179/07 Spektr_Intranet_3/07 - Qucosa
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Ausgabe 3/2007 TU-SPEKTRUM DAS MAGAZIN DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT CHEMNIT Z Titel GEMEINSAM STARK DIE INIT IAT IVE PRO FÖRDERWERKE Die Hochschulgruppen der Studienstiftungen an der T U Chemnitz freuen sich auf Nachwuchs TU-Spektrum und aktuelle Informationen online: www.tu-chemnitz.de/tu/presse INHALT IMPRESSUM Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Chemnitz Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes Redaktion dieser Ausgabe: Dipl.-Ing. Mario Steinebach (MSt), Chefredakteur Katharina Thehos (KT), Wissenschaftsredakteurin Christine Häckel-Riffler (HR), Redakteurin Antje Brabandt (AB), Studentin Michael Chlebusch (MCH), Student Nicole Leithold (NL), Studentin Carina Linne (CL), Studentin Arne Werner (AW), Student Satz dieser Ausgabe: Christine Häckel-Riffler & PrintDesign GmbH Chemnitz Sitz der Redaktion: Straße der Nationen 62, Raum 185 09111 Chemnitz Postanschrift der Redaktion: 09107 Chemnitz Telefon: 0371 531-31424, -31536 Telefax: 0371 531-10049 E-Mail [email protected] www.tu-chemnitz.de/spektrum/index.html Erscheinungsweise: dreimal pro Jahr Auflage: 5.000 Exemplare, international ISSN 0946-1817 Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu kürzen und/oder sinnentsprechend wiederzugeben. Der Inhalt der Beiträge muss nicht mit der Auffassung des Herausgebers übereinstimmen. Für unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. Leserbriefe sind erwünscht. Für den Inhalt der Anzeigen zeichnen die Inserenten verantwortlich. Im TU-Spektrum gelten grammatisch maskuline Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen weiblichen und männlichen Geschlechts. Anzeigenverwaltung: PrintDesign GmbH Chemnitz Telefon 0371 815190 E-Mail [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007. Druckvorbereitung: PrintDesign GmbH Chemnitz Druck: Druckerei Willy Gröer GmbH & Co. KG Chemnitz Redaktionsschluss: 16. November 2007 Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 30. März 2008 Titelfoto: Gute Leistungen und ehrenamtliches Engagement sind die Basis für ein Studium mit Stipendium. Die Stipendiaten an der TU Chemnitz haben sich in der "Initiative Pro Förderwerke" zusammengeschlossen und stehen in den Beiträgen ab Seite 17 im Mittelpunkt. Fotos und Montage: Heiko Kießling CAMPUS 2 3 4 5 Viel besucht und gut verlinkt: www.tu-chemnitz.de Qualität mit Zertifikat bestätigt Studentenmagnet TU Chemnitz Ein Service für kluge Köpfe STUDIUM 6 7 Mit der Wirtschaft und Osteuropa auf Tuchfühlung Früh übt sich, wer einen Master-Abschluss will FORSCHUNG 9 10 11 12 13 14 15 16 Die Menschen hinter den roten Zahlen Leichter und leiser durch die Lüfte / Mehr Sicherheit für die Feuerwehr, weniger Staus Neue Wege in der Signalverarbeitung Leuchtende Nanoteilchen für schnellere Computer Die Innenstädte der Zukunft Second Life: Mit Avataren "schnuppern" Wie lange klingelt der Postmann noch? Unternehmen machen sich fit für die Zukunft TITEL 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Gemeinsam stark - die Initiative Pro Förderwerke / Einen Versuch ist es wert Wen sie fördern, was sie fordern Cusanuswerk / Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst Friedrich-Ebert-Stiftung / Auslandsaufenthalte gern gesehen Friedrich-Naumann-Stiftung / Auf dem Weg zur kleinen Fußballmannschaft Hanns-Seidel-Stiftung / Promotion: alleine oder im Kolleg Hans-Böckler-Stiftung / Einmal im Monat: Treffen der Hochschulgruppe Heinrich-Böll-Stiftung / Mit Stipendium zum Doktortitel Konrad-Adenauer-Stiftung / Ein offenes Ohr für die Stipendiaten Rosa-Luxemburg-Stiftung / Den Werten einer gerechteren Welt verpflichtet Stiftung der Deutschen Wirtschaft / Die wirtschaftlichen Potenziale der Region im Fokus Studienstiftung des deutschen Volkes / Der Blick über den Horizont INTERNATIONAL 29 30 31 32 Glücklich zwischen zwei Welten Bangkok und Chemnitz rücken noch enger zusammen Thailänder trafen "ihre" Prinzessin in Chemnitz Mathematische Premiere in Ecuador BÜCHER 33 Der aktuelle Stand der Wissenschaft / Bücher zu sächsisch-tschechischen Kooperationen PERSONALIA 34 Neu an der Uni / Professoren im Ruhestand / Wir gratulieren / Wir trauern um EHRUNGEN 36 37 Förderpreise von VW Sachsen / Universitätspreise 2007 Bei ihm steht der Mensch im Mittelpunkt / Ehrendoktorwürde für Prof. Reimund Neugebauer EVENTS 38 39 40 41 Wird der Osten verwestlicht? Klein, kleiner, smarter "Vordenker der Produktionstechnik" tagten in Sachsen Chemnitzer Linux-Tage 2008 SPORT 42 Sandra Lasch ist ein wahrer "Goldfisch" / Schlaue Köpfe, schnelle Beine: 4.000 Kilometer Staffellauf HISTORIE 43 100. Todestag von Gustav Anton Zeuner KULTUR 44 240 Schnappschüsse in vier Stunden TU-Spektrum 3/2007 1 CAMPUS Viel besucht und gut verlinkt: www.tu-chemnitz.de Homepage landet in drei Webseiten-Rankings unter den deutschen Hochschulen auf dem ersten oder zweiten Platz Gern angeklickt: Die Webmaster Jochen Franz (l.) und Frank Richter sorgen für jede Menge Service und eine hohe Übersichtlichkeit auf den Webseiten der TU Chemnitz. Foto: Mario Steinebach (KT/MSt) Dreimal weit vorn platzierte sich die TU Chemnitz mit ihrer Homepage ( www.tu-chemnitz.de) in aktuellen Rankings: Das "4 International Colleges & Universities"-Ranking, das "Webometrics Ranking of World Universities" und das Ranking von www.seitwert.de bescheinigen den Chemnitzer Uni-Webseiten eine große Beliebtheit. 7.976 Hochschulen weltweit und 336 in Deutschland begutachtete das "4 International Colleges & Universities"-Ranking. Von den deutschen Hochschulen schnitt die Uni am besten ab, landete also im landesweiten Vergleich auf Platz 1. In Europa musste die TU lediglich fünf Universitäten Diese Kriterien geben an, wie häufig eine Seite von fremden Webseiten aus verlinkt ist und wie oft sie besucht wird. Im "Webometrics Ranking of World Universities" musste die TU Chemnitz nur einer deutschen Uni den Vortritt lassen: Im europaweiten Ranking landete die Universität Trier auf Rang 9, Chemnitz folgt auf Platz 14. In der weltweiten Top4.000Liste belegt die Chemnitzer Universität Platz 80; insgesamt platzierten sich in dieser Liste mit der Freien Universität Berlin und der TU Berlin vier deutsche Unis unter den ersten 100. Aus Sachsen folgen die Universität Leipzig auf Platz 105 und die TU Dresden auf Platz 191. Auch bei diesem aus Großbritannien, einer schwedischen und einer schweizerischen Uni den Vortritt lassen und findet sich auf Platz 8. Insgesamt sind 15 deutsche Universitäten bei den europaweiten Top100 vertreten, darunter aus Sachsen auch die TU Dresden auf Platz 46 und die Universität Leipzig auf Platz 58. Unter den weltweiten Top100 platzierten sich 57 Unis aus den USA und als einzige deutsche Universität die TU Chemnitz. Sie ist hier auf Platz 94 geführt, die TU Berlin folgt auf Rang 138 und die Freie Universität Berlin auf Platz 162. Das Ranking basiert auf dem "Google Page Rank", der Gesamtzahl der "inbound links" und auf dem "Alexa Traffic Rank". Ranking sind die Kriterien hauptsächlich Ergebnisse von Suchmaschinen und die Verlinkung sowie Zitierung der Seiten auf fremden Homepages. Auf Platz 32 aller deutschen Webseiten findet sich die Chemnitzer Uni-Homepage im Ranking von www.seitwert.de. Damit ist sie die bestplatzierte Webseite einer Hochschule, die TU Berlin folgt als nächst beste Uni auf Rang 75. Die ersten drei Plätze dieses Rankings entfielen auf Wikipedia, Spiegel und Heise. Beim "Seitwert"Ranking werden die Gewichtung einer Seite bei Google und Yahoo bewertet, die vom "Alexa Traffic Rank" ermittelten Zugriffszahlen, die Social Bookmarks und 2 TU-Spektrum 3/2007 weitere Faktoren, wie das Domain-Alter und Einträge in Wikipedia, sowie technische Details, etwa der Seiten-Quellcode. "Die Homepage ist häufig der erste Weg, auf dem sich jemand ein Bild von unserer Universität macht. Sie ist damit eine unserer wichtigsten Visitenkarten. Deshalb freuen wir uns, gleich von drei Rankings eine gute Nutzung unserer Angebote im Internet bestätigt zu bekommen", sagt TU-Rektor Prof. Dr. KlausJürgen Matthes. Die Web-Präsentation der Chemnitzer Uni spiegele zudem die exzellenten Bedingungen in Forschung und Lehre wider. "Unsere Position im Wettbewerb um Studierende - insbesondere aus den alten Bundesländern - soll auch künftig durch ein serviceorientiertes Informationsangebot im Internet ausgebaut werden", so der Rektor. Auch Frank Richter vom Universitätsrechenzentrum ist zufrieden mit den Platzierungen der TU Chemnitz: "Dass wir in allen drei Rankings ähnlich gut abschneiden, ist beeindruckend und eine Bestätigung für unsere Arbeit. Wir werden uns auch in Zukunft bemühen, durch aktuelle Inhalte, eine einfache Navigation und eine gute Vernetzung mit anderen Homepages die Bedürfnisse der Nutzer bestmöglich zu erfüllen." Richter verzeichnet pro Tag auf den zentralen WWW-Servern der Chemnitzer Universität bis zu 1,8 Millionen Zugriffe. Hinzu kommen Spezial-Server etwa der Server der Uni-Bibliothek mit 40.000 Zugriffe täglich oder das OnlineWörterbuch mit 600.000 Übersetzungsanfragen pro Tag. "Häufig angeklickt werden auch die Angebote für Studenten und Absolventen, das Presseportal der Universität sowie Bilddatenbanken", berichtet der Internetbeauftragte Jochen Franz. Alle drei Rankings geben vor allem an, wie häufig die Webseiten besucht werden und wie gut sie verlinkt sind; sie geben keine direkte Auskunft über den Inhalt. "Wer sich von der inhaltlichen Qualität der TU-Homepage überzeugen will, sollte selbst einmal durch die Seiten surfen", lädt Prof. Matthes ein. www.4icu.org www.webometrics.info www.seitwert.de/?url=tu-chemnitz.de CAMPUS Qualität mit Zertifikat bestätigt Erste Phase beim Aufbau eines innovativen Qualitätsmanagementsystems erfolgreich abgeschlossen An den deutschen Hochschulen wird zurzeit intensiv der Einsatz von Qualitätsmanagementsystemen diskutiert. Zwei Fragestellungen stehen dabei im Mittelpunkt, die sich an den Begriffen "Systemakkreditierung" und "ISO 9001" festmachen lassen. Die Systemakkreditierung ist ein speziell für die Hochschulen entwickeltes Instrument, bei dem externe Gutachter prüfen, ob die Hochschule ein internes Qualitätssicherungssystem im Bereich Studium und Lehre hat. Die Entwicklung dieses Systems steht kurz vor dem Abschluss, so dass es zum 1. Januar 2008 in Deutschland eingeführt werden kann. Im Mittelpunkt der teilweise sehr kontroversen Diskussion um die Systemakkreditierung steht die Berechtigung einer Qualitätsvermutung: Kann aufgrund funktionierender interner Strukturen und Prozesse auf die Qualität aller Studiengänge einer Hochschule geschlossen werden? Das herausragende Qualitätsmerkmal der Leistungen deutscher Universitäten ist die Einheit von Lehre und Forschung. Die Hochschulen stehen vor dem Hintergrund der Dynamik um die Systemakkreditierung vor der Frage, ob bzw. wie sie ein Qualitätsmanagementsystem aufbauen, das nicht nur die Lehre, sondern alle ihre Leistungen umfasst. Exemplarisch für diese ganzheitliche Betrachtung kann die DIN EN ISO 9001 stehen - das Kernelement einer Reihe von Normen, die branchenübergreifend die Grundlagen für Qualitätsmanagementsysteme beschreiben. Da diese Grundlagen im wirtschaftlichen Umfeld entstanden sind, wird zurzeit gefragt, ob die dahinter stehende ökonomische Logik für die Steuerung der Leistungen einer Hochschule geeignet ist. Wegweisend für alle Unis Die TU Chemnitz hat diese Fragen frühzeitig aufgegriffen und in der Fakultät für Maschinenbau ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut, das sowohl den Anforderungen an eine Systemakkreditierung als auch an eine ISO 9001 Zertifizierung entspricht. Dieses System wurde in einer bisher einzigartigen Zusammenarbeit gemeinsam von den jeweils renom- miertesten externen Gutachterorganisationen evaluiert: Das Akkreditierungs-, Certifizierungs- und QualitätssicherungsInstitut (ACQUIN) für die Systemakkreditierung und die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) für die ISO 9001. "Die Ergebnisse dieses Projektes werden nicht nur für die TU Chemnitz sondern für alle Universitäten wegweisend sein, die die Qualität von Lehre und Forschung in den Mittelpunkt des Wettbewerbs der Hochschulen stellen", ist sich TU-Kanzler Eberhard Alles sicher. Wertvoller Blick von außen Zu den vielfältigen Ergebnissen dieses innovativen Projektes gehört, dass die Fakultät für Maschinenbau nach ISO 9001 zertifiziert und die TU Chemnitz für die zukünftige Systemakkreditierung ideal vorbereitet ist. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, wie wertvoll der Blick von außen sein kann: "In Zukunft lassen wir durch externe Experten unsere Leistungen begutachten. Nur die Hochschulen, die ihre Arbeit selbstkritisch hinterfragen können, werden in der Lage sein, Forschung und Lehre an die rasanten Veränderungen in der Gesellschaft anzupassen und damit langfristig erfolgreich zu sein", erläutert der Rektor der TU, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, dieses ungewöhnliche Projekt und ergänzt: "Ich bin der Fakultät für Maschinenbau sehr dankbar, dass sie hier Pionierarbeit für die ganze Hochschule geleistet hat." Diesen positiven Eindruck der Zusammenarbeit mit DQS und ACQUIN unterstreicht der Dekan der Fakultät für Maschi- nenbau, Prof. Dr. Bernhard Wielage: "Die externe Sicht der Gutachter hat dazu geführt, dass wir wichtige Hinweise erhalten haben, um unsere Leistungen in Zukunft noch besser zu gestalten. Für uns ist das ein sehr wichtiges Instrument, um unserer Verantwortung gegenüber Studierenden und Forschungspartnern gerecht zu werden." Und auch die internen Ergebnisse bestätigen der TU Chemnitz den eingeschlagenen Weg. So ist das Kernelement des Qualitätsmanagementsystems für die Lehre die so genannte "Interne Begutachtung". Prof. Dr. Albrecht Hummel, der Prorektor für Lehre, Studium und Weiterbildung, ist überzeugt von der Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens: "Wir lassen in regelmäßigen Abständen jeden einzelnen Studiengang von den Hochschullehrern, den Studierenden, der Verwaltung und Sie arbeiten daran, wie Systemakkreditierung und ISO 9001 zusammengeführt werden können: Prof. Dr. Erhard Leidich (Studiendekan Fakultät für Maschinenbau), Prof. Dr. Albrecht Hummel (Prorektor für Lehre, Studium und Weiterbildung), Christian Schmalzl (ACQUIN), Sven Hardersen (Bologna-Beauftragter), Frank Graichen (DQS) (v.l.) Foto: Katharina Thehos externen Fachvertretern auf Herz und Nieren prüfen. Dabei werden Erfahrungen, Kennzahlen, Evaluationen und Einschätzungen gemeinsam ausgewertet. Zum Abschluss haben wir einen abgestimmten Maßnahmenkatalog, um jeden einzelnen Studiengang an veränderte Bedingungen anzupassen und damit fit für die Zukunft zu machen." Kontakt: Sven Hardersen, Telefon 0371 53131702, E-Mail sven.hardersen@ verwaltung.tuchemnitz.de Sven Hardersen, Bolognabeauftragter www.tu-chemnitz.de/ mb/Fakult/qualitaet_mb. php TU-Spektrum 3/2007 3 CAMPUS Studentenmagnet TU Chemnitz Einzigartige Studiengänge, der gute Ruf der TU und die niedrigen Lebenshaltungskosten ziehen junge Leute an Foto: Heiko Kießling (CL/MCH/KT) 30 Prozent mehr Erstsemester als im Vorjahr verzeichnet die TU Chemnitz zum Start des Wintersemesters. Im Oktober wurden die neuen Studierenden feierlich immatrikuliert. Erste Freundschaften konnten sie jedoch bereits während der vorangegangenen Einführungsveranstaltungen schließen. In der Politikwissenschaft haben sich Jan Freitag aus der Nähe von Dortmund und Lars Bormann aus Magdeburg kennen gelernt. Der gute Ruf der Chemnitzer Uni hat sie an die TU gelockt. Lars Bormann: "Zudem hat der finanzielle Aspekt eine Rolle gespielt. Auch die gute Infrastruktur und die kurzen Wege haben mich überzeugt." Jan Freitag hat sich die Rankings in der "Zeit" angeschaut, da war die TU gut platziert. Aber auch mit den Studieninhalten hat er sich beschäftigt: "Die Chemnitzer Politikwissenschaft macht genau, was ich mir vorgestellt habe. Das Profil und die Themen haben mich überzeugt. Zudem habe ich mich zu den neuen Bundesländern hingezogen gefühlt, um auch die Möglichkeit zu haben, die ostdeutsche Geschichte nach 1945 aus erster Hand zu erfahren." In sei- Foto: Heiko Kießling 4 ner Heimat in Nordrhein-Westfalen müsste er außerdem Studiengebühren bezahlen - in Sachsen entfallen diese Kosten, noch dazu schätzt er die insgesamt günstige Lebenshaltung in Chemnitz. Sein neuer Wohnort gefällt ihm bereits: "Ich war drei Wochen vor Semesterstart zum ersten Mal hier, die Stadt war mir sofort sympathisch." Während viele Studierende aus weiter entfernten Heimatorten noch mit der ersten Orientierung an der Uni beschäftigt sind, kann Björn Adam aus Callenberg bei Hohenstein-Ernsthal schon voll durchstarten. Er hat bereits vor dem Studium gute Erfahrung mit der TU gemacht. "Ich habe im Vorfeld mehrere Vorträge der Wiwis gehört zum Thema Investmentbanking. Diese Vorträge und das sehr gute Angebot der Wirtschaftsfakultät haben mich überzeugt, mein Studium hier zu beginnen", so der 20-Jährige. Auch die fächerübergreifenden Studiengänge der TU sind gefragt. Felix Elsner aus Glauchau: "Mich reizt der neue Studiengang Automobilproduktion. Er verbindet meine Interessen Auto und Technik. Zudem kann ich in der Nähe meines Zuhauses studieren." Einen Juniorenweltmeister im Fahrradtrial bekommt die TU mit Marco Thomä aus Borna. "Der Bachelorstudiengang Sports-Engineering ermöglicht mir, meine Interessen Sport und Maschinenbau zu verbinden. Zudem bietet die Uni viel Sportliches rund herum an, so dass ich mein Trainingspensum auch hier Willi Hendel aus Thalheim ist einer der jüngsten Studenten der TU. Im August feierte er seinen 18. Geburtstag. Er konnte gleich nach der Schule an die Uni wechseln: "Mit der zeitlichen Nähe zur Schule ist man sicherlich noch recht fit im Kopf", freut sich der frisch immatrikulierte Sports-Engineering-Student. Nach Chemnitz hat ihn der gute Ruf der Uni gezogen, "vor allem im Maschinenbau, der ja zur Zeit sehr gefragt ist." TU-Spektrum 3/2007 weiter realisieren kann", so der 19-Jährige. Auch Martin Rohrstock aus Stollberg fühlt sich im Studiengang Sports-Engineering gut aufgehoben. "Er hat prinzipiell mit Sport zu tun und geht gleichzeitig in die technische Richtung. Da ich ziemlich sportbegeistert bin, reizt mich dieses Studium. Außerdem hat die Uni einen sehr guten Ruf. Beispielsweise wurden hier in der Vergangenheit sehr erfolgreich Laufschuhe für Puma getestet. All das und das passende sportliche und kulturelle Umfeld sind die gute Basis für mein Studium hier." Sein Schulfreund Felix Beyer startet mit dem Bachelor Wirtschaftswissenschaften ins Wintersemester: "An der TU kann ich meine Interessen Wirtschaft und Marketing verbinden. Mich haben das gute Ansehen in Deutschland und das Abschneiden im letzten Hochschulranking für ein Studium an der TU überzeugt. Sie ist zwar klein, kann aber im Vergleich zu den großen Unis locker mithalten." Ebenfalls für den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften hat sich Maria Engelhardt aus Chemnitz eingeschrieben. Die 18-Jährige möchte unbedingt in ihrer Heimat bleiben. "Der Studiengang ist eine gute Grundlage für meine Zukunft. Ich möchte später einmal den Familienbetrieb meiner Eltern übernehmen." Ihr Freund Tim Drescher aus Chemnitz beginnt sein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen. "Mir sind die Familie und meine Freundin sehr wichtig, deswegen hab ich mich an der TU umgeguckt. Mit diesem Studiengang rechne ich mir gute Zukunftsperspektiven aus." Von der Bundeshauptstadt nach Chemnitz hat es die drei 19-jährigen Berlinerinnen Julia Knack, Friederike Hinzmann und Theresa Mattusch (v.l.) verschlagen. "Theresa und ich studieren ab sofort Germanistik, der Studiengang ist hier zum Glück zulassungsfrei. Wir hoffen, eine gute Grundlage für unsere Journalistinnenkarriere zu legen", erzählt Friederike Hinzmann. Freundin Julia Knack folgt dem Ruf Europas: "Ich bin wegen des Studienganges Europastudien hier. Den gibt es ja nicht so oft in Deutschland, aber ich wollte ihn unbedingt studieren." Ebenfalls aus Berlin kommt Carolin Schmidt, die sich für die zulassungsfreien Wirtschaftswissenschaften entschieden hat. In Berlin bleiben wollte sie nicht, die günstigen Lebenshaltungskosten in Chemnitz haben sie schließlich nach Sachsen gelockt. Mit der Stadt ist sie sehr zufrieden: "Chemnitz hat vor allem eine schöne Innenstadt. Hier ist alles auf einem Fleck gelegen und günstig erreichbar." Auch eine weitere Berlinerin, Alexandra Szczypski, vermisst die Großstadt nicht: "Chemnitz scheint zwar nur so groß wie ein Stadtteil von Berlin zu sein, aber hier wird wirklich viel gemacht in Sachen Kultur und Veranstaltungen." Nach Chemnitz gekommen ist sie, weil hier der Studiengang Pädagogik nicht zulassungsbeschränkt ist. Und: "Alle strömen nach Berlin und daher sind dort Studienplätze ohnehin knapp", so die Erstsemesterin. CAMPUS AN Z E IG E Ein Service für kluge Köpfe Chemnitz ist eine Hochburg der Patentanmeldungen auch die 1.000. Schutzrechtsanmeldung im Patentinformationszentrum bleibt streng geheim Erfolg. www.3d-micromac.com www.ibs-automation.de Maschinenbau in Chemnitz verpflichtet. Die Branche mit ihren großartigen Traditionen ist auf dem Wege, wieder zum Wachstumsmotor der Region zu werden. Entscheidend dafür sind Forschung und Entwicklung. Das TCC bietet den Rahmen für technologische Höchstleistungen. Erfolg hat ein Zuhause. TECHNOLOGIE CENTRUM CHEMNITZ GMBH Annaberger Str. 240 09125 Chemnitz Tel.: 0371/ 53 47-104 Fax: 0371/ 53 47-105 www.tcc-chemnitz.de [email protected] (MSt) Ein Blick ins Lexikon verrät: Ein Patent ist ein amtlich verliehenes Recht zur alleinigen Nutzung und gewerblichen Verwertung einer Erfindung. Nutzer des Patentinformationszentrums (PIZ) an der TU Chemnitz wissen das natürlich. Ihnen geht es vielmehr darum, nach existierenden gewerblichen Schutzrechten zu recherchieren. So kann beispielsweise nach Patenten gesucht werden, überprüft werden, ob ein Markenzeichen eingetragen wurde oder Designschutz für kreative Gestaltungen möglich ist. Außerdem können sie Fragen zu Schutzrechten stellen. Seit April 2001 ist es auch in Chemnitz möglich, im Uni-Gebäude an der Bahnhofstraße 8 eine Patent- und Gebrauchsmusteranmeldung abzugeben - entweder persönlich oder am Nachtbriefkasten. Seit Oktober 2004 werden so auch die Anmeldungen der Schutzrechte "Marken" und "Geschmacksmuster" entgegengenommen. "Ende August wurde die 1.000. Schutzrechtsanmeldung im Chemnitzer Patentinformationszentrum eingereicht, die mittlerweile zur Sicherung des Prioritätstages an das Deutsche Patent- und Markenamt nach München weitergeleitet wurde", berichtet die stellvertretende Leiterin des PIZ, Ursula Radeloff. Über das Thema der Anmeldung und seinen Einreicher hüllt sie sich in Schweigen. "Bis zur Patenterteilung oder dem Eintrag eines Markenzeichens durch das Deutsche Patent- und Markenamt darf aus datenschutzrechtlichen Gründen niemand über die Anmeldungen und ihre Einreicher sprechen - unsere Mitarbeiter nicht und auch nicht die Patentanwälte", ergänzt Radeloff. Die hohe Zahl der Schutzrechtsanmeldungen zeigt einmal mehr, dass die Chemnitzer Region über viele kluge Köpfe verfügt. Laut Auskunft von Sylvia Haase von der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH erzielte Chemnitz im Jahr 2006 mit 48,7 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner einen beachtlichen Spitzenwert in den neuen Bundesländern. Der Bundesdurchschnitt liege bei 17,6 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner. Viele der Wissenschaftler, Unternehmer, Studenten und privaten Tüftler suchen vor der Anmeldung eines Schutzrechtes den Weg ins Chemnitzer PIZ. Allein im letzten Jahr verzeichnete das PIZ der TU Chemnitz genau 1.049 Nutzer. Hinzu kommen etwa 2.000 telefonische und schriftliche Anfragen, die von den PIZ-Mitarbeitern beantwortet wurden. Heute sind im Chemnitzer Patentinformationszentrum mehr als 13 Millionen Patentschriften, Gebrauchsund Geschmacksmuster und Marken archiviert. Diese stehen den Nutzern zur Eigen- oder Auftragsrecherche zur Verfügung. Das PIZ ist an Werktagen von 9 bis 16 Uhr, dienstags bis 18 Uhr, geöffnet. www.bibliothek.tu-chemnitz.de/piz TU-Spektrum 3/2007 5 Schutzrechtsanmeldung leicht gemacht: Ursula Radeloff, zeigt vor dem Eingang des PIZ den elektronisch gesteuerten Briefkasten. Anmelder von Schutzrechten können hier rund um die Uhr ihre Unterlagen einreichen. Pünktlich um Mitternacht öffnet nur die Einwurfklappe des aktuellen Wochenbzw. Prioritätstages. Foto: Mario Steinebach Kontakt: Ursula Radeloff, Telefon 0371 53113160, E-Mail [email protected] STUDIUM Mit der Wirtschaft und Osteuropa auf Tuchfühlung Die Summer School 2007 der Initiative "Campus of Excellence" bot Einblicke in die Wirtschaft Osteuropas (CL) Für Romy Hillig und Anne Franziska Tauber waren es neun intensive und spannende Tage bei der diesjährigen Summer School der Initiative "Campus of Excellence". Die Eindrücke sind immer noch präsent, wenn man mit beiden spricht: "Es war eine sehr lehrreiche und spannende Erfahrung, die mich wohl noch lange prägen wird und deren Ein- drücke noch einige Zeit brauchen werden, bis sie verarbeitet sind", beschreibt die 25-jährige Romy Hillig, die in Chemnitz Politikwissenschaften und Interkulturelle Kommunikation studiert. Auch die angehende Pädagogin A. Franziska Tauber, die ihren Studienschwerpunkt auf Erwachsenenbildung und Fremdsprachen gelegt AN Z E IG E 6 TU-Spektrum 3/2007 hat, kann dem nur zustimmen: "Es waren unvergessliche Tage. Sehr beeindruckend fand ich, dass man wirklich einen Eindruck bekommen hat, wie es sein könnte, wenn man später irgendwo auf diesem Gebiet arbeitet." Die Initiative "Campus of Excellence" hat sich zum Ziel gesetzt, qualifizierte Studierende verschiedener Fachrichtungen und Nationalitäten mit Experten aus Gesellschaft, Hochschulen, Forschung und Wirtschaft zu vernetzen. Aus Sicht der beiden Chemnitzer Studentinnen ist dies ohne Zweifel auch bei der dritten Summer School gelungen. "Die Zusammenarbeit in den Teams aus Studenten, Führungskräften und Journalisten hat uns die Möglichkeit geboten, dass die Arbeit immer wieder durch neue Impulse von den Teilnehmern beeinflusst wurde. Darauf zu reagieren und die Lösungsvorschläge und verschiedenen Sichtweisen in die Abschlusspräsentation zu integrieren, war für mich das Interessanteste", erläutert Romy Hillig, die mit ihrer Gruppe "Werte und Polen" nach Warschau reiste. Die 25-jährige Tauber berichtet voller Enthusiasmus, wenn es um die Tage in Hof, Moskau und Frankfurt geht: "Innerhalb unserer Gruppe gab es Diskussionen rund um das Thema Wissen. Wir haben uns theoretisch und praktisch sehr damit auseinandergesetzt. Das war vielleicht auch unser kleines Erfolgsgeheimnis. Wir