SPITZEN
Transcrição
SPITZEN
SPITZEN In dieser Ausgabe Marx ist nicht gestorben Gedanken sind frei ...so war der 1. Mai 2013 Auf ein Wort Kollege Werkverträge-Mißbrauch stoppen Faneinwurf Gedanken im Gedenken Das vergessene Mahnmal „Soviel du brauchst“ FUNDSTÜCK des Monats Internationaler Kindertag Sozialberatung Zeiten ...zu guter Letzt Verändere die Welt - sie braucht es. - Bertolt Brecht - 1 2 2 3 3 4 4 4 5 5 6 6 6 6 DGB - Kreisvorstand ELBE-ELSTER Mai 2013 Ausgabe 4 Die Internationale erkämpft das Menschenrecht Besonders die Konservativen nehmen das Wort „Werte“ gern in den Mund, um dem Bürger zu sagen, was er - der Konservative - dem Bürger an Moral abverlangt. Außerdem kommt das Wort „Werte“ auch vor in Verbindung mit Geld: Man spricht zum Beispiel von „geldwerten Leistungen“. In diesem Sinne unterscheidet Marx „Wert“ und „Preis“ der Ware „Arbeitskraft“ im Kapitalismus. Davon wollen die Konservativen nichts wissen. Doch in diesem Sinn-zusammenhang, der im Kopf der Konservativen geistert, wenn sie von „Werten“ sprechen, kommt das Wort „Wert“ bei Marx nicht vor, überhaupt nicht. Aber: Wenn Karl Marx von den Interessen der Arbeiterklasse spricht, sind seine messerscharfen Analysen nicht nur durch Logik und sinnliche Erfahrung bestimmt, sondern auch durch profunde Kenntnis der menschlichen Werte- Vorstellungen in ihrer Geschichte und in ihrem fort- währenden Bestand. Marx hat von früher Jugend M a r x i st an vor allem die europäische Literatur seit ihren Anfängen bei den alten Griechen gelesen und studiert. Und so wusste er, wie Leute mit Macht und Mammon auf die Werte spucken, seit Anbeginn der Klassenherrschaft. Und er wusste, wer die Werte hoch gehalten hat in der Verantwortung. Schon 1843/44 hatte Marx erkannt: Die Kritik der bestehenden Zustände gipfelt in der Lehre „dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei...“ Und so ist es mittelbar auch Marx zu danken, dass heute Artikel 1 (1) des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Ge- Sind euch folgende Namen noch bekannt? Tomislav Piplica (Bosnien/ Herzegowina), Franklin Bittencourt (Brasilien), Vasile Miriuta (Rumänien), Andrzej Juskowiak (Polen) um nur einige zu nennen, die beim FC Energie Cottbus tätig waren bzw. noch sind. Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen. Vom ameri- Faneinwurf kanischen Kontinent mit Kanada, USA, Brasilien sowie Kolumbien. ...so war der 1. Mai 2013 Kreisvorstand Elbe-Elster Gewerkschaftlicher Erwerbslosen Arbeitskreis Nach unserer erfolgreichen Fahrradtour zur ELBE-ELSTER-Klinik Finsterwalde, dem Jobcenter ELBE-ELSTER hier in Finsterwalde, der SIAG und Kjellberg, begrüße ich alle Mitstreiter heute und hier zum 1. Mai. Dieser Tag heute ist mehr Kampf- als Feiertag auch wenn es vielerorts, wie hier, Bratwurst und Bier gibt. Das soll auch nicht fehlen. Aber nicht zu vergessen bleibt: Gute Arbeit und gute Löhne gibt es im Kapitalismus nicht frei Haus. walt“ und obendrein „Grundlage jeder solidarischen Gemeinschaft“, wie in der Brandenburgischen Verfassung nicht ge storben hinzugefügt ist. Das werden wir auch gegen alle Obrigkeiten, gegen alle staatliche Gewalt verteidigen. Auch alle staatliche Gewalt ist an das Grundgesetz gebunden. Das ist immerhin ein Fortschritt seit der Zeit des Feudalismus. Weil Marx wusste, wodurch die Würde des Menschen angetastet wird, hatte er 1843/44 seine Kritik der bestehenden Verhältnisse folgendermaßen fortgesetzt: Wenn der Mensch das höchste Wesen für den Menschen ist, so gelte der „kategorische Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein Fortsetzung Seite 5 Der afrikanische Kontinent mit der Elfenbeinküste und die Eurozone vertreten durch Dänemark, Frankreich, Kroatien, Kasachstan, Ungarn, Bosnien/ Herzegowina, Türkei, Rumänien und Polen. Fortsetzung Seite 4 Unser Ta g ...siehe auch Seite 2 und 3 2 Mai 2013 SPITZEN GEDANKEN sind frei ...so war der 1. Mai 2013 D ie Gedanken sind frei wer kann sie erraten? Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen mit Pulver und Blei: Die Gedanken sind frei! Elbe-Elster-Klinik Finsterwalde I ag T r e Uns ch denke, was ich will und was mich beglücket, doch alles in der Still’ und wie es sich schicket. Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei! Jobcenter ELBE-ELSTER U nd sperrt man mich ein im finsteren Kerker, das alles sind rein vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei: Die Gedanken sind frei! SIAG-Anlagenbau D rum will ich auf immer den Sorgen entsagen und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: Die Gedanken sind frei! B eleget den Fuß Mit Banden und mit Ketten Daß von Verdruß Er sich kann nicht retten, So wirken die Sinnen, Die dennoch durchdringen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei! -Hoffmann von Fallersleben- Kjellberg-Maschinenbaufabrik Fortsetzung von Seite 1 Beides muss immer erkämpft werden. Georg Herwegh schrieb 1863 in seinem “Bundeslied“: „Mann der Arbeit aufgewacht! Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still wenn dein starker Arm es will. Deiner Dränger Schar erblaßt, Wenn du, müde deiner Last, In die Ecke stellst den Pflug. Wenn du rufst: Es ist genug! Brecht das Doppeljoch entzwei! Brecht die Not der Sklaverei! Brecht die Sklaverei der Not! Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!“ Heute ist der wichtigste Tag der internationalen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung. Seit mehr als 100 Jahren gehen am 1. Mai Menschen auf die Straße, um für gute Arbeit zu kämpfen und gegen unwürdige Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Lohndrückerei zu protestieren. Fortsetzung Seite 3 3 Mai 2013 SPITZEN Fortsetzung von Seite 2 Auf ein Wort Kollege Heidrun Elsner DGB-Kreisvorsitzende ELBE-ELSTER Karl Marx und Friedrich Engels, alt aber immer wieder zu gebrauchen, haben per Deklaration 1848 einen Blick voraus gewagt. Einen Blick in eine andere Welt, die schöner, genauer und freier sein wird. Die Steueroasen.......meinten sie nicht. Beide Philosophen glaubten eher daran, dass sich aus der alten bürgerlichen Gesellschaft eine neue, freiere Gesellschaft entwickelt, in der die Menschenwürde geachtet wird, jeder das Recht auf freie Entfaltung hat, wo Männer und Frauen gleichberechtigt sind, wo Ehe und Familie zugleich geschätzt und geschützt sind, wo Bildung an vorderster Stelle steht und vieles andere mehr. Von all dem sind wir weit entfernt. Statt in einer sozial ausgewogenen Gesellschaft leben zu können, leben wir mitten in einer gewaltigen Eurokrise, müssen um unsere Arbeitsplätze und die unserer Kinder bangen und kämpfen. Politik und Wirtschaft jammern ...so war der 1. M wegen Mangel an Fachkräften gleichzeitig um die Wette, auf der anderen Seite werden ausländische Fachkräfte nach Deutschland geholt um sie ausbeuten zu können, ganz nach dem Motto „Es geht noch billiger“. Es herrscht vorwiegend prekäre Beschäftigung, die Altersarmut nach sich zieht. Wohlstandsverwahrlosung und Armutsindustrie setzen dem Ganzen noch eins drauf. Die Agenda 2010 sorgte für sinkendes Lohnniveau und