90JAHRE AUF DER HÖHE
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90JAHRE AUF DER HÖHE
90 JAHRE AUF DER HÖHE Der Band “90 Jahre auf der Höhe” erscheint als erste Ausgabe in der Reihe “Edition Haus Brannenburg” September 2004 Herausgegeben von: ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bildungszentrum Haus Brannenburg Schrofenstrasse 32 83098 Brannenburg www.haus-brannenburg.de Text/ Redaktion: Marion Fendt, Heinrich Ortner, Franz Schröther, Walter Schwab (soweit nicht anders gekennzeichnet) Satz/ Layout: Alexander G. Fischer, Gesa Puell Fotonachweis: S. 3, 15 (unten), 29, 35, 42, 46: Rainer Viertlböck Druck: Druckerei Makowski, München 90 Jahre auf der Höhe Vom Erholungsheim der DPG zum ver.di Bildungszentrum: Das Haus Brannenburg Festschrift zum 90-jährigen Bestehen Inhalt 5 Vorwort von Marion Fendt 7/8 Geleitwort von Josef Falbisoner 9 Geleitwort von Dorothea Müller 11 “Wie vielleicht alles begann: Der Meteorit von Brannenburg“ Boris Ruge -4- 13 Vor vielen hundert Jahren 14 Die Post und ihre Personalverbände 15 Ein Traum wird Wirklichkeit 17 Die Eröffnung am Pfingstmontag 1914 20 Kriegsjahre und Rückübereignung 22/23 Und Brannenburg ist heimgekehrt 24 Karl Ruhland, der Mann der ersten Stunde 25 “Ein magischer Ort” 26 Schulungs- und Erholungsheim der DPG 30 Was bedeutet Brannenburg für mich 31 Warum ich Brannenburg so schätze 32 Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung 34 Lernen kann Spaß machen 35 Brannenburg auf der Höhe des Wissens 38 Angekommen und Zuhause 39 Bildungszentrum der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft 43 “Das Haus” 45 Ausstattung und Lage 46 Entdeckungsreise in und um Brannenburg 47 Zeittafel 48 Mitwirkende Helmut Ruge Christl Saurer Barbara Zahn Anett Schulze, Thorsten Schäfer Eberhard Kremer Reinhard Ruch Barbara Tedeski Vorwort Marion Fendt Liebe Leserinnen und Leser, die vorliegende Festschrift entstand anlässlich des neunzigjährigen Bestehens von „Haus Brannenburg“, einst Erholungsheim des Bayerischen Postverbands, später Schulungs- und Erholungsheim der Deutschen Postgewerkschaft, heute Bildungszentrum der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. Im Mittelpunkt steht die historische Entwicklung des Hauses, angereichert durch authentische Zeitdokumente und ganz persönliche Beiträge von Menschen, die hier eine politische Heimat gefunden haben. Die lange und wechselhafte Geschichte unseres Hauses ist einmalig innerhalb der deutschen Gewerkschaftsbewegung und bildet einen idealen Ausgangspunkt für unseren Bildungsbetrieb heute und morgen. Denn: Ohne Herkunft gibt es keine Zukunft! Dies gilt besonders in einer Organisation, deren zentrale Herausforderung darin besteht, aus fünf OrganisationsKulturen eine neue Gewerkschaftskultur für nachfolgende Generationen zu schaffen. Anlässlich unseres runden Geburtstags denken wir gerne zurück an die Kolleginnen und Kollegen, die sich vor fast 100 Jahren zusammengefunden hatten, um einen Traum zu realisieren: Ein Erholungsheim für Gewerkschaftsmitglieder sollte entstehen. Aus der Utopie wurde bereits einige Jahre später, dank des Engagements zahlreicher Mitglieder, Wirklichkeit. Kurz nach der feierlichen Eröffnung des Hauses am Pfingstsonntag 1914 brach im August der erste Weltkrieg aus. Die Arbeiterbewegung war tief gespalten, und die Kriegsgegner und deren Familien waren Hetzkampagnen und Verfolgung ausgesetzt. Haus Brannenburg diente während des Krieges als Erholungsheim für Soldaten, die an Leib und Seele verwundet aus dem Krieg zurückgekommen waren. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Erholungsbetrieb für Postbeschäftigte wieder aufgenommen. Wer sich hier erholen wollte, musste sich in lange Wartelisten eintragen und einer strengen Sozialauswahl stand halten. Die Wochen in Brannenburg waren für viele Familien ein Lichtblick in Zeiten des Mangels und der Entbehrung. Nach der Machergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fiel das Haus an eine NS-Organisation. Gewerkschafter/innen gehörten damals neben Sozialdemokrat/innen und Kommunist/innen zu den ersten, die in -5- Vorwort Marion Fendt die Konzentrationslager verschleppt wurden. Nicht wenige von ihnen starben dort für ihre Ideen von einer besseren, gerechteren Welt. Im zweiten Weltkrieg diente das Haus erneut verwundeten Soldaten als Lazarett und Ausweichkrankenhaus, wurde schließlich 1940 an die Deutsche Reichspost verkauft, und befand sich somit im Besitz des Arbeitgebers der Menschen, die sich einst die Finanzierung des Heims von ihrem kargen Lohn abgespart hatten. Erst 1950 wurde dem Rückforderungsantrag stattgegeben, und das Haus wurde an die DPG übereignet. Nachdem jahrelang aus finanziellen Nöten nur ein eingeschränkter Betrieb möglich war, konnte das Haus erst 1963 wieder voll bewirtschaftet werden. In der Folge nahm der Anteil an Bildungsmaßnahmen stetig zu. Für Generationen von Gewerkschafter/innen war und ist das Haus ein Ort, an dem gewerkschaftspolitisches Bewusstsein lebendig ist. Nach der Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft erfolgte der Beschluss, das Haus als zentrale Bildungsstätte zu erhalten und dort einen eigenen Seminarbetrieb anzusiedeln. Für die jüngste der deutschen Gewerkschaften ist es ein Glücksfall, ein Haus mit so langer Tradition ihr eigen nennen zu dürfen. Dieser Ort eignet sich wie kaum ein anderer dazu, eigenes Erleben zu reflektieren, Gleichgesinnte zu treffen und gewerkschaftliche Ideale neu zu beleben. So sehr auch die Begriffe der politischen Ökonomie manchmal aus der Mottenkiste zu stammen scheinen - an den grundlegenden Widersprüchen zwischen den Interessen von Beschäftigten und Arbeitgebern hat sich nicht viel geändert. Entscheidend geändert hat sich allerdings der Status der Gewerkschaften. Was noch vor wenigen Jahrzehnten Grund für Unterdrükkung und Verfolgung war, ist heute in unserem Staat durch das Grundgesetz garantiert. Die Vertretung kollektiver Interessen erscheint heute so manchen überholt und schwerfällig, doch die nähere Zukunft wird bereits zeigen, dass der Fortbestand sozialer Errungenschaften nicht zum Nulltarif bezüglich des Engagements innerhalb unserer Gesellschaft und im internationalen Kontext zu haben ist. Bildungsarbeit ist der Schlüssel für die Entdeckung eigener Potentiale, gemeinsamer Stärken und eines Verantwortungsbewusstseins -6- Vorwort Marion Fendt für die aktive Gestaltung einer solidarischen Zukunft. Lasst uns daher dieses Haus auch weiterhin nutzen, um Gleichgesinnte zu treffen, Bündnisse zu schmieden und gemeinsame Träume zu entwerfen. Eine andere Welt ist möglich, laßt sie uns verwirklichen. Mit herzlichen Grüßen und einem Dankeschön an alle, die zur Entstehung dieser Broschüre ihren Beitrag geleistet haben! Marion Fendt Leiterin ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg Sehr verehrte Gäste! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Geleitwort Josef Falbisoner Im Jahre 1913 erwarb der Bayerische Post- und Telegraphenverband für seine Mitglieder das Gasthaus Bad Wendelstein. Die Eröffnung fand am 31. Mai 1914 statt und schon bald schlossen die Mitglieder des damaligen Verbandes das Haus fest ins Herz. Und das blieb so bis zum heutigen Tage. Dieses Haus Brannenburg durchlebte eine sehr wechselvolle Geschichte. So konnten die Mitglieder unserer damaligen Gewerkschaft für eine Reichsmark Ziegelsteine erwerben, um den Umbau zu finanzieren - mit ein Grund, warum die Gewerkschaftsmitglieder in Bayern bald von „unserem“ Haus sprachen. Trotz Enteignung während des Dritten Reiches und obwohl es u.a. als zeitweiliger Ausweichbetrieb für das Schwabinger Krankenhaus dienen musste, blieb es immer „unser“ Haus. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein beliebtes Ausflugsziel für zahlreiche Mitglieder, die Erholung suchten. Viele -7- Geleitwort Josef Falbisoner Möglichkeiten gab es ja nicht und Geld stand kaum zur Verfügung. Für manche Postlerinnen und Postler war es über lange Zeit die einzige Möglichkeit, sich überhaupt einen Urlaub leisten zu können. Aber sehr schnell erkannte man, dass dieses Haus nicht nur der Erholung dienen kann, sondern auch der Fortbildung. So wurde es bald auch für den Seminarbetrieb ausgebaut. Die drei Bezirke der Deutschen Postgewerkschaft in Bayern – München, Regensburg und Franken – nutzten intensiv die Möglichkeit, Funktionärinnen und Funktionäre sowie Mitglieder hier in Brannenburg fortzubilden. Ihnen wurde die Möglichkeit geboten, sich neben dem beruflichen Alltag mit beruflichen, aber auch wirtschaftlichen Zusammenhängen vertraut zu machen. Und viele, die heute aktiv in der Gewerkschaft mitarbeiten – sei es als Vertrauenspersonen oder in Betriebsbzw. Personalräten – haben ihre ersten Seminare in Brannenburg besucht. Auch deshalb ist es bis heute „unser“ Haus geblieben. Rasch wurde Brannenburg über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt und viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesgebiet knüpften ihre ersten gewerkschaftlichen Kontakte am Fuße des Wendelsteins. So manche Erinnerung kommt auf, wenn man durch die Räume geht. Wer heute diese moderne und nach neuesten Erkenntnissen gestaltete Bildungsstätte betritt, wird immer noch gefangen von der reichen Tradition und Ausstrahlung dieses Hauses. Nach 90 Jahren Vergangenheit ist es jetzt aber wichtig, an die Zukunft zu denken. Wir alle sind aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten, damit „unser“ Gewerkschaftshaus für die ver.di-Mitglieder ein Haus der Bildung, aber auch ein Haus der Ruhe und Entspannung bleibt. Ich wünsche diesem unserem Haus und den Menschen, die darin wirken und arbeiten und die es besuchen, alles Gute. Josef Falbisoner Landesbezirksleiter ver.di Bayern -8- Geleitwort Dorothea Müller Sehr verehrte Gäste! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Neunzig Jahre Haus Brannenburg sind eine lange Zeit und eine gewerkschaftliche Tradition, auf die wir mit Stolz zurückblicken können! In ver.di nun geht es darum, die Zukunft und Perspektiven zu gestalten, sich den Herausforderungen an Gewerkschaften zu stellen und den Beitrag, den Bildungsarbeit dabei leisten kann, auszubauen. Die Profile unserer elf Bildungsstätten werden überarbeitet und in ein gemeinsames Konzept eingebettet. Hierbei ist es besonders wichtig, Tradition und Kompetenzen zu berücksichtigen, die einzelne Bildungsstätten aus den Quellgewerkschaften in ver.di einbringen. Dabei hat sich auch die Ausrichtung des Hauses Brannenburg schon verändert. Von einem Beleg-Haus mit Hotelcharakter hat es sich in den letzten Jahren zu einer Bildungsstätte mit eigenen Seminar-Angeboten entwickelt. Dabei steht die Fähigkeit zur kritischen Analyse und zum kritischen Denken im Mittelpunkt. Die Bildungsstätten werden zu Kompetenzzentren für die Bildungsarbeit in ver.di. Hierzu sind die notwendigen personellen Kompetenzen vor Ort zu schaffen und regionale und überregionale Vernetzungen zu knüpfen. Gerade in der heutigen Zeit, in der unsere gewerkschaftlichen Positionen kaum noch über die Medien transportiert werden, in der ein Sozialabbau nie gekannten Ausmaßes politisch durchgesetzt wird, in der die Sachverh a l t e immer komplexer und unverständlicher für die Menschen werden, brauchen wir verstärkt gewerkschaftliche Bildungsarbeit, um diese Entwicklung analysieren und ihr angemessen begegnen zu können. Denn gesellschaftspolitische Gestaltungs- und Durchsetzungskraft muss immer wieder neu entwickelt werden, und dies in einem Umfeld, das geprägt ist durch Deregulierung, Globalisierung und neoliberales Denken. Systematisch angelegte Bildungsarbeit ist somit Teil der Organisationsarbeit. Sie leistet ihren Beitrag, um komplexe Zusammenhänge zu analysieren, Orientierung zu geben und Lösungsstrategien zu entwickeln. Bildungsarbeit besitzt einen hohen politischen Stellenwert und hat eine zentrale Schlüsselfunktion für alle gesellschafts- und gewerkschaftspolitischen Handlungsfelder. Meine Auffassung ist, dass die Organisation im Interesse des Erhaltes und -9- Geleitwort Dorothea Müller der Weiterentwicklung ihrer Handlungsfähigkeit sowohl auf regionaler als auch auf zentraler Ebene nicht weniger, sondern sogar mehr an Bildungsarbeit zur Gewinnung und Bindung von Mitgliedern braucht. Dies unseren Mitgliedern in vielfältigen Seminarangeboten zu bieten, förd e rt die Identifikation der Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Gewerkschaft ver.di. Das Haus Brannenburg und seine Mitarbeiter / innen runden als südlichste Einrichtung unser bundesweites Gesamtprofil der Bildungsstätten ab. Eingebettet in regionale Strukturen und zentral eingebunden, wird es in den kommenden Jahren darauf ankommen, das Profil des Hauses zu stärken, die Schwerpunkte bei den Themen Internationales, Kommunikation und Konflikte, Psychologie, Team- und Gremienarbeit und Gesellschaftspolitik zu vertiefen und auszubauen und somit ein unverkennbares Profil zu entwikkeln. Dazu wünsche ich der Bildungsstätte und vor allem den Menschen, die dort arbeiten, alles Gute. Dorothea Müller Leiterin ver.di Bundesvorstand, Ressort 19 - 10 - Der Meteorit von Brannenburg Boris Ruge Wie (vielleicht) alles begann: Der Meteorit von Brannenburg Boris Ruge Da, wo das Haus Brannenburg steht, hat bestimmt mal ein Meteorit eingeschlagen. Als die Dinosaurier noch mit riesigen Pranken und winzigen Gehirnen durch den Brannenburger Urwald wankten und nichts von Arbeitnehmerrechten wussten. Randalieren, Fressen, Eier legen. Da hat´s dem Vorstand der schöpferischen Intelligenz gereicht! Plötzlich hat es Bumm! gemacht. Der Meteorit hatte eingeschlagen, ungefähr da, wo jetzt die Wirtsstube steht und die Seminarteilnehmer immer so angeregt debattieren. Ein neues Zeitalter wurde eingeläutet. Der Meteorit hatte dem rohen, primitiven Vorteilsdenken der Dinosaurier ohne kostspielige Abfindung ein Ende gemacht und gleich neue organische Stoffe mitgebracht aus der bunten Trickkiste des Universums. Ein neuer Versuch. Mal schau’n, dachte sich der Vorstand der schöpferischen Intelligenz einstimmig und kontemplativ. Und siehe da: Kaum 50 Millionen Jahre später, nach der kosmischen Mittagspause, stieg ein unbedarfter Affe von einer Brannenburger Palme herunter, weil die Kokosnuss runter gefallen war. Der erste Affe hatte Brannenburger Boden betreten. Er bestaunte die schöne Floraund Fauna der Gegend und tollte eine Weile einfältig und froh auf dem Boden heru m . Bis er über eine historische Entdeckung stolperte. Seinen Daumen! Wow! Plötzlich konnte er seine Umwelt begreifen und mitgestalten. Der Affe griff sich eine süße Frucht vom Baum und vollbrachte ahnungslos einen wesentlichen Schritt für die Gewerkschaftsbewegung. Der Vorstand der Schöpfungsintelligenz lächelte wissend in seiner Zeitlosigkeit. Der Affe machte sich stolz an die Arbeit und der Daumen trat seinen glorreichen Triumphzug durch die Menschheitsgeschichte an. Selbst in unseren Zeiten der hochtechnisierten Arbeitswelt, der Mikrochips und Megabytes, wird der Daumen von Kindern noch liebevoll in den Mund genommen. Der angehende Homo Sapiens machte auf einmal Kopfschmuck und Mahlsteine, machte es sich gemütlich bei einem Feuer und widmete sich - 11 - Der Meteorit von Brannenburg Boris Ruge der Höhlenmalerei; der Kunstflur des Hauses Brannenburg erinnert noch heute an diesen Ursprung. Jedoch unser unbescholtener Affe machte bald eine andere fatale Entdeckung. Denn kaum war er vom Baum herunter, spürte er diesen unwiderstehlichen Drang. Er wollte hoch hinaus, er wollte mehr, "Ich bin der Größte!", dachte er sich. Er richtete sich auf, trommelte wie wild auf seiner Brust und fing plötzlich zu sprechen an: "UGU ! AGA ! UGU ! AGA !" Die erste Rede war gehalten. Und dann geschah es: Wer das nicht gleich verstand, bekam erstmal eins mit der Keule! Boing! Das funktionierte leider zu gut. Und wird heute noch weltweit angewandt. Von woher das kam, weiß man bis heute nicht. Zeitgleich hauten sich auf einmal die Affen auf den verschiedenen Kontinenten eins über die Rübe. Eine globale Kommunikationsform griff um sich. Bis in unsere Tage. Sei es in großen Gruppen mit Uniform und Flagge in der Hand und einem, der ansagt auf wen es losgeht, der heißt General, oder von einem Einzelkämpfer in der Boazn um die Ecke nach zwölf halbe Bier, der heißt Schlaumeier. Tja, jetzt ist der Vorstand der schöpferischen Intelligenz schon wieder am überlegen. Nur ein Meteorit, und alle Generäle und fundamentalistischen Präsidenten der Erde halten endlich wieder die Klappe und das nächste Bier wird auch nicht mehr bestellt. Es macht Bumm! Das war’s dann für den Affen und seine durchgeknallten Nachfahren. Dann wäre endlich wieder Stille. Doch da meldet sich eine Gegenstimme aus dem Vorstand der schöpferischen Intelligenz: Wo ist die Hoffnung und die Ve r a n t w o rtung dass da, wo man den Meteorit vor 64 Millionen Jahren hingezielt hat, etwas Intelligentes, Kreatives, Fantasievolles und Empfindsames herauskommen könnte ... Und ob Sie´s glauben oder nicht, genau da, an diesem Ort, steht jetzt das Haus Brannenburg und die Hoffnung, die damals mit einem Riesen-Bumm! eingeschlagen hatte, besteht noch immer. - 12 - Vor vielen hundert Jahren ... Vor vielen hundert Jahren ... Dort wo die Berge beginnen höher zu werden und den nördlichen Teil der bayrischen Alpen gestalten, liegt das Inntal. Aus dem Oberengadin bei St. Moritz kommend hat der Inn bereits ca. 300 Flusskilometer hinter sich und befruchtet ein Tal, das einst die Kelten bewohnten. Nach Norden vordringende Römer besetzten die Gegend und bauten eine Straße durch das Tal. Aber nicht etwa dem Fluss entlang, sondern an den Hängen, da der Inn nach jedem Hochwasser sein Bett änderte und zu damaliger Zeit die ganze Breite des Tales beanspruchte. Blick auf den Heuberg Im 6. Jahrh u n d e rt wanderten die Bajuwaren aus Böhmen ein, vermischten sich mit den verbliebenen Römern und wurden sesshaft. Bekehrt zum Christentum, bauten sie Kirchen und trieben Handel mit den Nachbarn weiter drinnen in den Bergen, ebenso mit denen draußen in der Ebene. Sie verstanden es, den „wilden Inn“ zu nutzen, bauten Schiffe, Plätten genannt, und schafften kostbares Erz aus den Tiroler Bergwerken, Wein und Tuch aus Italien ins Tiefland nach Passau, Linz und Wien. Kalk und Gips, in Nußdorf gebrochen, wurden ebenfalls verladen. Starke Pferde zogen die Schiffe, zum Teil bis aus Ungarn, beladen mit Getreide und anderen Gütern flussaufwärts in das kornarme Bergland. Jahrhunderte lang blühte das Gewerbe und brachte den Inntaler Bauern ihren Verdienst. Mit der Einführung der Eisenbahn ging die Inntalschifff a h rt zu Ende. Bis Mitte des 19. Jahrh u n d e rts verkehrten noch einige Jahre lang Dampfschiffe auf dem Inn. Später wurde der Inn reguliert und strömt seitdem gezähmt zwischen hohen Dämmen dahin. Etwa 500 Meter ü. d. Meer liegt der Ort Brannenburg am Inn. Rund hundert Meter höher, dort wo der zwischen Mitterberg, Rampoldplatte und Breitenberg entsprungene Kirchbach zu Tal fließt, stand einst die Kirchbachmühle. Friedlich klapperte das Mühlenrad, bis am 23. August 1851 ein gewaltiger Bergsturz niederging und Mühle samt Nachbarhäusern unter sich begrub. Zur Erinnerung an diese Katastrophe wurden zwei - aus der alten Mühle stammende Mühlsteine an der Südwestecke des heutigen Bildungszentrums Haus Brannenburg mit eingemauert. Am 12. August 1951, dem 100. Jahrestag des Unglücks, wurde eine Gedenktafel angebracht. Zwei Mühlsteine im Haus integriert - 13 - Die Post in Bayern und ihre Personalverbände Die Post in Bayern und ihre Personalverbände Postkarte des Verbandes des bayerischen Post- und Telegraphen-Personales Am 1. März 1808 trat ein Ve rtrag zwischen dem Fürstenhaus Thurn und Taxis und dem Königreich Bayern in Kraft, in dem das Postwesen in einen staatlichen Betrieb umgewandelt wurde und die Bezeichnung „Königlich Bayerische Staatspost“ erhielt. Der Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis erhielt eine Entschädigung von 100.000 Gulden und wurde mit dem Titel „Kronoberstpostmeister“ bedacht. Die Zahl der Beschäftigten betrug zu diesem Zeitpunkt 448 Personen. Bis 1897 stieg diese Zahl auf 6.285 an. Erste Versuche einer gewerkschaftlichen Organisation der Postler stammen aus dem Jahr 1882. Damals wurden P o s t b o t e n v e reine gegründet, die sich 1899 zum „Bayerischen Postbotenverband“ zusammenschlossen. Daneben entstanden weitere Personalverbände unter den Bezeichnungen „Bayerischer Postoberkondukteur- und Kondukteurverband“, „Bayerischer Briefträger- und Packerverband“ und „Bayerischer Verband der Postbediensteten“, die jedoch auf Dauer nicht lebensfähig waren. Sie kamen in aller Regel über eine regionale Tätigkeit nicht hinaus und ließen sich nicht in eine landesweite Organisation aufbauen. Am 25. Februar 1900 wurde in Nürnberg der „Verband des bayerischen Post- und Telegraphenpersonals“ gegründet, dem bis zum Ende des ersten Jahres bereits rund 50% der Postler beigetreten waren. Erstmals existierte nun eine landesweite Gewerkschaft, die sich um die Belange des Personals kümmerte. Im § 3 der Satzung standen die Worte „Der Verband steht treu zu König und Vaterland“. Ohne diese Formulierung wäre die Gründung seitens der Obrigkeit nicht genehmigt worden. Ab 1913 wurde der komplizierte Gewerkschaftsname in „Bayerischer Postverband“ geändert. Bis zur Einverleibung der bayerischen Post in die Deutsche Reichspost im Jahr 1920 konnte sich der „Bayerische Postverband“ als einzige, starke Gewerkschaft durchsetzen. - 14 - Ein Traum wird Wirklichkeit Ein Traum wird Wirklichkeit Erstmals gab es im Jahre 1906 Überlegungen des Verbands des bayerischen Postund Telegraphenpersonals, ein eigenes Erholungsheim für die Gewerkschaftsmitglieder zu schaffen. Der Verbandssekretär Joseph Kratofiel schrieb darüber: „Bei den bescheidenen Mitteln und der Neuheit des Gedankens war natürlich damals an die Verwirklichung dieses Wunsches nicht zu denken.