihre Gärten einplanen und umsetzen zu
lassen.
Trotz des Erfolgs wird auch
der Standort des Gartencenters
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Links: Jetzt fehlt nur noch das Bier! Bruno Bacher auf der Platz sparenden Bank, die Teil des
Neo Nusantara-Holzprogramms aus
Malaysia ist
Fotos: Ganninger-Hauck (5)
Unten: Martina Hülser ist im Gartencenter
Bacher für die einfallsreichen Präsentationen
und den Einkauf verantwortlich
Im neuen Multi-Vent-Gewächshaus im Gartencenter TannRüti werden zurzeit unter anderem Whirlpools ausgestellt
kritisch überprüft. Ist das in dieser Form nunmehr gut zehn Jahre alte Gartencenter an einer
kleineren Seitenstraße und der
nicht optimalen innerbetrieblichen Logistik noch fit für die Zukunft? Einem neuen Gartencenter an einem neuen Standort in
nicht allzugroßer Entfernung
könnten die Inhaber durchaus
etwas abgewinnen.
Neue Perspektiven
Bruno Bacher, Langnau, vom Gartencenter Bacher ist in Hinsicht
Standortverlagerung
einen
Schritt weiter. Das bisherige Center ist in der Ortsmitte des südwestlich des Zürichsees gelegenen Langnau am Albis eingekes-
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selt in die Wohn- und Gewerbebebauung. Mit viel Liebe und Geschick wird in den in die Jahre
gekommenen Gewächshäusern
viel dekoriert und immer wieder
umdekoriert, um immer wieder
neu attraktiv zu sein. Zuständig
für Präsentation und Wareneinkauf ist Martina Hülser, die vor
16 Jahren aus Deutschland in die
Schweiz kam und sich mit Begeisterung um ihre Aufgabe kümmert.
Störend im Betriebsablauf
des Gartencenters ist neben den
dezentral liegenden Häusern mit
zwei Ein- und Ausgängen auch
die Warenanlieferung mit Lkws,
die über Kundenparkplätze rollen. Bald wird das Gartencenter
Wohnblocks weichen. Dafür hat
Bruno Bacher einen guten neuen Standort am Ortsausgang gefunden und freut sich schon auf
ein Gartencenter mit optimalem
Zuschnitt.
Häufiger als in Deutschland
gehört in der Schweiz eine „Gartenbau“-Abteilung zum Gartencenter, was bei uns einer GaLaBau-Abteilung entsprechen würde. Für den GaLaBau-Bereich von
Bruno Bacher sind Terrassengärten eine der Spezialitäten. Dazu
empfiehlt der Unternehmer im
Augenblick das Holzprogramm
„Neo Nusantara“ aus FSC-zertifiziertem Tropenholz aus Malaysia,
das von der Kunst und dem traditionellen Kunsthandwerk von
Malaysia, Sumatra und Borneo
beeinflusst ist. Übersetzt heißt
der Begriff „neues malayisches
Archipel“. Aus den sehr flexibel
einsetzbaren Elementen lassen
sich lauschige Ecken in Gärten
und auf Terrassen schaffen, was
im Gartencenter und im
Schaugarten demonstriert wird.
Im Angebot von Bacher befinden
sich Holzhaus, Raumteiler, Lichtelemente, Teichelemente, Terrakottakrüge für Wasserspiele, Bodenpaneelen und eine Bank, die
auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkt, aber raffiniert
zusammengestellt werden kann,
sodass sich auch bei geringem
Raumangebot zwei Menschen
gegenübersitzen. Bacher ist von
den vielfältigen Möglichkeiten
des Systems ebenso begeistert
wie bereits der eine oder andere
Kunde. Bei einer Bestellung sind
die Holzelemente innerhalb von
vier Wochen per Schiff und Lkw
in der Schweiz. Die Mitarbeiter
der Firma in Malaysia sind per EMail erreichbar und erstellen aus
Skizzen in kürzester Zeit genaue
Planungen. Der Schweizer Gartenbauunternehmer sucht einen
Lizenzpartner in Deutschland,
wobei sich das Programm nach
seiner Ansicht vor allem für individuelle Gartencenter eignet, die
auch die Beratung und Planung
und eventuellen Einbau für ihre
Kunden organisieren können
(www.bacher-gartencenter.ch).
Doris Ganninger-Hauck
UNTERSTÜTZUNG JUNGER BETRIEBSINHABER
Erwin Meier-Honegger (33) vom Gartencenter Tann-Rüti, Präsident des Schweizer Gartencenterverbands, engagiert sich als Vizepräsident und designierter Präsident des Internationalen Gartencenterverbands IGCA für eine länderübergreifende Zusammenarbeit und forciert ein Netzwerk auf der Ebene der Betriebsnachfolger in Gartencentern. Kontakte gibt es weltweit, aber in der
letzten Zeit richtet sich der Blick stärker auf unsere östlichen
Nachbarländer. In manchen der neuen Mitgliedsländer der Europäischen Union ist es zur Gründung von Gartencenterverbänden
gekommen, die als jüngste Mitglieder (Polen, Ungarn, aktuell Gespräche mit Slowenien) in den IGCA aufgenommen worden sind.
Als aktive eigene Unterstützung bot Erwin Meier-Honegger im
Frühjahr 2005 Tomas Tracz, dem Sohn eines Gartencenterunternehmers aus Polen, die Möglichkeit zu einem dreimonatigen
Praktikum (Bericht siehe nächste Seite).
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