Galata und Karaköy - Michael Müller Verlag
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Galata und Karaköy - Michael Müller Verlag
206 Galata und Karaköy Sehens- und erlebenswert: Derwischzeremonie im alten Mevlevi-Kloster Galata und Karaköy Wo der Bosporus das Goldene Horn küsst, liegen Karaköy und Galata – zwei Stadtteile im Wandel: In geheimnisvollen Gässchen verbergen sich Synagogen und Kirchen, tanzen Derwische und blüht das älteste Gewerbe der Welt. Neu dazu kamen witzige Boutiquen, provokante Kunsträume und alternative Cafés. Die beiden Stadtteile nördlich der Galatabrücke haben sich in den letzten Jahren gründlich verändert. Rund um den Galataturm und entlang der Galipdede Caddesi eröffneten etliche originelle Cafés, Restaurants und Vintageläden. Auch die einst recht düsteren Seitengässchen Karaköys erwachten zu neuem Leben: Junge Designer zeigen hier ihre Kreationen, Streetart-Künstler toben sich an den Wänden aus, Boutiquehotels und Szenebars entstehen so schnell, dass man der Entwicklung kaum mehr hinterherkommt. Für viele İstanbuler Apple-Hipster sind Galata und Karaköy die neuen Places to be. Ein Altbau nach dem anderen wird schick restauriert, die Mieten steigen rasant. Im Rahmen des konsumorientierten Megaprojekts Galataport soll in den Galata und Karaköy → Karte S. 208/209 nächsten Jahren zudem die Uferfront Richtung Tophane völlig umgestaltet werden, geplant sind u. a. Shoppingtempel und Luxusherbergen. Bleibt zu hoffen, dass der morbide Charme Galatas und Karaköys nicht gänzlich verschwinden wird – mit Moscheen, Kirchen und Synagogen in verborgenen Winkeln. Die Synagogen sind eine Hinterlassenschaft der Ausländer und nichtmuslimischen Minderheiten, die beide Stadtteile über Jahrhunderte hinweg prägten. Insbesondere in Galata, das sich hinter Karaköy den Hügel nach Beyoğlu hinaufzieht, waren sie ansässig. In den Häusern und Hanen, unter denen heute die Tünel-Bahn schnaufend ihren Weg sucht, lebten und arbeiteten Genuesen, Araber und Juden, Griechen und Armenier. Spaziergan g Harbiye G Spaziergang o 207 Taksim l DolmabahçePalast d e Beyo®lu n e Fatih ru s s n Kz Kulesi SüleymaniyeMoschee Großer Basar TopkapPalast Hagia Sophia Blaue Moschee YedikuleKastell o o r B H o p Galataturm s ChoraKirche Balat Yldz-Park Beµiktaµ M a r m a r a - Üsküdar SelimiyeKaserne Bahnhof Haydarpaµa m e e r Kadköy Galata und Karaköy kann aber auch hier auf Entdeckungstour gehen: Zu besichtigen gibt es ein Lustschlösschen aus dem frühen 19. Jh. und ein sehenswertes Industriemuseum (→ Sehenswertes westlich von Galata ab S. 215). Spaziergang Der Tünel Meydanı ist ein kleiner, von Cafés gesäumter Platz an der oberen Station der Tünel-Bahn, einer der ältesten Metros der Welt (gebaut 1875). Nahebei startet und endet die nostalgische Straßenbahn durch die İstiklal Caddesi von Beyoğlu. Vom Platz zweigt die steil bergab führende Galipdede Caddesi ab. Musikalienhandlungen und Studios säumen sie, dazu Cafés, Souvenirläden und Fruchtsaftverkäufer. Noch bis in die 1980er war die Straße eine für Galata typische Treppengasse, dann wurde sie zugunsten des