“ Erst im Jahr 1913, als aus MitBad Wendelstein - ca. 1908 gliedsbeiträgen etwa 100.000 Goldmark angespart waren, wurde die Vorstandschaft von der Generalversammlung beauftragt, der Sache näher zu treten. Zahlreiche Angebote liefen ein. Schließlich entschied man sich für das „Objekt in Brannenburg“. Auf dem Platz, den der Bayerische Postverband ausgesucht hatte, stand seit 1895 das „Bad Wendelstein“ mit Solebädern und Restaurationsbetrieb. Seit 1910 war es in ein vegetarisches Heim mit Luft- und Sonnenbädern umgewandelt worden und hatte den Namen „Erdsegen“ erhalten. 1913 kaufte der Bayerische Postverband für 110.000 Goldmark das Anwesen, zu dem 40 Tagwerk (= rund 130.000 qm) Grund gehörten. Der Verkauf von Anteilscheinen und Erwerbsmarken im Wert von 1 bis 10 Mark an die Mitglieder ermöglichte es, die noch fehlenden Mittel für Ankauf und Umbau aufzubringen. B e rgpanorama Brannenburg - 15 - Ein Traum wird Wi r k l i c h k e i t Am Pfingstsonntag, den 31. Mai 1914 wurde das Erholungsheim feierlich eröffnet. Rund 1.200 Gäste nahmen an der Feier teil. Zwei Kollegen haben sich besondere Verdienste um das Heim in Brannenburg erworben: Der Briefträger Johann Meyer, seit 1912 Vorsitzender des Bayerischen Postverbandes, sowie der Postsekretär Georg Gebhard, der als stellvertretender Vorsitzender fungierte. Aus einer Beschreibung des Heimes vom Mai 1914 ist zu entnehmen, dass sich im zweistöckigen Hauptgebäude im Erdgeschoss Küche, Speisezimmer, Wirtsstube, Biedermeier-Zimmer, einige Wohnzimmer und Nebenräume befanden. Im ersten und zweiten Stock gab es jeweils neun Gästezimmer. Im Nebengebäude, dem ehemaligen Badehaus, waren im Erdgeschoss Wannen- und Brausebäder und im ersten Stock zehn Gästezimmer. Außerdem gehörten zum Besitz die frühere Sägmühle als weiteres Nebengebäude und eine Holzvilla, die früher als Speisesaal genutzt worden war. Zum Heim gehörte auch ein Bauernhof, der hinter den Gebäuden stand. Am Waldrand wurden elf so genannte „Lufthäuschen“ errichtet bestehend aus je zwei Räumen - die im Sommer an Gäste vermietet wurden. Auf dem Anwesen lag eine Wirtschaftskonzession. „Es werden Gerichte zu 60, 70 und 80 Pfennig angeboten, Beilagen zu 10 Pfennig…“ ist in der Gewerkschaftszeitung „Bayerische Post“ nachzulesen. Bereits vier Wochen später, im Juni 1914, war das Haus vollbesetzt, trotz keineswegs günstiger Witterung. Auch gab es Gegner des Erholungsheimes die „gerade deshalb kamen, um an Ort und Stelle Material zur Begründung ihres Standpunktes zu sammeln...“ Sie alle reisten aber „bekehrt“ wieder nach Hause mit Aussagen wie: „Eine solche Pracht der Natur hab ich noch nie gesehen!“ Über das Haus gab es „nur eine Stimme des Lobes“ und viele Anmeldungen von Erholungssuchenden. Kein Wunder, war es doch möglich, auf der großen, vollkommen mit Glas eingebauten Veranda, auch im Februar das „Mittagsmahl im Freien“ einzunehmen. „Auch bei eintretender Kälte“ war somit ein Raum vorhanden, der „für mehr als 100 Personen Aufenthalt und einen prachtvollen Rundblick bietet“. - 16 - Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914 Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914 Originaltext, zuletzt veröffentlicht am 16. Juni 1950 Wenn ein Mitglied unseres Verbandes am Pfingstsonntag in aller Frühe die Münchener Strassen inspiziert hätte, dann wären ihm von allen Richtungen Kollegen in die Hand gelaufen, die in vorbildlicher Übereinstimmung einem Ziele, dem Bahnhof zustrebten. Nachdem sie mit viel Mühe eine Fahrkarte erobert hatten, mussten sie sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Platz im Wagen erkämpfen. Das war aber bei dem gewaltigen Massenandrang nicht leicht, und so mancher musste sich mit einem Stehplatz begnügen. Auch das wurde in Kauf genommen, winkte doch allen ein genussreicher Tag im neu erworbenen Heim des Verbandes. Der um 7 Uhr in Brannenburg eintreffende Zug brachte die ersten Gäste. Jedes weitere „Dampfross“ konnte ab Brannenburg erleichtert aufatmen. Das Gros traf mit der Musik um 9 Uhr ein und wurde von den früher Eingetroffenen abgeholt. Nachdem der weit über 200 Personen zählende Zug geordnet war, setzte er sich unter dem strengen Kommando des Kollegen Kracht in Bewegung. Mit klingendem Spiel wurde durch das nicht wenig überraschte Dorf nach dem Heim, von dem eine mächtige weiß-blaue Fahne ins Tal grüßte, marschiert. Vorstand Meyer richtete vom Balkon des Seitengebäudes einen kurzen Willkomm an die Gäste, worauf die Sängervereinigung eine erste Probe ihrer Kunst gab. Bald entwickelte sich in den gastlichen Räumen des Heimes ein reges Leben. Bei wohlgepflegtem Bier und einem vorzüglichen Imbiss vergingen unter regem Meinungsaustausch die wenigen Stunden bis zum Mittagstisch nur zu schnell. Dann strömten die Bewohner Brannenburgs zum „Bad“. Bald waren die sämtlichen von der Schlossbrauerei in entgegenkommender Weise aufgeschlagenen Tische voll besetzt. Zu diesen liebenswürdigen Gästen gesellten sich dann noch die mit den Mittagszügen angekommenen Mitglieder, so dass tatsächlich innen und außen jedes Plätzchen besetzt war. Wir konnten zu unserer Freude u.a. die hochwürdige Geistlichkeit von Brannenburg und Flintsbach, Georg Gebhard Joseph Kratofiel Johann Meyer Hans Mayer - 17 - Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914 die Herren Bürgermeister beider Gemeinden und viele weitere Ehrengäste begrüßen. Bei den fröhlichen Weisen unserer Postmusik, den meisterhaften Vorträgen unserer von Herrn Chormeister Kellner persönlich dirigierten Sängervereinigung und den Posthornduos der Postillione Wanner und Strasser setzte nun ein gemütlich ländliches Treiben ein. Leider war uns der Wettergott auf die Dauer nicht geneigt. Gegen 3 Uhr setzte zuerst leise, Naturheilbad Wendelstein, Brannenburg ca. 1895 dann immer beharrlicher ein “Schnürlregen” ein, der auch die Tapfersten Gegner des nassen Elements mählich zur Flucht in die großen, aber so einem Massenansturm doch nicht gewachsenen Räume zwang. Viele unserer Gäste – ihre Zahl ist mit 1200 sicher nicht überschätzt – mussten uns, weil sie trotz zu Hilfenahme des so genannten Speisesaales absolut nicht mehr unterkommen konnten, vorzeitig und ungern verlassen. Der Stimmung konnte der an und für sich unliebe Guss trotz drangvoll fürchterlicher Enge keinen Abbruch tun. Besonders das junge oder richtiger tanzlustige Volk war in seinem Element, als unsere unermüdliche Kapelle in der Holzvilla – und da sagt man sie hätte keinen Zweck! – zu Walzer und Francaise rief. Wo sie nur plötzlich alle herkamen die Tänzer und Tänzerinnen! Im Hauptgebäude hielt der erste Vorsitzende des Hauptausschusses Herr Meyer nun eine Begrüßungsansprache, in der er alle Gäste herzlich begrüßte und dann etwa Folgendes ausführte: Postkarte 1915 - 18 - Der Bayerische Postverband ist bestrebt, in sozialer Fürsorge für seine Mitglieder das Möglichste zu erreichen. Im Jahre 1914 wurden die Grundsteine zu zwei besonders wichtigen Einrichtungen gelegt. Am 07. Februar ist die Die Eröffnung am Pfingstsonntag 1914 Krankenversicherung gegründet worden und nun besitzen wir auch ein Erholungsheim. Frau Feigl trug uns Bad Wendelstein an und machte uns die baldige Übernahme des schönen Anwesens möglich. Wir hielten den Erwerb eines solchen Heims für unsere Mitglieder für notwendig und glauben, dass eine öffentliche Wirtschaft damit verbunden sein sollte. Möge es unserem Wirt gelingen, sich die Zufriedenheit aller Gäste zu erringen, damit diese Lufthäuschen, Postkarte um 1925 noch oft hier Einkehr halten. Mögen alle die hier Erholung suchen, diese finden und gesund zu den Ihren zurückkehren. Möge aber auch Gottes Segen immerdar auf diesem Heim ruhen. Dass unser Verband treu zu König und Vaterland steht ist hinreichend bekannt. Bekräftigen wir diese Gesinnung, indem wir ausrufen: Unser gnädigster Landesherr, Euere Majestät König Ludwig er lebe hoch! Nachdem sich Beifall und Jubel gelegt, nahm das Mitglied Gottfried Mayer, Postbote in Röhrmoos das Wo rt um dem Hauptausschuss für den Erwerb dieses Paradieses zu danken. Wir sind eine große Familie, die Mitglieder möchte er als Kinder bezeichnen. Daher müssen wir wie eine gute Familie zusammenhalten, denn nur Einigkeit macht stark. Diesen Appell richtete er besonders an die Jungmannschaft, damit sie noch später achte und respektiere, was die Alten für sie geschaffen. Das Hoch des gewandten Redners galt der „rührigen und umsichtigen“ Vorstandschaft. Dieser Bericht von der Eröffnung 1914 wurde am 16. Juni 1950 in der Mitgliederzeitschrift der DPG veröffentlicht. - 19 - Kriegsjahre und Rückübereignung Kriegsjahreund Rückübereignung Der Ausbruch des ersten Weltkriegs am 1. August 1914 hatte große Auswirkungen auf den Betrieb des Erholungsheimes. Die im Urlaub befindlichen Kollegen wurden zurückberufen, neue Urlaube nicht mehr genehmigt. Der Reiseverkehr wurde mit einem Schlage eingestellt, deshalb musste das Haus zeitweise geschlossen werden. Die Wiedereröffnung wird in einem Zeitungsbeitrag wie folgt beschrieben: „Gleichwohl war der Betrieb nur zwei Monate ganz eingestellt, im Oktober und November, solange bis ein Pächter gefunden wurde, der sich auch für den Verkehr mit der einheimischen Bevölkerung eignet und durch eigene Schlächterei in der Lage ist, die Gäste zu allgemeiner Zufriedenheit zu bedienen. Mit Frühlingsanbruch haben sich auch schon wieder erholungsbedürftige Gäste in unser Heim eingefunden, die samt und sonders sowohl über die herrliche Lage und die schöne Umgebung entzückt als auch über die Verpflegung nur eines Lobes sind.