Am Point of Sale sollen Retailer vermehrt
Transcrição
Am Point of Sale sollen Retailer vermehrt
Am Point of Sale sollen Retailer vermehrt mitwirken können POS-MARKETING Bei Preis und Sortiment verfolgen Hersteller und Händler konträre Ziele. Es ist ein traditioneller Konflikt, der auch am Point of Sale spürbar wird. Seit Neuestem reden dort aber auch Endkunden mit. In diesem Spannungsfeld lösen POS-Anbieter viele Probleme. Mit dem Wachstum der Branche wachsen aber auch die Ansprüche an die Dienstleister. VON DORIS GOTTSTEIN Während Werber noch über Einnahmeverluste klagten, setzte die POS-Branche längst zum Überholmanöver an. Obwohl sie stetig wächst, leiden ihre Akteure noch an der schwachen Akzeptanz bei Marketing- und Kommunikationsmanagern. Doch mit den Budgets verschieben sich auch die Gewichte. «Am POS gibt es eigene Spielregeln», sagt Patrik Luther, Geschäftsführer der proretail ag. «Dort wird die Kaufentscheidung in Sekunden gefällt, daher muss die Botschaft sehr schnell und präzise transportiert werden.» Am Verkaufsregal entscheide ein Drittel der Kunden nochmals neu oder kaufe vorher nicht in Betracht gezogene Produkte. «Dies schreit förmlich nach zielgerichteten Konzepten für den Verkaufspunkt.» Entscheidend sei deshalb, dass dieser als eigene Disziplin ein Teil der Marketingstrategie sein und frühestmöglich eingebunden werden müsse. Auch Edgar Lau- Der Gigantoschlüssel von Messerli Display sorgt mit seinen imposanten Ausmassen für Aufmerksamkeit am POS oder auch an Messen. Marketing & Kommunikation 3/12 «Dies schreit förmlich nach zielgerichteten Konzepten für den Verkaufspunkt.» Patrik Luther, Geschäftsführer proretail ag ris, Direktor der gleichnamigen POS-Agentur, betont die nötige «Integration des operationellen Marketings in den globalen Marketingplan». Um die Marktpriorität zu verstehen und die Marketingstrategie zu festigen, legt er Wert darauf, den Reflexions- und Entscheidungsprozess möglichst aufsteigend zu integrieren. Dieser Teil werde – oft absichtlich – vom Marketingteam vernachlässigt: «Hier stellen wir meist den Unterbruch der Marketingverkaufsstrategie fest», so Lauris. Auch Alban Haas, CEO der Blue Spirit Communications AG, betrachtet Basisprobleme kritisch: Für den Handelskanal müssten die Marketingstrategien «tailor-made» sein. Nur wenige Promotionen gelangten zur Umsetzung. «Beim Entwickeln der TrademarketingStrategie werden die Bedürfnisse des Retailers zu wenig berücksichtigt.» Kooperation mit Retailern umsetzbar Für den Kanal stünden bei einer Marken-Promotion die eigenen Ziele im Vordergrund, und diese seien selten deckungsgleich mit den Mitbewerbern. Daher gelte es, Absatzpartner früh in die Konzeption einzubeziehen und die ureigenen Interessen der Retailer in die Promotion-Ausgestaltung und -Mechanik einfliessen zu lassen. «So erhalten wir Goodwill und den nötigen Druck von oben, um eine Promotion überhaupt erfolgreich an den POS zu bringen», so Haas. Einen ähnlich wunden Punkt berührt Thomas Künzler, Managing Director der Shop Promo AG: In der Regel würden TV, Print, Plakate, Social Media, Online-Konzepte usw. vom Marketing entwickelt und umgesetzt. «Beim POS werden die Konzepte erarbeitet und angedacht, aber oft schnell an den Verkauf/Channel Manager abgegeben.» Einerseits sei die Umsetzung aus Marketingsicht nicht so spannend, andererseits seien umfassende Konzepte nur in Kooperati- on mit dem Retailer umsetzbar – und daher Verkaufsaufgabe. «Die Massnahmen verlieren oft an Wirkung, da sie nicht aus einer Hand geplant sind», so Künzler. Strategien gewinnen an Einfluss. So betont Lauris, «dass die Marketingstrategie bislang auf Markenimage und Produktgewinn konzentriert war». Um sie