Fülldrahtelektroden für das MAG
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Fülldrahtelektroden für das MAG
Fülldrahtelektroden für das MAG-Schweißen Herstellung, Technologie und ihre Einsatzgründe Dr.-Ing. E. Engindeniz Eigenschaften der Schutzgas-Fülldrahtelektroden Es gibt auf dem Markt sehr viele gefüllte Zusatzwerkstoffe, die jedoch bei näherer Betrachtung gravierende Unterschiede aufweisen. Bild 1 zeigt einige Beispiele von Querschliffen marktüblicher Fülldrahtelektroden. Gemäß dem DVS-Merkblatt 0941 sind sie dem Aufbau nach in zwei Hauptgruppen einzuteilen: - Nahtlose Fülldrahtelektroden - Formgeschlossene Fülldrahtelektroden Brennerführung nahtlose Fülldrähte schlackeführend schlackelos 70-80° 70-80° formgeschlossene Fülldrähte Rutil / basisch Metallpulver 70-80° 70-80° Bild 1: Querschliffe von Fülldrähten Bild 2: Arbeitstechniken und Füllungstypen Aufgrund des geschlossenen Drahtmantels weisen die nahtlosen Typen gegenüber den Falzdrähten folgende Vorteile auf: - unempfindlich gegen Feuchtigkeitsaufnahme - auch nach langer Lagerung Rücktrocknen nicht erforderlich - HD-Werte generell unter 5 ml/100g - verkupferte Oberfläche, daher besserer Stromübergang und weniger Kontaktrohrverschleiß - keine Torsion, kein Drall, stabile Drahtförderung Allgemein sind für den Fülldrahteinsatz folgende Gründe zu nennen: - Sichere Flankenerfassung, unempfindlich gegen Bindefehler - Gute Benetzung, kerbfreie Übergänge, glatte Oberfläche - Hohe Risssicherheit - Spritzerarmer Tropfenübergang - Hohe Prozessstabilität - Röntgensichere Nähte - Einsatzmöglichkeit von Mikrolegierungselementen - Gute Zwangslageneignung - Wirtschaftliche Fertigung Das Füllpulver besteht in der Regel aus mehreren Komponenten und enthält u.a. Lichtbogenstabilisatoren zur Erzielung einer hohen Prozessstabilität, Legierungselemente zur Nutzung der Metallurgie sowie z. T. -1- Mikrolegierungselemente zur Verbesserung der Güteeigenschaften des Schweißgutes durch den Keimbildungseffekt. Letztere verleihen dem Schweißgut ein feinkörniges Gefüge. Zur Orientierung für den Leser sind In Bild 3 einige Rohstoffe gezeigt. Kalziumkarbonat ð CaCO3 Rutil ð TiO2 Natriumflorid ð NaF Flußspat ð CaF2 Kalifeldspat Magnesit ð MgO SiO2 Al2O3 K2O Eisenpulver ð Fe Ferrobor ð B Ferromangan ð Mn Sinterkorund ð Al2O3 Ferrosilizium ð Si Kryolith ð Na3AlF6 Ferromolybdän ð Mo Bild 3: Einige Rohstoffe für die Herstellung des Füllpulvers Gegenwärtig stehen Fülldrahtelektroden mit und ohne Schlacke zur Verfügung. Die schlackeführenden Typen enthalten Rutil- oder basische Bestandteile und sind wegen der Gefahr der Schlackeneinschlüsse wie die Stabelektroden mit leicht schleppender Brennerstellung zu verarbeiten (Bild 2). Titanoxid bildet bei den Rutilfülldrähten die Hauptkomponente und ergibt auf der Nahtoberfläche eine dunkelgraue Schlacke. Kalziumfluorid ist bei den basischen Fülldrähten anzutreffen und erzeugt recht dünnflüssige Schlacke in ockergelb bis leicht grün. Der Herstellungsprozess der nahtlosen Fülldrähte geht aus Bild 4 hervor. Als Vormaterial dient ein ca. 50 mm breites und rund 2 mm dickes endloses Band, aus dem unter Einsatz des Hochfrequenzschweißens Rohre erzeugt werden. Nach der Rekristallisationsglühung wird das agglomerierte Füllpulver durch die Schwingbewegung mit Hilfe eines Rüttlers in das Rohr eingebracht und vorverdichtet. Danach erfolgt das Vorziehen des Halbzeuges auf den Glühdurchmesser. Während bei dieser Wärmebehandlung der verfestigte Mantel weichgeglüht wird, reduziert sich der aus dem Füllpulver stammende Wasserstoff weit unter 5 ml/100 g. Anschließend wird der Draht in mehreren Stufen auf die Endabmessung gezogen, dabei mehrmals nass gereinigt und zum Schluss verkupfert und poliert. Die nach dieser Methode hergestellte Fülldrahtelektrode ist gegen Feuchtigkeitsaufnahme absolut geschützt und unbegrenzt lagerfähig. Ein Nachtrocknen ist nicht notwendig. Da die Hülle keinerlei Steifigkeitssprung aufweist, sind die Drähte drallfrei und gewährleisten eine störungsfreie Förderung. Die verkupferte Drahtoberfläche verbessert den Stromübergang und verringert den Düsenverschleiß. Die Produktion der formgeschlossenen Fülldrähte erfolgt überwiegend mit trocken gemischten Rohstoffkomponenten. Zuerst wird ein endloses Schmalband mit dem Querschnitt ca. 12 mm x 0,7 mm in Längsrichtung U-förmig gebogen. In diese U-Form wird das Pulvergemisch seitlich hinein gefördert. Bei diesem kontinuierlichen Füllprozess müssen die Füllpulverfördermenge und die Bandgeschwindigkeiten exakt aufeinander abgestimmt sein, damit die gewünschten Schweißgutanalysen eingestellt werden