“ Die „Bayerische Post“ meldete bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn, am 6. August 1914: „Der Bayer. Postverband hat in Anerkennung der großen Verdienste, welche sich die Verkehrsverwaltung auf dem Gebiet der Wohlfahrtseinrichtungen für das Personal erworben, und zum Ausdruck des Dankes hierfür dem Herrn Verkehrsminister sein Erholungsheim in Brannenburg für die Kriegsdauer zur Verfügung gestellt.“ Bis Kriegsende 1918 wurden 29.981 Verpflegungstage für verwundete Soldaten gezählt. Erinneru n g s k rug für die Delegierten der Gründungsversammlung 1921 - 20 - Nachdem am 1. April 1920 die bisher selbständige Bayerische Post in die Deutsche Reichspost eingegliedert wurde, vereinigte sich der Bayerische Postverband auf der Gründungsversammlung, die am 21. Mai 1921 im Erholungsheim Brannenburg stattfand, mit der Deutschen Postgewerkschaft, Sitz Berlin, zur Deutschen Postgewerkschaft (DPG), Sitz München. Dabei wurde vereinbart, dass das Erholungsheim Brannenburg ausschließliches Eigentum des Landesverbandes Bayern der DPG bleiben sollte. Zu diesem Zweck wurde als juristische Person die „Wirtschaftliche Vereinigung des Postpersonals in Bayern“ gegründet, die der formale Eigentümer des Hauses wurde. In den Jahren von 1919 bis 1923 wurden Anteilscheine an die Kriegsjahre und Rückübereignung Kollegen verkauft und zwei Lotterien veranstaltet, um die Aufnahmekapazität des Heimes in Brannenburg zu erhöhen. Schon 1922 hatte man mit einem Kostenaufwand von 250.000 Reichsmark und der tätigen Mithilfe holländischer Kollegen den hinteren Teil des Hauptgebäudes ausgebaut und die Zimmerzahl vermehrt. Der Architekt Karl Kergl gestaltete im Jahr 1924 das Hauptgebäude so, wie es heute äußerlich praktisch unverändert vor uns steht. Am 1. Juli 1927 stand eine erneute Fusion an. Die DPG schloss sich mit dem „Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten“ zur damals weltgrößten Gewerkschaft für Postbedienstete zusammen. Auch bei dieser Verschmelzung blieb das Heim in Brannenburg Eigentum des bayerischen Landesverbandes und der „Wirtschaftlichen Vereinigung“. Nach der Machterg reifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der „Reichsverband“ aufgelöst. Der „Reichsbund Deutscher Beamter“, eine NS-Organisation, wurde neuer Eigentümer von Haus Brannenburg. Im Dezember 1940 wurde das Heim um 350.000 Reichsmark an die Deutsche Reichspost verkauft. Postkarte von 1935 Embleme aus „alter Zeit“ Verband des bayrischen Postund Telegraphen Personals, 1900 - 1921 Landesverband Bayern e. V. der Deutschen Postgewerkschaft 1921 - 1927 Reichsverband Deutscher Postund Telegraphenbeamten e. V. Landesverband Bayern 1927 - 1933 - 21 - Kriegsjahre und Rückübereignung Während des Zweiten Weltkrieges diente das Erholungsheim als Lazarett. Nach Ende des Krieges wurde es als Ausweichbetrieb für das Krankenhaus München-Schwabing genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die “Wirtschaftliche Vereinigung“ (WV) für das Postpersonal in Bayern wieder gegründet. Auch die Postbeschäftigten der ehemaligen bayerischen Rheinpfalz wurden Mitglieder der WV. Im April 1948 stellte die “Wirtschaftlichen Vereinigung”, zusammen mit der Ve rmögens- und Treuhandgesellschaft der Gewerkschaften in Bayern, bei der Wiederg u t m a c h u n g s b e h ö rde einen Rückerstattungsantrag für das Erholungsheim. Am 18. April 1950 fasste die Wiedergutmachungsbehörde folgenden Beschluss: „Die Wirtschaftliche Vereinigung des Postpersonals in Bayern e. V. München, ist in Bezug auf das im Grundbuch des Amtsgerichts Rosenheim eingetragene Posterholungsheim Brannenburg am Inn Rechtsnachfolgerin der im Dritten Reich aufgelösten Wirtschaftlichen Vereinigung des Reichspersonals in Bayern e. V. mit dem Sitz in München.“ Am 19. Dezember 1950, genau zehn Jahre nach dem Verkauf an die Reichspost, ging das Haus wieder in das Eigentum der “Wi rtschaftlichen Vereinigung” über. Und Brannenburg ist heimgekehrt! Und Brannenburg ist heimgekehrt! Originaltext, veröffentlicht am 16. Juni 1950 B r a n n e n b u rg! Ein Ort gelegen drinnen in den Bergen, am Fuß des Wendelsteins. Der Inn, er schlingt sein silbern Band durch’s Tal, die S ä u m e r b e rge grüßen von der Ferne, vom Petersbergerl klingt das Abendglöcklein, und leises Kuhgeläute tönt herab vom Berge. Ein Sturzbach murmelt durch die Weite und in der Ferne glüht, in rote Glut getaucht, das Alpenglühen des „Wilden Kaisers“. So sieht und hört der Wanderer Brannenburg. Er sieht, was vor ihm ausgebreitet liegt, er hört, was seinem Ohr erklingt, die Geister Brannenburgs die sieht und hört er nicht. - 22 - Und Brannenburg ist heimgekehrt! Die seh’n und hör’n nur Auserwählte. Dort droben auf dem Bergesrücken, vom Sulzberg treu beschattet, dem Inntal zugewandt, da steht ein Haus. Breit ausgeladen schaut es in das Tal, die M a u e rn massig, dick und fest, das Dach es wuchtet in die Weite. Dies’ Haus hat eine Seele. Und Tag und Nacht wird es bewacht von Schutz und Rachegeistern, die ständig Berg und Haus umkreisen. Zehn Jahre sind nunmehr verflossen. Ich mein’, es ist erst wenige Tage her: Ich sehe Krähen dieses Haus umflattern, laut schreiend aufgeregt und durc heinander wirbelnd. Und eine Krähe setzt sich nunmehr auf den Giebel und hackt mit ihrem gelben Schnabel wild um sich. „Was wollt ihr?“ So hör’ ich nunmehr eine Stimme schallen, weit hinaus in’s Tal. „Ihr wollt das Heim verschachern? Das Heim, das wir erbaut mit Pfennigen, die wir vom Munde abgespart, die wir erbettelt. So höret meinen Fluch! Heute in zehn Jahren ist heimgekehrt das Haus in Brannenburg und Ihr, Ihr werdet dann zerschmettert auf dem Boden liegen.“ Und wildes Beifallkrächzen tönt aus aller Krähen Munde, die aufgeregt und in g roßer Zahl das Haus umflattern. Nun erkenn’ ich sie trotz ihre r Krähenkleidung: Die Krähe auf dem Giebel ist der Gebhard Schorsch, flankiert vom Vorstand Meier und Matthai. Dahinter fährt ein Postillion mit Helmbusch und in weißer Hose und bläst ganz wild Alarm ins Horn. Ein Landpostbote zeigt jetzt seinen Anteilschein und Tausende von kleinen längst verstorbenen Postbeamten, die stimmen ein im Chor und rufen alle, alle Fluch und Vergeltung. Zehn Jahre sind nunmehr verflossen. Genau zehn Jahre später ist jetzt Brannenburg zurückgekehrt. Und Edelweiß und Almenrausch und Enzian, sie schütteln Schnee und Eis von ihren Köpfchen und blühen. Und Josef Kratofiel und Meier Max, sie schau’n bewegt und von der Ewigkeit durchgeistert herab zu uns und rufen uns mit milder Stimme zu: Behütet Euer Kleinod Brannenburg und steht zusammen gut und treu in guten und in schlechten Zeiten! Veröffentlicht in der Mitgliederzeitschrift der DPG am 16. Juni 1950 - 23 - Karl Ruhland – der Mann der ersten Stunde Karl Ruhland – der Mann der ersten Stunde Karl Ruhland Maßgeblich - an vorderster Stelle der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ - hat Kollege Karl Ruhland mitgewirkt. Er war bereits vor 1933 aktiv in der damaligen Postgewerkschaft und in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands tätig. Nach dem Kriegsende sammelte er Postler um sich, die er persönlich kannte, dem NaziRegime widerstanden hatten und bereit waren, wieder in einer neuen Gewerkschaft mitzuarbeiten. Die Gründung der Einheitsgewerkschaft war ihr Ziel. Die überlebenden Funktionäre hatten erkannt, dass die gewerkschaftliche Zersplitterung vor 1933 eine der Ursachen für den Untergang der Weimarer Republik gewesen war. Am 2. April 1946 fand schon die Gründung der Gewerkschaft des Eisenbahn- und Postpersonals statt. Kollege Karl Ruhland wurde zum Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Wegen des hohen Organisationsgrades bei den Postlern dachte man an die Gründung einer eigenen Postgewerkschaft nach. Am 11. und 12. März 1947 fand in der Kantine der Oberpostdirektion Regensburg die Gründungsversammlung der „Landesgewerkschaft Post- und Fernmeldewesen Bayern“ statt. Karl Ruhland wurde von den Delegierten zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Nach Gründung der Deutschen Postgewerkschaft im Jahre 1949 wählten die Delegierten des 1. Bezirkstages Kollege Karl Ruhland zum 1. Vorsitzenden der Deutschen Postgewerkschaft, Bezirksverwaltung München. Auf den darauf folgenden Bezirkstagen wurde er in seinem Amt immer wieder bestätigt und gab es altersbedingt im Jahre 1961 ab. Neben der Position des Bezirksvorsitzenden der DPG, Bezirk München, war er auch Vorsitzender der „Wirtschaftlichen Vereinigung“. Ein holzgeschnitztes Portrait zur Erinnerung an den Kollegen Ruhland findet sich im Eingangsbereich des Bildungszentrums. - 24 - Ein magischer Ort Helmut Ruge Ein magischer Ort Helmut Ruge Ein magischer Ort. Zwar explodiert hier auch mal der Herd, aber vor allem explodieren hier Gedanken, die sich befreit haben vom engen Korsett der täglichen Kärrnerarbeit, denn das ewige, tägliche Gewerke kann Einen auch schaffen. Heißt das Ganze deshalb vielleicht Gewerkschaft? In Brannenburg kann ver.di auch mal ein bisschen Puccini werden. Und die Kollegin Butterfliege = Butterfly kann hier auch mal etwas Boheme zulassen in der wunderschönen Natur - außer diskutieren, lernen, zuhören und notieren. Das Leben hat in Brannenburg grüne Zweige, und das tut gut. Und so kann man manchmal auch gedanklich auf einen grünen Zweig kommen. Eines sollten wir nicht vergessen: Als das Haus Brannenburg 1914 eröffnet wurde, wurde im Juni, wenige Wochen später, der große französische Sozialist Jean Jaurès, der bis zuletzt mit glühender Leidenschaft den internationalen Gedanken der Arbeitgeberbewegung vertrat, von französischen Nationalisten erschossen. Der Täter wurde freigesprochen. Und der einfache Gedanke, dass ein deutscher Arbeiter mit einem französischen Arbeiter mehr zu tun hat, als ein deutscher Bergmann mit seinem deutschen Grubenbesitzer, der gewöhnlich ein Baron war, dieser einfache Gedanke wurde im furchtbaren Blutbad des deutschen Nationalismus ersäuft. Der Kaiser kannte keine Parteien und keine Arbeitervereine mehr, er kannte nur noch "Deutsche". Und fast die gesamte deutsche Linke fiel darauf rein. Dieser Sündenfall-Abschied vom Internationalismus kostete Millionen von Menschen das Leben. Heute müsste dringend auch wieder internationaler gedacht werden. Internationale soziale Standards müssen entwickelt werden, damit uns die Globalisierung nicht ganz überrollt. - 25 - Schulungs- und Erholungsheim der DPG Schulungs- und Erholungsheim der