Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt

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Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt
LITERATURBERICHT
TIERethik
6. Jahrgang 2014/1
Heft 8, S. 75-107
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem
Aspekt
Literaturbericht 1/2014
Petra Mayr, Frauke Albersmeier, Alexander Christian, Kathrin Herrmann, Erwin
Lengauer, Alina Omerbasic, Philipp von Gall, Florian Leonhard Wüstholz
Inhalt
Vorbemerkung .................................................................................................. 76
1. Philosophische Ethik .................................................................................. 77
1.1 Klaus Petrus und Markus Wild (Hrsg.): Animal Minds & Animal
Ethics. Connecting Two Separate Fields .................................................... 77
1.2 Sabine Tischler: Menschen, Tiere und Moral. Neurophilosophische
Überlegungen zum moralischen Status von Tieren...................................... 79
2. Tiere und Gesellschaft ............................................................................... 83
2.1 Dawne McCance: Critical Animal Studies. An Introduction ....................... 83
2.2 Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hrsg.):
Tiere Bilder Ökonomien – Aktuelle Forschungsfragen
der Human-Animal Studies .......................................................................... 86
2.3 Nick Cooney: Veganomics: The Surprising Science on What
Motivates Vegetarians, from the Breakfast Table to the Bedroom .............. 90
2.4 Emil Franzinelli, Andre Gamerschlag, die tierbefreier e.V.:
Tierbefreiung – Beiträge zu Profil, Strategien und Methoden
der Tierrechtsbewegung ............................................................................... 94
2.5 Dan Lyons: The Politics of Animal Experimentation .................................. 98
2.6 Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit .............................................. 101
3. Rechtsfragen und Rechtsentwicklung .................................................... 103
3.1 Carolin Raspé: Die tierliche Person ........................................................... 103
Literatur .......................................................................................................... 106
Literaturbericht
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| Petra Mayr et al.
Vorbemerkung
Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften haben einen jeweils
anderen Zugang zu ihren Forschungsobjekten. Sie wollen unterschiedliche Fragen klären. Und sie versuchen dies mit je unterschiedlichen Methoden. Es versteht sich von selbst, dass sie durch ihre unterschiedliche
Herangehensweise auch zu Erkenntnissen anderer Art gelangen – und
zuweilen auch den Gegenstand der Untersuchungen damit neu und anders
„konstituieren“. Jede Spezialisierung hat ihrerseits den Vorteil, tiefer in
ein Thema vorzudringen, zugleich aber auch den Nachteil, nur ausgewählte Aspekte zu beleuchten.
Auch innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin gibt es Spezialisierungen. Gerade die Philosophie hat oft mit dem Verwurf zu kämpfen, ihre
Forschung im Elfenbeinturm zu betreiben: sich einzig und allein der eigenen Erkenntnis, dem eigenen Forschungsinteresse zu widmen, ohne
sich die Frage nach gesellschaftlicher Relevanz zu stellen. Der Band der
beiden Philosophen Klaus Petrus und Markus Wild Animal Minds &
Animal Ethics. Connecting Two Separate Fields hat sich der anspruchsvollen Aufgabe gewidmet, in unorthodoxer Weise Impulse zu setzen und
Verbindungslinien zwischen unterschiedlichen Disziplinen, aber auch
innerhalb der Philosophie zu suchen.
So werden Autoren der theoretischen Philosophie zu einer ethischen
Reflexion eingeladen. Das ist ein ungewöhnliches Unterfangen, da sich
die theoretische Philosophie im Gegensatz zur Ethik gerade nicht mit
normativen Fragen wie etwa „Was sollen wir tun?“ beschäftigt. Im tierethischen Diskurs muss die analytische Philosophie derzeit deutlich Kritik einstecken, weil sie zu „neutral“ sei.
Das wird auch im Einführungsband der Moralphilosophin Dawne
McCance deutlich. In Critical Animal Studies. An Introduction plädiert
sie dafür, Antworten auf die Frage nach dem richtigen Umgang mit Tieren auch in der Kunst, Architektur oder Literatur zu suchen. Die Moralphilosophin will damit die Critical Animal Studies noch einmal deutlich
ausgeweitet sehen.
Petra Mayr
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
1. Philosophische Ethik
1.1 Klaus Petrus und Markus Wild (Hrsg.):
Animal Minds & Animal Ethics.
Connecting Two Separate Fields
360 S., Bielefeld: transcript Verlag, 2013,
49,80 EUR
Manche Menschen verstehen sich darauf, das
Unglück ihrer tierlichen Verwandten auf eine
besonders einfache Weise zu schmälern. Sie
schlagen es sich – mal mehr und mal weniger
elaboriert – aus dem Kopf! Was klingt wie ein
schlechter Scherz, ist die grobe Skizze einer
psychologisch notwendigen Voraussetzung, die Unterdrückung von Tieren ziemlich hemmungslos zu betreiben. Daher ist die Frage nach tierlichen Empfindungen, Gedanken oder Wünschen nicht nur ein philosophisch, sondern auch politisch umkämpftes Terrain.
Der Geist der Tiere und die Tierethik: Dem brisanten Zusammenspiel
dieser beiden Einheiten widmet sich der neue, wegweisende Sammelband
von Klaus Petrus und Markus Wild.
Die beiden Schweizer Philosophen laden darin Autor_innen mit einem Hintergrund in der theoretischen Philosophie zur ethischen Reflexion ihrer Ergebnisse ein – sowie umgekehrt Tierethiker_innen dazu, etwas
zu den Voraussetzungen ihrer Positionen in der Philosophie des Geistes
zu sagen. Die drei Kapitel Animals, Science and the Moral Community,
Animal Autonomy and Its Moral Significance und The Diversity of
Animal Ethics stecken den Inhalt von 13 zielsicher ausgewählten Beiträgen ab:
Die thematische Dreiteilung ermöglicht es, die vielschichtigen und
detailreichen Ansatzpunkte zum Thema leichter zuzuordnen. Der oben
genannte Ansatz – der Schüleraustausch zweier philosophischer Disziplinen – gerät dadurch an einigen Stellen etwas weniger plakativ, als sich
dies manch einer vielleicht gewünscht hätte. Dies nimmt man am Ende
aber gerne in Kauf, denn dadurch umgehen die Herausgeber schon in der
Struktur elegant jene dualistische Aufteilung, die eine tiefere und erhellende Auseinandersetzung lange erschwert hat. Die Beiträge zeigen, dass
es reichlich Gründe dafür gibt, Brücken zwischen den beiden Disziplinen
zu schlagen. Manchmal lassen sie den Leser sogar mit drastischeren Fragen zurück, zum Beispiel: Wie effektiv kann eine Ethik den Umgang mit
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tierlichen Leiden beurteilen, wenn methodische Aspekte über das Wesen
und die Zuschreibung tierlicher Leiden dabei übersprungen werden? Und
wie effektiv können die theoretische Philosophie und vor allem die Biologie über das Wesen tierlicher Leiden urteilen und dabei den Anspruch
bedienen, normativ-ethische Aspekte auszublenden?
Hans Glock hält es in seinem Beitrag für legitim, die Klärung von
Fragen nach dem tierlichen Geist politisch zu motivieren. Ebenfalls für
legitim hält er es, nach ethischen Konsequenzen der Zuschreibung geistiger Fähigkeiten zu fragen. Er spricht sich aber dagegen aus, sich ein Bild
des tierlichen Geistes „zurechtzuschneidern“, das zu den eigenen ethischen Vorstellungen am besten passt. Man kann Glock hier so verstehen,
dass er politisch involvierte Autor_innen dazu auffordert, die für ihre
Arbeit zentrale Zuschreibung von tierlichen Leiden oder Wünschen den
professionellen Schneidern, also der Philosophie und der Biologie, zu
überlassen. Er statuiert offenbar eine politisch neutrale Philosophie des
Geistes. Einige Beiträge des Bandes zeigen aber auch, wie die an akademische Disziplinen gerichtete Hoffnung, sich zum Geist der Tiere erhellend zu äußern, oft genug enttäuscht wurde. Bernard Rollin erläutert, wie
sich die Biologie und Veterinärmedizin darüber lange in Schweigen hüllte. Die Philosophie war dagegen häufig mit den Fallstricken eines absurden Skeptizismus beschäftigt, der stets aufs Neue fragte: Kann es sein,
dass wir tierlichen Geist fälschlicherweise vermenschlichen? So entstand
der Eindruck, als sei die Wissenschaft zwar in der Lage, Atome zu spalten, aber leider nicht, Tragfähiges über den tierlichen Geist zu sagen.
Collin Allin und Marc Beckoff geben sich dagegen optimistisch, dass
der Geist der Tiere heute in einem naturwissenschaftlichen Sinn erklärt
und eine Ethik daran angeschlossen werden kann. Dieser Ansatz wird von
zwei jüngeren Autor_innen aus methodologischer Sicht aufgegriffen:
Justin Smith skizziert eine moderne Genealogie gesellschaftsprägender,
darunter naturwissenschaftlicher Konzepte und zeichnet Wissenschaft
und Ethik somit als Vektor der menschlichen Umwelt. Die Bestimmung
des moralischen Status, der Vernunft oder des Bewusstseins von Tieren
wird damit – im postmodernen Sinn – unter Gesichtspunkten der Verteilung polit-ökologischer Pfründe als eine Form des Krieges erklärbar.
Elisa Aaltola kritisiert, dass es „irgendwie abgehoben“ erscheint, wichtige ethische Konzepte wie den Personenstatus von Tieren an die logischinferente Zuschreibung bestimmter tierlicher Fähigkeiten zu knüpfen. Sie
beschreibt die empathische Interaktion mit Tieren als Ausgangspunkt, um
Konzepte wie „Leiden“ oder „Person“ auch theoretisch zu durchdringen.
Daher ist sie für Aaltola nicht politisch neutral, sondern normativ gela| 78 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
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den. Dennoch argumentiert sie plausibel, wie dieser Zugang den Kriterien
der Objektivität genügen kann.
An wen richtet sich ein Band, der immerhin zwei im Zeitgeist verhaftete Fragen, nämlich die Frage nach dem Geist und nach dem Umgang
mit Tieren, zu ihrer gegenseitigen Befruchtung verbindet? Er ist für jedermann interessant, auch wenn der- oder diejenige bisher noch wenige
Berührungspunkte mit der Philosophie des Geistes hatte. Fest steht, dass
es angewandten Disziplinen wie der Nutztierethologie und der Veterinärmedizin heute nicht mehr zusteht, die Beschäftigung mit der komplexen Verbindung zwischen Ethik und tierlichem Geist als „praxisfern“ zu
vernachlässigen. Der Band zeigt, wie sich das dilettantische Zurechtschneidern des Geistes der Tiere verhindern lässt. Dass die Schneiderei aber nicht frei im Raum schwebt, sondern ihre Wurzeln und vor
allem ihre Implikationen im Leben hat, darf als postmodere Lehre gelten.
Die Auswahl der Arbeiten von Wild und Petrus bezeugt das konstruktive
Potential der postmodernen Philosophie, gerade über dieses Eingeständnis zu einer plausiblen Verbindung der Disziplinen zu gelangen und Politik damit besser zu fundieren.
PS. Das Buch eignet sich dazu, es in der Gegenwart von Tieren zu lesen
oder sich zumindest vorzustellen, dass Derridas Katze einen beim Lesen
beobachtet. Es sind letztlich tierliche Subjekte, die uns etwas angehen,
nicht Theorien über ihren Geist. Diese Erkenntnis unterstützt der Band.