zielsicher für stetig wachsende Altersarmut. Gut ausgebildete Langzeitarbeitslose jedoch werden in prekäre Arbeits- ai 2013 durchzusetzen. Gerechte Löhne - flächendeckender Mindestlohn - vernünftige Perspektiven für die jungen Leute - sichere Renten. Unter der Oberfläche grummelt es bei vielen unserer Mitbürger. Viele reden sich noch ein: Die da oben machen ja doch, was sie wollen. Immerhin drückt sich im Grummeln Unzufriedenheit aus. Nun müssen wir aufhören, allzu schüchtern zu sein. Es ist Wahlzeit. Da kann man den Parteien allerhand aufs Butterbrot streichen. Selbst wenn Parteien nur Versprechungen machen, sind wir ein Stück weiter, umso besser können wir sie auch nach den Wahlen zur Rede stellen. So wie es ist, muss es nicht bleiben. Kollegen geht Aufrecht. Das Volk sind WIR!!!! plätze gedrängt bzw. müssen unter Strafandrohung ihre Arbeitskraft unter Wert verkaufen, ohne die Möglichkeit existenzsicherndes Einkommen zu erhalten. An der Agenda 2020 wird schon fleißig gebastelt Lassen wir uns nicht mehr länger dem Kapital als tagtägliches Fischfutter vorwerfen. Organisieren wir uns, um unsere ureigenen Interessen Schüler der Musikschule Fröhlich Dafür waren wir heute unterwegs und werden auch weiterhin unermüdlich unsere Stimme erheben. Ich lade Sie alle ein - mit uns gemeinsam - sich für uns und unser Leben in der Gesellschaft einzusetzen und zu streiten. Werkverträge - Missbrauch stoppen Niedriglohn und prekäre Beschäftigung sind auf dem Vormarsch. Mehr und mehr werden auch sogenannte Werkverträge dazu missbraucht, um den sozialen Schutz der Beschäftigten zu unterlaufen. In der Ernährungsindustrie, dem Baugewerbe, der Metallindustrie – überall steigt die Zahl der Arbeitskräfte, die nicht zur Stammbelegschaft zählen, sondern per Werkvertrag bei einer Drittfirma beschäftigt sind. Werkverträge sind oftmals wie Leiharbeit zu einem betrieblichen Instrument der Personalflexibilisierung geworden, mit dem die Stammarbeitsplätze reduziert werden können. In den letzten Jahren werden Werkverträge aber auch eingesetzt, um Teile der Produktion zu verlagern und so vor allem Lohnkosten zu sparen, Fortsetzung Seite 5 ++wichtig++wic htig++wichtig++ w Liebe Kolleginnen Kollegen, wir sind an...: ichtig und → Aufklebern → Stickern → Plaketten → LOGOs von (noch) existierenden Firmen → Aufzeichnungen → Dokumenten u.ä. → Fotos etc. - besonders auch von „SIAG“/ Massen ...interressiert. Wir wollen diese sammeln und archivieren, um Dokumentationen und Mappen zu erstellen. Bitte schickt diese Materialien an den DGB - Kreisvorstand ELBE-ELSTER; Leipziger Str. 8-12;03238 Finsterwalde oder nehmt mit uns bitte Verbindung auf: lutz.glasewald@dgb. de im Auftrag Rainer Rietze 4 Mai 2013 SPITZEN Fortsetzung von Seite 1 Die Welt zu Hause in Cottbus Das vergessene Mahnmal 8. Mai 2013 Auf dem Friedhof in Massen befindet sich, fast versteckt, im hinteren Teil, ein kleines Mahnmal. In Gedenken an, während der Nazidiktatur, Verstorbene eines Arbeitslagers in Massen. 3 sowjetische Frauen, 2 polnische Arbeiter und 3 polnische Kinder haben hier ihre letze Ruhestätte. Dieses Mahnmal befindet sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Verdreckt und ungepflegt. Liebe Gemeindevertreter von Massen - auch fast 70 Jahre nach dem Kriegkümmert euch um diese Gedenkstätte - Ihr Tod sei mogo uns Mahnung! Gewerkschaftsvertreter, Gemeindevertreter und Mitglieder DIE LINKE bei der Blumenniederlegung am 8. Mai 2013 in Massen Am Gründungstag des Fußballclubs Energie Cottbus, dem 31. Januar 1963, hat