DPG In der Gewerkschaftszeitung “Deutsche Post” vom 20. Mai 1951 wurde nachstehende Bekanntmachung der “Wirtschaftlichen Vereinigung” veröffentlicht: “Die Um- und Ausbauarbeiten im Posterholungsheim Brannenburg sind zu Ende geführt, so dass der Wi rtschaftsbetrieb ab 12. Juni 1951 aufgenommen werden kann. Das Erholungsheim liegt als reizvolles Lueginsland, abseits der Verkehrsstraßen, beherrschend auf kleiner Anhöhe und in 20 Minuten durch einen lichten Laubgang, entlang des Wildbaches, von der Bahnstation Brannenburg – Bahnlinie München – Rosenheim – Kufstein – zu erreichen. Der Pensionspreis beträgt für Mitglieder der Deutschen Postgewerkschaft DM 5,50 und für Nichtmitglieder DM 8,00, Kinder kosten die Hälfe des Pensionspreises. Die Kolleginnen und Kollegen, welche durch die Erholungsfürsorge der Deutschen Bundespost eingewiesen werden wollen, haben die Anmeldung bei der zuständigen Oberpostdirektion zu betätigen. Die sonstigen Anmeldungen sind an das P o s t e rholungsheim Brannenburg zu richten.” Postkarte 1915 Am 4. Juni 1951 wurde das Haus Am vorderen Ende des Gebäudes ist noch der ehemalige Wintergarten zu erkennen. wieder eröffnet. Das Erholungsangebot wurde von den Beschäftigten der ehemaligen Deutschen Bundespost in großem Maße angenommen. Die Erholungsfürsorge der Deutschen Bundespost gab jedem Teilnehmer, entsprechend seines Dienstgrades und Familienstandes, einen täglichen Zuschuss zum Erholungspreis, so dass für die Postbeschäftigten ein günstiger Urlaubsaufenthalt gewährleistet wurde. Umfangreiche Ern e u e rungsarbeiten im Haus Brannenburg waren notwendig geworden. Das Geld dazu war in den Nachkriegsjahren jedoch knapp und so konnte das Haus erst im Jahre 1963 wieder voll bewirtschaftet werden. - 26 - Schulungs- und Erholungsheim der DPG Ab diesem Zeitpunkt räumte die „Wirtschaftliche Vereinigung“ der Abteilung Schulungs- und Erholungsheime der DPG in Frankfurt durch einen Pachtvertrag das Nutzungsrecht ein. Im Jahre 1969 kam es zu einem Übereignungsvertrag zwischen der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ und der „Vermögens- und Treuhandverwaltung der DPG“, verbunden mit einer gleichzeitigen Eigentumsüberschreibung der Liegenschaften in Brannenburg. Damit gingen das volle Nutzungsrecht, aber auch alle Lasten des Hauses auf die „Vermögens- und Treuhandverwaltung der DPG“ über. Erforderlich wurde dieser Schritt, weil im Hause Brannenburg zu diesem Zeitpunkt dringende und kostspielige Neu- und Umbauten sowie eine Erweiterung notwendig wurden. Die „Wirtschaftliche Vereinigung“ konnte dies nicht aus eigenen finanziellen Mitteln leisten. Der Beschluss für diese Übereignung wurde auf der Generalversammlung der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ am 17. Juli 1969 in Brannenburg von den Delegierten nach zähen und harten Verhandlungen mit der DPG Hauptverwaltung Frankfurt gefasst. Die Delegierten stimmten damals zwar einer Übereignung zu, lehnten aber eine Auflösung des Vereins ab, um so weiter darüber wachen zu können, dass das Erholungsheim unter keinen Umständen verkauft werden kann und dass seine bayerische Eigenart erhalten bleibt. So war zum Beispiel zu gewährleisten, dass statt dem preußischen „Rotkohl“ das bayerische „Blaukraut“ auf dem Speiseplan zu stehen habe. Erst am 20. Februar 1981 kam der Vorstand der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ in seiner letzten Sitzung überein, der Generalversammlung die Auflösung des Vereines vorzuschlagen. Am 09. Mai 1981 beschlossen die Delegierten der Generalversammlung der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ schließlich die Auflösung des Vereines mit folgender Begründung: „Nach Ansicht des Vorstandes ist der Fortbestand unseres Erholungsheimes in Brannenburg und auch der Erhalt der bayerischen Eigenart ausreichend gesichert, so dass die Wirtschaftliche Vereinigung als solche nicht mehr erforderlich ist.“ Im Laufe der Zeit fanden im Hause Brannenburg neben den Erholungsmaßnahmen gewerkschaftliche Seminare der bayerischen Bezirke - 27 - Schulungs- und Erholungsheim der DPG Haus Brannenburg nach dem Umbau, ca. 1975 der DPG statt. Die Seminare wurden für Mitglieder und Funktionäre der DPG durc h g e f ü h rt. Im Gegensatz zu den heutigen Seminaren fanden damals überwiegend Schulungen in Form von “ D re i t a g e s s e m i n a ren“ statt. Die Seminargestaltung wurde auf der Basis von Referaten aufgebaut, wobei die Referenten teilweise stundenweise wechselten. Eigene S e m i n a rräume waren nicht vorh a nden. Die Bierstube und der kleine Speisesaal wurden als Seminarräume „zweckentfremdet“. Bereits Anfang der 70er Jahre war der Anbau des Mitteltraktes im Verbindungsgang zwischen Haus 1 und Haus 2 erfolgt. In diesem Mitteltrakt wurden zwei Seminarräume errichtet. Des weiteren wurde das Haus Brannenburg in dieser Zeit umgebaut und renoviert. Bierstube, Theke und Empfang wurden neu gestaltet. In jedem Zimmer wurden entsprechende Nasszellen eingebaut. Um weitere Seminarräume zu gewinnen, wurde das Garagengebäude auf dem Gelände des Hauses Brannenburg aufgestockt. Dadurch konnte ein zusätzlicher Schulungstrakt mit drei Seminarräumen, zwei Arbeitsgruppenräumen und einem Seminarbüro errichtet werden. Die drei Seminarräume können variabel durch Faltwände und Türen zu einem großen Saal verbunden werden, was die Durchführung von Tagungen und Konferenzen mit bis zu 110 Teilnehmern ermöglicht. Das Haus Brannenburg nach dem Umbau 1984 Empfang, Speisesaal, Theke - 28 - Verbesserungen im Freizeitangebot, eine langjährige Forderung des Bezirkes München an den Hauptvorstand der DPG, wurden durchgeführt. Im Bereich des Schulungstraktes wurde ein Saunabereich eingerichtet. Nun weist der Freizeitbereich neben einer Kegelbahn Schulungs- und Erholungsheim der DPG und eines Tischtennisraumes auch eine Sauna auf, die von den Seminarteilnehmern und den Erholungsgästen häufig genutzt wird. Der vorerst letzte Umbau im Haus Brannenburg fand im Jahr 1994 statt. Der Verbindungsbau zwischen Haus 1 und Haus 2 wurde aufgestockt. Weitere Seminar- und Arbeitsgruppenräume konnten dadurch errichtet werden. Um auch Behinderten den Zugang zu den Seminaren und Erholungsmaßnahmen zu gewährleisten, wurde das Haus Brannenburg barrierefrei umgebaut und ein barrierefreies Zimmer eingerichtet. Durch den Einbau eines Aufzuges kann nun der erste Stock problemlos erreicht werden. Im Rahmen des Umbaues wurden auch die Küche und der Thekenbereich erneuert. Ebenso wurde der Garten neu gestaltet, wobei sich der Architekt an der ursprünglichen Gartenanlage orientierte. Der Mitteltrakt wurde zwar als „gewagte“ Glasarchitektur errichtet; er passt sich aber letztendlich in das Gesamtensemble ein. Insgesamt waren für diesen Umbau 2,2 Mio. DM eingeplant und vorgesehen. Tatsächlich kostete aber der Umbau rund 4 Mio. DM. Davon wurden allein für den Brandschutz 750.000 DM ausgegeben. Die Glasfassade heute - 29 - Was bedeutet Brannenburg für mich? Christl Saurer Was bedeutet Brannenburg für mich? Christl Saurer Die “Zehnerl”, die von den bayerischen DPG-Mitgliedern in schwierigen Zeiten viele Jahre lang von ihrem kargen Lohn für den Aufbau des Hauses abgezwackt wurden, kommen mir in den Sinn. Aber auch meine ersten Jugendlehrgänge, wo ich das erste Mal davon hörte, dass wir uns zusammenschließen und gemeinsam kämpfen müssen, um den Schwachen Stärke zu geben. Sehr gerne denke ich auch an unsere jährliche Frauen-Arbeitstagung. Mit jeweils 100 Kolleginnen haben wir Wissensvermittlung, aber auch Bewußtseinsveränderungen zustande gebracht. Von Brannenburg aus haben wir Frauen Demos besucht und uns die erste Postamtsbesetzung mit Mut und sehr viel Spaß getraut. Brannenburg bedeutet für mich intensives Wohlfühlen, neue Gedanken, gute Gespräche, Weiterentwicklung, große Politik, kleine Schritte, Streikvor-bereitungen und der Beginn von Freundschaften, die bis heute halten. Ich wünsche allen Beschäftigten und dem Haus Brannenburg, dass noch sehr viele Menschen die gleiche Erfahrung machen können. Mit ver.di wird uns das gelingen! Chrisl Saurer Vorsitzende ver.di Landesbezirk Bayern - 30 - Warum ich das Bildungszentrum Haus Brannenburg so schätze! Barbara Zahn Warum ich das Bildungszentrum Haus Brannenburg so schätze! Barbara Zahn Die ver.di Schulungsstätte Brannenburg gehört zu den Bildungszentren in ver.di, die nicht nur im schönsten Teil der Bundesrepublik - Bayern beheimatet ist, sondern für mich zu den Bildungseinrichtungen zählt, bei der Bildung und Begegnung mit Menschen unserer Gesellschaft zum Selbstverständnis gehören. Als verantwortliches Mitglied der Landesbezirksleitung Bayern für das Ressort Bildung, Beruf und Qualifizierung sowie als ehrenamtliche Geschäftsführung des Bildungswerkes der ver.di in Bayern e.V. schätze ich an Brannenburg besonders die Möglichkeiten Menschen zu treffen, die aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen in Brannenburg an Bildung partizipieren. Besonders geniesse ich, dass neben Betriebs- und Personalräten, Vertrauensleuten sowie weiteren Kollegen und Kolleginnen aus unterschiedlichen Branchen, Familien mit kleinen Kindern, Jugend- und Frauenseminargruppen sich vortrefflich begegnen, austauschen und sich schätzen lernen können. Das Bildungszentrum Brannenburg ist ein Garant dafür, dass die Gewerkschaft in der Gesellschaft lebt und Menschen, die nicht zur Mitgliedschaft von ver.di zählen, durch sehr harmonische und menschliche Begegnungen sich von ver.di als sozialer Bewegung überzeugen können. An dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Lob für ihre hervorragenden Leistungen und ein herzliches Dankeschön für alle bisherigen und zukünftigen Bildungsbegegnungen! Barbara Zahn Stellvertretende Landesbezirksleiterin ver.di Bayern - 31 - Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung Die politischen Auseinandersetzungen und die verbesserten ökonomischen Bedingungen seit Mitte der 60er Jahre haben zu einer starken Politisierung großer Teile der Bevölkerung beigetragen. Erstmalig seit der Existenz der BRD, gab es mit der SPD die Hoffnung, mehr „Demokratie wagen zu wollen“. Verbunden mit dem enormen Wirtschaftsaufschwung zu Beginn der 70er Jahre, der gute Bedingungen im Verteilungskampf zwischen Kapital und Arbeit und nahezu Vollbeschäftigung brachte, schien es möglich, Weichen für eine Gesellschaft zu stellen, die sich durch das politische Handeln großer Teile ihrer Bevölkerung endlich in eine lebens- und liebenswerte Gesellschaft