haben das Thema sehr konträr und vielseitig diskutiert, so dass wir bei der Abschlusspräsentation geschlossen auf der Bühne stehen konnten und jeder von uns immer eine Antwort parat hatte." Bis zu diesen Antworten stand ein Höhepunkt nach dem anderen auf dem Programm. Vom Kennenlerngolfen über ein Businessdinner in der Bürgergesellschaft Hof bis zu der Abschlussveranstaltung im 49. Stock der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt/Main war alles dabei. "Der Zeitplan ließ uns keine Möglichkeiten zum Durchatmen und auch von Warschau haben wir so gut wie nichts gesehen", so Romy Hillig, "aber dafür habe ich die wertvolle Erkenntnis gewonnen, dass ich als Politikstudentin eine ganz andere Denkweise und Problemlösestrategie erlernt habe, als zum Beispiel Wirtschaftswissenschaftler. Die Arbeit in der Summer School hat mich darin bestärkt, dass ich für mich das richtige Studienfach gewählt habe." Auch A. Franziska Tauber fühlte sich in ihrer Fotos: Campus of Excellence Gruppe sehr wohl: "Es war für mich ein bisschen ein 'Heimspiel', weil ich Erwachsenenbildung studiere und mit dem Thema Wissen vorher schon zu tun hatte." Und die Erkenntnis am Ende? "Was ich für mich als großes Fazit ziehe, ist dass Führungskräfte auch nur mit Wasser kochen und nicht abgehoben sein müssen. Dank der Initiative, konnten wir mit vielen auf einer Du-Ebene zusammen arbeiten. Im Studentenalltag bekommt man diese Chance selten, mit solchen Leuten in Kontakt treten zu können", so A. Franziska Tauber. Romy Hillig nimmt am Ende mit nach Hause, dass sie für die Themen Wissen, Werte und Arbeit so sensibilisiert wurde, dass sie sich in Zukunft weiter und intensiver damit beschäftigen will. "Ich habe viele tolle und interessante Leute kennengelernt und hoffe, dieses Netzwerk auch für die Zukunft nutzen zu können." www.campus-of-excellence.de Das besondere Foto Hochgenaue Messungen im Labor: Maschinenbaustudentin Sissy Nehrkorn arbeitet am 3D- Koordinatenmessgerät, das Abweichungen von Bauteilen ermitteln kann, die nur wenige Nanometer betragen. Im Rahmen des Projektes "ProNanoMess", das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, konnte die Professur Fertigungsmesstechnik und Qualitätssicherung zwei neue Messsysteme anschaffen. "Forschungsaufträge für die Automobil- oder Mikrofertigungstechnik können wir jetzt unter ausgezeichneten Bedingungen bearbeiten", freut sich Dr. Sophie Gröger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur. "Auch für Messaufgaben im Forschungsprofil der Fakultät für Maschinenbau sind wir bestens vorbereitet.” Foto: Wolfgang Thieme Früh übt sich, wer einen Master-Abschluss will Die Fakultät für Informatik bietet umfangreiche Möglichkeiten für Einblicke in die IT (MCH) Alte Sprichwörter verlieren nicht an Wert, das weiß man wohl auch in der zukunftsorientierten Fakultät für Informatik. Und so starteten die Chemnitzer Informatiker dort getreu der - zugegeben modernisierten - Wendung "früh übt sich, wer einen Master-Abschluss will" gleich drei Projekte zur Schülerförderung im ITBereich. So können sich mathematisch und informatikbegabte Schüler der 9. und 10. Klassen von Mittelschule oder Gymnasium jederzeit zu Schülerpraktika innerhalb der Chemnitzer Informatik bewerben. Ob als berufsorientierendes Praktikum oder als Ferienpraktikum, hier bietet sich den Schülern vor allem die Gelegenheit, Kenntnisse in Sachen Websiteprogrammierung und Datenbankverbindungen zu erlangen und zu vertiefen. Eine weitere Hilfe zur beruflichen Entscheidungsfindung gibt es seit dem Wintersemester 2007/2008 mit der Schülerarbeitsgemeinschaft Informatik. Die für alle Schüler der zehnten Klasse offen stehende AG bietet die perfekte Gelegenheit, einmal unverbindlich, doch sehr ausführlich in zukunftsträchtige Informatik-Studiengänge hineinzuschnuppern und sich dabei jede Menge Fachwissen anzueignen. Der stete Wechsel zwischen Theorie und Praxis sorgt dabei für hohen Anspruch und Anschaulichkeit. Nicht zu unterschätzen ist auch die Chance, sich an der Uni mit Fachleuten auszutauschen und Fragen an jene Menschen zu richten, die an den IT-Technologien von morgen forschen. Mit dem dritten Angebot der Fakultät kommen Schüler dem Universitätsstudium fast so nah, wie Studenten selbst. Das Projekt Schüler-Uni erlaubt leistungsstarken Schülern der Klassen 11 und 12 an regulären Vorlesungen teilzunehmen und sogar Leistungen zu erarbeiten, die später in einem Informatikstudium anerkannt werden können. Vorgesehen ist die Teilnahme an einer von drei einführenden Vorlesungen, an deren Ende jeweils eine Klausur zum Erwerb eines Leistungsscheins steht. Doch auch ohne bestandene Klausur ist die Schüler-Uni für ihre Teilnehmer eine hervorragende Chance, um persönliche Interessen und Talente zu erkennen und festzustellen, ob für sie ein Informatikstudium an der TU das Richtige ist. Wer dann bereits einen Blick in die Berufspraxis wagen will, dem sei schließlich die Ringvorlesung des unlängst geschlossenen "IT-Bündnisses für Fachkräfte" empfohlen. Die Fakultät für Informatik und ein Verbund aus Unternehmen der ITBranche wollen mit diesem Bündnis künftig durch engere Kooperation dafür sorgen, dass der Bekanntheitsgrad des Informatik-Studienstandortes Chemnitz auch über die Grenzen der Region hinaus verstärkt wird. Zu beiderseitigem Vorteil sollen so die IT-Fachkräfte von morgen in ein attraktives Studien- und Arbeitsumfeld gelockt werden, in dem Forschung und Wirtschaft eng zusammenwirken. Die Partner sind: APRESYS Informations-Sys- teme GmbH, CWE Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, envia TEL, evolver services GmbH, IT-Services and Solutions GmbH, KOMSA Kommunikation Sachsen AG, MEGWARE Computer GmbH und SIGMA Gesellschaft für Systementwicklung und Datenverarbeitung mbH. So wird der Weg vom Schüler zur Fachkraft duch die Informatik der TU und ihre Partner zwar zu keinem Spaziergang, aber die richtige Routenplanung sorgt zumindest dafür, dass jeder Interessent sein Ziel findet. www.tu-chemnitz.de/informatik/schueler/ www.tu-chemnitz.de/informatik/it-buendnis/ TU-Spektrum 3/2007 7 Selbst Grundschülern gewährt die Fakultät für Informatik spannende Einblicke. Foto: Heiko Kießling AN Z E IG E Ansicht des neuen Gebäudes, in das im ersten Halbjahr 2009 der Chemnitzer Institutsteil des Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM einziehen wird. Grafik: Nickl & Partner Architekten Fraunhofer IZM baut in Chemnitz Am 5. November 2007 wurde der erste Spatenstich für den Institutsteil Chemnitz des Fraunhofer Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration feierlich vollzogen. Dem offiziellen Baubeginn wohnten die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, EvaMaria Stange, der Forschungsvorstand der Fraunhofer Gesellschaft, Prof. Ulrich Buller, der Leiter des Instituts, Prof. Herbert Reichl, Ministerialdirektor Dr. Wolf-Dieter Lukas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie Baubürgermeisterin Petra Wesseler und der Rektor der Technischen Universität, Prof. Klaus-Jürgen Matthes, bei. »Wir fördern mit dem Neubau in Chemnitz Entwicklungen in der Schlüsseltechnologie Mikrosystemtechnik. Unser Ziel ist es, die heimischen Unternehmer zu stärken und sie dabei zu unterstützen, Forschungsergebnisse rasch in marktreife Produkte umzusetzen«, erklärte Prof. Buller. »Mit dem Neubau würden gleichermaßen neue Chancen für das Institut und für die Stadt Chemnitz eröffnet«, führte Ministerin Eva-Maria Stange aus. Damit schaffe das IZM Voraussetzungen, um eine Vielzahl von Produkten zu revolutionieren und sie für globalisierte Märkte tauglich zu machen. Baubürgermeisterin Petra Wesseler begrüßte die Entscheidung, dieses bedeutende Institut in Chemnitz anzusiedeln, als zukunftsträchtige Investition, denn bereits jetzt gibt es rund 40 Unternehmen der Mikrosystemtechnik in der Region. Darüber hinaus verfüge die Stadt über ein industrielles Umfeld. Auch Dr. Lukas sprach sich ausdrücklich für eine Stärkung dieser Cluster aus. Das neue Gebäude wird Teil des Smart Systems Campus zu dem der Neubau des Instituts für Physik und der neue Reinraum des Zentrums für Mikrotechnologien der Technischen Universität sowie ein Start-Up Gebäude für Existenzgründer gehören. Professor Thomas Geßner plant in den nächsten vier Jahren den schrittweisen Ausbau des Institutsteils von jetzt 50 auf 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er ist sowohl Leiter des Institutsteils vom IZM als auch Direktor des Zentrums für Mikrotechnologien und Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Universität Chemnitz. In enger Kooperation mit den Fraunhofer-Kollegen der Institutsteile in Berlin und München arbeiten die Wissenschaftler an der Integration sowie an Mikround Nanosystemen für viele Einsatzgebiete wie hochgenaue Beschleunigungssensoren für die Automobil- oder Flugzeugindustrie. Dies ist nur ein Beispiel für die Forschungsarbeiten am IZM. Solche komplexen »Smart Systems« sind die Grundlage für viele innovative Produkte. »Das sind Mikrochips, die wir mit Augen, Ohren, Nasen und vielleicht schon bald auch mit Mund, Händen und Beinen versehen«, erklärte der Institutsleiter Prof. Reichl. Ob in der Telekommunikation, dem Maschinenbau oder der Medizintechnik: Diese Branchen sind auf ein hohes technologisches Niveau angewiesen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Produkte sollen immer kompakter und kleiner werden, möglichst viele Funktionen vereinen und auch für die Massenproduktion geeignet sein. mit der Technischen Universität Chemnitz, insbesondere mit dem Zentrum für Mikrotechnologien, dem Institut für Print- und Medientechnik aber auch den Fakultäten für Naturwissenschaften, Elektrotechnik/Informationstechnik und Maschinenbau betonte insbesondere der Rektor Prof. Matthes. »Wir unterstützen mit unserer Forschungsarbeit einerseits Material- und Systemhersteller, die Anwender- oder Technologiegeräteindustrie wie AMD, Qimonda und Infineon sowie andererseits kleine und mittelständische Unternehmen vor allem in Sachsen. International arbeiten wir insbesondere mit Universitäten und Firmen in China und Japan zusammen«, beschreibt Prof. Geßner die Kooperationen des IZM in Chemnitz. Die Bedeutung der lokalen Kooperationen Kontakt: Die wirtschaftliche Bedeutung der Systemintegration belegt auch die Nexus Studie 2004-2009: Das Wachstum der Mikrosystemtechnik MST (engl. Micro Electro-Mechanical Systems MEMS) beträgt im Jahr durchschnittlich 16 Prozent. »Wir sind dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Freistaat Sachsen und der Stadt Chemnitz zu Dank verpflichtet«, betont Prof. Buller. »Durch die Bereitstellung erheblicher Sondermittel können wir das Institut zügig ausbauen.« Für den Bau des Gebäudes und die Erstausstattung werden insgesamt 22,1 Millionen Euro veranschlagt, von denen der Freistaat Sachsen und der Bund jeweils 20 Prozent übernehmen und die EU 60 Prozent. Die Stadt bietet für den nötigen Neubau ein Grundstück in direkter Nachbarschaft zur Technischen Universität. Bis der Neubau fertig ist, nutzt das Institut Räume im Fraunhofer IWU, in der TU Chemnitz und im Industrie- und Technologiepark Chemnitz. Telefon: 0371 531 33130 Email: [email protected] Internet: www.pb.izm.fraunhofer.de/mdae/ FORSCHUNG Die Menschen hinter den roten Zahlen Soziologen erforschen die Verbraucherinsolvenz - erste Ergebnisse ihrer Befragung liegen vor (KT) Seit 2005 arbeitet ein Forschungsteam der Professur Allgemeine Soziologie II am Projekt "Das Verbraucherinsolvenzverfahren - ein funktionierendes Hilfesystem gegen Exklusion aus dem Wirtschaftssystem", das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Die Soziologen haben mehr als 18.000 Fragebögen in die fünf neuen Bundesländer sowie nach Hessen und Niedersachsen versandt. Angesprochen wurden Personen, die 2005 oder 2006 ein Verbraucherinsolvenzverfahren eröffneten. Mehr als 1.600 der 22seiten Bögen kamen ausgefüllt zurück. "In Anbetracht des heiklen Themas ist dieser Rücklauf akzeptabel", so Prof. Dr. Ditmar Brock, Inhaber der Professur. Die Schulden, die ins Verfahren eingebracht wurden, liegen zwischen 1.000 und mehr als einer Million Euro. Ursachen und Folgen Als Hauptursache von Überschuldung diagnostizierte die Studie Arbeitslosigkeit. 42,8 Prozent der Befragten gaben diesen Grund an, gefolgt von "Überblick verloren" (37,3 Prozent) und "Trennung und Scheidung" (36,4 Prozent). "Die Kategorie 'Überblick verloren' überrascht auf Platz zwei etwas. Die anderen Platzierungen waren vor dem Hintergrund anderer Untersuchungen zu erwarten", kommentiert Projektmitarbeiter Dr. Götz Lechner. Als Folgen der Überschuldung nennen die Befragten vor allem Konto-, Lohn- und Gehaltspfändungen sowie den Verlust des Kontos. 22 Prozent der Befragten geben an, durch ihre finanziellen Schwierigkeiten auch Probleme am Arbeitsplatz bekommen zu haben, mehr als 20 Prozent nennen Trennung und Scheidung als Folgen. Überschuldung und wirtschaftliches Scheitern werden als Tabuthemen behandelt. Den Schuldnern wird oft eine gesellschaftlich randständige Existenz unterstellt - was allerdings nicht der Realität entspricht. Die Studie zeigt, dass Insolvenz in jeder Bevölkerungsgruppe auftritt. “Schulden sind heute ein Daseinsrisiko, nur hat sich das noch nicht herumgesprochen”, stellt Prof. Brock fest. “Die Überschuldung hat ein Imageproblem.” Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung finden sich in der Stichprobe der Untersuchung überproportional viele Haushalte von Alleinerziehenden, die häufig erst durch eine Scheidung oder Trennung in die Überschuldung gerieten. Auch zeigt die Untersuchung, dass Haushalte mit Kindern stärker von Insolvenz bedroht sind: Unter den Alleinerziehenden gaben immerhin zwölf Prozent an, Schwangerschaften hätten in die Überschuldung geführt. Paare ohne Kinder sind seltener betroffen. Oft beziehen die Betroffenen Sozialleistungen, vor allem Arbeitslosengeld II. "Langzeitarbeitslosigkeit und die daraus folgende Armut ist einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte zum Verständnis des Problemkreises der Überschuldung", so Projektmitarbeiter Dr. Wolfram Backert. In den meisten Fällen (81,9 Prozent) mussten die Verfahrenskosten gestundet werden und in 80 Prozent der Fälle wurden keine Zahlungen an die Gläubiger geleistet: "Nullinsolvenzen und Stundung der Verfahrenskosten sind nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall und sollten bei eventuellen weiteren Novellierungen der Insolvenzordnung entsprechende Beachtung finden", sagt Dr. Lechner. Die Betroffenen selbst sehen das Gesetz als Chance für sich: 94,9 Prozent der Befragten geben an, Verbraucherinsolvenz anzumelden, sei das Beste gewesen, was sie tun konnten. Dennoch sehen sich fast 38 Prozent der Befragten auch nach dem Verfahren nicht als Teil der Gesellschaft. Trotz des Gefühls, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, sind die Betrof- fenen in ihrem nahen Umfeld gut integriert. "Besondere Bedeutung haben Freunde und Familie", so Katja Maischatz, die sich besonders mit den sozialen Netzwerken der Betroffenen beschäftigt. "Die Befragten kümmern sich stärker als der Durchschnitt der Bevölkerung um die Menschen in ihrem Umfeld", sagt sie. Aufklärung und Finanz-TÜV Die Insolvenzordnung dient als Werkzeug zur Bekämpfung von Überschuldung. Bevor dieses letzte Mittel angewandt wird, sollten präventive Maßnahmen ergriffen werden, die helfen könnten eine hoffnungslose Überschuldung zu vermeiden. Die Chemnitzer Soziologen empfehlen eine vermehrte Aufklärung und Schulung der Verbraucher. Die vorliegende Studie zeige mangelndes Wissen und zu wenig Erfahrung im Umgang mit Geld auf - hier könnte mit finanzieller Allgemeinbildung, die beispielsweise in den Schulen vermittelt wird, Abhilfe geschaffen werden. "Auch die regelmäßige Überprüfung der finanziellen Situation in Form eines ‘Finanz-TÜV’, der beispielsweise bei den Verbraucherzentralen angesiedelt sein könnte, wäre eine Möglichkeit, frühzeitig Gefährdungen aufzudecken und Probleme abzuwenden", empfiehlt Prof. Brock. www.tu-chemnitz.de/phil/soziologie/brock/ ungleichheit/ Kontakt: Dr. Wolfram Backert, Telefon 0371 531-35016, E-Mail [email protected] Wer sind sie, die Menschen hinter den roten Zahlen? Dieser Frage gehen Dr. Wolfram Backert, Prof. Ditmar Brock und Dr. Götz Lechner (v.l.) in ihrem Forschungsprojekt nach. Foto: Mario Steinebach FORSCHUNG Leichter und leiser durch die Lüfte Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung optimiert Flugzeuge Sebastian Scholz, Carolin Siegel und Prof. Dr. Lothar Kroll (v.l.) sorgen dafür, dass die Toiletten an Bord leiser werden. Foto: Christine Kornack Kontakt: Prof. Dr. Lothar Kroll, Telefon 0371 531-38081, E-Mail [email protected] (KT) Warum sind Toiletten in Fliegern so laut? Und was muss man ändern, damit sie leiser werden? Wie werden Hydraulikund Steuerungskomponenten leichter? Fragen wie diesen geht die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung (SLK) nach. Gefördert werden vier Verbundprojekte der Professur im Rahmen des Luftfahrt-Forschungsprogramms 4 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Zu den Projektpartnern gehören neben Airbus auch führende Unternehmen der Flugzeugausrüstungsbranche, wie die Liebherr GmbH und die AOA Apparatebau Gauting GmbH, sowie das sächsische Unternehmen EAST-4D. Der Schwerpunkt eines der Projekte ist die Entwicklung von Hydraulikkomponenten in Leichtbauweise. "Die neue Bauteilgeneration soll neben Gewichtsreduktion gleichzeitig erhöhte Anforderungen hin- sichtlich der Lebensdauer erfüllen und die Strömungsverluste der Hydrauliksysteme reduzieren", so Professurinhaber Prof. Dr. Lothar Kroll. Auch bei den Steuerungskomponenten steht der Leichtbaugedanke im Vordergrund. Zur Auslegung derartiger sicherheitsrelevanter Bauteile werden in einem weiteren Projekt zuverlässige Berechnungsmethoden entwickelt. Bei dem dritten Forschungsvorhaben "Konturangepasste Leichtbautanks" geht es demgegenüber um neue, nicht rotationssymmetrische Abwasserbehälter. Dadurch, dass diese nicht mehr rund konstruiert sind, sondern ihre Form an den vorhandenen Raum angepasst werden kann, wird Platz eingespart, der für Frachtgut genutzt werden kann. Das vierte Forschungsprojekt befasst sich mit einem ganz anderen Aspekt: In allen modernen Passagierflugzeugen wird heute das Abwasser von den Toiletten zum Abwassertank mit Hilfe eines Vakuums transportiert. Der notwendige Unterdruck erzeugt beim Spülen Geräusche, die den gestiegenen Komfortansprüchen nicht mehr gerecht werden. Forschungsschwerpunkte der Professur SLK sind hierbei unter anderem die Gestaltung einer schalloptimierten Abdeckung sowie Entwurf und Auslegung von Werkzeugen, mit deren Hilfe Bauteile für das Abwassersystem gefertigt werden können, die aus anderen Materialien als dem bisher üblichen Metall bestehen und deshalb im Gebrauch weniger Lärm verursachen. Bei allen Projekten stehen nicht nur die Konzeption, Berechnung und Dimensionierung von Bauteilen im Vordergrund der Forschungsarbeiten, sondern auch die zugehörigen Technologien für eine wirtschaftliche Produktion. Fokussiert werden dabei vor allem Fertigungsverfahren, die eine kosteneffiziente Herstellung von textilverstärkten Kunststoffbauteilen zulassen. Die Bauteile sollen ferner eine hohe Funktionsintegration besitzen, es wird also versucht, mit möglichst wenigen Bauteilen möglichst viele Funktionen abzudecken. Die Bauteilmuster werden, bevor sie in den Systemprüfständen bei den Projektpartnern zum Einsatz kommen, an der Professur SLK umfangreichen betriebsnahen Belastungsversuchen unterzogen. Mehr Sicherheit für die Feuerwehr, weniger Staus Mit einer Förderung von knapp einer Million Euro entsteht ein großer Versuchsaufbau (KT) Polizei und Feuerwehr kommen häufig in schwer überschaubares Terrain. Die Einsatzleiter müssen sich in kürzester Zeit einen Überblick über die Situation verschaffen, um das weitere Vorgehen zu bestimmen. Häufig hängt von ihren Entscheidungen die Sicherheit der Rettungskräfte ab. Technische Systeme, die mit Unterstützung von Robotern und Zeppelinen Daten gewinnen, verarbeiten, filtern und darstellen, sollen zukünftig helfen, die verfügbaren Informationen besser wahrzunehmen und einzuschätzen. Nachwuchsforscher der Professur Schaltkreis- und Systementwurf arbeiten im Projekt "Generalisierte Plattform zur Sensordatenverarbeitung" an einer Einheit zur Speicherung und Verarbeitung von Sensordaten, mit deren Hilfe auch ein Infosystem für Rettungskräfte verwirklicht werden könnte. 10 TU-Spektrum 3/2007 Für die Errichtung eines großen Versuchsaufbaus erhält das Team eine Förderung von etwa einer Million Euro durch die Initiative "InnoProfile" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Entstehen wird ein "TU Chemnitz Communication Testbed". Ein Testbed ist ein Versuchsaufbau in großem Maßstab, an dem bereits erlangte theoretische Erkenntnisse in der Praxis getestet werden. Grundsätzlich besteht das System aus zahlreichen Sensoren, die Daten aufnehmen, und aus Computern, die diese auswerten und grafisch darstellen sowie die teils mobilen Sensoren steuern. Zwei Szenarien sollen in Kooperation mit den Professuren Prozessautomatisierung, Nachrichtentechnik und Technische Informatik am Versuchsaufbau umgesetzt werden: ein Rettungsund ein Verkehrsszenario. Für das Rettungsszenario wird der Versuchsaufbau mit mobilen Robotern und einem Luftschiff ausgestattet. Große Datenmengen stellen beispielsweise Druck- und Temperatursensoren, aber auch Kameras und Laserscanner bereit. Aufgabe ist es, Rettungskräfte, Einsatzfahrzeuge und den Zeppelin zur Luftüberwachung optimal zu koordinieren. Die Rettungskräfte - Menschen und Roboter sind in einem wenig bekannten Gebiet verteilt. Sie nehmen neue Daten auf und leiten sie über Funk an die Einsatzfahrzeuge, wo sie mit bereits bekannten Daten, wie Karten und Bauplänen, kombiniert werden. Dadurch kann der Einsatzleiter die Lage besser beurteilen. "Wichtig dabei ist die genaue Position der Rettungseinheiten. Deshalb liegt der Schwerpunkt unserer Forschungsarbeiten auf der Loka- FORSCHUNG lisierung und sicheren Übermittlung der Daten", erläutert Projektleiter Daniel Kriesten. Besonders die industriellen Partner des Forschungsprojekts sehen für den Informationsaustausch mit Hilfe zentraler Sensorplattformen ein wachsendes Marktpotenzial. Die volle Leistungsfähigkeit des Systems soll den Endanwendern Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Polizei - mit Hilfe des zukünftigen Versuchsaufbaus unter möglichst realen Bedingungen demonstriert werden. Das Verkehrsszenario untersucht die Kommunikation von Fahrzeugen mit ihrer Umwelt. Es soll Lösungen finden, wie ein weiter steigendes Verkehrsaufkommen so koordiniert werden kann, dass ein Verkehrskollaps verhindert wird. Das ist nur möglich, wenn die Abläufe im Straßenverkehr effizienter gestaltet werden. Ein Lösungsansatz ist es, Fahrzeuge mit einer On-Board Unit auszustatten, die Daten sammelt und drahtlos an Basisstationen am Straßenrand weitergibt. Diese Basis- stationen sind in Notrufsäulen untergebracht. Sie werten die Daten aus und senden sie an eine Zentrale weiter. Hier erfolgt die Bewertung der Verkehrslage. Daraus abgeleitete Informationen, wie die Richtgeschwindigkeit, und Zusatzinfos, wie Wetter oder Straßenzustand, werden dann über die Basisstationen am Straßenrand zurück an die Fahrzeuge geliefert. Kontakt: Daniel Kriesten, Telefon 0371 531-33058, E-Mail [email protected] Neue Wege in der Signalverarbeitung Weltpremiere: der weltweit erste Sticksensor in Leichtbauverbundstrukturen (KT) Bei "Sticken" denken viele Menschen zuerst an Handarbeit. Wissenschaftler des Kompetenzzentrums Strukturleichtbau e.V. aber setzen diese Technik ein, um Handarbeit zu vermeiden. Wo aus Bewegungen Signale abgeleitet werden sollen, kommen zurzeit häufig Dehnungsmessstreifen zum Einsatz. Im Leichtbau müssen diese von Hand aufgetragen werden, Massenproduktion ist nicht möglich. Deshalb suchten die Chemnitzer Forscher eine Lösung, um die Sensorik direkt in ihre Grundmaterialien einzubringen - und entwickelten in Zusammenarbeit mit der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung den weltweit ersten Sticksensor in Leichtbauverbundstrukturen. Im Leichtbau werden Textilien, ob Vliese, Gewebe aus Glasfasern oder andere innovative Faserverbundwerkstoffe, als Verstärkungsmaterial eingesetzt. Direkt in dieses Textil sticken die Wissenschaftler einen Draht ein, der als Sensor dient. Er besteht aus dem selben Material, aus dem auch die Dehnungsmessstreifen hergestellt werden - aus Konstantan, das eine Formänderung in eine elektrische Widerstandsänderung umsetzt, die als Signal verwertet werden kann. "Die Lösung ist eigentlich nahe liegend, trotzdem hat sie bisher noch niemand entwickelt", wundert sich Holg Elsner vom Kompetenzzentrum Strukturleichtbau. "Wir haben bereits von vielen Seiten Rückmeldungen bekommen, die zeigen, dass unsere Erfindung viel Potenzial hat. Wir haben Verfahren und Anwendung zum Patent angemeldet." Die Sticktechnologie ist ein großserienfähiges Fertigungsverfahren, 100 bis 200 Sensoren pro Minute werden auf großen Maschinen möglich sein. Bei ersten Versuchen wurde ein Draht mit einer Stärke von 30 Mikrometern verwendet. Eingesetzt werden kann der Sticksensor überall, wo aus Bewegungen Signale gewonnen werden sollen, beispielsweise bei einem Joystick. "Viele unserer Entwicklungen im Leichtbau sind dazu geeignet, dass Geräte nicht nur leichter werden, sondern auch preiswerter, da sie aus deutlich weniger Teilen bestehen. Durch den Sticksensor könnten diese Produkte jetzt auch als Massenware gefertigt werden", erklärt Elsner. Auch preislich steht der Sticksensor gut da: Die Kosten pro Stück werden im niedrigen Centbereich liegen, die klassischen Dehnungsmessstreifen kosten mehr. Allerdings arbeiten diese auch präziser: "Unsere gestickten Sensoren sind für genaue Messungen noch nicht geeignet. Aber das ist auch gar nicht das Ziel, wir müssen nur zuverlässig feststellen können, wann bestimmte Grenzwerte überschritten sind", erläutert Elsner. An einer Verfeinerung werde jedoch gearbeitet. Bisher steht die Entwicklung ohnehin erst am Anfang, die Feinarbeit folgt in den kommenden drei Jahren: Das Projekt wird im Rahmen des Wachstumskerns "Highstick" bis 2010 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. An dem Wachstumskern sind 17 mittelständische Unternehmen, acht Forschungs- und drei Bildungseinrichtungen aus Sachsen beteiligt, die an neun Teilthemen forschen. Ziel ist es, die Technologie des Stickens in technische Anwendungen zu übertragen, damit zukünftig nicht nur Tischdecken, Gardinen und Taschentücher die Stickfabriken verlassen. Das Projekt wird vom BMBF mit 3,5 Millionen Euro unterstützt, weitere 2,5 Millionen bringen die beteiligten