Autoverkehrs gepflastert. Benannt ist sie nach Galip Dede, einem Hofdichter aus dem 17. Jh. Sein Grab bef indet sich im Garten des → Mevlevi-Klosters (Galata Mevlevihane), Länge ca. 4 km, Dauer 2:30 Std., Karte S. 208/209. ca. Hinweis: Zwar hat man sonntagvormittags die besten Chancen, das Gros der hier aufgeführten Kirchen offen vorzufinden, jedoch herrscht dann in den sonst äußerst geschäftigen Stadtvierteln wenig Leben. das heute ein Museum beherbergt. Im mächtigen, aber recht morbiden Teutonia-Gebäude (Galipdede Cad. 65) etwas weiter die Straße bergab versammelten sich im späten 19. Jh. die BosporusDeutschen. Es soll saniert werden und künftig das Orient-Institut İstanbul der Max Weber Stiftung beherbergen. Galata und Karaköy → Karte S. 208/209 In den sich nordwestlich an Karaköy und Galata anschließenden Vierteln entlang dem Goldenen Horn überwiegt hingegen Industrietristesse. Marode Fabriken und heruntergekommene Werften säumen das Ufer. Man Galata und Karaköy . ad C d. Ca m re Ek S. -i ek ar ib D S. . K a rakö e® D a aµ P li si A ad k So n si ne Ta ha a um oc ey H ib at ec N le M a C S l® ra A a em K De m ir Sc Cadd Perçemli S. de yi Be ar Tat er me Ca S. si se dre Me B. de S . Se rd k an S S. u K a at al G Be re ke t za Te ®m en So fu S. S. n Ha c ir li ok . Pa a Ziy ir ¢a d. Ca r za b i So Caddesi iye led Be lk i es dd Ca µa Tu st i Cd. tsu kS ok ak Pa si de 20 z s i an id Fr eç G 23 a n k 24 K e m 25 eµ 26 si 28 Hafen für Kreuzfahrtsschiffe Bosporus 65 m Üsküdar Üsküdar Kadiköy Kadköy rü ab Ga lat Goldenes Horn ck e Cad a C Marienkirche ta la p si Ga ara se ¢ ke k. s So 27 Unterirdische Moschee tm e dd Parkhaus Karaköy Rh 19 . e S ok Ç si Gümrük S . Fischmarkt S. r i l ek . o de Z in r ç e la e Karaköy y k ad mb c k z lt S AschkenasimSyn. Museum der türkischen Juden Tünel-Bahn i ar S. 14 si ak s de a d 18 C an ka Kirche des Hl. Gregors des Erleuchters S Kirche des Hl. Benedikt Eminönü Eyüp Eminönü Eyüp Kurz darauf führt linker Hand die Gassenschlucht Serdar-i Ekrem Caddesi an alten Stadtpalästen in neuem Glanz, an Designer- und Vintageläden sowie an hübschen Cafés vorbei zur schönsten protestantischen Kirche am Bosporus. Die neogotische Crimean Memorial Church (Kırım Kilisesi) der englischen Gemeinde İstanbuls entstand nach dem Krimkrieg (1854–56, meist nur zur Messe So um 10 Uhr geöffnet). Haydarpaµa, Haydarpaµa, Kadköy Kadköy Galer Manâ S. s lh So ra St.PanagiaKirche C rµe S. d ®l ur kak am ta an po Pe So lh la Ga ni S. M ra Sam zi µu va i A Hasköy Hasköy Fey Re 21 Private Fähren Galata und Karaköy ek es ki S. nd e 22 He iy 29 ek S. si le ci dd al esi Fel Ca M Cadd Sö®üt c Ala gey ik S. dde A li H o St.-GeorgsHoro Hospital S. z Schneidertempel Depo (Galerie) i S. 11 Zürafa Museum der Osmanischen Bank/SALT Galerie S. k. A li S o Ca i ca Cad. r mi Hac ala tÇ na rS . Ho in Ve Ca 17 4 Lü 16 K a l d r m nk M Kü les 3 Crimean Memorial Church ku 15 13 Galata-Turm Y ü k se Ba Ç le Beyo®luKrankenhaus St.