verwandeln könnte. Auf dieser gesellschaftlichen Basis und unter diesen positiven Vorzeichen wurden die Konzepte für einheitliche gewerkschaftliche Grundlagenseminare entwickelt, welche von nun an in allen Bezirken der DPG stattfanden. So war gewährleistet, dass Kolleginnen und Kollegen, welche diese Grundseminare besucht hatten, an den darauf aufbauenden Weiterbildungsveranstaltungen in der Zentralen Bildungsstätte mit dem gleichen Wissensstand teilnehmen konnten. Die Durchführung der Seminare erfolgte nunmehr auf Teamer-Basis und überwiegend in Form von Wochenseminaren. Die Ausbildung in der gewerkschaftlichen Grundbildung fand in Stufen statt. Die gewerkschaftlichen Seminare z.B. G I, G II wurden jeweils in den Bezirken der DPG und G III in der zentralen Bildungsstätte in Gladenbach/Hessen durchgeführt. Neben diesen Seminaren wurden weitere Fortbildungsmaßnahmen für Funktionsträger, Betriebs- und Personalräte und interessierte Mitglieder der DPG durchgeführt. Um der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ihren verdienten Stellenwert zu geben, hat der Bezirk München und später der Bezirk Bayern der DPG die Anzahl der Seminare von Jahr zu Jahr erhöht. So belegte der Bezirk Bayern der DPG Ende der 90er Jahre 50% von allen Seminaren, die in Brannenburg durchgeführt wurden. In verstärktem Maße war der Anspruch vorhanden, mehr Seminare in Brannenburg durchzuführen. Insbesondere wurde dies damit begründet, dass zahlreiche Betriebsräteseminare nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost durchgeführt werden mussten. Das Haus Brannenburg ist auch Tagungsstätte für Internationale Begegnungen. In den zurückliegenden Jahren trafen sich hier Kolleginnen und Kollegen von folgenden Organisationen: - 32 - Gewerkschaftliche Bildung ist immer auch politische Bildung Sowjetische Post- und Femmeldegewerkschaft Postgewerkschaften der Skandinavischen Länder Post- und Fernmeldegewerkschaften aus Südost-Asien Französische Postgewerkschaften - FO Japanische Postgewerkschaft Britische Postgewerkschaft Ägyptische Postgewerkschaft Israelische Gewerkschaft - Histadru t h An diesen Veranstaltungen nahmen neben den Gästen auch immer Kolleginnen und Kollegen aus dem DPG-Bereich vom Bezirk München wie auch vom Hauptvorstand teil. So wurde gewährleistet, dass immer gegenseitige Information über die Stellung der Gewerkschaften und über die Arbeitsverhältnisse und Situation der Arbeitnehmer in den jeweiligen Ländern stattfinden konnte. Dabei wurde immer die internationale Solidarität gepflegt und gestärkt. Neben den DPG-Seminaren fanden auch zahlreiche Seminare anderer Gewerkschaften und solche, die in Zusammenarbeit mit dem DGBBildungswerk durc h g e f ü h rt wurden, statt. Auch andere nahe stehende Organisationen führten Seminare und diverse Veranstaltungen in Brannenburg durch. Jedes Jahr hält z.B. die Seligergemeinde Deutschland (Sozialdemokraten der Sudetendeutschen) hier ihre Jahrestagung ab. An diesen Tagungen nahmen auch immer Gäste aus der Bundespolitik und der jeweiligen Regierung teil. Der Bezirkstag der DPG Bezirk München 1997 nahm einen Antrag der Bezirksjugendkonferenz an, in dem geford e rt wurde „... das Schulungs- und E rholungsheim Brannenburg muss jugendgerecht ausgebaut werden. Dies beinhaltet u. a. Schaffung eines Jugendraumes mit Mobiliar und Stereoanlage.“ Nach langwierigen Ve rhandlungen hat der Hauptvorstand der DPG dem Ansinnen der Jugend stattgegeben. Es wurde einer Firma der Auftrag erteilt, im Nebengebäude hinter den Garagen einen Jugend- und P a rtyraum zu erstellen. Im Jahre 2000 wurde der Jugendraum anlässlich einer Bezirksjugendkonferenz eingeweiht und wird von Te i l n e h m e rn und Teilnehmerinnen der Jugendseminarein den Freizeitstunden gerne besucht. - 33 - Lernen kann Spaß machen - mit Brannenburg wird’s möglich L e rnen kann Spaß machen, mit Brannenburg wird ’s möglich! Trotz unterschiedlichster Seminare, die von der ver.di-Jugend Bayern in Brannenburg durchgeführt werden, ist allen eines gemeinsam: Zum Abschluss der Seminare sind die Jugendlichen mehrheitlich von der Bildungsstätte begeistert. Viele wollen wieder ein Seminar besuchen – am liebsten in Brannenburg. Als Grund führen sie an, was Bildungsstätten als feste Lern-Orte ausmacht: Sie können innerhalb des einwöchigen Seminars neue Erkenntnisse sammeln und sich mit anderen Menschen über bisher gemachte Erfahrungen austauschen. Brannenburg ist ein Ort, an dem wir als Teamende den Jugendlichen eine andere Art des Umgangs miteinander anbieten – einen selbstbestimmteren und offeneren Umgang. Dieser soll dazu führen, Verhaltensweisen am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, in Beziehungen zu anderen KollegInnen und in ihren eigenen Familien zu hinterfragen. Bildungsstätten wie Brannenburg ermöglichen es, Vertrauen untereinander zu entwickeln und zu entdecken, wo im Alltag, in der Ausbildung und im Job gemeinsame Erfahrungen gemacht werden. Genau hier liegt die Chance für Jugendliche, an Stärke und Selbstbewusstsein zu gewinnen. Die Basis eines solidarischen Miteinanders ist die emanzipierte und kritische Standortbestimmung innerhalb der Gesellschaft. Ziel der ver.di Jugend ist es, Jugendlichen durch unsere Seminare zu ermöglichen, eigene Vorstellungen und Ansprüche für ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu entwickeln. Notwendig sind Häuser wie Brannenburg, in denen die Jugendlichen in einem positiven gewerkschaftlichen Umfeld mehr Zeit auf die Klärung ihrer Fragen verwenden können - in Auseinandersetzungen mit Materialien und direkt in den Diskussionen mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Wir bleiben dabei nicht in der Theorie stehen, sondern entwickeln mit den Teilnehmenden Handlungsalternativen, die von den Jugendlichen in ihrem Alltag mit der Unterstützung durch Gewerkschaftssekretär/innen umgesetzt werden können. Ohne feste Lern - O rte ist es schwierig, Jugendlichen eine andere Art des Zusammenlebens und -lernens abseits von Konkurrenz und Hierarchie nahe zu bringen. Unsere Seminare bieten Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Ansichten, Ängste und Sehnsüchte zu hinterfragen. Orte wie Brannenburg sind in diesem Zusammenhang für unsere gewerkschaftspolitische Bildung unersetzlich. Annett Schulz und Thorsten Schäfer Teamendenarbeitskreis der ver.di Jugend Bayern - 34 - Brannenburg auf der Höhe des Wissens Eberh a rd Kre m e r B r a n n e n b u rgauf der Höhe des Wi s s e n s Ein Bericht von Eberh a rd Kremer dem ersten pädagogischen Leiter im ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg . Zu Beginn des Jahres 2003 übersiedelte ich von der leider geschlossenen Bildungsstätte Springen im Taunus als pädagogischer Leiter in das oberbayerische Brannenburg. Dort fand schon längere Zeit regionale und landesbezirksweite Bildungsarbeit statt. Was Brannenburg bis zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht kannte, waren zentrale ver.di-Seminare. Für die verbleibenden 11 Monate bis zum Beginn der passiven Phase meiner Altersteilzeit hatte ich folgende konkrete Aufgabenstellung. 1. Aufbau der zentralen Bildungsarbeit in Brannenburg . 2. Das Haus zu einer zentralen Bildungsstätte zu entwickeln. 3. Einarbeitung meiner Nachfolge in die Funktion als Leiter/in. Ich kam nicht ohne „Mitgift“: Über 30 Jahre Erf a h rungen als Schulleiter, E rf a h rungen mit „ver.di - Bildung und Beratung“ für arbeitgeberfinanzierte Betriebsräteseminare, sowie Erf a h rungen beim Aufbau der zentralen Bildungsarbeit von ver.di mit Ve rt reter/innen der Quellgewerkschaften waren eine gute Basis. Zentrale politische Seminare und diverse Betriebsrätesemi- 35 - Brannenburg auf der Höhe des Wissens Eberh a rd Kre m e r nare wurden inklusive der Referenten ebenfalls nach Brannenburg „übersiedelt“, und ein „ver.di - Bildung und Beratung - Büro Brannenburg“ wurde etabliert. Günstig war der Umstand, dass im Jahre 2003 die „Berliner Zentrale“ eine Profilbeschreibung der Bildungsstätten veranlasste. Mit Hilfe des Springener „Braintrusts“ form u l i e rten wir „unser“ Verständnis der gewerkschaftspolitischen Bildung. Hier die Überschriften: Bei uns geht´s vernünftig zu! Wir sind orientiert an Aufklärung, Vernunft und Wissenschaftlichkeit. Wir schauen genau hin! Wir fördern die Fähigkeiten zur kritischen Analyse. Bei uns kommt alles auf den Tisch! Wir ermutigen, Positionen herrschender „political correctness“ in Frage zu stellen. Wir reden mit! Wir fördern die Fähigkeiten zur Form u l i e rung eigener Positionen, kollektiver Interessen und besserer Arbeits- und Lebensbedingungen. Wir mischen uns ein! Wir helfen, wirksamere Handlungsstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Wir arbeiten ohne „Spielchen“ Die Ernsthaftigkeit unserer Arbeitshaltung ist der Situation der arbeitenden Menschen heute und den Herausforderungen an ihre Organisation geschuldet. Das neu entwickelte Logo bekam den Schriftzug: „Brannenburg auf der Höhe des Wissens“. Der Text des Hausprospektes wurde überarbeitet und das Layout moderner gestaltet. Ein besonderes Anliegen war mir, die erf o l greiche Springener Tradition der wöchentlichen Kleinkunstabende im Rahmen der - inzwischen leider begrenzten - finanziellen Möglichkeiten, auch in Brannenburg zu etablieren. Im Herbst 2003 konnten wir bereits eine Reihe namhafter Künstler(-gruppen) begrüßen. Die Zirbelstube wurde „bühnenreif“ ausgestattet und ein Klavier gekauft. Der Wandschmuck im Haus wurde mit politischen und künstlerischen Bildern erw e i t e rt. Aus dem - 36 - Brannenburg auf der Höhe des Wissens Eberh a rd Kre m e r „Springener Nachlass“ konnten wir ca. 2000 Bücher der belletristischen Abteilung zum Ausleihen bereitstellen. Außerdem wurde eine umfangreiche Arbeitsbibliothek für Betriebsräte mit aktuellen Gesetzestexten in „Kursusstärke“ eingerichtet. Eine Bildungsstätte lebt natürlich nicht nur von den Seminarinhalten, sondern ganz wesentlich auch vom Ambiente und der Freundlichkeit und Zuverlässigkeit des Personals. Nach der Schließung von sechs Bildungsstätten mußte klar gemacht werden, daß die überlebenden Häuser schnellst möglich „schwarze Zahlen“ schreiben müssen, sollen sie mittelfristig „sicher“ sein. Das bedeutete zusätzliche Anstrengungen des ganzen Personals, bedeutete z.T. auf alte Gewohnheiten zu verzichten und sich Neuem gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. Der Anfang ist gemacht. Erf reulich positiv war für mich die Zusammenarbeit mit