90JAHRE AUF DER HÖHE

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90JAHRE AUF DER HÖHE
90
JAHRE
AUF DER HÖHE
Der Band “90 Jahre auf der Höhe” erscheint als erste Ausgabe
in der Reihe “Edition Haus Brannenburg”
September 2004
Herausgegeben von:
ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bildungszentrum Haus Brannenburg
Schrofenstrasse 32
83098 Brannenburg
www.haus-brannenburg.de
Text/ Redaktion: Marion Fendt, Heinrich Ortner, Franz Schröther,
Walter Schwab (soweit nicht anders gekennzeichnet)
Satz/ Layout:
Alexander G. Fischer, Gesa Puell
Fotonachweis:
S. 3, 15 (unten), 29, 35, 42, 46: Rainer Viertlböck
Druck:
Druckerei Makowski, München
90 Jahre auf der Höhe
Vom Erholungsheim der DPG zum ver.di Bildungszentrum:
Das Haus Brannenburg
Festschrift zum 90-jährigen Bestehen
Inhalt
5
Vorwort von Marion Fendt
7/8
Geleitwort von Josef Falbisoner
9
Geleitwort von Dorothea Müller
11
“Wie vielleicht alles begann: Der Meteorit von Brannenburg“
Boris Ruge
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13
Vor vielen hundert Jahren
14
Die Post und ihre Personalverbände
15
Ein Traum wird Wirklichkeit
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Die Eröffnung am Pfingstmontag 1914
20
Kriegsjahre und Rückübereignung
22/23
Und Brannenburg ist heimgekehrt
24
Karl Ruhland, der Mann der ersten Stunde
25
“Ein magischer Ort”
26
Schulungs- und Erholungsheim der DPG
30
Was bedeutet Brannenburg für mich
31
Warum ich Brannenburg so schätze
32
Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung
34
Lernen kann Spaß machen
35
Brannenburg auf der Höhe des Wissens
38
Angekommen und Zuhause
39
Bildungszentrum der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft
43
“Das Haus”
45
Ausstattung und Lage
46
Entdeckungsreise in und um Brannenburg
47
Zeittafel
48
Mitwirkende
Helmut Ruge
Christl Saurer
Barbara Zahn
Anett Schulze, Thorsten Schäfer
Eberhard Kremer
Reinhard Ruch
Barbara Tedeski
Vorwort Marion Fendt
Liebe Leserinnen und Leser,
die vorliegende Festschrift entstand anlässlich des neunzigjährigen
Bestehens von „Haus Brannenburg“, einst Erholungsheim des Bayerischen
Postverbands, später Schulungs- und Erholungsheim der Deutschen
Postgewerkschaft, heute Bildungszentrum der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. Im Mittelpunkt steht die historische Entwicklung des Hauses,
angereichert durch authentische Zeitdokumente und ganz persönliche Beiträge von Menschen, die hier eine politische Heimat gefunden haben.
Die lange und wechselhafte Geschichte unseres Hauses ist einmalig innerhalb der deutschen Gewerkschaftsbewegung und bildet einen idealen Ausgangspunkt für unseren Bildungsbetrieb heute und morgen. Denn: Ohne
Herkunft gibt es keine Zukunft! Dies gilt besonders in einer Organisation,
deren zentrale Herausforderung darin besteht, aus fünf OrganisationsKulturen eine neue Gewerkschaftskultur für nachfolgende Generationen zu
schaffen.
Anlässlich unseres runden Geburtstags denken wir gerne zurück an die
Kolleginnen und Kollegen, die sich vor fast 100 Jahren zusammengefunden
hatten, um einen Traum zu realisieren: Ein Erholungsheim für Gewerkschaftsmitglieder sollte entstehen. Aus der Utopie wurde bereits einige
Jahre später, dank des Engagements zahlreicher Mitglieder, Wirklichkeit.
Kurz nach der feierlichen Eröffnung des Hauses am Pfingstsonntag 1914
brach im August der erste Weltkrieg aus. Die Arbeiterbewegung war tief
gespalten, und die Kriegsgegner und deren Familien waren Hetzkampagnen und Verfolgung ausgesetzt. Haus Brannenburg diente während des
Krieges als Erholungsheim für Soldaten, die an Leib und Seele verwundet
aus dem Krieg zurückgekommen waren. Nach dem ersten Weltkrieg wurde
der Erholungsbetrieb für Postbeschäftigte wieder aufgenommen. Wer sich
hier erholen wollte, musste sich in lange Wartelisten eintragen und einer
strengen Sozialauswahl stand halten. Die Wochen in Brannenburg waren
für viele Familien ein Lichtblick in Zeiten des Mangels und der Entbehrung.
Nach der Machergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fiel das
Haus an eine NS-Organisation. Gewerkschafter/innen gehörten damals
neben Sozialdemokrat/innen und Kommunist/innen zu den ersten, die in
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Vorwort Marion Fendt
die Konzentrationslager verschleppt wurden. Nicht wenige von ihnen starben dort für ihre Ideen von einer besseren, gerechteren Welt. Im zweiten
Weltkrieg diente das Haus erneut verwundeten Soldaten als Lazarett und
Ausweichkrankenhaus, wurde schließlich 1940 an die Deutsche Reichspost
verkauft, und befand sich somit im Besitz des Arbeitgebers der Menschen,
die sich einst die Finanzierung des Heims von ihrem kargen Lohn abgespart
hatten.
Erst 1950 wurde dem Rückforderungsantrag stattgegeben, und das Haus
wurde an die DPG übereignet. Nachdem jahrelang aus finanziellen Nöten
nur ein eingeschränkter Betrieb möglich war, konnte das Haus erst 1963
wieder voll bewirtschaftet werden. In der Folge nahm der Anteil an
Bildungsmaßnahmen stetig zu. Für Generationen von Gewerkschafter/innen
war und ist das Haus ein Ort, an dem gewerkschaftspolitisches Bewusstsein
lebendig ist.
Nach der Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft erfolgte der
Beschluss, das Haus als zentrale Bildungsstätte zu erhalten und dort einen
eigenen Seminarbetrieb anzusiedeln. Für die jüngste der deutschen
Gewerkschaften ist es ein Glücksfall, ein Haus mit so langer Tradition ihr
eigen nennen zu dürfen. Dieser Ort eignet sich wie kaum ein anderer dazu,
eigenes Erleben zu reflektieren, Gleichgesinnte zu treffen und gewerkschaftliche Ideale neu zu beleben.
So sehr auch die Begriffe der politischen Ökonomie manchmal aus der
Mottenkiste zu stammen scheinen - an den grundlegenden Widersprüchen
zwischen den Interessen von Beschäftigten und Arbeitgebern hat sich nicht
viel geändert. Entscheidend geändert hat sich allerdings der Status der Gewerkschaften. Was noch vor wenigen Jahrzehnten Grund für Unterdrükkung und Verfolgung war, ist heute in unserem Staat durch das Grundgesetz garantiert.
Die Vertretung kollektiver Interessen erscheint heute so manchen überholt
und schwerfällig, doch die nähere Zukunft wird bereits zeigen, dass der
Fortbestand sozialer Errungenschaften nicht zum Nulltarif bezüglich des
Engagements innerhalb unserer Gesellschaft und im internationalen Kontext
zu haben ist. Bildungsarbeit ist der Schlüssel für die Entdeckung eigener
Potentiale, gemeinsamer Stärken und eines Verantwortungsbewusstseins
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Vorwort Marion Fendt
für die aktive Gestaltung einer solidarischen Zukunft. Lasst uns daher dieses
Haus auch weiterhin nutzen, um Gleichgesinnte zu treffen, Bündnisse zu
schmieden und gemeinsame Träume zu entwerfen. Eine andere Welt ist
möglich, laßt sie uns verwirklichen.
Mit herzlichen Grüßen und einem Dankeschön an alle, die zur Entstehung
dieser Broschüre ihren Beitrag geleistet haben!
Marion Fendt
Leiterin ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg
Sehr verehrte Gäste!
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Geleitwort Josef Falbisoner
Im Jahre 1913 erwarb der Bayerische Post- und Telegraphenverband für
seine Mitglieder das Gasthaus Bad Wendelstein. Die Eröffnung fand am 31.
Mai 1914 statt und schon bald schlossen die Mitglieder des damaligen
Verbandes das Haus fest ins Herz. Und das blieb so bis zum heutigen Tage.
Dieses Haus Brannenburg durchlebte eine sehr wechselvolle Geschichte. So
konnten die Mitglieder unserer damaligen Gewerkschaft für eine
Reichsmark Ziegelsteine erwerben, um den Umbau zu finanzieren - mit ein
Grund, warum die Gewerkschaftsmitglieder in Bayern bald von „unserem“
Haus sprachen. Trotz Enteignung während des Dritten Reiches und obwohl
es u.a. als zeitweiliger Ausweichbetrieb für das Schwabinger Krankenhaus
dienen musste, blieb es immer „unser“ Haus.
Vor allem in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein
beliebtes Ausflugsziel für zahlreiche Mitglieder, die Erholung suchten. Viele
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Geleitwort Josef Falbisoner
Möglichkeiten gab es ja nicht und Geld stand kaum zur Verfügung. Für
manche Postlerinnen und Postler war es über lange Zeit die einzige
Möglichkeit, sich überhaupt einen Urlaub leisten zu können.
Aber sehr schnell erkannte man, dass dieses Haus nicht nur der Erholung
dienen kann, sondern auch der Fortbildung. So wurde es bald auch für den
Seminarbetrieb ausgebaut. Die drei Bezirke der Deutschen Postgewerkschaft in Bayern – München, Regensburg und Franken – nutzten intensiv die
Möglichkeit, Funktionärinnen und Funktionäre sowie Mitglieder hier in
Brannenburg fortzubilden. Ihnen wurde die Möglichkeit geboten, sich
neben dem beruflichen Alltag mit beruflichen, aber auch wirtschaftlichen
Zusammenhängen vertraut zu machen. Und viele, die heute aktiv in der
Gewerkschaft mitarbeiten – sei es als Vertrauenspersonen oder in Betriebsbzw. Personalräten – haben ihre ersten Seminare in Brannenburg besucht.
Auch deshalb ist es bis heute „unser“ Haus geblieben. Rasch wurde Brannenburg über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt und viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesgebiet knüpften ihre ersten gewerkschaftlichen Kontakte am Fuße des Wendelsteins.
So manche Erinnerung kommt auf, wenn man durch die Räume geht. Wer
heute diese moderne und nach neuesten Erkenntnissen gestaltete
Bildungsstätte betritt, wird immer noch gefangen von der reichen Tradition
und Ausstrahlung dieses Hauses.
Nach 90 Jahren Vergangenheit ist es jetzt aber wichtig, an die Zukunft zu
denken. Wir alle sind aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten, damit
„unser“ Gewerkschaftshaus für die ver.di-Mitglieder ein Haus der Bildung,
aber auch ein Haus der Ruhe und Entspannung bleibt. Ich wünsche diesem
unserem Haus und den Menschen, die darin wirken und arbeiten und die es
besuchen, alles Gute.
Josef Falbisoner
Landesbezirksleiter ver.di Bayern
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Geleitwort Dorothea Müller
Sehr verehrte Gäste!
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Neunzig Jahre Haus Brannenburg sind eine lange Zeit und eine gewerkschaftliche Tradition, auf die wir mit Stolz zurückblicken können!
In ver.di nun geht es darum, die Zukunft und Perspektiven zu gestalten, sich
den Herausforderungen an Gewerkschaften zu stellen und den Beitrag, den
Bildungsarbeit dabei leisten kann, auszubauen. Die Profile unserer elf
Bildungsstätten werden überarbeitet und in ein gemeinsames Konzept eingebettet. Hierbei ist es besonders wichtig, Tradition und Kompetenzen zu
berücksichtigen, die einzelne Bildungsstätten aus den Quellgewerkschaften
in ver.di einbringen. Dabei hat sich auch die Ausrichtung des Hauses
Brannenburg schon verändert. Von einem Beleg-Haus mit Hotelcharakter
hat es sich in den letzten Jahren zu einer Bildungsstätte mit eigenen
Seminar-Angeboten entwickelt. Dabei steht die Fähigkeit zur kritischen
Analyse und zum kritischen Denken im Mittelpunkt. Die Bildungsstätten
werden zu Kompetenzzentren für die Bildungsarbeit in ver.di. Hierzu sind
die notwendigen personellen Kompetenzen vor Ort zu schaffen und regionale und überregionale Vernetzungen zu knüpfen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der unsere gewerkschaftlichen Positionen
kaum noch über die Medien transportiert werden, in der ein Sozialabbau
nie gekannten Ausmaßes politisch durchgesetzt wird, in der die Sachverh a l t e
immer komplexer und unverständlicher für die Menschen werden, brauchen wir verstärkt gewerkschaftliche Bildungsarbeit, um diese Entwicklung
analysieren und ihr angemessen begegnen zu können. Denn gesellschaftspolitische Gestaltungs- und Durchsetzungskraft muss immer wieder neu
entwickelt werden, und dies in einem Umfeld, das geprägt ist durch
Deregulierung, Globalisierung und neoliberales Denken.