-GeorgsKa Kolleg r . an S. Ka d Ç r km ibe az y i Ku es . S e k. So ka k Camc Ör m ea lt st 8 dd S 12 6 Ca S. ane r Bo Yo ede Ters k S. de S. en e S. m Peter und Paul Podestat 10 5 7 9 . rc i S T im a H r ke i Çe µm S ah ük i sk lu G a l ipd k. E µi Galata ka la e d iy . t a M He S im Italienische Synagoge an nm Ha Arabische Moschee k S. üç ni ¢ TeutoniaGebäude K ke S. Bak o if S S. ku ellt S. lah lel ¢iµhane ah MevleviKloster Mü Di Ga ca Ho ap ve La B Ab du S. de De a ss r kk en n H Ya ve Ca ddesi ür NeveShalomSynagoge Mu sa M d. 2 Tünel ük Ok ç u S. D ik Ca üy ¢ ak Sok anm l H Naz yet B er end sk de d. a z S. Ca lcu ne Yo iµha Me ti µru l kla¢ 1 1 = Tercüman Çkmaz c ra ba um K i rc ke as az er km Ç ¢iµhane fik Tünel Meydan 5 Taksim und Beyo®lu siehe S. 192/193 1 y o ® l u S S. R m yda B e S. Kar aba µ Der es bu t B e d r et t i n S . Salon IKSV Taksim Taksim S. Galata und Karaköy Sa e d. Me µ rut iye t Ca Lo 208 S ü m b ül Basarviertel siehe S. 148/149 Der steil bergab verlaufende Kumbaracı Yokuşu ist benannt nach einem französischen Off izier, der im 18. Jh. zum Islam konvertierte und den martialischen Beinamen „der Bombardier“ (Kumbaracı) annahm. Zum Glück prägt der Name einer Straße nicht seine Anwohner, die hier spielenden Kinder lachen einen eher schüchtern an. Die Straße wird vom Alltagsleben der kleinen Leute beherrscht – nur wie 6 Art i es üc Ca ü dd Spaziergang u T g ürk kuµ fte dd esi Ha m Galerie am Manâ K G uµ e u ce So k. rd . Cad y tibe a c NusretiyeNe Tophane- Moschee Brunnen en- ni S ok. Wa Klç-Ali-PaschaMoschee stanbul µa . Hamam i P aSko k Modern l e irm M ey e® n da n le r S. a So uv ok k. S ssen & Trinken (S. 216/217) werksbetriebe. Patisserien und Galerien haben deren Stelle eingenommen. In einem aufgegebenen Tabaklager hat sich die Galerie Depo niedergelassen, die oft recht provokante Ausstellungen zeigt (→ Galerien, S. 74). Eine Dominante im hiesigen Stadtbild ist der → Galataturm (Galata Kulesi), ein imposantes, 62 m hohes Befestigungswerk. Den Platz davor rahmen Touristenlokale ein. Von der Aussichtsplattform des Galataturms genießt man einen grandiosen Panoramablick. Dabei fällt ein weiterer Turm, dieses Mal mit Jugendstilornamenten, ca. 100 m weiter südlich ins Auge. Er gehört zum BeyoğluKrankenhaus (Beyoğlu Hastanesi). 1 7 8 9 11 14 20 22 bernachten (S. 67/68) 4 Floors Galatalife George`s World House Manzara Istanbul Sub Portus House Vault Karaköy Café Privato Galata Kitchen inkaufen (S. 217) Galata Evi 2 Lale Ma®azas Gaspar 3 Aida Pekin Dem Café 4 Lilipud Zelda Zonk 5 Bahar Korçan und Karaköy Lokantas Section Mode Unique Lokanta Maya 6 Arzu Kaprol Ferahfeza 12 Sensus Karaköy Güllüo®lu 16 Seyahan Naml Gurme achtleben (S. 81) Fosil 15 Nardis Jazz Club Akn Balk 21 Nublu lange noch? Ihre Altbauwohnungen sind begehrt, v. a. die oberen Etagen mit ihrem Traumblick über die Stadt sind kaum mehr erschwinglich. Weiter führt der Weg entlang der Lüleci Hendek Caddesi, an welcher ergraute Zweckbauten zerfressenen oder erst jüngst restaurierten Jugendstilfassaden die Hand geben. Bis vor wenigen Jahren dominierten hier noch kleine Hand- Südwestlich des Galataturms führt die gewundene Galata Kulesi Sokak steil hinab zum Goldenen Horn. An ihr liegt linker Hand das alte englische Gefängnis (Eski İngiliz Karakolu, Hausnr. 