Die WG-AG - HolidayCheck

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Die WG-AG - HolidayCheck
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vertrieb
Die WG-AG
Ein Besuch bei Holidaycheck, dem wichtigsten
Hotelbewertungsportal in deutscher Sprache
M
an fühlt sich ein bisschen so, als
beträte man eine Wohngemeinschaft. Wo sonst findet man
gleich im Eingangsbereich eine
Liste, die das Miteinander einfacher gestalten soll? „Wir haben klare Regeln, an die
wir uns halten“, steht da als oberstes von 14
Geboten geschrieben. Daneben hängt eine
Strichliste des Verzehrs einer Party, bei dem
Beck’s und Caipirinha offenbar die beliebtesten Drinks waren, daneben Postkarten,
eine Urkunde und ein Brief von einer DRVService-Gesellschaft, der taugt, um sich
über Kleingeist zu amüsieren.
Diese Etagenwohnung im ersten Stock eines Betonklotzes beherbergt allerdings keine WG, sondern eine AG. Eine Aktiengesellschaft, die man getrost als Arbeitsgemeinschaft bezeichnen kann. Holidaycheck hat
seinen Sitz in dieser Fünf-Zimmer-Wohnung mit Küche und zwei Etagentoiletten.
Holidaycheck, das ist die angesagteste
Plattform für Hotelbewertungen in deutscher Sprache. Der Gast als Kritiker,Web 2.0
in Reinkultur. Ungeachtet jeglicher PRund Katalogtexte tauschen Urlauber in
Communities wie dieser von Holidaycheck
ihre Erfahrungen über das Selbsterlebte im
Hotel aus.Vor allem über die weichen Faktoren, die in keiner Katalogbeschreibung
auftauchen: Essen, Service, Sauberkeit.
Pausenraum und Klassenzimmer: In dieser Ecke unweit
der Küche wird gerade Englisch unterrichtet.
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Über 470.000 Hotelbewertungen finden
sich auf der Website, die 1,6 Mill. Mal am
Tag angeklickt wird. Größenordnungen, die
für unvorstellbare Fluktuationen sprechen.
Genauso unvorstellbar scheint es, dass
der Medienkonzern Burda vergangenes
Jahr 25 Mill. Euro für die Übernahme von
Holidaycheck hinblätterte. Das hat er aber
getan – für eine Firma, die gerade einmal
zweieinhalb Jahre existierte.
Dass den Machern das Geld und der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen sind, erkennt
man in der Zentrale im grenznahen
Schweizer Städtchen Kreuzlingen. Allein
das Gebäude ist das Gegenteil von Prunk
und Protz: Es erinnert eher an ein Gefängnis als an den Sitz eines millionenschweren
High-Tech-Unternehmens.
Außer dem charmanten Eingang, dem von
Filmplakaten übersäten Programmierbüro
und der gemütlichen Pausenecke, in der
Polaroidfotos von allen aktuell 35 fest angestellten Mitarbeitern hängen, fällt die
Zentrale vor allem durch eines auf: Sie
platzt aus allen Nähten – und nichts außer
den Postkarten am Eingang erinnert hier an
Urlaub. Die dicht gestaffelt sitzenden
Mitarbeiter könnten auch Autoreifen verkaufen oder die Hotline eines Fernsehsenders betreiben.
So geht es zu in dieser Firma, durch die
noch ein Duft der New Economy weht. Die
Gewinne sprudeln, kaum einer hat die —
Zwischen zwei Rechnern: Lavdim Dzaferi hat gerade
sein Jahrespraktikum bei den Programmierern begonnen.
FOTOS: ARSÈNE SAHEURS (6)
Tim Holzapfel
„Nicholson is watching you“ lautet
das Motto bei den Programmierern.
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Ziel: Europas Nummer eins
Fünf FAQ an Erfinder Markus Schott
• Wie finanziert sich Holidaycheck? Zum
größten Teil durch unser Online-Reisebüro,
das inzwischen 58 Mill. Euro Umsatz macht,
und natürlich durch herkömmliche Werbung
auf unserer Website.
• Wie gewährleisten Sie Seriosität? Durch
strikte Trennung von Reisevermittlung
und dem Content der Seite und durch eine
jährliche TÜV-Überprüfung.
• Wie verhindern Sie manipulierte Hotelbewertungen? Durch ein ausgeklügeltes ITSystem und eine 15-köpfige Content-Mannschaft, die alle Bewertungen liest.
• Welches Ziel haben Sie? Wir wollen die
Nummer eins bei den Reise-Websites in
Europa werden.