wahrscheinlich niemand damit gerechnet das, dreißig Jahre später, mal so viel Internationalität auf dem heiligen Grün des FCE spielen wird. Der FC Energie hat es auch bisher als einziger BundesligaKlub geschafft, im Spiel gegen den VfL Wolfsburg, am 6. April 2001, seine Startaufstellung nur mit ausländischen Spielern zu besetzen. Daran kann man sehen, dass es dem FCE gelungen ist, aus einer Vielzahl von einzelnen Personen eine gesellschaftliche und kulturelle Einheit zu formen. Im Jahr 2012 zeigte die Mannschaft des Energie Cottbus große Geschlossenheit. Im Spiel gegen den VfL Osnabrück verletzte sich der 20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen Am Samstag, 25. Mai, fand in Solingen eine bundesweite Demonstration zum 20. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen statt. 29. Mai 1993 - In Solingen sterben 5 Mitglieder der Familie Genç bei einem Brandanschlag. Beinahe zeitgleich wurde durch die sogenannte Drittstaatenregelung das Grundrecht auf Asyl in Deutschland faktisch abgeschafft. Der Solinger Brandanschlag geschah in einem von extremem Rassismus geprägten gesellschaftlichen Klima: Politik und Medien hetzten mit der Parole „Das Boot ist voll!“ gegen „Ausländer“, und bei den Pogromen von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen applaudierten „brave Bürger_innen“ der Nazigewalt, während Polizei und Behörden tatenlos zusahen. Eine ähnliche Stimmung wie sie von Bundesinnenmister Friedrich und anderen derzeit wieder angefacht wird. Auch 20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen: Das Problem heißt Rassismus! mogo Osnabrücker Spieler Flamur Kastrati an Kopf und Wirbelsäule. Die Spieler des FC Energie bewiesen ihre Solidarität, indem sie in den letzten Spielminuten keine Gegenangriffe starteten, um das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Dafür wurde die Mannschaft mit der Fair-PlayTrophäe ausgezeichnet. Bis hierher gehe ich voll mit, dass der Fußballclub Energie Cottbus Fa wu n i e n jeden Tag Integration lebt. Aber dennoch gibt es einen Einwurf. Wie kann es sein, dass ein Verein, der darauf bedacht ist Toleranz, Solidarität und Integration tagtäglich zu leben und auszuüben, gleichzeitig beide Augen zudrückt und die Hühneraugen dazu und Rassismus toleriert. Das kann und darf nicht sein. Wie ist es möglich, dass eine rechts orientierte Fangemeinde im Stadion fremdenfeindliche Parolen skandieren darf? Und das noch in vorderster Reihe. Sind die Verantwortlichen auf dem rechten Auge blind oder ist es zu einer chronischen Entzündung gekommen?. Genügend ist in einschlägigen Medien berichtet worden, was im Cottbusser Fußball-Umfeld vor sich geht. Es ist höchste Zeit sich von diesen Leuten zu distanzieren. Unser FCE hat es nicht nötig, sich von Neonazis die Welt erklären zu lassen. Cottbus ist bunt an Vielfalt und das soll so bleiben. Ein treuer Fan rf Gedanken im Gedenken Frühling 2013. Es ist Mai. Der Frühling ist wieder da. Ob Groß, ob Klein - jeder geht seinen alltäglichen Wegen nach. Nach getaner Arbeit, einfach den Tag langsam ausklingen lassen. Friedlich, im Kreis der Familie oder zurückgezogen und vielleicht ein Buch lesend. Da fällt mir ein ... es ist Mai. Vor achtzig Jahren sah es anders aus. Da brannten Bücher. Heinrich Mann „Der Untertan“ Erich Kästner „Emil und die Detektive“ Karl Marx „Das Kapital“ Heinrich Heine „Die Loreley“ Anna Seghers „Das siebte Kreuz“ Bertolt Brecht „Dreigroschenoper“ Rosa Luxemburg „In revolutionärer Stunde: Was weiter?