Systematisch angelegte Bildungsarbeit ist somit Teil der Organisationsarbeit.
Sie leistet ihren Beitrag, um komplexe Zusammenhänge zu analysieren,
Orientierung zu geben und Lösungsstrategien zu entwickeln. Bildungsarbeit
besitzt einen hohen politischen Stellenwert und hat eine zentrale Schlüsselfunktion für alle gesellschafts- und gewerkschaftspolitischen Handlungsfelder.
Meine Auffassung ist, dass die Organisation im Interesse des Erhaltes und
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Geleitwort Dorothea Müller
der Weiterentwicklung ihrer Handlungsfähigkeit sowohl auf regionaler als
auch auf zentraler Ebene nicht weniger, sondern sogar mehr an Bildungsarbeit zur Gewinnung und Bindung von Mitgliedern braucht.
Dies unseren Mitgliedern in vielfältigen Seminarangeboten zu bieten, förd e rt
die Identifikation der Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Gewerkschaft ver.di.
Das Haus Brannenburg und seine Mitarbeiter / innen runden als südlichste
Einrichtung unser bundesweites Gesamtprofil der Bildungsstätten ab.
Eingebettet in regionale Strukturen und zentral eingebunden, wird es in den
kommenden Jahren darauf ankommen, das Profil des Hauses zu stärken, die
Schwerpunkte bei den Themen Internationales, Kommunikation und
Konflikte, Psychologie, Team- und Gremienarbeit und Gesellschaftspolitik zu
vertiefen und auszubauen und somit ein unverkennbares Profil zu entwikkeln.
Dazu wünsche ich der Bildungsstätte und vor allem den Menschen, die dort
arbeiten, alles Gute.
Dorothea Müller
Leiterin ver.di Bundesvorstand, Ressort 19
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Der Meteorit von Brannenburg
Boris Ruge
Wie (vielleicht) alles begann: Der Meteorit von Brannenburg
Boris Ruge
Da, wo das Haus Brannenburg steht, hat bestimmt mal ein Meteorit eingeschlagen. Als die Dinosaurier noch mit riesigen Pranken und winzigen
Gehirnen durch den Brannenburger Urwald wankten und nichts von
Arbeitnehmerrechten wussten. Randalieren, Fressen, Eier legen.
Da hat´s dem Vorstand der schöpferischen Intelligenz gereicht!
Plötzlich hat es Bumm! gemacht. Der Meteorit hatte eingeschlagen, ungefähr da, wo jetzt die Wirtsstube steht und die Seminarteilnehmer immer so
angeregt debattieren.
Ein neues Zeitalter wurde eingeläutet.
Der Meteorit hatte dem rohen, primitiven Vorteilsdenken der Dinosaurier
ohne kostspielige Abfindung ein Ende gemacht und gleich neue organische Stoffe mitgebracht aus der bunten Trickkiste des Universums.
Ein neuer Versuch. Mal schau’n, dachte sich der Vorstand der schöpferischen Intelligenz einstimmig und kontemplativ.
Und siehe da: Kaum 50 Millionen Jahre später, nach der kosmischen
Mittagspause, stieg ein unbedarfter Affe von einer Brannenburger Palme
herunter, weil die Kokosnuss runter gefallen war. Der erste Affe hatte
Brannenburger Boden betreten. Er bestaunte die schöne Floraund Fauna
der Gegend und tollte eine Weile einfältig und froh auf dem Boden heru m .
Bis er über eine historische Entdeckung stolperte. Seinen Daumen! Wow!
Plötzlich konnte er seine Umwelt begreifen und mitgestalten. Der Affe
griff sich eine süße Frucht vom Baum und vollbrachte ahnungslos einen
wesentlichen Schritt für die Gewerkschaftsbewegung.
Der Vorstand der Schöpfungsintelligenz lächelte wissend in seiner
Zeitlosigkeit.
Der Affe machte sich stolz an die Arbeit und der Daumen trat seinen glorreichen Triumphzug durch die Menschheitsgeschichte an. Selbst in unseren
Zeiten der hochtechnisierten Arbeitswelt, der Mikrochips und Megabytes,
wird der Daumen von Kindern noch liebevoll in den Mund genommen.
Der angehende Homo Sapiens machte auf einmal Kopfschmuck und
Mahlsteine, machte es sich gemütlich bei einem Feuer und widmete sich
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Der Meteorit von Brannenburg
Boris Ruge
der Höhlenmalerei; der Kunstflur des Hauses Brannenburg erinnert noch
heute an diesen Ursprung.
Jedoch unser unbescholtener Affe machte bald eine andere fatale
Entdeckung. Denn kaum war er vom Baum herunter, spürte er diesen
unwiderstehlichen Drang. Er wollte hoch hinaus, er wollte mehr, "Ich bin der
Größte!", dachte er sich. Er richtete sich auf, trommelte wie wild auf seiner
Brust und fing plötzlich zu sprechen an:
"UGU ! AGA ! UGU ! AGA !" Die erste Rede war gehalten.
Und dann geschah es:
Wer das nicht gleich verstand, bekam erstmal eins mit der Keule! Boing!
Das funktionierte leider zu gut. Und wird heute noch weltweit angewandt.
Von woher das kam, weiß man bis heute nicht.
Zeitgleich hauten sich auf einmal die Affen auf den verschiedenen Kontinenten eins über die Rübe. Eine globale Kommunikationsform griff um sich.
Bis in unsere Tage.
Sei es in großen Gruppen mit Uniform und Flagge in der Hand und einem,
der ansagt auf wen es losgeht, der heißt General, oder von einem
Einzelkämpfer in der Boazn um die Ecke nach zwölf halbe Bier, der heißt
Schlaumeier.
Tja, jetzt ist der Vorstand der schöpferischen Intelligenz schon wieder am
überlegen.
Nur ein Meteorit, und alle Generäle und fundamentalistischen Präsidenten
der Erde halten endlich wieder die Klappe und das nächste Bier wird auch
nicht mehr bestellt. Es macht Bumm!
Das war’s dann für den Affen und seine durchgeknallten Nachfahren.
Dann wäre endlich wieder Stille.
Doch da meldet sich eine Gegenstimme aus dem Vorstand der schöpferischen Intelligenz:
Wo ist die Hoffnung und die Ve r a n t w o rtung dass da, wo man den Meteorit
vor 64 Millionen Jahren hingezielt hat, etwas Intelligentes, Kreatives,
Fantasievolles und Empfindsames herauskommen könnte ...
Und ob Sie´s glauben oder nicht, genau da, an diesem Ort, steht jetzt das
Haus Brannenburg und die Hoffnung, die damals mit einem Riesen-Bumm!
eingeschlagen hatte, besteht noch immer.
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Vor vielen hundert Jahren ...
Vor vielen hundert Jahren ...
Dort wo die Berge beginnen höher zu werden und den nördlichen
Teil der bayrischen Alpen gestalten, liegt das Inntal. Aus dem
Oberengadin bei St. Moritz kommend hat der Inn bereits ca. 300
Flusskilometer hinter sich und befruchtet ein Tal, das einst die Kelten
bewohnten. Nach Norden vordringende Römer besetzten die
Gegend und bauten eine Straße durch das Tal. Aber nicht etwa dem
Fluss entlang, sondern an den Hängen, da der Inn nach jedem
Hochwasser sein Bett änderte und zu damaliger Zeit die ganze Breite
des Tales beanspruchte.
Blick auf den Heuberg
Im 6. Jahrh u n d e rt wanderten die Bajuwaren aus Böhmen ein, vermischten
sich mit den verbliebenen Römern und wurden sesshaft. Bekehrt zum
Christentum, bauten sie Kirchen und trieben Handel mit den Nachbarn weiter drinnen in den Bergen, ebenso mit denen draußen in der Ebene. Sie verstanden es, den „wilden Inn“ zu nutzen, bauten Schiffe, Plätten genannt, und
schafften kostbares Erz aus den Tiroler Bergwerken, Wein und Tuch aus Italien
ins Tiefland nach Passau, Linz und Wien. Kalk und Gips, in Nußdorf gebrochen, wurden ebenfalls verladen. Starke Pferde zogen die Schiffe, zum Teil bis
aus Ungarn, beladen mit Getreide und anderen Gütern flussaufwärts in das
kornarme Bergland. Jahrhunderte lang blühte das Gewerbe und brachte den
Inntaler Bauern ihren Verdienst. Mit der Einführung der Eisenbahn ging die
Inntalschifff a h rt zu Ende. Bis Mitte des 19. Jahrh u n d e rts verkehrten noch einige Jahre lang Dampfschiffe auf dem Inn. Später wurde der Inn reguliert und
strömt seitdem gezähmt zwischen hohen Dämmen dahin.
Etwa 500 Meter ü. d. Meer liegt der Ort Brannenburg am Inn. Rund
hundert Meter höher, dort wo der zwischen Mitterberg, Rampoldplatte und Breitenberg entsprungene Kirchbach zu Tal fließt, stand
einst die Kirchbachmühle. Friedlich klapperte das Mühlenrad, bis am
23. August 1851 ein gewaltiger Bergsturz niederging und Mühle
samt Nachbarhäusern unter sich begrub. Zur Erinnerung an diese
Katastrophe wurden zwei - aus der alten Mühle stammende Mühlsteine an der Südwestecke des heutigen Bildungszentrums
Haus Brannenburg mit eingemauert. Am 12. August 1951, dem
100. Jahrestag des Unglücks, wurde eine Gedenktafel angebracht.
Zwei Mühlsteine
im Haus integriert
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Die Post in Bayern und ihre Personalverbände
Die Post in Bayern und ihre Personalverbände
Postkarte des Verbandes des bayerischen
Post- und Telegraphen-Personales
Am 1. März 1808 trat ein Ve rtrag zwischen dem
Fürstenhaus Thurn und Taxis und dem Königreich Bayern
in Kraft, in dem das Postwesen in einen staatlichen
Betrieb umgewandelt wurde und die Bezeichnung
„Königlich Bayerische Staatspost“ erhielt. Der Fürst Karl
Alexander von Thurn und Taxis erhielt eine Entschädigung
von 100.000 Gulden und wurde mit dem Titel
„Kronoberstpostmeister“ bedacht. Die Zahl der Beschäftigten betrug zu diesem Zeitpunkt 448 Personen. Bis 1897
stieg diese Zahl auf 6.285 an.
Erste Versuche einer gewerkschaftlichen Organisation der
Postler stammen aus dem Jahr 1882. Damals wurden
P o s t b o t e n v e reine gegründet, die sich 1899 zum
„Bayerischen Postbotenverband“ zusammenschlossen.
Daneben entstanden weitere Personalverbände unter den
Bezeichnungen „Bayerischer Postoberkondukteur- und
Kondukteurverband“, „Bayerischer Briefträger- und
Packerverband“ und „Bayerischer Verband der Postbediensteten“, die jedoch auf Dauer nicht lebensfähig
waren. Sie kamen in aller Regel über eine regionale
Tätigkeit nicht hinaus und ließen sich nicht in eine landesweite Organisation aufbauen.