Philipp von Gall
1.2 Sabine Tischler: Menschen, Tiere und
Moral. Neurophilosophische Überlegungen
zum moralischen Status von Tieren
328 S., Hamburg: disserta Verlag, 2013, 49,99
EUR
Mit der Frage nach der Herkunft der Moralfähigkeit des Menschen beschäftigt sich Sabine
Tischler im ersten Hauptkapitel ihrer Dissertationsschrift Menschen, Tiere und Moral. Sie
beleuchtet dieses Phänomen aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen, allen
voran der Neurowissenschaften. Spiegelneuronen bilden die biologische
Basis unserer Empathiefähigkeit – sprich: der Fähigkeit, sich in die Lage
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bzw. Rolle seines Gegenübers versetzen zu können, welche laut Tischler
wiederum die Grundlage für Mitleid und Moralfähigkeit darstellt –, und
der sogenannten „Theory of Mind“, also der Fähigkeit zum emotionalen
Verständnis seines Gegenübers. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich diese Fähigkeiten auch bei und vor allem gegenüber nichtmenschlichen Tieren nachweisen lassen. Menschen seien
durchaus in der Lage, auch mit anderen leidensfähigen Spezies mitzuleiden.
Im anschließenden Kapitel betrachtet die Autorin physische und „metaphysische“ bzw. mentale Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Tier mit
dem Ziel, die künstliche Dichotomie zwischen ihnen aufzuheben. Während Sprache oder die Nutzung und Herstellung von Werkzeug schon
länger kein Trennkriterium mehr darstellen, zeige sich, dass auch einige
nichtmenschliche Tiere wie Bonobos und Gorillas zu Empathie, Kooperation, Fürsorge und „Theory of Mind“ fähig sind. Diesen Fähigkeiten
scheint folglich ein neuronaler Mechanismus zugrunde zu liegen, der aus
evolutionsbiologischer Sicht weit älter sein muss als der Mensch, so
Tischler. Darüber hinaus erhärten sich die Belege dafür, dass viele Spezies Schmerz und Leid auf ähnliche Weise erleben wie der Mensch, da sie
sowohl physiologische als auch mentale Grundvoraussetzungen dafür mit
uns teilen. Auch wenn wir nie genau wissen werden, wie sie fühlen, sollten wir uns Tischler zufolge stets auf der sicheren Seite bewegen und
ihnen gegenüber moralisch handeln. Letztlich bestätige sich Darwins
These der „Kontinuität zwischen Mensch und Tier“, und es zeige sich,
dass zwischen uns kein qualitativer, sondern höchstens ein quantitativer
bzw. gradueller Unterschied besteht.
Nach einer recht knappen, aber durchaus informativen Darstellung,
Kritik und Abgrenzung von verschiedenen tierethischen Ansätzen (u.a.
Schopenhauers Mitleidsethik, Schweizers Biozentrismus, Singers Präferenzutilitarismus, Regans Argumentation für Tierrechte und Wolfs generalisiertem Mitleid) im vierten Kapitel konkretisiert Tischler ihre Konzeption der „Fairness-(Tier-)Ethik“ im fünften und zentralen Kapitel ihres
Buches. Zunächst rekapituliert sie ihre bisherigen Thesen und Erkenntnisse in Form von Prämissen, von denen einige als anthropologische Voraussetzungen ihrer Theorie zu verstehen sind und andere sich aus Analogieschlüssen auf andere Spezies ergeben. Prämissen der ersten „Säule“
besagen, dass der Mensch empathie- (P1) und infolge dessen auch moralfähig sei (P2) und dass er einen Sinn für Gerechtigkeit besitze (P3). Aufgrund ihrer physiologischen und psychologischen Ähnlichkeiten bestehe
zwischen Menschen und vielen anderen Tierarten eine Analogie (P4 und
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P5), aus welcher sich wiederum ergebe, dass beide leidensfähig seien
(P6) und nach Leidvermeidung streben (P7). Dass anderen, auch nichtmenschlichen Wesen kein „unnötiges bzw. vermeidbares Leid“ zugefügt
werden dürfe und Machtverhältnisse nicht ausgenutzt werden dürfen,
ergebe sich aus dem Sinn für Fairness, den Menschen neben ihrem Sinn
für Gerechtigkeit besitzen (P8).
Die Fähigkeit, Schmerz oder Leid bewusst empfinden und im Verhalten ausdrücken zu können, stellt das zentrale Kriterium von Tischlers in
erster Linie pathozentrischer Tierethik dar. Obwohl Menschen aufgrund
ihrer Konstitution (durch den Besitz von Spiegelneuronen) moralfähig
seien, bedeute dies nicht, dass sie per se gut seien. Sie können sich jedoch
mithilfe von Empathie und „Theory of Mind“ in andere Wesen einfühlen,
Mitleid empfinden und sich ihnen gegenüber moralisch verhalten, so die
Autorin. Da jedoch nicht nur leidensfähige Wesen, sondern auch andere
lebende Organismen und ganze Ökosysteme Schutz bedürfen – nicht nur
aus Nachhaltigkeitserwägungen, sondern auch aus anthropozentrischer
Sicht und um ihrer selbst willen –, fließen zudem biozentrische bzw. ökozentrische Forderungen in die Fairness-Ethik ein.
Weitere Prämissen besagen, dass wir die Verantwortung für unser
Handeln und dessen Konsequenzen tragen (P9), dass es unfair sei, die
Schwäche leidensfähiger Wesen zum eigenen Vorteil auszunutzen (P10),
dass sich per Analogieschluss sowohl Leiden als auch faires oder unfaires
Verhalten erkennen lassen (P11), welches wiederum als unmoralisch
aufzufassen sei (P12), und dass unmoralische Handlungen zu schlechtem
Gewissen und somit zu einem Selbstwiderspruch führen (P13). Dieser
Selbstwiderspruch bestehe darin, dass wir unmoralische und unfaire Behandlung anderer Wesen im Grunde nicht wollen können; nicht nur, weil
sie zu schlechtem Gewissen führen, sondern auch, weil wir durch unser
neuronales Belohnungssystem so konstituiert seien, dass wir andere Wesen nicht leiden sehen möchten.
Aus all diesen Prämissen ergeben sich Konklusionen, welche unter
anderem die Forderung nach Fairness gegenüber leidensfähigen Tieren
(K1), der Einführung von Tierrechten (K2), dem Bemühen um eine nachhaltige Lebensweise (K3) und der Erfüllung einer Vorbildfunktion (K4)
enthalten. Neben diesen allgemeinen Forderungen benennt Tischler auch
konkrete Implikationen oder „Postulate“, die sich aus der Fairness-Ethik
ergeben und deren globale Anwendung der Autorin zufolge die allermeisten ethischen Konflikte zu lösen vermögen: 1) vegane Ernährung (obwohl
auch eine „symbiotische Nutzung“ wie auf sogenannten „No-KillBauernhöfen“, in denen beispielsweise Milch und Eier gegen Schutz und
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Pflege eingetauscht werden, moralisch vertretbar seien), 2) Einschränkung von Tierversuchen auf ein absolutes Minimum, 3) Nutzung von
Tieren in jeglicher Form in ausschließlich symbiotischer Weise (Verbot
von Massentierhaltungsbetrieben und damit einhergehenden Tiertransporten), 4) keine weitere Erschließung bzw. Zerstörung von Lebensräumen,
5) nachhaltige Lebensweise und zu diesem Zweck 6) Geburtenkontrolle
beim Menschen, um die Population wieder auf eine Größe schrumpfen
zulassen, die von den vorhandenen ökologischen Ressourcen getragen
werden kann.
Sabine Tischler ist es in dieser Abhandlung gelungen, mit beeindruckender Klarheit, aber auch Geschwindigkeit aktuelle Erkenntnisse wissenschaftlicher Untersuchungen und Studien, insbesondere der Neurowissenschaften, darzustellen und sie in ihre neue Moralkonzeption, die
„Fairness-(Tier-)Ethik“, einzubeziehen. Alle leidensfähigen Wesen sind,
wann immer es möglich ist, fair zu behandeln, gerade weil sie uns Menschen in entscheidender Hinsicht so ähnlich sind. Das Wissen um diese
Ähnlichkeit und unsere Empathiefähigkeit erlauben letztlich nicht nur
einen Analogieschluss von eigenem Leidempfinden und dem eigenen
Interesse an Leidvermeidung auf das Leiden und das Interesse an Leidvermeidung anderer Wesen – vielmehr erfordern sie diesen. Einzig die
vornehmliche Logik innerhalb von Tischlers Position bleibt hinter den
Erwartungen zurück. Ihre im Einzelnen anschaulich begründeten Thesen
und Forderungen in Form von „Prämissen“ und „Konklusionen“ darzustellen, dient zwar dem Lesefluss. Unter dem Strich besagen die Konklusionen jedoch entweder nichts, was nicht schon in den Prämissen enthalten ist, oder sie folgen nicht direkt aus den Prämissen (zum Beispiel (K2):
die Einführung von Tierrechten). Nichtsdestotrotz macht Tischler deutlich, dass ein Nachdenken über Tiere immer gleich ein Nachdenken über
uns selbst ist und dass sich – weil auch wir Tiere sind – die FairnessEthik auch „allein und vor allem um unser selbst willen“ (29) begründen
lässt. Das hat den Vorteil, dass sie so Begründungsschwierigkeiten rein
pathozentrischer oder bio- bzw. ökozentrischer Positionen entgeht. Gegner pathozentrischer Positionen betonen beispielsweise, dass menschliches Leid in moralischer Hinsicht gewichtiger sei als das nichtmenschlicher Spezies. Tischler kann mit ihrer Fairness-Ethik dagegen halten, dass
dies eine unbegründete, rein speziesistische Haltung sei, da wissenschaftliche Untersuchungen zur Genüge gezeigt haben, dass einige Tiere dem
Menschen hinsichtlich ihrer physiologischen Beschaffenheit in weiten
Teilen gleichen. Dieses Wissen und die Fähigkeit, Mitleid zu empfinden,
verpflichten uns Menschen, auch im Zweifel immer dort Leid zu vermei| 82 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
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den, wo es möglich ist. Und auch der Schutz von Ökosystemen oder anderen lebenden Organismen lässt sich einfach mit dem Verweis auf die
Nachteile ihrer Zerstörung für den Menschen begründen.
Tischlers Fairness-(Tier-)Ethik ist eine klar anthropozentrisch begründete Ethik, was zunächst etwas anbiedernd erscheinen mag, sich aber
letztlich – besonders im Hinblick auf die Vermittelbarkeit ihrer Forderungen – als Stärke erweisen kann.
Alina Omerbasic
2. Tierethik und Gesellschaft
2.1 Dawne McCance: Critical Animal Studies.
An Introduction
190 S., Albany: State University of New York
Press, 2013, 18,60 EUR
In ihrer Einführung beschreibt die Religions-,
Kultur- und Moralphilosophin Dawne McCance
„Critical Animal Studies“ als ein „multidisziplinäres Feld“, entstanden aus der Tierethik und
inzwischen bereichert um Beiträge aus verschiedenen philosophischen Strömungen sowie
anderen Fachwissenschaften. Für das „Kritische“ an diesen Studien stellt sie drei Bedeutungen heraus: Erstens sollten vorgefundene Konzepte des eigenen Forschungsfeldes infrage gestellt
werden. Zweitens solle der Anklang an eine Krise im Sinne einer bedrohlichen Krankheit erhalten bleiben. Damit verbunden ist drittens die Bedeutung von Krise als Wendepunkt. Im Laufe des Buches festigt sich der
Eindruck, dass für die Autorin eine analytisch geprägte Tierethik den
„kranken“ Kern des Forschungsfeldes ausmacht, während postmoderne
Zugangsweisen dessen selbstkritische Ergänzung darstellen und zur Revision seiner Kernannahmen führen sollen.