Firmen aus Eigenmitteln auf. Das Kompetenzzentrum Strukturleichtbau e.V. arbeitet im Rahmen des Wachstumskerns mit drei Projektpartnern zusammen: Das Unternehmen Modespitze Plauen GmbH wird die Produktion schließlich übernehmen, die Firma Tisora Sondermaschinenbau GmbH aus Chemnitz kümmert sich um die Anpassung der Stickmaschinen an die neuen Anforderungen und dresden elektronik ingenieurtechnik GmbH entwickelt die Elektronik für die Auswertung der Sensordaten. Kontakt: Holg Elsner, Telefon 0371 531-38154, E-Mail [email protected] TU-Spektrum 3/2007 11 Innovation im Zickzack: Holg Elsner zeigt den in Vlies eingestickten Drahtsensor. Foto: Christine Kornack FORSCHUNG Leuchtende Nanoteilchen für schnellere Computer DFG fördert ein Projekt der Professur Optische Spektroskopie und Molekülphysik mit 190.000 Euro Aus dem Nanokosmos ans Tageslicht: Diplomand Thomas Baumgärtel und Dr. Harald Graaf (v.r.) beobachten ihre selbst hergestellten Nanostrukturen mit einem höchst präzisen Messaufbau. Foto: Uwe Meinhold (KT) Wenn es um Millimeter geht, ist noch alles klar: In dieser Größenordnung ist weitgehend erforscht, wie sich Materialien verhalten, welche chemischen Bindungen sie eingehen, welche physikalischen Gesetze gelten. Doch dringt man in kleinere Größenordnungen vor, dann stößt man auf immer neue Probleme. "Bei Systemen in der Größe von Nanometern gelten viele Gesetzmäßigkeiten einfach nicht mehr: Die Elemente verhalten sich anders, als wir es gewöhnt sind. Deshalb ist viel neue Grundlagenforschung nötig, um zu verstehen, was im Nanometerbereich vor sich geht", erklärt Dr. Harald Graaf, Wissenschaftlicher Assistent an der Professur Optische Spektroskopie und Molekülphysik. Dass in Zukunft kein Weg mehr an der Nanotechnologie vorbeiführen wird, da sind sich die Wissenschaftler einig - eine praktische Anwendung ist die Signalverarbeitung in logischen Strukturen. Bisher läuft sie mit elektrischen Signalen, doch hier lässt sich die Geschwindigkeit nicht mehr steigern. Damit Computerrechner trotzdem immer schneller arbeiten können, muss ein Ersatz für die elektrischen Signale her. Eine Möglichkeit: der Einsatz von Photonen. Photonen sind die Bausteine der elektromagnetischen Strahlung, die sowohl Teilchen- als auch Welleneigenschaften besitzen. Zur elektromagnetischen Strahlung gehört auch das für das menschliche Auge sichtbare Licht. Damit diese so genannte optische Signalverarbeitung funktioniert, müssen auf den Oberflächen der Bauteile Strukturen aufgebracht werden, die Photonen aufnehmen und abgeben können. Doch welche Materialien eigenen sich dafür? Dieser Frage gehen derzeit Physiker der TU Chemnitz nach. "Präparation und Charakterisierung ein- und zweidimensionaler optisch aktiver Nanostrukturen mittels Rastersondenlithographie" heißt ihr Projekt, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für eine Laufzeit von drei Jahren mit rund 190.000 Euro fördert. Mit diesem Geld wird unter anderem ein Diplomand der Professur als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Projekt übernommen. Außerdem wird ein Rasterkraftmikroskop finanziert, das es ermöglicht, Oberflächen mittels Nanolithographie zu bearbeiten. Bei diesem Verfahren wird auf eine sehr glatte Oberfläche - die Chemnitzer Forscher arbeiten mit Silizium - eine dünne so genannte organische Schicht aufgebracht. Diese verhindert, dass das Silizium an der Luft mit dem Sauerstoff eine Verbindung eingeht und oxidiert. Anschließend fährt die nanometerfeine Spitze des Rasterkraftmikroskops über die Oberfläche. Wird an sie eine Spannung angelegt, so wird genau an dieser Stelle Sauerstoff durch die organische Schicht transportiert. Erreicht der Sauerstoff das darunterliegende Silizium so wird dieses zu Siliziumoxid oxidiert. An diese Siliziumoxidstrukturen auf der Oberfläche binden die Wissenschaftler in einem weiteren Schritt einen in Wasser gelösten Farbstoff - ein so genanntes optisch aktives Material. Das lässt sich, wenn es beispielsweise von Laserlicht angestrahlt wird, anregen und leuchtet nun. Dieses Leuchten kann so genau gesteuert werden, dass es als optisches Signal dienen kann. "Wir suchen im Rahmen des Projektes zum einen geeignete Farbstoffe. Zum anderen erforschen wir die hergestellten Strukturen, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Haltbarkeit", erklärt Graaf. "Wir planen eine Kooperation mit der Juniorprofessur Nichtklassische Synthesemethoden, weil die Forschung einige chemische Themen anschneidet. Da holen wir uns dann Experten aus dem eigenen Haus mit ins Boot." Mit Hilfe der Nanolithographie haben die Chemnitzer Wissenschaftler im vergangenen Jahr bereits das damals kleinste Fußballfeld der Welt hergestellt - es ist so winzig, dass es etwa 1.000 Mal auf die Querschnittsfläche eines menschlichen Haares passt. "Die dabei gesammelten Erfahrungen mit dieser Technik bringen wir jetzt in das neue Projekt mit ein. Damals haben wir bereits nanometergroße Strukturen auf Oberflächen aufgebracht, diesmal binden wir an diese Strukturen noch Farbstoffe und bringen sie damit zum Leuchten", zeigt Prof. Dr. Christian von Borczyskowski, Inhaber der Professur Optische Spektroskopie und Molekülphysik, den Fortschritt der Forschung auf. "Weltweit wird an der Nanotechnologie geforscht - aber es wird sehr wenig veröffentlicht, da noch nicht immer sicher ist, dass die Ergebnisse ausreichend fundiert sind", so Dr. Harald Graaf. "Es gibt bei diesem Forschungsgebiet noch viel Ungewissheit und damit immer neue Probleme - aber das ist auch gerade die Herausforderung!" Dieser Herausforderung können sich auch die Chemnitzer Physikstudenten stellen. Sie reisen dabei nicht nur in den spannenden Nanokosmos, sondern auch in eine zukunftsweisende Arbeitswelt. Kontakt: Dr. Harald Graaf, Telefon 0371 531-34807, E-Mail [email protected] FORSCHUNG Die Innenstädte der Zukunft Wirtschaftswissenschaftler stellen Maßnahmen zusammen, mit denen sich Innenstädte fit für die älter werdende Bevölkerung machen können (KT) Mal schnell mit dem Fahrrad in die Stadt sausen, sich durchs Getümmel winden und beim ersten und letzten Geschäft der Fußgängerzone Besorgungen machen - was für junge Menschen Gewohnheit ist, kommt mit zunehmendem Alter nicht mehr in Frage. Wenn die körperlichen Kräfte nachlassen, will jede Einkaufstour gut geplant sein. Im Jahr 2000 betrug der Altersquotient in Deutschland rund 24 Prozent. Der Altersquotient gibt das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen in einer Gesellschaft an. Für das Jahr 2020 schätzt ihn das Statistische Bundesamt auf etwa 35 Prozent, für 2040 auf mehr als 50 Prozent. Die Bevölkerung wird älter - und dieser Entwicklung müssen sich auch die Innenstädte anpassen. Welche Umgestaltungsmaßnahmen dazu dringend auf die Agenda der deutschen Städte müssen, war Thema eines Forschungsprojektes der Professur für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Demnach sind es zum einen die physischen Kräfte und zum anderen die finanziellen Verhältnisse, die das Verhalten älterer Menschen in Innenstädten maßgeblich beeinflussen. Durch die geringer werdenden körperlichen Kräfte versuchen ältere Bürger, unnötige Wege zu vermeiden. Shoppingcenter, die ein abgestimmtes Programm dicht nebeneinander liegender Geschäfte bieten, kommen älteren Menschen dabei entgegen. Für die Besitzer einzelner Läden außerhalb solcher Zentren wird es schwierig. Geschäftsleute einzelner Läden sollten, so die Ergebnisse des Forschungsprojekts, mehr als bisher koordiniert agieren. Für die Gestaltung von Innenstädten ergibt sich, dass lang gezogene und breite Einkaufsstraßen oder große Plätze zu vermeiden sind. Wenn sich die Strecken, die ältere Menschen zu Fuß zurücklegen müssen, nicht ausreichend verringern lassen, müssen die Städte ansprechende Ausruhmöglichkeiten anbieten. Dieser Punkt ist sehr sensibel, so die Ergebnisse der Studie, da sich die älteren Innenstadtbesucher in zwei Gruppen einteilen lassen: die fitteren und die weniger fitten. Letztere verbringen einen großen Teil ihres Stadtbesuchs sit- zend und beobachtend. Dadurch zeigen sie, dass sie zu den weniger fitten zählen. Sitzen hat deshalb bei den fitteren ein negatives Image. Sie wollen sich bewusst davon abgrenzen und versuchen auf den Beinen zu bleiben oder wenigstens so zu wirken, als fiele ihnen dies leicht. Sie setzen sich nur hin, wenn es Anlässe gibt, die das quasi erzwingen, etwa wenn es Interessantes zu sehen gibt. Ohne solche Gelegenheiten brechen sie den Innenstadtbesuch eher vorzeitig ab, wenn die Kräfte nachlassen. Sitzgelegenheiten müssen also so zentral und attraktiv gestaltet werden, dass sie auch jüngere Menschen zum Verweilen einladen würden und dürfen nicht den Anschein von Abstellplätzen für gebrechliche Senioren erwecken. eher auf den Innenstadtbesuch verzichtet, als ein Beinbruch riskiert. Dasselbe gilt, wenn zu wenige Rückfahrmöglichkeiten angeboten werden, weil dies die Angst Preiswert, sauber, sicher Fast alle älteren Menschen verbindet eine Angst vor Enge und Gedränge, denn dadurch entsteht die Gefahr, zu stürzen. Die Städte müssen hier mit einem größeren Platzangebot reagieren, sowohl in den Läden als auch in den Straßen. Die Konsequenzen - sinkende Flächenumsätze und eventuell fallende Mietpreise - sollten die Vermieter rechtzeitig bedenken. Aufgrund ihrer oftmals geringen Kaufkraft bevorzugen ältere Menschen häufig Geschäfte mit niedrigem Preisniveau. Sammeln sich solche Läden an einem Ort, erhöht sich die Gefahr von städtischen Schmuddelecken, weil Billigläden ein unterschiedliches Klientel anlocken. Dieses Problem können Stadtverwaltungen nicht allein lösen: Die Geschäftsleute müssen Modelle entwickeln, bei denen geringe Produktpreise mit Sauberkeit und Sicherheit verbunden werden. Noch zwei weitere Faktoren spielen eine oft unterschätzte Rolle für Innenstadtbesuche älterer Menschen: die Anfahrt und die Toilettensituation. Kräfte, die bereits bei der Anreise verbraucht werden, stehen in der Innenstadt selbst nicht mehr zur Verfügung. Die Angebote des Nahverkehrs müssen deshalb in die Planungen mit einfließen. Ist etwa der Schnee an den Einstiegshaltestellen nicht geräumt, wird auslöst, dass der Aufenthalt in der Innenstadt länger als geplant dauern könnte. Unmittelbar reiseverhindernd und dadurch umsatzmindernd wirkt sich auch ein mangelhaftes Angebot an Toiletten aus. Ältere Menschen haben in der vorliegenden Untersuchung eine deutliche Scheu vor unnötigen Wegen gezeigt. Befindet sich eine Toilette nicht unmittelbar vor Ort, wird der Innenstadtbesuch abgekürzt und abgebrochen. Deshalb ist es erforderlich, die typischen Wege älterer Menschen aufzuzeichnen und die Toiletten entsprechend anzubringen. Stadtverwaltungen haben hier nur begrenzte Möglichkeiten, weil an den ausgemachten Stellen nicht immer städtische Grundstücke verfügbar sind. Die Geschäftsleute müssen auch hier koordiniert handeln - in Einkaufszentren ist das Problem gelöst. Kontakt: Prof. Dr. Friedrich Thießen, Telefon 0371 531-26190, E-Mail [email protected] TU-Spektrum 3/2007 13 Ältere Menschen sind nicht mehr so gut zu Fuß - auch die Innenstädte müssen sich den Bedüfnissen der älter werdenen Gesellschaft anpassen, wenn sie in Zukunft weiterhin Kunden anziehen wollen. Foto: Katharina Thehos FORSCHUNG Second Life: Mit Avataren "schnuppern" Marketingexperten untersuchten zum ersten Mal die Einführung eines neuen Parfüms, die zeitlich parallel in sechs Großstädten und in der virtuellen Second-Life-Welt stattfand - Ihr Fazit: Die Kopplung macht's (MSt) Virtuelle Welten faszinieren immer mehr Nutzer, allen voran die sich seit 1999 im Internet immer weiter entwickelnde 3D-Welt Second Life des US-Softwarehauses Linden Lab. Mittlerweile geben sich etwa neun Millionen Nutzer - dar- Umfragen zwischen Hamburg und Second Life: Hübsche Hostessen unterstützten die Eventmarketingexpertin Prof. Dr. Cornelia Zanger bei der Befragung sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt. Foto: Mario Steinebach unter circa zehn Prozent Deutsche - eine virtuelle Identität. Durchschnittlich bis zu 50.000 Nutzer sind rund um die Uhr in der Second-Life-Welt aktiv unterwegs. Als so genannter Avatar, einer künstlichen Person in der 3D-Welt, kauft sich der registrierte Nutzer beispielsweise Produkte in virtuellen Flaniermeilen oder nimmt an Partys teil. "Kein Wunder, dass immer mehr Firmen wie Adidas, BMW, IBM oder Sony ihre Marketingaktivitäten auf diese virtuelle Parallelwelt ausdehnen", schätzt Prof. Dr. Cornelia Zanger, Inhaberin der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre der TU Chemnitz, ein. Die Marketingexpertin fragte sich jedoch, welche Wirkungen virtuelle Events wie Produktpräsentationen im Vergleich zum wirklichen Leben erzielen und ob die Marketingaktivitäten in Second Life die Livekommunikation ersetzen können. Der neue Duft im "Apfelland" Kontakt: Prof. Dr. Cornelia Zanger, Telefon 0371 531-10030, E-Mail [email protected] Eine Marktforschungsstudie brachte nun erste Ergebnisse ans Licht. Gemeinsam mit der Hamburger Eventagentur Vitamin-e Events & Emotions GmbH untersuchten Chemnitzer Wissenschaftler am Beispiel einer Parfümpräsentation der 14 TU-Spektrum 3/2007 Marke "Paco Rabanne", welche Wirkungen Veranstaltungen in Second Life im Vergleich zu Events im realen Leben erzielen. Die Idee, diesen Markenauftritt einmal wissenschaftlich unter die Lupe zu nehmen, hatten der Agenturmitarbeiter Sven Hildebrand, der an der TU Chemnitz berufsbegleitend "Eventmarketing" studiert, sowie seine Studiengangsleiterin Prof. Zanger. Für den Launch des neuen Herrenduftes "Paco Rabanne BlackXS", der sich an eine junge, trendorientierte und aktive Zielgruppe richtet, startete Mitte des Jahres eine einzigartige Online- und Offline-Crossmediakampagne durch die Hamburger Eventagentur Vitamin-e im Auftrag der Parfum Distribution Hamburg GmbH. Am 12. Mai 2007 wurden sechs reale Orte - Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München, Frankfurt und Wien - sowie das "Apfelland", die größte deutsche Gemeinschaft in Second Life, mittels Satellitenübertragung und 3DProjektion zu einer Partygemeinschaft verbunden. "Um den neuen Duft auch für die Partygäste in Second Life erlebbar zu machen, konnten die virtuellen Gäste in Berlin, Hamburg und München eine Duftprobe per Expresslieferung ordern. Diese wurde dann innerhalb von 20 Minuten an die Heimatadresse in der realen Welt geliefert", berichtet Prof. Zanger. Mit Fragebogen ins "Big Apple" Mit diesen simultan stattfindenden Partys bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit, die Wirkung von virtuellen im Vergleich zu realen Events wissenschaftlich zu untersuchen. Dazu entwarfen die Chemnitzer Marketingexperten der TU ein aufwendiges Befragungsdesign. "Befragt wurde an drei zeitlichen Messpunkten - vor, während und nach dem Event - sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt", berichtet Zanger. Die Befragung in Second Life erfolgte durch virtuelle Hostessen, die die Probanden auf einen Onlinefragebogen verwiesen. Als Anreiz für die Teilnahme an der Vorbefragung erhielten die Befragten eine Einladung für die "Paco Rabanne Night of BlackXS" in der Diskothek "Big Apple" in Second Life. Um die Probanden für eine Nachbefragung zu erreichen, wurden während der Vor- und Eventbefragungen in den sechs Großstädten und in Second Life die Kontaktdaten aufgenommen. Insgesamt konnten 1.149 auswertbare Fragebogen gewonnen werden. Prof. Zanger stellte bei deren Auswertung eine klare Zielgruppendifferenzierung nach dem Alter bei sonst gleicher Interessenlage (Musik, Sport, Mode) fest. Während in Second Life die bis 20-Jährigen und die über 30-Jährigen deutlich besser erreicht wurden, war die Gruppe der 21- bis 30-Jährigen beim realen Event mehr präsent. "Dieses Ergebnis spricht bereits für einen sich gegenseitig ergänzenden Einsatz des Eventmarketings in der realen und virtuellen Welt", sagt Prof. Zanger. Die Gründe für die Teilnahme der Probanden am realen Event seien die gleichen wie beim virtuellen Event nämlich "nette Leute kennen zu lernen" und "Freunde zu treffen". Während vor der Party die Marke "Paco Rabanne" den Interessenten für den realen Event zu 72,4 Prozent bekannt war, kannten nur 17,4 Prozent der Befragten in Second Life diese Marke. "Insofern konnte der virtuelle Event zunächst die Markenbekanntheit für die Zielgruppe in Second Life erhöhen", schätzt die Marketingprofessorin ein. Die Untersuchung zeigte unter anderem auch, dass Second Life Emotionalisierungspotenziale hat - selbst für ein Produkt wie Parfüm, das in besonderem Maße des Geruchssinnes bedarf. Der Vergleich zwischen den Eventteilnehmern in Second Life, die während des Events eine Duftprobe erhielten, und denen, die das neue Parfüm nicht testen konnten, zeigte jedoch, dass das Konzept des verbundenen Einsatzes von realem und virtuellem Event für die Zukunft besonders erfolgversprechend eingeschätzt werden kann. "Die Kopplung der Events in beiden Welten gepaart mit einer realen Erlebnismöglichkeit für die Second-Life-Nutzer führt zu einer deutlich klareren und positiveren Wahrnehmung der Marke in voneinander unterscheidbaren Ziel- bzw. Altersgruppen", resümiert Prof. Zanger. FORSCHUNG Wie lange klingelt der Postmann noch? Deutschland sollte zum 1. Januar 2008 das Briefmonopol aufheben, empfiehlt Prof. Ludwig Gramlich (KT) 135 Milliarden Briefe, Karten und Pakete werden pro Jahr nach Angaben der Kommission der Europäischen Union (EU) europaweit verschickt. Günstiger, schneller und effektiver sollen die Postdienste werden - das sind die Ziele der EU bei der Aufhebung der nationalen Briefmonopole. "Zum 1. Januar 2009 läuft die bisherige Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft aus. Würde es keine Nachfolgeregelung geben, so würde allgemeines Wettbewerbs- und Kartellrecht gelten", erklärt Prof. Dr. Ludwig Gramlich, Inhaber der Professur für Öffentliches Recht und Öffentliches Wirtschaftsrecht. Für diesen Zeitpunkt hat die EU-Kommission die Aufhebung des Briefmonopols vorgeschlagen, Deutschland wollte bereits ein Jahr früher - zum 1. Januar 2008 - seinen Postmarkt für den Wettbewerb öffnen. Das Europäische Parlament jedoch hat die Planung kürzlich abgelehnt und stattdessen für die europaweite Liberalisierung der Postmärkte das Jahr 2011 vorgesehen. Ein endgültiger Beschluss zum neuen EU-Rechtsakt muss nun bis Jahresende 2008 von Parlament und Ministerrat der EU getroffen werden. Deutschland jedoch wird wohl bei seinem Vorhaben bleiben - ab dem 1. Januar 2008 wird es keine Sonderstellung der Deutschen Post AG mehr geben. "Das ist zumindest die Aussage beider Partner in der Großen Koalition. Schon 2001 ist jedoch das Postgesetz so geändert worden, dass das Ende des Briefmonopols von 2002 auf 2007 verschoben wurde - so etwas könnte auch ein zweites Mal passieren", schätzt Prof. Gramlich ein. "Ein Festhalten am 1. Januar 2008 ist verfassungsrechtlich vielleicht nicht zwingend, aber es ist nahe liegend. Denn das Bundesverfassungsgericht hat die erste Verlängerung des Monopols ausdrücklich nur für eine begrenzte Übergangszeit gebilligt", erläutert Prof. Gramlich, der auch juristisches Mitglied im Wissenschaftlichen Arbeitskreis für Regulierungsfragen bei der Bundesnetzagentur ist. Neben den Argumenten des Bundesverfassungsgerichts sieht Gramlich weitere Gründe für eine baldige Liberalisierung des Postmarktes: Es gebe keinen prinzipiellen Unterschied zur Liberalisierung im Telekom- sektor, und das durch das Monopol entstehende Verbot der Briefbeförderung für alle anderen Anbieter außer der Deutschen Post AG sei eine nur ausnahmsweise hinnehmbare Einschränkung der Berufsfreiheit dieser anderen privaten Anbieter. Zudem hätten andere Länder - wie Großbritannien, Finnland und Schweden bereits vorgemacht, dass der Markt der Briefbeförderung geöffnet werden kann, ohne dass der Postsektor oder sogar die Volkswirtschaft Schaden nimmt - "im Gegenteil!", ist Prof. Gramlich überzeugt. "Das Ziel des Monopols kann auch auf andere Arten erreicht werden, die sich besser eignen und weniger restriktiv sind. Etwa durch die Gewährleistung eines Universaldienstes", so Gramlich. Einen solchen Universaldienst hat die EU bereits 1997 festgeschrieben. Denn: Die privaten Postdienste könnten sich auf Massensendungen konzentrieren und die normalen und weniger lukrativen Briefe oder auch abgelegene und gering besiedelte Gegenden vernachlässigen. Deshalb müssen alle EU-Mitgliedsstaaten durch die Einführung eines Universaldienstes sicherstellen, dass auch ohne Monopol alle üblichen Postsendungen flächendeckend sechs Mal pro Woche abgeholt und ausgeliefert werden. Die finanzielle Sicherung dieses Universaldienstes, wenn das Briefmonopol wegfällt, kann jeder EU-Mitgliedstaat auf eine von drei Arten lösen: entweder durch eine Finanzierung von Defiziten aus Steuergeldern, durch die Ausschreibung einzelner schlecht bedienter Leistungen oder über einen Fonds, in den möglichst alle Postdienstleister einzahlen müssen. In diesem Fall kann ein Unternehmen, das Universaldienstleistungen erbringt, sich einen Teil seiner Kosten von anderen, leistungsunwilligen Konkurrenten zurückholen. Gramlich befürwortet vor allem die Möglichkeit einer Finanzierung durch Steuergelder. Doch er warnt auch vor einer solchen Lösung: "Dadurch macht sich der Staat erpressbar: Die Deutsche Post AG wird dann an keiner Ausschreibung teilnehmen, die sich nicht lohnt, und kein Porto anbieten, das sich für sie nicht rechnet. Bevor der Staat Steuergelder einsetzt, um die Grundver- sorgung mit Postdienstleistungen für jedermann im gesamten Bundesgebiet zu sichern, muss die Deutsche Post AG die Karten auf den Tisch legen und nachweisen, dass ihre Preise sowohl erschwinglich als auch gerechtfertigt sind." Auf jeden Fall lasse sich aber auch nach einer Aufhebung des Briefmonopols sicherstellen, dass der Postmann regelmäßig klingelt - nur für welches Unternehmen er arbeitet, ist dann nicht mehr so klar. Die Deutsche Post im Fokus der Wissenschaft: Prof. Dr. Ludwig Gramlich ist überzeugt, dass eine gut funktionierende Postzustellung auch ohne Briefmonopol möglich ist. Foto: Mario Steinebach Stichwort: Briefmonopol Das Briefmonopol ist das Vorrecht des Staates zur Beförderung der Post. Die Rahmenbedingungen sind in Deutschland durch das Grundgesetz gegeben: Eine flächendeckende, angemessene und ausreichende Versorgung mit Postdienstleistungen wird hier zugesichert. In einem weiteren Artikel des Grundgesetzes wurden den Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bundespost - und damit der heutigen Deutschen Post AG - die MonopolRechte für die Ausübung der Tätigkeit für eine Übergangszeit zugesprochen. Diese Übergangszeit wurde aber nicht genauer bezeichnet und ist deshalb nicht zeitlich begrenzt, weshalb juristisch gesehen das Briefmonopol nicht Ende 2007 enden muss. Durch eine Richtlinie der EU von 1997 wurde der Postmarkt europaweit bereits schrittweise geöffnet: Produkte, die mehr als 350 Gramm wiegen und mindestens fünfmal soviel kosten wie ein Standardbrief, fallen seit 1998 nicht mehr unter das Monopol. 2003 wurde alles freigegeben, was mehr als 100 Gramm wiegt, 2006 sank die Grenze auf 50 Gramm; die jeweilige Preisgrenze wurde auf das Dreiund dann auf das Zweieinhalbfache des Standardpreises gesenkt. TU-Spektrum 3/2007 15 Kontakt: Prof. Dr. Ludwig Gramlich, Telefon 0371 531-34165, E-Mail l.gramlich@ wirtschaft.tu-chemnitz.de FORSCHUNG Unternehmen machen sich fit für die Zukunft Sechs Firmen erhöhen mit Hilfe der Professur Innovationsforschung ihre Produktivität und ihre Veränderungsfähigkeit (KT) Der Kunde ist heutzutage König und das weiß er auch. Deshalb steigen seine Ansprüche: Günstige Preise, kurze Lieferzeiten, Termintreue und Komplettlösungen aus einer Hand sind die dringendsten Anforderungen an Produktionsunternehmen. Doch wie sollen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dies im Spagat zwischen dem laufenden Tagesgeschäft und stark begrenzten Ressourcen einerseits und den ständig steigenden Anforderungen des Marktes andererseits schaffen? In großen Unternehmen kümmern sich ganze Abteilungen um das systematische Management von Veränderung, in KMU ist das nicht möglich. Trotzdem kann es funktionieren - das zeigen sechs ostdeutsche Produktionsunternehmen, die sich im Projekt "Nachhaltige Modernisierung und reflexive Intervention" (NaMo) zusammengefunden haben. Begleitet von Beratern und Wissenschaftlern optimierten sie ihre Produktions- und Kooperationsprozesse und entwickelten Strategien für ein betriebliches Veränderungsmanagement. Koordiniert wurde das Projekt von der Professur Innovationsforschung und nachhaltiges Ressourcenmanagement unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Moldaschl. Die Berater haben die Unternehmen während der dreijährigen Projektlaufzeit bei der Entwicklung und prak- tischen Zusammenführung betriebsspezifischer Lösungen unterstützt. "Wir haben die Sicht der Mitarbeiter auf ihr Unternehmen und die Veränderungen aufgenommen, theoretisch aufgearbeitet und den Unternehmen diese Sicht zurückgegeben. Das hat den Firmen wichtige, manchmal sogar überraschende Informationen über sich selbst verschafft und uns ermöglicht, gemeinsam allgemeinere Vorgehensweisen für ein betriebliches Veränderungsmanagement unter KMU-Bedingungen zu entwickeln. Somit konnten wir auch Tipps geben, wie sie ihre einmal erzielten Verbesserungen dauerhaft sichern können", berichtet Dr. Ralf Wetzel, Mitarbeiter der Professur. Das NaMo-Projekt ermöglichte den beteiligten Firmen, innerbetriebliche Abläufe zu optimieren und ihre Kooperations- und Veränderungsfähigkeit zu steigern. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die Schleifscheibenfabrik Rottluff GmbH aus Chemnitz verbesserte ihre Wettbewerbsfähigkeit, indem sie ein Konzept zur Erhöhung ihrer Anlagenverfügbarkeit einführte. Sie steigerte dadurch ihre Produktionskapazität und legte so die Grundlage, um ihren erhöhten Auftragseingang zu bewältigen. Die Chemnitzer NILES-SIMMONS Industrieanlagen GmbH sieht sich als Sondermaschinenbauer mit hochkomple- xen Fertigungsprozessen und starken Auftragsschwankungen konfrontiert. Im Rahmen des Projektes entwickelte sie eine Vorgehensweise, um ihre Geschäftsprozesse besser analysieren und auch optimieren zu können. Dadurch wird die Grundlage für eine Verbesserung der Kapazitätsplanung sowie eine gleichmäßigere Auslastung der Produktion geschaffen. Die WAREMA Sonnenschutztechnik GmbH aus Limbach-Oberfrohna bewältigt tagtäglich viele verschiedene Aufträge mit geringer Stückzahl und muss dabei den Spagat zwischen niedrigen Herstellungskosten und kundenspezifischen Lösungen schaffen. Um schneller und präziser produzieren zu können, entwarf sie ein neues Produktionskonzept, optimierte Arbeitsabläufe und Transportsysteme. So verkürzte sie ihre Durchlaufzeiten um 30 Prozent. Und die sachsen-anhaltinischen Projektpartner Babock Lasertechnik e.K. aus Kleinmühlingen, IGS Development GmbH aus Harbke und Umformtechnik Stendal UTS GmbH & Co. KG aus Stendal entwickelten Bausteine für ein Integrations- und Kooperationsmodell, um den laufend komplexer werdenden Anforderungen in der Automobilzulieferbranche zu begegnen. Kontakt: Dr. Ralf Wetzel, Telefon 0371 531-35435, E-Mail [email protected] AN Z E IG E F UN I V E R S I TA ET Der Ford Fiesta 5-türig 1,3 l, 51 kW (69 PS) Klimaanlage Radio/ CD ZV mit FB Sonderlackierung u.v.m. schon ab € 10.900,-* Ihr Preisvorteil 3.750,-** Feel the difference Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Jungwagenzentrum Glauchau Waldenburger Str. 115 03763 - 17 970 Chemnitz Neefestr. 