im Marktumfeld korrekt umsetzen zu können, seien in den Verkaufsstellen verschiedene Regeln zu respektieren. Erstens seien Image-Kommunikation und Produktinformation nicht zu verwechseln. Die Verkaufsstelle sei nicht – oder nicht mehr – der Ort, an dem der Anbieter seine Werte kommunizieren muss, dort müsse der potenzielle Kunde Bezug zum Produkt erhalten. Zweitens sollte man sich stets davon differenzieren, was in der Branche gemacht werde. Wenn klassische Promotion-Agenturen dieselbe Infrastruktur für vollkommen unterschiedliche Produkte und Zielgruppen auf dieselbe Art promoten, sei dies «total kontraproduktiv». Diese Kritik ist schon wegen der bestens informierten Kunden berechtigt. Botschaften an sie müssen «klar, einfach, schnell oder einfach ‹convenient› sein», bringt Haas es auf den Punkt. Die meisten Marketingstrategien scheiterten an ihrer Komplexität: «Zu viele und oft unglaubwürdige Botschaften, komplizierte Mechanik und undurchsichtige Produktversprechen fördern das natürliche Misstrauen der Kunden.» Consumer Confusion nennt er das auf Produkteebene, bei der Promotionsmechanik sowie der Promotion-Gestaltung entstehende Problem, das zu Konsumaufschub oder -verweigerung führe. Massgeschneidertes liegt im Kurs Wenn bei zentral geführten Verkaufsnetzen Marketing- und Verkaufsabteilungen bestimmen, wel- MARKETING 13 Mit solchen Displays können Kampagnen über Flyer und Prospekte lanciert werden, die vom Personal betreut werden können. che POS-Massnahmen wie und in welcher Form umgesetzt werden, sei die Realisation relativ einfach und kurzfristig mit minimaler Vorlaufzeit möglich, findet Bruno Messerli, Inhaber von Messerli Display. «Die Kampagnen können problemlos am POS platziert werden, die Werbemittel sind standardisiert, und auch der Personaleinsatz fürs Merchandising ist gering.» Schwieriger werde es, wenn Inhaber nicht zentral geführter Verkaufsnetze bestimmen, was wie beworben wird. «Dort sind die Vorbereitungen einer Ver- kaufsaktion teils mit erheblichem Aufwand verbunden», weiss Messerli, allein die Vorlaufzeit für Werbeplatz-Akquisition könne drei bis neun Monate betragen. Dem Firmenchef zufolge ist hier Erfahrung im Umgang mit Fachhandelszielgruppen nötig: «Oft sind persönliche Besuche durch Kundenberater erforderlich.» Geht es um Innenarchitektur, stellen sich andere Fragen. Denn sie gehört zum Corporate Design, das strategisch übergeordnet ist. «Moderne Läden sind heute nicht mehr so sehr reine Bühnen für den Produkteverkauf, sondern Erlebnisräume, in denen der Gast Markenwerte jenseits der reinen Produkteebene erlebt», erklärt Stefan Stettler, Client Director der retailpartners ag. Dank Corporate Architecture würden Marken, Produkte und Dienstleistungen mit allen Sinnen erfahrbar und differenzierbar. Wenn das Pflichtenheft «Der POS ist nur ein Etappenziel» Interview mit Thomas Back, Geschäftsführender Partner, Streuplan GmbH MK Wie sind Marketingstrategien für erfolgreiche POS-Aktivitäten zu definieren? THOMAS BACK POS-Marketing ist heute genauso wichtig wie die klassische, breitenwirksame Kampagne. Viele Konsumentenentscheidungen werden nach wie vor erst am POS definitiv gefällt. Diese Tatsache wird häufig unterschätzt. Dem POS-Marketing muss daher bei der strategischen Planung mehr Aufmerksamkeit gewidmet und mehr Budget zugesprochen werden. Dazu muss die Agentur zuerst einmal die Möglichkeiten im Handel und in dessen Umfeld kennen. Die besten Ideen sind wertlos, wenn sie der Handel nicht zulässt. MK Welche Elemente sind dabei wichtig? BACK Ein POS-Konzept benötigt längere Vorlaufzeit, da neben Marketing & Kommunikation 3/12 Thomas Back, Geschäftsführender Partner, Streuplan GmbH Kunden auch der