Am 25. Februar 1900 wurde in Nürnberg der „Verband des bayerischen
Post- und Telegraphenpersonals“ gegründet, dem bis zum Ende des ersten
Jahres bereits rund 50% der Postler beigetreten waren. Erstmals existierte
nun eine landesweite Gewerkschaft, die sich um die Belange des Personals
kümmerte. Im § 3 der Satzung standen die Worte „Der Verband steht treu
zu König und Vaterland“. Ohne diese Formulierung wäre die Gründung seitens der Obrigkeit nicht genehmigt worden. Ab 1913 wurde der komplizierte Gewerkschaftsname in „Bayerischer Postverband“ geändert. Bis zur
Einverleibung der bayerischen Post in die Deutsche Reichspost im Jahr 1920
konnte sich der „Bayerische Postverband“ als einzige, starke Gewerkschaft
durchsetzen.
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Ein Traum wird Wirklichkeit
Ein Traum wird Wirklichkeit
Erstmals gab es im Jahre 1906 Überlegungen des Verbands des bayerischen Postund Telegraphenpersonals, ein eigenes
Erholungsheim für die Gewerkschaftsmitglieder zu schaffen. Der Verbandssekretär
Joseph Kratofiel schrieb darüber: „Bei den
bescheidenen Mitteln und der Neuheit des
Gedankens war natürlich damals an die
Verwirklichung dieses Wunsches nicht zu
denken.“ Erst im Jahr 1913, als aus MitBad Wendelstein - ca. 1908
gliedsbeiträgen etwa 100.000 Goldmark
angespart waren, wurde die Vorstandschaft von der Generalversammlung
beauftragt, der Sache näher zu treten. Zahlreiche Angebote liefen ein.
Schließlich entschied man sich für das „Objekt in Brannenburg“.
Auf dem Platz, den der Bayerische Postverband ausgesucht hatte, stand seit
1895 das „Bad Wendelstein“ mit Solebädern und Restaurationsbetrieb. Seit
1910 war es in ein vegetarisches Heim mit Luft- und Sonnenbädern umgewandelt worden und hatte den Namen „Erdsegen“ erhalten.
1913 kaufte der Bayerische Postverband für 110.000 Goldmark das Anwesen, zu dem 40 Tagwerk (= rund 130.000 qm) Grund gehörten. Der
Verkauf von Anteilscheinen und Erwerbsmarken im Wert von 1 bis 10 Mark
an die Mitglieder ermöglichte es, die noch fehlenden Mittel für Ankauf und
Umbau aufzubringen.
B e rgpanorama Brannenburg
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Ein Traum wird Wi r k l i c h k e i t
Am Pfingstsonntag, den 31. Mai 1914 wurde das Erholungsheim feierlich
eröffnet. Rund 1.200 Gäste nahmen an der Feier teil. Zwei Kollegen haben
sich besondere Verdienste um das Heim in Brannenburg erworben: Der
Briefträger Johann Meyer, seit 1912 Vorsitzender des Bayerischen
Postverbandes, sowie der Postsekretär Georg Gebhard, der als stellvertretender Vorsitzender fungierte.
Aus einer Beschreibung des Heimes vom Mai 1914 ist zu entnehmen, dass
sich im zweistöckigen Hauptgebäude im Erdgeschoss Küche, Speisezimmer,
Wirtsstube, Biedermeier-Zimmer, einige Wohnzimmer und Nebenräume
befanden. Im ersten und zweiten Stock gab es jeweils neun Gästezimmer.
Im Nebengebäude, dem ehemaligen Badehaus, waren im Erdgeschoss
Wannen- und Brausebäder und im ersten Stock zehn Gästezimmer.
Außerdem gehörten zum Besitz die frühere Sägmühle als weiteres
Nebengebäude und eine Holzvilla, die früher als Speisesaal genutzt worden
war. Zum Heim gehörte auch ein Bauernhof, der hinter den Gebäuden
stand. Am Waldrand wurden elf so genannte „Lufthäuschen“ errichtet bestehend aus je zwei Räumen - die im Sommer an Gäste vermietet wurden.
Auf dem Anwesen lag eine Wirtschaftskonzession. „Es werden Gerichte zu
60, 70 und 80 Pfennig angeboten, Beilagen zu 10 Pfennig…“ ist in der
Gewerkschaftszeitung „Bayerische Post“ nachzulesen.
Bereits vier Wochen später, im Juni 1914, war das Haus vollbesetzt, trotz keineswegs günstiger Witterung. Auch gab es Gegner des Erholungsheimes
die „gerade deshalb kamen, um an Ort und Stelle Material zur Begründung
ihres Standpunktes zu sammeln...“ Sie alle reisten aber „bekehrt“ wieder
nach Hause mit Aussagen wie: „Eine solche Pracht der Natur hab ich noch
nie gesehen!“ Über das Haus gab es „nur eine Stimme des Lobes“ und viele
Anmeldungen von Erholungssuchenden. Kein Wunder, war es doch möglich, auf der großen, vollkommen mit Glas eingebauten Veranda, auch im
Februar das „Mittagsmahl im Freien“ einzunehmen. „Auch bei eintretender
Kälte“ war somit ein Raum vorhanden, der „für mehr als 100 Personen
Aufenthalt und einen prachtvollen Rundblick bietet“.
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Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914
Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914
Originaltext, zuletzt veröffentlicht am 16. Juni 1950
Wenn ein Mitglied unseres Verbandes am Pfingstsonntag in aller
Frühe die Münchener Strassen inspiziert hätte, dann wären ihm
von allen Richtungen Kollegen in die Hand gelaufen, die in vorbildlicher Übereinstimmung einem Ziele, dem Bahnhof zustrebten. Nachdem sie mit viel Mühe eine Fahrkarte erobert hatten,
mussten sie sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Platz im
Wagen erkämpfen. Das war aber bei dem gewaltigen
Massenandrang nicht leicht, und so mancher musste sich mit
einem Stehplatz begnügen. Auch das wurde in Kauf genommen, winkte doch allen ein genussreicher Tag im neu erworbenen Heim des Verbandes. Der um 7 Uhr in Brannenburg eintreffende Zug brachte die ersten Gäste. Jedes weitere „Dampfross“
konnte ab Brannenburg erleichtert aufatmen. Das Gros traf mit
der Musik um 9 Uhr ein und wurde von den früher Eingetroffenen abgeholt. Nachdem der weit über 200 Personen zählende Zug geordnet war, setzte er sich unter dem strengen
Kommando des Kollegen Kracht in Bewegung. Mit klingendem
Spiel wurde durch das nicht wenig überraschte Dorf nach dem
Heim, von dem eine mächtige weiß-blaue Fahne ins Tal grüßte,
marschiert. Vorstand Meyer richtete vom Balkon des
Seitengebäudes einen kurzen Willkomm an die Gäste, worauf
die Sängervereinigung eine erste Probe ihrer Kunst gab. Bald
entwickelte sich in den gastlichen Räumen des Heimes ein reges
Leben. Bei wohlgepflegtem Bier und einem vorzüglichen Imbiss
vergingen unter regem Meinungsaustausch die wenigen
Stunden bis zum Mittagstisch nur zu schnell. Dann strömten die
Bewohner Brannenburgs zum „Bad“. Bald waren die sämtlichen
von der Schlossbrauerei in entgegenkommender Weise aufgeschlagenen Tische voll besetzt. Zu diesen liebenswürdigen
Gästen gesellten sich dann noch die mit den Mittagszügen
angekommenen Mitglieder, so dass tatsächlich innen und außen
jedes Plätzchen besetzt war. Wir konnten zu unserer Freude u.a.
die hochwürdige Geistlichkeit von Brannenburg und Flintsbach,
Georg Gebhard
Joseph Kratofiel
Johann Meyer
Hans Mayer
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Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914
die Herren Bürgermeister beider
Gemeinden und viele weitere Ehrengäste begrüßen. Bei den fröhlichen
Weisen unserer Postmusik, den meisterhaften Vorträgen unserer von Herrn
Chormeister Kellner persönlich dirigierten Sängervereinigung und den Posthornduos der Postillione Wanner und
Strasser setzte nun ein gemütlich ländliches Treiben ein. Leider war uns der
Wettergott auf die Dauer nicht geneigt. Gegen 3 Uhr setzte zuerst leise,
Naturheilbad Wendelstein, Brannenburg ca. 1895
dann immer beharrlicher ein “Schnürlregen” ein, der auch die Tapfersten
Gegner des nassen Elements mählich zur Flucht in die großen, aber so einem
Massenansturm doch nicht gewachsenen Räume zwang. Viele unserer
Gäste – ihre Zahl ist mit 1200 sicher nicht überschätzt – mussten uns, weil
sie trotz zu Hilfenahme des so genannten Speisesaales absolut nicht mehr
unterkommen konnten, vorzeitig und ungern verlassen. Der Stimmung
konnte der an und für sich unliebe Guss trotz drangvoll fürchterlicher Enge
keinen Abbruch tun. Besonders das junge oder richtiger tanzlustige Volk
war in seinem Element, als unsere unermüdliche Kapelle in der Holzvilla –
und da sagt man sie hätte keinen Zweck! – zu Walzer und Francaise rief. Wo
sie nur plötzlich alle herkamen die
Tänzer und Tänzerinnen! Im Hauptgebäude hielt der erste Vorsitzende
des Hauptausschusses Herr Meyer nun
eine Begrüßungsansprache, in der er
alle Gäste herzlich begrüßte und dann
etwa Folgendes ausführte:
Postkarte 1915
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Der Bayerische Postverband ist bestrebt, in sozialer Fürsorge für seine Mitglieder das Möglichste zu erreichen. Im
Jahre 1914 wurden die Grundsteine zu
zwei besonders wichtigen Einrichtungen gelegt. Am 07. Februar ist die
Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914
Krankenversicherung gegründet worden und nun besitzen wir auch ein
Erholungsheim. Frau Feigl trug uns Bad
Wendelstein an und machte uns die
baldige Übernahme des schönen
Anwesens möglich. Wir hielten den
Erwerb eines solchen Heims für unsere
Mitglieder für notwendig und glauben,
dass eine öffentliche Wirtschaft damit
verbunden sein sollte. Möge es unserem Wirt gelingen, sich die Zufriedenheit aller Gäste zu erringen, damit diese
Lufthäuschen, Postkarte um 1925
noch oft hier Einkehr halten. Mögen
alle die hier Erholung suchen, diese finden und gesund zu den Ihren zurückkehren. Möge aber auch Gottes Segen
immerdar auf diesem Heim ruhen. Dass unser Verband treu zu König und
Vaterland steht ist hinreichend bekannt. Bekräftigen wir diese Gesinnung,
indem wir ausrufen: Unser gnädigster Landesherr, Euere Majestät König
Ludwig er lebe hoch! Nachdem sich Beifall und Jubel gelegt, nahm das
Mitglied Gottfried Mayer, Postbote in Röhrmoos das Wo rt um dem
Hauptausschuss für den Erwerb dieses Paradieses zu danken. Wir sind eine
große Familie, die Mitglieder möchte er als Kinder bezeichnen. Daher müssen wir wie eine gute Familie zusammenhalten, denn nur Einigkeit macht
stark. Diesen Appell richtete er besonders an die Jungmannschaft, damit sie
noch später achte und respektiere, was die Alten für sie geschaffen. Das
Hoch des gewandten Redners galt der „rührigen und umsichtigen“
Vorstandschaft.
Dieser Bericht von der Eröffnung 1914 wurde am 16. Juni 1950 in der Mitgliederzeitschrift der DPG
veröffentlicht.
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Kriegsjahre und Rückübereignung
Kriegsjahreund Rückübereignung
Der Ausbruch des ersten Weltkriegs am 1. August 1914 hatte große
Auswirkungen auf den Betrieb des Erholungsheimes. Die im Urlaub befindlichen Kollegen wurden zurückberufen, neue Urlaube nicht mehr genehmigt. Der Reiseverkehr wurde mit einem Schlage eingestellt, deshalb musste
das Haus zeitweise geschlossen werden. Die Wiedereröffnung wird in einem
Zeitungsbeitrag wie folgt beschrieben: „Gleichwohl war der Betrieb nur
zwei Monate ganz eingestellt, im Oktober und November, solange bis ein
Pächter gefunden wurde, der sich auch für den Verkehr mit der einheimischen Bevölkerung eignet und durch eigene Schlächterei in der Lage ist, die
Gäste zu allgemeiner Zufriedenheit zu bedienen. Mit Frühlingsanbruch
haben sich auch schon wieder erholungsbedürftige Gäste in unser Heim eingefunden, die samt und sonders sowohl über die herrliche Lage und die
schöne Umgebung entzückt als auch über die Verpflegung nur eines Lobes
sind.“
Die „Bayerische Post“ meldete bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn, am
6. August 1914: „Der Bayer. Postverband hat in Anerkennung der großen
Verdienste, welche sich die Verkehrsverwaltung auf dem Gebiet der
Wohlfahrtseinrichtungen für das Personal erworben, und zum Ausdruck des
Dankes hierfür dem Herrn Verkehrsminister sein Erholungsheim in
Brannenburg für die Kriegsdauer zur Verfügung gestellt.“ Bis
Kriegsende 1918 wurden 29.981 Verpflegungstage für verwundete Soldaten gezählt.