270 0371 - 81 50 60 Crimmitschau Glauchauer Landstr. 76-78 03762 - 94 56 60 Reichenbach Eschenstr. 1 03765 - 55 88 60 Johanngeorgenstadt Zschopau Joh.-G.-Pfaff-Str. 18 Schwarzenberger Str. 28 03773 - 88 32 02 03725 - 44 99 30 *Kurzzulassung mit 0 km, nur solange der Vorrat reicht. FGS für das 3. Jahr bis max. 60.000 km, gültig ab Tag der EZ. **Gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung. Kraftstoffverbrauch (in l/ 100 km nach 80/1268/EWG): 8,1 (innerorts), 4,9 (außerorts), 6,1 (kombiniert), CO2: 144 g/km (kombiniert). 16 TU-Spektrum 3/2007 Gemeinsam stark - die Initiative Pro Förderwerke Die Hochschulgruppen der Studienstiftungen an der TU Chemnitz freuen sich auf Nachwuchs Die "Initiative Pro Förderwerke" ist ein Kreis von Stipendiaten verschiedener Stiftungen, die an der TU Chemnitz studieren oder promovieren. Folgende Förderwerke sind beteiligt: Cusanuswerk, Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst, Friedrich-Ebert-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Hanns-Seidel-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Studienstiftung des deutschen Volkes. Vor rund zwei Jahren haben sich die Hochschulgruppen dieser elf Stiftungen an der TU Chemnitz zur Initiative Pro Förderwerke zusammengeschlossen. Ausschlaggebend hierfür war die geringe Größe aller einzelnen Gruppen - insgesamt gehören etwa 80 Stipendiaten zu den Hochschulgruppen an der TU. Die größte Gruppe bilden die 20 Geförderten der Hans-Böckler-Stiftung. Stipendiaten von Cusanuswerk und Evangelischem Studienwerk gibt es zurzeit an der Chemnitzer Uni nicht. Durch die Vernetzung erhoffen sich die einzelnen Gruppen nun eine größere öffentliche Wahrnehmung. So waren sie in diesem Jahr bereits beim Tag der offenen Tür im Juni und bei der Feierlichen Immatrikulation im Oktober mit einem gemeinschaftlichen Informationsstand vertreten. Über diese elf Förderwerke hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Stiftungen, die für besondere Zielgruppen Stipendien vergeben - die Initiative Pro Förderwerke ist an einer Zusammenarbeit jederzeit interessiert und freut sich über weitere Kontaktaufnahmen. Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen über die Stiftungen der Initiative Pro Förderwerke, Berichte von und über Stipendiaten der TU Chemnitz, Kontakte zu Vertrauensdozenten und Informationen zu den Bewerbungsmodalitäten. Einen Versuch ist es wert Wer überdurchschnittliche Studienleistungen und zusätzliches Engagement vorweist, hat gute Chancen auf finanzielle und ideelle Förderung (KT) Ein Stipendium fürs Studium? Sowas bekommen doch eh nur hochbegabte Überflieger, wird der durchschnittliche Student denken. Weit gefehlt, erwidern dann die meisten Stipendiaten. "Viele Studierende fühlen sich von den vermeintlich hohen Anforderungen abgeschreckt - dabei sind die gar nicht so schlimm, wie viele glauben", so Katja Lieber, Mitbegründerin der Initiative Pro Förderwerke und selbst Altstipendiatin der Hans-BöcklerStiftung. "Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert - wer nicht genommen wird, hat nichts verloren. Aber wer aufgenommen wird, hat eine ganze Menge gewonnen", ergänzt die TU-Mitarbeiterin. Damit meint sie nicht nur die finanzielle Förderung, die ein Stipendium mit sich bringt. Auch die oft zitierte "ideelle Förderung" ist keine leere Worthülse, sondern der eigentliche Kern der Stiftungsarbeit. Bei allen Stiftungen werden neben der finanziellen Unterstützung ein fächerübergreifendes Bildungsprogramm und Beratungsmöglichkeiten angeboten. Dazu gehören Sommerakademien, Studien- und Berufsberatung, Doktorandenforen genauso wie Sprachkurse, wissenschaftliche Kollegs, Seminare und Projektwettbewerbe. Doch diese ideelle Förderung ist es auch, wegen der es einige Bewerber eben doch schwer haben: "Manche möchten ein Stipendium rein zur Studienfinanzierung nutzen - aber das ist nicht das Ziel der Stiftungen. Man muss sich schon auch mit den Zielen der jeweiligen Stiftung identifizieren können." Wer in einem Bewerbungsgespräch bei der Hans-Böckler-Stiftung etwa nicht wisse, nach wem sie eigentlich benannt ist, habe eher schlechte Karten. Auch gute Schul- und Studienleistungen müs- sen die Bewerber mitbringen. Fast noch wichtiger ist aber ein gesellschaftliches oder politisches Engagement. Die Chemnitzer Hochschulgruppe der Stiftung der Deutschen Wirtschaft hat einen unverbindlichen Schnelltest zusammengestellt, bei dem es einen ersten Eindruck gibt, wie gut die Chancen bei einer Bewerbung stehen - zu finden auf www.tu-chemnitz.de/sdw www.tu-chemnitz.de/stud/foerderwerke www.begabtenfoerderungswerke.de Kontakt: Katja Lieber, Telefon 0371 531-35637, [email protected] Von ihrem Büro in der Reichenhainer Straße 41, Raum 109, aus zieht Katja Lieber die Fäden der Initiative Pro Förderwerke. Hier steht sie auch für Kontaktaufnahmen zur Verfügung. Foto: Heiko Kießling TU-Spektrum 3/2007 17 Foto: Heiko Kießling Wen sie fördern, was sie fordern Anforderungen und Leistungen der Studienstiftungen im Überblick (CL) Die Stiftungen der Initiative Pro Förderwerke der TU Chemnitz sind die elf Begabtenförderungswerke in Deutschland, die durch Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung den wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen. Kandidaten sollten die Ziele der jeweiligen Stiftung vertreten. Eine weitere Rolle spielt der Zeitpunkt der Bewerbung: Bei manchen Stiftungen kann man sich bereits bei der Immatrikulation bewerben, bei anderen erst ab dem vierten Fachsemester. Zielgruppen Leistungen Jede der elf Stiftungen steht für eine spezielle politische Richtung, für ein bestimmtes gesellschaftliches Engagement und für unterschiedliche Zukunftsvisionen. Ihr Förderangebot richtet sich an deutsche Studierende, aber auch an ausländische Bewerber, die die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedlandes der Europäischen Union besitzen oder eine Unterstützung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) erhalten würden. Lediglich die Hanns-Seidel-Stiftung berücksichtigt ausländische Bewerber nur, wenn sie in einem direkten Bezug zu Projekten der Stiftung im Ausland stehen und von den jeweiligen Projektleitern vorgeschlagen werden. Die Studien- und Promotionsförderung ist grundsätzlich bei den elf Stiftungen gleich: Sie beträgt analog zum BAföGSatz 525 Euro pro Monat, abhängig vom Einkommen der Eltern. Außerdem erhalten die Studierenden ein Büchergeld von 80 Euro im Monat. Promotionsstudierende erhalten 920 Euro im Monat plus 100 Euro Forschungskostenpauschale. Promovierende mit Familie können zusätzlich eine Familienpauschale von 155 Euro im Monat beantragen. Voraussetzung Generelle Voraussetzungen für ein Stiftungsstipendium sind überdurchschnittliche Schul- und Studienleistungen und gesellschaftliches Engagement. Die 18 TU-Spektrum 3/2007 Bewerbung Bei acht der elf Stiftungen können sich Interessenten für eine Studiengrundförderung sowie für Promotionsstipendien selbst bewerben. Dazu zählen das Cusanuswerk, das Evangelische Studienwerk, die Friedrich-Ebert-, Friedrich-Naumann-, Hanns-Seidel-, Heinrich-Böll-, KonradAdenauer- und die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Für die Stipendien der Grundförderung, der Hans-Böckler-Stiftung, der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und der Studienstiftung des deutschen Volkes werden die Kandidaten von einem Lehrer, Professor, Vertrauensdozenten, der Stipendiatengruppe oder einem kirchlichen Oberhaupt vorgeschlagen. Für eine Promotionsförderung können sich Kandidaten auch hier direkt bei den Stiftungen bewerben. Bei einigen Förderwerken sind Selbstbewerbung und Vorschlag gleichberechtigt. Bewerbungsunterlagen Beim ersten Bewerbungsanschreiben sollte mitgeschickt werden: eine Begründung der Bewerbung bei der jeweiligen Stiftung, ein tabellarischer Lebenslauf inklusive politischem oder gesellschaftlichem Engagement, das Schulabschlusszeugnis, benotete Leistungsnachweise (außer bei Studienanfängern), falls bereits vorhanden das Zwischenprüfungs- oder Vordiplomzeugnis, das Studienabschlusszeugnis bei Bewerbungen für Master- und Aufbaustudiengängen, die Immatrikulationsbescheinigung, aus der die Semesterzahl hervorgeht, oder bei Bewerbungen für Master- und Aufbaustudiengänge die Studienplatzzusage. www.tu-chemnitz.de/stud/foerderwerke Geschichte Die Stiftung wurde im November 1955 nach dem Vorbild des Evangelischen Studienwerkes Villigst gegründet und trägt den Namen einer der renommiertesten Gelehrtenpersönlichkeiten des Spätmittelalters, Nikolaus Cusanus (1401 - 1464). Er studierte Mathematik, Physik, Astronomie, Medizin, antike Philosophie und Theologie. Cusanus wirkte als Priester, Philosoph und Theologe und wurde als Namenspatron erkoren, da er sich nicht aufgrund einer privilegierten gesellschaftlichen Stellung, sondern durch Begabung, Leistung und Engagement zu einer herausragenden Persönlichkeit entwickelte. Bisher wurden mehr als 5.000 Stipendiaten gefördert, aktuell sind es 1.000: 800 in der Grund- und 200 in der Graduiertenförderung. Philosophie Das Cusanuswerk fördert junge Frauen und Männer, die um ihre Begabung wissen und diese annehmen, ausbilden und wirksam machen wollen. Neucusaner stellen Fragen und geben sich nicht mit schnellen Antworten zufrieden. Außerdem sind sie bereit, persönlich Stellung zu beziehen und gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Wichtig ist ebenfalls, dass sie ihren Glaubensweg ernst nehmen, mit der Kirche leben, sie gestalten und sich auch an ihr reiben wollen. Die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist Voraussetzung. Geschichte Aufgrund des Versagens der akademischen Schichten im Protestantismus während des Nationalsozialismus wurde 1948 das Evangelische Studienwerk gegründet, um der kirchlichen Bildungsverantwortung gerecht zu werden. Den Namen Villigst trägt das Studienwerk nach seinem Gründungsort, dem heutigen Schwerte-Villigst in Nordrhein-Westfalen. Jährlich werden rund 700 neue Stipendiaten unterstützt. Demokratie, Widerspruchstoleranz, soziale Verantwortung und die Würde des Menschen bezieht. Neben ihrer fachlichen Begabung engagieren sich die Stipendiaten für etwas, das auch für andere bedeutungsvoll ist. Sie glauben nicht alles, was sie sehen, sondern haben Mut zum eigenen Standpunkt und akzeptieren Widersprüche, ohne ihre Lösung aufzugeben. Eigenverantwortliches Mitgestalten auf allen Ebenen des Studienwerks ist selbstverständlich. Philosophie Das Evangelische Studienwerk versteht sich als ein Ort der Reflexion und Besinnung der Kirche. Der akademische Nachwuchs soll eine geistige Bildung erfahren, die sich auf Bewerbung Evangelische Abiturienten und Studierende, die die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedslands der Europäischen Union besitzen, können sich auf eigene Initiative bewerben. Bewerbung Stipendiatskandidaten können von Leitern von Gymnasien, Hochschullehrern, Mitarbeitern der Hochschulpastorale und ehema- ligen Stipendiaten vorgeschlagen werden. Gleichberechtigt ist auch eine Selbstbewerbung möglich. Stichtage für Vorschläge und Selbstbewerbung sind der 1. März für das Sommersemester und der 1. September für das Wintersemester. Bewerber müssen in der Regel zum Zeitpunkt der Bewerbung noch mindestens fünf Semester Regelstudienzeit vor sich haben und dürfen nicht älter als 30 Jahre sein. (AW) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Karl Heinz Hoffmann Telefon 0371 531-33258 [email protected] www.cusanuswerk.de Die Kandidaten dürfen zum Zeitpunkt der Auswahl das fünfte Fachsemester nicht überschritten haben. Für die Aufnahme zum Wintersemester gilt der 1. März, zum Sommersemester der 1. September als Bewerbungsschluss. Die Förderung von Promovierenden ist ebenfalls möglich. (AW) Hinweis: Derzeit gibt es an der TU Chemnitz keinen Stipendiaten des Evangelischen Studienwerkes und auch keinen Vertrauensdozenten. www.evstudienwerk.de AN Z E IG E TU-Spektrum 3/2007 19 Auf dem Weg nach Danzig: Sascha Dietze konnte Dank des Stipendiums sein Zielland Polen bereisen. Foto: privat Auslandsaufenthalte gern gesehen Mit Stipendium ins Ausland - zwei Beispiele der Friedrich-Ebert-Stiftung (KT) Kattowitz, Breslau, Warschau Sascha Dietze hat es im Rahmen seines Politikstudiums für zwei Semester nach Polen verschlagen. Seit Beginn seines siebten Semesters wird er von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) durch ein Vollstipendium gefördert. “Ohne das Stipendium wäre ich mit Sicherheit nicht ins Ausland gegangen. Das hätte ich mir auch mit BAföG nicht leisten können”, so Dietze. Durch die Förderung aber wurde der Auslandsaufenthalt realistisch und er besuchte einen Sprachkurs an der Uni in Kattowitz, studierte anschließend Politik in Breslau und absolvierte ein Praktikum beim Landesbüro der FES in Polens Hauptstadt. Auslandsaufenthalte sind bei Stiftungen gern gesehen; für maximal zwei Semester zahlen sie neben dem normalen Stipendium einen Auslandszuschlag, dessen Höhe vom jeweiligen Zielland abhängt, übernehmen Studiengebühren, Reisekosten und Zuschüsse zur Versicherung. “Die FES unterstützt Aufenthalte in Mittelosteuropa überdurchschnittlich gut. So gibt es beispielsweise einen höheren Auslandszuschlag für Polen als für Belgien”, freut sich Dietze, der das zusätzliche Geld nutzen konnte, um das Land auch abseits seiner Aufenthaltsstationen kennen zu lernen. “Ich war vorher noch nie in Polen. Für das Land habe ich mich vor allem aus politischem und gesellschaftlichem Interesse entschieden. Polen ist der zweitgrößte Nachbar Deutschlands und wird in Zukunft vor allem wirtschaftlich eine wachsende Bedeutung erhalten”, erklärt der Politikstudent. 20 TU-Spektrum 3/2007 Außerdem sei Polen ein Land, wo nicht alle hingehen, ergänzt er. Trotzdem konnte Dietze in der FES auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen: Das Netzwerk der Stiftung bietet Kontakte zu aktuellen und ehemaligen Stipendiaten in ganz Deutschland. Davon profitiert hat auch Johannes Ebermann. Er ist zurzeit im schwedischen Kristianstad: “Ich habe das Netzwerk genutzt, um eine Wohnung zu suchen und Erfahrungen mit landesspezifischen Eigenheiten abzufragen. Wenn man ein Praktikum organisiert, hilft vor allem das Ehemaligennetzwerk ungemein.” Stipendiaten, die ins Ausland möchten, müssen bei ihrer Stiftung einen Antrag auf Förderung stellen und ihr Vorhaben begründen. “Die FES möchte zwar in einem Semesterbericht erklärt haben, wie der Aufenthalt in meinen Studienablauf passt. Aber die Verantwortung für die Gestaltung des Aufenthaltes vertraut man ganz dem Stipendiaten an”, so Ebermann. Auch Vorgaben, wie viele Vorlesungen besucht oder Klausuren geschrieben werden müssen, gebe es von Seiten der FES nicht. “Von den zwölf Mitgliedern unserer Hochschulgruppe sind derzeit vier im Ausland. Diese Möglichkeit nimmt eigentlich jeder mit”, so Dietze, der Sprecher der Chemnitzer Hochschulgruppe ist. Allerdings: Die Stiftungen möchten ihre Stipendiaten für ihre Ziele weitergehend begeistern. “Wenn man im Ausland ist, ist man dem Einfluss durch die Stiftung relativ entzogen. Deshalb fördern Stiftungen Auslandsaufenthalte nur im Rahmen eines darüber hinausgehenden Studienstipendiums”, erläutert Dietze. Geschichte Die Friedrich-Ebert-Stiftung wurde 1925 gegründet. Benannt ist sie nach dem Sozialdemokraten und ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert (1871 - 1925). Er stieg vom einfachen Handwerker in das höchste Staatsamt auf und regte vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen die Gründung einer Stiftung an. Bisher wurden mehr als 15.000 Stipendiaten von der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt, aktuell befinden sich rund 1.700 Studierende in der Förderung. Philosophie Die Friedrich-Ebert-Stiftung steht der SPD nahe. Sie will die politische und gesellschaftliche Bildung von Menschen aus allen Lebensbereichen im Geiste von Demokratie und Pluralismus fördern und zur internationalen Verständigung und Zusammenarbeit beitragen. Erklärtes Ziel ist zudem, begabten jungen Menschen unabhängig von den materiellen Möglichkeiten der Eltern durch Stipendien den Zugang zum Hochschulstudium zu ermöglichen. Bewerbung Es gilt das Selbstbewerbungsprinzip. Es gibt keine Bewerbungsfristen. Deutsche Studienanfänger können sich direkt nach Erhalt der Immatrikulationsbescheinigung bewerben und zwar an Universitäten bei Diplom- und Magisterstudiengängen sowie bei Staatsexamen bis zum Ende des sechsten Semesters, bei Bachelor-Studiengängen bis zum Ende des vierten Semesters. Bei Master- und Aufbaustudiengängen die zwei Semester dauern sind Bewerbungen direkt nach Erhalt der Studienplatzzusage möglich, bei einer Dauer von vier Semestern bis zum Ende des zweiten Semesters. (CL) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Alfons Söllner Telefon 0371 531-34924 [email protected] www.fes.de Geschichte Die Stiftung wurde 1958 ins Leben gerufen. Namensgeber Friedrich Naumann (1860 1919) gründete die FDP und war ein sächsischer Sozialreformer. Für ihn stand fest, dass eine starke Demokratie mündige Bürger brauche. Diese Idee hat die Stiftung und ihre Arbeit von Anfang an geprägt. Sie will dazu beitragen, dass es auf der Welt immer weniger Untertanen gibt und immer mehr selbstbewusste, politisch aktive Bürger. Aktuell fördert die Friedrich-Naumann-Stiftung rund 500 deutsche und 100 ausländische Stipendiaten. Philosophie Die Friedrich-Naumann-Stiftung orientiert sich am politischen Grundsatz des Liberalismus und steht der FDP nahe. Ihr Ziel ist es, dem Prinzip der Freiheit und Menschenwürde in allen Bereichen der Gesellschaft Geltung zu verschaffen, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Sie richtet sich an Studierende und Promovierende, die an einer liberalen Wirtschaftsordnung in Deutschland interessiert sind, sowie an ausländische Begabte, die an der Entwicklung und Stabilisierung von Rechtsstaat und Demokratie mitwirken wollen. Jeder Einzelne soll nach der Philosophie der Stiftung am politischen Prozess teilnehmen, Verantwortung übernehmen, sich einmischen und seine Meinung vertreten. Denn nur so könne eine liberale Gesellschaft wachsen. Bewerbung Deutsche Studierende können sich ab dem zweiten Fachsemester bewerben, ausländische Studierende nach der akademischen Zwischenprüfung. Bewerbungsschluss ist jeweils der 31. Mai und der 30. November. (CL) Ansprechpartner in der TU André Pochanke (Stipendiat) [email protected] www.fnst.de Auf dem Weg zur kleinen Fußballmannschaft André Pochanke verbindet mit der Friedrich-Naumann-Stiftung “Freiheit” als Lebensgefühl (CL) Im Moment bekommt man mit der Chemnitzer Hochschulgruppe der Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS) noch keine Kleinfeldfußballmannschaft voll. Das stört den TU-Studenten André Pochanke wenig, aber er will für das nächste Semester einiges in Angriff nehmen: “Derzeit sieht es etwas mau mit der Hochschulgruppenaktivität der Naumann-Stiftung aus. Doch seit Kurzem sind wir zu viert. Für die Zukunft habe ich mir fest vorgenommen, uns besser zu vernetzen. Aber ich hoffe auch, dass neue Stipendiaten dazustoßen.” Pochanke ist vor zwei Semestern aus Heidelberg an die TU gewechselt. Zu dem Zeitpunkt war er der einzige aktive Chemnitzer Naumann-Stipendiat an der Uni. Für den 28-jährigen Fußballer aus dem kleinen Dorf Lawalde bei Löbau ist es wichtig, dass die zukünftigen Stipendiaten den neuen Slogan der Stiftung “Für die Freiheit” teilen. “Es ist dieses Lebensgefühl, das mein kleiner Sohn auch schon mit acht Monaten in sich trägt. Er hat ein Laufgitter und wenn er dort drin sitzt, gefällt es ihm gar nicht. Nehme ich ihn heraus, spielt er mit demselben Spielzeug weiter. Dieses Gefühl, dass dieser Zaun nicht mehr da ist, macht ihn glücklich und zufrieden”, beschreibt der zukünftige Volkswirtschaftler. Pochanke hat sich nach seinem Vordiplom für das Stipendium bei der FNS beworben und war überglücklich, als die Zusage kam: “Ich bin erst einmal um den Küchentisch gesprungen”, erinnert er sich und fährt fort: “Es ist das Beste was mir in meiner Studienzeit, abgesehen von meinem Sohn, passieren konnte. Das setzt dem Ganzen die Krönung auf. Man kriegt einen genauen Überblick über das, was man eigentlich macht. Der ständige interdisziplinäre und fachliche Austausch mit den Stipendiaten bereichert das Studium enorm.” Ermöglicht wird dies auch durch eine rege Intranetnutzung, in der über EMailverteiler gesellschaftspolitische Themen kontrovers diskutiert werden. Sein Interesse für die Ideen des Liberalismus hat der aktive Schiedsrichter des Sächsischen Fußballverbandes schon im Alter von 19 Jahren in politische Bahnen gelenkt. “Ich bin damals in die FDP eingetreten und habe nach kurzer Zeit den Posten des Ortsvorsitzenden übernommen.” Ferner sammelte Pochanke in Sachen Fußball nicht nur sportliche Erfahrungen. “Ich habe beim Fußballverein im Vorstand mitgearbeitet und war Lehrwart im Kreis. Derzeit spiele ich noch in Lawalde und pfeife aktiv.” Im bundesweiten Stiftungsturnier hat die FNS es allerdings noch nicht auf den ersten Platz geschafft. In seiner Zeit als Stipendiat hat Pochanke viele persönliche wertvolle Verbindungen gewonnen. Nicht nur weil die Hochschulgruppe Chemnitz noch nicht aus allen Nähten platzt, will er zukünftige Bewerber für das Stipendiatentum bei der Stiftung für die Freiheit ermutigen: “Man Foto: Heiko Kießling muss keineswegs der FDP nahe stehen, um Stipendiat zu werden. Das was dahinter steht, ist viel mehr als nur der politische Liberalismus. Es ist einfach eine Art und Weise, wie man Verantwortung für sich und andere interpretiert und wie man das Leben angeht. Es werden Bewerber begrüßt, die aus technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen kommen.” Stipendiat und Fußballer Pochanke will spätestens im Sommer 2008 sein Volkswirtschaftsstudium mit dem Diplom abschließen. Vielleicht gibt es bis dahin die erste Kleinfeldmannschaft der FNS an der TU - dazu wären insgesamt sieben Stipendiaten nötig. TU-Spektrum 3/2007 21 TITEL Promotion: alleine oder im Kolleg Prof. Dr. Eckhard Jesse führt Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung auch im Promotionskolleg zum Doktortitel Geschichte Namensgeber ist der frühere bayerische Ministerpräsident und Mitbegründer der CSU, Dr. Hanns Seidel (1901 - 1961). Für die Hanns-Seidel-Stiftung ist sein Name Orientierung und sein Leben im christlichen Glauben beeindruckendes Beispiel. Die Stiftung wurde 1967 gegründet. Ende 2006 förderte sie rund 430 deutsche und 90 ausländische Stipendiaten. Die unterstützten Ausländer kommen aus 30 verschiedenen Staaten. Philosophie Mit dem Motto "Im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung" beschreibt die Hanns-Seidel-Stiftung ihre Arbeit und ihren Auftrag. Dieses gilt in Bayern, Deutschland, Europa und auch weltweit gleichermaßen. Ziel der Stiftung, die der CSU nahe steht, ist die Förderung der demokratischen und staatsbürgerlichen Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage. Zum Menschenbild der Stiftung zählt die freie Entfaltung der Persönlichkeit ebenso wie die soziale Verantwortung und die Solidarität. Prof. Eckhard Jesse (2.v.r.) betreut das neue Kolleg der Hanns-Seidel-Stiftung, in dem auch Kristin Schreiter, Sebastian Liebold und Mikhail Logvinov (v.l.) zur Promotion geführt werden. Foto: Heiko Kießling Bewerbung Bewerbungen sind frühestens nach dem zweiten Semester möglich. Bewerbungstermine sind für Studierende an Universitäten der 15. Januar und 15. Juli, für Promotionsstudenten der 15. Januar, 15. Mai und 15. Juli. (CL) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Eckhard Jesse Telefon 0371 531-33924 [email protected] www.hss.de 22 TU-Spektrum 3/2007 (CL) Eine Promotion ist zeitintensiv, das weiß auch Prof. Dr. Eckhard Jesse. In dem von ihm betreuten Promotionskolleg "Politischer Extremismus und Parteien" wurden 24 Doktoranden vom Frühjahr 2002 bis Herbst 2004 betreut, davon 19 aus Chemnitz. Gefördert wurde das Kolleg von der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS). Ein Teil der Arbeitsergebnisse ist in einem kürzlich erschienenen Buch nachzulesen (Eckhard Jesse/Hans-Peter Niedermeier, Hrsg.: Politischer Extremismus und Parteien, 2007. Duncker & Humblot Verlag, 534 Seiten, ISBN 978-3-428-12596-8, 148 Euro). In Zukunft wird Prof. Jesse gemeinsam mit den Professoren Gerd Strohmeier von der Uni Passau und Roland Sturm von der Uni Erlangen ein neues Promotionskolleg der HSS leiten. Mit dem Thema "Politikund Parteienentwicklung in Europa" ist es im Oktober gestartet. In der ersten Runde der Auswahlgespräche wurden zehn Doktoranden ausgewählt, davon fünf Absolventen der TU Chemnitz. "Die Doktoranden bekommen mit diesem Kolleg die Chance, ihre Promotion durch eine intensive Betreuung und das Stipendium der HannsSeidel-Stiftung in zwei oder zweieinhalb Jahren durchzuziehen. Wir treffen uns zweimal im Jahr an drei Tagen, an denen der aktuelle Stand der Arbeit besprochen und diskutiert wird", so Jesse. In dieser Promotionszeit geht es dem Politikwissenschaftler vor allem darum, dass die Stipendiaten sich gegenseitig austauschen und mit neuen Erkenntnissen befruchten. "Da wir alle aus demselben Themenbereich kommen - wir drei Professoren forschen selber zur Parteienund Politikentwicklung Europas, ist uns die Materie nicht fremd. Somit ist eine hohe Kommunikationsdichte geschaffen, die auch außerhalb der Doktorandenkreise Früchte tragen wird", sagt Jesse. In Chemnitz unterstützt das Magistranden-, Doktoranden- und Habilitandenkolloquium die Arbeit der Stipendiaten. Dort können sie ihre Ergebnisse präsentieren. Einer der fünf TU-Promovenden, Mikhail Logvinov, setzt sich beispielsweise mit dem Thema "Terrorismusbekämpfungsansatz Russlands" auseinander. Dafür hat er Feldforschungen in Russland geplant. Promovendin Susann Krause beschäftigt sich mit dem Thema "Zivilgesellschaftliche Strukturen in den baltischen Ländern" und baut ihre sehr gute Magisterarbeit aus. "Unser Ziel ist es, die Doktoranden soweit zu unterstützen, dass sie in der vorgegebenen Zeit