McCance beginnt ihre Darstellung bei den Klassikern der modernen
Tierethik: Peter Singers konsequentialistischer Ansatz wird am Beispiel
seiner Argumentation für den Vegetarismus vorgestellt, wobei die Autorin auch konkret einige der Grausamkeiten der industrialisierten Tierhaltung und -tötung schildert. Tom Regans Konzeption von Tierrechten wird
vor dem Hintergrund der moralischen Berücksichtigung von Wildtieren
umrissen und holistischen Ethiken gegenübergestellt, wofür exemplarisch
die Position von Jane Goodall erläutert wird. Es scheint McCance eher
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um eigene Schwerpunktsetzungen als um einen repräsentativen Überblick
über die vorgefundene Diskussionslandschaft zu gehen. So folgt sie zwar
mit der Auswahl der prominenten Autoren Singer und Regan explizit der
üblichen Darstellung von der Formation der modernen Tierethik, führt
aber nicht in die kritische Rezeption dieser Beiträge und die Fortentwicklung der von ihnen angestoßenen Diskussionen ein, sondern bringt eigene
Kritik an. Dieses Vorgehen eröffnet dem Leser dieser Einführung leider
keinen Einblick in die Situation, dass in einschlägigen Debatten Singers
problematische Vorannahme von einer überlegenen menschlichen mentalen Verfasstheit, der entscheidende moralische Relevanz zukomme, und
Regans pragmatische Konzentration auf „normal“ entwickelte Säugetiere
längst zur Disposition stehen.
Das Kapitel über Tierversuche ist mit der Zielvorgabe versehen, in aller gebotenen Knappheit in Geschichte, gegenwärtigen Status und die
Ethik dieser Praxis einzuführen. Die Autorin verfolgt die wechselhafte
Erwartungshaltung an Untersuchungen von Tierkörpern seit Aristoteles
über Galen, Vesalius bis zu Descartes und nennt die Evolutionstheorie
sowie Fortschritte der Gentechnologie als Herausforderungen tradierter
Vorstellungen über das Verhältnis von Menschen zu anderen Tieren. Eine
adäquate Darstellung des gegenwärtigen Status tierexperimenteller Forschung bleibt nach diesen historischen Betrachtungen aber ebenso aus
wie Einblicke in aktuelle ethische Diskussionen, methodologische oder
terminologische Kritik. Unter Bezug auf den Soziologen Richard Twine
kennzeichnet McCance die industrialisierte Massentierhaltung als zentralen Ort tierexperimenteller Praxis, insofern sie ein Anwendungsgebiet
gentechnischer Manipulation darstellt. Mit dem Kunsthistoriker und Literaten John Berger beklagt sie das „Verschwinden“ bzw. die Unsichtbarkeit der Tiere in diesem System. Diese Vermischung von sinnvoll zu
differenzierenden Handlungszusammenhängen und ihren spezifischen
Problemen bewirkt jedoch, dass das eigentlich ethisch relevante Leid der
Tiere in Experimenten biomedizinischer Projekte in den Hintergrund tritt.
Im Einklang mit Matthew Calarco sieht die Autorin Derridas Tierphilosophie ebenso wie Beiträge anderer kontinentaler Philosophen aus zentralen zeitgenössischen Diskussionen absichtsvoll und zu Unrecht ausgeschlossen. Unter Berufung auf Derrida und dessen Interpretation durch
Calarco und die Feministin Kelly Oliver kritisiert sie Versuche der
Grenzziehung um eine moralische Gemeinschaft und des Abwägens von
Interessen als fehlgeleitet. Wo sich analytische Tierethik auf Fähigkeiten
(„capacities“) fokussiere, empfehle sich vielmehr Derridas Terminus der
Passivität als Ausgangspunkt für Ethik, insofern darin Verletzlichkeit,
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Endlichkeit und die Möglichkeiten zur Anteilnahme am Leiden des Anderen anklingen.
Der terminologische Einfluss von Derrida wird deutlich, wenn die
Autorin das Interesse an der Überwindung „binärer Oppositionen“, wie
Mensch / Tier, belebt / unbelebt, Mann / Frau, als Gemeinsamkeit der
Critical Animal Studies mit feministischen Theorien aus verschiedenen
Fachrichtungen beschreibt. Sie zitiert die Psychoanalytikerin Julia
Kristeva, die den Begriffen „Frau“ und „Tier“ eine ähnliche ablehnende,
unterordnende Funktion für das (männliche) sich als rational erlebende
„Ich“ zuschreibt. Feministische „ethics of care“ werden anhand der Vertreterinnen Carol Adams und Josephine Donovan kurz dargestellt, wobei
auf Carol Gilligan leider nur indirekt verwiesen wird.
Hauptanliegen der Autorin ist es, alternative bzw. zur Tierethik in
Konkurrenz stehende Zugangsweisen zur „animal question“ aufzuzeigen.
Demgemäß widmet sie ein Kapitel ausgewählten Beiträgen aus Architektur, Kunst und Literatur. Mit der Kulturwissenschaftlerin Mieke Bal fordert McCance ihre Leser auf, von Vorstellungen abzulassen, die einem
entsprechend weiten Verständnis von Critical Animal Studies entgegenstehen, wie der Annahme, dass etwa Kunst oder Architektur keine ethischen oder politischen Argumente enthielten. Vielmehr komme auch dem
„Diskurs des Ausstellens“ („discourse of display“) in einem Museum ein
„Wahrheitswert“ zu.
McCances Einführung richtet sich dem eigenen Anspruch nach an
Studierende und andere Interessierte, ist dabei aber teils recht voraussetzungsreich. Die Schelte der analytischen Philosophie bleibt ohne greifbare Bestimmung dessen, was die Autorin darunter verstanden wissen will.
Ihre Hauptkritik richtet sich gegen die Ausrichtung des (menschlichen)
Ethikers („the subject of ethics“) an einem anthropozentrischen Standard
der Ähnlichkeit potentieller moralischer Objekte mit „normalen“ Menschen. Diese Kritik bedürfte im Rahmen einer Einführung weiterer terminologischer Klärung, etwa von Begriffen wie Anthropozentrismus und
Speziesismus. Sie übersieht darüber hinaus aber auch verwandte Kritiklinien aus der von McCance scharf angegriffenen Tierethik selbst.
Einige zentrale Konzepte werden ohne die Nennung relevanter Quellen eingeführt, was den Beitrag als Einführung diskreditiert. So wird etwa
der Begriff des Utilitarismus lediglich in den Worten eines Aufsatzes von
Gaverick Matheny aus einem von Singer editierten Sammelband definiert. Ein weiteres Beispiel ist der fehlende Hinweis darauf, dass die von
Regan bemühte Formulierung von Rechten als „Trümpfen“ auf Richard
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Dworkin1 zurückgeht. Vor allem aber informiert McCance auch nicht
über ihren eigenen theoretischen Bezugsrahmen. Postmodern geprägte
Ansätze werden als notwendige Ergänzung wahrhaft „kritischer“ Animal
Studies vorgeführt, aber nicht in ihren philosophiegeschichtlichen Kontext eingeordnet. Da sie Critical Animal Studies als ein „multidisziplinäres“ Feld ansieht, kommen als ihre Adressaten Studierende verschiedenster Fächer in Betracht, für die ein transparenterer und selbstkritischer
Umgang der Autorin mit dem eigenen Standpunkt vorteilhaft gewesen
wäre.
McCances Text vermittelt weniger den Eindruck einer Einführung als
vorrangig den einer programmatischen Schrift, die sich um die Positionierung von Beiträgen aus der kontinentalen Philosophie und anderen,
überwiegend geisteswissenschaftlichen Disziplinen als dringend benötigte Ablösung der Tierethik bemüht. Was McCance als analytisch geprägte
Tierethik beschreibt, wähnt sie aufgrund des Nachwirkens des
Cartesischen Leib-Seele- und Mensch-Tier-Dualismus sowie der Ablehnung lite-rarischerer Betrachtungsweisen in einer intellektuellen Sackgasse. Ein wesentliches Problem dieser Darstellung besteht darin, dass positive theoretische Alternativen jenseits der kritischen Auseinandersetzung
mit vorgefunden Konzepten weitgehend unklar bleiben.
Frauke Albersmeier
2.2 Chimaira – Arbeitskreis für HumanAnimal Studies (Hrsg.):
Tiere Bilder Ökonomien – Aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies
322 S., Bielefeld: transcript Verlag, 2013,
29,99 EUR
Einen interdisziplinären Sammelband zu Aspekten
des
gesellschaftlichen
Mensch-TierVerhältnisses hat der Chimaira Arbeitskreis mit
seinem Buch vorgelegt. Als offen konzipierte
Bezugspunkte dienen dabei „Tier-Ökonomien“ und „Tier-Bilder“, die
Assoziationen wecken sowie Differenzierungen und Dekonstruktionen
aktueller Diskussionen ermöglichen sollen. Der Sammelband liefert Ein1
Dworkin, R. Rights as Trumps. In: Waldron, J. (Hrsg.). Theories of Rights. Oxford:
Oxford University Press, 1984, 153-167.
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Literaturbericht
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blicke in die thematische und methodische Vielfalt innerhalb der HumanAnimal Studies, sowohl hinsichtlich der Ansprüche an terminologische
Präzision und empirische Fundierung als auch bezüglich des kritischen
Potentials einzelner Forschungsfragen.
Tiere als ökonomische Akteure einerseits und dem Menschen ausgelieferte Objekte des Wirtschaftens andererseits betrachten die Autoren
Rosen und Wirth, die diese ambivalente Rolle in den Kontext der Unterscheidungspraxis von Mensch und Tier stellen. Sie befragen verschiedene
Begriffe der ,Arbeit‘ hinsichtlich ihrer mittelbaren Funktion als Demarkations- und Stigmatisierungsbegriffe und weisen auf den erheblichen Anteil hin, den nichtmenschliche Tiere an der Entwicklung wirtschaftlicher
und gesellschaftlicher Strukturen haben. Traditionelle Arbeitsbegriffe
werden hierbei als ungeeignet bewertet, die Arbeitsleistung nichtmenschlicher Tiere zu würdigen, weswegen Rosen und Wirth die Möglichkeit
eines aus feministischer Perspektive reformierten Arbeitsbegriffs diskutieren.
Kruse erörtert die Rolle von Bienen als Subjekt und Objekt des Wirtschaftens in der Ökonomik-Literatur ab dem frühen 17. Jahrhundert (65).