Handel involviert ist und sein Mitspracherecht einfordert. Das Timing vorab ist wichtig. Dann zählt das Zusammenspiel zwischen Marketing, Vertrieb, Key Account Management und Agentur, die von Anfang an eng kooperieren und ihre Ziele und Erfahrungen einbringen sollten. Bei einer Kampagnenkonzeption gehen wir grundsätzlich von einem Through-the-Line-Ansatz aus, der sich auf ATL wie BTL inklusive POS deklinieren lässt. Denn der POS ist nicht das End-, son- der Kunden nicht klar ausformuliert ist, liefert retailpartners den strategischen Input: «Es ist von Vorteil für den Kunden, wenn die gesamte Inszenierung des Raums bis zur Ausgestaltung des POS aus einer Hand kommt», betont Stettler. Die Innenarchitektur sei wichtig, denn Shop und POS würden zu einem gesamtheitlichen, stimmigen und authentischen Raumkonzept verschmelzen. «Wir gehen auf Marken und Produkte dachte Einsatz von Sinneswelten in Shops beeinflusse, ob, was und wie der Kunde auf Angebote reagiert. «Kunden kaufen dort gerne ein, wo sie sich angesprochen und wohlfühlen.» Wachsende Produktvielfalt Es passt zu Architekturprojekten, dass Kunden kaum nach Standards fragen. «Für sie konzipieren und realisieren wir vor allem hochwertige Long-term-Displays, «Hier stellen wir meist den Unterbruch der Marketingverkaufsstrategie fest.» Edgar Lauris, Direktor Lauris Agence ein, indem wir ein Konzept für ein Einkaufserlebnis erstellen, das in der Aussen- und Innenwahrnehmung spürbar ist.» Die qualitative Raumgestaltung habe hohen Einfluss auf die Aufmerksamkeitsgenerierung (Informationsaufnahme) am POS. Denn der durch- welche die Produkte im Raum hervorheben und glorifizieren», sagt Stettler und nennt beispielhaft das Caviarhouse am Zürcher Flughafen. «Eine neue Annäherung an die Kundenbeziehung, für die Kreativität und Originalität gefragt sind», stellt Lauris fest. Der Strate- dern nur ein Etappenziel. Eine integrierte Kampagne muss her! Wichtig ist der rote Faden in der Kommunikation: Der Konsument muss am POS die klassische Kampagne wiedererkennen. Sie schafft Interesse und emotionale Aktivierung. Am POS reaktivieren wir ihren Inhalt und lösen die Kaufentscheidung aus. Conversational Marketing, Empfehlungsmarketing, PR – die natürlich mehr Budget erfordern. Und dann wünsche ich mir mehr Mut zur Wettbewerbsdifferenzierung. Nachmachen ist out! MK Welche POS-Mittel fragen Kunden verstärkt nach? BACK Die Klassiker liegen weiterhin vorn: attraktive Rabattierungsmechanismen, innovatives Couponing, aufmerksamkeitsstarke Werbemittel, tolle Wettbewerbe sowie positive Produkterfahrungen über Degustationen und Samplings. Optimierungspotenzial sehe ich sowohl auf Kundenseite als auch im Handel. Beide sollten mehr Kreativität zulassen. Kreative POS-Kampagnen lösen mehr positive Emotionen und Verkäufe aus als schlichte Rabatte. Zudem sollte das Bewusstsein wachsen, dass der Prozess nach dem Griff ins Regal nicht abgeschlossen ist. Nach dem Kauf ist vor dem Kauf! Dazu gibt es bereits spannende Tools: Cross Selling/Marketing, Mobile Apps, Social Media, MK Welche POS-Massnahmen liegen im Trend? BACK Massnahmen, die auf Ehrlichkeit und Fairness basieren und ein vermehrtes Involvement der Kunden ermöglichen. Dazu gehören Samplings und Degustationen, die noch mehr Bedeutung erhalten werden. Dann aber auch «Green Marketing» und digitale Massnahmen wie etwa Facebook Deals. Augmented Reality und 3D bieten ganz neue Möglichkeiten, die noch kaum genutzt werden. Aktives Empfehlungsmarketing wird bereits jetzt zunehmender Bestandteil von Kampagnen. Ein vermehrtes Cross Selling/ Marketing entspricht dem klaren Bedürfnis von Kunde und Handel. Manche Kunden tendieren auch zu «weniger ist mehr»: weniger