fertig werden und sie nicht das Gefühl haben, dass sie allein auf weiter Flur mit ihrem Thema sind. Wir wollen uns gegenseitig helfen", so Jesse. Auch einzeln gut betreut Auch außerhalb der Kollegs betreut er Promovenden. TU-Absolventin Katja Eddel hat mit Jesses Hilfe ein Promotionsstipendium der HSS erhalten. "Ich wollte promovieren. Aber nur dann, wenn ich ein Stipendium habe. Herr Jesse hat mir vorgeschlagen, dass ich mich bei der HannsSeidel-Stiftung bewerbe, da er auch Vertrauensdozent dort ist", so Eddel, die eine von mehreren Einzelpromovenden bei Prof. Jesse ist. Während ihrer Promotion bleibt auch Zeit für Tagungen der wissenschaftlichen Weiterbildung. "Ich habe bisher ein Seminar der HSS besucht mit dem Titel 'Euronet'. Inhaltlich ging es dabei um die Simulation der Aufnahme der Türkei in die EU. Meine nächste Teilnahme wird an der Promotionsfachtagung sein. Das Thema lautet ‘Ideengeschichte und Märchen’. Mal sehen, wie das wird", erzählt Eddel lachend, weil für sie Märchen nicht unbedingt in das nähere Forschungsumfeld für Politikwissenschaftler gehören. Bis Dezember 2009 will die WahlChemnitzerin Eddel ihre Promotion abschließen: "Ich möchte später im Auswärtigen Amt oder in einem anderen Ministerium arbeiten." Ja auch diese Promotion braucht ihre Zeit. Einmal im Monat: Treffen der Hochschulgruppe Die Stipendiaten der Hans-Böckler-Stiftung können bei der Auswahl des Nachwuchses mitreden Geschichte Der Namensgeber der Stiftung, Hans Böckler (1875 - 1951), hat Anfang des 20. Jahrhunderts für eine faire Arbeitswelt gekämpft, in der die Beschäftigten mitbestimmen sollten. Die Stiftung wurde 1977 durch einen Beschluss des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegründet und ist heute das zweitgrößte Begabtenförderungswerk Deutschlands. In ihr wurden die Vorläuferorganisationen "Hans-Böckler-Gesellschaft" und "Stiftung Mitbestimmung" zusammengeschlossen. Sie unterstützt jährlich rund 2.000 Stipendiaten. Philosophie „Fördern heißt Fordern“, mit dieser Philosophie will die Hans-Böckler-Stiftung Promovierende und Studierende mit Stipendien unterstützen. Sie sieht sich als das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeit der Zukunft mitzugestalten. Die ideelle Förderung ist das eigentliche konstituierende Merkmal dieser Begabtenförderung. Sie fordert und regt an, sich über das Fachstudium hinaus an wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskursen zu beteiligen, die eigene Entwicklung und die eigenen Ziele zu reflektieren und sich auf eine qualifizierte und von sozialer Verantwortung geprägte künftige Berufstätigkeit vorzubereiten. (KT) Wer ein Stipendium der HansBöckler-Stiftung (HBS) erhalten möchte, kommt an der Stipendiatengruppe seiner Hochschule nicht vorbei. Denn zu einer vollständigen Bewerbung gehört ein Gutachten dieser Stipendiaten sowie des Vertrauensdozenten. Meistens führen zwei Mitglieder der Hochschulgruppe ein Gespräch mit dem Kandidaten. "Das läuft sehr locker ab. Wir wollen auch niemandem Steine in den Weg legen, deshalb fallen die meisten Bewertungen wohlwollend aus", erzählt Stipendiat Robert Schönherr. "Es kommen fünf bis sechs Bewerber im Jahr - wir hätten jedoch gerne mehr Interessenten", ergänzt der Maschinenbaustudent. Bessere Karten bei einer Bewerbung hat, wer in einer Gewerkschaft ist - doch Voraussetzung ist das nicht. "Etwa die Hälfte der Chemnitzer HBS-Stipendiaten sind Gewerkschaftsmitglieder", sagt Altstipendiatin Heike Zschille. Die Treffen der Hochschulgruppe nutzen auch andere Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes, um die Stipendiaten kennen zu lernen, neue Mitglieder zu werben oder die alten zu Demonstrationen und anderen Veranstaltungen aufzurufen. Die Treffen der Hochschulgruppe sind bei der HBS ein wichtiger Programmpunkt. "Wir haben in der Regel einmal im Monat eine Veranstaltung", so Zschille. Bei Vorträgen und Themenabenden werden häufig Erfahrungen ausgetauscht, wie Erlebnisse in Auslandssemestern oder bei Be- suchen von Veranstaltungen der HBS auf Bundesebene. Oft gibt es Organisatorisches zu klären, vor allem zu den Gutachten für neue Bewerber und Stipendiaten der Gruppe, deren Förderung verlängert werden soll. "Auch der gesellige Teil kommt nicht zu kurz - vor den Semesterferien stand ein Grillabend auf dem Programm", erzählt Schönherr. Und auch der Weihnachtsmarkt sei immer ein beliebter Treffpunkt für Gespräche in lockerer Runde. Zur Chemnitzer Gruppe gehören 20 Stipendiaten, einige davon kommen von den Hochschulen in Freiberg, Mittweida und Zwickau. "Das ist etwas problematisch, da diese Studierenden eine aufwändigere Anreise zu unseren Treffen haben, die in der Regel in Chemnitz stattfinden. Das kann öfters eine Teilnahme verhindern", erzählt Zschille. Dabei ist der Besuch der gemeinsamen Veranstaltungen Pflicht. "Eigentlich zumindest. Bei uns sind meistens sechs bis sieben Leute bei den Treffen dabei. Aber wenn man anderweitiges Engagement, zum Beispiel in der Gewerkschaft, vorweist, wird das nicht so eng gesehen", erklärt die Pädagogikstudentin. Die Hochschulgruppenarbeit wird von der HBS finanziell unterstützt: Pro Person gibt es einen pauschalen Betrag und für besondere Vorhaben können weitere Gelder beantragt werden. Bewerbung Für ein Stipendium im Erststudium kann man sich ab dem ersten Semester bewerben. Es gibt verschiedene Verfahren für Bewerber mit und ohne Gewerkschaftszugehörigkeit. Die Bewerbung nimmt die Stipendiatengruppe an der Hochschule entgegen. Diese nimmt die erste Bewertung vor und entscheidet, ob sie die Bewerbung unterstützt. Bewerbungsschluss sind der 28. Februar und 30. September. (CL) Neue Bewerber sind willkommen: Heike Zschille informiert bei der Immatrikulationsfeier der TU über die Hans-Böckler-Stiftung. Foto: Heiko Kießling Ansprechpartner in der TU Katja Lieber (Altstipendiatin) Telefon 0371 531-35637 [email protected] www.boeckler.de TU-Spektrum 3/2007 23 TITEL Mit Stipendium zum Doktortitel Promovend Mario Paul bringt Familie und Arbeit unter einen Hut Foto: Carina Linne (CL) Die Nacht ist schon manchmal sehr kurz für Mario Paul, wenn Sohn Max ihn und seine Freundin mit hungrigen Schreien weckt. Promovieren und gleichzeitig die gemeinsame Familie aufbauen ist nicht immer leicht, aber eine schöne Aufgabe zugleich, beschreibt der 32-Jährige: "Gerade jetzt am Anfang, wo unser Sohn noch relativ klein ist, ist es schwer. Aber zum Glück promoviert meine Freundin auch. So sind wir zeitlich flexibel und können uns gegenseitig entlasten. Es ist für uns beide ein großes Glück, dass wir uns die Zeit nehmen können und ich Max beim Aufwachsen zusehen kann." Im vergangenen Jahr beendete Paul sein Studium an der TU Chemnitz mit einem "sehr gut". Erst über Umwege eines Physikstudiums entschloss sich der gebürtige Oberfranke 2001 für das Chemnitzer Magistermodell Politikwissenschaften, Interkulturelle Kommunikation und Sozialund Wirtschaftsgeographie. Da ihm das Geschichte Die Heinrich-Böll-Stiftung ist 1997 aus dem Stiftungsverband Regenbogen hervorgegangen, der Dachverband der drei Stiftungen Buntstift (Göttingen), Frauen-Anstiftung (Hamburg) und Heinrich-Böll-Stiftung (Köln) war. Sie trägt den Namen Heinrich Bölls (1917 - 1985) mit der Begründung, dass er jene seltene Einheit von politischer Wachheit, künstlerischer Kreativität und moralischer Integrität verkörpert habe, die auch für kommende Generationen vorbildlich bleibe. Heinrich Böll war Schriftsteller und erhielt 1972 den Nobelpreis für Literatur. Die Stiftung nimmt jährlich 200 bis 250 neue Stipendiaten auf; im Jahr 2006 förderte sie mehr als 600 Studierende und Promovenden. 24 TU-Spektrum 3/2007 wissenschaftliche Arbeiten sehr liegt, hat er sich gleich nach dem Abschluss für Stiftungsstipendien beworben. Nach einem Auswahlverfahren mit mehreren Etappen gab ihm die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) die Zusage für eine Promotionsförderung. Dafür musste Paul zunächst eine Kurzbewerbung einreichen. Als zweiter Schritt folgte die ausführliche Bewerbung plus Exposé zu seiner Doktorarbeit und ein Gespräch mit seiner Vertrauensdozentin. Die letzte Runde des Verfahrens fand mit Auswahlworkshops, Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen in Berlin statt. "Ich war mir sicher, dass ich mich an die Böll-Stiftung wenden werde und bin sehr froh, dass sie mich genommen hat, denn ohne die Unterstützung könnte ich mir die Promotion finanziell nicht leisten." Aber nicht nur die finanzielle Förderung ist für den Politikwissenschaftler wichtig: "Ebenso zentral ist es für mich, mit anderen Wissenschaftlern in Kontakt treten zu können. Es gibt jährliche Promovierendenforen, wo man die Möglichkeit erhält, sein Thema vorzustellen und mit anderen Promovenden fächerübergreifend zu diskutieren. Zusätzlich kann ich weitere Angebote des Förderwerkes kostenlos nutzen, die mich und meine Promotion fachlich begleiten." In seiner Promotion beschäftigt sich Paul mit Angsträumen, die auch No-Go-Areas genannt werden, nach einem Begriff den Uwe-Karsten Heye im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 prägte. Paul will grundlegend untersuchen, wie rechtsextreme Gewalt und Ausgrenzung verschiedene Akteure in Kommunen und Landkreisen - Bürger, Politik, Verwaltung und Medien - in ihrer alltäglichen sozialen Praxis beeinflussen und ganze Orte und Regionen zu Angsträumen werden. Dass dieses Thema nicht nur zur HBS passt, sondern die Ideale des Förderwerkes auch mit der Persönlichkeit Paul konform gehen, begründet er mit seiner Herkunft und den Erlebnissen als der Eiserne Vorhang fiel: "Ich bin zwar selbst Wessi, aber schon längst sozusagen Grenzgänger, da ich unmittelbar an der tschechischen Grenze aufgewachsen bin. Ich habe großen Respekt vor den Bürgerrechtlern aus der DDR, die mit friedlichen Mitteln für ein freies selbstbestimmtes Leben eingestanden sind. Zudem habe ich bereits beim Bewerbungsverfahren gemerkt, dass mir das Klima in der Stiftung sehr gut gefällt." Bis Ende des Jahres will der BöllStipendiat den empirischen Teil seiner Doktorarbeit abschließen, im Frühjahr 2010 soll die Promotion erfolgreich beendet sein. Sohnemann Max übt derweilen schon kräftig das Stehen, um den Papa bis Weihnachten noch mehr auf Trab zu halten. Philosophie Auf der Homepage der Heinrich-BöllStiftung heißt es: "Wir verstehen Nachwuchsförderung als Beitrag zur Förderung der demokratischen Kultur." Ihre vorrangige Aufgabe sieht die Stiftung darin, die politische Bildung im In- und Ausland durch eine Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung zu unterstützen. Sie steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe und erwartet von Bewerbern, dass sie die Stiftungsziele Ökologie und Nachhaltigkeit, Demokratie, Schutz der Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit - unterstützen und sich für eine gerechte und demokratische Welt einsetzen. Bewerbung Für ein Stipendium im Erststudium kann man sich ab dem ersten Semester bis vier Semester vor Ende der Regelstudienzeit bewerben. Bewerbungsschluss sind der 1. März und der 1. September. (CL) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Gerd-Günter Voß Telefon 0371 531-34388 [email protected] www.boell.de Ein offenes Ohr für die Stipendiaten Prof. Dr. Beate Neuss ist Vertrauensdozentin der Konrad-Adenauer-Stiftung Foto: Heiko Kießling (CL) Als stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) wurde sie in ihrem Amt dieses Jahr erneut bestätigt. Obwohl es Prof. Dr. Beate Neuss im Gespräch gar nicht so bewusst schien, bekleidet sie seit nun mehr zehn Jahren das Amt der Vertrauensdozentin ihrer Stiftung an der TU. Innerhalb dieser Zeit hat sie bei den Stipendiaten eine erfreuliche Veränderung festgestellt: "Es sind mehr Stipendiaten geworden. Und jede Studentengeneration ist anders. Die Studierenden haben sich positiv verändert. Sie sind weltläufiger geworden, sehr viel unterwegs und sehr offen. Ich freue mich Geschichte Die Stiftung ging aus der 1955 gegründeten "Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit" hervor und trägt seit 1964 den Namen des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer (1876 - 1967). Der CDU-Politiker war als Präsident des Parlamentarischen Rates maßgeblich an der Erarbeitung des Grundgesetzes beteiligt. Während seiner 14jährigen Amtszeit als Bundeskanzler ermöglichte die Politik seiner Regierung das Wirtschaftswunder. Die Stiftung förderte 2006 insgesamt 1.890 Stipendiaten. Philosophie Adenauers Grundsätze sind der Leitfaden und die Verpflichtung der Stiftung. Sie setzt sich durch politische Bildung für Frieden, immer sehr, mit sympathischen und intelligenten jungen Akademikern zusammenarbeiten zu dürfen." Das ihr die Arbeit als Vertrauensdozentin sehr viel Spaß macht, spürt man an den Schilderungen über die Chemnitzer Hochschulgruppe: "Ich habe ein offenes Ohr für alle Probleme und auch alle schönen Anlässe. Zum Beispiel, wenn manchmal Kinder geboren werden. Wir haben aktuell einen Stipendiaten, der zwei Kinder hat." Die Gruppe trifft sich mehrmals im Monat, um entweder gemeinsam eine Kunstausstellung oder einen Betrieb zu besuchen. Aber auch lockere Kneipenbesuche oder Grillabende stehen ab und an auf dem Programm. "Ziel ist, dass die Stipendiaten sich näher kennen lernen, untereinander vernetzen und gegenseitig voneinander profitieren", so Neuss. Dementsprechend gehören auch Studierende der Fachhochschule Mittweida zur Chemnitzer Hochschulgruppe. Stipendiaten der TU Freiberg stoßen oft dazu. Als stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung kann die Professorin für Internationale Politik das eine oder andere Mal den Stipendiaten sehr aktuelle Informationen weiterreichen. "Ich weiß natürlich besonders gut Bescheid, was die Abteilung Begabtenförderung vorhat, was es an neuen Programmen und Extraaktionen gibt. Von daher habe ich vielleicht ein bisschen eher die Tipps, die Freiheit und Gerechtigkeit ein. Die Festigung der Demokratie, die Förderung der europäischen Einigung, die Intensivierung der transatlantischen Beziehungen und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit sind weitere Ziele. Stipendiumskandidaten sollten sich mit den Leitlinien der sozialen Marktwirtschaft und einem christlich-demokratischen Menschenbild identifizieren können. Es gibt ein zusätzliches Angebot, mit dem angehende Journalisten gefördert werden. Bewerbung Für Stipendien können sich Abiturienten und Studenten bewerben, wenn sie nicht älter als 32 Jahre sind und noch mindestens vier Semester bis zum Ende der Regelstudienzeit vor sich haben. Als Bewerbungs- grundsätzlich an alle Vertrauensdozenten gehen." Für sie ist es wichtig, dass die jungen Akademiker frühzeitig Kenntnisse darüber bekommen, was der Arbeitsmarkt einerseits und die Gesellschaft andererseits von ihnen erwartet. Sie ist überzeugt, dass es wichtig ist, die Begabung zu teilen, um der Gesellschaft in Problemzonen zu helfen. Das Stipendium ist deswegen viel mehr als nur eine finanzielle Unterstützung: "Es sind die Freundschaften, die entstehen und es ist das enorme Wissen, das man nebenbei erwirbt", erläutert sie und fährt fort: "Diesen Wert rechtzeitig zu verstehen, darum sollten sich Stipendiaten frühzeitig bemühen. Zu guter Letzt wünsche ich mir viele neue gute Ideen aus und für Chemnitz, wie man die Stipendiatenförderung weiter verbessern kann, um jungen Akademikern zu helfen." Ob ihre Amtszeit noch weitere zehn Jahre andauert, lässt Prof. Neuss mit einem sicheren Schmunzeln offen: "Es gibt jedes Jahr eine Vertrauensdozententagung. Und es trifft sich, dass ich als stellvertretende Vorsitzende jährlich Vertrauensdozenten verabschieden muss, die in den Ruhestand gehen. Ich hatte mal einen, der war über 80 und hatte immer noch eine Stipendiatengruppe, die ihn liebte. So lange will ich es wirklich nicht machen. Aber es ist eine wunderbare Aufgabe!" termine gelten der 15. Januar für das Sommersemester und der 1. Juli für das Wintersemester. (AW) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Beate Neuss Telefon 0371 531-35012 [email protected] www.kas.de TU-Spektrum 3/2007 25 TITEL Den Werten einer gerechteren Welt verpflichtet Thomas Völker über seinen Weg in die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Förderung, die er dort genießt Foto: Heiko Kießling Mit dem Namen Rosa Luxemburg verbinden sich Ideen wie der Kampf gegen den Ersten Weltkrieg, die Befreiung der Frau aus unterdrückenden Verhältnissen, wie auch ein Sozialismusbegriff, der sich demokratisch und freiheitsliebend zu verstehen weiß. In diesem Sinne fühlt sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung verpflichtet: Sie arbeitet für die Ziele von Frieden und Völkerverständigung, immer in dem Bewusstsein, dass mit dem Kapitalismus, der auf Egoismen und Ungleichheit als Voraussetzungen des Wettbewerbs setzt und in dem das persönliche Streben nach Profit über den Werten der Menschlichkeit steht, eine soziale und friedliche Welt nicht erreichbar sein wird. So sind die Stiftung und die in ihr wirkenden Menschen auf der Suche nach einer Alternative, die demokratischer und sozialer zugleich ist, in der der Mensch nicht mehr "ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Karl Marx). Die Stiftung bietet Menschen, die sich diesen Werten einer gerechteren Welt verpflichtet fühlen, ein Podium. Da ich es persönlich schon immer als wichtig empfunden habe, mich für andere Menschen zu engagieren, ihnen bei ihren Problemen wenn möglich zu helfen, schien mir ein Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung ein verlockendes Angebot: Immerhin gibt es bei uns nicht nur finanzielle Unterstützung, viel wichtiger ist die ideelle Förderung, ein breites Angebot an Möglichkeiten von der politischen Bildungsarbeit der Stiftung zu partizipieren. Verlockend ge- 26 TU-Spektrum 3/2007 nug, um zunächst einen Wust an Papier zu bewältigen, welcher leider unumgänglich ist: Abiturzeugnis, Bewerbungsunterlagen, erworbene Scheine, persönliche Beurteilungen über bisheriges soziales, politisches und demokratisches Engagement und so weiter häufen sich in dreifacher Ausfertigung ziemlich schnell zu einem beachtlichen Stapel auf. Doch irgendwann ist alles zusammen und ab damit in die Post. Nun warten. Nach Wochen und Monaten erreicht einen dann die Mitteilung, dass die Stiftung Interesse hat und nun als letzter Akt eine Beurteilung durch den Vertrauensdozenten ansteht. Hier merkt man sofort die angenehme Atmosphäre: In der Stiftung verläuft die Arbeit entspannt, das persönliche Du ist normal und so wird auch das befürchtete "Verhör" eher zu einem lockeren Gespräch über Dieses und Jenes. Ist auch das Gespräch erfolgreich durchgeführt und hat man einen guten Eindruck erzielt, so steht der Aufnahme als "Stipi" nichts mehr im Weg. Die obligatorische und offizielle Aufnahme in Berlin gestaltet sich wiederum viel entspannter als so manche Erfahrung bei der Immatrikulation an der Universität. Freundschaften werden sogleich geschlossen, erste Kontakte zu den Mitarbeitern geknüpft. Diese Kontakte werden regelmäßig vertieft. Reicht es wie in Chemnitz nicht zu einer eigenen Stipendiatengruppe, so gibt es halbjährlich Treffen auf Landesebene, die zur gegenseitigen Bereicherung und Vorstellung von Studieninhalten dienen. Hinzu kommen natürlich zahlreiche Veranstaltungen der Stiftung vor Ort, die immer wieder den Blick für spannende Themen öffnen und schon so manchen Anstoß für Hausarbeiten und Essays gaben. Lohnt sich ein Stipendium der Rosa-LuxemburgStiftung also nur des Geldes wegen? Nein, denn Menschen mit einem offenen und kritischen Kopf können hier viel Zusätzliches lernen, Kontakte knüpfen und immer auf die Hilfe und Unterstützung der Mitarbeiter und anderen Stipendiaten der Stiftung vertrauen. Oder anders formuliert: Ganz im Sinne Rosa Luxemburgs für eine menschlichere und bessere Welt wirken. Geschichte Die Rosa-Luxemburg-Stiftung ging aus dem 1990 in Berlin gegründeten Verein “Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e.V.” hervor. Die Namensgeberin der Stiftung, Rosa Luxemburg (1871 - 1919), gilt als Vertreterin des demokratischen Sozialismus. Schon früh engagierte sie sich politisch und wurde nach ihrem Studium an der Universität in Zürich zu einer anerkannten Theoretikerin auf dem Gebiet des Sozialismus, der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse und gegen Militarismus. Seit Beginn der Förderung 1999 wurden fast 900 Stipendiaten aus dem In- und Ausland gefördert. Zurzeit werden knapp 400 Studierende und Doktoranden unterstützt. Jährlich werden rund 120 Stipendiaten aufgenommen. Philosophie Die Rosa-Luxemburg-Stiftung kooperiert eng mit der Partei Die Linke. Sie versteht sich als ein Teil der geistigen Grundströmung des demokratischen Sozialismus und unterstützt das Engagement für Frieden und Völkerverständigung, für soziale Gerechtigkeit und ein solidarisches Miteinander. Bei vergleichbaren Leistungen und Engagement werden bei der Stipendiumsvergabe Frauen, sozial Bedürftige und Menschen mit Behinderungen bevorzugt. Bewerbung Stipendiumskandidaten müssen im Rahmen der Regelstudienzeit studieren und sollten zum Zeitpunkt des Förderbeginns in der Regel das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben, begründete Ausnahmen sind aber möglich. Mit dem zweiten Semester kann die Förderung beginnen, die Stipendiaten sollten aber noch mindestens vier Semester Regelstudienzeit vor sich haben. Für inländische Bewerber gelten der 31. Oktober für das Sommersemester und der 30. April für das Wintersemester, bei ausländischen Kandidaten der 30. November und der 31. Mai als Bewerbungsschluss. (AW) Ansprechpartner in der TU Thomas Völker (Stipendiat) [email protected] www.rosalux.de Die wirtschaftlichen Potenziale der Region im Fokus André Langer, Stipendiat der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, über einen Projektwettbewerb "Wir fördern den Nachwuchs" - diesen Spruch hat sich die Stiftung der Deutschen Wirtschaft auf die Fahne geschrieben. Dahinter stehen keine leeren Versprechungen, denn die Stiftung sucht Studierende mit Entwicklungspotenzial, die die Führungskräfte von morgen sein könnten und mit eigenen kreativen Ideen die Gesellschaft voranbringen möchten. Die aufgenommenen Stipendiaten werden dazu über mehrere Semester mit einem umfangreichen Förderprogramm unterstützt, das neben einer finanziellen Unterstützung vor allem eine breite ideelle Förderung zur Ausprägung eigener Soft Skills umfasst. Angefangen bei Workshops zu Verhandlungs- und Moderationstechniken über Seminare zu sozialer Verantwortung bis hin zu Diskussionsrunden mit prominenten Vertretern aus Politik und Wirtschaft ist für jeden Interessenten etwas dabei. Unternehmer im Wandel Eine Besonderheit im Förderprogramm der Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist der Aufruf, dass sich alle Stipendiaten aktiv in den regionalen Stipendiatengruppen organisieren und ihre Ideen gemeinsam im Rahmen unterschiedlichster Projekte umsetzen sollen. So wird unter anderem seit 2005 ein Projektwettbewerb Geschichte Das Studienförderwerk der Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist nach seinem größten Kapitalgeber benannt: Klaus Murmann. Er ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der Stiftung und war bis 1996 Arbeitgeberpräsident. Er hat sich um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verdient gemacht und ist ein Förderer der Wissenschaft und des Nachwuchses. 2006 wurden rund 1.000 Stipendiaten von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft gefördert. Philosophie Das Studienförderwerk ist überparteilich und konfessionell unabhängig. Kernanliegen ist es, unternehmerisches Denken und "Herausforderung Unternehmertum" zusammen mit der Heinz-Nixdorf-Stiftung ausgeschrieben, in dessen Rahmen der Stipendiatengruppe Chemnitz insgesamt 30.000 Euro für ein Jahr zur freien Verfügung bereitgestellt wurden. Die 14 Stipendiaten realisierten damit 2006 ein zwölfmonatiges Projekt unter dem Titel „Unternehmer im Wandel“ dessen Anliegen es war, das Image der Region Chemnitz zu verbessern und ihre vielen wirtschaftlichen Potenziale den Chemnitzern wieder bewusster zu machen. Zusätzlich sollte dadurch eine Initialzündung für eine breite Diskussion zwischen Politik, Wirtschaft und Forschung gegeben werden, die über die Dauer des Projekts hinaus Bestand haben sollte. Dazu gelang es den Mitgliedern der Stipendiatengruppe Chemnitz in mehreren Projekten bei vielen Schülern und Studierenden aus dem Raum Chemnitz das Interesse am Unternehmertum der Vergangenheit und Gegenwart zu wecken und gemeinsam Konzepte für die Wirtschaft des Chemnitz von morgen zu entwickeln. Den Höhepunkt bildete im Januar 2007 eine große Abschlussveranstaltung unter dem Titel "ChemNovation - Zukunftsunternehmen Chemnitz" in der Galerie Roter Turm, in der im Beisein von Prominenten wie Dr. Peter Seifert, dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, alle Ergebnisse präsentiert wurden und Handeln in gesellschaftlicher Verantwortung zu stärken. Deshalb wird insbesondere auf Eigeninitiative und Gestaltungswillen Wert gelegt. Als Förderungskandidaten gesucht werden junge Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen und die zugleich ihre persönliche Entwicklung zielstrebig verfolgen. Zudem wird auf die Fähigkeit zu vernetztem Denken und Kommunikationsfähigkeit geachtet. Bewerbung Gefördert werden können Studierende und Promovierende aller Fachbereiche, die die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedlandes besitzen. Sie sollten zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung nicht älter als 30 Jahre sein. Die Bewerbung kann auf eigene Initiative nach Foto: Daniel Lucas Hahn sehr viel Zuspruch bekamen. Auch in Zukunft möchte die Stipendiatengruppe Chemnitz eine Plattform sein für alle Studierenden, die innovative Ideen haben und diese im Team gemeinsam realisieren wollen. Die Stipendiatengruppe ist dabei interdisziplinär aufgestellt - so finden sich neben Wirtschaftswissenschaftlern auch viele Naturwissenschafter, Informatiker und Studierende der Philosophischen Fakultät. www.unternehmer-im-wandel.de dem ersten und bis zum vierten Semester erfolgen. Den Bewerbungsschluss legen die Vertrauensdozenten fest, der nächste Termin an der TU Chemnitz ist im Februar 2008. (AW) Ansprechpartner in der TU Prof. Dr. Maria Bannert Telefon 0371 531-34922 [email protected] www.sdw.org TU-Spektrum 3/2007 27 Der Blick über den Horizont Im Gespräch: Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes Isabell Winkler ist 30 Jahre alt und promoviert im Fach Psychologie. Der 22jährige Horst Klöden studiert seit dem Wintersemester 2004 Elektrotechnik. Sprecherin der Hochschulgruppe der Studienstiftung des deutschen Volkes ist die 19jährige Elisabeth Zschorlich. Sie studiert seit drei Semestern Wirtschaftsmathematik. Foto: Heiko Kießling Geschichte Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist das größte und älteste Förderwerk in Deutschland. 