“ Carl von Ossietzky Herausgeber „Die Weltbühne“ Grete Weiskopf „Als Unku Edes Freundin war“ Kurt Tucholsky „Schloss Gripsholm“ Joachim Ringelnatz „Humor ist der Knopf, der verhindert, das uns der Kragen platzt“ Albert Einstein „Die Relativitätstheorie“ Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ Genannt sind nur einige der vielen Autoren, deren Bücher verbrannt wurden. Nicht nur in Berlin. In ganz Deutschland. Wo stehen wir Heute? Ist es wirklich friedlich hee im Mai 2013?! 5 Mai 2013 SPITZEN 34. Deutscher Evangelischer Kirchentag „Soviel du brauchst“ Mai 2013 in Hamburg Der 34. „Deutsche Evangelische Kirchentag“ fand vom 1. Mai bis 5. Mai 2013 in Hamburg statt. Mit 130 000 Teilnehmern ist er recht gut angenommen worden. Besonders die obige Zusage hatte es in sich. Dieser Halbsatz sucht Ergänzungen durch die Menschen. Einerseits nimm dir nur „soviel du brauchst“, damit Andere und nachfolgende Generationen auch noch genügend haben. Andererseits sorge dafür, dass Andere auch bekommen was sie brauchen. Nächstenliebe erschöpft sich eben nicht in Almosen, sondern in der verantwortungsvollen Fürsorge für alle Menschen. Die Einen sprechen dabei von Nächstenliebe, die Anderen von Solidarität. Beide Worte haben das gleiche Ziel. So stand dieser Kirchentag auch für Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften. Direkt vor dem offiziellen Beginn, am Nachmittag des 1. Mai, suchten die Kirchentagsverantwortlichen bei einer Brückenveranstaltung den Schulterschluss mit den Gewerkschaften. Dabei wurde betont, dass „soviel du brauchst“ sich ganz konkret auch auf Mindestlohn, Existenzsichernde Einkommen für Männer und Frauen, sowie Schranken gegen Lohndumping, Tarifflucht und Niedriglohnkonkurenz bezieht. Diese Zusammenarbeit haben ebenso die Gewerkschaften über die gesamte Zeit gestaltet. Dabei wurde unter anderem auch besonders das dringend reformbedürftige kirchliche Arbeitsrecht kritisch angesprochen. Solche gemeinsame Verantwortung sollte in Zukunft weiter ausgebaut und verinnerlicht werden. Drei Themenschwerpunkte ergänzten das Leitmotto des Kirchentags: „Verantwortungsvolles Wirtschaften, Inklusion in allen Lebensbereichen und interreligiöser Dialog“. Wir müssen unsere Welt in diesem Sinn gestalten, damit sie für alle lebenswert wird. Eingeladen waren aber nicht nur evangelische, katholische, orthodoxe und andere Christen, sondern auch Muslime, Juden und Atheisten. Religionen wurden und werden immer wieder zum Gegeneinander missbraucht, obwohl alle das Miteinander betonen. Wer die christliche Botschaft der Nächstenliebe ernst nimmt, muss über den eigenen Tellerrand schauen und darf Ausgrenzungen aller Art nicht zulassen. Auch dieser Dialog muss dringend ausgeweitet werden, damit unsere Welt friedlicher wird. Die von den Kirchentagsteilnehmern verabschiedeten Resolutionen sprechen für sich: 1. Menschenhandel muss bekämpft und die Opfer geschützt werden, 2. Gegen Rüstungsexporte, 3. Uranmunition ächten, 4. Altersarmut verhindern, 5. Wir brauchen eine sozial gerechte und umweltverträgliche Energiewende, 6. Menschenrecht auf sauberes Wasser sichern. Der Abschlussgottesdienst brachte die sozialen und menschlichen Anliegen des Kirchentags noch einmal besonders zum Ausdruck. Frieden und Gerechtigkeit haben Zukunft. Gewalt hat nicht das letzte Wort. Chancen und Ressourcen sind ungleich verteilt. Es gibt viel Armut in der Welt, aber auch hier in Deutschland, deshalb müssen wir teilen lernen. Ohne Geiz und Gier wird Armut und Krieg überwunden. Das achtungsvolle Zusammenleben von Religionen und Kulturen kann gelingen, wir müssen es nur wollen. Diese Botschaften des Kirchentags sollten von den Medien verbreitet und von den Menschen verinnerlicht werden, damit alle Menschen genügend haben. Rainer Weigt 4 S. 474) Die Autoren des Manifests fügen hinzu, erniedrigtes, ein geknechtetes, ein ver„dass der erste Schritt in der Arbeiterrelassenes, ein verächtliches Wesen ist...