POS-Massnahmen, aber wenn, dann volle 360 Grad. n MARKETING 15 giespezialist drängt Kunden daher nicht vorgefertigte Modelle auf, er konstruiert Massgeschneidertes. «Als Resultat gibt es für jeden Kunden seine eigene Lösung in totaler Übereinstimmung mit der Marketingstrategie.» Für manche sei dies eine nationale Roadshow, für andere ein Videospiel-Turnier. Beim wichtigen Versuch, «anders zu sein», gebe es keine Grenzen. Nachgefragt blieben aber auch Standards – natürlich angepasst an den Kundenbedarf. So bietet Messerli Display etwa Apotheken und Drogerien, wo grosse Vielfalt an Werbemöglichkeiten herrscht, standardisierte Individuallösungen für den Einsatz in Schaufenstern, auf Verkaufstheken und -flächen und in Regalen an. Messerli zufolge «muss das angebotene POS-Material aber attraktiv genug sein, damit es die Handelspartner möglichst lange am POS stehen lassen». Steller mit Mehrwert verlängerten den Lebenszyklus am POS, was die Kosten je Ausstellungswoche begünstige. Die Nachfrage nach Bekanntem bleibt auch Künzler zufolge hoch: «Massnahmen wie Broschüren am Regal, Push Poster, Degustationen und Demonstrationen oder Samplings, aber auch Roadshows und Events am POS sind die am stärksten nachgefragten Elemente.» Solche bewährten Massnahmen würden künftig noch mehr mit Social Media und Online-Konzepten verlinkt. «Die Produktvielfalt ist enorm, und genauso vielfältig sind die unterschiedlichen Anforderungen am POS», stellt Luther fest. Rund um den Markenauftritt seien immer mehr Ergänzungsdienstleistungen wie Produktion, Materialwahl, Logistik, Auf- und Abbau, Konfektionierungen und Gestellpflege gefragt. So habe proretail für ein neues SBB-Freizeitangebot ein POS-Konzept entwickelt, visualisiert, produziert, konfektioniert und fixfertig für 400 Shops lieferbereit zusammengebaut. Es gibt noch Optimierungspotenzial Massnahmen für zusätzlichen Abverkaufsplatz stehen bei Blue Spirit im Zentrum. Aktuell gebe es viele Anfragen bezüglich der Angebotsplatzierung, stellt Haas fest. «Wie erhalte ich zusätzlichen Share-of-face im Regal?» und «Welche Möglichkeiten generieren einen zweiten Verkaufspunkt?» gehören dazu. Marketing & Kommunikation 3/12 Die Goldpromo-Kampagne von Blue Spirit für Panasonic präsentiert sich stimmungsvoll durch Stellwände und Displays vor Ort. Optimierungspotenzial sieht er bei Incentivierungsprogrammen: Umfangreiche TrademarketingKonzepte würden oft nicht akzeptiert und teure Promotionspakete vom Handel nicht geöffnet oder nicht aufgestellt. «Meist gab es hier vorgängig Fehler der Promotionsmechanik oder mangelnde Involvierung der Absatzkanäle in der Konzeptionsphase», bemängelt er. Dabei gebe es viele Möglichkeiten, die Kommunikation zu verbessern, die Akzeptanz zu fördern und die aktive Teilnahme zu honorieren. Auch klassische entgeltpolitische Fehler nennt er beim Namen: «Leider enden Promotionen im Retailkanal häufig als Price-off-Aktivitäten.» Viele alternative Modelle würden gar nie in Betracht gezogen oder sel- nicht scheuen, Fachhändler aktiv und nachhaltig zu betreuen, werden auf attraktive dreidimensionale POS-Elemente auch in Zukunft nicht verzichten wollen», bemerkt er andererseits. «Was auffällt, fällt auf.» Ein rechteckiger Screen könne ein 3-D-Objekt wie den 2012 für die BEKB-Kampagne «Keyfinder» realisierten Riesenschlüssel nicht ersetzen, bestenfalls ergänzen. Touchpoints sind überall Einen auf Erwartungen bezogenen Trend spricht Lauris an: den Wunsch der Kunden, nicht mehr in der Verkaufsstelle kommunizieren zu müssen. Er erläutert «die Tendenz, draussen, aber nahe der Einkaufszone zu agieren», anhand des Promo-Bike-Erfolgs. «Steller mit Mehrwert verlängern den Lebenszyklus am POS