1925 in Dresden gegründet, wurde die Studienstiftung 1934 aufgelöst und 1948 in Köln neu ins Leben gerufen. Sie wird getragen von Bund, Ländern, Kommunen, diversen Stiftungen und Unternehmen und hat bisher rund 40.000 Stipendiaten unterstützt. Pro Jahr kommen rund 2.000 Neustipendiaten hinzu, zurzeit werden mehr als 7.000 Studierende und Promovierende gefördert. Philosophie Die Studienstiftung sieht sich selbst als politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig an. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Förderung des Nachwuchses für Wissenschaft, Wirtschaft, öffentliche Verwaltung und Kunst. Gefördert werden soll wissenschaftliche Vertiefung, fachübergreifender Dialog, Weltoffenheit und internationale Erfahrung. Bewerbung Abiturienten können von ihren Schulleitern und Schüler im Rahmen kooperierender Wettbewerbe vorgeschlagen werden. Studenten werden in der Regel von Hochschullehrern ihres Fachbereichs vorgeschlagen, Doktoranden von ihrem Betreuer. Selbstbewerbungen sind nur im Rahmen besonderer Studienvorhaben im Ausland möglich. Bewerber dürfen nicht älter als 30 Jahre sein. Für Unistudenten und Doktoranden gibt es keine Bewerbungsfristen, sie können ganzjährig vorgeschlagen werden. Es finden jährlich mehr als 100 Auswahlseminare statt. (AW) Ansprechpartner in der TU Elisabeth Zschorlich (Stipendiatin) [email protected] www.studienstiftung.de 28 TU-Spektrum 3/2007 Seit wann sind Sie Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes? Winkler: "Bei mir ist es 2002 losgegangen, nach dem Vordiplom. Unmittelbar nach meinem Auslandssemester bin ich ab dem sechsten Semester gefördert worden." Zschorlich: "Ich werde seit dem letzten Sommersemester unterstützt. Ich komme aus der Abiturauswahl der Stiftung. Dementsprechend erhalte ich jetzt schon vor dem Vordiplom die Grundförderung." Klöden: "Ich bin seit Februar dieses Jahres dabei und wurde nach dem Vordiplom in das Förderprogramm aufgenommen. Mit einem Vordiplomsschnitt von 1,1 war ich der Beste im Jahrgang." Wer hat Sie vorgeschlagen? Zschorlich: "Mich hat meine ehemalige Direktorin vorgeschlagen. Ausschlaggebend waren meine Abiturnote und mein schulisches Engagement. Ich war Mitglied unter anderem im Schulchor und in der Theatergruppe. Zudem habe ich eine Schülerfirma für die Auftritte des Chors und der Band gemanaged." Winkler: "Prof. Dr. Udo Rudolph hat mich damals der Studienstiftung empfohlen. Er war Prüfungsausschussvorsitzender und hat die Studierenden mit der besten Vordiplomsnote vorgeschlagen." Wo engagieren Sie sich ehrenamtlich? Winkler: "Als die Auswahl stattgefunden hat, habe ich mich nicht ehrenamtlich engagiert. Aber später habe ich im Kinder- und Jugendnotdienst der Stadt Chemnitz gearbeitet." Klöden: "Ich bin im Fakultätsrat einer von zwei gewählten Studenten für Elektround Informationstechnik, natürlich ist man dann auch im Konzil. Und ich bin noch in einer studentischen Forschungsgruppe für analogen Schaltkreisentwurf." Welche Bedeutung hat für Sie die Förderung der Studienstiftung des deutschen Volkes? Klöden: "Für mich als Elektrotechniker ist es in gewisser Weise eine Schulung der sozialen Kompetenz. Innerhalb des Förderprogramms war ich dieses Jahr drei Wochen in England. Dort trifft man Studierende von anderen Fächern und lernt eine Menge dazu. Beispielsweise würde ich sonst keinen Fachartikel über Jura oder Psychologie lesen, aber in diesem Rahmen schaut man gerne über seinen Horizont hinaus." Winkler: "Ich finde die Betreuung der Studienstiftung ganz rührend. Man bekommt regelmäßig E-Mails über Events die stattfinden und sehr sehr viel Unterstützung. Wenn man irgendwo eine Frage hat, ist sofort jemand da, der sie einem beantwortet. Es gibt für Studierende und Promovierende ein Intranet, wo auch Dissertationsthemen drinstehen oder Doktorandenforen angekündigt werden. Es wird sehr viel für die Vernetzung der Stipendiaten getan. Natürlich ist es auf der einen Seite die finanzielle Unterstützung, aber auf der anderen Seite steht für mich der ideelle Wert im Vordergrund." Wie sieht die Zusammengehörigkeit in der Hochschulgruppe aus? Zschorlich: "Ich glaube die hat sich erst jetzt mit unserem neuen Vertrauensdozenten Prof. Dr. Michael Schreiber so wirklich gebildet. Vorher kannten wir uns überhaupt nicht. Er hat uns letztes Jahr im Sommer zum Beispiel einfach mal zum Eis eingeladen. In unserer zwölfköpfigen Stipendiatengruppe herrscht ein gutes Klima. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir noch mehr zusammenfinden und wir uns öfter als zweimal im Jahr treffen. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg." Vielen Dank für das Gespräch! (Das Interview führte Carina Linne.) INTERNATIONAL Glücklich zwischen zwei Welten Der Mexikaner Samuel-Gerardo Ramirez-Mena-Smith folgte dem Ruf der schnellsten Uni nach Chemnitz (NL) Samuel-Gerardo Ramirez-MenaSmith - solch einen klangvollen Namen können sicher nur wenige Chemnitzer Studenten vorweisen. In der Heimat des Studenten - etwa 10.000 Kilometer und zwölf Flugstunden von Deutschland entfernt - würde er aber kaum auffallen. An der Chemnitzer Uni allerdings stellt er eine Ausnahme dar. Samuel ist einer der derzeit zwei gebürtigen Mexikaner, die an der TU studieren, forschen oder promovieren. "Seit fünf Jahren bin ich nun schon in Deutschland. Den Schritt, hierherzukommen, habe ich nie bereut", so Samuel. Ein Gedanke, den man angesichts der Tatsache, seine Familie nur einmal im Jahr zu sehen, nicht nur sagen, sondern auch leben muss. "In der Hochsaison kann ein Flug schon mal bis zu 1.000 Euro kosten. Deswegen fliege ich nur einmal pro Jahr nach Hause", bedauert der ElektrotechnikStudent. Samuel kommt aus der mexikanischen Hauptstadt Mexiko City. Warum man von einer 30-Millionen-Metropole in eine deutsche Universitätsstadt mit nur 245.000 Einwohnern zieht, umschreibt er mit den Worten: "Ich hatte die Möglichkeit zum Studium im Ausland und Chemnitz war die erste Universität, die sich auf meine Bewerbung hin gemeldet hat." Die Möglichkeit zum Auslandsstudium wurde schon von seinen Eltern früh für ihn gelegt. Sie schickten ihn auf eine deutsche Schule, die auch schon seine Mutter und Großmutter besuchten. Viele seiner ehemaligen Schulkameraden sind gleich nach ihrem Abschluss zum Studium nach Deutschland gegangen: "Daher wusste ich von den guten Bedingungen." Doch auch bessere Möglichkeiten und gute Zukunftsperspektiven lockten den 27-Jährigen. Samuel entschied sich erst nach drei Jahren Studium der Informationstechnik an einer mexikanischen Privatuniversität dafür. "Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst hatte ich ein Heft erhalten, in dem alle Universitäten mit technischen Fächern verzeichnet waren. Ich suchte mir sechs oder sieben raus und schickte meine Bewerbung los. Chemnitz hat sofort geantwortet. Sie haben wirklich unglaublich schnell meine Papiere geprüft, mir gesagt, was noch fehlte und bis wann ich alles nachreichen sollte. Es dauerte nicht mal zwei Monate, bis ich meine Zulassung in den Händen hielt", erzählt Samuel. Anrechnen lassen hat er sich nur zwei Prüfungen aus Mexiko: "Ich wollte hier noch einmal von vorn beginnen, mir Zeit nehmen und alles neu erarbeiten." Ein Botschafter für die TU Deutschland - das Land kannte Samuel vor seinem Studium nur als Tourist. Angst hierherzukommen hatte er nicht. Vor einem Kulturschock blieb er auch Dank seiner soliden Deutschkenntnisse bewahrt. "Obwohl ich aber zugeben muss, dass mich das dreijährige spanischsprachige Studium schon etwas zurückgeworfen hat. Das meiste habe ich aber mehr oder weniger verstanden und für den Rest hatte ich immer mein Wörterbuch dabei. Und ich hatte auch das Glück, am Anfang keiner hochsächsisch sprechenden Person über den Weg zu laufen", erklärt er lachend. Nur der Sonntag war gewöhnungsbedürftig: "Es sind gar keine Menschen auf der Straße, alle sitzen zu Hause. Bei uns sind am Sonntag alle Geschäfte geöffnet, die Leute gehen spazieren und treffen sich mit Freunden oder der Familie. Da bleibt niemand zu Hause." Auch seien die Leute nicht so überschwänglich freundlich und offen wie in Mexiko und die Studiersituation viel anonymer als in seinem Heimatland. Einen Großteil seines Studiums finanzieren seine Eltern, eine Glückssituation, die nur die wenigsten ausländischen Studenten haben, wie auch Samuel weiß: "Ich kenne viele Ausländer, die andauernd Stipendien suchen oder soviel wie möglich arbeiten, was natürlich deren Studienleistung beträchtlich einschränkt." Dies ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, warum er sein Studium fast in der Regelstudienzeit beenden wird: "Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Diplomthema." Interessiert ist er dabei vor allem an der Robotik, Mikroprozessoren oder der Systementwicklung - Bereiche, in denen er sich auch sein zukünftiges Arbeitsverhältnis vorstellen könnte. Gerne würde er da- für in Deutschland bleiben, doch auch der mexikanische Arbeitsmarkt lockt in dieser dort relativ neuen Branche. "Viele deutsche Unternehmen wie Bosch sind auch in Mexiko tätig, vielleicht bin ich ja für die der ideale Vermittlungspartner", erzählt der Student. Er sieht sich aber auch als Botschafter für seine Universität, über die er Freunden in seiner Heimat gern erzählt. Das freut auch Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prorektorin für Marketing und internationale Beziehungen, die weiß, wie wichtig die Mund-zu-Mund-Werbung ist. "Wir sind eine internationale Universität. In diesem Semester studieren 686 ausländische Studierende fern von ihrer Heimat hier bei uns. Sie kommen unter anderem aus China, Tschechien und Russland, aber auch Afghanistan, Indien, Spanien oder wie in Samuels Fall - aus Mexiko", sagt die Prorektorin. Ziel sei es, den interkulturellen Austausch in der Forschung wie auch in der Lehre noch stärker als bisher anzuregen, fremde Kulturen erlebbar zu machen und die Qualität des deutschen Bildungssystems international bekannt zu machen. "Denn nach ihrem Studium in Chemnitz sind es vor allem die ausländischen Studenten, die den guten Ruf unserer Universität in die Welt tragen", so Prof. Zanger. Der Mexikaner Samuel-Gerardo Ramirez-Mena-Smith schätzt an der Chemnitzer Universität nicht nur die gute Laborausstattung, sondern auch die modernen Gebäude wie das Zentrale Hörsaal- und Seminargebäude. Foto: Nicole Leithold INTERNATIONAL Bangkok und Chemnitz rücken noch enger zusammen Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn besuchte die TU Chemnitz und unterstreicht dadurch die Priorität der Kooperation zwischen der Chemnitzer Universität und thailändischen Hochschulen Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes zeichnete die thailändische Prinzessin Sirindhorn mit der Ehrenmedaille der TU Chemnitz aus. Foto: Christine Kornack Auf dem Gelände des Kältespeichers der Stadtwerke Chemnitz begrüßten die Kinder des Kindergartens Schloßstraße 29 die thailändische Prinzessin. Foto: Mario Steinebach (KT/AB/MSt) "Ich schätze die TU Chemnitz als ein anerkanntes internationales Forschungsinstitut für Management, Technik und Kommunikation", unterstrich Ihre Königliche Hoheit Prinzessin von Thailand Maha Chakri Sirindhorn bei ihrer Ansprache während der ersten Internationalen Semestereröffnung an der TU Chemnitz am 9. Oktober 2007. In Zukunft wird die TU vor allem mit dem King Mongkut's Institute of Technology North Bangkok (KMITNB) enge Beziehungen pflegen beide Universitäten haben deshalb einen Kooperationsvertrag geschlossen. Prinzessin Sirindhorn freut sich auf einen zukünftig verstärkten Austausch von Studierenden der beiden Universitäten: "Ich möchte Sie einladen, Thailand während eines Studienaufenthaltes kennen zu lernen. Aus diesen Begegnungen können neue Freundschaften entstehen", sprach Ihre Königliche Hoheit die Chemnitzer Studierenden im Auditorium maximum der TU persönlich an. "Thailand ist ein Land mit einer beeindruckenden wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und hervorragenden Zukunftsperspektiven. Außerdem genießt dort das deutsche Hochschulsystem - insbesondere in den Ingenieurwissenschaften - einen ausgezeichneten Ruf", berichtet Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz, der die Kooperation mit thailändischen Hochschulen auf den Weg gebracht hat. Die Chemnitzer Universität sieht in Thailand ein wichtiges Aktionsfeld innerhalb ihrer Internationalisierungsstrategie. TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes hofft, dass in Zukunft auch Studierende beider Länder von der nun besiegelten Kooperation profitieren und nach einem Bachelorabschluss in der Heimat ein Masterstudium an der jeweiligen Partnerhochschule aufnehmen. Auch Prinzessin Sirindhorn zeigte sich in ihrer Ansprache überzeugt, dass sich andere Kulturen und Werte nur im direkten Kontakt zu fremden Ländern verstehen lassen. Drei thailändische Nachwuchswissenschaftler promovieren bereits an der TU Chemnitz (siehe Beitrag, Seite 31). Für den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Matthes, war es ein besonderes Erlebnis: "Der Besuch der Prinzessin ist für mich persönlich ein Höhepunkt. Für die Universität ist es eine hohe Auszeichnung, dass sich die Prinzessin in den vergangenen drei Jahren persönlich für die Vernetzung zwischen dem King Mongkut’s Institute of Technology North Bangkok sowie weiteren Hochschulen ihres Landes und der TU Chemnitz stark gemacht hat." In Anerkennung dieser Verdienste zeichnete Prof. Matthes Prinzessin Sirindhorn während der Internationalen Semestereröffnung mit der Ehrenmedaille der TU Chemnitz aus. Diese wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Universität verliehen. Im Hörsaalgebäude der TU herrschte am ersten Besuchstag Ihrer Königlichen Hoheit thailändisches Flair. Kulinarische Köstlichkeiten, kunstvolle Dekorationen und landestypische Schmuckstücke wurden von der Rajamangala University of Technology Phra Nakhon Chotiwet angeboten, mit der die TU Chemnitz eine Absichtserklärung zur weiteren Kooperation unterzeichnet hat. Diese Hochschule setzt sich sehr für die Pflege der thailändischen Kultur ein. Den Abschluss der Internationalen Semestereröffnung bildete die Verleihung der Förderpreise von Volkswagen Sachsen an drei Absolventen der TU, die für ihre herausragenden Studienabschlussarbeiten mit Praxisbezug zum Automobilbau geehrt wurden (siehe Beitrag, Seite 36). Dr. Frank Löschmann, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH, ermutigte die Studierenden, internationale Erfahrungen zu sammeln und diese bei ihrer beruflichen Zukunft in Sachsen einzubringen. Die Prinzessin besuchte zudem das "Virtual Reality Center Production Engineering" an der Chemnitzer Professur für Werkzeugmaschinenkonstruktion und Umformtechnik sowie das FraunhoferInstitut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU. Im Anschluss wurden die thailändischen Gäste in den Städtischen Kunstsammlungen empfangen. Am nächsten Tag setzte Prinzessin Sirindhorn ihren Aufenthalt an der TU und in der Stadt Chemnitz fort. Sie war zu Gast im Labor der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung sowie im Labor für Bewegungswissenschaft und Sporttechnologie an der Chemnitzer Universität. Danach besuchte sie den Kältespeicher der Stadtwerke Chemnitz. Abschließend trug sie sich im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein. INTERNATIONAL Thailänder trafen "ihre" Prinzessin in Chemnitz Zwei Promovendinnen und ein Promovend aus Thailand forschen bereits an der TU Chemnitz im Maschinenbau und in den Wirtschaftswissenschaften (KT) Auf den Besuch der thailändischen Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn an der TU Chemnitz freuten sich drei Doktoranden ganz besonders: Die beiden Thailänderinnen Kunlapaporn Sritragool und Phat Masniyom sowie Mutchima Sittiho, der ebenfalls an der TU in den Startlöchern der Promotion steht. Auf der Suche nach der richtigen Mischung Kunlapaporn Sritragool hat an der Suranaree University of Technology in Thailand ihr Bachelorstudium abgeschlossen. Seit 2003 ist sie in Deutschland, zunächst hat sie ein Masterstudium in Halle absolviert. Ihre Masterarbeit hat sie an der TU Chemnitz geschrieben, da sie hier an der Fakultät für Maschinenbau optimale Bedingungen für ihre Forschungen zum Thema Kautschuk fand. Thailand ist der mit Abstand größte Erzeuger von Naturkautschuk. In Deutschland ist die Chemnitzer Professur Kunststoffe fast die einzige, die sich mit Kautschuk beschäftigt. "Bis 2006 haben wir schon einmal einen Promovenden aus Thailand betreut, der nun in seiner Heimat auf dem besten Weg ist, Professor zu werden. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Frau Sritragool nun wieder eine Thailänderin bei uns haben, denn ihre Heimat ist gerade beim Thema Kunststoffe ein Vorzeigeland", so ihr Betreuer Prof. Dr. Michael Gehde, Inhaber der Professur Kunststoffe. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht Sritragool die mechanischen Eigenschaften von Mischungen aus Gummimehl und Kunststoff sowie Technologien für ihre Herstellung. Neben ihrer Promotion betreut sie Forschungsprojekte im Gummilabor. Nach ihrem Abschluss möchte die Kunststofftechnikerin gerne nach Thailand zurückkehren und in einer Firma arbeiten. Prof. Gehde ist optimistisch, dass dann vielleicht zum dritten Mal ein thailändischer Promovend den Weg in seine Professur findet. "Wir haben sehr gute Verbindungen nach Thailand und waren schon auf zwei Industriefachmessen in Bangkok vertreten." Auf das richtige Management kommt es an Die zweite Thailänderin, die derzeit an der TU promoviert, ist Phat Masniyom. Sie arbeitet an der Professur Unternehmensrechnung und Controlling. Ihre Dissertation befasst sich mit dem strategischen Management von Bildungseinrichtungen. Seit September 2005 ist die 31-Jährige in Chemnitz. "Viele Managementtheorien sind in Deutschland erfunden und entwickelt worden. Deshalb stand für mich fest, dass ich in diesem Land promovieren möchte", erzählt Masniyom. "Auf die TU Chemnitz bin ich vor allem über die Homepage aufmerksam geworden." Chemnitz sei eine Stadt, die auf hervorragende Weise Industrie, Wissenschaft und Kultur verbinde. Besonders der öffentliche Nahverkehr sei gut ausgebaut und erleichtere das tägliche Leben enorm. Die Studienbedingungen, die sie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften angetroffen hat, bewertet Masniyom als ausgezeichnet, vor allem mit ihrer Betreuung ist sie sehr zufrieden: "Mein Betreuer, Prof. Dr. Uwe Götze, ist einer der besten, die ich jemals hatte. Er unterstützt mich immer." Und auch Prof. Götze findet nur lobende Worte für seine Promovendin: "Frau Masniyom arbeitet engagiert an ihrem Forschungsthema. Dabei muss sie nicht nur sprachliche Hürden überwinden, sondern sich völlig andersartigen Gepflogenheiten als in Thailand anpassen - was ihr auch sehr gut gelingt. Zudem passt sie sich hervorragend in unser internationales Team von Doktoranden ein." Masniyom möchte ebenfalls nach ihrer Promotion nach Thailand zurückkehren. Ihre Familie betreibt dort eine private Bildungseinrichtung, bei der sie ihre Kenntnisse aus Studium und Promotion einbringen möchte. "Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, die Bildung in meinem Heimatland zu verbessern", so Masniyom. Die junge Frau ist stolz, dass sie beim Besuch der Prinzessin als Dolmetscherin zu einem perfekten Gelingen beitragen konnte. Die Thailänder hätten ein tiefes Vertrauen in ihre Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn. "Sie hat sich bereits für viele soziale Belange eingesetzt, beispielsweise für die Schulbildung, für bessere Ernährungsbedingungen für Schulkinder, für die Kinderbetreuung und für Hilfe für Behinderte. Außerdem leitet sie verschiedene philanthropische Organisationen und Stiftungen", so Masniyom. Die Sonne zum Kühlen nutzen Ein dritter Thailänder nahm seine Promotion an der TU Chemnitz auf. Mutchima Sittiho wird in der Fakultät für Maschinenbau von Prof. Dr. Bernd Platzer betreut. Von 1999 bis 2003 hat er an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Maschinenbau studiert. Nun möchte er an der TU seine Kenntnisse erweitern. Eins seiner Vertiefungsfächer war die Thermodynamik, deshalb freut er sich besonders, dass er nun an der Chemnitzer Professur Technische Thermodynamik forscht. Sittihos Doktorarbeit wird sich voraussichtlich mit dem Thema solare Kühlung befassen, für das Thailand auf Grund seiner klimatischen Gegebenheiten ein potenzieller Interessent ist. In Thailand hat Sittiho bereits in der Lehre gearbeitet. Er war Dozent im Fachbereich Maschinenbau an der Offiziersschule des königlich thailändischen Heeres. TU-Spektrum 3/2007 31 Phat Masniyom, Mutchima Sittiho und Kunlapaporn Sritragool (v.l.) promovieren zurzeit an der TU Chemnitz. Foto: Christine Kornack INTERNATIONAL Mathematische Premiere in Ecuador Hermann Mena hat als erster Mathematiker an einer ecuadorianischen Universität promoviert (KT) Eine Note hat er für seine Doktorarbeit nicht bekommen, lediglich das Prädikat "bestanden". Trotzdem kann sich Hermann Mena sicher sein, dass er die bisher beste Promotion eines Mathematikers in Ecuador hingelegt hat - schließlich war er der erste überhaupt, der in diesem Fach in dem südamerikanischen Land seinen Doktor erhalten hat. In seiner Promotion ging es - sehr vereinfacht gesagt - um eine Klasse von Differentialgleichungen, die besonders bei der optimalen Steuerung komplexer dynamischer Prozesse eine Rolle spielen. Betreut wurde Mena von Prof. Dr. Peter Benner, Inhaber der Professur Mathematik in Industrie und Technik der TU Chemnitz. Möglich wurde das durch ein Projekt, das 2002 von Mathematikern der Technischen Universität in Berlin angestoßen wurde. Benner war zu dieser Zeit Privatdozent an der Berliner Uni. "Ein Ziel des Projektes war es, die Fakultät für Mathematik an der Escuela Politecnica Nacional in Quito zu stärken, indem talentierte Absolventen die Möglichkeit bekommen, sich bei einer Promotion weiter zu qualifizieren und dann als Mitarbeiter übernommen zu werden", erklärt Benner. Foto: Christine Kornack 32 TU-Spektrum 3/2007 "Die meisten Professoren in Ecuador haben keinen Doktortitel. Manche haben im Ausland promoviert, vor allem Frankreich war in der Vergangenheit ein beliebtes Land. In Ecuador haben Wissenschaft und Forschung keinen so hohen Stellenwert", erzählt Dr. Hermann Mena. Um das zu ändern und so das wissenschaftliche Niveau in der ecuadorianischen Mathematik zu erhöhen, haben sich einige deutsche Professoren an der Escuela Politecnica Nacional (EPN) engagiert. Die EPN in Ecuadors Hauptstadt Quito ist die wichtigste Forschungsuniversität in den technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen des Landes. Während jeweils zweiwöchiger Intensivkurse wurden die qualifizierten Mathematik-Absolventen der Uni in Quito an die Forschungsschwerpunkte herangeführt. Basierend darauf haben sich die angehenden Doktoranden dann einen thematisch passenden Betreuer für ihre Doktorarbeit ausgesucht. Insgesamt sieben junge Mathematiker sind in das Projekt integriert, allerdings ist es nicht mehr die Anfangsbesetzung. Einige Bewerber mussten das Projekt verlassen, dafür kamen andere hinzu, so dass die Zahl konstant geblieben ist. Gefördert wurde das Projekt von Dezember 2002 bis Dezember 2006 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Der DAAD bezahlte vor allem die mehrmaligen Besuche der Doktoranden bei ihren Betreuern in Deutschland. Mena war in jedem Jahr für zwei oder drei Monate in Chemnitz. Die übrige Zeit hat er an der Universität in Quito gearbeitet, wo er jedoch keinen Ansprechpartner hatte, der ihm in fachlichen Fragen weiterhelfen konnte. Außerdem war seine Doktorarbeit hier eher Nebensache: "Es war gut, dass ich mehrmals eine längere Zeit nach Chemnitz kommen konnte. Zu Hause in Quito bin ich kaum zu meiner Promotion gekommen, weil ich sehr viel unterrichten musste. Hier in Deutschland konnte ich dann konzentriert arbeiten und dadurch einiges wieder aufholen", erzählt Dr. Mena. Zwei- bis dreimal mehr als ein deutscher Doktorand müssen die ecuadorianischen Doktoranden unterrichten. Zeit, die ihnen zum zielstrebigen Vorantreiben ihrer Promotion fehlt. Hermann Mena ist der erste Projektteilnehmer, der seine Doktorarbeit beendet hat. Dabei war von ihm neben dem fachlichen Können auch Durchsetzungskraft, Geduld und Flexibilität gefragt, um die bürokratischen Hürden der Promotion zu nehmen. Das bedeutet aber nicht, dass es zu viel Bürokratie gibt, sondern eher zu wenig: In Ecuador gibt es noch keine Promotionsordnung, keine Regeln, keine Erfahrungen - Neuland nicht nur für den Doktoranden, sondern auch für die Prüfer. Zwei Wochen vor der Verteidigung seiner Doktorarbeit ist Mena nach Ecuador geflogen; bis zum letzten Moment hat er um Unterschriften gekämpft. "In der Mathematik war ich der erste Doktorand, aber auch in anderen Fächern, wie Physik und Chemie, gab es im ganzen Land bisher nur ein oder zwei Promotionen", berichtet er. "Ich würde gerne zurück an die Uni nach Quito gehen und habe dort auch eigentlich einen Job in Aussicht. Aber hundertprozentig sicher ist das noch nicht", blickt Mena in die Zukunft. Seit Beginn des Promotionsprojektes hat in Ecuador die Regierung gewechselt, die Unileitung ist nicht mehr dieselbe, anfängliche Ideen des Projektes stehen nicht mehr unter den selben Sternen. Keine Seltenheit in einem Land wie Ecuador, die letzten Regierungen haben sich alle nicht lange gehalten, die Wissenschaft hatte es deshalb schon immer schwer. Dr. Mena wirkt gelassen. Bis Januar 2008 wird er erstmal in Chemnitz bleiben. An der Professur Mathematik in Industrie und Technik konnte er unproblematisch eine Schwangerschaftsvertretung übernehmen für eine andere Doktorandin, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird und zu einem ähnlichen Thema forscht wie er. Kontakt: Dr. Hermann Mena, Telefon 0371 531-36726, E-Mail [email protected], und Prof. Dr. Peter Benner, Telefon 0371 531-38367, E-Mail [email protected] BÜCHER Der aktuelle Stand der Wissenschaft Deutschlandweit erstes umfassendes Handbuch für interkulturelle Kommunikation und Kompetenz (CL) Warum versteht man sein Gegenüber manchmal nicht? Was für eine Rolle spielt die Kultur dabei? Fragen wie diese beantwortet das "Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz". Herausgegeben wurde es von der Professur Interkulturelle Kommunikation (IKK) an der TU Chemnitz und der Professur für Interkulturelles Training für den chinesischsprachigen Kulturraum der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Vor ungefähr vier Jahren hatte Prof. Dr. Jürgen Straub, Inhaber der Professur IKK, die Idee zu diesem Handbuch. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat er gemeinsam mit seinen Kollegen Arne Weidemann und Prof. Dr. Doris Weidemann intensiv daran gearbeitet. "Unser Handbuch ist ein Unikat in der deutschen, aber auch internationalen Studienlandschaft. Bisher gibt es im amerikanischen Sprachraum zwar einige gute interkulturelle Handbücher, die sich aber eher auf interkulturelle Trainings und somit überwiegend auf die Qualifizierung von Managern spezialisieren. Oder es gibt andere Handbücher, die jedoch auf eine Disziplin zugeschnitten sind", so Prof. Straub. Für die Herausgeber war es wichtig, kein Rezeptbuch für mögliche interkulturelle Überschneidungssituationen herauszugeben, sondern ein Handbuch zu veröffentlichen, das den aktuellen Stand der Wissenschaft widerspiegelt. "Das Buch ist in sechs Themenbereiche gegliedert. Von Grundbegriffen wie Kultur, Kompetenz, Identität und Anerkennung, geht es über die disziplinären und theoretischen Zugänge in den Sozial- und Kulturwissenschaften zum dritten Teil, den Forschungsmethoden. In den Teilen vier, fünf und sechs werden interkulturelle Praxis- und Anwendungsfelder sowie Verfahren und Ansätze zur Förderung interkultureller Kompetenz beschrieben", so Straub. All das geschieht in mehr als 80 Artikeln von circa 60 renommierten Wissenschaftlern aus so gut wie allen Sozial- und Kulturwissenschaften. Inhaltlich richtet sich das Handbuch in erster Linie an Lehrende und Studierende von Studienrichtungen, die sich mit Kultur, kulturellem Austausch, interkultureller Kommunikation und Kompetenz sowie verwandten Themen auseinandersetzen. Das Handbuch soll aber auch Lehrpersonal an Volkshochschulen und anderen Einrichtungen der Erwachsenen- und Jugendbildung und interessierte Praktiker erreichen. Es ist ein Überblickswerk, das kulturelle Phänomene in Verbindung mit den klassischen Themen beispielsweise der Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Linguistik, Germanistik und Theologie aus unterschiedlichen sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven beschreibt und untersucht. Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Straub und Arne Weidemann, Telefon 0371 531-34550, E-Mail [email protected] Jürgen Straub/ Arne Weidemann/ Doris Weidemann (Hrsg.): Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz, 2007. Verlag J.B. Metzler, 834 Seiten, ISBN 978-3-47602189-2, Euro 129,95 Bücher zu sächsisch-tschechischen Kooperationen Elf Publikationen aus den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Elf Publikationen aus zwölf Fachtagungen sind eines der bisher nachhaltigsten Ergebnisse der Aktivitäten des Sächsisch-Tschechischen Hochschulzentrums (STHZ), das seit April 2003 an der Philosophischen Fakultät der TU besteht. Zielsetzung des STHZ war - und ist weiterhin mit dem Nachfolgeprojekt SächsischTschechisches Hochschulkolleg (STHK), das noch bis zum 30. Juni 2008 diese Aufgabe wahrnehmen wird - der Aufbau einer langfristig angelegten wissenschaftlichen Kooperation von Hochschulen im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet. Aus diesem Grund fanden im Zeitraum von November 2003 bis Juni 2006 zwölf Fachtagungen statt, bei denen bestehende Kooperationen zwischen sächsischen und tschechischen Wissenschaftlern und Fachleuten aus der Praxis vertieft und neue Projekte initiiert wurden. Die Konferenzen wurden vor allem von Angehörigen der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften veranstaltet. Aus der Kooperation zwischen der TU Chemnitz mit den Universitäten in Prag, Liberec/Reichenberg, Ústí nad Labem/ Aussig, Plzen/Pilsen, Ceské Budejovice/ Budweis und Brno/Brünn sind dabei elf Veröffentlichungen hervorgegangen, die ein breites Spektrum unterschiedlichster Disziplinen und Themenfelder abdecken, von den klassischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern über Rechtsund Verwaltungswissenschaften bis hin zu wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen. Vorgestellt wurden die bisher erschienenen Tagungsbände kürzlich bei der Veranstaltung "Alumni - im Kontext sächsischtschechischer Wissenschaftsaktivitäten", die in der Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen, einem langjährigen Kooperationspartner des STHZ und STHK, stattfand. Foto: STHK Die bibliographischen Daten der Bücher finden Sie im Internet unter: www.tu-chemnitz.de/phil/geographie/sthz/ Publikationen.html Katja Rosenbaum, Sächsisch-Tschechisches Hochschulkolleg TU-Spektrum 3/2007 33 Kontakt: Prof. Dr. Peter Jurczek, Telefon 0371 531-34911 E-Mail [email protected] PERSONALIA Neu an der Uni Manfred Albrecht leitet seit 1. Juni 2007 die Professur Oberflächen- und Grenzflächenphysik an der Fakultät für Naturwissenschaften. Er wurde am 29. September 1968 in Wangen im Allgäu geboren und studierte von 1989 bis 1995 Physik an der Universität Konstanz. Er promovierte 1999 ebenfalls an dieser Universität. Dort war er zunächst zwei Jahre als Wissenschaftlicher Assistent beschäftigt, bevor er von 2001 bis 2003 als IBM Post-Doctoral Research Fellow im kalifornischen San Jose forschte. Albrecht erhielt diverse Preise, unter anderem den LBS Umweltpreis 2004 und den internationalen NanoMat Innovation Award 2006. Im Mai 2007 habilitierte sich der Physiker auf dem Themengebiet "Magnetische Nanostrukturen für die Datenspeicherung" an der Universität Konstanz und folgte anschließend der Berufung zum Professor der TU Chemnitz. Seit 1. Oktober 2007 leitet Thomas Bauschert die Professur Kommunikationsnetze. Er wurde am 11. April 1965 in München geboren, studierte von 1984 bis 1990 Elektrotechnik an der TU München. Nach seinem Studium und der Anstellung als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kommunikationsnetze folgte Ende 1997 seine Promotion zum Doktor-Ingenieur mit Auszeichnung. Im gleichen Jahr begann er seine Tätigkeit als Experte für Planung und Optimierung von Breitbandnetzen bei der Siemens AG in München. Nach weiteren Stationen unter anderem im strategischen Produktmanagement für Mobilfunksysteme und in der Leitung von Innovationsprojekten hatte er zuletzt - nun bei Nokia Siemens Networks - eine Position im Forschungsbereich Netztechnologien inne. Lehraufträge nahm Thomas Bauschert unter anderem an der privaten 34 TU-Spektrum 3/2007 Technischen Hochschule "ITBA" in Buenos Aires, an der TU München sowie seit dem Wintersemester 2005/2006 an der TU Chemnitz wahr. Er ist Mitglied in diversen nationalen und internationalen Gremien. Martin Gaedke hat seit 1. Oktober 2007 die Professur Verteilte und Selbstorganisierende Rechnersysteme an der Fakultät für Informatik inne. Er wurde am 7. Januar 1971 in Bielefeld geboren, studierte von 1990 bis 1997 an der Universität Karlsruhe Informatik und wurde dort im Juli 2000 zum Doktor-Ingenieur promoviert. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er zunächst von 1997 bis April 2001 am Telecooperation Office (TecO) und wechselte im Mai 2001 an das Institut für Telematik der Universität Karlsruhe, wo er ab Oktober 2002 als Wissenschaftlicher Assistent tätig war. Martin Gaedke war Lehrbeauftragter an den Universitäten Braunschweig und Karlsruhe und war zu Forschungsaufenthalten in Argentinien und den USA. Er ist Chairman der International Society for Web Engineering, Mitglied in mehreren Herausgebergremien und Gutachter internationaler Fördereinrichtungen. Olfa Kanoun folgte zum 1. Oktober 2007 dem Ruf auf die Professur Mess- und Sensortechnik. Sie wurde am 18. Juli 1970 in Sfax/Tunesien geboren. Von 1989 bis 1995 absolvierte sie ihr Studium in der Fachrichtung Elektro- und Informations- technik an der TU München. Ab 1996 folgten Tätigkeiten als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU München und der Universität der Bundeswehr. 2001 wurde ihre Promotion zum Thema kalibrationsfreie Temperaturmessung an der Universität der Bundeswehr München mit dem Forschungspreis des Arbeitskreises der Hochschullehrer für Messtechnik (AHMT) honoriert. Von 2002 bis 2006 leitete sie die Arbeitsgruppe Impedanzspektroskopie am Institut für Mess- und Automatisierungstechnik unter der Leitung von Prof. Hans-Rolf Tränkler und habilitierte im Ausland. 2006 und 2007 leitete sie als Vertretungsprofessorin das Fachgebiet Messtechnik an der Universität Kassel. Lehraufträge, Gastvorlesungen und Forschungsaufenthalte führten sie nach München, Bremen und Italien und an die Ingenieurhochschule ENIS in Tunesien. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen wurde Kanoun mehrfach ausgezeichnet. Sie ist aktiv in mehreren internationalen wissenschaftlichen Gremien, zum Beispiel leitet sie das IEEE Chapters for Instrumentation and Measurement in der deutschen Sektion des IEEE und engagiert sich in Technical Committees der International Measurement Confederation IMEKO. Seit 1. Mai 2007 hat Jan Mehner die Professur Mikrosystem- und Gerätetechnik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik inne. Er wurde am 29. März 1964 in Karl-Marx-Stadt geboren. Von 1985 bis 1989 absolvierte er das Studium der Elektrotechnik und anschließend ein Zusatzstudium Vertiefte Informatik an der TU Karl-Marx-Stadt. Von 1990 bis 1994 war er Forschungsstudent. Er promovierte 1994 mit dem Prädikat summa cum laude und habilitierte sich 2000 auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik an der TU Chemnitz. Es folgten Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Assistent sowie ein Forschungs- PERSONALIA aufenthalt am Massachusetts Institute of Technology. Seit 1998 war Mehner Projektleiter im Sonderforschungsbereich SFB 379, Teilprojekt Mehrbereichs-Sensorarray, und ab 2003 als Leiter MEMS-Design am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration Berlin tätig. Stephan Mühlig folgte zum 1. Oktober 2007 dem Ruf auf die Professur für Klinische Psychologie an der Philosophischen Fakultät. Er wurde am 22. Januar 1961 in Barsinghausen bei Hannover geboren. Von 1981 bis 1990 studierte er unter anderem Psychologie und Sozialwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und arbeitete dort bis 1992 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Anschließend wechselte er an die Universität Bremen, wo er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Klinische Psychologie tätig war. Stephan Mühlig promovierte 1996 an der Universität Bremen und habilierte sich dort 2002. Ab 2003 arbeitete PD Dr. Mühlig als Wissenschaftlicher Arbeitsgruppenleiter an der TU Dresden, übernahm die Leitung der AG Suchtforschung, die Leitung der Raucherambulanz und bot eigenständige Lehrveranstaltungen an. Vertretungsprofessuren übernahm er an der HU Berlin, der TU Dresden und an der TU Chemnitz. Er ist Gutachter und wissenschaftlicher Berater für psychologische und medizinische Fachzeitschriften und Verbände und arbeitet in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien (zum Beispiel Leitlinienentwicklung) mit. Seit 1. Oktober 2007 leitet Klaus Sachs-Hombach die Professur Philosophie mit dem Schwerpunkt Kognitionswissenschaften an der Philosophischen Fakultät. Er wurde am 2. Dezember 1957 in Hattingen geboren. Das Magisterstudium der Philosophie, Psychologie und Germanistik absolvierte er von 1979 bis 1987 an der Universität Münster. Er promovierte 1990 mit summa cum laude an derselben Universität. Von 1992 bis 1994 erhielt er ein Stipendium der DFG mit Forschungsaufenthalten in Oxford und am MIT in Cambridge. Er nahm zusätzliche Lehraufträge an der TU Chemnitz und der Universität Oldenburg wahr. Danach war er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1997 als Wissenschaftlicher Assistent und ab 2003 als Oberassistent an der Universität Magdeburg tätig. 2003 habilitierte er sich an der Universität Magdeburg. Sachs-Hombach organisierte Tagungen und Kongresse zur Bildwissenschaft und nahm an mehreren internationalen Kongressen teil. wurde im Anschluss bis 2005 Habilitationsstipendiatin im Rahmen des Habilitationsförderpreises des Landes Bayern. Die Habilitation erfolgte 2005 an der Universität Würzburg. Von 2005 bis einschließlich 2006 vertrat sie die Professur für Organisations- und Sozialpsychologie an der Katholischen Universität EichstättIngolstadt. Für mehrere Fachzeitschriften und Institutionen ist Werth als Gutachterin tätig und ist Mitglied in vielen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Vereinigungen. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen und Anwendungsprojekte erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Professoren im Ruhestand Prof. Dr. Gunter Ebest, Professor für Elektronische Bauelemente, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, seit 31. März 2007 Prof. Dr. Reinald Brumme, Professor für Schaltungstechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, seit 31. August 2007 Wir gratulieren Altmagnifizenz Prof. Dr. Günther Hecht zum 70. Geburtstag Wir trauern um Lioba Werth hat seit dem 10. Juli 2007 die Professur Wirtschafts-, Organisationsund Sozialpsychologie an der Philosophischen Fakultät inne. Sie wurde am 27. Februar 1972 in Aachen geboren. Von 1991 bis 1996 studierte sie an der Universität Trier Philosophie, absolvierte dort ein Postgraduierten-Studium im Fach Sozial-Psychologie und promovierte 1998 mit summa cum laude an dieser Universität. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie von 1996 bis 2000 in DFG-Projekten tätig. Von 2000 bis 2003 erhielt Werth ein Forschungsstipendium der DFG und Ingeborg Knye, Zentrale Universitätsverwaltung, Juli 2007 Dr. Hans Graupe, Philosophische Fakultät, Juli 2007 Prof. Dr. Kajo Schommer, Honorarprofessor, Fakultät für Maschinenbau, Juli 2007 Prof. Dr. Werner Dilger, Fakultät für Informatik, Juli 2007 Sieglinde Podsiadly, Philosophische Fakultät, August 2007 Prof. Dr. Folker Weißgerber, Honorarprofessor, Fakultät für Maschinenbau, August 2007 Andreas Monz, Philosophische Fakultät, September 2007 Texte: HR/MCH Fotos: Christine Kornack/Mario Steinebach/privat TU-Spektrum 3/2007 35 EHRUNGEN Förderpreise von VW Sachsen Dr. Frank Löschmann (l.) und Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes gratulierten Martin Stöcker, Heiko Enderlein und Stev Glöckner (v.l.). Foto: Mario Steinebach (MSt) Die Volkswagen Sachsen GmbH verlieh im Rahmen der Internationalen Semestereröffnung drei Förderpreise für studentische Spitzenleistungen. Den mit 1.000 Euro dotierten 1. Preis erhielt Martin Stöcker. Er untersuchte in der IAV Chemnitz GmbH Optimierungsverfahren für rechenzeitaufwändige technische Anwendungen in der Motorenentwicklung. Der 25-Jährige aus Neuwürschnitz, der von 2001 bis 2007 an der TU Chemnitz Mathematik studierte, wurde bei seiner Abschlussarbeit betreut von Prof. Dr. Bernd Luderer von der Professur Wirtschaftsmathematik. Heiko Enderlein freute sich über den 2. Preis (dotiert mit 600 Euro). Von 2000 bis 2004 studierte er an der Fachhochschule Zwickau Wirtschaftsingenieurwesen und anschließend an der TU Chemnitz Maschinenbau. Für seine hervorragende Diplomarbeit zum Thema "Erarbeitung eines Referenzmodells zur Einführung und nachhaltigen Gestaltung von Gruppenarbeit im Unternehmen am Beispiel der Siemens VDO AG in Limbach-Oberfrohna" erhält er nun den Förderpreis. Betreut wurde er von Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, Inhaberin der Professur Arbeitswissenschaft an der Fakultät für Maschinenbau, sowie von Prof. Dr. Hartmut Enderlein, der diese Professur bis 2004 leitete. Auch der Chemnitzer Maschinenbauer Stev Glöckner wird mit einer VW-Auszeichnung geehrt. Er erhält den mit 400 Euro dotierten 3. Preis. Ebenfalls betreut von Prof. Spanner-Ulmer beschäftigte er sich in seiner Diplomarbeit mit der "Entwicklung und Bewertung von Gruppenarbeitsvarianten in indirekten Produktionsbereichen der Siemens VDO Automotive AG in Limbach-Oberfrohna". Freuen können sich die drei Preisträger nicht nur über das Preisgeld. Die drei Nachwuchswissenschaftler wurden von Volkswagen zudem für einen Tag in die Autostadt Wolfsburg eingeladen. Dr. Frank Löschmann, Sprecher der Volkswagen Sachsen GmbH, überreichte die Förderpreise zusammen mit TU-Rektor, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, nach der Festansprache Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin von Thailand Maha Chakri Sirindhorn (siehe Beitrag, Seite 30). Kontakt: Dr. Rainer D. Kittig, Telefon 0371 531-31706, E-Mail [email protected] Universitätspreise 2007 Glückliche Gewinner: Dr. Reiko Thiele, Dr. Johannes Urban, Robert Schulz, Ye Wang, Sascha Häckel, Nico Düvelmeyer und Thomas Reichel (v.l.) Foto: Christine Kornack (AW) Die mit 1.000 Euro dotierten Universitätspreise wurden auch in diesem Jahr für herausragende Leistungen von Absolventen und Doktoranden im Rahmen der Feierlichen Immatrikulation der neuen Studierenden der TU Chemnitz vergeben. Darüber hinaus wurde ein ebenfalls in dieser Höhe dotierter Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an eine hervorragende ausländische Studentin verliehen. An der Fakultät für Naturwissenschaften erhielt Robert Schulz die Auszeichnung für seine Masterarbeit "Die par-Q-Methode für kontinuierliche Systeme" (Sponsor des Universitätspreises: envia Mitteldeutsche Energie AG). Preisträger an der Fakultät für Mathematik war Dr. Nico Düvelmeyer für seine Dissertation "Selected 36 TU-Spektrum 3/2007 Problems from Minkowski Geometry" (Sponsor: Stadtwerke Chemnitz). Für seine Doktorarbeit "Untersuchung zur Zahnfußbeanspruchung von Schneckenrädern und Entwicklung eines Tragfähigkeitsnachweises auf Basis der Zahnfußschädigungshypothese" an der Fakultät für Maschinenbau erhielt Dr. Reiko Thiele die Auszeichnung (Sponsor: MAN Plamag Druckmaschinen AG Plauen). Auch Gernot Herbst von der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik konnte sich über seine preisgekrönte Diplomarbeit "Fuzzy Situationserkennung einer mobilen Plattform" (Sponsor: Siemens AG) freuen. Die herausragende Leistung an der Fakultät für Informatik leistete Thomas Reichel im Rahmen seiner Diplomarbeit "Text Mining mit Grammatiken" (Sponsor: Niles-Simmons-Hegenscheidt Chemnitz). An der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften wurde die Auszeichnung Sascha Häckel für seine Diplomarbeit verliehen. Das Thema lautet "Hybride Ansätze basierend auf Dynamic Programming und Ant Colony Optimization zur mehrkriteriellen Optimierung Kürzester-Wege-Probleme in gerichteten Graphen am Beispiel von Angebotsnetzen im Extended Value Chain Management" (Sponsor: Deutsche Bank). Dr. Johannes Urban von der Philosophischen Fakultät erhielt für seine Dissertation zum Thema "Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Der Ansatz der Bundesrepublik Deutschland und Empfehlungen zu seiner Optimierung" (Sponsor: Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz) ebenfalls den Universitätspreis 2007. Seine wissenschaftliche Arbeit wurde mittlerweile vom Wiesbadener VS-Verlag publiziert. Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für ihre ausgezeichneten universitären Leistungen erhielt in diesem Jahr Ye Wang aus China. EHRUNGEN Bei ihm steht der Mensch im Mittelpunkt Ehrendoktorwürde für den Vorstandsvorsitzenden der KOMSA Unternehmensgruppe Gunnar Grosse (MSt) "Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Gunnar Grosse, Gründer und Vorstandsvorsitzender der KOMSA Kommunikation Sachsen AG, ehrt die Fakultät für Informatik eine herausragende Persönlichkeit, die in ihrem reichen Leben in allen Tätigkeitsbereichen hervorragende und außergewöhnliche Leistungen hervorgebracht und in den Aufbau unserer Region und der Fakultät für Informatik eingebracht hat", sagte der Dekan Prof. Dr. Wolfram Hardt, in seiner Laudatio. Grosse habe den Aufbau der IT-Landschaft in der Chemnitzer Region und insbesondere der KOMSA AG in eine Reihe innovativer Projekte gekleidet. "Die Durchführung dieser Projekte hat strategisch und wirtschaftlich höchste Bedeutung", so der Dekan. So wurden diese Projekte ebenfalls mit der TU, insbesondere mit der Fakultät für Informatik, verzahnt. Beispiele sind die Konzeption und Entwicklung einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur und eines hochmodernen Data-Warehouse-Systems. Die Wirtschafts- und Forschungspotenziale der Mobilkommunikation werden in Zukunft auch viele Wissenschaftsgebiete der TU Chemnitz tangieren, sagte Prof. Dr. Gerhard Fettweis, Inhaber der Professur Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden, in seinem Festvortrag. Ständig wachsende Speicherkapazitäten und zunehmende Funktionalität verlange von den Ingenieuren immer wieder neue Lösungen. "Um diese Herausforderungen zu meistern, bedarf es einer engen Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht", so Grosse. Dass diese Verbindung vom Laureaten hervorragend und beispielgebend in seinem Unternehmen praktiziert wird, unterstrichen beim akademischen Festakt und beim anschließenden Dinner auch viele Grußworte und Statements, unter anderem vom sächsischen Kultusminister Steffen Flath, vom schwedischen Honorarkonsul in Leipzig, Rudolf von Sandersleben, vom Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, vom Kurator des Industrievereins Sachsen 1828, Prof. Dr. Reimund Neugebauer sowie von Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll, Präsidentin der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Gunnar Grosse wurde 1939 in Stockholm geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Unternehmensberater. 1992 grün- dete er in Hartmannsdorf bei Chemnitz die KOMSA Kommunikation GmbH. Inzwischen beschäftigt die KOMSA Unternehmensgruppe 850 Mitarbeiter, die einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro erwirtschaften. Sie zählt so zu den 35 umsatzstärksten Unternehmen in den neuen Bundesländern. Seit 2000 ist Grosse zudem Vizepräsident des Industrievereins Sachsen 1828 e.V. 2002 wurde er zum Entrepreneur des Jahres gewählt, diese Ehrung wird durch Ernst & Young, die Deutsche Bank, die FAZ und das Manager Magazin verliehen. Seit November 2004 ist Grosse Mitglied des Kuratoriums der TU Chemnitz. Zu den ersten Gratulanten des Laureaten Dr.-Ing. E.h. Gunnar Grosse (3.v.l.) gehörten dessen Gattin Kerstin (2.v.l.), der Dekan der Fakultät für Informatik, Prof. Dr. Wolfram Hardt (l.), der Sächsische Kultusminister Steffen Flath (4.v.l.), die Chemnitzer Oberbürgermeisterin, Barbara Ludwig, der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Chemnitz, Karl Noltze (2.v.r.), sowie Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. Foto: Christine Kornack Ehrendoktorwürde für Prof. Reimund Neugebauer Hohe Auszeichnung der TU Brno für wissenschaftliche Leistung und erfolgreiche Zusammenarbeit Die TU Brno in Tschechien verlieh Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und des Instituts für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse IWP der TU Chemnitz, die Ehrendoktorwürde. Prof. Neugebauer sieht die Ernennung zum "Doctor honoris causa" nicht nur als Auszeichnung seiner persönlichen wissenschaftlichen Arbeit, sondern auch als Würdigung der erfolgreichen Produktionstechnikforschung in Chemnitz. Deutlich stellte Prof. Neugebauer in seinem Vortrag zum Thema "Mechatronische Systeme im Werkzeugmaschinenbau" den Stellenwert und das Entwicklungspotenzial der Produktions- technik dar. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Studierende aus Europa deutlich stärker an die TU Chemnitz zu ziehen, wobei Tschechien ein naheliegender Partner ist. Bereits seit 1972 gibt es eine intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Technischen Universitäten in Brno und Chemnitz. So halten regelmäßig Gastdozenten Lehrveranstaltungen, die fest in die Studienpläne der Partneruniversität eingebunden sind. Beispielhaft hat sich in den letzten Jahren unter der Federführung von Prof. Neugebauer der Austausch von Studenten und Doktoranden entwickelt. Mehr als 30 angehende Ingenieure aus Brno studierten in den letzten Jahren mehr als zwei Semester in Chemnitz, deutsche Studenten absolvieren im Gegenzug ein Teilstudium in Brno. Diese positive Entwicklung war die Grundlage eines 2005 unterzeichneten Vertrages zur Realisierung eines deutsch-tschechischen Masterstudienprogramms "Werkzeugmaschinen und Umformtechnik". Unter der Leitung von Prof. Neugebauer initiierte die Chemnitzer Fakultät für Maschinenbau diesen "binationalen Studiengang", bei dem die Studenten das Diplom der TU Chemnitz und das Staatsexamen "Ingenieur" der TU Brno erwerben. Das stellt ein Novum in der universitären Zusammenarbeit beider Länder dar. Tina During, IWU TU-Spektrum 3/2007 37 Prof. Reimund Neugebauer pflegt rege Kontakte zur TU Brno. Foto: IWU EVENTS Wird der Osten verwestlicht? Beim VIII. Chemnitzer Ostforum erneut im Fokus: Transformationsforschung in Mittel- und Osteuropa Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften veranstaltete vom 13. bis 15. September 2007 unter Leitung von Prof. Dr. Rainhart Lang im Renaissance Chemnitz Hotel das VIII. Chemnitzer Ostforum. Die internationale Tagung mit dem Titel „Cooperation between East and West: Westernization of the East or Easternization of the West?” beschäftigte sich wiederum mit Themen der Transformationsforschung in Mittel- und Osteuropa. Diese Veranstaltung ermöglicht einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaftlern aus diesen Teilen Europas und hilft, Forschungskooperationen zu entwickeln. Mittlerweile ist das Ostforum ein etablierter Treffpunkt von Wirtschaftswissenschaftlern über Erziehungswissenschaftler bis hin zu Soziologen. Beim diesjährigen Ostforum trafen sich führende europäische Forscher auf dem Gebiet des organisatorischen Wandels AN Z E IG E 38 TU-Spektrum 3/2007 in den Transformationsgesellschaften. 