Die WG-AG - HolidayCheck
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Die WG-AG - HolidayCheck
FVW 12_07-042.ps 15.05.2007 14:52 Uhr Seite 42 vertrieb Die WG-AG Ein Besuch bei Holidaycheck, dem wichtigsten Hotelbewertungsportal in deutscher Sprache M an fühlt sich ein bisschen so, als beträte man eine Wohngemeinschaft. Wo sonst findet man gleich im Eingangsbereich eine Liste, die das Miteinander einfacher gestalten soll? „Wir haben klare Regeln, an die wir uns halten“, steht da als oberstes von 14 Geboten geschrieben. Daneben hängt eine Strichliste des Verzehrs einer Party, bei dem Beck’s und Caipirinha offenbar die beliebtesten Drinks waren, daneben Postkarten, eine Urkunde und ein Brief von einer DRVService-Gesellschaft, der taugt, um sich über Kleingeist zu amüsieren. Diese Etagenwohnung im ersten Stock eines Betonklotzes beherbergt allerdings keine WG, sondern eine AG. Eine Aktiengesellschaft, die man getrost als Arbeitsgemeinschaft bezeichnen kann. Holidaycheck hat seinen Sitz in dieser Fünf-Zimmer-Wohnung mit Küche und zwei Etagentoiletten. Holidaycheck, das ist die angesagteste Plattform für Hotelbewertungen in deutscher Sprache. Der Gast als Kritiker,Web 2.0 in Reinkultur. Ungeachtet jeglicher PRund Katalogtexte tauschen Urlauber in Communities wie dieser von Holidaycheck ihre Erfahrungen über das Selbsterlebte im Hotel aus.Vor allem über die weichen Faktoren, die in keiner Katalogbeschreibung auftauchen: Essen, Service, Sauberkeit. Pausenraum und Klassenzimmer: In dieser Ecke unweit der Küche wird gerade Englisch unterrichtet. 42 FVW 12 18.5.07 Über 470.000 Hotelbewertungen finden sich auf der Website, die 1,6 Mill. Mal am Tag angeklickt wird. Größenordnungen, die für unvorstellbare Fluktuationen sprechen. Genauso unvorstellbar scheint es, dass der Medienkonzern Burda vergangenes Jahr 25 Mill. Euro für die Übernahme von Holidaycheck hinblätterte. Das hat er aber getan – für eine Firma, die gerade einmal zweieinhalb Jahre existierte. Dass den Machern das Geld und der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen sind, erkennt man in der Zentrale im grenznahen Schweizer Städtchen Kreuzlingen. Allein das Gebäude ist das Gegenteil von Prunk und Protz: Es erinnert eher an ein Gefängnis als an den Sitz eines millionenschweren High-Tech-Unternehmens. Außer dem charmanten Eingang, dem von Filmplakaten übersäten Programmierbüro und der gemütlichen Pausenecke, in der Polaroidfotos von allen aktuell 35 fest angestellten Mitarbeitern hängen, fällt die Zentrale vor allem durch eines auf: Sie platzt aus allen Nähten – und nichts außer den Postkarten am Eingang erinnert hier an Urlaub. Die dicht gestaffelt sitzenden Mitarbeiter könnten auch Autoreifen verkaufen oder die Hotline eines Fernsehsenders betreiben. So geht es zu in dieser Firma, durch die noch ein Duft der New Economy weht. Die Gewinne sprudeln, kaum einer hat die — Zwischen zwei Rechnern: Lavdim Dzaferi hat gerade sein Jahrespraktikum bei den Programmierern begonnen. FOTOS: ARSÈNE SAHEURS (6) Tim Holzapfel „Nicholson is watching you“ lautet das Motto bei den Programmierern. FVW 12_07-043.ps 15.05.2007 14:54 Uhr Seite 43 Ziel: Europas Nummer eins Fünf FAQ an Erfinder Markus Schott • Wie finanziert sich Holidaycheck? Zum größten Teil durch unser Online-Reisebüro, das inzwischen 58 Mill. Euro Umsatz macht, und natürlich durch herkömmliche Werbung auf unserer Website. • Wie gewährleisten Sie Seriosität? Durch strikte Trennung von Reisevermittlung und dem Content der Seite und durch eine jährliche TÜV-Überprüfung. • Wie verhindern Sie manipulierte Hotelbewertungen? Durch ein ausgeklügeltes ITSystem und eine 15-köpfige Content-Mannschaft, die alle Bewertungen liest. • Welches Ziel haben Sie? Wir wollen die Nummer eins bei den Reise-Websites in Europa werden. • Warum wird Holidaycheck auch international ein erfolgreiches Portal? Weil die Kombination aus dem Know-how einer starken Marke und dem Burda-Netz ein Garant für den langfristigen Erfolg ist. Kreativer Kopf: Vor acht Jahren