Im Zuge des Zurücktretens metaphysischer Aufladung als zoon politikon
und zoon oikonomikon ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so das
Ergebnis, tritt die Biene primär als regulierungsbedürftiges Wirtschaftsobjekt – nämlich als Produzentin von Honig und Wachs unter manipulierbaren Umweltbedingungen (74-78) – hervor. Ebenso zeigt sich, dass
soziomorphe Übertragungen der für Apiformes typischen Eigenschaften
sowohl zur Legitimation von etablierten Sozial- und Wirtschaftsstrukturen (Bienenstaatsmetapher) wie auch zur Herrschaftskritik (Bienenfabel
von Mandeville) verwendet wurden (80f.).
Vielfältige Interpretationsmöglichkeiten nichtmenschlicher Tiere als
Akteure oder Objekte des menschlichen Wirtschaftens arbeiten auch Angerer und Zandt heraus, die sich mit der pharmazeutischen Feldforschung
zu Froschgiften und der Eröffnung experimenteller und ethisch-ökologischer Perspektiven auf nichtmenschliche Tiere in der Ethologie der
Moderne beschäftigen. Sie zeigen auf, dass im Bereich der Erforschung
bioaktiver Substanzen Fröschen als Bioprospektoren Individualität und
Akteurstatus zukommen. In anderen Fällen werden individuelle Eigenschaften von nichtmenschlichen Tieren erst durch ihre Entbindung von
ökonomischen Zwangsverhältnissen sichtbar, so etwa bei der Aufgabe
von Pferden zur Beförderung im öffentlichen Verkehr. Die Beobachtungen der Autoren scheinen die mutmaßlich eindeutigen Rollen von Ein-
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bindung in oder Entbindung von wirtschaftliche(n) Zwangsverhältnisse(n) bei der Verdinglichung nichtmenschlicher Tiere infrage zu stellen.
Eine sachlich wie begrifflich differenzierte Analyse eben solcher Verdinglichung steuert Petrus bei, der herausstellt, dass diese soziale Praxis
als aktive kulturspezifische Ab- und Zusprechung von Eigenschaften
nichtmenschlicher Tiere durch den Menschen aufgefasst werden kann.
„Eigenwert, Autonomie, Integrität und Individualität gehören zu den
Merkmalen, die Wesen mit einem Wohlergehen ausmachen und die ihnen
im Zuge der Verdinglichung abgestritten werden.“ (48) Gleichzeitig geht
Verdinglichung mit dem Zusprechen von Eigenschaften einher, die nur
schwer mit der ersten Gruppe vereinbar sind. So werden Individuen
nichtmenschlicher Tierarten als ersetzbarer und instrumentell verwertbarer Besitz betrachtet, dessen physische und psychische Integrität verletzt
werden darf, falls dies opportun erscheint. Dabei sind Kategorisierung,
Funktionalisierung, Kontrollierung und Konditionierung die zentralen
Mechanismen, durch die die Vergegenständlichung nichtmenschlicher
Tiere ermöglicht bzw. aufrechterhalten wird. Sie konstituieren mitunter
ein Einstellungs- und Wertesystem, durch das Menschen sozialisiert und
kognitive sowie emotionale Apathie gegenüber nichtmenschlichen Tieren
forciert werden. Insbesondere in wohlhabenden Gesellschaften, die reich
an Alternativen für auf Tierleid basierende Produkte sind, wäre hingegen
prinzipiell Solidarität mit allen Individuen wünschenswert, für die es qua
ihrer Empfindsamkeit einen Unterschied macht, ob „sie in ihrem Wohlergehen gefördert oder aber beeinträchtigt werden.“ (57)
Sickert schließt an die jüngste Forschung zum Verhältnis zwischen
Menschen und Tieren in den deutschsprachigen Geschichtswissenschaften an und betrachtet mittelalterliche Rechtspraktiken und Schandrituale
zur Ahndung abweichenden Verhaltens. In quellenkritischer Weise zeigt
sie, dass nichtmenschliche Tiere Opfer rechtsritueller Tötungen wurden
und teils als Hinrichtungsinstrumente dienten. Ihr Beitrag enthält durchaus erschreckende Darstellungen von uns heute bizarr anmutenden Strafpraktiken. Quintessenz ist die Einsicht, dass symbolische Überhöhung
und Verschärfung von Strafen durch die Verwendung – nicht selten die
Tötung – nichtmenschlicher Tiere ein nachweisbarer Teil mittelalterlicher
Rechtspraxis waren und unschuldige Opfer menschliche Straffälligkeit,
so etwa in Reinigungsritualen bei Sexualdelikten (170-174), die biblisch
begründete Mensch-Tier-Grenze nicht nur diskursiv, sondern auch praktisch aufhoben.
Ebenfalls einem historischen Thema widmet sich Mackinger, der abwertende Tier-Metaphern im Rassismus der europäischen Wissenschaften
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
anhand der Forschungen von Christoph Meiners, Carl Vogts und Konrad
Lorenz analysiert. Während bei Ersteren stereotype und biologistische
Konzepten von Tieren dazu dienen, Tierlichkeit primär zur Stigmatisierung von sozial unerwünschten Merkmalen einzusetzen, legt der Ethologe
Lorenz natürliches und instinktives Verhalten umgekehrt als sozial erwünscht und authentisch aus.
Heubachs kritisch-historischer Beitrag „Hitler war Vegetarier“ untersucht den Fehlschluss einer reductio ad hitlerum. Durch eine solche sei
Anhängern der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung bzw. Vegetariern und Veganern eine ihre Tierliebe begründende menschenfeindliche
Ideologie unterstellt worden. Die Objektivität der gegenwärtig wirkmächtigen Geschichtsschreibung sieht Heubach durch uniformierte und ideologische Vormeinungen zu Ungunsten nichtmenschlicher Lebewesen und
ihrer Interessen, also durch Anthropozentrismus und Speziesismus tangiert. Ihr Beitrag mündet in einer kritischen Darstellung des gegenwärtigen Diskurses und einer Rekonstruktion der Tierbilder nationalistisch
pervertierter Rechtfertigungsstrategien.
Tierbilder im engeren Sinne werden zuletzt von Mönnig, Ullrich und
Zett aus kunst- und filmwissenschaftlichen Perspektiven erschlossen,
wobei insbesondere Zetts Beitrag heraussticht, der sich mit der Animation fiktiver Tierkörper im Kino des Fortschritts befasst, genauer: mit
Animationen von Dinosauriern. Da es sich bei ihnen um extinkte Tierarten handelt, mit denen Menschen niemals in einem konkreten Handlungszusammenhang standen, offenbart sich nach Zett ein inhärenter „Widerspruch zwischen der visuellen Präsenz dieser Screen-Tiere und ihrer
gleichzeitigen Ungreifbarkeit“, den die Autorin durch die Analyse früher
und zeitgenössischer Dinosaurierfilme sowie der involvierten Darstellungstechniken und kulturgeschichtlichen Bezüge innerhalb der Dramaturgien mitunter fesselnd beschreibt.
Der Sammelband beweist ein gehobenes Maß an sprachlicher Feinheit, wenn es um die Vermeidung sexistischer und speziesistischer Formulierungen geht; so wird in kritischen Fällen zwischen der maskulinen
und femininen Endung eines Wortes durch einen Unterstrich ein s.g.
„Geschlechter-Zwischenraum“ („gender gap“) geschaffen. Diese aus der
Queer Theorie stammende Methode zur Vermeidung der Verbreitung von
tendenziösen Informationen über das soziale Geschlecht wird im Sammelband auf die Mensch-Tier-Dichotomie ausgeweitet. Sympathisant_innen der deutschen Grammatik könnten daran eventuell Anstoß nehmen, jedoch zeugt diese Vorgehensweise von der Absicht, eingeschliffene Konventionen umzuprägen, die uns durch sprachliche Mittel eine
Literaturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 89 |
| Petra Mayr et al.
sachgemäße und moralisch angemessene Perspektive auf die vielfältigen
Verhältnisse von Menschen und nichtmenschlichen Tieren versperren.
In Anbetracht der Zielsetzung der Anthologie, die vielfältigen Spuren
zwischen den Feldern Tiere, Bilder und Ökonomie durch die Erschließung unterschiedlicher Ansätze aus einem weiten Feld an Forschungsgebieten zu erkunden (11), scheint eine Kritik der bewusst offenen Konzeption nicht geboten. Weil die einzelnen Beiträge im Wesentlichen reibungsfrei nebeneinander stehen, wäre es aber nach dieser Differenzierungsleistung auch interessant zu wissen, welche Konfliktlinien in den
Human-Animal Studies existieren und wie die Verfasser und Verfasserinnen zur Zielsetzung ihres methodisch heterogenen Forschungsfeldes
stehen. So umfasst der Sammelband Untersuchungen feministischer und
marxistischer Theorien, konkrete wissenschaftshistorische und sprachphilosophische Studien analytischer Art sowie kultur- und kunsthistorische
Analysen zu Kunstwerken und Techniken der Kunsterschaffung. Vielleicht sollte man in Anbetracht dessen eher davon sprechen, dass es sich
um „Human-Animal Studies in …“ handelt, d.h. um Studien zum
Mensch-Tier-Verhältnis innerhalb bestimmter Fachwissenschaften. Der
Sammelband legt dies nahe. Dessen ungeachtet bleibt der Lektüreeindruck einer thematisch wie methodologisch heterogenen Sammlung begrüßenswert differenzierter Einzeluntersuchungen.
Alexander Christian
2.3 Nick Cooney: Veganomics: The Surprising Science on What Motivates Vegetarians,
from the Breakfast Table to the Bedroom
210 S., New York: Lantern Books, 2013,
20,70 EUR
Eines scheint klar: Es gibt immer mehr Vegetarierinnen und Vegetarier. Nick Cooney, Gründer
von „The Humane League”, einer Tierschutzorganisation mit Sitz in Philadelphia, will in seinem Buch herausfinden, welche Menschen aus welchen Gründen sich für
oder gegen die vegetarische oder vegane Ernährung entscheiden. Dafür
untersucht er eine große Menge (hauptsächlich amerikanischer) soziodemographischer Studien und versucht auf dieser Basis, Schlüsse darüber
zu ziehen, bei welchen Menschen das größte Potential zu finden ist, um
| 90 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
sie davon überzeugen zu können, vegetarisch oder vegan zu leben, um
damit möglichst viele Tiere vor Leid zu bewahren.
Das daraus entstandene Buch überzeugt einerseits durch den Umfang
an verwendeten Daten und andererseits dadurch, dass exemplarisch beleuchtet wird, wie effizient bestimmte verschiedene Strategien sind, Menschen von einer Ernährungsweise zu überzeugen, die das Leben von Tieren schont. Leider zeigt sich auch, dass die vorhandenen Daten gesicherte
Aussagen oft nicht zulassen, womit viele der Schlussfolgerungen Cooneys mit Vorsicht zu genießen sind.
Veganomics gliedert sich grob in drei Teile. Im ersten präsentiert
Cooney sein ethisches Framework und untersucht, welche Personen als
die typischen vegetarisch lebenden auszumachen sind. Cooneys ethisches
Prinzip ist es, möglichst viele Tierindividuen vor Leid zu bewahren. Er
argumentiert deshalb, dass es am wichtigsten sei, den Konsum von vergleichsweise kleinen Tieren, wie Fischen und Geflügel, zu reduzieren, da
diese den Großteil der sogenannten Nutztiere ausmachen.
Als typische sich vegetarisch ernährende Personen identifiziert er junge Menschen mit guter Bildung und vor allem Frauen. Andere Faktoren
wie zum Beispiel das Einkommen spielen hingegen kaum eine Rolle.