Erinneru n g s k rug
für die Delegierten der
Gründungsversammlung 1921
- 20 -
Nachdem am 1. April 1920 die bisher selbständige Bayerische
Post in die Deutsche Reichspost eingegliedert wurde, vereinigte
sich der Bayerische Postverband auf der Gründungsversammlung,
die am 21. Mai 1921 im Erholungsheim Brannenburg stattfand,
mit der Deutschen Postgewerkschaft, Sitz Berlin, zur Deutschen
Postgewerkschaft (DPG), Sitz München.
Dabei wurde vereinbart, dass das Erholungsheim Brannenburg
ausschließliches Eigentum des Landesverbandes Bayern der DPG
bleiben sollte. Zu diesem Zweck wurde als juristische Person die
„Wirtschaftliche Vereinigung des Postpersonals in Bayern“
gegründet, die der formale Eigentümer des Hauses wurde.
In den Jahren von 1919 bis 1923 wurden Anteilscheine an die
Kriegsjahre und Rückübereignung
Kollegen verkauft und zwei Lotterien veranstaltet, um die Aufnahmekapazität des Heimes in Brannenburg zu erhöhen. Schon 1922 hatte man mit
einem Kostenaufwand von 250.000 Reichsmark und der tätigen Mithilfe
holländischer Kollegen den hinteren Teil des Hauptgebäudes ausgebaut und
die Zimmerzahl vermehrt. Der Architekt Karl Kergl gestaltete im Jahr 1924
das Hauptgebäude so, wie es heute äußerlich praktisch unverändert vor uns
steht.
Am 1. Juli 1927 stand eine erneute
Fusion an. Die DPG schloss sich mit
dem „Reichsverband Deutscher
Post- und Telegraphenbeamten“
zur damals weltgrößten Gewerkschaft für Postbedienstete zusammen. Auch bei dieser Verschmelzung blieb das Heim in Brannenburg Eigentum des bayerischen
Landesverbandes und der „Wirtschaftlichen Vereinigung“.
Nach der Machterg reifung der
Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der „Reichsverband“ aufgelöst. Der
„Reichsbund Deutscher Beamter“, eine NS-Organisation, wurde neuer
Eigentümer von Haus Brannenburg. Im Dezember 1940 wurde das Heim um
350.000 Reichsmark an die Deutsche Reichspost verkauft.
Postkarte von 1935
Embleme
aus „alter Zeit“
Verband des bayrischen Postund Telegraphen Personals,
1900 - 1921
Landesverband Bayern e. V. der
Deutschen Postgewerkschaft
1921 - 1927
Reichsverband Deutscher Postund Telegraphenbeamten e. V.
Landesverband Bayern
1927 - 1933
- 21 -
Kriegsjahre und Rückübereignung
Während des Zweiten Weltkrieges diente das Erholungsheim als Lazarett.
Nach Ende des Krieges wurde es als Ausweichbetrieb für das Krankenhaus
München-Schwabing genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die “Wirtschaftliche Vereinigung“ (WV)
für das Postpersonal in Bayern wieder gegründet. Auch die Postbeschäftigten
der ehemaligen bayerischen Rheinpfalz wurden Mitglieder der WV.
Im April 1948 stellte die “Wirtschaftlichen Vereinigung”, zusammen mit der
Ve rmögens- und Treuhandgesellschaft der Gewerkschaften in Bayern, bei der
Wiederg u t m a c h u n g s b e h ö rde einen Rückerstattungsantrag für das
Erholungsheim.
Am 18. April 1950 fasste die Wiedergutmachungsbehörde folgenden
Beschluss: „Die Wirtschaftliche Vereinigung des Postpersonals in Bayern e. V.
München, ist in Bezug auf das im Grundbuch des Amtsgerichts Rosenheim
eingetragene Posterholungsheim Brannenburg am Inn Rechtsnachfolgerin der
im Dritten Reich aufgelösten Wirtschaftlichen Vereinigung des Reichspersonals
in Bayern e. V. mit dem Sitz in München.“
Am 19. Dezember 1950, genau zehn Jahre nach dem Verkauf an die Reichspost,
ging das Haus wieder in das Eigentum der “Wi rtschaftlichen Vereinigung” über.
Und Brannenburg ist heimgekehrt!
Und Brannenburg ist heimgekehrt!
Originaltext, veröffentlicht am 16. Juni 1950
B r a n n e n b u rg! Ein Ort gelegen drinnen in den Bergen, am Fuß des
Wendelsteins. Der Inn, er schlingt sein silbern Band durch’s Tal, die
S ä u m e r b e rge grüßen von der Ferne, vom Petersbergerl klingt das
Abendglöcklein, und leises Kuhgeläute tönt herab vom Berge. Ein Sturzbach
murmelt durch die Weite und in der Ferne glüht, in rote Glut getaucht, das
Alpenglühen des „Wilden Kaisers“.
So sieht und hört der Wanderer Brannenburg. Er sieht, was vor ihm ausgebreitet liegt, er hört, was seinem Ohr erklingt, die Geister Brannenburgs die sieht
und hört er nicht.
- 22 -
Und Brannenburg ist heimgekehrt!
Die seh’n und hör’n nur Auserwählte.
Dort droben auf dem Bergesrücken, vom Sulzberg treu beschattet, dem Inntal
zugewandt, da steht ein Haus. Breit ausgeladen schaut es in das Tal, die
M a u e rn massig, dick und fest, das Dach es wuchtet in die Weite.
Dies’ Haus hat eine Seele. Und Tag und Nacht wird es bewacht von Schutz und
Rachegeistern, die ständig Berg und Haus umkreisen.
Zehn Jahre sind nunmehr verflossen. Ich mein’, es ist erst wenige Tage her:
Ich sehe Krähen dieses Haus umflattern, laut schreiend aufgeregt und durc heinander wirbelnd. Und eine Krähe setzt sich nunmehr auf den Giebel und
hackt mit ihrem gelben Schnabel wild um sich.
„Was wollt ihr?“ So hör’ ich nunmehr eine Stimme schallen, weit hinaus in’s
Tal. „Ihr wollt das Heim verschachern? Das Heim, das wir erbaut mit Pfennigen,
die wir vom Munde abgespart, die wir erbettelt. So höret meinen Fluch! Heute
in zehn Jahren ist heimgekehrt das Haus in Brannenburg und Ihr, Ihr werdet
dann zerschmettert auf dem Boden liegen.“
Und wildes Beifallkrächzen tönt aus aller Krähen Munde, die aufgeregt und in
g roßer Zahl das Haus umflattern. Nun erkenn’ ich sie trotz ihre r
Krähenkleidung: Die Krähe auf dem Giebel ist der Gebhard Schorsch, flankiert
vom Vorstand Meier und Matthai. Dahinter fährt ein Postillion mit Helmbusch
und in weißer Hose und bläst ganz wild Alarm ins Horn. Ein Landpostbote
zeigt jetzt seinen Anteilschein und Tausende von kleinen längst verstorbenen
Postbeamten, die stimmen ein im Chor und rufen alle, alle Fluch und
Vergeltung.
Zehn Jahre sind nunmehr verflossen. Genau zehn Jahre später ist jetzt
Brannenburg zurückgekehrt. Und Edelweiß und Almenrausch und Enzian, sie
schütteln Schnee und Eis von ihren Köpfchen und blühen.
Und Josef Kratofiel und Meier Max, sie schau’n bewegt und von der Ewigkeit
durchgeistert herab zu uns und rufen uns mit milder Stimme zu:
Behütet Euer Kleinod Brannenburg
und steht zusammen gut und treu
in guten und in schlechten Zeiten!
Veröffentlicht in der Mitgliederzeitschrift der DPG am 16. Juni 1950
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Karl Ruhland – der Mann der ersten Stunde
Karl Ruhland – der Mann der ersten Stunde
Karl Ruhland
Maßgeblich - an vorderster Stelle der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ - hat Kollege Karl Ruhland mitgewirkt. Er war bereits vor
1933 aktiv in der damaligen Postgewerkschaft und in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands tätig. Nach dem Kriegsende
sammelte er Postler um sich, die er persönlich kannte, dem NaziRegime widerstanden hatten und bereit waren, wieder in einer
neuen Gewerkschaft mitzuarbeiten. Die Gründung der Einheitsgewerkschaft war ihr Ziel. Die überlebenden Funktionäre hatten
erkannt, dass die gewerkschaftliche Zersplitterung vor 1933 eine
der Ursachen für den Untergang der Weimarer Republik gewesen
war. Am 2. April 1946 fand schon die Gründung der
Gewerkschaft des Eisenbahn- und Postpersonals statt. Kollege
Karl Ruhland wurde zum Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Wegen des hohen Organisationsgrades bei den Postlern dachte man an die
Gründung einer eigenen Postgewerkschaft nach. Am 11. und 12. März
1947 fand in der Kantine der Oberpostdirektion Regensburg die
Gründungsversammlung der „Landesgewerkschaft Post- und Fernmeldewesen Bayern“ statt. Karl Ruhland wurde von den Delegierten zu ihrem
Vorsitzenden gewählt.
Nach Gründung der Deutschen Postgewerkschaft im Jahre 1949 wählten
die Delegierten des 1. Bezirkstages Kollege Karl Ruhland zum 1. Vorsitzenden
der Deutschen Postgewerkschaft, Bezirksverwaltung München.
Auf den darauf folgenden Bezirkstagen wurde er in seinem Amt immer wieder bestätigt und gab es altersbedingt im Jahre 1961 ab.
Neben der Position des Bezirksvorsitzenden der DPG, Bezirk München, war
er auch Vorsitzender der „Wirtschaftlichen Vereinigung“.
Ein holzgeschnitztes Portrait zur Erinnerung an den Kollegen Ruhland findet
sich im Eingangsbereich des Bildungszentrums.
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Ein magischer Ort
Helmut Ruge
Ein magischer Ort
Helmut Ruge
Ein magischer Ort. Zwar explodiert hier auch mal der Herd, aber vor allem
explodieren hier Gedanken, die sich befreit haben vom engen Korsett der
täglichen Kärrnerarbeit, denn das ewige, tägliche Gewerke kann Einen
auch schaffen. Heißt das Ganze deshalb vielleicht Gewerkschaft?
In Brannenburg kann ver.di auch mal ein bisschen Puccini werden.
Und die Kollegin Butterfliege = Butterfly kann hier auch mal etwas
Boheme zulassen in der wunderschönen Natur - außer diskutieren, lernen,
zuhören und notieren. Das Leben hat in Brannenburg grüne Zweige, und
das tut gut.
Und so kann man manchmal auch gedanklich auf einen grünen Zweig
kommen.
Eines sollten wir nicht vergessen:
Als das Haus Brannenburg 1914 eröffnet wurde, wurde im Juni, wenige
Wochen später, der große französische Sozialist Jean Jaurès, der bis zuletzt
mit glühender Leidenschaft den internationalen Gedanken der Arbeitgeberbewegung vertrat, von französischen Nationalisten erschossen. Der
Täter wurde freigesprochen. Und der einfache Gedanke, dass ein deutscher Arbeiter mit einem französischen Arbeiter mehr zu tun hat, als ein
deutscher Bergmann mit seinem deutschen Grubenbesitzer, der gewöhnlich ein Baron war, dieser einfache Gedanke wurde im furchtbaren Blutbad
des deutschen Nationalismus ersäuft.
Der Kaiser kannte keine Parteien und keine Arbeitervereine mehr, er kannte nur noch "Deutsche". Und fast die gesamte deutsche Linke fiel darauf
rein. Dieser Sündenfall-Abschied vom Internationalismus kostete Millionen
von Menschen das Leben.
Heute müsste dringend auch wieder internationaler gedacht werden.