• Warum wird Holidaycheck auch international ein erfolgreiches Portal? Weil die
Kombination aus dem Know-how einer
starken Marke und dem Burda-Netz ein
Garant für den langfristigen Erfolg ist.
Kreativer Kopf:
Vor acht Jahren
hatte Markus
Schott die Idee
für ein Hotelbewertungsportal.
Herausgekommen
ist dabei Holidaycheck.
Einen Hauch von Urlaub versprüht die Wand im
Eingangsbereich dank der vielen Postkarten.
Gefängnis oder Zentrale? In diesem Betonklotz in
Kreuzlingen hat Holidaycheck seinen Firmensitz.
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Altersgrenze von 40 Jahren passiert, Geheimniskrämerei gibt es nicht. „Wir machen Entscheidungen transparent“, heißt
ein weiteres Gebot am Eingang. An einem
schwarzen Brett im Flur zur Küche steht alles über aktuelle Projekte geschrieben.
Man versteht sich als Gemeinschaft, als
Community, wie man in der Sprache des
Internet sagen würde. Jeder duzt jeden, egal
ob Praktikant oder Chef. Die meisten Mitarbeiter kennen sich auch privat, sind Freunde und kommen fast alle aus Konstanz und
Umgebung. Die Zahl der Mitarbeiter
wächst monatlich, „denn bis jetzt kennen
wir nur den Weg nach oben“, sagt Markus
Schott, der Erfinder und Mitbegründer von
Holidaycheck.
Trotz Rolex am Arm ist Markus Schott
ein unauffälliger, zurückhaltender Typ, Anfang 30, der ein blaues Hemd zur Jeans trägt.
Star-Allüren sind ihm fremd. Wenn er in
Ruhe etwas besprechen will, geht er nach
draußen. Drinnen ist dafür schlicht kein
Platz. So setzt sich Schott auf eine kalte
Steintreppe des Nachbargebäudes, um in
Ruhe die Entstehungsgeschichte zu erzählen:
BWL-Student Schott will Urlaub machen,
bekommt im Reisebüro das Iberostar Dominicana in der Dominikanischen Republik angeboten und stöbert im Internet
nach Erfahrungsberichten von Gästen des
Hotels. „Ich wollte wissen, was ich da buche“, sagt er rückblickend.Auf einer Website
namens Debbies Dominican Travel schütten
viele Urlauber Lob über die Anlage aus – für
Schott die Initialzündung für die Buchung
des Urlaubs und schließlich auch das eigene Business. Acht Jahre ist das her.
Zum Durchbruch verhilft Holidaycheck ein
Beitrag auf RTL im Sommer 2003. Thema:
Was taugen die Hotelbewertungsportale?
„Nach dieser Sendung brachen die Server
drei Tage nacheinander immer wieder zusammen“, erinnert sich Schott. Statt 30
Von heißen Waffeln und Sat-TV
Content Manager Tobias Hammer entscheidet, welche Bewertungen es auf die Holidaycheck-Seite schaffen
FOTO: ARSÈNE SAHEURS
Untersucht die
Bewertungen auf
Schleichwerbung:
Tobias Hammer
ist für die Inhalte
der Website
verantwortlich.
Tobias Hammer (29) leitet bei Holidaycheck den Bereich Content
Management. Er ist also dafür
verantwortlich, dass nichts Sittenwidriges und keine politischen Parolen auf der Website landen – und
dass es keine Schleichwerbung
oder Manipulation auf die Seite
schafft. Deshalb wird jede Bewertung, die ein Nutzer bei Holidaycheck abgibt, gegengelesen.
Hammer hat die Übersicht der eingegangenen Hotelbewertungen
aufgerufen. Lauter grüne Symbole
sieht er, zwischendurch sind auch
welche in roter oder blauer Farbe
dabei. Wird ein Hotel von den
Usern überwiegend mit vier Ster-
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nen ausgezeichnet und trudelt
dann eine Bewertung mit nur zwei
Sternen ein, wird sie von der Software rot markiert. „Sie fällt vom
Durchschnitt ab“, sagt Hammer.
Grün bedeutet, dass diese Bewertung unauffällig ist. Blaue Markierungen deuten auf Schleichwerbung hin. In diesen Bewertungen
wird ein Vokabular verwendet, das
der Hotelsprache entstammt:
Sat-TV, Mietsafe und Panoramablick sind solche Begriffe, die auf
dem Index stehen.
Eine blau markierte Bewertung
von Maren und Dirk eingetrudelt.