Daraus schließt Cooney, dass die beschränkten Ressourcen der Vegetarismus-Bewegung, die andere Menschen dazu motivieren möchte,
Tierleid zu verhindern, idealerweise für diese Zielgruppe verwendet werden sollen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, eine möglichst
positive Wirkung zu erzielen: „targeting women should be twice as
effective as targeting men“ (54).
Im zweiten Teil geht Cooney der Frage nach, aus welchen Gründen
Menschen Fleisch essen. Er zeigt auch, wie sich der Weg zum vegetarischen Leben gestaltet. Meist vollzieht sich die veränderte Ernährung über
eine graduelle Umstellung, welche in jungen Jahren einsetzt und etwa
zwei Jahre dauert. Die Hauptgründe für eine solche Umstellung sind dabei einerseits der Wunsch, gesünder zu leben, und andererseits, das Leben
von Tieren zu verbessern. Insbesondere bei jungen Menschen, für Cooney die ideale Zielgruppe, spielt die ethische Motivation eine zentrale
Rolle.
Von besonderem Interesse sind außerdem die Daten darüber, welche
die Hauptmotive für eine vegetarische Ernährung sind. Obwohl nebst
Gesundheit und Tierleid auch Sorge um die Umwelt, globale Gerechtigkeit und Geschmack Menschen dazu motiviert, vegetarisch zu leben, steht
die ethische Motivation bei den meisten zuoberst.
Literaturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 91 |
| Petra Mayr et al.
Nun, da Cooney aufgezeigt hat, was Menschen dazu bewegt, sich vegetarisch zu ernähren, stellt sich die Frage: Was hält die anderen davon ab?
Zentral sind dabei der Geschmack von Fleisch (und anderen Tierprodukten), Sorge um die eigene Gesundheit sowie pragmatische Gründe wie
zum Beispiel die Schwierigkeit, sich im Alltag vegetarisch zu ernähren.
Deshalb erachtet Cooney es als besonders wichtige Aufgabe der Aktivistinnen und Aktivisten, diese Hürden zu beseitigen.
Vor dem Hintergrund der erstaunlichen Tatsache, dass drei Viertel der
Menschen, die sich einmal vegetarisch ernährt haben, irgendwann wieder
Fleisch essen, wirft Cooney einen Blick auf die Hauptursachen für diesen
„Rückfall“. Dabei zeigt sich, dass gesundheitliche Probleme die meisten
Menschen dazu veranlassen, Fleisch wieder auf ihrem Teller zuzulassen.
Deshalb ist es für Cooney unerlässlich, Menschen zu zeigen, wie sie sich
über lange Zeit hinweg gesund vegetarisch ernähren können: „If we don’t
arm people with basic knowledge on how to be healthy as vegetarians,
many more will return to eating meat“ (87).
Dies führt auch nahtlos zur zweiten Ursache, warum die Überzeugungsarbeit nicht immer gut funktioniert: Aktivistinnen und Aktivisten
widmen der „Weshalb“-Frage relativ viel Zeit, der „Wie“-Frage jedoch
vergleichsweise wenig. Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich gesund, vielfältig und in sozialen Zusammenhängen vegetarisch ernähren
können, und greifen deshalb irgendwann wieder zu Tierprodukten. Trotz
der hohen „Rückfallquote“ ist Cooney jedoch nicht völlig beunruhigt,
denn seine Daten zeigen, dass Ex-Vegetarierinnen und Ex-Vegetarier
deutlich weniger Fleisch konsumieren als andere.
Im dritten Teil diskutiert Cooney nun angesichts der bisherigen Analyse die effektivsten Strategien, wie Menschen motiviert werden können,
sich vegetarisch zu ernähren. Einerseits meint Cooney, dass es wichtig
sei, die geistigen und emotionalen Fähigkeiten von Tieren möglichst
deutlich aufzuzeigen: „By emphasizing the emotional richness of farm
animals, vegetarian advocates can be more effective at inspiring people to
leave meat off their plates. […] What is particularly effective is to describe an animal’s mind, emotions, and personality in human ways“
(131).
Andererseits betont er, dass das Aufzeigen von Tierleid mittels Flyern
und Videos besonders effektiv ist. Im Gegensatz zur Begründung mit der
Umweltzerstörung, welche die großen Nachteile der Tierindustrie für
unsere Umwelt als Motivationspunkt anspricht, kann mittels emotionaler
Geschichten über die Einzelschicksale von sogenannten Nutztieren besonders effektiv Aufklärungs- und Motivationsarbeit geleistet werden. Je
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
konkreter die Folgen der eigenen Handlungen dargestellt werden, desto
erfolgreicher ist die Strategie.
Aus dieser sehr datenlastigen und sich teils wiederholenden Lektüre
ist ein interessantes und inspirierendes Werk für Aktivistinnen und Aktivisten und andere, die sich für vegetarisch lebende Menschen interessieren, entstanden. Trotzdem ergeben sich vier Problempunkte:
Erstens gesteht Cooney ein, dass viele seiner Daten nicht so aussagekräftig sind, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Die soziodemographischen Statistiken geben nur bedingt Aufschluss darüber, wie sich
die Kausalverhältnisse abspielen. Gerade diese Kausalverhältnisse sind
für eine wissenschaftlich fundierte Strategieauswahl jedoch zentral. Eine
ähnliche Kritik wurde bereits an Cooneys erstem Buch Change of Heart
(2010) geübt, welches die psychologischen Mechanismen des sozialen
Wandels unter die Lupe nahm.
Zweitens handelt es sich bei Cooneys Analyse größtenteils um eine
etwas willkürlich anmutende Auswahl von Studien, die zusammengefasst
werden. Viele seiner Schlussfolgerungen würden jedoch stattdessen eine
systematische Meta-Analyse benötigen, um auch wirklich wissenschaftlich abgestützt zu sein.
Drittens lässt sich argumentieren, dass Cooneys Fokus auf die Anzahl
der Tiere, welche durch eine bestimmte Strategie gerettet werden können,
zu eng ist. Cooney abstrahiert vollständig vom individuellen Leid, welches verschiedenen Tieren zugefügt wird. Für ihn ist eine gerettete Forelle ethisch ebenso bedeutsam wie ein gerettetes Rind. Da individuelles
Leid jedoch schwer zu bemessen und zu vergleichen ist, bleibt wohl für
die statistisch geleitete Strategieauswahl leider fast keine Alternative, als
sich auf die Anzahl geretteter Tiere zu berufen. Die Frage ist aber, ob das
nicht kontratintuitiv ist. Warum sollen die Methoden der Statistik definieren, wie wir den ethischen Fokus unserer Strategien setzen? Ein Rind ist
ein hochentwickeltes Säugetier, welches womöglich zu komplexerem
Leid fähig ist als eine Forelle und deswegen auch ethisch schwerer wiegen sollte.
Daran anschließend stellt sich die generelle Frage, inwiefern die Effizienz von verschiedenen Strategien überhaupt akkurat bemessen werden
kann. Vegetarismus-Kampagnen sind einer Vielzahl von psychologischen
Effekten unterworfen, welche sich auch durch geschickte Forschungsdesigns nicht völlig ausklammern lassen. Oft ist es zum Beispiel schlicht
nicht möglich, eine neutrale Kontrollgruppe zu testen, weil es keine
„Neutralität” gibt.
Literaturbericht
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| Petra Mayr et al.
Dies heißt jedoch nicht, dass Strategien völlig ohne Effizienzfrage gewählt werden sollen. Auch wenn in diesem Kontext das Ideal der exakten
Wissenschaft wohl nicht erreicht wird, ist der datengestützte Ansatz von
Cooney äußerst lobenswert und interessant. Aus diesem Grund ist das
Buch vor allem für Aktivistinnen und Aktivisten, die sich mit der Erarbeitung von effizienten Strategien auseinandersetzen, die Zahl der Vegetarierinnen und Vegetarier zu erhöhen, sehr empfehlenswert.
Florian Leonhard Wüstholz
2.4 Emil Franzinelli, Andre Gamerschlag,
die tierbefreier e.V.:
Tierbefreiung – Beiträge zu Profil, Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung
262 S., Münster: Compassion Media, 2014,
15,00 EUR
Die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung
ist eine sehr heterogene Bewegung. Dies
führt dazu, dass es eine große Bandbreite an
unterschiedlichen Strategien, Zielen und theoretischem Überbau gibt. Diese verschiedenen Ansichten werden seit
vielen Jahren im deutschen Tierrechtsmagazin TIERBEFREIUNG diskutiert und dokumentiert. Zum zwanzigjährigen Jubiläum wurde nun ein
Sammelband erstellt, in dem wichtige Beiträge der letzten zehn Jahre
übersichtlich zusammengestellt wurden. Darin werden die Heterogenität
der Bewegung und ihre Kontroversen anschaulich dargestellt. Das drückt
sich auch dadurch aus, dass im Buch nicht bloß „anerkannte Positionen“
abgedruckt werden, sondern der Fokus auf die Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Standpunkte und Begründungen gelegt wird.
Das Hauptanliegen des Buches liegt also in der Dokumentation dieser
diversen Positionen sowie der Diskurse und Debatten, welche innerhalb
der Tierrechtsbewegung geführt werden. Dies soll insbesondere helfen,
bereits geführte Debatten vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Dadurch soll zum einen erreicht werden, dass die Diskurse innerhalb der
Bewegung sich nicht im Kreis drehen. Zum anderen soll aber auch die
Wichtigkeit solcher theoretischen Diskussionen verdeutlicht werden, wel-
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
che bei einigen Aktivistinnen und Aktivisten als überflüssig und zeitverschwendend betrachtet werden.
Der Sammelband gliedert sich in drei Teile, welche unterschiedliche Aspekte der Diskussion innerhalb der Bewegung dokumentieren: „Profil
und Identität“, „Strategien und Methoden“ und „Direkte Aktionen“. Eigentlich handelt es sich beim dritten Teil ebenfalls um Beiträge zu Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung. Aufgrund der Natur von
direkten Aktionen (insbesondere von Tierbefreiungen) und der kontroversen Stellung solcher Aktionen innerhalb der Bewegung widmen die Herausgebenden diesem Aspekt jedoch einen separaten Teil.
Ein spezifisches Problem der Tierrechtsbewegung ist es, sich anhand
ihres Profils von anderen Bewegungen abzugrenzen. So werden manche
Ziele der Tierrechtsbewegung auch von anderen Bewegungen geteilt.
Einerseits setzen sich viele Gruppen „für die Tiere“ ein; andererseits gibt
es auch konkrete Überschneidungen. Ein besonders frappantes Beispiel
ist die Abschaffung der Pelzindustrie, welche auch ein Ziel des klassischen Tierschutzes ist. Gleichzeitig unterscheidet sich die Tierrechtsbewegung stark von anderen Bewegungen, da sie ideologisch stets eine
emanzipatorische Bewegung war und ist. Das heißt, sie ist insbesondere
unvereinbar mit rassistischen und anderen menschenverachtenden Bewegungen. Dieses Problem macht den Auftakt des ersten Teils. Wie sollen
sich Aktivistinnen und Aktivisten der Tierrechtsbewegung gegenüber
anderen Bewegungen verhalten, welche zwar vielleicht ähnliche (kurzfristige) Ziele verfolgen, aber entgegengesetzte Werte vertreten? Der
Grundtenor ist, dass die Tierrechtsbewegung sich klar von rassistischen
und menschenverachtenden Bewegungen distanzieren muss.