15). In spätosmanischer Zeit besaßen manche Kolonien europäischer Nationen in İstanbul das Privileg eines eigenen Strafvollzugs. Heute ist hier das charmante Restaurant Galata Evi untergebracht (→ Essen und Trinken). Schräg gegenüber wurde im 15. Jh. ein Dominikanerkloster gegründet. Dessen Gotteshaus, die hinter Hausnr. 28 verborgene Peter-und-Paul-Kirche (Sen Piyer Kilisesi), stammt jedoch aus der Mitte des 19. Jh. Sie wird heute von der italienischen Gemeinde genutzt. An der Kartçınar Sokak stößt man auf den einst wichtigsten genuesischen Palastbau Konstantinopels, den Palazzo del Comune, auch „Podestat“ genannt. 1316 wurde er errichtet, im frühen 20. Jh. umgebaut, heute verfällt der grau-rosafarbene Bau. Der Palast war der Sitz des genuesischen Gouverneurs. Vorbei am österreichischen St.-GeorgsKolleg, einem angesehenen Gymnasium, erreicht man die Kamondo-Stufen, eine eigenartige, fast kubistisch anmutende Treppe. Ihr Name erinnert an Galata und Karaköy → Karte S. 208/209 i es 10 13 17 18 19 21 23 24 25 26 27 28 29 209 . d r ci D du u kM. iz p So Y ad A ki a ç iod l s cS K e p M ak en ur ak Karatavuk Sok. C eif rpf sse afés c So k. Art Sümer M enche ar Tophane D 14 tk O uchters na Museum für Malerei und Skulptur ar Ca ad. µ C De Tophane he des regors Sa d. Kabataµ Kabataµund undBeµiktaµ Beµiktaµ n aba ese Kar azk Yo Bo® Galerie Mixter Ca lar 210 Galata und Karaköy jene jüdische Bankiersfamilie, die sie einst als Abkürzung zu ihrem Wohnhaus bauen ließ. Die Stufen führen hinab zur Bankalar Caddesi (auch: Voyvoda Caddesi), der İstanbuler Wallstreet des 19. Jh. Zu jener Zeit arbeiteten vorrangig Armenier und Griechen hier, für Muslime war das zinsträchtige Geldwesen verboten. Die feudalen Bankgebäude werden nach und nach restauriert und zweckentfremdet. Im Gebäude der ehemaligen Osmanischen Bank (Hausnr. 11) unterhält die Garanti Bankası ein kleines Museum zur Historie des türkischen Bankwesens und mit der SALT Galata eine der spannendsten Galerien der Stadt (→ Galerien, S. 74). Durch ein Gassenwirrwarr, mal links, mal rechts, geht es zur → Arabischen Moschee (Arap Camii). Unterwegs stapelt sich vor kleinen Läden das vereinte Sortiment aller Baumärkte der Welt. Halten Sie dazwischen nach einem roten Backsteinbau mit Holzdach Ausschau – die Moschee gehört zu den außergewöhnlichsten der Stadt. Bevor man über die Tersane Caddesi den Verkehrsknotenpunkt nördlich der Galatabrücke erreicht, heißt es aufpassen. Linker Hand, in der schmalen Perçemli Sokak, versteckt sich das → Museum der türkischen Juden (Türk Musevileri Müzesi). Es ist untergebracht in der schön restaurierten Zülfaris-Synagoge, deren Ursprünge bis ins 17. Jh. zurückreichen. Durch eine von Elektrohändlern in Beschlag genommene Unterführung gelangt man zum Hafen Karaköys. Die Uferpromenade wird von Fischlokalen gesäumt. Ein ständiges An- und Ablegen der Fähren bestimmt das Bild. Etwas weiter den Bosporus hinauf machen für gewöhnlich Kreuzfahrtschiffe fest. Früher lagen dort Handelsschiffe vor Anker. Von den Zeiten, als