Schleichwerbung? Zunächst fällt
auf, dass das Paar seine Bewer-
tung erst sieben Monate nach
seinem Aufenthalt im Arkona
Strandhotel in Binz auf Rügen
abgibt. Außerdem wählt es eine
äußerst blumige Sprache für seine
Lobhudelei des Hotels. Beim
Frühstücksbüfett habe es „alle erdenklichen Brötchen- und Brotsorten, heiße Waffeln, vielfältige
Beläge und Brotaufstriche und
sogar ein reichhaltiges Bioangebot“ gegeben, das „absolut keine
Wünsche offen ließ!“
Tobias Hammer guckt misstrauisch: Dieses Frühstück hätte kein
Hotelier besser preisen können. Es
besteht der Verdacht auf Manipulation. Er checkt die IP-Adresse,
schreibt dann eine E-Mail an das
Paar und fordert sie auf, ihren Hotelaufenthalt zu belegen. Das haben Maren und Dirk offenbar geschafft, indem sie ihren Aufenthaltszeitraum konkretisiert haben.
Das Paar erlebte im März und nicht
wie ursprünglich angegeben im
vergangenen September einen
„wunderschönen und erholsamen
Kurzurlaub auf Rügen“. Die Bewertung ist inzwischen freigeschaltet.
Hammers Team hat auch schon
Manipulationsversuche von Veranstaltern entdeckt. GTI, Nazar und
Phoenix zählen zu den auffälligeren. Die großen Veranstalter halten
sich eher zurück.
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kommen nun 100 Bewertungen am Tag. auf der Website auf Wunsch jede neu einge- Reisebüros sind und sie selbst ein OnlineReisebüro betreiben. Ein Gutes hatte die
Der Andrang ist für Schott und vier Freun- hende Bewertung zugeschickt.
Misstrauisch ist auch der DRV gegen- Aktion aber: Der Brief schmückt den Einde Grund genug, alles Ersparte zusammenzukratzen, gemeinsam 100.000 Schweizer über Holidaycheck. Die Unterstützung der gangsbereich. Ein Schabernack, der mehr
Franken auf den Tisch zu legen und am 19. Kümmerer-Kampagne hat der Verband un- an eine Wohn- denn an eine AktiengesellNovember 2003 Holidaycheck als Aktien- tersagt, auch wenn fünf Prozent der Nutzer schaft erinnert.
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gesellschaft ins Handelsregister
eintragen zu lassen.
Die Firma wächst rasant: Immer neue Funktionen wie Urlaubsfotos, Reisetipps oder jetzt
die Videos schalten die Macher
U LT R A-A L L - I N C L U S I V E . M E H R G A N Z E X K L U S I V.
auf die Website frei, was die Web2.0-Community dankbar annimmt. Weitere Neuheiten haben sie en masse im Köcher: Bis
Ende Juni können Kreuzfahrten
bewertet werden, eine Bewertungsplattform für Ferienwohnungen ist in Planung. Das Versenden von Geodaten und Reiseinfos auf das Handy sind heiß
diskutierte Themen, aber bis es
so weit sei, werde es noch zwei,
drei Jahre dauern, vermutet Projektmanager Markus Munk.
Bis dahin wird Holidaycheck
eine europäische Community
sein, zumindest arbeiten sie aktuell eifrig gemeinsam daran.
Deutschsprachige Inhalte werden in englische, italienische,
französische, spanische und polMEHR
MEHR
MEHR
MEHR als
nische Sprache übersetzt.An den
Luxus
Faszination
Köstlichkeiten
Sie sich erträumt haben
eigenen Sprachkenntnissen wird
derweil im Pausenraum gefeilt,
wo einige Mitarbeiter in der
Mittagspause in Englisch unterrichtet werden. Das gehört zur
Firmenphilosophie.
So beliebt Holidaycheck bei
den Usern auch ist, so zweispältig betrachten die Hoteliers mitunter diese Seite. Auch wenn
drei Viertel aller Hotelbewertungen in einer Weiterempfehlung
münden. „Viele Hoteliers denken dennoch, dass wir ihnen etwas Schlechtes wollen“, lautet
Schotts Erfahrung. Komme ein
Hotel ungerechtfertigt schlecht
weg, könne der Hotelier auch
jederzeit eine Gegendarstellung
abgeben und durch Fotos und
Videos beweisen, dass er Missstände ausgeräumt hat, erläutert
Schott. Holidaycheck sei vielmehr so etwas wie ein kostenloses Qualitätsmanagement für
Hotels. Deren Betreiber bekommen durch eine Registrierung
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