26 Wissenschaftler aus 13 Ländern diskutierten laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte und initiierten gemeinsame Projekte. Darüber hinaus nahmen Nachwuchswissenschaftler aus Ost- und Westeuropa teil, die an Themen der Transformationsforschung arbeiten. Das Spektrum der Tagungsthemen war breit und reichte von der Ausbreitung von westlichen und östlichen Managementpraktiken in mittel- und osteuropäischen Ländern über den Transfer von Personalmanagementpraktiken und organisationalen Strukturen zwischen West und Ost bis hin zu Internationalisierungsstrategien von Unternehmen. Die Vorträge und Diskussionen machten deutlich, dass die Ost-West-Kooperation, vor allem auf Grund von Machtunterschieden, nach wie vor insbesondere durch den Transfer von West nach Ost gekennzeichnet ist. In Detailstudien und bei einer Nahsicht zeigt sich jedoch auch, dass es sich nicht um eine einfache Übertragung von Lösungen handelt. Vielmehr entwickeln die Akteure vor Ort zum Teil sehr unterschiedliche Strategien der Adaption und Weiterentwicklung transferierter Institutionen, Elemente, Konzepte und Lösungen. Insbesondere wurde die Rolle nationaler, regionaler oder organisationaler Kulturen jenseits von Wirkungen des "alten" Systems herausgestellt. Auch der Einfluss von Branchen mit ihren speziellen Bedingungen und ihrer zum Teil sehr unterschiedlichen Integration in lokale oder globale Märkte, aber auch die gewählten Strategien und Wege der Implementierung von westlichen Managementkonzepten und –instrumenten spielten eine entsprechende Rolle. Die spezifischen Bedingungen führen letztlich zu einem Bedeutungswandel der transferier- ten Institutionen im neuen mittel-/osteuropäischen Kontext und spiegeln sich zum Teil in veränderten Identitäten der Organisationen in den mittel- und osteuropäischen Ländern wider. Während der sehr differenzierte Prozess der teilweisen "Verwestlichung" des Ostens im Blickpunkt der Tagung stand, scheint der umgekehrte Prozess der Rückübertragung erst im Anfangsstadium zu sein. Bezüglich der Ausgestaltung von Forschungsansätzen wurde festgestellt, dass es nach wie vor einen großen Bedarf an theoretisch fundierten empirischen Analysen gibt. Aufgrund der Komplexität der Prozesse sind "Multi-Theorie-Ansätze" sicher geeignet, setzen jedoch einen meta-theoretischen Rahmen oder zumindest eine ausreichende Konsistenz unter den verwendeten Theorien voraus. Neben quantitativen Analysen sind dabei nach wie vor qualitative Tiefenstudien von Bedeutung. Bezüglich der Rolle der Wissenschaftler in diesem Prozess wurde nochmals auf die Bedeutung eines kritischen Ansatzes verwiesen, der einseitige Parteinahmen vermeidet und vor allem auch auf Probleme im Prozess der Kooperation und der wechselseitigen Transfers rekurriert. Und schließlich wurde in der Diskussion als sehr erfreulich herausgestellt, dass die wissenschaftliche Kooperation zwischen Kollegen aus verschiedenen mittel- und osteuropäischen Ländern, wie im Beispiel von GLOBE-Rumänien, erste Früchte trägt. In einem Workshop wurden Stand und Probleme der Abstract-Publikationen zum Management in Mittel- und Osteuropa im Vergleich führender Management-Zeitschriften mit den im "Journal for East European Management Studies" (JEEMS) erschienenen Artikeln verglichen. Es wurde eine Dominanz westlicher Forscher in Publikationen zum Management in Mittel- und Osteuropa deutlich, wobei der Anteil von Autoren und Institutionen aus der Region in JEEMS deutlich höher war. www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl5/ostforum/cof8/index.php Dr. Ingo Winkler und Prof. Dr. Rainhart Lang EVENTS Klein, kleiner, smarter Mikrosystemtechnik–Kongress 2007 vereinte mehr als 1.000 Experten aus Forschung und Industrie Deutschland belegt in der Mikrosystemtechnik weltweit einen Spitzenplatz. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, veranstalteten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. bereits zum zweiten Mal den Mikrosystemtechnik-Kongress, die zentrale deutschlandweite Mikrosystemtechnik-Veranstaltung. Vom 15. bis 17. Okober 2007 trafen sich im Congresscenter Dresden Forscher und Industrievertreter, Produzenten und Anwender, Ausbilder und Studenten, Politiker und Netzwerker. Eröffnet wurde der Kongress durch die Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan, den VDE-Präsidenten Prof. Dr. Josef Nosseck, den Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Peter Grünberg, den sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Georg Milbradt, den VW–Forschungsleiter Prof. Dr. Jürgen Leohold sowie den Leiter der Technologieentwicklung der Infineon Technologies Dresden Christian Esser und Prof. Dr. Thomas Geßner, Direktor des Zentrums für Mikrotechnologien (ZfM) der TU Chemnitz und Leiter des Institutsteils Chemnitz des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM). "Mit mehr als 1.000 Teilnehmern, einer hochkarätigen Eröffnungsveranstaltung und einem exzellenten wissenschaftlichen Programm war die Veranstaltung ein voller Erfolg", schätzt der Chairman der Konferenz Prof. Geßner ein. Im wissenschaftlichen Kongressteil präsentierten die führenden Industrieunternehmen und Forschungsinstitute den aktuellen Stand der Mikrosystemtechnik in Deutschland, die Vielzahl der aktuellen Entwicklungen in den verschiedenen Branchen, das enorme Potenzial der führenden deutschen Firmen und Forschungseinrichtungen und die daraus resultierenden Wachstumschancen. In den 126 Vorträgen und auf 172 Postern wurden zum einen aktuelle Anwendungsfelder der Mikrosystemtechnik, zum Beispiel rund um das Thema Gesundheit und selbstbestimmtes Leben, aber auch für RFID (Radio Frequency Identification) und Energietechnik diskutiert. Zum anderen standen Themen wie Biosysteme, Mikro-Nano- Systeme, Mikrooptik, Mikrofluidik, magnetische Systeme aber auch innovative Materialien, Aufbau- und Verbindungstechnik, Entwurf, Test und Zuverlässigkeit im Fokus. Flankierend konnten sich die Kongressbesucher über Netzwerke der Mikrosystemtechnik, Gründungsinitiativen, darunter auch über den Smart Systems Campus Chemnitz, sowie Konzepte zur Fachkräftesicherung informieren. In der Fachausstellung präsentierten Industrieunternehmen, Institute und Netzwerke Mikrosystemtechnik-Produkte und Dienstleistungen aus ihren Arbeitsgebieten. Übrigens wurde am Rande des Kongresses der Arbeitskreis Smart Integrated Systems im Verein Silicon Saxony unter Leitung von Prof. Geßner gegründet. Die speziell auf die Interessen von Studierenden und Berufseinsteigern zugeKontakt: schnittene VDE YoungNet Convention TU Chemnitz, Zentrum für Mikrotechnologien, informierte über zentrale Fragen zum Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 0371 531-24062 Beruf des Ingenieurs in der Mikrosystemtechnik und in verwandten FachgeAN Z E IG E bieten. In der begleitenden Jobbörse präsentierten sich Mitarbeiter suchende Unternehmen. Rund 680.000 Arbeitsplätze sind in Deutschland bereits mit der Mikrosystemtechnik verbunden. Das Wachstum der Mikrosystemtechnik beträgt laut Nexus-Studie in den Jahren 2004 bis 2009 jeweils 16 Prozent. Deutschlandweit haben sich 20 Mikrosystemtechnikcluster etabliert. Zwei davon liegen in Sachsen, Dresden und Chemnitz. Von den 46 sächsischen Konferenzbeiträgen kamen 19 aus Chemnitz. Neben den wissenschaftlichen Entwicklungen des ZfM der TU Chemnitz und des Chemnitzer Institutsteils des Fraunhofer IZM stellten auch mehrere Chemnitzer Firmen, darunter 3D-Micromac AG, Gemac mbH, memsfab und die Chemnitzer Werkstoffmechanik GmbH, ihre Entwicklungen vor. "Wir sind Nobelpreisträger!", freute sich Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan gemeinsam mit VDEPräsident Prof. Josef Nosseck (r.). Der von Prof. Peter Grünberg entdeckte GMREffekt findet heute seinen Einsatz in magnetischen Mikrosystemen. Foto: VDE www.mikrosystemtechnik-kongress.de Martina Vogel Zentrum für Mikrotechnologien TU-Spektrum 3/2007 39 EVENTS "Vordenker der Produktionstechnik" tagten in Sachsen Teilnehmer der 57th CIRP General Assembly, des Weltkongresses der Produktionstechnik, informierten sich über Forschungsprojekte Zur Tagungseröffnung begrüßten Prof. Neugebauer und Gattin als Ehrengäste unter anderem den Honorary Chairman der CIRPTagung Prof. Dr. Günter Spur (TU Berlin), VW-Vorstand Prof. Dr. Jochem Heizmann sowie Sachsens Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt (v.l.). Foto: Mario Steinebach (MSt) Passender hätte die Eröffnung des Weltkongresses der Produktionstechnik (CIRP) in Dresden nicht sein können. Mehr als 500 Wissenschaftler und Industrievertreter aus 40 Ländern lauschten zur Opening Session im Internationalen Kongresszentrum ICC Dresden der Botschaft des Schusters und Dichters Hans Sachs in seiner Schlussarie in Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg". Dieser Hinweis auf die Tradition der deutschen Meister, auf ihre beruflichen und menschlichen Fähigkeiten und Leistungen, war ganz gewiss Balsam in den Ohren der Tagungsteilnehmer aus aller Welt. Denn auch sie sind "Meister" und "Vordenker" auf dem Gebiet der Produktionswissenschaft. Ihren Kongress bezeichnete der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Matthias Kleiner, deshalb als die Olympiade der Produktionswissenschaft. Insbesondere dieser Wissenschaftsbereich sei der Motor der deutschen Wirtschaft und erhalte von der DFG erhebliche Forschungsgelder - in diesem Jahr etwa 140 Millionen Euro. Bereits während der Eröffnungsveranstaltung wurde klar, welche Themen sich wie ein roter Faden durch die Tagung ziehen - nämlich digitale Produktion, Mechatronik in der Produktionstechnik und ressourceneffiziente Produktion. Dies sind zugleich wichtige Forschungsthemen des gastgebenden Fraunhofer IWU Chemnitz/ Dresden und des Instituts für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse IWP der TU Chemnitz. Sowohl der Präsident der Internationalen Akademie der Produktionstechnik (CIRP), Prof. Dr. George Chryssolouris, als auch der Chairman der Tagung und Leiter des IWU und IWP, Prof. Dr. Reimund Neugebauer, unterstrichen, wie bedeutend die CIRP heute vor dem Hintergrund immer knapper werdender Ressourcen und steigender Bevölkerungszahlen ist. Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt hob die Bedeutung der Ingenieurwissenschaften für den Standort Deutschland, insbesondere für den Freistaat Sachsen, hervor. Er betonte, wie dringlich die weitere Optimierung der Produktionsprozesse zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sei. Wettbewerb ist wichtig, aber auch Kooperationen und Zusammenarbeit. Anschließend stellte Prof. Dr. Jochem Heizmann, Vorstand Produktion der Volkswagen AG, die produktionstechnische Herausforderung aus Sicht eines Automobilbauers dar. Dabei sieht Heizmann die künftige Herausforderung darin, Produktionsforschung und Verfahrensentwicklung mit dem Aspekt der Verringerung der Entwicklungszeit und Kostenreduzierung mit Hilfe der Produktionstechnik voranzubringen. Nach den wissenschaftlichen Auftaktvorträgen, die vor allem den aktuellen Stand der Technik und Chancen neuer Entwicklungstrends beleuchteten, wurden in mehreren Arbeitsgruppen mit unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung aktuelle Forschungsthemen diskutiert. Vorgestellt wurden etwa Beispiele zur Bedeutung innovativer Produktionstechnologien für neue Märkte wie die Medizin- und Nanotechnik, Möglichkeiten der aktiven Beeinflussung der Systemeigenschaften durch Adaptronik und Regelungstechnik und die Anwendung von Informationstechnologien wie der industriellen Bildverarbeitung. Am 23. August 2007 besuchten die Tagungsteilnehmer neben dem Fraunhofer IWU auch die Technische Universität Chemnitz. Hier informierten sie sich über Forschungsschwerpunkte des Instituts für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse und tauchten im "Virtual Reality Center Production Engineering" in die virtuelle Welt der Produktionstechnik ein. www.cirp2007.org Stichwort: CIRP Die Internationale Akademie für Produktionstechnik, kurz CIRP (franz. College International pour la Recherche en Productique), mit Stammsitz in Paris ist die weltweit bedeutendste Vereinigung auf diesem Gebiet. Sie ist ein Zusammenschluss hochkarätiger Produktionswissenschaftler sowie von Vorständen namhafter Konzerne. 1951 gegründet hat die CIRP stetig an Bedeutung und fachlicher Ausstrahlung gewonnen und prägt heute die internationale Forschung und Zusammenarbeit der Industrienationen entscheidend mit. Ihre Mitglieder gelten als die herausragenden unter den Produktionswissenschaftlern und genießen höchstes internationales Ansehen. Zweimal jährlich - im Januar in Paris sowie im August an wechselnden Plätzen weltweit - treffen sich die Experten für eine Woche, beraten über neue Entwicklungstendenzen, tauschen Forschungsergebnisse aus und initiieren Projekte. Auf diese Weise fördern sie die internationale Zusammenarbeit und den ständigen, weltweiten Erfahrungsaustausch. www.cirp.net 40 TU-Spektrum 3/2007 EVENTS Chemnitzer Linux-Tage 2008 Referenten, Open Source Projekte und Unternehmen können sich ab sofort für Vorträge und Ausstellung bis zum 3. Januar 2008 anmelden Die Linux-Fangemeinde blickt schon gespannt nach Chemnitz: Für die am 1. und 2. März 2008 stattfindenden Chemnitzer Linux-Tage können nun Beiträge eingereicht werden. Der "Call for Lectures" wendet sich an Referenten für Vorträge und Workshops. Gesucht werden Konzepte, Produkte und Erfahrungen in und mit freien Betriebssystemen und Open Source. Das Spektrum reicht vom multimedialen Wohnen über Businesslösungen, Schulsoftware, Telefonie, Smart Systems bis hin zum High-Performance-Computing. Für das Einsteigerforum sind Vorträge als Anregung und Hilfestellung für Einsteiger auf leicht verständlichem Niveau gefragt. Der Schwerpunkt "Freies Wissen, Freie Kultur" widmet sich dem Spannungsfeld zwischen geistigem Eigentum und gesellschaftlichem Interesse. Wikipedia, Open Access Publikationen und das Gutenberg-Projekt sind nur einige Facetten dieses Themas. Der Schwerpunkt "WWW++" setzt sich mit innovativen Werkzeugen im World Wide Web auseinander, die vom Büro im Web über Social Networks bis zu Blogs reichen und das Web produktiv nutzbar machen. Flash-Speicher erfordern neue Dateisysteme, Virtualisierung vervielfältigt Computer, Linux-Cluster rechnen mit Höchstgeschwindigkeit - auch hier gibt es Neues zu berichten. Der Schwerpunkt "Linux-Internals" thematisiert die Stärkung und Renovierung des Betriebssystems. Bis zum 3. Januar 2008 können Interessenten ihre Beiträge über www.linux-tage.de einreichen. Der "Call for Presentation" möchte Open Source Projekte und Unternehmen für Linux-Live gewinnen. Freie Betriebssysteme und Open Source werden so in ihrer ganzen Breite mit innovativen Ideen für die Besucher erlebbar. Dazu zählen Hardware, Distributionen, Office und Desktops. Hinzu kommen Businesslösun- gen und Schulanwendungen sowie Multimedia und Community-Projekte. Kleine Community-Projekte und Einzelentwickler sind eingeladen, mit einem "Standsharing" bei den Linux-Tagen präsent zu sein. Bis zu drei Projekte können sich zeitlich abgestimmt einen Stand teilen und werden vom Veranstalter mit Layout und Druck von Plakaten unterstützt. Anmeldungen für Aussteller sind ebenfalls bis zum 3. Januar unter www.linux-tage.de möglich. Neu ist das Konzept der "Entwicklertage": Teams von Open Source Projekten treffen sich und entwickeln ihr Projekt strategisch weiter. Wer von den Entwicklertagen profitieren möchte, kann sich per Mail ([email protected]) anmelden. Anfang Februar wird das komplette Veranstaltungsprogramm vorgestellt: www.linux-tage.de Annett Priemel AN Z E IG E TU-Spektrum 3/2007 41 Tux leuchtet hell: "Innovation dank Freiheit" ist das Motto der Chemnitzer Linux-Tage 2008. Grafik: Nils Gemeinhardt, Rene Spandler Kontakt: Annett Priemel, Telefon 0371 53131521, E-Mail annett.priemel@ informatik.tu-chemnitz.de SPORT Sandra Lasch ist ein wahrer "Goldfisch" Sportstudentin ist eine der erfolgreichsten Schwimmerinnen der Altersklasse 25 Sandra Lasch unterbot beim Sieg über 200 Meter Schmetterling den von ihr gehaltenen deutschen Rekord. Foto: privat (AW) Die 11. Europameisterschaften der Masters (Senioren) im Schwimmen, Wasserspringen, Freiwasserschwimmen und Synchronschwimmen im slowenischen Kranj war mit mehr als 3.800 Teilnehmern aus 31 Nationen das größte Sportereignis des Europäischen Schwimmverbandes 2007 und zugleich das größte jemals in Slowenien ausgetragene Sportevent. Als "Goldfisch" erwies sich in der Zeit vom 28. August bis zum 2. September 2007 die Chemnitzer Sportstudentin Sandra Lasch, die für den SC Chemnitz startete. Gleich bei ihrer ersten Teilnahme an diesem Wettbewerb gewann sie in der Alterklasse der 25- bis 29-Jährigen die Wettkämpfe über 200 Meter Lagen, 400 Meter Freistil sowie im 5 Kilometer Freiwasserschwimmen im See von Bled. Bei ihrem Sieg über 200 Meter Schmetterling unterbot sie den von ihr gehaltenen deutschen Rekord in der Altersklasse 25 in 2:26.57 Minuten. Über 800 Meter Freistil erreichte sie silberne Lorbeeren und in der 4x50 Meter Freistilstaffel den sechsten Platz. Die Studentin, die an der TU Chemnitz Sport, Pädagogik und Soziologie studiert, übertraf mit dem hervorragenden Ergebnis die eigenen Hoffnungen von einer Medaille und das, obwohl sie gerade an ihrer Magisterabschlussarbeit schreibt. Schlaue Köpfe, schnelle Beine: 4.000 Kilometer Staffellauf Studenten aus Chemnitz, Jena und Dresden umrundeten Deutschland in 16 Tagen per pedes Angekommen! Foto: Mario Steinebach (MSt) Acht Studierende der TU Chemnitz, drei Studierende aus Jena sowie ein Läufer aus Dresden umrundeten Deutschland. In 16 Tagen liefen sie ohne Pause im Uhrzeigersinn ums ganze Land. Von Sachsen aus führte sie die Tour durch den Bayerischen Wald ins Alpenvorland, an den Bodensee, dann wieder in Richtung Norden nach Mainz, in das Ruhrgebiet bis hinauf nach Hamburg und an die Ostsee. Von dort ging es entlang der Oder-NeißeGrenze über Zittau und Dresden zurück nach Chemnitz. Insgesamt war das Team 4.000 Kilometer unterwegs. Jeder der Läufer lief täglich zweimal eine Stunde. Die Staffel war im Schnitt etwa zehn bis elf Kilometer pro Stunde unterwegs. "Jeder von uns ist mehr als 340 Kilometer gelaufen", berichtet Dirk Lange, der die Idee zu diesem Projekt hatte Während der Tour rollte neben dem jeweiligen Staffelläufer ein Radfahrer als Navigationshilfe. Begleitet wurde das Läuferteam von weiteren sieben Studierenden und einer Physiotherapeutin, die sich um die Verpflegung und die medizinische Betreuung kümmerten. "Zum Glück hatten wir unterwegs mit Ausnahme von kurzen Wadenkrämpfen und jeder Menge Muskelkater keine gesundheitlichen Probleme", so Lange. Nur der oft lang anhaltende Regen und die kalten Nächte zehrten an den Kräften. "Unterwegs hatten wir viele Erlebnisse. Mal verfolgte uns ein wütender bayrischer Bauer mit seinem Traktor, weil wir über seine Wiese rannten, mal ein aufgeregter Hund, der uns jedoch zum Glück nicht in die Wade gebissen hat", berichtet der Chemnitzer Student. "In vielen Orten wurden wir euphorisch empfangen - etwa von befreundeten Sportvereinen, von Bekannten und Verwandten oder einfach von Laufbegeisterten, die von unserem Projekt gelesen und unsere Tour im Internet verfolgt hatten." Ihrem Projekt gaben die Studenten den Namen "Lauf-Kultour". "In einer Zeit, wo viele selbst kleinste Strecken mit dem Auto zurücklegen, möchten wir zeigen, dass man sich wieder auf seinen natürlichen Antrieb besinnen sollte", sagt Lange. Zudem war die Aktion auch eine Möglichkeit, auf die Städte Chemnitz und Jena sowie auf ihre Universitäten aufmerksam zu machen. Ohne die Unterstützung vieler Partner wäre es nicht durchführbar gewesen. "15 Sponsoren haben uns geholfen", berichtet Lange. Darunter war auch die TU Chemnitz, die T-Shirts zur Verfügung stellte. HISTORIE 100. Todestag von Gustav Anton Zeuner Ein Lehrer, Forscher und Organisator auf dem Gebiet der Technischen Wissenschaften Gustav Anton Zeuner wurde am 30. November 1828 in Chemnitz geboren, besuchte die damals von Julius Ambrosius Hülße geleitete Königliche Gewerbschule Chemnitz und wechselte 1848 an die Bergakademie Freiberg, wo er drei Jahre lang studierte und auch an dem praktischbergmännischen Kurs auf den Freiberger Gruben und Hütten teilnahm. Er nahm Beziehungen zu dem Professor der Mechanik und Bergmaschinenlehre J. Ludwig Weisbach auf, der seine Entwicklungsrichtung maßgebend beeinflusste. Nach kurzer Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Mechanik und Maschinenlehre an der Freiberger Baugewerkenschule und der Chemnitzer Königlichen Gewerbschule nahm er in reichem Maße besonders an den hydraulischen Versuchsarbeiten Weisbachs teil, bis er 1852 eine Studienreise durch Deutschland, Belgien und Frankreich unternahm. 1853 promovierte er in Leipzig mit einer physikalischen Abhandlung über die Foucaultschen Pendelversuche und übernahm mit Weisbach und Bornemann als Mitarbeiter die Schriftleitung der neugegründeten technischen Zeitschrift "Civilingenieur" bis zum Jahre 1857. In ihr hat er die meisten seiner Arbeiten veröffentlicht. Als er auf Empfehlung Weisbachs 1854 im Begriff war, die Stelle eines Bergingenieurs in Spanien anzutreten, erhielt er einen Ruf an das soeben gegründete Eidgenössische Polytechnikum in Zürich, wo ihm die Professur für Technische Mechanik und Theoretische Maschinenlehre und die Leitung der mechanisch-technischen Abteilung übertragen wurde. Er trat diese Stelle im August 1855 an und hat hier 16 Jahre lang eine überaus fruchtbare Tätigkeit als Lehrer, Forscher und Organisator entwickelt, letzteres namentlich, als er 1859 zum stellvertretenden und 1865 zum wirklichen Direktor des Polytechnikums ernannt worden war. Die Maschinenlehre wurde in einen theoretischen und konstruktiven Teil, den Franz Reuleaux übernahm, geteilt. Neben der rein technischen Ausbildung förderte Zeuner auch die allgemeine Bildung und errichtete eine selbstständige mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung zur Ausbildung von Lehrern für technische Unterrichtsanstalten. Um seine Pläne durchführen zu können, lehnte er 1863 eine Berufung nach Karlsruhe als Nachfolger Redtenbachers, 1866 eine solche nach Wien und 1868 Berufungen nach München und Aachen ab. Auch schlug er 1871 ein ehrenvolles Angebot, als Dezernent für die gesamten technischen und gewerblichen Schulen Österreichs nach Wien zu kommen, aus. Seiner nie erloschenen Sehnsucht nach der Heimat gehorchend, folgte er einem Angebot der sächsischen Regierung, die Direktion und damit die Reorganisation der Bergakademie in Freiberg zu übernehmen. Er übernahm diese Stelle mit dem Titel eines Geheimen Bergrates und gleichzeitig den Lehrstuhl seines am 24. Februar 1871 verstorbenen Lehrers Julius Ludwig Weisbach. Aber schon nach eineinhalbjähriger Tätigkeit wurde er als Professor für Mechanik und Theoretische Maschinenlehre und als ständiger Direktor an das Königliche Polytechnikum nach Dresden berufen und stellte daher im Jahre 1874 seine Vorlesungen an der Bergakademie Freiberg ein. Aber noch bis zum Jahre 1875 führte er die schwierige Aufgabe durch, von Dresden aus als ständiger Direktor zweier verschiedenartiger und verschiedenen Ministerien unterstellter Hochschulen zu wirken. In Dresden, wo das Polytechnikum am 24. November 1875 sein neues Gebäude am Wiener Platz bezog, erweiterte er den Unterrichtsstoff gewaltig durch Ausbau der Hochbauabteilung, Errichtung einer allgemeinen wissenschaftlichen Abteilung, Einführung humanistischer Fächer, Aufnahme eines Teiles der Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften und der allgemeinen Rechtskunde, verständnisvoll unterstützt durch den von 1845 bis 1868 im sächsischen Staatsdienst stehenden Max Maria von Weber. Zeuner schuf unter anderem Professuren für Geographie, Geschichte, Botanik, Philosophie und Nationalökonomie und führte ein Staatsexamen ein für Anwärter des höheren Lehramtes, welches dem der Universität gleichgestellt wurde. Im Jahre 1890 legte er das Amt der nun den Namen Technische Hochschule führenden Anstalt nieder, um die Einfüh- rung des Wahlrektorates an ihr zu ermöglichen, und um sich wieder mehr seinen eigenen Arbeiten zuwenden zu können. Von den Arbeitsgebieten Zeuners überragt alle anderen an Bedeutung die mechanische Wärmetheorie. Von seinen vielen Veröffentlichungen seien hier nur seine größeren Werke genannt, und zwar: "Die Schiebersteuerungen mit besonderer Berücksichtigung der Lokomotivsteuerung", 1858 (6. Auflage 1904), "Grundzüge der Mechanischen Wärmetheorie", 1860 (2. Auflage 1866). Die 3. bis 5. Auflage 1887/ 1890 bis 1905/06 ist betitelt "Technische Thermodynamik", "Abhandlungen aus der mathematischen Statistik", 1869 und "Vorlesung über 'Theorie der Turbinen'". Diese Werke sind zum Teil ins Französische, Englische und Italienische übersetzt worden. Zahlreiche und hohe Ehrungen sind Zeuner zuteil geworden. Der Verein Deutscher Ingenieure hatte ihm 1872 die Ehrenmitgliedschaft verliehen und ehrte ihn 1895 durch Verleihung der Grashof-Denkmünze. Er war Ehrenbürger von Zürich und Freiberg, Ehrendoktor von Bologna und Dr.-Ing. E.h. von Dresden. Von 1887 bis 1898 war er Mitglied des Kuratoriums der physikalisch-technischen Reichsanstalt; zahlreichen in- und ausländischen Vereinen gehörte er als Mitglied an. 1898 konnte er seinen 70. Geburtstag und 1903 sein Goldenes Doktorjubiläum in voller Rüstigkeit begehen. Bald darauf begannen seine geistigen und körperlichen Kräfte nachzulassen, und trotz aufopfernder Pflege durch seine Gattin und später seiner Tochter, der Frau Geheimrat Helm, schritt der Verfall weiter fort, so dass er am 17. Oktober 1907 sein inhaltsreiches Leben beschließen musste. Prof. Dr. Gerd Grabow, Freiberg TU-Spektrum 3/2007 43 Gustav Anton Zeuner (1828 - 1907) Quelle: Archiv TU Dresden KULTUR 240 Schnappschüsse in vier Stunden Kulturfestival BEGEGNUNGEN: Universität suchte im Oktober die schnellsten und kreativsten Chemnitzer Fotografen (MSt) 33 Teams setzten sich während des Kulturfestivals BEGEGNUNGEN bei einer Fotorallye mit dem Thema "Heimat" auseinander. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre gemeinsam mit der Eventmarketing-Studentin Claudia Waider. Die 78 Teilnehmer setzten innerhalb von vier Stunden acht vorgegebene Themen, wie "Platte, Jugendstil und Moderne", "Made in Chemnitz" oder "Von Chemnitz in die Welt", kreativ um. "Zwar hatten wir die Rallye hauptsächlich für TU-Angehörige konzipiert, jedoch begeisterten sich auch einige 'ältere Semester' für unser Konzept", so Dr. Jan Drengner von der Marketing-Professur. Die Prämierung der besten Motive erfolgte im Rahmen eines "Heimatabends" im Kaufhaus “Schocken”. Neben den besten acht Einzelmotiven erhielt auch die beste Fotoserie einen Preis. Dieser ging an Mario Geißler und Steffen Jahn vom Gründernetzwerk SAXEED der TU. Alle Fotos: www.heimatabend-chemnitz.de Platte, Jugendstil und Moderne – Bauen in Chemnitz Ein (Bei-)Geschmack von Heimat Deine Heimat Chemnitz? Von Chemnitz in die Welt Made in Chemnitz Chemnitzer Köpfe Bildhaft gesprochen: Sprache in Chemnitz 44 TU-Spektrum 3/2007 Kultur in Chemnitz – Mehr als nur Volksmusik IAMT ist ein etablierter Dienstleister der deutschen und europäischen Fahrzeug- und Fahrzeugzulieferindustrie. Unser engagiertes Team aus Konstrukteuren, Versuchs- und Berechnungsingenieuren entwickelt und prüft Fahrzeugkomponenten und -systeme. Sie sehen Ihre berufliche Zukunft in der Erarbeitung vielseitiger, innovativer Lösungen und möchten eigenverantwortlich in einem qualifizierten Team an der Entwicklung neuer Fahrzeuggenerationen arbeiten. Sie haben erfolgreich ein Studium der Fahrzeugtechnik oder des Maschinenbaus abgeschlossen und besitzen Interesse an praktischer Arbeit. Dann sollten Sie weiterlesen! Wir suchen zum nächstmöglichen Eintrittstermin engagierte Entwicklungsingenieure für den Einsatz in unserem Bereich CAD-Entwicklung oder als Projektingenieur Fahrwerksentwicklung. 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