“ volution die Erhebung des Proletariats (MEW 1 Seite 385) Marx schließt also zur herrschenden Klasse, die Erkämpin die Menschenwürde ein: Menschen fung der Demokratie ist“. (MEW 4 S. müssen, ja - sie müssen um die Aner481) kennung ihrer Würde auch kämpKarl Marx hat begonnen, die besitzlofen, ihre Würde verlangt es, und sie M a r x ist nicht sen Lohnabhängigen als können es. Zur Würde gehört, sich gestorbe n Klasse zu definieren. Er selber als fähig zum Kampf um eigene setzt an die Stelle hat sie in ihrer geschichtWürde zu begreifen. Das ist die Quintder Isolierung der Arbeiter...ihre revo- lichen Lage und ihrer menschlichen essenz der Würde, das A und O aller lutionäre Vereinigung durch die Assozi- Würde begriffen, als Erdenbürger, die geschichtlichen Entwicklung - und der ation. Mit der Entwicklung der großen ihr Schicksal gestalten und die KlassenTheorie von Karl Marx. Industrie wird also unter den Füßen der spaltung der Gesellschaft überwinden Wer den Menschen nicht zubilligt, von Bourgeoisie die Grundlage selbst wegge- können. Das bleibt richtig, erst recht im Idee und Theorie ergriffen zu werden, zogen, worauf sie produziert und die Pro- einundzwanzigsten Jahrhundert. schließt Fortschritt aus. Deshalb stellt dukte sich aneignet. Sie produziert vor sich auch die Frage: Was heißt hier „beallem ihren eigenen Totengräber.“(MEW Fortsetzung folgt Dr. Reiner Thiel greifen müssen“? Worin steckt das ProFortsetzung von Seite 1 blem? Darüber wird noch zu sprechen sein. Im dialektischen Denken geübt zogen Marx und Engels aus dem gigantischenFortschritt der kapitalistischen Produktion den Schluss: „Der Fortschritt der Industrie... Werkverträge - Missbrauch stoppen Fortsetzung von Seite 3 ...weil die eingesetzten Werkvertragsbeschäftigten häufig deutlich niedriger entlohnt werden als die Stammbeschäftigten. Deswegen sehen die Gewerkschaften Handlungsbedarf, um diese missbräuchliche Umsetzung zu unterbinden. Missbrauch wird in Deutschland leicht gemacht. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist der Arbeitsmarkt in Deutschland anfällig für „Umgehungstatbestände“. Die Kontrollen sind gering, die gesetzliche Abgrenzung ungenau und die Lohnregulierung, vor allem im unteren Einkommensbereich, niedrig. Leiharbeit und Werkverträge sind deswegen bei Arbeitgebern beliebte Konstruktionen, um Risiken abzuwälzen. Dies setzt andere Unternehmen unter Druck, die aus Wettbewerbsgründen dann ebenfalls zu diesen Praktiken übergehen. Hierdurch wird die soziale Sicherung untergraben und die Chancen der Beschäftigten existenzsichernde Löhne zu erhalten, sinken. Verleiher weiten ihr Geschäft auf Werkverträge aus. Verstärkt wird die Problematik dadurch, dass die großen Verleihunternehmen inzwischen neben der klassischen Arbeitnehmerüberlassung auch Modelle von Werkvertragsarbeit den Kunden alternativ anbieten. [...] Sowohl die Leiharbeitsunternehmen als auch die Werkvertragsunternehmen haben in der Regel keinen eigenen Geschäftszweck sondern stellen lediglich Personal zur Verfügung. Da sie nicht anderweitig am Markt tätig sind, übernehmen sie keine betriebswirtschaftlichen Risiken für das Personal. Wenn