Matrosen aus aller Herren Länder hier das Vergnügen suchten, zeugen noch heute Bordelle in den landeinwärts gelegenen, engen Gassen. Das türkische Gesetz, nach dem Freudenhäuser mindestens 200 m von religiösen Stätten, Schulen und Fußballplätzen entfernt sein müssen, wird in Karaköy schlichtweg ignoriert. Gleich in der ersten Parallelstraße hinter der Uferfront stößt man auf die → Unterirdische Moschee (Yeraltı Camii), einen düsteren, fast unheimlichen Ort. Und nochmals einen Block weiter landeinwärts verläuft die Mumhane Caddesi (hinter dem Parkhaus rechts halten). Die Straße führt durch ein Viertel, das noch bei den Recherchearbeiten zur vorigen Auflage dieses Reiseführers abweisend und unattraktiv war, nun aber zum Hot Shit der Stadt gehört. Prostitution – das geduldete Tabu Prostitution ist in der Türkei in staatlich genehmigten Bordellen legal. Landesweite Berühmtheit haben bzw. hatten die Bordelle von Karaköy – nicht wenige männliche İstanbuler lernten dort die „Liebe“ erstmals kennen. In Karaköy gehen die Prostituierten nicht hinter diskreten Eingängen ihrem Gewerbe nach, sondern in engen Gassen, ähnlich wie in Amsterdam. Der Zugang zu solchen Gassen wird von der Polizei kontrolliert. Wer keinen Personalausweis vorweisen kann oder als Schüler in Uniform erscheint, wird abgewiesen. Doch die Zahl der Bordelle von Karaköy ist stark am Abnehmen. Von den einst rund 50 Bordellen sind nur noch etwa zehn erhalten. Sie mussten schließen, um den bei Investoren und Touristen immer angesagteren Stadtteil zu „entschmuddeln“. Für die Prostituierten bedeutete dies den Weg in den illegalen Straßenstrich. Sehenswertes in Galata und Karaköy Sehenswertes in Galata und Karaköy 211 Wie auf Kommando eröffneten hier Cafés und Kneipen. Die so genannten Kamondo-Stufen passiert man beim Spaziergang durch Galata und Karaköy Die Mumhane Caddesi endet beim jüngst restaurierten Hamam der KılıçAli-Pascha-Moschee (Kılıç Ali Paşa Camii), einem eher zweitklassigen Werk Sinans. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite der Straßenbahngleise, thront die alte osmanische Kanonengießerei (Tophane), ein unübersehbarer, großer Backsteinbau. Heute f inden darin gelegentlich Ausstellungen statt. Alte Lagerhallen säumen hinter der Nusretiye-Moschee das Ufer des Bosporus. Ladungen von Frachtern wurden hier einst gelöscht, heute wird hier u. a. Kunst gezeigt: Eine Lagerhalle belegt das → Museum für Malerei und Skulptur (Resim Heykel Müzesi) der MimarSinan-Universität, eine andere das → İstanbul Modern, eines der besten Kunstmuseen des Landes. Der elegante marmorne TophaneBrunnen (Tophane Çeşmesi) mit einem weit überhängenden Dach im Rücken der Kılıç-Ali-Pascha-Moschee zählt zu den schönsten Barockbrunnen İstanbuls. Zwischen dem Brunnen und der Nusretiye-Moschee (Nusretiye Camii), einer zierlich-verschnörkelten Barockmoschee aus dem 19. Jh., laden gemütliche Wasserpfeifencafés auf eine Pause ein. Von Tophane bzw. Fındıklı gelangen Sie bequem mit der Straßenbahn nach Karaköy (und weiter mit der Tünel-Bahn nach Beyoğlu) bzw. Eminönü/Sultanahmet. Man kann aber auch