Internationale soziale Standards müssen entwickelt werden, damit uns die
Globalisierung nicht ganz überrollt.
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Schulungs- und Erholungsheim der DPG
Schulungs- und Erholungsheim der DPG
In der Gewerkschaftszeitung “Deutsche Post” vom 20. Mai 1951 wurde
nachstehende Bekanntmachung der “Wirtschaftlichen Vereinigung” veröffentlicht:
“Die Um- und Ausbauarbeiten im Posterholungsheim Brannenburg sind zu
Ende geführt, so dass der Wi rtschaftsbetrieb ab 12. Juni 1951 aufgenommen werden kann. Das Erholungsheim liegt als reizvolles Lueginsland,
abseits der Verkehrsstraßen, beherrschend auf kleiner Anhöhe und in 20
Minuten durch einen lichten Laubgang, entlang des Wildbaches, von der
Bahnstation Brannenburg – Bahnlinie München – Rosenheim – Kufstein –
zu erreichen. Der Pensionspreis beträgt für Mitglieder der Deutschen
Postgewerkschaft DM 5,50 und für
Nichtmitglieder DM 8,00, Kinder
kosten die Hälfe des Pensionspreises. Die Kolleginnen und Kollegen,
welche durch die Erholungsfürsorge
der Deutschen Bundespost eingewiesen werden wollen, haben die
Anmeldung bei der zuständigen
Oberpostdirektion zu betätigen. Die
sonstigen Anmeldungen sind an das
P o s t e rholungsheim Brannenburg zu
richten.”
Postkarte 1915
Am 4. Juni 1951 wurde das Haus
Am vorderen Ende des Gebäudes ist noch der ehemalige
Wintergarten zu erkennen.
wieder eröffnet. Das Erholungsangebot wurde von den Beschäftigten der ehemaligen Deutschen Bundespost in großem Maße angenommen. Die Erholungsfürsorge der Deutschen Bundespost gab jedem
Teilnehmer, entsprechend seines Dienstgrades und Familienstandes, einen
täglichen Zuschuss zum Erholungspreis, so dass für die Postbeschäftigten
ein günstiger Urlaubsaufenthalt gewährleistet wurde.
Umfangreiche Ern e u e rungsarbeiten im Haus Brannenburg waren notwendig
geworden. Das Geld dazu war in den Nachkriegsjahren jedoch knapp und so
konnte das Haus erst im Jahre 1963 wieder voll bewirtschaftet werden.
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Schulungs- und Erholungsheim der DPG
Ab diesem Zeitpunkt räumte die „Wirtschaftliche Vereinigung“ der
Abteilung Schulungs- und Erholungsheime der DPG in Frankfurt durch einen
Pachtvertrag das Nutzungsrecht ein.
Im Jahre 1969 kam es zu einem Übereignungsvertrag zwischen der
„Wirtschaftlichen Vereinigung“ und der „Vermögens- und Treuhandverwaltung der DPG“, verbunden mit einer gleichzeitigen Eigentumsüberschreibung der Liegenschaften in Brannenburg. Damit gingen das volle
Nutzungsrecht, aber auch alle Lasten des Hauses auf die „Vermögens- und
Treuhandverwaltung der DPG“ über. Erforderlich wurde dieser Schritt, weil
im Hause Brannenburg zu diesem Zeitpunkt dringende und kostspielige
Neu- und Umbauten sowie eine Erweiterung notwendig wurden. Die
„Wirtschaftliche Vereinigung“ konnte dies nicht aus eigenen finanziellen
Mitteln leisten.
Der Beschluss für diese Übereignung wurde auf der Generalversammlung
der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ am 17. Juli 1969 in Brannenburg von
den Delegierten nach zähen und harten Verhandlungen mit der DPG
Hauptverwaltung Frankfurt gefasst. Die Delegierten stimmten damals zwar
einer Übereignung zu, lehnten aber eine Auflösung des Vereins ab, um so
weiter darüber wachen zu können, dass das Erholungsheim unter keinen
Umständen verkauft werden kann und dass seine bayerische Eigenart erhalten bleibt. So war zum Beispiel zu gewährleisten, dass statt dem preußischen „Rotkohl“ das bayerische „Blaukraut“ auf dem Speiseplan zu stehen
habe.
Erst am 20. Februar 1981 kam der Vorstand der „Wirtschaftlichen
Vereinigung“ in seiner letzten Sitzung überein, der Generalversammlung die
Auflösung des Vereines vorzuschlagen.
Am 09. Mai 1981 beschlossen die Delegierten der Generalversammlung der
„Wirtschaftlichen Vereinigung“ schließlich die Auflösung des Vereines mit
folgender Begründung: „Nach Ansicht des Vorstandes ist der Fortbestand
unseres Erholungsheimes in Brannenburg und auch der Erhalt der bayerischen Eigenart ausreichend gesichert, so dass die Wirtschaftliche
Vereinigung als solche nicht mehr erforderlich ist.“
Im Laufe der Zeit fanden im Hause Brannenburg neben den
Erholungsmaßnahmen gewerkschaftliche Seminare der bayerischen Bezirke
- 27 -
Schulungs- und Erholungsheim der DPG
Haus Brannenburg nach dem Umbau, ca. 1975
der DPG statt. Die Seminare wurden für Mitglieder und Funktionäre
der DPG durc h g e f ü h rt. Im
Gegensatz zu den heutigen
Seminaren fanden damals überwiegend Schulungen in Form von
“ D re i t a g e s s e m i n a ren“ statt. Die
Seminargestaltung wurde auf der
Basis von Referaten aufgebaut,
wobei die Referenten teilweise
stundenweise wechselten. Eigene
S e m i n a rräume waren nicht vorh a nden. Die Bierstube und der kleine
Speisesaal wurden als Seminarräume „zweckentfremdet“.
Bereits Anfang der 70er Jahre war der Anbau des Mitteltraktes im
Verbindungsgang zwischen Haus 1 und Haus 2 erfolgt. In diesem
Mitteltrakt wurden zwei Seminarräume errichtet. Des weiteren wurde das Haus Brannenburg in dieser Zeit umgebaut und renoviert.
Bierstube, Theke und Empfang wurden neu gestaltet. In jedem
Zimmer wurden entsprechende Nasszellen eingebaut.
Um weitere Seminarräume zu gewinnen, wurde das Garagengebäude auf dem Gelände des Hauses Brannenburg aufgestockt.
Dadurch konnte ein zusätzlicher Schulungstrakt mit drei Seminarräumen, zwei Arbeitsgruppenräumen und einem Seminarbüro
errichtet werden.
Die drei Seminarräume können variabel durch Faltwände und Türen
zu einem großen Saal verbunden werden, was die Durchführung
von Tagungen und Konferenzen mit bis zu 110 Teilnehmern ermöglicht.
Das Haus Brannenburg
nach dem Umbau 1984
Empfang, Speisesaal, Theke
- 28 -
Verbesserungen im Freizeitangebot, eine langjährige Forderung des
Bezirkes München an den Hauptvorstand der DPG, wurden durchgeführt. Im Bereich des Schulungstraktes wurde ein Saunabereich
eingerichtet. Nun weist der Freizeitbereich neben einer Kegelbahn
Schulungs- und Erholungsheim der DPG
und eines Tischtennisraumes auch eine Sauna auf, die von den Seminarteilnehmern und den Erholungsgästen häufig genutzt wird.
Der vorerst letzte Umbau im Haus Brannenburg fand im Jahr 1994 statt. Der
Verbindungsbau zwischen Haus 1 und Haus 2 wurde aufgestockt. Weitere
Seminar- und Arbeitsgruppenräume konnten dadurch errichtet werden.
Um auch Behinderten den Zugang zu den Seminaren und Erholungsmaßnahmen zu gewährleisten, wurde das Haus Brannenburg barrierefrei umgebaut und ein barrierefreies Zimmer eingerichtet. Durch den Einbau eines
Aufzuges kann nun der erste Stock problemlos erreicht werden.
Im Rahmen des Umbaues wurden auch die Küche und der Thekenbereich
erneuert. Ebenso wurde der Garten neu gestaltet, wobei sich der Architekt
an der ursprünglichen Gartenanlage orientierte.
Der Mitteltrakt wurde zwar als „gewagte“ Glasarchitektur errichtet; er
passt sich aber letztendlich in das Gesamtensemble ein. Insgesamt waren
für diesen Umbau 2,2 Mio. DM eingeplant und vorgesehen. Tatsächlich
kostete aber der Umbau rund 4 Mio. DM. Davon wurden allein für den
Brandschutz 750.000 DM ausgegeben.
Die Glasfassade heute
- 29 -
Was bedeutet Brannenburg für mich?
Christl Saurer
Was bedeutet Brannenburg für mich?
Christl Saurer
Die “Zehnerl”, die von den bayerischen DPG-Mitgliedern in schwierigen
Zeiten viele Jahre lang von ihrem kargen Lohn für den Aufbau des Hauses
abgezwackt wurden, kommen mir in den Sinn.
Aber auch meine ersten Jugendlehrgänge, wo ich das erste Mal davon hörte,
dass wir uns zusammenschließen und gemeinsam kämpfen müssen, um den
Schwachen Stärke zu geben.
Sehr gerne denke ich auch an unsere jährliche Frauen-Arbeitstagung. Mit
jeweils 100 Kolleginnen haben wir Wissensvermittlung, aber auch Bewußtseinsveränderungen zustande gebracht.
Von Brannenburg aus haben wir Frauen Demos besucht und uns die erste
Postamtsbesetzung mit Mut und sehr viel Spaß getraut.
Brannenburg bedeutet für mich intensives Wohlfühlen, neue Gedanken, gute
Gespräche, Weiterentwicklung, große Politik, kleine Schritte, Streikvor-bereitungen und der Beginn von Freundschaften, die bis heute halten.
Ich wünsche allen Beschäftigten und dem Haus Brannenburg, dass noch
sehr viele Menschen die gleiche Erfahrung machen können. Mit ver.di wird
uns das gelingen!
Chrisl Saurer
Vorsitzende
ver.di Landesbezirk Bayern
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Warum ich das Bildungszentrum Haus Brannenburg so schätze!
Barbara Zahn
Warum ich das Bildungszentrum Haus Brannenburg so schätze!
Barbara Zahn
Die ver.di Schulungsstätte Brannenburg gehört zu den Bildungszentren in
ver.di, die nicht nur im schönsten Teil der Bundesrepublik - Bayern beheimatet ist, sondern für mich zu den Bildungseinrichtungen zählt, bei
der Bildung und Begegnung mit Menschen unserer Gesellschaft zum
Selbstverständnis gehören. Als verantwortliches Mitglied der
Landesbezirksleitung Bayern für das Ressort Bildung, Beruf und
Qualifizierung sowie als ehrenamtliche Geschäftsführung des
Bildungswerkes der ver.di in Bayern e.V. schätze ich an Brannenburg
besonders die Möglichkeiten Menschen zu treffen, die aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen in Brannenburg an Bildung partizipieren. Besonders geniesse ich, dass neben Betriebs- und Personalräten,
Vertrauensleuten sowie weiteren Kollegen und Kolleginnen aus unterschiedlichen Branchen, Familien mit kleinen Kindern, Jugend- und
Frauenseminargruppen sich vortrefflich begegnen, austauschen und sich
schätzen lernen können. Das Bildungszentrum Brannenburg ist ein
Garant dafür, dass die Gewerkschaft in der Gesellschaft lebt und
Menschen, die nicht zur Mitgliedschaft von ver.di zählen, durch sehr harmonische und menschliche Begegnungen sich von ver.di als sozialer
Bewegung überzeugen können. An dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern ein großes Lob für ihre hervorragenden Leistungen und
ein herzliches Dankeschön für alle bisherigen und zukünftigen
Bildungsbegegnungen!
Barbara Zahn
Stellvertretende Landesbezirksleiterin
ver.di Bayern
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Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung
Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung
Die politischen Auseinandersetzungen und die verbesserten ökonomischen
Bedingungen seit Mitte der 60er Jahre haben zu einer starken Politisierung großer Teile der Bevölkerung beigetragen. Erstmalig seit der Existenz der BRD, gab
es mit der SPD die Hoffnung, mehr „Demokratie wagen zu wollen“.