Einer der Herausgebenden argumentiert in einem der Beiträge jedoch
für ein differenzierteres Verständnis des Umgangs mit anderen Bewegungen. Aktivistinnen und Aktivisten der Tierrechtsbewegung können
zum Beispiel durchaus Aktionen des klassischen Tierschutzes unterstützen oder Vegetarismus fördern. Was die Tierrechtsbewegung benötigt, ist
eine begriffliche und ideologische Klarheit, was deren Ziele und Werte
anbelangt. Das schließt aber nicht aus, dass einzelne Menschen ohne
weiteres in verschiedenen Bewegungen, welche sich in eine große „Tierbewegung“ eingliedern lassen, aktiv sein können. Dagegen wird dann in
einem folgenden Beitrag eingewandt, dass es inkonsistent sei, gleichzeitig die Werte der Tierrechtsbewegung zu vertreten und zum Beispiel für
größere Käfige zu kämpfen. Denn konkret bedeute dies, die Ausbeutung
von Tieren zu legitimieren. Auch das Argument, dass durch die „gemäßigte“ Position des klassischen Tierschutzes eine breitere Masse der BeLiteraturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 95 |
| Petra Mayr et al.
völkerung für das Wohl von Tieren gewonnen werden könne, lässt die
Autorin nicht gelten. Im Gegenteil, Aktivistinnen und Aktivisten der
Tierrechtsbewegung müssten sich aktiv dafür einsetzen, dass andere
Menschen sich direkt mit der „richtigen“ theoretischen Grundhaltung
identifizieren.
Oft wird auch die „vegane Bewegung“ mit der Tierrechtsbewegung
vermischt. In einem Beitrag wird daher argumentiert, dass das Mittel des
Veganismus durchaus Teil der Tierrechtsbewegung sein muss. Es muss
dabei aber immer um die Frage gehen, was mit der eigenen Lebensweise
bewirkt wird; Veganismus darf also nicht zum bloßen identitären Konsum-Lifestyle verkommen. Dies mündet in zwei weitere Beiträge, welche
für die Notwendigkeit der Theoriearbeit in der Tierrechtsbewegung argumentieren. Damit die Ziele der Tierrechtsbewegung erreicht werden
können, reiche es nicht bloß aus, herauszufinden, wie Menschen zu einer
veganen Lebensweise gebracht werden können. Stattdessen müssten die
gesellschaftlichen Strukturen identifiziert werden, welche überhaupt das
Problem sind. Die weitverbreitete Grundhaltung im Sammelband ist dabei, dass der Kapitalismus das Hauptproblem sowohl der Ausbeutung der
Tiere als auch der Menschen sei und deshalb überwunden werden müsse.
Im zweiten Teil geht es dann konkreter um die Reflexion von Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung. Den Auftakt machen zwei
sich widersprechende Beiträge zu der Frage, ob ein Vergleich zwischen
Tierindustrie und Holocaust sinnvoll sei. Danach geht es um die Frage,
ob Vorhaben wie das „Great Ape Project“ zielführend seien. Es wird
argumentiert, dass dort zwar die Speziesgrenze durchbrochen werde,
jedoch auf Kosten einer unhaltbaren Rechtfertigung, welche durch und
durch anthropozentrisch sei. Damit verfestige sich womöglich der
Speziesismus, statt aufgelöst zu werden.
Und was ist eigentlich mit den ganzen Tieren, welche befreit wurden
und dann auf „Lebenshöfen“ leben dürfen? Dieser Frage widmet sich ein
sehr berührender Artikel einer der Inhabenden des „Antitierbenutzungshofs“. Hört man sich in der Bewegung um, ist die Unterstützung der Aktivistinnen und Aktivisten groß, wenn es darum geht, Tiere zu befreien.
Leider schlägt sich diese ideologische Unterstützung selten in tatsächlichem Beistand von „Lebenshöfen“ nieder. Diese bangen fast immer um
ihre Existenz, da sie von Finanz- oder Personalsorgen geplagt werden.
Dies verdeutlicht, was für einen schwierigen Stand befreite Tiere haben,
obwohl sie „frei“ sind.
Die ideologische Anbindung an Werte, die auch von der politischen
Linken geteilt werden, bringt die Frage mit sich, ob die Tierrechtsbewe| 96 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
gung auch gewisse Strategien der (radikalen) Linken übernehmen solle.
Insbesondere die Bildung von Schwarzen Blöcken und großen Demozügen wird im Sammelband diskutiert. Zwei Meinungen zeichnen sich dabei ab: einerseits, dass die kritische Masse an benötigten Personen für
Schwarze Blöcke in der Tierrechtsbewegung noch nicht erreicht sei; es
gebe schlicht zu wenige, um die Methode des Schwarzen Blocks effektiv
anzuwenden. Andererseits gibt es auch einen generellen Zweifel an der
Effektivität des Demozuges. Passierende Personen können dadurch
schlecht ins Gespräch verwickelt werden, und die Tierrechtsidee könne
nur in stark vereinfachten Sprechchören vermittelt werden und werde oft
fehlinterpretiert. Vor allem sei die klassische Demonstration für viele
auch zu wenig subversiv und Aufsehen erregend. Gerade das, so wird
argumentiert, solle das Ziel von Tierrechtsaktivismus aber sein.
Schließlich wird im letzten Teil argumentiert, dass sogenannte Direkte Aktionen fast ausschließlich zu befürworten seien. Das heißt, Tierbefreiungen, Sabotage, Sit-Ins, Jagdstörung, Hacking von bestimmten Webseiten und ähnliche üblicherweise illegale Aktionen seien ein legitimes
Mittel der Tierrechtsbewegung. So fragt Steven Best in einem Beitrag
rhetorisch: „Würde es Ihnen genügen, einen Brief an Ihren Abgeordneten
oder an die Zeitung zu schreiben, wenn eines Ihrer Familienmitglieder im
Versuchslabor eingeschlossen und dort gequält würde? Würde Sie nicht
dort einbrechen, wenn Sie könnten, und das Labor zerstören, sodass niemand mehr dort gequält werden kann?“ (241f.) In den Beiträgen wird
aber immer betont, dass auch solche illegalen Aktionen gewissen Richtlinien unterworfen sein müssten. So dürften zum Beispiel keine Tiere und
Menschen gefährdet werden, und es müssten vor allem diejenigen Ziele
getroffen werden, welche auch anvisiert wurden. Denn einige Direkte
Aktionen, so veranschaulicht einer der Beiträge, seien als „peinlich“ zu
bewerten, da sie diesen Richtlinien nicht genügten und zum Beispiel das
Eigentum unschuldiger Personen zerstörten.
Der Sammelband ist ein wertvolles Zeugnis der vielschichtigen Debatten innerhalb der Tierrechtsbewegung. Als solches vereint er Beiträge
von unterschiedlicher Qualität und Tiefe. Dies ist jedoch kein Manko,
denn gerade diese Heterogenität ist es ja auch, was die Bewegung ausmacht. Nichtsdestotrotz zeichnet auch dieser Band, trotz gegenteiliger
Absicht, ein Bild einer etwas identitätssuchenden und innerlich geteilten
Bewegung, die in gewisser Weise noch immer in den Kinderschuhen zu
stecken scheint. Viele Dinge sind einfach immer noch zu unklar. Was
haben Tierrechte oder Tierbefreiung konkret mit dem kapitalistischen
Gesellschaftssystem zu tun? Wie könnte eine Gesellschaft ohne TierausLiteraturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 97 |
| Petra Mayr et al.
beutung (und das heißt auch Ausbeutung von Menschen) aussehen, und
muss diese notwendigerweise anti-kapitalistischer Natur sein? Welche
Strategien versprechen Erfolg und welche nicht? Und schlussendlich:
Was sind die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele der Bewegung? Auf all
diese Fragen wünscht man sich Antworten, die es aber leider nicht gibt.
Das heißt aber nicht, dass Menschen, die sich für die Tierrechtsbewegung interessieren, eben vielleicht genau deshalb, weil sie selbst Aktivistinnen und Aktivisten sind, von diesem Sammelband nicht sehr profitieren können. Im Gegenteil, gerade weil noch so vieles unklar ist, muss das
Durchdachte erfasst, aufgenommen und verarbeitet werden. Nur so lassen
sich die Ziele, Methoden und Werte der Bewegung klarer erfassen und in
Zukunft besser erreichen. Aus diesem Grund ist der Sammelband auch
empfehlenswert für all diejenigen, die sich einerseits für die Tierrechtsbewegung interessieren oder die andererseits selbst Aktivistinnen und
Aktivisten sind und sich mit diesen grundsätzlichen Fragen befassen.
Florian Leonhard Wüstholz
2.5 Dan Lyons:
The Politics of Animal Experimentation
363 S., Hampshire: Palgrave Macmillan, 2013,
72,45 EUR
„Die Interessen der Tiere werden wenig berücksichtigt im elitären politischen Prozess, der
charakterisiert ist durch die Dominanz der Forschungsinteressen und durch den effektiven
Ausschluss von Tierschutzorganisationen“ (3),
diese These stellt Dan Lyons auf. Der Sozialund Politikwissenschaftler, Leiter des Centre
for Animals and Social Justice, einem Tierschutz-Think-Tank in Sheffield (UK), schließt mit diesem Werk eine
literarische Lücke. Bis dato gab es nur eine Untersuchung von Robert
Garner aus dem Jahr 1998, die Tierversuche in Großbritannien und den
USA aus politikwissenschaftlicher Sicht beleuchtet. Dieser Bereich der
öffentlichen Politik und des Tierschutzes wurde bisher von Politikwissenschaftlern stark vernachlässigt. Die zunehmende Sorge der Öffentlichkeit
um den Umgang mit Tieren und die wachsende Tierschutzbewegung
treiben seit den 1970er-Jahren die Entwicklung der Gesetzgebung zum
Schutz von Tieren voran.
| 98 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
Der Bereich der Tierversuche wird von jeher besonders kontrovers
und emotional diskutiert, da den Tieren zu Versuchszwecken wissentlich
Schmerzen, Leiden, Angst und Schäden zugefügt werden. Aufgrund der
besorgten Öffentlichkeit haben nicht nur die Gesetzgeber in Großbritannien umfangreiche Reglementarien bezüglich des Einsatzes von Tieren in
Versuchen eingeführt. So soll durch eine Güterabwägung sichergestellt
werden, dass der Erkenntnisgewinn für den Menschen größer ist, als es
die Belastungen für die Tiere sind. Außerdem verlangt das britische (wie
auch das deutsche) Gesetz, dass die mit den Versuchen verbundenen
Qualen für die Tiere auf ein Mindestmaß zu reduzieren sind. Dieser offensichtliche Konflikt zwischen tierlichen und menschlichen Interessen
und die Tatsache, dass der Druck der Tierversuchsgegner die Legitimität
und die wirtschaftlichen und beruflichen Interessen der Tierversuchsindustrie herausfordert, führe zu einer kontroversen Politik mit dem Potential, Kernstücke der öffentlichen Politik wie Wirtschaft, Gesundheit, Wissenschaft und Technologie, Verbraucher- und Umweltschutz sowie Recht
und Ordnung zu beeinflussen, so Lyons.