über die bergauf führende Boğazkesen Caddesi wieder hoch nach Beyoğlu spazieren und dabei einen Blick in die eine oder andere Galerie des Viertels Tophane werfen (→ Galerien, S. 74). Sehenswertes in Galata und Karaköy Galata Mevlevihane Müzesi (Mevlevi-Kloster) Der Mewlewija-Orden gehörte einst zu den bedeutendsten Derwischorden und hat seine Ursprünge im 13. Jh. Ins Leben rief ihn Celaleddin Rumi, sein Ehrentitel war Mevlana („unser Meister“). Lehren und Anschauungen der Derwische beruhen auf dem Suf ismus, der is- Galata und Karaköy → Karte S. 208/209 Entlang der Mumhane Caddesi passiert man auch, versteckt hinter dem Karaköy Galata Simitçisi (Hausnr. 47/A – hier gibt’s die knusprigsten Simits nördlich des Goldenen Horns), eine kleine Marienkirche (Meryem Ana Kilisesi). Die Kirche ist im Besitz der türkisch-orthodoxen Gemeinde, die sich 1922 vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat abspaltete und von diesem bis heute ignoriert wird. Keine 50 Mitglieder gehören ihr noch an. In diesem Viertel lassen sich noch viele weitere Kirchen entdecken, darunter auch armenische. Leider sind sie allesamt nicht der Öffentlichkeit oder nur zu Messen zugänglich. 212 Galata und Karaköy lamischen Mystik, die über die Auslöschung des Ichs die Vereinigung mit Gott anstrebt – z. B. durch geistige Versenkung, asketische Übungen, Musik und rituelle Tänze. Da sich die Derwischorden den sozial-politischen Reformen der neuen türkischen Republik widersetzten, wurden sie 1925 verboten. Die Riten der Mönche leben z. T. aber bis heute fort. Im achteckigen hölzernen Tanzhaus des ehemaligen Mevlevi-Klosters (1492 gegründet) f inden regelmäßig eindrucksvolle Derwischzeremonien statt, bei denen sich ein Dutzend Sufi-Anhänger mit wirbelnden weiten Röcken zu aufwühlender Musik drehen. Darüber hinaus kann man eine ansprechende Ausstellung besichtigen, die über den Sufismus informiert, über den Mevlana-Orden und über Mevlana selbst. Zu sehen gibt es außerdem eine kleine Auswahl des Klosterbesitzes: Derwisch-Kleider, antike Musikinstrumente, Gebetsketten, Gebetsteppiche und Koran-Ausgaben. Galipdede Cad. 9. Tägl. (außer Mo) 9– 16.30 Uhr. 3,70 €, Audioguide zusätzliche 2 €, freier Eintritt mit dem 5-Tage-MuseumPass-İstanbul. Derwischzeremonien jeden So um 17 Uhr, zuweilen auch Sa (Eintritt 15 €, Stand 2014). Erkundigen Sie sich vorab nach den aktuellen Terminen und besorgen Sie sich die Tickets nicht erst in letzter Minute. www.galatamevlevihanesimuzesi.gov.tr. Derwischzeremonien finden des Weiteren im Hocapaşa-Kulturzentrum, einem restaurierten Hamam, in Sirkeci statt (Hocapaşa Hamamı Sok. 3/B, → Karte S. 113). Aufführungszeiten und Tickets (22 €) unter www. galatamevlevihanesi.org, Infos zudem in vielen Reisebüros in Sultanahmet. Galata Kulesi (Galataturm) 1348 entstand der massive Rundbau als höchster Turm der genuesischen Befestigung. Einen Verteidigungszweck erfüllte er jedoch nie. Genutzt wurde der Turm als Gefängnis für Kriegsgefangene, astronomisches Observatorium, Unterkunft für die Mitglieder der osmanischen Militärkapelle und Absprungstelle für den