der Werkvertrag oder die Leiharbeit nicht verlängert wird, führt dies in der Regel zur sofortigen Arbeitslosigkeit der Beschäftigten. Hierdurch werden Regelungen des Kündigungsschutzes unterlaufen und die Sozialversicherungen mit zusätzlichen Kosten belastet. Quelle: „arbeitsmarkt aktuell“| Nr. 5 / Juni 2012 6 Mai 2013 SPITZEN Zeiten Vor 175 Jahren (1838) 8. Mai - In London wird die People’s Charta veröffentlicht. Sie wird zur Geburtsstunde der Chartistenbewegung. Vor 150 Jahren (1863) 23. Mai - Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) in Leipzig. Vor 80 Jahren (1933) 2. Mai - Polizei, SA und SS besetzen die Einrichtungen der Gewerkschaften. 10. Mai - Bücherverbrennungen in Berlin und an anderen deutschen Hochschulstandort ...zu guter Letzt s s Monat e d K C Ü FUNDST Es gibt in Deutschland wahrscheinlich keine Institution, die so viel Papier ausstößt wie die Bundesagentur für Arbeit (BA). Mehr als 500.000 Schreiben verschickt die Behörde pro Arbeitstag. Im Jahr sind das 120 Millionen. „Durch eine klarere Sprache wollen wir die Akzeptanz in die Arbeit der Jobcenter erhöhen und damit mehr Vertrauen in unsere Entscheidungen aufbauen“, sagt BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Er erhofft sich dadurch auch, dass die Anzahl der Widersprüche zurückgeht, „die Hartz-IV-Empfänger oft nur einlegen, weil sie die Bescheide nicht verstanden haben“. Ja - Nee - is klar...nicht etwa weil geschätzte 80% der Bescheide fehlerhaft bzw. rechtswidrig sind. Am 1. August soll dann der nächste große Akt der Nürnberger SchreibRevolution kommen: ein neuer ALG II-Antrag, mit weniger Text, hellgrüner Farbe und vereinfachten Angaben zum mogo Ankreuzen. O H N E Kommentar Vor 65 Jahren (1948) 1. Mai - Start zur ersten Internationalen Friedensfahrt. Die Friedensfahrt wird zum wichtigsten internationalen Amateurradrennen. 14. Mai - Proklamierung des Staates Israel. Einen Tag später beginnt der Palästinakrieg zwischen Israel und den Staaten der Arabischen Liga. T Vor 50 Jahren (1963) 29. April - Metallarbeiterstreik in Baden-Württemberg. Wird am 10. Mai mit der Annahme der erkämpften Lohnerhöhungen beendet. Vor 20 Jahren (1993) 26. Mai - Der Deutsche Bundestag verabschiedet das Asylverfahrengesetz, das die Asyl-gewährung einschränkt. Vor 15 Jahren (1998) 2./3. Mai - Beschluss zur Einführung des EURO zum 1.1.1999. DGB-Kreisvorstand ELBE-ELSTER Leipziger Straße 8 - 12 03238 Finsterwalde V.i.S.d.P.: Heidrun Elsner Redaktion: Heidrun Elsner; Monika Goetzke; Christian Nebeling; Ronny Müller Fotos: Manuel Brand; Christian Nebeling; Frank Ostertag; F Sozial beratung Steht Ihr vor einer Entlassung, habt ihr einen Antrag auf EMRente gestellt oder habt ihr Probleme mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter? Ab Juni 2013 findet an jedem 2. und 3. Donnerstag im Monat von 14 - 16 Uhr eine Sozialberatung statt. In den Räumlichkeiten der IG Metall, Leipziger Str. 8-12, 03238 Finsterwalde beraten wir Euch zu o.g. Problemen. DGB-Kreisvorstand GELA 29. Mai - Ausländerfeindlicher Brandanschlag in Solingen. In dem Haus verbrennen fünf türkische Mitbürgerinnen. IMPRESSUM SPITZEN - Ausgabe Mai 2013 Herausgeber: R EF Liebe Kolleginnen und Kollegen, teilt uns eure Meinungen und Erfahrungen, Standpunkte und Haltungen mit. Wir würden diese gern hier in unserem Blättchen veröffentlichen und gemeinsam mit Euch in regen Meinungsaustausch treten. Zuschriften bitte an DGB-Kreisvorstand: In eigener Sache ELBE-ELSTER, Leipziger Straße 8 - 12, 03238 Finsterwalde Die Redaktion