Bezüglich unserer öffentlichen Debatten, die meist unter idealen und
gleichwohl realitätsfernen Bedingungen geführt werden (Tierversuche ja
oder nein?), stellt Lyons richtig fest, dass diese bislang kaum Auswirkungen auf die politischen und gesetzgeberischen Entscheidungen gehabt
haben. Seit 1876, als der Cruelty to Animals Act in Kraft trat, seien die
Aussichten, Tierversuche innerhalb eines definierbaren Zeitraums abzuschaffen, von minimal bis vernachlässigbar gesunken. Für Lyons spiegelt
dies die unausweichliche Realität der großen, historisch fest verwurzelten
Macht der Tierforscherlobby wider. Deshalb macht der Autor darauf
aufmerksam, dass die Abschaffung von Tierversuchen kein kurzfristig
erreichbares Ziel darstelle und wir uns stattdessen auf die wesentlichen
Fragen konzentrieren sollten, nämlich wie die Belastung der Tiere einzustufen und zu minimieren sei und wie die voraussichtlichen ‚Kosten‘ für
die Tiere gegenüber dem erhofften Nutzen abzuwägen seien. Die behördlichen Entscheidungen, die auf Basis der Tierversuchsgesetzgebung getroffen werden, sollten gegenüber der Öffentlichkeit gerechtfertigt werden können, und sie sollten so getroffen werden, dass sie die Einigkeit
bezüglich der Reduktion und schließlich der Abschaffung von Tierversuchen widerspiegeln.
Theoretisches Gerüst seiner Studie bildet eine einleitende Übersicht
des Politiknetzwerkansatzes (policy network approach) (Kapitel 2), der
sich auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Interessensgruppen
konzentriert, um die politischen Prozesse und Entscheidungen nachvollLiteraturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 99 |
| Petra Mayr et al.
ziehen zu können. Im 3. Kapitel unterzieht Lyons Robert Garners damalige Untersuchung einer kritischen Überprüfung. Kapitel 4 beschäftigt
sich mit der Theorie und Methodik der Untersuchung über Tierversuchspolitik. In den folgenden Kapiteln werden der Cruelty to Animals Act
von 1876 und die Entwicklung des Tierversuchspolitiknetzwerkes bis in
die 1950er-Jahre untersucht. In Kapitel 7 beleuchtet Lyons auf Basis der
Politiknetzwerkanalyse die Entwicklungen, die zum Inkrafttreten des
Animals (Scientific Procedures) Act im Jahr 1986 führten. Damals wurde
ein neuer gesetzlicher Rahmen zur Durchführung von Tierversuchen
geschaffen, von dem man annehmen könnte, dass er einen tiefgreifenden
Wandel auslöst bezüglich der Art und Weise, wie die tierlichen Interessen
berücksichtigt werden.
Die neue Gesetzgebung basiert – wie auch das deutsche Tierschutzgesetz – auf einer Kosten-Nutzen-Analyse. Diese ethische Abwägung ist
wesentlich für die Entscheidungsfindung, ob ein Tierversuchsprojekt
genehmigt wird oder nicht. Für seine kritische Fallstudie auf Mikroebene,
die das Kernstück dieses Buches darstellt, ist es Lyons gelungen, Zugang
zu Primärquellen über ein groß angelegtes tierexperimentelles Forschungsprojekt der Biotech-Firma Imutran zu bekommen. Es handelt sich
um Xenotransplantationsversuche, bei denen Primaten Schweineorgane
implantiert wurden. Das Projekt lief über einen Zeitraum von fast 5 Jahren (1995-2000). Bislang war es aufgrund des Mangels an empirischem
Beweismaterial sehr schwierig, die Umsetzung des Animals (Scientific
Procedures) Act von 1986 und seine politischen Folgen zu bewerten.
Lyons geht unter anderem der Frage nach, ob durch die Umsetzung
des Versuchstiergesetzes von 1986 die Interessen der Versuchstiere wirklich mehr berücksichtigt werden – so wie behauptet wurde. Dabei ermöglicht ihm das Datenmaterial aus erster Hand neue Einblicke in die Art und
Weise, wie die voraussichtlichen Kosten für die Tiere und der erhoffte
Erkenntnisgewinn für den Menschen gegeneinander abgewogen werden
und politisch gestaltet und geplant werden. Außerdem handelte es sich
um ein von der zuständigen Behörde streng überwachtes Projekt, so dass
der Autor auch Schlüsse auf die gesetzliche Prüfintensität und -sorgfalt
ziehen konnte. Lyons stellt durch seine Untersuchung fest, dass die Kosten für die Tiere – ihre Schmerzen, Leiden und Schäden – den von der
gesetzlichen Prüfung postulierten Belastungsgrad bei weitem überstiegen.
Die Belastungsbewertung setze voraus, dass der Großteil der Primaten,
denen Organe von Schweinen implantiert wurden, euthanasiert werden
müssen, bevor sie schwer erkranken. In Wirklichkeit aber wurden viele
Tiere nicht eingeschläfert, sondern verstarben oder befanden sich bereits
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
in Agonie, bevor sie schließlich euthanasiert wurden. Außerdem wurde
das Projekt unter der Prämisse genehmigt, dass es wahrscheinlich sei,
dass die hier gewonnenen Erkenntnisse es erlauben würden, Organe von
Schweinen in Menschen zu implantieren.
Jedoch hatten sowohl die Firma Imutran als auch die genehmigende
Behörde die immunologische Barriere bei Transplantaten unterschiedlicher Spezies außer Acht gelassen. Dieser Fall zeige, dass das Home Office – die genehmigende Behörde in Großbritannien, die Tierversuchsanträge überprüft – die Interessen der Tiere, nicht Schmerzen und Leiden
ausgesetzt zu werden, und der Besorgnis der Tierschützer nicht die gleiche Bedeutung zumesse wie den Interessen der Tierexperimentatoren und
deren Behauptung der wissenschaftlichen Unerlässlichkeit ihrer Forschungsvorhaben. Außerdem fand Lyons heraus, dass die Durchführung
der Kosten-Nutzen-Analyse nicht im Einklang sei mit formalen gesetzlichen Vorschriften. Diese Ergebnisse machten die Vormachtstellung der
Gruppierungen deutlich, die für tierexperimentelle Forschung sind, wobei
Tierversuchsgegner auch auf politischer Ebene ausgeschlossen werden.
Diese Erkenntnisse lassen sich in vielen Punkten auf Deutschland und
sicherlich noch weitere Länder übertragen. Dan Lyons’ detaillierte Analyse und seine Schlussfolgerungen bezüglich der Machtverteilung bei
politischen Entscheidungen über Tierversuche sind nicht nur für Politikwissenschaftler eine empfehlenswerte Lektüre.
Kathrin Herrmann
2.6 Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder warum wir
umdenken müssen
304 S., München: C.H. Beck, 2014, 16,95 EUR
Artgerecht ist nur die Freiheit knüpft dort an, wo
Jonathan Safran Foer mit seinem Werk Eating
Animals endete. Nachdem insbesondere in den
letzten Jahren einige Bücher, viele Zeitungsartikel und noch mehr Undercover-Video- und Fotomaterial an die breite Öffentlichkeit gebracht
wurden, unter welchen ethisch nicht vertretbaren
Zuständen die sogenannten Nutztiere ihr kurzes
Leben fristen, stellt die Journalistin und Philosophin Hilal Sezgin die
entscheidenden Fragen: „Dürfen wir Tiere quälen?“, „Dürfen wir Tiere
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töten?“, „Dürfen wir Tiere nutzen?“ und „Wie können wir mit Tieren
leben?“. Sie versucht, auf all diese auf den ersten Blick schwierigen ethischen Fragen eine Antwort zu finden und tut dies in einer erfrischenden
und verständlichen Weise, und sie schafft es gleichzeitig, auf gleichem
Niveau mit der aktuellen akademischen Tier-ethikdebatte zu bleiben.
Beim Experimentieren an Tieren werden absichtlich Qualen induziert,
weshalb sich Sezgin im Zusammenhang mit der Frage „Dürfen wir Tiere
quälen?“ näher mit diesem Bereich auseinandersetzt. Tierversuche im
Sinne unseres Tierschutzgesetzes (§ 7 Abs. 2 TierSchG) sind Eingriffe
und Behandlungen, die aller Voraussicht nach zu Schmerzen, Leiden oder
Schäden für diese Tiere oder deren Nachkommen führen. Das Quälen der
Tiere wird also vom Gesetzgeber in Kauf genommen, da die Experimente
vermeintlichen menschlichen Interessen dienen. Sezgin war vor der Vertiefung in diesen Bereich der Tiernutzung noch unsicher, wie sie sich
hierzu positionieren sollte. Bei der Frage, ob wir Tiere in Versuchen quälen dürfen, beschränkt sie sich ausschließlich auf den Bereich der sogenannten medizinisch notwendigen Tierversuche; sie schaute sich also im
Vergleich zu Versuchen für die Kosmetik oder Grundlagenforschung
einen Bereich an, bei dem sich die Abwägung zwischen Nutzen für den
Menschen und Leiden für die Tiere besonders schwierig gestalten könnte.
Sie hoffte, auf gute Gründe für die Tierexperimente zu stoßen. Aber
nachdem sie die Belastung der Tiere durch die Versuche und durch deren
Folgen sowie die weder art- noch verhaltensgerechten Haltungsbedingungen gesehen hatte und auf welche Weise diese Tiere zu Tode kommen, stellte sie fest: „Versuchstiere gehen nicht nur durch die Hölle, sie
leben in ihr.“ (68)
Dürfen wir Tiere nutzen? Wenn wir ehrlich seien, schreibt Sezgin,
dann brauchten wir keine komplexen Theorien und Argumente und auch
kein Expertenwissen um festzustellen, dass die Tiere, die uns heute
Fleisch, Eier, Milch, Wolle und Leder „liefern“, ein erbärmliches Leben
führen (160f.). Wer also Tierquälerei nicht unterstützen und von ihr profitieren wolle, dürfe diese Produkte nicht kaufen. „Wenn wir mit unseren
moralischen Überzeugungen ernst machen und unser Geld nicht weiter in
wirtschaftliche Systeme stecken wollen, die unethisch arbeiten, sollten
wir vegan leben und so weit wie möglich auf tierische Produkte verzichten.“ (161) Zum Veganismus zu kommen, ist für jeden, so auch für Sezgin, ein Weg, der individuell unterschiedlich lange dauern kann. Einer der
Momente, die die Autorin, die vorher bereits viele Jahre Vegetarierin
war, zum völligen Verzicht auf tierische Lebensmittel bewegten, war, als
sie zum ersten Mal sah und hörte, wie sehr Kuh und Kalb leiden, wenn
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sie kurz nach der Geburt voneinander getrennt werden – was selbst bei
der vermeintlich etwas humaneren Biohaltung Standard ist; schließlich ist
die Kuhmilch ja für den Menschen bestimmt und nicht für das Kalb. Biound Tierschutzsiegel sind also nur Augenwischerei – damit der Konsument sich besser fühlen kann.
Hilal Sezgin beschreibt detailliert, wie und warum sie selbst ihre Meinung in einigen Bereichen des Umgangs mit Tieren aufgrund ihrer umfangreichen Recherchen geändert hat. Ihre Argumente für einen anderen
Umgang und in der Schlussfolge für ein wesentlich anderes Zusammenleben mit den Tieren sind logisch aufgebaut und dadurch sicher für viele
Menschen erschreckend einleuchtend. Jeder von uns sollte dieses weder
anklagende noch belehrende Buch lesen, denn es vermag uns zum Weiter- und Umdenken zu bringen auf dem Weg zu einem ethischen Umgang
und einem respektvollen Zusammenleben mit unseren Mitgeschöpfen.