Arnold Linke, dem Wirtschaftsleiter. Hätte ich in den zurückliegenden Jahren immer solch einen qualifiziert e n und loyalen Kollegen an meiner Seite gehabt, wer weiß was aus Springen geworden wäre?! Besonders zu loben ist auch die Küche des Hauses, sie ist exzellent! Glück hatte ich auch mit Traudl Rudolph, der Ve rwaltungsangestellten für den Bildungsbetrieb. Sie kam aus gleicher Funktion aus der geschlossenen Bildungsstätte Kochel und hatte somit bereits jegliche Erf a h rung für diese Tätigkeit. Bleibt noch die Einarbeitung meiner Nachfolgerin Marion Fendt zu e rwähnen, mit der ich eine konstruktive Übergabe absolviert e . Die elf Monate in Brannenburg haben mich die Bitternis über die Schließung von Springen zum Teil vergessen lassen. Die Seminarteilnehmer/innen haben einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige gewerkschaftliche Bildung, auch wenn uns als handelnden Personen das Geschäft nicht immer leicht gemacht wird. Ich habe mich bemüht, diesem Anspruch gerecht zu werden, was mir viele, in Freundschaft verbundene Weggefährten/innen, an meinem letzten Arbeitstag, dem 14.11.2003, in einer unvergeßlichen Abschiedsfete bestätigten. - 37 - Angekommen und Zuhause Reinhard Ruch Angekommen und Zuhause Anlässlich des 90jährigen Jubiläum des Bildungszentrum Haus Brannenburg gratuliere ich den Kolleginnen und Kollegen der ehemaligen Deutschen Postgewerkschaft, ein solches Haus in unsere gemeinsame ver.di eingebracht zu haben. Als Alt-Springener, als Alt-IG-Medianer, weiß ich, wie prägend und identitätsstiftend ein solches Haus auf das Leben von Generationen von Gewerkschafter/innen Einfluss nimmt. Jede/r wird deshalb verstehen, dass ich die Schließung der Schule in Springen mehr als nur bedauert habe. Als Lehrender, als Referent, als Teamer fand ich mich dann in Brannenburg wieder – neugierig, erw a rtungsvoll, natürlich auch skeptisch gegenüber dem, was da wohl auf mich zukommen wird. Heute kann ich sagen, voller Dankbarkeit jedem einzelnen Beschäftigten im Haus Brannenburg gegenüber, sei es in der Verwaltung, in der Küche oder im Service und nicht zuletzt selbstverständlich wegen Marion Fendt, der neuen Leiterin: Ich bin angekommen, ich fühle mich in Brannenburg zuhause. Neben den Menschen im Hause haben daran aber auch Anteil die ernsthafte, die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht infantilisierende gewerkschaftspolitische Bildungsarbeit. Dazu gehören nach unserem „Brannenburger Profil“ die arbeits-, sozial-, betriebsverfassungs- und personalvertretungsrechtlichen Fragestellungen, sowie das offene und gleichberechtigte Miteinander der Referent/innen untereinander und mit dem hauptamtlichen pädagogischen Personal hinsichtlich Themenstellung, Form u l i e rung neuer Themen und Schwerpunktbildung für das Haus Brannenburg in ver.di. Dies alles trägt zu dieser freundlichen und fruchtbaren Atmosphäre bei, die ich meine mit Händen greifen zu können, wenn ich das Haus betrete. Eine gute Atmosphäre, wenn man an der Aufklärung orientiert Menschen dazu heran bilden will, gestaltend in Betrieb und Gesellschaft einzugreifen und die Zukunftsgestaltung nicht den anderen zu überlassen. Das Bildungszentru m Haus Brannenburg wird weiterhin für das Leben von Generationen von Gewerkschafter/innen prägend und identitätsstiftend sein. Da bin ich mir sicher. Glück auf! Reinhard Ruch Lehrender, Referent, Teamer - 38 - Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n Marion Fendt Nachdem die maßgeblichen Gremien in ver.di den Erhalt des Hauses Brannenburg beschlossen hatten, erfolgte dort zu Beginn des Jahres 2003 die Ansiedelung eines pädagogischen Teams zur Durc h f ü h rung zentraler Bildungsangebote. Zugleich diente ein Prozess der Profilbildung an den verbliebenen Bildungsstätten dazu, die Angebotsstruktur in den Bildungsstätten zu bündeln und Schwerpunktsetzungen vorzunehmen. (Siehe dazu auch den Beitrag von Eberhard Kremer, Seite 35) Im Bereich der gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen Bildung setzen wir auf die Themenfelder Kommunikation, Psychologie, Gesellschaftliche Entwicklungen, Gewerkschaftspolitische Grundlagen und Internationales. In unserem Seminarangebot für Mitglieder aus dem Bereich der betrieblichen Interessenvertretungen gibt es inzwischen neben einem breiten Angebot an G rundlagenschulungen auch verstärkt Angebote im Bereich Aufbau- und Spezialseminare, um die Intere s s e n v e rt reter/innen in die Lage zu versetzen, aktiv auf betriebliche Entwicklungen einwirken zu können. Wir verstehen diese beiden Bereiche nicht als unterschiedliche Säulen, vielmehr ergänzen sich unsere Angebote und sollen durch Synerg i e - E ffekte zu einer Stärkung nachhaltigen Handelns in Betrieb, Dienststelle und Gesellschaft beitragen. Gewerkschaftliches Engagement lebt nicht nur von fundiertem Wissen, sondern auch von persönlichen Fähigkeiten. Beides gilt es weiter zu entwickeln, um sich aktiv an der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft beteiligen zu können. In diesem Zusammenhang legen wir We rt auf die Entwicklung einer abgestimmten Bildungskultur sowohl für die Gremien der betrieblichen Mitbestimmung als auch für ver.di - interne Gremien. Wir begleiten Gremienmitglieder gerne über einen längeren Zeitraum, und bieten daher inzwischen verstärkt Seminare mit Modul- oder Seriencharakter an. Außerdem bieten wir für Gremien oder Gruppen die Möglichkeit, sich Angebote von uns erstellen zu lassen, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Auch die „klassischen“ Stufenseminare im Rahmen der gewerkschaftspolitischen Grundlagenbildung haben wir ab 2005 wieder im Programm. - 39 - Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n Unsere Teamerinnen und Teamer stehen für eine fachlich und methodisch hoch qualifizierte Bildungsarbeit, die stetig weiter entwickelt und anhand neuer Anford e rungen überprüft wird. Der entsprechende Arbeitskreis tagt vier Mal im Jahr und widmet sich aktuellen Themenstellungen ebenso, wie der methodischen und inhaltlichen Qualitätssicherung unserer zentralen Seminarangebote. In enger Kooperation mit dem pädagogischen Team wird gemeinsam am Profil unseres Hauses für die nächsten Jahre gefeilt. Hier ist es gelungen, eine Arbeitsatmosphäre zu gestalten, in der sich engagiert arbeiten, lehren und leben lässt. Dieses positive Umfeld wirkt sich wohltuend auf die Bildungsarbeit aus, und macht das Bildungszentrum Haus Brannenburg zu einem festen Lern o rt im besten Sinne. Die unterschiedlichen „Bildungskulturen“ der Gründungsgewerkschaften sind durch die Kolleginnen und Kollegen, die hauptberuflich oder ehre namtlich unsere Seminare leiten, in unsere Angebote eingeflossen. Die eigentliche Aufgabe für die nächsten Jahre ist es nun, eine eigene „Bildungskultur“ zum Markenzeichen des Hauses zu machen. Die Grundsteine dafür sind gelegt. Hausintern wurde ein Organisationsentwicklungsprozess gestartet, den wir als Daueraufgabe verstehen. Gerade eine Bildungsstätte muss bereit sein, sich wechselnden Anford e rungen zu stellen, und produktiv im Sinne einer Qualitätssteigerung damit umzugehen. Für den internen Betrieb wurde der E n t w u rf eines Leitbildes erstellt, der derzeit von den Beschäftigten diskutiert und bearbeitet wird. Ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre ist die Entwicklung von ökologischen Standards für alle Bereiche des Betriebs. Aufgrund unserer Lage inmitten intakter Natur tragen wir hier eine besondere Ve r a n t w o rtung, der wir künftig konsequent nachkommen wollen. Bezüglich der Ausstattung des Hauses ist für die nächste Zeit eine Modernisierung der Zimmer und einiger Gemeinschaftsbereiche geplant. Außerdem wird zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Festschrift gerade von der ver.di eigenen Immobilienverwaltung erwogen, die Bildungsstätte um einige Zimmer zu erweitern, um künftig einen vierzügigen Seminarbetrieb zu ermöglichen. Die historischen Wurzeln des Hauses als Erholungsheim wirken bis in die G e g e n w a rt. Auch heute noch verstehen wir uns als offenes Haus, das E rholungssuchenden die Möglichkeit einräumt, hier zu entspannen und auf- - 40 - Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n zutanken. Inzwischen wurde allerdings die saisonale Aufteilung in Seminarund Erholungszeiten aufgehoben. Seminare finden inzwischen das ganze Jahr über statt, und auch außerhalb der „Erholungszeiten“ um Ostern, Pfingsten und im Sommer sind uns Urlaubsgäste willkommen. Inzwischen verzeichnen wir ein Ansteigen an Ve r l ä n g e rungsaufenthalten, die sich an einen Seminaraufenthalt koppeln. Da unsere Bildungsphilosophie auf stringentes Arbeiten ausgerichtet ist, die reizvolle Umgebung jedoch zu vielfältigen Freizeitbetätigungen einlädt, ist dies für viele die ideale Verbindung aus Bildung und Erh o l u n g . Neue Akzente wurden auch in den Bereichen Kunst und Kultur gesetzt. Seit Herbst 2003 finden im Seminarbetrieb regelmäßig Kulturveranstaltungen statt. Viele Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Genres fühlen sich inzwischen in Brannenburg gut aufgehoben und leisten einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung des Hauses. Die Kulturveranstaltungen sind für Gäste aus der Region geöffnet und tragen dadurch zu einem neuen Stellenwert des Hauses in der Umgebung bei. Inzwischen sind wir für einige K u l t u r s c h a ffende zu einem Ort geworden, an dem neue Ideen entstehen, neue Programme „getestet“ werden, und in der Diskussion mit S e m i n a rteilnehmerinnen und -teilnehmern gerne die „Bodenhaftung“ überprüft wird. Einige literarische Beiträge in dieser Broschüre wurzeln zum Beispiel in einem Gespräch nach einer „dienstäglichen“ Kulturveranstaltung, bei der die Idee geboren wurde, zum 90sten eine Collage der besonderen A rt zu präsentieren. Im Frühjahr 2004 wurde außerdem unter dem Titel Kunstflur@verdi ein Galeriebetrieb eröffnet, in dem nun in vierteljährlichem Rhythmus Aus-stellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu sehen sind. Diese Ausstellungen beleben das Haus und laden dazu ein, sich mit Kunst in einer Umgebung zu beschäftigen, die weit entfernt von sonst eher elitär angehauchtem Galeriebetrieb ist. Brannenburg war bereits im 18. und 19. Jahrh u n d e rt ein Ort, an dem sich Künstlerinnen und Künstler gerne niederließen und gehört damit zu den ersten Künstlerkolonien in Deutschland. So finden sich „Brannenburg e r Impressionen“ zum Beispiel in den Werken von Wilhelm Busch, Carl Spitzweg, Eduard Schleich und Max Liebermann. 