hatte Markus Schott die Idee für ein Hotelbewertungsportal. Herausgekommen ist dabei Holidaycheck. Einen Hauch von Urlaub versprüht die Wand im Eingangsbereich dank der vielen Postkarten. Gefängnis oder Zentrale? In diesem Betonklotz in Kreuzlingen hat Holidaycheck seinen Firmensitz. FVW 12_07-044.ps 15.05.2007 14:54 Uhr Seite 44 vertrieb Altersgrenze von 40 Jahren passiert, Geheimniskrämerei gibt es nicht. „Wir machen Entscheidungen transparent“, heißt ein weiteres Gebot am Eingang. An einem schwarzen Brett im Flur zur Küche steht alles über aktuelle Projekte geschrieben. Man versteht sich als Gemeinschaft, als Community, wie man in der Sprache des Internet sagen würde. Jeder duzt jeden, egal ob Praktikant oder Chef. Die meisten Mitarbeiter kennen sich auch privat, sind Freunde und kommen fast alle aus Konstanz und Umgebung. Die Zahl der Mitarbeiter wächst monatlich, „denn bis jetzt kennen wir nur den Weg nach oben“, sagt Markus Schott, der Erfinder und Mitbegründer von Holidaycheck. Trotz Rolex am Arm ist Markus Schott ein unauffälliger, zurückhaltender Typ, Anfang 30, der ein blaues Hemd zur Jeans trägt. Star-Allüren sind ihm fremd. Wenn er in Ruhe etwas besprechen will, geht er nach draußen. Drinnen ist dafür schlicht kein Platz. So setzt sich Schott auf eine kalte Steintreppe des Nachbargebäudes, um in Ruhe die Entstehungsgeschichte zu erzählen: BWL-Student Schott will Urlaub machen, bekommt im Reisebüro das Iberostar Dominicana in der Dominikanischen Republik angeboten und stöbert im Internet nach Erfahrungsberichten von Gästen des Hotels. „Ich wollte wissen, was ich da buche“, sagt er rückblickend.Auf einer Website namens Debbies Dominican Travel schütten viele Urlauber Lob über die Anlage aus – für Schott die Initialzündung für die Buchung des Urlaubs und schließlich auch das eigene Business. Acht Jahre ist das her. Zum Durchbruch verhilft Holidaycheck ein Beitrag auf RTL im Sommer 2003. Thema: Was taugen die Hotelbewertungsportale? „Nach dieser Sendung brachen die Server drei Tage nacheinander immer wieder zusammen“, erinnert sich Schott. Statt 30 Von heißen Waffeln und Sat-TV Content Manager Tobias Hammer entscheidet, welche Bewertungen es auf die Holidaycheck-Seite schaffen FOTO: ARSÈNE SAHEURS Untersucht die Bewertungen auf Schleichwerbung: Tobias Hammer ist für die Inhalte der Website verantwortlich. Tobias Hammer (29) leitet bei Holidaycheck den Bereich Content Management. Er ist also dafür verantwortlich, dass nichts Sittenwidriges und keine politischen Parolen auf der Website landen – und dass es keine Schleichwerbung oder Manipulation auf die Seite schafft. Deshalb wird jede Bewertung, die ein Nutzer bei Holidaycheck abgibt, gegengelesen. Hammer hat die Übersicht der eingegangenen Hotelbewertungen aufgerufen. Lauter grüne Symbole sieht er, zwischendurch sind auch welche in roter oder blauer Farbe dabei. Wird ein Hotel von den Usern überwiegend mit vier Ster- 44 FVW 12 18.5.07 nen ausgezeichnet und trudelt dann eine Bewertung mit nur zwei Sternen ein, wird sie von der Software rot markiert. „Sie fällt vom Durchschnitt ab“, sagt Hammer. Grün bedeutet, dass diese Bewertung unauffällig ist. Blaue Markierungen deuten auf Schleichwerbung hin. In diesen Bewertungen wird ein Vokabular verwendet, das der Hotelsprache entstammt: Sat-TV, Mietsafe und Panoramablick sind solche Begriffe, die auf dem Index stehen. Eine blau markierte Bewertung von Maren und Dirk eingetrudelt. Schleichwerbung? Zunächst fällt auf, dass das Paar seine Bewer- tung erst sieben Monate nach seinem Aufenthalt im Arkona Strandhotel in Binz auf Rügen abgibt. Außerdem wählt es eine äußerst blumige Sprache für seine Lobhudelei des Hotels. Beim Frühstücksbüfett habe es „alle erdenklichen Brötchen- und Brotsorten, heiße Waffeln, vielfältige Beläge und Brotaufstriche und sogar ein reichhaltiges Bioangebot“ gegeben, das „absolut keine Wünsche offen ließ!