angeblich ersten fliegenden Menschen der Welt: Der Abenteurer Hezarfen Ahmet Çelebi soll im frü- Die Synagogen von Galata Das Gros der Synagogen Galatas wird von der jüdischen Gemeinde İstanbuls noch heute genutzt. Man schätzt die Zahl ihrer Mitglieder auf rund 20.000. Zu den sehenswertesten Synagogen gehören die Zülfaris-Synagoge (Zülfaris Sinagogu), die heute das Museum der türkischen Juden beherbergt (s. u.), und der sog. Schneidertempel (Schneidertempel Sanat Merkezi, www. schneidertempel.com) in der Felek Sokak 5, der heute als Kunstgalerie genutzt wird. Der Name der Synagoge erinnert daran, dass viele der in Galata lebenden Juden dem Schneiderberuf nachgingen. Besichtigt werden kann auch die Neve-Shalom-Synagoge (Neve Şalom Sinagogu, Büyük Hendek Sok. 43, geöffnet für Touristen Mo–Do 13–16 Uhr, Pass mitbringen) aus der Mitte des 20. Jh. Sie ist die größte Synagoge der Türkei mit Platz für 2000 Besucher. 3-mal schon war sie das Ziel von Terroranschlägen radikaler Muslime: 1986 (23 Tote), 1992 (nur Sachschaden) und 2003 (ähnlich hohe Opferzahl wie 1986). Nur mit einer Genehmigung sind die Italienische Synagoge (İtalyan Sinagogu) am Şair Ziya Paşa Yokuşu 23 und die Aschkenasim-Synagoge (Aşkenaz Sinagogu) in der Yüksekkaldırım Caddesi 27 zu besichtigen. Beide entstanden Ende des 19 Jh. Sämtliche Informationen zum Erhalt einer Besuchergenehmigung (das Verfahren dauert ca. 4 Tage) unter www.turkyahudileri.com. Sehenswertes in Galata und Karaköy 213 hen 17. Jh. mit angeschnallten Flügeln vom Galataturm bis auf die asiatische Seite gesegelt sein. Büyük Hendek Sok. Tägl. 9–20.30 Uhr. Eintritt für den Panoramabalkon 6,50 €. Lange Warteschlangen! Arap Camii (Arabische Moschee) Die Moschee mit ihrem viereckigen Glockenturmminarett sieht aus wie eine spätmittelalterliche Kirche. Genau das war sie einst auch. Dominikanermönche ließen sie in der ersten Hälfte des 14. Jh. errichten. Ihren heutigen Namen erhielt sie im 16. Jh., als das Gotteshaus aus Spanien vertriebenen Mauren als Moschee zur Verfügung gestellt wurde. In ihrem Inneren bef inden sich Renaissance-Fresken, die zusammen mit der letzten Sanierung der Moschee im Jahr 2008 zwar ebenfalls restauriert wurden, danach aber unter einem Spezialputz verschwanden – schließlich betet man hier zu Allah … Galata Mahkeme Sok. Türk Musevileri Müzesi (Museum der türkischen Juden) Das sehenswerte Museum beschäftigt sich mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Türkei von ihrer Flucht aus Spanien 1492 bis in die jüngste Vergangenheit. Es informiert über religiöse Riten und Bräuche, dabei insbesondere über Geburt, Beschneidung und Hochzeit, das türkisch-jüdische Pressewesen, aber auch über prominente Juden in der modernen türkischen Politik und Gesellschaft. Zudem werden deutsch-jüdische Universitätsprofessoren vorgestellt, die aus dem Dritten Reich an den Bosporus geflohen waren und starken Einfluss auf die Entwicklung des türkischen Bildungssystems nahmen (→ Kasten S. 97). Perçemli Sok. 1. Mo–Do 10–16 Uhr, Fr/So 10–14 Uhr, Sa geschl. Eine Spende von ca. 4 € wird erwartet. www.muze500.com. Galata