1999 wurde die „ neue Künstlerkolonie“ Brannenburg gegründet, der eine Reihe von Künstlerinnen - 41 - Bildungszentrum der Ve reinten Dienstleistungsgewerkschaft – heute und morg e n und Künstler der Region angehören. Mit dieser langen Tradition als Ausgangspunkt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, zeitgenössische Kunst in den Alltag unserer Gäste zu integrieren. Unsere Bildungsstätte hat inzwischen einen festen Platz in der Riege der ver.di Bildungszentren, und sowohl unsere Seminargäste als auch unsere Urlaubsgäste genießen die freundliche und zugleich anre g e n d e A t m o s p h ä re des Hauses. Die Verbindung aus Bodenständigkeit und Moderne, die in 90 Jahren gewachsen ist, trägt dazu bei, dass ein Aufenthalt hier zum besonderen Erlebnis wird. Die wunderschöne Lage und ausgezeichnete Freizeitmöglichkeiten runden unsere Angebote ab und tragen zur Attraktivität des Hauses bei. Abschließend möchte ich mich herzlich bei allen Beschäftigten und Lehrenden des Hauses in der G e g e n w a rt aber auch in der Ve rgangenheit bedanken, die durch ihr Engagement einen hohen Anteil an unserem Erfolg haben. “Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen und Arbeiten einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.” Antoine de Saint- Exupery Marion Fendt Leiterin ver.di Bildungszentru m Haus Brannenburg - 42 - Das Haus Barbara Tedeski Das Haus Barbara Tedeski HAUS; ERZÄHL MIR WAS. Erzähl mir ALLES. Erzähl mir über die eingemauerten Unglücke, die in dir wohnen wie Erinnerungsmühlsteine, denn nur, wenn wir deine Unglücke nicht vergessen, können wir uns eine Zukunft träumen, bedingungslos, beweglich, voller Abenteuer und voller Phantasie. Eine Zukunft voller doppelter Saltos und der livrierte Türsteher wirft seinen schwarzen Zylinder hoch in die Luft, und reitet selber das stureselige Pferd mit seinen Bocksmanieren, und er singt und lacht und er lacht und singt das Lied. Haus erzähl mir etwas von früher Erzähl mir nichts von fetten Jungs. Erzähl mir von Männern, die Kerle waren und von Frauen, denen zur Nacht keine Geschichte und keine Liebkosung mehr einfiel, wenn sie sich ausruhen wollten unter deinem Dach nach einem dröhnenden Tag. Erzähl mir von allen vergessenen Gesten, dem Unberührbaren und der Verzweiflung danach. Lass mich mit dir im Garten sitzen oder auf dem Dachboden eine zarte Geschichte entdecken, vergilbt von Liebe und Tod. Haus, erzähl mir. Erzähl mir. Erzähl mir über die SÄGMÜHLE. Über die LUFTHÄUSCHEN. Die verborgenen Wünsche und Nachdenklichkeiten, die hitzigen Sehnsüchte unter Schmetterlingsdächern und „Geh’-mir-aus-dem-Weg-Tagen“ und wie am Ende des Tages ein tiefer heftiger Schlaf über alle gewacht hat wie - 43 - Das Haus Barbara Tedeski ein stummer Zeitzeuge, ein traumloser Kinderschlaf ohne unkende Krähen – vielleicht Erzähl mir über die Wirtsstube. Wo die Postler mit heißen Köpfen und flammenden Herzen zusammensaßen und unermüdlich Groschen für Groschen zusammentrugen, damit das Heim nicht verschachert wird und das Haus wieder „heimkehren“ kann zu ihnen. Erzähl mir von all deinen tapferen Geschichten und deinen Vergesslichkeiten, auch wenn es nur Geschichten mit Fußnoten sind, eilig in den Sand geschrieben, ohne die orakelnde Poesie. Erzähl mir über das BADEHAUS. Und die HOLZVILLA. Über den Mut. Und über das Standhalten, wenn ein Blatt Papier schon wie eine Zielscheibe war. HAUS, Haus, wir sind reich. Unsere Groschen sind die Groschen der Kultur das Miteinander im Gegensätzlichen ohne Hackebeil, unsere Macht ist dieMacht der Poesie. Ein zärtliches Lied von Boris. Ein langes Nachdenken von Helmut. Und vielleicht auch ein kurzer Satz von mir. Barbara Tedeski Schauspielerin, Autorin Kulturbeauftragte Haus Brannenburg - 44 - Ausstattung und Lage Ausstattung und Lage von Haus Brannenburg Unser Haus liegt in einer der beliebtesten Ferienregionen Oberbayerns und bietet ausgezeichnete Möglichkeiten Bildung, Erholung und Kultur zu einem anregenden Aufenthalt zu verbinden. Attraktive Ausflugsziele in der Nähe wie Kufstein, Rosenheim, Chiemsee und Schliersee bieten eine Reihe von Möglichkeiten, den Aufenthalt bei uns in jeder Jahreszeit zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Unsere Zimmer sind einladend ausgestattet und verfügen in der Regel über einen Balkon mit Bergblick. Die insgesamt 66 Zimmer teilen sich auf in - 1 Familienzimmer mit vier Betten - 3 Dreibett-Zimmer - 39 Zweibett- und Doppelzimmer - 22 Einzelzimmer - 1 barrierefreies Zimmer und verfügen insgesamt über 113 Betten. Für Seminare, Tagungen und Konferenzen stehen vier Seminarräume und acht Gruppenräume zur Verfügung. Alle Seminarräume sind mit moderner Tagungstechnik ausgestattet. Audio- und Videotechnik sind flexibel einsetzbar. Unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern steht ein Gäste - PC zur Ve rfügung. Unser Personal bietet individuell abgestimmte Serviceleistungen auch für externe Belegung an. Feriengäste sind uns ebenfalls herzlich willkommen. Rund um das leibliche Wohl bleiben bei uns keine Wünsche offen. Unser Küchenteam bietet im Rahmen der Vollverpflegung ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, ein dreigängiges Mittagessen und ein abwechslungsreiches kalt-warmes Buffet am Abend. Vegetarische Angebote sind bei uns Standard und können jeweils alternativ bestellt werden. Am Abend lädt das traditionell ausgestattete Stüberl zum Entspannen ein. Sauna und Solarium tragen zum körperlichen Wohlbefinden bei, und Kegelbahn, Tischtennis, Billiard sowie Freiluftschach runden das Freizeitangebot im Haus ab. Unser Bauern g a rten mit Bergblick und ein Kinderspielplatz sorgen für Erholung und Abwechslung in der warmen Jahreszeit. Während der Seminarzeiten treten regelmäßig Künstlerinnen und Künstler bei uns auf, und s o rgen für zusätzliche Anregungen. Unser Kunstflur mit Galeriebetrieb verleiht dem Haus mit vierteljährlich wechselnden Ausstellungen eine besondere atmosphärische Note. - 45 - Entdeckungsreise in und um Brannenburg Entdeckungsreise in und um Brannenburg Wie in alten Zeiten lässt der Blick aus den Zimmern, hinunter zur Ortschaft Brannenburg und hinüber zur Bergkulisse über dem Inn die Begeisterung für die Natur erwachen. Zudem hat auch die nähere Umgebung viel zu bieten: - Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Wendelstein Das Petersbergl mit seiner Kapelle und der urigen Gasthütte St. Margarethen, Kirche mit einem noch erhaltenen Gebeinhaus auf dem Kirchfriedhof; gleich neben der Kirche die Gastwirtschaft Die Ortschaft Altbeuern mit seinem Kern zwischen zwei Stadttoren Die Gaststätte „Zur Schwarzlack“, die Berggaststätten „Zum Kogel“, „Zum Schweinssteig“ oder die „Schlimpfgrubalm“ zahlreiche Rundwanderwege die Einkaufsstadt Rosenheim Wintersportgebiete, wie zum Beispiel das Sudelfeld Das Kaisergebirge mit anspruchsvollen Klettersteigen zahlreiche Bergseen und Flußtäler Der Chiemsee mit Frauen- und Herreninsel Die Festung Kufstein Die Glasbläserstadt Rattenberg am Inn gut zu erreichen sind auch: Wasserburg am Inn, Schliersee, Tegernsee, München, Salzburg, Innsbruck, das Zillertal - 46 - Zeittafel Zeittafel 1390 - 1851 Kirchbachmühle Diese wird am 23. August 1851 durch einen Erdrutsch des Berges „Schrofen“ zerstört ca. 1890 Auf dem Grundstück der alten Mühle wird das „Bad Wendelstein“ mit Solebädern und Restaurationsbetrieb von Friedrich Feigl errichtet ca. 1910 Das Ehepaar Kallmeyer pachtet das Bad Wendelstein und wandelt es in ein vegetarisches Heim mit Luft- und Sonnenbädern um. Das Haus erhält den Namen „Erdsegen“ 1913 Die erste bayerische Postgewerkschaft, der „Verband des bayerischen Post- und Telegraphenpersonals“, kauft für 110.000 Goldmark das Anwese. 1914 Am 31. Mai 1914 wird das zum Erholungsheim umgestaltete Anwesen eröffnet. 8 Wochen nach der Eröffnung beginnt der 1. Weltkrieg. Das Haus wird dem Bayr. Kriegsministerium als Erholungsstätte für verwundete Soldaten zur Verfügung gestellt 1920 Gemäß der Weimarer Verfassung wird die bis dahin selbständige Bayerische Post in die Deutsche Reichspost eingegliedert ( die sog. „Verreichlichung“) 1921 In Brannenburg wird die „Deutsche Postgewerkschaft“ von den bisher selbständigen Postlergewerkschaften aus Bayern, Württemberg und Preußen gegründet Das Erholungsheim bleibt im Besitz des „Landesverbands Bayern der DPG“ 1922 Unter tätiger Mithilfe holländischer Kollegen wird der hintere Teil des Hauptgebäudes abgerissen und erneuert 1924 Es wird der vordere Teil des Hauptgebäudes umgebaut 1927 Die DPG schließt sich mit dem „Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten“ zur damals größten Postgewerkschaft der Welt zusammen. Brannenburg ver bleibt auch hier im Besitz des Landesverbands Bayern der neuen Gewerkschaft 1933 Der „Reichsverband“ wird von den Nazis aufgelöst. Das Erholungsheim wird vom 'Reichsbund Deutscher Beamter“ (einer Nazi-Organisation) übernommen 1940 Die Reichspost kauft das Erholungsheim um 350.000 RM vom Reichsbund Deutscher Beamter. Im Krieg wird das Haus als Lazarett genutzt 1945 Die Stadt München richtet im Erholungsheim ein Ausweichkrankenhaus ein 1950 Nach langen Auseinandersetzungen wird das Erholungsheim an die DPG zurückgegeben 1951 Das Haus wird wieder als Erholungsheim eröffnet 1963 Der Wirtschaftsbetrieb wird wieder voll aufgenommen 1969 Das Haus wird an die DPG-Hauptverwaltung übereignet 1970 Beginn umfassender Erweiterungsbauten 1981 Die “Wirtschaftliche Vereinigung” wird aufgelöst 1994 Aufstockung des Verbindungsbaues zwischen den beiden Hauptgebäuden 2001 Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di 2003 Das Haus wird zur zentralen Bildungsstätte mit eigenen Seminarangeboten 2004 Festakt zum 90-jährigen Bestehen des Hauses - 47 - Mitwirkende Die Texte zur Geschichte des Hauses wurden verfasst von: Heinrich Ortner Bildungsbeauftragter ver.di Bezirk München, Lohsteuerberater, ehemals Betriebratsmitglied und Schwerbehindertenvertreter bei der Telekom Franz Schröther Mitglied im Landesbezirksvorstand ver.di Bayern bis 2003, Vorsitzender der Geschichtswerkstatt e.V. Neuhausen Walter Schwab Bezirkssekretär der DPG Bezirk München im Ruhestand, aktiver ehrenamtlicher Teamer im ver.di Landesbezirk Bayern Die literarischen Texte wurden verfasst von: Helmut Ruge Kabarettist, Schauspieler und Autor Boris Ruge Schauspieler, Musiker und Autor Barbara Tedeski Schauspielerin, Autorin Kulturbeauftragte Haus Brannenburg - 48 -