“ Tobias Hammer guckt misstrauisch: Dieses Frühstück hätte kein Hotelier besser preisen können. Es besteht der Verdacht auf Manipulation. Er checkt die IP-Adresse, schreibt dann eine E-Mail an das Paar und fordert sie auf, ihren Hotelaufenthalt zu belegen. Das haben Maren und Dirk offenbar geschafft, indem sie ihren Aufenthaltszeitraum konkretisiert haben. Das Paar erlebte im März und nicht wie ursprünglich angegeben im vergangenen September einen „wunderschönen und erholsamen Kurzurlaub auf Rügen“. Die Bewertung ist inzwischen freigeschaltet. Hammers Team hat auch schon Manipulationsversuche von Veranstaltern entdeckt. GTI, Nazar und Phoenix zählen zu den auffälligeren. Die großen Veranstalter halten sich eher zurück. FVW 12_07-045.ps 15.05.2007 14:55 Uhr Seite 45 kommen nun 100 Bewertungen am Tag. auf der Website auf Wunsch jede neu einge- Reisebüros sind und sie selbst ein OnlineReisebüro betreiben. Ein Gutes hatte die Der Andrang ist für Schott und vier Freun- hende Bewertung zugeschickt. Misstrauisch ist auch der DRV gegen- Aktion aber: Der Brief schmückt den Einde Grund genug, alles Ersparte zusammenzukratzen, gemeinsam 100.000 Schweizer über Holidaycheck. Die Unterstützung der gangsbereich. Ein Schabernack, der mehr Franken auf den Tisch zu legen und am 19. Kümmerer-Kampagne hat der Verband un- an eine Wohn- denn an eine AktiengesellNovember 2003 Holidaycheck als Aktien- tersagt, auch wenn fünf Prozent der Nutzer schaft erinnert. fvw gesellschaft ins Handelsregister eintragen zu lassen. Die Firma wächst rasant: Immer neue Funktionen wie Urlaubsfotos, Reisetipps oder jetzt die Videos schalten die Macher U LT R A-A L L - I N C L U S I V E . M E H R G A N Z E X K L U S I V. auf die Website frei, was die Web2.0-Community dankbar annimmt. Weitere Neuheiten haben sie en masse im Köcher: Bis Ende Juni können Kreuzfahrten bewertet werden, eine Bewertungsplattform für Ferienwohnungen ist in Planung. Das Versenden von Geodaten und Reiseinfos auf das Handy sind heiß diskutierte Themen, aber bis es so weit sei, werde es noch zwei, drei Jahre dauern, vermutet Projektmanager Markus Munk. Bis dahin wird Holidaycheck eine europäische Community sein, zumindest arbeiten sie aktuell eifrig gemeinsam daran. Deutschsprachige Inhalte werden in englische, italienische, französische, spanische und polMEHR MEHR MEHR MEHR als nische Sprache übersetzt.An den Luxus Faszination Köstlichkeiten Sie sich erträumt haben eigenen Sprachkenntnissen wird derweil im Pausenraum gefeilt, wo einige Mitarbeiter in der Mittagspause in Englisch unterrichtet werden. Das gehört zur Firmenphilosophie. So beliebt Holidaycheck bei den Usern auch ist, so zweispältig betrachten die Hoteliers mitunter diese Seite. Auch wenn drei Viertel aller Hotelbewertungen in einer Weiterempfehlung münden. „Viele Hoteliers denken dennoch, dass wir ihnen etwas Schlechtes wollen“, lautet Schotts Erfahrung. Komme ein Hotel ungerechtfertigt schlecht weg, könne der Hotelier auch jederzeit eine Gegendarstellung abgeben und durch Fotos und Videos beweisen, dass er Missstände ausgeräumt hat, erläutert Schott. Holidaycheck sei vielmehr so etwas wie ein kostenloses Qualitätsmanagement für Hotels. Deren Betreiber bekommen durch eine Registrierung Von der Karibik träumen? Sandals buchen! W E N N K A R I B I K , D A N N S A N D A L S & B E A C H E S R E S O R T S ! Denn in der größten Ultra-all-inclusive Hotelgruppe der Karibik bekommen Ihre Kunden einfach mehr fürs Geld: Schneeweiße Strände. Mindestens 4 Feinschmecker-Restaurants. Traumhafte Sportparadiese. Ein vielfältiges WeddingMoon™-Angebot. Exklusive Spas. Und auf Wunsch Suiten mit eigenem Pool und Butler. In den 14 Sandals Resorts erfüllen wir alle Träume von einem Urlaub zu Zweit, die 4 Beaches Resorts lassen auch Eltern einen entspannten Urlaub genießen. Alle nur erdenklichen Leistungen sind im Preis inbegriffen. E B E N U LT R A - A L L - I N C L U S I V E . Sandals & Beaches Resorts | An St. Swidbert 11 | 40489 Düsseldorf | Tel: 02 11 -405 77 00 | Fax: 02 11 -405 77 02 info @ sandals.de | www.sandals.de ANTIGUA | BAHAMAS | JAMAIKA | KUBA | S T. L U C I A | TURKS & CAICOS