und Karaköy → Karte S. 208/209 Der Galataturm ist die Attraktion des Viertels 214 Galata und Karaköy İstanbul Modern İstanbul Modern – Mekka der Kunst Yeraltı Camii (Unterirdische Moschee) Die Moschee aus der Mitte des 18. Jh. besteht aus einem Irrgarten enger, dunkler Durchgänge und einem Wald gedrungener Säulen. Untergebracht ist sie in einem ehemaligen byzantinischen Verlies, das einst, so vermutet man, zum sog. Galatakastell gehörte. Von hier wurde in Gefahrenzeiten jene Kette über das Goldene Horn hinüber nach Sarayburnu gespannt, die feindlichen Schiffen die Einfahrt unmöglich machte. Kemankeş Cad. Resim Heykel Müzesi (Museum für Malerei und Skulptur) Die Lagerhalle 5 (Antrepo 5) wurde z. Z. d. letzten Recherche von der Mimar-Sinan-Universität zu einem Museum für Malerei und Skulptur um- und ausgebaut. Ende 2015 soll das Museum in Gänze eröffnen, bis dahin werden in bereits fertig gestellten Trakten temporäre Ausstellungen gezeigt. Im Gegensatz zum Gemäldemuseum in Beşiktaş (→ S. 225), das Kunst der osmanischen Epoche zum Schwerpunkt hat, wird man sich hier auf die ersten Jahrzehnte nach der Republiksgründung konzentrieren. Meclis-i Mebusan Cad. Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr. 2014 betrug der Eintritt 3,70 €, erm. die Hälfte. www.msgsu.edu.tr. Das in einer Lagerhalle aus dem 19. Jh. untergebrachte Museum für moderne Kunst braucht internationale Vergleiche nicht zu scheuen. Die permanente Ausstellung trägt den Titel „Vergangenheit und Zukunft“ (Geçmiş ve Gelecek) und rekrutiert sich vorrangig aus der rund 1200 Werke umfassenden Sammlung des Unternehmers und Museumsgründers Bülent Ezcacıbaşı. Dabei steht die türkische Kunst vom Anfang des 20. Jh. bis in die Gegenwart im Mittelpunkt. Die Werke spiegeln zugleich den Selbstf indungsprozess der türkischen Kunst wider, der auf die Jahrhunderte lang dominierende Miniaturmalerei folgte, bei der die Symbolik wichtiger war als die Darstellung der Wirklichkeit. Erst im 19. Jh. begann man die europäischen Stilrichtungen zu imitieren, anfangs noch recht unbeholfen, weshalb die türkische Malerei des 19. Jh. auch als „Primitivmalerei“ bezeichnet wird. Die Auseinandersetzung mit der europäischen Moderne forcierten in den 1930ern u. a. Exilprofessoren aus Deutschland (→ Kasten S. 97). Die Tendenzen zu einer eigenständigen bildenden Kunst kamen schließlich durch die Verschmelzung der Ideen westlicher Gegenwartskunst mit der Rückbesinnung auf althergebrachte Traditionen wie z. B. der Vorliebe für das Ornament oder der Liebe zum Detail. Auch bei der jüngsten Generation türkischer Künstler kommt das orientalisch-okzidentalische Spannungsfeld zum Ausdruck. Der Rest der 8000 m² großen Ausstellungsfläche wird für Wechselausstellungen internationaler Künstler genutzt. Zudem bietet das Museum Galerien für Fotograf ie und Neue Medien, eine Bibliothek, ein Restaurant und tolle Aussichten auf den Bosporus. Meclis-i Mebusan Cad. Liman İşletmeleri Sahası Antrepo No: 4. Tägl. (außer Mo) 10– 18 Uhr, Do bis 20 Uhr. 6,50 €, erm. 3,50 €. www.istanbulmodern.org. Sehenswertes westlich von Galata