können. Anschließend wird der gefüllte U-Querschnitt in mehreren Schritten geschlossen. Je nach Nahtaufbau entstehen bei diesem Walzvorgang die in Bild 1 gezeigten, formgeschlossenen Drahtformen. -2- Die Schlackenbildner, insbesondere basische Bestandteile beeinflussen die mechanischen Gütewerte positiv. Sie setzten Bindefehler- und Porengefahr auf ein Minimum herab. Somit stellen die schlackeführenden Fülldrahtelektroden in der schweißtechnischen Beurteilung hinsichtlich der praktischen Anwendungsfälle eine Alternative zur Stabelektrode dar. Ein wesentlicher Vorteil der Rutiltypen mit schnellerstarrender Schlacke besteht darin, sie aufgrund der hervorragenden Modellierfähigkeit beim Zwangslagenschweißen vor allem in der steigenden Position sehr wirtschaftlich eingesetzt werden können. Herstellung des Rohres aus dem Massivband durch das HF – Schweißen Vorzug auf Glühdurchmesser und Glühen des gefüllten Rohres Rekristallisationsglühen und Kalibrieren auf Fülldurchmesser Ziehen auf Endabmessung Verkupferung der Oberfläche Herstellung des agglomerierten Füllpulvers und Einbringen des Füllpulvers durch Vibration Spulung auf Lieferform ® Bild 4: Fertigungsschritte der nahtlosen Megafil -Fülldrähte Die schlackelosen Metallpulver-Fülldrahtelektroden sind als Gegentypen zu den Massivdrahtelektroden zu bewerten. Trotz fehlender Schlacke zeigen diese Typen die fülldrahtspezifischen Vorteile im Hinblick auf die Nahtqualität. Eine Ausnahme bildet Porenanfälligkeit bei zu großem Kontaktrohrabstand. Unter dem Aspekt absolut sicherer Wiederzündfähigkeit und des nahezu spritzerfreien Prozessverhaltens war die Entwicklung dieser Drähte ursprünglich für den Robotereinsatz vorgesehen. Ein weiterer Vorteil gegenüber den schlackeführenden Fülldrahtelektroden ergibt sich in diesem Zusammenhang bei den Mehrlagenschweißungen, da hier die Zwischennahtreinigung entfällt. Die Grundlagenuntersuchungen haben gezeigt, dass die Metallpulver-Fülldrahtelektroden unter dem Schutzgas M 21 drei Lichtbogenbereiche Kurz - Misch- und Sprühlichtbogen aufweisen (Bild 5). Die erstaunlich geringe Spritzerbildung im Kurzlichtbogenbereich eröffnet dem Draht auch bei manuellem Einsatz universelle Anwendungsmöglichkeiten. Dies gilt insbesondere für die gute Spaltüberbrückbarkeit (Wurzelschweißen) und für das Schweißen in Zwangslagen. Die Brennerstellung ist ähnlich der beim Schweißen mit Massivdrahtelektroden d.h., sie ist leicht stechend oder neutral (Bild 2). Der mit Spritzern behaftete Mischlichtbogen um 200A sollte nicht zum Einsatz kommen. Bei Verwendung von Pulsstromquellen schweißen die Metallpulvertypen auch in diesem Bereich nahezu spritzerfrei. -3- 45 S p a n n u n g [V] 40 Schutzgas : M21 Abmessung: 1,2 mm 35 350 A 300 A 250 A 30 200 A 25 150 A 20 70 A 15 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Drahtaustrittsgeschwindigkeit [m/min] 11 12 13 14 =+ Bild 5: Lichtbogenbereiche der MP-Fülldrähte am Beispiel von MF 710M Als eine weitere Entwicklung ist der basische Fülldraht mit Zwangslageneignung zu nennen. Derartige Drähte weisen weniger Schlacke auf und werden mit höheren Füllfaktoren gefertigt. Der Füllfaktor gibt die Gewichtsanteile des Mantels und der Füllung an. Die Hauptanforderung für die Entwicklung dieser basischen Generation stammt aus dem Schiffbau. Hier werden die Rutiltypen mit schnellerstarrender Schlacke überwiegend für Einseitenschweißungen meist auf Keramik in senkrechter Position eingesetzt. Die Werften müssen jedoch immer mehr recht dicke Querschnitte sowohl für den Schiffbau als auch für Komponenten der Offshoretechnik verarbeiten, wofür der Rutiltyp aus der Sicht der Risssicherheit unter extrem schwierigen Bedingungen nicht ausreicht. Die schweißtechnischen Eigenschaften der o.g. basischen Fülldrahtelektroden mit Zwangslageneignung lauten wie folgt: - Fein- bis mitteltropfiger Werkstoffübergang - Schlacke mit mittlerer Stützwirkung, leicht lösend - Minimierung der Rückenbildung - Möglichkeit des Überschweißens von Walz- und Primerschichten Derartige Fülldrähte werden wegen der besseren Schweißeigenschaften überwiegend am –Pol verarbeitet, was je nach Anwendungsfall und Maschinenverfügbarkeit ein Nachteil sein kann. Allgemein ist der Gleichrichter mit Konstantspannungscharakteristik heute noch als die Standardstromquelle für alle gasgeschützten Fülldrahtelektroden anzusehen. Die Verwendung von Impulstechnik bietet in Bezug auf die Spritzerfreiheit zusätzliche Vorteile. Mit Rücksicht auf die Optimierung der Schweißeigenschaften ist jedoch darauf zu achten, dass die Impulsfrequenz zwischen 50 Hz und 100 Hz betragen sollte. -4- -5- -6- -7-