Kathrin Herrmann
3. Rechtsfragen und Rechtsentwicklung
3.1 Carolin Raspé: Die tierliche Person
370 S., Berlin: Berlin Verlag, 2013, 79,90 EUR
Die tierliche Person – ein exotisches Randthema im Mainstream der deutschsprachigen
Rechtstheorie. Dieser Gedanke eines tierethischen Diskursfortschritts kommt wohl manchem Kenner der renommierten Duncker &
Humblot Verlagsreihe „Schriften zur Rechtstheorie“ ins Bewusstsein. Die Dissertation von
Carolin Raspé mit dem Titel „Die tierliche
Person: Vorschlag einer auf der Analyse der
Tier-Mensch-Beziehung in Gesellschaft, Ethik
und Recht basierenden Neupositionierung des Tieres im deutschen
Rechtssystem“ stellt eindeutig einen wichtigen Beitrag für den deutschsprachigen Fachdiskurs dar – mit Betonung auf „deutschsprachigen
Fachdiskurs“, denn leider wird in dieser umfangreichen und gut gegliederten Arbeit der sich seit den 1990er-Jahren intensiv an den Universitäten der USA etablierende Animal-Law-Diskurs mit keinem einzigen
Wort oder Literaturhinweis erwähnt. Hierzu später, vorerst eine Analyse
der neben einer kurzen Einleitung und Zusammenfassung zentralen vier
Literaturbericht
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Kapitel: Die Autorin stellt in der Einleitung die analytisch interessanten
fünf zentralen Forschungsfragen in den Focus (16): „Wer kann Rechtssubjekt und wer nur Rechtssubjekt sein? Was zeichnet Sachen aus und
was charakterisiert Personen? Zu wessen Gunsten werden Tiere geschützt? Kann das Wohl der Tiere menschliche Rechtsgüter beschränken?
Erwachsen dem Tierschutzrecht nur Pflichten oder auch Rechte und wenn
ja, für wen?“ Raspé untersucht die zahlreichen damit verbundenen Problemfelder der Tier-Mensch-Beziehung in großer Bandbreite (17): „Um
sich nicht in Einzelproblemen zu verlieren, ist der Fokus dieser Arbeit
bewusst weit gefasst.“ Das erste große Kapitel mit „Die Stellung des
Tieres in der Gesellschaft“ stellt auf Seite 21 bis 61 die drei zentralen
Themenkomplexe „Intensivtierhaltung zu Nahrungszwecken, Tierversuche zur Wissenserlangung und Tierhaltung zu Freizeitzwecken“ realistisch dar. Wichtige Zahlen für Deutschland zur Tiertötung (29ff.) mit fast
60 Millionen Scheinen, 3,7 Millionen Rindern, 872.000 Lämmern, 700
Millionen Geflügel etc. zeigen allein das beeindruckende quantitative
Ausmaß der aktuellen intensiven Tiernutzung. Ebenso mehr als erwähnenswert sind die 2010 in Deutschland für Tierversuche verbrauchten fast
3 Millionen Wirbeltiere. Nach diesen Konflikten in der Praxis geht es im
ethisch zentralen Kapitel „Die Stellung des Tieres in der Philosophie“
(62-173) gut strukturiert um die ethisch relevanten Theorien und Begrifflichkeiten. Leider erweisen sich zu Beginn dieses Kapitels die als maßgeblich zitierten zwei Überblickswerke mit Publikationsdaten von 1989
bzw. 1997 als deutlich veraltet. Aktueller und spannender wird es im
Kapitel „Tiere in der Ethik“ beim Argument „Die Symmetriethese als
Ausschlussgrund“ (71ff.) mit der oftmals vorgebrachten These: „Danach
können Rechte und Pflichten nur gegenüber Entitäten bestehen, die selber
Träger von Rechten und Pflichten sind“. Raspé lehnt diese Verknüpfung
im Kontext einer an Interessen orientierten Rechtsethik berechtigt ab. Die
weiteren Ausführungen zu ethisch relevanten Unterschieden zwischen
Tieren und Menschen (80ff.) gliedern sich neben transzendentalen Ansätzen wie Gottesebenbildlichkeit, Seele und Würde in biologische Unterscheidungen wie Schmerz, Leidensfähigkeit, Sprachfähigkeit und Gattungszugehörigkeit. Die Autorin verwirft plausibel nach einer abschließenden kurzen Behandlung des Speziesismus (125) „die Gattungsgrenze
als diskriminierendes Merkmal“ und leitet zur nach ihrer Meinung einzigen und entscheidenden Richtlinie der „Gerechtigkeit als Maßstab des
ethischen Umgangs mit Tieren“ (125ff.) über. Selbstkritisch wird gleich
zu Beginn auf die Schwierigkeit verwiesen, diesen vagen Begriff konkreter zu bestimmen. Neben christlichen Naturrechtlern wie Ulpian, Sitter| 104 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
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Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
Liver und Spaemann wird an die „prozedurale Gerechtigkeitstheorie“
(129) John Rawls’ angeknüpft. Die konkrete Herausforderung findet sich
in den hierzu möglichen Beiträgen zu Konfliktlösungen (131ff.) zum
einen abstrakt durch das Postulat von Gerechtigkeit als Unparteilichkeit
und zum anderen als Anwendungsbeispiel die „Tötungsfrage als ethisches Kernproblem“ (133). Neben moralischen Gründen für ein Tötungsverbot tritt ein relatives Lebensrecht für Tiere in den Fokus der Ausführungen. Raspé zitiert abschließend als Ergänzung Dietmar von der
Pfordten mit der Analyse: „Man kann somit dem Vegetarismus als ethischem Gebot kaum ausweichen“ (146). Das gesamte Kapitel über Tiere
in der Philosophie endet nach der Suche von Alternativen zu Gerechtigkeitstheorien durch klare Exkurse u.a. zu Interessenstheorien, Wertetheorien, insbesondere vom inhärenten tierlichen Wert bei Tom Regans Tierrechtskonzept und Mitleidstheorien mit der zentralen Formel (171): „Behandle nie Gleiches willkürlich ungleich und Ungleiches nie willkürlich
gleich“. Ab Seite 174 leitet Raspé im dritten Kapitel zu einer umfassenden Analyse der Stellung des Tieres im geltenden Recht – de lege lata –
über und zeigt so die zahlreichen Widersprüche im rechtlichen Umgang
mit Tieren auf. Trotz der bestehenden rechtlichen Zwitterstellung des
Tieres zwischen Rechtsobjekt und -subjekt wird dargelegt, weshalb Tiere
schon heute Rechtsgüter wie Freisein von Schmerzen und Leiden, Bewegungsfreiheit (formal) innehaben und somit Rechtsträger sind. Um an
diese und ggf. zu schaffende Rechtsgüter dogmatisch anzuknüpfen, entwickelt Raspé eine tierethisch basierte Rechtskonstruktion zum besseren
Schutz und zur größeren rechtlichen Beachtung des Tieres. Sie plädiert
für eine dritte Rechtspersönlichkeit – die tierliche Person. Hierzu rechtstheoretisch besonders spannend sind die Ausführungen (273ff.) „Das Tier
zwischen Objekt- und Subjektstellung“. Neben einer Erörterung der Bedeutung des § 90a BGB 281 wird das Tier als Rechtssubjekt im Zusammenhang von moralischen = juridischen Rechten behandelt. Hierzu wird
bei Raspé berechtigt mit der glasklaren Analyse von Hans Kelsen – einem der prominentesten analytischen Rechtstheoretiker und Rechtspositivisten des 20. Jahrhunderts – ein zentrales Argument aus seiner epochalen Reinen Rechtslehre verwendet; dieses lautet (282) „[…] im Begriff
des Rechtssubjekts oder der Person nur einen künstlichen Denkbehelf,
einen Hilfsbegriff zu erkennen, den sich die juristische Erkenntnis
zwecks anschaulicher Darstellung des zu bewältigenden Materials und
unter dem Druck einer anthropomorph-personifizierenden Rechtssprache
geschaffen hat.“ Mit dem vierten und letzten großen Kapitel „Rechtsstellung des Tieres – de lege ferenda“ (299ff.) widmet sich Raspé dem noch
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zu machenden Recht und untersucht bestehende Vorschläge für einen
neuen Rechtsstatus. Die Ausführungen beginnen leider mit einer allzu
kurzen zweiseitigen Darstellung von Grundrechten für Tiere im Rahmen
des bereits 1994 publizierten Great Ape Projekt. Weiters findet sich bedauerlicherweise keine Behandlung der international diskutierten
rechtswissenschaftlichen Vereinigung – nonhumanrightsproject.org –
rund um Professor Steven Wise. Analytisch präzise formuliert die Autorin aber im folgenden Unterkapitel zum Würdekonzept ihre Vorbehalte
mit den Worten (303): „den Tierschutz nicht mit einem nebulösen Begriff
wie der Würde oder dem Eigenwert der Tiere […] der Auslegung der
Gerichte und Verwaltung zu überlassen.“ In den letzten drei Unterkapiteln (303ff.) „Neue Kategorie oder neue Zuordnung? – Ausgestaltung
einer tierlichen Person – Vereinbarkeit der tierlichen Person mit dem
geltenden Rechtssystem“ findet sich wohl die rechtstheoretische Quintessenz dieser für deutschsprachige Verhältnisse absolut bereichernden Dissertation. Hilfreich wäre es aber auch gewesen, neben den grundlegenden
Arbeiten von G. Francione, D. Favre, S. Wise u.a. die relevanten Aufsätze aus dem Journal of Animal Law und des seit 1994 (!) bestehenden
Animal Law Review einzuarbeiten.
Erwin Lengauer
Literatur
Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hrsg.) (2013). Tiere Bilder Ökonomien – Aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies. Bielefeld: transcript
Verlag, 322 S., 29,99 EUR.
Cooney, Nick (2013). Veganomics. The Surprising Science on What Motivates Vegetarians, from the Breakfast Table to the Bedroom. New York: Lantern Books, 210 S.,
20,70 EUR.
Franzinelli, Emil, Gamerschlag, Andre, die tierbefreier e.V. (2014). Tierbefreiung – Beiträge zu Profil, Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung. Münster: Compassion Media, 262 S., 15,00 EUR.
Lyons, Dan (2013). The Politics of Animal Experimentation. Hampshire: Palgrave Macmillan, 363 S., 72, 45 EUR.
McCance, Dawne (2013). Critical Animal Studies. An Introduction. Albany: State University of New York Press, 190 S., 18,60 EUR.
Petrus, Klaus und Wild, Markus (Hrsg.) (2013). Animal Minds & Animal Ethics. Connecting Two Separate Fields. Bielefeld: transcript Verlag, 360 S., 49,80 EUR.
Raspé, Carolin (2013). Die tierliche Person. Berlin: Berlin Verlag, 370 S., 79,90 EUR.
Sezgin, Hilal (2014). Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder warum wir
umdenken müssen. München: C.H. Beck, 304 S., 16,95 EUR.
Tischler, Sabine (2013). Menschen, Tiere und Moral. Neurophilosophische Überlegungen
zum moralischen Status von Tieren. Hamburg: disserta Verlag, 328 S., 49,99 Euro.
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