Verbunden mit dem enormen Wirtschaftsaufschwung zu Beginn der 70er
Jahre, der gute Bedingungen im Verteilungskampf zwischen Kapital und Arbeit
und nahezu Vollbeschäftigung brachte, schien es möglich, Weichen für eine
Gesellschaft zu stellen, die sich durch das politische Handeln großer Teile ihrer
Bevölkerung endlich in eine lebens- und liebenswerte Gesellschaft verwandeln
könnte. Auf dieser gesellschaftlichen Basis und unter diesen positiven
Vorzeichen wurden die Konzepte für einheitliche gewerkschaftliche
Grundlagenseminare entwickelt, welche von nun an in allen Bezirken der DPG
stattfanden. So war gewährleistet, dass Kolleginnen und Kollegen, welche
diese Grundseminare besucht hatten, an den darauf aufbauenden
Weiterbildungsveranstaltungen in der Zentralen Bildungsstätte mit dem gleichen Wissensstand teilnehmen konnten.
Die Durchführung der Seminare erfolgte nunmehr auf Teamer-Basis und überwiegend in Form von Wochenseminaren. Die Ausbildung in der gewerkschaftlichen Grundbildung fand in Stufen statt. Die gewerkschaftlichen Seminare z.B.
G I, G II wurden jeweils in den Bezirken der DPG und G III in der zentralen
Bildungsstätte in Gladenbach/Hessen durchgeführt. Neben diesen Seminaren
wurden weitere Fortbildungsmaßnahmen für Funktionsträger, Betriebs- und
Personalräte und interessierte Mitglieder der DPG durchgeführt. Um der
gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ihren verdienten Stellenwert zu geben, hat
der Bezirk München und später der Bezirk Bayern der DPG die Anzahl der
Seminare von Jahr zu Jahr erhöht. So belegte der Bezirk Bayern der DPG Ende
der 90er Jahre 50% von allen Seminaren, die in Brannenburg durchgeführt
wurden. In verstärktem Maße war der Anspruch vorhanden, mehr Seminare in
Brannenburg durchzuführen. Insbesondere wurde dies damit begründet, dass
zahlreiche Betriebsräteseminare nach der Privatisierung der Deutschen
Bundespost durchgeführt werden mussten.
Das Haus Brannenburg ist auch Tagungsstätte für Internationale Begegnungen.
In den zurückliegenden Jahren trafen sich hier Kolleginnen und Kollegen von
folgenden Organisationen:
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Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung
Sowjetische Post- und Femmeldegewerkschaft
Postgewerkschaften der Skandinavischen Länder
Post- und Fernmeldegewerkschaften aus Südost-Asien
Französische Postgewerkschaften - FO
Japanische Postgewerkschaft
Britische Postgewerkschaft
Ägyptische Postgewerkschaft
Israelische Gewerkschaft - Histadru t h
An diesen Veranstaltungen nahmen neben den Gästen auch immer
Kolleginnen und Kollegen aus dem DPG-Bereich vom Bezirk München wie
auch vom Hauptvorstand teil. So wurde gewährleistet, dass immer gegenseitige Information über die Stellung der Gewerkschaften und über die
Arbeitsverhältnisse und Situation der Arbeitnehmer in den jeweiligen
Ländern stattfinden konnte. Dabei wurde immer die internationale Solidarität
gepflegt und gestärkt.
Neben den DPG-Seminaren fanden auch zahlreiche Seminare anderer
Gewerkschaften und solche, die in Zusammenarbeit mit dem DGBBildungswerk durc h g e f ü h rt wurden, statt. Auch andere nahe stehende
Organisationen führten Seminare und diverse Veranstaltungen in
Brannenburg durch. Jedes Jahr hält z.B. die Seligergemeinde Deutschland
(Sozialdemokraten der Sudetendeutschen) hier ihre Jahrestagung ab. An diesen Tagungen nahmen auch immer Gäste aus der Bundespolitik und der
jeweiligen Regierung teil.
Der Bezirkstag der DPG Bezirk München 1997 nahm einen Antrag der
Bezirksjugendkonferenz an, in dem geford e rt wurde „... das Schulungs- und
E rholungsheim Brannenburg muss jugendgerecht ausgebaut werden. Dies
beinhaltet u. a. Schaffung eines Jugendraumes mit Mobiliar und
Stereoanlage.“ Nach langwierigen Ve rhandlungen hat der Hauptvorstand
der DPG dem Ansinnen der Jugend stattgegeben. Es wurde einer Firma der
Auftrag erteilt, im Nebengebäude hinter den Garagen einen Jugend- und
P a rtyraum zu erstellen.
Im Jahre 2000 wurde der Jugendraum anlässlich einer Bezirksjugendkonferenz eingeweiht und wird von Te i l n e h m e rn und Teilnehmerinnen der
Jugendseminarein den Freizeitstunden gerne besucht.
- 33 -
Lernen kann Spaß machen - mit Brannenburg wird’s möglich
L e rnen kann Spaß machen, mit Brannenburg wird ’s möglich!
Trotz unterschiedlichster Seminare, die von der ver.di-Jugend Bayern in Brannenburg durchgeführt werden, ist allen eines gemeinsam: Zum Abschluss der
Seminare sind die Jugendlichen mehrheitlich von der Bildungsstätte begeistert.
Viele wollen wieder ein Seminar besuchen – am liebsten in Brannenburg. Als
Grund führen sie an, was Bildungsstätten als feste Lern-Orte ausmacht: Sie können innerhalb des einwöchigen Seminars neue Erkenntnisse sammeln und sich
mit anderen Menschen über bisher gemachte Erfahrungen austauschen. Brannenburg ist ein Ort, an dem wir als Teamende den Jugendlichen eine andere Art
des Umgangs miteinander anbieten – einen selbstbestimmteren und offeneren
Umgang. Dieser soll dazu führen, Verhaltensweisen am Ausbildungs- oder
Arbeitsplatz, in Beziehungen zu anderen KollegInnen und in ihren eigenen
Familien zu hinterfragen. Bildungsstätten wie Brannenburg ermöglichen es,
Vertrauen untereinander zu entwickeln und zu entdecken, wo im Alltag, in der
Ausbildung und im Job gemeinsame Erfahrungen gemacht werden. Genau hier
liegt die Chance für Jugendliche, an Stärke und Selbstbewusstsein zu gewinnen.
Die Basis eines solidarischen Miteinanders ist die emanzipierte und kritische
Standortbestimmung innerhalb der Gesellschaft. Ziel der ver.di Jugend ist es,
Jugendlichen durch unsere Seminare zu ermöglichen, eigene Vorstellungen und
Ansprüche für ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu entwickeln. Notwendig
sind Häuser wie Brannenburg, in denen die Jugendlichen in einem positiven
gewerkschaftlichen Umfeld mehr Zeit auf die Klärung ihrer Fragen verwenden
können - in Auseinandersetzungen mit Materialien und direkt in den
Diskussionen mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Wir bleiben dabei nicht in der
Theorie stehen, sondern entwickeln mit den Teilnehmenden Handlungsalternativen, die von den Jugendlichen in ihrem Alltag mit der Unterstützung durch
Gewerkschaftssekretär/innen umgesetzt werden können.
Ohne feste Lern - O rte ist es schwierig, Jugendlichen eine andere Art des
Zusammenlebens und -lernens abseits von Konkurrenz und Hierarchie nahe zu
bringen. Unsere Seminare bieten Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ansichten,
Ängste und Sehnsüchte zu hinterfragen. Orte wie Brannenburg sind in diesem
Zusammenhang für unsere gewerkschaftspolitische Bildung unersetzlich.
Annett Schulz und Thorsten Schäfer
Teamendenarbeitskreis der ver.di Jugend Bayern
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Brannenburg auf der Höhe des Wissens
Eberh a rd Kre m e r
B r a n n e n b u rgauf der Höhe des Wi s s e n s
Ein Bericht von Eberh a rd Kremer dem ersten pädagogischen Leiter im
ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg .
Zu Beginn des Jahres 2003 übersiedelte ich von der leider geschlossenen
Bildungsstätte Springen im Taunus als pädagogischer Leiter in das oberbayerische Brannenburg. Dort fand schon längere Zeit regionale und landesbezirksweite Bildungsarbeit statt. Was Brannenburg bis zu diesem Zeitpunkt
jedoch nicht kannte, waren zentrale ver.di-Seminare. Für die verbleibenden
11 Monate bis zum Beginn der passiven Phase meiner Altersteilzeit hatte ich
folgende konkrete Aufgabenstellung.
1. Aufbau der zentralen Bildungsarbeit in Brannenburg .
2. Das Haus zu einer zentralen Bildungsstätte zu entwickeln.
3. Einarbeitung meiner Nachfolge in die Funktion als Leiter/in.
Ich kam nicht ohne „Mitgift“: Über 30 Jahre Erf a h rungen als Schulleiter,
E rf a h rungen mit „ver.di - Bildung und Beratung“ für arbeitgeberfinanzierte
Betriebsräteseminare, sowie Erf a h rungen beim Aufbau der zentralen
Bildungsarbeit von ver.di mit Ve rt reter/innen der Quellgewerkschaften waren
eine gute Basis. Zentrale politische Seminare und diverse Betriebsrätesemi- 35 -
Brannenburg auf der Höhe des Wissens
Eberh a rd Kre m e r
nare wurden inklusive der Referenten ebenfalls nach Brannenburg „übersiedelt“, und ein „ver.di - Bildung und Beratung - Büro Brannenburg“ wurde
etabliert.
Günstig war der Umstand, dass im Jahre 2003 die „Berliner Zentrale“ eine
Profilbeschreibung der Bildungsstätten veranlasste. Mit Hilfe des Springener
„Braintrusts“ form u l i e rten wir „unser“ Verständnis der gewerkschaftspolitischen Bildung.
Hier die Überschriften:
Bei uns geht´s vernünftig zu!
Wir sind orientiert an Aufklärung, Vernunft und Wissenschaftlichkeit.
Wir schauen genau hin!
Wir fördern die Fähigkeiten zur kritischen Analyse.
Bei uns kommt alles auf den Tisch!
Wir ermutigen, Positionen herrschender „political correctness“ in
Frage zu stellen.
Wir reden mit!
Wir fördern die Fähigkeiten zur Form u l i e rung eigener Positionen,
kollektiver Interessen und besserer Arbeits- und Lebensbedingungen.
Wir mischen uns ein!
Wir helfen, wirksamere Handlungsstrategien zu entwickeln und
anzuwenden.
Wir arbeiten ohne „Spielchen“
Die Ernsthaftigkeit unserer Arbeitshaltung ist der Situation der arbeitenden
Menschen heute und den Herausforderungen an ihre Organisation geschuldet.
Das neu entwickelte Logo bekam den Schriftzug: „Brannenburg auf der
Höhe des Wissens“. Der Text des Hausprospektes wurde überarbeitet und
das Layout moderner gestaltet. Ein besonderes Anliegen war mir, die erf o l greiche Springener Tradition der wöchentlichen Kleinkunstabende im Rahmen
der - inzwischen leider begrenzten - finanziellen Möglichkeiten, auch in
Brannenburg zu etablieren. Im Herbst 2003 konnten wir bereits eine Reihe
namhafter Künstler(-gruppen) begrüßen. Die Zirbelstube wurde „bühnenreif“ ausgestattet und ein Klavier gekauft. Der Wandschmuck im Haus
wurde mit politischen und künstlerischen Bildern erw e i t e rt. Aus dem
- 36 -
Brannenburg auf der Höhe des Wissens
Eberh a rd Kre m e r
„Springener Nachlass“ konnten wir ca. 2000 Bücher der belletristischen
Abteilung zum Ausleihen bereitstellen. Außerdem wurde eine umfangreiche
Arbeitsbibliothek für Betriebsräte mit aktuellen Gesetzestexten in
„Kursusstärke“ eingerichtet.
Eine Bildungsstätte lebt natürlich nicht nur von den Seminarinhalten, sondern ganz wesentlich auch vom Ambiente und der Freundlichkeit und
Zuverlässigkeit des Personals. Nach der Schließung von sechs Bildungsstätten
mußte klar gemacht werden, daß die überlebenden Häuser schnellst möglich „schwarze Zahlen“ schreiben müssen, sollen sie mittelfristig „sicher“
sein. Das bedeutete zusätzliche Anstrengungen des ganzen Personals,
bedeutete z.T. auf alte Gewohnheiten zu verzichten und sich Neuem gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. Der Anfang ist gemacht. Erf reulich positiv
war für mich die Zusammenarbeit mit Arnold Linke, dem Wirtschaftsleiter.