und wirken günstig auf Kosten.» Bruno Messerli, Inhaber Messerli Display ten in der Konzeption berücksichtigt. Auch innerhalb bestehender Promotionstypen gebe es unterschiedliche kreative Ausgestaltungsmöglichkeiten. Für die 2010 für Panasonic entwickelte Goldpromotion, eine Cash-back-Aktion für den nationalen Retailchannel, ging Blue Spirit mit gutem Beispiel voran – auf neuem, für Kunden gut nachvollziehbarem Weg bei der Kaufincentivierung: mit 2,5 Gramm schweren Goldbarren. Gleich zwei Antworten auf die Frage, welche Mittel im Trend liegen, gibt es für POS-Werber Messerli: «Wenn POS-Werbung ohne Personalaufwand mit minimalen Kosten realisiert werden soll, dann sind das Plakate oder Monitore», betont er einerseits das Effizienzkalkül. «Auftraggeber, die den Aufwand «Dank der kleinen Elektro-Dreiräder organisieren wir Strassen- und Guerilla-Aktionen in der näheren Umgebung der Kontaktzonen.» Im Shopcenter selbst werde eine starke Sympathie für das Produkt und damit Erinnerung kreiert und gleichzeitig Bewegung im Regal generiert. Im Innern des POS bleibe die Komposition eines starken Erlebnisses mit der Marke aber wichtig. Heute sei der Kunde vertraut mit Promotionstechniken und liesse sich nicht mehr an der Nase herumführen. Offeriere man ihm aber die Möglichkeit, der Alltagsroutine zu entfliehen, meint Lauris, erhöhe dies die Markenakzeptanz beachtlich. Dass Konsumenten dank Internet, Social Media und Blogs viel mündiger und bestens über gewünschte Produkte informiert sind, bevor sie einen Shop betreten, stellt auch Stettler fest. Zudem fordere heute die sofortige Bedürfnisbefriedigung den Handel heraus. «Das multimediale Erlebnis und auch die Inszenierung von Produkten wird von den mobilen Geräten/PCs am POS weitergeführt.» Dies habe zu einer gestiegenen Komplexität beim Einbeziehen aller technischen Optionen in der POS-Planung und -Gestaltung, aber auch zu Chancen geführt, etwa um mehr physische Touchpoints im Shop und vielfältige After-Sales-Möglichkeiten für die Kunden zu generieren. Ein Beispiel sei der Victorinox Flagship Store in London, an dem der höchste Grad an Erlebbarkeit durch Involvierung erreicht worden sei. «Try before you buy» und «customized products» sind Stettler zufolge weitere Trends, die in Shop- und POS-Konzepten als inszenatorische Elemente einen hohen Grad an Emotionalisierung erzeugen können. Dass bestinformierte, preisbewusste Konsumenten die Verkaufskanäle sowohl off- als auch online kennen, bestätigt Luther. Entsprechend ändere sich auch die Sprache am POS. «Der Trend liegt darin, den Verkaufspunkt in der 360-Grad-Kommunikation noch mehr zu gewichten und einzubinden im Dialog mit der klassischen Kommunikation, mit Agenturen und nicht zuletzt mit Konsumenten.» Daher würden produktspezifische Lösungen mehr und mehr nachgefragt. Aber auch Medien wie Digital Signage, Augmented Reality oder TouchLösungen, die neue Möglichkeiten am Berührungspunkt mit Kunden eröffnen, seien gefragt. Kombi-Trends beobachtet auch Haas. POS-Promotionen würden vermehrt mit Online Games oder Mobile Promotions kombiniert und/ oder von einer Microsite begleitet. «Hier stehen vor allem Messbarkeits- und Datennutzungsziele im Vordergrund.» Vor allem unter dem Druck des Online-Handels sieht er in Konzepten, bei denen nicht der Mehrumsatz, sondern die Steigerung der Einkaufsstättentreue im Fokus steht, einen langfristig wichtigen Ansatz für die Partnerschaft von Handel und Retail. Ob Frequenzbringer oder -nutzer, für Haas ist klar: «Die unterschiedlichen Anforderungen der Retailpartner werden in die Online- wie Offline-Trademarketing-Massnahmen integriert – und Ziele aus den Kanälen in die Promotionsmechanik.» n MARKETING 17