Hätte ich in den zurückliegenden Jahren immer solch einen qualifiziert e n
und loyalen Kollegen an meiner Seite gehabt, wer weiß was aus Springen
geworden wäre?! Besonders zu loben ist auch die Küche des Hauses, sie ist
exzellent!
Glück hatte ich auch mit Traudl Rudolph, der Ve rwaltungsangestellten für
den Bildungsbetrieb. Sie kam aus gleicher Funktion aus der geschlossenen
Bildungsstätte Kochel und hatte somit bereits jegliche Erf a h rung für diese
Tätigkeit. Bleibt noch die Einarbeitung meiner Nachfolgerin Marion Fendt zu
e rwähnen, mit der ich eine konstruktive Übergabe absolviert e .
Die elf Monate in Brannenburg haben mich die Bitternis über die Schließung
von Springen zum Teil vergessen lassen. Die Seminarteilnehmer/innen haben
einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige gewerkschaftliche Bildung,
auch wenn uns als handelnden Personen das Geschäft nicht immer leicht
gemacht wird. Ich habe mich bemüht, diesem Anspruch gerecht zu werden,
was mir viele, in Freundschaft verbundene Weggefährten/innen, an meinem
letzten Arbeitstag, dem 14.11.2003, in einer unvergeßlichen Abschiedsfete
bestätigten.
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Angekommen und Zuhause
Reinhard Ruch
Angekommen und Zuhause
Anlässlich des 90jährigen Jubiläum des Bildungszentrum Haus Brannenburg
gratuliere ich den Kolleginnen und Kollegen der ehemaligen Deutschen
Postgewerkschaft, ein solches Haus in unsere gemeinsame ver.di eingebracht zu haben. Als Alt-Springener, als Alt-IG-Medianer, weiß ich, wie
prägend und identitätsstiftend ein solches Haus auf das Leben von Generationen von Gewerkschafter/innen Einfluss nimmt.
Jede/r wird deshalb verstehen, dass ich die Schließung der Schule in Springen
mehr als nur bedauert habe. Als Lehrender, als Referent, als Teamer fand ich
mich dann in Brannenburg wieder – neugierig, erw a rtungsvoll, natürlich auch
skeptisch gegenüber dem, was da wohl auf mich zukommen wird.
Heute kann ich sagen, voller Dankbarkeit jedem einzelnen Beschäftigten im
Haus Brannenburg gegenüber, sei es in der Verwaltung, in der Küche oder im
Service und nicht zuletzt selbstverständlich wegen Marion Fendt, der neuen
Leiterin: Ich bin angekommen, ich fühle mich in Brannenburg zuhause. Neben
den Menschen im Hause haben daran aber auch Anteil die ernsthafte, die
Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht infantilisierende gewerkschaftspolitische Bildungsarbeit. Dazu gehören nach unserem „Brannenburger Profil“ die arbeits-, sozial-, betriebsverfassungs- und personalvertretungsrechtlichen Fragestellungen, sowie das offene und gleichberechtigte
Miteinander der Referent/innen untereinander und mit dem hauptamtlichen
pädagogischen Personal hinsichtlich Themenstellung, Form u l i e rung neuer
Themen und Schwerpunktbildung für das Haus Brannenburg in ver.di.
Dies alles trägt zu dieser freundlichen und fruchtbaren Atmosphäre bei, die
ich meine mit Händen greifen zu können, wenn ich das Haus betrete. Eine
gute Atmosphäre, wenn man an der Aufklärung orientiert Menschen dazu
heran bilden will, gestaltend in Betrieb und Gesellschaft einzugreifen und die
Zukunftsgestaltung nicht den anderen zu überlassen. Das Bildungszentru m
Haus Brannenburg wird weiterhin für das Leben von Generationen von
Gewerkschafter/innen prägend und identitätsstiftend sein. Da bin ich mir
sicher. Glück auf!
Reinhard Ruch
Lehrender, Referent, Teamer
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Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n
Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft
– heute und morg e n
Marion Fendt
Nachdem die maßgeblichen Gremien in ver.di den Erhalt des Hauses
Brannenburg beschlossen hatten, erfolgte dort zu Beginn des Jahres 2003
die Ansiedelung eines pädagogischen Teams zur Durc h f ü h rung zentraler
Bildungsangebote. Zugleich diente ein Prozess der Profilbildung an den verbliebenen Bildungsstätten dazu, die Angebotsstruktur in den Bildungsstätten
zu bündeln und Schwerpunktsetzungen vorzunehmen. (Siehe dazu auch den
Beitrag von Eberhard Kremer, Seite 35)
Im Bereich der gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen Bildung setzen
wir auf die Themenfelder Kommunikation, Psychologie, Gesellschaftliche
Entwicklungen, Gewerkschaftspolitische Grundlagen und Internationales.
In unserem Seminarangebot für Mitglieder aus dem Bereich der betrieblichen
Interessenvertretungen gibt es inzwischen neben einem breiten Angebot an
G rundlagenschulungen auch verstärkt Angebote im Bereich Aufbau- und
Spezialseminare, um die Intere s s e n v e rt reter/innen in die Lage zu versetzen,
aktiv auf betriebliche Entwicklungen einwirken zu können.
Wir verstehen diese beiden Bereiche nicht als unterschiedliche Säulen, vielmehr ergänzen sich unsere Angebote und sollen durch Synerg i e - E ffekte zu
einer Stärkung nachhaltigen Handelns in Betrieb, Dienststelle und
Gesellschaft beitragen.
Gewerkschaftliches Engagement lebt nicht nur von fundiertem Wissen, sondern auch von persönlichen Fähigkeiten. Beides gilt es weiter zu entwickeln,
um sich aktiv an der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft beteiligen zu
können. In diesem Zusammenhang legen wir We rt auf die Entwicklung einer
abgestimmten Bildungskultur sowohl für die Gremien der betrieblichen
Mitbestimmung als auch für ver.di - interne Gremien. Wir begleiten
Gremienmitglieder gerne über einen längeren Zeitraum, und bieten daher
inzwischen verstärkt Seminare mit Modul- oder Seriencharakter an.
Außerdem bieten wir für Gremien oder Gruppen die Möglichkeit, sich
Angebote von uns erstellen zu lassen, die auf die individuellen Bedürfnisse
abgestimmt sind. Auch die „klassischen“ Stufenseminare im Rahmen der
gewerkschaftspolitischen Grundlagenbildung haben wir ab 2005 wieder im
Programm.
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Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n
Unsere Teamerinnen und Teamer stehen für eine fachlich und methodisch
hoch qualifizierte Bildungsarbeit, die stetig weiter entwickelt und anhand
neuer Anford e rungen überprüft wird. Der entsprechende Arbeitskreis tagt
vier Mal im Jahr und widmet sich aktuellen Themenstellungen ebenso, wie
der methodischen und inhaltlichen Qualitätssicherung unserer zentralen
Seminarangebote. In enger Kooperation mit dem pädagogischen Team wird
gemeinsam am Profil unseres Hauses für die nächsten Jahre gefeilt. Hier ist
es gelungen, eine Arbeitsatmosphäre zu gestalten, in der sich engagiert
arbeiten, lehren und leben lässt. Dieses positive Umfeld wirkt sich wohltuend
auf die Bildungsarbeit aus, und macht das Bildungszentrum Haus
Brannenburg zu einem festen Lern o rt im besten Sinne.
Die unterschiedlichen „Bildungskulturen“ der Gründungsgewerkschaften
sind durch die Kolleginnen und Kollegen, die hauptberuflich oder ehre namtlich unsere Seminare leiten, in unsere Angebote eingeflossen. Die eigentliche Aufgabe für die nächsten Jahre ist es nun, eine eigene „Bildungskultur“
zum Markenzeichen des Hauses zu machen. Die Grundsteine dafür sind
gelegt.
Hausintern wurde ein Organisationsentwicklungsprozess gestartet, den wir
als Daueraufgabe verstehen. Gerade eine Bildungsstätte muss bereit sein,
sich wechselnden Anford e rungen zu stellen, und produktiv im Sinne einer
Qualitätssteigerung damit umzugehen. Für den internen Betrieb wurde der
E n t w u rf eines Leitbildes erstellt, der derzeit von den Beschäftigten diskutiert
und bearbeitet wird. Ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre ist die
Entwicklung von ökologischen Standards für alle Bereiche des Betriebs.
Aufgrund unserer Lage inmitten intakter Natur tragen wir hier eine besondere Ve r a n t w o rtung, der wir künftig konsequent nachkommen wollen.
Bezüglich der Ausstattung des Hauses ist für die nächste Zeit eine
Modernisierung der Zimmer und einiger Gemeinschaftsbereiche geplant.
Außerdem wird zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Festschrift gerade
von der ver.di eigenen Immobilienverwaltung erwogen, die Bildungsstätte
um einige Zimmer zu erweitern, um künftig einen vierzügigen
Seminarbetrieb zu ermöglichen.
Die historischen Wurzeln des Hauses als Erholungsheim wirken bis in die
G e g e n w a rt. Auch heute noch verstehen wir uns als offenes Haus, das
E rholungssuchenden die Möglichkeit einräumt, hier zu entspannen und auf-
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Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n
zutanken. Inzwischen wurde allerdings die saisonale Aufteilung in Seminarund Erholungszeiten aufgehoben. Seminare finden inzwischen das ganze
Jahr über statt, und auch außerhalb der „Erholungszeiten“ um Ostern,
Pfingsten und im Sommer sind uns Urlaubsgäste willkommen. Inzwischen
verzeichnen wir ein Ansteigen an Ve r l ä n g e rungsaufenthalten, die sich an
einen Seminaraufenthalt koppeln. Da unsere Bildungsphilosophie auf stringentes Arbeiten ausgerichtet ist, die reizvolle Umgebung jedoch zu vielfältigen Freizeitbetätigungen einlädt, ist dies für viele die ideale Verbindung aus
Bildung und Erh o l u n g .
Neue Akzente wurden auch in den Bereichen Kunst und Kultur gesetzt. Seit
Herbst 2003 finden im Seminarbetrieb regelmäßig Kulturveranstaltungen
statt. Viele Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Genres fühlen sich inzwischen in Brannenburg gut aufgehoben und leisten einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung des Hauses. Die Kulturveranstaltungen sind
für Gäste aus der Region geöffnet und tragen dadurch zu einem neuen
Stellenwert des Hauses in der Umgebung bei. Inzwischen sind wir für einige
K u l t u r s c h a ffende zu einem Ort geworden, an dem neue Ideen entstehen,
neue Programme „getestet“ werden, und in der Diskussion mit
S e m i n a rteilnehmerinnen und -teilnehmern gerne die „Bodenhaftung“ überprüft wird. Einige literarische Beiträge in dieser Broschüre wurzeln zum
Beispiel in einem Gespräch nach einer „dienstäglichen“ Kulturveranstaltung,
bei der die Idee geboren wurde, zum 90sten eine Collage der besonderen
A rt zu präsentieren.
Im Frühjahr 2004 wurde außerdem unter dem Titel Kunstflur@verdi ein
Galeriebetrieb eröffnet, in dem nun in vierteljährlichem Rhythmus Aus-stellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu sehen sind. Diese
Ausstellungen beleben das Haus und laden dazu ein, sich mit Kunst in einer
Umgebung zu beschäftigen, die weit entfernt von sonst eher elitär angehauchtem Galeriebetrieb ist.
Brannenburg war bereits im 18. und 19. Jahrh u n d e rt ein Ort, an dem sich
Künstlerinnen und Künstler gerne niederließen und gehört damit zu den
ersten Künstlerkolonien in Deutschland. So finden sich „Brannenburg e r
Impressionen“ zum Beispiel in den Werken von Wilhelm Busch, Carl
Spitzweg, Eduard Schleich und Max Liebermann. 1999 wurde die „ neue
Künstlerkolonie“ Brannenburg gegründet, der eine Reihe von Künstlerinnen
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Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n
und Künstler der Region angehören. Mit dieser langen
Tradition als Ausgangspunkt wollen wir einen Beitrag
dazu leisten, zeitgenössische Kunst in den Alltag unserer Gäste zu integrieren.
Unsere Bildungsstätte hat inzwischen einen festen Platz
in der Riege der ver.di Bildungszentren, und sowohl
unsere Seminargäste als auch unsere Urlaubsgäste
genießen die freundliche und zugleich anre g e n d e
A t m o s p h ä re des Hauses. Die Verbindung aus
Bodenständigkeit und Moderne, die in 90 Jahren
gewachsen ist, trägt dazu bei, dass ein Aufenthalt hier
zum besonderen Erlebnis wird. Die wunderschöne Lage
und ausgezeichnete Freizeitmöglichkeiten runden unsere Angebote ab und tragen zur Attraktivität des Hauses
bei. Abschließend möchte ich mich herzlich bei allen
Beschäftigten und Lehrenden des Hauses in der
G e g e n w a rt aber auch in der Ve rgangenheit bedanken,
die durch ihr Engagement einen hohen Anteil an unserem Erfolg haben.
“Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um
Holz zu beschaffen und Arbeiten einzuteilen, sondern lehre die Männer die
Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.”
Antoine de Saint- Exupery
Marion Fendt
Leiterin ver.di Bildungszentru m
Haus Brannenburg
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Das Haus Barbara Tedeski
Das Haus
Barbara Tedeski
HAUS;
ERZÄHL MIR WAS.
Erzähl mir ALLES.
Erzähl mir über die eingemauerten Unglücke, die in dir
wohnen wie Erinnerungsmühlsteine, denn nur, wenn wir
deine Unglücke nicht vergessen, können wir uns eine
Zukunft träumen,
bedingungslos, beweglich, voller Abenteuer und voller
Phantasie. Eine Zukunft voller doppelter Saltos und
der livrierte Türsteher wirft seinen schwarzen
Zylinder hoch in die Luft, und reitet selber das
stureselige Pferd mit seinen Bocksmanieren, und er
singt und lacht und er lacht und singt das Lied.
Haus erzähl mir etwas von früher
Erzähl mir nichts von fetten Jungs.
Erzähl mir von Männern, die Kerle waren und von
Frauen, denen zur Nacht keine Geschichte und keine
Liebkosung mehr einfiel, wenn sie sich ausruhen
wollten unter deinem Dach nach einem dröhnenden Tag.
Erzähl mir von allen vergessenen Gesten, dem
Unberührbaren und der Verzweiflung danach.
Lass mich mit dir im Garten sitzen oder auf dem
Dachboden eine zarte Geschichte entdecken, vergilbt
von Liebe und Tod.
Haus, erzähl mir.
Erzähl mir.
Erzähl mir über die SÄGMÜHLE.
Über die LUFTHÄUSCHEN.
Die verborgenen Wünsche und Nachdenklichkeiten, die
hitzigen Sehnsüchte unter Schmetterlingsdächern und
„Geh’-mir-aus-dem-Weg-Tagen“ und wie am Ende des Tages
ein tiefer heftiger Schlaf über alle gewacht hat wie
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Das Haus Barbara Tedeski
ein stummer Zeitzeuge, ein traumloser Kinderschlaf
ohne unkende Krähen – vielleicht
Erzähl mir über die Wirtsstube.
Wo die Postler mit heißen Köpfen und flammenden Herzen
zusammensaßen und unermüdlich Groschen für Groschen
zusammentrugen, damit das Heim nicht verschachert
wird und das Haus wieder „heimkehren“ kann zu ihnen.
Erzähl mir von all deinen tapferen Geschichten und
deinen Vergesslichkeiten, auch wenn es nur
Geschichten mit Fußnoten sind, eilig in den Sand
geschrieben, ohne die orakelnde Poesie.
Erzähl mir über das BADEHAUS.
Und die HOLZVILLA.
Über den Mut.
Und über das Standhalten, wenn ein Blatt Papier schon
wie eine Zielscheibe war.
HAUS,
Haus, wir sind reich.
Unsere Groschen sind die Groschen der Kultur
das Miteinander im Gegensätzlichen ohne
Hackebeil, unsere Macht ist dieMacht der Poesie.
Ein zärtliches Lied von Boris.
Ein langes Nachdenken von Helmut.
Und vielleicht auch ein kurzer Satz von mir.
Barbara Tedeski
Schauspielerin, Autorin
Kulturbeauftragte Haus Brannenburg
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Ausstattung und Lage
Ausstattung und Lage von Haus Brannenburg
Unser Haus liegt in einer der beliebtesten Ferienregionen Oberbayerns und
bietet ausgezeichnete Möglichkeiten Bildung, Erholung und Kultur zu
einem anregenden Aufenthalt zu verbinden. Attraktive Ausflugsziele in der
Nähe wie Kufstein, Rosenheim, Chiemsee und Schliersee bieten eine Reihe
von Möglichkeiten, den Aufenthalt bei uns in jeder Jahreszeit zu einem
besonderen Erlebnis zu machen.
Unsere Zimmer sind einladend ausgestattet und verfügen in der Regel über
einen Balkon mit Bergblick. Die insgesamt 66 Zimmer teilen sich auf in
- 1 Familienzimmer mit vier Betten
- 3 Dreibett-Zimmer
- 39 Zweibett- und Doppelzimmer
- 22 Einzelzimmer
- 1 barrierefreies Zimmer und verfügen insgesamt über 113 Betten.
Für Seminare, Tagungen und Konferenzen stehen vier Seminarräume und
acht Gruppenräume zur Verfügung. Alle Seminarräume sind mit moderner
Tagungstechnik ausgestattet. Audio- und Videotechnik sind flexibel einsetzbar. Unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern steht ein Gäste - PC zur
Ve rfügung. Unser Personal bietet individuell abgestimmte Serviceleistungen
auch für externe Belegung an. Feriengäste sind uns ebenfalls herzlich willkommen. Rund um das leibliche Wohl bleiben bei uns keine Wünsche offen.
Unser Küchenteam bietet im Rahmen der Vollverpflegung ein reichhaltiges
Frühstücksbuffet, ein dreigängiges Mittagessen und ein abwechslungsreiches
kalt-warmes Buffet am Abend. Vegetarische Angebote sind bei uns Standard
und können jeweils alternativ bestellt werden.
Am Abend lädt das traditionell ausgestattete Stüberl zum Entspannen ein.
Sauna und Solarium tragen zum körperlichen Wohlbefinden bei, und Kegelbahn, Tischtennis, Billiard sowie Freiluftschach runden das Freizeitangebot im
Haus ab. Unser Bauern g a rten mit Bergblick und ein Kinderspielplatz sorgen
für Erholung und Abwechslung in der warmen Jahreszeit. Während der
Seminarzeiten treten regelmäßig Künstlerinnen und Künstler bei uns auf, und
s o rgen für zusätzliche Anregungen. Unser Kunstflur mit Galeriebetrieb verleiht dem Haus mit vierteljährlich wechselnden Ausstellungen eine besondere
atmosphärische Note.
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Entdeckungsreise in und um Brannenburg
Entdeckungsreise in und um Brannenburg
Wie in alten Zeiten lässt der Blick aus den Zimmern, hinunter zur Ortschaft
Brannenburg und hinüber zur Bergkulisse über dem Inn die Begeisterung für
die Natur erwachen. Zudem hat auch die nähere Umgebung viel zu bieten:
-
Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Wendelstein
Das Petersbergl mit seiner Kapelle und der urigen Gasthütte
St. Margarethen, Kirche mit einem noch erhaltenen Gebeinhaus
auf dem Kirchfriedhof; gleich neben der Kirche die Gastwirtschaft
Die Ortschaft Altbeuern mit seinem Kern zwischen zwei
Stadttoren
Die Gaststätte „Zur Schwarzlack“,
die Berggaststätten „Zum Kogel“, „Zum Schweinssteig“ oder
die „Schlimpfgrubalm“
zahlreiche Rundwanderwege
die Einkaufsstadt Rosenheim
Wintersportgebiete, wie zum Beispiel das Sudelfeld
Das Kaisergebirge mit anspruchsvollen Klettersteigen
zahlreiche Bergseen und Flußtäler
Der Chiemsee mit Frauen- und Herreninsel
Die Festung Kufstein
Die Glasbläserstadt Rattenberg am Inn
gut zu erreichen sind auch:
Wasserburg am Inn, Schliersee, Tegernsee, München, Salzburg, Innsbruck,
das Zillertal
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Zeittafel
Zeittafel
1390 - 1851 Kirchbachmühle
Diese wird am 23. August 1851 durch einen Erdrutsch des Berges „Schrofen“ zerstört
ca. 1890
Auf dem Grundstück der alten Mühle wird das „Bad Wendelstein“ mit
Solebädern und Restaurationsbetrieb von Friedrich Feigl errichtet
ca. 1910
Das Ehepaar Kallmeyer pachtet das Bad Wendelstein und wandelt es in ein vegetarisches
Heim mit Luft- und Sonnenbädern um. Das Haus erhält den Namen „Erdsegen“
1913
Die erste bayerische Postgewerkschaft, der „Verband des bayerischen Post- und
Telegraphenpersonals“, kauft für 110.000 Goldmark das Anwese.
1914
Am 31. Mai 1914 wird das zum Erholungsheim umgestaltete Anwesen eröffnet.
8 Wochen nach der Eröffnung beginnt der 1. Weltkrieg. Das Haus wird dem Bayr.
Kriegsministerium als Erholungsstätte für verwundete Soldaten zur Verfügung gestellt
1920
Gemäß der Weimarer Verfassung wird die bis dahin selbständige Bayerische
Post in die Deutsche Reichspost eingegliedert ( die sog. „Verreichlichung“)
1921
In Brannenburg wird die „Deutsche Postgewerkschaft“ von den bisher selbständigen
Postlergewerkschaften aus Bayern, Württemberg und Preußen gegründet
Das Erholungsheim bleibt im Besitz des „Landesverbands Bayern der DPG“
1922
Unter tätiger Mithilfe holländischer Kollegen wird der hintere Teil des
Hauptgebäudes abgerissen und erneuert
1924
Es wird der vordere Teil des Hauptgebäudes umgebaut
1927
Die DPG schließt sich mit dem „Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten“ zur damals größten Postgewerkschaft der Welt zusammen. Brannenburg ver
bleibt auch hier im Besitz des Landesverbands Bayern der neuen Gewerkschaft
1933
Der „Reichsverband“ wird von den Nazis aufgelöst. Das Erholungsheim wird vom
'Reichsbund Deutscher Beamter“ (einer Nazi-Organisation) übernommen
1940
Die Reichspost kauft das Erholungsheim um 350.000 RM vom Reichsbund
Deutscher Beamter. Im Krieg wird das Haus als Lazarett genutzt
1945
Die Stadt München richtet im Erholungsheim ein Ausweichkrankenhaus ein
1950
Nach langen Auseinandersetzungen wird das Erholungsheim an die DPG
zurückgegeben
1951
Das Haus wird wieder als Erholungsheim eröffnet
1963
Der Wirtschaftsbetrieb wird wieder voll aufgenommen
1969
Das Haus wird an die DPG-Hauptverwaltung übereignet
1970
Beginn umfassender Erweiterungsbauten
1981
Die “Wirtschaftliche Vereinigung” wird aufgelöst
1994
Aufstockung des Verbindungsbaues zwischen den beiden Hauptgebäuden
2001
Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
2003
Das Haus wird zur zentralen Bildungsstätte mit eigenen Seminarangeboten
2004
Festakt zum 90-jährigen Bestehen des Hauses
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Mitwirkende
Die Texte zur Geschichte des Hauses wurden verfasst von:
Heinrich Ortner
Bildungsbeauftragter ver.di Bezirk München, Lohsteuerberater, ehemals
Betriebratsmitglied und Schwerbehindertenvertreter bei der Telekom
Franz Schröther
Mitglied im Landesbezirksvorstand ver.di Bayern bis 2003,
Vorsitzender der Geschichtswerkstatt e.V. Neuhausen
Walter Schwab
Bezirkssekretär der DPG Bezirk München im Ruhestand, aktiver
ehrenamtlicher Teamer im ver.di Landesbezirk Bayern
Die literarischen Texte wurden verfasst von:
Helmut Ruge
Kabarettist, Schauspieler und Autor
Boris Ruge
Schauspieler, Musiker und Autor
Barbara Tedeski
Schauspielerin, Autorin
Kulturbeauftragte Haus Brannenburg
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